Ableitung von Auswanderungsstatistiken aus der Verbreitung von Familennamen

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Ableitung am Beispiel des Landkreises Cham in Ostbayern (Deutschland)

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  • Ableitung vonAuswanderungsstatistiken

    aus derVerbreitung von

    Familiennamen am Beispieldes Landkreises Cham

    Autor: Franz Mhlbauer; Mnchen 2004, 2010

  • Inhaltsverzeichnis1 Einfhrung...........................................................................................................................32 Motivation...........................................................................................................................43 Argumentation und Vorgehen..............................................................................................54 Ergebnisse...........................................................................................................................7

    4.1 Legende zu den Karten.................................................................................................74.2 Gesamt-USA................................................................................................................84.3 Wisconsin.....................................................................................................................94.4 Pennsylvania..............................................................................................................104.5 Iowa............................................................................................................................114.6 Minnesota...................................................................................................................124.7 California...................................................................................................................134.8 New York...................................................................................................................144.9 Colorado.....................................................................................................................154.10 Florida......................................................................................................................164.11 Texas.........................................................................................................................174.12 Nebraska...................................................................................................................184.13 South Dakota............................................................................................................194.14 Michigan..................................................................................................................204.15 Illinois......................................................................................................................214.16 Indiana......................................................................................................................224.17 Washington...............................................................................................................234.18 Kansas......................................................................................................................234.19 Arizona.....................................................................................................................244.20 Virginia.....................................................................................................................254.21 Idaho........................................................................................................................264.22 Missouri...................................................................................................................274.23 Georgia.....................................................................................................................28

    5 Diskussion.........................................................................................................................29

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  • Einfhrung

    1 EinfhrungFamiliennamen und deren geografische Verteilung enthalten vielfltige Informationen, die unter anderem Rckschlsse auf frhere Wanderungsbewegungen erlauben. Anhand einer konkreten Region zeige ich in meinem Beitrag auf, wie dazu beispielhaft vorgegangen werden knnte.

    In dem Beispiel beziehe ich mich auf den Landkreis Cham. Der Landkreis Cham liegt im Sdosten Deutschlands im grenznahen Bereich des Bayerischen Waldes im Bezirk Oberpfalz. Wie aus vielen anderen deutschen Gebieten gab es in frheren Zeiten immer wieder Menschen, die alleine oder zusammen mit Verwandten oder Bekannten auswanderten. Ein groer Teil der Auswanderungen fhrte in die USA. Ich verfolge hier die Fragestellung, wo sich diese Auswanderer in den USA niederlieen. Vor allem interessieren mich die Auswanderer des 19. Jahrhunderts.

    Mein Beitrag ist in mehrere Abschnitte unterteilt: Im Abschnitt Motivation gehe ich kurz aufdie Problematik der Vorfahrensuche in Deutschland ein. Im zweiten Abschnitt verdeutliche ich die grundlegenden Schritte meiner Argumentation und mein Vorgehen. Zum Schluss stelle ich die wesentlichen Ergebnisse dar und diskutiere meinen Ansatz mit den erhaltenen Ergebnissen.

    Hinweis:Die Kartenvorlagen stammen aus der Online-Enzyklopdie Wikipedia (siehe http://de.wikipedia.org/) und wurden von mir angepasst.

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  • Motivation

    2 MotivationIm Laufe der Geschichte kam es immer wieder zu Wanderungsbewegungen, sei es innerhalbdes eigenen Landes oder auch in fremde Lnder. Zum Teil geht das Wissen ber die Herkunft der Vorfahren im Laufe der Zeit verloren. Oftmals ist es schwierig, in solchen Fllen die Herkunftsorte wieder in Erfahrung zu bringen.

    Gerade in Deutschland ist das Wissen um den genauen Herkunftsort in der Regel die Voraussetzung, um die richtigen Kirchenbcher ausfindig zu machen. Aus den Kirchenbchern sind im nchsten Schritt die Daten zu den Geburten, Heiraten und Todesfllen der Vorfahren zu ermitteln.

    Die Unkenntnis der Herkunftsorte kann bereits zu Beginn der Recherchen zu den eigenen Wurzeln ein unberwindliches Hindernis darstellen. Zum Beispiel liegen hufig bei US-amerikanischen Nachfahren ausgewanderter deutscher Vorfahren keine detaillierten Unterlagen mehr ber die Vorfahren vor. Das Nachsehen in den Passagierlisten zu den Schiffsberfahrten hilft hufig nicht weiter; in den Passagierlisten ist nmlich hufig nur etwa "Bayern" oder "Deutschland" als Herkunftsort erwhnt. Solch unspezifische Informationen helfen fr die Suche nach den Vorfahren noch nicht wesentlich weiter. Umgekehrt fhrt die Recherche zur eigenen Familiengeschichte manchmal auf Vorfahren, die ausgewandert sind. Allerdings ist nicht bekannt, wohin diese ausgewandert sind, und im Familienkreis ist der Kontakt zu den ausgewanderten Vorfahren schon seit Generationen abgebrochen.

    Telefonbcher stellen zwar nicht die ultimative Lsung fr diese Problemstellung dar, aber die Verwendung der enthaltenen Informationen knnte dazu beitragen, die Suche deutlich zufokussieren.

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  • Argumentation und Vorgehen

    3 Argumentation und VorgehenManche Familiennamen (im Folgenden meist kurz als Namen bezeichnet) dehnen sich in Deutschland ber groe geographische Gebiete aus. Andere Familiennamen sind jedoch auf kleinere Gebiete begrenzt oder treten berwiegend nur in kleinen Gebieten auf. Bei solchen Namen kann mit signifikanter Wahrscheinlichkeit vom Namen auf den Herkunftsort geschlossen werden. Derartige Namen nenne ich in der Folge (regional) charakteristische Namen.

    Zu einem Gebiet kann es mehrere charakteristische Namen geben. Treten zum Beispiel bei den eigenen Vorfahren mehrere charakteristische Namen einer Region auf, steigt die Wahrscheinlichkeit, aus dieser Region zu stammen.

    Zu diesem Zweck ermittle ich zu Beginn die charakteristischen Namen des Landkreises Cham. Zur Bercksichtigung des interessierenden Auswanderungszeitraumes vergleiche ich die Liste der charakteristischen Namen mit Namen aus Quellen des 19. Jahrhunderts. Nur Namen, die auch damals hufiger vorkamen, verbleiben in der Liste.

    Zielregion sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Um eine Verbindung zwischen der Ausgangsregion und der Zielregion herzustellen, suche ich nach dem Auftreten von charakteristischen Namen des Landkreises Cham - am besten in Verbindung mit weiteren charakteristischen Namen - in den Gebieten der Zielregion.

    Bei der Auswanderung haben sich hufig die Schreibweisen der Namen gendert. So knnenzu einem deutschen Familiennamen in den USA mehrere Abwandlungen auftreten. Daher sind in der Zielregion die US-amerikanischen Schreibweisen zu den deutschen Namen zu suchen.

    Einige der charakteristischen Namen des Landkreises Cham treten in den USA nicht oder nur vereinzelt auf - auch wenn alle Schreibweisen eines Namens zusammengefasst werden. Diese Namen werden von der Liste der charakteristischen Namen gestrichen und spielen in der Folge bei der Suche in den USA keine Rolle mehr. Es verbleiben fr die weitere Untersuchung nur Namen, die sowohl fr Ausgangs- als auch Zielregion charakteristisch sind.

    Zur Vergleichbarkeit der US-Daten mit den Daten des Landkreises Cham betrachte ich Hufigkeiten auf mglichst vergleichbarer Ebene. Es macht einen Unterschied, ob ich Namensvorkommen auf einen Ort, einen Landkreis, Bezirk, ein Land oder Deutschland insgesamt in Bezug setze. Die USA ist in Staaten aufgeteilt; die US-Staaten wiederum untergliedern sich in Counties, Counties in die einzelnen Orte. Dem Landkreis Cham sind Counties am ehesten vergleichbar. Deswegen whle ich fr die Zielregion USA als vergleichbare Granularitt US Counties.

    Nun bestimme ich fr die Counties der verschiedenen US-Staaten die Auftretenshufigkeit der charakteristischen Namen des Landkreises Cham (soweit sie auf der Liste verblieben sind).

    US Counties, in denen die gesuchten charakteristischen Namen vorkommen, weisen mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Personen hin, deren Vorfahren aus dem Landkreis Cham

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  • Argumentation und Vorgehen

    stammen. Die Wahrscheinlichkeit ist umso hher, je mehr verschiedene charakteristische Namen in dem selben County auftreten.

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  • Ergebnisse

    4 ErgebnisseIn der Unterkapitel Gesamt-USA fasse ich die Ergebnisse zu den einzelnen Staaten fr die gesamte USA zusammen.

    In den darauf folgenden Unterkapiteln prsentiere ich eine Liste von US-Staaten, in denen es Nachfahren mit Chamer Wurzeln gibt. Die Reihenfolge der einzelnen US-Staaten zeigt die Wichtigkeit in Bezug auf die Fragestellung; je weiter vorne sich ein US-Staat befindet, desto hher ist die Wahrscheinlichkeit, dort Nachfahren von Chamer Auswanderern zu finden. Aus Aufwandsgrnden betrachte ich nur etwa die Hlfte der US-Staaten; es handelt sich um die Staaten, in denen die Wahrscheinlichkeiten am hchsten ausfallen.

    4.1 Legende zu den Karten

    Auf den vorliegenden Seiten stehen qualitative Ergebnisse im Vordergrund. Ich verzichte deshalb darauf, die Ergebnisse in Zahlenkolonnen wiederzugeben. Stattdessen verwende icheinfache Karten von US-Staaten, in denen ich US Counties in unterschiedlichen Helligkeitsstufen einfrbe. Je dunkler eine Flche eingefrbt ist, desto hher ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier Nachfahren von Chamer Auswanderern leben.

    Zu den einzelnen Karten liste ich teilweise einige Counties und Stdte namentlich auf, in denen die Wahrscheinlichkeit am hchstens ist, dort Chamer Nachfahren zu finden.

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  • Ergebnisse

    4.2 Gesamt-USA

    Die grten Chancen, Nachkommen von Auswanderern des Landkreises Cham zu finden, sind demnach in den Staaten um die groen Seen zu finden. Wisconsin ist klar hervorzuheben. Pennsylvania, Iowa und Minnesota folgen als nchste. Stark vertreten sindnoch California, New York und Colorado.

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  • Ergebnisse

    4.3 Wisconsin

    Counties:Milwaukee, Winnebago, Outagamie, Portage, Dane

    Stdte:Milwaukee, Madison, Oshkosh und Menasha

    Wisconsin sticht gegenber allen anderen Staaten hervor, weil es eine ganze Reihe von Counties mit hohen Wahrscheinlichkeiten von Nachfahren Chamer Auswanderer gibt.

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  • Ergebnisse

    4.4 Pennsylvania

    Counties:Allegheny, Philadelphia, Washington

    Stdte:Pittsburgh, Philadelphia

    Bei Pennsylvania ragt das County Allegheny heraus. Es ist das County, das USA-weit die hchste Wahrscheinlichkeit aufweist und fast mit Sicherheit auf Chamer Nachfahren schlieen lsst.

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  • Ergebnisse

    4.5 Iowa

    Counties:Polk, Johnson, Linn, Benton

    Stdte:Des Moines, Iowa City

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  • Ergebnisse

    4.6 Minnesota

    Counties:Hennepin, Dakota

    Stdte:Minneapolis

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  • Ergebnisse

    4.7 California

    Counties:Orange, Los Angeles

    Stdte:Azusa

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  • Ergebnisse

    4.8 New York

    Counties:Erie

    Stdte:Buffalo, Erie

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  • Ergebnisse

    4.9 Colorado

    Counties:Boulder, Arapahoe, Paso

    Stdte:Boulder, Littleton

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  • Ergebnisse

    4.10 Florida

    Counties:Collier, Sarasota, Duval

    Stdte:Naples, Sarasota, Jacksonville

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  • Ergebnisse

    4.11 Texas

    Counties:Montgomerie, Collin, Dallas

    Stdte:Spring

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  • Ergebnisse

    4.12 Nebraska

    Counties:Douglas, Sarpy

    Stdte:Omaha, Oneill

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  • Ergebnisse

    4.13 South Dakota

    Counties:Minnehaha, Meade, Pennington

    Stdte:Rapid City, Brandon

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  • Ergebnisse

    4.14 Michigan

    Counties:Livingston

    Stdte:Brighton

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  • Ergebnisse

    4.15 Illinois

    Counties:Du Page, Cook

    Stdte:Chicago

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  • Ergebnisse

    4.16 Indiana

    Counties:Marion

    Stdte:Indianapolis

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  • Ergebnisse

    4.17 Washington

    4.18 Kansas

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  • Ergebnisse

    4.19 Arizona

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  • Ergebnisse

    4.20 Virginia

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  • Ergebnisse

    4.21 Idaho

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  • Ergebnisse

    4.22 Missouri

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  • Ergebnisse

    4.23 Georgia

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  • Diskussion

    5 DiskussionVorweg mchte ich betonen, dass es sich bei den Ergebnissen um Wahrscheinlichkeiten handelt, die ich mit einigen mir plausiblen Annahmen ermittelt habe. Eine hohe Wahrscheinlichkeit ist noch keine Garantie, dass tatschlich Nachfahren von Chamer Auswanderern existieren.

    Andererseits flieen nicht alle Effekte in die Berechnungen mit ein. Eine przisere Rechnung knnte durchaus etwas hhere Wahrscheinlichkeitswerte ergeben. Zum Beispiel ist in meinen Berechnungen nicht bercksichtigt, dass das sehr hufige Vorkommen eines einzelnen charakteristischen Familiennamens in einem US County durchaus fr eine hhere Auftrittswahrscheinlichkeit sprechen knnte. Bei den Berechnungen spielen auch Wahrscheinlichkeiten von Nachbar-Counties oder -Orten keine Rolle. Tatschlich knnte das fr eine erhhte Auftrittswahrscheinlichkeit sprechen.

    Fr den betrachteten Auswanderungszeitraum ist keine klare Einschrnkung auf ein bestimmtes Zeitfenster mglich. Die einzige Manahme in dieser Richtung ist die Beschrnkung der charakteristischen Namen auf Namen, die auch whrend den interessierenden Auswanderungszeitraumes hufig vorkamen.

    Ich habe versucht, alle in den USA vorkommenden Namensvariationen der betrachteten charakteristischen Namen einzubeziehen. Allerdings kann ich nicht ausschlieen, dass mir die ein oder andere Variation entgangen ist; in diesem Falle wren die resultierenden Wahrscheinlichkeiten etwas hher als tatschlich errechnet.

    Sicherlich sind "verwischende Effekte" in die Kalkulation miteinzubeziehen: Durch eine Heirat geht meistens der Familienname eines der beiden Partner verloren. Die Wohnorte wechseln womglich mit der Folgegeneration. Das Auftreten eines Familiennamens in einem US County kann womglich auch durch eine Auswanderung aus einem anderen (deutschsprachigen) Land verursacht sein. Um solche Effekte zu minimieren, habe ich versucht, zumindest das "Grundrauschen" aus den Daten zu entfernen; bei nur vereinzelten Auftreten von Familiennamen wurde es nicht weiter verwendet. Mit solchen Manahmen geht unweigerlich ein gewisser Informationsverlust daher.

    Argumentation und Vorgehen knnten sicherlich auch in einem greren Umfang und automatisiert angewendet werden. Ich habe mein Verfahren vor etlichen Jahren noch manuell durchgefhrt und mich deswegen auf einen einzigen Landkreis beschrnkt. Mit heutigen Rechnern sollte es mglich sein, zum Beispiel die gesamte Bundesrepublik mit denUSA in Verbindung zu setzen und daraus entsprechende Wahrscheinlichkeiten zu errechnen.Neben der schieren Datenmenge scheinen mir noch die unterschiedlichen Sprachen von Ausgangs- und Zielgebiet ein Knackpunkt zu sein. Es msste ein Algorithmus erarbeitet werden, mit dessen Hilfe sich automatisch die Namensvarianten in der anderen Sprache ermitteln lieen.

    Darber hinaus sind zustzliche Erweiterungen des Verfahrens denkbar: Es knnten auch Migrationen innerhalb eines Landes betrachtet werden. Ebenso knnten im Prinzip mehr als

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  • Diskussion

    zwei Lnder zusammen betrachtet werden. Allerdings wrden dabei Datenmengen und Rechenaufwnde deutlich ansteigen.

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