5/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang...tenförderungsprogramm Chagall sogar den deutschen...

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5/2011 60. Jahrgang Kirchenbote der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch «Wenn dich dann künftig dein Sohn fragt: Was sollen denn die Verordnungen, die Satzungen und Rechte, die euch der Herr, unser Gott, geboten hat, so sollst du …» 5. Mose 6, 20 Wie Glaube Schule macht Wenn Kinder fragen … Stefan Kölliker im Interview Bewährte Partnerschaft Leidenschaft Schule

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5/2011 60. Jahrgang

Kirchenboteder Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch

«Wenn dich dann künftig deinSohn fragt: Was sollen denn dieVerordnungen, die Satzungen undRechte, die euch der Herr, unserGott, geboten hat, so sollst du …»5. Mose 6, 20

WieGlaube Schulemacht

Wenn Kinder fragen…

Stefan Kölliker im Interview

Bewährte Partnerschaft

Leidenschaft Schule

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Liebe Leserin,lieber Leser

«Zu Hausemuss beginnen, was leuchtensoll imVaterland.»Der Satz von JeremiasGotthelf gilt auch für Religion und Ethik.Die Praxis der Eltern wirkt als Vorbild.Die Kinder werden neugierig, fragennach undwerden eingeführt in das, wasKraft und Orientierung vermittelt.Religion ist abermehr als eine Familien-tradition. ImHintergrund stehen die Re-ligionsgemeinschaftenmit ihren Lehrenund Bräuchen. Und auch die Schule undder Staat wollenWerte vermitteln. Dasentlastet die Eltern. Sie sind herausge-fordert, bleiben aber nicht die einzigenund letzten Vorbilder.Dochwir leben in Zeiten des Übergangs.Das Verhältnis von Kirche und Staat, vonVolksschule und Religion, wandelt sich.Noch bis in die 60er-Jahre waren dieSchulen konfessionell geprägt und inder Regel unterrichtete der Klassen-lehrer auch biblische Geschichte undReligion. Später übernahmen diesmehr undmehr die Katecheten resp.die Fachlehrkräfte Religion, welcheauch die St.Galler Kirche seit den 70er-Jahren ausbildet. Heute wird der Reli-gionsunterricht oft ökumenisch erteilt.Aber auch so wird es immer schwieri-ger, Religionsklassen in den Stunden-plan der Schule zu integrieren. Dennimmermehr Kinder gehören keineroder einer andern Religion an. DieseZersplitterung in der religiösen Land-schaft führt dazu, dass die Schulenlieber selber ein «religionsneutrales»Fach Ethik anbieten und Religionsge-meinschaften sich auf ihre Räume odereigene Schulen zurückziehen.Auch die St.Galler Volksschule setzt aufdas Fach Ethik, aber so, dass der kirch-liche Unterricht einen Platz behält.Dieses Modell hat auch seine Stärken:Die Schule nutzt die Ressourcen undErfahrungen der Kirchen und baut zu-gleich ihre eigene Kompetenz für dasFach Ethik aus. Zudem erreichen dieKirchen damit auch Kinder, deren Elternsich wenig um den Glauben kümmern.Doch bei dieser Lösung bleibt der Staatangewiesen auf gesunde und starkeReligionsgemeinschaften, auf die ersetzen und vertrauen kann. Tragen wirSorge dazu. ANDREAS SCHWENDENER

Im Anfang

«Wenn dich morgen dein Sohn fragt: Was

sind das für Verordnungen, Satzungen

und Rechte, die euch der HERR, unser

Gott, geboten hat?, dann sollst du deinem

Sohn sagen: Wir waren Sklaven des Pha-

rao in Ägypten, der HERR aber führte

uns mit starker Hand heraus aus

Ägypten, und der HERR tat vor unseren

Augen grosse […] Wunder […], uns aber

führte er von dort heraus, um uns hierher

zu bringen und uns das Land zu geben

[…]. Und der HERR gebot uns, nach

allen diesen Satzungen zu handeln und

den HERRN, unseren Gott, zu fürchten,

damit es uns gut geht allezeit und er uns

am Leben erhält, wie es heute der Fall ist.»

5. Mose 6, 20–24

Vielleicht haben Sie schon ein Bild gese-

hen: Eine jüdische Familie sitzt am

Passahfest um einen Tisch. Das jüngste

Kind stellt die Frage: «Was bedeuten diese

Bräuche?» Und dann wird vom Auszug

aus Ägypten erzählt – so wie man in

christlichenFamilienanWeihnachtenaus

demLukasevangeliumvorliest: «Es begab

sich aber, dass ein Gebot vom Kaiser

Augustus ausging usw.»

ErzählgemeinschaftJudentum und Christentum stimmen

hiermiteinanderüberein:Beide sind eine

Erzählgemeinschaft.WennmandenKin-

dern nicht erzählt, stirbt der Glaube ab.

Der Vater, vielleicht auch die Mutter, die

Grossmutter oder der Götti, nimmt die

Bibel in die Hand. Sie beginnen vorzule-

sen oder zu erzählen. Die Kinder hören

mit leuchtendenAugen zu. Sie werden in

die Geschichten hineinverwickelt.

Den Kindern wird gesagt, dass Gott

«vor unseren Augen» Wunder wirke.

«Uns aber führte er von dort heraus, um

uns hierher zu bringenunduns das Land

zu geben.» Es geht nicht um etwas, das

verjährt ist. Der dänische Denker Sören

Kierkegaard sprach von «Gleichzeitig-

keit»: ImGlauben ist Christus «gleichzei-

tig»mit uns.WodieWeihnachtsgeschich-

te erzählt wird, stehen wir selbst vor der

Krippe.«Euch ist heutederHeilandgebo-

ren!», sagt der Engel zu uns persönlich.

Wo Kinder an der Erzählgemein-

schaft Anteil bekommen, wirkt es sich

aus. Die göttlichen Satzungen sind eine

Lebenshilfe, … «damit es uns gut geht

allezeit und er uns am Leben erhält…»

Besonders deutlich wird dies beim

Gebot der Elternehrung: «Ehre deinen

Vater und deine Mutter, damit du lange

lebst auf dem Boden, den der HERR,

dein Gott, dir gibt.» (2. Mose 20, 12.)

Ehren und Gehorchen sind nicht das-

selbe. Gemeint ist der Zusammenhalt

der Generationen. Auch älter geworde-

ne Menschen haben unabhängig von

ihrer Leistungsfähigkeit das Recht auf

ein gutes Leben.Alle, auch die jungeGe-

neration, wollen schliesslich nicht wie

Wegwerfartikel behandelt werden.

Wenn man dies ernst nimmt, hat es

Konsequenzen. Seit Jahren herrscht vie-

lerorts der gute Brauch, anlässlich der

Taufe eine Taufkerze und eine Kinderbi-

bel zuüberreichen–damitdieseKerzean

Familienfesten immer wieder angezün-

det werden kann. Man soll den Kindern

von ihrer Taufe und in diesem Zusam-

menhang von der göttlichen Liebe er-

zählen undmit ihnen in der Bibel lesen.

Gelebte RitualeDasWachstum imGlauben fängt in der

Familie an. Aber dann kommt der Reli-

gionsunterricht dazu, und die Kinder

müssen eine lebendige Gemeinde ken-

nenlernen. Es braucht eine kinder- und

jugendfreundliche Kirche, offen für alle

Generationen.

BiblischeGeschichten sind nötig,da-

mit wir Christinnen und Christen wer-

den können, aber es genügt nicht! Das

Passahmahl, wo das jüngste Kind fragt

und derVater erzählt undwo es zu essen

zu trinken gibt, ist ein Modell auch für

heute. FRANK JEHLE, ST.GALLEN

2 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

Wenn Kinderfragen …

Wie Religion weitergegeben wird

Editorial

«Wennman den Kindernnicht erzählt, stirbt derGlaube ab.»

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Foto

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Thema

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 3

Herr Kölliker, an was erinnern Sie sich aus dem Religionsunter-

richt?

Stefan Kölliker: Ich habe das volle Programm durchlaufen:

zuerst Sonntagschule,dannReligionsunterricht in der Schule,

schliesslich Konf-Unterricht. In Erinnerung geblieben sind

mir zwei Dinge: Einmal haben wir den Film «Denn sie wissen

nicht, was sie tun» mit James Dean geschaut. Und an eine

Flossfahrt, die ein schönes Gemeinschaftserlebnis war, erin-

nere ichmich ebenfalls gut.

DieVolksschule ging im 19. Jahrhundert stark auf kirchliche

Initiativen zurück.Mittlerweile kommt die Kirche in der Schule

aber kaummehr vor.Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Die Rolle der Kirchen darin ist verdienstvoll. Aber: Sie haben

in verschiedenen Gesellschaftsbereichen nicht mehr die Rolle

von damals. Was früher die Kirche eingenommen hat, hat

heute oft die Politik übernommen. Gerade die Bildung ist

heute eines der politischen Kernthemen.

Das heisst: Für die Bildungspolitik ist die Kirche unwichtig

geworden.

Nein, das stimmt so nicht. ImReligionsunterricht hat die Kirche

eine sehr wichtige Rolle bei derWertevermittlung. Das finde ich

persönlich sehr wertvoll, gerade in der heutigen Zeit.

Wobei in der Oberstufe die Zahl der Religionsstundenmit dem

Lehrplan ab 2012 von zwei auf eine Stunde gesenkt wird. Das

spricht nicht für die Bedeutung des Unterrichts.

Ich kann nur wiederholen: Vom Bildungsdepartement her ist

es für uns ausserordentlich wichtig, den Religionsunterricht

im Lehrplan zu haben. Werte wie Toleranz im Zusammen-

leben können darin vermittelt werden.

Eine Kommission der Kantonalkirche schreibt zu diesem

Thema, dass die Kirchen an der Stundenreduktion selber schuld

seien.Weil sie oft nur eine Lektion durchgeführt hätten. Hat der

Staat hier Druck aufgesetzt?

Nein, meines Wissens waren sich die Vertreter von Bildungs-

departement und Kirchen bei denVerhandlungen einig.

WelcheWerte sollen denn im Religionsunterricht weitergegeben

werden?

Der Religionsunterricht ist für die Kirche eine Chance. Sie

kannHalt geben in einer Zeit, in der es für Jugendliche schwer

«Religion soll imSt.GallerLehrplanbleiben»

Regierungsrat Stefan Kölliker im GesprächSeit drei Jahren ist StefanKölliker Bildungsdirektor desKantons St.Gallen.Obwohl die Bedeutung derKirchen abgenommenhabe, sieht er denReligionsunterricht alsweiterhinwichtig an. In einer für Jugendlicheausserordentlich schwierigen Zeit könne erHalt geben undWerte vermitteln.Er hat selber Religionsunterricht besucht – und erinnert sich an den Film«Denn siewissen nicht, was sie tun».

ist, Halt zu finden. Jugendliche werden heute von einer virtu-

ellen Welt, beispielsweise mit den elektronischen Medien,

überflutet. Jugendliche haben heute kaummehr etwas, an das

sie sich halten und an dem sie sich orientieren können.

Das klingt sehr pessimistisch.Wie kommen Sie zu dieser Ein-

schätzung?

Dies wird mir in vielen Gesprächen bestätigt. Wir leben in

einer ganz ausserordentlichen Zeit. Nehmen Sie die Gewalt:

Was bedeutet es denn, wenn Menschen einander Leid zufü-

gen?Dasmussman jungenMenschen erklären.Was aber eben

nicht geschieht, wenn sie Gewalt einfach «konsumieren». Die

Schule und der Religionsunterricht haben hier einen eminent

wichtigen Auftrag. Die Kirchen können helfen, respektvollen

Umgangmiteinander einzuüben.

Schule und Kirche können aber nicht als Erziehungsinstanzen

die Rolle des Elternhauses übernehmen.

Nein, das ist Sache der Eltern. Leider gibt es Eltern, die dele-

gieren die Erziehung einfach an die Schule, sie nehmen ihre

Verantwortung ungenügend wahr. Zum Beispiel wenn beide

Elternteile sich bei derArbeit selber verwirklichenwollen und

das Kind in der Schule abgeben.

Nochmals zum Religionsunterricht: Anders als in anderen

Kantonen ist in St.Gallen der konfessionelle Unterricht im

Lehrplan enthalten.Wie lange noch?

«Die Kirchen können helfen, respekt-vollen Umgang miteinander einzuüben.»

Kurzportrait

Stefan Kölliker ist seit 2008 Regierungsrat und Vorsteher desBildungsdepartements. Der 41-jährige Vater von zwei Kin-dern ist reformiert und im Zürcher Unterland aufgewachsen.Vor seinem politischen Amt war er als Treuhänder tätig. Ste-fan Kölliker ist der erste SVP-Regierungsrat in der Geschichtedes Kantons St.Gallen. Er gilt als parteipolitisch linientreuer,aber auch moderater SVPler.In Stefan Köllikers Amtszeit ist die Oberstufenreform 2012 be-schlossen worden. Damit verändert sich auch die Situation fürden Religionsunterricht: Statt zwei Stunden ist nur noch einevorgesehen. Die evangelisch-reformierte Kirche will daherauf dieser Stufe sogenannte Erlebnistage einführen. KL

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4 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

Für mich gibt es keinen Grund, das zu ändern. Die Partnerschaft

zwischen Schule undKirche funktioniert ausgezeichnet.

Es gibt aber einen klaren Trend, dass der konfessionelle Unter-

richt nicht in der wertneutralen Schule stattzufinden hat. So

sagt etwa der Pädagogik-Übervater Jürgen Oelkers: «Glaubens-

unterricht hat an einer staatlichen Schule nichts zu suchen.»

Für mich hat sich die St.Galler Lösung bewährt. Ich sehe keinen

Handlungsbedarf.

Mit demDeutschschweizer Lehrplan 21 ist die nächste Reform

der Lektionentafel schon aufgegleist. Ethik soll da hinein-

gehören, konfessioneller Unterricht nicht.

Das mag sein. Die Kantone haben aber beim Lehrplan 21, der

ab 2014 eingeführt werden soll, zwei Spielräume. Erstens sind

sie verantwortlich für die Umsetzung, zweitens sind 80 und

nicht 100 Prozent der Lektionentafel definiert. Auch mit dem

Lehrplan 21 möchte ich am St.Galler Modell, bei dem die Kir-

chen den konfessionellen Unterricht erteilen, festhalten.

Immer mehr Jugendliche sind aber nicht mehr Kirchenmitglie-

der.Waren 1970 noch über 95 Prozent der Bevölkerung in einer

der beiden grossen Landeskirchen, sind es nach neuesten Zahlen

noch etwas über 60 Prozent.

Das ist richtig. Darum führen wir mit dem Lehrplan 2012 auf

der Oberstufe den Ethikunterricht ein.Wer keinen Religions-

unterricht hat, geht in die Ethik.

Ist es denkbar, dass der Ethikunterricht auch auf dieMittel-

und Unterstufe ausgedehnt wird?

Ja, das ist denkbar. Eben hat der Erziehungsrat einen Pilotver-

such für Ethikunterricht auf dieser Stufe beschlossen.

Sie befürworten den Religionsunterricht, der durch die Kirchen

bezahlt wird. Die SVP, Ihre Partei, hat in den Kantonen

St.Gallen und Thurgau in den letzten JahrenVorstösse lanciert,

dass die aus dem Staatshaushalt stammenden Gelder für die

Kirchen gekürzt werden.Wie geht das zusammen?

In meiner Rolle als Bildungschef sehe ich das als nicht sinnvoll

an. Meines Wissens hatten diese Vorstösse in den Fraktionen

aber auch keine Priorität undman hat sie fallen lassen.

In der Stadt St.Gallen gibt es mit der Flade eine Sekundarschu-

le, die nach konfessionellen Kriterien selektiert. Die Stadtschule

hat darum überproportional viel Realschüler, was ungleiche

Bildungsvoraussetzungenmit sich bringt.

Das ist in der Tat eine unbefriedigende Situation und die Fla-

de ist aufgefordert, konkrete Vorschläge zu machen. Ich gehe

davon aus, dass eine Lösung gefunden wird, beispielsweise

dass die Flade auch Realschüler aufnimmt.

Es könnte aber sein, dass konfessionelle Schulen einenWieder-

aufschwung erleben. Auch Privatschulen sind attraktiv.Wie

sehen Sie diese Entwicklung?

Ich bin ein klarer Befürworter der öffentlichen Volksschule.

Sie ist einErfolgsmodell.Dennnur in ihr ist die sozialeDurch-

mischung garantiert, und die ist sinnvoll.

Für Eltern, die ihre Sprösslinge nicht mit KindernmitMigrati-

onshintergrund zur Schule schicken wollen, sind solche Schulen

aber interessant.

Mag sein, aber ich halte das für den falschenWeg.Das fördert

eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der Bildung und die wol-

len wir nicht.

INTERVIEW: DANIEL KLINGENBERG

«Ich bin ein klarer Befürworter deröffentlichen Volksschule. Sie ist einErfolgsmodell.»

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Der Religionsunterricht ist im Kanton

St.Gallen ein ordentliches Schulfach mit

einem vom Erziehungsrat anerkannten

Lehrplan. Als ein Fach im Bereich

«Mensch und Umwelt» ist Religionsun-

terricht zudem kein Freifach, sondern

gehört zur Pflichtstundenzahl.

Der ReligionslehrplanMit dem ökumenischen Lehrplan

1996/1997 haben die Kirchen gemein-

sam signalisiert, dass sie einen Beitrag

zum Bildungs- und Erziehungsauftrag

der Schule leisten wollen.Mit demReli-

gionsunterricht im Verständnis des ge-

genwärtigen Lehrplans fördern die Kir-

chen die religiös-ethische Bildung der

nächsten Generation in erheblichem

Masse. Der Lehrplan geht denn auch

von einem gemeinsamen Erziehungs-

undBildungsauftrag der Schule undder

Kirchen aus.

In einer Zeit, in der die Schule auch

Erziehungsaufgaben von der Familie

übernehmenmuss, ist es umsowichtiger

geworden, in der Schule auch die reli-

giös-ethische Bildung zu beachten. Mit

demReligionsunterricht decken die Kir-

chen personell und finanziell einen Teil

dieser Aufgabe ab – dies immer noch für

den Grossteil unserer Kinder und Ju-

gendlichen. 75Prozent der SchülerInnen

im Kanton gehören zu einer der christli-

chen Landeskirchen. Da sich dieser An-

teil aber nicht gleichmässig im Kanton

verteilt, müssen noch stärker lokale

Lösungen gefunden werden, die den

Anliegen der Partner gerecht werden.

Würde der Staat resp. die Schule die

religiöse Bildung und Erziehung alleine

übernehmen, würden zwischen 15 und

20 Millionen Franken Mehrkosten an-

fallen. Dies ist der Betrag, den die bei-

den Landeskirchen jährlich für den

Religionsunterricht aufwenden. Ein-

fach wegfallen kann die religiös-ethi-

sche Erziehung kaum, zumal der Lehr-

plan 21 auch ein Gefäss dafür vorsieht.

So ist ein Ethikfach als Ergänzung für

diejenigen Schülerinnen und Schüler,

die den Religionsunterricht nicht besu-

chen, aus ökonomischer und aus inhalt-

licher Sicht im Kanton St.Gallen im

Moment der favorisierteWeg.

Ethik oder ReligionReligionsunterricht ist immer mehrdi-

mensional zu verstehen, er beinhaltet das

Kennenlernen und Sichbeschäftigen mit

religiösen Überlieferungen und Traditi-

onen sowie mit gegenwärtigen Ausprä-

gungen von Religion. Er beinhaltet aber

auch die Begegnung mit den verschiede-

nen Religionen, die persönliche Ausei-

nandersetzung mit religiösen und ethi-

schenFragen sowie christlicheGlaubens-

erfahrung. Deshalb ist heute oft davon

dieRede,dass religiöses Lernen religions-

kundliche Aspekte («learning about reli-

gion»), Werterziehung aus reflektierter

Grundhaltung («learning from religi-

on») sowie Elemente gelebten Glaubens

und spirituellen Lebens in einer konkre-

ten religiösen Tradition («learning in re-

ligion») beinhaltet.

In einem ganzheitlichen Verständnis

von Lernen gehören diese Fragen in der

Schule ausdrücklich behandelt. Inso-

fern ist es unabdingbar, dass Schule und

Kirche einen gemeinsamen partner-

schaftlichenWeg gehen. Es reicht nicht,

wenn die Schule sagt, dass sie nur Raum

und Zeit zur Verfügung stellt, und es

reicht ebenfalls nicht, wenn Religions-

lehrkräfte sich nicht aktiv am System

Schule beteiligen. Im Sinne einer ganz-

heitlichen Erziehung nach christlichen

Grundsätzen kann eine fruchtbare Zu-

sammenarbeit nur in gemeinsamerVer-

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 5

Thema

BewährtePartnerschaft

Religionsunterricht imKanton St.Gallen«Die Volksschule unterstützt die Eltern in der ErziehungdesKindes zu einem lebensbejahenden, tüchtigen und ge-meinschaftsfähigenMenschen. Siewird nach christlichenGrundsätzen geführt.» –DenBeitrag derKirchen zur Um-setzung dieses Satz aus demSt.Galler Volksschulgesetzerläutert imFolgendenKirchenratMartin Schmidt.

antwortung gestaltet und partner-

schaftlich umgesetzt werden.

Diese Partnerschaft zeigt sich nicht

nur in der Schule, sondern auch in der

Ausbildung der Lehrkräfte. Seit Jahren

kann an der PHSG in der Primarschul-

ausbildung über ein Vertiefungsstudi-

umdie Lehrbefähigung für das FachRe-

ligion erworben werden. Neu ist dies

nun auch in der Sek-1-Ausbildung

möglich.Wo Lehrkräfte kein Zusatzstu-

dium nachweisen können, stehen der

Kirche gut ausgebildete Fachlehrkräfte

zurVerfügung (siehe Seite 9).

ZukunftsaussichtenAus meiner Sicht wäre es für alle Betei-

ligten problematisch, diese erfolgreiche

und gewachsene Partnerschaft auf-

zukünden. Immer mehr Stimmen aus

dem Kanton Zürich zeigen, dass es dort

nach der Einführung des Faches «Reli-

gion undKultur» undder gleichzeitigen

Verlagerungdes kirchlichenUnterrichts

in den Freizeitbereich eigentlich nur

Verlierer gibt und viele das alte System

zurückhaben wollen.Die Kirchen errei-

chen nur noch einen Bruchteil der

Schülerinnen und Schüler. Und die

Schulen hatten in viel zu kurzer Zeit

Lehrpersonen auszubilden und neue

Lehrpläne und Strukturen zu schaffen.

Das löste eine grosse Verunsicherung

aus. Auch das Verhältnis der beiden

Fächer ist nicht geklärt, was sich in der

Ausarbeitung der Lehrpläne zeigt.

Da sich die Qualität der Ausbildung

in den letzten Jahren immer weiter ver-

bessert hat, ist das Fach Religion in den

Schulen eine sinnvolle und gern gesehe-

ne Ergänzung in der ganzheitlichen Bil-

dung. Alle Partner müssen sich aber

ernst nehmenund gerade auch in struk-

turellen und inhaltlichen Anliegen auf-

einander zugehen undHand bieten.

PFR. MARTIN SCHMIDT, KIRCHENRAT

«75 Prozent der SchülerInnenimKanton gehören zu einer derchristlichen Landeskirchen.»

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Dienstag, 10.25Uhr amZürcher Gymna-

sium Unterstrass: Wie jeden Morgen

versammeln sich 160 Schüler im Trep-

penhaus. Lehrer geben aktuelle Infor-

mationen, es folgt eine knappe geistliche

Besinnung und alle singen ein

mehrstimmiges Lied. Die Jugendlichen

sind aufmerksam dabei, die Atmosphäre

ist natürlich und locker. Auch das gibt es

noch.

Einst waren die Reformierten die Bil-

dungsträger der Gesellschaft. Später hat

sich das Schulwesen von der Kirche

emanzipiert,wie zuvor schondieWissen-

schaft und die Kunst. In Opposition ge-

gen Liberalismus und Aufklärung wur-

den in der Mitte des 19. Jahrhunderts

evangelische Schulen mit vorwiegend

pietistischemCharakter gegründet.Mitt-

lerweile haben sie sich von diesem Image

gelöst, ein offenes Leitbild gegeben und

sind innovativ. Neben einem soliden

Lehrplanbietensie einSozialisierungsmi-

lieu, das auf christlichen Werten und ei-

ner ganzheitlichen Bildung beruht. Das

ist einMehrwert, der zählt.

Individuell undüberschaubarWer eine evangelisch orientierte Schule

sucht, hat es mit der Orientierung nicht

leicht. Da gibt es die Klassischen, mit

meist ehrwürdiger Tradition: die Evange-

lischeMittelschule Schiers (seit 1837), die

NeueMittelschule Bern (1852), in Zürich

das Gymnasium Unterstrass (1869) und

die Freie Evangelische Schule (1874).

Daneben findet sich eine Reihe von «An-

verwandten», will heissen, Schulen mit

christlichen Wurzeln, die dieses Profil

mittlerweile aber aufgegeben haben, wie

etwa das Freie Gymnasium Bern oder die

Baumackerschule Zürich. Schliesslich

gibt es die sogenannten Bekenntnisschu-

len mit evangelikalem Charakter. Meist

EvangelischeSchulensind in

Vom Bildungsauftrag der KirchenEs gibtwenige evangelische Schulen in unseremLand, allerdings haben sie einen gutenRuf.Auf diewachsendeNachfrage reagieren dieFreikirchenmit Schulgründungen.Was ist denReformierten die Bildungwert?

firmieren sie unter dem Label «ASBB»

(Arbeitsgemeinschaft für Schulen auf

biblischer Basis). Dort müssen die Lehrer

zwar nicht zwingend «wiedergeboren»

sein, doch wünschenswert wäre es schon.

Evangelische Schulen haben das gleiche

Niveau wie die staatlichen Schulen, darü-

berhinausaber zusätzlicheAnsprüche.So

wird religiösen und ethischen Fragen

grösseres Gewicht gegeben. Betont wer-

den der familiäre Charakter, eine persön-

liche Begleitung sowie der Anspruch, so-

zialeVerpflichtungen zu übernehmen.

Soziale DurchmischungGrundsätzlich stehen die Schulen allen

offen.Die Trägerschaft liegt bei Stiftungen

oder Vereinen, die sich dafür engagieren,

dass die Schule durch Spenden, Schulgel-

der, Kollekten und Beiträge der Kirchen

finanziert werden kann. Als Schulgeld

muss monatlich mit 1200 bis 1600 Fran-

ken gerechnet werden.Mitunter wird eine

Eintrittsgebühr von 1000 Franken in eine

Stipendienstiftung erhoben, damit Eltern

in bescheidenenVerhältnissen eine Schul-

geldreduktionerhalten.Insgesamtkönnen

lediglich 10 bis 15 Prozent der Familien

volles Schulgeld zahlen.

So wandern die Kollekten für die

Evangelische Schule Schiers (jährlich

20000–30000 Franken) in den Stipen-

dienfonds. In der Freien Evangelischen

Schule wurden im letzten Jahr 425000

Franken für Schulgeldreduktion aufge-

wendet, und das GymnasiumUnterstrass

hat gar 800000 Franken für den Stipen-

dienfonds ausgegeben. Möglich ist dies

unteranderem,weilLehrerauf 20Prozent

ihres Lohns verzichten. Dennoch gibt es

keinen Lehrermangel!

Evangelische Schulen setzen also nicht

auf SchülerausgutbetuchtemElternhaus,

sondern auf eine gute Durchmischung

aller sozialen Schichten. Das Gymnasium

Unterstrass erhielt 2010 für sein Migran-

tenförderungsprogramm Chagall sogar

den deutschen Barbara-Schadenberg-

Preis für «Lernen inWürde».

Die öffentlichen Schulen bilden, wie

die jüngste Pisa-Studie belegt, auf einem

gutenNiveau aus.Allerdings nehmenGe-

walt und Drogenkonsum zu. Gewisse El-

tern stören sich am zunehmenden Aus-

länderanteil.AuchderLehrermangel hin-

terlässt Spuren bei der pädagogischen

Qualifikation der Lehrkräfte. Zudem

wurden der biblische Unterricht und die

musischen Fächer zurückgedrängt. So

wächst die Bereitschaft, die eigenen Kin-

der an eine christlich geprägte Schule zu

schicken. Wenn es die örtlichen Verhält-

nisse nicht anders gestatten, schicken Re-

formierte ihr Kind auch auf ein katholi-

sches Gymnasium, etwa in die sogenann-

te Flade in St.Gallen.

Auf die Frage, ob es ein Bedürfnis

nach Neugründungen von evangelischen

Schulen gebe, antworten die Rektoren

übereinstimmend: «Ja.» Jürg Schoch,Un-

terstrass: «Das ist vor allem als Qualität

gegeneinenzunehmendenAnalphabetis-

mus auf der Sek-I-Stufe und bei Fach-

hochschulen aktuell.» Peter Scheuermei-

er, Freie Schule: «Wir haben Wartelisten

bei den Schülern. Eltern sind an Neu-

gründungen interessiert. Ich habe schon

Anfragen bekommen.» David Schneider

von der Schulalternative Winterthur:

«Wenn die Bedingungen besser wären,

wie in Deutschland, dann würde der Zu-

lauf explodieren.»

Boom von NeugründungenEin Blick in den Norden zeigt, dass in

Deutschland tatsächlich ein Boom von

Neugründungen stattfindet.Von 1999 bis

2007 wuchs die Zahl der evangelischen

Schulen um 261 auf 1134. Heute sind es

rund 1300, Tendenz steigend. Allerdings

sinddieKosten auchmoderat.Das Schul-

geld beläuft sich auf 40–140 Euro imMo-

nat. In Einzelfällen wird es ganz erlassen.

In Schweden zahlt immer der Staat, egal

ob es sich um eine kirchliche, eine andere

private oder staatliche Schule handelt.

In der Schweiz kann von einem Boom

keine Rede sein. Hier wurden Neugrün-

dungen in den letzten 15 Jahren aus-

schliesslich von freikirchlich orientierten

Kreisen initiiert: die Christliche Schule

Dübendorf (1996),Schulkooperative Biel

(1997), Liestal (1997), die Schulalternati-

ve in Winterthur (2001), Christliche

Schule Bern (2007) und andere.

Bildungsauftrag der KircheEin wachsendes Bedürfnis nach konfes-

sionellen Schulen ist offensichtlich vor-

handen. Angesichts der freikirchlichen

Initiativen stellt sich die Frage, ob die Re-

formierten leichtfertig Terrain aufgeben

beziehungsweise gegenwärtige Chancen

nicht nutzen. Sind wir noch im Fluss des

Geschehens? Dass die Kirche einen allge-

meinen Bildungsauftrag hat,war, solange

Volkskirche undVolksschule zusammen-

gehörten, selbstverständlich. Sollte sich

die Kirche heute wieder stärker für die re-

ligiöse Bildung engagieren? «Bildungsar-

beit müsste rasch zum Schwerpunkt der

Landeskirchenwerden,damitderTraditi-

onsabbruch nicht noch weiter fortschrei-

tet», sagt Scheuermeier. Bisher steht der

Gedanke an eine Schulneugründung in

keiner Landeskirche auf dem Programm.

Thema

6 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

«Einst waren die Refor-mierten die Bildungs-träger der Gesellschaft.»

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servativen und der Freidenker dazu

führen, dass sich das Feld der Religionen

wieder stärker polarisiert. Und dann

müsste man sich wieder verbindlicher

klarmachen,was das Religiöse eigentlich

ist. Das wäre eine analoge Diskussion zu

jener über die Kreuze in den Schulzim-

mern. Für viele Menschen nimmt ein

Symbol eineMittelstellung zwischen re-

ligiös und kulturell ein. Will aber die

Gesellschaft wissen, ob das jetzt religiös

ist oder nicht, dann muss die Gesell-

schaft auch stärker definieren, was sie

eigentlich als religiös bezeichnet. Und

das könnte dann dazu führen, dass der

Religionsunterricht daran zerbricht,

weil er nicht genügend deutlich klar-

machen kann, dass er nichtreligiös ist.

Manmuss sich auf jeden Fall noch stär-

ker mit der Frage beschäftigen, was ei-

gentlich mit dem Religionsunterricht

bezweckt wird.

Und, was bezweckt er aus Ihrer Sicht?

Er hat zwei Zwecke. Der erste: Es geht

um die Thematisierung und Erhaltung

von Religion angesichts eines wachsen-

den religiösen Analphabetismus, da

mandavon ausgeht,dass kaummehr je-

mand richtig Bescheid weiss.

Der zweite Zweck des Religionsun-

terrichtes besteht darin, Religion gesell-

schafts- oder zivilverträglich zu ma-

chen. Das zielt jetzt eher auf den Islam

oder auf fremde Religionen. Wir kön-

nen besser zusammenleben, wenn wir

voneinander Kenntnisse haben.

Beide Begründungen tragen der Plu-

ralisierung Rechnung. In einer plurali-

sierten Welt weiss niemand mehr, was

Sache ist, und deshalb muss man die

Grundlagen der Kultur kennen.Und: Es

lässt sich besser zusammenleben, wenn

wir uns besser kennen. KIPA

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 7

Thema

NichtreligiösüberReligionenreden

Tendenzen im Religionsunterricht schweizweitDerReligionsunterrichtwird in den Schweizer Kantonenzunehmend zur Sache des Staates. Die Entwicklung hin zueinem«schulischenUnterricht zumThemaReligion»findet in der Bevölkerungmehrheitlich Unterstützung.Diese Feststellungmacht der ReligionswissenschaftlerAnsgar Jödicke, Lehrbeauftragter an der UniversitätFreiburg. Er hat imAuftrag desNationalfonds eine Studiezum«Religionsunterricht zwischen Staat undReligions-gemeinschaften» erarbeitet.

Kipa:Was versteht man in der Schweiz

heute unter Religionsunterricht?

Ansgar Jödicke: Der Religionsunterricht

wird zunehmend zu einem Unterricht,

in dem in nichtreligiöser Weise über

Religion gesprochen wird. Ist der Religi-

onsunterricht ein religiöser Unterricht

oder einUnterricht überReligionen?Die

Antwort hängt sehr stark von den ver-

schiedenen Kantonen ab. Die neueren

Entwicklungen sind indessen stark ver-

gleichbar. Natürlich verbleiben verschie-

dene religiöse und rechtliche Traditi-

onen. Aber die den Kantonen gemeinsa-

me Tendenz liegt heute in einer stärkeren

VerantwortungdesStaates fürdenReligi-

onsunterricht – und in einer schwäche-

ren Verantwortung der Kirchen. Das ist

eine Entwicklung, die einen historischen

Wandel anzeigt im Umgang der Gesell-

schaft mit Religion. Früher war es eine

Selbstverständlichkeit, dass die christli-

chenKirchen fürdenReligionsunterricht

verantwortlich waren. Natürlich wusste

man immer, dass es andere Religionen

gibt, aber trotzdem: Potenzial und Res-

sourcen für einen Religionsunterricht la-

genbei den christlichenReligionen.Heu-

te ist das alles viel stärker gebrochen.Aus

dem Pluralismus erwächst die Frage, wer

eigentlich ausser den beiden christlichen

Kirchen im Unterricht auch noch zur

Sprache kommt. Und dann gibt es auch

nichtreligiöse Positionen, die ebenfalls

ein Recht in unserer Gesellschaft haben

und die berücksichtigt werden müssen.

Und deshalb kommt diese neue Form

von nichtreligiösem Unterricht, der aber

dennoch Religion thematisiert, dieser

Situation sehr stark entgegen.

Das hat mit der Säkularisierung der Ge-

sellschaft zu tun?

Ja. Die Schule wurde vielerorts in Euro-

pa von den Kirchen mitentwickelt, mit-

getragen und mitfinanziert. Aber im

Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts er-

folgte eine Trennung, und der Staat

übernahm diese Aufgaben. Heute kann

man zwar sagen, dass die Kirche jetzt

aus der Schule «heraussäkularisiert»

wird. Andererseits wird aber Religion

auch neu thematisiert. Aber auf andere

Weise. So etwa in einem Kanton wie

Genf, in dem es bislang keinen Religi-

onsunterricht gab.

Gab esWiderstand gegen diese Entwick-

lung?

In den Kantonen, in denen dies einge-

führt wurde – in Zürich, Aargau, Lu-

zern, Graubünden, Waadt, Neuenburg

undFreiburg –,da ging es überall relativ

leicht.Wo esWiderstand gab, kam er im

Prinzip aus zwei verschiedenen Lagern.

Aus einem konservativen Lager mit

Betonung des Religiösen und aus dem

Lager der Freidenker mit Betonung des

Nichtreligiösen.

Wie sehen Sie die Zukunft, wenn die der-

zeit vorherrschende Tendenz weitergeht?

Die Tendenz deckt einen relativ breiten

Konsens in der Bevölkerung ab.Es ist der

Konsens, dass man über Religion reden

kannunddass Religion dazugehört, aber

dass es keine konfessionelle Vermittlung

einer bestimmten Religion sein soll. Auf

diesen beiden Pfeilern basiert der Kon-

sens. Und der entspricht meines Erach-

tens vielen Menschen in unserer Gesell-

schaft. Denkbar ist aber auch ein anderes

Szenario,weil die Profile in den Lehrplä-

nen noch zu wenig geschärft sind. Es

könnte sein, dass die Angriffe der Kon-

«Ist der Religionsunterricht einreligiöser Unterricht oder einUnterricht über Religionen?»

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Panorama: Gemeinden

Zusammenschlüsse imToggenburgAb 1. Januar 2012 wird es innerhalb der seit 2010bestehenden politischen GemeindeWildhaus-AltSt. Johann eine gleichnamige evangelisch-refor-mierte Kirchgemeinde geben. An zeitgleich durch-geführten Kirchbürgerversammlungen inWild-haus und in Alt St. Johann wurde am Sonntag,13. März, der Zusammenschluss der beiden Kör-perschaftenmit komfortablenMehrheiten (52:6;32:2) gutgeheissen.Ebenso klar wurde am 20. März der Zusammen-schluss der Kirchgemeinden Krummenau undEnnetbühl angenommen. Ürsprünglich hatte auchNesslau sich an dem Zusammenschluss beteili-gen wollen, doch die zwei kleinen GemeindenKrummenau und Ennetbühl bevorzugten vorersteine Fusion unter Kleinen, wie in Nesslau an derGemeindeversammlung zu hören war. Noch nichtbereit für einen Zusammenschluss ist man inStein. Die Kirchgemeinde will aber weiterhinengen Kontakt mit Nesslau pflegen.Die dritte Toggenburger Abstimmung am 27. Märzbetraf die GemeindenWattwil, Lichtensteig undKrinau. Für ein Zusammengehen votierten klardie Gemeindeglieder vonWattwil (115:6 bei 8 Ent-haltungen) und Lichtensteig (40:2). In Krinau hin-gegen entstandmit 26:26 Stimmen eine Pattsitu-ation. Eine briefliche Abstimmung bis Ende Aprilsoll klären, ob Krinau sich an dem Zusammen-schluss beteiligen will oder nicht. FIS/AS

Konfirmandengabe 2011AnvielenKonfirmationenwird jeweils eineKol-lekte für Jugendliche in derDiaspora erhoben.Siewird schweizweit durch die protestantisch-kirchlichenHilfsvereine organisiert.In diesem Jahr geht die Kollekte an ein Jugendpro-jekt derWaldenser. DieWaldenser sind eine kleineevangelische Kirche in Italien, eine sehr kleineMinderheit. Wichtig sind daher für sie Jugendpro-jekte, denn die Kinder und Jugendlichen, die inihren verstreuten Gemeinden leben, sind ihre Zu-kunft. Seit einigen Jahren schon ist ein Team fürJugendaktivitäten in denWaldenser Tälern Pellice,Chisone und Germanasca imNorden Italiens imEinsatz. Drei Personen organisierenmit den Ge-meinden Jugendaktivitäten für alle Altersstufen:Singfeste der Sonntagschulen, Ausflügemit Kin-dern, Konfweekends, Sommerlager usw.Vor allem geht es darum, Kindern und Jugendli-chen Gelegenheiten zu geben, einander zu begeg-nen,miteinander zu diskutieren und ihren Glaubengemeinschaftlich zu leben. Die Konfirmandengabe2011 hilft derWaldenser Kirche bei diesemProjektin den Tälern, aber auch beimKonfunterricht aufder Insel Sizilien – fünf Jahre lang!Dreimal pro Jahr treffen sich die KonfirmandenSiziliens zu einem verlängertenWochenende.Bibelkunde und die Diskussion von Lebensthemengehören dazu, aber natürlich auch Spass, Freund-schaft und Gemeinschaftserlebnisse. PD/AS

zur Reisläuferei spielt dabei eine wichti-

ge Rolle. Edith aus Zürich befasst sich

mit den durch den Priester Zwingli be-

ginnendenVeränderungen in Zürich.

Das Resultat derAuseinandersetzung

mit dem Vermächtnis ist eindeutig und

für den Pfarrer überraschend. «Äs gitt

Wärt, wo sich verändere muend, und

Wärt, wo bliibid.» Diese Spannung gilt

es auszuhalten,mit ihr fertig zu werden.

Das Marionettenspiel samt Text, Fi-

guren und Bühnenbild stammt von

Margrit undWernerBleisch.Verschiede-

ne Sprecher und Sprecherinnen gaben

denMarionetten ihre Stimmen. PD

Spieldauer: 45 Minuten. Weitere Informationenbei W. Bleisch, [email protected]ührung: 29. Mai, 10.45 Uhr im Evang.KGH Rapperswil. Hauptprobe: 28. Mai, 16 Uhr.

8 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

Ein Marionettenspiel über den Reformator Zwingli wird in Rapperswil uraufgeführt.

Uelis VermächtnisZum«Vermächtnis des ReformatorsHuldrych Zwingli»wird am29.Mai,10.45 Uhr, in Rapperswil einMari-onettenspiel über denReformatorausWildhaus aufgeführt.«Uelis Vermächtnis» spielt in einer Kir-

che, deren Pfarrer zur Abklärung je eine

PersonausWildhaus,GlarusundZürich

eingeladenhat.Sie sollen ihmeinenEnt-

scheid über den Reformator überbrin-

gen. Die ersten 16 Thesen derDisputati-

on von 1523 bilden die Grundlage dazu.

Trudi aus Wildhaus beleuchtet die

Kinder- und Jugendjahre des aufge-

weckten Ueli. Fritz aus dem Sernftal be-

schreibt die Jahre des Priesters Zwingli

in Glarus und Einsiedeln. Seine Stellung

Foto:pd

Am 25. März trafen sich in Alt St. Johann Religionsverantwortliche, Religionslehrkräfte,

Schulleitung und Pfarrpersonen, um die Religionsstunden für 2011/2012 zu verteilen.

DasSchuljahr planenImeinenJahr lädt die reformierte, imanderendiekatholischeKirchgemeindezurPlanungssitzungdesReligionsunter-richts inAlt St. JohannundWildhausein.Ein spannender Nachmittag ist angesagt:

Ressortverantwortliche Religion, Religi-

onslehrkräfte, Schulleiter und Pfarrper-

sonen verteilen die Religionsstunden fürs

kommende Schuljahr. Meist haben die

LehrkräfteundSchulleitung schonvorge-

spurt, sodass gute und vor allem pragma-

tische Lösungen sowohl für den konfes-

sionellen als auch den interkonfessionel-

lenUnterricht gefundenwerden.Dass bei

notwendigen Kompromissen mal die ei-

neundmaldie andereSeitemehrnachzu-

geben hat, liegt in der Natur der Sache.

Besonders froh sind wir, dass Schullei-

tung und Kirchen an demselben Strick

ziehen. Gute Erfahrungen haben wir mit

demErteilen vonNoten ab derMittelstu-

fe gemacht. Wir würden uns wünschen,

dass auch andernorts Noten gegeben

würden, zumal der Religionsunterricht

im Kanton St.Gallen sehr im System

Schule verankert ist. MARTIN BÖHRINGER

Foto:m

b

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Kirchenbote Kanton St.Gallen 6-7/2002 9

Das ReligionspädagogischeInstitut St.Gallen (RPI-SG)Weil nichtmehr alle Lehrkräfte derVolksschule Religion unterrichtenwollten, begann die St.Galler Kirche1975mit der Ausbildung von spezifi-schen«Katecheten für Bibelunter-richt», heute Fachlehrpersonen fürReligion genannt. Holger Brenneisenüber denWandel des Instituts, das erneuerdings leitet.Als imHerbst 1975 der erste Abendkurs

am frisch gegründeten Katecheteninsti-

tut der Evangelisch-reformierten Kirche

des Kantons St.Gallen (KISG) startete,

trugmanSchlaghosen, tanzte zu «S.O.S»

vonABBAund traf sich, soman spontan

genug war, mit Gleichgesinnten zu

Atomkraft-nein-danke-Demos. Die

Ausbildung amKISG dauerte zwei Jahre

und die künftigen «Katecheten für Bi-

belunterricht» sollten ein «Interesse an

denGrundfragendes Lebensunddessen

Sinngebung» sowie «Freude und Ge-

schick im Umgang mit Kindern» mit-

bringen. Obendrein war gemäss Aus-

schreibung auch die «Fähigkeit, einen

guten Eindruck zumachen» verlangt.

Fachlehrpersonen für ReligionDiesem Kurs sind viele weitere gefolgt.

Heute stehendie Studierendendes aktuel-

len – insgesamt fünfzehnten – Primar-

schulkurses kurz vordemAbschluss.Nach

einer grundlegenden Reform der Ausbil-

dung, die jetzt demNiveau einerHöheren

Fachschule entspricht, haben sie sechs Se-

mester absolviert. Das Katecheteninstitut

ist unterdessen zum Religionspädagogi-

schen Institut RPI-SG geworden und ar-

beitet eng mit der Pädagogischen Hoch-

schule zusammen. Und statt Katecheten

werden heute – gendergerecht – Fachlehr-

personen für Religion ausgebildet.

Aus Sicht der Volksschule, die gemäss

sankt-gallischem Schulgesetz «nach

christlichen Grundsätzen» geführt wird,

mag es von Vorteil sein, dass eine konti-

nuierliche Versorgung mit motivierten

Religionslehrpersonen die Optionen für

die innerschulische Organisation und

Planung erweitert. Doch die kirchlich

ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer

werden vielerorts nicht nur als Ergän-

zungundAbhilfe für einen sonst drohen-

den Mangel angesehen, sondern glei-

chermassen als Bereicherung des schuli-

schen Lebens, als Brücke zur Kirche, als

Moderatoren im interreligiösen Dialog

und – nicht zuletzt – als Gesprächspart-

nerinnen in geistlichen Fragen.

Spielend entdeckt, erlebt, gelerntRorschach/Gossau/Uznach. BeimdiesjährigenJugendleiterInnen-Themenabend stand dasSpielen imMittelpunkt. Das Thema fand bei denJugendlichen grossenAnklang und sorgte sogarfür Rekorde.Jugendvereine sindmeistens unter sich – in Scha-ren oder Abteilungen. Der Themenabend der Ar-beitsstelle für kirchliche Jugendarbeit «akj» undder evangelischen Jugendarbeit hilft den Leiten-den über ihren Tellerrand hinauszuschauen undNeues kennenzulernen. Diese Gelegenheit liessensich in diesem Jahr so viele wie noch nie nehmen:In Gossau wurdemit knapp 130 Teilnehmendenein Rekord erreicht, in Uznach waren es über50 und in Rorschach etwa 30 Teilnehmende.Peter Christinger, Leiter der kantonalen Stelle fürJugendfragen der evangelischen Kirche, hat fürdiese hohen Teilnehmerzahlen eine Erklärung:«Die Leitenden wollen einfach selbermal spie-len.» Sie kämen aus dem Alltagsstress und seiendaher froh, wenn sie sich am Abend aktiv davonerholen können. Aus diesemGrund wird bei denThemenabendenWert darauf gelegt, dass dasProgrammnicht einfach nur Frontalunterrichtbeinhaltet.

Neue Spiele für «Spielexperten»Durch den Themenabend führten die zwei Spiel-pädagogen AndreaMündle und Steivan Gaudenz.Die beiden Lehrer haben sich in Brienz, in derAkademie für Spiel und Kommunikation, zu Spiel-pädagogen ausbilden lassen.Der Spieltrieb der Jugendlichen schaffte sichRaum, so am Spielbuffet, wo unbekannte, exoti-sche Spiele aus aller Welt ausgewählt werdenkonnten. Einige davon sind äusserst schwierig undverlangen hohes Geschick, andere sind ganz ein-fach oder einfach schön anzuschauen. Auf demProgrammdes Abends standen abermehrheitlichSpiele, für die es kein Material braucht. Ihre Na-men sind vielseitig: «TanzendeMoleküle», «Rettemich, wer kann!», «Aura» oder «Goofy». Die Wir-kung solcher Gruppenspiele ist beeindruckend:Innert kürzester Zeit wird aus einzelnen Personenund Grüppchen, die sich nicht kennen, eine ver-traute Gruppe. Egal, wie viele Teilnehmende eswaren und egal, ob in Rorschach, Gossau oder Uz-nach: Gelacht, geschrien undmit Freude gespieltwurde überall. SEBASTIAN SCHNEIDER

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 9

Panorama:Kanton

Spiel mit Holzklötzli im Andreaszentrum Rorschach.

Foto:S

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Doch wie lässt sich der aufwendige Be-

trieb eines eigenen Ausbildungsinstituts

aus Sicht eines Kirchenmitglieds recht-

fertigen? Der Verdacht, die Kirche liesse

sich zu sehr auf die Sache der Schule ein

und diene somit einem anderen Herrn,

wird dann gegenstandslos, wenn sich ih-

re schulischen Repräsentanten nur im-

merwiederneuauf ihre eigenenWurzeln

besinnen. Die evangelisch-reformierte

Kirche entstand aus der Wiederent-

deckung der christlichen Freiheit in der

Reformationszeit. Diese Freiheit wurzelt

in dem je und je persönlich einleuchten-

den, in der Botschaft von Jesus Christus

evident werdenden unbedingten «Ja»

Gottes zu denMenschen. Christlich ver-

antworteter Religionsunterricht ist die-

ser Freiheit verpflichtet und lässt sich an

ihr messen. In einem von diesem Geist

geprägten Religionsunterricht geht es

darum, Kinder und Jugendliche zu

einem freien, selbstbewussten und ver-

antwortlichen Leben zu ermutigen.

Und um der Transparenz der Sache

willen ist es unverzichtbar, dass die

jeweilige Lehrperson den Grund dieser

ihr geschenkten Freiheit deutlich macht,

das heisst in unseremKontext: das Evan-

gelium in seinen Facetten zum Leuchten

bringt. Bei alledem werden die Schüle-

rinnen und Schüler mitsamt ihren Fra-

gen und ihren Entscheidungen uneinge-

schränkt ernst genommen. Es liegt auf

derHand,dass eine solch anspruchsvolle

Aufgabenach einer gründlichenpädago-

gischen und theologischen Ausbildung

verlangt. Nur so bleibt Religionsunter-

richt ganz bei seiner Sache – und nimmt,

indem er zur Freiheit und Verantwor-

tung ermutigt, zugleich einen Bildungs-

auftragwahr, der imureigensten Interes-

se der Gesellschaft liegt. H. BRENNEISEN

www.ref-sg.ch/rpi/rpi.php

Auch Religionsunterricht zielt auf eine

Erziehung zu Freiheit und Verantwortung.

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Im Rahmen des Blickwechsels stellte

Connie Pioda Mona Vetsch ihre neue

Arbeit als Hausbesucherin bei HEKS

schritt:weise vor. Als Mutter eines Klein-

kindes ein Thema, das Mona Vetsch

naheliegt. Gemeinsam besuchten die

beiden Frauen anschliessend das Radio-

studio von SRF in St.Gallen und ein paar

Tage später das Radiostudio in Zürich.

Auch für MonaVetsch war die Begeg-

nung mit Connie Pioda bereichernd:

«Ich habemit Connie eine junge Frau ge-

troffen, die selber einmal in einer schwie-

rigen Lebenssituation war, und ich habe

grössten Respekt vor ihr, dass sie offen

darüber spricht.» Für beide war der

Blickwechsel ein eindrückliches Erlebnis,

eine Begegnung auf Augenhöhe, die Ver-

ständnis fördert und alle dazu einlädt, es

den beiden gleich zu tun. Denn erst Ver-

ständnis für das Fremde fördert die Soli-

darität und macht aus einer Gesellschaft

eine Gemeinschaft.

Einblicke in HEKS-ProjekteWährend der Inlandwoche ermöglichte

dieRegionalstelleOstschweiz zudem den

Einblick in die HEKS-Projekte der Regi-

on. Gemeinsam mit Projektteilnehmen-

den vonHEKSTG job konnten die Besu-

cherInnen vom 21. bis 23. März an der

Tellstrasse in St.Gallen in der Stör-Flicki

alte Velos in Schuss bringen, bei HEKS

infra einenBlitz-Sprachkurs belegenoder

denWeg eines Asylsuchenden mitverfol-

gen.Während des ganzen Jahres wird die

HEKS-Regionalstelle Ostschweiz mit

ihrenProgrammenundProjekten in ver-

schiedenen Kirchgemeinden unterwegs

sein und ihre Arbeit präsentieren: in Alt-

stätten am 25. Juni, 10–13 Uhr, an der

Heidenerstrasse 7; inWattwil am29.Juni,

14–17 Uhr, am Kirchenrain 1. Ausge-

diente Fahrräder und Kinderwagen sind

willkommen. BETTINA FILACANAVO

Eine Begegnungauf AugenhöheDasHilfswerkderEvangelischenKirchenSchweiz (HEKS) führte in derWoche vom21. bis 26.März 2011unterdemMotto«Blickwechsel» zumzwei-tenMal eine nationale Integrations-wochedurch. Ziel dieserWochewares, den sozial benachteiligtenMen-schen,mit denenHEKS in der Schweizarbeitet, eine Stimmezugebenund aufihreSituation aufmerksamzumachen.HEKS betreibt in der Schweiz sechs Re-

gionalstellen mit über fünfzig Projekten.

In allen sechs Regionen fanden im Rah-

men der Integrationswoche sogenannte

«Blickwechsel» statt.Das sindBegegnun-

gen zwischen prominenten Persönlich-

keitenundVertreterInnen vonHEKS-In-

tegrationsprojekten. Ziel war es, dass die

Teilnehmenden einen Schritt aufeinan-

der zugingen und jeweils die Lebenswelt

des anderen kennenlernten.

Blickwechsel in St.GallenIn der Ostschweiz fand der Blickwechsel

zwischen der Radio- und Fernsehmode-

ratorin Mona Vetsch und Connie Pioda

von HEKS schritt:weise St.Gallen statt.

Als alleinerziehende Mutter mit einem

Kleinkind, erwerbslos und mit schwieri-

gen Lebensumständen, erhielt Connie

PiodaUnterstützung vomHEKS-Projekt

schritt:weise, das sich der frühen Förde-

rung des Kindes widmet. Schritt:weise

hat zumZiel, das Kind in seiner Entwick-

lung zu unterstützen und die Kompeten-

zen der Eltern zu stärken und zu erwei-

tern. Seit letztem Jahr arbeitet Connie

Pioda als Hausbesucherin im Projekt

schritt:weise mit und besucht sozial be-

nachteiligte Familien in St.Gallen.

Foto:AugustinSaleem

«Blickwechsel» für Moderatorin Mona Vetsch und Connie Pioda von HEKS schritt:weise.

Panorama: SchweizPanorama:Welt

Spanien: Schüler bevorzugen Reli71 Prozent der spanischen Schüler haben sich imlaufenden Schuljahr für katholischen Religionsun-terricht alsWahlfach entschieden. Das teilte diespanische Bischofskonferenz inMadridmit. Vorsechs Jahren hatte die sozialistische RegierungvonMinisterpräsident Jose Luis Rodriguez Zapate-ro den katholischen Religionsunterricht als verset-zungsrelevantes Pflichtfach abgeschafft. Seitdemkönnen Schüler zwischen Religionsunterricht undeinem neu eingeführten Fach «Bürgererziehung»wählen. Die Bildungsreform 2005 hatte seinerzeitgegen hartenWiderstand der konservativen Oppo-sition stattgefunden. Hunderttausende protestier-ten damals gegen die Änderungen. KIPA

Libyen: Bischöfe Nordafrikas warnenDie katholischen Bischöfe desMaghreb haben sichmit Nachdruck für eine diplomatische Lösung derKonflikte in ihrer Region ausgesprochen. «EinKrieg löst nichts, und – einmal ausgebrochen – ister unkontrollierbar wie eine Nuklearexplosion»,heisst es in einemAppell der OberhirtenNordafri-kas anlässlich der Londoner Libyen-Konferenz.Erste Leidtragende dieser Gewalt seien die Armenund Schwachen. Zudemwerde ein solcher Krieg inNahost undNordafrika «immer als Kreuzzug ver-standen – obmanwill oder nicht». Und das habeunvermeidlich Rückwirkungen auf das Zusam-menleben von Christen undMuslimen. KIPA

Jordanien: frühchristliche SchriftenJordanien will sich in Israel um die Rückgabe einesarchäologischen Schriftfundes bemühen.Wie derbritische Sender BBC berichtete, war in Jordanienkürzlich der Fund von frühchristlichen Schrift-stücken bekannt geworden, die zu den ältestenchristlichen Schriftzeugnissen überhaupt gehörenkönnten. Demnachwurden die auf Metall verfass-ten Schriften bereits zwischen 2005 und 2007 vonBeduinen imNorden Jordaniens gefunden undnach Israel gebracht. Jordanien habe nun an-gekündigt, sich auf höchster Ebene um eine Rück-führung zu bemühen.Bei demFund handelt es sich laut Mitteilung einesbritischen Archäologen um 70 ringgebundeneBücher aus Blei und Kupfermit zumeist versiegel-ten Seiten. Einige seien in frühhebräischer Schriftundmitmessianischen Symbolen versehen. DieDarstellungen auf den Einbänden sprächen für ei-ne christliche Herkunft, ebenso die ersten unter-suchten Texte. Thematisiert werde das KommendesMessias. Zu den Darstellungen gehört lautBBC-Bericht auch ein Plan Jerusalems.Die Fundstelle, zwei Nischen in einer Felshöhle ineinemmilitärischen Sperrgebiet imNorden Jorda-niens, seien vor etwa fünf Jahren durch eine Sturz-flut freigelegt worden. Ein jordanischer Beduinehabe die Schriftstücke entdeckt und an einen isra-elischen Beduinen verkauft, der die Bücher jetztals alten Familienbesitz ausgibt. KIPA

10 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

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Stationen einer Evangelischen SchuleErstePlänewurden schon1918geschmiedet.1947konntendieReformierten in derWalliserStadt Brig endlich ihre Schule eröffnen. In denletzten 64 Jahrenwurde sie ausgebaut unddenregionalenAnforderungen angepasst. Nun aberwird sie in die staatlischeVolksschule integriert.Mit demEinzug der Eisenbahn insWallis, mit demBau des Simplontunnels undmit der Ansiedlungder chemischen Industrie in Visp gelangten vieleProtestanten insWallis.Die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Briggab sich 1906 die ersten Statuten, besass aber zudiesemZeitpunkt noch keine eigenen Gebäude.Dennoch findenwir schon damals in der refor-mierten Bevölkerung die ersten Bestrebungen,ihren Kindern eine Schulausbildung nach liberaler,konfessionell neutraler Auffassung zu bieten.Dadurch ist es bereits 1912 gelungen, einen eige-nen Kindergartenmit rund 40 Kindern ins Leben zurufen. Erst 1947 konnte eine eigene Primarschuleeröffnet werden, wo vorerst in zwei Klassen 40 Kin-der unterrichtet wurden. Die Schulgebäudewur-den imWesentlichen durch Geldmittel des BernerHilfsvereins erweitert und erhalten.

Anpassungen an Zeit und Umwelt1962 wurde imKantonWallis ein fortschrittlichesSchulgesetz eingeführt, das die Schulen der evan-gelischen Kirchgemeinden den öffentlichen Schu-len imKanton gleichstellte. Dies brachte einerseitseine grosse Entlastung im finanziellen Bereich,wurden doch künftig die Lehrergehälter durch dieöffentliche Hand bezahlt. Andererseits vollzog sichschrittweise eine Ablösung vom bernischen Unter-richtssystem und die Schule öffnete sich auch fürkatholische Kinder, deren Anteil auf bis zu 50 Pro-zent anstieg.2004 wurde eine Erweiterung und Renovation desalten Schulhauses in enger Zusammenarbeit mitdemKirchgemeinderat realisiert – das Projektwurde auch durch die Reformationskollekte 2002unterstützt.Eine grundsätzliche Zäsur in der Geschichte ergabsich ab 2003, als das Erziehungsdepartement desKantonsWallis erstmals die Berechtigung derEvangelischen Schule als eigenständige Institutioninfrage stellte. Der Grund lag darin, dass in derRegion die Schülerzahlen sanken und politischeGemeinden sich über die Abwanderung «eigener»Kinder an die Evangelische Schule beklagten.In der Folge wurde die Evangelische Schule Brig2005 als Organisationseinheit in die öffentlichenSchulen von Brig-Glis integriert, doch erhielt dieSchule besondere Zugeständnisse, welche sie alsevangelisch-reformierte Schule auszeichnete.Im April 2011 hat nun die Stadtgemeinde Brig-Glisdie zwischen ihr und der evangelischen Kirchge-meinde Brig getroffene Vereinbarung aufgekün-digt. Ab Herbst 2011 werden die 80 Kinder in diePrimarschulen der Gemeinde integriert. AS/PD

Thema

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 11

Foto:as

Evangelische SchuleBrig vor demAusAuf Ende dieses Schuljahrs hat dieStadtgemeindeBrig-Glis denlangjährigen Vertragmit der refor-miertenKirchgemeinde aufgekün-digt. Damit soll die EvangelischeSchule in der Stadtschule aufgehen.Im Oberwallis tobt ein Schulstreit. «Auf

Betreiben des Direktors der öffentlichen

Schule hat die Stadtgemeinde Brig-Glis

die zwischen ihr und der evangelischen

KirchgemeindeBrig getroffeneVereinba-

rung aufgekündigt», steht auf derHome-

page von evangelischeschule-brig.ch.

Der Entscheid des Stadtrats bedeutet,

dass die von 20 evangelischen und 60 an-

deren Schülerinnen und Schülern be-

suchte Evangelische Schule auf das

Schuljahr 2011/12 hin aufgelöst wird.

Bei der Evangelischen Schule Brig

handelt es sich nicht etwa um eine Pri-

vatschule, sondern um eine innerhalb

der öffentlichen Stadtschule geführte

Primarschulabteilung mit staatlichen

Lehrpersonen und Lehrmaterialien.

Der Unterricht findet aber in Räumen

der Kirchgemeinde statt, und «die be-

sondere Identität der Evangelischen

Schule» wird laut der jetzt gekündigten

Vereinbarung aus dem Jahr 2005 von ei-

ner Schulkreisleiterin gepflegt, «die von

der Kirchgemeinde vorgeschlagen und

durch den Stadtrat ernannt wird».

Pro und KontraWeitreichende Änderungen der Rah-

menbedingungen haben laut Stadtrat

nun aber dazu geführt, dass derWeiter-

betrieb der Schule in der bisherigen

Form nicht mehr möglich ist. Das

Thema Hauptargument für die Schliessung der

Evangelischen Schule Brig ist die Tatsa-

che, dass nur ein Viertel der Schüler re-

formiert ist und die Reihenmit Nichtre-

formierten aufgefüllt werden müssen.

Diese Zuweisungen nicht reformierter

Kinder bezeichnet die Stadtschuldirekti-

on als «unverträglich», zumal die Zahl

der reformierten Kinder in den nächsten

Jahren abnehme und überdies ein Teil

der Eltern ihre reformierten Kinder auf

eigenenWunsch gar nicht in die Evange-

lische Schule schicke.

Die reformierte Kirchgemeinde hat-

te aber einen Vorschlag zur Lösung die-

ser Probleme eingereicht. Gemäss And-

ré Lüthi, Präsident der evangelisch-re-

formierten Kirchgemeinde Brig, wäre es

ein Leichtes, die Eltern neu eintretender

Primarschüler per Formular ankreuzen

zu lassen, ob sie – unter Berücksichti-

gung des eigenen Profils der Evangeli-

schen Schule –mit einer Zuteilung ihres

Kindes in dieselbe einverstandenwären.

So hofften Vertreter der Evangelischen

Schule, dass der Stadtrat ihren Vor-

schlag erneut prüft, zumal 1760 Perso-

nen eine dementsprechende Willens-

erklärung unterschrieben haben.

Inzwischen steht der Entscheid des

Stadtrates jedoch fest: Die Evangelische

Schule Brig wird ab Herbst schrittweise

in die Primarschule der Gemeinde in-

tegriert. Der zuständige Ressortchef

und der Schuldirektor haben an einer

Medieninformation vom 8. April die

Gründe erläutert, die dem Entscheid

des Stadtrates zugrunde liegen. Dass

dabei der Trägerschaft der Evangeli-

schen Schule der Zutritt zur Pressekon-

ferenz verweigert wurde, zeigt, wie sich

die Fronten imOberwalliser Schulstreit

inzwischen verhärtet haben.

REF.CH - MONIKA DETTWILER/AS

An der 1947 gegründeten Evangelischen Schule Brig werden derzeit 80 Kinder, davon

etwa 20 Reformierte, unterrichtet. Im Herbst werden sie auf andere Schulen verteilt.

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SpiritualitätSitzen in der StilleJedenDi, 12 – 13.15UhrEinführung ins Ritual: 12 UhrVeranstalter: ForumSOSOSOrt: OffeneKirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

1. und 3. Montag imMonat, 20 UhrSchweigemeditation im SitzenundGehenOrt: Evangelische Kirche Balgach

Jeden Freitag, 7 – 7.30 UhrOrt: Evang. Kirche Heiligkreuz, St.Gallen

Jeden Freitag, 12.15 – 13.15UhrOrt: Ökumenische Kirche Halden

Tiefe Stille –weiter Raum5. Mai, 19.30 Uhr bis 22 UhrMeditation und «Bigmindpro-cess» –mitMarcel Steiner,Zen- undMeditationslehrerOrt: Ev. KGZHeiligkreuz, St.GallenVeranstalter: www.sosos.org

Kirche tanzt – spiritueller5-Rhythmen-Tanz5./19.Mai, 19.30 – 21.30UhrOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Mantra-Abend6. Mai, 20 UhrImKreisMantras undKirtans sin-gen. Leitung Sabina Ruhstaller,Percussion FerdinandRauber.Eintritt Fr. 20.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

OffenesKreistanzen10./24.Mai, 20 – 22UhrOrt: OffeneKirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Heilmeditation11. Mai, 14.30 UhrMitHedda Schurig,Homöopathinund spirituelle HeilerinInfos: Tel. 071 333 30 28, KollekteOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Pilgernacht: unterwegs vomSonnenuntergang in denSonnenaufgang14. Mai, 21 Uhr – 15. Mai, 8 UhrTreffpunkt auf demKirchturmder evang.Kirche Rorschach,mit Pius Helfenstein und Elisa-beth TröndleVeranstalter: www.sosos.org

Heiloase16. Mai, 18 UhrFürGesunde undKranke.KollekteOrt: OffeneKirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Immerweiter – immer schneller– immermehr! –Und ich?21.Mai, 10 bis 17UhrElemente undWerkzeuge des U-Prozesses nach C.Otto Scharmer;mit Andreas Koller und ElisabethTröndleOrt: Seminarhotel Idyll GaisVeranstalter: www.sosos.org

12 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

Palette stellt undwie sie für die Kirchge-meinden zugänglich sind.Ort: Benevol, Marktplatz 24, St.GallenVeranstaltende: Benevol und ArbeitsstelleDiakonie. AnmeldungBrigitta Ackermann:Tel. 071 227 05 60, [email protected]

Feministische Theologie – einPerspektivenwechsel31.5. – 18.6, jeweils Di, 19 – 22UhrOffeneModule im EvangelischenTheologiekurs,mit Pfrn.M.KundtHauser und Pfrn.A.Anker.Ort: Kirchgemeindehaus St. Mangen bzw.ZentrumHalden (siehe Ausschreibung)Veranstalter: AkEB

Die Zottelhaube – einMärchenausNorwegen17. – 20. JuniMärchentagung 2011mitDr. Ing-rid Riedel undChristineWielandOrt: Haus zumWeg, HembergVeranstalter: www.sosos.org

KunstHotelFreiheit1./8. Mai, 18 Uhr, 7. Mai, 20 UhrMit demMafob-Theater.TheatervonMenschenmit Beeinträchti-gung. Leitung Boris Knorpp.Eintritt Fr. 25.–/15.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

DieReise der Tolera-Ausstellung3./4./6./10. Mai, 14 – 16 Uhr12. Mai, 19.30 Uhr, FinissageEruk Sonschein: Bewegte ObjekteOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

mittwochmittag impuls/konzertJeweils 12.15 – 12.45Uhr4.5. Lachen durch Tränen, FoolishFreylach, Klezmer-Band11.5.Kabale und LiebeSaul,David, Jonathan &Co.ChristianHettkamp18.5.EineReise nach St.PetersburgManesse Ensemble25.5. Power und EmpowermentJesus und die FrauenMatthias FlückigerOrt: Kirche St. Laurenzen, St.Gallen

StimmVolk11. Mai, 19.30 UhrSchweizer Singprojekt.Traditi-onelle und neue Lieder aus derSchweiz und anderenKulturen;Singen für eine beseelte Gesell-schaft. www.stimmvolk.chOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Benefiz-Singabend –Friedensmeditation18. Mai, 19.30 UhrGemeinsames Singen von Kraft-und Friedensliedern aus allerWelt.Mit Simone Gantner.Kollekte für Gesellschaft fürbedrohteVölker.Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

BildungIslamischer Religionsunterrichtan Schweizer Schulen7. Mai, 18.30 UhrReligionslehrerInnen diskutierenzumThema «Religiöse Begleitungim interkulturellen Kontext».Am Podium: RehanNeziri, Kreuz-lingen; Yasemin Duran,Aarau;BekimAlimi,Wil. 19.30 UhrEinladung zumNachtessen.Ort: Bosnische Islam. Gemeinschaft,Gaiserwaldstrasse 16, 9015 St.Gallen

Religiöser Sozialismusin der Ostschweiz7. Mai, 13.30 UhrVortrag/Diskussion.Pfr.WalterFrei (LesegruppeNeueWegeSt.Gallen).Veranstaltung zur Jah-resversammlung von «Freundin-nen und Freunde der neuenWege»sowie der Religiös-SozialistischenVereinigung derDeutschschweiz.Ort: OffeneKirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Familien-Generationenkirche –Tagung 20117. Mai, 9 – 16.30 UhrAlltagskirche konkret –Wie sieentwickelt wird und funktioniert.Ort: KGHSt. Mangen, St.GallenInfo: Tel. 071 227 05 30http://www.ref-sg.ch/agem

AnfangundEndedesmenschlichenLebens aus der Sicht derMedizinundder drei Religionen Judentum,Christentumund Islam10.Mai, 19.30 Uhr

Die Referentin Dr.med.Dr. phil.Irmi Rey-Stocker setzte sich nachlangjähriger Tätigkeit als Frau-enärztinmit der Frage auseinan-der, was Leben ist und fokussierteauf die beiden Grenzsituationenvon Geburt und Tod.Ort: Festsaal St. Katharinen, Katharinen-gasse 11, St.GallenVeranstalter: CJA St.Gallen/Ostschweiz

Matriarchatskongress12. bis 15. MaiDie Grenzen derMachbarkeit sindüberschritten.Alternativen sindgefragt.Ort: Tonhalle St.Gallenwww.kongress-matriarchatspolitik.ch

Das Enneagrammals Spiegel der Seele14.Mai, 9 bis 16.30 UhrMit demEnneagramm-TeamSt.Gallen/Appenzell.Ort: GehörlosenzentrumHabsburg,Burggraben 26, St.GallenVeranstalter: AkEB

WasSie schon immer überSpiritualitätwissenwollten undnie zu fragenwagten17. Mai, 19.30 UhrDritte Gott-im-Kaffeehaus-Veran-staltungmitAndreasMarti .AndreasMarti ist Spitalpfarrer imTriemli. Er hat ein Jahr lang inKlöstern auf der ganzenWeltgelebt und gearbeitet.Die Reiseführte ihn nach Ladakh in Tibet,auf den BergAthos, aber auch zu-sammenmit Franziskanern auf ei-neMüllhalde inMexiko.AndreasMarti ist in St.Gallen aufgewach-sen undwar unter anderem inTrogen imPfarramt und in derGefängnisseelsorge tätig.Ort: Kaffeehaus, Linsebühlstrasse 77,St.Gallen; www.ref-sg.ch/v/kaffeehaus

Einführung in das Asylverfahren17. Mai, 15.15 – 17.15 UhrWeiterbildungsnachmittagmitChristianHoffs, Jurist und stv. Stel-lenleiter bei derHEKS-Rechtsbera-tungsstelle fürAsylsuchende.DerReferent führt anhand praktischerBeispiele durch das gesamteAsyl-verfahren, klärt offene Fragen undsteht für dieDiskussion von um-strittenenAspekten imAsyl- undAusländerrecht zurVerfügung.Ort: Oberer Graben 31, St.GallenVeranstaltende: Arbeitsstellen DiakonieundKirche imDialog (OeME),Anmeldung bei Brigitta Ackermann:Tel. 071 227 05 60, [email protected]

Im«Walderlebnisraum»22. Mai, 14 bis 19 UhrEinNachmittag für Familien inGaisAR,TreffpunktHaltestelleRietli.Mit Regula undRolfEugster,Doris Schmid undElisabeth TröndleVeranstalter: www.sosos.org

ClaudeAnShin Thomas23. Mai, 19.30 UhrDerWeg zu Frieden.Vortrag undWorkshopmit dembuddhisti-schenWandermönch undViet-nam-Veteranen. Eintritt Fr. 30.–Ort: OffeneKirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Ressourcen und Synergienin der Freiwilligenarbeit24. Mai, 18.15 – 20.15 UhrDer Referent Peter Künzle,Ge-schäftsführer Benevol St.Gallen,zeigt auf,welche Ressourcen undSynergien die Fach- undVermitt-lungsstelle Benevol zurVerfügung

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Benefizkonzertmit demquantett johannes kobelt20. Mai, 19.30 UhrDreiMusiker spielen auf mehr alszwanzig Instrumenten in ver-schiedenen Stilen.Ort: Centrum St. Mangen, St.GallenVeranstalterin: Evang. Frauenhilfe

Siddharta, ein ungewöhnlichesSchicksal20./21. Mai, 19.30 Uhr, und22. Mai, 17 UhrSchattentheater auf Aquarellen.Das Théatre TangenteVardarzeigt kambodschanisches Kultur-gut. In deutscher Sprache.Eintritt Fr. 30.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

that's gospel29. Mai, 17 UhrChorkonzertmit «The Tunes».Leitung: ResGerberPiano:AndreasHausammannOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

h-moll-messe4. Juni, 20 UhrMit der Bach-Kantorei und demEnsemble La Fontaine. Leitung:Wilfried SchnetzlerOrt: Kirche Linsebühl, St.Gallenwww.bachkantorei.ch

JungeErwachseneStadtgebet für junge Leute12. und 26.Mai, 19.30 UhrEine halbe Stunde der Besinnungund SpiritualitätOrt: Chorraum der Kathedrale St.GallenVeranstalter: ein ökumenisches Teamaus jungen Leuten

Sufo13./14. MaiEine andereWelt ist möglich.www.sufo.ch

Punkt 8 Gottesdienst27. Mai, 20 UhrAbendgottesdienst mit zeit-gemässer GottesdienstkulturOrt: Evang. KGH AltstättenInfo: www.ref-altstaetten.ch

GottesdiensteEglise françaiseEglise de Saint-Mangen.Culte 10 heures. Renseignementsauprès de Simone Brandt, pasteur:Tel. 071 277 08 56

Encuentro en español, Gottes-dienst in spanischer SpracheDomingo, 8.5.2011, apartirde las5pm,EZJ (Evangelisches KirchenzentrumJona), Zwinglistrasse 30, 8645 Jona.

Invitamos a todos los hispanohablantesy amantes del idioma español a participarcada segundo domingo del mes en unculto en español. Responsable es lapastora Lisset Schmitt-Martinez,Tel. 055 534 45 24.

Kapelle Schwägalpjeweils 9.45 Uhr1.Mai:Margrith Eggenberger8.Mai:Hans Jörg Fehle15.Mai:Bernhard Rothen22.Mai:Rainer Aegerter29.Mai:Martina Tobler-Oswald

BeratungWort zumTag: Tel. 071 222 33 33Täglich eine Kurzbotschaft

DieDargeboteneHandTelefonseelsorge, Telefon 143, www.143.ch

Evangelisch-reformierte Paar-und Familienberatung St.GallenOberer Graben 31, St.GallenPfarrer Walter Feurer, PsychotherapeutSPV/ASP, Tel. 071 220 88 00Heidi Paulsen, Dipl. Psych./Psycho-therapeutin SBAP, Tel. 071 220 88 02

Evangelische FrauenhilfeBeratungsstelle für FrauenTellstr. 4, 9000 St.GallenTel. 071 220 81 80, Fax 071 220 81 84Am17.Mai, 18 Uhr, findet imKatharinen-saal die Jahresversammlung statt.Benedikt Kowalsky wird einige Stücke aufseinemAkkordeon zumBesten geben.

Bürgschaften undDarlehenFür Familien und Alleinerziehende,Landwirte und Selbstständige. Gesuchesind zu richten an: Evang. Bürgschafts-undDarlehensgenossenschaftdes Kantons St.Gallen, Postfach 24,9004 St.Gallen, Tel. 071 226 91 91,E-Mail: [email protected]: www.ebdg-sg.ch

BlauesKreuz SG-AppenzellFachstelle für AlkoholproblemeOberer Graben 12, 9000 St.GallenBrigitte Knaus, Vitus Hug,Gabriele Heiz, Tel. 071 278 16 [email protected]äche nach Vereinbarung

UnterwegszumDuDie Stellenleiterin, Frau UrsulaMettler,Bahnhofstr. 3, 9326 Horn, ist erreichbar:Di, Fr, 13.30–19.30 Uhr. Tel.: 071 640 00 80;E-Mail: [email protected] Eheanbahnungsstelle ist getragenvon Ostschweizer Kantonalkirchen.

Persönlichkeitsschutz inderKircheFühlen Sie sich im Rahmen des kirchli-chen Lebens diskriminiert oder in IhrerIntegrität verletzt, seelisch oder körper-lich ausgenutzt, sexuell bedrängt, ge-mobbt, oder belastet Sie ein Abhängig-keitsverhältnis?Dann können Sie sich von einer neutralenFachperson (unter Schweigepflicht)kostenlos beraten lassen. Adressen derKontaktpersonen finden Sie unter:www.ref-sg.ch/persoenlichkeitsschutzZentrale Nummer: Tel. 071 222 04 55

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 13

Adressänderungenan die Kirchgemeinde

ImpressumHerausgegeben imAuftrag der Synodeder Evangelisch-reformierten KirchedesKantonsSt.Gallen

Redaktions-kommissionHans-Paul Candrian,PräsidentAlfred Ritz, KassierPfrn. Andrea AnkerPfr. DanielKlingenbergPfr. Martin BöhringerJürg SteinmannKatharina EnzAnna ZoggKatharina Marquart

RedaktionPfarrer AndreasSchwendener (as)Rehweidstrasse 29010 St.GallenTel. 071 244 34 [email protected]

LokalredaktionRetoNeurauter (nr),Grabs,Tel.0817716516KatharinaMeier (meka),LütisburgStationTel. 0719800601ClaudiaSchmid (cis),St.GallenTel. 0712235860

Nächste NummerThema: Heiliger GeistErscheint am3. JuniRedaktionsschluss:16. Mai 2011

DruckRheintaler Druckereiund Verlag AG9442 BerneckAltpapieranteil: mind.50%, Auflage: 71 000

GestaltungskonzeptTGGHafen Senn Stieger

Abonnementspreis11 Ausgaben: Fr. 12.–(wird von den Kirch-gemeinden bezahlt)

VeranstalterVeranstaltungsübersicht auf: www.ref-sg.ch

AkEB Arbeitsstelle kirchliche Erwachsenenbildung, ObererGraben 31, 9000 St.Gallen, T 071 227 05 30, F 071 227 05 39,www.lebengestalten.ch, E-Mail: [email protected]

SOSOS: Solidarität und Spiritualität Ostschweiz(ehemals Verein Wartensee) Programmleitung: ElisabethTröndle, Rösslistrasse 5, 9056 Gais, Tel. 071 790 03 71,www.sosos.org, [email protected]

Netzwerk Junge ErwachseneVolontariat: MirjamNoser, Tel. 071 227 05 63,[email protected]; www.junge-erwachsene.ch

OffeneKirche St.Gallen Tel. 071 278 49 69, www.okl.ch

SonneblickWalzenhausen 9428Walzenhausen,Tel. 071 886 72 72, [email protected]

Arbeitsstellen Jugendfragen undDiakonieMarlise Schiltknecht, Oberer Graben 31, 9000 St.Gallen,Tel. 071 227 05 60, E-Mail: [email protected]

SchlossWartensee 9404 Rorschacherberg,Tel. 071 858 73 73, www.wartensee.ch; [email protected]

Tipps desMonatsGeschenk Gottes oder verboteneFrucht? – Christentum und SexualitätÖffentliche Vorlesungen mit Pfr. Markus Anker,freitags, 6. Mai bis 27. Mai, 9.30 bis 11 UhrOrt: Festsaal St. Katharinen, St.Gallen

Die Beschäftigungmit derSexualität ist in der Ethik undinsbesondere in der christli-chen Ethik nichts Neues. Seitje stellte sich die Frage nachder angemessenen Entfaltungvon Liebe und Leidenschaft,umsomehr, weil die Sexual-ethik wichtige Bereiche wieErziehung, Fortpflanzungund Partnerschaft umfasst.ImChristentum reicht dasSpektrum ethischer Positi-onen von radikaler Unter-drückung jeglicher Art vonsexueller Lust bis zur libera-len Offenheit gegenüber je-der Art der sexuellen Entfal-tung. In letzter Zeit hat dieAuseinandersetzungmit se-xualethischen Themen einegrosse Dringlichkeit erhalten.

6.Mai: «Und sie werden ein Fleisch sein»: Bibli-sche Perspektiven auf Sexualität und Liebe13.Mai:Mönchische Askese, priesterlicher Zöli-bat: Sexuelle Enthaltsamkeit als Norm20.Mai: Jungfrauen,Heilige undHexen: Die Rolleder Frau als Sexsymbol27.Mai: Nach denMissbrauchsskandalen:Grundzüge einer glaubwürdigen Sexualethik

Gibt es eine Seele?Öffentliche Vorlesungen mit Thomas Reschke,dienstags, 3. Mai bis 24. Mai, 9.30 bis 11 UhrOrt: Festsaal St. Katharinen, St.Gallen3.Mai:Was ist die Seele? 10.Mai: Seelenbilder17.Mai:Arme Seelen und Seelenwanderungen24.Mai: Seele undNaturwissenschaft

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JugendbücherZehnguteGründe fürGott.Die ZehnGebote für unsere Zeit

Zehn spannende Kurzgeschich-ten hat der junge OstschweizerTheologe und Buchautor Ste-phan Sigg geschrieben. Schnellsteigt er jeweils in die Erzählungein und abrupt geht der Erzählfa-den oft zu Ende. Zusammenmiteinem schnellen Erzählstil gibtdas den Erzählungen enormesTempo.Die Geschichten erzählenaus der Lebenswelt von Jugendli-chen, sind aber auch für Erwach-sene interessant zu lesen.Die zehn erzähltenAlltagssitu-ationen sind weder frommnochspielen religiöse Begriffe darin ei-ne Rolle.Die theologische Deu-tung leitet ein kurzes, zweiseitigesVorwort ein. Eine Seite am Endedes Buches reicht, um auf die bib-lischen Grundlagen hinzuweisenund jedem der zehn Gebote eineGeschichte zuzuweisen.Stephan Sigg ist imVorwortüberzeugt, dass Gott mit denZehnGeboten zeigen will, «wiedas Leben gelingt undman lang-fristig glücklich wird. Sie dienenals Grundlage für ein gelingendesZusammenleben.» DiesemAn-spruch werden seine Erzählungengerecht.Die Grundlage der Zehn Geboteund die Beschränkung auf dieLebenswelt Jugendlicher könnenden erwachsenenMenschen je-doch auch etwas erstaunt zurück-lassen. Umweltschutz und aktuel-le ethische Themen im Zusam-menhangmit den biotechnischenEntwicklungen oder der Globali-sierung spielen in den lesenswer-ten Geschichten keine Rolle.Die Erzählungen verbleiben imRadius von Familie, Schule undFreundschaft.Wer sich jedochdarin für gute Geschichtenmitder Frage nach glückendemZu-sammenleben interessiert, derkommt beim Lesen auf seineRechnung. AM/KIPA

Stephan Sigg: Zehn gute Gründe für Gott.Die Zehn Gebote für unsere Zeit. GabrielVerlag im Thienemann Verlag GmbH2011. 192 Seiten, Fr. 23.50

14 Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011

Link ditionelle Hochzeiten in der Kirche– die Zahlen für Trauungen in derkatholischen und der reformiertenKirche sind rückläufig. Eine stan-desamtliche Trauung allein scheintaber nicht zu genügen: Viele Paarewünschen sich individuelle Rituale.15.5. Kirchendämmerung.Warumdas Vertrauen in dieKirchen sinktDie Kirchen erleben allenthalbeneine beispiellose Austrittswelle.Das gilt nicht nur für die katholi-sche Kirche nach denMiss-brauchsskandalen,Missstände tre-ten auch immer wieder in denevangelischen Kirchen auf. «DieKirchen haben unserVertrauenverspielt», sagt der protestantischeTheologe FriedrichWilhelmGraf.Als Gründe benennt derMünch-ner Professor imGesprächmitHansjörg Schultz u.a. Selbstge-rechtigkeit, Bildungsferne bei denTheologen sowie einen «selbst-gerechtenMoralismus der Funk-tionäre».22.5.Vertrauen(SieheTipp desMonats)29.5. Rilke und der BuddhaVor hundert Jahren begegnete RainerMaria Rilke imGarten vonRodineiner Buddha-Statue.Erwar von ihrso beeindruckt,dass er dreiGedichteüber Buddha schrieb,die in der deut-schen Literatur einzigartig sind.Washat Rilke an derGestalt des Buddhafasziniert?WelchesVerhältnis hattederDichter zumErleuchteten?ImGesprächmit LorenzMarti er-zählt der Theologe undRilke-KennerKarl-Josef Kuschel dieGeschichteeines einzigartigenDialogs.

RadioFM1«Gott und d’Welt»Sonntagmorgen, 9–10 UhrWiederholung: Montag, 20–21 UhrAuf FM-Melodie: Sonntag, 12–13 Uhr

Radio Zürisee«Über Gott und d’Wält»jeden Sonntag, 8.25 Uhr

TVSF1Wort zumSonntag: Sa, 19.55 Uhr

Sternstunden: 10 Uhr: Religion11 Uhr: Philosophie, 12 Uhr: Kunst

SF2«Fenster zumSonntag»Samstag, 17.15 und Sonntag, 11.30 Uhrauf sf info: Sa, 18.30 und So, 17.45 Uhr

Tele Ostschweiz (TVO)«Gedanken zur Zeit»Sa, 18.55 Uhr, bis So, 7.55 Uhr,stündlich wiederholt

RadioDRS1Zwischenhalt Sa, 18.30–19UhrGlocken um 18.50 Uhr aus:30.4. ev.-ref. Lenk BE7.5. röm.-kath. Oberriet SG14.5. christkath. Magden AG21.5. ev.-ref. Winterthur: Stadtkirche ZH28.5. röm.-kath. Cham-Heiligkreuz ZG«Glocken der Heimat»wird Sa, 17.30 Uhrauch auf DRSMusikwelle ausgestrahlt.

EinWort aus der Bibeljeden Sonntag, 6.42 Uhr und 8.50 Uhr(DRS2 7.05 Uhr, Musikwelle 8.30 Uhr)

Texte zumSonntagjeden Sonntag, 9.30 Uhr

DRS2

Religionsthemen imKontextvorwiegend amDonnerstag,9 und 18.30 Uhr (Zweitausstrahlung)

Blickpunkt Religionjeden Sonntag, 8.10–8.30 Uhr

Predigten, GottesdiensteSo, 9.30 Uhr: röm.-kath. PredigtSo, 9.45 Uhr: evang.-ref. Predigt

1.5.Pfr.Hanspeter Betschart,Olten;Pfrn.Pascale Käser-Huber,Burgdorf8.5. Pfr. Jean-Pierre Brunner,Grächen; Pfrn.HenrietteMeyer-Patzelt,Richterswil15.5. FreikirchlicherGottesdienstderChrischona-Gemeinde imZentrumHeuberg Schaffhausen22.5. ThomasMarkusMeier,Theologe,Obergösgen;RalphKunz,Theologe,Zürich29.5. LiHangartner,Theologin,Luzern; Luzia Sutter Rehmann,Theologin,Binningen

Perspektivenjeweils So, 8.30 Uhr und Do, 15.00 Uhr

1.5. Der eilige Selige. Erinne-rung an Johannes Paul II.Johannes Paul II. gilt als einer derbeliebtesten Päpste der Kirchen-geschichte. Nur sechs Jahre nachseinem Tod wird das polnischeKirchenoberhaupt der Katholikennun am 1.Mai seliggesprochen.Der vormalige Papst war von 1978bis zu seinem Tod im Jahr 2005Oberhaupt der katholischenKirche. Sein Nachfolger BenediktXVI. hat diese Seligsprechung starkforciert. Hansjörg Schultz erinnertan das politisch bedeutsame undinnerkirchlich oft umstritteneWirken von Johannes Paul II.8.5. Hochzeit ohne KircheHeiraten kommt nicht aus derMode. In der Schweiz geben sichweiterhin viele Paare das Jawort.Weniger gefragt sind allerdings tra-

TippdesMonatsPerspektiven, DRS222. Mai, 8.30 UhrVertrauen«Wir wollen IhrVertrauen zurück-gewinnen.»Diesen Satz hört undliestman in einemWahljahr häu-fig. DasVertrauen steckt in der Kri-se – und das schon länger.DieVer-trauenskrise ist gekoppeltmit einerWertekrise.WelcheWerte geltenheute noch undwelchemüssenneu bestimmt und akzeptiert wer-den?DieWertekrise ist eine Chan-ce und eineHerausforderung.Zweitsendung: 26. Mai, 15 Uhr

News«LebenundGlauben»hat eineneueChefredaktorinDie reformierte TheologinMarian-neWeymannwird per 1.AugustChefredaktorin der evangelischenWochenzeitschrift «Leben undGlauben».Weymann ist derzeit alsPfarrerin in Terre SainteVDundCéligny GE tätig.Seit sechs Jahren gehörtMarianneWeymann der Liturgiekommissiondes Schweizerischen EvangelischenKirchenbundes an, heisst es in einerMitteilung der CATMedien inBaden.Diese geben neben «LebenundGlauben» auch die katholischeWochenzeitschrift «Sonntag» he-raus.Weymannwurde 1960 inFrankfurt amMain geboren. Sielebt seit über 20 Jahren in derSchweiz und hat in Genf ihr Theo-logiestudium absolviert. Regelmäs-sig verfasst sie Beiträge für die Re-formierte Presse oder den Kirchen-boten von Zürich und Basel.Wey-mann übernimmt die Funktionvon Beat Huwyler, der nach fünfJahren am 1.Mai die Leitung derStabsstelle Theologie und Recht derreformierten LandeskircheAargauübernimmt. KIPA

DasNeueTestament:jetzt alsMagazin amKioskDasNeue Testament gibt es jetzterstmals imZeitschriftenformatamKiosk.Das «NTMagazin» ist ab14.April in der Schweiz,Deutsch-land undÖsterreich erhältlich.Das «Buch der Bücher» wurde inmehr als 500Arbeitsstundenmitvielfältigen typografischen Einfäl-len zeitgemäss gestaltet.MarkanteKernsätze sind optisch und durchFotos hervorgehoben, durch grafi-sche Ideenwirken einzelneWörterwie Bilder. KIPA

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Leidenschaft SchuleStefan Stirnemann studierte in Baselreformierte Theologie und alte Spra-chen. Nun unterrichtet er bereitsim 13. Jahr Latein amGymnasiumFriedberg in Gossau. Und der gebür-tige Aarauer ist in St.Gallen heimischgeworden.Das erste Buch, das Stefan Stirnemann

an den Tisch bringt, an dem wir bei Tee

und Brezel sitzen, ist eine Jubiläums-

schrift zurAargauerKantonsschule.Auf

seinen Heimatkanton ist er auch etwas

stolz. Das wird deutlich, wie er von den

frühen liberalen Kräften erzählt, welche

1802 die Kantonsschule Aarau ge-

gründet haben.An dieser Schule hat der

Lehrerssohn seine Matura gemacht –

mit Latein,Griechisch undHebräisch.

Nahtlos folgte dasTheologiestudium

in Basel, zu dem er nach dem ersten

Examen parallel auch Latein und

Griechisch studierte. Bald konnte er an

derKantonsschule inAarau eineLatein-

klasse unterrichten. Er entschied sich,

vorerst seine Sprachstudien abzu-

schliessen und ganz als Lehrer zu arbei-

ten. Die Lizenziatsarbeit schrieb er über

die Geschichte der deutschen und latei-

nischen Schulgrammatik.

Nicht unerwähnt bleiben soll Stirne-

manns militärische Karriere. Als Rad-

fahrer wurde er Zugführer und besuch-

te die Offiziersschule in Thun. Für ihn

war das, wie er sagt, «pädagogisch und

menschlich eine gute Schule und sport-

lich ein Erlebnis». Leider habe man die

Radfahrer abgeschafft.

Nochmals folgte eine spezielle Zeit,

als Mitarbeiter des seit über 100 Jahren

in München lokalisierten Projekts

«Thesaurus», einem auf viele Bände an-

gelegten Lexikon, das den lateinischen

Wortschatz erfassen soll.Während zwei-

er Jahre arbeitete Stirnemann hier an

Wörtern mit dem Buchstaben p und

kam in Kontakt mit Expertinnen und

Experten aus der ganzenWelt – auchmit

seiner Freundin, die heute Lateinprofes-

sorin inMünster ist. In der Freizeit wur-

deMünchen als Kunststadt entdeckt.

Lateinlehrer usw.Im Februar 1998 begann der Arbeitsall-

tag als Lateinlehrer am Gymnasium

Friedberg, einer christlichen Privat-

schule katholischer Prägung. Die fami-

liäre Schule in Gossau unterrichtet heu-

te 210 junge Leute, drei Viertel davon

sind katholisch.

Stirnemann ist in St.Gallen schnell

heimisch geworden. Von seiner Woh-

nung am Tigerberg überblickt er die

Stadt, von der er vor allem das breite

Kulturangebot schätzt.Wenn er daheim

nicht für die Schule arbeitet, beschäftigt

er sich in der Regel ebenfalls mit Spra-

che. In vielenAufsätzen kritisierte er die

neue Rechtschreibung – er ist Grün-

dungsmitglied der SchweizerOrthogra-

phischen Konferenz (SOK). Zudem ist

er Mitinitiant des lateinischen Kul-

turmonats IXber, der diesen November

zum fünften Mal stattfindet. Und für

das St.Galler Tagblatt war Stirnemann

als «Merker» tätig, wobei er vor allem

die Sprache derZeitung zuprüfenhatte.

Inzwischen hat sich der Tisch mit

weiteren Büchern gefüllt – Gedichten,

Romanen undUntersuchungen zur Ka-

tastrophe des Dritten Reiches. Es gilt,

Lehren zu ziehen. Ist Stefan Stirnemann

in seiner pädagogischen und publizisti-

schen Tätigkeit ein Aufklärer?

ANDREAS SCHWENDENER

Gegen religiösen AnalphabetismusHerr Stirnemann, wie geht es Ihnen als Protestantan einer katholischen Schule?Sehr gut. Das Gymnasium Friedberg wurde vonder Ordensgemeinschaft der Pallottiner gegrün-det. Ich kenne die Gemeinschaft schon lange,weil ein Aarauer Schulfreund Pallottiner wurde.Die Pallottiner sind so weltoffen, dass auch einhartnäckiger Protestant in dieser schönen Traditi-on einen Platz findet. Ein Viertel unserer Schülerist reformiert, einige sind konfessionslos.

Spielt Religion amGymnasium Friedberg einegrössere Rolle als an andern Schulen?Ja. Wir haben im Jahr zehn Schulgottesdienste,dann spezifische Angebote wie z.B. die religiösenErlebnistage für die oberen Klassen. Die Schülerkönnen für die vier Tage aus gegen zehn Angebo-ten, etwa Kloster auf Zeit, Jakobspilgern oder Yo-ga, auswählen. Dann gibt es die «Aktion Ziege», wojeweils Schüler und Lehrer Ferientage hergeben,um an der Olma für ein soziales Projekt in IndienGeld zu sammeln. Auch dasMusische ist uns wich-tig (Theater, Chor, Musical, Bildnerisches Gestal-ten, Sport) – alles imDienste der Persönlichkeits-bildung und der Erziehung zur Selbstständigkeit.

Auch Latein formt die Persönlichkeit?Zentral. Es fördert die Fähigkeit, etwas zu verste-hen und sich auszudrücken. Am kleinen Friedbergkann vieles fachübergreifend stattfinden. Behan-delt der Musiklehrer das Oratorium, so lesen wirim Latein die zugehörigen Texte, das Requiemoder das Credo der Messe. In diesen Texten gehtes zentral um die Seele, um die Persönlichkeit.

Man kann im Latein religiöse Texte also im Origi-nal lesen und besprechen?Ja, in dieser Hinsicht arbeiten wir in diesem Fachgegen den religiösen Analphabetismus. Wir gehenauf das Kirchenjahr ein – z.B. ist Passion ein latei-nischesWort und heisst das Leiden. Aber auchweltlicheWörter werden untersucht, z.B. FBI –Bundesamt für Aufspürung (investigation, Latei-nisch investigatio). JedeWoche lernenmeineSchüler einen berühmten Satz auswendig. LetzteWoche war es für die Untergymnasiasten: «Eritissicut dii, scientes bonum etmalum.» Das zischtedie Schlange im Paradies Eva zu: «Ihr werdet seinwie die Götter und erkennen, was gut und böseist.» So vermittelt Latein eine Begegnung auchmitdem christlichen Erbe. Was die Jugendlichendamit anfangen, ist aber deren persönliche Sache.

Ist Latein nicht eine elitäre Sache für wenige?Im Gegenteil. Latein ist Breitensport. Es ist wiemit der Mathematik: Wer Augen und Ohren dafürhat, weiss, dass Latein überall vorhanden ist.«Subkultur Latein» ist das Thema des fünften Kul-turmonats imNovember (www.ixber.ch). Augen,Ohren und Herz sollen geöffnet, und die aufkläre-rische, subversive Kraft dieser Sprache und Kul-tur soll gezeigt werden. INTERVIEW: AS

Monatsporträt

Interview

Kirchenbote Kanton St.Gallen 5/2011 15

Der Tisch füllt sich zunehmend mit Büchern – im Gespräch mit Stefan Stirnemann.

Foto:as

Page 16: 5/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang...tenförderungsprogramm Chagall sogar den deutschen Barbara-Schadenberg-Preisfür«LerneninWürde». DieöffentlichenSchulenbilden,wie diejüngstePisa-Studiebelegt,aufeinem

Fundstücke Kurz befragt

Aus der St.Galler Kirchenordnung:Art. 64: Aufgabe und Ziel desReligionsunterrichts

«Eine wichtige Verpflichtung der

Evangelisch-reformierten Kirche des

Kantons St.Gallen ist die Mitarbeit

in der Erziehung der Jugend. Dazu

leistet der Religionsunterricht einen

wesentlichen Beitrag.

Ziel des evangelisch-reformierten

Religionsunterrichtes ist es, dem

Jugendlichen zu helfen, in der Zusage

der Liebe Gottes zu sich selber und

zur Gemeinschaft zu finden, ihn mit

der Botschaft der Bibel vertraut

zu machen und seine Fähigkeit zu

fördern, auf die Grundfragen unseres

menschlichen Lebens hilfreiche

Antworten zu suchen und zu finden.»

Kirchenordnung der Evangelisch-reformiertenKirche des Kantons St.Gallen,IV. Die lernende Gemeinde,A. Evangelisch-reformierter Unterricht,1. Allgemeines

5/2011 | 60. JahrgangKirchenboteGemeindenachrichten imMittelbund

Veronika Egli-Steinegger,OberschanEin offener, vernetzter Religionsunter-

richt darf sehr wohl an Schulen gefun-

den werden! Mit einbezogen: Kennen-

lernen anderer Religionen, Vorbilder

und Orientierungshilfen für Lebensfra-

gen. Vor allem sollten Kinder und Ju-

gendliche lernen, die Folgen unseres

Handelns und Entscheidens zu beden-

ken, die Folgen auf die Gemeinschaft,

die 3.Welt, dieUmwelt undBiosphären,

auf die Wirtschaft etc. – Nur im Kopf

bewirken die besten Ideen, Leitbilder

und Einsichten wenig, es sei denn, sie

zünden klare Taten.

MarkusVonwiller,WattwilWir leben in einer multikulturellen

Gesellschaft mit vielen unterschiedli-

chen Glaubensrichtungen. Für mich ist

deshalb klar, dass an unsern Schulen

Religion als Fachunterricht erteilt wird.

Wir stärken dadurch einerseits unseren

christlichenGlauben und das kirchliche

Leben in den Gemeinden, und anderer-

seits können unsere Fachlehrer den

Schülerinnen und Schülern auch einen

Einblick in andere Religionen geben,

damit unsere zukünftige Gesellschaft

auch Verständnis und Toleranz gegen-

über Andersgläubigen aufbringen

kann.Wer würde diese wichtige Aufga-

be denn übernehmen? Deshalb ein

grosses Dankeschön an alle Fachperso-

nen, die diese Aufgabe wahrnehmen.

Was hat Religion inSchulen verloren?

AndyWittenwiler, KrinauIch glaube nicht, dass die Religion an

den Schulen etwas «verloren» hat, son-

dern dass die Religion an den Schulen

viel gewinnt. Die jungenMenschen, die

den Religionsunterricht besuchen, re-

gen durch ihre Kritik wie auch durch

Äusserungen ihrer persönlichen Be-

dürfnisse immer wieder zur Diskussion

an, wie sich die Kirche verändern soll.

Somit bleibt der christliche Glaube in

Bewegung und kann sich entwickeln.

Auch die Schule profitiert vom Reli-

gionsunterricht, da durch die Ver-

mittlung christlicher Werte und deren

Hintergründe ein interkulturelles bzw.

interreligiösesVerständnis gebildet und

somit ein friedliches Zusammenleben

gefördert wird.