789 - Kanton Basel-Landschaft · 53 2010/ 160 M oti n der FDP-Frak vom 22. April 20 10: Sta ndortm...

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2507 E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01] 789 www.bl.ch Protokoll 72. Sitzung des Landrates des Kantons Basel-Landschaft Liestal, 3. März 2011 10.00–11.55 / 14.00 – 16.50 Uhr

Transcript of 789 - Kanton Basel-Landschaft · 53 2010/ 160 M oti n der FDP-Frak vom 22. April 20 10: Sta ndortm...

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2507

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789www.bl.ch

Protokoll

72. Sitzung des Landratesdes Kantons Basel-Landschaft

Liestal, 3. März 2011

10.00–11.55 / 14.00 – 16.50 Uhr

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112508

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Abwesend Vormittag:Bänziger Rahel, Botti Claudio, Buser Christoph, HerrmannMichael, Richterich Rolf, Stämpfli John und Steiner Chris-tian

Abwesend Nachmittag:Bänziger Rahel, Botti Claudio, Buser Christoph, Frey Han-speter, Herrmann Michael, Reber Isaac, Richterich Rolf,Rufi Werner, Stämpfli John, Strub Susanne und StuderPetra

KanzleiAchermann Alex

Protokoll:Schaub Miriam, Klee Alex, Imwinkelried Barbara, LaubeBrigitta und Engesser Michael

IndexMittteilungen 2511Dringliche Vorstösse 2521 und 2522

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2509

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Traktanden

9 2010/224Berichte des Regierungsrates vom 25. Mai 2010 und derJustiz- und Sicherheitsdirektion vom 31. Januar 2011:Beitritt zur Interkantonalen Vereinbarung vom 2. April2009 über die computergestützte Zusammenarbeit derKantone bei der Aufklärung von Gewaltdelikten (ViCLAS-Konkordat) sowie Änderung des Polizeigesetzes und desEinführungsgesetzes zur Schweizerischen Strafprozess-ordnung. 2. Lesungbeschlossen (mit 4/5-Mehr) 2511

29 2010/121Motion von Patrick Schäfli vom 25. März 2010: Stopp demtotalen Überwachungs-Radar-Staat auf der Strasse: Ba-selbieter Regierung soll sich gegen den Test und die ge-plante Einführung der Abschnittsgeschwindigkeitskontrolle(Section Control) im Baselbiet einsetzenabgelehnt 2512

35 2010/186Motion von Patrick Schäfli vom 6. Mai 2010: Klare Prioritä-tensetzung bei der Baselbieter Kantonspolizei gefordert:Massiv mehr Einbrüche, dafür Grossaufgebot gegen Ju-gendliche beim Harassenlaufzurückgezogen 2512

40 2010/147Motion von Hans-Jürgen Ringgenberg vom 15. April 2010:Milderung der Steuerprogression bei Kapitalleistungenaus der Vorsorgeüberwiesen 2512

41 2010/148Postulat der Finanzkommission vom 15. April 2010: Auf-sicht über das interne Kontrollsystem IKS der Gemeindenim Finanzbereichüberwiesen 2512

42 2010/188Motion von Klaus Kirchmayr vom 6. Mai 2010: Standes-initiative «Schweizerische Erdbebenversicherung»überwiesen 2512

43 2010/193Interpellation von Judith van der Merwe vom 6. Mai 2010:Vergütungssysteme in Unternehmungen mit Staatsbeteili-gung Basellandbeantwortet 2513

44 2010/189Motion von Simon Trinkler vom 6. Mai 2010: StudentischeVertretung im Universitätsrat der Universität Baselabgelehnt 2513

45 2010/125Motion von Hanspeter Wullschleger vom 25. März 2010:Änderung und Präzisierung des BasellandschaftlichenBildungsgesetzesabgelehnt 2515

46 2010/132Interpellation von Urs Berger vom 25. März 2010: Bundwill Mittel für Tagesschulen streichen! Schriftliche Antwortvom 29. Juni 2010erledigt 2516

47 2010/164Motion von Marie-Theres Beeler vom 22. April 2010:Gleichbehandlung von Schülerinnen und Schülern vonprivater Trägerschaft im Bereich spezieller Fördermass-nahmenabgelehnt 2516

48 2010/165Postulat von Regina Vogt vom 22. April 2010: Ärztemangelüberwiesen 2518

49 2010/167Postulat von Klaus Kirchmayr vom 22. April 2010: Gleich-behandlung aller Schweizer Hochschulen bezüglichBologna-Punktenüberwiesen 2520

67 2011/059Dringliche Interpellation von Hans-Jürgen Ringgenberg(SVP) vom 3. März 2011: Transparenz zum Thema Be-spielung von Augusta Raurica durch das Theater Basel.Schriftliche Antwort vom 3. März 2011erledigt 2522

68 2011/060Dringliches Postulat von Josua M. Studer (SD) vom 3.März 2011: Kreisel Baslerstrasse / Grabenringüberwiesen 2524

50 2010/185Motion von Daniela Gaugler vom 6. Mai 2010: Kostende-ckende Lektionenpauschalen für Unterricht in Deutsch alsZweitspracheabgelehnt 2524

51 2010/131Interpellation der SVP-Fraktion vom 25. März 2010: Fol-gen der Personenfreizügigkeit für den Kanton Baselland.Schriftliche Antwort vom 15. Juni 2010erledigt 2526

52 2010/253Postulat von Bruno Baumann vom 24. Juni 2010: Miss-bräuche bei der Personenfreizügigkeitabgelehnt 2526

53 2010/160Motion der FDP-Fraktion vom 22. April 2010: Standortmar-keting soll die Internationalen Headquarters ins Baselbietlockenabgelehnt 2528

54 2010/161Mot ion der FDP-Frak t ion vom 22. Ap r i l 2010 :Benchmarking- und Controlling-Instrumentarium für diekantonale Wirtschaftspolitikals Postulat überwiesen 2530

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112510

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55 2010/191Postulat von Pia Fankhauser vom 6. Mai 2010: Mehr Be-wegung für alleabgelehnt 2531

56 2010/220Interpellation von Marie-Theres Beeler vom 20. Mai 2010: Grosse Bienenverluste - was tut der Kan-ton Basellandschaft?. Schriftliche Antwort vom 17. August2010erledigt 2532

57 2010/162Motion von Petra Schmidt vom 22. April 2010: Träger-schaft der Erstellungskosten von Bushaltestellenüberwiesen 2532

58 2010/163Motion von Felix Keller vom 22. April 2010: Finanzierungder Bushaltestellen auf Kantonsstrassenüberwiesen 2532

59 2010/300Motion von Elisabeth Schneider vom 9. September 2010:Finanzierung und Unterhalt von Bushaltestellenals Postulat überwiesen 2532

60 2010/168Interpellation von Andreas Giger vom 22. April 2010:Stösst der Kanton die Wohnsiedlung Laubiberg ab?.Schriftliche Antwort vom 29. Juni 2010erledigt 2534

61 2010/184Motion von Rita Bachmann vom 6. Mai 2010: Revitalisie-rung Vogelhölzli, Muttenzabgelehnt 2535

62 2010/190Postulat von Ueli Halder vom 6. Mai 2010: Birs: Hoch-wasserschutz als Chance für Renaturierungüberwiesen 2536

63 2010/205Motion von Christine Gorrengourt vom 20. Mai 2010: «Ar-beitsplatzverbesserung Augusta Raurica»überwiesen 2537

64 2010/209Motion von Elisabeth Schneider vom 20. Mai 2010: Vor-ortslinie 14 an die BLT – Betrieb mit Tango-Tramsals Postulat überwiesen 2538

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2511

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Nr. 2497

Begrüssung, Mitteilungen

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) heisst die Land-rätinnen und Landräte, den Regierungspräsidenten, dieMitglieder des Regierungsrats und die Medienvertreten-den sowie die Gäste auf der Tribüne herzlich willkommenzur heutigen Landratssitzung.

– Entschuldigungen

Vormittag: Bänziger Rahel, Botti Claudio, BuserChristoph, Herrmann Michael, RichterichRolf, Stämpfli John und Steiner Christian

Nachmittag: Bänziger Rahel, Botti Claudio, BuserChristoph, Frey Hanspeter, HerrmannMichael, Reber Isaac, Richterich Rolf,Rufi Werner, Stämpfli John, Strub Su-sanne und Studer Petra

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

*

Nr. 2498

9 2010/224

Berichte des Regierungsrates vom 25. Mai 2010 und

der Justiz- und Sicherheitsdirektion vom 31. Januar

2011: Beitritt zur Interkantonalen Vereinbarung vom 2.

April 2009 über die computergestützte Zusammen-

arbeit der Kantone bei der Aufklärung von Gewaltde-

likten (ViCLAS-Konkordat) sowie Änderung des Poli-

zeigesetzes und des Einführungsgesetzes zur Schwei-

zerischen Strafprozessordnung. 2. Lesung

Urs von Bidder (EVP) möchte als Ergänzung anbringen,er habe von der Kantonspolizei die Mitteilung erhalten,dass die 540 Stunden mit einen Stundenansatz von CHF100 gerechnet würden, was CHF 54'000 machen würde.Dazu kommen die CHF 55'000, die der Kanton an dasKonkordat bezahlen muss. Somit kommt man für denKanton auf einen ungefähren Betrag CHF 100'000.

– Zweite Lesung

Titel und Ingress keine Wortbegehren

I. Änderung Polizeigesetz

§ 45a keine Wortbegehren

II. Änderung EG StPO

§ 14 Absatz 4 keine Wortbegehren

III. Koordinationsbestimmung keine Wortbegehren

IV. Inkrafttreten keine Wortbegehren

– Rückkommen

Es wird kein Rückkommen verlangt.

– Schlussabstimmung

://: Der Änderung des Polizeigesetzes wird mit 70:0 Stim-men bei 4 Enthaltungen zugestimmt. Damit ist das4/5-Mehr erreicht.[Namenliste einsehbar im Internet; 10.03]

– Landratsbeschluss

Titel und Ingress keine Wortbegehren

Ziffer 1

://: Ziffer 1 des Landratsbeschlusses wird mit 75:0 Stim-men bei einer Enthaltung zugestimmt. Damit ist die4/5-Mehrheit erreicht.[Namenliste einsehbar im Internet; 10.04]

Ziffern 2 und 3 keine Wortbegehren

://: Somit ist das Geschäft 2010/224 erledigt.

Landratsbeschlussüber den Beitritt zur Interkantonalen Vereinbarung(bzw. Konkordat) vom 2. April 2009 über die computer-gestützte Zusammenarbeit der Kantone bei der Auf-klärung von Gewaltdelikten (ViCLAS-Konkordat)

vom 3. März 2011

Der Landrat des Kantons Basel-Landschaft beschliesst:

1. Die Interkantonale Vereinbarung (bzw. Konkordat)vom 2. April 2009 über die computergestützte Zusam-menarbeit der Kantone bei der Aufklärung von Ge-waltdelikten (ViCLAS-Konkordat) wird genehmigt.

2. Die Änderung des Polizeigesetzes wird beschlossen.3. Dieser Beschluss unterliegt gemäss den Bestimmun-

gen von § 30 Buchstabe b und § 31 Absatz 1 Buch-stabe c der Kantonsverfassung der obligatorischenoder der fakultativen Volksabstimmung.

Beilage 1 (Polizeigesetz)

Beilage 2 (Konkordat)

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112512

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Nr. 2499

29 2010/121

Motion von Patrick Schäfli vom 25. März 2010: Stopp

dem totalen Überwachungs-Radar-Staat auf der Stras-

se: Baselbieter Regierung soll sich gegen den Test

und die geplante Einführung der Abschnittsgeschwin-

digkeitskontrolle (Section Control) im Baselbiet ein-

setzen

Im Sinne von prüfen und berichten beantrage der Regie-rungsrat, die Motion in ein Postulat umzuwandeln, so Re-

gierungsrätin Sabine Pegoraro (FDP). Die Anlage derAbschnittsgeschwindigkeitskontrolle mit Sanktionierung istam 12. Januar 2011 in Betrieb genommen worden. ImSommer 2011 wird der Bund die Testergebnisse auswer-ten und im September in einem Schlussbericht veröffentli-chen. Bis dann wird man mehr über die Wirksamkeit die-ser Abschnittsgeschwindigkeitskontrollen (AGK) wissen.

Patrick Schäfli (FDP) dankt der Regierungsrätin für dieAntwort und erklärt sich der Umwandlung in ein Postulateinverstanden, da es sinnvoll sei, die Ergebnisse desBundes in den Postulatsbericht einzubeziehen.

Regula Meschberger (SP) erklärt, die SP-Fraktion lehnedie Überweisung dieses Vorstosses auch als Postulat ab.Die Geschwindigkeitsabschnittskontrolle ist in Betrieb undder Bund hat eine Evaluation vorgesehen. Deshalb ist einzusätzliches Aktivwerden des Kantons völlig unnötig.

Urs von Bidder (EVP) schliesst sich den Ausführungenseiner Vorrednerin an. Da Abklärungen stattfinden, er-achtet auch die CVP/EVP-Fraktion die Überweisung die-ses Vorstosses als absolut unnötig.

Gemäss Klaus Kirchmayr (Grüne) sei der Argumentationseiner Vorredner nichts mehr beizufügen.

://: Der Landrat lehnt die in ein Postulat umgewandelteMotion 2010/121 mit 45:36 Stimmen bei einer Enthal-tung ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 10.08]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2500

35 2010/186

Motion von Patrick Schäfli vom 6. Mai 2010: Klare

Prioritätensetzung bei der Baselbieter Kantonspolizei

gefordert: Massiv mehr Einbrüche, dafür Grossaufge-

bot gegen Jugendliche beim Harassenlauf

://: Die Motion 2010/186 wird zurückgezogen.

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2501

40 2010/147

Motion von Hans-Jürgen Ringgenberg vom 15. April

2010: Milderung der Steuerprogression bei Kapitallei-

stungen aus der Vorsorge

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) erklärt, derRegierungsrat sei zur Entgegennahme der Motion bereit.

://: Die Motion 2010/147 wird stillschweigend überwiesen.

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2502

41 2010/148

Postulat der Finanzkommission vom 15. April 2010:

Aufsicht über das interne Kontrollsystem IKS der Ge-

meinden im Finanzbereich

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) erklärt, derRegierungsrat sei zur Entgegennahme des Vorstossesbereit.

://: Das Postulat 2010/148 wird stillschweigend überwie-sen.

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2503

42 2010/188

Motion von Klaus Kirchmayr vom 6. Mai 2010: Stan-

desinitiative «Schweizerische Erdbebenversicherung»

Regierungsrat Adrian Ballmer (FDP) erklärt, der Regie-rungsrat sei bereit, die Motion als Postulat entgegenzu-nehmen. Man will eine Erdbebenversicherung. Die Frageist jedoch, ob das Ziel erreicht oder ob nur ein Zeichengesetzt werden soll. Das Instrument der Standesinitiativebringt zurzeit nichts, könnte im Gegenteil kontraproduktivwirken. Mit der Motion wäre der verbindliche Auftrag ver-bunden, die Standesinitiative auszuarbeiten. Einen ande-ren Weg erachtet man zurzeit als erfolgversprechender,da der Widerstand momentan vor allem seitens desSchweizerischen Hauseigentümerverbands kommt. So-lange dies der Fall ist, wird man die Mehrheiten im Bun-desparlament kaum verändern können. Zurzeit laufenseitens der Gebäudeversicherungen, insbesondere überden Direktor der Baselbieter Gebäudeversicherung Bern-hard Fröhlich, Bestrebungen, andere Mehrheiten zu errei-chen. Erst wenn dies der Fall ist, sollte man wieder imBundesparlament vorstossen.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2513

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Klaus Kirchmayr (Grüne) freut sich über das klare Be-kenntnis des Regierungsrats zu einer Erdbebenversiche-rung, ist aber mit der Einschätzung des Finanzdirektorsnicht einverstanden. So muss ein Postulat innerhalb vonzwölf Monaten behandelt werden, dabei entsteht ein Zeit-druck. Eine Motion stellt einen verbindlichen Auftrag darund räumt der Regierung mehr Zeit ein, auch zuzuwarten.Aus diplomatisch-taktischer Sicht erscheint dem Motionäreine Motion als den geschickteren Weg, weshalb er andieser festhalten möchte.

Martin Rüegg (SP) berichtet, die SP-Fraktion werde ausfolgenden Gründen an der Motion festhalten: Im Jahr2005 habe er das gleiche Ziel verfolgt und eine Motion zurErarbeitung einer Standesinitiative (2005/258) eingereicht.Aus ähnlichen Überlegungen wurde der Vorstoss als Pos-tulat überwiesen. Es kann nicht sein, dass man sechsJahre später immer noch an Ort tritt. Aus diesem Grundmuss ein Gang herauf geschaltet werden und der Regie-rung muss der Auftrag erteilt werden, eine Standesinitiati-ve auszuarbeiten. In diesem Fall haben die beiden BaslerStände ein legitimes Interesse, das den restlichen Stän-den erklärt werden soll und womit diese zu Solidaritätaufgefordert werden müssen.

Zwar ist der Vorstand des Hauseigentümerverbandsgegen das Vorhaben, aber die Position der Basis ist nichtbekannt. Gemäss Auskunft von Bernhard Fröhlich sei manzurzeit daran, die Basis zu befragen. Deshalb ist die Über-weisung als Motion sinnvoll um im Sommer, wenn dieStandesinitiative ausformuliert ist und die Ergebnisse derUmfrage vorliegen, Bilanz zu ziehen.

Georges Thüring (SVP) gibt bekannt, dass die SVP-Fraktion mit der Überweisung als Postulat einverstandensei. Es wird von Klaus Kirchmayr ein wichtiges Themaaufgegriffen, tatsächlich besteht in diesem Bereich einegrosse Lücke. Es wäre wichtig, dass die Idee einer ge-samtschweizerischen Erdbebenversicherung ernsthaftgeprüft wird. Der Raum Basel gilt als erdbebengefährdeterals andere Gebiete der Schweiz, man denke nur an dasgrosse Erdbeben von 1356. Deshalb wäre eine Initiativeaus dieser Region glaubwürdig.

Felix Keller (CVP) erinnert, dass auch die CVP bereitszwei Vorstösse in dieser Richtung eingereicht habe undsehr daran interessiert sei, dass man einen Schritt vor-wärts komme. Es braucht eine gesamtschweizerischeLösung, ansonsten wäre das Vorhaben nicht finanzierbar.Man wird den Vorstoss in Form der Motion wie des Postu-lats unterstützen.

Monica Gschwind (FDP) meint, gerade die aktuellenBilder aus Neuseeland hätten gezeigt, was ein Erdbebenanrichten könne. Innerhalb der FDP-Fraktion ist einzigumstritten, ob eine Motion oder ein Postulat den richtigenWeg darstellt. Auf jeden Fall muss aber das Anliegenunbedingt weiterverfolgt werden. Da trotz einigen Vor-stössen noch nichts erreicht worden ist, tendiert MonicaGschwind für die Motion, um zu bekräftigen, dass manhinter dem Anliegen steht.

Regierungsrat Adrian Ballmer (FDP) entgegnet, es seinicht wahr, dass nichts erreicht worden sei. Das Baselbiethat sich insbesondere über die Gebäudeversicherung anvorderster Front ganz massiv eingesetzt.

Bis jetzt konnten einfach in Bern keine Mehrheiten ge-schaffen werden. Das kann mit einer Motion nicht geän-dert werden.

://: Die Motion 2010/188 wird mit 64:13 Stimmen bei zweiEnthaltungen an den Regierungsrat überwiesen.[Namenliste einsehbar im Internet; 10.21]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2504

43 2010/193

Interpellation von Judith van der Merwe vom 6. Mai

2010: Vergütungssysteme in Unternehmungen mit

Staatsbeteiligung Baselland

Judith van der Merwe (FDP) gibt eine kurze Erklärung abund dankt Regierungsrat Adrian Ballmer für die ausführ-liche Antwort und die durchführte Befragung, welche zuaussagekräftigen Ergebnissen geführt habe. Verfolgt undgarantiert man die fünf Grundsätze für die Vergütungs-systeme der marktorientierten Firmen, wird damit auchdas Einhalten eines massvollen, ausgewogenen Lohn-systems gesichert. Die Abklärungen zeigen zwei Punkte,die weiter beobachtet werden sollten. Die Lohnschere beider Messe Schweiz (MHC) entspricht nicht dem vom Re-gierungsrat gewünschten Rahmen. Auch die Transparenzbezüglich der Lohnhöhen im oberen Kader scheint erst inwenigen Fällen gewährt zu sein. Deshalb appelliert dieFDP-Fraktion an den Regierungsrat, diese beiden Punkteweiter zu beobachten und mittelfristig zu verbessern.

://: Damit ist die Interpellation 2010/193 erledigt.

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2505

44 2010/189

Motion von Simon Trinkler vom 6. Mai 2010: Studenti-

sche Vertretung im Universitätsrat der Universität

Basel

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) begründet die ableh-nende Haltung des Regierungsrats: Die Thematik derstudentischen Vertretung ist bei der Aushandlung desStaatsvertrags über die Universität beider Basel intensivdiskutiert worden. Der Entscheid ist durch die Verhand-lungen, das Parlament und das Volk gestützt worden. Mitder Ausnahme des Universitätsrates wird die innere Aus-gestaltung der Organe der Universität bewusst nicht vor-geschrieben. Dies gibt der Universität Gestaltungsfreiheit,ihre innere Organisation eigenständig im Rahmen desUniversitätsstatuts und nach eigenen Bedürfnissen zuorganisieren. Die Studierenden sind in der Regenz, alsoim Parlament der Universität, sowie in den Versammlun-

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112514

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gen der Fakultäten, sogar mit Stimmrecht, vertreten. Indiesen Gremien werden jene Geschäfte vorbereitet bzw.erlassen, die danach eventuell den Universitätsrat errei-chen. Bei der Studienordnung, der Ordnung über die Wei-terbildung, Prüfungen und Studienleistungen handelt essich um Grundlagen, die von den Fakultäten erlassenwerden. Dem Universitätsrat kommt nur eine Genehmi-gungskompetenz zu. Bei der Schaffung neuer Studien-gänge und der Entwicklungsplanung wirken die Fakultätenund Institute federführend mit. Die Studierenden sind da-her in all diese Beratungen und Entscheidungen voll-stimmberechtigt einbezogen und können den Blickwinkelder Leistungsempfänger/innen angemessen einbringen.Demgegenüber ist der Universitätsrat das obersteEntscheidungs- und Aufsichtsorgan der Universität. Auf-grund dieser Aufsichtsfunktion sitzen im Universitätsratnur universitäts-externe Personen: Vertreter der Träger-kantone sowie Vertreter aus der Wirtschaft und der Wis-senschaft. Wichtig ist auch die Regenz, welche Personenin den Universitätsrat delegiert. Der Universitätsrat in sei-ner heutigen Zusammensetzung ist nach Ansicht desRegierungsrats ein gut austariertes Gremium, abgesehenvom kleinen Frauenanteil.

Im Weiteren hat man Informationen, dass die offizielleVertreterschaft der Studierenden immer wieder Gelegen-heit hat, ihre Anliegen gegenüber dem Rektorat zu depo-nieren. Dem Baselbieter Regierungsrat ist kein Leidens-druck bekannt, weshalb kein Handlungsbedarf besteht.

Simon Trinkler (Grüne) meint, die Studierenden seiender wichtigste Teil der Universität, denn das Ziel der Uni-versität sei die Förderung und Ausbildung der Studieren-den. Mit dieser Motion soll erreicht werden, dass die Stu-dentenschaft eine beratende Stimme im Universitätsraterhält. Der Universitätsrat ist für sehr wichtige Entscheideder Universität zuständig, welche die Studierenden undderen Ausbildung direkt betreffen. Die Studierendenschaftverfügt über den studentischen Blickwinkel und wäre des-halb bereichernd für den Universitätsrat. Alle anderenTeile der Universität, ausser vielleicht die Frauen, sind imUniversitätsrat vertreten. Übrigens kennt auch die Uni-versität Zürich – eine sehr grosse Universität – die bera-tende Stimme der Studentenschaft im Universitätsrat.

Der Motionär appelliert an die Landratsmitglieder, sicheinen Ruck zu geben und der Studentenschaft ihre Stim-me zu geben. Und hoffentlich würde diese beratendeStimme dann einer Studentin zugesprochen.

Ueli Halder (SP), seit vielen Jahren als Dozent an derUniversität Basel tätig, meint, er kenne die Bedürfnisseder Studierenden relativ gut. Die SP-Fraktion will sichdiesen Ruck geben. Er hält fest, dass sich die Didaktik derHochschullehrenden immer noch in einem Anfangsstadi-um befinde. Die in diesem Bereich angebotenen Ausbil-dungskurse werden schlecht und vor allem von den gutenDozenten besucht. Im Weiteren ist auch die «Feedback-Politik» innerhalb der Fakultäten sehr unterschiedlich.Dies muss geändert werden und ist nur mit vermehrterMitsprache der Studentinnen und Studenten möglich.

Da diese Frage möglicherweise etwas delikat ist, bit-tet man den Motionär, den Vorstoss in ein Postulat um-zuwandeln.

Judith van der Merwe (FDP) erklärt, die FDP-Fraktiongehe mit der Regierung einig und sehe keine Veranlas-sung für eine Veränderung des Staatsvertrags. Der Uni-versitätsrat ist das oberste Entscheidungs- und Aufsichts-organ der Universität und trägt die Verantwortung für diestrategische Führung. Eine beratende Stimme der Studen-tenschaft hätte praktisch keinen Effekt auf das Gremium.Die Studentenschaft kann ihre Anliegen über ihre Gre-mien wie beispielsweise die Skuba (studentische Körper-schaft der Universität Basel) besser einbringen. Die Sku-ba wurde zum Leistungsauftrag 2010-2013 von den Bil-dungskommissionen der beiden Basler Kantone angehört.Damals wurde vor allem ein besseres Betreuungsverhält-nis zwischen Studierenden und Dozierenden gefordert.Diese Forderung wurde vom Universitätsrat und der Politikaufgenommen und man ergriff Massnahmen zu derenUmsetzung. Die Studierenden sind aufgefordert, weiterhinwie bis anhin weiterzuarbeiten. In einer Änderung desStaatsvertrags sieht man aber keine Verbesserung derheutigen Situation.

Paul Wenger (SVP) meint, Regierungsrat Urs Wüthrichhabe sehr umfassend die ablehnenden Gründe des Re-gierungsrats dargelegt. Die SVP-Fraktion gibt sich in die-sem Sinne keinen Ruck und lehnt die Überweisung derMotion einstimmig ab. Man ist überzeugt, dass ein amAnfang seiner Ausbildung stehender Student noch nichtim gleichen Ausmass strategisch denken kann – es gibtbestimmt Ausnahmen – wie die Mitglieder des Universi-tätsrats. Im Weiteren werden viele Mitglieder dieses Gre-miums ehemalige Studenten sein und durchaus ein gewis-ses Gespür für die Anliegen der Studenten haben. Wenndie didaktischen Fähigkeiten vieler Hochschuldozentenungenügend sind, dann handelt es sich primär um einFührungsproblem einzelner Fakultäten.

Auch die CVP/EVP-Fraktion werde den Vorstoss gross-

mehrheitlich ablehnen, so Barbara Peterli (CVP). Manversteht das Grundanliegen, die studentische Vertretungist aber schon durch andere Gremien entsprechend ge-währleistet und es ist Aufgabe einzelner Studenten bzw.Organisationen, ihre Stimme aktiv einzubringen.

Simon Trinkler (Grüne) erklärt, alle Landratsmitgliederwüssten, sei ein riesiger Unterschied, ob man in einemGremium vertreten sei oder aussen vorsitze: Ist man ineinem Gremium vertreten, weiss man, welche Geschäfteaktuell sind und worauf man allenfalls den Finger haltenmuss. In diesem Bereich ist die Studentenschaft bis jetztüberhaupt nicht vertreten. Paul Wenger ist zu entgegnen,die Studierenden, die sich für Mitarbeit in einem solchemGremium interessieren, sind in der Regel Ausnahmen: Eshandelt sich nicht um die uninteressierten Student/innen,sondern um die Engagierten, die sehr wahrscheinlich übereinen grossen Weitblick verfügen. Der Motionär erklärtsich mit der Umwandlung seines Vorstosses in ein Postu-lat einverstanden und hofft auf breite Unterstützung.

://: Der Landrat lehnt die in ein Postulat umgewandelteMotion 2010/189 mit 44:36 Stimmen bei einer Enthal-tung ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 10.39]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2515

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Nr. 2506

45 2010/125

Motion von Hanspeter Wullschleger vom 25. März

2010: Änderung und Präzisierung des Baselland-

schaftlichen Bildungsgesetzes

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) erklärt, weshalb dieRegierung bereit sei, die Motion als Postulat entgegen-zunehmen: Die zur Diskussion gestellte Thematik ist er-stens Gegenstand von Teilprojekten im BildungsraumNordwestschweiz. Die vier Kantone haben in diesen Fra-gen aber unterschiedliche Positionen. So nimmt der Kan-ton Basel-Stadt eine Pionierrolle ein. Man versucht ge-meinsam, mit verbesserten didaktischen Grundlagen, dieVoraussetzungen für einen erfolgreichen Start in dieSchullaufbahn zu unterstützen. Zweitens wurde die The-matik durch den Vorstoss von Regula Meschberger(2008/333) aufgenommen und der Regierungsrat fände esnicht seriös, nun direkt das Bildungsgesetz zu ändern. Essoll vielmehr eine umfassende Auslegeordnung mit Mass-nahmen, unter Einbezug der durch die Gemeinden er-griffenen Massnahmen, aufgezeigt werden.

Hanspeter Wullschleger (SVP) berichtet, vor allem Ge-meindevertreter aus dem Oberbaselbiet meinten oft, dieBildungsausgaben verschlängen fast die gesamten Steu-ereinnahmen. Wenn die öffentliche Hand so viele Mittelfür die Schulen einsetzt, müssten die Kinder von den An-geboten möglichst viel aufnehmen können und davonprofitieren. Mit ungenügenden Deutschkenntnissen istdies aber praktisch nicht der Fall. Es kann sogar vorkom-men, dass ganze Klassen behindert werden und die Bil-dungsziele nicht erreichen. Es muss deshalb alles darangesetzt werden, diese Kinder sprachlich auf den Schulein-tritt gut vorzubereiten. Dies bedingt, dass die Eltern dievorhandenen Angebote auch nutzen und ihre Kinder dahinschicken. Der Motionär ist bereit, die Motion in ein Postu-lat umzuwandeln.

Eva Chappuis (SP) erklärt, die SP-Fraktion werde denVorstoss auch nicht als Postulat überweisen. WürdeBuchstabe a) gestrichen, könnte man sich allenfalls zueiner Überweisung durchringen. Es ist völlig undenkbar,Kindern ohne genügende Deutschkenntnisse den Schul-besuch zu verweigern. Wo, wenn nicht in der Schule,sollen die Kinder die nötigen Deutschkenntnisse erwer-ben? Man wäre mit dem Anliegen einverstanden, würdeman prüfen, wie im vorschulischen Bereich dafür gesorgtwerden kann, dass fremdsprachige Kinder zu angemesse-nen Deutschkenntnissen kommen. Ein Schulauschlusswürde schliesslich auch all jene Westsschweizer undTessiner Kinder im schulpflichtigen Alter treffen.

Barbara Peterli (CVP) berichtet, man habe sich in derCVP/EVP-Fraktion sogar gefragt, ob Buchstabe a) nichtverfassungswidrig sei, da eine allgemeine Schulpflichtbestehe. Buchstabe b) erachtet man grundsätzlich alssehr sympathisch, man findet es jedoch wichtig, dasskeinerlei Blockierung von Harmos oder der Umsetzungdes Bildungsraums Nordwestschweiz durch solches «Ge-plänkel» stattfindet. Das grosse und gute Projektteamsollte arbeiten gelassen werden. Der Volkswille soll ohneQuereinschübe im laufenden Prozess umgesetzt werden.

Auch die grüne Fraktion werde das Postulat ablehnen, so

Jürg Wiedemann (Grüne). Alle Argumente wurden be-reits von der SP- und der CVP/EVP-Fraktion dargelegt. Esgäbe zwei Systeme, diese Kinder zu integrieren: So kannman Fremdsprachenklassen kreieren, kleine Klassen, indenen die Schüler/innen in Deutsch ausgebildet werden,bis sie der Regelklasse folgen können oder man integriertdiese Schüler in die Regelklassen und unterstützt siezusätzlich mit Deutschstunden. In folgendem Punkt istdem Motionär Recht zu geben: Wenn Kinder, die keinWort Deutsch verstehen, in einer Regelklasse sind, dannwird diesem Kind und der ganzen Klasse geschadet. Diesmuss verhindert werden, aber dafür bestehen Instrumentewie die Fremdsprachenklassen und DAZ (Deutsch alsZweitsprache). Jürg Wiedemann stimmt dem Motionär bei,dass das System ausgebaut werden muss, damit Migran-ten schneller zu ihren Deutschfähigkeiten kommen, um indie Regelklasse integriert zu werden. Deshalb lädt JürgWiedemann die SVP-Fraktion ein, den Vorstoss zurück-zuziehen; die grüne Fraktion wäre bereit, zusammen mitder SVP-Fraktion einen neuen Vorstoss zu lancieren, derin die Richtung zielt, dass Migranten besser und schnellerDeutsch lernen und ihnen ein besseres Angebot zur Ver-fügung steht. Eine solche schnellere Integration wäre zumVorteil der gesamten Schule.

Regina Vogt (FDP) meint, die Mehrheit der FDP-Fraktionwerde einer Überweisung nicht zustimmen. Grundsätzlichist § 44 bereits im Bildungsgesetz verankert. Das Anliegender Präzisierung ist allein mit dem Schuleintritt in ver-schiedenen Altersstufen nicht durchsetzbar. Kinder lernenbei der Einschulung schnell. Und zuletzt wäre ein solchesAnliegen auch kostenrelevant.

Oskar Kämpfer (SVP) meint, es sei festgestellt worden,dass in den Schulen tatsächlich ein Problem bestehe. SeitJahrzehnten wird das Problem diskutiert, aber man tritt anOrt – der Staat hat versagt. Nun ist Eigenverantwortunggefragt und die Problematik muss in die Familien zurückdelegiert werden. Der einzige Weg ist, diese Motion an-zunehmen. Denn die Kinder haben heute einen schlechte-ren Bildungsstandard, obwohl die Bildungsausgaben ver-doppelt worden sind.

Barbara Peterli (CVP) kann der Argumentation von OskarKämpfer nicht ganz folgen und bezweifelt den schlechte-ren Bildungsstandard. Die CVP/EVP-Fraktion würde ei-nem Postulat zustimmen, wenn der Motionär den Punkt a)streichen würde.

Regula Meschberger (SP) meint, aus der Praxis könnesie beurteilen: Man hat kein Problem an den Schulen!Vielleicht gibt es einzelne Probleme, aber es gibt keingrundsätzliches Problem. Es gibt einen ausgezeichnetenDeutschunterricht für fremdsprachige Kinder und der aller-grösste Teil der Kinder geht nach der Primarschule mitbesten Deutschkenntnissen in die Sekundarschule. Manmuss nur einmal schauen, wie viele Kinder mit Migrations-hintergrund einen E- und P-Abschluss machen und da-nach die Matur schaffen. Es gibt keinen Notstand und derStaat hat nicht versagt, im Gegenteil, es lohnt sich, indiesen Bereich etwas zu investieren. Die meisten Schulenarbeiten ausgezeichnet. Im Übrigen hat der Bildungsstan-dard nicht abgenommen, keine Zahlen belegen dies.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112516

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Es handelt sich um reine Stimmungsmache, die nichtangebracht ist.

Paul Wenger (SVP) bezweifelt, ob die Sichtweise RegulaMeschbergers wirklich zu hundert Prozent zutreffe. Sosind Deutschkenntnisse auf jeder Schulstufe unabdingba-re Voraussetzungen, um dem Unterricht zu folgen! Natür-lich kann die Mehrheit der Schüler dies, aber eine Gruppevon Schülern kann das nicht – leider gehören auchSchweizer dazu. Man kommt nicht darum herum, Instru-mente zu schaffen, welche die praktische Umsetzung derDeutschkenntnisse fördern. Kommt man zum Schluss,dass die vorschulischen Angebote ausgebaut werdenmüssen, muss dies getan werden. Es werden nur aus-reichende Deutschkenntnisse verlangt; wo die Anpassun-gen erfolgen sollen, wird vom Motionär offen gelassen.Das Anliegen ist lediglich, dass man für diese kleine Grup-pe – sei sie noch so klein – endlich handelt.

Auch Urs von Bidder (EVP) möchte Oskar Kämpfer ausder Sicht der Praxis entgegnen, die Strukturen und Mög-lichkeiten seien vorhanden. Mit Regelungen nicht ver-ändern kann man aber das familiäre Umfeld. So gibt esfremdsprachige Kinder, die innert drei oder vier MonatenDeutsch lernen und dem Unterricht folgen können, anderekönnen dies auch nach zwei oder drei Jahren nicht. Einillustrierendes Beispiel: Eine Schülerin von Urs von Bidderkonnte kein Deutsch, als sie in seine Klasse kam – heuteist sie Primarlehrerin in Binningen.

Hanspeter Wullschleger (SVP) hat von verschiedenerSeite gehört, es bestehe ein Problem und versteht nicht,weshalb man denn nichts ändern wolle. Vielleicht hättebei der Formulierung von Buchstabe a) auf die Regel-klassen eingegangen werden müssen, dass also der Ein-tritt in die Regelklasse von den Deutschkenntnissen ab-hängig gemacht wird. Trotzdem möchte er an seiner For-mulierung festhalten.

Josua Studer (SD) meint die Auswirkungen der mangeln-den Deutschkenntnisse sehe man tagtäglich. Dies zeigtsich im «Kebab-Deutsch». Die Schweizer Kinder könnenselbst nicht mehr richtig Deutsch, weil sie sich den ande-ren anpassen, damit sie noch integriert sind. Dem mussetwas Einhalt geboten werden.

Karl Willimann (SVP) meint, das Unverständnis kommedaher, dass der Vorstoss aus den Reihen der SVP stam-me. In die Richtung von Regula Meschberger meint KarlWillimann, sie solle einmal die Lehrmeister fragen, welcheLehrlinge aus dem A- und teilweise dem E-Niveau anstell-ten: Diese können grösstenteils nicht einmal korrekt einenBrief schreiben.

Eva Chappuis (SP) widerspricht Karl Willimann, es gehenicht darum, dass der Vorstoss von der SVP stamme – imGegenteil. Der zweite Teil, wenn Buchstabe a) gestrichenwird, liegt das Anliegen ganz auf der Linie der SP undman hätte allen Grund, die SVP in diesem Vorhaben zuunterstützen. Im vorschulischen Bereich hat man die For-derung bereits vor zwei Jahren erhoben. Aber den Schul-ausschluss, also den Kindern die Möglichkeit zu nehmen,Deutsch zu lernen, hält man für absurd. Deshalb stimmtman nur zu, wenn Buchstabe a) gestrichen wird.

://: Der Landrat lehnt die Überweisung der in ein Postulatumgewandelten Motion 2010/125 mit 55:22 Stimmenab.[Namenliste einsehbar im Internet; 10.58]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2507

46 2010/132

Interpellation von Urs Berger vom 25. März 2010:

Bund will Mittel für Tagesschulen streichen! Schriftli-

che Antwort vom 29. Juni 2010

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) bittet noch vor demInterpellanten um das Wort: Der Vorteil schriftlicher Inter-pellationsbeantwortungen ist zwar, dass man dabei präzi-ser sein kann; aber ein grosser Nachteil ist, dass biswei-len die Realität eine schriftliche Antwort ziemlich überholt– wie in diesem Fall.

Die regierungsrätlichen Antworten stimmen nämlichnicht mehr. Die eidgenössischen Räte haben im Oktober2010 der Verlängerung des Impulsprogramms um vierJahre bis 31. Januar 2015 zugestimmt. Damit steht nunein Verpflichtungskredit von CHF 220 Mio. zur Verfügung,was bedeutet, dass Gesuche, bei denen 2010 noch davonauszugehen war, dass sie nicht mehr bewilligt werdenkönnen, nun wieder auf der Warteliste stehen und dassauf sie bald eingetreten werden kann.

Urs Berger (CVP) ist froh über und dankbar für dieseEntwicklung. In diesem Sinne zeigt er sich von der Inter-pellationsbeantwortung befriedigt.

://: Damit ist die Interpellation 2010/132 erledigt.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 2508

47 2010/164

Motion von Marie-Theres Beeler vom 22. April 2010:

Gleichbehandlung von Schülerinnen und Schülern

von privater Trägerschaft im Bereich spezieller För-

dermassnahmen

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) teilt mit, dass der Re-gierungsrat die Motion ablehne, und verweist dazu auchauf die Beantwortung einer Frage von Elisabeth Augst-burger in der landrätlichen Fragestunde am 24. Februar2011.

Gemäss Bildungesetz sind für die Schülerinnen undSchüler an den öffentlichen Schulen der Unterricht unddie spezielle Förderung an der Volksschule und der Se-kundarstufe ll unentgeltlich.

Entscheiden die Eltern, dass ihr Kind eine Privatschu-le besucht, verzichten sie auf das gesamte Schulangebot

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2517

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

und somit auch auf die Angebote der speziellen Förde-rung. Sonst wäre die Steuerung nur sehr schwer zu be-werkstelligen. Immerhin richtet der Kanton an Eltern vonPrivatschüler(inne)n einen jährlichen Beitrag von CHF2'500 aus.

Die Verordnung über den Förderunterricht in Sprach-entwicklung und Kommunikation erfasst die logopä-dischen Massnahmen an Privatschulen mit, sie geht somitweiter als das Bildungsgesetz, welches die spezielle För-derung nur innerhalb der öffentlichen Schulen anbietet.Wenn man das Bildungsgesetz streng auslegt, bestehtdarauf kein Anspruch. Auch die Dienstleistungen desSchulpsychologischen Dienstes (SPD) können übrigensvon Privatschüler(inne)n genutzt werden.

Vor diesem Hintergrund und in Übereinstimmung mitdem klaren gesetzlichen Willen lehnt der Regierungsratdie Motion ab.

Marie-Theres Beeler (Grüne) schildert, wenn heute Lehr-person an einer Baselbieter Privatschule ein Schulkindbeim Schulpsychologischen Dienst anmelde und die Ab-klärung ergibt, dass das Kind eine therapeutische Unter-stützung im Bereich Logopädie oder Legasthenie brauche,bekomme die Schule seit zwei Jahren eine Aufforderung,das Kind auf eigene Kosten zu fördern.

Das ist weder im Kanton Basel-Stadt noch im KantonAargau der Fall: Dort ist das Anrecht aller Kinder auf glei-che Unterstützung garantiert. Im Aargau steht dies sogarim Bildungsgesetz: Alle Kinder, egal ob in öffentlichenoder privaten Schulen, haben zu gleichen BedingungenZugang zu Therapien und SPD. Die Steuerung des Ange-bots wird in diesen beiden Kantonen also ohne Problemebewältigt.

Aus der Antwort des Regierungsrates vom 24. Febru-ar 2011 auf die Frage von Elisabeth Augstburger gehthervor, dass der Regierungsrat spezielle Förderung beischulrelevanten Defiziten der Nachhilfe in einzelnen Fä-chern gleichsetzt. Es geht aber um etwas ganz Anderes:nämlich um Massnahmen, die einem Kind durch einekonzentrierte Intervention ermöglichen, dem Schulunter-richt später unter ähnlichen Voraussetzungen zu folgenwie alle anderen Kinder.

Die Motion verlangt eine Vereindeutigung der Grund-lagen im Bildungsgesetz, die letztlich Gerechtigkeit er-möglichen soll.

Besonders stossend ist die heutige Praxis gerade beiSchulen mit abgestuften Elternbeiträgen, die allen Kindernund Jugendlichen – und nicht nur solchen von betuchtenEltern – den Zugang ermöglichen wollen. Wenn im Be-reich Bildung gespart werden soll, dann sicher nicht aufder Primar- und Sekundarschulstufe durch solche engeGesetzesinterpretationen.

Es gilt nun, eine Ungerechtigkeit abzuschaffen, derenBegründung an den Haaren herbeigezogen wird, um einbisschen sparen zu können. Dem Ziel der Gleichbehand-lung aller Schüler zuliebe wird die Motion in ein Postulatumgewandelt.

Für Karl Willimann (SVP) liegt ein typischer Vorstossjener Leute vor, die das Weggli und den Batzen wollen.Denn es ist der freie Entscheid der Eltern, ihr Kind in einePrivatschule zu schicken. Sie fällen den Entscheid auf-grund von Überlegungen, wonach die Privatschule besse-re Voraussetzungen für ihr Kind bietet. Stellen sie fest,dass dort doch etwas fehlt, muss nun plötzlich der Staat

einspringen. Der Staat muss also jenen helfen, die ent-schieden haben, ihr Kind in eine «bessere» Schule zugeben.

Die Ausführungen der Regierung sind zutreffend undnachvollziehbar. Der Entscheid der Eltern für die Privat-schule gilt eben auch für den Förderbereich.

Die SVP-Fraktion lehnt den Vorstoss auch als Postu-lat ab, nicht zuletzt auch aufgrund der aktuellen Finanzla-ge.

Barbara Peterli (CVP) gibt bekannt, dass auch dieCVP/EVP-Fraktion den Vorstoss, auch als Postulat,grossmehrheitlich ablehne. Es ist ein freiwilliger Entscheidder Eltern, ob ihr Kind eine Privat- oder die Volksschulebesucht. Die CVP/EVP-Fraktion tritt klar und grundsätzlichfür die Stärkung der Volksschule ein.

Marc Joset (SP) erklärt, die SP-Fraktion stimme derÜberweisung des Vorstosses als Postulat zu, damit sau-ber geklärt werden kann, wo es noch allfällige Widersprü-che zwischen dem Bildungsgesetz und der Verordnunggibt. Der Regierungsrat hat mit der Formulierung «Wennman das Bildungsgesetz streng auslegt...» darauf schlies-sen lassen, dass ein gewisser Interpretationsspielraumbesteht. Man sollte eine saubere Auslegeordnung vorneh-men und allenfalls eine Neuformulierung des Bildungs-gesetzes bzw. der Verordnung erwägen; sie müssen je-denfalls übereinstimmen. Weil sie nicht zeitgleich verfasstworden sind, gibt es noch gewisse Ungereimtheiten, dienun aus dem Weg geräumt werden sollten.

Regina Vogt (FDP) teilt mit, dass die FDP-Fraktion denVorstoss nicht unterstützen werde. Der Verzicht auf dieInanspruchnahme des Volksschulangebots umfasst lautGesetz auch die Fördermassnahmen.

An einer Ausweitung des Förderangebots für Privat-schüler ist die Regierung zur Zeit, wie gehört, nicht inter-essiert; schliesslich ist das auch eine Kostenfrage.

Es ist aber nicht so, dass Schüler aus Privatschulenauf eine kompetente Abklärung durch den Schulpsycholo-gischen Dienst (SPD) verzichten müssen. Auch sie wer-den auf die entsprechenden Fördermassnahmen zuge-führt; aber wenn die Gesetzeslage so bleibt wie bisher,auf Kosten der Eltern.

Christoph Frommherz (Grüne) entnimmt den Worten desRegierungsrates, dass offenbar keine Gleichberechtigungbezüglich therapeutischer Angebote im Kanton herrsche.Die einen Eltern können diese Angebote nutzen, die an-deren müssen dafür bezahlen.

Die CVP sagt, sie sei für die Stärkung der öffentlichenSchule. Dem ist die These entgegenzuhalten, dass alleEltern, die ihre Kinder in private Schulen schicken, damitindirekt auch die öffentliche Schule stärken. Denn dieMittel, die dort zur Verfügung stehen, können so bessereingesetzt werden. Insofern ist es eine störende doppelteUngerechtigkeit, dass Eltern, die ihre Kinder in privateSchulen schicken, auch noch für therapeutische Angebotebezahlen müssen.

Eva Chappuis (SP) präzisiert, dass die Logopädie biszum Inkrafttreten des neuen Finanzausgleichs als sonder-schulische Massnahme galt.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112518

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Es ist auch heute noch so, dass die Gemeinden für Schü-lerInnen von Privatschulen die Kosten für diese Therapiediskussionslos übernehmen.

Für rein schulische Fördermassnahmen, also zusätzli-chen Unterricht, ist es undenkbar, dass die beiden Ebe-nen vermischt werden. Für therapeutische Massnahmenhingegen ist es möglich und wird in der Praxis auch sogehandhabt. Wird das Postulat überwiesen, kann demLandrat dazu eine Auslegeordnung vorgelegt werden.Über die armen, «verschupften» Privatschulkinderlein zujammern, ist aber nicht angezeigt.

Marie-Theres Beeler (Grüne) bestätigt, dass Logopädieauch für PrivatschülerInnen zugänglich sei. Aber anderssieht es bei den Diskalkulie- oder Legasthenieangebotenaus.

Zwischenruf Eva Chappuis (SP): Das ist keine Therapie!

Marie-Theres Beeler (Grüne) betont, diese Angeboteerbringe aber nicht die Schule selbst, sondern der SPDnehme zuerst eine Abklärung vor.

Das stimme nicht, wirft Eva Chappuis (SP) ein.

Regula Meschberger (SP) erklärt, zu den therapeuti-schen Angeboten gehörten Logopädie oder Psychomoto-rik. Alles andere – Diskalkulie, Legasthenie usw. – gehörtzu der speziellen Förderung, die die Schulleitung bewilligtund die in der Schule selber durchgeführt wird. Dafürbraucht es keine SPD-Abklärung.

://: Die in ein Postulat umgewandelte Motion 2010/164wird mit 42:30 Stimmen bei einer Enthaltung abge-lehnt.[Namenliste einsehbar im Internet; 11.15]

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 2509

48 2010/165

Postulat von Regina Vogt vom 22. April 2010: Ärzte-

mangel

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) erklärt, derRegierungsrat beantrage Überweisung und gleichzeitigeAbschreibung des Postulats.

Begründung des Regierungsrats vgl. Beilage 3.

Regina Vogt (FDP) ist mit der Abschreibung ihres Postu-lats nicht einverstanden. Sie dankt Regierungsrat UrsWüthrich für die schriftliche Begründung und erläutert denHintergrund ihres Vorstosses:

Es geht um die in den letzten Jahren steigende Ten-denz eines nachgewiesenen Ärztemangels. Insbesonderebei Hausärzten und in den Spitälern kann das Defizit vonfast 50 % fehlenden Assistenz- und Oberärzten nur mitausländischen Kräften abgedeckt werden. Die Deutschenwerden sich allerdings ihre besten Absolventen nicht mehr

lange von der Schweiz ausspannen lassen. Deshalb mussjetzt etwas geschehen.

2010 wollten 2'651 Schweizer Maturanden Medizinstudieren. Davon wurden über 75 % abgewiesen; darunter106 Baselbieter und 100 Baselstädter. Die UniversitätBasel mit ihrer Kapazität von 130 Plätzen kann also nichteinmal den eigenen Bedarf, geschweige denn jenen derNachbarkantone, decken.

Interessant zu wissen ist, dass die Schweiz fast amwenigsten Humanmediziner ausbildet, sondern von ande-ren Ländern profitiert. Laut der OECD liegt die Schweizdiesbezüglich auf dem drittletzten Platz von 26 Ländern.Der Regierungsrat weist darauf hin, dass es erst mit demAbschluss der Bologna-Reform möglich sein werde, denLehraufwand abzuschätzen. Das trifft hier aber nicht zu,denn die Planung des Bologna-Curriculums ist abge-schlossen. Schon 2012 werden die ersten Studierendenihr Arztdiplom nach Bologna erwerben.

Es geht im Postulat vor allem darum, dass die Uni-versität Informationen darüber liefert, wie gross die Lehr-kapazität an der medizinischen Fakultät aufgrund derVerträge mit den Professoren ist und zu welchem Anteildie vertraglich vereinbarte Lehrverpflichtung effektiv ge-leistet wird. Es gibt Informationen, wonach die meistenDozierenden bedeutend weniger Lehre leisten als dies inihren Verträgen festgelegt ist. Würde man allen ihre ver-traglich vereinbarte Lehrverpflichtung abverlangen, könn-ten auch mehr Studierende ausgebildet werden, was nota-bene auch zu einer Senkung der Ausbildungskosten füh-ren würde.

Es ist bekannt, dass die Spitäler an der klinischenAusbildung stark beteiligt sind. Aber die niedergelassenenÄrzte werden nicht oder nur marginal einbezogen. Wennder Regierungsrat schreibt, dass für praktizierende Ärzteein erheblicher Aufwand für die Ausbildung zu betreibensei, kann man darüber nur den Kopf schütteln: Mit praxis-bezogener Ausbildung will man ja eben das praktischeArbeiten lehren. Dem gehen eine Patientenvorstellungund eine Fallbesprechung voraus – genauso wie es auchim Spital gehandhabt wird.

Pro Ausbildungstag für einen Studierenden erhaltendie Praxisärzte eine Entschädigung von CHF 100. Dieintensive Ausbildung auf höchstem Niveau steht in keinemVerhältnis zu dieser Entschädigung. Die Hausärzte sindzu vielem bereit, um den medizinischen Nachwuchs si-cherzustellen. Diesen Aufwand für das Patientenwohl undfür die Sicherstellung der medizinischen Grundversorgungsind sie zu leisten bereit.

Von einem Alleingang des Kantons Basel-Landschaftkann nicht die Rede sein. Es geht um die Lehrkapazitätder Universität beider Basel, die vom Baselbiet zur Hälftegetragen und finanziert wird. So ist ein selbstbewusstesAuftreten und Nachfragen in Sachen medizinische Aus-bildungskapazität und Lehrauftrag gewiss nicht fehl amPlatz. Gespannt darf auf den Bericht einer SUK-Arbeits-gruppe zu diesem Thema gewartet werden.

Medizinische Fakultäten argumentieren, nur mit mehrGeld könne die Kapazität erhöht werden. Das trifft nichtzu, denn an den Universitäten ist mehr als genug Lehr-kapazität vorhanden. Die universitären Ressourcen wiePesonalausstattung, Karriere- und Betriebskredite werdenaufgrund des Forschungserfolgs und nicht aufgrund desEngagements in der Lehre zugeteilt.

Das Thema Ärztemangel im Bezug auf die Sicher-stellung des medizinischen Nachwuchs ist für die Zukunftzu ernst, als dass der Abschreibung des Postulats zu-

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2519

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

gestimmt werden könnte. Der Regierungsrat muss viel-mehr eine aktuelle Postulatsbeantwortung vorlegen: Wieviel Lehre wird durch die Universität effektiv geleistet?

Das Problem «Ärztemangel» geht alle an.

Beatrice Herwig (CVP) meint, der Ärztemangel sei eineTatsache – ob man das nun wahrhaben will oder nicht.Die Schweiz konnte diese Tatsache in den letzten Jahrenkaschieren, indem stets auf deutsche Ärzte zurückgegrif-fen wurde. Das wird aber in Zukunft nicht mehr der Fallsein, weil sie vermehrt im eigenen Land zurückbehaltenwerden.

Mit der Begründung des Abschreibungsantrags wollteder Regierungsrat wohl eher ein echtes Prüfen und Be-richten verhindern; salopp gesagt: Das Postulat soll abge-wimmelt werden. Die Regierung schreibt, «adäquate An-gaben zur Lehrkapazität [könnten] frühestens nach Um-setzung der Umstrukturierung Mitte 2011 gemacht wer-den». Weshalb kann das Postulat nicht überwiesen undmit seiner Beantwortung bis Mitte Jahr zugewartet wer-den, damit dann die gestellte Frage wirklich beantwortetwerden kann?

Weshalb brauchen praktizierende Ärzte eine erhebli-che Ausbildung, um Medizinstudenten in der Praxis aus-bilden zu können? Das ist nicht nachvollziehbar. Wennein Medizinstudent im Spital ausgebildet wird, wird erauch von Assistenzärzten begleitet, die meist wenigerBerufserfahrung haben als ein praktischer Arzt.

Letztlich ist der Kanton für das Gesundheitswesenverantwortlich, und es ist nicht sehr weitsichtig, die Fragenan den Bund abzudelegieren. Der Kanton muss sich über-legen, was er gegen den Ärztemangel unternehmen kann.Deshalb ist die CVP/EVP-Fraktion für die Überweisungdes Postulats zur umfassenden Prüfung und Berichter-stattung.

Thomas de Courten (SVP) kündigt an, die SVP-Fraktionwerde sich mehrheitlich für die Abschreibung des Postu-lats aussprechen; die Überweisung ist grundsätzlich unbe-stritten, denn das Problem «Ärztemangel» besteht tat-sächlich und muss angegangen und nicht an andere ab-geschoben werden.

Die Postulantin hat aus dem ganzen Problemkreisgenau einen Aspekt herausgegriffen, den sie näher unter-sucht haben möchte, nämlich die Ausbildungskapazitäten.Wenn die Regierung nun sagt, sie habe sich mit anderenKantonen abgesprochen, es liege allerdings für ein ge-meinsames Vorgehen mit gemeinsamen Ausbildungs-stätten noch kein Finanzierungskonzept vor und zudemsei auch der Handlungsspielraum der Kantone nicht sehrgross, dann ist das etwas wenig. Besser wäre, die Regie-rung würde sagen, sie erkenne das Problem und werde esfundiert angehen – nicht nur im Bereich der Ausbildung,sondern auch im Bezug auf die Attraktivität des Hausarzt-Berufs. In diesem Bereich könnte nämlich mit der ent-sprechenden Steuerung auch eine erhebliche Kostensen-kung im Gesundheitswesen erreicht werden. Die Stellungder Hausärzte gegenüber den Spitalärzten und den Spe-zialisten muss aufgewertet werden.

Insofern kann jenen durchaus Verständnis entgegen-gebraucht werden, die sagen, das Postulat könne nochnicht abgeschrieben werden. Aber eigentlich müsste mandas Problem grundsätzlicher angehen und ganzheitlichbetrachten.

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) begrüsst andieser Stelle das Büro des aargauischen Grossen Ratesauf der Tribüne und wünscht dessen Mitgliedern unter derLeitung von Grossratspräsidentin Patricia Schreiber einenangenehmen Aufenthalt im Nachbarkanton Baselland.[Applaus]

Lotti Stokar (Grüne) und ihre Fraktion sind für Stehenlas-sen des Postulats. Sie sind der Ansicht, das Problem seierkannt und es sei ganz wichtig, dass der Kanton Basel-land als Universitätskanton in diesem Bereich aktiv werde.Bei der Auswertung bezüglich der ersten Abgänger derBologna-Reform muss genau hingeschaut und geprüftwerden, was kurzfristig geändert werden kann, damitmehr Maturanden in den beiden Basel Medizin studierenmöchten und einen Studienplatz bekommen.

Pia Fankhauser (SP) erklärt, auch die SP-Fraktion seieinstimmig für die Überweisung des Postulats. Da derVorstoss eigentlich schon beantwortet ist, wäre es imSinne der Effizienz der Parlamentsarbeit sinnvoll, es ab-zuschreiben. Das ändert aber an der eigentlichen Pro-blemstellung nicht allzu viel.

Der Ärztemangel ist nicht nur eine Frage der Aus-bildung, sondern auch von ganz vielen anderen Faktoren.Am besten wäre es, Regina Vogt würde einen neuen,etwas weiter gefassten Vorstoss zur Fragestellung «Wel-che Ärzte wollen wir wann und wo?» einreichen.

Vor noch nicht allzu langer Zeit gab es einen Ärzte-Stopp: wegen der steigenden Gesundheitskosten müsseunbedingt auf die Bremse getreten werden, hiess es da-mals. Deshalb wurden Bewilligungen reduziert und derNumerus clausus eingeführt. Nun ist man offenbar ge-scheiter geworden und merkt, dass es zu wenige Ärztegibt...

Im Zusammenhang mit der vor der Einführung stehen-den neuen Spitalfinanzierung wird bei der Erstellung derSpitalliste darauf zu achten sein, ob alle Kliniken, die sichdarauf eintragen lassen wollen, auch ausbilden. DieseFrage ist im vorliegenden Postulat gar nicht angetönt,wäre aber sehr wichtig.

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) bemerkt, an die Gästeauf der Tribüne gewandt, er habe einmal erfolglos für denaargauischen Grossen Rat kandidiert. Als Folge hat erdann später sein politisches Glück im Baselbiet versucht.[Heiterkeit]

Informationen, die der Regierungsrat in einer Stellung-nahme zu einem Postulat wiedergibt, müssen aktuell sein.Er kann also keine Aussagen machen, die er erst ein Jahrspäter kennen wird. Im übrigen sei daran erinnert, dassdie Traktandierung der Geschäfte nicht vom Regierungs-rat, sondern von der Ratskonferenz vorgenommen wird.

Das Votum von Pia Fankhauser hat gezeigt, dass dasThema sehr weit gefasst ist. Es bestehen viele Wechsel-wirkungen, und es wäre zweckmässig, wenn auf derGrundlage des aktuellen Erkenntnisstandes ein neuerVorstoss eingereicht würde. Das wäre auch der Effizienzdes Ratsbetriebs dienlich. Mit der Abschreibung des Pos-tulats würde aber keinesfalls die Problematik des Ärzte-mangels abgeschrieben.

Regina Vogt (FDP) meint, mit einem neuen Vorstosswäre nichts gewonnen, sondern es würde nur noch längerdauern. Die Fragen im Postulat sind präzise gestellt. Sie

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112520

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

zielen auf Zahlen ab, die gemäss aktuellen Informationenvorhanden sind, dem Landrat aber vorenthalten werden.Deshalb ist das Postulat nicht abzuschreiben.

://: Das Postulat 2010/165 wird stillschweigend überwie-sen.

://: Den Antrag des Regierungsrates auf Abschreibunglehnt der Landrat mit 48:26 Stimmen bei einer Enthal-tung ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 11.32]

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

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Nr. 2510

49 2010/167

Postulat von Klaus Kirchmayr vom 22. April 2010:

Gleichbehandlung aller Schweizer Hochschulen be-

züglich Bologna-Punkten

Der Regierungsrat beantrage, so Landratspräsidentin

Beatrice Fuchs (SP), das Postulat zu überweisen undgleichzeitig abzuschreiben.

Begründung des Regierungsrats vgl. Beilage 4.

Klaus Kirchmayr (Grüne) entnimmt der Begründung,dass die Erfahrungen mit dem Bologna-System in einemsehr zentralen Punkt – nämlich der Förderung der Mobili-tät von Studierenden – sehr bescheiden ausgefallen sei-en. Somit lässt sich sagen, dass das Hauptziel derBologna-Reform nicht erreicht worden ist.

Ein Grund dafür ist, dass den Universitäten die Kom-petenz eingeräumt worden ist, quasi protektionistischeMassnahmen zu ergreifen, indem man ihnen erlaubt, zu-sätzliche Anforderungen in der Form sogenannter Credit-Punkte zu verlangen für Studierende, die bei ihnen studie-ren. Das führt konkret dazu, dass jemand, der Jus studiertund dies gerne während eines Semesters oder eines Jah-res in Genf tun möchte, dies nicht tun kann, ohne ein Jahrzu verlieren, weil die Universitäten immer einen Grundfinden, ihre Anforderungen höher zu schrauben. Dennjede Uni hält sich in einer Art Nabelschau für die beste,und deshalb müssen alle anderen schlechter sein, alsogibt es dafür weniger Punkte. Das führt letztlich dazu,dass die Studenten länger studieren, dass die Kostensteigen und dass der Austausch von Fähigkeiten zu kurzkommt.

Dabei wäre es doch sehr sinnvoll, dass ein in Baselausgebildeter Jurist einmal ein Jahr lang in Genf studierthat. Dass viele davon abgehalten werden, ist unhaltbar.Auch wenn in Basel vielleicht der Schwerpunkt eher aufdem Obligationenrecht liegt und in Genf eher auf deminternationalen Recht, sind doch heute die Studiengängederart atomisiert und in viele Kurse aufgeteilt, dass esnicht verständlich ist, weshalb im heutigen Umfang solcheZusatzanforderungen aufgestellt werden. Diesbezüglichwird komplett übermarcht, und damit unterlaufen die Uni-versitäten eigentlich die Bologna-Reform und ihre durch-aus erwünschten Zielsetzungen.

Deshalb darf das Postulat auf keinen Fall abgeschrie-ben werden. Die Erziehungsdirektoren- und die Hoch-schulkonferenz müssen dafür sorgen, dass die Hinder-nisse abgebaut werden.

Karl Willimann (SVP) konstatiert, die Zielsetzung derBologna-Reform, die erhöhte Mobilität national und inter-national, sei in keiner Art und Weise erfüllt worden. Dastrifft nicht nur für die Mobilität innerhalb der Schweiz, son-dern auch zwischen verschiedenen Ländern zu.

Kürzlich hat der ETH-Präsident in einem Gespräch dieTendenz bestätigt, dass sich die Universitäten nicht ein-mal gegenseitig die Bologna-Punkte anerkennen, sonderndie externen Semester sogar von Fall zu Fall abwertendbeurteilen. Das widerspricht der Zielsetzung der ganzenÜbung.

Wenn man weiss, welchen Aufwand die Hochschulenweltweit für diese Reform betrieben haben, ist das ganzenun nichts weiter als ein Schuss in ein Ofenrohr.

Man muss über die Bücher gehen, und wenn der Ans-toss dazu aus der Schweiz kommt, kann es nicht scha-den. Das Problem abzuschreiben, wäre falsch.

Marc Joset (SP) hat in einem Newsletter der Eidgenössi-schen Hochschulkonferenz gelesen, dass das auf euro-päischer Ebene vereinbarte Ziel von 20 % der Studieren-den, die ihr Studium mobil gestalten, gesamtschweize-risch erreicht worden sei. Es dürfte also schwierig werden,bei der Hochschulkonferenz etwas zu erreichen.

Auf der anderen Seite hat eine Umfrage unter denUniversitäten im Oberrheinraum – Karlsruhe, Freiburg,Strassburg und Basel – ergeben, dass die Mobilität nochsehr unbefriedigend sei. Die Studierenden machen vonden Möglichkeiten noch nicht im gewünschten AusmassGebrauch. Als Grund geben sie an, dass sie das Angebotnur nutzen würden, wenn der auswärts belegte Studien-gang tatsächlich einen Gewinn darstellte. Wenn aber nuran mehreren Orten gleiche Studiengänge parallel angebo-ten werden, bleiben die Studierenden lieber an ihrer ange-stammten Uni.

Anreize zu schaffen für vermehrte Mobilität und diedadurch erworbenen Punkte wirklich anzurechnen, dafürmüssen die einzelnen Fakultäten, die einzelnen Professo-ren sorgen. Auf sie Druck auszuüben, hat sich die Inter-parlamentarische Geschäftsprüfungskommission der Uni-versität Basel (IGPK Uni) vorgenommen, und sie hat diesauch schon getan. Es ist dort ein Dauerthema und wirdsicher auch bei der Beratung des nächsten Leistungsauf-trags wieder angesprochen. Die IGPK wird möglicher-weise Indikatoren verlangen, mit denen messbar wird, wiesehr die Professoren, die Fakultäten und das Rekorat sichdafür einsetzen, dass günstigere Bedingungen geschaffenwerden, um die Motivation unter den Studierenden füreine mobile Studiengestaltung zu erhöhen.

Die SP-Fraktion ist mit der Abschreibung einverstan-den, wird aber darauf achten, dass das Thema in derIGPK, zusammen mit Basel-Stadt, aufgenommen wird.

Judith van der Merwe (FDP) erklärt, die freisinnige Frak-tion sei für Abschreiben. Die Fragen sind beantwortet.Selbstverständlich muss man an dem Thema dranbleiben.

Viele Studierende haben durchaus die Erfahrung ge-macht, dass die Mobilität recht einfach möglich ist unddass man ohne weiteres auch an auswärtigen Hochschu-

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2521

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len die nötigen Punkte erwerben kann. Längst nicht allenStudierenden werden also Steine in den Weg gelegt.

Barbara Peterli (CVP) gibt bekannt, dass die CVP/EVP-Fraktion für Abschreiben stimmen werde, dem Anliegenaber grundsätzlich grosse Sympathien entgegenbringe.Das Thema ist nun platziert und wird weiter verfolgt.

Paul Wenger (SVP) findet, das Postulat dürfe auf keinenFall abgeschrieben werden. Die Anrechnung von Semes-tern an anderen Hochschulen darf nicht einzelnen Profes-soren überlassen werden. Das führt zu einem Wildwuchspar excellence.

Es muss sichergestellt sein, dass gewisse Semester,die mit einer bestimmten Anzahl Bologna-Punkten be-wertet werden, innerhalb der Schweiz uneingeschränktangerechnet werden – ohne jede Ausnahme. Sonst wer-den nur die Hochschulen gegeneinander ausgespielt.

Es gibt Beispiele, in denen eine Schweizer Hochschu-le ihren Studierenden gesagt hat, welche paar auslän-dische Hochschulen in Frage kämen und dass sie alleanderen nicht anerkennen würde. Es muss dafür eineGesamtregelung geben, die gewährleistet, dass der Aus-tausch von Studierenden problemlos möglich ist und dassdie Leistungsnachweise ausnahmslose gegenseitig aner-kannt werden.

Klaus Kirchmayr (Grüne) verleiht einer gewissen Fru-stration darüber Ausdruck, dass gewisse Fraktionen seineAnliegen als berechtigt anschauen, aber dennoch dasPostulat abschreiben und damit den nötigen Druck nichtaufrecht erhalten wollen.

Wird der heutige Zustand weiter beibehalten, beto-niert man damit Doppelspurigkeiten, die viel Bildungsgeldkosten, das gescheiter eingesetzt werden könnte. Soproduziert man nur Spardruck an anderer Stelle, einzigum ein ineffizientes System aufrecht zu erhalten. Im Sinneder Bildungsqualität und im Interesse der Studierendensollte das Postulat stehen gelassen werden.

Martin Rüegg (SP) als Sprecher einer SP-Minderheit istebenfalls gegen Abschreibung. Im Gesundheitswesenwird die Fallkostenpauschale propagiert...

Eine grundlegende Vorlesung wie «Einführung in dasschweizerische Obligationenrecht» kann in Genf wohlnicht viel anders aussehen als in Basel – ausser dass sieam einen Ort auf französisch, am anderen auf deutschgehalten wird. Es ist nicht einzusehen, weshalb die glei-che Vorlesung unterschiedlich bewertet werden soll.

Zumindest im eigenen Land sollte die volle gegenseiti-ge Anerkennung zu bewerkstelligen sein. Deshalb mussman am Thema dranbleiben.

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) berichtet, seine Töchterseien von ihren Auslandsemestern in Granada und Parisreichbeschenkt mit ECTS-Punkten zurückgekehrt.

Die Diskussion ist nötig und findet auch statt. Wennnun der Kanton Baselland, ein Nichtmitglied der Schwei-zerischen Universitätskonferenz (SUK), ein Postulat ste-hen lässt, hat das keinen Einfluss auf die Diskussionenund Beschlüsse, die bei der SUK angesiedelt sind.

Von einem absoluten Wildwuchs kann nicht die Redesein, sondern es bestehen Empfehlungen und Richtlinien.Als Grundlage für die Gewichtung von Studiengängendient deren Inhalt. Wer eine totale Standardisierung der

Punkte will, muss eine totale Standardisierung derStudien-Inhalte verlangen. Das kann aber wohl nicht dieZielsetzung sein.

Es ist eine Realität, dass sich Hochschulen im Wett-bewerb zu profilieren suchen – aber nicht mit der Absicht,möglichst viele Studierende fernzuhalten. Sondern miteiner speziellen Profilierung – dazu gehören auch dieBerufungen – soll die Rekrutierung zusätzlicher Studieren-der unterstützt werden.

Die Erfahrung zeigt wenig überraschend, dass dieMobilität im Bereich der Bachelor-Studiengänge tatsäch-lich nicht allzu hoch ist, dass sie aber bei den Master-Stu-diengängen zunehmend zu greifen beginnt, weil dort dieunterschiedlichen Profile der einzelnen Angebote deutli-cher werden.

Mit der Abschreibung werden nicht die Probleme ne-giert, sondern es wird klargestellt, dass die Problemstel-lung an den zuständigen Stellen, d.h. vor allem von derSUK, erkannt worden ist und behandelt wird. Es ist zuhoffen, dass in der Universitätskonferenz der KantonBasel-Landschaft in absehbarer Zeit stimmberechtigtesMitglied und nicht nur Gast ist.

://: Das Postulat 2010/167 wird stillschweigend überwie-sen.

://: Den Antrag des Regierungsrates auf Abschreibunglehnt der Landrat mit 44:31 Stimmen bei zwei Enthal-tungen ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 11.50]

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

*

Nr. 2511

Frage der Dringlichkeit:

67 2011/059

Interpellation von Hans-Jürgen Ringgenberg: Trans-

parenz zum Thema Bespielung von Augusta Raurica

durch das Theater Basel

Die Regierung sei mit Dringlichkeit einverstanden, gibt

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) bekannt.

://: Die Interpellation 2011/059 wird stillschweigend dring-lich erklärt.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

*

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112522

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Nr. 2512

Frage der Dringlichkeit:

68 2011/060

Postulat von von Josua Studer: Kreisel an der Kreu-

zung Baslerstrasse/Grabenring in Allschwil

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) erklärt, derRegierungsrat habe gegen Dringlichkeit nichts einzuwe-den.

://: Das Postulat 2011/060 wird stillschweigend dringlicherklärt.

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) wünscht alleneinen guten Appetit beim Mittagessen und vertagt dieSitzung um 11:55 Uhr.

Für das Protokoll:Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei

*

Nr. 2513

Begrüssung, Mitteilungen

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) teilt mit, dassIsaac Reber heute Nachmittag abwesend ist und deshalbein Ersatzmitglied ins Büro zu delegieren ist. Die Grünenschlagen dafür Stephan Grossenbacher vor.

://: Stephan Grossenbacher wird für die Nachmittagssit-zung stillschweigend anstelle von Isaac Reber insBüro des Landrates delegiert.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 2514

67 2011/059

Dringliche Interpellation von Hans-Jürgen Ringgen-

berg (SVP) vom 3. März 2011: Transparenz zum The-

ma Bespielung von Augusta Raurica durch das Thea-

ter Basel

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) gibt Regie-rungsrat Urs Wüthrich das Wort, um die dringliche Inter-pellation zu beantworten.

Wie Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) ausführt, sind we-der für das Römische Theater noch für Spezialproduktio-nen des Theaters Basel an diesem historischen Ort jeMittel aus der Staatskasse investiert worden – diese An-nahme ist nicht zutreffend.Für die Spielzeit 2011 war in Augusta Raurica gar keineProduktion des Theaters Basel vorgesehen. Man hat sichim neuen Leistungsauftrag darauf verständigt, dass dasTheater je nach Finanz- und Produktionskapazitäten inder Regel alle zwei Jahre in Augusta Raurica eine grösse-re Produktion realisieren würde.

Das Theater Basel hat seine Produktionen bisherimmer zu einem grossen Teil aus eigenen Mitteln und mitvollem Risiko selber (vor)finanziert. Das Nettoengagement(nach Abzug von Ticketeinnahmen, Beiträgen, Sponso-ring) zu Lasten des eigenen Budgets bzw. den Reservenbelief sich für «Carmina burana» auf Fr. 900'000 und fürdas «Alexanderfest» auf Fr. 700'000.

Die Beiträge des Kantons Baselland wurden aus demjeweiligen «Spielkredit» für Augusta Raurica finanziert.Dieser beträgt pro Spielzeit rund Fr. 600'000 und wird ausdem Lotteriefonds und nicht aus der Staatskasse alimen-tiert.

Aus dem Kredit müssen alle Aufwendungen für eineSpielzeit finanziert werden: Gastspiele und -produktionen,Werbung, Infrastruktur, Sicherheit, Verkehr, ÖV, die Ab-geltung an die Standortgemeinde Augst etc.

Die be iden Bei träge Basel lands aus denLotteriefonds-Mitteln in der Höhe von Fr. 300'000 und Fr.200'000 entsprechen weniger als 20% der Produktions-kosten. Aber es mussten fast 50% des jährlichen Spiel-kredits beansprucht werden.

Zur Erinnerung: Die Bespielung des Römischen Thea-ters in Augst wurde bisher ausschliesslich mit Mitteln ausdem Lotteriefonds finanziert.

Frage 1Warum will das Theater Basel freiwillig auf diese über denLotteriefonds BL mit Fr. 600'000 finanzierte Bespielungvon Augusta Raurica verzichten?

AntwortDas Theater Basel hat nie Fr. 600'000 bekommen undverzichtet daher nicht auf Geld, auf das es gar keinenautomatischen Zugriff oder Anspruch hatte.

Produktionen des Theaters Basel in Augusta Rauricasind nur möglich, wenn die Grundfinanzierung des künst-lerischen und technischen Betriebs stabil ist und der fi-nanzielle Spielraum die Finanzierung zusätzlicher Produk-tionen überhaupt zulässt. Dies setzt gesicherte Subventio-nen bzw. Betriebsmittel auf dem Stand Spielzeit 2010/11voraus. Diese sind im Moment nicht mehr gesichert, weilauch die vorhandenen Reserven in den letzten Jahrenkonsumiert werden mussten.

Konsequenterweise sind Produktionen in der bisheri-gen Qualität, unter Berücksichtigung der Kostenfolgenund des Kostenrisikos – Stichwort «Wetter» –, in AugustaRaurica vorerst weder finanziell noch personell mehr mög-lich.

Zur speziellen Finanzierungsproblematik ist, im Sinneeiner Klammerbemerkung, festzuhalten, dass die Seefest-spiele in Thun oder am Walensee oder die Freilichtauffüh-rungen im Ballenberg massiv teurer zu stehen kamen alsdie bisherigen Aufführungen in Augusta Raurica. Dieszeigt, dass solche Veranstaltungen nie ein wirkliches Ge-schäft darstellen, selbst wenn sie ausverkauft sind.

Frage 2Was hat es mit den von der Regierung genannten Mehr-kosten auf sich?

Frage 3Lassen sich diese Mehrkosten nicht auch über den Lotte-riefonds BL finanzieren?

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2523

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AntwortAus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass selbst deutlichbis massiv erhöhte Beiträge des Lotteriefonds Basellandan solche Produktionen das hohe Risiko und die zusätzli-chen Kosten der Produktionen nicht absichern könnten.

Frage 4Warum setzt sich die Regierung nicht dafür ein, dieseseparat finanzierte Bespielung von Augusta Raurica zubehalten?

AntwortDie Bespielung des Römischen Theaters in Augst be-schränkt sich nicht auf Produktionen des Theaters Basel,sondern orientiert sich an einem umfassenden Bespie-lungskonzept. Die Spielzeit muss verschiedenen Kriteriengenügen: Programmvielfalt, Publikumsinteressen, infra-strukturelle Rahmenbedingungen, beschränkte Anzahl derVorstellungen und Rücksicht auf die Nachbarschaft.

Eine einseitige Ausrichtung der Mittel auf das TheaterBasel war nie geplant und würde den Rahmen des jetzi-gen Bespielungskredites massiv überschreiten. Im Übri-gen ist bei der Zuteilung der Mittel auch an die anderenVeranstalter im Kanton zu denken. Es würde nicht aufVerständnis stossen, wenn überdurchschnittlich hoheMittel einseitig zu Gunsten des Theaters Basel am Auf-führungsort Augusta Raurica eingesetzt würden.

Frage 5Will das Theater Basel das Baselbiet mit diesem Ent-scheid «abstrafen»?

AntwortSonderproduktionen des Theaters Basel in Augusta Rau-rica wurden immer freiwillig, auf eigenes Risiko und unterAuflösung der eigenen Reserven realisiert. Es wurde im-mer offengelegt, dass die Präsenz in Augusta Rauricaohne erhöhte Subventionen nicht mehr möglich sein wer-de.

In der Landratsvorlage ist ausdrücklich festgehalten,dass eine allfällig erhöhte Subvention Basellands zum Teilfür Augusta Raurica reserviert worden wäre.

Das Theater hat nach dem Wegfall der zusätzlichenMittel Basellands konsequenterweise gar keine Wahl undkann folglich auch keine Strafaktion inszenieren.

Frage 6Ist das Theater Basel nicht sogar mehr denn je auf sepa-

rat gesponserte Aufführungen angewiesen?

AntwortDiese Feststellung stimmt. «Gesponserte Aufführungen»können allerdings nur auf einer gesicherten Betriebsmittel-basis bzw. als Zusatz zum normalen Spielbetrieb erfolgen.Diese Voraussetzungen sind zur Zeit nicht erfüllt.

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) fragt den Inter-pellanten an, ob er mit der Antwort zufrieden sei, einekurze Erklärung abgeben wolle oder die Diskussion ver-lange.

Interpellant Hans-Jürgen Ringgenberg (SVP) verlangtdie Diskussion.

://: Der Diskussion wird stillschweigend stattgegeben.

Hans-Jürgen Ringgenberg (SVP) dankt RegierungsratUrs Wüthrich für die Antworten. Allerdings sind diese fürihn überhaupt nicht zufriedenstellend.

Zunächst kommt er auf die Fr. 600'000 zu sprechen.Vor zwei Jahren war dieser Betrag im Lotteriefonds-Bud-get eingestellt. Dann wurde argumentiert, es lasse sichnicht jedes Jahr eine solche Zuwendung aus dem Lotterie-fonds finanzieren. Anschliessend wurde der Betrag imJahr 2010 in die Laufende Rechnung aufgenommen. DieRechnung 2010 liegt noch nicht vor. Es ist aber davonauszugehen, dass der Betrag, der dort eingestellt wurde,auch gebraucht worden ist. Im Voranschlag 2011 wurdeder Betrag nicht mehr in der Laufenden Rechnung, son-dern wieder im Lotteriefonds eingestellt. Es war also inden vergangenen Jahren ein ständiges Hin und Her.

Das Geld ist durchaus dem Lotteriefonds zu entneh-men. Den Hinweis Regierungsrat Wüthrichs, wonach ausRücksicht auf andere Empfänger nicht eine Institutionüber Gebühr begünstigt werden könne, kann Hans-JürgenRinggenberg so nicht stehen lassen. Wie er bereits mehr-fach beklagt hat, geht über die Hälfte der Gelder an Emp-fänger ausserhalb des Kantons. Es entspricht einem gros-sen Anliegen der SVP-Fraktion, dass die Gelder vermehrtfür Produktionen innerhalb des Kantons eingesetzt wer-den. Ausgerechnet jener Betrag, der endlich einmal füreine Produktion in Baselland vorgesehen ist, wird nungestrichen. Das ist ein Widerspruch und überhaupt nichtnachvollziehbar. Auch die Erklärung Regierungsrat Wü-thrichs, wonach dem Theater sogar Mehrkosten entstün-den, lässt sich nicht nachvollziehen. Es ist schwer vorstell-bar, dass das Theater auf die vom Baselbiet zur Verfü-gung gestellten Fr. 600'000 verzichtet und lieber Produk-tionen aufführt, für die gar kein Geld vorhanden ist oderfür die das Geld aus anderen Mitteln stammt. Es wirdauch immer wieder vergessen, dass der Kanton jedesJahr 4 Mio. Fr. aus der Kulturvertragspauschale an dasTheater zahlt.

Im Abstimmungskampf wurde stets gesagt, das Thea-ter sei auch für die Baselbieter Bevölkerung und nicht nurfür die Stadtbevölkerung da. Ausgerechnet die einzige inBaselland stattfindende Bespielung soll nun aber gestri-chen werden.

Hans-Jürgen Ringgenberg äussert ausdrücklich denWunsch, dass das Geld aus dem Lotteriefonds für Pro-duktionen im Kanton eingesetzt wird. Er nimmt die Inter-pellationsantwort so entgegen, ist aber mit dieser selbst-verständlich nicht zufrieden.

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) gibt Hans-Jürgen Ring-genberg seine Stellungnahme gerne noch schriftlich ab,denn offenbar sei es ihm nicht gelungen, die Fakten deut-lich zu machen und gewisse Fehlinterpretationen zu kor-rigieren.

Nochmals: Die Bespielung des Römischen Theatersist in den letzten Jahren stets aus dem Lotteriefonds fi-nanziert worden. Es hatte einmal die Absicht bestanden,das Ganze ins ordentliche Budget überzuführen, aberaufgrund der knappen Finanzen wurde der Betrag weiter-hin dem Lotteriefonds entnommen.

Die Mittel von Fr. 600'000 sind nie an das TheaterBasel geflossen. Im einen Jahr sind Fr. 200'000 an dasTheater Basel bezahlt worden, im anderen Jahr Fr.300'000. Die übrigen Mittel sind für alle anderen Auffüh-rungen in Augusta Raurica verwendet worden. Der Blick indas Programm zeigt, dass nicht nur das Theater Basel

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112524

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dort Produktionen zur Aufführung bringt, sondern einebreite Palette anderer Veranstalter.

Die Produktionskosten von «Carmina burana» betru-gen 1,4 Mio. Fr. und jene des «Alexanderfestes» 1,2 Mio.Fr. Von daher nutzt es nichts, dem Theater Fr. 200'000weiterzugeben. Die aktuellen knappen Finanzen desTheaters Basel lassen es gar nicht zu, solche Zusatz-produktionen zu finanzieren.

Anders präsentierte sich die Situation, wenn Hans-Jürgen Ringgenberg in einem Vorstoss verlangen würde,aus dem Lotteriefonds den Betrag von 1,4 Mio. Fr. bereit-zustellen, damit das Theater Basel auch in Zukunft eineSpezialinszenierung in Augusta Raurica machen könnte.Dann allerdings müsste sich die Regierung darauf ver-ständigen, ob ein solcher Zusatzposten im Lotteriefonds-Budget überhaupt Platz hätte.

Hans-Jürgen Ringgenberg (SVP) dankt RegierungsratUrs Wüthrich für diese Präzisierung. Namentlich dessenletzte Bemerkung war interessant.

Er möchte zum Thema noch zwei Sätze sagen: DieLotteriefonds-Gelder sollen im Baselbiet bleiben. Überden Lotteriefonds entscheidet der Regierungsrat.

Karl Willimann (SVP) stellt fest, das jährliche Budget desDreispartenhauses betrage 55 Mio. Fr. Die Oper machtjährlich Dutzende Produktionen. Wenn eine Produktionnun über 1 Mio. Fr. kostet, dann müsste doch das Budgetüber 100 Mio. Fr. betragen. Mit diesen Angaben kannetwas nicht stimmen.

Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) schlägt vor, dass er amRande einer Sitzung der Finanzkommission einmal mitden Herren Ringgenberg und Willimann, allenfalls nochmit weiteren Interessierten, zusammensitzt, um das De-tailbudget für die Bespielung des Römischen Theaters inAugusta Raurica zu erläutern.

Keine weiteren Wortbegehren.

://: Damit ist die Interpellation 2011/059 beantwortet.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Nr. 2515

68 2011/060

Dringliches Postulat von Josua M. Studer (SD) vom 3.

März 2011: Kreisel Baslerstrasse / Grabenring

Wie Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) mitteilt, istder Regierungsrat bereit, das Postulat entgegenzuneh-men.

Aus dem Plenum erhebt sich dagegen kein Widerspruch.

://: Damit ist das Postulat 2011/060 stillschweigend über-wiesen.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

Nr. 2516

50 2010/185

Motion von Daniela Gaugler vom 6. Mai 2010: Kosten-

deckende Lektionenpauschalen für Unterricht in

Deutsch als Zweitsprache

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) teilt mit, dassdie Regierung die Motion ablehne. Sie gibt RegierungsratUrs Wüthrich das Wort, um die Ablehnung zu begründen.

Wie Regierungsrat Urs Wüthrich (SP) vorab bemerkt,konnte im Zusammenhang mit der Diskussion des Vor-stosses von Hanspeter Wullschleger übereinstimmendfestgestellt werden, wie wichtig es ist, Hürden abzubauen,welche den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler bein-trächtigen, wobei die Sprache dabei sehr Zentrales ist.

Gestern hatte der Bildungsdirektor zudem die Gele-genheit, an einem Anlass von «Economiesuisse» zurZukunft der Berufslehren Stellung zu nehmen. Überein-stimmend wurde festgestellt, dass das Bildungspotenzialder Schweiz ausgeschöpft werden müsse, wenn sie eineZukunft haben wolle. Es kann nicht sein, dass bis zu 50%der höher qualifizierten Fachkräfte im Ausland rekrutiertwerden müssen, weil die Schweiz nicht in der Lage ist,genügend Fachkräfte auszubilden. Konsequenterweisekann die Schweiz es sich gar nicht leisten, einzelne Schü-lerinnen und Schüler unterwegs zu verlieren bzw. derenChancen zu beinträchtigen.

Der Regierungsrat lehnt diese Motion ab, weil – aufder Grundlage der Verfassung – im Bildungsgesetz derAnspruch verankert ist, dass alle Kinder das Recht haben,die Volksschule unentgeltlich zu besuchen. Zur Volks-schule gehört auch die spezielle Förderung; Deutsch alsZweitsprache (DaZ) ist ein Teil davon.

Die Unentgeltlichkeit des Schulunterrichts ist ein wich-tiges – übrigens liberales – Rechtsgut, das es unbedingtzu verteidigen gilt. Wenn damit begonnen wird, einzelneTeile des Bildungsangebotes kostenpflichtig zu machen,würde eine endlose Diskussion beginnen. Vor allem wür-de dies einen grossen Rückschritt hinsichtlich Ausschöp-fung des Bildungspotenzials bedeuten.

Der Kanton muss ein hohes Interesse daran haben,dass die Integration möglichst rasch stattfindet. Es sollnicht allein dem Verantwortungsbewusstsein und denfinanziellen Möglichkeiten der Eltern überlassen werden,ob sie ihren Kindern diesen Beitrag überhaupt bezahlen.Es ist unverzichtbar, diesen Nachteil in der Bildungsge-rechtigkeit – nämlich Defizite in Sachen Sprache – mög-lichst rasch aufzuholen. Auch ist es wichtig, dass der Kan-ton Baselland sich hier nicht in eine Sonderposition ma-növriert. Der Kanton muss mit Blick auf die individuellenBildungschancen, aber auch aus gesamtwirtschaftlichenÜberlegungen ein hohes Interesse daran haben, dafür zusorgen, dass die Kinder sehr rasch in der Lage sind, demUnterricht zu folgen.

Motionärin Daniela Gaugler (SVP) bittet den Landrat, ihreMotion zu überweisen. Sie und viele andere können nichtverstehen, wieso die Steuerzahler dafür aufkommen müs-sen, dass alle Kinder bei der Einschulung die Landes-bzw. die Kantonssprache beherrschen. Es sollte vertretbarsein, dass die Nutzer bzw. Erziehungsberechtigten füreinen Kurs vor der Einschulung oder für den DaZ-Unter-richt neben dem Schulunterricht einen angemessenen

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2525

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Beitrag leisten, zumal im Bildungsgesetz Spielraum dafürvorhanden ist.

Im benachbarten Ausland wird beispielsweise wäh-rend des Kindergartens, der nicht gratis ist, ein Deutsch-kurs angeboten. Oder die Kinder werden um ein Jahrzurückgestellt, damit sie die Sprache lernen. Es geht alsoauch anders.

Es gibt das Sprichwort «Was nichts kostet, ist nichtswert». Der Beitrag der Eltern bringt vielleicht auch mehrLeistung hervor, die deutsche Sprache zu lernen.

Eva Chappuis (SP) hat es angesichts dieses Vorschlagstatsächlich die Sprache verschlagen. [Heiterkeit]

Es handelt sich in ihren Augen und auch in den Au-gen der SP-Fraktion um einen grossen Affront, wenn manplötzlich auf die Idee kommt, Angebote der Volksschule,die grundsätzlich gratis ist, für einen gewissen Teil derBevölkerung nicht mehr gratis anzubieten.

Wo werden die Grenzen gesetzt, wenn beispielsweiseein Schweizer Kind das Einmaleins nicht begreift? Bedeu-tet das, dass es keine spezielle Förderung mehr be-kommt? Wenn man so zu argumentieren anfängt, gibtman tatsächlich den Gedanken der Volksschule auf.

Die SP-Fraktion wird die Motion einstimmig nichtüberweisen. Sie hofft, dass es Daniela Gaugler und ihrenMitstreitern nie passieren wird, dass sie in einen fremdenSprachraum ziehen müssen, wo sie auf solche Haltungenstossen.

Laut Jürg Wiedemann (Grüne) verlangt Daniela Gauglermit ihrem Vorstoss zwei Punkte:

Zum einen soll Deutsch als Zweitsprache (DaZ) nunplötzlich etwas kosten. Es ist daran zu erinnern, dass dieSchülerinnen und Schüler unter vielen Fächern wählenkönnen. So gibt es Freifachangebote wie Gartenbau, Hip-Hop-Tanzen, Theaterkurse, Chorsingen – und auch DaZ.Er erachtet es als starkes Stück von Daniela Gaugler,dass sie hier eine Zweiteilung macht und die ausländi-schen Kinder derart anders behandelt als die SchweizerKinder. Für ihn stellt dies eine sehr verwerfliche Haltungdar.

Zum anderen grenzt Daniela Gaugler in ihrem Vor-stoss Kinder aus dem Kindergarten aus, indem sie ver-langt, dass Kinder den Kindergarten nicht besuchen dür-fen, wenn sie kein Deutsch verstehen. Die Kinder seienangehalten, in dieser Zeit Deutsch zu lernen. Sollen dieKinder denn einen Migros-Kurs besuchen, um Deutsch zulernen? Die Kinder lernen doch nie besser Deutsch, alswenn sie den Kindergarten besuchen.

Es handelt sich um eine hochgradige Ausgrenzungs-politik, die Daniela Gaugler mit ihrem Vorstoss betreibt.

Die grüne Fraktion lehnt die Motion einstimmig ab.

Barbara Peterli (CVP) erklärt, die Überlegungen derCVP/EVP-Fraktion gingen in die gleiche Richtung wie jeneJürg Wiedemanns.

Ihr sind als Gedanken durch den Kopf gegangen,dass keine Ungleichbehandlung und keine Diskriminie-rung bestehen dürfen. Auch ist es für Eltern nicht nach-vollziehbar, warum gewisse Massnahmen etwas kostenund andere nicht. Es dürfen auch keine Integrationshür-den bestehen – der Weg dorthin führt über eine Stärkungder Volksschule.

Im Übrigen empfiehlt sie, Vorstösse dieser Art imMoment grundsätzlich zu unterlassen, denn das Riesen-

projekt Harmos ist in Vorbereitung und muss funktionie-ren.

Bei den ganzen Überlegungen muss das Kind imZentrum stehen. Und kann das Kind etwas dafür, dassseine Eltern fremdsprachig sind?

Oskar Kämpfer (SVP) bemerkt zu Eva Chappuis, er seitatsächlich schon in die Situation gekommen, sich in ei-nem fremden Sprachgebiet aufzuhalten, nämlich währenddreier Jahre in Mexiko.

Er sorgte dafür, dass seine Kinder Spanisch spra-chen, bevor sie dort die Schule besuchten. Nicht das LandMexiko sorgte also dafür, dass seine Kinder zum Zeit-punkt des Kindergartenbesuchs Spanisch sprachen; viel-mehr hatte er selbst ein Interesse daran, dass seine Kin-der sich dort integrieren konnten.

So hat er persönlich auch kein Problem damit – diesan die Adresse Jürg Wiedemanns –, wenn das eine ver-werfliche Haltung sein soll.

Für ihn ist klar, dass es sich bei dieser Motion um einezwingende Notwendigkeit handelt.

Regina Vogt (FDP) erklärt, eine Kernaussage in dieserSache sei, dass die Volksschule per Gesetz gratis ist.Wenn auch für gewisse Äusserungen Verständnis aufge-bracht werden kann, ist es doch so, dass das Gesetz gilt.Auch erachtet die FDP-Fraktion es als obsolet, die Motionangesichts der Einführung von Harmos zu überweisen.

Die FDP-Fraktion lehnt die Motion ab.

Christine Koch (SP) fragt Daniela Gaugler, wie diefremdsprachigen Kinder Deutsch lernen sollten, wennihnen der Besuch des ersten Kindergartenjahres verwehrtwürde. Die Kinder würden später Deutsch lernen, und beiSchuleintritt würden sie die Sprache schlechter beherr-schen – gerade dann, wenn sie Lesen und Schreibenlernen sollten.

Wenn Daniela Gaugler glaubt, dadurch lasse sichGeld sparen, ist sie auf der falschen Schiene. Sprachensollten möglichst früh und schnell erlernt werden. Wirddies erschwert, kostet das später viel mehr Geld.

Daniela Gaugler (SVP) schlägt vor – dies an die AdresseChristine Kochs –, man könnte anstelle des ersten Kinder-gartenjahres einen Vorkurs anbieten, aber eben nichtgratis.

Bea Fünfschilling (FDP) weist darauf hin, dass es nachder Harmos-Abstimmung kein freiwilliges Kindergartenjahrmehr gibt und der Schuleintritt mit dem ersten Kindergar-tenjahr nun gesetzlich verankert ist.

Auch sie findet den Vorstoss schlecht, denn dieVolksschule soll nicht für Teile der Bevölkerung im Ange-bot kostenpflichtig werden, ganz gleich, um welche Bevöl-kerungsteile es sich dabei handelt.

Keine weiteren Wortbegehren.

://: Der Landrat lehnt die Motion 2010/185 mit 51:18 Stim-men bei einer Enthaltung ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 14.33]

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112526

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Nr. 2517

51 2010/131

Interpellation der SVP-Fraktion vom 25. März 2010:

Folgen der Personenfreizügigkeit für den Kanton Ba-

selland. Schriftliche Antwort vom 15. Juni 2010

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) fragt den Inter-pellanten an, ob er mit der Antwort zufrieden sei, einekurze Erklärung abgeben wolle oder die Diskussion ver-lange.

Interpellant Thomas de Courten (SVP) will eine kurzeErklärung abgeben.

Er dankt dem Regierungsrat für die Beantwortung derFragen. Zufrieden kann er allerdings damit nicht sein,hätte er doch eigentlich mehr erwartet als eine Wiederga-be des SECO-Berichtes 2010. Klar ist auch, dass derBericht des SECO etwas einseitig ausgefallen ist, wurdeer doch in den Berner Amtsstuben verfasst, wo sich vieleBefürworter der Personenfreizügigkeit finden.

Der aktuelle Vorstoss ist nicht zuletzt entstanden, weilThomas de Courten gerne gewusst hätte, wie die Situati-on spezifisch im Kanton Baselland aussieht.

Sorgen bereitet ihm der Wanderungssaldo derSchweizer Bevölkerung, welcher ausweist, dass zuneh-mend Schweizer wegziehen, wohingegen jener der aus-ländischen Bevölkerung stark positiv ist. Die Anzahl derGrenzgänger hat in den letzten Jahren massiv zugenom-men. Auch werden die schweizerischen Sozialwerke in-nerhalb der Wirtschaftskrise massiv belastet durch Perso-nen, die zugezogen sind und hier nur kurz gearbeitet ha-ben. Am meisten hat ihn die relativ resignative Schluss-bemerkung gestört, wonach der Kanton hier auch keinenHandlungsspielraum habe. Er wünscht sich, dass derRegierungsrat hier aktiver ist und genauer hinschaut.

://: Damit ist die Interpellation 2010/131 erledigt.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

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Nr. 2518

52 2010/253

Postulat von Bruno Baumann vom 24. Juni 2010:

Missbräuche bei der Personenfreizügigkeit

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) teilt mit, dassder Regierungsrat das Postulat ablehnt. Sie gibt Regie-rungspräsident Jörg Krähenbühl das Wort, um die ableh-nende Haltung der Regierung zu begründen.

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) erklärt, derRegierungsrat sei sich der eng verwandten Problematikvon Schwarzarbeit und Lohndumping – auch durchScheinselbständigkeit – sehr wohl bewusst und habederen Bekämpfung schon seit längerer Zeit hohe Prioritäteingeräumt. Diesbezüglich sei auf die schriftliche Beant-wortung der Interpellation von Andreas Giger, Massnah-men gegen die Scheinselbständigkeit, vom 16. Februar2011 (2010/405) verwiesen.

Die gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere dieje-

nigen des öffentlichen Beschaffungswesens, sind für alleUnternehmungen und somit für alle Marktteilnehmer diegleichen. Es besteht keine Rechtsungleichheit, wie diesim Postulat moniert wird.

Die Missachtung und somit die Verletzung der gesetz-lichen Bestimmungen, zum Beispiel durch Scheinselb-ständigkeit, entsteht erst in der Phase der Leistungser-bringung, also nach der Auftragserteilung bzw. nach derVertragsunterzeichnung.

Verfehlungen und Verstösse sind vor allem im Bau-nebengewerbe zu verzeichnen, welches im Vergleich mitdem Bauhauptgewerbe anteilsmässig auch viel mehr Ar-beitstage von Entsandten verzeichnet.

Der Anteil der öffentlichen Hand am Auftragsvolumenim Hochbau und somit auch am Baunebengewerbe istbedeutend kleiner als derjenige privater Bauherrschaften.(im Verhältnis ca. 85% private und ca. 15% öffentlicheund somit dem öffentlichen Beschaffungswesen unter-stellte Bauherrschaften).

Zum Postulat 2010/253 ist Folgendes zu bemerken:Es ist Usanz im öffentlichen Beschaffungswesen –

gestützt auf die gesetzlichen Bestimmungen –, spezifi-sche Bestätigungen und Nachweise betreffend Einhaltungder Arbeitsbedingungen zu verlangen, welche den Ange-botsunterlagen beizulegen sind. Diese sind für die Verga-be eines Auftrages mitbestimmend.

Mit der am 1. Januar 2011 in Kraft getretenen Wei-sung des SECO zum «Vorgehen zur Überprüfung derselbständigen Erwerbstätigkeit», welche den Vollzugs-organen eine effiziente Bekämpfung von Missbräuchenermöglicht, wird die im Postulat geforderte Interventionbeim SECO hinfällig.

Die vorgängig erwähnte Weisung des SECO gibt zuHanden der Kontrollorgane Empfehlungen zur Überprü-fung der Selbständigkeit, im Rahmen von Kontrollen vorOrt, ab. Die Kontrollen vor Ort werden im Kanton Ba-sel-Landschaft durch Inspektoren des KIGA Basellandund von der Zentralen Paritätischen Kontrollstelle (ZPK)vorgenommen.

Wird im Rahmen einer Kontrolle vor Ort oder einerschriftlichen Kontrolle eine Scheinselbständigkeit fest-gestellt, so erfolgt eine strikte Sanktionierung durch dasKIGA Baselland.

Im Sinne einer vorsorglichen Massnahme könnenScheinselbständige von der Baustelle bzw. vom Arbeits-platz weggewiesen werden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass derRegierungsrat das Postulat ablehnt,– weil der Regierungsrat der Bekämpfung der Schein-

selbständigkeit und, damit eng verbunden, auch desLohndumpings sowie der Schwarzarbeit hohe Prioritäteinräumt und in den vergangenen Jahren mit griffigenMassnahmen einen wirkungsvollen Vollzug der flan-kierenden Massnahmen ermöglichte;

– weil mit der per 1. Januar 2011 in Kraft getretenenWeisung des SECO ein griffiges Instrument für denVollzug zur Verfügung steht;

– weil die im Postulat genannten Anliegen, in Kombina-tion mit der erwähnten schriftlichen Beantwortung derInterpellation von Andreas Giger, erfüllt sind.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2527

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Bruno Baumann (SP) dankt Regierungspräsident JörgKrähenbühl für die Antwort. Er hofft auf dessen Verständ-nis, wenn er damit nicht zufrieden ist, denn er hat eineandere Meinung. Missbräuche bei der Personenfreizügig-keit durch EU-Bürger nehmen enorm zu. Diese Tatsachegefährdet einheimische Arbeitsplätze.

Die SP und die Gewerkschaften haben den bilatera-len Verträgen und der Personenfreizügigkeit nur unterdem Vorbehalt zugestimmt, dass Lohndumping und Be-trug durch verbindliche Begleitmassnahmen bekämpftwerden. Leider hat der Bund in dieser Hinsicht überhauptnicht vorwärts gemacht. SP und Gewerkschaften habenimmer wieder signalisiert, dass sie Missbräuche nichtdulden werden. Ohne Rahmenbedingungen sind die hiesi-gen Arbeitsplätze in Gefahr. Kontrollen auf Baustellenzeigen, dass gehandelt werden muss. Offenbar habenaber noch nie Sanktionierungen stattgefunden, obwohlMissbräuche ganz klar aufgezeigt worden sind. MassiveRechtsungleichheiten zu Lasten einheimischer Betriebegefährden Arbeitsplätze und Lehrstellen.

Für die SP und die Gewerkschaften ist klar, dass dasUnterlaufen der verbindlichen Mindestbestimmungen derschweizerischen Gesamtarbeitsverträge, um günstigerund billiger zu arbeiten, verhindert werden muss. So müs-sen stärker als bisher saubere und regelmässige Kon-trollen durch das KIGA durchgeführt werden. Die Inter-essen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind nämlichdieselben – saubere Verhältnisse auf dem Arbeitsmarktund gleich lange Spiesse für alle.

SP und Gewerkschaften erwarten vom zuständigenRegierungsrat, dass er durch die Entgegennahme desPostulates ein starkes Zeichen für den Werkplatz Schweizund vor allem für Baselland setzt. Mit der Überweisungdes Postulates wird der Regierungsrat beauftragt, beimBund und beim SECO zu intervenieren, um deutlich zumachen, dass Baselland keine Missbräuche bei der Per-sonenfreizügigkeit duldet. Auch soll beim Bund Druckgemacht werden, dass ausländische Verbände schweize-rische Gesamtarbeitsverträge nicht anfechten können.

Bruno Baumann bittet, der Überweisung seines Pos-tulates zuzustimmen.

Thomas de Courten (SVP) muss Bruno Baumann Goe-thes Worte zurufen «Herr, die Not ist gross! Die ich rief,die Geister, werd’ ich nun nicht los.»Das Ganze ist eine Folge der Personenfreizügigkeit, wel-che die SP immer befürwortet hat. Die SVP hatte vonAnfang an darauf hingewiesen, dass es zu Problemenkommen würde, und die Probleme sind nun da. Es zeigtsich auch, dass verschiedene Massnahmen erforderlichsind – Regierungspräsident Jörg Krähenbühl hat bereitserwähnt, was alles unternommen werden muss.

Eigentlich könnte die SVP den Vorstoss Bruno Bau-manns unterstützen, denn auch sie will keine Scheinselb-ständigen in der Schweiz haben. Wie aber die konkreteUmsetzung der Forderungen vonstatten gehen soll, ver-mochte Bruno Baumann bislang nicht zu beantworten.Wie stellt sich dieser die Durchführung der Kontrollen vor?Hat dieser eine Idee davon, wie viel Mehraufwand allediese Meldungen, Bewilligungen, Kontrollen und Nach-bearbeitungen für die Unternehmen bedeuten? DieserMehraufwand schnürt die Unternehmen zunehmend ein,gerade auch die Baselbieter KMU, die es sich nicht leistenkönnen, eine grosse Administration aufzubauen.

Bruno Baumann fordert weitere Kontrollen auf den

Baustellen. Die Kontrollorgane sind doch bereits einge-setzt und in den letzten Jahren auch laufend ausgebautworden.

Was gemacht werden kann, ist also bereits realisiert.Noch mehr Belastungen für die KMU und auf den Bau-stellen noch mehr Kontrollen jener, die sich hier anständigan die Gesamtarbeitsverträge halten, erachtet die SVP alsnicht zumutbar. Die Fraktion lehnt den Vorstoss daher ab.

Für das Protokoll:Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei

*

Fortsetzung

Stephan Grossenbacher (Grüne) hält den Wert von 15%der Aufträge des Kantons für einen beachtlichen Anteil,um die Nebenwirkungen der Personenfreizügigkeit in denGriff zu bekommen. Missbräuche sollen mit diesem Postu-lat systematischer erfasst werden, und entstehendeSchlupflöcher sollen frühzeitig erkannt werden. Der Kan-ton muss kontrollieren und allenfalls sanktionieren, weildies der Bund nicht tun kann. Und der Kanton muss früh-zeitig handeln, bevor unerlaubtes oder moralisch fragwür-diges Verhalten aufkommt. Die Grünen sind für Überwei-sen des Postulats.

Für Patrick Schäfli (FDP) ist Scheinselbständigkeit eintatsächlich vorhandenes Problem, welches mit allen Mit-teln zu bekämpfen sei. Interessanterweise kommt derVorstoss aber von einer Partei, die die Schweiz zu einemMitglied machen will. Dabei sind die Probleme in der EUfür dortige Unternehmen wesentlich grösser. Strenge Kon-trollen braucht es, aber das Instrumentarium dafür ist heu-te schon vorhanden. Es gilt deshalb abzuwägen zwischeneinem Ausbau der Bürokratie und echter Missbrauchs-bekämpfung. Seine Fraktion teilt das Grundanliegen mitBruno Baumann, aber für diese Frage braucht es – nachden Ausführungen von Regierungsratspräsident JörgKrähenbühl zu den Massnahmen des Kantons – kein zu-sätzliches Postulat.

Regierungsrat Peter Zwick (CVP) anerkennt, dass dieScheinselbständigkeit ein Problem ist. Dieses wird aller-dings in Baselland an die Hand genommen. Mit den So-zialpartnern ist die Zentrale Paritätische Kontrollstelle(ZPK) gebildet worden, um Überprüfungen vor allem aufBaustellen vornehmen zu können. Das Problem ist, dassdie für den Vorstoss nötige gesetzliche Grundlage nichtvorhanden ist. Laut Staatssekretariat für Wirtschaft (SE-CO) ist für kommenden Herbst ein Gesetz bzgl. Schein-selbständigkeit geplant. Aber wenn sich jemand beimKIGA als Einzelunternehmen anmeldet und die entspre-chenden Dokumente vorweisen kann, kann nichts da-gegen getan werden, ausser die Unterlagen sind ge-fälscht.

Weiter können Personen als selbständig Erwerbendean Firmen zugewiesen werden. Wenn die Bestimmungendes Entsendegesetzes eingehalten und die Verwaltungs-verfahren abgewickelt worden sind, können solche Leuteim entsprechenden Betrieb arbeiten. Stellt eine SchweizerFirma jemanden aus dem Ausland als selbständig Erwer-benden an, bei dem es sich um einen Scheinselbständi-

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112528

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

gen handelt, wird ein Strafverfahren nach dem Bundesge-setz über Ausländerinnen und Ausländer eingeleitet: Dannwird der Schweizer Betrieb sanktioniert, weil dieser einenScheinselbständigen angestellt hat.

Es wird also nicht nichts getan, sondern der Kantonist sehr erfolgreich mit seinen Massnahmen. Es ist wich-tig, dass nicht immer alle Überprüfungen und Verfehlun-gen publiziert werden, weil sonst gewisse Kreise merkenkönnten, dass diese Überprüfungen sehr aktiv durchge-führt werden. Dabei sind solche Überprüfungen nicht ganzeinfach. Wichtig ist, dass das SECO die erwähntenGrundlagen im Herbst in Kraft setzt.

Bruno Baumann (SP) fühlt sich ob der Reaktionen aufseinen Vorstoss sehr geehrt. Zum einen nehmen gleichzwei Regierungsräte dazu Stellung, zum andern sind imPrinzip alle LandrätInnen dafür, wobei der Vorstoss haltleider von Seiten der SP kommt. Thomas de Courten istzu erwidern, dass im Postulat Ziel und Weg dorthin er-wähnt sind, wobei Prüfungen auch von Gewerkschaftendurchgeführt werden.

Schade und unverständlich ist, dass jene LandrätIn-nen, die ein eigenes Unternehmen haben, mit einer Nicht-Überweisung des Postulats sich selber bestrafen wollen,denn das Ziel sind gleich lange Spiesse für alle, indem esgriffigere Gesetze und Massnahmen geben soll, um diebestehenden Missstände zu beheben.

Der Vorstoss hilft Unternehmern und sichert Arbeits-plätze und Sozialleistungen. Nicht zuletzt soll der Regie-rungsrat damit beim Bund für Druck in dieser Sache sor-gen, um die Begleitmassnahmen auszubauen. Deshalbsoll das Postulat überwiesen werden.

Andreas Giger (SP) hat den Eindruck, dass man sich imLandrat anscheinend einig sei, dass das diskutierte Pro-blem gross und für alle gleich sei. Die gesetzlichen Be-stimmungen sind aber ein «Papiertiger», weil die Men-schen in der Realität nicht vor Scheinselbständigkeit undSchwarzarbeit zurückschrecken. Der Regierungsrat ist mitdiesem Postulat dahingehend zu stärken, dass Massnah-men ergriffen sowie die gesetzlichen Grundlagen ver-schärft werden können und Missbräuchen vorgebeugtwerden kann. Vor drei Tagen hat der Votant eine Bau-stelle im Laufental besucht, auf welcher der Verdacht aufSchwarzarbeit besteht, da es um ein Auftragsvolumen vonmehreren hunderttausend Franken geht. Solche Fälleschädigen beide Seiten massiv, weshalb das Postulatbitte überwiesen werden soll.

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) weist kurzdarauf hin, dass laut Vergabestatistik 2010 von den ca.CHF 160 Millionen an Aufträgen des Kantons 62% in Ba-selland, 17% in Basel-Stadt, 8% in Aargau und Solothurnund der Rest in der Schweiz vergeben worden seien, wäh-rend 0% ins Ausland gegangen seien.

Laut Daniel Münger (SP) ist die Scheinselbständigkeit inder Schweiz und in der Europäischen Union (EU) ein Pro-blem. Dieses ist aber nicht auf die Personenfreizügigkeitzurückzuführen, denn in der EU wird diese schon längerpraktiziert. Das grosse Problem dabei ist, dass damit inerster Linie Sozialbeiträge umgangen und Steuern nichtbezahlt werden. Nicht gut an der jetzigen Diskussion ist,dass über eine Branche diskutiert wird, in der man diesbe-züglich schon aktiv ist, weil hier die Gefahr für Scheinselb-

ständigkeit am grössten ist, und für welche schon sehrgute und kostengünstige Lösungen existieren. Das Postu-lat ist zu unterstützen und nicht nur auf das Bauhaupt-und das Baunebengewerbe auszurichten. Der Vorstoss istauch für andere Branchen wichtig, für welche ähnlichevertragliche Lösungen sinnvoll sein könnten und in denenähnliche Kontrollen durchzuführen wären. Die Kontrollenin Baselland zeigen, dass sich auch einheimische Betrie-be nicht an die Gesetze halten. In diesem Sinn möge derVorstoss unterstützt werden.

://: Der Landrat lehnt die Überweisung des Postulats2010/253 mit 34:32 Stimmen bei 3 Enthaltungen ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 14.59]

Für das Protokoll:Michael Engesser, Landeskanzlei

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Nr. 2519

53 2010/160

Motion der FDP-Fraktion vom 22. April 2010: Stand-

ortmarketing soll die Internationalen Headquarters ins

Baselbiet locken

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) weist daraufhin, dass der Regierungsrat bereit sei, den Vorstoss alsPostulat entgegenzunehmen.

Laut Regierungsrat Peter Zwick (CVP) ist die Wirtschafts-und Standortpolitik für den Regierungsrat des KantonsBaselland ein sehr grosses Anliegen. Baselland soll mitgeeigneten Massnahmen als attraktiver Wirtschaftsstand-ort und Lebensraum von hoher Standortqualität nationalund international konkurrenzfähig sein. Er teilt die in derMotion ausgedrückte Auffassung, dass die Ansiedlungvon Hauptsitzen ausländischer Firmen für die Region inverschiedener Hinsicht mit Vorzügen und einem Imagege-winn verbunden sein kann. Gleichzeitig sind damit Risikenverbunden, weil sich solche Firmen laufend an den für sie– vor allem in finanzieller Hinsicht – besten Standortbedin-gungen in der Welt orientieren. Sie bleiben deshalb sehrmobil und weisen keine allzu starke, materielle Veranke-rung mit dem jeweiligen Standort auf. Natürlich bestehenin der ganzen Schweiz und in allen Kantonen volkswirt-schaftliche Interessen, solche Firmen anzusiedeln.

Zur ersten Forderung der Motion ist festzuhalten, dassBaselland wie Basel-Stadt am Verein BaselArea beteiligtist, welcher der Wirtschaftsförderung der Region Basel imAusland (USA, Kanada etc.) dient, indem über die ver-schiedenen Messen die verschiedenen Zielgruppen be-sucht werden. Baselland hat schon sehr viel von dieserZusammenarbeit profitieren können, indem z.B. die Fir-men Genzyne oder Abbott ins Baselbiet gekommen sind.Neu kann auch der Clariant-Infra-Park mit drei weiterenFirmen bestückt werden, wobei eine Gesellschaft dortihren Hauptsitz einrichten will.

Beim Ausbau von englischsprachigen Schulen undTagesstätten ist daran zu erinnern, dass der Kanton derInternational School Basel gewisse Finanzierungshilfengeleistet hat. Diese Schule wird von der Industrie weiter-entwickelt und finanziert.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2529

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Der Regierungsrat will den Vorstoss gerne als Postu-lat entgegennehmen, weil vom Kanton gewisse Analysenin Zusammenarbeit mit BaselArea noch zu erstellen sind.Nicht zuletzt soll geprüft werden, wie der EuroAirport bes-ser mit dem Zug erreicht werden kann. Auch ist die Frageder steuerlichen Entlastung von juristischen Personengenauer zu untersuchen. Ebenso könnte z.B. eine recht-liche Grundlage für die Auszahlung von finanziellen An-siedlungsanreizen geschaffen werden. In Baselland kanneine Firma, die sich hier ansiedelt, während bis zu zehnJahren in den Genuss von Steuererleichterungen kom-men. In anderen Kantonen können allerdings sogar Ange-stellte, die entsprechend mit ihrer Firma zuziehen, wäh-rend der ersten fünf Jahre steuerlich befreit werden. Hierstellt sich die Frage, ob man überhaupt so weit gehensolle, was der Votant eigentlich ablehnt.

Hauptsitze von Firmen können nicht einfach so heran-gezogen werden, weshalb sich der Kanton Baselland mitdem Verein BaselArea darum bemüht. Um zusätzlicheSituationsanalysen zu den im Vorstoss erwähnten Punk-ten vornehmen zu können – ein grosser Teil davon istallerdings eigentlich schon erledigt –, soll dieser als Pos-tulat überwiesen werden.

Franz Hartmann (SVP) musste bei seiner damaligenKritik an der Vorgehensweise beim Gründerzentrum imWaldenburgertal den Vorwurf hinnehmen, er sei gegendie Wirtschaft. Aber seine Partei will als Wirtschaftsparteiauch wirtschaftlich vorgehen und nicht nur darüber disku-tieren. Der vorliegende Vorstoss ist nicht unbedingt zuüberweisen, vor allem nicht als Motion.

Der Verein BaselArea hat neben den beiden Kanto-nen noch verschiedene, andere Träger. Dank dessenArbeit sind bereits verschiedene, europäische Hauptsitzevon internationalen Firmen bereits hier im Raum Baselangesiedelt worden. Einen Haken hat die Sache aller-dings: Von den 21 ausländischen Firmen, die auf derWebsite von BaselArea aufgelistet sind, befinden sichderen 14 in Basel-Stadt und die restlichen 7 in Baselland.Das bedeutet also, dass auf BaselArea Einfluss genom-men werden muss, damit solche Unternehmen ins Basel-biet kommen. Es hat allerdings keinen Wert, auf der Basisdieser Motion eine neue Organisation aufzubauen und sodie Kräfte zu verzetteln. Baselland soll vielmehr aktiv Ein-fluss nehmen auf die Verantwortlichen von BaselArea:Damit ist der Wirtschaft und dem Kanton besser gedient.

Der Vorstoss wird von der Fraktion des Votantengrossmehrheitlich abgelehnt.

Gemäss Daniel Münger (SP) hält seine Fraktion die Moti-on in der vorliegenden Form für unnötig. Denn es ist nurbei einem der vier aufgelisteten Punkte nachvollziehbar,dafür zusätzliche Investitionen vorzunehmen. Die Strate-gie zur Vermarktung der vorhandenen Infrastruktur- undBaulandreserven ist aber ohnehin Sache des Regierungs-rats: Der Umgang mit brachliegenden Arealen ist zu klä-ren, aber dafür ist keine Motion nötig.

Viel statistisches Material bzgl. der Wirtschaft in Ba-selland ist bereits vorhanden, so dass weitere Unterlagenunnötig sind. Auch ist der hiesige Wirtschaftsförderernicht zusätzlich mit den von der Motion gewünschten Auf-gaben nach noch mehr Berichten zu belasten. Vielmehrsoll sich dieser zusammen mit seinen Partnern der Tätig-keit widmen können, für die er auch angestellt worden ist.

Der Vorstoss betrachtet zudem als Wirtschaftsraum

nur den Kanton Baselland anstatt die Region Basel. Esgilt aber, die ganze Wirtschaftsregion Basel inklusiveFricktal und Schwarzbubenland international vorwärts zubringen, weil sie von aussen auch als solche wahrgenom-men wird.

Seine Fraktion lehnt den Vorstoss sowohl als Motionwie auch als Postulat ab.

Klaus Kirchmayr (Grüne) hält es für unterstützenswert,sich bei der Ansiedlung von internationalen Unternehmenambitionierte Ziele zu setzen. Deshalb ist es gut, sichGedanken zu Verbesserungen in diesem Bereich zu ma-chen, und sind die ersten drei Punkte der Motion zu be-grüssen. Allerdings ist der vierte Punkt der Motion bzgl.Steuergesetzanpassungen ein Problem.

Die Schaffung von steuerlichen Anreizen zugunstenvon ausländischen Unternehmen bedeutet, dass man ineinen Wettbewerb eintreten will, der von anderen Kanto-nen relativ aggressiv geführt wird. Ausländische Firmenwerden gegenüber Schweizer Firmen unter dem Titel“Holding-Privileg” steuerlich begünstigt, was keine guteEntwicklung ist. Für die Schweiz entsteht dadurch dasRisiko, unter massiven Druck zu kommen, was auch keinenachhaltige Entwicklung wäre. Eine Bewegung Basel-lands in diese Richtung würde also ein grosses Problemschaffen.

In seiner Fraktion spricht sich eine Mehrheit für einPostulat in dieser Sache aus, eine Minderheit lehnt auchein Postulat ab.

Nach Beatrice Herwig (CVP) will ihre Fraktion die Motionnicht unterstützen. Sie folgt der Argumentation von Regie-rungsrat Peter Zwick und hält es für sinnvoll, auf der Basisdes Postulats eine Auslegeordnung zum Standortmarke-ting von Baselland zu machen. Im Übrigen teilt die Votan-tin die Ansicht von Daniel Münger, dass es in dieser Sa-che den Wirtschaftsraum Basel zu beachten gelte.

Martin Rüegg (SP) möchte von Regierungsrat PeterZwick erfahren, wieviel Geld vom Kanton Baselland anBaselArea pro Jahr bezahlt werde für die internationaleWirtschaftsförderung. Weiter fragt er, wieviel Geld für dieWirtschaftsförderung des Kantons ausgegeben werde.Und schliesslich möchte er wissen, ob es stimme, dassinternationale Hauptquartiere gar keine Steuern zahlen.

Patrick Schäfli (FDP) erklärt, seine Fraktion sei bereit,den Vorstoss in ein Postulat umzuwandeln. Allerdingsstaunt er über die Tatsache, dass offenbar auch kein Pos-tulat erwünscht ist. Die Standortfaktoren sollten aber mit-tels eines Berichts geprüft werden. Es geht darum, gezieltHauptquartiere von internationalen Firmen anzuziehen.Hierfür soll der Regierungsrat ein Massnahmenpaket vor-schlagen. Auch Baselland soll dafür sorgen, dass mög-lichst viele internationale Unternehmen in Baselland selbstangesiedelt werden, um hier Arbeitsplätze und Steuersub-strat zu schaffen.

Der Verein BaselArea hat eine andere Aufgabe, als esbisher dargestellt worden ist. Die FDP will mit ihrem Vor-stoss die Arbeit des Wirtschaftsdelegierten der VGD stär-ken. In diesem Bereich muss intensiv gearbeitet werden,um den Zuzug neuer Unternehmen zu erreichen.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112530

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

In Baselland ist im Übrigen die Holding-Besteuerungnicht optimal. Hier ist eine Senkung des Steuersatzesanzuvisieren. Gleiches gilt z.B. auch für den Spitzensteu-ersatz bei der Vermögenssteuer.

Das Postulat möge zwecks Prüfung der Faktoren bitteunterstützt werden.

Siro Imber (FDP) meint, Baselland stehe in dem vomVorstoss angesprochenen Bereich im Vergleich zu Kanto-nen z.B. der Innerschweiz sehr schlecht da. Es stellt sichdie Frage, wieso sich internationale Firmen nicht häufigerhier ansiedeln, wo doch in der Region Basel alle nötigenVoraussetzungen für deren Zuzug erfüllt sind. Man stehtsich hier offenbar selbst im Weg, indem geeignete Mass-nahmen nicht ergriffen werden. Dieses Manko soll mittelsdem vorgeschlagenen Postulat ausgeglichen werden.Erstaunlich ist, dass viele Parteien gegen diesen Vor-schlag sind und dieses Feld anderen Kantonen überlas-sen wollen.

Regierungsrat Peter Zwick (CVP) fragt, ob Bedingungen,wie sie in der Innerschweiz herrschen, auch in Basellandgewünscht werden. Dies ist eine Frage, die der Landratund das Volk beantworten muss und nicht der Regie-rungsrat.

Zum Auftrag von BaselArea ist zu bemerken, dass esdessen Aufgabe ist, ausländische Firmen im Ausland zubesuchen und z.B. an Messen einzuladen, um zu zeigen,was die Region anzubieten hat. Dabei hat Baselland vielzu bieten: die rasche Erreichbarkeit der Flughäfen in Zü-rich und Basel, die Nähe zum frankophonen Raum oderauch die Clusterbildung in den Bereichen Life Sciencesund Nanotechnologie. Es stimmt, dass die Rahmenbedin-gungen teilweise verbesserungswürdig sind. Man darfallerdings nicht vergessen, dass auch die einheimischenFirmen ebenfalls zu pflegen sind, damit diese nicht weg-ziehen.

Der Votant meint als Antwort auf die Fragen von Mar-tin Rüegg in Erinnerung zu haben, dass Baselland proJahr CHF 920'000 an BaselArea zahlt. Für die Wirt-schaftsförderung in Baselland besteht ein Fonds mit ei-nem Kapital zwischen CHF 9 und 16 Millionen. Sollte dasVermögen unter die untere Grenze fallen, müsste derFonds allenfalls durch den Landrat per Kredit geäufnetwerden. Die Steuern von internationalen Hauptquartierenhängen von den Angeboten ab, die der Kanton Basellandmacht.

Zur Bemerkung von Daniel Münger bzgl. Wirtschafts-region Basel vermerkt der Votant noch, dass beim Kantonjede Woche Anfragen aus dem Ausland von teilweiseunbekannten Personen zu Firmenansiedlungen eingehen.Oft handelt es sich um Anwälte oder Treuhänder, so dassallenfalls erst am Schluss von Verhandlungen bekanntwird, welches die interessierte Firma ist. Hinzu kommt,dass ausländische Firmen tatsächlich in anderen, grösse-ren räumlichen Dimensionen denken.

Siro Imber (FDP) anerkennt, dass Baselland viele Vortei-le zu bieten habe. Aber wieso kommen die Firmen nichtins Baselbiet? Das Ganze ist nicht nur ein Problem desMarketings, sondern des Produkts selbst, welches zuverbessern ist. Dies wird mit diesem Postulat angestrebt.

Regierungsrat Peter Zwick (CVP) meint, Franz Hartmannhabe bereits auf die entsprechenden Zahlen hingewiesen,

die durchaus für Baselland sprechen. Nicht vergessenwerden darf schliesslich, dass die Neuansiedlung vonFirmen auch Land im Umfang von 5'000-10'000m benö-2

tigt .

://: Der Landrat lehnt die Überweisung der Motion2010/160 mit 37:36 Stimmen (Stichentscheid derLandratspräsidentin) bei 1 Enthaltung ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 15.21]

Für das Protokoll:Michael Engesser, Landeskanzlei

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Nr. 2520

54 2010/161

Motion der FDP-Fraktion vom 22. April 2010:

Benchmarking- und Controlling-Instrumentarium für

die kantonale Wirtschaftspolitik

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) weist daraufhin, dass der Regierungsrat den Vorstoss als Postulatentgegennehmen möchte.

In den Augen von Regierungsrat Peter Zwick (CVP) ent-hält die Motion zwei Anliegen: Einerseits will sie Wirt-schaftspolitik messen können, andererseits will sie dasBenchmarking als Instrument für die hiesige Wirtschafts-politik einsetzen.

Die Grundlagen für mess- und steuerbare Wirtschafts-politik werden derzeit mit der Etablierung der neuen Stra-tegieprozesse im Regierungsinformationssystem erarbei-tet. Im Rahmen des Regierungscontrollings beabsichtigtder Regierungsrat, auch die wirtschaftspolitische Erfolgs-messung und -berichterstattung zu integrieren. DieseInformationen werden auch dem Landrat zur Verfügunggestellt werden. Das kann aber erst definiert werden,wenn das Regierungsinformationssystem zur Verfügungsteht.

Zum systematischen Benchmarking ist zu sagen,dass die Kantone auf die Berichte z.B. von BAK Baseloder der Handelskammer beider Basel etc. zugreifen. Vonder Credit Suisse wird ein Bericht über die ganze Schweizangelegt, so dass man sich fragen muss, für welchenRaum Baselland selbst einen Bericht erstellen soll.

Deshalb soll der Vorstoss als Postulat überwiesenwerden, um nicht zuletzt auch die erwähnten Fragen derInformatik regeln zu können.

Patrick Schäfli (FDP) erklärt sich im Namen des Motio-närs bereit, den Vorstoss in ein Postulat umzuwandeln.Diese Prüfung ist wichtig und richtig, wobei es nicht darumgeht, dass Baselland dann einen Bericht für die ganzeSchweiz erstellt. Vielmehr sollen wie in der Privatwirt-schaft die entsprechenden Parameter bzgl. Wirtschafts-und Wirtschaftsförderungspolitik in Baselland gemessenund mit jenen anderer Kantone im Sinne eines Bench-marking verglichen werden können, um zu sehen, welcheWirkung mit den getroffenen Massnahmen erzielt wird undwas im Bereich der Rahmenbedingungs- und Standortför-derung allenfalls verbessert werden könnte. Hierfür gibt esverschiedene Modelle.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2531

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Klaus Kirchmayr (Grüne) erklärt, die Grünen hätten denVorstoss auch als Motion überwiesen. Es ist notwendig,den Kreislauf zwischen Analyse, Massnahmen, Wirkungetc. zu verbessern und zu beschleunigen. Gegen ein Pos-tulat wehren sich die Grünen sicher nicht.

Nach Daniel Münger (SP) unterstützt seine Fraktion we-der eine Motion noch ein Postulat in dieser Sache. Dieverlangten Materialien sind jährlich in allen Berichtennachzuverfolgen, die der Regierungsrat schon aufgezählthat. Das statistische Material würde abgeschrieben undneu zusammengefasst, was eine unnötige Belastung fürdie Verwaltung wäre.

Hanspeter Weibel (SVP) hält den Wunsch des Vorstos-ses für eine Grundaufgabe der Volkswirtschafts- und Ge-sundheitsdirektion (VGD). Wahrscheinlich muss danneinfach im nächsten Amtsbericht entsprechend darüberberichtet werden. Die SVP-Fraktion ist überzeugt, dassRegierungsrat Peter Zwick als Direktor der VGD dieseAufgabe ernst nimmt und entsprechend Bericht erstattenwird. Für die SVP-Fraktion stellt es kein Problem dar,wenn der Vorstoss als Postulat überwiesen wird.

Klaus Kirchmayr (Grüne) meint noch auf die Worte vonDaniel Münger, dass er den Eindruck habe, der Vorstosswolle nicht mehr Berichte, sondern wünsche, dass schnel-ler die richtigen Massnahmen ergriffen würden.

://: Der Landrat überweist den in ein Postulat gewandel-ten Vorstoss 2010/161 mit 49:19 Stimmen bei 1 Ent-haltung.[Namenliste einsehbar im Internet; 15.28]

Für das Protokoll:Michael Engesser, Landeskanzlei

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Nr. 2521

55 2010/191

Postulat von Pia Fankhauser vom 6. Mai 2010: Mehr

Bewegung für alle

Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) weist daraufhin, dass der Regierungsrat den Vorstoss entgegenneh-men wolle.

Myrta Stohler (SVP) meint, dass auch mit koordiniertenMassnahmen von drei Direktionen «diejenigen, die sichbewegen müssten, kaum zu Bewegung zu bewegen seinwerden». Bewegt werden mit diesem Postulat «einzig undallein Schreibtischtäter». Deshalb lehnt ihre Fraktion die-ses Postulat ab.

Judith van der Merwe (FDP) vermerkt, dass ihre Fraktiondas Postulat ablehne. Eine Gesamtschau zur Tätigkeit derverschiedenen Direktionen in diesem Bereich ist zwarerwünscht, aber dies wäre eine Gesamtschau zur Ge-sundheitsförderung. In der Vorlage 2006/092 ist ein sol-ches Rahmenkonzept zur Gesundheitsförderung Basel-land dargelegt worden. Damit könnte gezeigt werden, wiein diesem Bereich effizient gearbeitet werden kann, um

Doppelspurigkeiten zu vermeiden, und wo Synergien zwi-schen den Direktionen genutzt werden könnten. Denn dieGesundheitsförderung ist in verschiedenen Direktionenangesiedelt. Das Postulat konzentriert sich auf die Bewe-gungsförderung, was nur ein Teil der Gesundheitsförde-rung ist, weshalb die FDP-Fraktion den Vorstoss ablehnenmöchte.

Pia Fankhauser (SP) hat trotz Bereitschaft des Regie-rungsrats zur Entgegennahme ihres Vorstosses mit Wi-derstand dagegen gerechnet. Sie wundert sich allerdings:Vorher ist unter Traktandum 54 die Prüfung vonControlling-Systemen wortreich gefordert worden. Nun,bei der Prüfung von Sparmöglichkeiten für den Kantondurch Gesundheitsförderung mittels Bewegungsförde-rung, wird der entsprechende Vorschlag abgelehnt. Ihrfehlt der Glaube, dass sich der Landrat auch geistig einbisschen bewegen will. Diverse Vorstösse betreffend Ge-sundheitsförderung sind diskutiert und immer vehementabgelehnt worden, weil es angeblich keine staatlichenMassnahmen braucht. Gewisse Einsparungen dank die-sem Vorstoss sind möglich, weil sich die Massnahmen dereinzelnen Direktionen nicht völlig widersprechen sollten.Sie dankt jenen KollegInnen, die ihren Vorstoss unter-stützen.

Lotti Stokar (Grüne) hat das Postulat, welches eigentlichfast nicht abgelehnt werden könne, ebenfalls für relativharmlos gehalten. Aber offenbar kann der Sachverhaltauch anders betrachtet werden. Für einen Runden Tischunter den Direktionen braucht es nicht viel Aufwand, unddamit könnten die verschiedenen Massnahmen geprüftund koordiniert werden. Die Grünen unterstützen dasPostulat.

Beatrice Herwig (CVP) erwähnt, dass ihre Fraktion dasPostulat ablehne. Man sollte nicht nur einen Teilaspektbetrachten, sondern eine Gesamtschau erstellen, um dasProblem von Übergewicht und schlechter Gesundheitumfassend angehen zu können.

Für das Protokoll:Michael Engesser, Landeskanzlei

Fortsetzung

Hans-Jürgen Ringgenberg (SVP) empfiehlt der Motionä-rin, sich einmal mit Thomas Beugger, der ‘riesige Pro-gramme in alle Richtungen’ mache, zusammenzusetzen,um zu überlegen, wie die man mehr Bewegung in dieLeute bringen kann. Man müsse sich nicht einbilden, mitder Überweisung des Postulats würde sich tatsächlichetwas ändern.

Regierungsrat Peter Zwick (CVP) bedauert, dass dasRatskollegium ihm selbst sowie der Gesundheitsförderungund dem Sportamt nicht die Gelegenheit geben wolle, umaufzuzeigen, was diesbezüglich bisher alles unternommenwurde. Man habe sich nämlich zur Entgegennahme desVorstosses bereit erklärt, gerade um eine ausführlicheAuslegeordnung vornehmen zu können. Nun werde ihmdie Gelegenheit benommen zu beweisen, welch gute Ar-beit man leiste. [Heiterkeit]

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112532

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

://: Der Landrat lehnt die Überweisung des Postulats2010/191 mit 30 Ja- : 35 Neinstimmen bei 3 Enthal-tungen ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 15.35h]

Für das Protokoll:Brigitta Laube, Landeskanzlei

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Nr. 2522

56 2010/220

Interpellation von Marie-Theres Beeler vo

m 20. Mai 2010: Grosse Bienenverluste - was tut der

Kanton Basellandschaft?. Schriftliche Antwort vom

17. August 2010

Beatrice Fuchs (SP) erklärt, es liege eine schriftlicheBeantwortung der Regierung vor.

Marie-Theres Beeler (Grüne) bedankt sich in ihrer kurzenErklärung beim Regierungsrat für die Antwort. Es zeigesich, dass die Schulung der ImkerInnen und die Förde-rung der Bienenzucht im Kanton einen grossen Stellene-wert einnimmt, was auch bereits bei der Beantwortungdes Postulats von Hannes Schweizer im letzten Jahr deut-lich geworden sei. Nun sei die Förderung der Bienenzuchtund Imkerei das Eine, das Andere die Gefährdung derBienen als eines der wichtigsten Haustiere; sie sind nichtnur für die Produktion des Honigs sondern vor allem auchfür die Bestäubung zuständig. Die vom Nervengift Clothia-nidin ausgehende Bedrohung der Bienen könne klar nichtkantonal eingegrenzt werden, daher brauche es gesamt-schweizerische Massnahmen. Inzwischen haben National-und Ständerat gegen das Murren des Bundesrates eineentsprechende Motion überwiesen.

Etwas irritiert habe sie einzig die Schlussfolgerung inder regierungsrätlichen Antwort, dass man nicht wisse, wound wie das Nervengift im Kanton eingesetzt wird unddass der Agrarhandel befragt werden muss, in welchemAusmass die Substanz zur Anwendung kommt. Man hofft,dass die Bienenzucht weiterhin im ganzheitlichen Sinn –also in deren Förderung, aber auch in der Eindämmungder Gefährdungen von Bienen – im Kanton BasellandBeachtung findet.

://: Damit ist die Interpellation erledigt.

Für das Protokoll:Brigitta Laube, Landeskanzlei

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Landratspräsidentin Beatrice Fuchs (SP) schlägt vor, diedrei nachfolgenden, inhaltlich zusammenhängenden Mo-tionen, welche alle als Postulate von der Regierung ent-gegengenommen werden, gemeinsam zu behandeln undanschliessend einzeln zur Abstimmung zu bringen.

Nr. 2523

57 2010/162

Motion von Petra Schmidt vom 22. April 2010: Träger-

schaft der Erstellungskosten von Bushaltestellen

Nr. 2524

58 2010/163

Motion von Felix Keller vom 22. April 2010: Finanzie-

rung der Bushaltestellen auf Kantonsstrassen

Nr. 2525

59 2010/300

Motion von Elisabeth Schneider vom 9. September

2010: Finanzierung und Unterhalt von Bushaltestellen

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) führt aus,warum die Regierung bereit ist, die drei Motionen als Pos-tulate entgegen zu nehmen: In zwei Fällen haben die Ge-meinden für ihre Kostenbeteiligung auch anfechtbareVerfügungen verlangt, um eine gerichtliche Beurteilungherbeizuführen. Wegen der Hängigkeit der Fälle kann derRegierungsrat derzeit nicht ausführlich Stellung nehmen.Die Regierung ist aber bereit, eine umfassende Auslege-ordnung betreffend Finanzierung und Unterhalt von Bus-haltestellen vorzunehmen und dem Landrat darüber Be-richt zu erstatten. Das betrifft auch die Nebenanlagen wieBushaltestellen-Häuschen.

Felix Keller (CVP) ist für klare Verhältnisse und möchtedie ersten beiden Geschäfte als Motionen überweisen.Der dritte Vorstoss kann seines Erachtens als Postulatüberwiesen werden.

Dort, wo der Kanton als Besteller des öffentlichenVerkehrs auftritt, soll er auch die volle Finanzierung über-nehmen und nicht bei den Bushaltestellen – wie ein sepa-rater Passus im Gesetz besagt – 50 % Kostenbeteiligungvon den Gemeinden einfordern.

Die Abrechnung für den Betrieb wie auch für die Infra-struktur soll zukünftig über den Finanzausgleich erfolgen.So wie bei einem Ortsbus, für welchen die Gemeinde alsBestellerin vollumfänglich für die Kosten aufzukommenhat und den gesamten Betrieb wie auch die Infrastruktur-kosten zahlt, müsste analog der Kanton die vollen Kostenübernehmen, wo er als Besteller auftritt; das wäre ameinfachsten. Nun hält § 11 des Strassengesetzes Folgen-des fest: «Umfang des Strassenraumes. Der Strassen-raum umfasst die Strasse mit den ihrer technisch richtigenAusgestaltung dienenden Anlagen wie insbesondereKunstbauten, Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmit-tel[...]». Die Haltestellen gehören also klar zum Strassen-raum, daher soll auch der Kanton für die Kosten aufkom-men.

Nun sind Verfahren hängig, wie RegierungspräsidentJörg Krähenbühl bereits erwähnte, denn die Gemeindenhaben untereschiedliche Ansprüche an die Bushaltestel-

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2533

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len. Meistens reicht für die Gemeinde eine so genannteFahrbahnhaltestelle aus, d.h. der Bus hat einfach auf derFahrbahn zu halten. Der Kanton plane aber überall dieEinführung von Busbuchten, welche nun einmal lockereine Viertelmillion kosten. Dass die Gemeinden nicht be-geistert sind, so viel Geld auszugeben, wo sie gar nichtmitreden können oder diese gar nicht wollen, sei begreif-lich – daher auch die hängigen Verfahren in mindestensvier Gemeinden.

Im Strassengesetz heisst es auch, dass die Gemein-den «in der Regel» 50 % daran zahlen müssen. Es werdeaber immer darauf beharrt, dass sie so viel bezahlen;auch Ausnahmen von der Regel sollte es geben. Daherunterstützt die CVP/EVP-Fraktion die Motion 2010/162von Landrätin Petra Schmidt und Myrta Stohler sowieseine eigene Motion 2010/163. Er beantragt darin klar:Aus den oben aufgeführten Gründen wird die Regierungbeauftragt, das Strassengesetz dahingehend zu ändern,dass § 37 ersatzlos gestrichen wird. Betreffend die Motion2010/300 ist man bereit, diese als Postulat zu überweisen.Hier geht es um die Finanzierung und den Unterhalt vonBushaltestellen, also die Infrastruktur.

Martin Rüegg (SP) sieht es von Seiten SP-Fraktion ähn-lich wie die CVP/EVP-Fraktion. Betreffend die ersten bei-den Vorstösse kann man sowohl mit einer Überweisungals Postulat, notfalls auch als Motion leben. Den drittenVorstoss könnte man ebenfalls als Postulat überweisen,möchte aber zuvor noch die Autorin des ersten Vorstos-ses anhören.

Lotti Stokar (Grüne) hat einmal gelernt: Wer zahlt, be-fiehlt. Bei den Bushaltestellen auf Kantonsstrassen sei esnun eben nicht so, denn wer befiehlt, zahle nicht einmal.Mit dem neuen Finanzausgleichsgesetz wurde geregelt,dass der Kanton die Kosten des öffentlichen Verkehrsübernimmt; eine vernünftige Regelung, finden die Grünen.Wer die Aufgabe hat, soll sie auch finanzieren. Liest mandie Motion von Petra Schmidt, so erhält man den Eindruckdie Sache mit den Bushaltestellen sei vielleicht einfachvergessen gegangen. Denn nach Überweisung des6. generellen Leistungsauftrags durch den Landrat habeman sich im unteren Kantonsteil über die neue Linie 64als Tangentiallinie gefreut. Gleichzeitig sei die Freude derGemeinden aber getrübt worden, als man merkte, dassnicht mehr Bushaltestellen geschaffen werden, sonderneine Art ‘Busbuchten-Euphorie’ ausgebrochen sei.

Fast könnte man meinen, die Kreisel-Euphorie sei nunplötzlich durch eine Busbucht-Euphorie abgelöst worden.Das Tiefbauamt habe jedenfalls in fast schon manischerArt und Weise begonnen, Busbuchten zu planen. DiePlanung von deren Bedarf sowie Ausgestaltung obliegtnatürlich dem Kanton. Die Gemeinden werden begrüsst.In Oberwil musste man aber feststellen, dass man nichtsehr viel Gewicht hat; hingegen die Rechnung darf mandann zu 50 % bezahlen.

Auch sie verweist auf die hohen Kosten der Busbuch-ten. In Oberwil seien zwei Busbuchten ausserhalb desSiedlungsgebietes für Schrebergarten-Benutzer gemachtworden. Dort pflegten sicher keine Oberwiler ihre Schre-bergärtchen, fügt Lotti Stokar an, wenn sich diese auch imGemeindebann befänden. Die Busbuchten kosteten ins-gesamt Fr. 366'000.–. Pro Tag steigen dort 8 Personenein, und für diese 8 Personen sei nun eine separate Bus-bucht gebaut worden! Eine weitere Busbucht – Kosten-

punkt praktisch eine halbe Million – wurde richtigerweisebeim Gymnasium Oberwil erstellt. Zudem gibt es einesolche zu Fr. 225'000.– bei der Ziegelei. Nochmals zweiBuchten sind geplant, die wiederum eine halbe Millionkosten werden. Insgesamt hätte die eine Gemeinde nachjetzigem Gesetz die Hälfte von Fr. 1,5 Mio. zu zahlen.

In ihrer Funktion als Gemeindepräsidentin stört es siesehr, dass derjenige, der befiehlt, nicht auch alles alleinbezahlt. Sind die Busbuchten aus Sicht des Kantons nö-tig, so soll er sie auch selbst bezahlen. Als Landrätin stelltLotti Stokar zudem fest, dass die ‘Busbuchten-Manie’dazu geführt hat, dass man sowohl aus Sicht der lokalenwie auch der BLT selbst dort Busbuchten macht, wo nurgerade jeder zehnte Bus hält. Bei der einen Haltestellemache die Haltezeit gerade einmal 2 Sekunden im Tages-durchschnitt aus, also kaum erwähnenswerte Zeit. Auchgebe es in diesem Gebiet keine Kolonnen – mit andernWorten: ein Luxus, den sich der Kanton hier leistet. Alsosoll er ihn auch selbst bezahlen, findet sie. Müsste derKanton zu 100 % zahlen, so wäre wohl plötzlich die eineoder andere Busbucht nicht mehr nötig, spekuliert sie.

Sie bittet um Überweisung der beiden Vorstösse2010/ 162 und 163 als Motion, damit auch klare Verhält-nisse geschaffen werden. [vereinzelt zustimmendes Klo-fen]

Petra Schmidt (FDP) stellt klar, dass der Schein, eshandle sich vor allem bei den Motionen von Felix Kellerund Myrta Stohler /Petra Schmidt zweimal um dasselbe,trügt. So zeige gerade das Beispiel ihrer Vorrednerin mitden Schrebergärten wunderbar den kleinen Unterschiedauf. Die Motion 2010/162 verlangt nämlich eine Ausnah-me bei Bushaltestellen von expliziten Orts- oder Quartier-buslinien. Dort, wo diese Wunschstationen der Gemein-den erschliessen, sollen die Gemeinden vollumfänglichdie Kosten tragen. Daher soll besagter Paragraf nichtersatzlos gestrichen werden, sondern man erwartet einenVorschlag, der diese Ausnahme enthält. Wie Lotti Stokarbereits gesagt habe, «Wer zahlt, befiehlt!» soll gelten.Und wünschen die Gemeinden zusätzliche Stationen, sosollen sie diese selbst bezahlen.

Der dritte Vorstoss kann nach Ansicht der FDP alsPostulat überwiesen werden. Ihres Erachtens ist zudemeine klare Regelung betreffend Unterhalt zu finden; dieserkönne den Gemeinden, die näher dran sind, zugemutetwerden und soll nicht auf den Kanton abgewälzt werden.Die FDP unterstützt die beiden ersten Motionen undspricht sich für die Umwandlung der dritten in ein Postulataus.

Myrta Stohler (SVP) unterstützt die Meinung ihrer Vorred-nerin. Betreffend Finanzausgleich und Übergang des ÖVzum Kanton hält sie nochmals fest, dass wohl bei denetlichen damit zusammen hängenden Gesetzesänderun-gen der betreffende Bereich vergessen wurde und esdaher angebracht ist, nun die ersten beiden Motionen zuüberweisen. Den dritten Vorstoss möchte auch sie alsPostulat überweisen. Denn in der Tat machen die Leute inder Gemeinde den Dreck, womit auch die Gemeinde fürden Unterhalt und das Putzen aufzukommen hat.

Gerhard Hasler (SVP) meint, es sei schon alles gesagt.Die SVP unterstützt die ersten beiden Motionen mit dendazu gelieferten Begründungen. Ebenso stimmt man derUmwandlung der dritten Motion in ein Postulat zu.

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112534

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Aus Sicht von Josua Studer (SD) sind die Bucht-Halte-stellen zwar in der Tat teuer, aber kein Luxus, sondernnotwendig aus Sicherheitsgründen. Nun könne mandurchaus der Ansicht sein, die Bushaltestelle müsse aufder Fahrbahn gemacht werden, um damit den Verkehr einbisschen zurück zu stutzen – damit es nicht so interessantist, da durchzufahren. In der Realität sei es aber so, dassdie Busse einfach überholt werden, auch bei ausgezoge-ner Sicherheitslinie oder bei Sperrflächen. Dies führe zusehr gefährlichen Situationen. Bei den Schrebergärten inden Schoren beispielsweise beträgt die zulässige Höchst-geschwindigkeit 60 km/h, und treffen zwei Autos mit60 km/h aufeinander, dann gute Nacht! Daher musstenauch dort solche Buchten erstellt werden, auch wenn nur8 Leute ein- und aussteigen, meint er.

Man könne nun nicht sagen, innerorts sei es nichtnötig. In Riehen beispielsweise werden die Haltestellenam ganzen Grenzacherweg auf der Strasse gemacht, under weiss aus eigener Erfahrung, dass die Busfahrer dortjeweils überholt werden. Es ist unübersichtlich, es gibtFussgängerstreifen, die Leute steigen aus und ein. Eswird überholt, auch wenn Überholverbotsignale aufgestelltwerden. Das Geld für diese Buchthaltestellen müsse mansich nun einmal leisten. Möglich wäre, dass man sie mitden Busseneinnahmen finanziert, dann würden die Ver-ursacher zur Kasse gebeten.

Felix Keller (CVP) ergänzt zum Vorstoss von ElisabethSchneider, es gehe nicht darum, den ganzen Unterhalt aufden Kanton abzuwälzen, sondern Ziel wäre eine klareRegelung. Heute zahlt etwa bei einer Wartehalle der Kan-ton das Fundament, während die Gemeinde die Wartehal-le obendrauf bezahlt. Nun gibt es in jeder Gemeinde an-dere Wartehallen, da diese an unterschiedlichen Orteneingekauft werden. Klar geregelt werden sollen die Zu-ständigkeiten und der Kostenverteiler. Wer bezahlt etwaden Mistkübel, wer das Bänkli? Auch seines Erachtenssoll klar fest geschrieben werden, dass die Gemeindezuständig ist für das Putzen angesichts des zunehmendenLitteringproblems.

Auch betreffend Bushaltestellen-Infrastruktur gilt für Lotti

Stokar (Grüne) «Wer befiehlt, der zahlt!». Nun mache eskeinen Sinn, bei jeder Haltestelle eine Wartehalle zu bau-en, die auch um die Fr. 25'000.– kostet, an gewissen Or-ten aber schon. Hierzu soll der Kanton ein Konzept entwi-ckeln. Die Grünen unterstützen den Vorstoss sowohl alsMotion wie als Postulat.

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) kann nichtalles Gesagte so stehen lassen. Einerseits kommen auchHaltestellen-Wünsche von den Gemeinden, meint er.Dann kommt der Kanton, und für ihn steht die Verkehrs-sicherheit an oberster Stelle. Also entscheide dieser dem-entsprechend, wo bei einer Haltestelle eine Kante ge-macht wird und wo eine Bucht. Primär geht es um dieVerkehrssicherheit aller Teilnehmer. Bezugnehmend aufJosua Studer zeigt er sich dankbar, dass im Landrat einProfi sitze, der dies täglich erlebt. Passiere nämlich einUnfall, so würden die Medien zuerst in die BUD oder SIDtelefonieren, um zu kritisieren, warum man denn dieseund jene Vorsichtsmassnahme nicht getroffen habe. ImÜbrigen könne der Landrat die Postulate oder Motionenwohl überweisen, nur nütze dies nichts, wenn das Kan-tonsgericht entscheidet, wie es gemacht werden muss.

Es sei eine Milchbüechlirechnung, die Lotti Stokar daanstelle. Natürlich gehe es nicht an, einen Tagesdurch-schnitt zu berechnen. Denn bei gewissen Haltestellen wirdvielleicht zu Randzeiten durchgefahren, weil das Angebotsehr grosszügig ist. Wenn nun behauptet werde, die Bus-se würden nur zwei Sekunden anhalten, so stimme dasnatürlich hinten und vorne nicht. Während der Rush Hourwerde mit Sicherheit länger angehalten, und dann müssendie Fahrzeuge einfach von der Strasse weg, sonst ist eszu gefährlich.

Die Sache mit dem Unterhalt könne man regeln. Da-her ist die Regierung bereit, den Vorstoss als Postulatentgegen zu nehmen und eine klare Auslegeordnung zumachen. Anschliessend könne man darüber diskutieren.In Bezug auf die Frage, wo es ein Wartehäuschenbraucht, sind die Bedürfnisse der Gemeinden sehr unter-schiedlich. Sie sollen daher selbst entscheiden können,wann sie eines wollen und wann nicht.

Keine weiteren Wortmeldungen

://: Der Landrat überweist die Motion 2010/162 von Pe-tra Schmidt und Myrta Stohler mit 71 : 0 Stimmenohne Enthaltungen.[Namenliste einsehbar im Internet; 15.57h]

://: Mit 67 : 3 Stimmen bei 1 Enthaltung überweist derLandrat auch die Motion 2010/163 von Felix Keller andie Regierung.[Namenliste einsehbar im Internet; 15.58h]

://: Die in ein Postulat umgewandelte Motion 2010/300von Elisabeth Schneider wird mit 71 : 0 Stimmen ohneEnthaltungen an die Regierung überwiesen.[Namenliste einsehbar im Internet; 15.59h]

Für das Protokoll:Brigitta Laube, Landeskanzlei

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Nr. 2526

60 2010/168

Interpellation von Andreas Giger vom 22. April 2010:

Stösst der Kanton die Wohnsiedlung Laubiberg ab?.

Schriftliche Antwort vom 29. Juni 2010

Landrats-Vizepräsident Urs Hess (SVP) fragt den Inter-pellanten an, ob er mit der Antwort zufrieden ist, eine kur-ze Erklärung abgeben möchte oder die Diskussionwünscht.

Andreas Giger (SP) verlangt die Diskussion, welcherstattgegeben wird. Er bedankt sich für die regierungsrätli-che Antwort, fügt aber gleich an, diese lasse sich folgen-dermassen umschreiben: Millionen Realersatz aus demStaatsvermögen für ein nicht bewilligtes privates Fantasie-projekt und um das umstrittene Birsbrückenprojekt in Lau-fen zu realisieren, welches notabene vom Landrat nochnicht einmal bewilligt wurde, sondern im Gegenteil voreinem Monat um ein halbes Jahr zurück gestellt wurde.

Am 22. April 2010 hat Andreas Giger seine Interpella-tion eingereicht. Dies nachdem die Baurechtsnehmer der

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2535

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Wohnsieldung Laubiberg sich an ihn gewandt hatten undbesorgt – via Dritte – feststellen mussten, dass ihreWohnsiedlung anscheinend zum Objekt eines Landabtau-sches geworden ist, welcher am 29. Juni beurkundet undam 7. Juli 2010 im Grundbuch eingetragen wurde.

Neben der Laubiberg-Wohnsiedlung in Liestal wurdennoch zwei weitere Siedlungen im Baurecht aus Reinachvom Kanton eingetauscht. Namentlich die Genossen-schaft Nepomuk in Reinach, welche sogar im Besitz desVorkaufsrechts war. Das Vorkaufsrecht wurde aber mitdem Tauschgeschäft umgangen. Eingetauscht wurden diedrei Siedlungen als Realersatz für eine Parzelle in Laufen,auf der eine private Wohnüberbauung geplant war. Diesehabe jedoch kein Bewilligungsverfahren durchlaufen undweise eine völlig überhöhte Ausnützungsziffer aus, undhätte so nie realisiert werden können. Grundlage diesesTauschgeschäfts ist für den Kanton ein Baurechtsvertragmit einem Investor, der der Grundeigentümerschaft beimZustandekommen eines Quartierplans den Baurechtszinszugesichert hätte.

Nun werde seit Monaten in diesem Parlament undanderswo über die schwierigen Kantonsfinanzen disku-tiert. Mit dem vorliegenden Tauschgeschäft aber ver-schleudert der Kanton Baselland Millionen seines Staats-vermögens als Realersatz für ein unbewilligtes Fantasie-projekt und verstösst bei den Baurechtsnehmern der dreibetroffenen Siedlungen gegen Treu und Glauben.

Keine weitere Wortmeldung

://: Damit ist die Interpellation erledigt.

Für das Protokoll:Brigitta Laube, Landeskanzlei

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Nr. 2527

61 2010/184

Motion von Rita Bachmann vom 6. Mai 2010: Revitali-

sierung Vogelhölzli, Muttenz

Vize-Landratspräsident Urs Hess (SVP) gibt bekannt,dass der Regierungsrat die Motion ablehnt.

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) begründet:Die Motion geht von einer falschen Annahme aus. Für denBereich Vogelhölzli liegt lediglich ein Entwurf eines Vor-projektes zur Birs-Revitalisierung Schänzli vor, welcherihm anlässlich einer Begehung übergeben wurde. Einigewichtige Grundlagen und Unterlagen sind nicht in dasProjekt eingearbeitet worden, und deshalb konnte mannicht von einem Vorprojekt sprechen. Damit der Entwurfdieser Revitalisierung Vogelhölzli als Vorprojekt einge-reicht werden kann, muss Pro Natura weitere Unterlagenbeibringen und in die Pläne des technischen Berichteseinarbeiten. Es handelt sich dabei wie bei jedem Umge-staltungsprojekt im Wesentlichen um die aktuelle Ver-messung: Brücken und Querprofile, alle 50 Meter, be-stehende Werkleitungen, mutmassliche Geologie, Hoch-wasserspiegel, Schlüssel und Massnahmen aus Grund-wasserproblematik, Beschreibung der vorgesehenenMassnahmen, Umgang mit Nutzungskonflikten, Land-

eigentum und Landerwerb, Rodungsplan, Kostenschät-zung usw.

Gemäss Besprechungen vom Juni 2010 und vom17. Januar 2011 zwischen dem Tiefbauamt und HerrnChrétien soll das Vorprojekt bis Ende Februar 2011 durchPro Natura fertig gestellt und dem Tiefbauamt abgegebenwerden. Mit der vollständigen und mit dem Tiefbauamtabgesprochenen Vorprojektsmappe kann anschliessenddie Vernehmlassung bei den kantonalen Fachstellen undden Gemeinden durchgeführt werden. Die Vernehmlas-sungsresultate müssen nach der Bereinigung in das Vor-projekt integriert werden. Erst dann kann die Regierungzum Vorprojekt Renaturierung Schänzli im Vogelhölzlibetreffend weitere Planungsschritte Stellung nehmen.

Der Kanton ist nach wie vor – allerdings ohne Ver-pflichtung – bereit, die Planung von Pro Natura in seinengrundsätzlichen planerischen Massnahmen für das ge-samte Schänzli-Areal mit einzubeziehen. Es steht demKanton frei, parallel zu den Überlegungen von Pro Naturaentweder selbst oder durch Dritte andere Projekte undIdeenansätze im Vogelhölzli bzw. Schänzli-Areal zu prü-fen bzw. zu verfolgen. Die Renaturierung der Birs im Ge-biet Schänzli hat im kantonalen Wasserbaukonzept Priori-tät 2. Der Kanton hat heute weder für die Projektierungnoch für die Realisierung dieser Renaturierung die perso-nellen Ressourcen. Es sind in den nächsten Jahren auchkeine Gelder für Renaturierung budgetiert. Er bittet, dieMotion abzulehnen.

An dieser Stelle verabschiedet Urs Hess (SVP) die Land-ratspräsidentin, welche aufgrund eines Augenproblemseinen Arzttermin wahrzunehmen hat.

Elisabeth Augstburger (EVP) spricht anstelle der er-stunterzeichneten Rita Bachmann: Die Einreichung derMotion liegt nun bereits 10 Monate zurück. In der Zwi-schenzeit sind natürlich die Finanzen ein grosses Themageworden. Den Ausführungen des Regierungsrates ent-nimmt die Landrätin, dass das Projekt in Arbeit ist, es seilediglich noch ein Frage der Zeit (2. Priorität). Als Zeichenfür die Wichtigkeit und Nachhaltigkeit des Projektes möch-ten die Motionäre am Vorstoss fest halten. Die CVP/EVP-Fraktion lehnt das Projekt grossmehrheitlich aus finanziel-len Gründen ab.

Mirjam Würth (SP) muss Regierungspräsident Krähen-bühl leider Recht geben. Das Vorprojekt wurde in einemZustand abgeliefert, in dem man es nicht als solches hätteannehmen können. Hier ist Pro Natura ein Fehler unter-laufen. Aber: Der Fehler wurde ausgebügelt und die feh-lenden Unterlagen inklusive Querprofile etc. der entspre-chenden Amtsstelle nachgeliefert. In diesem Sinne sindalso im jetzigen Zeitpunkt alle Voraussetzungen für dasProjekt erfüllt. Die SP unterstützt das Projekt weiterhinund hält an der Motion fest.

Hans-Jürgen Ringgenberg (SVP) macht es kurz undfolgt der Argumentation der Regierung. Insbesondereauch aus Kostengründen lehnt die SVP die Motion ab.

Patrick Schäfli (FDP) und die FDP sind einstimmig füreine Ablehnung der Motion. Nicht weil man das Revitali-sierungsprojekt Vogelhölzli grundsätzlich ablehne, son-dern weil die Prioritätensetzung der Regierung akzeptiertwerden sollte. Auch angesichts der Sparübung und der

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112536

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Investitionsplanung könne man sich dies im Moment nichtleisten. Für die FDP ist dies ein nice to have-Projekt.

Die Grüne Fraktion, so Simon Trinkler (Grüne), wird dieMotion einstimmig überweisen. Revitalisierung ist für dieGrünen ein wichtiges Geschäft.

Kathrin Schweizer (SP) führt an, vor vier Wochen seiman in diesem Saal von der Gegenseite belehrt worden,die SP könne Investitionen und laufende Rechnung nichtunterscheiden. Bei den Investitionen habe man sehr vielLuft, nur bei der laufenden Rechnung müsse man dieSchraube anziehen, hiess es damals. Im vorliegenden Fallnun, argumentiert sie, handle es sich eindeutig um eineInvestition und die müsse man sich leisten können. Wennman nämlich die Ergolz verbauen kann, indem eine Stras-se praktisch darüber gebaut wird, so müsse auch mal eineRenaturierung Platz haben. Die SP ist für Überweisungder Motion.

://: Der Landrat lehnt die Überweisung der Motion2010/184 mit 38 Nein- : 32 Ja-Stimmen bei 2 Enthal-tungen ab.[Namenliste einsehbar im Internet; 16.11h]

Für das Protokoll:Brigitta Laube, Landeskanzlei

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Nr. 2528

62 2010/190

Postulat von Ueli Halder vom 6. Mai 2010: Birs: Hoch-

wasserschutz als Chance für Renaturierung

Urs Hess (SVP) erklärt, die Regierung lehne das Postulatab.

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) führt aus:Die Birs erfüllt als Fliessgewässer viele Funktionen. Sietransportiert Wasser, gestaltet die Landschaft, prägt Sied-lungen und erfüllt vielseitige ökologische Funktionen.Betreffend Hochwasserschutzmassnahmen in den Sied-lungsgebieten – speziell von Duggingen bis Liesberg –müssen auch Fragen zum Gewässerraum gestellt werden.Ein ausreichender Gewässerraum umfasst genügendQuerschnitt für die Sicherstellung der Hochwasserabflüs-se und ausreichend Raum für eine natürliche Struktur-vielfalt und die Bildung von standortgerechten Lebens-gemeinschaften. Das Raumplanungs- und Baugesetzschreibt für die Hochwasserschutzprojekte vor, kantonaleNutzungspläne zu erlassen. In diesen Nutzungsplänenmüssen alle Funktionen des Gewässers ausgewogenberücksichtigt werden. Verschiedene Interessen und An-sprüche sollen Eingang finden. Auch Ziele und Faktorenbestehender Planungsprojekte, wie hier beispielsweisejene des REP Birs bilden wichtige Grundlagen für einHochwasserschutzprojekt. Sie werden in die Erwägungenmit einbezogen. Ziel ist die Realisierung eines nachhalti-gen Projektes. Der Kanton arbeitet momentan an der Pla-nung der Hochwasserschutzprojekte in den Gemeinden,mit Nachbarkantonen oder Dritten zusammen. Die Nut-zungspläne werden im Rahmen der gesetzlichen Mitwir-

kungsverfahren immer öffentlich bekannt gegeben. DieBevölkerung sowie jede Umwelt- und Naturschutzorgani-sation haben die Möglichkeit, sich zeitgerecht ins Projekteinzubringen. Gültige rechtliche Grundlagen bilden dieRahmenbedingungen für die Abwicklung eines Hochwas-serschutzprojektes. Die im Postulat angeschnittenen The-menbereiche sind mit den gesetzlichen Vorgaben bereitsabgedeckt. Jörg Krähenbühl bittet um Ablehnung desPostulats.

Für das Protokoll:Brigitta Laube, Landeskanzlei

Fortsetzung

Ueli Halder (SP) hätte nicht erwartet, dass sein Vorstossderart auf Widerstand stossen würde. Es handelt sichnicht um ein hochpolitisches oder ideologisches Anliegen,sondern um ein technisches.

Die nun vorgebrachten Argumente sind nicht beson-ders überzeugend. Genau vor einem Jahr gab es ein Ge-spräch einer Delegation sämtlicher Umwelt- und Natur-schutzorganisationen mit der Verwaltung. Dabei wurdedargelegt, dass man in dieses massive Projekt stark ein-gebunden werden möchte. Der Grund war, dass dieseEingriffe der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unter-liegen und Auflagen des eidgenössischen Gewässer-schutzes erfüllen müssen. Man wollte frühzeitig und echteingebunden sein, um nicht später Einsprachen erhebenzu müssen. Deshalb wurde angekündigt, man würde ger-ne in der interdisziplinären Arbeitsgruppe mitmachen underfahren, wie die beiden Philosophien Hochwasserschutzund Renaturierung umgesetzt werden sollten. Es vergingein Jahr und man hat nichts gehört. Um mehr Verbindlich-keit zu schaffen, wurde anstatt einer Interpellation einPostulat eingereicht.

Der Kanton Jura hat mittlerweile mit solchen Renatu-rierungen begonnen. Möglicherweise wird nun der KantonBaselland gezwungen, etwas zu unternehmen. Dies hätteder Postulant aber gerne von Regierungspräsident JörgKrähenbühl gehört. «Die Botschaft hör ich wohl, allein mirfehlt der Glaube», dieses Zitat stamme nicht von zu Gut-tenberg, sondern von Goethe, so der Postulant.

Im Weiteren wandte sich der Postulant vor dieserLandratsdebatte an Regierungspräsident Jörg Krähenbühlmit der Bitte, ihm seine Argumente darzulegen, damit erund seine Fraktion sich auf die Landratsdebatte vorberei-ten könnten. Das Anliegen wurde abgewiesen mit derBegründung, dies sei nicht Usus. Dieser Zustand ist un-haltbar. Und dieser Vorwurf gilt nicht nur dem Baudirektor,sondern der gesamten Regierung. Das Parlament mussdoch die Haltung, die Motive und die Argumente des Re-gierungsrats kennen, insbesondere wenn es sich um eineablehnende Haltung gegenüber parlamentarischen Vor-stössen handelt. Heute darf der Landrat dem Regierungs-rat zuhören, wie dieser eine Vorlesung hält und meist sehrmühsam einen hochdeutschen Text in Mundart überset-zen muss. Diese Zeit würde lieber für die Diskussion zurVerfügung stehen, indem die Landratsmitglieder die Argu-mentation vorgängig schriftlich hätten. Die Begründungenliegen vor und müssten nur vervielfältigt werden. DiesesVerfahren besteht bereits, wenn Vorstösse überwiesenund gleichzeitig abgeschrieben werden sollen und hat sichsehr bewährt. Damit würde die Diskussion effizienter und

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2537

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das Informationsverhältnis zwischen Regierung und Parla-ment ausgewogener. Ein entsprechendes Verfahrenspos-tulat ist eingereicht worden.

Agathe Schuler (CVP) meint, sie unterstütze den letztenTeil von Ueli Halders Votum sehr, denn auch sie habesich beim Amt für Umweltschutz und Energie erkundigt.Die CVP/EVP-Fraktion unterstützt die Prüfung des Anlie-gens und wird das Postulat überweisen.

Philipp Schoch (Grüne) meint, die grüne Fraktion sei derMeinung, wenn schon Hochwasserschutzbauten gebautwürden, könnten diese gleich naturnah gestaltet werden.Die Angelegenheit ist nicht so kompliziert, sondern diePhilosophie des Hochwasserschutzes muss angepasstund naturnäher gestaltet werden.

Patrick Schäfli (FDP) erklärt, die FDP-Fraktion werdegegen die Überweisung dieses Postulats stimmen ausden von Regierungspräsident Jörg Krähenbühl dargeleg-ten Gründen. Die gesetzlichen Grundlagen in diesemBereich sind ausreichend.

Andreas Giger (SP) meint, man erlebe heute bereits zumzweiten Mal eine sehr absurde Situation: Zwar wird ver-sprochen, die Vorgaben würden erfüllt und man laufeoffene Türen ein, andererseits ist man nicht zur Entgegen-nahme des Postulats bereit. Bei diesem Postulat geht esum die Renaturierung der Birs, um eine Aufwertung desLebens- und Naturraum Birs, die gleichzeitig Verbesse-rungen im Hochwasserschutz für das Laufental und allean die Birs grenzenden Gemeinden bringen.

://: Der Landrat beschliesst mit 43:24 Stimmen bei einerEnthaltung, das Postulat 2010/190 zu überweisen.[Namenliste einsehbar im Internet; 16.23]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Nr. 2529

63 2010/205

Motion von Christine Gorrengourt vom 20. Mai 2010:

«Arbeitsplatzverbesserung Augusta Raurica»

Landratsvizepräsident Urs Hess (SVP) erklärt, die Regie-rung sei zur Entgegennahme der Motion bereit und be-antrage deren gleichzeitige Abschreibung.

Begründung des Regierungsrats vgl. Beilage 5.

Christine Gorrengourt (CVP) hat herausgehört, auch derRegierungsrat orte Handlungsbedarf und habe sich derThematik bereits angenommen. Der Kanton hat aber auchfinanzielle Probleme und man muss jeden Franken um-drehen, bis man weiss, wie er eingesetzt werden soll.Auch die betroffenen Kantonsangestellten sind sich des-sen bewusst und harren an den bestehenden Arbeits-plätzen aus. Begrüssenswert ist, dass der Regierungsrateine Verpflichtungs- und/oder Einmietungsvorlage erarbei-ten möchte. Die Motionärin macht beliebt, mit der Ab-

schreibung ihres Vorstosses bis zum Vorliegen der Vorla-ge zuzuwarten.

Stephan Grossenbacher (Grüne) erklärt, die grüne Frak-tion sei mit der Abschreibung zum jetzigen Zeitpunkt nichteinverstanden. Nun braucht es Nägel mit Köpfen. Bereitsim Jahr 2002 nahm die Finanzkommission einen Augen-schein und berichtete von rostigen Containern, in die Efeuwächst. Auch behindert der schlechte Zustand der Fund-depots die Forschung. Eine qualitativ gute Forschung –das ist man der römischen Vergangenheit schuldig –muss besser ausgerüstet sein. Als blauäugigen Alemannfalle ihm manchmal auf, dass es nördlich des Jura mehrbraunäugige Menschen gebe, meint Stephan Grossenba-cher. Es handle sich dabei wohl um römische Nachkom-men – auch aus diesem Grund ist man der römischenVergangenheit die Überweisung des Vorstosses schuldig.

Eva Chappuis (SP) meint, die SP-Fraktion werde gegendie Abschreibung stimmen. Für die Arbeitsplätze in Au-gusta Raurica muss man sich schämen. Sie entsprechentatsächlich dem Standard eines Entwicklungslandes. Esist endlich nötig, sowohl die Arbeitsbedingungen radikalzu verbessern als auch den Kulturgüterschutz, der auchnicht gewährleistet ist, sicherzustellen. Wenn die Vorlagenzu den Einmietungen vorliegen, wird man prüfen, ob diesefür eine Abschreibung genügen.

Georges Thüring (SVP) hat die Motion auch mitunter-schrieben und steht trotz Finanznot noch dazu. Dass dieArbeitsplatzverhältnisse unzumutbar sind, muss unterstri-chen werden. Aber er vertraut auch RegierungspräsidentJörg Krähenbühl. Denn wenn dieser bisher im Landratetwas versprochen hat, hat er Wort gehalten. Deshalberhält der Baudirektor die Chance und Georges Thüringwird – gläubig – für Abschreibung stimmen.

Siro Imber (FDP) meint, man müsse zwischen der Ar-beitsplatzsituation in den Containern und den Depotsunterscheiden. Bezüglich der Depots kann gesagt wer-den, dass seit der Revision des Archäologiegesetzes dieAnzahl Ausgrabungen beziehungsweise die einzulagern-den Fundgegenstände explodiert. Man müsste sich über-legen, ob es lohnenswert ist, alles anzusammeln oder obauch in der Archäologie Prioritäten gesetzt werden müs-sen. Nun Geld für ein Depot ausgeben, obwohl das Ar-chäologiegesetz angepasst werden müsste, wäre falsch.Erst müsste strategisch überlegt werden, wie viele derFundgegenstände behalten und wie diese ausgewertetwerden sollen. Dieser Auftrag ist bei Regierungsrat UrsWüthrich hängig. Aus diesen Gründen wird die FDP-Frak-tion für Abschreibung stimmen.

://: Die Überweisung ist unbestritten.

– Abschreibung

://: Der Landrat beschliesst mit 42:26 Stimmen, den Vor-stoss nicht abzuschreiben. Somit ist die Motion2010/205 überwiesen.[Namenliste einsehbar im Internet; 16.36]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 20112538

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Nr. 2530

64 2010/209

Motion von Elisabeth Schneider vom 20. Mai 2010:

Vorortslinie 14 an die BLT – Betrieb mit Tango-Trams

Regierungspräsident Jörg Krähenbühl (SVP) erklärt dieablehnende Haltung des Regierungsrats: Die KantoneBasel-Stadt und Basel-Landschaft betreiben gemeinsamein Tramnetz, welches historisch gewachsen ist und auseinem eigentlichen Stadtnetz besteht, zu denen die Liniennach Allschwil, Binningen und Birsfelden gehören. ZumTramnetz gehören weiter die Vorortsbahnen, die sichursprünglich in vier verschiedene Gesellschaften glieder-ten. Mit der Vereinigung dieser vier Vorortsbahnen zurBaselland Transport AG (BLT) wurde die Absicht verfolgt,auf diesen Linien statt der bisherigen Schmalspurzügeeinen modernen Trambetrieb einzurichten. Dies erfolgteetappenweise während der Siebzigerjahre. Gleichzeitigversuchte man gemeinsam mit dem Kanton Basel-Stadt,diese Linien besser in das Stadtnetz zu integrieren. Diehistorisch gewachsenen bisherigen Endhaltestellen Heu-waage beziehungsweise Aeschenplatz entsprachen nichtmehr den Bedürfnissen der Kundschaft. Gleichzeitig durf-te dieses Ansinnen nicht zulasten der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) als bisherige alleinige Betreiberin desStadtnetzes gehen. Aufgrund dieser schwierigen Aus-gangslage wurde ein gemeinsames Regelwerk für diePlanung aller grenzüberschreitender Tram- und Busliniengeschaffen. Die Vereinbarung über die Basler Verkehrs-Betriebe und die BLT Baselland Transport AG wurde imJahr 1982 geschlossen. Es wurde in den Grundsätzendefiniert, dass die beiden Transportunternehmen im be-nachbarten Kanton jeweils gleich viele Fahrleistungenerbringen. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass die Ab-geltung des Fehlbetrags aus den Betriebsleistungen andie BLT lediglich vom Kanton Basel-Landschaft zu leistenist und umgekehrt vom Kanton Basel-Stadt an die BVB.Lediglich der erfahrungsgemäss kleine Fahrleistungs-überhang wird zwischen den Kantonen abgegolten.

Diese einfachen Regelungen haben die Schaffungeines wirklich gemeinsamen Tramnetzes ermöglicht. Hö-hepunkt war zweifelsohne die Eröffnung der direktenTramlinien von Aesch und Dornach zum Bahnhof SBB.

Um einen möglichst präzisen Ausgleich der Fahrlei-stungen zu gewährleisten, wird die Zuteilung der Linienimmer wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst. ImTrambereich war dies zuletzt 1994 der Fall, als die BVBdie Tramlinie 14 und die BLT die Linie 11 übernahm. Dasgemeinsame Tramnetz ist also das Ergebnis eines langenProzesses, von dem insbesondere Pendler aus dem Ba-selbiet profitieren. Sollte die Linie 14 an die BLT überge-hen, müsste eine andere Linie abgegeben werden. An-dernfalls würde der Fahrleistungsüberhang der BLT sehrgross, was sich in sehr hohen Zahlungen an den KantonBasel-Stadt niederschlagen würde. Will man von der bis-herigen Lösung des gegenseitigen Fahrleistungsaus-gleichs grundsätzlich abrücken, müssten völlig neue Re-geln der Zusammenarbeit definiert werden. Im Weiterenmuss darauf hingewiesen werden, dass der Staatsvertragnur in Übereinstimmung mit dem Kanton Basel-Stadt ab-geändert werden kann. Man ist aber daran, diesen beiGelegenheit zu überarbeiten. Dieser Prozess wird jedochZeit beanspruchen und stellt für das Problem des über-alteten Rollmaterials auf der Linie 14 keine Lösung dar.

Denn unabhängig von der Ausgestaltung des Staatsver-trags liegt die Verantwortung für den Betrieb und somitden Rollmaterialeinsatz bei der jeweiligen Transportunter-nehmung. Der Kanton Basel-Landschaft wird sich aber mitNachdruck für den baldigen Einsatz von neuem Rollmate-rial auf der Linie 14 einsetzen. Die BVB hat diesbezüglichauch schon signalisiert, dass man Gehör dafür habe.

Die Behauptung, die BLT könne im Gegensatz zurBVB alle Linien mit neuem Rollmaterial abdecken, istvöllig aus der Luft gegriffen. Die gegenwärtig bestelltenTrams vom Typ Tango der BLT stellen selbst für die vor-handenen Linien keinen vollständigen Ersatz des beste-henden Rollmaterials dar. Es darf nicht vergessen wer-den, dass bei Neubeschaffungen die Abschreibungskos-ten bei den Transportunternehmen sprunghaft ansteigenund sich somit der Abgeltungsbedarf erhöht. Ein Vorpre-schen im Sinne der Motion würde die Verhandlungen überden neuen Staatsvertrag unnötig erschweren, ohne dasssich dadurch der Rollmaterialeinsatz ändern würde. Ausdiesen Gründen bittet der Regierungsrat um Ablehnungder Motion.

Christine Gorrengourt (CVP) erklärt, die CVP/EVP-Frak-tion sei bereit, den Vorstoss in ein Postulat umzuwandeln.Man ist der Ansicht, eine Motion würde ein Vorpreschendarstellen und die Verhandlungen erschweren. Im Mo-ment befindet sich eine Tramnetzstudie 2020 in Bearbei-tung. Danach wird der Staatsvertrag sowieso angepasstwerden müssen. In diesem Zusammenhang könnte dasAnliegen geprüft und darüber berichtet werden. Dabei wirdherauskommen, wer welche Linie betreiben soll und wieviel Netz man sich leisten will und kann. Die Motionärinbittet die Landratsmitglieder um Überweisung des Vor-stosses als Postulat.

Kathrin Schweizer (SP) berichtet, die SP-Fraktion werdedie Überweisung unterstützen. Es geht darum, dass derStaatsvertrag genauer betrachtet wird.

Daniela Gaugler (SVP) erklärt, auch die SVP-Fraktionunterstütze das sympathische Anliegen, womit ein politi-sches Signal gesetzt werden könne.

://: Der Landrat überweist die Vorstoss 2010/209 als Pos-tulat mit 49:11 Stimmen bei 2 Enthaltungen.[Namenliste einsehbar im Internet; 16.45]

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

*

Landratsvizepräsident Urs Hess (SVP) wünscht allen,auch im Namen der Präsidentin, eine schöne Fasnacht,schöne Ferien, einen guten und fairen Wahlkampf undschliesst die Sitzung.

Ende der Nachmittagssitzung: 16.50 Uhr.

Für das Protokoll:Miriam Schaub, Landeskanzlei

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Auszug aus dem Protokoll der Landratssitzung vom 3. März 2011 2539

E:\lr_2011-03-03_ptk.wpd – [10.10.01]

Die nächste Landratssitzung findet statt am

31. März 2011

Für die Richtigkeit des Protokolls

Im Namen des Landrats

die Präsidentin:

der 2. Landschreiber: