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zunächst möchte ich mich im Namen des Teams der "Münchner Innenstadt" recht herzlich für die zahlreichen Briefe, die Sie an uns geschrieben haben, bedanken. Ihr Interesse an unserem Magazin bestätigt uns, dass wir den von uns selbst gesetzten Ziel, Sie für die Geschichte der Münchner Innenstadt zu interessieren, wieder ein Stück näher gekommen sind. Die Geschichte unserer Stadt hat viele Gesichter, die wir Ihnen nur in Ausschnitten zeigen können. Sie sollten unsere Beträge als Aufforderung sehen und die Münchner Innenstadt selbst erforschen. Sie werden mer- ken, es lohnt sich. In unserer 4. Ausgabe berichten wir unter ander- em über das Püttrichkloster, und wir haben alte Bilder von Münchens Palais gefunden. Und Sie erfahren in einem weiteren Artikel Interessantes über die Münchner Tore und Türme. Desweiteren befassen wir uns mit den Münchner Straßen- namen und sagen Ihnen, wie sie zu Ihrem Namen gekommen sind. Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen. Nehmen Sie sich die Ruhe und Zeit und tauchen Sie in die Geschichte der Münchner Innenstadt ein. PS: Unsere 5. Ausgabe der " Münchner Innenstadt" erscheint Mitte Januar 2006 und wird Sie wieder auf interessante Stippvisiten durch die Münchner Innenstadt mitnehmen. 2 münchner Innenstadt Innenstadt münchner Innenstadt münchner münchner 4/2005 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping Innenstadt Püttrichkloster Münchner Straßen Für Sie probiert! Editorial

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2 InnenstadtInnenstadt In unserer 4. Ausgabe berichten wir unter ander- em über das Püttrichkloster, und wir haben alte Bilder von Münchens Palais gefunden. Und Sie erfahren in einem weiteren Artikel Interessantes über die Münchner Tore und Türme. Desweiteren befassen wir uns mit den Münchner Straßen- namen und sagen Ihnen, wie sie zu Ihrem Namen gekommen sind. münchner münchner münchnermünchner 4/2005 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping Münchner Straßen

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zunächst möchte ich mich im Namen des Teams der"Münchner Innenstadt" recht herzlich für die zahlreichenBriefe, die Sie an uns geschrieben haben, bedanken. IhrInteresse an unserem Magazin bestätigt uns, dass wirden von uns selbst gesetzten Ziel, Sie für die Geschichteder Münchner Innenstadt zu interessieren, wieder einStück näher gekommen sind.

Die Geschichte unserer Stadt hat viele Gesichter, die wirIhnen nur in Ausschnitten zeigen können. Sie solltenunsere Beträge als Aufforderung sehen und dieMünchner Innenstadt selbst erforschen. Sie werden mer-ken, es lohnt sich.

In unserer 4. Ausgabe berichten wir unter ander-em über das Püttrichkloster, und wir haben alteBilder von Münchens Palais gefunden. Und Sieerfahren in einem weiteren Artikel Interessantesüber die Münchner Tore und Türme. Desweiterenbefassen wir uns mit den Münchner Straßen-namen und sagen Ihnen, wie sie zu Ihrem Namengekommen sind.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.Nehmen Sie sich die Ruhe und Zeit und tauchenSie in die Geschichte der Münchner Innenstadt ein.

PS: Unsere 5. Ausgabe der " Münchner Innenstadt"erscheint Mitte Januar 2006 und wird Sie wieder aufinteressante Stippvisiten durch die Münchner Innenstadtmitnehmen.

2münchnerInnenstadtInnenstadtmünchner

Innenstadtm ü n c h n e rm ü n c h n e r

4/2005 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping

Innenstadt

Püttrichkloster

Münchner Straßen

Für Sie probiert!

Editorial

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Püttrichkloster

ussten Sie es ?

3 münchnerInnenstadtInnenstadtmünchner

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2313

5Püttrichkloster 5

25 29Tore Münchens

Münchner-Innenstadt-Brunnen

WWBesonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

und ihre Herkunft

Münchner Strassen und Plätze

Palais in München

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Inh

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münchnerInnenstadtInnenstadtmünchner

münchnerInnenstadtInnenstadtmünchner

4/Oktober 2005

5Püttrichkloster

9Wussten Sie es ?

Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

13Münchner Straßen

19Für Sie probiert.....

Einkauft ipps

23Palais in München

25Münchner-Innenstadt-Brunnen

Weiß Ferdl

29Die historischen Tore Münchens

31Münchner Stadtgeschichte

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Impressum

Herausgeber:Mario SchmidbauerSedanstraße 1481667 Münchene-mail: [email protected]

Verlag und Redaktion:sms-schmidbauer GbRSedanstraße 1481667 MünchenT 089-480 68 68-6F 089-480 68 68-7e-mail:[email protected]ünchner-innenstadt.com

Gesamtherstellung und Anzeigen:sms-schmidbauer GbRSedanstraße 1481667 MünchenT 089-480 68 68-6F 089-480 68 68-7e-mail:[email protected]

Grafik, Design und Foto:studio liebhartBreisacher Straße 381667 MünchenT 089-45 87 06 19F 089-45 87 06 50e-mail:[email protected]

Foto und Text:LH-München, Stadtarchiv München,Münchner Stadtmuseum, Haus derBayer. Geschichte, Herbert undPhilipp Liebhart, Bea Burkhardt

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Püttrichkloster - Der Christophorusin der Frauenkirche Besucher desMünchner Liebfrauendoms erblickendort eine eindrucksvolle spätgoti-sche Skulptur des Christophorus.Wohl nur wenige wissen, dass siebis zur Säkularisation 1802 dieFassade des so genannten Püttrich-klosters zierte. Der Ursprung diesesFrauenkonvents lag in einem imfrühen 13. Jahrhundert entstande-nen Seelhaus. Bereits an seinerGründung dürfte die FamiliePüttrich (auch Pütrich oder Bittrich)aus dem Münchner Patriziat betei-

ligt gewesen sein. Die Wohnanlage mit Garten befandsich bei einer Christophoruskapelleaußerhalb der ersten Stadtmauer.Dieser Komplex ist an der Einmün-dung der "Kleinen Gasse"

(Perusastraße) in die "VordereSchwabinger Gasse" (Residenz-straße bzw. Max-Joseph-Platz) zulokalisieren, also beim Restaurant"Spatenhaus" und den angrenzen-den Häusern. St. Christoph war das ältesteSeelhaus Münchens. Ihm folgtenvergleichbare Stiftungen der vor-nehmen Familien Ridler (1295),Sendlinger (vor 1400), Pienzenauer(1411), Rudolf (vor 1427), Schluder(1431), Kazmair (1487) und Bart(1595). Die vorrangige Aufgabe der"Seelfrauen" oder "Seelnonnen"

war das tägliche Gebet für dieToten, insbesondere für die verstor-benen Angehörigen der Stifter undFörderer. Hinzu trat, ähnlich denBeginen, die ambulante Kranken-pflege. Es bestand folglich keine

Klausur und zumindest in denAnfängen auch keine besondereTracht. Die Frauen behielten imHaus ihr privates Eigentum unddurften die Gemeinschaft jederzeitwieder verlassen, beispielsweiseum zu heiraten. Nur die beiden älte-sten und angesehensten MünchnerSeelhäuser der Püttrich bzw. derRidler vollzogen den Wandel zuKlöstern. Sie fielen deshalb späterder Säkularisation zum Opfer,während die anderen privaten Seel-häuser noch im 19. Jahrhundertexstierten.

1284 wurden die Seelfrauen bei St.Christoph auf Befehl HerzogLudwigs des Strengen als sogenannte einfache Terziarinnen derRegel des hl. Franziskus unterwor-fen. Die Maßnahme ist in Zusam-

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menhang mit dem gleichzeitigenAbzug der Münchner Franziskanervom Kloster St. Jakob am Anger zusehen. Die Barfüßermönche lebtennun in ihrem neuen Kloster nurwenige Schritte vom Seelhaus ent-fernt. So entstand ein geschlosse-ner franziskanischer Komplex in derNachbarschaft der herzoglichenResidenz.1365 machte der Münchner PatrizierLudwig Püttrich eine reiche Stiftungan das Seelhaus und ließ dort eineneue größere Kirche erbauen. Diesogenannten Püttrichfrauen erhiel-ten 1387 auf Initiative der Stiftereine strenge Hausordnung nachdem Vorbild des Seelhauses derFamilie Ridler. St. Christoph bliebjedoch weiterhin eine weltlicheWohngemeinschaft. Erst 1484 for-derte der Freisinger Bischof Sixtus

von Tannenberg mit Zustimmungder Püttrich von den Seelfrauen dieProfess. Das bisherige Seelhauswurde somit ein Kloster des DrittenOrdens der Franziskaner. Bis aufeine einzige Schwester verließenjedoch alle Insassinnen dieMünchner Stiftung. Die Frauenbezogen mit ihrem persönlichemBesitz ein bischöfliches Haus inFreising. Sie waren fortan in derDomstadt wie gewohnt in derKrankenpflege tätig.Das Püttrichkloster erhielt einenvornehmen Konvent, dessen so-

genannte Chorfrauen sich überwie-gend aus Töchtern des MünchnerPatriziats ergänzten. Als Aufgabeneben dem Gebet trat an die Stelleder Krankenpflege die Fertigung fei-

ner Textilarbeiten. 1508 zogHerzogin Kunigunde, die WitweAlbrechts IV. von Bayern, in denKonvent. Sie erweiterte das Klosterdurch Ankauf benachbarter Häuser.Kaiser Maximilian I. schenkte seinerSchwester für den Konvent zahlrei-che Reliquien. Kunigunde starb1520 im Ruf einer Seligen. Beharrlichen Widerstand leistetendie Püttrichschwestern gegen For-derungen nach strenger Klausur.Erst 1627 erweiterte der Konventdas einfache Gelübde der dreiEvangelischen Räte (Gehorsam,Armut und Keuschheit) um dasGebot der Klausur. Als äußeresZeichen erhielten die Schwesternnun den schwarzen Nonnenschleierder Klarissen. Ab 1638 nahm derKonvent zu den Chorfrauen auchsogenannte Laienschwestern auf,die fortan im Kloster die niederenDienste besorgten. Bereits 1780 drohte dem beschau-lich lebenden Kloster seine Auf-hebung. Die Oberin Maria FlorianaDyr sicherte den vorläufigen Fort-bestand ab 1782 durch Einrichtungund Unterhalt einer Mädchenschu-le. 1783 musste das Kloster acht-zehn Schwestern aus dem aufgelö-sten Münchner Ridlerkloster auf-nehmen. 1799 wurde die 27jährigePüttrich-Nonne Paula Lecker sogarzur Ausbilderin für das gesamte

Mädchenschulwesen in Münchenernannt.

Im Januar 1802 wurde die Säku-larisation des Püttrichhauses be-schlossen. Das Kloster besaß inMünchen sieben Häuser mitMietwohnungen sowie mehrereGärten und Wiesen vor der Stadt.Hinzu kamen über Oberbayern ver-streut mehr als 40 bäuerlicheAnwesen, die dem Konvent Ab-gaben und Dienste leisteten. Ausden Zinserträgen des recht hohenKlostervermögens von rund280.000 Gulden sollten künftigweltliche Lehrerinnen besoldet wer-den. Am 18. Dezember 1802 beganndie Übersiedlung des Konvents,insgesamt 28 Chorfrauen und zehnHausschwestern, in das Kloster derFranziskanerinnen von Reutberg.Die Klosterkirche St. Christophoruswurde vermutlich im Lauf des

Jahres 1806 abgerissen. DasKonventgebäude beherbergte von1803 bis 1807 eine protestantischeMädchenschule, anschließend bis1818 die Königliche Generalforst-administration. Die meisten ehema-ligen Klostergebäude hatte 1803der kurfürstliche Landesdirek-tions-rat Ludwig Joseph von Wolf alsSpekulationsobjekte gekauft. Siewechselten im Lauf des 19.Jahrhunderts mehrfach die privatenBesitzer. Die alte Bausubstanzwurde wohl relativ rasch größten-teils demoliert bzw. völlig umge-wandelt.

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oderne Technik für Münchner Postamt17. Februar: "Eine neue Briefstempelmaschine im Kgl. Postamt München 2 an der Lazarettstraße war heute früh erst-malig in Verwendung. Die Maschine, die im Reich und in Württemberg in größeren Bureaus bereits Eingang gefunden

hat, hat die Größe eines Tisches von 1 Meter im Quadrat, ist bequem zu stellen und zu transportieren. Die Bedienung ist ein-fach."

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ussten Sie es ?

trenge Winterkälte3. Januar: "Die anhaltende grimmige Kälte hat bereits große Schäden im Gefolge: In vielen Werken, die mit Wasserkraftbetrieben werden, müssen eigens Leute gehalten werden, die die Wasserräder von Eis frei machen, um das Eingefrieren

zu verhindern. Der Magistrat hat zahlreiche Leute eingestellt, die insbesondere die zu den Fischbehältern an derHeiliggeistkirche führenden Bäche vom Eingefrieren frei zu halten haben. Die Isar, die mächtige Eisblöcke mit sich führt, hat sichbei der Wittelsbacherbrücke gestaut und ist der ganzen Breite nach zugefroren."

19051905

roßer Bedarf an Heizmaterial31. Januar: "Im Januar gelangten nach München per Bahn und Wasser 2.826 Tonnen Steinkohle, Koks undSteinkohlenbriketts, wovon 25.356 Tonnen aus Bayern und 14.186 Tonnen aus Rheinland; Westfalen stammten. Die

Zufuhr an Braunkohle und Braunkohlenbriketts betrug 20.180 Tonnen und wurde mit 19.078 Tonnen von Österreich-Ungarn ein-geführt."

GG

WW

rbeitslose demonstrieren12. Januar: "Eine neuerliche Demonstration der Arbeitslosen fand heute Mittag statt. Es fanden sich gegen 12 Uhr wie-der zahlreiche Arbeitslose auf dem Sendlingertorplatz ein, zugleich aber auch eine Anzahl Kriminalbeamter, die sich

unter die Menge mischten und diese durch Zureden veranlassen wollten, den Platz zu verlassen. Ebenso war der Kommissardes Bezirks anwesend, der seinerseits ebenfalls versuchte, durch Zureden die Leute auf die Zwecklosigkeit ihrer Ansammlungaufmerksam zu machen."

SS

riseure protestieren gegen ihre Einordnung ins Handelsgewerbe10. Februar: "Die Bader-, Friseur- und Perückenmacher-Innung München veranstaltete heute eine Versammlung einbe-rufen, für jene 86 Friseure, welche bei der Polizeidirektion wegen Offenhaltens ihrer Friseurgeschäfte am ersten

Weihnachtstage 1904 zur Anzeige gebracht und mit je einem Strafmandate von 4 Mark 30 Pfennige bedacht wurden. VorstandBößl erläuterte den Gang der ganzen Sache und die jetzige Rechtslage. Es müsse unbedingt gegen die Einreihung derFriseurgeschäfte unter das Handelsgewerbe Stellung genommen werden, denn die Friseure seien Handwerker und nichtKaufleute."

FF

MM

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Besonderheiten

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ründe für Preissteigerungen gibt es stets!17. Februar: "Die Gemüsepreise bilden gegenwärtig den Gegenstand lebhafter Klagen. Die Preisdifferenzen stellen sichzur Zeit folgendermaßen dar:

1905 1904Pfennige Pfennige

Blaukraut, holländisch, per St. 33-37 18-25Kohlrabi, deutsche, per St. 8-13 5-10Zwiebeln, ungarische, per Kilo 17-22 11-15 Spinat, italienischer, per Kilo 29-35 24-28

Was die Ursachen dieser Preissteigerung betrifft, so sind diese vor allem in den trockenen Sommermonaten des Vorjahresbegründet, aber auch der lang anhaltende strenge Winter, der namentlich den Preis für die italienischen Gemüse sehr ungün-stig beeinflusste, trug wesentlich zu dieser Teuerung bei."

ampf der Säuglingssterblichkeit23. Februar: "Eine Säuglingsmilchküche und Säuglings-Ordinationsstätte wurde am Rindermarkt gegründet, die sich dieAufgabe gestellt hat, durch Darreichung zweckmäßiger Nahrung mitzuhelfen im Kampfe gegen die enorm hohe

Säuglingssterblichkeit, die trotz vieler hygienisch-pädiatrischer Bemühungen im Jahre 1902 noch 24 Prozent betrug."

röffnung der Kaufhäuser Oberpollinger und Tietz14. März: "Die beiden Warenhäuser „Oberpollinger” in der Neuhauserstraße und „Tietz” am Bahnhofsplatz sind heutefür das Publikum eröffnet worden. Ersteres hat an einem großen Teil der Bewohner Münchens eine Einladung zum

Besuche unter Beilage einer Rabattkarte übersendet." Anlässlich der Eröffnung der beiden Warenhäuser Oberpollinger [in derNeuhauserstraße] und Hermann Tietz [heute Hertie am Bahnhofsplatz] ließ der Allgemeine Gewerbeverein München einFlugblatt verteilen, in dem er vor den neuen Einkaufstempeln warnte, die zur "Vernichtung zahlloser Einzelexistenzen" und"Vermehrung von Konkursen" beitrügen, durch "maßlose Reklame" das Publikum blendeten und durch "prunkvolleAusstellung" das Urteil über die Qualität der Waren erschwerten. "Insbesondere die Frauenwelt" wurde "dringendst und instän-digst" gebeten, "ihren bisherigen Lieferanten, den reellen Spezialgeschäften, dem Kaufmann, Handwerker undGewerbetreibenden treu zu bleiben, ihnen die Kundschaft und ihr Vertrauen nicht zu entziehen."

KK

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eneralversammlung der Münchner Kindergärten15. April: "Der Münchener Kindergarten-Verein hielt heute seine Generalversammlung ab, die der zweite Vorstand, derk. Advokat und Landrat A. Wohlschläger, mit der Erstattung des Jahresberichtes eröffnete. Nach demselben unterhielt

der Verein 20 Kindergärten, an denen 29 Tages- und 15 Abendkindergärtnerinnen wirkten. Die 20 Anstalten waren besucht von7.205 Knaben und 6.849 Mädchen, zusammen von 14.054 Kindern, von welchen 4.270 Kinder halbe und 819 ganze Freiplätzeinnehatten. Die Pflichtbeiträge der Kinder betrugen 21.527 Mark 50 Pfenning."

GG

GG

aus dem Münchner Stadtleben

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Wann und wie sie zu ihren Namen kamen.

Genau genommen sind Strassen und Plätze ja nur anonymerRaum zwischen Häuserzeilen. Charakter und Stil bekommen sieerst, wenn Menschen ihnen Namen geben. Dabei könnte dieBezeichnung von diesem Gässchen und jenem Strässchen in vielenFällen einen historischen Roman erzählen. Hier verweist der Nameauf ein altes Rittergeschlecht. Dort standen die Vips unterschied-lichster Epochen Pate.

und ihre Herkunft

Münchner Strassen und Plätze

*1968: Franz Albert, „Weingastgeber“ (Wirt), 1792-1817 Besitzer des Gasthofs „Zum Goldenen Hahn“in der Weinstraße.

*1874: Nach dem Blumenmarkt, der damals (1874)am östl. Ende des Rosentals jährlich von März(Josephi) bis Oktober (Therese) abgehalten wurde.

*1904: Nach dem im 13./14. Jahrhundert entstan-denen Vorstadtviertel „Hagha“ oder „in denHacken (umzäunte Wohnstätte).

*1875. Nachdem 1494 errichteten Jungfernturm,der zum Schutz der Residenz und des damaligenherzoglichen Zeughauses diente und 1804 bis aufeinen Rest abgebrochen wurde.

*1843: Prinzessin Hildegard Louise Charlotte vonBayern (1825-1864), Tochter König Ludwigs I., ver-mählt mit Erzherzog Albrecht Friedrich Rudolf vonÖsterreich.

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*vor 1714. Nach dem ehemaligen, 1589 durchHerzog Wilhelm V. erbauten St.-Rochus-Spital undder 1603 entstandenen St.-Rochus-Kapelle; dasSpital diente der Pflege durchziehender, krankerPilger

*vor 1806: Der Name entstand aus „Paradeplatz“.Der Platz wurde 1780 durch den Abbruch derSalzstadel angelegt und diente längere Zeit demMilitär als Paradeplatz.

*1951: Eugenio Pacelli (1876-1958), von 1917-1925päpstlicher Nuntius in München, 1939 als Pius XII.zum Papst gewählt.

*vor 1837: Nach der 1818 von Leo von Klenzeerbauten kgl. Hofreitschule, die nach den dazu-gehörigen Stallungen auch Marstall genanntwurde.

*vor 1806: Nach dem „Lueger Turm“, ein Wachturm,der seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zumBrand 1806 an der inneren Stadtmauer nördlichder Isartors stand und von dem man weit ins Landschauen (luegen) konnte.

*vor 1381: Nach dem Lederergewerbe, das seitdem 14. Jahrhundert in dieser Straße ansässigwar.

*vor 1368: Wie das Chufringer Tor, ein Torturm, dereinst diese Straße abschloss, nach derPatrizierfamilie Kaufringer benannt.

*vermutlich 1826: Lorenz von Westenrieder (1748-1829), Professor, Geistl. Rat und Domkapitular inMünchen

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PALAIS IN MÜNCHEN

Palais Almeida, Brienner Straße 14

Nobles klassizistisches Palais mit Pariser Note.

Das vornehmste der früheren Brienner-Straßen-Palais wurde 1824 von Métivier gebaut. Es gehörte der BaroninSophie Bayrstorff, der bürgerlichen, erst nachträglich geadelten Geliebten und späteren Gemahlin des PrinzenCarl.

Asam-Haus,Sendlinger Str

Feinsinnig gestaltete, aufwendige Fassade mit phantasievoll perlendemStuck: Ein Zeugnis selbstbewusster Rokoko Künstler. Die Situation ist ein-malig: Egid Quirin Asam baut sein Haus (1733) an "seine" Kirche, Fassadean Fassade. Er konnte sogar durch ein Fenster auf den Hochaltar schauen.

Palais GisePrannerstraße 2

Schönes Adelspalais des aus-gehenden Rokoko. Wahrscheinlich von Hofbau-meister Lespilliez aus der Zeitum 1765 erbaut, gehörte derBau damals der gräflichenFamilie Arco-Taufkirchen.

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Erzbischöfliches Palais,Kardinal-Faulhaber- Straße

Einziges original erhaltenes Adelspalais Münchens und eines der bestenWerke von Cuvilliés. Die edelste Rokokofassade der Stadt. Gleich nach demUmbau des Palais Portia ging Cuvilliés daran, diesen Palast zu errichten, denKarl Albert für seinen Sohn bestimmt hatte - den Grafen Holstein, Sprossseiner Verbindung mit einer Dame des Hofes. 1737 war er vollendet. HeuteSitz des Erzbischofs von München und Freising. Die Innenräume sind für dieÖffentlichkeit nicht zugänglich.

Palais am Promenadeplatz,an der linken Seite des Bayerischen Hofs

Palais Ludwig Ferdinand,Wittelsbacher Platz 4

Gediegener klassizistischer Bau, ursprünglich Klenzes Wohnhaus.Baumeister Klenze wohnte inmitten seiner Werke. Das sehr zurückhaltend gegliederte Palais wurde 1825 vonKlenze erbaut, gehörte ab 1878 den Prinzen Alfons und Ludwig Ferdinand, die sich außerhalb der Residenz ansie-delten.

Palais Montgelas,Promenadeplatz 2

Frühklassizistisches Stadtpalais von französischer Note mit teilweise origi-nal erhaltener Innenausstattung. Nachdem der ehemalige Salzmarkt 1780eine Lindenpromenade geworden war, entstanden hier vornehme Häuser,allen voran das Palais des Ministers Montgelas, entworfen 1811 vomPortugiesen von Herigoyen. Schon 1817 wurde das Palais Ministerium desköniglichen Hauses und des Äußeren, seit 1969 gehört es zum HotelBayerischer Hof und ist sorgfältig restauriert worden.

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Eigentlich hieß er ja FerdinandWeißheitinger, als er am 28.06.1883in Altötting geboren wurde. AlsKind war er Sängerknabe in Alt-ötting und Salzburg. Er absolvierteeine Lehre als Buchdrucker, bevorer zum ersten Mal in Regensburgals Komiker auftrat. Dann schob erseine Himmelfahrtsnase auch indas Münchner Volkssängergesche-hen und wurde mit 23 Jahren amdortigen Platzl engagiert. Dort wirk-te er dann über drei Jahrzehntelang und wurde mit 38 neben SeppEringer zum Platzl-Direktor. Er spiel-te auch in vielen Heimatfilmen mit,

und zahlreiche Tondokumente zeu-gen von seinem reichen Schaffen.Dazu verfaßte er etliche Bauern-stücke und Bücher.

Am 19.06.1949 starb er im Alter von66 Jahren in München, ein Jahrnach Karl Valentin. Begraben liegter auf dem Sollner Waldfriedhof.Bereits vier Jahre später, 1953,errichtete man, im gleichen Jahrwie dem Valentin, auch dem WeißFerdl, dem beliebten Volkssängerund Humoristen, am Viktualien-markt ein Brunnendenkmal. Er ist,im Dachauer Bauerngwand, vondem Bildhauer Josef Erber gestal-tet. Den Guss besorgte Hans Mayraus München. Der Brunnenpfeilerist aus Marchinger Kalkstein. DieEnthüllung des Brunnens fandzusammen mit der des Valentin-brunnens am 18.10.1953 statt, wasausgerechnet ein Kirchweihsonntagwar. Die Aufschrift "MünchnerBürger ihrem Volkssänger" schmei-chelt dem Weiß Ferdl sichtlich. Kleinund gedrungen steht er auf demSockel. Spitzbübisch recktsich unter dem flachrun-den Hütchen seineHimmelfahrtsnase ausdem runden Kopf zumAlten Peter hoch, und überseine geschürzten Lippenscheinen die Töne seinerLieder "Ein Wagen von derLinie 8..." oder das Lied"Vom Wunder derMünchner Weißwurst" indas Wasserbecken zusprudeln. Etwas geniert,mit verlegen verschränk-ten Armen zeigt er sich sei-nen Bewunderern, die ihmfrech in seine beidenNasenlöcher gucken.

Eine selbstgestrickte Lie-beserklärung: Vor einigen Jahren hateine Marktfrau ihrem

geliebten Weiß Ferdl auf seinemPostamentel ein selbstgestricktesRockerl um seine fülligen Lendengegürtet. Es war zur Winterszeit,und das Marktweiberl hatte wohlMitleid mit dem - wie sie glaubte -frierenden Weiß Ferdl. Und ein rosaBrieferl mit folgendem Wortlautlegte sie noch dazu:

Lieber Ferdl! Wenn um mei Standl visavis Der kalte Schneewind waaht, Hats mi schon oft, denk i an di, As Herz im Leib umdraht: Du werst uns doch am Postament um Gottswilln net derfriern!

Drum hab i dir mit eigne Händ Was gstrickt für deine Niern. Dees Rockerl tuat dir, hat i denkt, Recht guat zur Winterszeit Und mir, daß i dir hab wasgschenkt, Was aa dein Hintern gfreit.

Deine Rosa.

Der Weiß-Ferdl-BrunnenDer Weiß-Ferdl-Brunnen

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Der Isartorturm

Foto: Münchner Stadtmuseum

Lebschées früheste Münchner An-sicht zeigt den ruinösen Zustanddes 1337 erbauten Isartors.

Hatte man um die Jahrhundert-wende noch daran gedacht, dasIsartor abzubrechen, so interve-nierteKronprinz Ludwig (später KönigLudwig I.)1823 gegen den bereitsgenehmigten Abriss. „Ich kannnicht genug sagen, wie leid es mirtäte, wenn etwas von diesem Toreniedergerissen würde. Münchenhat ohnehin wenig Altes mehr auf-zuweisen.”1833-35 ließ König Ludwig I. dasmittlerweile völlig verwahrloste Torrestaurieren.

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MÜNCHNER BLICKWINKEL

Die beiden Müchner Fotografen Philipp und Herbert Liebhart arbeiten seitzwei Jahren an dem Buch „Münchner Blickwinkel”, das besondereBilderbuch mit Liebe zum Detail ihrer Heimatstadt. Durch ständige Ver-änderungen in ihrer geliebten Stadt wird der Erscheinungstermin leidernoch einige Zeit auf sich warten lassen.

Gussverzierungen bei Kustermann an der Hauswand im Innenhof

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Im letzten Heft habe ich Ihnen eini-ges über die Türme der mittelalterli-chen Stadt erzählt, die wir heute lei-der nicht mehr sehen können. Nurnoch die Straßenbezeichnung las-sen erkennen, wo der Neuturm, derFalkenturm oder der Lueg ins Landstanden.Hatten die Türme zunächst nochfunktionellen Charakter wie derFalkenturm, der u.a. als Beobach-tungsturm der Stadt gegen dieNeue Veste (Residenz) der herzogli-chen Macht genutzt wurde, sowurde er später wie viele andere alsGefängnis für unliebsame Personenbenutzt. So sperrte man im Falken-turm 1524 die ersten Protestanten,1705 den Anführer der SendlingerBauernschlacht Georg SebastianPlinganser ein. Im Hexenturm, derdurch einen hölzernen Gang mitdem Falkenturm verbunden war,wurden Frauen gefangengehalten,die man der Hexerei bezichtigte.Erst im Jahr 1701 fand die letzteHexenhinrichtung stattAuch die mittelalterliche Stadtmauerist seit dem Beginn des 19. Jhds.verschwunden, als unter KurfürstKarl Theodor und seinen Nachfol-gern die Festungsanlagen schritt-weise abgerissen wurden, lediglichReste können wir an einigen Ortennoch sehen. So kann man z. B.,wenn man sich ca 30 Meter Richt-ung Norden vom Isartor entfernt,die Überreste des Prinzessturms,eines ehemaligen Wehrturms imInnenhof der Stadtsparkasse ent-decken, weitere Überreste befindensich im Stachustiefgeschoß beimCafe und nahe beim Salvatorplatzhinter dem Literaturhaus.Im Zusammenhang mit demAusbau der Stadtmauer unterLudwig dem Bayern ist wohl auchdie Entstehung der vier Innenstadt-viertel zu sehen, deren Bezeichnung– Graggenauer- , Kreuz, Hacken-und Angerviertel noch heute durchTafeln zu erkennen ist.

Eingefügt in die beiden Mauerringewaren die 4 Haupt -und die 3Nebentore der Stadt, von denenheute allerdings nur mehr 3 erhal-ten sind. Das bedeutendste dieser

Tore war das Isartor als Einfahrtstorder Handelsstraße vom SüdenEuropas. Über einen vorgelagerten30m breiten Wassergraben undeine Zugbrücke gelangte man in diezur Festung umgebaute Toranlage.Gemeinsam war allen Toranlagendie Form der Barbacane, Kiel-bogenförmige Tordurchfahrten,zwei Flankentürme, die zumeist indie Zwingermauer eingefügt warenund ein hoher Turm, der z.B beimIsartor 40m hoch war. Verziertwaren diese Türme entweder mitweiß-blauen Rauten, die das Landsymbolisierten oder wie am Isartormit querliegenden schwarz-gelbenRauten, den Farben der Stadt.Weitere Gemäldeverzierungen anden Außenmauern kamen hinzu..Die Form dieser Türme war entwe-der rund wie am Angertor, quadra-tisch wie am Neuhauser- undSchwabinger Tor, sechseckig wie amSendlinger Tor oder achteckig wieam Isartor. Die beiden Mauerringewurden durch Quermauern verbun-den, so dass ein innerer Fanghofentstand. An der Innenseite derMauern befand sich ein hölzernerWehrgang, von dem in Kriegszeitengeschossen werden konnte, ergänztwurden diese Abwehrmaßnahmenvon an den Außenseiten der Türmeeingebauten Pechnasen, aus denenPech, Sand oder Steine auf dieAngreifer geschüttet werden konn-

te. Um diese Wehrgänge vor denhäufig auftretenden Stadtbrändenzu schützen, erließ König Ludwig,der spätere Kaiser Ludwig derBayer 1315 die Anordnung, alle zunahe an der Mauer gelegenenGebäude zu entfernen, neue durf-ten lediglich im Abstand einerEisernen Stange, also im Abstandvon 7 m entstehen.Da die Kriegszeiten und die konkre-ten Angriffssituationen allerdingsrelativ gering waren, wurden dieAnlagen auch in Friedenszeiten ge-nutzt. So dienten den städtischenMagistraten die Zwischenräumeder beiden Mauerringe als Garten-anlagen, in längeren Friedensperi-oden konnten so u.a. Flächen zwi-schen Schiffer- und Angertor vonBürgern und Handwerkern zum An-legen von Fischteichen für Karpfenbenutzt werden. Allerdings mus-sten die Nutzer sich damit einver-standen erklären, dass von derStadt keinerlei Entschädigung be-zahlt wurde, wenn es doch zu über-raschenden Angriffen kommen soll-te.

Für die Instandhaltung und denSchutz der Mauer hatte die Stadtselbst aufzukommen. Finanziellgeschah dies durch Zolleinnahmenund u.a durch Strafzahlungen vonBürgern, die - als Buße für ihr Fehl-verhalten z. B. Betrug durch falscheGewichtsangaben bei Marktwaren -20 000 Mauersteine finanzieren

Isartor

Die Tore derDie Tore der

Karlstor

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mussten. Darüber hinaus war jedeFamilie zum Mauerdienst verpflich-tet.An der Spitze jeder Torverwaltungstanden je ein Vertreter aus demInneren und Äußeren Rat und einVertreter der Stadt, die gemeinsamsowohl für die Verteidigung derStadt als auch für die Ausbildungdes Bürgeraufgebots und für diejährliche Harnischschau verantwort-lich waren. Erklang die Sturm-glocke, so mussten alle wehrfähi-gen Männer auf dem Waffenplatzerscheinen.Die Tore hatten natürlich nicht nurVerteidigungsaufgaben, sondernauch wirtschaftliche und finanzielleEinnahmefunktionen und dientender Personenkontrolle.Seit 1301 besaß die Stadt das her-zogliche Zollrecht, das sogenannteUngelt, also das Recht, Zolleinkünf-te für sich einzunehmen. So gab esden Brückenzoll, den Pflasterzoll,den Wasserzoll und Geldzahlungenfür Pferde und Wagen. Das Geldwurden vor den Augen der zweiZöllner in eine geschlossene Kassemit einer Öffnung für die Zahlun-gen gesteckt, die Kasse selbstwurde ungeöffnet einmal in derWoche zum Stadtkämmerer ge-bracht, der als einziger einenSchlüssel besaß. Eine weitere finanzielle Einnahme,die allerdings größten Teils anArmeneinrichtungen gegeben wur-de, war das sogenannte Sperrgeld.Bei einbrechender Dunkelheit wur-den die Tore geschlossen, die Bür-ger wurden darauf durch das allge-meine Gebetläuten hingewiesen.Neben dieser kleinen Torsperre, dieman durch die Zahlung einesKreuzers für sich und zwei Kreuzerfür ein Pferd umgehen konnte, gabes die große Torsperre, die -an-gekündigt durch das Läuten derGlocken der Frauenkirche- imWinter um 21 Uhr und im Sommerum 22 Uhr eintrat. Wer auch noch

nach dieser Zeit in die Stadt wollte,hatte nur die Möglichkeit ,durch dassogenannte Einlasstor, das in derNähe des Schiffertores lag , gegenZahlung von 6 Kreuzern hereinzu-kommen. Das Isartor ist das am vollständigerhaltenste Tor der damaligen Fest-ungsstadt. Dies ist allerdings auchnur durch den besonderen Einsatzvon König Ludwig I. ermöglichtworden, der 1832 das Tor auf seineeigenen Kosten wiederherstellenließ. Auch das Fresko des MalersBernhard Neher, das die letzteRitterschlacht Kaiser Ludwigs in

Ampfing darstellt, wurde von ihmin Auftrag gegeben. Auf dem Freskosind neben dem Kaiser die Vertret-er der Bäcker zu sehen, die sich beidieser Schlacht besonders hervor-getan haben. An ihre tapfere Unter-stützung erinnert auch der Spruch,den der Kaiser nach der Schlachtgetan haben soll: „Jedem Mann einEi, dem tapferen Schweppermanneaber zwei“. Die einzelnen Türme werden heuteals Cafe oder als Heimat desValentinmusäums benutzt. Derdamalige Schutzturm, der Lueg insLand ist verschwunden, dort wo erstand, befindet sich heute dasVindelikerhaus, der damals vorge-lagerte Prinzessturm, der als Reakt-ion auf die veränderte Waffentech-nik gebaut wurde, ist in seinerGrundform noch zu sehen (s.o.).Das Neuhauser - und das Sendlin-ger Tor sind nur noch zum Teil erhal-

ten. Ein Teil des Neuhauser – oderKarlstores fiel einer Explosion ineinem Nebengebäude zum Opfer,Das Sendlinger Tor, erhielt nach etli-chen Umbaumaßnahmen im Jahr1860 durch Zenetti zwei kleineFußgängerdurchgänge, seine heuti-ge Form entstand aber erst 1906.Früher hatte in diesem Tor derPestraucher seinen Sitz. SeineAufgabe bestand u.a. darin, alleBriefe und Waren, die in die Stadtsollten, mit Rauch und Essig zu rei-nigen, um die Pestgefahr von derStadt abzuhalten. Auf dem Haupt-turm soll sich damals ein Gemäldevon Jan Polack befunden haben,auf dem stand: „ O Jungfrau Maria,lass nicht herein, was dieser Stadtkann schädlich sein.“Das Schwabinger Tor gibt es nichtmehr. Es wurde im Rahmen derStadterweiterung Ende des 18. bzwin der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts wie viele andereTürme und Tore abgerissen.Dasselbe Schicksal hatten dasKosttor, das ehemalige Graggen-auer- oder Wurzertor – durch dieseshatten die Bürger die Möglichkeit zuden Wurzgärten, also den Gewürz-gärten zu gelangen-, das Anger Torund das Schiffertor, das der Einlassfür die Flößer der mittelalterlichenStadt gewesen war.Man brauchte sie nicht mehr, dieWaffentechnik hatte sich geändert,die Verkehrsstraßen benötigtenmehr Platz, die Wohnverhältnissewurden zu beengt, die damit ver-bundenen hygienischen Verhält-nisse untragbar. 1791 hob Kurfürst Karl Theodor dieFestungseigenschaft Münchens auf,die Stadt veränderte ihr Gesicht.Das Bild einer Stadt mit zahlreichenTürmen und einer geschlossenenStadtmauer gab es nicht mehr.München wurde zur sogenanntenoffenen Stadt, der Weg für einedynamische Stadtentwicklung warfrei.

Sendlinger Tor

Festungsstadt MünchenFestungsstadt München

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1663Grundsteinlegung zur Kirche St.Kajetan des Ordens der Theatinerund dem anschließenden Kloster-komplex am Ende der heutigenTheatinerstraße. Sie verdankt ihrEntstehen einem Gelöbnis der Kur-fürstin Henriette Adelaide (Adel-heid) für die Geburt des lange er-warteten Erbprinzen Max Emanuel.

1664Baubeginn für das SchlossNymphenburg, das in den folgen-den etwa 100 Jahren zu einer impo-santen Anlage mit weitläufigemPark ausgebaut wird.

1701Grundsteinlegung zum neuenSchloss Schleißheim als Sommer-residenz des Kurfürsten in unmittel-barer Nachbarschaft zu dem schonab 1616 erbauten alten Schloss.

1702Erstmals wird berichtet, dass dieSchäffler (Fassmacher, Böttcher)einen Tanz aufführen, den sog.Schäfflertanz, der immer noch allesieben Jahre während derFaschingszeit aufgeführt wird. DerLegende nach soll er seine Entsteh-ung einer Pestepidemie verdanken.Tatsächlich dürfte es sich um einenalten Handwerksbrauch ähnlichdem Gautschen beim Freisprechender Buchdrucker-Gesellen handeln.

1702/1715Infolge des Erbfolgekrieges umSpanien, wo das Königshaus vordem Aussterben im Mannesstam-me stand, stellte sich der bayeri-sche Kurfürst Max Emanuel gegenÖsterreich und das erbberechtigteKaiserhaus Habsburg auf die Seitedes französischen Königs als eben-falls Erbberechtigtem. Dies führtezum Krieg mit Österreich. In dessenVerlauf 1704 Flucht des Kurfürstennach Brüssel (Aufenthalt bis 1715)und Besetzung Bayerns undMünchens durch Österreich miteigener Administration. 1705Bauernaufstände in weiten TeilenBayerns gegen die Österreicher undvor den Toren Münchens blutigeSchlacht in den Weihnachtstagen(sog. Sendlinger Mordweihnacht).

1742Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. inWien entbrannte ein Kampf um dieKaiserkrone für seine Tochter MariaTheresia, da der Kaiser keinenmännlichen Erben hinterlassenhatte. Deshalb kam es 1741 zumKrieg Bayerns mit Österreich und indessen Verlauf nach der 1742 erfolg-ten Wahl des bayerischen Kurfür-sten zum Kaiser Karl VII. Albrechterneut zur Besetzung Münchensdurch die Österreicher, die bis 1744währte.

1753Gründung einer Porzellanmanufak-tur, seit ihrer Verlegung 1761 nachNymphenburg "NymphenburgerPorzellanmanufaktur" genannt.

1777Tod des Kurfürsten Max III. Joseph,ohne legitimen männlichen Erben.Dadurch erlischt das altbayerischeHaus der Wittelsbacher und es erbtnach einem alten Hausvertrag diepfälzische Linie mit dem Kurfürsten

Karl Theodor, der mit seinem ge-samten Hofstaat von Mannheimnach München übersiedelt.

1789In den Isarauen vor der Stadt wirdmit der Anlage des EnglischenGartens begonnen, eine der frühe-sten, größten und bedeutendsten

englischen Landschaftsgärten inDeutschland und wegen seiner vonAnfang an vorgesehenen Zugäng-lichkeit für die Öffentlichkeit auchder erste sozusagen "demokrati-sche" Garten des Kontinents. Ersollte volkserzieherisch der Bewe-gung und der Erholung von den Ge-schäften dienen, sowie dem geselli-gen Umgang und der Annäherungaller Stände.

1791Mit der Niederlegung der Bastei vordem Neuhauser oder Karlstorbeginnt die Schleifung der Stadt-mauern, von denen heute nur nochkümmerliche Reste vorhanden sindsowie ein Teil der Stadttore (Isartorvollständig, Sendlinger Tor undNeuhauser oder Karlstor teilweise).Vor dem Karlstor wird das Rondellangelegt, der Platz erhielt 1797 denNamen Karlsplatz nach dem Kur-fürsten Karl Theodor, wird heuteaber allgemein "Stachus" genannt,nach einem Gasthofbesitzer"Eustachius Föderl" (Stachius =Stachus), der an der Ecke zurBayerstraße ein Gasthaus"Stachus", "Stachus-Garten" oder"Stachus-Wirt" besaß. An seinerStelle steht heute der "Kaufhof".

„Die Münchner Stadtgeschichte”

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