5 Die Industrialisierung - klett.ch · alte Berufe überflüssig werden. ... Novemberaufstand in...

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5 Die Industrialisierung Was Sie in diesem Kapitel erwartet ObGlühbirne,TelefonoderEisenbahn–technischeInnovationenverändertenim 19.JahrhundertsowohldieHandels-undKommunikationsgewohnheitenalsauch denArbeits-undLebensrhythmusderMenschentiefgreifend.ImZusammenspiel mitorganisatorischenInnovationenwiederEinführungdesFabriksystemsbrach- ten sie einen wirtschaftlichenTransformationsprozess in Gang, der heute meist als „industrielle Revolution“ bezeichnet wird. Die erste Phase dieses Prozesses lässtsichimEnglanddes18.Jahrhundertsverorten.Imagrarischgeprägtenund politischbis1871zersplittertenDeutschlandsetztedieIndustrialisierunghingegen spät,dannaberumsoumfassenderein.VorallemdiekommerzielleNutzungder ElektrizitätundderChemiesorgtenab1895füreinenstürmischenAufschwung. Während dieser „zweiten industriellen Revolution“ entwickelte sich Deutschland zueineminternationalführendenIndustriestaat.NichtalleBewohnerdesDeut- schenKaiserreichsprofitiertenaberdavon.SolebtedieneuesozialeGruppeder ArbeiterschaftoftinmenschenunwürdigenWohnverhältnissenamRanddesExis- tenzminimums.IhreInteressenrücktenerstmitdempolitischenAufstiegderAr- beiterbewegungindenBlickpunkt,diesichfürdiepolitischeGleichberechtigung undeineVerbesserungdersozialenLagederArbeitereinsetzte. Problemaufriss 5.1 Es begann mit einer dampfenden Maschine .............................................. 280 Grundwissen 5.1 | Materialien 5.1: Die erste industrielle Revolution / Wirtschafts- liberalismus Methode Bildquellen interpretieren ............... 286 5.2 Soziale Fragen entstehen – Arbeiter organisieren sich .................................... 288 Grundwissen 5.2 | Materialien 5.2 5.3 Leben im Takt der Maschinen ................... 296 Grundwissen 5.3 | Materialien 5.3 5.4 Deutschlands Aufstieg zum Industriestaat .. 304 Grundwissen 5.4 | Materialien 5.4 Testen, trainieren, kreieren ............................ 314

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5 Die Industrialisierung

Was Sie in diesem Kapitel erwartet

Ob�Glühbirne,�Telefon�oder�Eisenbahn�–�technische�Innovationen�veränderten�im�19.�Jahrhundert�sowohl�die�Handels-�und�Kommunikationsgewohnheiten�als�auch�den�Arbeits-�und�Lebensrhythmus�der�Menschen�tiefgreifend.�Im�Zusammenspiel�mit�organisatorischen�Innovationen�wie�der�Einführung�des�Fabriksystems�brach-ten�sie�einen�wirtschaftlichen�Transformationsprozess� in�Gang,�der�heute�meist�als� „industrielle� Revolution“� bezeichnet� wird.� Die� erste� Phase� dieses� Prozesses�lässt�sich�im�England�des�18.�Jahrhunderts�verorten.�Im�agrarisch�geprägten�und�politisch�bis�1871�zersplitterten�Deutschland�setzte�die�Industrialisierung�hingegen�spät,�dann�aber�umso�umfassender�ein.�Vor�allem�die�kommerzielle�Nutzung�der�Elektrizität�und�der�Chemie�sorgten�ab�1895�für�einen�stürmischen�Aufschwung.

Während�dieser� „zweiten� industriellen�Revolution“�entwickelte�sich�Deutschland�zu�einem�international�führenden�Industriestaat.�Nicht�alle�Bewohner�des�Deut-schen�Kaiserreichs�profitierten�aber�davon.�So�lebte�die�neue�soziale�Gruppe�der�Arbeiterschaft�oft�in�menschenunwürdigen�Wohnverhältnissen�am�Rand�des�Exis-tenzminimums.�Ihre�Interessen�rückten�erst�mit�dem�politischen�Aufstieg�der�Ar-beiterbewegung�in�den�Blickpunkt,�die�sich�für�die�politische�Gleichberechtigung�und�eine�Verbesserung�der�sozialen�Lage�der�Arbeiter�einsetzte.

Problemaufriss

5.1 Es begann mit einer dampfenden Maschine �. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . �280

Grundwissen 5.1 | Materialien 5.1: Die

erste industrielle Revolution / Wirtschafts­

liberalismusMethode Bildquellen interpretieren �. . . . . . . . . . . . . . . �286

5.2 Soziale Fragen entstehen – Arbeiter organisieren sich �. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . �288

Grundwissen 5.2 | Materialien 5.2

5.3 Leben im Takt der Maschinen �. . . . . . . . . . . . . . . . . . . �296

Grundwissen 5.3 | Materialien 5.3

5.4 Deutschlands Aufstieg zum Industriestaat �. . �304

Grundwissen 5.4 | Materialien 5.4

Testen, trainieren, kreieren �. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . �314

Die Gewinner: Die mit Dampfmaschinen betrieben Eisenbahnen und Baumaschinen ermöglich-ten es auch bislang schwer zugängliche Regionen wie den hessischen Odenwald oder den Thüringer Wald zu erschließen. Dies trug zum Strukturwandel und der Entstehung neuer Wirtschaftszentren bei. Das Foto zeigt Arbeiten an der hessischen Eisenbahnlinie Korbach-Buhlen 1910.

Die Verlierer. Der technische Fort-schritt und rationalisierte Arbeitsabläufe ließen – nicht anders als heute – alte Berufe überflüssig werden. So benötigten die neuen Stahlschiffe auf den Weltmeeren keine Taue aus Hanf mehr. Der traditionelle Beruf der Reepschläger in der Seilherstellung verschwand. das Foto von etwa 1883 zeigt die letzten Reepschläger im Hambur-ger Viertel St. Pauli.

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alle Online­Materialien zum Kapitel 5

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5 Die Industrialisierung

Wirtschaft

Kultur

Politik

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Wirtschaft/Umwelt

Politik

Erfindun gen/ Entdeckungen

1878�patentierte�der�Brite�Joseph�W.�Swan�die�erste�elektrische�Glühlampe.�Ein�Jahr�später�präsentierte�der�US-Amerikaner�Thomas�Alva�Edison�seine�Kohlenfadenglühlampe,�die�sich�aufgrund�ihrer�Alltagstauglichkeit�durchsetzte.

Das�Gelände�der�Badischen�Anilin-�und�Soda-fabrik�(BASF)�in�Ludwigshafen�am�Rhein�in�einem�(hier�angeschnittenen)�Gemälde�von�Robert�Friedrich�Stieler�aus�dem�Jahr�1881.�Die�Chemieindustrie�war�neben�der�Elek-troindustrie�der�Schrittmacher�der�Hoch-industrialisierung�im�Deutschen�Reich.

Im�Zuge�der�Industrialisierung�entstand�die�neue�soziale�Gruppe�der�Industriearbeiter.�In�Deutschland�war�es�vor�allem�der�hier�abge-bildete�Ferdinand�Lassalle,�der�Reformen�zum�Wohl�der�Arbeiter�forderte.�Lithografie,�1870.

1760 1830 1840

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18. Jahrhundertdie�beginnende�

�Bevölkerungszunahme�wird�zum��Auslöser�

umfangreicher�Modernisierungs-

prozesse

1844im�schlesischen�Weber�aufstand�fordern�Weber�höhere�Löhne

1845Pauperismus�spitzt�sich�in�Westeuropa�mit�

Ernteausfällen�durch�Kartoffelfäule�zu

1845–47die�überproportionale�Zunahme�von�Hand-

werksberufen�führt�zur�Gewerbekrise

ca. 1830die�Industriali-

sierung�beginnt�in�England

1834Gründung�des��

Deutschen�Zollvereins

1764erste�mechanische�Spinn-

maschine�(Spinning�Jenny)

1765Dampfmaschine

1785mechanischer�Webstuhl

1826Schiffsschraube

1837Hochrad

1838erster�Morsecode�

mit�Buchstaben1814

die�erste�Dampfmaschine��auf�Rädern�(Lokomotive)�wird�gebaut

September 1814–Juni 1815Wiener�Kongress

1789Beginn�der�

Französischen�Revolution

27. Mai 1832auf�dem�Hambacher�Fest�fordern�25�000–30�000�Menschen��liberale�und�nationale��Reformen

1819Karls�bader�Beschlüsse

8. Juni 1815 Gründung�des�Deutschen�Bunds

Juli 1830Julirevolution�in�Frankreich

November 1830Novemberaufstand�in�Polen

1807 bis 1815 Preußische�Reformen

1835Eröffnung�der�ersten�deutschen�

Eisenbahnlinie�zwischen�Fürth�und�Nürnberg

1839Gummi

1839offizielles��Geburtsjahr�der�Fotografie

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Orientierung

JahrText

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ca. 1850die�Industrialisierung�setzt�in�Deutschland�ein

1873Gründerkrach,�gefolgt�von�Großer�Depression

1879Einführung�von�Schutzzöllen�im�Deutschen�Reich

1903aus�der�1811�gegründeten�Guss-stahlfabrik�der�Familie�Krupp�wird�die�Friedrich�Krupp�AG

Juli 1903Beginn�der�Bau�arbeiten�an�der�Bagdadbahn1893

Gründung�des��Rheinisch-Westfälischen�Kohlensyndikats

1895–1915Hochindustrialisierung�im�Deutschen�Reich

1870die�Einführung�neuer�Elektrizitäts-�und�Nahverkehrssysteme�beschleunigt�die�Urbanisierung

1870Gründung�der�Deutschen�Bank,�die�als��Kreditgeber�Modernisierungs�prozesse��in�der�Produktion�ermöglicht

1867–1871Vereinheitlichung�von�Rechts-�

und�Wirtschaftsnormen�im��Norddeutschen�Bund�

begünstigen�Gründerboom

zwischen 1867 und 1873Höhepunkt�der�(ersten�Phase)�der��

Industrialisierung�mit�den�Leit�sektoren�Eisenbahnbau,��Schwer�industrie�und�

Maschinenbau

1847Chloroform

1849Sicherheitsnadel

1851Gipsverband

1865Schreib�maschine

1867Alfred�Nobel:�

Dynamit

1876Patentierung�des�Telefons

1876Otto-Motor

1881elektrische��Straßenbahn

1885Kraftwagen�mit�Benzinantrieb

1892Reißverschluss

1895Röntgenstrahlen

1900Zeppelin:�Luftschiff

1887Grammophon

1877Phonograph

1888Radiowellen

1883Daimler:�Benzinmotor

1878Fahrrad�mit�(einseitigem)�

Kettenantrieb

1879Edison:��Glühlampe

1852Sicherheitsaufzug

1848/49Revolutionen�in�Europa

1863Ferdinand�Lasalle��

verfasst�das��Programm�des��Allgemeinen��Deutschen�

�Arbeitervereins

1884Deutsch-Südwestafrika�(Namibia)�wird�erste��Kolonie�des�Deutschen�Reichs

1912die�SPD�wird�

stärkste�Reichstags-

fraktion

1902mit�dem�Ende�des�

�zweiten�Burenkriegs��wird�Südafrika�britische�

Kolonie

1904Frankreich�und��Großbritannien��verbünden�sich��

(Entente�cordiale)

1875Gründung�der�Sozialistischen��Arbeiterpartei�Deutschlands�(SAP),��der�späteren�SPD

1878das�Sozialistengesetz��

tritt�in�Kraft

1867mit�der�Gründung�des�Nord-

deutschen�Bunds�entsteht�der�erste�deutsche�Bundesstaat

Januar 1871Gründung�des�Deutschen�Reichs

18. März 1871Aufstand�französischer�Arbeiter�gegen�ihre�Regierung,�die�„Pariser�Kommune“�übernimmt�für�zwei�Monate�die�Regierungsgewalt

1853(in�der�Praxis�mäßig�wirkungs-volles)�Verbot�der�Kinderarbeit�in�Preußen

1914Beginn�des�

Ersten�Welt-kriegs

1913Ford�führt�die�Fließ-

bandfertigung�ein

1904Radar

1903Thermoskanne

1884 durch�industrielle�Gifte�verursachtes�Fischsterben�im�Main�löst�öffentliche�Proteste�aus

1914Eröffnung�desPanamakanals

1883–1889Sozialgesetzgebung�Bismarcks�(Unfall-,�Kranken�und��Altersversicherung)�

1899Aspirin

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Zwei Phasen der industriellen RevolutionDie� industrielle� Revolution� war� ein� fundamentaler� wirtschaftlicher� Wandlungs-prozess,�der�die�Gesellschaften�Europas�nachhaltig�veränderte.�Im�Rückblick�wird�dieser�Prozess�meist�in�zwei�Phasen�eingeteilt,�die�jeweils�durch�sogenannte� �Leit-�oder� Führungssektoren� –� neue� Wirtschaftsbranchen,� die� sehr� produktiv� waren,�schnell� wuchsen� und� einen� immer� größeren� Anteil� an� der� wirtschaftlichen� Ge-samtleistung�hatten�–�geprägt�waren.�Die�erste�Industrialisierungsphase�begann�bereits�in�der�zweiten�Hälfte�des�18.�Jahrhunderts�und�erreichte�ihren�Höhepunkt�zwischen�1867� und�1873.� Ausgangspunkt� waren� technische� wie� organisatorische�Innovationen�in�der�Textilindustrie�und�im�Bergbau�sowie�im�Eisenbahn-�und�Ma-schinenbau.�In�Deutschland�beschleunigte�sich�das�industrielle�Wachstum�erst�mit�einiger�Verzögerung�in�der�Mitte�des�19.�Jahrhunderts.�Nach�einem� �Konjunkturtief�der�Weltwirtschaft,�das�die�Jahre�1873�bis�1896�prägte�( �„Große�Depression“),�setzte�die�zweite�Phase�der�industriellen�Revolution�ein.�Diese�wird�oft�auch�als�Zeit�der�„Hoch�industrialisierung“�bezeichnet.�Vorangetrieben�durch�das�Wachstum�der�Elek-tro-�und�Chemiebranche�stieg�Deutschland�in�dieser�Phase�gemeinsam�mit�England�und�den�USA�zur�weltweit�führenden�Industrienation�auf.�Die�Veränderungen,�die�die�zweite�industrielle�Revolution�in�der�Arbeitswelt,�im�Alltag,�in�den�Wirtschafts-beziehungen�und�in�der�Gesellschaft�hervorriefen,�wirken�bis�heute�nach.

England – der IndustriepionierDurch� das� Zusammenspiel� mehrerer� günstiger� Rahmenbedingungen� setzte� die�erste�Phase�der�europäischen�Industrialisierung�in�Großbritannien�ein.�Als�Auslöser�für�den�Modernisierungsprozess�gilt�das�starke�Bevölkerungswachstum�im�18.�Jahr-hundert.�Der�im�europäischen�Vergleich�fortschrittlichen�Landwirtschaft�gelang�es,�die�Bevölkerung�überdurchschnittlich�gut�mit�Lebensmitteln�zu�versorgen.�Diese�gute�Ernährungslage�ging�einher�mit�einer�besseren�Hygiene�und�führte�zu�einer�geringeren�Kindersterblichkeit.�Es�entstand�nicht�nur�ein�wachsendes�Arbeitskräf-tereservoir,�sondern�auch�eine�große�Nachfrage�nach�Gütern�der�heimischen�Ge-werbeproduktion.�Anders�als�das�übrige�Europa,�das�noch�vom� �Merkantilismus�geprägt� war,� war� die� staatliche� Regulierung� der� englischen�Wirtschaft� schwach.�Unternehmerisches�Denken�und�Eigeninitiative�wurden�gefördert.�Die�Auflösung�feudaler�Abhängigkeiten�begünstigte�zudem�die�soziale�Mobilität.�Regionale�und�naturräumliche�Besonderheiten�–�etwa�die�Insellage�und�die�großen,�einfach�ab-baubaren� Kohlevorkommen� –� sowie� eine� moderne� Verkehrsinfrastruktur� waren�weitere� Gründe� für� Englands� Pionierrolle.� Nicht� zuletzt� wurde� der� Handel� durch��einen� früh� geschaffenen� einheitlichen� Wirtschaftsraum� mit� verlässlichem� Wäh-rungs-,�Steuer-�und�Zollsystem�gefördert.Die�Textil-�und�Baumwollbranche�bildete�sich�zum�ersten�industriellen�Führungssek-tor�Englands�aus.�In�wenigen�Jahrzehnten�wandelte�sich�das�Land�vom�Importeur�zum� Exporteur� von� Baumwollfertigprodukten� mit� Monopolstatus� auf� dem� Welt-markt.�Die�Mechanisierung�in�der�Textilindustrie�zog�eine�beschleunigte�Entwick-lung�anderer�Wirtschaftsbereiche�nach�sich,�was�als�Kopplungseffekt�bezeichnet�wird.�Diese�Koppelungseffekte�führten�zur�Etablierung�eines�zweiten�industriellen�Führungssektors:�Bergbau,�Eisenindustrie�und�Eisenbahn�lösten�die�wirtschaftliche�Dominanz�der�Textilindustrie�ab�und�entwickelten�sich�zu�einem�eng�verzahnten�Wachstumsbereich,�dem�sogenannten�„Führungssektorenkomplex“.

  5 � S.�283�f.

5.1 Es begann mit einer dampfenden Maschine

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Grundwissen 5.1

Technische Innovationen durch wissenschaftliche ExperimenteAusgangspunkt�des�Industrialisierungsprozesses�waren�vor�allem�technische�Inno-vationen.�Erfindungen�wie�die�Dampfmaschine�(1765),�die�Baumwollspinnmaschine�(1769),� das� Puddel-� und� Walzverfahren� zur� Produktion� von� Stabeisen� (1784),� der�mechanische�Webstuhl�(1786)�oder�die�Lokomotive�(1814)�beschleunigten�die�Pro-duktion�sowie�den�Austausch�von�Waren�und�Rohstoffen.�Die�Erfindungen�waren�das�Resultat�einer�systematischen�und�von�staatlicher�Seite�geförderten�Forschung,�die�sich�dem�wissenschaftlichen�Experiment�verpflichtet�fühlte.�Unternehmen�nutz-ten�naturwissenschaftliche�Erkenntnisse,�um�sie�in�Antriebs-�und�Arbeitsmaschinen�oder�in�der�Anwendung�chemischer�Prozesse�umzusetzen.�Universitäten�und�Inge-nieurschulen�bildeten�wiederum�das�Personal�dafür�aus.Anfang�des�19.�Jahrhunderts�waren�es�vor�allem�die�Technologien�zur�massenhaften�Erschließung�und�Nutzung�von�Kohle�und�Eisen,�die�entscheidende�Produktivitäts-schübe� brachten.� Ab� den� 1850er-Jahren� wurde� dann� die� Nutzung� der� auf� Kohle�und�Eisen�basierenden�Techniken�durch�die�massenhafte�Stahlgewinnung�und�den�damit�einhergehenden�Aufschwung�des�Maschinenbaus�intensiviert.�Diese�neuen�Maschinen�–�von�der�Dampfmaschine�bis�hin�zur�Lokomotive�–�stehen�heute�sym-bolisch�für�eine�Veränderung�des�menschlichen�Zusammenlebens,�welche�nicht�nur�in�der�Wirtschaft,�sondern�auch�auf�kulturellem,�sozialem�und�politischem�Gebiet�sichtbar�wurde�und�eine�Umwälzung�aller�gesellschaftlichen�Verhältnisse�in�Gang�setzte.�Viele�Wissenschaftler�vergleichen�den�Beginn�des�Maschinenzeitalters�da-her�mit�der�Neolithischen�Revolution,�bei�der�in�der�Jungsteinzeit�die�Menschen�von�umherstreifenden�Nomaden�zu�sesshaften�Ackerbauern�wurden.

Beschleunigte Kapitalbildung und neue KommunikationsstrukturenIm� Zuge� der� Industrialisierung� entstanden� nicht� nur� neue� Produktionsprozesse,�sondern�auch�ein�neues�Fabriksystem,�in�dem�der�marktwirtschaftlich�kalkulierende�Privatunternehmer�ein�Heer�von�arbeitsteilig�(Arbeitsteilung)�produzierenden�Indus-triearbeitern�sowie�kapitalintensive�Arbeits-�und�Kraftmaschinen�für�die�Massenpro-duktion�von�Gütern�einsetzte.�Dazu�bedurfte�es�der�Disziplinierung�und�Spezialisie-rung�der�Lohnarbeiterschaft.�Mit�der�Größe�der�Produktion�wurde�die�Möglichkeit�einer�beschleunigten�Kapitalbildung�immer�wichtiger.�Die�Errichtung�von�Fabriken,�Bergwerken�und�Eisenhütten�oder�der�Bau�von�Eisenbahnen�benötigten�enorme�Kapitalmengen.� Kapitalkräftige� Großbanken� etablierten� sich� und� schafften� unter�anderem�durch�das�neue� Instrument�des�Aktienhandels�neue�Finanzierungsmög-lichkeiten.Ein�grundlegender�Wandel�vollzog�sich�auch�innerhalb�der�Kommunikationsstruk-turen�und�des�Warenaustauschs.�Neue�Verkehrswege�und�-mittel�verbanden�lokale�zu�nationalen�und�internationalen�Gütermärkten�–�zunächst�durch�den�Ausbau�von�Straßen�und�Wasserwegen,�dann�ab�den�1840er-Jahren�intensiviert�durch�die�rapide�Erweiterung�des�Eisenbahnnetzes.�Auch�die�persönlichen�Entfernungen�zwischen�den�Regionen�und�Städten�schrumpften�aus�Sicht�der�Zeitgenossen�in�einem�bis�dahin�unbekannten�Tempo.

Eine neue soziale und politische GesellschaftsordnungEin�von�liberalem�Denken�geprägtes,�kapitalistisches�(� �Kapitalismus)�Wirtschafts-system�bestimmte�in�zunehmendem�Maße�das�menschliche�Zusammenleben�und�die�politische�Ordnung.�Angebot�und�Nachfrage�regelten�das�Verhältnis�zwischen�Arbeitgebern�und�dem�neuen�Stand�der�Arbeiter.�Aus�der�Stände-�entwickelte�sich�eine�Klassengesellschaft.�Der�Einsatz�von�Rohstoffen,�Kapital�und�menschlicher�Ar-beit�unterlag�fortan�der�ökonomischen�Gewinnorientierung.�Diesem�ökonomischen�Mentalitätswechsel�entsprang�nicht�nur�die�Ausbeutung�menschlicher�Arbeitskraft,�

  4 � S.�283

James Watt (1736–1819) Britischer Ingenieur und Erfinder; beschleunigte die Industrialisierung durch technische Verbes-serungen an der Dampf-maschine (1765–1782).

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er�führte�auch�zu�einer�bis�dahin�einzigartigen�Ausbeutung�der�Natur.�Das�vom�Land-leben�geprägte�menschliche�Zusammenleben�verlagerte�sich�in�neu�entstehende�urbane�Ballungszentren,�welche�die�explosionsartig�wachsende�Bevölkerung�mit�ihrer�Konzentration�von�Arbeitsplätzen�magnetisch�anzogen.

Die Theorie des WirtschaftsliberalismusIn� Zusammenhang� mit� der� industriellen� Revolution� steht� auch� die� Theorie� des�wirtschaftlichen� �Liberalismus,�die�der�schottische�Moralphilosoph�und�Ökonom�Adam�Smith�vor�allem�in�seinem�Hauptwerk�„The�Wealth�of�Nations“�(1776)�entwi-ckelte.�Smith�formulierte�auf�Grundlage�eines�individualistischen�Menschenbildes�ein��Interaktionsmuster�für�die�Beziehungen�zwischen�Produzenten,�Konsumenten�und�dem�Staat.�Nach�Smith�könne�erst�ein�Staat,�der�sich�weitgehend�aus�den�Pri-vatangelegenheiten�der�Bürger�heraushält,�die�Entfaltung�der�individuellen�Freiheit�ermöglichen.�Der�sogenannte�Markt�übernimmt�in�diesem�System�die�Interessen-regulation�von�Angebot�und�Nachfrage.�Smith�definierte�den�Markt�als�einen�Ort,�auf�dem�Angebot�(Produzenten)�und�Nachfrage�(Konsumenten)�zusammentreffen.�Ziel�der�Konsumenten�sei�es,�den�Preis�zu�drücken�(oder�anders�formuliert:�für�ihr�Geld�den�größten�Nutzen�zu�erhalten),�während�die�Produzenten�danach�trachte-ten,�den�größtmöglichen�Gewinn�zu�erwirtschaften.�Auf�dem�Markt�würden�diese�unterschiedlichen�Interessen�durch�den�Preis�in�Einklang�gebracht�werden.Grundlage�dieser�in�der�Tradition�der�Aufklärung�stehenden�Theorie�sind�rational�handelnde�Menschen,�die�einen�Überblick�über�alle�Angebote�auf�dem�Markt�haben.�Sie� sollen� jederzeit� Zugang� zu� offenen� Märkten� besitzen� und� müssen� ihre� Ent-scheidung�frei�treffen�können.�Staatliche�Eingriffe,�wie�sie�durch� �Zünfte�oder�im�Merkantilismus�üblich�waren,�dürfen�nicht�stattfinden,�weil�diese�die�regulierende�Kraft�des�Preises�aufheben�würden.�Für�sein�Wohl�hat�der� freie�Bürger�selbst�zu�sorgen.�Staatliche�Aufgaben�liegen�lediglich�in�der�Bereitstellung�der�unerlässlichen�Infrastruktur�sowie�im�militärischen�Schutz�nach�außen.

  6 � S.�284�f.

Adam Smith (1723–1790) Schottischer Moralphilo-soph und Begründer der Nationalökonomie.

1 „Capital and Labour“ Anonym veröffentlichte Karikatur von John Leech aus der englischen Satire-zeitschrift Punch, 1843.

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Materialien 5.1

Die erste industrielle Revolution

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A) Wie begann die Industrialisierung in England?B) Welche technischen, wirtschaftlichen und industriellen Bedingungen ermöglichten die Industrialisierung

und welchen wirtschaftsliberalen Überlegungen lag sie zugrunde?C) Welche gesellschaftlichen und politischen Veränderungen löste sie aus?

2 Einsatz einer frühen Dampfmaschine im englischen Bergbau Mithilfe der vom britischen Erfinder James Watt 1782 optimierten Dampfmaschine und dem 1784 durch Henry Cort eingeführ-ten Puddelverfahren lösten Eisen und Kohle Holz als universellen Energieträger und Baustoff ab. Gemälde eines unbekannten Künstlers aus dem Jahr 1792.

3 John Komlos: „Ein Überblick über die Konzeptionen der Industriellen Revolution“

Der Beginn der industriellen Revolution wird auf das späte 18. Jahrhundert datiert. Von England ausgehend breitete sich die Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahr-hunderts von Westen nach Osten auf dem europäischen Kontinent aus. Der Wirtschaftshistoriker John Komlos nennt im folgenden Text wesentliche Merkmale des Industrialisie-rungsprozesses:Die industrielle Revolution war sowohl revolutionär als auch evolutionärObwohl die industrielle Revolution den Höhepunkt ei-nes evolutionären Wachstumsprozesses darstellte, der

Jahrtausende zuvor begonnen hatte, war sie doch in gewissem Sinne revolutionär, da sie auch einen Bruch mit dem früheren ökonomisch-demografischen System bedeutete. Wirtschaftswachstum wurde ein permanenter statt periodischer Bestandteil der europäischen Entwick-lung. Es war eine Periode steigender Marktaktivität und beschleunigten Bevölkerungswachstums in einer Folge ähnlicher Perioden, aber sie unterschied sich grundle-gend von früheren derartigen Konjunkturabläufen. Der Aufschwung des späten 18. Jahrhunderts begann von einer höheren wirtschaftlichen Basis aus und war stark genug, um ein Entrinnen aus der Malthusianischen Falle1 zu ermöglichen: Das Wachstum des Pro-Kopf-Outputs

Leitfragen und Materialien

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wurde von der Ausnahme zur Regel. Dies stellt eine be-deutende Diskontinuität zum bisherigen Geschehen dar, eine einmalige Erscheinung des 18. und frühen 19. Jahr-hunderts. Eine Diskontinuität im demografischen System überlagerte den kontinuierlichen ökonomischen Prozess. Das ökonomische System, das Produktion und Investiti-onen bestimmte, blieb dabei unverändert. Die entschei-dende Veränderung bestand darin, dass keine demografi-schen Katastrophen2, die im 14. und im 17. Jahrhundert ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum verhindert hatten, auftraten. […]Das späte 18. Jahrhundert war jener historische Moment, in dem die Bevölkerung Europas ihr schwerwiegendstes Problem zu einer Lösung führte, das Problem der Nah-rungsbeschaffung. Zum ersten Mal waren die Europäer und ihre Verwandten in Übersee imstande, sich dauer-haft mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen. Das halbe Jahrhundert, in dem dieser Kampf zwischen biologischen Notwendigkeiten und der Verfügbarkeit von Nahrungs-mitteln entschieden wurde, kann als Übergangsphase angesehen werden.Obwohl das Bevölkerungswachstum ein unmittelbarer Grund für den Aufschwung im 18. Jahrhundert war, war es doch auf keinen Fall seine zugrundeliegende, fun-damentale Ursache. Es löste eine Nachfragesteigerung aus und führte damit zu weiterer Arbeitsteilung und zu Produktionszuwächsen, die wiederum als ein Anreiz für weitere Spezialisierung fungierten. Außerdem führte dieses Bevölkerungswachstum zur Realisierung von Ska-lenerträgen3 in der Industrie sowie zur Urbanisierung, beides Prozesse, die der Marktexpansion und der Produk-tivitätsverbesserung förderlich sind.

Die industrielle Revolution war ein Aufschwung der wirt-schaftlichen AktivitätenDie industrielle Revolution kann als Boomphase der wirtschaftlichen Aktivitäten in einer Reihe ökono-misch-demografischer Zyklen angesehen werden. Die Expansion des 18. Jahrhunderts war insofern ein Aus-nahmefall, als die beschleunigte Rate des ökonomisch-demografischen Wachstums nicht einen jener größe-ren Rückschläge nach sich zog, die jahrhundertelang weitere Fortschritte verhindert hatten. Doch obwohl die Industrielle Revolution ein neues demografisches System mit sich brachte, brachte sie kein vollkommen neues Wirtschaftssystem hervor. Viele der institutionel-len und anreizbezogenen Strukturen des Kapitalismus waren schon geraume Zeit vorher vorhanden. Der Ka-pitalismus war kein Kind der industriellen Revolution: Es gab ihn in Westeuropa schon lange. In der einen oder anderen Form ist er so alt wie die Zivilisation. Die Preise der meisten Güter wurden durch den Markt de-

Wirtschaftsliberalismus

terminiert, nicht durch Erlasse. Fast auf dem gesamten europäischen Kontinent konnte wirtschaftliche Tätig-keit ohne restriktive Staatseingriffe organisiert werden, obwohl z. B. durch Zunftzwänge der Zugang zu vielen Berufszweigen beschränkt wurde. Diese Beschränkun-gen bezogen sich jedoch mehr auf die Standortwahl von Unternehmen und übten keinen dauerhaften Druck auf ihre Aktivitäten aus. Darüber hinaus waren die Eigen-tumsrechte gemeinhin gesichert und die Kapitalmärkte weitgehend integriert. Versicherungswesen, Papiergeld, finanzielles Know-how, Maßnahmen zur Durchsetzung von Vertragsverpflichtungen, Handelsrecht und Buch-führungstechniken waren vorhanden, getestet und ver-bessert worden. Kurz gesagt waren die meisten, wenn auch nicht alle, grundsätzlichen Attribute, die wir mit dem System des Kapitalismus in Verbindung bringen, im 18. Jahrhundert ein integrierter Bestandteil der eu-ropäischen Geschäftswelt. Über die Jahrhunderte hatte sich ein Wirtschaftssystem entwickelt, das hinreichende Effizienz aufwies, um weitere Hindernisse auf dem Weg zu dauerhaftem Wachstum zu überwinden.

John Komlos: Ein Überblick über die Konzeptionen der Industriellen Revolution. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (VSWG), Nr. 84 (1997), S. 493 ff.

1 Malthusianische Falle: Widerspruch zwischen dem linearen Wachs-tum der Ernährungsbasis und der progressiven Entwicklung des Be-völkerungswachstums

2 demografische Katastrophen: gemeint sind Hungersnöte oder Krank-heiten wie die Pest

3 Skalenerträge: Kostenvorteile der Massenproduktion

4 Adam Smith: „Das einfache System der natürlichen Freiheit“

Adam Smith (1723–1790) war ein schottischer Philosoph und Ökonom. Der folgende Auszug stammt aus seinem Haupt-werk „Der Wohlstand der Nationen“ (1776), mit dem Smith die klassischen Wirtschaftswissenschaften begründete:Der Mensch […] braucht fortwährend die Hilfe seiner Mitmenschen und vergeblich erwartet er diese von ih-rem Wohlwollen allein. Er wird viel eher sein Ziel errei-chen, wenn er ihr Selbstinteresse zu seinen Gunsten len-ken und ihnen zeigen kann, dass sie auch ihren eigenen Vorteil verfolgen, wenn sie für ihn tun, was er von ihnen haben will. Wer einem anderen ein Geschäft irgendwel-cher Art anträgt, verfährt in diesem Sinne. Gib mir, was ich brauche, und du sollst haben, was du brauchst […]. Nicht von dem Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern von der Rücksichtnahme auf ihr eigenes Inte-resse. Wir wenden uns nicht an ihre Menschenliebe,

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Materialien 5.1

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sondern an ihr Selbstinteresse und sprechen zu ihnen nie von unserem Bedarf, sondern von ihren Vorteilen.Der Einzelne […] hat den eigenen Vorteil im Auge und nicht etwa den der Volkswirtschaft. Aber gerade das Stre-ben nach seinem eigenen Vorteil ist es, das ihn ganz von selbst oder vielmehr notwendigerweise dazu führt, sein Kapital dort einzusetzen, wo es auch dem ganzen Land so den größten Nutzen bringt. Verfolgt er nämlich sein eigenes Interesse, so fördert er damit indirekt das Ge-samtwohl viel nachhaltiger, als wenn die Verfolgung des Gesamtinteresses unmittelbar sein Ziel gewesen wäre. Ich habe nie viel Gutes von denen gehalten, die angeblich für das allgemeine Beste tätig waren. […] Erstens ist ein jeder bestrebt, viel von seinem Kapital möglichst in der nächsten Umgebung und folglich zur Unterstützung des einheimischen Gewerbes zu investieren […].Zweitens wird jeder, der sein Kapital zur Unterstützung der eigenen Volkswirtschaft investiert, notwendigerweise bestrebt sein, die wirtschaftliche Aktivität so zu lenken, dass ihr Ertrag den größtmöglichen Wert erzielen kann. […]Wenn daher jeder Einzelne so viel wie nur möglich da-nach trachtet, sein Kapital zur Unterstützung der einhei-mischen Erwerbstätigkeit einzusetzen, und dadurch diese so lenkt, dass ihr Ertrag den höchsten Wertzuwachs er-warten lässt, dann bemüht sich auch jeder Einzelne ganz zwangsläufig, dass das Volkseinkommen im Jahr so groß wie möglich werden wird. Tatsächlich fördert er in der Regel nicht bewusst das Allgemeinwohl, noch weiß er, wie hoch der eigene Beitrag ist. […] Und er wird in diesem wie auch in vielen anderen Fällen von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fordern, den zu erfül-len er in keiner Weise beabsichtigt hat. Auch für das Land

Arbeitsvorschlägea)� Analysieren�Sie�das�Gemälde�von�1792�(M2)�im�Hinblick�auf�die�Darstellung�der�

Veränderung�des� (Arbeits-)Lebens�durch�die�Dampfmaschine� in�dieser� frühen�Phase�der�Industrialisierung.

b)� Nennen�Sie�die�von�Komlos�identifizierten�Merkmale�der�Industrialisierung�(M3)�und�setzen�Sie�sich�mit�seiner�These,�die�Industrialisierung�sei�der�„Höhepunkt�eines�evolutionären�Wachstumsprozesses“�gewesen,�kritisch�auseinander.

c)� Analysieren�Sie�Smiths�Darlegungen� (M4)� im�Hinblick�auf�sein�Menschenbild,�die�Rolle�des�Staats�und�des�Markts�(„unsichtbare�Hand“)�sowie�das�„System�der�Freiheit“.�Erläutern�Sie,�in�welchem�Verhältnis�Smiths�Gedanken�zur�Industriali-sierung�in�England�stehen.�Beziehen�Sie�kritisch�Stellung�zu�seiner�Wirtschafts-theorie.

d)� Analysieren� Sie� John� Leechs� Karikatur� „Capital� and� Labour“� (M1)� anhand� der�Methode�zur�Interpretation�von�Karikaturen�auf�S.�140�f.�und�bewerten�Sie�die�Kritik,�die�Leech�darin�an�der�Industriegesellschaft�übt.

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selbst ist es keineswegs immer das Schlechteste, dass der Einzelne ein solches Ziel nicht bewusst anstrebt, ja, gera-de dadurch, dass er das eigene Interesse verfolgt, fördert er häufig das der Gesellschaft nachhaltiger, als wenn er wirklich beabsichtigt, es zu tun. […]Gibt man daher alle Systeme der Begünstigung und Be-schränkung auf, so stellt sich ganz von selbst das ein-sichtige und einfache System der natürlichen Freiheit her. Solange der Einzelne nicht die Gesetze verletzt, lässt man ihm völlige Freiheit, damit er […] seinen Erwerbs-fleiß und sein Kapital im Wettbewerb mit jedem ande-ren oder einem anderen Stand entwickeln oder einsetzen kann. Der Herrscher wird dadurch vollständig von einer Pflicht entbunden, […] nämlich der Pflicht oder Aufgabe, den Erwerb privater Leute zu überwachen und ihn in Wirtschaftszweige zu lenken, die für das Land am nütz-lichsten sind. Im System der natürlichen Freiheit hat der Souverän lediglich drei Aufgaben zu erfüllen […]: Erstens die Pflicht, das Land gegen Gewalttätigkeit und Angriff anderer unabhängiger Staaten zu schützen, zweitens die Aufgabe, jedes Mitglied der Gesellschaft so weit wie möglich vor Ungerechtigkeit oder Unterdrückung durch einen Mitbürger in Schutz zu nehmen oder ein zuverläs-siges Justizwesen einzurichten, und drittens die Pflicht, bestimmte öffentliche Anstalten und Einrichtungen zu gründen und zu unterhalten, die ein Einzelner oder ei-ne kleine Gruppe aus eigenem Interesse nicht betreiben kann, weil der Gewinn ihre Kosten niemals decken könn-te, obwohl er häufig höher sein mag als die Kosten für das ganze Gemeinwesen.

Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen. Aus dem Englischen übertragen von H. C. Recktenwald. München 1978, S. 369–371, S. 582.

5 Die Industrialisierung

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Nach�Textquellen�zählen�Bildquellen�zu�den�wichtigsten�historischen�Quellen.�Al-le� Bildquellen� wie� beispielsweise� Gemälde,� Zeichnungen� und� auch� Fotografien�erfordern�für�ihre�Interpretation�ähnliche�Arbeitsschritte�(eine�Ausnahme�stellen�Karikaturen�dar,�denen�eine�zusätzliche�Mitteilungsfunktion�zukommt� s. S. 352).

Bilder�lassen�sich�auf�unterschiedlichen�Ebenen�interpretieren.�Zum�einen�kann�ein�Bild�verraten,�welche�Intention�der�Urheber�beim�Erschaffen�des�Werkes�hatte,�wel-chem�Anlass�es�diente�usw.�Zum�Zweiten�transportiert�ein�Bild�auch�Informationen�über�die�Zeit,�in�der�es�entstanden�ist.�Auffällig�sind�dabei�zunächst�Informationen�beispielsweise�über�die�Kleidung�oder�Wohnbedingungen�der�Zeitgenossen.�Noch�in-teressanter�–�und�komplexer�zu�entschlüsseln�–�sind�aber�die�Informationen�über�die�Sichtweise�des�Urhebers.�Ein�Bild�kann�–�ob�vom�Urheber�intendiert�oder�nicht�–�bei-spielsweise�Geschlechterverhältnisse�offenlegen,�religiöse�Vorstellungen,�politische�Ideale�innerhalb�einer�Epoche�und�vieles�mehr.�Schon�die�Auswahl�eines�Bildmotivs�ist�ein�aussagekräftiges�Faktum.�Jeder�Künstler� ist�ein�„Gefangener�seiner�Zeit“,�er�sieht�„mit�den�Augen�seiner�Epoche“�und�verrät�dementsprechend�viel�über�sie.

Lange�Zeit�waren�Gemälde,�Kupferstiche,�Holzschnitte�und�Zeichnungen�die�ein-zigen�Möglichkeiten�für�Künstler,�Ereignisse,�Dinge�und�Personen�abzubilden.�Die�Erfindung�der�Fotografie�im�19.�Jahrhundert�erweiterte�diese�Möglichkeiten.�Doch�wie� andere� Bildgattungen� spiegeln� auch� Fotografien,� die� dem� Betrachter� eine�unverfälschte�Wiedergabe�der�Wirklichkeit�suggerieren,�nicht�„die�Realität“�wider.�Das�gilt�trotz�der�Tatsache,�dass�die�Fotografie�gegenüber�anderen�Bildgattungen�eine�erhöhte�Annäherung�an�die�realen�Situationen�ermöglicht.�Was�und�wie�etwas�festgehalten�wird,�entscheidet�der�Fotograf.�Zudem�können�die�fotografierten�Situ-ationen�vom�Fotografen�beeinflusst�worden�sein.�Nicht�zuletzt�ist�es�seit�Erfindung�der� Fotografie� möglich,� Fotos� zu� retuschieren.� Deshalb� müssen� Fotografien� wie�andere�Bildquellen�auch�kritisch�und�detailliert�analysiert�werden.

Bilder als historische Quellen

Erkenntniswert von Bildern

Fotografien als besondere Bildgattung

Bildquellen interpretieren

1 „Schmieden einer Schiffskurbelwelle“ Gemälde von François Bonhommé (1809–1881) von 1865.

Methode 5.1

287

Arbeitsschritte zur Interpretation von Bildquellen

Erschließung des Themas sowie der formalen Aspekte1. Um welche Gattung bzw. Art von Bild handelt es sich (Gemälde, Fotografie, Litho­

grafie, Zeichnung, Holzschnitt usw.)?2. Wer ist der Urheber bzw. der Auftraggeber? Was ist über diesen/diese bekannt?3. Was ist das Thema des Bildes? Wie lautet der Titel?4. In welchen historischen Kontext (Epoche, Ereignis, Prozess, Konflikt) lässt sich das

Bild einordnen?5. Wer ist der Adressat bzw. sind die Adressaten (Volk, Privatperson, Gruppe, Öffent­

lichkeit, Machthaber, Nachwelt, Institution)?6. Handelt es sich um ein Einzelbild oder um den Bestandteil einer Bildreihe?

Erschließung der Inhalte und der verwendeten Darstellungsmittel1. Welche Bildelemente sind zu erkennen (Personen, Orte, Gegenstände, Landschaften,

Symbole), und wie sind diese dargestellt (Mimik, Gestik, Kleidung)?2. Für welche Elemente der Bildgestaltung (Bildkomposition, Proportionen, Perspek­

tive, Beziehungen der Elemente untereinander, Farbgebung, Kontraste, Lichtführung, Linien, Raum, Einstellung, Ausschnitt, Schrift) hat sich der Urheber entschieden?

3. Gab es spätere Veränderungen oder Manipulationen (Retuschen, Verfälschungen, Beschnitt), und wenn ja, welche?

Deutung der Aussage im historischen Kontext1. Welche Aussagen transportieren die Bildelemente und Gestaltungselemente?2. Welche Funktion hatte das Bild (didaktisch, religiös, aufklärend, dokumentarisch,

propagandistisch usw.)?3. Was war die Intention des Urhebers? Welcher Eindruck sollte beim zeitgenössischen

Betrachter erzielt werden?4. Ist ein Vergleich mit anderen bildlichen und textlichen Quellen möglich, und wenn

ja, mit welchen?5. Welche Rolle muss der Entstehungszeit des Bildes zugemessen werden?

Abgabe eines begründeten persönlichen Werturteils1. Ist das Bild repräsentativ für seine Zeit, und anhand welcher Kriterien lässt sich das

beurteilen?2. Ist die Wiedergabe des historischen Sachverhalts durch das Bild annähernd realis­

tisch oder künstlerisch frei, und anhand welcher Kriterien lässt sich das beurteilen?3. Verfassen Sie aus heutiger Sicht ein begründetes Werturteil zur Darstellung des ge­

zeigten historischen Sachverhalts.

Analyse

Erläuterung

Beurteilung

Arbeitsvorschläge1.� Interpretieren�Sie�das�Gemälde�von�François�Bonhommé�unter�Zuhilfenahme�

der�obigen�Arbeitsschritte.2.� Vergleichen� Sie� anhand� des� Gemäldes� und� der� Fotografie� M5� auf� S.�319� die�

Gattungen�„Gemälde“�und�„Fotografie“�auf�mediale�Gemeinsamkeiten�und�Un-terschiede�sowie�auf�gattungsabhängige�Möglichkeiten�und�Restriktionen.

3.� Interpretieren�Sie�weitere�Industrialisierungsgemälde�wie�etwa�Adolf�Menzels�„Eisenwalzwerk“� (1872–75)� oder� Paul� Friedrich� Meyerheims� „Schlussmontage�einer�Lokomotive“�(1870–76).

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5 Die Industrialisierung

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Testen Sie Ihre Sachkompetenza) Welche der folgenden Begriffe kennzeichnen

wesentliche Merkmale der zweiten industriellen Revolution in Deutschland?

b) Versetzen Sie sich in die Rolle eines jungen Man­nes, der im Jahr 1890 in einer Dortmunder Elektro­fabrik arbeitet. In einem Brief versucht er seinem Großvater, der seit seiner Geburt vor 70 Jahren im ländlichen Westfalen lebt, seinen Arbeitsalltag und das Leben in der Stadt zu erklären. Verfassen Sie diesen Brief.

c) Diskutieren Sie, ob und für wen die Industrialisie­rung ein Fortschritt war.

a) Bilden Sie kleine Gruppen und finden Sie ge­meinsam heraus, welche Erfindung aus der Zeit der zweiten industriellen Revolution hier jeweils beschrieben wird:

1. Dieses weltweit bekannte Produkt wurde in den 80er­Jahren des 19. Jahrhunderts von John Stith Pemberton in den USA erfunden. Er mischte Wein, Nüsse, Blätter und Malvenextrakte, und so entstand ein Sirup, der gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen helfen sollte. Schon bald aber musste er den Wein im Zuge der Prohibition aus dem Rezept nehmen, so ent­stand…

2. Dieses weitverbreitete Produkt ist erst in jüngster Ver­gangenheit in Deutschland in Verruf geraten. Viele Forscher hatten sich in den USA, England und Russ­land im Laufe des 19. Jahrhunderts mit diesem Gegen­stand beschäftigt und sehr viele Varianten auspro­biert. So gibt es zahlreiche Patente, und der uns als Erfinder überlieferte Brite setzte lediglich einen Bam­busfaden für seine Patentanmeldung 1879 als Neuheit ein.

3. Für diese Erfindung bedurfte es eines wagemutigen Mannes, der in einem gefährlichen Selbstversuch 1853 das erste Produkt seiner Art vorführte. Waren seine Zuschauer davon überzeugt, dass dieses Experiment

tödlich enden würde, vertraute der Mann in New York auf seine Künste und überlebte unbeschadet den Ver­such. Erst etwa 40 Jahre später erreichte diese Erfin­dung den europäischen Kontinent und bewirkte auch hier einen Boom von neuartigen Gebäuden.

4. Nahezu jeder Haushalt hat es, aus bestimmten öffent­lichen Einrichtungen ist es nicht mehr wegzudenken. Der Prototyp, den ein deutscher Physiker im 17. Jahr­hundert – der übrigens wegen einer anderen Ent­deckung weltberühmt ist – erfand, war nur schwer handhabbar, sodass erst die Weiterentwicklung (und deutliche Verkleinerung) von Thomas Clifford Allbutt 1867 für eine allgemeine Verbreitung sorgte. Mittler­weile wird wegen eines wichtigen, aber unter Um­ständen gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffs eine digitale Variante eingesetzt.

5. Bei diesem Produkt handelt es sich vermutlich um eines der weitverbreitesten Dinge überhaupt. Ob­wohl Vorformen davon schon aus der Antike überlie­fert sind, wird die Französin Herminie Cadoll gemein­hin als Erfinderin der modernen Form bezeichnet. Sie ließ sich 1899 diese Neuheit patentieren, deren Ur­sprungsform zeitweise unter anderem aus Hosenträ­gern hergestellt wurde.

Urbanisierung Dampfmaschine

Proletarisierung

Eisenbahn

Gründerzeit Aktienhandel

Automatisierung

Maschinisierung

Landflucht

Protektionismus

Motorisierung

Arbeiterpartei

Pauperismus

Moderne

Chemie

Geschichte kreativ

Testen, trainieren, kreieren

a) AFB I, Operator „zusammenfassen“: Fassen Sie die durch Adam Smith begründete Theo­rie des Wirtschaftsliberalismus zusammen.Material zur Aufgabe: S. 272 , M3 („Adam Smith: „Das einfache System der natürlichen Freiheit“).Hinweise: Der Operator „zusammenfassen“ verlangt ge­nauso wie die Operatoren „aufzeigen“, „beschreiben“, „wiedergeben“ vor allem, dass Sie historische Sachver­halte auf das Wesentliche reduzieren, ohne den grund­sätzlichen Sinn zu verfehlen oder zu verändern.

b) AFB II, Operator „herausarbeiten“: Arbeiten Sie aus Adam Smiths Äußerungen heraus, gegenüber welchen gesellschaftlichen Gruppen oder herrschenden Meinungen er seine wirtschafts­liberale Lehre kritisch in Stellung bringt. Arbeiten Sie ebenfalls heraus, welche sozialen Schichten von einer Umsetzung Smith’scher Lehren am meisten profitieren würden.

Material zur Aufgabe: S. 272 f., M3 („Adam Smith: „Das einfache System der natürlichen Freiheit“).Hinweise: „Herausarbeiten“ erfordert, dass Sie aus Ma­terialien bestimmte historische Sachverhalte heraus­finden, die nicht ausdrücklich genannt werden. Darü­ber hinaus sollten Sie sich bemühen, Zusammenhänge zwischen diesen nur implizit enthaltenen Sachverhal­ten aufzudecken.

c) AFB II, Operator „übertragen“ (als methodischer Operator): Übertragen Sie M5 oder M18 in anschauliche Dar­stellungsformen.Material zur Aufgabe: S. 295 M5, S. 301 M18.Hinweise: Ähnlich wie „umformen“ verlangt der Opera­tor „übertragen“, dass Sie historische Sachverhalte in neue Formen bringen.

Operatoren­Training(alle Operatoren auf einen Blick finden Sie auf S. 604–611)

zum Arbeitsvorschlag a), Operator „zusammenfassen“:Hier wäre Smiths Theorie auf einige wenige Sätze zu komprimieren, die den Kern seiner Theorie enthalten. Auf alle Ausschmückungen und Illus­trationen, auch auf Beispiele oder Differenzierungen wäre zu verzich­ten. Zum Kern seiner Theorie gehört seine Grundannahme, dass es für das Gemeinwohl am besten sei und zum größten Sozialprodukt führe, wenn man jeden Einzelnen sein egoistisches Eigeninteresse möglichst ungehindert verfolgen lässt (laissez­faire). Dies lenke den Arbeitsfleiß und den Erfindungs­ und Organisationsgeist der Mensch quasi automa­tisch (invisible hand) in die insgesamt produktivsten und effizientesten Bahnen. Folglich habe sich der Staat weitgehend aus der Wirtschaft he­rauszuhalten und niemanden zu begünstigen oder zu benachteiligen (Nachtwächterstaat), damit ein fairer Wettbewerb zum Nutzen aller ent­stehe könne.

zum Arbeitsvorschlag b), Operator „herausarbeiten“:Smith wendet sich gegen einen in der Wirtschaft allzu gegenwärtigen Staat. Im Zeitalter des Absolutismus war es eine typische Wirtschaftspo­litik, dass der Staat eigene Manufakturen betrieb, den Handel, insbeson­dere den Außenhandel, streng zu regulieren versuchte und die freie wirt­schaftliche Initiative der Bürger durch Vorschriften und Lizenzvergabe einengte. Smith hat hier seinen Hauptangriffspunkt. Doch äußert er sich auch skeptisch gegenüber Menschen, die vorgeben, sich für das Gemein­wohl zu engagieren und sich zugunsten anderer Menschen einzusetzen. Das kann man als Kritik an heuchlerischen Moralisten oder an Predigern eines (falsch verstandenen) Gebots christlicher Nächstenliebe interpre­tieren. Im Zusammenhang gesehen entsteht eine Kritik paternalistischer,

christlich verbrämter Wirtschaftspolitik, in der sich der absolutistische Staat, auch unter Berufung auf das Gottesgnadentum, in Wirtschafts­abläufe einmischt, sodass er die Produktion und Produktivität letztlich hemmt, aber vorgibt, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln.Von einer Verwirklichung der Smith’schen Lehre profitieren die am mei­sten, die staatliche Leistungen und staatliche Eingriffe in die Wirtschaft am wenigsten nötig haben, diejenigen, die sich selbst gut helfen können, weil sie schon über Kapital, Bildung oder gute Beziehungen verfügen: die bürgerlichen Schichten, insbesondere Selbständige, Unternehmer, In­vestoren. Denn diese werden in einem System des freien Wettbewerbs „die Starken“ sein und gewinnen. Insofern zeigt sich Smith unbesorgt um die soziale Frage: Dass im Zuge der Industrialisierung große Arbei­terschichten entstehen, die ohne gewerkschaftlichen oder staatlichen Druck eher Schaden als Nutzen von einer allzu liberalen Wirtschaftsform haben, ignoriert Smith im vorliegenden Textausschnitt. Sieht man diese Smith­kritische Herausarbeitung wiederum in Zusam­menhang mit Smiths Kritik am Absolutismus und an der Heuchelei, dem Gemeinwohl dienen zu wollen, so erscheint Smith als Vertreter einer bür­gerlich­„kapitalistischen“ Ideologie, die Gefahr läuft, mit dem Merkantilis­mus und der „Gemeinwohl­Heuchelei“ von Menschen und Regierungen zugleich auch die Chancen kollektiver und staatlicher Organisation der Wirtschaft zu beerdigen.

zum Arbeitsvorschlag c), Operator „übertragen“:Hier müssten Sie die tabellarisch vorliegenden Zahlen in Schaubilder oder Diagramme (Kreisdiagramm, Säulendiagramm, Balkendiagramm, Graph) verwandeln.

Lösungsvorschläge zum Operatoren­Training

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