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LESEN IN DER SCHULE MIT Kirsten Boie Paule ist ein Glücksgriff dtv junior 70950 Ein Unterrichtsvorschlag für das 4. Schuljahr von Hannelore Daubert in: ›Lesespaß im Klassenzimmer - Unterrichtsvorschläge für die Klassen 1 - 4‹ Hrsg. von dtv junior und Hannelore Daubert dtv 8122, Februar 2006, S. 148 - 161

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LESEN IN DER SCHULE MIT

Kirsten Boie Paule ist ein Glücksgriff

dtv junior 70950

Ein Unterrichtsvorschlag für das 4. Schuljahr

vonHannelore Daubert

in: ›Lesespaß im Klassenzimmer - Unterrichtsvorschläge

für die Klassen 1 - 4‹ Hrsg. von dtv junior und Hannelore Daubert

dtv 8122, Februar 2006, S. 148 - 161

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Unterrichtsvorschlag 6Hannelore Daubert

Kirsten Boie:Paule ist ein Glücksgriff (70950)Mit Zeichnungen von Iris Hardt4. Schuljahr

Im Mittelpunkt dieses heiter-nachdenklichen und turbulenten Kin-derromans steht der 6-jährige Paule, ein farbiges Adoptivkind, dasfröhlich und geborgen bei seinen Adoptiveltern aufwächst. In kurzenAlltagsepisoden erzählt Kirsten Boie, wie Paule sich selbst und seineUmwelt erlebt, mit all seinen Glücksgefühlen, Ängsten und Zwei-feln. Man lernt vorbildliche Adoptiveltern kennen, die für alle kom-plizierten Fragen und auftretenden Probleme sehr ernsthaft und auf-richtig immer eine kindgerechte Antwort finden.

Zum Text

Themenschwerpunkte

Mit dem stark autobiografisch geprägten Kinderroman ›Pauleist ein Glücksgriff‹ begann 1985 Kirsten Boies Karriere alsKinder- und Jugendbuchautorin. Nach der Adoption ihresersten Kindes gab sie ihre Tätigkeit als Studienrätin auf – dasJugendamt hatte ihr damals untersagt ihren Beruf nach derAdoption wieder aufzunehmen – und fing an zu schreiben.Mittlerweile gehört sie zu den renommiertesten deutschspra-chigen Autorinnen der Gegenwart und hat mit ihrem Gesamt-

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werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der The-men-, Formen- und Funktionsvielfalt der modernen Kinder-und Jugendliteratur geleistet.

›Paule ist ein Glücksgriff‹ hat auch nach zwanzig Jahren nichtsvon seiner Aktualität verloren, denn es kommen grundlegendeThemen und Erfahrungen zur Sprache, die durch zeitlosepsychologische Aktualität immer Gültigkeit haben.

In zehn in sich abgeschlossenen Kapiteln erzählt die Autorinmit Humor, Einfühlungsvermögen und Warmherzigkeit ganzunterschiedliche Episoden aus Paules Kinderalltag. Gleich daserste Kapitel führt ein in Paules familiäre Situation, und diejungen Leserinnen und Leser erfahren, dass bei Paule manchesanders ist als bei anderen Kindern: Paule ist nicht im Bauchder Frau gewachsen, die jetzt seine Mutter ist. Seine Elternhaben ihn aus dem Heim geholt und adoptiert, als er zweiWochen alt war. Für sie ist Paule, den sie sehr lieb haben, einechter »Glücksgriff«. Deshalb feiern sie jedes Jahr zwei Wo-chen nach seinem Geburtstag auch noch Paules »Ankunfts-tag«. Sein Opa sagt, Paule sehe aus »wie in Schokolade gefal-len«, denn sein leiblicher Vater ist ein Student aus Somalia unddeshalb hat auch Paule eine dunkle Haut, ohne sich dafür – wieseine Mutter – lange in die Sonne legen zu müssen.

Paule wächst in einem Familienklima auf, das geprägt istvon Liebe, Verständnis und Geborgenheit. Seine Eltern ver-mitteln ihm durch ihr Verhalten immer wieder, dass er sichihrer uneingeschränkten Liebe sicher sein kann. Dass Pauleeine andere Hautfarbe hat und bei Adoptiveltern aufwächst, istdas Einzige, was ihn von den anderen Kindern unterscheidet.In seinem Denken und Fühlen jedoch ist Paule genauso wie

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alle anderen Kinder, die eine weiße Hautfarbe haben und beiihren leiblichen Eltern aufwachsen. Seine Wünsche und Hoff-nungen, seine Ängste und kleinen Sorgen kennt fast jedesKind, und deshalb ist Paule auch eine sympathische Identifika-tionsfigur für die kleinen Leser. So wünscht sich Paule einenHund und einen großen Bruder, sein bester Freund Andreas istfür ihn ein wichtiger Ansprechpartner und Vertrauter. Paule be-sucht das erste Schuljahr, ist gut integriert und kommt mit denanderen Kindern in der Regel gut aus.

Dass Paule aufgrund seiner Hautfarbe nicht »anders« ist alsdie anderen Kinder, ist eine wichtige Botschaft des Textes. DieAutorin vermeidet es bewusst, Paules Hautfarbe zum vorherr-schenden Thema der Geschichte zu machen. Die Alltagsepiso-den greifen alltägliche Themen aus dem Erfahrungsbereichaller Kinder auf (Freundschaft, Eifersucht, Schwindeln, Um-gang mit älteren und jüngeren Geschwistern etc.) und zeigenganz selbstverständlich, dass Paule sich so verhält, wie es fürKinder seines Alters typisch ist. Nur durch die Reaktionen vonfremden Menschen, die ihn nicht kennen, wird Paule manch-mal daran erinnert, dass er eine andere Hautfarbe hat.

Eine Andersartigkeit wird manchmal von der Umwelt er-wartet oder unterstellt. So bleibt auch Paule von Missver-ständnissen und Vorurteilen nicht verschont. Er wird mit Fra-gen konfrontiert, die für ihn schwer zu verstehen sind und de-ren Beantwortung auch für die Eltern nicht immer leicht ist:»›Bin ich ein Ausländer?‹«, fragt Paule seine Eltern, denn seinFreund Viktor meint, »deutsche Neger« gebe es nicht. Paulemöchte kein Ausländer sein, denn dann müsste er weggehen,schließlich hat er im Einkaufszentrum gelesen: »Ausländerraus!«

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Auch über seine Herkunft macht er sich Gedanken: ViktorsMutter hat gesagt, Paules leibliche Mutter wäre eine »schlech-te« Frau, denn sonst hätte sie ihr Kind nicht weggeben können.Wer sein Kind lieb hat, gibt es nicht weg. Behutsam, sensibelund dem Verstehenshorizont von Grundschulkindern ange-passt erklärt Paules Mutter, unter welchen BedingungenFrauen ihre Kinder weggeben (müssen), eben weil sie sie liebhaben und deshalb möchten, dass es ihnen gut geht. Auch dieFrage, ob seine Eltern ihn vielleicht wieder wegschicken oderzurückgeben könnten, wenn er einmal nicht lieb war, beschäf-tigt Paule.

Neben diesen ernsthaften Passagen gibt es auch eine Füllekomischer Episoden. So weist Paule den Vorschlag seiner Leh-rerin empört zurück, beim bevorstehenden Krippenspiel dendunkelhäutigen König Kaspar zu spielen, vielmehr wäre derblond gelockte Erzengel Gabriel seine Traumrolle. Das Krip-penspiel auf dem Elternabend ist ein gelungenes Beispiel fürdie Situationskomik der Autorin: Paule darf den Erzengel spie-len, sein Freund Andreas übernimmt – stark geschminkt – dieRolle des farbigen Königs und schmuggelt – anstelle der dafürvorgesehenen Puppe – in die Krippe heimlich seine kleineBabyschwester, die während der Aufführung zur Überra-schung des Publikums lauthals zu schreien beginnt. Mit Geis-tesgegenwart und Improvisationstalent gelingt es Paule, dieAufführung zu retten.

Kirsten Boies Sinn für Komik zeigt sich auch in der Figu-renzeichnung: Komische Figur und Sympathieträger gleicher-maßen ist Paules Großvater, der mit seiner ehrlichen und unbe-kümmerten Art die Erziehungsvorstellungen von Paules Elternmanchmal torpediert, indem er zum Beispiel immer wieder»vergisst«, dass es zum »Ankunftstag«, der nur zwei Wochen

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nach Paules Geburtstag liegt, kein weiteres Geschenk mehrgeben soll. Auch als Paule für ein Diktat, das er seinen Elternverschwiegen hat, ihre Unterschrift benötigt, erzählt der Groß-vater unbekümmert und voller Stolz, dass er selbst in einerähnlichen Situation damals die Unterschrift seiner Eltern per-fekt fälschen konnte.

Erzählstruktur und Sprache

In zehn in sich abgeschlossenen Kapiteln wird über einen kur-zen Zeitraum von einigen Monaten in der dritten Person ausdem Leben des Protagonisten Paule erzählt. Dabei erfährt mandas Geschehen überwiegend aus dem Gefühls- und Erlebnis-horizont von Paule. Kirsten Boie wählt eine einfache Sprache,die sich am Verständnishorizont von Grundschulkindernorientiert ohne dabei jemals platt zu wirken. Mit großem Ein-fühlungsvermögen gewährt sie den jungen Leserinnen undLesern einen Einblick in Paules Gefühls- und Gedankenwelt.Nachdenkliche Passagen wechseln sich ab mit komischen Sze-nen, mit treffsicheren, witzigen Dialogen und Episoden vollerSituationskomik und trockener Ironie. Die Autorin erweistsich als überaus differenzierte soziale und psychologische Be-obachterin, die genaue, stimmige und vielschichtige Zeich-nung ihrer Figuren ermöglicht es den jungen Lesern, sich eineigenes Bild zu machen, Verhaltensmuster und -motive selbstzu erkennen. Dabei hält sie sich als Wertungsinstanz zurück,deutet manches nur an und verzichtet auf jegliche moralisie-rende pädagogische Gängelung. Sie überlässt es den Lesernselbst, Zusammenhänge zu erkennen und zu einem eigenenUrteil zu kommen.

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Didaktische Überlegungen

›Paule ist ein Glücksgriff‹ wendet sich an Kinder im Grund-schulalter. Das Buch kann bereits vom 1. Schuljahr an vorgele-sen werden und dürfte gerade für Erstklässler – wegen der Pa-rallelen zur eigenen Schulsituation – besonders interessantsein. Die selbständige Lektüre des kompletten Buches emp-fiehlt sich wegen des Umfangs von 160 Seiten jedoch erst fürdas 4. Schuljahr. Einzelne Kapitel hingegen, die alle in sich ab-geschlossene Episoden enthalten, können von lesegeübtenSchülern auch schon Ende des 3. Schuljahres selbst erlesenwerden.

Die Episoden um Paule sind für alle Leserinnen und Leser imGrundschulalter von mehrfacher didaktischer Relevanz undkönnen unterschiedliche didaktische Funktionen erfüllen:

Es kommen Themen aus dem alltäglichen Erfahrungsbereichvon Kindern zur Sprache, die den meisten jungen Lesern ver-traut sind und alle Kinder interessieren:• Das Zusammenleben in der Familie, das Verhältnis zu den

Eltern und Geschwistern: Die Autorin präsentiert nachah-menswerte Verhaltensmodelle für den Umgang zwischenden Familienmitgliedern und dabei besonders zwischenEltern und Kindern. Sie zeigt Elternfiguren, die ihrem KindHalt, Orientierung, Liebe und Geborgenheit geben, die esbedingungslos akzeptieren und sein Vertrauen in sich selbstund die Umwelt stärken. Die Eltern nehmen die Fragen undProbleme ihres Sohnes immer ernst und bemühen sich auf-richtig um Antworten und Lösungen. Es wird gezeigt, dassAdoptiveltern ihre Kinder ebenso lieben wie leibliche Eltern

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und sie nicht »zurückgeben«, auch wenn sie einmal etwasDummes gemacht haben.

• Abbau von möglichen Vorurteilen: Auch Kinder mit eineranderen Hautfarbe unterscheiden sich in ihrem Denken,Fühlen und Verhalten nicht von Gleichaltrigen. Ein »An-derssein« wird oft nur von den Mitmenschen unterstellt.

• Auseinandersetzung mit Normen und Werten (Lügen) unddem Umgang mit den eigenen Gefühlen (Eifersucht, Angst,Verunsicherung etc.)

Mit der Lektüre dieses Buches lassen sich die wichtigsten di-daktischen Funktionen erfüllen:• Die hedonistische Funktion, die auf Lesevergnügen, Lese-

freude und damit auf den Aufbau von Lesemotivation zielt:Die angesprochenen Themen stammen aus dem Erfahrungs-bereich der Kinder und sind für sie von inhaltlichem Inter-esse. Die humorvolle Darstellung, die Situationskomik unddie witzigen Dialoge tragen ganz besonders zum Lesever-gnügen bei. Die Kinder werden durch die Art der Darstel-lung zum aktiven und produktiven Umgang mit dem Textanimiert.

• Die informative und die kognitive Funktion laufen zumeistzusammen: Die Kinder erfahren viel Neues (z. B. über dieSituation von Adoptivkindern, über Mütter, die ihre Kinderzur Adoption freigeben etc.) und kommen in der Ausein-andersetzung mit den im Text angesprochenen grundlegen-den und relevanten Fragen zu neuen Erkenntnissen (z. B.über nicht zutreffende Vorurteile).

Die Autorin erzählt mit Sensibilität und Warmherzigkeit undgibt ihren jungen Lesern einen differenzierten Einblick in die

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Innen- und Gedankenwelt eines Gleichaltrigen. Empathie undPerspektivübernahme werden damit gefördert. Nicht alleswird erklärt, vieles wird nur angedeutet und gibt den jungenLesern Raum zum eigenen Denken, zur affirmativen undgleichermaßen zur kognitiven Auseinandersetzung mit grund-legenden und wichtigen Fragen, die jedes Kind beschäftigen(Wer bin ich? Woher komme ich? Haben mich meine Elternauch lieb, wenn ich etwas Dummes gemacht habe? etc.). DieKinder lesen mit einer hohen emotionalen Beteiligung, dennihr Protagonist Paule ist ein Sympathieträger und damit eineüberzeugende Identifikationsfigur.

Methodische Anregungen

Der Kinderroman ist methodisch vielseitig einsetzbar: • Als Vorlesetext bereits ab dem 1. Schuljahr. Die in sich ab-

geschlossenen Kapitel eignen sich hervorragend für kurzeVorlesesituationen. Ein literarisches Gespräch, in dem dieKinder Fragen stellen, Eindrücke schildern, Meinungen äu-ßern oder über den Fortgang der Handlung spekulieren,kann sich anschließen.

• Als selbständige Lektüre nur einzelner Kapitel, die auchohne Kenntnis des gesamten Buches zu verstehen sind. Dies ist bereits gegen Ende des 3. Schuljahres vorstell-bar. Die Kapitel können als gemeinsame Unterrichts-lektüre im Klassenverband gelesen werden oder aberarbeitsteilig jeweils nur von einzelnen Schülern bzw.Schülergruppen, die im Anschluss daran ihre Klassenkame-raden über den Inhalt des von ihnen gelesenen Kapitels in-formieren.

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• Als individuelle Klassenlektüre. Dieses Vorgehen empfiehltsich wegen des Textumfanges erst ab dem 4. Schuljahr: AlleSchüler erhalten das Buch zur individuellen Lektüre (zuHause und in freien Lesestunden), dabei kann ein so genann-tes »Lesetagebuch«, d. h. ein Lektürebegleitheft als Struk-turierungs- und Erinnerungshilfe angelegt und parallel zurindividuellen Lektüre ausgefüllt werden (vgl. Arbeitsblatt).

• Als gemeinsame Klassenlektüre, wobei das ganze Buch vonallen Kindern gemeinsam im Unterricht (und nur kapitel-weise vorbereitend zu Hause) gelesen wird.

Einstiegsmöglichkeiten

• Ausgehend vom Titel und dem Cover des Buches Vermu-tungen über den Inhalt äußern

• Die Lehrkraft liest das erste Kapitel vor.

Lektürebegleitende Anregungen zur Texterschließung und zurweiteren Auseinandersetzung mit dem Text

Diese Anregungen können als Impulse und Aufgabenstel-lungen für die Auseinandersetzung mit dem Text in ganz unterschiedlicher Weise genutzt werden: für die Individual-,Partner- oder Gruppenarbeit, für Freiarbeit, für das Lektüre-begleitheft, für das literarische Gespräch oder das kreativeSchreiben.

Wandzeitung

Eine Wandzeitung zum Figurenarsenal und den Schauplät-zen des Buches erstellen, die im Verlauf der Lektüre weiter er-gänzt wird. Die Wandzeitung kann Schülerzeichnungen oder

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auch Collagen aus Zeitschriftenbildern enthalten. Auch»Steckbriefe« einzelner Figuren können angelegt werden. Esgeht darum, möglichst vieles, was man über die Figurenerfährt, zusammenzutragen, z. B. auch markante Äußerun-gen.

Lesevortrag und szenische Darstellung

• Einzelne Dialoge in Form eines (gut vorbereiteten undmehrfach geübten) Lesevortrages mit verteilten Rollennachgestalten

• Nachspielen einzelner Szenen (auch mit alternativem Hand-lungsverlauf), z. B. die Krippenspielszene

• Umwandlung einzelner Dialoge in eine Hörszene (dazumuss zunächst vorbereitend die wörtliche Rede der unter-schiedlichen Figurenstimmen mit unterschiedlichen Farbenunterstrichen werden)

• Einfügen einer zusätzlichen Szene in Kapitel 2: Wie könntedas Gespräch in Paules Klasse ablaufen, nachdem Paule ausEnttäuschung über die Rollenverteilung die Klasse verlas-sen hat?

• Einfügen einer zusätzlichen Szene in Kapitel 4 (»Wenn esMama überkommt«): Durch einen Zeitsprung lässt dieAutorin eine Leerstelle, man erfährt nicht, wie das Gesprächzwischen Andreas und dem afrikanischen Studenten, den erfür Paules Vater hält, abläuft. Dieses Gespräch können dieKinder in Partner- oder Gruppenarbeit entwerfen und nach-spielen.

• Einfügen einer zusätzlichen Szene in Kapitel 6 (»Ist Mamaeine Stiefmutter?«). Hier hat die Autorin die Szene ausge-spart, in der Paule im Einkaufszentrum den Spruch »Aus-länder raus!« mit Farbe übermalt und von den Polizisten da-

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bei erwischt wird. Erneut können die Kinder durch die Aus-gestaltung des Gespräches zwischen den Polizisten undPaule eine Leerstelle füllen.

Antizipation des Handlungsverlaufes

Unterbrechung des Handlungsverlaufes an besonders span-nenden Stellen und Vermutungen über den Fortgang der Hand-lung anstellen (mündlich oder schriftlich, zunächst in Partner-oder Gruppenarbeit), z. B.• Kap. 7 (»Paule reißt ein bisschen aus«) abbrechen nach dem

Satz »Er weiß nur nicht wohin« (S. 78)• Kap. 8 (»Paule will aber kein Mädchen«) abbrechen nach

»Das ist sie« (S. 98)• Kap. 9 (»Ulla ist schon längst zu Hause«) abbrechen nach

»Ulla ist weg!« (S. 112)

Schreibanlässe

Generell einzelne Episoden in der Ich-Perspektive aus derSicht von Paule (oder auch anderer Figuren) neu schreiben

Kap. 5 (Kusinenbesuch): • Paule schreibt oder malt etwas über seine Kusine in sein

Tagebuch.• Paule schreibt seiner Kusine einen Brief.• Paules Kusine schreibt einen Brief an Paule.

Kap. 7 (Paule reißt ein bisschen aus): • Paule schreibt seinen Eltern einen Brief und erklärt, warum

er weggelaufen ist.• Die Kinder schreiben einen Brief an Paule. Darin könnte

stehen, was sie an ihm mögen, worüber sie am meisten la-

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chen mussten, oder auch, wo sie ihm vielleicht einen gutenRat geben möchten.

Gesprächsanlässe

Paule stellt manchmal Fragen, die schwer zu beantworten sind.Was würdet ihr ihm bei folgenden Fragen antworten?• »Bin ich ein Ausländer?«• »Gibt es deutsche Neger?«• »Ist meine Mama eigentlich eine Stiefmutter?«• »Im Märchen sind die Stiefmütter meistens böse, in Wirk-

lichkeit auch?«• »Glaubt ihr, meine Eltern würden mich wieder zurückge-

ben, wenn ich etwas Dummes gemacht habe?«• »Sind Frauen, die ihre Kinder nach der Geburt weggeben,

›schlechte‹ Frauen? Wer sein Kind lieb hat, gibt es schließ-lich nicht weg! Das hat Viktors Mutter gesagt.«

Bildnerisches Gestalten

• Die Figuren malen• Einzelne Kapitel illustrieren• Einzelne Szenen umwandeln in Bildgeschichten oder Co-

mics mit Sprech- und Denkblasen• Einen neuen Umschlag entwerfen

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Vorschläge für dein Lesetagebuch

Suche für jedes Kapitel des Buches einen Vorschlag aus; dabeikannst du die Vorschläge auch mehrfach verwenden

und mit eigenen Ideen ergänzen.

*

Erstelle eine Liste aller Figuren, die im Buch vorkommen.

*

Zeichne eine Figur nach Wahl.

*

Verfasse einen Steckbrief für Paule.

*

Schreibe auf, welche Kapitel dir besonders gut gefallenhaben, und erkläre, warum. Male dazu ein Bild oder klebe

eine Collage.

*

Zeichne eine Szene, die dir gut gefällt, als Bildergeschichte.

*

Schreibe die Sätze heraus, über die du nachdenken undsprechen möchtest.

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Beschreibe eine Situation mit eigenen Worten, in der etwas Besonderes geschieht.

*

Beschreibe eine besonders komische Situation mit eigenen Worten.

*

Schreibe die Stellen heraus, die du besonders spannend,witzig, traurig findest. Nehme dafür jeweils eine andere

Farbe und vermerke die Seitenzahl dahinter.

*

Schreibe einen Brief an eine Buchfigur.

*

Versuche für ein oder mehrere Kapitel eine andereÜberschrift zu finden.

*

Illustriere ein Kapitel nach Wahl.

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