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INFRASTRUKTUR & BAU | Bettungsmodul 31 ETR | MAI 2016 | NR. 5 www.eurailpress.de/etr » 1. DER BETTUNGSMODUL 1.1. EINFÜHRUNG Der Bettungsmodul oder die Bettungszahl ist eine Kennziffer für die Steifigkeit und gibt somit den Zustand des Bahnkörpers in vertikaler Richtung wieder. Es muss unter- schieden werden zwischen dem gesamten Bettungsmodul des Bahnkörpers und dem Prof. Dr.-Ing. Ullrich Martin Direktor des Instituts für Eisen- bahn- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart (IEV) und des Verkehrswissenschaftlichen Insti- tuts Stuttgart GmbH (VWI) ullrich.martin @ievvwi.uni-stuttgart.de Dipl.-Ing. Sebastian Rapp Akademischer Mitarbeiter am Insti- tut für Eisenbahn- und Verkehrswe- sen der Universität Stuttgart (IEV) sebastian.rapp @ievvwi.uni-stuttgart.de David Camacho Alcocer M. Sc. Doktorand am Institut für Eisen- bahn- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart (IEV) david.camacho @ievvwi.uni-stuttgart.de Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Moormann Ordinarius und Direktor des Institutes für Geotechnik an der Universität Stuttgart (IGS) christian.moormann @igs.uni-stuttgart.de Julian Lehn M. Sc. Akademischer Mitarbeiter am Institut für Geotechnik der Universität Stuttgart (IGS) [email protected] Puguh B. Prakoso M. Sc. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Prüfamt und Institut für Ver- kehrswegebau, TU München [email protected] Abschätzung der Untergrund- verhältnisse am Bahnkörper anhand des Bettungsmoduls Die Erkundung der Untergrundverhältnisse am Bahnkörper mit den dazugehörigen Bodenparametern ist bei heterogenen Bodenverhältnissen und über längere Streckenabschnitte sehr aufwendig und kostenintensiv. Es wurde deshalb ein vereinfachter Ansatz zur Bestimmung der Bodenkennwerte in Abhängigkeit des aus den gemessenen Einsenkungen abgeleiteten Bettungsmoduls entwickelt. Die Dichte und Querdehnzahl des anstehenden Bodens können anhand einer empirischen Korrelation zum aus Messungen abgeleiteten Bettungsmodul abgeschätzt werden. Die einzelnen Bodenschichten werden, ähnlich dem Konusmodell nach [1] und [30], vereinfacht zusammengefasst und als homogener Boden betrachtet. Bettungsmodul der einzelnen System- komponenten (Bild 1, Reihenschaltung). Für einen Bahnkörper in konventioneller Schotterbauweise ist der Bettungsmodul das Verhältnis der Flächenpressung unter der Schwelle zur Einsenkung unter Last. Ist der gesamte Bettungsmodul bekannt, kann der Bettungsmodul des Bodens (Unterbau und Untergrund) einschließlich Schotterbett durch Eliminierung der Bettungsmoduln der elastischen Elemente und gegebenenfalls des Bettungsmoduls der Schwelle (Holz- schwelle) bestimmt werden. Der Bettungs- modul der Zwischenlage ergibt sich aus der Abmessung und der Steifigkeit der Zwi- schenlage. Die Steifigkeit der Zwischenlage ist abhängig von der Belastungsfrequenz (dynamische Steifigkeit), der Alterung der Zwischenlage (aging effect) und der Tem- peratur [9]. Werte für die Steifigkeit der Zwi- schenlage finden sich in [9] und [13]. Der Bettungsmodul ist abhängig vom Qualitätszustand und Aufbau des Bahnkör- pers sowie den auftretenden Witterungs- Fahrzeug Achslasten und Achsabstand Fahrzeugzustand und -geschwindigkeit (zusätzliche dynamische Einwirkung) Fahrzeugbeladung Bahnkörper Biegesteifigkeit der Schiene Schwellenabstand Schwellenaufstandsfläche elastische Elemente Schichthöhen und Steifigkeiten im Untergrund und von Schotterbett und Unterbau Resonanzerscheinungen Witterungsfaktoren Temperatur (Winter, Sommer) Wassergehalt innerhalb des Bahnkörpers TABELLE 1: Faktoren, die den Wert des Bettungsmoduls beeinflussen [2, 9, 11, 14] BILD 1: Zusammensetzung des gesamten Bettungsmoduls C in Anlehnung an [11]

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1. DER BETTUNGSMODUL

1.1. EINFÜHRUNG

Der Bettungsmodul oder die Bettungszahl ist eine Kennziffer für die Steifigkeit und gibt somit den Zustand des Bahnkörpers in vertikaler Richtung wieder. Es muss unter­schieden werden zwischen dem gesamten Bettungsmodul des Bahnkörpers und dem

Prof. Dr.-Ing. Ullrich MartinDirektor des Instituts für Eisen-bahn- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart (IEV) und des Verkehrswissenschaftlichen Insti-tuts Stuttgart GmbH (VWI)ullrich.martin @ievvwi.uni-stuttgart.de

Dipl.-Ing. Sebastian RappAkademischer Mitarbeiter am Insti-tut für Eisenbahn- und Verkehrswe-sen der Universität Stuttgart (IEV)sebastian.rapp @ievvwi.uni-stuttgart.de

David Camacho Alcocer M. Sc. Doktorand am Institut für Eisen-bahn- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart (IEV)david.camacho @ievvwi.uni-stuttgart.de

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Christian MoormannOrdinarius und Direktor des Institutes für Geotechnik an der Universität Stuttgart (IGS)christian.moormann @igs.uni-stuttgart.de

Julian Lehn M. Sc. Akademischer Mitarbeiter am Institut für Geotechnik der Universität Stuttgart (IGS)[email protected]

Puguh B. Prakoso M. Sc. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Prüfamt und Institut für Ver-kehrswegebau, TU Mü[email protected]

Abschätzung der Untergrund­verhältnisse am Bahnkörper anhand des BettungsmodulsDie Erkundung der Untergrundverhältnisse am Bahnkörper mit den dazugehörigen Bodenparametern ist bei heterogenen Bodenverhältnissen und über längere Streckenabschnitte sehr aufwendig und kostenintensiv. Es wurde deshalb ein vereinfachter Ansatz zur Bestimmung der Bodenkennwerte in Abhängigkeit des aus den gemessenen Einsenkungen abgeleiteten Bettungsmoduls entwickelt. Die Dichte und Querdehnzahl des anstehenden Bodens können anhand einer empirischen Korrelation zum aus Messungen abgeleiteten Bettungsmodul abgeschätzt werden. Die einzelnen Bodenschichten werden, ähnlich dem Konusmodell nach [1] und [30], vereinfacht zusammengefasst und als homogener Boden betrachtet.

Bettungsmodul der einzelnen System­komponenten (Bild  1, Reihenschaltung). Für einen Bahnkörper in konventioneller Schotterbauweise ist der Bettungsmodul das Verhältnis der Flächenpressung unter der Schwelle zur Einsenkung unter Last. Ist der gesamte Bettungsmodul bekannt, kann der Bettungsmodul des Bodens (Unterbau und Untergrund) einschließlich Schotterbett durch Eliminierung der Bettungsmoduln der elastischen Elemente und gegebenenfalls des Bettungsmoduls der Schwelle (Holz­schwelle) bestimmt werden. Der Bettungs­modul der Zwischenlage ergibt sich aus der Abmessung und der Steifigkeit der Zwi­schenlage. Die Steifigkeit der Zwischenlage ist abhängig von der Belastungsfrequenz (dynamische Steifigkeit), der Alterung der Zwischenlage (aging effect) und der Tem­peratur [9]. Werte für die Steifigkeit der Zwi­schenlage finden sich in [9] und [13].

Der Bettungsmodul ist abhängig vom Qualitätszustand und Aufbau des Bahnkör­pers sowie den auftretenden Witterungs­

FahrzeugAchslasten und AchsabstandFahrzeugzustand und ­geschwindigkeit (zusätzliche dynamische Einwirkung)Fahrzeugbeladung

Bahnkörper

Biegesteifigkeit der SchieneSchwellenabstandSchwellenaufstandsflächeelastische ElementeSchichthöhen und Steifigkeiten im Untergrund und von Schotterbett und UnterbauResonanzerscheinungen

Witterungsfaktoren Temperatur (Winter, Sommer)Wassergehalt innerhalb des Bahnkörpers

TABELLE 1: Faktoren, die den Wert des Bettungsmoduls beeinflussen [2, 9, 11, 14]

BILD 1: Zusammensetzung des gesamten Bettungsmoduls C in Anlehnung an [11]

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einflüssen (Tabelle  1) [2, 9, 11, 14]. Unter ruhender Einwirkung oder unter Verkehrs­belastung kann der Bettungsmodul sowohl über die Einsenkung, als auch über die Dehnung am Schienenfuß (Ermittlung des Bettungsmoduls über das Biegemoment un­ter Last) bestimmt werden [14]. Mittels des Benkelman­Balkens für Messungen am Gleis, Lasermessverfahren [14], High­Speed­Video­Kameras [19] oder indirekt mit an Schwelle­nenden montierten Geophonen [21] kann die durch eine Belastung hervorgerufene Einsenkung bezogen auf einen oder mehre­re definierte Fixpunkte gemessen/berechnet werden. Die Dehnung am Schienenfuß kann mittels Dehnmessstreifen oder Lasermess­systemen bestimmt werden [20].

In den Veröffentlichungen von [5] und [17] werden Werte für den Bettungsmodul je nach Qualität des Schotterbetts, Unterbaus und Untergrunds angegeben. Zu dieser Zeit wurden in der Regel verhältnismäßig steife Zwischenlagen am Standardgleis eingebaut, die den Eigenschaften heutiger einzubauen­der Zwischenlagen nicht mehr gleichen (s. a. Bild  8). Der Einfluss der Zwischenlagen auf den gesamten Bettungsmodul war deshalb früher sehr gering, weshalb die angegebe­nen Werte des Bettungsmoduls in [5] und [17] zum großen Anteil dem Schotterbett, Unterbau und Untergrund zuzuschreiben sind. Mit immer neueren und effektiveren Techniken wurden das Schotterbett, der Un­terbau und Untergrund mit stetig besserer Qualität eingebaut bzw. stärker verdichtet, wodurch insgesamt eine erhöhte Tragfähig­keit und Steifigkeit am Bahnkörper entsteht. Um eine ideale Steifigkeit des Gesamtsys­tems zu erhalten, muss bei einem wenig nachgiebigen Untergrund durch Einbau elastischer bzw. hochelastischer Elemente eine optimale Elastizität/Steifigkeit erzielt werden. Dies bedeutet, dass der gesamte Bettungsmodul der damaligen Zeit, dem heutigen Bettungsmodul des Bodens in Abhängigkeit von der Steifigkeit der elas­tischen Elemente entspricht. Auf dieser

Grundlage wurde in Kapitel 2 ein erster An­satz zur Abschätzung der Bodenkennwerte in Abhängigkeit von dem gemessenen ge­samten Bettungsmodul zunächst anhand von Erfahrungswerten aus der Literatur er­arbeitet.

1.2. BETTUNGSMODULBESTIMMUNG MITTELS GEMESSENER EINSENKUNG UNTER ACHSLAST

Nachfolgend werden die Verfahren nach Za­rembski und Kerr vorgestellt, mit denen der Wert des gesamten Bettungsmoduls unter Verkehrsbelastung in Abhängigkeit von der gemessenen Einsenkung ermittelt werden kann [11, 12, 14, 31]. Weitere Verfahren, wie das Verfahren des vertikalen Gleichgewich­tes für leichte und schwere Züge [11, 14], werden hier nicht weiter erläutert. Es wird für die Bestimmung des Bettungsmoduls von der Theorie des elastisch gebetteten Balkens nach Zimmermann und Winkler [32] ausgegangen.

Verfahren nach Zarembski Das Verfahren nach Zarembski [11, 12, 14, 31] betrachtet mittels Superposition die im Einflussbereich liegenden Achsen. Zunächst wird der gesamte Bettungsmodul mittels bekannter Radlast abgeschätzt, ohne wei­tere im Einflussbereich liegende Achsen zu berücksichtigen. Dieser Wert stellt einen An­fangswert für das nachfolgende Iterations­verfahren dar. Der Einflussbereich wird an­schließend ermittelt und die sich ergebende zusätzliche Einsenkung, hervorgerufen durch im Einflussbereich befindliche Achsen, dabei mit berücksichtigt. Der gesuchte Bet­tungsmodul kann schließlich mit der erneut zu berechnenden Einsenkung bestimmt werden. Gegebenenfalls sind mehrere Itera­tionsschritte nötig. Der Bettungsmodul ist so zu bestimmen, dass der berechnete Wert aus der sich ergebenden Formel hinreichend ge­nau ist. Dies ist für jeden Interrationsschritt

zu prüfen. [14] gibt eine maximale Genauig­keit für die Berechnung des Bettungsmoduls von 0,01 N/mm³ an. Beispielhaft wurde der Bettungsmodul für unterschiedliche Einsen­kungen berechnet (Bild 2).

Verfahren nach KerrDas Verfahren nach Kerr [11, 12, 14], berück­sichtigt eine unterschiedliche Verteilung der Masse entlang einer Lokomotive oder eines Wagens mittels Gewichtung ausgehend von der betrachteten Achse. Es wird eine Funkti­on nach der Theorie von Zimmermann und Winkler [32] unter Berücksichtigung des Einflusses benachbarter Achsen in Abhän­gigkeit von dem zu ermittelnden gesamten Bettungsmodul nach [11] und [14] erzeugt. Bild 3 zeigt das Diagramm zur Bestimmung des gesamten Bettungsmoduls. Aus der Ein­senkung von 2,5 mm und durch über eine Wiegung bestimmte Radlast von 110 kN er­gibt sich das Verhältnis von 0,22 ∙ 10­4 mm/N. Abgelesen aus Bild 3, erhält man einen Wert für den Bettungsmodul von 0,046 N/mm³ (45 MN/m³, s. a. Zarembski); nach [9] ent­spricht dies einer sehr schlechten Qualität des Bahnkörpers.

Rückschluss für Messungen am GleisFür die Anwendung der vorgestellten Ver­fahren muss Folgendes berücksichtigt wer­den:

→ Eine grobe Abschätzung des Bettungs­moduls kann zunächst über eine Qua­litätsbetrachtung für den Zustand des Bahnkörpers erfolgen. Als Anhaltspunkt können für den Wert des Bettungsmo­duls Literaturangaben herangezogen werden [5, 9, 17, 18].

→ Da der Wert des Bettungsmoduls ent­lang der Strecke Schwankungen unter­liegt, ist es wichtig, mehrere Messpunkte entlang des Bahnkörpers in einem sinn­vollen Bereich zu definieren, um ein aus­sagekräftiges Messergebnis zu erhalten [6, 21].

BILD 2: Bettungsmodul in Abhängigkeit von der gemessenen Einsen-kung nach Zarembski

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→ Es muss darauf geachtet werden, dass zwischen den einzelnen Systemkompo­nenten des Bahnkörpers ausreichend Kontakt herrscht. Eine Lücke zwischen Schiene und Schwelle aufgrund einer defekten Schienenbefestigung sowie Hohllagen können das Messergebnis negativ beeinflussen [19]. In diesem Fall muss dann eine Vorlast aufgebracht wer­den. Die Aufstandsfläche der Schwelle kann variieren und muss deshalb bei merklicher Abweichung von der Soll­Lage gesondert bestimmt werden.

→ Bei statischen Messungen des Bettungs­moduls am Gleis kann beim Stehen des Fahrzeugs oder Wagens über einen län­geren Zeitraum die gemessene Einsen­kung durch das viskoelastische Material­verhalten des anstehenden Bodens oder durch Konsolidation beeinflusst werden [6, 11].

→ Der Einfluss der Temperatur muss bei­spielsweise durch einen Korrekturfaktor [14] oder über eine Vergleichstempera­tur berücksichtigt werden.

→ In den vorgestellten Verfahren werden die statischen Radlasten angesetzt.

Zusätzlich treten mit zunehmender Geschwindigkeit stärkere dynamische Einwirkungen auf, die die gemessene Einsenkung erhöhen.

2. ERMITTLUNG DER BODENKENN-WERTE IN ABHÄNGIGKEIT VOM BETTUNGSMODUL

Sollen die Untergrundverhältnisse am Bahn­körper berücksichtigt werden, müssen idea­lerweise die Baugrundverhältnisse, wie der Baugrundaufbau und die Schichtdicken be­kannt sein. Diese werden in der Regel über aufwendige punktuelle Messungen (Cross­hole, Downhole und Uphole Verfahren) in Verbindung mit Aufschlüssen (Bohrungen) in situ am Gleis ermittelt und über die dabei gemessenen Wellengeschwindigkeiten be­rechnet. Die bodendynamischen Kennwer­te können anschließend bei heterogenen Baugrundverhältnissen für die analytische Berechnung nach [1] und [30] mittels des Konusmodells in einen homogenen Boden bei linear elastischem Materialverhalten ver­einfacht werden. Es werden hierbei die Bo­

denkennwerte (Dichte und Querdehnzahl) abhängig von den einzelnen Schichtdicken und deren Eigenschaften gemittelt. Falls die Bodenkennwerte nicht ausreichend bekannt sind, kann mittels der Kennlinien aus Bild 4 und Bild  5 entsprechend dem gemessenen Wert des gesamten Bettungsmoduls, abzüg­lich der Bettungsmoduln der elastischen Ele­mente, eine Abschätzung der Querdehnzahl und Feuchtdichte vorgenommen werden.

Tabelle 2 zeigt die Werte für den Bettungs­modul eines Bahnkörpers in konventionel­ler Schotterbauweise für unterschiedliche Untergrundverhältnisse/­eigenschaften und Streckenzustände. Anhand der verbalen Beschreibung der Untergrundverhältnisse wurden in Tabelle  2 aus einschlägiger Lite­ratur den jeweiligen Bodenarten Querdehn­zahlen und Dichten zugeordnet. Mit Anstieg der Qualität des Bahnkörpers ist das gleich­zeitige Anwachsen des Bettungsmoduls, der Anstieg der Dichte und die Abnahme der Querdehnzahl, zu erkennen.

Die in Bild  4 und Bild  5 approximierten Werte gelten nicht für einen Untergrund mit überwiegend gesättigten Böden. Zusätz­lich am Fahrweg zu dessen Stabilisierung

BILD 3: Diagramm zur Bestimmung des Bettungsmoduls nach Kerr

BILD 4: Approximierter Verlaufder Querdehnzahl inAbhängigkeit vomBettungsmodul des Bodens

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BILD 5: Approximierter Verlauf der Dichte in Abhängigkeit vom Bettungsmodul des Bodens

Qualität der Bettung, des Unterbaus und des Un-tergrundes

Bodenart/ Untergrund

gesamter Bettungs-modul [MN/m³]

Querdehnzahl n[-]

Feuchtdichte ρ[g/cm³]

nmin –nmax[–]

min –max[g/cm³]

sehr schlechter Untergrund

organische/bindige Böden

< 20 0,49 (gesättigter Boden [9]) Dichte für gesättigten Boden 0,49

sehr schlechter Untergrund [18]

Moorboden, feinkörniger Sand [18]

20 [18] 0,40 – 0,45 (organischer Boden [9])0,25 – 0,35 (Sand [22])

1,08 – 1,30 (Torf [15])0,8 – 1,3 (Torf [27])1,04 – 1,25 (Torf [28])1,25 – 1,6 (Mudde [27])1,2 – 1,6 (Mudde [27])1,1 – 1,3 (Torf nach [16] aus [7])

(0,25) – 0,40 – 0,45

0,8 – 1,6

sehr schlecht [9]

Ton weich, organische Böden, gleichkörniger Sand [9]

< 50 [9] 0,35 – 0,45 (Ton [22])0,45 (Ton [9])0,45 – 0,49 (Ton je nach Wassergehalt [23])0,4 (weicher Ton)0,25 – 0,35 (Sand [22])

1,4 – 1,9 (Böden mit organischen Beimengungen [9])1,55 – 1,85 (Schluff oder Ton organisch [28])1,4 – 1,7 (Klei, organische Beimengungen nach [16] aus [7])1,7 (Ton, weich nach [16] aus [7])1,75 – 1,9 (Ton, weich, ausgeprägt - leicht plastisch [3])1,65 – 2,00 (ausgeprägt plastischer Ton [28])1,6 – 1,9 (enggestufter Sand [28])1,6 – 1,8 (Kies, Sand enggestuft, locker bis dicht [3])

(0,25) – 0,35 – 0,49

1,4 – 2,0

schlechter Untergrund [17, 18]

bindiger, weicher bis steifer Boden, Lehm, Ton [18]

50 [17], [18]

0,4 (weicher Ton)0,35 – 0,45 (Schluff je nach Sand und Tongehalt [9, 10, 23])0,35 – 0,45 (Schluff [9])

1,9 (Lehm, weich nach [16] aus [7])2,1 (Lehm, halbfest nach [16] aus [7])1,75 – 1,9 (Ton, weich, ausgeprägt - leicht plastisch [3])1,85 – 2,0 (Ton, steif, ausgeprägt - leicht plastisch [3])1,7 (Ton, weich nach [16] aus [7])1,8 (Ton, steif nach [16] aus [7])1,9 (Ton, halbfest nach [16] aus [7])

0,35 – 0,45 1,7 – 2,1

schlecht [9] bindiger halbfester Ton, Schluff, lockerer Sand [9]

≥ 50 [9] 0,35 – 0,45 (Schluff [9])0,35 – 0,45 (Schluff je nach Sand und Tongehalt [9, 10, 23])

1,8 (Schluff nach [16] aus [7])1,9 – 2,04 (Schluff [15])1,75 – 2,1 (Schluff, leicht plastisch [28])1,65 – 1,75 (Schluff, weich, mittel - leicht plastisch [3])1,8 – 1,85 (Schluff, steif, mittel - leicht plastisch [3])1,95 (Schluff, halbfest, mittel - leicht plastisch [3])1,95 – 2,1 (Ton, halbfest, ausgeprägt - leicht plastisch [3])1,7 – 2,0 (Schluff, mittel und ausgeprägt plastisch [28])1,8 (Sand, locker nach [16] aus [7])

0,35 – 0,45 1,65 – 2,1

guter Untergrund [17, 18]

Grobsand bis Kies [18] 100 [17, 18] 0,25 – 0,35 (Sand, Kies [9, 23])0,25 – 0,35 (Sand [22])

1,9 (Sand, mitteldicht bis dicht nach [16] aus [7])1,8 – 2,1 (Kies, Sand weit oder intermittierend gestuft, mitteldicht bis dicht [3])

0,25 – 0,35 1,8 – 2,1

gut [9, 17] lehmiger und sandiger Kies [9]

≥ 100 [9] 2,05 – 2,35 (lehmiger Kiessand [15])2,1 – 2,4 (Kies, sandig mit Schluff oder Tonbeimengungen [28])

– 2,05 – 2,4

sehr guter Untergrund [17, 18]

Kies, Fels [18] ≥ 150 [17, 18]

0,15 – 0,25 (Fels [22, 23])0,2 (dicht gelagerter Kies)

2,0 – 3,1 (Felsgestein von Sandstein bis Gabbro [24]) 0,15 – 0,25 2,0 – 3,1

sehr gut [9] Kiessand, Schutzschicht [9]

≥ 150 [9] 0,25 – 0,35 (nicht bindige Böden [9])0,2 – 0,35 (nicht bindige Böden [10])

2,0 – 2,3 (Trag-, bzw. Frostschutzschicht [27])2,0 – 2,25 (Kies-Sand-Feinkorngemisch [28])2,1 – 2,3 (Kies, sandig mit wenig Feinkorn [28])

0,25 – 0,35 2,0 – 2,3

Betonsohle [9, 17, 18]

Brücken, Tunnel, feste Fahrbahn [9] und [18]

≥ 300 [9], [17, 18]

~ 0,2 (Normalbeton [25]) 2,0 - 2,6 (Normalbeton) ~ 0,2 2,0 – 2,6

ABS und NBS [5]

verdichteter Untergrund und verdichtete Trag-schicht, Fels, Brücken, Tunnel [5]

300 – 400 [5]

0,15 – 0,25 (Fels [22, 23]) 2,0 – 2,6 (Normalbeton)2,0 – 3,1 (Felsgestein von Sandstein bis Gabbro [24])

0,15 – 0,25 2,0 – 3,1

TABELLE 2: Bettungsmoduln in Abhängigkeit von der Qualität der Auflagerbedingungen aus [5, 9, 17] und [18], sowie Werte für Querdehnzahl und Dichte aus [3, 7, 9, 10, 15, 16, 22, 23, 24, 25, 27 und 28]

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getroffene Maßnahmen, wie beispielswei­se eine Lagerung über Schotterstopfsäulen oder Bohrpfählen, können ebenfalls nicht berücksichtigt werden. Weiterhin kann das Verhalten der einzelnen Bodenschichten nicht untersucht werden. Bei Einsenkungs­messungen an der Schiene müssen die Stei­figkeiten der Zwischenlagen/elastischen Elemente vom gesamten Bettungsmodul abgezogen werden, um die Bodenkenn­werte ableiten zu können. Zu beachten ist zudem der Einfluss von Frosteinwirkungen am Bahnkörper, der den Wert des Bettungs­moduls im Vergleich zu Temperaturen über Null Grad Celsius deutlich erhöhen kann [14] und somit die Größe der abzuleitenden Bo­denkennwerte beeinflusst. Durch einen Kor­rekturfaktor, wie beispielsweise in [11] und [14] angegeben, muss der Bettungsmodul an eine Referenztemperatur angepasst wer­den. Anschließend ist eine grobe Aussage über die Bodenkennwerte möglich.

2.1. QUERDEHNZAHL UND DICHTE DER UNTERGRUNDVERHÄLTNISSE

QuerdehnzahlFür ein Material, das ein elastisch­isotropes Verhalten aufweist, wird die Querdehnzahl mittels Verhältnis aus Querverformung zur Längsverformung beschrieben.

Der Wert der Querdehnzahl (Poissonzahl bzw. Querkontraktionszahl) reicht theore­tisch von 0 < ν < 0,5, wobei bei einer Quer­dehnzahl von 0,5 eine Nichtkomprimierbar­keit des Bodens vorliegt (volumenkonstante Verformung). Die Querdehnzahl ist abhän­gig von der Bodenart und vom Sättigungs­grad des Bodens. Steigt der Wassergehalt im Boden, nimmt der Wert der Querdehnzahl zu und erreicht in der Praxis ein Maximum von etwa 0,49 [9, 27]. Die Querdehnzahl kann mittels Feld­ und Laborversuchen durch Messung der Scherwellen und Kom­pressionswellen im Boden ermittelt werden. Mit zunehmendem Verdichtungsgrad des Bodens steigen die Wellengeschwindigkei­ten im Boden an. Eine Abnahme des Werts der Querdehnzahl ist die Folge.

DichteDie Dichte wird mit dem Verhältnis von Mas­se eines Körpers zu dessen Volumen berech­net, dabei wird sich hier auf die Feuchtdichte für bindige, nicht bindige und gemischtkör­nige Böden bzw. auf die Rohdichte bei Fels­gestein und Beton bezogen. Die Rohdichte ist die Masse eines Körpers geteilt durch das Volumen der Festsubstanz. Die Feuchtdich­te ist die Dichte des Bodens bei natürlichem Wassergehalt, sprich die Masse der erdfeuch­ten Probe geteilt durch deren Volumen. Be­einflusst wird die Dichte des Bodens vom

Sättigungsgrad und der Lagerungsdichte für nicht bindige Böden bzw. der Konsistenz für bindige Böden [27]. Wird das Korngefüge eines Bodens dichter gelagert, was künstlich durch Baumaschinen oder Verkehrslasten erreicht wird, nehmen die Steifigkeit und Scherfestigkeit sowie die Dichte des Bodens zu. Wird der Wasseranteil im ungesättigten Boden erhöht, nimmt der Wert der Dichte bei gleichbleibendem Feststoffanteil und Volumen zu, da die Masse durch Füllen der Bodenporen mit Wasser steigt.

2.2. APPROXIMATION DER QUERDEHN-ZAHL UND DICHTE IN ABHÄNGIGKEIT DES BETTUNGSMODULS

„Sehr schlechte“ Untergrundverhältnisse (C = 20 – 50 MN/m³)Ein Bettungsmodul C < 50 MN/m³ entspricht einer „sehr schlechten“ Qualität des Bahn­körpers. In [5, 9, 17] und [18] werden hierfür bindige Böden (Ton von breiiger bis weicher Konsistenz), organische Böden sowie fein­körniger Sand genannt.

Für einen Bettungsmodulwert zwischen 20 und 100 MN/m³ werden bindige Böden in [5, 9, 17] und [18] angegeben. Die Tragfähig­

keit von bindigen Böden ist stark vom Was­sergehalt abhängig. Bei ausreichender Was­serzugabe und gleichzeitiger dynamischer Einwirkung tritt eine Dichteminderung auf (Verringerung der Kapillarkräfte). Die Kon­sistenz des Bodens ändert sich mit steigen­dem Wassergehalt von fest zu halbfest, zu plastisch bis hin zur flüssigen Zustandsform. Für den Bereich des Bettungsmodulwertes zwischen 20 – 50 MN/m³ werden bindige Böden in der Zustandsform zwischen brei­ig und weich aufgeführt (Konsistenzzahl Ic = 0,25 – 0,75 [9]).

Organische Böden, wie beispielsweise Tor­fe und Schlamme, sind stark kompressibel und somit wenig tragfähig.

Enggestufte Sande (z. B. Dünensand) sind aufgrund der durchgehend gleichen Korn­größe nicht oder kaum verdichtbar [4].

Der Wert der Querdehnzahl vom ungesät­tigten bis hin zum gesättigten Zustand reicht für einen Bettungsmodulwert zwischen 20 und 50 MN/m³ von 0,35 bis 0,49. Für einen organischen Boden, der einem Bettungsmo­dulwert < 50 MN/m³ entspricht, befindet sich der Bereich für die Querdehnzahl zwischen 0,40 und 0,45. Nach [9] besitzt ein gesättig­ter Boden eine Querdehnzahl von etwa 0,49.

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Für einen Bettungsmodulwert von 20 MN/m³ wird somit eine Querdehnzahl von 0,49 für gesättigte Böden festgelegt.

FeinsandSowohl fein­ als auch gleichkörnige Sande sind stark verlagerungsempfindlich und so­mit wenig tragfähig, weshalb für diese ein Bettungsmodul zwischen 20 und 50 MN/m³ angegeben wird. Die Querdehnzahl beträgt laut Tabelle  2 für Sande zwischen 0,25 und 0,35. In [19] wird die Querdehnzahl für San­de mit Werten zwischen 0,18 und 0,37 je nach Porenanteil angegeben. Die von [29] durch Versuche bestimmten Werte der Quer­dehnzahl weichen für weitgestufte Sande von den angegebenen Werten in Tabelle  2 (Querdehnzahl für Sand von 0,25 – 0,35) ab. Für Grobsand bzw. für locker gelagerten Sand wird eine Querdehnzahl von 0,25 (Bet­tungsmodul ca. 150 MN/m³) bis 0,35 (Bet­tungsmodul ca. 100 MN/m³) angenommen. Feinsande sowie locker gelagerte Sande werden in dem hier vorliegenden Ansatz zunächst nicht weiter einbezogen, da davon auszugehen ist, dass diese aufgrund der ge­ringen Tragfähigkeit keine sinnvoll nutzbare Gründung von Eisenbahngleisen bilden.

Die Dichte von organischen Böden reicht in der Regel von 0,80 bis 1,30 g/cm³. Bei ei­nem vorbelasteten anstehenden Boden ist die Dichte erhöht [27]. Für einen Bettungs­modulwert von 20 MN/m³ wird eine Dichte zwischen 0,80 g/cm³ für den unteren Be­reich der Dichte von organischen Böden und 1,60 g/cm³ für den oberen Bereich der Dichte für Böden mit organischen Beimen­gungen gewählt. Für einen anstehenden gesättigten Boden wird ein Bettungsmodul von < 20 MN/m³ angesetzt.

„Schlechte“ Untergrundverhältnisse (C = 50 – 100 MN/m³)Ein Bettungsmodul zwischen 50 – 100 MN/m³

entspricht einer „schlechten“ Qualität des Bahnkörpers. In [5, 9, 17] und [18] werden hierfür bindige Böden (Ton und Schluff von weich bis halbfest) sowie nicht bindige Bö­den (lockerer Sand) genannt.

Für einen Bettungsmodul von 50 MN/m³ werden bindige Böden (weich bis steif ) mit einer Querdehnzahl zwischen 0,35 und 0,45 aufgeführt. Die Querdehnzahl ist hier vom Wassergehalt und einer möglichen Beimen­gung von Sand abhängig. Es wird ein Bereich der Querdehnzahl bei einem Bettungsmodul von 50 MN/m³ zwischen 0,45 und 0,40 (wei­cher Ton, organischer Boden bzw. Böden mit organischen Beimengungen) festgelegt. Der Wert der Querdehnzahl entspricht einem bindigen Boden in weicher Zustandsform sowie einem Ton ohne oder mit nur sehr ge­ringer Beimengung von Sand.

Die Dichte wird zwischen 1,65 g/cm³ für einen weichen Schluff und 1,90 g/cm³ für ei­nen weichen Lehm festgelegt.

Aufgrund der steigenden Tragfähigkeit von Schluffen mit anwachsendem Sand­gehalt, wird für einen Bettungsmodul von 100 MN/m³ eine Querdehnzahl von 0,35 als Untergrenze und als Obergrenze eine Quer­dehnzahl von 0,40 angenommen. Die Unter­grenze der Querdehnzahl von 0,35 entspricht nach Tabelle  2 der oberen Grenze für die Bodenarten Sand oder Kies, für die ein Bet­tungsmodul zwischen 100 und 150 MN/m³ angegeben wird.

Die Dichte wird zwischen 1,80 g/cm³ (Sand, mitteldicht) und 2,10 g/cm³ (obere Grenze für Schluff) festgelegt.

Gute Untergrundverhältnisse (C = 100 – 150 MN/m³)Für einen „guten“ Untergrund werden in [5, 9, 17] und [18] nicht bindige Böden (Grob­sand bis Kies) sowie nicht bindige Böden mit Beimengungen von Ton und Schluff genannt. Die Querdehnzahl wird für einen

Bettungsmodul von 150 MN/m³ zwischen 0,25 und 0,35 (Grobsand bis Kies) festgelegt. Die Querdehnzahl von 0,35 als obere Grenze berücksichtigt die Beimengungen von bin­digen Böden.

Die Dichte wird im Bereich zwischen 1,80 g/cm³ (Sand) und 2,40 g/cm³ (Kies, san­dig mit Schluff oder Tonbeimengungen) an­gegeben.

„Sehr gute“ Untergrundverhältnisse (C = 150 – 300 MN/m³)Für einen „sehr guten“ Untergrund werden in [5, 9, 17] und [18] nicht bindige Böden (Kiessand, Schutzschicht) sowie Felsgestein angegeben. Der Wert der Querdehnzahl liegt zwischen 0,15 für Felsgestein und 0,35 für Sand bzw. Kies. Die Tragfähigkeit des Bo­dens ist bei nicht bindigen Böden von der Lagerungsdichte und dem Korngemisch abhängig. Ein weitgestufter nicht bindiger Boden erreicht durch Füllen der größeren Porenräume mit kleinerem Korn eine ausrei­chend gute Tragfähigkeit, was beispielswei­se dem Korngemisch einer Schutzschicht entsprechen kann.

Für einen Bettungsmodul von 300 MN/m³, der der maximalen Steifigkeit eines dichtge­lagerten nicht bindigen Bodens sowie einem festen Untergrund aus Beton entspricht, wird eine Querdehnzahl zwischen 0,25 (nicht bin­dige Böden) und 0,20 (Normalbeton), unter der Voraussetzung, dass der Untergrund ausreichend tragfähig ist, angenommen. Die Querdehnzahl von Felsgestein erreicht einen Minimalwert von 0,15, was einem sehr harten Felsgestein entspricht, welches einem Normalbeton (Querdehnzahl von ~ 0,20) von der Steifigkeit mindestens gleicht oder sogar steifer ist. Die Querdehnzahl von 0,15 ist deshalb als Untergrenze für einen Bettungsmodul von 400 MN/m³ anzusetzen.

Die Dichte ist für einen Bettungsmodul von 300 MN/m³ zwischen 2,00 g/cm³ (gut

BILD 6: Flächenpressung unter der Schwelle für unterschiedliche Untergrundverhältnisse

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aufgeführt. Für einen Bettungsmodul von 400 MN/m³ wird der Bereich der Dichte zwi­schen 2,40 g/cm³ und 3,10 g/cm³ als maxi­male Dichte für Felsgestein definiert.

Anhand der Tabelle 2 und den verbalen Beschreibungen der Untergrundverhältnis­se wurden die Zusammenhänge zwischen dem Bettungsmodul und der Querdehnzahl sowie dem Bettungsmodul und der Dichte approximiert und in Bild 4 und Bild 5 darge­stellt. Mit Hilfe des durch Messung am Gleis zu bestimmenden Bettungsmoduls und der approximierten Bodenkennwerte können die bezogene Geschwindigkeit sowie die Dämpfungsverhältnisse des Schotterbetts, des Unterbaus und des Untergrunds nach [27] bestimmt werden.

3. BERECHNUNG DER QUASISTATISCHEN EINWIRKUNGEN

Zunächst wurde ein Ansatz (s. a. Bild  4 und Bild 5) auf der Grundlage der in diesem For­schungsfeld vorhandenen Erkenntnisse (sie­

he u. a. Literaturverzeichnis) entwickelt, der es erlaubt, die Bodenkennwerte in Abhän­gigkeit vom gemessenen Bettungsmodul direkt am Bahnkörper zerstörungsfrei abzu­leiten. Das Ziel besteht darin, diesen Ansatz für die Bestimmung der Dämpfungsver­hältnisse am Bahnkörper und die dadurch geprägten Resonanzerscheinungen sowie die Berechnung der durch Verkehrslasten verursachten Vertikalspannungen zu nut­zen. Weiterhin erlaubt der Ansatz, Schäden am Unterbau/Untergrund auf einfache Wei­se zu detektieren und auf das Tragverhalten hin zu untersuchen sowie umgesetzte In­standhaltungsmaßnahmen zerstörungsfrei über mehrere Zeitintervalle hinweg auf ver­gleichsweise einfache Weise zu prüfen. Die Verifizierung des Ansatzes durch Messungen am Gleis sowie über Simulationsmodelle steht noch aus.

Für eine beispielhafte Berechnung der quasistatischen Einwirkungen aus Verkehrs­lasten mit den approximierten Werten aus Bild 4 und Bild 5 muss zunächst der gesamte Bettungsmodul (einschließlich elastischer

BILD 7: Einsenkung an der Schwellenunterkante für unterschiedliche Untergrundverhältnisse

verdichteter Untergrund) und 2,60 g/cm³ (maximale Dichte für Normalbeton) für eine ausreichend tragfähige Schutzschicht anzu­setzen.

Betonsohle bzw. verdichteter Untergrund (C = 300 – 400 MN/m³)Ein Bettungsmodulwert zwischen 300 – 400 MN/m³ entspricht nach [5, 9, 17] und [18] einem Untergrund von Felsgestein, Brücken, Tunnel und einer festen Fahrbahn [27]. Der Wert der Querdehnzahl schwankt zwischen 0,15 und 0,25 für Felsgestein. Für Normalbeton wird eine Querdehnzahl von ~ 0,2 angegeben. Für einen Bettungsmodul von 400 MN/m³ wird eine Querdehnzahl von 0,15 bis 0,20 für hartes Felsgestein sowie Be­ton angenommen.

Die Dichte bei Fels ist unter anderem ab­hängig von der Temperatur (Ausdehnung des Gesteins bei Temperaturanstieg), Druck, Feuchtigkeit und Porosität. Mit Zunahme der Porosität sinken die Dichte eines Fels­gesteins sowie die Tragfähigkeit [24]. In [24] werden typische Dichten für Felsgesteine

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weiterer Parameter, wie beispielsweise der Sättigungsgrad des Bodens, im Zuge eines geplanten interdisziplinären Forschungs­projekts eingeführt werden soll. Zudem soll der getroffene Ansatz durch Simulationsme­thoden sowie direkte Messungen am Gleis weiter verifiziert werden. ◀

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[29] Wichtmann, T.; Triantafyllidis, T.: Über die Korrelation der ödometrischen und der „dynamischen“ Steifig-keit nichtbindiger Böden. Bautechnik 83(7), 2006, S. 482 – 491.

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[32] Zimmermann, H.: Die Berechnung des Eisen-bahnoberbaus. Ernst & Korn, Berlin, 1888.

▶  SUMMARY

Assessing the condition of the subsoil under the permanent way by applying the bedding modulus

Finding out about heterogeneous subsoil conditions along lengthy sections of railway lines and the associated soil pa­rameters is very time­consuming, labour­intensive and costly. The authors describe the development of a simplified approach to determining the characteristic soil values as a function of the bedding modulus derived from the measured subsidence. Us­ing a method similar to the conical model, they group the various strata together and consider them to be homogeneous.

Elemente) bestimmt werden. Hierfür wurde eine wenig nachgiebige Zwischenlage für ein Querschwellengleis mit Betonschwellen gewählt. Die quasistatischen Einwirkungen wurden für verschiedene Bettungsmoduln des Bodens – je nach Untergrund – mit den zugehörigen Bodenparametern aus Bild  4 und Bild 5 nach dem Verfahren nach [8] und [27] berechnet.

Bei der Vorbeifahrt einer vierachsigen Lo­komotive (E 44) mit einer Radlast von 94 kN und einer Geschwindigkeit von 90 km/h wird je nach Bettungsmodul des Bodens eine Flächenpressung unter der Schwelle zwischen 95 und 158 kN/m² wirksam (Bild 6).

Sieht man von dem Widerspruch der ge­messenen und berechneten Einsenkungen für einen Fels (C  =  235 MN/m³) als Unter­grund ab, stimmen die Einsenkungen für die restlichen Untergrundverhältnisse annä­hernd überein (Bilder 7 und 8).

4. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Mit dem hier entwickelten Ansatz ist es möglich, die Bodenkennwerte in Abhängig­keit des aus den gemessenen Einsenkungen abgeleiteten Bettungsmoduls vereinfacht für die analytische Berechnung abzuschät­zen. Die einzelnen Bodenschichten werden, analog dem Konusmodell nach [1] und [30], zusammengefasst als homogener Boden be­trachtet, weshalb eine Aussage zu einzelnen Bodenschichten nicht möglich ist. Der vor­gestellte Ansatz liefert daher nur eine grobe Orientierung zu den Baugrundverhältnissen unter Schienenwegen. Bei überwiegend gesättigten Bodenschichten ist eine Aussa­ge mittels den in Bild 4 und Bild 5 approxi­mierten Kurven nicht möglich, weshalb ein

BILD 8: Gemessene Einsenkungen in Abhängigkeit der Untergrundverhältnisse [6]