72 REISEN - coconut- · PDF fileangeschaut. Muay Thai ist der thailän-dische...

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    Hier ruht eine Schwiegermutter.Htte sie noch drei Tage gelebt,wrde ich hier liegen das Grab-kreuz fr Anoutza lsst an Deutlich-keit nichts zu wnschen brig. Essteht auf dem Frhlichen Fried-hof von Sapnta, wo 800 Grab-kreuze Verstorbene auf unblicheWeise in Wort und Bild charakteri-sieren. Es war Stan Ioan Patras, dererstmals 1935 Grber mit persnli-chen Inschriften und handgemaltenPortrts der Toten versah. SeinNachfolger setzt die Tradition fort,sehr zur Freude von Rumnien-Touristen.

    DER FRIEDHOF

    sterreichs Kaiser Franz Joseph I.(18301916), der mit seiner GattinSisi mehrmals ins Banater Berglandreiste, war besonders vom Kur-stdtchen Herkulesbad (Baile Her-culane) am Fluss Cerna mit seinen16 Thermalquellen angetan. Sisi hatHerkulesbad sogar ein selbst ge-schriebenes Gedicht gewidmet. Diefrheren Kaiser-Apartments, dasKaiserbad und die Kaiserkapellesowie das Kasino knnen noch im-mer besichtigt werden.

    IM CERNA-TALHABEN WIR DIE

    SCHNSTE STATIONDES KONTINENTS

    WAMS_Dir/WAMS/WSBE-VP128.08.16/1/Rei3 KWISCHNE 5% 25% 50% 75% 95%

    Abgezeichnet von:

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    Chef vom Dienst

    72 28.08.16 28. AUGUST 2016 WSBE-VP1BELICHTERFREIGABE: --ZEIT:::BELICHTER: FARBE:

    WELT AM SONNTAG NR. 35 28. AUGUST 201672 REISEN

    ZUSAMMENGESTELLT VON BETTINA SEIPP

    WELTREISE RUMNIENTypisches, Rekordverdchtiges, Skurriles

    Von Rumnien als Staat ist erst ab1861 die Rede, als sich die Frs-tentmer Walachei und Moldawienzusammentaten; 1918 schloss sichSiebenbrgen Rumnien an. berJahrhunderte war neben dem ortho-doxen Glauben die rumnischeSprache wichtiges Bindeglied derMenschen im Donaubecken. DasRumnische wurzelt im Lateini-schen und soll auch Sprachreste derindogermanischen Daker enthalten.Letztere beherrschten vor RomsExpansion Teile des Balkans, wes-halb Diktator Ceausescu die Daker-forschung frderte und sich gernmit Dakerknig Burebista verglich.

    DAS LAND

    Grtes Osterei (7,25 Meter), gr-ter Salat (19.000 Kilo), lngste Brat-wurst (392 Meter), schwerster Ku-chen (281 Kilo), grtes Flaggentuch(79.280 Quadratmeter) fast jedesJahr vermeldet Rumnien einen neu-en Superlativ fr das Guinness-Buchder Rekorde. Soziologen vermutenals Motiv eine aus kommunistischenZeiten berkommene Rekordsucht.Ihren Hhepunkt hatte sie 1984, alsDiktator Ceausescu die Errichtungeines Volkspalastes anwies. 20.000Arbeiter waren fnf Jahre mit demmonstrsen Bau beschftigt. Heutebeherbergt der 1100-Zimmer-Kom-plex in Bukarest das Parlament undhlt mehrere Rekorde, darunter dendes mit drei Milliarden Euro teuers-ten Verwaltungsgebudes der Welt.

    DIE REKORDSUCHT

    im Norden Rumniens stehen heuteauf der Unesco-Welterbeliste. Dassausgerechnet diese GotteshuserKulturkarriere machen, drfte or-thodoxe Christen besonders freuen.Der Grund: Ungarische Frstenhatten ab dem 11. Jahrhundert ka-tholische deutsche Siedler nachSiebenbrgen gelockt und mit Privi-legien ausgestattet so auch mitdem Recht auf steinerne Kirchen.Den alteingesessenen orthodoxenRumnen war hingegen nur der Bauhlzerner Kirchen erlaubt.

    HOLZKIRCHEN

    8

    Ein Boxer tritt dem ande-ren gegen den Oberkrperund gegen die Beine mi-nutenlang und fast ohnePause. Es knallt laut, wennHaut auf Haut prallt. Siehrten sich ein bisschen abfr den Wettkampf, erklrt meinTrainer lchelnd, als er meinen ent-setzten Blick bemerkt, no pain, nogain! Diesen Spruch habe ich zwarschon mal gehrt. Doch hier, im ei-gentlich beschaulichen Thailand, trafmich die Heftigkeit von Pain und Gaindann doch etwas unerwartet, zumaldie deutsche bersetzung ohne Fleikein Preis viel zu harmlos klingt.

    Dabei war ich durchaus freiwillighierhergekommen, in diese Trainings-sttte fr brllende, schwitzende,muskelbepackte Muay-Thai-Kmpfer.Denn ich bin ein groer Kampfsport-fan. Schon kurz nach meiner Ankunftin Bangkok hatte ich mir die berhmteShow Muay Thai The Legend Livesangeschaut. Muay Thai ist der thailn-dische Nationalsport. Rasant, elegant,brutal und beraus faszinierend.Noch bevor der Abend vorber war,wusste ich: Das will ich lernen. Und sostand ich nur eine Woche spter vorder Tr eines traditionellen Muay-Thai-Camps auf der Insel Phuket underhielt meine Lektionen in SachenPain und Gain. Von auen wirkte dieAnlage harmlos innen waren lauteSchreie und andere undefinierbareKampfgerusche zu hren. Zum Glckfing mich der Campleiter ab, bevormir das Herz in die Hose rutschte. Erzeigte mir das Boxcamp, stellte mir ei-nige der Trainer vor, machte mir Mutund entwarf meinen Trainingsplan frdie kommende Woche.

    Schon am nchsten Morgen ging eslos: Zwei Stunden klassisches Thaibo-xen standen auf dem Programm. Nuntrainiere ich schon seit Jahren Kickbo-xen und wrde mich selbst als sport-lich bezeichnen. Und trotzdem er-schien mir das Training in meinemMnchner Verein im Vergleich zumthailndischen Programm wie ein ge-mtlicher Spaziergang. Laufen, Sprin-ten, Dehnen, Sparring, Schlagpolster-training schon nach einer halben

    Stunde stellte das Boot-camp in Thailand all meinebisherigen sportlichen He-rausforderungen in denSchatten. Die Trainer spra-chen nur wenig Englisch.Den Ausruf No stopping!

    beherrschten sie jedoch perfekt. Nachzwei Stunden in glhender Hitze,nach unzhligen Liegesttzen undSchlgen, lag ich zitternd auf dem Bo-den. Vllig fertig, aber doch stolz da-rauf, dass ich durchgehalten hatte. Aufwackeligen Beinen schaffte ich esnoch, mich unter die Dusche und dannins Bett zu schleppen.

    Leider hielt mein Hhenflug nichtlange an. Denn am nchsten Morgenerwachte ich mit dem schlimmstenMuskelkater meines Lebens der Kr-per mit blauen Flecken und die Femit Blasen berst. Ich war mir ziem-lich sicher, dass ich das Training nichtdurchstehen wrde.

    Doch aus irgendeinem Grund ge-lang es mir, mich weiter von Tag zuTag durchzukmpfen. Dabei wechseltesich sportliches Muay Thai mit dentraditionellen Kampfsportarten KrabiKrabong und Muay Boran ab. Viel-leicht war es die Hitze, die die Musku-latur lockerte. Oder das motivierendeGebrll der Trainer, die mich in jederStunde zu Hchstleistungen ansporn-ten. Dazwischen gab es Crossfit, Yogaund gemeinsames Joggen am Strand.Ich lernte, mit Armen und Beinen zukmpfen, mit Ellbogen und Knien, mitStcken und Schwertern vor allemaber mit meinem Willen.

    Irgendwann kam ich an den Punkt,an dem ich meinen inneren Schweine-hund berwunden hatte. Und so ginges allen meinen Mitstreitern. Ob er-fahrener Kampfsportler oder Anfn-ger wir alle lernten auf Phuket, wozuunser Krper in der Lage ist. DennMuay Thai kann jeder lernen, beson-dere Voraussetzungen gibt es nicht.Auer ein bisschen Selbstberwin-dung.

    T Franziska Reichel bloggt aufwww.coconut-sports.de. Die Blogger-welt erscheint alle zwei Wochen mitverschiedenen Autoren.

    Bootcamp statt Badeurlaub BLOGGERWELT

    VONFRANZISKA REICHEL

    Decebalus ist fr viele Rumnenheute das, was Arminius im 19. Jahr-hundert fr Deutsche war einFreiheitskmpfer wider die altenRmer. Und so monumental wie dasHermannsdenkmal im TeutoburgerWald den Cheruskerfrsten feiert,so bombastisch ehren nun auch dieRumnen den letzten Dakerknig:Zehn Jahre lang, zwischen 1994 bis2004, schlugen zwlf Bildhauer eineDecebalus-Statue direkt am Donau-Ufer in die Felswand. Mit 55 Meternist sie Europas hchste Felsskulp-tur und ein beliebter touristischerHotspot an der Grenze zwischenRumnien und Serbien.

    DIE SKULPTUR

    Die zwischen 1966 und 1990 ge-borenen Rumnen werden von ih-ren Landsleuten Decreei ge-nannt, Dekretkinder. Aus bizar-rem Grund: Ceausescu erlie nachseinem Machtantritt das Dekret770. Er stellte gebrfhige Frauenunter permanente Kontrolle, umAbtreibungen zu verhindern, dieKinderzahl auf vier pro Frau zusteigern und eine kommunistischeGeneration zu zchten. Das Gesetzwar das erste, das nach der Hinrich-tung des Diktators 1989 abgeschafftwurde. Ironie der Geschichte: DasExekutionskommando bestand vorallem aus Dekretkindern.

    DIE DEKRETKINDER