A Tavola - Glera: von DOC zu DOCG

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10 A tavola! 3 / Mai 2011 Vini e bollicine P rosecco ist nach wie vor und welt- weit einer der beliebtesten Weine aus Norditalien, aber ebenso undurchschau- bar sind die verschiedenen Qualitätsbe- zeichnungen. Oft kam es vor, dass man sich nicht einmal sicher sein konnte, in ei- ner Prosecco-Flasche wirklich Prosecco vorzufinden - dieser Verwirrung sollte mit der Ursprungsbezeichnung DOCG nun ein Ende gesetzt werden. Die Einführung die- ser Bezeichnung liegt nun bereits zwei Jah- re zurück - was hat sich geändert? Diese Frage stellen wir Stefano Misischia, der als Berater für italienische Feinkost und Wein in zweiter Generation den Durchblick hat. Das Ziel, welches sich die Prosecco- Hersteller gesetzt haben, war der Schutz der Rebsorte und des Produkts. Dies be- traf das gesamte „typische“ Gebiet, zwi- schen Valdobbiadene im Westen und Co- negliano im Osten. Schutz wovor? Vor nachgeahmten Produkten, wie es sie im Ausland bereits haufenweise gibt, um da- mit zu verhindern, dass der Prosecco ein- mal ein Allerweltsprodukt wird wie der Pinot Grigio, der Cabernet oder der Mer- lot. Mit der Ursprungsbezeichung sollten ab August 2009 europaweit alle Prosec- co-Produktionen eine zuverlässige Zerti- fizierung erhalten - die einfache IGT-Be- zeichnung wurde zu DOC, die damalige DOC-Bezeichnung ist zur DOCG aufge- stiegen. Einfach ausgedrückt folgt hieraus eine kleinere Ertragsmenge je Hektar An- baufläche, um eine entsprechend höhere Qualität zu produzieren. Die Bezeichung IGT erlaubte einen Ertrag von 250 Zent- ner je Hektar, seit der DOC sind es nur noch 180. Für die neue DOCG-Bezeich- nung sind nur noch 120 bis 135 Zentner je Hektar erlaubt - je nachdem, ob es sich um DOCG Superiore Asolo oder um DOCG Superiore Conegliano handelt. Aber die Prosecco-Rebe heißt ja in- zwischen Glera. Was ändert sich diesbe- züglich? Der Begriff Prosecco steht heute nicht mehr für die Rebsorte, sondern für das Ge- biet. Genauer handelt es sich um 9 Provin- zen in den zwei Regionen Veneto und Fri- uli Venezia Giulia. Jede Flasche Prosecco DOCG trägt inzwischen eine Garantie-Ban- derole die eine Rückverfolgungsnummer des Konsortiums hat - mit dieser lässt sich der Hersteller zweifelsfrei feststellen. Die Rebsorte, die lange Prosecco ge- nannt wurde, hat nicht etwa einen neu- en Namen bekommen, sondern trägt wie- der ihren ursprünglichen Namen. So wird es auch wieder Bezeichnungen geben wie La tu tela d el Pros ecco Der Schutz DeS echten ProSecco Glera: von DOC zu DOCG ... und was sich dadurch ändert 10

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10 A tavola! 3 / Mai 2011

Vini

e bollic

ine

Prosecco ist nach wie vor und welt-weit einer der beliebtesten Weine aus

Norditalien, aber ebenso undurchschau-bar sind die verschiedenen Qualitätsbe-zeichnungen. Oft kam es vor, dass man sich nicht einmal sicher sein konnte, in ei-ner Prosecco-Flasche wirklich Prosecco vorzufinden - dieser Verwirrung sollte mit der Ursprungsbezeichnung DOCG nun ein Ende gesetzt werden. Die Einführung die-ser Bezeichnung liegt nun bereits zwei Jah-re zurück - was hat sich geändert? Diese Frage stellen wir Stefano Misischia, der als Berater für italienische Feinkost und Wein in zweiter Generation den Durchblick hat.

Das Ziel, welches sich die Prosecco-Hersteller gesetzt haben, war der Schutz der Rebsorte und des Produkts. Dies be-traf das gesamte „typische“ Gebiet, zwi-schen Valdobbiadene im Westen und Co-negliano im Osten. Schutz wovor? Vor nachgeahmten Produkten, wie es sie im Ausland bereits haufenweise gibt, um da-mit zu verhindern, dass der Prosecco ein-

mal ein Allerweltsprodukt wird wie der Pinot Grigio, der Cabernet oder der Mer-lot. Mit der Ursprungsbezeichung sollten ab August 2009 europaweit alle Prosec-co-Produktionen eine zuverlässige Zerti-fizierung erhalten - die einfache IGT-Be-zeichnung wurde zu DOC, die damalige DOC-Bezeichnung ist zur DOCG aufge-stiegen. Einfach ausgedrückt folgt hieraus eine kleinere Ertragsmenge je Hektar An-baufläche, um eine entsprechend höhere Qualität zu produzieren. Die Bezeichung IGT erlaubte einen Ertrag von 250 Zent-ner je Hektar, seit der DOC sind es nur noch 180. Für die neue DOCG-Bezeich-nung sind nur noch 120 bis 135 Zentner je Hektar erlaubt - je nachdem, ob es sich um DOCG Superiore Asolo oder um DOCG Superiore Conegliano handelt.

Aber die Prosecco-Rebe heißt ja in-zwischen Glera. Was ändert sich diesbe-züglich?

Der Begriff Prosecco steht heute nicht mehr für die Rebsorte, sondern für das Ge-

biet. Genauer handelt es sich um 9 Provin-zen in den zwei Regionen Veneto und Fri-uli Venezia Giulia. Jede Flasche Prosecco DOCG trägt inzwischen eine Garantie-Ban-derole die eine Rückverfolgungsnummer des Konsortiums hat - mit dieser lässt sich der Hersteller zweifelsfrei feststellen.

Die Rebsorte, die lange Prosecco ge-nannt wurde, hat nicht etwa einen neu-en Namen bekommen, sondern trägt wie-der ihren ursprünglichen Namen. So wird es auch wieder Bezeichnungen geben wie

La tutela del ProseccoDer Schutz DeS echten ProSecco

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„Glera Veneto IGT“, die sich im mittleren Preis-segment der Perlweine ansiedeln werden, wo vorher der Prosecco Frizzante IGT zu finden war.

Und welche Bedetung haben nun die sogenannten Bollicine?

Die „Bollicine“ stehen recht allgemein für Schaumweine aus Italien, meinen aber vor-nehmlich die trockenen Varianten, die mit die-sem Namen vor allem auf dem nordamerika-nischen Markt sehr gut Fuß gefasst haben. Dies ist vor allem der Verdienst einiger Ex-portfirmen aus dem italienischen Nordosten, die die besten Qualitäten von Prosecco und Franciacorta auf die dortigen Märkte brach-ten. Es würde mich sehr freuen wenn auch in Deutschland, dem wichtigsten Markt für Pro-secco-Exporteure, der Verbraucher sich mehr an der Qualität der Produkte als an einem möglichst geringen Preis orientieren würde, denn dieses Verhalten hat zur Folge, dass man kaum noch einen bei den Discountern geliste-ten Prosecco wirklich empfehlen kann.

Die gestiegene Nachfrage außerhalb Europas und die gleichzeitig zurückgegan-gene Produktion haben jedenfalls einen empfindlichen Preisanstieg verursacht, so-dass im Moment der Prosecco etwas teurer ist als im letzten Jahr.

Wo wir schon bei Deutschland sind: Wie sehen Sie hier den Prosecco-Trend?

Trotz der Anstrengungen unsererseits - also seitens des Handels und dies schon seit vie-len Jahren - ist genau die eben beschriebene Hal-tung das Problem, nämlich die Orientierung an Preisen, nicht aber an Qualitätsgarantien. Wie schon oft erwähnt, tut das Verhältnis zwischen mangelndem Qualitätsbewusstsein beim Ver-braucher und dem preisgebundenen Einkäufer des Lebensmitteleinzelhandels dieser Wertig-keit nicht gut, so sind gute Produkte am ehesten im spezialisierten Wein- oder Feinkosthandel zu finden. Dabei wäre die Kaufkraft der Deut-schen, gepaart mit ihrem Wissensdurst für wah-re Leckerbissen, eine ideale Synergie, um auf dem Markt das Beste aus der Prosecco-Region zu präsentieren. Nun genießt der Name Prosec-co einen neuen Schutz und steht damit wieder frisch und charakteristisch für Gutes aus Italien - daher müsste seine Position neu definiert und sein Ansehen deutlich angehoben werden.

Wir hoffen auf die Unterstützung un-serer Arbeit durch die Institutionen Italiens, die uns bei der Sensibilisierung und Promo-tion der höheren Qualitäten helfen sollten. So könnte diese neue, hohe Qualität auch breit kommuniziert werden - und die Nach-frage würde alles Weitere regeln.

Anze

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A tavola!

Bilder: Lavazza, Vecchia Romagna, At 5

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