A K T U E L L · DCC, Vertigo Signs/Fo- Seit gut zehn Jahren sorgt das Daten Competence Center...

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16 9/2011 küche&bad forum 9/2011 17 küche&bad forum AKTUELL AKTUELL Auf welche Hindernisse stoßen Sie bei der Entwicklung eines gemein- samen Katalogdatenmodells? Plümer: Ein Grundproblem ist die zeitliche Verzögerung bei der Umset- zung von neuen Strukturen: Wenn ein Hersteller Neuerungen anbietet, die im bisherigen Format nicht abbildbar sind, wird das IDM entsprechend mo- difiziert. Eine neue Version wird in der Regel nur jährlich veröffentlicht – dies ist die erste Verzögerung. Aber nicht alle Anbieter von Planungsprogram- men setzen die neuen Strukturen dann auch umgehend um – dies ist die zweite Verzögerung. Lassen sich diese Verzögerungen reduzieren? Plümer: Sicher! Der ersten Verzöge- rung begegnen wir, indem uns die Hersteller frühzeitig Änderungsbedarf mitteilen, der zweiten, indem wir den Software-Häusern die Möglichkeit bieten, sich an der Entwicklungsar- beit zu beteiligen. Alles Weitere ist freier Wettbewerb der Planungspro- grammanbieter – jedem steht die Mit- gliedschaft im Daten Competence Center e. V. offen. Können Sie uns bitte ein konkretes Beispiel nennen, wie im Bereich der Küchen dank des IDM-Formats Fehlerquellen reduziert und so Kosten gespart werden können? Plümer: In einem gedruckten Ver- kaufshandbuch ist nur ein Bruchteil der Bedingungen aufgeführt, die ein Hersteller an die Konfiguration seiner Küchen tatsächlich stellt. Innerbe- trieblich hat er meist Tausende von weiteren Regeln. In einem elektroni- schen Katalog können alle diese Re- geln abgebildet werden. So können nicht nur Rückfragen verhindert, son- dern auch planungsbedingte Fehlbe- stellungen minimiert werden. Ist das IDM-Format nur für die deutsche Küchenbranche gedacht oder verfolgen Sie auch einen in- ternationalen Ansatz? Immerhin gibt es doch gerade in der deut- schen Küchenmöbelindustrie viele exportorientierte Hersteller. Plümer: Auch die Anbieter von Pla- nungsprogrammen außerhalb von Deutschland benötigen Katalogda- ten, in einer anderen Sprache, in ei- ner anderen Währung und möglicher- weise in anderen Schriftzeichen – zum Beispiel kyrillisch. Das IDM ist mittlerweile in der Lage, dies alles abzubilden. Durch Übersetzung der Formatdokumentation wird es nicht nur im deutschsprachigen Raum verwendet. Auch die Planungsprogrammanbieter sind in- ternational tätig. Die deutsche Kü- chenmöbelbranche ist weltweit füh- rend – und so ist auch das von ihr entwickelte Katalogdatenformat. Das DCC ist Mitglied im Beirat der IWOfurn. Welche Rolle spielt IWO- furn? Plümer: Neben dem bidirektionalen Datenaustausch ist für viele Handels- organisationen und Hersteller der Weg über die Branchenplattform IWOfurn eine Alternative bzw. Ergän- zung. IWOfurn ist kein geschlossenes System und unterstützt alle offenen Formate – auch unsere. Die Industrie möchte geschlossene Systeme möglichst vermeiden. In der Küchenbranche ist dies glücklicher- weise seit über zehn Jahren kein The- ma mehr. In anderen Teilbranchen versuchen wir derzeit, solche Fehl- entwicklungen zu verhindern. Erst Küchen, dann Polstermöbel, jetzt Badmöbel – was nehmen Sie als nächstes in Angriff? Plümer: Es gibt einzelne Wohnmö- belhersteller, die die vorhandenen Formate und die derzeitige Daten- kommunikation als unzureichend empfinden. Hier muss man deutlich zwischen Kommissionsware und La- gerware unterscheiden. Eine Schlaf- zimmerkommission ist ähnlich kom- plex wie eine Küche: sie ist varianten- reich, planungsintensiv und die Einbausituation muss berücksichtigt werden. Für Lagerware und Bou- tique-Artikel gibt es heute schon mit dem Format CSA-Pricat und der IWOfurn ein perfektes System. Herr Dr. Plümer, vielen Dank für das Gespräch! Herr Dr. Plümer, wo liegen die Vor- teile des IDM-Formats für Handel und Industrie? Dr. Olaf Plümer: In den Planungs- programmen für Küchen werden nicht nur Daten eines Herstellers verwendet. Ein Händler hat meist über zehn verschiedene Lieferanten von Möbeln, E-Geräten, Spülen, Ar- maturen und sonstigem Zubehör. Jedes Planungsprogramm muss so- mit die elektronischen Kataloge je- des Lieferanten verarbeiten können. Dies geht nur mit einem von der ge- samten Branche definierten und ge- tragenen Format. Der Vorteil unse- res Integrierten Datenmodells (IDM) liegt darin, dass es nicht statisch ist, sondern jährlich an die neuen Be- dingungen des Marktes angepasst wird. Ganz aktuell sind dies bei- spielsweise Multicolor-Fronten und Modulschränke. Welche Möglichkeiten in der Vermarktung von Küchenmöbeln eröffnet die Verwendung eines gemeinsamen Katalogdatenfor- mats? Plümer: Das IDM beinhaltet keine herstellerinternen Daten, wie sie für die Produktion benötigt werden, sondern ausschließlich handelsrele- vante Daten. Neben kaufmännischen Informationen sind dies grafische Daten und so genannte Marketing Communication Features. Anfäng- lich war das für viele Hersteller eine Herausforderung, diese Informatio- nen zusammenzutragen. Früher wur- de der elektronische Katalog auf Ba- sis des gedruckten Verkaufshand- buchs angelegt, welches häufig von externen Werbeagenturen erstellt wurde. Dies hat sich heute umge- kehrt: der Printkatalog wird aus der IDM-Datenbasis heraus generiert. An der Entwicklung des gemein- samen Katalogdatenformats IDM arbeiten Sie ja zunächst eng mit der Industrie und einigen Soft- ware-Häusern zusammen. Unter- stützt auch der Handel die Etab- lierung des IDM-Formats? Plümer: Nur indirekt. Beim Katalog- datenformat sind diejenigen betei- ligt, die die Daten bereitstellen: In- dustrie und Software-Häuser. Allerdings beinhaltet Kommuni- kation doch immer auch eine Ant- wort. Plümer: Absolut, in unserem Falle ist dies die Bestellabwicklung. Hier gehen schon viele Handelsunter- nehmen den Weg des elektroni- schen Datenaustausches – EDI ge- nannt. Aber ohne gute Katalogdaten gibt es auch keine saubere Bestell- abwicklung. DCC-Geschäftsführer Dr. Olaf Plümer (Fotos: DCC, Vertigo Signs/Fo- tolia.com) Seit gut zehn Jahren sorgt das Daten Competence Center (DCC) in Herford mit einem brancheneinheitlichen Katalogdatenformat im Integrierten Datenmodell IDM für eine schnellere, weniger fehleranfällige und damit günstigere Datenkommunikation zwischen Küchenindustrie und Küchenhandel. Jetzt nimmt das DCC auch ein einheitliches Katalogdatenformat für die Polster- und Badmöbelbranche in Angriff. küche & bad forum-Redak- teur Ronny Waburek sprach mit dem DCC-Geschäftsführer Dr. Olaf Plümer. „Der Vorteil un- seres Integrierten Datenmodells (IDM) liegt darin, dass es nicht statisch ist, sondern jährlich an die neuen Bedingungen des Marktes angepasst wird.“ Anzeige

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16 9/2011küche&bad forum 9/2011 17küche&bad forum

A K T U E L LA K T U E L L

Auf welche Hindernisse stoßen Sie bei der Entwicklung eines gemein-samen Katalogdatenmodells?Plümer: Ein Grundproblem ist die zeitliche Verzögerung bei der Umset-zung von neuen Strukturen: Wenn ein Hersteller Neuerungen anbietet, die im bisherigen Format nicht abbildbar sind, wird das IDM entsprechend mo-difiziert. Eine neue Version wird in der Regel nur jährlich veröffentlicht – dies ist die erste Verzögerung. Aber nicht alle Anbieter von Planungsprogram-men setzen die neuen Strukturen dann auch umgehend um – dies ist die zweite Verzögerung.

Lassen sich diese Verzögerungen reduzieren?Plümer: Sicher! Der ersten Verzöge-rung begegnen wir, indem uns die Hersteller frühzeitig Änderungsbedarf mitteilen, der zweiten, indem wir den Software-Häusern die Möglichkeit bieten, sich an der Entwicklungsar-beit zu beteiligen. Alles Weitere ist freier Wettbewerb der Planungspro-grammanbieter – jedem steht die Mit-gliedschaft im Daten Competence Center e. V. offen.

Können Sie uns bitte ein konkretes Beispiel nennen, wie im Bereich der Küchen dank des IDM-Formats Fehlerquellen reduziert und so Kosten gespart werden können?Plümer: In einem gedruckten Ver-kaufshandbuch ist nur ein Bruchteil der Bedingungen aufgeführt, die ein Hersteller an die Konfiguration seiner Küchen tatsächlich stellt. Innerbe-trieblich hat er meist Tausende von weiteren Regeln. In einem elektroni-schen Katalog können alle diese Re-geln abgebildet werden. So können

nicht nur Rückfragen verhindert, son-dern auch planungsbedingte Fehlbe-stellungen minimiert werden.

Ist das IDM-Format nur für die deutsche Küchenbranche gedacht oder verfolgen Sie auch einen in-ternationalen Ansatz? Immerhin gibt es doch gerade in der deut-schen Küchenmöbelindustrie viele exportorientierte Hersteller.Plümer: Auch die Anbieter von Pla-nungsprogrammen außerhalb von Deutschland benötigen Katalogda-ten, in einer anderen Sprache, in ei-ner anderen Währung und möglicher-weise in anderen Schriftzeichen – zum Beispiel kyrillisch. Das IDM ist mittlerweile in der Lage, dies alles abzubilden. Durch Übersetzung der Formatdokumentation wird es nicht nur im deutschsprachigen Raum verwendet. Auch die Planungsprogramm anbieter sind in-ternational tätig. Die deutsche Kü-chenmöbelbranche ist weltweit füh-rend – und so ist auch das von ihr entwickelte Katalogdatenformat.

Das DCC ist Mitglied im Beirat der IWOfurn. Welche Rolle spielt IWO-furn?Plümer: Neben dem bidirektionalen Datenaustausch ist für viele Handels-organisationen und Hersteller der Weg über die Branchenplattform IWOfurn eine Alternative bzw. Ergän-zung. IWOfurn ist kein geschlossenes System und unterstützt alle offenen Formate – auch unsere.Die Industrie möchte geschlossene Systeme möglichst vermeiden. In der Küchenbranche ist dies glücklicher-weise seit über zehn Jahren kein The-ma mehr. In anderen Teilbranchen

versuchen wir derzeit, solche Fehl-entwicklungen zu verhindern.

Erst Küchen, dann Polstermöbel, jetzt Badmöbel – was nehmen Sie als nächstes in Angriff?

Plümer: Es gibt einzelne Wohnmö-belhersteller, die die vorhandenen Formate und die derzeitige Daten-kommunikation als unzureichend empfinden. Hier muss man deutlich zwischen Kommissionsware und La-gerware unterscheiden. Eine Schlaf-zimmerkommission ist ähnlich kom-plex wie eine Küche: sie ist varianten-reich, planungsintensiv und die Einbausituation muss berücksichtigt werden. Für Lagerware und Bou-tique-Artikel gibt es heute schon mit dem Format CSA-Pricat und der IWOfurn ein perfektes System.

Herr Dr. Plümer, vielen Dank für das Gespräch!

Herr Dr. Plümer, wo liegen die Vor-teile des IDM-Formats für Handel und Industrie?Dr. Olaf Plümer: In den Planungs-programmen für Küchen werden nicht nur Daten eines Herstellers verwendet. Ein Händler hat meist über zehn verschiedene Lieferanten von Möbeln, E-Geräten, Spülen, Ar-maturen und sonstigem Zubehör. Jedes Planungsprogramm muss so-mit die elektronischen Kataloge je-des Lieferanten verarbeiten können. Dies geht nur mit einem von der ge-samten Branche definierten und ge-tragenen Format. Der Vorteil unse-res Integrierten Datenmodells (IDM) liegt darin, dass es nicht statisch ist, sondern jährlich an die neuen Be-dingungen des Marktes angepasst wird. Ganz aktuell sind dies bei-spielsweise Multicolor-Fronten und Modulschränke.

Welche Möglichkeiten in der Vermarktung von Küchenmöbeln eröffnet die Verwendung eines gemeinsamen Katalogdatenfor-mats?Plümer: Das IDM beinhaltet keine herstellerinternen Daten, wie sie für die Produktion benötigt werden, sondern ausschließlich handelsrele-vante Daten. Neben kaufmännischen Informationen sind dies grafische Daten und so genannte Marketing Communication Features. Anfäng-lich war das für viele Hersteller eine Herausforderung, diese Informatio-nen zusammenzutragen. Früher wur-de der elektronische Katalog auf Ba-sis des gedruckten Verkaufshand-buchs angelegt, welches häufig von externen Werbeagenturen erstellt wurde. Dies hat sich heute umge-kehrt: der Printkatalog wird aus der IDM-Datenbasis heraus generiert.

An der Entwicklung des gemein-samen Katalogdatenformats IDM arbeiten Sie ja zunächst eng mit der Industrie und einigen Soft-ware-Häusern zusammen. Unter-stützt auch der Handel die Etab-lierung des IDM-Formats?Plümer: Nur indirekt. Beim Katalog-datenformat sind diejenigen betei-ligt, die die Daten bereitstellen: In-dustrie und Software-Häuser.

Allerdings beinhaltet Kommuni-kation doch immer auch eine Ant-wort. Plümer: Absolut, in unserem Falle ist dies die Bestellabwicklung. Hier gehen schon viele Handelsunter-nehmen den Weg des elektroni-schen Datenaustausches – EDI ge-nannt. Aber ohne gute Katalogdaten gibt es auch keine saubere Bestell-abwicklung.

DCC-Geschäftsführer Dr. Olaf Plümer (Fotos: DCC, Vertigo Signs/Fo-tolia.com)Seit gut zehn Jahren sorgt das Daten Competence Center (DCC) in Herford mit einem brancheneinheitlichen

Katalogdatenformat im Integrierten Datenmodell IDM für eine schnellere, weniger fehleranfällige und damit

günstigere Datenkommunikation zwischen Küchenindustrie und Küchenhandel. Jetzt nimmt das DCC auch ein

einheitliches Katalogdatenformat für die Polster- und Badmöbelbranche in Angriff. küche & bad forum-Redak-

teur Ronny Waburek sprach mit dem DCC-Geschäftsführer Dr. Olaf Plümer.

„Der Vorteil un-seres Integrierten

Datenmodells (IDM) liegt darin, dass es nicht statisch

ist, sondern jährlich an die

neuen Bedingungen des Marktes

angepasst wird.“

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