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In den Aufgabenstellungen werden unterschiedliche Operatoren (Arbeitsan- weisungen) verwendet; sie weisen auf unterschiedliche Anforderungsbereiche (Schwierigkeitsgrade) hin und bedeuten, dass unterschiedlich viele Punkte erzielt werden können. Die Lösungen zeigen beispielhaft, welche Antworten die verschiedenen Operatoren erfordern. Alles Wissenswerte rund um die Abiprüfung finden Sie im Buch im Kapitel „Prüfungsratgeber und Prüfungsaufgaben“. Originalklausuren mit Musterlösungen zu weiteren Fächern finden Sie auf www.duden.de/abitur in der Rubrik „SMS Abi“. Das Passwort zum Download befindet sich auf der vorderen Umschlagklappe. Die Veröffentlichung der Abitur-Prüfungsaufgaben erfolgt mit Genehmigung des zuständigen Kultusministeriums. Das Schnell-Merk-System fürs Abi – aufschlagen, nachschlagen, merken Buch … Prüfungswissen für Oberstufe und Abitur systematisch aufbereitet nach dem SMS-Prinzip Extrakapitel mit Prüfungsaufgaben zu allen Unterrichts- einheiten, zu Operatoren und Anforderungsbereichen … und Download Originalklausuren mit Musterlösungen als Beispiele für den Umgang mit Operatoren kostenlos auf www.duden.de/abitur Für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Biologie, Chemie, Physik sowie Politik und Wirtschaft Originalklausur mit Musterlösung Abitur Politik und Wirtschaft Aufgabe 1: Wandel / Zukunft der Arbeit Aufgabe 2: Wie viel Staat braucht die Wirtschaft? Aufgabe 3: Internationale Friedenspolitik

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In den Aufgabenstellungen werden unterschiedliche Operatoren (Arbeitsan-weisungen) verwendet; sie weisen auf unterschiedliche Anforderungsbereiche (Schwierigkeitsgrade) hin und bedeuten, dass unterschiedlich viele Punkte erzielt werden können. Die Lösungen zeigen beispielhaft, welche Antworten die verschiedenen Operatoren erfordern.

Alles Wissenswerte rund um die Abiprüfung finden Sie im Buch im Kapitel „Prüfungsratgeber und Prüfungsaufgaben“.

Originalklausuren mit Musterlösungen zu weiteren Fächern finden Sie auf www.duden.de/abitur in der Rubrik „SMS Abi“. Das Passwort zum Download befindet sich auf der vorderen Umschlagklappe.

Die Veröffentlichung der Abitur-Prüfungsaufgaben erfolgt mit Genehmigung des zuständigen Kultusministeriums.

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■ Prüfungswissen für Oberstufe und Abitur ■ systematisch aufbereitet nach dem SMS-Prinzip ■ Extrakapitel mit Prüfungsaufgaben zu allen Unterrichts- einheiten, zu Operatoren und Anforderungsbereichen

…undDownload■ Originalklausuren mit Musterlösungen als Beispiele für den Umgang mit Operatoren ■ kostenlos aufwww.duden.de/abitur

Für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte,Biologie, Chemie, Physik sowie Politik und Wirtschaft

Originalklausurmit Musterlösung

AbiturPolitikundWirtschaftAufgabe1: Wandel / Zukunft der ArbeitAufgabe2: Wie viel Staat braucht die Wirtschaft?Aufgabe3: Internationale Friedenspolitik

Anmerkung der Dudenredaktion: In der ersten Zeile lautet der Text „Unsicherheit am Arbeitsplatz“, im Original muss es lauten „Unsicherheit am Arbeitsmarkt“. Vor dem letzten Absatz im Text, der mit „Immer weniger gut ausgebildete, global“ müssen Auslassungszeichen stehen; hier wurden einige Passagen im Originalwerk übersprungen.

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Musterlösung für die Prüfungsaufgaben Abitur Prüfungsfach: Politik und Wirtschaft [Gemeinschaftskunde, Sozialkunde, Sozial- und

Wirtschaftskunde] (Brandenburg 2006, Aufgabenstellung 2) Autorin: Jessica Schattschneider Hinweis: Die gesamte Abiturprüfung besteht aus drei Aufgabenstellungen. Hier wird die Lösung der Aufgabenstellung 2 beschrieben.

Aufgabe 1 Das in der SPIEGEL-Ausgabe vom 29. Oktober 2001 abgedruckte Interview führte Michaela Schiessel mit Milton Friedman kurze Zeit nach dem 11.09.2001. Anhand der beiden Themen staatliche Unterstützungsprogramme für die Wirtschaft und Mindestlohn wird Friedmans Haltung als Monetarist und Liberalist deutlich. Schiessel verweist eingangs darauf, dass „[i]mmer mehr Regierungen [...] Milliarden-programme [starten], um ihre angeschlagene Wirtschaft zu stützen“ (Z. 3–4). Friedman lehnt diese fiskalpolitischen Maßnahmen ab („miserable Idee, alles andere als wünschenswert und vollkommen unnötig“ (Z. 5–6)) und weist darauf hin, dass höhere Staatsausgaben nicht zu einer Stabilisierung der Wirtschaft führen würden (Z. 30–31). Daher fordert er stattdessen Sparsamkeit von Seiten der Regierung (Z. 14–16) und eine Verringerung der Staatsaus-gaben (Z. 41–43). Er führt an, dass in der derzeitigen Diskussion Ängste in der Bevölkerung geschürt würden und damit verschleiert werde, dass man sich in den USA bereits seit Ende 2000, Anfang 2001 in einer Rezession befinde, die aber im ersten oder zweiten Quartal 2002 vorbei sein werde (Z. 26–28). Friedman spricht sich vehement gegen staatliche Subven-tionen aus. Er ist für einen schlanken Staat, der wenig Steuern eintreibt – infolgedessen würde er auch nicht so viel ausgeben können. Seine Haltung wird in folgender pointierter Aussage deutlich: „Die Berufung auf Keynes dient den Politikern nur als Ausrede, mehr Geld für ihre Interessen auszugeben, denn das ist es, was Gesetzgeber tun: das Geld der anderen ausgeben. Die Frage ist immer nur: Lässt man sie gewähren?“ (Z. 32–34) Die von Schiessel angesprochenen 15 Milliarden Dollar, die die amerikanische Regierung den Fluglinien als Entschädigung bzw. Unterstützung zur Verfügung stellen wollte – diese hatten nach dem 11.September tagelang den Flugverkehr unterbrechen müssen –, lehnt er nicht prinzipiell ab, aber er hält die Höhe für deutlich überzogen (Z. 45–48). Auf die Gefahr der möglichen Konkurse abgesprochen, weist er auf die Mechanismen des Marktes hin: „Privates Unternehmertum unterliegt nun mal dem System von Gewinn und Verlust.“ (Z. 50–51) Und „[d]ie Notwendigkeit, Profite zu machen, führt zwangsläufig dazu, dass das Geld in die Hände der effektivsten Leute kommt“, was er als „Schönheit des Systems“ bezeichnet. (Z. 60–62) Auf das Thema „working poor“, also von Armut betroffene Erwerbstätige, und Mindestlohn angesprochen, versucht er, das Problem herunterzureden, indem er darauf verweist, dass diese Erwerbstätigen mehr verdienen würden als 90 % der Weltbevölkerung – diese

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Aussage wird nicht weiter hinterfragt. Friedman wendet sich gegen (starre Gesetze) für einen Mindestlohn und ist der Meinung, dass eben diese starre Gesetzgebung in Deutschland zu der hohen Arbeitslosigkeit führe (Z. 99–115). Er spricht sich nicht prinzipiell gegen oder für Politiker oder Konzerne aus, sondern weist darauf hin, dass Politik und Wirtschaft nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren (Z. 85–91). Die abschließende Frage, ob er – da in seinen Forderungen Parallelen zu Globa-lisierungsgegnern zu erkennen seien – sich ebenfalls dazu zählen würde, verneint Friedman vehement.

Aufgabe 2 Friedman ist der Meinung, dass der Staat so wenig Geld wie möglich durch Steuern einnehmen und für verschiedene Zwecke ausgeben sollte. Er lehnt die fiskalpolitischen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft ab, da sie keinen langfristigen Aufschwung herbeiführen können. Er nimmt dabei explizit auf Keynes Bezug, dessen Theorie „wieder hoch im Kurs stünde“ (Z. 6) (allerdings seiner Meinung nach eher als Vorwand der Politiker, um mit den Ausgaben eigene Interessen, z. B. Bedienung von Lobbyinteressen, zu finanzieren (Z. 31–32)). Nun stellt sich die Frage, ob es ausreicht, im Sinne Friedmans das Gedeihen der Wirtschaft dem freien Spiel der Marktkräfte zu überlassen? Liefert ein passiver Staat Wirtschaft und Gesellschaft nicht den Gefahren heftiger Rezessionen aus – und reicht es hierauf zu antworten: so funktioniert nun mal der Markt? John Maynard Keynes, ein britischer National-ökonomen, würde der Haltung Friedmans widersprechen. Keynes entwickelte seine Theorie der nachfrageorientierten Wirtschaftstheorie in den 1930er Jahren vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und als Kritik an der klassischen Geldlehre. Er stand den Selbsthei-lungskräften des politisch unbeeinflussten Marktes weitaus skeptischer gegenüber und war der Auffassung, dass der Markt sich eben nicht selber regulieren könne. In seiner Theorie spielen daher Staat und Notenbank eine zentrale Rolle: Ziel sei es, die Konsumnachfrage auf einem stabilen Niveau zu halten, was der Staat durch antizyklisches Gegensteuern fördern kann. In Zeiten eines Abschwungs soll er durch fiskalpolitische Maßnahmen die Nachfrage ankurbeln, in Zeiten eines Aufschwungs hingegen soll er seine Schulden tilgen. Bezogen auf die angesprochene herrschende Rezession würde Keynes eine Erhöhung der Staatsausgaben, z. B. durch staatliche Förderprogramme oder höhere Ausgaben des öffentlichen Sektors, empfehlen. Dadurch würden Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen werden, die Angestellten würden über Geld verfügen, dass sie ausgeben könnten, und dieses würde zur einer steigenden Konsumnachfrage und -produktion führen. Seine Theorie zeichnet sich nicht durch kurzfristige Maßnahmen wie Finanzspritzen aus, sondern umfasst Empfehlungen für verschiedene Konjunkturphasen.

Aufgabe 3 Bei beiden Theorien – der angebotsorientierten wie der nachfrageorientierten – handelt es sich um Wirtschaftstheorien, die versuchen zu erläutern, wie Wirtschaft funktioniert und welche Rolle der Staat dabei einnehmen sollte – oder nicht. Folgend sollen Überlegungen einer möglichen Auswirkung für die Gesellschaft am Beispiel des wirtschaftspolitischen Umgangs mit der Arbeitslosigkeit in Deutschland geäußert werden, auf die Friedman in dem Interview auch Bezug nimmt. Die angebots- und die nachfrageorientierte Theorie nennen unterschiedliche Ursachen für Arbeitslosigkeit und empfehlen demzufolge auch unter-schiedliche politische Maßnahmen zur Bekämpfung: Die nachfrageorientierten Wirtschafts-wissenschaftler sehen die Ursache der hohen Arbeitslosigkeit in der unzureichenden Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Konsumnachfrage. Daher sollte der Staat zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit die Nachfrage durch seine Ausgabenpolitik stärken, zum

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Beispiel durch staatliche Subvention von Wärmedämmung bei der Hausrenovierung. Eine Reduzierung der staatlichen Ausgaben – z. B. eine Kürzung von Sozialleistungen – würde keine positiven Effekte mit sich bringen, sondern im Gegensatz das Nachfrageproblem durch weiter sinkenden Konsum nur verschärfen. Diese Theorie klingt überzeugend und enthält vor allem eine soziale Komponente. Durch eine Erhöhung von Sozialausgaben können Arbeitslose beispielsweise weiterhin am gesell-schaftlichen Leben teilnehmen. Gerade aber der Ausbau des Sozialstaates ist angebotsorientierten Wirtschaftswissen-schaftler ein Dorn im Auge. Sie sehen die Ursachen einer hohen Arbeitslosigkeit beispiels-weise in der mangelnden Flexibilität des Arbeitsmarktes. Hierzu zählen eine starre Gesetz-gebung (z. B. Kündigungsschutz) oder ein zu großzügiges Sozialsystem, dass sowohl die Kassen zu stark belastet (und damit in Folge auch die Wirtschaft) als auch aufgrund der hohen Transferleistungen keinen Anreiz für Empfänger von Transferleistungen darstellt, sich um Arbeit zu bemühen. Daher empfehlen sie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit mehrere Maßnahmen: zum einen eine Deregulierung des Arbeitsmarktes, beispielsweise durch Lockerung des Kündigungsschutzes, oder eine Reduzierung der Staatsausgaben (z. B. Verminderung der staatlichen Sozialleistungen) und infolgedessen eine Reduzierung der Belastung durch Steuern, Abgaben und Sozialbeiträge. Dies jedoch, so führen Kritiker an, würde die Arbeitslosen in ein gesellschaftliches Aus bringen: Sie können aufgrund des wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Geldes nicht mehr am gesellschaftlichen Leben (z. B. Kino, Theater) teilnehmen. Gerade in dieser Diskussion scheinen plakative Generalisierungen zu überwiegen, die zur Untermauerung der jeweiligen Position herangezogen werden: Entweder ist von den „faulen Sozialschmarotzern“ die Rede, die das System ausnutzen würden, oder aber von den „armen arbeitswilligen Arbeitslosen“, die ins soziale Abseits gedrängt werden. Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten durch nachfrageorientierte wirtschaftspolitische Maßnahmen einen Schuldenberg angehäuft. Die Politik hat diesen jedoch nicht wie der Theorie entsprechend in Phasen des wirtschaftlichen Aufschwungs abgebaut, im Gegenteil. So gelang zwar eine keynsianische Ausgabepolitik, die Ausgleichung des Staatshaushaltes im Aufschwung wurde aber von allen Parteien/Regierungen vernachlässigt. Mittlerweile stellt der Schuldenberg eine enorme Belastung dar, die eine aktive Fiskalpolitik im Sinne Keynes verhindert. Dadurch hat sich die Politik in ihrem Handlungsspielraum selber eingeschränkt und wichtige Investitionen und Ausgaben für Bildung etc. können kaum noch getätigt werden. Dies hat negative gesellschaftliche Auswirkungen zur Folge (z. B. Ausstattung von Schulen, Universitäten etc.). Hier wird deutlich, was auch Friedman in dem Interview angesprochen hat: Politik und Wirtschaft funktionieren nach unterschiedlichen Logiken. Politiker und Parteien wollen qua Definition als Interessenvertreter politische Macht erringen oder erhalten. Hierzu machen sie u. a. wirtschaftspolitische Wahlversprechen (Steuersenkungen, Erhöhung von Kindergeld etc.), um Wählerstimmen zu gewinnen. Keynes ist – aufgrund der verschiedenen System-logiken – zumindest im realen Versuch der Umsetzung gescheitert.

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Die hier abgedruckten Lösungsvorschläge sind nicht die amtlichen Lösungen des zuständigen Kultusministeriums. Impressum: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, vorbehaltlich der Rechte die sich aus den Schranken des UrhG ergeben, nicht gestattet. © Dudenverlag, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2008 Autorin: Jessica Schattschneider Redaktion: Heike Krüger-Beer, Christa Becker