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UV/VIS-Spektroskopie AC für Biol./Pharm. 85 4. Elektronenspektroskopie - Spektroskopie im ultravioletten und sichtbaren Spektralbereich (UV/VIS) 4.1. Allgemeines, Literatur Die Elektronenspektroskopie befasst sich mit der Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung des Wellenlängenbereichs von etwa 100 bis 800 nm mit Materie. Es werden dabei Elektronen angeregt. Die Frequenz der absorbierten Strahlung wird mit der Struktur der untersuchten Verbindung korreliert. Für die Routineanwendung in der organischen Chemie wird folgender Bereich eingesetzt: λ : 180–800 nm bzw. E : 666–150 kJ/mol bzw. ν : 1.67 . 10 15 –3.75 . 10 14 Hz bzw. ν ~ : 55'556–12'500 cm -1 Die untere Wellenlängenbegrenzung ist dabei vor allem apparativ bedingt, indem Lösungsmittel, Zellenmaterial und Luft die Strahlung absorbieren. Der obere Grenzwert ist vorwiegend molekülbedingt, indem nur wenige, aber bioorganisch relevante Verbin- dungen Elektronenübergänge bei Wellenlängen oberhalb von 800 nm aufweisen.

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4. Elektronenspektroskopie -Spektroskopie im ultravioletten undsichtbaren Spektralbereich (UV/VIS)

4.1. Allgemeines, Literatur

Die Elektronenspektroskopie befasst sich mit der Wechselwirkung elektromagnetischer

Strahlung des Wellenlängenbereichs von etwa 100 bis 800 nm mit Materie. Es werden

dabei Elektronen angeregt. Die Frequenz der absorbierten Strahlung wird mit der Struktur

der untersuchten Verbindung korreliert. Für die Routineanwendung in der organischen

Chemie wird folgender Bereich eingesetzt:

λ : 180–800 nm

bzw. E : 666–150 kJ/mol

bzw. ν : 1.67.1015–3.75.1014 Hz

bzw. ν~ : 55'556–12'500 cm-1

Die untere Wellenlängenbegrenzung ist dabei vor allem apparativ bedingt, indem

Lösungsmittel, Zellenmaterial und Luft die Strahlung absorbieren. Der obere Grenzwert

ist vorwiegend molekülbedingt, indem nur wenige, aber bioorganisch relevante Verbin-

dungen Elektronenübergänge bei Wellenlängen oberhalb von 800 nm aufweisen.

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4.1.1. Literatur (Lehrbücher und Monographien)

– T. Frost, M.A. Russell, B.J. Clark,

UV Spectroscopy. Practical Techniques, Instrumentation and Data Handling,

Chapman & Hall, London, 1993.

– D. A. Harris, C. L. Bashford,

Spectrophotometry & Spectrofluorimetry, A Practical Approach,

IRL Press Limited, Oxford, Washington, 1987.

– H. H. Jaffé, M. Orchin,

Theory and Application of Ultraviolet Spetroscopy,

J. Wiley & Sons, Inc., New York, 1962.

– M. Klessinger, J. Michl,

Lichtabsorption und Photochemie organischer Moleküle,

VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, New York, 1989.

– B. M. Krasovitskii, B. M. Bolotin,

Organic Luminescent Materials,

VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, 1988.

– H. H. Perkampus,

UV-VIS-Spektroskopie und ihre Anwendungen,

Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo, 1986.

– A. I. Scott,

Interpretation of the Ultraviolet Spectra of Natural Products,

Pergamon Press, Oxford, London, Edinburgh, New York, Paris, Frankfurt, 1964.

– W. Schmidt,

Optische Spektroskopie, 2. Auflage,

Wiley-VCH, Weinheim, 2000.

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4.1.2. Literatur (Datensammlungen)

– J. G. Grasselli, W. R. Ritchey,

Atlas of Spectral Data and Physical Constants for Organic Compounds, 2nd Edition,

CRC Press, Cleveland, 1973.

– H. M. Hershenson,

Ultraviolet Absorption Spectra,

Index for 1930-1954, 1955-1959, 1960-1963,

Academic Press, New York, 1956, 1961, 1966.

– K. Hirayama,

Handbook of Ultraviolet and Visible Absorption Spectra of Organic Compounds,

Plenum Press, New York, Washington, London, 1967.

– Organic Electronic Spectral Data Volume I-XV , 1946 - 1973,

Interscience, New York, 1960-1979.

– Ultraviolet Spectral Data,

Manufacturing Chemists Association Research Project,

Carnegie Institute of Technology, Pittsburgh, Pa., USA .

– Sadtler Standard Spectra Ultra Violet,

Sadtler Research Laboratories, Philadelphia, Pa., USA.

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4.2. Aufnahmetechnik

Zur Aufnahme von UV/VIS-Spektren werden im Rahmen der organisch-chemischen

Strukturanalytik im Allgemeinen Zweistrahlgeräte verwendet. Eine schematische Darstel-

lung eines typischen derartigen Gerätes findet sich auf der nächsten Seite. Zur Aufnahme

eines Spektrums benötigt man eine Messzeit von etwa einer Minute. Seit einigen Jahren

sind kostengünstige Miniatur-Spektrometer auf dem Markt, die mit Lichtlleitern arbeiten.

Sie verfügen über einen Dioden-Array-Detektor, der ein ganzes Spektrum innerhalb von

weniger als einer Sekunde aufnehmen kann. Dabei handelt es sich aber meist um Ein-

strahlgeräte, bei denen der Nullabgleich nicht trivial ist. Im Gegensatz zur IR-Spektrosko-

pie werden Interferometer nicht routinemässig eingesetzt. Die Anforderungen an die opti-

sche Präzision sind bei den vergleichsweise kleinen Wellenlängen sehr hoch. Die Wahl

von Fenstermaterial und Lösungsmittel gestaltet sich hingegen wesentlich einfacher als in

der IR-Spektroskopie. Im visuellen Bereich eignet sich Glas und jedes farblose Lösungs-

mittel. Im UV-Bereich verwendet man Quarzglas, das oberhalb von etwa 190 nm genü-

gend durchsichtig ist. In der folgenden Tabelle ist für einige gebräuchliche Lösungsmittel

die kleinste Wellenlänge angegeben, bei der mit Zellen von 1 cm Dicke gearbeitet

werden kann. Bei noch kleineren Wellenlängen ist für die meisten heute üblichen Spektro-

meter eine Messung kaum mehr sinnvoll möglich.

Lösungsmittel kleinste Wellenlänge [nm]

Acetonitril 1 9 0

Wasser 1 9 1

Cyclohexan 1 9 5

Hexan 2 0 1

Methanol 2 0 3

Ethanol 2 0 4

Ether 2 1 5

Dichlormethan 2 2 0

Chloroform 2 3 7

Tetrachlormethan 2 5 7

Da UV/VIS-Spektren oft relativ glatte Kurvenzüge darstellen, reicht die Angabe der

Wellenlänge (λmax) und des molaren dekadischen Extinktionskoeffizienten (εmax) für die

Absorptionsmaxima meistens aus. Oft werden diese Angaben nur für das längstwellige

Absorptionsmaximum gemacht.

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4.2.1. Schematische Darstellung eines UV-Spektrophotometers

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4.2.2. Spaltbreite

In der UV-Spektroskopie wird die Probe mit monochromatischem Licht bestrahlt. Der

Monochromator, meist ein optisches Gitter, fächert die polychromatische Strahlung der

Lichtquelle gemäss der Wellenlänge auf. Mit einer Blende wird nun ein kleiner Teil des

Spektrums ausgelesen und für die weitere Messung verwendet. Die restliche Strahlung

geht verloren. Die Breite des Teilspektrums kann über die Breite der Blende eingestellt

werden. Dabei wünscht man einerseits möglichst viel Licht, also einen breiten Spalt, um

das Verhältnis von Signal zu Rauschen gross und die Messdauer klein zu halten. Bei

einem breiten Spalt können hingegen Feinheiten im Spektrum verwischt werden:

230 270230 270230 270Wellenlänge (nm) Wellenlänge (nm) Wellenlänge (nm)

Ext

inkt

ion

Ext

inkt

ion

Ext

inkt

ion

1.6 nm 4 nm 10 nm

Die Breite des Spaltes ist also mit Bedacht zu wählen. Interessiert man sich für die Fein-

struktur einer Bande, oder will man ein Absorptionsmaximum möglichst genau aus-

messen, ist ein kleiner Spalt zu wählen. Verfolgt man hingegen zeitlich die Konzentration

einer Verbindung durch Messung der Absorption bei einer bestimmten, festen Wellen-

länge, kann ein grosser Spalt sinnvoll sein.

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4.2.3. Lösungsmitteleinflüsse, solvatochromer Effekt

Lage und Strukturierung einer Bande können vom Lösungsmittel abhängen. Die Wahl

des Lösungsmittels richtet sich hauptsächlich nach der Löslichkeit der zu untersuchenden

Verbindung und dem gewählten Spektralbereich. Polare Lösungsmittel wie Ethanol

führen aufgrund der starken Wechselwirkung mit den Probemolekülen oft zu einer Ver-

wischung der Banden-Feinstruktur. Da die Lage eines Absorptionsmaximums vom

Lösungsmittel abhängen kann, ist die Angabe des Lösungsmittels unbedingt erforderlich.

Bei wenig polaren Verbindungen beträgt die Verschiebung einige Nanometer. Es gibt

aber Verbindungen, die besonders empfindlich auf Änderungen des Lösungsmittels

reagieren. Der unten dargestellte Betain-Farbstoff zeigt in Wasser ein Absorptions-

maximum bei 453 nm, in Diphenylether hingegen bei 810 nm.

N

O

+

Lösungsmittel max Farbe Polarität

Diphenylether 810

Anisol 771 gelb

Aceton 677 grün

Isopentanol 588 blau

Ethanol 550 violett

Methanol 516 rot

Wasser 453

(nm)

Die ausgeprägte Abhängigkeit einer Verbindung von der Polarität der Umgebung nennt

man Solvatochromismus. Der gezeigte Farbstoff ändert seine Farbe entsprechend der

Polarität. Er wurde sogar verwendet, um die Umgebung z.B. in einer Mizelle oder auf

einer Oberfläche bezüglich Polarität zu charakterisieren. Der Farbstoff zeigt mit einer

Spannweite von 357 nm einen der grössten solvatochromen Effekte, die jemals

beobachtet wurden. Der Grund liegt in der Ladungstrennung im elektronischen Grund-

zustand, der durch polare Lösungsmittel besonders gut stabilisiert wird. Der angeregte

Zustand ist weniger stark polar. Um den Übergang zu bewerkstelligen, ist also in einem

polaren Lösungsmittel eine vergleichsweise grosse Energie nötig.

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4.3. Elektronische Anregung

Elektronische Anregungen sind insofern komplex, als bei der Absorption eines Photons

nicht nur ein Elektron angeregt wird, sondern gleichzeitig auch Schwingungs- und Rota-

tionsübergänge stattfinden können. In der folgenden Figur sind die Energieniveaus eines

hypothetischen zweiatomigen Moleküls A–B dargestellt.

A BAbstand A–B

Energie

elektronischer Grundzustand

elektronischangeregter Zustand

0

'1'2'3

'0

1

2

3

Schwingungszustände

Rotationszustände

Übergang im IR-Spektrum sichtbar

Übergang im UV-Spektrum sichtbar

Für den elektronischen Grundzustand und einen angeregten Zustand sind die Potential-

kurven gezeichnet. Über jedem Schwingungsniveau befinden sich Rotationszustände,

die zu einer enormen Vielfalt von energetischen Zuständen führen. Die Moleküle befinden

sich grundsätzlich im elektronischen und vibratorischen Grundzustand. Bei der Absorption

eines Photons im UV-Bereich ist jedoch eine grosse Zahl an angeregten Zuständen

verschiedenster Energie erreichbar, die zu einer entsprechenden Vielzahl an Linien führen,

die im Allgemeinen nicht aufgelöst sind. Daher erscheinen im UV-Spektrum breite, un-

strukturierte Banden.

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4.4. Chromophore

Ein Chromophor ist ein System (Atom, Ion, funktionelle Gruppe, Molekül), dessen Elek-

tronen durch Photonen angeregt werden und dadurch eine Absorption verursachen. Zur

Beschreibung der Beeinflussung der Absorption eines Chromophors z. B. durch Substi-

tuenten wird folgende Terminologie verwendet:

hyperchromer Effekt

hypochromer Effekt

bathochromeVerschiebung

hypsochromeVerschiebung

4.4.1. Einfache Chromophore

Zur Diskussion der Elektronenspektren von Molekülen wird oft eine Klassifizierung der

Elektronenübergänge mithilfe der beteiligten Molekülorbitale vorgenommen. Dabei wer-

den Anregungen von Elektronen aus besetzten bindenden σ- oder π-Orbitalen bzw. aus

nichtbindenden, so genannten n-Orbitalen (einsame Elektronenpaare) in leere antibinden-

de π*- oder σ*-Orbitale diskutiert. Die Übergänge werden demnach zum Beispiel mit σ

→ σ*, π → π*, n → π* und n → σ* bezeichnet.

Einfache, nicht konjugierte Chromophore sind im Allgemeinen für die organisch-chemische

Strukturanalytik diagnostisch nicht sehr wertvoll. So liegen σ → σ*- und oft auch n → σ*-

Übergänge in einem instrumentell schwer zugänglichen Spektralbereich (< 200 nm). Die

starke Überlappung von Banden ermöglicht zudem eine sinnvolle Interpretation besten-

falls bei sehr kleinen Molekülen.

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Hypothetisches Molekül A–B:

E

σ*

σ

σ → σ*-Übergang : z.B. CH4 122 nm

z.B. CH3–CH3 135 nm

Hypothetisches Molekül A–B mit nicht-bindendem Elektronenpaar:

E

σ*

σ

n → σ*-Übergang : z.B. CH3–O–H 177 nm

z.B. CH3–O–CH3 184 nm

Durch Wasserstoffbrückenbildung zum Elektronendonator ergibt sich für n→σ*- Über-

gänge eine hypsochrome Verschiebung der Lage der Absorptionsbande.

Hypothetisches Molekül A=B :

E

π*

π

σ*

σ

π π* -Übergang

λ max [nm] ε max

z.B. CH2=CH2 163

(CH3)2 C=C(CH3) 2 197 11 '00 0

15 '0 00

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Hypothetische Carbonylgruppe

O

C R'R

E

π*

π

σ*

σ

z.B.

C

H

H

O

n π* -Übergang: 30 4 nm (ε = 18 )

π π* -Übergang: 20 8 nm

n σ* -Übergang: vermutl ich um 18 0 nm

Bei Ketonen liegt der n→π*-Übergang im Bereich um 280 nm (ε ist klein, da der Über-

gang "verboten" ist).

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4.4.2. UV-Absorption einfacher Chromophore

Chromophor Verbindung Übergang λmax εmax Lösungsmittel

[ n m ]

C–C CH3–CH3 σ → σ* 1 3 5 stark Gas

C–H CH4 σ → σ* 1 2 2 stark Gas

C–O CH3–OH n → σ* 1 7 7 2 0 0 Hexan

CH3–O–CH3 n → σ* 1 8 4 2 5 0 0 Gas

C–N (C2H5)2NH n → σ* 1 9 3 2 5 0 0 Hexan

(CH3)3N n → σ* 1 9 9 4 0 0 0 Hexan

C–S CH3SH n → σ* 1 9 5 1 8 0 0 Gas

n → σ* 2 3 5 1 8 0 GasC2H5–S–C2H5 n → σ* 1 9 4 4 5 0 0 Gas

n → σ* 2 2 5 1 8 0 0 GasS–S C2H5–S–S–C2H5 n → σ* 1 9 4 5 5 0 0 Hexan

n → σ* 2 5 0 3 8 0C–Cl CH3Cl n → σ* 1 7 3 2 0 0 Hexan

C–Br n-C3H7Br n → σ* 2 0 8 3 0 0 Hexan

C–I CH3I n → σ* 2 5 9 4 0 0 Hexan

C=C CH2=CH2 π → π* 162.5 1 5 0 0 0 Heptan

(CH3)2C=C(CH3)2 π → π* 196.5 1 1 5 0 0 Heptan

C=O (CH3)2 C=O n → σ* 1 6 6 1 6 0 0 0 Gas

π → π* 1 8 9 9 0 0 Hexan

n → π* 2 7 9 1 5 HexanO

C OHCH3 n → π* 2 0 0 5 0 GasO

C OC HCH3 2 5 n → π* 2 1 0 5 0 GasO

C ONaCH3 n → π* 2 1 0 1 5 0 WasserO

C NH2CH3 n → π* 2 2 0 6 3 Wasser

CH2 - C

CH2 - CNH

O

O

n → π* 1 9 1 1 5 2 0 0 Acetonitril

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Chromophor Verbindung Übergang λmax εmax Lösungsmittel

[ n m ]

C=NC

NH

H2N NH2 HCl.2 6 5 1 5 Wasser

(CH3)2C=NOH 1 9 3 2 0 0 0 Ethanol

(CH3)2C=NONa 2 6 5 2 0 0 Ethanol

N=N CH3–N=N–CH3 n → π* 3 4 0 1 6 Ethanol

N=O (CH3)3C–NO n → π* 3 0 0 1 0 0 Ether

6 6 5 2 0(CH3)3C–NO2 2 7 6 2 7 Ethanol

n-C4H9–O–NO 2 1 8 1 0 5 0

3 1 3 - 3 8 4 2 0 - 4 0 EthanolC2H5–O–NO2 2 6 0 1 5 Ethanol

C=S

S

C CH3CH3 4 6 0 schwach

S4 9 5 schwach Ethanol

C≡C HC≡CH 1 7 3 6 0 0 0 Gasn-C5H11–C≡C–CH3 177.5 1 0 0 0 0 Hexan

1 9 6 2 0 0 0

222.5 1 6 0C≡N CH3–C≡N <190

X=C=Y CH2=C=CH2 1 7 0 4 0 0 0

2 2 7 6 3 0(C2H5)2C=C=O 2 2 7 3 6 0

3 7 5 2 0C2H5–N=C=N–C2H5 2 3 0 4 0 0 0

2 7 0 2 5C2H5–N=C=S 2 5 0 1 2 0 0 Hexan

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4.4.3. Konjugierte Chromophore

Konjugierte Chromophore sind für die Strukturanalytik wesentlich wertvoller als die in

4.4.1. diskutierten einfachen Chromophore. Mit zunehmender Delokalisation wird die

Energiedifferenz für den π→π* Übergang im Allgemeinen kleiner, so dass die Wellenlän-

ge der entsprechenden Absorptionsbande steigt. Meist nimmt auch ε mit zunehmender

Delokalisation zu. So ergibt sich z. B. auch im Rahmen des Hückel-MO-Verfahrens eine

Energiedifferenz von 2 β für Ethylen und eine solche von 1.24 β für Butadien (s. u.; α und

β sind negative Energie-Parameter im Sinne des Hückel-MO-Verfahrens). Bei Polyenen

mit etwa sechs Doppelbindungen in Delokalisation rückt die längstwellige Absorption in

den sichtbaren Spektralbereich und die Verbindung wird somit farbig.

4.4.3.1. Zusammenhang zwischen der Wellenlänge des absorbierten Lichtes und

der beobachteten Farbe

Absorbiertes Licht Beobachtete Farbe

Wellenlänge Entsprechende

nm Farbe

4 0 0 violett grünlichgelb

4 2 5 indigoblau gelb

4 5 0 blau orange

4 9 0 blaugrün ro t

5 1 0 grün purpur

5 3 0 gelbgrün violett

5 5 0 gelb indigoblau

5 9 0 orange blau

6 4 0 ro t blaugrün

7 3 0 purpur grün

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4.4.3.2. UV/VIS-Absorptionsbanden verschiedener Verbindungstypen

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4.4.3.3. ππππ-MO's berechnet nach dem Hückel-MO-Verfahren

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4.4.3.4. Konjugierte Systeme: alternierend und nicht-alternierend

Regeln über die Lage von Absorptionsmaxima gelten nur für alternierende Systeme.

Man erkennt sie über folgendes Verfahren, das am Beispiel des Naphthalins erläutert

wird. Eine beliebige Position des konjugierten Systems wird mit einem Stern markiert:

*

Anschliessend wird eine zweite Position des konjugierten Systems markiert, die sich in

zwei Bindungen Abstand befindet. Dabei ist die Richtung nicht von Bedeutung:

*

*

So verfährt man weiter, bis alle möglichen Positionen markiert sind:

*

* * *

*

Man erkennt nun, dass nur jede zweite Position markiert ist. Es handelt sich demnach um

ein alternierendes System. Wendet man das gleiche Verfahren auf ein nicht alternierendes

System an, ergibt sich folgendes:

* **

**

*

Nach drei Markierungen befinden sich jetzt zwei Sterne in nur einer Bindung Abstand.

Ausgehend vom zuletzt angebrachten Stern stehen drei neue Positionen zur Verfügung.

Es ist leicht ersichtlich, dass bei Ausnutzen sämtlicher Möglichkeiten alle Atome des konju-

gierten Systems markiert sind.

Sämtliche Regeln, die für konjugierte Systeme aufgestellt werden können, gelten prinzi-

piell nur für alternierende Systeme. Eine Regel besagt, dass sich bei Vergrösserung des

konjugierten Systems die Lage des längstwelligen Absorptionsmaximums zu grösseren

Wellenlängen verschiebt. Vergrössert man nun aber das soeben behandelte Molekül

Azulen um vier weitere Atome zum 5,6-Benzazulen, nimmt die Wellenlänge des

Absorptionsmaximums ab:

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Azulen 5,6-Benzazulen

579 nm 557 nm

Ein weiteres Beispiel zeigt eine ähnliche Situation. Ersetzt man im Naturstoff Porphyrin,

einem nicht-alternierenden System, zwei Doppelbindungen durch Einfachbindungen, ent-

steht das alternierende System Tetrahydroporphyrin mit einem höherwelligen Absorp-

tionsmaximum trotz kleinerem konjugiertem System:

N

N

N

NHH

N

N

N

NHH

Porphyrin Tetrahydro-porphyrin

630 nm 800 nm

4.4.3.5. Längstwellige Absorptionsmaxima von trans-Polyenen

R–(CH=CH)n–R

R n λmax ε Lösungsmittel

H 3 267.5 56 '000 Hexan

CH3 3 274.5 30 '000 Hexan

H 4 3 0 4 Hexan

CH3 4 3 1 0 76 '500 Hexan

H 5 3 3 4 118 '000 Hexan

CH3 5 3 4 2 122 '000 Hexan

CH3 6 3 8 0 146 '500 Chloroform

CH3 7 4 0 1 Chloroform

CH3 8 4 1 1 Chloroform

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4.4.3.6. Aromatische Verbindungen

Hückel-MO-Verfahren versagen vollständig zur Rationalisierung des Elektronenspektrums

von Benzol. Entsprechend dem HMO-Schema von Benzol (A) sind vier Übergänge

gleicher Anregungsenergie ΔEπ = –2 β zu erwarten (A,B):

-2 β

CBA

ΔEπ

+2 β

+ β

- β

-2 β

α

E

Durch Aufspaltung der entarteten Zustände in B in drei Zustände (C; Elektronenwechsel-

wirkung: vgl. z. B. E. Heilbronner und H. Bock, "Das HMO-Modell und seine Anwen-

dung", Verlag Chemie, Weinheim, 1968, S. 308) ergibt sich ein Schema von Übergän-

gen, die den drei längstwelligen Banden des Benzols bei 255, 198 und 180 nm ent-

sprechen:

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105

1

2

3

4

log

180 200 220 240 260 280 nm

Absorptionsspektrum von Benzol

Bei der längstwelligen Bande ist eine Feinstruktur sichtbar. Dabei handelt es sich um

Übergänge zu bestimmten vibratorischen Niveaus des elektronisch angeregten Zu-

standes.

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106

4.4.3.8. UV-Absorption von aromatischen Verbindungen

Übergänge

π → π* (erlaubt) π → π* ("verboten") π → π*(Substituent n → π*(Subst i tuentSubstituent R in Delokalisation mit nichtbindendem(Lösungsmittel) mit aromatischem Elektronenpaar)

System)

R

λ max ε λ max ε λ max ε λ max ε

[ n m ] [ n m ] [ n m ] [ n m ]

~180 ~2000 ~250 ~100 ~220 ~10000 ~275 ~1 0

bis bis bis bis bis bis bis bis

2 3 0 1 0 0 0 0 2 9 0 2 0 0 0 2 5 0 3 0 0 0 0 3 5 0 1 0 0

-H (Cyclohexan) 1 9 8 8 0 0 0 2 5 5 2 3 0

-CH3 (Hexan) 2 0 8 7 9 0 0 2 6 2 2 3 0

-OH (Wasser) 2 1 1 6 2 0 0 2 7 0 1 4 5 0

-O- (Wasser) 2 3 5 9 4 0 0 2 8 7 2 6 0 0

-NH2 (Wasser) 2 3 0 8 6 0 0 2 8 0 1 4 3 0

-NH3+ (Wasser) 2 0 3 7 5 0 0 2 5 4 1 6 0

-NO2 (Hexan) 2 0 8 9 8 0 0 2 7 0 8 0 0 2 5 1 9 0 0 0 3 2 2 1 5 0

2 1 3 8 1 0 0

-Cl (Ethanol) 2 1 0 7 5 0 0 2 5 7 1 7 0

-CH=CH2 (Ethanol) 2 8 2 4 5 0 2 4 4 1 2 0 0 0

-C≡CH (Hexan) 2 7 8 6 5 0 2 3 6 1 2 5 0 0

-COCH3 (Ethanol) 2 7 8 1 1 0 0 2 4 3 1 3 0 0 0 3 1 9 5 0

-CHO (Hexan) 2 8 0 1 4 0 0 2 4 2 1 4 0 0 0 ~ 330 ~ 60

-COOH (Wasser) 2 0 2 8 0 0 0 2 7 0 8 0 0 2 3 0 1 0 0 0 0

-C≡N (Wasser) 2 7 1 1 0 0 0 2 2 4 1 3 0 0 0

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107

4.4.3.9. Additivitätsregeln

Zur Abschätzung der Lage von Absorptionsbanden existieren eine Reihe von brauch-

baren Regeln, und zwar für

– Diene und Polyene

– α,β-ungesättigte Carbonylverbindungen

– aromatische Carbonylverbindungen

4.4.3.10. UV-Absorption von Dienen und Polyenen

(Woodward–Fieser-Regeln für die Abschätzung der Lage des π → π*-Überganges)

Grundsystem :

acyclisch 217 nm(bzw. in nicht kon-densierten Ringen)

heteroannular 214 nm

homoannular 253 nm

Inkremente

pro weitere konjugierte Doppelbindung + 30 nm

pro exocyclische Lage einer Doppelbindung (C=C) + 5 nm

C = C

pro Substituent: C-Substituent + 5 nmO

C CHO 3 + 0 nm

O–Alkyl + 6 nm

S–Alkyl + 30 nm

Cl, Br + 5 nm

N(Alkyl)2 + 60 nm

Lösungsmittelinkremente (Korrektur für Lösungsmittel) : ~0 nm

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Beispiel:

Es ist die Lage der Absorptionsbande für die folgende Verbindung abzuschätzen:

CH3COO

Grundwert (homoannular) 253 nm

weitere konjugierte Doppelbindung 30 nm

exocyclische Doppelbindung 5 nm

3 C-Substituenten 15 nm_______

abgeschätzt 303 nm

experimentell 306 nm

4.4.3.11. UV-Absorption von αααα,ββββ-ungesättigten Carbonylverbindungen

(Erweiterte Woodward-Regeln für die Abschätzung der Lage des π → π*-Überganges)

C C C C C

X

Grundsystem:X

O X : Alkyl 215 nm

X : H 207 nm

X : OH, OAlkyl 193 nm

O 215 nm

O 202 nm

Inkremente: pro weitere konjugierte Doppelbindung + 30 nm

pro exocyclische Lage einer Doppelbindung (C = C) + 5 nm

C = C

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pro homoannulare Lage einer Dienkomponente

(homoannulare Anordnung von Doppelbindungen)

+ 39 nm

pro Substituent an (Inkrement in nm)

π-Elektronensystem in α β γ δ weiter

C-Substituent 1 0 1 2 1 8 1 8 1 8

O H 3 5 3 0 5 0 5 0

O CO CH3 6 6 6 6 6

OAlkyl 3 5 3 0 1 7 3 1 3 1

SAlkyl 8 5

Cl 1 5 1 2

B r 2 5 3 0

N(Alkyl)2 9 5

Lösungsmittelinkremente : Wasser +8 nm

(Korrektur für Lösungsmittel)

Ethanol, Methanol 0 nm

Chloroform –1 nm

Dioxan –5 nm

Diethylether –7 nm

Hexan, Cyclohexan –11 nm

Die entsprechenden Inkremente sind zum Wert für das geeignete Grundsystem zu

addieren, um schliesslich eine Abschätzung der Lage der Absorptionsbande für die Auf-

nahme des Spektrums im spezifizierten Lösungsmittel zu erhalten. Bei gekreuzt konju-

gierten Systemen ist der Wert für den jeweils längstwellig absorbierenden Chromophor

zu berechnen.

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Beispiel:

Es ist die Lage der Absorptionsbande der folgenden Verbindung in Ethanol als

Lösungsmittel zu berechnen:

O

Grundwert 215 nm

2 weitere konjugierte

Doppelbindungen 60 nm

exocyclische Doppelbindung 5 nm

homoannulare Dienkomponente 39 nm

C-Substituent in β 12 nm

3 weitere C-Substituenten 54 nm

Lösungsmittelinkrement 0 nm_______

abgeschätzt (für Ethanol) 385 nm

experimentell (in Ethanol) 388 nm

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111

4.4.3.12. UV-Absorption von aromatischen Carbonylverbindungen

(Scott-Regeln für die Abschätzung der Lage des langwelligen, erlaubten π → π*-

Überganges {Ethanol als Lösungsmittel})

Grundsystem:

CO-RR : Alkyl, Alicyclus 246 nm

CHO250 nm

CO-OH230 nm

CO-OR230 nm

Inkremente (in nm)

pro Substituent in ortho meta para

Alkyl, Alicyclus 3 3 1 0

OH, OAlkyl 7 7 2 5

O- 1 1 2 0 7 8

Cl 0 0 1 0

B r 2 2 1 5

NH2 1 3 1 3 5 8

NHCOCH3 2 0 2 0 4 5

N(CH3)2 2 0 2 0 8 5

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Beispiel:

Es ist die Lage des langwelligen, erlaubten π → π*-Überganges für die folgende

Verbindung abzuschätzen:

O

CH3O

Grundwert 246 nm

Alicyclus in o-Stellung 3 nm

OAlkyl in p-Stellung 25 nm_______

abgeschätzt 274 nm

experimentell 276 nm

4.5. Interpretation von Elektronenspektren

Da eine genaue Voraussage der Lage und Intensität einer Bande für realistische Fälle

kaum möglich ist, wird man versuchen, nach Spektren geeigneter Modellverbindungen zu

suchen. Es lassen sich dazu zwei Extremfälle unterscheiden:

a) Chromophor A Chromophor B

Barriere für

Delokalisation

Bei Abwesenheit von Wechselwirkungen des Chromophors A mit dem Chromo-

phor B ist das Elektronenspektrum der Verbindung, die die beiden Chromophore

enthält, im wesentlichen durch eine Überlagerung der Spektren von A mit jenen von

B gegeben.

b) Chromophor A Chromophor B

Delokalisation

Stehen die Chromophore A und B in Delokalisation, ergibt sich ein neues Absorp-

tionssystem, das in keiner einfachen Beziehung zu den Systemen A und B steht.