Abenteuer im beruf - GKP · Medienspektrum 19 P - Publizisten GKP-Informationen M rz 2018...

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19 P - Publizisten GKP-Informationen Mrz 2018 Medienspektrum Alle früheren Abenteuer-Journalismus-Beiträge finden Sie im Internet unter: www.gkp.de/mitglieder/abenteuer-journalismus Pia Dyckmans: rein ins kalte Wasser ABENTEUER IM BERUF Pia Dyckmans, Jahrgang 1989, studier- te Germanistik und katholische Theo- logie in München. Für ihr Volontariat zog sie nach Rom und atmete bei Radio Vatikan zwei Jahre Weltkirchen-Luft. Nach einem Zwischenstopp beim Sankt Michaelsbund in München als Radio- redakteurin für Antenne Bayern ist sie nun die PR- und Öffentlichkeitsreferen- tin der Jesuiten in Deutschland. A benteuer Beruf. Klingt für mich auf Anhieb nicht nach einem Büro am Englischen Garten in München. Also überlege ich weiter. Da wäre ein Praktikum bei Radio Vatikan in Rom während des Konklaves und den ersten Tagen eines bis dahin un- bekannten Papstes. Oder die darauffol- genden zwei Jahre in Rom leben und ar- beiten während des Volontariats. Auch das war wahrlich ein Abenteuer. Wer schon mal versucht hat, in Rom Strom und Wasser anzumelden, der weiß, wo- von ich rede. Aber diese Abenteuer sind bestanden. Nach den ersten Monaten stelle ich fest: Diese Arbeit hier im Pro- vinzialat der Jesuiten ist durchaus ein Abenteuer, und das in vielerlei Hinsicht. Als ich den ersten Kollegen erzählt habe, dass ich die PR und Öffentlich- keitsarbeit für die Jesuiten überneh- men werde, sagten viele: „Wow, super, dass eine junge Frau diese Chance be- kommt.“ Oder: „Wer sonst als die Jesu- iten können so einen Vorstoß wagen.“ Mich freuen die Reaktionen ungemein, weil sie genau die Atmosphäre des Or- dens widerspiegeln, die ihn – meines Erachtens – unter anderem so attrak- tiv macht. Es zeigt auch, dass sich die Rolle der Frau in der Kirche wandelt. Aber die Reaktionen stimmen mich auch nachdenklich. Denn solange sol- che überraschten Reaktionen auf eine derartige Stellenbesetzung kommen, muss sich noch einiges ändern. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Abenteuer „Frau im größten Männerorden“ nehme ich gerne an. Aber ich will gar nicht weiter über die Rolle der Frau in der Kirche lamen- tieren, weil spätestens nach den ersten Wochen klar ist: Das Geschlecht spielt hier keine Rolle. Viel wichtiger ist die Arbeit, die für mich das viel größere Abenteuer ist. Als gelernte Redakteurin saß ich die letzten Jahre auf der ande- ren Seite des Schreibtisches. Ich schrieb Menschen wie mich an und fragte nach Informationen und Geschichten. Genau die muss ich nun verkaufen. Dass die Jesuiten ein unfassbares Potential ha- ben, das sich gut verkaufen lässt, steht außer Frage. Doch dafür muss ich den Laden nun richtig gut kennenlernen. Ich reise also durch die Provinz, lerne die verschiedensten Patres und Werke kennen. Da ist das Werk „Jesuit World- wide Learning“ mit Peter Balleis SJ, der versucht, Menschen in Krisenländern Bildung zu ermöglichen. Oder Pater Axel Bödefeld, der mit Glitzern in den Augen von seiner Arbeit am Gymnasi- um in Prizren/Kosovo erzählt. Wie es Schüler von ihm schaffen, Gleichaltrige ohne Bildungschancen so zu motivie- ren, dass sie wieder zurück ins staatli- che Bildungssystem integriert werden wollen. Während ich die Menschen, ihre Expertise und die Geschichte des Ordens kennenlerne, muss das Tagesge- schäſt nahtlos weitergehen. Die ersten Wochen fühlten sich an wie der Sprung ins kalte Wasser. Mein Fazit: Es war erfrischend und ich hof- fe, es bleibt noch lange so, denn so lernt es sich am schnellsten und man bleibt neugierig. Macht PR für die Jesuiten: Pia Dyckmans

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    Pia Dyckmans:rein ins kalte Wasser

    Abenteuer im beruf

    Pia Dyckmans, Jahrgang 1989, studier-te Germanistik und katholische Theo-logie in München. Für ihr Volontariat zog sie nach Rom und atmete bei Radio Vatikan zwei Jahre Weltkirchen-Luft. Nach einem Zwischenstopp beim Sankt Michaelsbund in München als Radio-redakteurin für Antenne Bayern ist sie nun die PR- und Öffentlichkeitsreferen-tin der Jesuiten in Deutschland.

    Abenteuer Beruf. Klingt für mich auf Anhieb nicht nach einem Büro am Englischen Garten in München. Also überlege ich weiter. Da wäre ein Praktikum bei Radio Vatikan in Rom während des Konklaves und den ersten Tagen eines bis dahin un-bekannten Papstes. Oder die darauffol-genden zwei Jahre in Rom leben und ar-beiten während des Volontariats. Auch das war wahrlich ein Abenteuer. Wer schon mal versucht hat, in Rom Strom und Wasser anzumelden, der weiß, wo-von ich rede. Aber diese Abenteuer sind bestanden. Nach den ersten Monaten stelle ich fest: Diese Arbeit hier im Pro-vinzialat der Jesuiten ist durchaus ein Abenteuer, und das in vielerlei Hinsicht.

    Als ich den ersten Kollegen erzählt habe, dass ich die PR und Öffentlich-keitsarbeit für die Jesuiten überneh-men werde, sagten viele: „Wow, super, dass eine junge Frau diese Chance be-kommt.“ Oder: „Wer sonst als die Jesu-iten können so einen Vorstoß wagen.“ Mich freuen die Reaktionen ungemein, weil sie genau die Atmosphäre des Or-dens widerspiegeln, die ihn – meines

    Erachtens – unter anderem so attrak-tiv macht. Es zeigt auch, dass sich die Rolle der Frau in der Kirche wandelt. Aber die Reaktionen stimmen mich auch nachdenklich. Denn solange sol-che überraschten Reaktionen auf eine derartige Stellenbesetzung kommen, muss sich noch einiges ändern. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Abenteuer „Frau im größten Männerorden“ nehme ich gerne an.

    Aber ich will gar nicht weiter über die Rolle der Frau in der Kirche lamen-tieren, weil spätestens nach den ersten Wochen klar ist: Das Geschlecht spielt hier keine Rolle. Viel wichtiger ist die Arbeit, die für mich das viel größere Abenteuer ist. Als gelernte Redakteurin saß ich die letzten Jahre auf der ande-ren Seite des Schreibtisches. Ich schrieb Menschen wie mich an und fragte nach Informationen und Geschichten. Genau die muss ich nun verkaufen. Dass die Jesuiten ein unfassbares Potential ha-ben, das sich gut verkaufen lässt, steht

    außer Frage. Doch dafür muss ich den Laden nun richtig gut kennenlernen. Ich reise also durch die Provinz, lerne die verschiedensten Patres und Werke kennen. Da ist das Werk „Jesuit World-wide Learning“ mit Peter Balleis SJ, der versucht, Menschen in Krisenländern Bildung zu ermöglichen. Oder Pater Axel Bödefeld, der mit Glitzern in den Augen von seiner Arbeit am Gymnasi-um in Prizren/Kosovo erzählt. Wie es Schüler von ihm schaffen, Gleichaltrige ohne Bildungschancen so zu motivie-ren, dass sie wieder zurück ins staatli-che Bildungssystem integriert werden wollen. Während ich die Menschen, ihre Expertise und die Geschichte des Ordens kennenlerne, muss das Tagesge-schäft nahtlos weitergehen.

    Die ersten Wochen fühlten sich an wie der Sprung ins kalte Wasser. Mein Fazit: Es war erfrischend und ich hof-fe, es bleibt noch lange so, denn so lernt es sich am schnellsten und man bleibt neugierig.

    Macht PR für die Jesuiten: Pia Dyckmans