509062 Fachblatt Obst Gemuese Verband.qxp 23.09.2009 …€¦ · Obst und Gemüse lässt sich –...

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Größe der Gärten Schon seit geraumer Zeit werden aufgrund hoher Immobilienprei- se die Grundstücke und damit zusammenhängend die Gartenflä- chen immer kleiner, was v. a. für Städte oder stadtnahe Baugebie- te gilt. Wer darüber hinaus einen Teil des Gartens als Spiel- oder Rasenfläche für die Kinder benötigt, gern auch ein paar Fleckchen mit blühenden Stauden, Sommerblumen oder interessanten Gehölzen um sich hätte, aber dennoch auf den Anbau von Obst und Gemüse nicht verzichten möchte, kann auf einen scheinba- ren „Notbehelf“ zurückgreifen: Das gesundheitlich so wertvolle Obst und Gemüse lässt sich – für manchen vielleicht über - raschend – auch auf Balkon und Terrasse anbauen. Dass dies in Wahrheit jedoch etwas ganz Exquisites und lang Erprobtes ist, be- legen die Orangerien aus der Zeit des Absolutismus im 17./18. Jahrhundert, in denen Könige und Fürsten erlesenes Obst in Kü- beln kultivieren ließen. Damit der Anbau gelingt, sind einige grundlegende Kriterien hinsichtlich der auszuwählenden Arten, Sorten, Gefäße, Substra- te, Bewässerungs-, Düngungs- und Pflegemaßnahmen zu beach- ten. Hält man sich daran, so wird man mit einem Schlaraffenland in unmittelbarer Nähe zum Wohnraum belohnt. Obst auf Balkon und Terrasse Grundsätzlich lassen sich fast alle Obstarten auf Balkon und Terrasse anbauen, sieht man von Ausnahmen wie beispielsweise Süßkirschen und Walnüssen ab, die trotz aufwändiger Züch- tungsversuche letztendlich für diesen Zweck immer noch zu groß werden und deren Wüchsigkeit auch durch bestimmte Unter- lagen nicht ausreichend gebremst wird. Beim Anbau ist also eigentlich nur darauf zu achten, dass man solche Obstarten auswählt, die einem persönlich den Aufent- halt auf Balkon und Terrasse sowohl in geschmacklicher und gesundheitlicher als auch in ästhetischer Hinsicht angenehm gestalten. Gefäße Da auf Balkon und Terrasse kein gewachsener Boden vorhanden ist, in den man pflanzen könnte, braucht man von Menschen- hand geschaffene Ersatzstandorte. Der erste Schritt hierfür ist die Auswahl von Gefäßen, in die das künftige Substrat eingefüllt wird. Geeignet sind Balkonkästen, Töpfe aus Ton, Steingut, as- bestfreiem Eternit, stabile Kunststoffe oder Eigenkonstruktionen aus Holz mit Folienauskleidung. Einfache Tontöpfe sind nicht winterfest und müssen deswegen vor Frost durch Eingraben in die Erde oder durch eine äußere Isolierschicht geschützt werden. Eine innere Wandauskleidung der Pflanzgefäße mit 1 cm dünnen Styroporplatten schützt die empfindlichen Wurzeln vor zu großer Wärme im Sommer und vor Frost im Winter. Ausreichend große Löcher am Boden sind wichtig, um Staunässe zu vermeiden. Für ein- oder zweijährige Veredelungen von Obstbäumen reichen i. d. R. Gefäße mit 15-20 Liter Inhalt. Werden sie nach 3-4 Jahren infolge des Wurzelwachstums zu klein, so wird in einen größeren Kübel mit etwa 30 Liter umgetopft. Nach weiteren ca. 4 Jahren benötigt der Baum einen noch größeren Kübel. Wenn dieser auch zu klein wird, bleibt nur noch eine starke Kronenverjüngung bei gleichzeitiger Verringerung des Wurzelraumes, und zwar so weit, dass er wieder in den gleichen Kübel passt und wieder einige Jahre darin wachsen kann. Wichtig ist, dass der Baum immer so viel Wurzelraum zur Verfügung hat, dass sich sein natürliches Triebwachstum weiter entwickeln kann, ohne zu vergreisen. An andere Obstarten wie Mini-Kiwi und Wein sind bezüglich Gefäßgröße und Umtopfen ähnliche Maßstäbe anzulegen, wobei man hier von Anfang an aber etwas größere Container verwen- den kann, um sich ein beschwerliches Umtopfen der an Kletter- gerüsten gezogenen Pflanzen zu ersparen. Für schwächer wachsendes Strauchbeerenobst reichen kleinere Kübel. Himbeeren kann man wegen ihrer Ausläuferbildung in lang gestreckte, aber dennoch ausreichend tiefe Kästen pflanzen. Wegen ihrer geringeren Wurzeltiefe genügen für Erdbeeren nor- male Balkonkästen oder auch Ampeln. 1 Obst und Gemüse auf Balkon und Terrasse Balkonkästen mit Sommerblumen, Gemüse und Kräutern wie Paprika, Lauch, Tomaten und Basilikum können sehr dekorativ wirken. Fachblatt Zur Förderung von Gartenkultur und Landespflege Herausgegeben in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 509062_Fachblatt_Obst_Gemuese_Verband.qxp 23.09.2009 11:28 Uhr Seite 1

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  • Größe der GärtenSchon seit geraumer Zeit werden aufgrund hoher Immobilienprei-se die Grundstücke und damit zusammenhängend die Gartenflä -chen immer kleiner, was v. a. für Städte oder stadtnahe Baugebie-te gilt. Wer darüber hinaus einen Teil des Gartens als Spiel- oderRasenfläche für die Kinder benötigt, gern auch ein paar Fleckchenmit blühenden Stauden, Sommerblumen oder interessantenGehölzen um sich hätte, aber dennoch auf den Anbau von Obstund Gemüse nicht verzichten möchte, kann auf einen scheinba-ren „Notbehelf“ zurückgreifen: Das gesundheitlich so wertvolleObst und Gemüse lässt sich – für manchen vielleicht über -raschend – auch auf Balkon und Terrasse anbauen. Dass dies inWahrheit jedoch etwas ganz Exquisites und lang Erprobtes ist, be-legen die Orangerien aus der Zeit des Absolutismus im 17./18.Jahrhundert, in denen Könige und Fürsten erlesenes Obst in Kü-beln kultivieren ließen.Damit der Anbau gelingt, sind einige grundlegende Kriterien hinsichtlich der auszuwählenden Arten, Sorten, Gefäße, Substra-te, Bewässerungs-, Düngungs- und Pflegemaßnahmen zu beach-ten. Hält man sich daran, so wird man mit einem Schlaraffenlandin unmittelbarer Nähe zum Wohnraum belohnt.

    Obst auf Balkon und TerrasseGrundsätzlich lassen sich fast alle Obstarten auf Balkon und Terrasse anbauen, sieht man von Ausnahmen wie beispielsweiseSüßkirschen und Walnüssen ab, die trotz aufwändiger Züch -tungsversuche letztendlich für diesen Zweck immer noch zu groß werden und deren Wüchsigkeit auch durch bestimmte Unter -la gen nicht ausreichend gebremst wird.Beim Anbau ist also eigentlich nur darauf zu achten, dass man solche Obstarten auswählt, die einem persönlich den Aufent-halt auf Balkon und Terrasse sowohl in geschmacklicher und gesund heitlicher als auch in ästhetischer Hinsicht angenehm gestalten.

    GefäßeDa auf Balkon und Terrasse kein gewachsener Boden vorhandenist, in den man pflanzen könnte, braucht man von Menschen-hand geschaffene Ersatzstandorte. Der erste Schritt hierfür ist dieAuswahl von Gefäßen, in die das künftige Substrat eingefüllt wird. Geeignet sind Balkonkästen, Töpfe aus Ton, Steingut, as -bestfreiem Eternit, stabile Kunststoffe oder Eigenkonstruktionen aus Holz mit Folienauskleidung. Einfache Tontöpfe sind nicht winterfest und müssen deswegen vor Frost durch Eingraben in dieErde oder durch eine äußere Isolierschicht geschützt werden. Eine innere Wandauskleidung der Pflanzgefäße mit 1 cm dünnenStyroporplatten schützt die empfindlichen Wurzeln vor zu großerWärme im Sommer und vor Frost im Winter. Ausreichend großeLöcher am Boden sind wichtig, um Staunässe zu vermeiden.Für ein- oder zweijährige Veredelungen von Obstbäumen reicheni. d. R. Gefäße mit 15-20 Liter Inhalt. Werden sie nach 3-4 Jahreninfolge des Wurzelwachstums zu klein, so wird in einen größerenKübel mit etwa 30 Liter umgetopft. Nach weiteren ca. 4 Jahrenbenötigt der Baum einen noch größeren Kübel. Wenn dieser auchzu klein wird, bleibt nur noch eine starke Kronenverjüngung beigleichzeitiger Verringerung des Wurzelraumes, und zwar so weit,dass er wieder in den gleichen Kübel passt und wieder einige Jahre darin wachsen kann. Wichtig ist, dass der Baum immer soviel Wurzelraum zur Verfügung hat, dass sich sein natürlichesTriebwachstum weiter entwickeln kann, ohne zu vergreisen.An andere Obstarten wie Mini-Kiwi und Wein sind bezüglich Gefäßgröße und Umtopfen ähnliche Maßstäbe anzulegen, wobeiman hier von Anfang an aber etwas größere Container verwen-den kann, um sich ein beschwerliches Umtopfen der an Kletter-gerüsten gezogenen Pflanzen zu ersparen. Für schwächer wachsendes Strauchbeerenobst reichen kleinereKübel. Himbeeren kann man wegen ihrer Ausläuferbildung in langgestreckte, aber dennoch ausreichend tiefe Kästen pflanzen. Wegen ihrer geringeren Wurzeltiefe genügen für Erdbeeren nor-male Balkonkästen oder auch Ampeln.

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    Obst und Gemüse auf Balkon und Terrasse

    Balkonkästen mit Sommerblumen, Gemüse und Kräutern wie Paprika, Lauch, Tomaten und Basilikum können sehr dekorativ wirken.

    Fachblatt Zur Förderung vonGartenkultur und LandespflegeHerausgegeben in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

    509062_Fachblatt_Obst_Gemuese_Verband.qxp 23.09.2009 11:28 Uhr Seite 1