5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack...

21

Transcript of 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack...

Page 1: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau
Page 2: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

106 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen

für Schutz und Nutzung Branden-

burger Landschaften – eine sozio-

ökonomische Strukturanalyse 107

5.2 Pflege- und Entwicklungsplanung

sowie Bewirtschaftungspläne nach

der FFH-Richtlinie in den Groß-

schutzgebieten 111

5.3 Ökologischer Landbau in den

Großschutzgebieten Branden-

burgs 1992 – 2004 113

5.4 10 Jahre Nationalpark

Unteres Odertal 114

5.5 Nachhaltiges Wirtschaften in einem

Biosphärenreservat – die Entwick-

lungstendenzen der Landwirtschaft

im Biosphärenreservat Schorf-

heide-Chorin 117

5.6 Biosphärenreservat Spreewald:

Ein Naturschutz-Großprojekt

startet durch 120

5.7 Stand der Rückdeichung Lenzen im

Biosphärenreservat Flusslandschaft

Elbe/Brandenburg 123

5 Großschutzgebiete und nachhaltige Raumentwicklung

5 Großschutzgebiete und nachhaltige Raumentwicklung

5 Großschutzgebiete und nachhaltige Raumentwicklung

Aktuelle rechtliche Grundlagen im Internet unter http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php?id=98181&_siteid=32

Autoren auf Seite 209

▲ Werden und Verge-hen im NationalparkUnteres Odertal, G. Blutke

�Soll, blühendesRapsfeld im BRSchorfheide-Chorin,H. Richter

▲ Natürliche Vegetationszonie-rung an einem Altarm im Oder-tal, B. Grimm

� Pimpinellenberg von oben,Trockenrasengebiet im BRSchorfheide-Chorin, H. Richter

�Rinderweide, extensive Land-nutzung im BR Schorfheide-Chorin, F.-P. Ney

Page 3: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

107UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen für Schutzund Nutzung Branden-burger Landschaften –eine sozioökonomischeStrukturanalyse

Die Ergebnisse einer sozioökonomischen Struktur-analyse der brandenburgischen Großschutzgebieteliegen seit Ende 2004 als Broschüre mit 207 Seiten,zahlreichen farbigen Abbildungen, Grafiken und Kar-ten vor.

• Schwierige Datenlage und Untersuchungs-methodik

Die Auswahl von Daten und Indikatoren für eine so-zioökonomische Strukturanalyse derGroßschutzgebiete Brandenburgs be-reitete erhebliche Probleme, denn fürdie nach naturschutzfachlichen Ge-sichtspunkten abgegrenzten Groß-schutzgebiete existieren keine soziolo-gischen oder Wirtschaftsdaten. Darumwurden die sozioökonomischen Datenzu Bevölkerungs- und Siedlungsent-wicklung, Wirtschaft und Arbeitsmarkt,die für die Gemeinden des LandesBrandenburg erhoben werden und –auch als Zeitreihen – vorliegen, auf dieGroßschutzgebiete umgebrochen.

Für die vorliegende Analyse wurdedazu das Großschutzgebiet alsSumme der Gemeinden definiert, diesich mit mehr als 50 % ihrer Gemar-kungsfläche und/oder ihren Siedlungs-schwerpunkten (Ortslagen) innerhalbdes Großschutzgebietes befinden.Eine hundertprozentige Deckungs-gleichheit wurde damit jedoch nicht er-reicht. So war beispielsweise im Natur-park Nuthe-Nieplitz die Zuordnung derGemeinde Nuthe-Urstromtal (Land-kreis Teltow-Fläming) aufgrund ihrerFlächengröße von 320 km2 und ihrenz.T. weit auseinander liegenden 20 Orts-teilen (die früher alle selbstständigeGemeinden waren) nicht eindeutig.Wegen eines leichten Übergewichtsder außerhalb der naturschutzfachli-chen Abgrenzung des Naturparks lie-

Oder

Dosse

Rhin

Havel

Havel

Elbe

Ück

er

Nieplitz

Spree

Spree

Neiße

Schlaube

Schwarze Elster

Elbe

Dah

me

Nut

he

Rheinsberg

Lindow

Lenzen

Wittenberge

BadWilsnack

Perleberg

Pritzwalk

Kyritz

Wittstock

Neuruppin

Neustadt

RhinowFriesack

Rathenow

Brandenburg/Havel

Nauen

Fürstenberg

Gransee

Zehdenick

Templin

Lychen

Prenzlau

Gartz

Schwedt

Anger-münde

Joachimsthal

EberswaldeLiebenwalde

OranienburgBad Freienwalde

Bernau

StrausbergBuckow

Müncheberg

Falkenberg

FürstenwaldeFrankfurt (Oder)

POTSDAM

BERLIN

Cottbus

Ziesar

Wiesenburg

Niemegk

Belzig

Beelitz

Treuen-brietzen Luckenwalde

Jüterbog

Dahme

Trebbin

KönigsWuster-hausen

LudwigsfeldePrieros

StorkowMüllrose

Beeskow

Lübben

Lübbenau

Lieberose

Eisenhüttenstadt

Neuzelle

Guben

Luckau

Sonnewalde

Finsterwalde

Calau

Altdöbern

Herzberg

BadLiebenwerda

Doberlug-Kirchhain

Elsterwerda

Senftenberg

Spremberg

Seelow

Lauchhammer

Großschutzgebiete in Brandenburg

Page 4: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

108 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Page 5: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

109UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

bietes herangezogen wurden. Deshalb stehen die in die Untersuchung einbezogenen Gemeinden(Großschutzgebietsgemeinden) stellvertretend fürdie Entwicklung in den Brandenburger Groß-schutzgebieten.

Landwirtschaft, Tourismus und Naherholung sindHauptbestandteile einer naturverträglichen Nutzunginnerhalb von Großschutzgebieten. Bei der Auswer-tung der Tourismusdaten (Bettenangebot, Auslas-tung, Übernachtungen, Gästeankünfte etc.) durchden Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statis-tik (LDS) werden jedoch nur die Betriebe mit mindes-tens neun Betten oder darüber erfasst. Der gesamteMarkt der Kleinanbieter von Ferienwohnungen undQuartieren mit bis zu acht Betten schlägt sich statis-tisch nicht nieder, spielt aber gerade im ländlich ge-prägten und landschaftlich attraktiven Raum Bran-denburgs eine wesentliche Rolle.

• Fragestellungen

Die Broschüre legt erstmals eine derartig ausführli-che Sammlung sozioökonomischer Daten für Bran-denburgs Großschutzgebietssystem vor. Untersuchtwerden sollte, ob sich aus diesen Daten Antwortenauf solche Fragestellungen ableiten lassen wie:– Entwickeln sich sozioökonomische Strukturen in-

nerhalb von Großschutzgebieten anders alsaußerhalb bzw. im Land Brandenburg insgesamt?

– Treten in Großschutzgebieten Nutzungskonfliktestärker oder häufiger in Erscheinung als in ande-ren Räumen Brandenburgs bzw. sind solche so-gar erst durch Ausweisung des Großschutzgebie-tes entstanden?

– Ermöglicht Schutz durch Nutzung einen sozioö-konomischen Vorteil? Kann die lokale oder regio-nale Wirtschaft vom erhöhten und qualifiziertenSchutz von Natur und Landschaft profitieren?

– Können Großschutzgebiete die wirtschaftlicheEntwicklung ihrer Gemeinden befördern?

– Sind die naturschutzfachlichen Ziele in Branden-burger Großschutzgebieten mit wirtschaftlichenund anderen fachlichen und überfachlichen(raumordnerischen) Zielen vereinbar?

– Inwieweit entsprechen Biosphärenreservate undNaturparks der raumordnerischen Leitvorstellungvon nachhaltiger Raumentwicklung?

Wegen der bestehenden Datenlage und der gewähl-ten Methodik können nicht alle Antworten auf die imZusammenhang mit den sozioökonomischen Struk-turen der Brandenburger Großschutzgebiete interes-sierenden Fragen mit letzter statistischer Sicherheitgegeben werden. Neben den vielen harten Faktenund belegbaren Entwicklungen lassen sich aber Ten-denzen ablesen, die für die getroffenen Aussageneine verlässliche Grundlage bilden.

genden Siedlungsschwerpunkte wurde diese Ge-meinde nicht mit in die vergleichende Statistik einbe-zogen, was aber zu erheblichen Abweichungen vonden Naturparkdaten führte, beispielsweise hinsichtlichFläche, Einwohnerzahl und der Zugehörigkeit des Na-turparks zu zwei Landkreisen.

Der Nationalpark Unteres Odertal wurde bei der sta-tistischen Auswertung des Projektes nicht berück-sichtigt, weil seine Fläche durch das Nationalparkge-setz im Sommer 1995 – mit Ausnahme von Stolpe undMescherin – ohne die Siedlungskörper der Gemein-den festgesetzt wurde. Die sozioökonomischen Struk-turen, die sich auf die innerhalb von Siedlungen woh-nenden und arbeitenden Menschen beziehen, sinddamit größtenteils außerhalb des Großschutzgebie-tes lokalisiert.

Zur Vergleichbarkeit von Zeitreihen und Entwick-lungstrends der heutigen Biosphärenreservate undNaturparke wurden Daten der Großschutzgebietsge-meinden z.T. bereits ab 1990 mit herangezogen, auchwenn die meisten Großschutzgebiete zu diesem Zeit-punkt als solche noch gar nicht existierten. Der Na-turpark Stechlin-Ruppiner Land wurde im Juni 2001als 15. und vorerst letztes Großschutzgebiet des Lan-des Brandenburg eröffnet, zu einem Zeitpunkt, zudem die Berechnung der Indikatorenzeitreihen für dieGroßschutzgebiete bereits erfolgt war. Die entspre-chenden Daten basieren daher auf dem zu diesemZeitpunkt aktuellen und z.T. etwas größeren Natur-parksuchgebiet.

Insgesamt beziehen sich die zugrunde liegendenSachdaten (wenn nicht anders angegeben) auf denZeitraum bis 31. Dezember 1999. Das gilt auch für denGemeindegebietsstand. Dieser im Vergleich zum Er-scheinungstermin (November 2004 – der Daten-schluss für die Indikatorenberechnung erfolgte bereitsim April 2001) relativ „alte“ Stand erwies sich jedochfür die Methode der Abgrenzung von Großschutzge-bieten auf Gemeindegebietsebene als zwingend not-wendig, da aufgrund der Gemeindegebietsreform dieGemeinden durch Zusammenschlüsse immer größerwerden, während sich ihre Anzahl ständig reduziert.Einerseits wäre somit der Aufwand der Datenrück-rechnung auf den jeweils aktuellen Gebietsstand beider Verwendung von Zeitreihen unvertretbar hoch. An-dererseits wäre bei der reduzierten Anzahl von nun ex-trem flächengroßen Gemeinden mit mehreren Sied-lungsschwerpunkten/Ortsteilen (früher selbständigeGemeinden) eine Abgrenzung kaum mehr möglich (s.Nuthe-Urstromtal).

Mit Ausnahme der Daten zur Land- und Forstwirt-schaft beziehen sich also alle sozioökonomischenAngaben der Broschüre auf die Summe der Gemein-den, die zur Abbildung des jeweiligen Großschutzge-

Page 6: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

110 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Wichtige und beachtenswerte Erkenntnisse liefert dieBroschüre in Bezug auf die demographische Ent-wicklung der Großschutzgebietsgemeinden, ihre Be-völkerungs- und Wirtschaftsstruktur, Arbeitsplatzent-wicklung und Planungsintensität.

• Ausgewählte Ergebnisse

Die Entwicklungsmuster der Großschutzgebietsge-meinden entsprechen in vielen Bereichen denen desgesamten Landes Brandenburg. Sie sind in das glei-che wirtschafts- und sozialräumliche Bedingungs-und Wirkungsgefüge integriert wie die außerhalbvon Großschutzgebieten liegenden Gemeinden inallen Landesteilen auch. Da die Großschutzgebietedem ländlichen Raum und damit überwiegend demäußeren Entwicklungsraum Brandenburgs an-gehören, entsprechen sie weitgehend diesem in ih-rer Entwicklung und ihrem Charakter. Unterschiedetreten erwartungsgemäß vor allem dort auf, wo Auf-gaben und Zielsetzungen der Großschutzgebietedie Regionalentwicklung wesentlich bestimmenoder beeinflussen. Dies ist vor allem in den Berei-chen Landwirtschaft und Tourismus der Fall. So liegtauch der Anteil des ökologischen Landbaus mit rund16 % in den Großschutzgebieten fast doppelt sohoch wie im Landesdurchschnitt, mit dem Branden-burg bundesweit bereits eine Spitzenposition ein-nimmt. Im Biosphärenreservat Spreewald wird aufnahezu drei Viertel der land-wirtschaftlichen Nutzflächeökologischer Landbau betrie-ben; es ist damit die derzei-tige Ökoregion Nr. 1 in derBundesrepublik. Sozioöko-nomisch relevant ist dabeider hohe Anteil an Direktver-marktung und der deutlich er-höhte Arbeitsaufwand mit ei-nem um 25 % höheren Arbeitskräfteanteil von ökolo-

gisch wirtschaftenden Betrieben gegenüber derkonventionellen Landwirtschaft (Agrarbericht 2003).

Im Tourismusbereich profitiert die Regionalentwick-lung von Projekten und Förderungen der Groß-schutzgebiete (z.B. LEADER+) und durch in derenRahmen geschaffene Infrastruktur oder die Ausbil-dung von Natur- und Landschaftsführern, durch dieBesucherzentren und nicht zuletzt durch die 2002 insLeben gerufene Kampagne zum nachhaltigen Natur-erleben „Lust auf NaTour“ sowie die zahlreichen Ak-tivitäten der Naturwacht in den Bereichen Öffentlich-keitsarbeit und Umweltbildung.

Konflikte zwischen Naturschutz und Landnutzung blei-ben nicht aus. Sie stehen jedoch nicht im Zusammen-hang mit dem Großschutzgebietsstatus an sich, son-dern beziehen sich auf die Einschränkungen in Natur-schutz-, Landschaftsschutz- oder Natura 2000-Schutz-gebieten. Schutz und Nutzung werden als Einheit ge-sehen und modellhaft in Biosphärenreservaten undNaturparks entwickelt. Ohne den Schutz von Natur und die wertvollen Brandenburger Kulturlandschaftenwürde dem Tourismus seine wichtigste Grundlage ent-zogen. Insofern ist dieser Schutz auch ein wirtschaftli-ches Erfordernis ersten Ranges. Darüber hinaus hel-fen LEADER+ und andere Projekte, Leitbilder für dieGroßschutzgebietsregionen zu erarbeiten und über

Projektförderungen zu verwirkli-chen. Die Großschutzgebiete ha-ben mit ihren Naturschutzgroßpro-jekten Drittmittel der EU und desBundes in zweistelliger Millionen-höhe ins Land gebracht, von denendie ländlichen, strukturschwachenRäume insgesamt profitieren. Ar-beitsplätze sind besonders in denBereichen Ökolandbau und nach-haltiger Tourismus, aber auch beider Naturwacht gesichert wordenbzw. neu entstanden.

Wegweiser im NP Hoher Fläming, Rabenstein

Lust auf NaTourist die Kampagne derbrandenburgi-schen Groß-schutzgebietezum nachhalti-gen Tourismus

Eine der Hauptaufgaben der Naturwacht ist die Öf-fentlichkeitsarbeit

Page 7: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

111UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

5.2 Pflege- und Entwicklungs-planung sowie Bewirt-schaftungspläne nach derFFH-Richtlinie in den Groß-schutzgebieten

• Die brandenburgischen Großschutzgebiete

Die fünfzehn brandenburgischen Großschutzgebieterepräsentieren alle schutzwürdigen und für Branden-burg typischen Landschaften mit ihren besonderen Le-bensgemeinschaften und erstrecken sich auf knapp ei-nem Drittel der brandenburgischen Landesfläche. DieGroßschutzgebiete stellen Schwerpunktgebiete desNaturschutzes, aber auch Modellregionen für die Um-setzung von naturverträglichen und nachhaltigenLandnutzungen, naturverträglichem und nachhaltigemTourismus und ggf. weiteren naturverträglichen undnachhaltigen Wirtschaftsweisen dar.

• Inhalte der Pflege- und Entwicklungspläne

Die Pflege- und Entwicklungspläne (PEP) konkreti-sieren die Ziele der Großschutzgebiete und stellendie Handlungsprogramme für deren Schutz, Pflegeund Entwicklung dar.

Auf diese Weise können die Großschutzgebiete diewirtschaftliche Entwicklung ihrer Gemeinden nach-haltig stützen und befördern, entwickeln sich dieGroßschutzgebiete mehr und mehr zu Impulsgebernfür den ländlichen Raum. Der Großschutzgebietssta-tus hat eine stabilisierende Wirkung auf den Arbeits-markt in den ländlich peripheren Gebieten. Er kannzwar nicht alle Arbeitsplätze ersetzen, die mit dermarktwirtschaftlichen Strukturanpassung weggebro-chen sind, trägt aber auch nicht zu deren Vernichtungbei. Wenn in einigen Großschutzgebieten die Ar-beitslosigkeit geringfügig höher ist als im Landes-durchschnitt, ist dies in keinem Falle durch den Groß-schutzgebietsstatus begründet, sondern hat beson-ders in den strukturschwachen peripheren RäumenBrandenburgs konkrete historisch-geographischeund wirtschaftspolitische Ursachen. Die Großschutz-gebiete können diese Bedingungen nicht umkehren,aber doch abfedern. Dabei setzt die nachhaltige Ent-wicklung eher auf regionale und „kleine“ Lösungen,die langfristig zum Erfolg führen.

Ein Beispiel für erfolgreiche nachhaltige Entwicklungist die Gemeinde Brodowin mit ihrem überregional be-deutenden ökologischen Landwirtschaftsbetrieb undder starken regionalen Vermarktungskette bis nachBerlin. Von den über 100 Arbeitsplätzen im Dorf steu-ert alleine der ökologische Landwirtschaftsbetriebüber 60 bei, die Arbeitslosenquote liegt unter 5 %.Auch andere Großschutzgebiete liefern solche Bei-spiele, zum Teil werden die Großschutzgebiete selbstbereits als überregional bedeutsame und werbewirk-same Markenzeichen für eine nachhaltige, umwelt-orientierte und qualitätssichernde Gebietsentwick-lung erkannt und eingesetzt.

Trotz nachweislich gestiegener Popularität der Bran-denburger Großschutzgebiete werden ihre Marke-tingpotenziale bei weitem noch nicht ausgeschöpft.Die Naturausstattung Brandenburgs und die Lage derMillionenmetropole Berlin inmitten des Landes mit derdaraus resultierenden schnellen Erreichbarkeit derBrandenburger Kultur- und Erholungslandschaftensind einzigartig in Deutschland. Dies sollte zukünftignoch stärker als Standortfaktor und MarkenzeichenBrandenburgs entsprechend beworben und ge-schützt werden.

Biotoptypenkarte im View

Page 8: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

112 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Eine Biotoptypenkarte im Maßstab 1:10.000 (Abb.)beinhaltet die wesentlichen Grundlagendaten. Er-gänzend kommen je nach Bedarf Daten durch dieFachbeiträge Flora, Fauna, Wasserhaushalt, Land-und Forstwirtschaft oder Tourismus hinzu. Insbeson-dere die kartografische Auswertung dieser Datenmacht Beeinträchtigungen, Gefährdungen und Kon-flikte transparent. Es erfolgt eine Darstellung derPflege- und Entwicklungsziele für das Großschutz-gebiet im Maßstab 1:25.000 (Abb.), und für ausge-wählte Teilbereiche werden Maßnahmekarten imMaßstab 1:10.000 erarbeitet.

Die landesweit einheitliche Methode der Pflege- undEntwicklungsplanung für die brandenburgischenGroßschutzgebiete (sog. PEP-Methode) wurde inden letzten zehn Jahren ständig weiterentwickelt und stellt heute ein an die Anforderungen der Groß-schutzgebiete (Großflächigkeit, Integration von Land-nutzungen, Flexibilität) angepasstes, GIS-gestütztes,sehr effizient anwendbares Verfahren mit fachlichund räumlich differenzierten Bearbeitungstiefen dar.

• GIS

Um die großen Datenmengen allen Anwendern zu-gänglich zu machen, erfolgten programm-techni-sche Entwicklungen für die Nutzung der Daten undfür die GIS- bzw. datenbankunterstützte Pflege- undEntwicklungsplanung durch die Projektgruppe PEP-GIS an der Fachhochschule Eberswalde als Koope-rationspartner des Landesumweltamtes. Ein we-sentliches Ergebnis ist PEPVIEW, ein System vonbedienerfreundlichen Werkzeugen (ArcView-Erwei-terungen und Anwenderdatenbanken), die auf derArcView-Oberfläche am PC von allen Anwendernbenutzt werden können. Sie ermöglichen eine ef-fektive Nutzung und Bearbeitung der umfangreichenDatenbestände sowohl durch die Großschutzge-bietsverwaltung als auch durch weitere Nutzer (wei-tere Informationen:http://www.fh-eberswalde.de/pepgis/).

• FFH- Bewirtschaftungspläne

Die Pflege- und Entwicklungspläne sollen gleichzei-tig die Funktion von Bewirtschaftungsplänen nachArt. 6 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU über-nehmen. Somit müssen der Erhaltungszustand derdurch die FFH-RL geschützten Lebensraumtypenund Arten bewertet und geeignete Maßnahmen fest-gelegt werden, die deren ökologischen Erfordernis-sen gerecht werden. Die FFH-RL ist seit ihrer Verab-schiedung 1992 zwar in der PEP-Methodik berück-sichtigt, die Vorgaben hierfür wurden aber von EU,Bund und Landesfachbehörden noch sukzessivekonkretisiert. Insbesondere fehlt es den alten PEP(bis zur Fertigstellung 2004) an der Bewertung desErhaltungszustandes der Lebensraumtypen und Ar-ten entsprechend der bundesweiten Vorgaben.Grundsätzlich ist jedoch davon auszugehen, dass diealten PEP inhaltlich grundsätzlich – wenn auch me-thodisch nicht im Detail – den Anforderungen derFFH-RL entsprechen.

• Verbindlichkeit der Pflege- und Entwicklungs-pläne

Der PEP bzw. der FFH- Bewirtschaftungsplan ist einNaturschutzfachplan, der aus sich heraus keineRechtsverbindlichkeit besitzt. Das „Handlungspro-gramm“ setzt auf eine kooperative Umsetzung zu-sammen mit Landnutzern, Verbänden und Behörden.Im Bereich der FFH-Bewirtschaftungspläne musshierbei die Einhaltung der Anforderungen der FFH-RLgewährleistet sein, wofür aber auch der Einsatz vonFördergeldern aus verschiedenen EU-Programmenmöglich sein wird.

Verwaltungen und öffentliche Stellen müssen denPEP beachten, wenn er mit ihnen abgestimmt ist. DiePflege- und Entwicklungspläne sind bei allen natur-schutzrelevanten Entscheidungen im Großschutzge-biet die wesentliche fachliche Grundlage.

• Umsetzungsdokumentation und -kontrolle

Inzwischen wird das GIS-Werkzeug PEP-UM erprobtund eingeführt, welches der Dokumentation, der Prä-sentation und der weiteren Umsetzungssteuerungvon Maßnahmen aus dem PEP dient. Es berück-sichtigt auch den derzeitigen Kenntnisstand zur FFH-Berichtspflicht (Art. 17 FFH-RL).

Soweit im Rahmen der vorhandenen Arbeitskapazitätmöglich, erfolgt eine Überprüfung der Nutzung dervorhandenen PEP in den Großschutzgebieten. Hier-durch soll einerseits die Umsetzung der PEP verbes-sert werden, andererseits werden Erkenntnisse zurEffektivitäts- und Effizienzsteigerung für die Erarbei-tung der noch ausstehenden Planungen sowie derFortschreibungen gewonnen.

Eingabemaske für die Karte Pflege- und Entwicklungsziele

Page 9: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

Ökologischer Landbau in den Großschutzgebieten Brandenburgs (12/2003)

113UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

schutzgebieten liegt nochmalsdeutlich über dem Landesan-teil von derzeit 8,5 %.

Damit wird Forderungen nacheiner Ökologisierung der Land-nutzung in diesen Gebieten lt. Schutzverordnung Biosphä-renreservat Schorfheide-Cho-rin von 1990 Rechnung getra-gen, zum anderen spiegelt sichdarin ein gravierender Wandelvon Landnutzungssystemenund -methoden seit 1990 wi-der.

Sozioökonomisch von beson-derem Interesse dürften diedem ökologischen Landbau inbesonderem Maße zuge-schriebenen Eigenschaften wie hoher Anteil von Di-rektvermarktung und deutlich erhöhter Arbeitsauf-wand sein.

Ein im Vergleich zu herkömmlichen Betriebsformendeutlich erhöhter Anteil von Hofläden, Marktbeteili-gung und Direktbelieferungsaufwand trägt zum einenzur erhöhten betrieblichen Wertschöpfung bei, zumanderen sind diese Aktivitäten wirksam zur touristi-schen Präsentation und leisten auch einen Beitragzur ländlichen Infrastruktur.

• Planungsstand und Ausblick

Insgesamt existieren heute für zehn von 15 Groß-schutzgebieten Pflege- und Entwicklungspläne, in denübrigen Gebieten sind sie in Arbeit oder werden inKürze begonnen. Die PEP greifen z.T. mit detailliertenManagementplänen von Naturschutzgroßprojektendes Bundes und EU-LIFE-Projekten ineinander.

Eine Fortschreibung der Pflege- und Entwicklungs-pläne im 10- bis 15-jährigen Rhythmus soll die Datenaktualisieren, eine Anpassung an die FFH-Anforde-rungen vornehmen, aber auch erstmals großflächigAuskunft über die Entwicklung der Gebiete in diesemZeitraum geben.

Die PEP-Methode mit ihren programmtechnischenEntwicklungen wird nun auch außerhalb der Groß-schutzgebiete für die Erstellung von FFH-Bewirt-schaftungserlassen genutzt. Eine Nutzung der PEP-Methode bzw. der GIS-Werkzeuge für weitere Aufga-ben des LUA wird derzeit geprüft.

5.3 Ökologischer Landbau inden GroßschutzgebietenBrandenburgs 1992 – 2004

Der Anteil ökologisch bewirtschafteter Agrarflächenhat sich seit 1992 stark erhöht. Der Anstieg auf 15,6 % in den zwischenzeitlich eingerichteten Groß-

Anzahl der Ökolandbetriebe sowie die Flächenanteile

Großschutzgebiet

Nationalpark Unteres Odertal 1 5.688 407 7,2 %

Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin 41 50.326 13.039 25,9 %

Biosphärenreservat Spreewald 48 25.258 18.126 71,8 %

Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe 19 32.180 5.251 16,3 %

Naturpark Märkische Schweiz 11 8.413 1.603 19,1 %

Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft 3 26.505 502 1,9 %

Naturpark Uckermärkische Seen 13 28.286 3.276 11,6 %

Naturpark Schlaubetal 9 7.478 1.503 20,1 %

Naturpark Niederlausitzer Landrücken 5 22.327 1.525 6,8 %

Naturpark Hoher Fläming 4 35.178 1.283 3,6 %

Naturpark Westhavelland 16 66.255 2.332 3,5 %

Naturpark Dahme-Heideseen 10 11.361 5.250 46,2 %

Naturpark Barnim 14 17.065 891 5,2 %

Naturpark Nuthe-Nieplitz 9 27.176 2.794 10,3 %

Naturpark Stechlin-Ruppiner Land 11 17.891 1.872 10,5 %

Großschutzgebiete insgesamt 214 381.387 59.654 15,6 %

Land Brandenburg 542 1.339.100 114.447 8,5 %

Quelle: S. 56 in „Großschutzgebiete: Modellregionen …“ vgl. 5.1

Anzahl der Ökoland-baubetriebe

Summe derFläche der

landwirtschaftl.Nutzfläche

in ha

Summe derFläche der

Ökolandbau-betriebe

in ha

Anteile der Flächeder Ökoland-baubetriebe

an der landwirt-schaftl. Nutzfläche

Page 10: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

114 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Aktuelle Informationen des DIW (Deutsches Institutfür Wirtschaftsforschung) 2002 vermerken bundes-weit einen Zuwachs in der Beschäftigungsbilanz derLand- und Forstwirtschaft; dieser sei insbesondereauf die Direktvermarktung und den Handel mit Pro-dukten des ökologischen Landbaus zurückzuführen.

Für Brandenburg weist der Agrarbericht 2004 einenstatistisch um 25 % erhöhten Arbeitskräfteanteil aufökologisch wirtschaftenden Betrieben gegenüberkonventionellen auf. Rein rechnerisch trägt damit dieökologische Landwirtschaft in den Großschutzgebie-ten, regional unterschiedlich zu einem deutlich er-höhten Arbeitsplatzangebot bei. Statistisch kaum zuerfassen, aber für die ländliche Infrastruktur unge-mein bedeutsam sind die damit verbundenen Neben-aspekte für Tourismus und ländlichen Raum.

5.4 10 Jahre Nationalpark Unteres Odertal

Brandenburg hat die Fürsorge für Deutschlands ein-zigen Auen-Nationalpark. Das untere Odertal, Naht-stelle zwischen Deutschland und Polen, umfasst aufeiner Länge von 60 Kilometern ein zwei bis vier Kilo-meter breites Tal südlich von Szczecin (Stettin).

Die ersten Naturschutzbemühungen in diesem Ge-biet liegen fast einhundert Jahre zurück, als BerlinerBotaniker die Flora der Oderhänge bei Bellinchen(Bielinek) kartierten und es 1927 zur Ausweisung desvon Keudell´schen Naturschutzgebietes „Oderhängebei Bellinchen“ kam. Die pontischen Hänge mit ihrersüdrussischen Steppenflora fanden die Aufmerksam-keit des sich damals entwickelnden Naturschutzes,das Federgras wurde mit anderen botanischen Sel-tenheiten durch eine Polizeiverordnung geschützt(1921) und einer ihrer Hauptstandorte, die GeesowerHügel, 1932 zum Naturschutzgebiet erklärt. Für die

„Krähen- und Jungfernberge“ bei Gellmersdorf er-folgte entsprechend der Naturschutzverordnung(1936) zum Reichsnaturschutzgesetz (1935) die Un-terschutzstellung im Jahr 1938.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) wurde die Oderein Grenzfluss. Nur langsam rückte die Landschaftdes unteren Odertals wieder in den Blickpunkt desNaturschutzes. Die polnische Regierung erklärte dieOderhänge bei Bellinchen 1957 zum Naturreservat.In den 1960er Jahren wurden auf deutscher Seite dieWaldgebiete „Gellmersdorfer Forst“ (1961) und „Gart-zer Schrey“ (1967) als Naturschutzgebiete ausge-wiesen. Ehrenamtliche Ornithologen begannen Endeder 1960er Jahre mit der Erfassung der Avifauna desunteren Odertals. Internationale Wasservogelzählun-gen in den Wintermonaten (ab Mitte der 1970erJahre) unterstrichen die Bedeutung der Niederungals europäische Vogelzugtrasse.

1980 kam es zur Ausweisung von Teilen des unterenOdertals als „Feuchtgebiet von internationaler Be-deutung“ (FIB) entsprechend der Ramsar Konventionvon 1971. Damit waren erstmals große Teile derOderniederung bei Schwedt (Polder A/B und 10 mitinsgesamt 5.400 ha) internationalen Kriterien folgendgeschützt. Zeitgleich kam es innerhalb des FIB zur Begründung des Naturschutzgebietes „PolderSchwedt“ (400 ha) und zehn Jahre später zur Aus-weisung des Naturschutzgebietes „Polder Fried-richsthal“ (262 ha).

Die politischen Veränderungen der Jahre 1989/90 er-fassten auch den Naturschutz und am 25. Juni 1990wurde das Gebiet für einen zukünftigen „NationalparkUnteres Odertal“ durch eine Anordnung einstweiliggesichert und ins Nationalpark-Programm integriert.

Prof. M. Succow und Prof. M.Jasnowski arbeiteten ab1. August 1990 an der Projektstudie für einen„Deutsch-polnischen Nationalpark Unteres Odertal“.

Auengewässer im Nationalpark Unteres Odertal,Foto: H.-J. Wilke

Frühjahrsflutung im Mai 1996 im Criewener Pol-der, Foto: H.-J. Wilke

Page 11: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

115UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

1993 kommt es in Polen zur Gründung der Land-schaftsparke Unteres Odertal (Park KrajobrazowyDolina Dolnej Odry) und Zehden (Cedynski Park Kra-jobrazowy).

Am 22. Juni 1995 verabschiedete der Brandenburgi-sche Landtag das Gesetz zum Nationalpark UnteresOdertal. (Gesetz- und Verordnungsblatt Teil 1 – Nr. 12vom 28. Juni 1995). Die Gründung des NationalparksUnteres Odertal erfolgte entsprechend der Veröffent-lichung im Gesetzblatt am 29. Juni 1995. Am 6. Ja-nuar 1998 wurde durch eine Verordnung das Land-schaftsschutzgebiet „Nationalparkregion UnteresOdertal“ ausgewiesen.

Erstmals wurde damit das untere Odertal auf einerFläche von ca. 118.000 ha geschützt und den ökolo-gischen Erfordernissen zur Erhaltung von Fauna undFlora dieser Flussaue mit den angrenzenden Oder-hängen Rechnung getragen. Zehn Jahre sind in 2005seitdem vergangen und wie bereits in seiner Grün-dungsphase gibt es bis heute kontroverse Diskussio-nen um Brandenburgs Nationalpark. Trotz eines Ge-setzes, das mit Kompromissen auch historisch gewachsene Landnutzungs- und wirtschaftliche In-teressen der Industriestadt Schwedt berücksichtigt,gelang es bisher noch nicht, den einzigen Auen-Na-tionalpark Deutschlands fest in der Region zu veran-kern.

Die positiven Entwicklungen im Tourismus sind un-übersehbar, denn der Nationalpark hat sich, wie alleNationalparke weltweit, als ein attraktives Ausflugs-ziel im Nordosten Brandenburgs etabliert. Das Natio-nalparkzentrum in Criewen mit der Ausstellung im Na-tionalparkhaus blickt auf eine Besucherresonanz, diein brandenburgischen Großschutzgebieten einmaligist. Seit der Eröffnung des Besucherzentrums im Sep-tember 2000 nutzten mehr als 116.000 Gäste die in-teraktive Ausstellung rund um das große Oder-Aqua-rium im ehemaligen Schafstall des von ArnimschenGutes im Schwedter Ortsteil Criewen.

In Schwedt wurde Anfang 1991 ein Aufbaustab fürden Nationalpark strukturiert und im März 1991 er-schien die Projektstudie der beiden Professoren. Da-mit begann in Brandenburg der Aufbau des National-parks Unteres Odertal. Am 13. April 1991 erhielten dieTräger des Nationalpark-Projektes Unteres Odertal„Grünes Band“ den Kulturpreis der Stiftung Kulturför-derung.

Am 6. März 1992 unterschrieb nach Kabinettsbe-schluss der damalige Umweltminister Matthias Plat-zeck die nochmalige einstweilige Sicherung des ge-planten deutsch-polnischen Nationalparks "UnteresOdertal" (Gesetz- und Verordnungsblatt Land Bran-denburg Teil II, Verordnung Nr. 19 vom 04.05.92)

Das am 25. Juni 1992 im Landtag verabschiedete Na-turschutzgesetz des Landes Brandenburg verankertedie Nationalparks im § 20 als „einheitlich, zu schüt-zende, pflegende und entwickelnde Gebiete“. (Ge-setz- und Verordnungsblatt Teil I, Potsdam, den 29.Juni 1992, Nummer 13). Wenige Tage später, am 28.Juni 1992, besuchte der Präsident des WWF-inter-national, Prinz Phillip, im Beisein von Bundesum-weltminister Klaus Töpfer und Brandenburgs Um-weltminister Matthias Platzeck den einstweilig gesi-cherten Nationalpark Unteres Odertal.

Im selben Jahr wurde für die Schaffung eines gren-züberschreitenden Schutzgebietes "Unteres Odertal"durch die Umweltminister der Bundesrepublik, derRepublik Polen und des Landes Brandenburg sowiedes Woiwoden von Szczecin am 7. Mai 1992 eine ge-meinsamen Erklärung unterzeichnet. Dieser folgteam 11. Dezember 1992 der Beschluss des Deutsch-Polnischen Umweltrates zur Schaffung einesDeutsch-Polnischen Programmrates für das grenz-überschreitende Schutzgebiet „Unteres Odertal“.

In den folgenden Jahren kam es beiderseits der Oderzur Gründung großer Schutzgebiete. Mit den Verord-nungen des Woiwoden von Szczecin vom 1. April

Morgenstimmung im Nationalpark Unteres Oder-tal, Foto: G. Blutke

Feuchtwiesen nach mehrjähriger Nutzungsein-stellung, Foto: H.-J. Wilke

Page 12: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

116 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Hauptziele des Nationalparks sind der Schutz, diePflege, der Erhalt und die Entwicklung der Auenland-schaft und der stromauebegleitenden Hangwälderund Trockenrasen. Der Nationalpark ist vollständigals Naturschutzgebiet und als SPA-Gebiet sowie mitAusnahme des Korridors für eine Straße als FFH-Ge-biet gesichert.

Grundsätzlich gilt für den gesamten Nationalpark,dass auf möglichst großen Flächen weitestgehendungestörte Naturprozesse ablaufen sollen. Zur Errei-chung dieses Zieles ist vorgesehen, bis 2010 50 %des Gebietes als Schutzzone I auszuweisen (Total-reservate, Prozessschutzflächen), in denen die wirt-schaftliche Nutzung aufgegeben wird.

Mit In-Kraft-Treten des Nationalparkgesetzes wurdenrund 11 % des Nationalparks (1.110 ha) bereits alsSchutzzone I ausgewiesen. Damit wurden Wälderund Auenflächen aus der forst- und landwirtschaftli-chen Nutzung genommen und der natürlichen Ent-wicklung überlassen. Durch die Auszahlung vonPachtentzugsentschädigungen nahm der Anteil nut-zungsfreier Bereiche in der Niederung in den Folge-jahren weiter zu. 2004 kam es durch Rechtsverord-nungen erstmals zur Erweiterung der Schutzzone Ium 222 ha.

Die Vegetation auf diesen ungenutzten Flächen hatim Zuge der natürlichen Sukzession einen Wandel er-fahren. Aus ehemals intensiv genutztem Feuchtgrün-land entwickelten sich in den vergangenen zehn Jah-ren Seggenriede und verschiedene Röhricht- undHochstaudenfluren, u.a. der im Anhang I der FFH-Richtlinie geführte Lebensraumtyp „Feuchte Hoch-staudenfluren der planaren Stufe (Natura 2000 Code6430)“. Die Unterhaltung der Gräben in diesem Be-reich wurde eingestellt, so dass sich uferbegleitendeGehölzvegetation etablieren konnte. Die früher nurinselartig vorhandenen Mandel- und Purpurweiden-gebüsche (Salicetum triandrae & Salicetum purpu-reae) haben deutlich an Fläche zugenommen. Siestellen bereits Pionierstadien des gemäß der FFH-RLprioritär geschützten Lebensraumtyps der Weich-holzauenwälder (Natura 2000 – Code 91E0) dar.

Erste kleinflächige Vegetationsuntersuchungen inehemals genutzten und vor zehn Jahren mit der Na-tionalparkgründung als Schutzzone I ausgewiesenenFlächen (nördlicher Polder 10) zeigen eine starkeAusbreitung von durch Phragmites australis gepräg-ten Vegetationsgesellschaften. In Auwaldbereichen (Waldlebensraumtypen des Anhangs I der FFH-RL,Natura 2000 Code 91F0) gibt es bereits jetzt einenatürliche Dynamik. Das Zusammenbrechen ältererGehölze wird hier durch Jungwuchs von bestandsbil-denden Arten wie Stieleiche (Quercus robur), Flatter-ulme (Ulmus laevis) und Schwarzerle (Alnus gluti-nosa) begleitet.

Den Veränderungen in der Vegetation folgen faunis-tische Entwicklungen, über die erste Beobachtungenvorliegen. Die eigendynamischen Entwicklungspro-zesse haben in Teilen der Aue (nördlicher Polder 10)zum Beispiel zur Neuentstehung bzw. Optimierungvon Blaukehlchen-Habitaten (Cyanosylvia svecica)geführt, die mittelfristig unmittelbar das Vorkommenbeeinflussen. Die Population dieses als gefährdeteingestuften Singvogels (Art des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie) zeigt einen deutlichen Trend.Von ehemals ca. zehn Brutpaaren ist der Bestand inden letzten Jahren auf 20 bis 30 Brutpaare angestie-gen.

Page 13: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

117UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

ökologisch arbeitenden landwirtschaftlichen Unter-nehmen ständig wachsen ließ. Die starken Verände-rungen in der bestehenden Agrarstruktur nach derWende 1990 und das Vorhandensein eines Bio-sphärenreservates mit einer beratend tätigen Schutz-gebietsverwaltung war für eine Reihe von Landwirtenin der Region eine willkommene Orientierungshilfe.Die Mitte der 90er Jahre vergebenen ehemaligenVolkseigenen Güter, die sogenannten Treuhandgü-ter, wurden durch Einflussnahme der Verwaltung desBiosphärenreservates fast ausschließlich an Betriebemit ökologisch ausgerichtetem Betriebskonzept über-geben. Preisverfall für Agrarprodukte sowie Lebens-und Futtermittelskandale bewogen nicht wenige Er-zeuger insbesondere dem Bioland-Verband beizutre-ten. Sicherlich spielt auch die geographisch günstigeLage zur Hauptstadt Berlin und damit zu einemHauptabsatzmarkt eine Rolle. Es ist auch der engenund beratenden Zusammenarbeit zwischen Bio-sphärenreservatsverwaltung und Nutzern bei derVertragsgestaltung, -umsetzung und -kontrolle imVertragsnaturschutz zu verdanken, dass einige land-wirtschaftliche Unternehmen die ökologische Wirt-schaftsform gewählt haben. Der deutliche Anstiegbeim Flächenanteil in der ökologischen Landnutzungseit 1998 ist weitgehend der Einführung der Regio-nalmarke des Biosphärenreservates zu verdanken,die zu neuen Formen der Zusammenarbeit mit land-wirtschaftlichen Betrieben führte.

Weitere von der Ausweisung großflächiger Totalre-servate in den Poldern profitierende Arten sind zumBeispiel Rohrschwirl (Locustella luscinioides),Schlagschwirl (Locustella fluviatilis), Bartmeise(Panurus biarmicus), Beutelmeise (Remiz penduli-nus), Schilf- (Acrocephalus schoenobaenus), Teich-(A. scirpaceus), Sumpf- (A. palustris) und Drossel-rohrsänger (A. arundinaceus).

Die Beruhigung weiter Räume der Aue führt zu einerZunahme ehemals seltener Arten. Für den Biber(Castor fiber) ist die Erstansiedlung im Nationalparkfür das Jahr 1991 belegt. Die aktuelle Kartierung die-ser im Anhang II der FFH-RL geführten Säugerart er-brachte 44 Ansiedlungen mit einer Verteilung über diegesamte Niederung. Der wachsende Populations-druck führt bereits zur Besiedlung angrenzender Ge-biete.

5.5 Nachhaltiges Wirtschaftenin einem Biosphärenreser-vat – die Entwicklungsten-denzen der Landwirtschaftim BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist als eine Kulturlandschaft geprägt, die durch eineenge Verzahnung von Wald und Offenlandschaft ge-kennzeichnet ist. Viele Seen, Moore, Trockenrasen-hänge und Feuchtwiesen sind als wertvolle Lebens-räume ein wesentlicher Bestandteil dieser Land-schaft. Darauf muss sich die Landschaftsnutzunggrundsätzlich einstellen und die aus dem Schutzsta-tus resultierenden Nutzungsauflagen beachten. Da-bei ist die Landwirtschaft selbst mit ihren differen-zierten Landnutzungsmethoden, die mit hohen Tech-nik- und Chemieeinsatz eine oft sehr einseitige Spe-zialisierung erfahren hat, einer der Hauptanlässe fürderartige Konfliktsituationen. Mit der Verordnung desBiosphärenreservates Schorfheide-Chorin wurdeschon 1990 unter anderem als Gebot formuliert: „dieLandwirtschaft ist schrittweise als ökologischer Land-bau zu entwickeln“. Dieses Gebot der Verordnung istein wesentliches Arbeitsfeld der Schutzgebietsver-waltung in den letzten 15 Jahren gewesen. 1990 exis-tierte noch kein landwirtschaftliches Unternehmen,das nach Kriterien des ökologischen Landbaus wirt-schaftete.

Mit der Agrargenossenschaft Brodowin stellte 1991der erste Betrieb im Biosphärenreservat seine Wirt-schaftsweise nach den Vorgaben des Anbauverban-des Demeter auf biologisch-dynamische Landwirt-schaft um. Es gab eine Reihe von Gründen und Mög-lichkeiten, die von dieser Zeit an die Zahl der

Page 14: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

118 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Heute werden ca. 14.300 ha von 50 Landwirtschafts-unternehmen nach den Kriterien des Ökolandbausbewirtschaftet, das sind über 28 % des Acker- undGrünlandes im Biosphärenreservat. Der Vergleichzum Stand in der gesamten Bundesrepublik und imBundesland Brandenburg ist graphisch dargestellt.

Das Beschreiten des ökologischen Weges zeugt voneinem hohen gesellschaftlichen und sozialen Enga-gement dieser landwirtschaftlichen Unternehmen,denn gerade in den Betrieben, die eine Weiterverar-beitung und Direktvermarktung ihrer Primärproduktebetreiben, werden viele Arbeitsplätze geschaffenbzw. erhalten. Aus naturschutzfachlicherSicht zeigt sich die große Auswirkung aufGrund- und Oberflächengewässer durch dengroßflächigen Ökolandbau sehr augen-scheinlich. Durch den Rückgang der Nähr-stoffbelastung, durch die Eindämmung vonWind- und Wassererosionen des Bodensu.a.m. hat sich die Trophiestufe vieler an-grenzender Oberflächengewässer deutlichverbessert. Im Artenschutz reichen die posi-tiven Auswirkungen von der Wiederbesied-lung vieler Ackerstandorte mit seltenen Se-getalfloraarten über die deutliche Zunahmevon Populationen ackerbewohnender Vogel-arten bis hin zur Normalisierung von Feldha-senbeständen in kürzester Frist. Allerdingsreicht die Bemessung der Entwicklung derökologischen Landwirtschaft an der Flächeallein nicht aus.

Die Weiterverarbeitung der primär erzeugten Pro-dukte und die anschließende Vermarktung dieserProdukte überfordert nicht selten ein einzelnes Un-ternehmen und macht es erforderlich, im Verbund mitanderen Unternehmen der verarbeitenden Branchen,der Logistik und Vermarktung bis zum Lebensmittel-einzelhandel und der touristischen Dienstleistung zu-sammenzuarbeiten. Die Grundidee der Vernetzungvon Betrieben der Primärproduktion, Verarbeitungund dem Dienstleistungssektor in Verbindung mit denBiosphärenreservatszielen, der identitätsstiftendenLandschaft und dem Qualitätsanspruch stand vonBeginn an hinter dem Thema Regionalmarke, demheutigen Prüfzeichen des BiosphärenreservatesSchorfheide-Chorin. Mit diesem Arbeitsinstrumentwurden im Arbeitsbereich Ökologisierung der Land-nutzung folgende Ziele verfolgt (Abb. 1, 2).

Im Sinne von nachhaltigen Wirtschaftsweisen undLandnutzungsmethoden wurden für die einzelnenBranchen Prüfkriterien entwickelt, die bei der Ver-gabe des Prüfzeichens und bei der Kontrolle der ein-zelnen Zeichennutzer Anwendung finden. In den Ge-sprächen mit den Antragstellern werden diese Krite-rien erläutert und in einzelnen Fachgremien auchweiterentwickelt. Seit 1998 hat die Zahl der Zeichen-nutzer kontinuierlich zugenommen (Abb. 3). Die An-teile der einzelnen Nutzungsbranchen lässt sich ausder Abbildung 4 entnehmen.

Auffallend groß ist der Anteil der Imkerei mit 16 Zei-chennutzern. Die Imker, die von Beginn an eine ak-tive Branche bei der Entwicklung des Prüfzeichenswaren, sind heute mit dem Angebot des ersten ge-prüften medikamentenrückstandsfreien Honigs auchder mit am weitesten entwickelte Teil der gesamten

Blick vom kleinen Rummelsberg (bei Brodowin), Foto: E. Henne

Page 15: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

119UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Prüfzeichenarbeit. Dieses Produkt geht in seinenQualitätsansprüchen teilweise über die Biolandricht-linien für Honig hinaus und ist für Deutschland einechtes Spitzenprodukt. Mit dem Wettbewerb des BMVEL ‚Regionen aktiv - Land gestaltet Zukunft’ undder Modellregion Uckermark-Barnim, die das ge-samte Biosphärenreservat abdeckt, konnten weitereProjekte im Schutzgebiet initiiert und damit das be-stehende Netzwerk weiter geknüpft werden. Einigedieser Initiatoren sind auch Träger des Prüfzeichens

geworden und eine gemeinsame Marketingstrategieist aus diesen Arbeiten entstanden (Abb. 5, 6).

In Kenntnis, dass die EU-Freisetzungsrichtlinie fürgentechnisch veränderte Organismen (GVO) in na-tionales Recht umgesetzt werden musste und damitder Anbau von gentechnisch veränderten Mais undRaps auch im Biosphärenreservat möglich wird, grün-dete schon im Januar 2004 eine Initiative von Land-wirten eine GVO-freie Region.

Abb. 1 Abb. 2

Abb. 3 Abb. 4

Abb. 5 Abb. 6

Page 16: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

120 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Da der Anbau gentechnisch veränderter Kulturpflan-zenarten zur Zeit noch nicht ausreichend wissen-schaftlich in einer umfassenden Risikoabschätzunguntersucht wurde und die bekannten negativen Aus-wirkungen in der nordamerikanischen Landwirtschaftdurch die „Grüne Gentechnik“ als warnendes Beispielbekannt sind, ist die Etablierung einer möglichstgroßen GVO-freien Region das effektivste Mittel ummöglichen Schaden von einem ökologisch sensiblenGebiet abzuwenden.

Die negativen Einflüsse auf die Biodiversität sinddeutlich erkennbar und würden viele Schutzmaß-nahmen oder ganze Schutzgebietskonzepte inFrage stellen. Das eindeutig ablehnende Verbrau-cherverhalten gegenüber Lebensmitteln mit gen-technisch veränderten Inhaltsstoffen und die Gefahrder wirtschaftlichen Abhängigkeit der landwirtschaft-lichen Unternehmen von den global agierendenAgrochemiekonzernen veranlasst die Landwirte zurGegenwehr. Damit ist ein gemeinsames Interessen-gebiet gegeben, dass in Zukunft zwischen einerSchutzgebietsverwaltung und einer landwirtschaftli-chen Initiative mit wachsenden Fachwissen bearbei-tet und als weitere Vertrauensebene gestaltet wer-den sollte.

5.6 Biosphärenreservat Spree-wald: Ein Naturschutz-Großprojekt startet durch

Die Vorgeschichte

1992 wurde im Spreewald ein erster Antragsentwurffür ein Naturschutzgroßprojekt diskutiert. Dieser Ent-wurf war ein konsequentes, ehrgeiziges Projekt, nach-dem 1990 der Spreewald als Biosphärenreservatausgewiesen war. Wir erinnern uns: Diese Auswei-sung erfolgte in einem sehr turbulenten gesellschaft-lichen Umfeld der Vereinigung Deutschlands. Der An-trag für das Großprojekt enthielt viel idealtypischesGedankengut des Naturschutzes wie die Deregulie-rung des wasserwirtschaftlichen Regelwerkes unddie Förderung sukzessiver Vegetationsentwicklung ineiner Landschaft, die über Jahrhunderte reguliert undgenutzt wurde. Nunmehr, nach ca. 60 Jahren inten-siver Regulierung und Nutzung, sollte der Versuchdes Loslassens, des Heilens und Reparierens derNatur beginnen. Der damalige Bundesumweltminis-ter, Klaus Töpfer, stellte Mittel zur Pflege dieser be-sonderen Landschaft in Deutschland in Aussicht.

Nach einer leidenschaftlichen mit Schwung und Ide-alismus getragenen Startphase, folgte im Spreewaldeine breite kontroverse Diskussion mit allen Land-nutzern. Eine Region, die immer sehr unmittelbar mitder Natur gelebt, bei der Schutz und touristische Nut-zung in der Geschichte bereits Tradition hatten, fand

sich im ersten Projektantrag nicht ausreichendberücksichtigt.

Nach einem heftigen Diskussionsprozess wurde derEntwurf zerpflückt. Die Diskussion holte gleichzeitigeine Diskussion nach, die 1990 bei der Ausweisungdes Biosphärenreservates Spreewald nicht in der In-tensität stattgefunden hatte. Die Menschen hatten1990 andere Träume, Ängste und Wünsche. Die le-bendige Umwelt, die Natur war damals Diskussions-stoff einer Minderheit.

Dies war eine harte Bewährungsprobe für das Bio-sphärenreservat selbst, seinen Landschaftsrahmen-plan und das Naturschutzgroßprojekt.

Letztlich wurde gemeinsam mit allen gesellschaftli-chen Gruppen in einer Redaktionsgruppe ein neuerProjektantrag geschrieben. Die Furcht, der Natur-schutz würde den Spreewäldern den Spreewald ab-kaufen, wurde ausgeräumt. Das Jahrhunderte altewasserwirtschaftliche Regelwerk im Spreewaldwurde für Nutzung und Natur anerkannt. Natur solltefür alle erlebbar bleiben und erhalten werden. In die-ser Diskussion wurde klar, dass ein Projekt mit die-sem Gewicht nicht allein von einem Naturschutzver-ein (Förderverein für Naturschutz im Spreewald, kurzFÖNAS) und der Verwaltung für das Biosphärenre-servat getragen werden kann. Der damalige Landratdes Landkreises Dahme-Spreewald, Herr HartmutLinke, erkannte die Chance des Projektes und initi-ierte die Gründung eines Zweckverbandes, beste-hend aus den drei Landkreisen Dahme-Spreewald,Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße sowie denStädten Lübben und Lübbenau und dem FÖNAS.Nach diesem wichtigen Schritt wurde der Projektan-trag fertig gestellt und mit dem Bundesamt für Natur-schutz abgestimmt.

Aus der Diskussionsform und dem Zeitaufwandwurde allen Beteiligten deutlich, dass auch der näch-ste Schritt in diesem Projekt, die Aufstellung desPflege- und Entwicklungsplanes, nur mit einer breitenBeteiligung vor Ort erfolgreich auf den Weg gebrachtwerden konnte. Dankenswerter Weise stellte dasBundesamt für Naturschutz erstmals als Pilotprojektin Deutschland Mittel für eine Planung im Rahmen ei-nes Moderationsverfahrens zur Verfügung. Ein Mo-derationsteam organisierte parallel zur naturschutz-fachlichen Planung eine umfangreiche Diskussion inGebiets- und Facharbeitsgruppen. Ein Pflege- undEntwicklungsplan wurde erstellt und gleichzeitig mitallen Gruppen der Landnutzer diskutiert. Am Endestand ein Planwerk, das alle im Spreewald kanntenund wollten. Mit der ablaufenden Zeit war allerdingsauch die Zeit von ausreichenden öffentlichen Mittelnfür solche Projekte in Deutschland abgelaufen. DasBundesamt für Naturschutz sah sich gezwungen, dieProjektmittel drastisch zu kürzen.

Page 17: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

121UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Jahrhunderten praktizierte Erlenhochwald-Wirt-schaft weiter geführt. Auf ein Hektar großen Kahl-schlägen wird eine Erlenwaldbegründung auf Ra-batten durchgeführt, die das Niedermoor nicht zer-stören. Das Wassermanagement in diesen Flächenstellt sicher, dass eine Überflutung der Erlen in derVegetationszeit vermieden wird. So wird in diesemProjekt auf die neuesten Erkenntnisse des neuarti-gen Erlensterbens reagiert.

• Hochwasser ist auch weiter eine für den Spreewaldernst zu nehmende Gefahr. Alle Maßnahmen imRahmen dieses Projektes beachten deshalb dieHochwassersicherheit von Siedlungen und Bau-werken.

• Wassermangel wird zukünftig eine häufige Gefahrfür den Spreewald sein. Mit der Einstellung desBergbaus werden die Abflüsse der Spree um mehrals die Hälfte reduziert. Dieser Sachverhalt wird inZeiten des Klimawandels mit ausgeprägterentrockenen kontinentalen Sommern noch verschärft.

Der Start in 2004

Nach zähem Ringen mit dem Zweckverband standenzum Start am 10.09.2004 12,3 Mio. € für das Ge-wässerrandstreifenprojekt zur Verfügung. Nachgründlicher Diskussion und guten Wünschen durchBund und Land kann das Projekt nunmehr beginnen.Es bringt für den Spreewald

• Leben in abgeschnittene und durch Stauhaltungverschlammte Fließgewässer.

• Ausgewählte prioritäre Fließgewässer werden mitOberwasser beschickt, d.h. Staugürtel werden um-flossen. Bei einer Strömung von 25 cm/s erhaltenFließgewässerarten wie Quappe, Flussneunaugeund Kleine Flussmuschel erhalten in diesen kleine-ren Gewässern Überlebensräume.

• Mit diesen Gewässern werden gezielt spät winter-liche Überflutungen auf Spreewaldwiesen erzeugt.

• Moorwiesen werden wieder mit Wasser und Sink-stoffen versorgt, es entstehen die Hecht-Laichwie-sen der Großväter-Generation.

• Kleingewässer bleiben nach Ablauf des Winter-hochwassers als Laichbiotope für Moorfrosch undRotbauchunke.

• Altarme, die in den Zeiten der Flussbegradigungabgeschnitten wurden, werden wieder angeschlos-sen. Die Spree bekommt vielfältige Strukturen undLebensräume zurück.

• Tief eingeschnittene Hauptvorfluter erhaltenSchwellen, damit ihre Sohle sich nicht weiter ein-tieft und sich langsam erhöht.

• Staue in Gewässern werden von Umlaufgerinnenumflossen, so dass die Spreewaldfließe wiederdurchgängige Lebensräume für Fische und Klein-tiere werden.

• Moorwiesen und Bruchwälder behalten ihre Spei-cher- und Senkenfunktion. Der Zerstörungspro-zess durch starke Entwässerung wird gestoppt.Spätere Generationen können wieder wachsendeNiedermoore erwarten.

• Bodenfruchtbarkeit als Grundlage der Landwirt-schaft wird nachhaltig gesichert. Dem jahrzehnte-langen Trend zur Entwässerung der Spreewald-randlagen durch Melioration wird gegen gesteuert.Tiefe Meliorationsgräben werden in ihrer Sohle er-höht oder verfüllt.

• Nicht nutzbare Flächen werden der Natur überlas-sen und bereichern mit ihrer Verlandungsvegeta-tion die Spreewaldlandschaft mit neuen Lebens-räumen. Aus diesen Flächen werden ca. 400 haausgewählt, die die Zone I des Biosphärenreser-vates Spreewald ergänzen sollen. Ein wichtigerLernort für alle: Was tut die Natur ohne uns?

• Der Wald des Spreewaldes wird nachhaltig genutzt.Eine einzelstammweise Nutzung von Starkhölzernkommt auf der größten Fläche des Spreewaldesohne Kahlschläge aus.

• Auf 15 % des Landeswaldes (37 ha) wird die seit

Abflussganglinie der Spree am Pegel Leibsch bei mittlerem Niedrigwasser (MNQ)

Page 18: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

122 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

Im Rahmen des Projektes wird deshalb beim Was-sermanagement im Spreewald dafür gesorgt, dassmöglichst alle Abflüsse durch den inneren Spree-wald geleitet werden und bei entsprechenden Rah-menbedingungen in verträglichen Bereichen auchÜberflutungen verursachen können. Bordvolle Ab-flüsse im inneren Spreewald haben Priorität vor ge-füllten Hochwasserumflutern. Auf diese Weise solldas feingliedrige System der Fließgewässer undMoorböden erhalten und verbessert werden.

• Ein Umbau des Abschlagbauwerkes am Nordum-fluter soll hierfür eine Voraussetzung schaffen.

Mit diesem Filetstück des Masterplanes für die Spreewird der grundsätzlichen Trendwende im Wasserdar-gebot entgegen gewirkt.

Der Spreewald soll damit in seiner Speicher- undSenkenfunktion verbessert werden.

Linienführung der neuen Kaatsch – Spree zwischen NeuLübbenau und Neuendorfer See (Vorplanung GRPSPfeiffer IHC Cottbus)

Das Kerngebiet des Gewässerrandstreifenprojek-tes wird von 450 km Fließgewässern durchzogen.

Die Gebietsarbeitsgruppe mit Landwirten undPlanern in Aktion.

Das GewässerrandstreifenprojektSpreewald im ÜberblickGesamtvolumen: 12,3 Mio. €Finanzierung: Bund 72,5 %

Land 20,5 %Träger Zweckverband „Gewässerrandstrei-fenprojekt Spreewald“ 7 %

Zeitraum: Pflege- und Entwicklungsplanung (PEPL)2001 – 2003Umsetzung: 2004 – 2013

Projektgebiet: 23.000 ha innerhalb des Biosphä-renreservates Spreewald

Kerngebiet: zur Maßnahmenumsetzung: 8.500ha in den NSG „Innerer Oberspreewald“ und„Innerer Unterspreewald“

Fließgewässer im Kerngebiet: Oberspreewald = 319 kmUnterspreewald = 132 km gesamt = 451 km

Gegenwärtiger Arbeitsstand • Pflege- und Entwicklungsplan ist abgeschlossen.

• Beginn der Umsetzungsphase mit Übergabe des Zu-wendungsbescheides durch BMU Trittin an LR Willeam 10.09.2004.

• Ende 2004 Beauftragung von Vorplanungen für dieprioritären Maßnahmekomplexe „Lehmannstrom undTuschatz“ und „Kaatschspree“.

• Erste Baumaßnahme (im Unterspreewald) voraus-sichtlich Spätsommer 2005

Page 19: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

123UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Maßnahmen im Überblick• Wiederherstellung bzw. Revitalisierung von Fließ-

gewässern: insgesamt ca. 25 km

• Anschluss von Altarmen: insgesamt 6 bis 8 Altarmemit einer Gesamtlänge von ca. 3 km

• Entschlammung von Altarmen: 13

• Umbau und Herstellung von ökologisch durchgän-gigen Bauwerken: ca. 50 Anlagen

• Wiedereinführung periodischer Überflutungen in 4 Teilbereichen: Gesamtfläche ca. 250 ha (ohneHochwald)

6,8 Mio € stehen hierfür im Rahmen der Projekt-laufzeit zur Verfügung

• Flächenerwerb: Flächen, die für die Umsetzungvon Maßnahmen notwendig oder von besondererBedeutung für den Naturschutz sind, sollen erwor-ben werden. Dies erfolgt nur, wenn der Eigentümereinverstanden ist.

• Ausgleichszahlungen (Extensivierungsverträge):Damit sollen entgangene Gewinne der Bewirt-schafter ausgeglichen werden, die durch eine na-turverträglichere Nutzung ehemals intensiv ge-nutzter Flächen entstehen (geringere Erträge).

Dafür stehen während der Projektlaufzeit ca. 2,4Mio. € zur Verfügung. Nach einer Schätzung aus dem Pflege- und Ent-wicklungsplan können damit z.B. 500 ha Flächenerworben und für weitere 350 ha Ausgleichszahlungen ge-leistet werden.

5.7 Stand der RückdeichungLenzen im Biosphärenre-servat Flusslandschaft Elbe/Brandenburg

– Erste großflächige Deichrückverlegung an derElbe kurz vor der Umsetzung -

Immer dann, wenn Hochwässer an den großen deut-schen Strömen dramatische Ausmaße annehmen,geistert die Forderung nach neuen Überflutungsräu-men kurzzeitig durch die Medienlandschaft. So wares an der Oder, am Rhein, an der Donau und erstrecht an der Elbe während der „Jahrhundertflut“ imAugust 2002. Leider bleibt es in den allermeisten Fäl-len bei Absichtserklärungen ohne konkrete Umset-zungen.

Die Schaffung neuer großflächiger Überschwem-mungsflächen zur Entlastung der Hochwasserspitzenist zugegebenermaßen auch nicht einfach und machteine langzeitig angelegte Herangehensweise undeine interdisziplinäre Arbeit erforderlich. Für kurzfris-tige „Hau-Ruck“- Aktionen sind Deichrückverlegun-gen daher nicht geeignet. Viele Dinge gilt es zu be-denken und zu regeln: Grund und Boden sollten zurVerfügung stehen, hydraulische Berechnungen zurEinschätzung der Folgewirkungen sind anzufertigenund ausreichende Finanzmittel sind vonnöten, umnur die wichtigsten Punkte zu nennen.

Das Land Brandenburg kann mit einigem Stolz als-bald ein besonderes Anschauungsprojekt präsentie-ren. Nach insgesamt mehr als zwölfjähriger Vorarbeitsoll noch in diesem Jahr der 1. Spatenstich für dieDeichrückverlegung bei Lenzen im Landkreis Prignitz

Page 20: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

124 GROSSSCHUTZGEBIETE UND NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG

stattfinden. Insgesamt werden dann rund 420 Hektarneuer Überflutungsraum zur Verfügung stehen undaus dem „Bösen Ort“, einem Deichabschnitt, der wäh-rend des Hochwassers 2002 überregional bekanntwurde, wird ein „Sicherer Ort“. Gegenüber der jetzi-gen Deichlinie von 7 km verkürzt sich künftig die Deich-trasse dank der Verlegung um mehr als 1.000 m(Abb.).

Die Vorarbeiten für dieses zukunftsweisende Projektwaren ausgesprochen aufwändig. Im Anschluss anein EU-Life Projekt (1994 – 1998) mit den Schwer-punkten Grunderwerb und Vorplanung, folgte einBMBF-Forschungsvorhaben (1996 – 2000) durch dasu.a. hydraulische Fragen bearbeitet werden konnten.Gerade das letztgenannte Vorhaben erwies sich imPlanfeststellungsverfahren als sehr nutzbringend, dasich dank der Ergebnisse wichtige kritische Fragenkompetent beantworten ließen. Parallel wurde in ei-nem Bodenneuordnungsverfahren die künftige Flä-chenzuordnung neu geregelt.

Seit dem 11. Februar 2005 liegt nun der Planfeststel-lungsbeschluss vor; er umfasst 250 Seiten und be-leuchtet ausführlich die unterschiedlichen Aspektedes Verfahrens. Während der öffentlichen Auslegunggingen von privat Betroffenen insgesamt 112 Ein-wendungen ein, 111 waren Sammeleinwendungenmit gleichem Wortlaut. Vor allem örtliche Jagdpäch-ter hatten hierzu aufgerufen. Die Rechtsmittelfristläuft bis zum 21.04.2005. Es wurde die sofortige Voll-ziehung des Beschlusses angeordnet.

Bereits im März fanden an einigen Stellen Rodungs-arbeiten statt, um Platz für die künftige Deichtrasse,aber auch für Zuwege und Bodenentnahmestellen zuschaffen. Der Großteil des benötigten Bodens sollnämlich vor Ort im geplanten Rückverlegungsarealsgewonnen werden. Dadurch reduziert sich die Anzahlnotweniger Bodentransporte durch angrenzende Ort-schaften und es entsteht ein Netz flacher Flutrinnenund neuer Gewässer.

Das künftige Überschwemmungsland wird sich so ineine abwechslungsvolle Auenlandschaft verwandeln.Was bereits im EU-Life Projekt begann, wird nun imRahmen eines Naturschutzgroßprojektes des Bun-desamtes für Naturschutzes (BfN) wesentlich weiter-entwickelt. Im Rahmen dieses unmittelbar währenddes Elbe-Hochwassers 2003 genehmigten Vorha-bens können nämlich nicht nur rund die Hälfte derDeichbaukosten, sondern auch die Pflanzunggroßflächiger Auwälder finanziert werden. Diese För-derung des Bundes unterstreicht eindrücklich die ge-samtstaatliche Bedeutung, die dieser Deichrückver-legung als einem „Pilotprojekt mit hoher Signalwir-kung“ zukommt.

Das Ausschreibungsverfahren für die Deichbauarbei-ten, die mindestens zwei Jahre andauern wird, läuft;mit großer Spannung kann nun die der Umsetzungdieses „Referenzprojektes in Sachen Hochwasser-schutz und Naturschutz“ entgegen geschaut werden.

Page 21: 5.1 Großschutzgebiete: Modellregionen · Kyritz Wittstock Neuruppin Neustadt Rhinow Friesack Rathenow Brandenburg/Havel Nauen Fürstenberg Gransee Zehdenick Templin Lychen Prenzlau

125UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005