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1 Auseinandersetzung mit der Berufsrolle

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1.4 Bild vom Kind

Aus den Aussagen wird deutlich, dass jedersein Bild vom Kind im Kopf hat, dem einebestimmte Vorstellung zugrunde liegt. DieseVorstellung bestimmt das pädagogische Han-deln jedes Einzelnen. Neben diesem „persön-lichen“ Bild vom Kind gibt es auch eingesellschaftlich bestimmtes Bild, das für päda-gogische Fachkräfte von Bedeutung ist.Unser gesellschaftliches Bild vom Kind ist vomHumanismus (Beginn im 14. Jahrh.) geprägt.Die Grundlage des menschlichen Zusammen-lebens ist im Humanismus der einzelne, mün-dige Mensch, der kritisch denkt und urteilt, ver-antwortungsvoll handelt und nur seinemGewissen verpflichtet ist. Er ist tolerant, achtetdie Würde den Menschen und vermeidetGewalt.

1.4.1 Lebenswelt von Kindern imWandel

Jede Epoche hat ihr Bild vom Kind – übereine Fähigkeiten, seine Möglichkeiten, seinAussehen, seine Verhaltensweisen und seine

gesellschaftliche Stellung –, das auch durchForschungsergebnisse geprägt ist.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Bildvom Kind abhängig von gesellschaftlichemWandel und veränderten Familienstrukturengeändert. So wurden Kinder bis weit in dasMittelalter hinein der Erwachsenenwelt ange-passt. Ein Kind war nichts anderes als ein klei-ner Erwachsener. Es wurde wie ein Erwachse-ner gekleidet und nahm ohne Rücksicht aufsein Alter an allen gesellschaftlichen Ereignis-sen teil (Erwachsenenspiele, Sterben undSexualleben).Mit der Fähigkeit zu arbeiten, in der Regel imAlter von 7 Jahren, war die Kindheit so gut wiebeendet.Dies änderte sich im Laufe des 16. und17. Jahrhunderts, als Kinder erstmals eigeneSpiele und Kleidung erhielten sowie zumGegenstand einer eigenen Literatursparte(Kinderbücher) wurden. Diese Kindern nunzugestandene eigenständige Lebensphasehält bis heute an.

Jedes Kind ist einzigartig!Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit!

Kinder sind von Anfang an vollwertigeMenschen!Kinder können ihre Entwicklung aktiv selbstgestalten.

Kinder haben das Recht auf Bildung!

1. Welche Vorstellungen werden aus den Aussa-gen deutlich?

2. Wie sieht Ihr Bild vom Kind aus?3. Befragen Sie Ihre Großeltern oder andere

bekannte ältere Menschen nach deren „Bildvom Kind“.

4. Vergleichen Sie Ihre Vorstellungen und die derälteren Menschen miteinander. Benennen SieGemeinsamkeiten und Unterschiede.

Aufgaben

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Berufliche Identität entwickeln

18 handwerk-technik.de

1.4.2 Grundannahmen vom Kind inder Pädagogik

Auch die Geschichte der Pädagogik und der Psy-chologie zeigt, dass es unterschiedliche „BildervomKind“ gibt. Es lassen sich daraus drei Grund-annahmen ableiten, die Auswirkungen auf dasBild vom Kind haben (vgl. Kap. 20).

Das Kind ist unvollständig und mussgeformt werdenDas Kind wird als unvollständiges Wesen gese-hen und wird erst zu dem, was der Erziehendeund die Gesellschaft aus ihm machen. Die Vor-stellungen bzw. Meinungen der Erwachsenenformen das Kind. Man spricht in diesem Zusam-menhang von „der Allmacht der Erziehung“oder von „pädagogischem Optimismus“.

Das Kind ist genetisch vorprogrammiertWie in einem Samenkorn sind Entwicklung undPersönlichkeit festgelegt. Das Kind entwickeltsich aus sich selbst heraus, sodass man hier vonder „Ohnmacht der Erziehung“ oder vom„pädagogischen Pessimismus“ spricht.

Das kompetente KindHierbei wird davon ausgegangen, dass dasKind von Geburt an mit allem, was einen„ganzen Menschen“ ausmacht, ausgestattetist und ihm dies nicht durch Erziehung „bei-gebracht“ werden muss. Kinder lernen durchImitation, durch „Nach-machen“. Hierzu ist esunabdingbar, dass Kin-der ausprobieren undexperimentieren dürfen.Die Erziehenden verste-hen sich als anregendeund fördernde Beglei-ter, die es ermöglichen,dass sich das Kind zueiner selbstständigen,frei denkenden Persön-lichkeit entwickelt.

Die Ergebnisse der Pisa-Studie haben die Dis-kussion über das Bild vom Kind erneut ange-facht. Das schlechte Abschneiden deutscherSchulkinder im internationalen Vergleich hatFragen aufgeworfen wie „Woran könnte dasliegen?“, „Was sollte man besser machen?“,„Welche Kompetenzen brauchen Kinder, umin Zukunft bestehen zu können?“.Einen besonderen Stellenwert hat in dieserDiskussion der Bereich frühkindliche Bildung.Bildung wird dabei als sozialer Prozess verstan-den, in dem Basiskompetenzen von Kindern,wie z. B. kindliches Selbstwertgefühl, Selbst-ständigkeit, Eigenverantwortung, emotionaleStabilität und selbstgesteuertes Lernen, unbe-dingt schon im vorschulischen Bereich geför-dert werden müssen (vgl. Kap. 11, 15 und 16).

1.4.3 Bild vom Kind heute

1. Welche Grundannahme hat heute Gültigkeit?Begründen Sie Ihre Antwort und diskutierenSie diese in einer Kleingruppe.

2. Was bedeutet die Aussage von Susanne,s. S. 1, „Ich habe das Kind dort abgeholt, woes steht“?

Aufgaben

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Beziehungen im pädagogischen Alltag aufbauen

BeispielZwei Schülerinnen werden während ihres Prakti-kums in denselben Kindergarten gehen. Sie habensich dort vorgestellt und schildern ihre Eindrücke:

Die erste Schülerin:„Die Leiterin hat uns knapp begrüßt. Die hat ja viel-leicht einen Händedruck, mir tat die ganze Handweh. Dann ist sie mit uns durch das Haus gegan-gen und hat uns die Mitarbeiterinnen vorgestellt.Die Wände sind in ziemlich knalligen Farben gestri-chen. Es war recht laut und die Kinder haben fastalleine gespielt – hier eine Gruppe und da eine. DieErzieherinnen hatten den Tag wohl keine richtigeLust zum Arbeiten. Es sah ziemlich unordentlichaus. So lag zum Beispiel in einem Gruppenraum einBerg von Schachteln und Klorollen auf der Erde,in dem die Kinder gewühlt haben. Man hatte denEindruck, die können tun, was sie wollen. Ich fanddas ganz schön nervig.Außerdem roch es in dem ganzen Kindergartenpenetrant nach Essen – Blumenkohl oder so etwasÄhnliches. Wie zu Hause – Blumenkohl mag ichnicht.“

Die zweite Schülerin:„Ich habe unseren Besuch etwas anders empfun-den. Die Begrüßung durch die Leiterin war zwarkurz, aber sehr herzlich. Sie hatte nicht so langeZeit, weil eine Mutter noch ganz dringend mit ihrreden musste. Ich fand, das ist ein Kindergarten, indem man sich wohlfühlen kann. Diese schönenkräftigen Farben und jeder Raum in einer anderenFarbkombination gestrichen, das wirkte auf michso fröhlich.Die Kinder waren lebhaft – wie Kinder so sind –,aber nicht aggressiv. Sie haben durchaus konzen-triert gespielt. He, Lisa, erinnerst du dich an die Dis-kussion bei dem kostenlosen Material, was sie bau-en wollten und wie der Junge mit der Nickelbrilledem kleinen Mädchen beim Kleben geholfen hat?Stark. Die waren beim Basteln unheimlich kreativ.Oh, und dieser Duft – wie bei uns zu Hause , wennmeine Mutter Frühlingssuppe kocht.“

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3 Wahrnehmung

1. Stellen Sie die einzelnen Aussagen in denbeiden Schilderungen in einer Tabellegegenüber.

2. Welche Reize erreichen die Praktikantinnenund wie werden sie bewertet?

3. Nennen Sie Gründe, warum die Aussagenso unterschiedlich sind. Belegen Sie jedenGrund mit mindestens einer Aussage ausdem Text (vergl. S. 24 und 151).

4. Wie sind die unterschiedlichen Reaktionender Kinder auf den Bildern zu erklären?

Aufgaben

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Beziehungen im pädagogischen Alltag aufbauen

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4 Beobachtung

4.1 Warum ist Beobachtungwichtig?

Zwischen Kindern gibt es immer wieder Strei-tereien. Die Erziehenden müssen entscheiden:Greife ich ein, muss ich eingreifen oder kön-nen die Kinder den Streit in diesem Fall selberregeln? Sie werden die Kinder in der Situationbeobachten – das einzelne Kind, die Gruppe.Sie müssen eine Beurteilung vornehmen undeine Entscheidung treffen. Nach Beendigungdes Streits erfolgt eine Bewertung der getrof-fenen Maßnahmen.Die Beobachtung kann man als gezielt einge-setzte Wahrnehmung bezeichnen. Sie ist füralle Personen, die in sozialpädagogischen Beru-fen arbeiten, eine der wichtigsten Grundlagensozialpädagogischen Handelns. Wenn manjemanden unterstützen und angemessen för-dern will, benötigt man umfassende Informa-tionen über den oder die Menschen. Erst aufder Grundlage von Informationen könnengeeignete Maßnahmen überlegt und einge-setzt werden.

Die Beobachtung bezieht sich auf das einzelneKind – sein Spiel-, Lern- und Sozialverhalten,seine körperliche, geistige und seelische Ent-wicklung sowie mögliche Verhaltensauffällig-keiten –, aber auch auf die gesamte Gruppe,das Verhalten der Kollegen und der Elternsowie die Reflexion des eigenen Verhaltens.Durch die Beobachtung können Erziehendefeststellen, welche Stärken, Schwächen, Nei-gungen, Vorlieben, Interessen und Gewohn-heiten ein Kind hat, wie weit es in der Ent-wicklung ist, welche Verhaltensweisen undVerhaltensauffälligkeiten es zeigt, wie seineStellung in der Gruppe ist.Zeigt ein Kind beispielsweise ein besonderesVerhalten? Ist es sehr zurückgezogen oderauch aggressiv, wird man dies gezielt beobach-ten und nach den Ursachen suchen, um dannzu überlegen, wie und wer dem Kind helfenkann.

Die früher oder später gemachten Beobachtun-gen und der dazu erfolgte Austausch mit Kol-leginnen und Kollegen führen zu einer Beurtei-lung. Es werden Entscheidungen über dieweitere Vorgehensweise und gezielt eingesetz-te Maßnahmen getroffen. Anschließend erfolgteine Bewertung:Waren die Maßnahmen, die ergriffen wordensind, richtig? Hatten sie die Wirkung, die mandamit erreichen wollte? Hat man sich als Erzie-hender richtig verhalten?

1. Beschreiben Sie das Bild und vergleichen SieIhre Aussage in der Klasse.

2. Wie würden Sie sich während Ihres Praktikumsin einer ähnlichen Situation verhalten?

Aufgaben

Beobachtung pädag. Handeln

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4.5 Bildungs- und Lern-geschichten

Eine besondere Form der Beobachtung sind „Bil-dungs- und Lerngeschichten“. Sie sind „learningstories“, dieMargret Carr (2001) zur Beschreibungund Dokumentation kindlicher Lernprozesse infrühpädagogischen Einrichtungen in Neuseelandentwickelt hat. ImMittelpunkt stehen dabei dieLerndispositionen (grundlegende Vorausset-zungen für Lern- und Bildungsprozesse).

4.5.1 Was sind Bildungs- undLerngeschichten?

Bildungs- und Lerngeschichten entstehendurch die Beobachtung von Kindern in alltäg-

lichen Situationen. Kinder verfügen über eineVielzahl von Spielen, Aktivitäten und Interak-tionen. Ihre Fähigkeit, mit wenigen Dingen, diesie vorfinden, zu spielen, zu phantasieren oderkreativ zu sein, erstaunt. Dies gilt es zu sehenund festzuhalten.

Der Lernprozess des Kindes wird als Geschich-te festgehalten und dokumentiert. Die Lernge-schichte hilft, den Verlauf des Lernprozessesgegenüber dem Kind, dem Erziehenden undden Eltern deutlich zu machen.

Beziehungen im pädagogischen Alltag aufbauen

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MeinBild ist toll! Dashefte ich in meinenPortfolio-Ordner.

«Vergleiche nie ein Kind mit einemanderen, sondern immer nur mitsich selbst.»

(Johann Heinrich Pestalozzi)

1. Was mögen die Kinder auf dem Foto fühlenund welche Lerneffekte sind erkennbar?

2. Diskutieren Sie in Kleingruppen die obige Aus-sage. Stellen Sie einen Zusammenhang zuIhrer erzieherischen Arbeit her. Wie sind IhreErfahrungen dazu?

Aufgaben

Definition

Eine Bildungs- und Lerngeschichte ist eine res-sourcenorientierte Beobachtung und Beschrei-bung des kindlichen Lernens.

BeispielLiebe Anna,

in den letzten Tagen habe ich dir draußen beimSpielen zugeschaut. Ich habe gesehen, dass dudich für Schnecken interessierst. Ganz vorsichtighast du diese über deine Hand laufen lassen. Lautgejauchzt hast du, als die Schnecke die Fühler weitausstreckte und diese dir zuwandte. Als deineFreundin May dazu kam, hast du ihr erzählt, wodu die Schnecke gefunden hast und wie es sichanfühlt, sie auf der Haut laufen zu lassen. Darüberhabe ich mich sehr gefreut.

Zurück im Gruppenraum hast du gleich Papier undStifte geholt, um die Schnecke aufzumalen. Ichhabe gestaunt, wie naturnah du die Schneckegetroffen hast. Weiter so!

Dein Erzieher Max

Das Bild hast du gleich in deinen Portfolio-Ordnergelegt.

3. Beschreiben Sie die Gefühle von Anna in die-ser Situation.

4. Benennen Sie die Interessen und Kompeten-zen von Anna.

5. Wie könnten diese weiter unterstützt undgefördert werden?

6. Schreiben Sie eine eigene Lerngeschichte.

Aufgaben

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7 Spiel und Spielbedürfnis

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7.1 Bedeutung des Spiels

Das Spiel ist ein Grundbedürfnis von Kindernund die vorherrschende Form kindlicher Betä-tigung. Es ist im Gegensatz zur Arbeit desErwachsenen, die zweckbestimmt und zielge-richtet ist, zweckfrei und erfolgt um seinerselbst willen. Das Spiel behält ein Leben langBedeutung für den Menschen.Für den Erwachsenen bedeutet es erholsamenZeitvertreib, Freizeitbeschäftigung, Entspan-nung sowie Ausgleich zur Arbeit.

Man kann das Spiel des Kindes als eine kindli-che Form der Lebensbewältigung und wichti-ge Vorbereitung auf das Leben bezeichnen,denn:

� Im Spiel erfolgt eine Auseinandersetzungmit der Umwelt.Im spielerischen Umgang mit den Dingensammelt das Kind neue Erfahrungen, erwei-tert seine Kenntnisse und Fähigkeiten. Eserprobt neue Möglichkeiten des Problemlö-sens, kann sich ausprobieren und erfährtGrenzen. Außerdem erfolgt eine aktiveBewältigung von Ereignissen.

� Das Spiel ist wichtig für die Entwicklung desKindes in allen Bereichen.Im Spiel übt das Kind seine Körpergeschick-lichkeit, seine Sinne, sein Denken, seineKreativität und schöpferische Gestaltungsfä-higkeit.

� Das Spiel ist wichtig für die Aufnahme sozia-ler Beziehungen.Im Spiel lernt das Kind soziale Verhalten-weisen wie z. B. Ein- und Unterordnen,

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BeispieleDer 2-jährige Jakob sitzt in der Sandkiste und lässtden Sand immer wieder durch seine Finger rieseln.Er hat dabei die anderen Kinder um sich herumvergessen.

Jana ist 5 Jahre alt und füttert ihre Puppe. Dabeiredet sie ihr gut zu, ordentlich zu essen, lobt sieund legt sie dann zum „Bäuerchenmachen“ überdie Schulter. Dabei klopft sie ihr auf den Rücken.

1. Wodurch unterscheiden sich die Spiele derbeiden Kinder?

2. Gehen Sie auf einen Spielplatz und schreibenBeobachtungen zum Spielverhalten von Kin-dern auf.

3. Vergleichen Sie Ihre Beobachtungen in Klein-gruppen und ordnen Sie diese dem Alter ent-sprechend zu.

Aufgaben

4. Wann und was spielen Sie?5. Warum spielen Sie und welche Erfahrungen

machen Sie dabei?

Aufgaben

BeispielMirko und Anna (beide 4,5 J.) haben Angst voreinem Arztbesuch. Das greift die Erziehende ineinem Rollenspiel auf und macht sie so mit der zuerwartenden Situation vertraut.

BeispielEs hat geregnet. Auf dem Spielplatz hat sich einegroße Pfütze gebildet. Fenno (4 Jahre) steht vorihr. Er springt und landet mitten in der Pfütze. Jetztversucht er es aus der Hocke. Mit neuem Schwungspringt er los. Es gelingt. Er lacht über das ganzeGesicht.

7 Spiel und Spielbedürfnis

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18 Kommunikation

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18.3 Kommunikationsmodelle

Um den Ablauf der Kommunikation zu erklä-ren, dient das sog.

Sender – Empfänger – ModellEin Sender will einem Empfänger Informatio-nen geben. Dazu verschlüsselt (codiert) er sie.Der Empfänger erhält die Nachricht und musssie entschlüsseln (dekodieren). Je nachdem wieder Empfänger die Informationen entschlüsselthat, reagiert er und gibt eine Rückmeldung.

Bei der Entschlüsselung kann es zu unterschied-lichen Deutungen kommen, wie sicher auchaus den Antworten zu Aufgabe 1 deutlichgeworden ist. Nur wenn die gesendete Infor-mation im Sinne des Senders entschlüsseltwird, ist die Kommunikation erfolgreich.

In der Kommunikation werden nicht nur Infor-mationen, sondern auch Botschaften vom Sen-der zum Empfänger übermittelt, z. B. in wel-cher Beziehung Sender und Empfängerzueinander stehen und was der Sender vomEmpfänger erwartet.

Einer der bekanntesten Kommunikationstheo-retiker, Paul Watzlawick, prägte u. a. folgen-de Grundsätze (Axiome):

Man kann nicht nicht kommunizieren

Der Verzicht auf eine sprachliche Äußerungführt aufgrund der vielseitigen Interpretations-möglichkeiten häufig zu Fehldeutungen undVerunsicherung. So wird Schweigen oft alsZustimmung verstanden, kann aber ebensoAblehnung oder Widerspruch, Konzentrationund Interesse oder Langeweile bedeuten.

Sind Sie neu hier?

1. Warum stellt die Mutter wohl diese Frage?Vergleichen Sie Ihre Antworten.

2. Wie würden Sie sich als Erziehende fühlen,wenn eine Mutter diese Frage an Sie richtet?

Aufgaben

Information

Sender Empfänger

Rückmeldung

codiert

codiert

decodiert

BeispielAuf einer Schulfeier steht eine Schülergruppezusammen und führt eine angeregte Unterhal-tung. Eine Schülerin steht etwas abseits. Obwohlsie sich nicht an dem Gespräch beteiligt, sendet siemit ihrem Verhalten Informationen. Diese könntenbedeuten: „Ich habe keine Lust auf eure Unterhal-tung“ oder „Ich bin müde“ oder...

decodiert

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� unterweist das Kind im Gebrauch der Spiel-gaben und Beschäftigungsmittel,

� führt das Kind zum Selbst-tätig-sein, ohnesich aufzudrängen und

� eröffnet dem Kind Freiräume, damit es dieWelt und die Dinge seiner Umgebungbegreifen lernt.

20.2.2 Maria Montessori

Maria Montessori (1870 – 1952) studierteNaturwissenschaften und Medizin. Sie war1896 die erste Ärztin Italiens. Ihre Arbeit ineiner psychiatrischen Klinik mit geistig behin-derten Kindern führte dazu, dass sie sich mitErziehungsfragen auseinandersetzte und einpädagogisches Konzept entwickelte, zunächstfür die Vorschulerziehung, später auch für dieGrundschule. Als Maria Montessori 1952 inden Niederlanden starb, hatte sich die Montes-sori-Pädagogik in der ganzen Welt verbreitet.

Das pädagogische Konzept

Diese Aussage von Aristoteles trifft besondersauf die Pädagogik Montessoris zu. Die Sinnesind für sie der Schlüssel zur Welt. Differenzier-te Wahrnehmung – vom Schauen zum Denken– und Schulung der Sinne bilden die Grundla-ge für die Intelligenz- und Persönlichkeitsent-wicklung. Um diesen Prozess zu unterstützen,entwickelte sie mathematische, kosmische(technische, ökologische, geografische) undsprachliche Arbeitshilfen sowie Materialien zurSchulung jedes einzelnen Sinnes und zu Übun-gen des alltäglichen Lebens.

1. Vergleichen Sie die Rolle der Erziehenden beiFröbel und heute. Zu welchem Ergebnis kom-men Sie?

Aufgabe

2. Welche Bedeutung hat die Aussage MariaMontessoris für die heutige Beziehung zu Kin-dern?

3. Informieren Sie sich im Internet oder inBüchern über das Leben und Wirken vonMaria Montessori.

Aufgaben

1 Schäfer, C. : Spaß am Lernen mit Maria Montessori, in:

Kindergarten heute, 11 – 12/2004, S. 6

„Das Kind ist nicht ein leeresGefäß, das wir mit unseremWis-sen angefüllt haben […]. Nein,das Kind ist der Baumeister desMenschen, und es gibt nieman-den, der nicht von dem Kind, waser selbst einmal war, gebildetwurde.“

(Maria Montessori)

„Nichts geht in den Geist, wasnicht zuvor in den Sinnen war.“ 1

(Aristoteles)

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20 Pädagogische Handlungskonzepte für Vorschulerziehung

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