Abschlussbericht - Cleaner Production Germany · Die Fähigkeit von Cyclodextrinen zur Bildung von...
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Abschlussbericht Forschungsvorhaben: 0330296 Verbundprojekt: Minimierung von Geruchsemissionen aus Lebensmittel-industrie und Landwirtschaft Teilprojekt 12
1 Aufgabenstellung 1
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 1
1 Aufgabenstellung..................................................................................................... 2
2 Stand der Forschung ............................................................................................... 3
3 Zusammenarbeit ...................................................................................................... 4
4 Einleitung................................................................................................................. 4
5 Synthesen ................................................................................................................. 5
5.1 Alkylierung...................................................................................................... 5
5.2 Acylierung ....................................................................................................... 5
5.3 Carbamat-Bildung, Polymerisierung............................................................ 6
6 Messungen ............................................................................................................... 7
6.1 SPME Bedingungen........................................................................................ 7
6.2 Untersuchungen .............................................................................................. 9
6.2.1 Statische Messungen................................................................................. 9
6.2.2 Dynamische Messungen (Durchbruchsmessungen) ............................... 10
6.2.3 Gravimetrie ............................................................................................. 13
6.3 Enantioselektivität ........................................................................................ 15
6.4 Dampfpervaporation .................................................................................... 18
6.5 Zusammenfassung der Ergebnisse.............................................................. 22
6.6 Nutzanwendungen ........................................................................................ 22
7 Veröffentlichungen................................................................................................ 23
8 Literaturliste........................................................................................................... 24
1 Aufgabenstellung 2
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 2
Cyclodextrine als selektive Adsorbentien
1 Aufgabenstellung
Aufgrund des zunehmenden Umweltbewusstseins in der Bevölkerung sind in den letz-
ten Jahren bislang als akzeptabel oder sogar als positives Zeichen für Wirtschaftswachs-
tum geltende Beeinträchtigungen des persönlichen Wohlbefindens unter Kritik geraten.
Dazu gehört auch die Belästigung durch Gerüche, die von Betrieben der
Nahrungsmittelindustrie freigesetzt werden. Diesem Interesse der Öffentlichkeit trägt
der Gesetzgeber mehr und mehr Rechnung. Daher haben diese Betriebe ein starkes und
wachsendes Interesse an geeigneten Methoden, die die Freisetzung von Geruchsstoffen
minimieren.
Die Gerüche werden von Abgasen verursacht, die aus einer disparaten Mischung
verschiedenster Substanzen bestehen. Eine effiziente Abhilfe ist die Adsorption in Filter
oder Absorption in Wäschern.
Unser Ansatzpunkt war die Fähigkeit von Cyclodextrinen, nach gezielter Modifikation
speziell bestimmte Verbindungen und besonders lipophile Substanzen die von normalen
Wäschern weniger gut eliminiert werden, zu adsorbieren. Da sich für viele enantiomere
Verbindungen außerdem die Geruchsschwellen stark unterscheiden (im Falle des sog.
Wein-Lactons sieben(!) Größenordnungen [1, 2]) sollte die inhärente Chiralität der
Cyclodextrine genutzt werden um eine Abtrennung besonders unangenehm riechender
Anteile zu erreichen. Durch die bevorzugte Bindung der Problemfälle würde sich die
zu beseitigende Menge an Substanz drastisch reduzieren.
2 Stand der Forschung 3
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 3
2 Stand der Forschung
Die Fähigkeit von Cyclodextrinen zur Bildung von Einschlussverbindungen ist schon
seit langem bekannt. Daher wird seit Jahren versucht, diese Fähigkeit industriell zu nut-
zen. Dabei stand lange die Verwendung für pharmazeutische Zwecke im Vorder-
grund[3, 4]. Seit einigen Jahren werden aber Cyclodextrine auch im Haushalt einge-
setzt. Dabei hat vor allem Procter and Gamble mit Patenten[5-7] für Geruchsadsorben-
tien („Febrèze“) den Weg bereitet. Mittlerweile finden mit Cyclodextrinen ausgerüstete
Stoffe sogar den Weg in die Massenmedien[8]. Dabei werden aber überwiegend
hydrophile wasserlösliche Adsorbentien verwendet (Hydroxymethyl-CD, RAMEB1).
Da in unserem Arbeitskreis eine breite Erfahrungsbasis der Synthese lipophiler
Cyclodextrine vorhanden ist [9, 10] sollten besonders diese verstärkt eingesetzt werden.
Die in den geruchsbindenden Proteinen der Säugetiere („Odour Binding Proteins“) in
den lipophilen Taschen auftretende erhöhte Inzidenz von aromatischen Aminosäuren
[11, 12] war der Ausgangspunkt, durch aromatische Verbindungen substituierte Cyclo-
dextrine gezielt zu überprüfen.
Zur ständigen Information wurden verschiedene elektronische Informationsdienste
verwendet. Dazu gehören:
- DPMA (Deutsches Patent und Markenamt)
- USPTO (United States Patent and Trademark Office)
- Medline (National Institute of Health)
- Crossfire (Beilstein Institut)
- RCSB Protein Data Bank (Research Collaboratory for Structural
Bioinformatics)
- STN/Scifinder (FIZ-Karlsruhe/ American Chemical Society)
1 Randomly Methylated �-Cyclodextrin
3 Zusammenarbeit 4
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 4
3 Zusammenarbeit
Die Bearbeitung der Aufgabe erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den anderen Grup-
pen des Odour-Gesamtprojektes. Insbesondere die Ergebnisse der Steinhart-Gruppe[13]
bezüglich der Zusammensetzung der Abgase waren Ausgangspunkt für die
Zusammenstellung der Testgemische.
Im Verlauf des Projektes wurde weniger eine spezielle Zusammenarbeit mit einzelnen
Gruppen angestrebt sondern eine kontinuierliche interdisziplinäre Zusammenarbeit mit
den einzelnen Gruppen. Dazu dienten insbesondere die regelmäßigen Treffen der
Mitglieder aller Einzelprojekte.
4 Einleitung
Cyclodextrine sind cyclische Oligosaccharide, welche von dem Bakterium Bacillus
macerans aus Stärke synthetisiert werden. Sie bestehen aus �-1,4-glykosidisch
verknüpften �-D-Glucosemolekülen. Sie erhalten eine griechische Vorsilbe, um die
Zahl der sie aufbauenden Glucoseeinheiten wiederzugeben. Dabei steht � für je sechs, �
für je sieben und � für je acht Glucoseeinheiten. Allen Cyclodextrinen eigen ist eine
toroidale Struktur mit einem lipophilen Hohlraum und einem hydrophilen Äußeren.
Zuerst von Schardinger[14] beschrieben, verblieben sie lange Zeit eine Laborkuriosität.
Mittlerweile jedoch werden vom Chemical Abstracts Service Online fast zehn Review-
Artikel pro Jahr erfasst die sich mit Cyclodextrinen befassen. Dazu kommen mit
steigender Tendenz in den letzten acht Jahren jeweils rund 300 Artikel aus dem
pharmazeutischen Bereich, und über 300 allgemeine Patente. Für weitergehende
Studien sei auf den Sonderband der „Chemical Reviews“[15] verwiesen. Im Jahr
wurden 2003 Studien veröffentlicht, die Adsorption von Toxinen aus Zigarettenrauch
mittels nativer Cyclodextrine betreffen[16]. Seitens eines großen Herstellers von
Cyclodextrinen besteht Interesse an in Kunststoffen gebundenen Cyclodextrinen zur
Adsorption von „Off-Flavors“[17]
5 Synthesen 5
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 5
5 Synthesen
5.1 Alkylierung
Die Hydroxygruppen der Cyclodextrine können durch starke Basen deprotoniert wer-
den. Die entstehenden Alkoxide können durch entsprechende Alkylierungsmittel umge-
setzt werden. In der Literatur sind Methoden beschrieben, selektiv nur die 6-, 3-, oder 2-
Hydroxygruppen zu funktionalisieren[18].
Die selektive Umsetzung der einzelnen Hydroxygruppen erfordert jedoch einen höheren
synthetischen Aufwand. Man kann z.B. regioselektiv mit NaOH/DMSO/Alkylhalogenid
alkylieren, aber die Ausbeuten schwanken (3-30% für 2,6-Dipentyl-�-Cyclodextrin).
Oft werden auch z.B. die 6-Hydroxygruppen mit TBDMS1-Gruppen geschützt, welche
dann wieder mit Fluoriden abgespalten werden müssen. Das als Base oft eingesetzte
NaH hingegen ist sehr feuergefährlich und muss mit besonderer Vorsicht gehandhabt
werden.
Insgesamt ist ein Aufwand zur Darstellung solcher Verbindungen erforderlich, der sich
nur durch eine besondere Eignung der alkylierten Produkte rechtfertigen ließe. Und
eben diese Eignung konnte in Vorversuchen nicht belegt werden. Aus diesen Gründen
wurde auf eingehendere Untersuchungen bezüglich der Eignung der alkylierten
Cyclodextrine als Adsorbentien verzichtet.
5.2 Acylierung
Eine weitere Methode der Umsetzung der Hydroxygruppen ist die für kurzkettige reak-
tive Acylderivate mit guten Ausbeuten verlaufende Veresterung. Die Cyclodextrine
müssen, um die Verwendung großer und teurer Reagenz-Überschüsse zu vermeiden,
vorher im Vakuum bei erhöhter Temperatur getrocknet werden.
Um den Einfluss verschieden langer Seitenketten auszuloten, wurden die entsprechen-
den Acetyl-[19], Butyroyl[20]- und Benzoylderivate[21] der��,�-Cyclodextrine darge-
stellt. In allen Fällen erwies es sich als vorteilhaft, dem als Base und Katalysator
eingesetzten Pyridin kleine Mengen 4-Dimethylaminopyridin analog zur Verwendung
bei der Umsetzung von Cellulose zuzusetzen [22]. 1 TBDMS = tert.-Butyldimethylsilyl
5 Synthesen 6
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 6
Die Aroylkomponente wurde durch die Verwendung elektronenarmer
(4-Nitrobenzoyl-), elektronenreicher (4-Methoxybenzoyl) und heterocyclischer (Nicoti-
noyl-) Acylgruppen variiert. Ziel dabei war es, durch die Variation der Wechselwirkung
der Substituenten mit den Geruchsstoffen eine spezifischere Bindung zu erreichen. An-
ders als bei der Verwendung von Benzoylchlorid konnten aber in keinem der oben
genannten Fälle befriedigende Ausbeuten an Reinsubstanz erhalten werden1. Da
Vorversuche mit aufgereinigten Gemischen aus partiell acylierten Cyclodextrinen keine
deutlichen Verbesserungen ergaben, wurden weitergehende Syntheseanstrengungen
eingestellt.
5.3 Carbamat-Bildung, Polymerisierung
Da bei den obenstehenden Acylierungen immer ein erheblicher Anteil der zugesetzten
Reagentien (Hilfsbase, nukleofuger Anteil des reaktiven Acylderivates) als Abfall an-
fällt, wurde eine verbesserte Methode gesucht, die möglichst wenig Abfälle liefert und
mögliclhst 100% des Agens im Molekül verbleiben lässt. Dazu ist die Verwendung von
Isocyanaten geeignet. Bei der Umsetzung mit den Hydroxyfunktionen der Zucker fallen
keine oder nur geringe Mengen von Nebenprodukten an.
Um eine schnelle und möglichst quantitative Umsetzung zu erzielen, bedarf es
allerdings eines Katalysators. Dazu werden in der Literatur für die Urethanbildung
verschiedene Katalysatoren verwendet (u.a. Pyridin[23], Diazabicyclooctan
DABCO[24], Triethylamin[25] sowie verschiedene Zinn-Verbindungen[10]). Es erwies
sich, dass Bis-(tri-n-butylzinn)oxid am besten geeignet war. Mit nur 5mol%
Katalysator2 gelang auf Anhieb eine fast vollständige Umsetzung aller 18
Hydroxygruppen, wodurch der Reinigungsaufwand minimiert wurde. Auch der
Überschuss Phenylisocyanat kann so ohne weiteres auf 20mol% verringert werden. Ein
neuentwickelter polymerer, zinnorganischer Katalysator[26] der sich nach Ende der
Reaktion durch Filtration entfernen lässt lieferte bei geringerer Reinheit und längeren
1 Selbst bei Verwendung von HPLC-Verfahren (C18-, C8-RP-Säulen) gelang keine
Reindarstellung, immer waren untersubstituierte Derivate zugegen
2 Bezogen auf die Zahl der Hydroxygruppen
6 Messungen 7
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 7
Reaktionszeiten Produkte, die nahezu identische Adsorptionscharakteristika aufwiesen.
Der Vorteil liegt in der Tatsache, dass dieser neue Katalysator leicht durch Filtration
entfernt werden kann, wodurch die Kontamination der Produkte mit zinnorganischen
Verbindungen minimiert wird. Es stellte sich sogar heraus, dass der abfiltrierte
Katalysator wiederverwendet werden kann, wenn auch mit sinkender Effizienz.
Durch Verwendung substöchiometrischer Mengen Phenylisocyanat gelingt die
Darstellung kleiner Mengen monofunktionalisierter Phenylcarbamatocyclodextrine
(Aufreinigung mittels HPLC nötig).
Neben den monomeren Cyclodextrinen wurden auch polymer gebundene Cyclodextrine
untersucht analog zu der bereits früher publizierten Verwendung für analytische
Zwecke[27] oder in der Faserindustrie[28]. Dazu wurde insbesondere die Umsetzung
mit Diisocyanaten (Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat, Toluen- und
Xylendiisocyanat ) untersucht. Je nach Stöchiometrie erhält man mehr oder weniger
lösliche Polymere. Je mehr Isocyanat pro Mol Cyclodextrin zugesetzt wurde desto mehr
sank die Löslichkeit. Bei einem Verhältnis von zwei Mol Isocyanat zu einem Mol
Cyclodextrin wurden nur gänzlich unlösliche Polymere erhalten. Versuche bereits par-
tiell blockierte Cyclodextrine zu verwenden, um trotz hoher Vernetzung lösliche ver-
netzte Polymere zu erhalten, führten nicht zum Ziel.
6 Messungen
6.1 SPME Bedingungen
Für die Messung der Konzentration der Geruchsstoffe in der Gasphase wurde die Me-
thode der Solid Phase Micro Extraction (SPME)[29, 30] gewählt. Der Vorteil der Me-
thode besteht in der Möglichkeit, einfach und schnell eine Vielzahl von Substanzen
simultan mit befriedigender Genauigkeit zu bestimmen. Aufgrund stark unterschiedli-
cher Adsorptionstendenzen verschiedener Analyten und unterschiedlicher Response des
Detektors im GC ist eine exakte Quantifizierung nur durch Kalibrierung mit Gasmaus
möglich. Dies sowohl für Einzelsubstanzen als auch Gemische. Da unter der
6 Messungen 8
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 8
Aufgabenstellung nur eine relative Bestimmung nötig war, d.h. es war nur nötig
herauszufinden, ob und wie stark die relative Absenkung der Geruchsstoffkonzentration
in der Gasphase ausfällt, wurde auf diese zeitaufwendige Kalibrierung verzichtet.
Aber auch für verlässliche semiquantitative Bestimmungen müssen alle Messbedingun-
gen optimiert und im Verlauf der Messung möglichst konstant gehalten werden. Eine
wesentliche Einflussgröße ist das Material des Überzuges, da verschiedene Materialien
für ganz verschiedene Verbindungen geeignet sind. Neben dem Fasermaterial ist die
Einwirkdauer von Bedeutung. Je länger die Faser im Dampfraum verbleibt, desto mehr
Analyt wird gebunden.
Für Messungen mit besonders hohen Gaskonzentrationen ist eine Reduktion der
Adsorptionszeiten auf 30’’ notwendig. Bei so kurzen Adsorptionszeiten bewirken schon
kleine Abweichungen in der Adsorptionszeit aufgrund der großen Steigung der
Nullpunktstangente bereits zu großen Fehlern in den Integralen der Substanzpeaks. Die
mittlere Standardabweichung liegt bei sorgfältigem Arbeiten bei 6%, dies ist noch in
akzeptablem Rahmen[31]. Da eine halbquantitative Bestimmung angestrebt war, wurde
auf eine weitere Optimierung verzichtet.
Um sicherzustellen, daß die mit SPME/GC gemessenen Peakflächen proportional zu
den in der Gasphase vorhandenen Mengen sind, wurden Lösungen der Riechstoffe
vermessen, die eine unterschiedliche Konzentration der Substanzen in Triglykol
enthielten. Nach dem Henry’schen Gesetz sollte der Partialdampfdruck der Substanzen
linear von den Konzentrationen in der Lösung abhängen. Somit sollte eine lineare
Abhängigkeit der Peakflächen im GC von der Konzentration in der Lösung zu erwarten
sein, wenn die Faser unter den Messbedingungen eine lineare Adsorption zeigt. Trägt
man die Peakflächen über den Konzentrationen der Testsubstanzen in der Lösung auf
erhält man eine lineare Korrelation. Die linearen Korrelationskoeffizienten liegen über
0,99. Es ist also berechtigt, von einem linearen Zusammenhang zwischen Peakfläche
und Gaskonzentration auszugehen. Dies gilt aber streng nur für nicht zu hohe
Konzentrationen und zu lange Adsorptionszeiten. Ansonsten kommt es zu
Sättigungsphänomenen und Verdrängungen von weniger stark an die Faser adsorbierten
Substanzen.
6 Messungen 9
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 9
6.2 Untersuchungen
6.2.1 Statische Messungen
Um den Einfluss des Lösemittels auf die Bindung der Riechstoffe zu eliminieren, wurde
eine einfache Testapparatur konzipiert. Dabei kann durch die Septumkappen sowohl die
SPME-Faser für Messungen geschoben werden als auch mittels Spritze die
Zusammensetzung und Menge der Riechstoffe ohne Zutritt von Außenluft oder Verluste
nach außen variiert werden. Aufgrund der kleinen Ausmaße können Messungen schon
mit weniger als 25 mg Cyclodextrinderivat und noch weniger der z.T. teuren Riech-
stoffe durchgeführt werden.
Geruchssubstanzen
Cyclodextrin
rd. 1cm
rd. 6 cm
Septumkappen
Glasfritte
Abbildung 1: Testapparatur für Adsorptionsversuche ohne Lösemittel
Zuerst wurde der Zeitbedarf für die ungestörte Diffusion in das obere Kompartiment
untersucht. In vorausgehenden Messungen wurde festgestellt, dass nach 25’ die
Konzentration der jeweiligen Riechstoffe im oberen Kompartiment bereits ein Plateau
erreichte. Dabei wurden Werte erreicht wie sie, mit kleinen Abweichungen, auch unter-
halb der Fritte erreicht wurden. Die so erhaltenen Werte wurden als Nullwerte verwen-
det. Unter gleichen Bedingungen wurde dann die Messung mit Cyclodextrin-Adsorbens
auf der Fritte wiederholt. Durch Abgleich mit den Werten ohne Adsorbens konnte der
Einfluss von Geometrie und Fritte weitgehend eliminiert werden. Die untenstehende
6 Messungen 10
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 10
Abbildung zeigt exemplarisch die sich ergebenden Unterschiede der Adsorbentien
hinsichtlich ihrer Fähigkeit die Konzentration der Riechstoffe in der Gasphase zu sen-
ken. Dabei stünde ein Wert nahe Eins für keine Bindung, ein Wert von nahe Null für
eine vollständige Bindung in das Adsorbens.
A B C D E F
�&'�3KHQ\OFDUEDPDW
%HQ]R\O� �&'0,0000,100
0,200
0,300
0,400
0,500
0,600
0,700
0,800
0,900
A: 2-Methylbutanal; B: Methyllactat; C: 5-Methyl-2-heptanon; D: sec.-Butylbenzen; E: 3-Octanol; F: sec.-Butyl-methoxypyrazin
Abbildung 2: Adsorption von Geruchstoffen in Adsorbentien
Das Phenylcarbamat des �-Cyclodextrins ist zwar die Substanz die, mit Ausnahme des
Methylbutanals, alle Riechstoffe bis an Null aus dem Dampfraum entfernt, aber weniger
selektiv als die analoge Verbindung des �-Cyclodextrins, welche das sec-Butylbenzen
deutlich schlechter bindet als 3-Octanol oder Methoxy-sec-butylpyrazin. Hingegen ist
das Benzoyl-�-Cyclodextrin sowohl wenig selektiv als auch wenig effektiv.
6.2.2 Dynamische Messungen (Durchbruchsmessungen)
Um neben statischen Messungen auch Durchbruchsmessungen durchführen zu können,
wurde die obige Apparatur modifiziert (s. Abb. 3). Die Adsorbereinheit wurde zur
Thermostatisierung komplett in eine an einen externen Thermostaten angeschlossene
Umhüllung eingebaut und der Querschnitt verringert, um bei unverändert geringen
Adsorbensmengen (25mg) eine höhere Adsorbensschicht zu erreichen, welche die
Entstehung von Kanälen verhindert.
6 Messungen 11
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 11
Thermostat
Thermostat
2 mm
10 cm
rd. 2cm
Adsorbenz
Gasstrom
Septumkappe
Geruchsstoffe
Watte
Abbildung 3: Adsorber
Ein befeuchteter Gasstrom wird in den Vorrat an Geruchsstoffe geleitet, um eine stark
belastete Abluft zu simulieren. Die kurzen Wege vermindern Adsorption an Wandungen
oder Diffusion durch Rohrleitungen. Um die Zusammensetzung der Abgase der
Projektpartner zu simulieren, wurde ein Gemisch aus folgenden zwölf Verbindungen
verwendet:
Methylacetat, Ethylacetat, Methylbutenol, Acetylaceton, Furfural, Furfurol, m- und o-
Xylen, Furfurylmercaptan, 2,3-Dimethylpyrazin, 2,5-Dimethylpyrazin und Benzaldehyd
Aufgrund ihrer starken Tendenz zur Zersetzung der Carbonylverbindungen musste lei-
der auf Carbonsäuren und Amine im Gemisch verzichtet werden.
Durch das Riechstoffgemisch wurde nun ein konstanter, befeuchteter Gasstrom geleitet
und in regelmäßigen Abständen die Konzentration der Riechstoffe in der Abluft gemes-
sen. Dazu wurde in die obere Septumkappe eine Kanüle eingeführt welche als
miniaturisierter „Schornstein“ und Messpunkt für die SPME diente. Aufgrund des
geringeren Durchmessers der Adsorbensschicht konnte bei gleicher Adsorbensmenge
eine höhere Schüttung des Filters erreicht werden, was bessere Ergebnisse brachte. Um
die bei zu erwartenden langen Durchbruchszeiten nötige Langzeit- Temperaturkonstanz
zu erreichen, wurde alles in einem Glasmantel mittels externem Thermostat temperiert.
6 Messungen 12
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 12
An dem direkten Vergleich der Durchbruchkurven einiger besonders geruchsintensiver
Verbindungen durch Hydroxypropyl-�-Cyclodextrin und Phenylurethano-�-Cyclo-
dextrin kann man ermessen, dass das erstere nicht wirklich eine Konkurrenz darstellt.
0
50000
100000
150000
200000
250000
300000
350000
0 20 40 60 80 100 120 140
Zeit [min]
Inte
gra
le [
a.u
.]
Furfurylmercaptan
2,5-DMP
2,3-DMP
Benzaldehyd
Furfurylmercaptan
2,5-DMP
2,3-DMP
Benzaldehyd
+\GUR[\SURS\O� �&'
�&'�3KHQ\OFDUEDPDW
Abbildung 4: Durchbruchskurven von Riechstoffen
Das Hydroxypropyl-�-Cyclodextrin erlaubt fast direkt den Durchbruch, während das
Carbamat weiterhin aktiv bleibt.
Die Selektivität gegenüber verschiedenen Riechstoffen kann anhand des folgenden
Graphen exemplarisch vorgestellt werden. Dabei wurde 25mg per-benzoyliertes �-
Cyclodextrin in der oben vorgestellten Apparatur mit den Geruchsstoffdämpfen beauf-
schlagt. Anstelle der verstrichenen Zeit wurde das Gesamtvolumen Gas als Abszisse
und die gemessenen Integrale als Ordinate verwendet. Gut ist zu sehen, dass die
verschiedenen Substanzen ein stark unterschiedliches Durchbruchsverhalten aufzeigen.
Im Wesentlichen kann man vier Gruppen unterscheiden.
Zuerst brechen die leicht flüchtigen Ester Methyl- und Ethylacetat durch. Dann kom-
men die isomeren Xylene, wobei kaum eine Präferenz bezüglich o- vs. m-Xylen
festzustellen ist. Dann kommen die polaren Acyclen Acetylaceton und Methylbutenol
und zuletzt die Heterocyclen und der Benzaldehyd. Die Tatsache, dass diese besonders
unangenehm riechenden und z.T. toxischen Verbindungen am längsten zurückgehalten
werden, ist ein deutliches Plus für die Verwendung von Cyclodextrin-Derivaten als
selektive Adsorbentien.
6 Messungen 13
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 13
Abbildung 5: Selektivität bezüglich einzelner Riechstoffe
6.2.3 Gravimetrie
Für einen guten Adsorber ist es unbedingt wichtig, auch bei hoher Belastung der Luft
eine lange Standzeit aufzuweisen. Um verschiedene Adsorbentien zu vergleichen, wur-
den jeweils genau abgewogene Mengen der Adsorbentien in Wägegläsern in einem
Exsiccator nebst einem unverschlossenen Gefäß mit Riechstoff aufbewahrt und dann in
regelmäßigen Abständen das mit Geruchsstoff belastete Adsorbens ausgewogen. Die
Gewichtszunahme wurde dann registriert. Die Abdampfmenge während der jeweiligen
Wägeprozeduren liegt unter der Messgenauigkeit. Als Testsubstanzen wurden zuerst
2,3-Dimethylpyrazin (Kaffee-Aroma) und 3-Octanol (Pilzgeruch) verwendet. In
untenstehender Abbildung 6 wurden die Ergebnisse aufgetragen. Gezeigt wird jeweils
für verschiedene Adsorbentien nach drei Tagen Beaufschlagung der Quotient aus
aufgenommenem Riechstoff (in mol) pro Mol Adsorbens.
0.E+00
1.E+06
2.E+06
3.E+06
4.E+06
5.E+06
6.E+06
7.E+06
8.E+06
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Gasvolumen [ml]
Inte
gra
le [
a.u
.]
Methylacetat
Ethylacetat
m-Xylol
o-Xylol
Methylbutenol
Acetylaceton
Furfural
Furfurol
Furfurylmercaptan
2,5-Dimethylpyrazin
2,3-Dimethylpyrazin
Benzaldehyd
6 Messungen 14
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 14
A B C D E F G
3-Octanol2,3-Dimethylpyrazin
0,000
2,000
4,000
6,000
8,000
10,000
12,000
Rie
chst
off
/CD
A:� -&'��%�� -CD; C: Hydroxypropyl- -CD; D: Hydroxypropyl- -CD; E: BzO-*OX0H��)��EHQ]R\OLHUWHV� -CD-Polymer; G:
benzoylierWHV� -CD-Polymer
Abbildung 6: Stöchiometrie der Bindung zweier Riechstoffe
Die in Abbildung 6 verwendeten �- resp. �-Cyclodextrinpolymere wurden durch
Polymerisation mit Hexamethylendiisocyanat und anschließender Veresterung mit Ben-
zoylchlorid in Pyridin erhalten.
Auffällig ist die Tatsache, dass das 2,3-Dimethylpyrazin in wesentlich höherem
Ausmaß von diesen polymeren Cyclodextrinen1 gebunden wurde, als es aufgrund des
Modells einer exklusiven Bindung in die Cyclodextrin-Kavität anzunehmen war. Daher
wird auf eine zusätzliche Bindung des Pyrazins durch die am Rand der Cyclodextrin-
Kavität sitzenden Benzoylreste geschlossen.
3-Octanol weist dagegen eine Stöchiometrie auf, welche mit den Erwartungen
übereinstimmt. Hier wird in das �-Cyclodextrin-Polymer mit dem engeren Hohlraum
(s.o.) im wesentlichen ein Mol, in die analoge aber weiter offene �-Cyclodextrin-
Verbindung rund zwei Mol gebunden, während das als Modellsubstanz verwendete
benzoylierte Glucosid kaum 3-Octanol bindet.
1 Die monomeren Benzoylderivate absorbieren vergleichbar hohe Mengen
6 Messungen 15
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 15
6.3 Enantioselektivität
Neben der Fähigkeit der Cyclodextrine, chemoselektiv Bindung zu zeigen, ist auch ihr
Potential zu stereoselektiver Bindung von Riechstoffen von Interesse. Leider gibt es in
der Literatur keine Modelle, mit denen es sicher gelänge, Vorhersagen über die
Stereoselektivität von Cyclodextrin-Verbindungen zu machen, oder umgekehrt von dem
Ziel auf das zur Bindung nötige Cyclodextrin zu schließen. Aus der Literatur[32, 33]
entnommene, mittels Mikrokalorimetrie gemessene Werte für ��G° (Puffer, 298K) für
Enantiomere liegen unter 1kJ/mol. Da die menschliche Nase für die Wahrnehmung ei-
ner Geruchsdifferenz ein Konzentrationsverhältnis von zehn benötigt, müssen auf lange
Sicht Energiedifferenzen von wenigstens 5 kJ/mol erreicht werden.
Die kleinen Energieunterschiede, die erreicht werden können, bedingen eine moderate
Diskriminierung der Enantiomere. Um diese zu messen, wurden, wie weiter oben
gesagt, die Riechstoffe über einer Cyclodextrin-Schicht mit SPME vermessen. Dann
wurden die Riechstoffe mittels einer enantioselektiven GC-Säule in die jeweiligen
Isomere getrennt und die Peakflächen der Isomeren, wenn auch ohne Zuordnung zu
einem bestimmten (R oder S) Enantiomer ausgewertet. Daher ist in der Abbildung 7,
welche den Einfluss der verschiedenen Cyclodextrin-Derivate auf 3-Octanol wiedergibt,
auf der Ordinate nur das Verhältnis der Peakflächen des zuerst eluierten Isomers zum
zweiteluierten Isomer aufgetragen ohne eine exakte Zuordnung der Isomeren.
6 Messungen 16
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 16
$ % & ' ( ) * + , - . / 0 1 2 3
�����
�����
�����
�����
�����
�����
�����
Sel
ekti
vitä
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]
Abbildung 7: Enantioselektive Adsorption von 3-Octanol
Es ist gut zu sehen, dass zwischen den Adsorbentien deutliche Unterschiede bestehen.
Aufgrund der geringen Unterschiede der Bindungsenergien von R- und S-Enantiomer
sind aber leider die absoluten Unterschiede nicht so groß, das die menschliche Nase
bereits darauf reagieren könnte. Durchbruchsmessungen verliefen ohne überzeugende
Resultate. Beide Isomere brachen fast gleichzeitig durch.
Zusätzlich wurde mit Methyllactat als Modellsubstanz mittels gravimetrischer Analysen
untersucht, inwieweit sich mit verschiedenen Adsorbentien eine enantioselektive Auf-
nahme verwirklichen lässt.
Dazu wurden in getrennten Gefäßen die Adsorbentien mit enantiomerenreinem
Methyllactat-Dampf belastet und wiederum in Abständen ausgewogen.
$� -&\FORGH[WULQ��%� -Cyclodextrin; C:Hydroxypropyl- –Cyclodextrin; D:Hydroxypropyl- –Cyclodextrin;
E:Butyroyl- �–Cyclodextrin; F:Butyroyl- –Cyclodextrin; G:Acetyl- –Cyclodextrin; H:Acetyl- –Cyclodextrin;
I:Benzoyl- -Cyclodextrin; J:Phenylurethano- -Cyclodextrin; K:Phenylurethano-E-Cyclodextrin; L:Benzoyl- -
Cyclodextrin; M:Benzoyl- -Cyclodextrin; N:4-Nitrobenzoylmethylglucosid; O:4-Methoxybenzoylmethylglucosid;
6 Messungen 17
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 17
0,000
0,500
1,000
1,500
2,000
2,500
3,000
3,500
4,000
A B C D E F G H I J K l M N O
Lac
tat/
Ad
sorb
ens
[ ]
0,000
0,500
1,000
1,500
2,000
2,500
3,000
3,500
4,000
Dis
krim
inie
run
g [
]
S-Methyllactat
R-Methyllactat
Diskriminierung
Abbildung 8: Enantioselektive Adsorptivität
Dabei zeigte sich, dass das bereits oben erwähnte aus �-Cyclodextrin durch Benzoylie-
rung synthetisierte Polymer sowohl in der Lage war, mehr Methyllactat aufzunehmen
als jedes andere Adsorbens als auch eine gute Diskriminierung aufwies. Das beste
Ergebnis bezüglich Diskriminierung erreichte hingegen das oben bereits erwähnte �-
Cyclodextrinpolymer. Aber auch hier erreichten die Diskriminierungen nicht jene 10/1-
Schallgrenze, welche die menschliche Nase benötigt, um eine Geruchsänderung zu
registrieren. Auch durch Umsetzung der Cyclodextrinpolymere mit Phenylisocyanat
statt mit Benzoylchlorid erhaltene Polymere waren nicht überlegen.
Vergleichbar geringe Diskriminierungen wurden auch mit den Enantiomeren des
Carvons erhalten, die sich als Reinsubstanzen sogar deutlich in ihrem Geruchseindruck
unterscheiden.
$�%HQ]R\OPHWK\OJOXFRVLG��%� -Cyclodextrin; C:Phenylurethano- -Cyclodextrin-Polymer;
D:Hydroxypropyl- -&\FORGH[WULQ��(� -Cyclodextrin-3RO\PHU��)�$QLVR\OPHWK\OJOXFRVLG��*� -
Cyclodextrin; H:Hydroxypropyl-E-Cyclodextrin; I:Phenylurethano- -Cyclodextrin;
J:Phenylurethano-D-Cyclodextrin-Polymer; K:Benzoyl- -Cyclodextrin; l:Benzoyl- -Cyclodextrin-
D
6 Messungen 18
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 18
6.4 Dampfpervaporation
Neben der reinen Adsorption der Riechstoffe war auch die Separation mittels
Cyclodextrinen ein Ziel unseres Teilprojektes. Dazu wurden die Cyclodextrin-Derivate
in Folien eingebaut und die Pervaporation der Geruchsstoffe untersucht. Die Grundan-
nahme war, dass die Cyclodextrine bestimmten Substanzen eine schnellere Diffusion
durch die Membranen und so eine Abtrennung ermöglichen würden. Aufgrund der
Tatsache, dass die projektierten Einsatzziele in der Trennung von Substanzen in der
Gasphase liegen, muss nicht notwendigerweise eine chemische Immobilisierung der
Cyclodextrine in die Membran zum Schutz gegen Ausbluten erfolgen. Dies bedeutet
eine enorme Rationalisierung der Präparation, da auf eine aufwendige Immobilisierung
der Cyclodextrine verzichtet werden kann. Als Basismaterial für die Folien wurden
verschiedene Substanzen getestet. Aufgrund der nahen Verwandtschaft wurde zuerst
Stärke verwendet. Dazu wurden 10-50% der für normale Stärkefolien[34, 35]
verwendeten Stärke durch native Cyclodextrine oder polare Derivate ersetzt. Die so
entstehenden Folien sind flexibel, klar und farblos. Allerdings lassen sie nur die
polarsten Substanzen in relevantem Ausmaß durch und sind für die apolaren Substanzen
weitestgehend undurchlässig. Da sie darüber hinaus für mikrobielle Degradation sehr
empfindlich sind[36-38] und nur eine begrenzte mechanische Stabilität besitzen, wurde
versucht, durch Modifikation mit Isocyanaten diese Nachteile auszugleichen. Dazu wur-
den verschiedene Methoden erprobt. Es konnten jedoch nur Folien erhalten werden, die
zwar die gewünschten Eigenschaften hatten, deren Synthesen aber nicht ausreichend
standardisiert werden konnten. Cellulose, ein gleichermaßen auf Glucose basierendes,
für die Synthese von Folien verwendetes[39, 40] natürliches Polymer lieferte
unbefriedigende Resultate. Daneben wurden auch künstliche Polymere (High Density
Polyethylene / Low Density Polyethylene / Nylon 66) als Basismaterialien getestet. Als
geeignet erwies sich nur LDPE. Mit LDPE konnten ohne großen Aufwand Folien mit
einer Dicke von 0,1(�0,01) mm erhalten werden. Zur Erstellung der Folien wurde
vorgegangen, wie weiter unten kurz beschreiben.
6 Messungen 19
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 19
1 cm
Thermostat
Membran
Messpunkt
Deckel
Geruchsstoffe
- (1.0-0.x)g LDPE werden mit 0.xg apolarem Cyclodextrinderivat in 20 ml Toluol im Wasserbad
erhitzt, bis man eine klare, blasenfreie Lösung erhält.
- Man gießt auf eine vorgewärmte Glasplatte ( 20*10cm) und trocknet (RT-70°C). Nach 2h in kal-
tem Wasser können die Folien leicht abgezogen werden, wobei anschließend über Nacht
getrocknet wird.
Mit den so erhaltenen Folien wurden nun Permeationsmessungen durchgeführt. Dazu
wurde eine modifizierte Diffusionszelle (unten) verwendet.
Abbildung 9: Diffusionszelle
Die Diffusion gehorcht dem ersten Fickschen Gesetz, wobei sich der Diffusionsgradient
im Verlauf des Experiments abbaut. Durch Integration erhält man eine einfache
Exponentialgleichung, die den Konzentrationsverlauf gut beschreibt:
I(t): Integral der Substanz zur Zeit t
I�: Integral im Gleichgewicht
Anstelle einer unzuverlässigen Linearisierung, die notorisch Anfangs- und Endpunkte
zu hoch gewichtet, erfolgt die Auswertung mittels nichtlinearer Regression, die die
Gewichtung gleich verteilt. Bei der Berechnung werden gleichzeitig die Endwerte für
die komplette Gleichgewichtseinstellung und die „Diffusionskonstanten“ erhalten. Die
( ) (1 )k tI t I e� � � �
6 Messungen 20
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 20
Fehler der Diffusionskonstanten werden bei Berechnung mit unter 15% ausgegeben,
was im Rahmen der erzielbaren Reproduzierbarkeit liegt.
Werden mehr als 50Gew. % Cyclodextrinderivat verwendet, wird der Einfluss der
Adsorption zu stark, und die Anpassung misslingt. Gleiches gilt für die Folie mit
Phenylurethano-�-CD. Abbildung 10 gibt die Diffusion dreier Substanzen durch eine
mit benzoyliertem �-CD modifizierten LDPE wieder. Die Punkte mit den Fehlerindizes
stehen für die Messergebnisse, die durchgezogenen Kurven für die berechneten Kurven.
T=298K; FfM : Furfurylmercaptan, Dicke der Folie 0,1 (�0,01) mm
Abbildung 10: Diffusion durch eine LDPE-Folie mit 25Gew.% BzO�CD
Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse für die geeignetsten Folien. Wie weiter oben gesagt,
waren nicht alle modifizierten Folien geeignet für die Auswertung. Es zeigte sich nicht
unerwartet, dass alle Verbindungen bereits durch das reine LDPE verschieden schnell
diffundieren. In den meisten Fällen wird jedoch die Diffusion durch die Anwesenheit
der Cyclodextrine relativ zu der durch Folien aus reinem LDPE beschleunigt, wenn
auch z.T. nur marginal. Im Besonderen wird aber die Diffusion solcher Verbindungen
schneller, die in Filtern von den Cyclodextrinen am stärksten gebunden werden. Da vor
0
2000000
4000000
6000000
8000000
10000000
12000000
14000000
16000000
18000000
0 50 100 150 200 250 300 350
Zeit [min]
Inte
gra
l [ ]
m-Xylol
FfM
Furfural
Calc.
FfM Calc.
Furfural Calc.
6 Messungen 21
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 21
allem die Fähigkeit, zwischen den Geruchsstoffen zu unterscheiden, interessierte,
wurden jeweils die Änderungen relativ zu Benzaldehyd, also die Permselektivitäten, in
die Tabelle aufgenommen.
Testsubstanzen Selektoren
A B C D E F G H I
LDPE 1,7 2,1 1,7 1,0 1,3 1,1 1,5 1,2 1,0
10 Gew.% BzO�CD 1,4 2,1 1,3 0,7 1,9 1,5 1,6 1,1 1,0
25 Gew.% BzO�CD 1,8 1,8 0,7 0,7 1,6 1,1 1,4 1,2 1,1
33 Gew.% BzO�CD 1,2 1,8 1,1 0,7 2,1 1,8 2,0 1,1 0,8
10 Gew.% Bz�CD 1,4 1,9 1,3 0,7 1,7 1,4 1,6 1,1 1,0
10 Gew.% Bz�CD 1,1 1,6 1,2 0,7 1,4 1,2 1,2 1,0 0,9
25 Gew.% BzO�CD 1,8 5,3 1,1 0,7 3,4 2,6 2,0 1,1 1,0
25 Gew.% BzO�CD 1,3 1,9 1,2 0,7 2,2 1,8 1,6 1,3 1,1
25 Gew.% PU�CD 5,1 9,2 2,7 0,0 10,2 7,6 6,1 0,2 0,1
10 Gew.% Me18�CD 1,5 2,2 1,5 0,8 1,4 1,2 1,4 1,1 1,0
10 Gew.% Me21�CD 0,8 1,4 1,1 0,5 1,1 1,0 1,0 1,1 1,0
A: Methylbutenol; B: Acetylaceton; C: Furfural; D: Furfurol; E: m-Xylol; F: o-Xylol; G: Furfurylmercaptan; H: 2,5-Dimeth-
ylpyrazin; I: 2,3-Dimethylpyrazin; T=298K, Dicke d=0,1mm; Benzaldehyd als Referenz; PU: Phenylurethano-; Bz: Benzyl-; BzO:
Benzoyl; Me: Methyl
Tabelle 1: Permselektivitäten verschiedener Folien relativ zu Benzaldehyd
Von den verschiedenen Folien sind die mit 25Gew. % PU�CD als Selektor versetzten
am besten geeignet, die verschiedenen Geruchsstoffe zu unterscheiden. Sie zeigen die
stärksten Differenzierungen für die verschiedenen Geruchsstoffe. An zweiter Stelle
kommt das �-CD Benzoat. Dies geht interessanterweise parallel zu der Eignung als
Adsorbens. Die anderen Selektoren zeigen i.A. keine so ausgeprägten Permselektivitä-
ten.
Versuche, eine Enantiomerendiskriminierung zu erreichen, waren, wahrscheinlich auf-
grund der geringen Unterschiede in den Wechselwirkungen[17,18], ohne Erfolg.
Der Versuch, durch die serielle Schaltung von zwei oder mehr Folien eine bessere
Selektivität sowohl für Enantiomeren als auch die Standardgemische zu erzielen, blie-
ben ohne Erfolg, da so die Diffusion zu langsam wurde, um mit Regression angepasst
zu werden.
6 Messungen 22
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 22
6.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
In unserem Teilprojekt wurden Cyclodextrinderivate dargestellt, welche in der Lage
sind, selektiv einzelne, besonders intensiv riechende Riechstoffe wie die Alkylpyrazine
aus einem Gemisch verschiedener Substanzen zu filtern. Sie zeigen darüber hinaus ge-
rade für diese Verbindungen ein wesentlich besseres Adsorptionsvermögen als es zuvor
abzuschätzen war.
Diese Verbindungen sind auch in der Lage, Enantiomere unterschiedlich zu binden und
zwar sowohl in der adsorbierten Menge als auch in der Fähigkeit den Partialdampfdruck
unterschiedlich zu reduzieren. Bislang sind die erreichten Unterschiede noch nicht
ausreichend, um eine voll befriedigende Filterwirkung zu erreichen.
Ein weiteres wesentliches Ergebnis ist die Möglichkeit, PE-Folien mit gebundenen
Cyclodextrin-Derivaten anzufertigen, deren Fähigkeit, bestimmte Riechstoffe bevorzugt
diffundieren zu lassen, durch Konzentration und Art der gebundenen Cyclodextrine
variiert werden kann.
6.6 Nutzanwendungen
Im Verlauf des Projektes wurde seitens der Industrie mehrfach großes Interesse
geäußert. Dabei war insbesondere der Auftritt bei der Achema von Bedeutung. Obwohl
insbesondere zu Wacker als Lieferant für Cyclodextrine engere Kontakte aufgenommen
wurden trugen die Bemühungen keine Früchte. Auch von der Firma Airsense wurden
die Cyclodextrinderivate als Adsorbentien getestet. Bislang war aber die zu geringe
Temperaturstabilität, die für wiederholte Adsorptions/Desorptions-Zyklen nötig wäre,
ein Problem für den Einsatz in den von Airsense vertriebenen Geräten.
7 Veröffentlichungen 23
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 23
7 Veröffentlichungen
Präsentationen:
- Poster: Achema, Frankfurt, 2003
- Poster: Twelfth International Symposium on Cyclodextrins, Montpellier 2004
- Vortrag Statusseminar, Hamburg 2004.
Publikationen:
Werner, F. and W. A. Koenig (to be published) “Cyclodextrins as selective
Adsorbents” Waste Management.
Werner, F. and W. A. Koenig (to be published) „Modified Cyclodextrins for Adsorption
of Malodorous Compounds“ Journal of Inclusion Phenomena and Macrocyclic
Chemistry.
C. Niemeyer, W.A. König, F. Werner et al. (2004) „Messung und Minimierung von
Gerüchen“ Hamburger Berichte 23, 109.
W.A. König u. F. Werner (2004) „Simple Cyclodextrins for Odour Management“
Minutes of the Twelfth International Symposium on Cyclodextrins, Ed. D.
Duchêne, Editions de Santé, Paris, 204.
C. Niemeyer et al. (2003) „Emissionen aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie“;
Uniforschung: Forschungsmagazin der Universität der Bundeswehr Hamburg, ,
1-11.
8 Literaturliste 24
W.A. König, F. Werner; Teilprojekt 12, Kennung 0330296 24
8 Literaturliste
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