ACT - Das Greenpeace Magazin

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act 1 NATUR GEHT VOR Finnischer Urwald bleibt unangetastet SüNDENFALL FLEISCH Schnitzel und Steak ruinieren die Umwelt VOLLE KRAFT ZURüCK 25 Jahre nach Tschernobyl verdrängt Europa die Atomgefahr. Österreich ist von Risiko-Reaktoren umzingelt 01 | März – Mai 2011

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Volle Kraft zurück - 25 Jahre nach Tschernobyl verdrängt Europa die Atomgefahr. Österreich ist von Risiko-Reaktoren umzingelt.

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Natur geht vor Finnischer Urwald bleibt unangetastet

SüNdeNfall fleiSch Schnitzel und Steak ruinieren die Umwelt

volle Kraft ZurücK25 Jahre nach Tschernobyl verdrängt Europa die Atomgefahr. Österreich ist von Risiko-Reaktoren umzingelt

01 | März – Mai 2011

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liebe leserinnen und leser!

Kann man sich an eine Katastrophe jemals gewöhnen? Sie vielleicht sogar verdrängen oder vergessen? Für jene, die unmittelbar davon betroffen sind, ist das schwierig. Vor 25 Jahren explodierte das Atomkraftwerk von Tschernobyl – alles, was die zahllosen Opfer bis heute tun können, ist, die Folgen zu ertragen.

Man möchte meinen, dass die Ereignisse vom 26. April 1986 eines unmiss-verständlich gezeigt haben: Atomenergie beinhaltet ein niemals auszuschlie-ßendes Sicherheitsrisiko. Angesichts der katastrophalen Folgen im Falle eines Unfalls sollen und dürfen Mensch und Umwelt nicht durch diese Risikotech-nologie gefährdet werden. Doch heute werden in Europa wieder fleißig Kernreaktoren geplant und gebaut – einige der besonders gefährlichen AKW stehen rund um Österreich. Greenpeace wird so lange gegen die Sackgasse Nuklearenergie kämpfen, bis auch der letzte Reaktor abgedreht ist – die Atomkraft ist kein Faktum, mit dem man sich bis in alle Ewigkeiten abfinden muss (ab Seite 8)!

Dass sich ausdauernder Widerstand schlussendlich eben immer auszahlt, haben wir zuletzt wieder in Finnland gesehen. Jahrelang hat Greenpeace dort für die Rettung eines Urwaldes kampagnisiert. Die Gegner waren die finnische Holz- und Papierindustrie, nicht gerade kleine Kontrahenten. Doch am Ende haben Greenpeace und der Urwald gewonnen. Wie das gekommen ist, können Sie auf Seite 16 nachlesen.

Ein weiterer Schwerpunkt, den Sie in diesem finden, befasst sich mit dem Thema Fleischkonsum. Neben dem Tierleid in der Massentierhaltung ist die Umweltbilanz von Fleisch schlichtweg desaströs. Im Interview mit Jonathan Safran Foer, Autor des Bestsellers „Tiere essen“, und einem Bericht über die Auswirkungen unserer Ernährungsgewohnheiten können Sie ab Seite 13 lesen, warum der Verzicht auf Fleisch das Beste ist, was jeder Einzelne für die Umwelt tun kann.

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Medieninhaber, verleger und herausgeber: greenpeace in Zentral- und osteuropa, Fernkorngasse 10, 1100 Wien; tel. 01/54 54 580, www.greenpeace.at Spendenkonto: P.s.K. 7.707.100, www.greenpeace.at/spenden redaktion: Birgit Bermann (Chefredak tion), Brigitte Bach, lisa Begere, Clemens Behrendt, antje helms, Bernhard obermayr, Niklas schinerl, Claudia sprinz, Philipp strohm, Jurrien Westerhof e-Mail: [email protected] Bildredaktion: georg Mayer artdirektion: Karin dreher illustration: Karin dreher fotos: greenpeace, georg Mayer lektorat: Johannes Payer anzeigen gestaltung: Florian Bolka druck: Niederösterreichisches Pressehaus

erscheint viermal jährlich auf 100-%-recyclingpapier. ab einer Jahresspende von € 40 wird ihnen gratis zugesandt. die nächste ausgabe erscheint im Juni 2011.

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Birgit Bermann, Chefredakteurin

Mit herzlichen Grüßen,

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04 in aktion 06 versteckte Krankmacher 08 strahlende Nachbarn 12 demokratieverständnis der eu am Prüfstand 13 sündige Fleischeslust 14 im gespräch mit Jonathan safran Foer 16 am ende steht die urwaldrettung 17 Kommentar 18 Klima auf Wanderschaft 20 tatort Pazifik

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uNgarN: augen auf!Nicht nur am tag der Übernahme der eu-ratspräsident-schaft blickt greenpeace mit ganz großen augen – sym-bolisiert durch 27 aktivisten aus sechs ländern – auf ungarn. Für das erste halbjahr 2011 fordert greenpeace vom aktuellen vorsitzland eine „grüne Führung“ der eu-Mitgliedsstaaten. die themen emissionsreduktion, ener-giewende, agro-treibstoffe und gentechnik sind nur einige der schwerpunkte, denen auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft oberste Priorität eingeräumt werden muss.

euroPaS fiSchereiPolitiK: aktivisten machen mit Schiffsattrappe gegen die Plünderung der Meere mobilobwohl bereits 90 Prozent der speisefischbestände in den eu-Meeren überfischt sind, wird weiterhin Kurs auf viel zu hohe Fangquoten und Fischereisubventionen genommen. greenpeace sieht als einzige lösung die radikale reform der europäischen Fischerei-politik und eine drastische reduktion der Fangflotte. um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, verschrotteten aktivisten Mitte dezember vor dem Brüsseler eu-rats-gebäude eine 25 Meter lange schiffsattrappe und signalisierten dem dort tagenden eu-Fischereirat, dass es beim schutz der Meere keine Kompromisse mehr geben darf.

KohleKraft: gemeinsam für eine saubere energieversorgungWährend seiner „Turn The Tide“-Tour durch Südostasien machte das Greenpeace-Flaggschiff „Rainbow Warrior“ auch Station in der philippinischen Stadtgemeinde Mas-sim und ankerte dort ganz in der Nähe des Standorts eines geplanten Kohlekraftwerks. Dieses würde nicht nur die Gesundheit der Anwohner und die Existenzgrundlage der umgebenden Gemeinden massiv gefährden, sondern auch einen Rückschritt auf dem Weg zu einer friedlichen Energie(r)evolution bedeuten. Für ein einstimmiges „No to coal“ schlossen sich rund 1.000 Dorfbewohner der Schiffscrew an, um ihrer Forderung in überlebensgroßen Buchstaben deutlich sichtbar Ausdruck zu verleihen.

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KliMaflüchtliNge: Suche nach einem neuen Zuhause

schmelzende Pole in der arktis und ausgetrocknete Wasserlöcher in afrika – der weltweite Klimawandel bringt das leben auf unserem Planeten in starke Be-drängnis. dies verdeutlichten greenpeace-aktivisten

während der internationalen Klimakonferenz in Cancún auch in Johannesburg: heimatlos gewordene „tierische Klimaflüchtlinge“ tauchten über die gesamte stadt ver-teilt immer wieder auf und verbreiteten ihre besorg-

niserregende Botschaft. die aktion sorgte mit diesem spielerischen ansatz für viel gesprächsstoff in der

südafrikanischen Metropole und unterstrich damit den dringenden handlungsbedarf von Politik und Wirtschaft

in der Klimafrage.

reSSourceN: Stopp der welt- weiten gier nach Öleigentlich hätten die insgesamt 780 Millionen liter Öl, die mo-natelang aus dem Bohrleck der Ölplattform „deepwater ho-rizon“ ins Meer geflossen sind, ausreichend zeigen müssen, welche unnötigen risiken hinter den Plänen der Ölindustrie stek-ken. doch sieben Monate nach der Katastrophe im golf von Mexiko kam es bereits wieder zu lockerungen der auferlegten restriktionen für tiefseeboh-rungen. grund genug, mit einer spektakulären Protestaktion an die vielen gefahren zu erinnern: vier greenpeace-aktivisten erkletterten im November die etwa 100 Kilometer von der mexikanischen Küste entfernte Ölplattform „Centenario“ und forderten die konsequente ab-kehr vom Ölzeitalter.

KerNeNergie: Protest gegen radioaktive investmentsWas passiert mit meinem Geld? Antwort auf diese Frage gab Greenpeace allen Kunden der franzö-sischen Bank BNP Paribas, die maßgeblich an der Finanzierung von atomaren Projekten beteiligt ist. Der Bau eines AKW an einem erdbebengefähr-deten Standort in Indien war Anlass genug, um am Unternehmenssitz in Paris zu protestieren. Wochen zuvor machte Greenpeace bereits bei den von BNP unterstützten French Masters öffent-lichkeitswirksam deutlich, dass die Bank nicht nur sehr viel Geld in das Sponsoring von Tennisveran-staltungen fließen lässt.

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atoMKraft: Nein danke! Widerstand gegen castor-transport erreicht neuen höhepunktSeit 30 Jahren rollen die Castor-Behälter mit radioaktivem Müll durch Deutschland. Vergangenen November war es wieder so weit. Der strahlende Konvoi machte sich aus Nordfrankreich kommend auf den Weg ins Zwischenlager Gorleben – und brauchte dafür mit 92 Stunden so lange wie nie zuvor in der Geschichte der Castor-Transporte. Zehntausende Atomkraftgegner hielten die Einsatzkräfte und das ganze Land mit friedlichem Widerstand ein Wochenende lang in Atem. Ausgefeilte Blok-kadepläne brachten den Castor-Transport immer wieder zum Stehen. Greenpeace-Chef Kumi Naidoo war ebenso wie zahlreiche Greenpeace-Aktivisten an vorderster Front mit dabei, um dem Atom-Wahnsinn endlich Einhalt zu gebieten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Protest gegen die Castor-Transporte von immenser Bedeu-tung – denn kippen die Atommülllager, dann ist es auch mit dem Betrieb von Atom-kraftwerken schnell vorbei!

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Ball und kontrolliert laufend unter-schiedlichste Lebensmittel auf ihre Inhaltsstoffe.

Bio kommt mit weniger aus Für konventionelle Produkte sind

mehr als 300 Lebensmittelzusatz-stoffe zugelassen, die EU-Bioverord-nung erlaubt jedoch nur rund 50. Farbstoffe, Süßstoffe, Stabilisatoren und Geschmacksverstärker sind voll-ständig verboten. Darüber hinaus sind Lebensmittelzusatzstoffe in Bioprodukten nur in jenen Fällen er-laubt, in denen die Produkte ohne die betreffenden Stoffe weder herge-stellt noch haltbar gemacht werden können. Die Richtlinien einiger Bio-anbauverbände, wie z. B. Demeter, sind strenger und erlauben nur eini-ge Dutzend Zusatzstoffe. Doch auch unter diesen befinden sich Stoffe, die nicht als unkritisch eingestuft wer-den können. Ein Beispiel ist das Ver-dickungsmittel Guarkernmehl oder E 412, das für fertige Salate, fertige Saucen, Brot, Backwaren und Eis-creme verwendet wird. Es steht im Verdacht, allergische Reaktionen auszulösen, und kann in größeren Mengen zu Blähungen und Bauch-krämpfen führen. Es gibt zudem

einem industriell erzeugten Nahrungsmittel auf die Sprünge zu helfen ist die Aufgabe einer ganzen Fülle von Lebensmittelzusatzstof-fen. Sie verändern deren Aussehen, Geschmack, Beschaffenheit und/oder die Haltbarkeit. Auf der Zuta-tenliste von Lebensmittelproduk-ten sind solche Substanzen entwe-der mit ihrer Bezeichnung (z. B. Gu-arkernmehl) oder mit einer E-Num-mer (z. B. E 412) zu finden. Bei man-chen dieser Stoffe verbergen sich hinter der Bezeichnung natürliche Zusätze wie z. B. das Verdickungs-mittel Agar Agar (E 406). Bei ande-ren handelt es sich um synthetisch-chemische Präparate, die auf die Ge-sundheit der Käufer und Käuferin-nen problematische Auswirkungen haben können.

Hätten Sie gedacht, dass in Super-märkten erhältliche Ostereier be-denkliche Zusatzstoffe enthalten können? Der rote Farbstoff Ery-throsin (E 127) kann beispielsweise Allergien auslösen. Der gesetzlich erlaubte Zusatzstoff steht zudem im Verdacht, an der Ausbildung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperak-tivitätsstörung (ADHS) bei Kindern beteiligt zu sein sowie Nieren- und

Schilddrüsenstörungen hervorru-fen zu können. Neuere Studien konnten hormonelle Effekte nach-weisen. In der EU ist Erythrosin mit „gesundheitsschädlich beim Ver-schlucken“ eingestuft – was bei der nach wie vor erlaubten Verwendung bei Cocktailkirschen vermutlich zu-meist geschieht.

KonsumentInnen haben es im E-Dschungel wahrlich nicht einfach. Der Greenpeace-Online-Einkaufs-ratgeber www.marktcheck.at unter-sucht regelmäßig Lebensmittel und seit 2005 gefärbte Ostereier. Einer der Kritikpunkte war der Einsatz problematischer Farbstoffe wie etwa Erythrosin. Dank hartnäckigen Ein-satzes konnte Greenpeace mehrere Hersteller davon überzeugen, Oster-eier ohne gesundheitlich bedenkli-che Zusatzstoffe anzubieten.

langsame gesetzesmühleGesetzliche Grundlage zur Rege-

lung von Lebensmittelzusatzstof-fen in der EU ist die Richtlinie 89/107/EEC. Demnach dürfen Sub-stanzen nur genehmigt werden, wenn sie technisch notwendig sind, die vorgeschlagene Dosis gesund-heitlich unbedenklich ist und Ver-

braucherInnen durch ihre Verwen-dung nicht irregeführt werden.

Ist ein Stoff erst einmal erlaubt, ist es in der Regel sehr schwierig, dessen Verwendung wieder einzu-schränken oder ihn gar zu verbieten. In der Praxis dauert es oft Jahre, bis der Gesetzgeber auf neue wissen-schaftliche Erkenntnisse reagiert und als Konsequenz die Verwen-dung solcher Substanzen untersagt. Dabei ziehen zusätzliche Gesetzes-bestimmungen, selbst wenn sie kein Verbot aussprechen, für uns alle manchmal sogar positive Verände-rungen nach sich. Seit die Kenn-zeichnungspflicht für Azofarbstoffe (eine Gruppe synthetischer Farb-stoffe) mit dem Hinweis „Kann die Aufmerksamkeit von Kindern be-einträchtigen“ gilt, haben viele Her-steller diese Zusatzstoffe inner- halb eines Jahres durch natürliche Farben ersetzt. Dass Lebensmittel-hersteller verantwortungsbewusst agieren, sich selbstständig über die problematischen Nebenwirkungen von Zusatzstoffen informieren und diese durch unbedenkliche Alterna-tiven ersetzen, bleibt vorerst noch Wunschdenken. Auch deshalb bleibt Greenpeace mit marktcheck.at am

Versteckte krankmacherBunte Farben, intensiver Geschmack und ein Ablaufdatum in weiter Ferne – hinter dem schönen Schein unserer Supermarktnahrung stecken Lebensmittelzusatzstoffe mit unerfreulichen Nebenwirkungen für die Gesundheit. Von Claudia Sprinz

Künstliche Gemeinsamkeiten: Es sind die Zusatzstoffe, die dem Kartoffelpüree, dem Hustenzu-ckerl, der Grießnockerlsuppe, dem Fruchtgummi, den Erdnusssnacks und den Chips (v. l. n. r.) knallige Farben, verstärkten Geschmack und sehr lange Haltbarkeit verlei-hen. Einige der mit E-Nummern bezeichneten Zusätze in unserem Essen sind gesundheitlich jedoch nicht unbedenklich.

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Hinweise, dass es bei Soja-Allergi-kern zu Kreuzreaktionen durch Gu-arkernmehl kommen kann.

Selbst sind die KäuferinnenAuf dem Greenpeace-Portal

marktcheck.at gibt es die Möglich-keit, sich detailliert über Lebensmit-telzusatzstoffe zu informieren. In der umfangreichen Datenbank sind Bezeichnungen, E-Nummern, An-wendungsbereiche, mögliche Ne-benwirkungen sowie die Einstufung gemäß einem Ampel-Bewertungs-schema zu finden. Produkte mit als „Rot“ eingestuften Zusatzstoffen sollten Sie im Supermarktregal ste-hen lassen. In der nebenstehenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über diese mit „Rot“ (ungenügend) klassifizierten Zusatzstoffe. Die Lis-te gibt es auch online – ausgeschnit-ten oder ausgedruckt ist sie ein idea-ler und verlässlicher Einkaufsbeglei-ter im E-Nummern-Dschungel.

Grundsätzlich gilt immer: Je auf-wändiger ein Produkt verarbeitet und je länger es haltbar ist, desto wahrscheinlicher enthält es Zusatz-stoffe. Und das können Sie tun: Falls Ihr Lieblingsprodukt gesund-heitlich bedenkliche Stoffe enthält, kontaktieren Sie den Hersteller und fordern Sie ihn dazu auf, diese Sub-stanz durch harmlose Zutaten zu er-setzen. Bevorzugen Sie saisonale, wenig verarbeitete Biolebensmittel aus Ihrer Region. Damit werden nicht nur unerwünschte Zusatz-stoffe vermieden, sondern durch die umweltfreundliche Herstellung, die Vermeidung energieaufwändiger Verarbeitungsprozesse und unnöti-ger Transportwege wird auch ein wichtiger Beitrag für den Klima-schutz geleistet. n

Weiterführende infos finden Sie unter: http://marktcheck.greenpeace.at

Versteckte krankmacher

e-Nummer Bezeichnung

(aZo-)farBStoffe

E 102 Tartrazin

E 104 Chinolingelb

E 110 FD&C Yellow Nr. 6, Gelborange S, Sunsetgelb FCF

E 122 Azorubin, Carmoisin

E 123 Amaranth

E 124 Cochenillerot A, Ponceau 4R

E 127 Erythrosin

E 128 Rot 2g

E 129 Allurarot

E 151 Brillantschwarz BN, Schwarz PN

E 154 Braun FK (Gemisch aus sechs Farbstoffen)

E 155 Braun HT

E 180 Rubinpigment, Litholrubin BK

KoNServieruNgSMittel

E 201 Natriumsorbat

E 216 Propyl-p-hydroxybenzoat, PHB-propylester

E 217 Natriumpropyl-p-hydroxybenzoat, PHB-propylester, Natriumsalz

E 220 Schwefeldioxid

E 221 Natriumsulfit

E 222 Natriumbisulfit, Natriumhydrogensulfit

E 223 Natriumdisulfit, Natriummetabisulfit

E 224 Kaliumsulfit, Kaliumdisulfit, Kaliummetabisulfit

E 226 Calciumsulfit

E 227 Calciumhydrogensulfit, Calciumbisulfit

E 228 Kaliumbisulfit, Kaliumhydrogensulfit

E 230 Biphenyl, Diphenyl

E 231 Orthophenylphenol

E 232 Natriumorthophenylphenolat

E 233 Thiabendazol

E 284 Borsäure

E 285 Natriumtetraborat, Borax

aNtioxidatioNSMittel

E 310 Propylgallat

E 311 Octylgallat

E 312 Dodecylgallat

E 320 Butylhydroxyanisol (BHA)

E 321 Butylhydroxytoluol (BHT)

Säureregulator

E 510 Ammoniumchlorid (Salmiak)

geSchMacKSverStärKer

E 620 Glutaminsäure

E 621 Natriumglutamat, Mononatriumglutamat

E 622 Monokaliumglutamat

E 623 Calciumdiglutamat

E 624 Monoammoniumglutamat

E 625 Magnesiumdiglutamat

SüSSStoff

E 952 Cyclamat, Cyclohexansulfamidsäure, Natriumcyclamat, Kaliumcyclamat

Bitte meiden!

Mit dieser Tabelle lassen

sich Lebens-mittel auf

besonders bedenkliche Zusatzstoffe überprüfen.

Hersteller müssen auf

ihren Produk-ten entweder

die E-Nummer oder den

Namen des Zusatzstoffes

angeben.

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Strahlende nachbarnatomenergie ist hoch gefährlich, teuer und längst überholt. dennoch steht die risikotechnologie vor einem Comeback. Zahlreiche reaktoren rund um Österreich sind geplant – doch die regierung legt die hände in den schoß. greenpeace wird wieder an vorders-ter Front gegen den atom-Wahnsinn kämpfen. VON Niklas schiNErl

am 26. april 1986 sollte im Block 4 des Reaktors Tschernobyl ein Expe-riment über die Sicherheitsvorkeh-rungen bei simuliertem Stromausfall durchgeführt werden. Konstrukti-onsfehler und menschliches Versa-gen lösten eine Kettenreaktion aus, die zum schlimmsten anzunehmen-den Unfall, dem Super-GAU, führte – der Reaktor samt radioaktivem In-halt explodierte. Zehn Tage brannte das AKW, und nur die lebensgefährli-che Arbeit der Einsatzkräfte verhin-derte eine noch größere Katastrophe. Sie führten die notwendigen De-kontaminierungsarbeiten durch und bauten den Sarkophag, der bis heute die Ruine des Blocks 4 umschließt. Die Auswirkungen dieser Katastro-phe sind bis heute schwer abzuschät-zen, da die meisten Todesfälle infolge der Verstrahlung als Spätschäden wie Krebserkrankungen und Im-munschwächekrankheiten auftreten. Schätzungen gehen dabei von bis zu einer Viertelmillion Opfer aus.

Tschernobyl hat den Umgang mit der Atomkraft in vielen Ländern über Jahre entscheidend geprägt und den blinden Glauben an die „saubere Nu-klearenergie“ nachhaltig zerstört.

Doch der Reaktorunfall in Tscher-nobyl ist kein Einzelfall, sondern die Spitze eines Eisbergs. So ist das Ge-biet um die russische Stadt Majak der meistverstrahlte Ort der Welt. Der Unfall liegt ein halbes Jahrhundert zurück, als ein riesiger Tank mit ra-dioaktiven Restflüssigkeiten explo-dierte. Mehr als eine Viertelmillion Menschen wurden verstrahlt. Unfälle in Atomanlagen beschränken sich aber nicht nur auf veraltete Ostreak-toren, wie die Unfälle in Three Mile Island in den USA oder in Japan zeigen.

25 Jahre nach Tschernobyl schei-nen die schrecklichen Bilder, die be-rechtigten kollektiven Ängste und die wissenschaftlichen Warnhinwei-se auf die Langzeitfolgen in Verges-senheit zu geraten. Die großen Ener-

giekonzerne versuchen mit allen Mitteln, die für sie rentable Atom-kraft zurück auf den Energiemarkt zu bringen. Und viele Regierungen in Europa scheinen für das Drängen der Atomlobby ein offenes Ohr zu haben. Die Laufzeitverlängerung in Deutschland, der Ausbau des AKW Mochovce nur 150 Kilometer von Wien entfernt oder der vom italie-nischen Regierungschef Berlusconi geplante Wiedereinstieg Italiens in die Atomenergie sind nur einige Beispiele für die drohende Atom- Renaissance.

viele gefahrenpotenzialeAtomenergie ist und bleibt eine Ri-

sikotechnologie, denn Probleme im Sicherheitsbereich haben bis heute System. Atomkraftwerke sind mit hohen Kosten verbunden, aber das Interesse der Energiekonzerne liegt vorrangig in der Maximierung ihres Profits. Zahlreich sind daher die Bei-spiele, bei denen die Sicherheitsvor- Fo

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Bis heute ist die Zahl der Opfer und der Betroffenen des Super-GAUs von Tschernobyl nicht endgültig geklärt – Schätzungen gehen von einer Viertelmillion Menschen aus. Eine Greenpeace-Aktion erinnert an die Katastro-phe (r.). Die Reaktorexplosion hat eindringlich gezeigt, dass Atomenergie eine Risikotechno-logie ist und bis in alle Ewigkeit bleibt. Für den Atommüll, der 250.000 Jahre hochradioaktiv bleibt, gibt es keine Lösung (l.). Dennoch wer-den weiter Atomkraftwerke geplant, gebaut und betrieben (großes Bild).

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aus CDU und FDP nicht, eine Kehrt-wende beim geplanten Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie hinzulegen. Die mehr als umstrittene Laufzeitverlängerung beschert den deutschen AKW eine um durch-schnittlich zehn Jahre längere Be-triebszeit. Bundeskanzlerin Angela Merkel gab dem Druck der Lobby-kampagnen der großen Energiekon-zerne RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW nach. Damit handelte sie ge-gen den Willen der Mehrheit der deutschen Bevölkerung, gegen den massiven Widerstand der Oppositi-on, gegen die arbeitsplatzintensive

deutsche Umweltindustrie und gegen die UmweltschützerInnen. Für Ös-terreich bedeutet diese Entscheidung ein großes Sicherheitsrisiko, denn der deutsche Schrottreaktor Isar 1, nur wenige Kilometer von Salzburg ent-fernt, läuft nun ohne zusätzliche Schutzeinrichtungen über Jahre wei-ter, obwohl er Ende 2010 bereits hät-te abgeschaltet werden sollen.

geforderte Politik Österreich werde diese Laufzeit-

verlängerung nicht ohne weiteres akzeptieren, hieß es seitens der ös-terreichischen Regierung. Aber es

blieb bei der Worthülse, denn tat-sächlich folgte die nackte Tatenlosig-keit. Ein Antrag der Grünen im Par-lament, der verschiedene rechtliche Möglichkeiten Österreichs aufzeig-te, gegen die deutsche AKW-Lauf-zeitverlängerung oder gegen Isar 1 vorzugehen, wurde von den Regie-rungsparteien niedergestimmt.

Greenpeace liegt ein Rechtsgut-achten vor, das beschreibt, welche juristischen Schritte Österreich ge-gen die Laufzeitverlängerung einlei-ten kann. Deutschland hat demnach Artikel 37 des Euratom-Vertrags ver-letzt, der die Informationspflicht an

kehrungen genau unter diesem Pro-fitdruck leiden. Österreich ist von sol-chen Reaktoren umringt: ein Atom-kraftwerk mitten auf einer Erdbeben-linie (Krško in Slowenien), ein Reak-tor, der mit unterschiedlichen Tech-nologien ohne ein Referenzmodell weltweit agiert und trotzdem keine zweite Schutzhülle hat (Mochovce), oder ein Altreaktor, der nicht gegen einen Flugzeugabsturz geschützt ist, aber mitten in der Flugschneise eines riesigen Flughafens steht (Isar 1 bei München). Das Risiko dafür trägt die betroffene Bevölkerung.

Steuergeld für atomenergieAber die Sicherheitsfrage ist bei

weitem nicht das einzige Argument, das gegen die Atomkraft angeführt werden kann. Die vorgeblich billige Atomenergie ist hoch subventioniert. Greenpeace hat nachgerechnet, dass alleine in Deutschland bereits mehr als 200 Milliarden Euro Steuergelder für die Subventionierung der Atom-kraft herangezogen wurden. Ohne steuerliche Begünstigungen würde sich ein Atomkraftwerk bei Konst-ruktionskosten pro Reaktor von rund fünf Milliarden Euro nicht rentieren. Dabei zahlen die BürgerInnen in ers-ter Linie für die Atommülllagerung und die steuerlichen Vergünstigun-gen für die Kraftwerksbetreiber.

Doch noch nicht genug mit den Mi-nuspunkten: Ein zentraler Aspekt, mit dem sich nicht nur wir, sondern auch die kommenden zehntausend Generationen beschäftigen werden, ist die Frage der Lagerstätten für den Atommüll. Ein solches Lager müsste Sicherheit für rund 250.000 Jahre bieten. Undenkbar, wenn man an die aktuellen Probleme in Atomlagern wie im deutschen Asse oder Gorleben denkt. In Asse traten radioaktive Stoffe bereits nach 40 Jahren aus, das Zwischenlager muss nun für knapp vier Milliarden Euro saniert werden – mit Steuergeldern, versteht sich.

Diese Milliardengeschenke hin-dern die deutsche Bundesregierung g

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Bei einem atomaren Störfall in einem grenznahen Atomkraftwerk könnten weite Teile Österreichs durch radioaktiven Fallout verseucht werden. Ausschlaggebend ist dabei weniger die Entfernung als vielmehr die aktuell vorherrschende Wetter-lage. Fallout-Studien, wie hier bei Temelin, werden mit einem Stichtag berechnet. Bei einer Verstrah-lung wie in der dunkelroten Kernzone (über 1.480 kBqm) wurde beim Super-GAU von Tschernobyl die Bevölkerung abgesiedelt. Im hellgrünen Bereich ist von einer mehrjährigen schweren Beeinträchti-gung der landwirtschaftlichen Nutzbarkeit auszuge-hen. In allen farbigen Zonen ist mit einer schweren Kontaminierung zu rechnen.

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NecKarWeStheiM 1 iN BetrieB Seit: 1976 iN BetrieB BiS: 2020 (nach laufzeitverlängerung, geplant war 2010)NettoleiStuNg: 785 MW BetreiBer: enBW Kernkraft gmbhgefahreNPoteNZial: hunderte meldepflichtige ereignisse bisher. gebaut auf instabilem untergrund. 2004 wurde stark kontaminiertes Wasser unbemerkt in den Neckar geleitet. schwere unfälle sind bei diesem veralteten reaktortyp neunmal wahrscheinlicher als bei neueren anlagen.

iSar 1 iN BetrieB Seit: 1972 iN BetrieB BiS: 2019 (nach laufzeitverlän-gerung, geplant war 2011) NettoleiStuNg: 912 MWBetreiBer: e.oN Kernkraft gmbhgefahreNPoteNZial: Bereits hunderte meldepflichtige ereignisse. der atom-reaktor liegt inmitten der einflugschneise eines Flughafens. Mit einer nur sehr dünnen außenhülle ist er vor äußeren einflüssen wie dem absturz eines Klein-flugzeugs kaum geschützt. isar 1 ist ein veralteter reaktortyp, schwere unfälle sind neunmal wahrscheinlicher als bei aKW neueren typs.

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ben – zumindest solange uns keine geheimen Telefonprotokolle vom Gegenteil überzeugen.

Angesichts solcher Tatsachen ist es nicht weiter verwunderlich, wenn ös-terreichische AtomgegnerInnen for-dern, dass Österreich aus dem Eu-ratom-Vertrag aussteigt. Millionen Euro an Steuergeldern fließen über dieses Vertragswerk in die Forschung und Weiterentwicklung der Atom-energie, obwohl Österreich kein Inte-resse an einem Ausbau der Atom-energie hat. Greenpeace engagiert sich europaweit gegen neue Atom-kraftwerke, aber auch darüber hin-

die Kommission behandelt. Diesen juristischen Umstand auszunützen wäre die Gelegenheit für Österreich, seiner Anti-Atom-Politik europaweit mehr Gehör zu verschaffen, Druck aufzubauen, die Europäische Kom-mission damit zu befassen oder ein Vertragsverletzungsverfahren zu fordern. Lediglich – passiert ist nichts. Dass es daran liegen könnte, dass der ehemalige ÖVP-Parteichef und Bundeskanzler Wolfgang Schüs-sel im Aufsichtsrat des Atomkon-zerns RWE sitzt, der massiv von der Laufzeitverlängerung profitiert, wollen wir ja auf gar keinen Fall glau-

aus. Für Greenpeace könnte die ös-terreichische Regierung in dem Kampf, neue AKW zu verhindern, ein wichtiger Verbündeter sein. Doch Österreichs Vertretung im Euratom zeigt sich in den letzten Jahren alles andere als kämpferisch. Im Gegen-teil: Die österreichische Anti-Atom-Politik begnügt sich damit, Initiati-ven lediglich zu Hause groß anzu-kündigen, ohne auf internationaler Ebene Taten folgen zu lassen. Green-peace wird daher in den kommen-den Monaten schwerpunktmäßig daran arbeiten, die heimische Politik wieder zu einer tatsächlichen Anti-

Atom-Politik zu bewegen und sie aus ihrem gefährlichen Dornröschen-schlaf herauszureißen. Denn die ato-mare Gefahr kennt keine Grenze, und um erfolgreich gegen die deut-sche Laufzeitverlängerung anzu-kämpfen und den Ausbau von Mochovce und Krško zu verhindern, braucht es ausdauernden und ent-schlossenen Widerstand! n

WerdeN Sie Mit uNS aKtiv! Näheres zu unserem Anti-Atom-Schwerpunkt und was Sie tun können, unter http://atom.greenpeace.at

KršKoiN BetrieB Seit: 1983iN BetrieB BiS: 2023NettoleiStuNg: 666 MWBetreiBer: Nuklearna elektrarna KrškogefahreNPoteNZial: Krško liegt inmitten eines erdbe-bengebietes. Beim Bau wurde die seismische aktivität in der region unterschätzt und daher vernachlässigt. der reaktor liegt 100 Kilometer von der österreichischen grenze entfernt.

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teMeliN 1 / 2iN BetrieB Seit: 2002 / 2002iN BetrieB BiS: 2042 / 2043NettoleiStuNg: 963 MW / 963 MWBetreiBer: eZ (Czech Power Company)gefahreNPoteNZial: Bereits über 90 störfälle; so auch 2007, wo 2.000 liter strahlendes Wasser austraten. laut der internationalen atomenergiebehörde handelt es sich um einen sehr problematischen reaktortyp. Bei einem schweren unfall mit Kernschmelze kann ein austritt von radioaktivem Material durch die Bodenplatte nicht ausgeschlossen werden.

Mochovce 1 / 2iN BetrieB Seit: 1998 / 1999iN BetrieB BiS: 2028 / 2030NettoleiStuNg: 436 MW / 436 MWBetreiBer: enel/slovenské elektrárne gefahreNPoteNZial: unzureichen-der schutz vor radioaktivem austritt aufgrund fehlender schutzhülle. das rund 150 Kilometer von Wien entfernte aKW wird als das gefährlichste europas eingestuft. Zwei weitere reaktorblöcke veralteter technik sind seit den 1980er-Jahren in Bau, derzeit läuft die Fertig-stellung. Keine vollständige anpassung an modernere systeme möglich.

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ihre Hausaufgaben nicht erledigt hat? Bislang steht hier Rechtsmei-nung gegen Rechtsmeinung.

Inzwischen wurden die genauen Spielregeln für eine Bürgerinitiative festgelegt, und unsere Petition er-füllt sie alle. Jetzt dürfte es also für die Kommission keine Ausreden mehr geben – doch wer weiß, was sich Kommissar Dalli dieses Mal ein-fallen lässt, um den Gentechnik-Lobbyisten ihren Weg zu bereiten.

Die erste europäische Bürger-initiative wird demnächst mit einer Anhörung das EU-Parlament be-schäftigen. Erst dann wird fest-stehen, wie es mit der Gentechnik-Petition weitergeht. Klar ist aber schon jetzt: Die Kommission steht unter Druck. Sollte sie die Petition weiterhin nicht als offizielle Bürger-initiative anerkennen, behält sich Greenpeace rechtliche Schritte vor. Denn es geht hierbei nicht „nur“ um Gentechnik in Lebensmitteln, son-dern auch um unser aller demokrati-sches Grundrecht auf Mitbestim-mung. n

demokratieverStändniS der eU am PrüfStand greenpeace hat die erste europäische Bürgerinitiative zum thema gentechnik einge-bracht. Nun muss die Kommission nach geltender rechtsprechung eigentlich lösungen erarbeiten – versucht aber stattdessen, das demokratische grundrecht auszuhebeln. VON PhiliPP strohm

Wenn man genau hinschaut, kann man zeitweise wirklich den Glauben an das europäische Projekt verlieren – aber eben nur zeitweise. Denn es gibt Entwicklungen, die Hoffnung geben. Hoffnung auf ei-nen Staatenverbund, der von den Menschen getragen wird und nicht nur von den Lobbyisten der großen Unternehmen. Ein Staatenverbund, der sich der Idee der … wie hieß das gleich noch? … ah, Demokratie ver-schrieben hat.

In den Vertrag von Lissabon wur-de das Instrument der Bürgerinitia-tive – eine Art Volksbegehren – auf-genommen. Sie soll den Menschen Europas die Möglichkeit zur direk-ten Einflussnahme geben. Wenn nämlich eine Million BürgerInnen aus verschiedenen Ländern Europas diese unterzeichnen, können sie die Europäische Kommission dazu zwingen, zu einem bestimmten The-ma Lösungen auf den Tisch zu legen. Das ist ein enormer demokratischer Fortschritt – doch er existiert bis-lang nur auf dem Papier.

Greenpeace hat dieses neue Recht sofort wahrgenommen. Im Mai 2010 starteten wir zusammen mit der in-ternationalen NGO Avaaz eine euro-paweite Petition, die sich gegen die verantwortungslose Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen richtet. Wir fordern die Kommission darin auf, für eine bessere Risikoana-lyse bei Zulassungen zu sorgen. Die bisherigen Regeln sind zu weich und werden außerdem oft nicht eingehal-ten. Nur deshalb konnte die manipu-lierte Kartoffel „Amflora“ der Firma BASF im Frühjahr 2010 eine Zulas-sung erhalten. Schon bald knackte die Petition die entscheidende Marke von einer Million Unterschriften, und wir konnten die erste Bürger-initiative in der Geschichte der EU an die Kommission übergeben.

Die Medien berichteten in vielen Ländern, und eines wurde wieder sehr deutlich: Die Mehrheit der Men-schen in Europa will keine Gentech-nik – weder auf dem Feld noch auf dem Teller! Die Europäische Kom-mission geriet in Zugzwang und rea-

gierte höchst undemokratisch. Der zuständige Gesundheitskommissar John Dalli wollte die eine Million Unterschriften nicht als offizielle Bürgerinitiative anerkennen. Er be-gründete seine Aussage damit, dass noch nicht alle erforderlichen Details für eine Bürgerinitiative festgelegt worden waren. Netter Trick, Herr Dalli, aber das wird nicht reichen.

recht auf Mitsprache Es ist richtig, dass zum Zeitpunkt,

als die Petition gestartet wurde, noch nicht alle Details festgelegt worden waren. Es ging hierbei zum Beispiel um die Frage, aus wie vielen Ländern der EU die Unterschriften kommen müssen. Es ist aber auch richtig, dass das grundsätzliche Recht zu einer Bürgerinitiative be-reits im Vertrag von Lissabon be-schlossen wurde, und das ist aus un-serer Sicht entscheidend. Denn was hieße das sonst – die Menschen sol-len ihr neu festgeschriebenes Recht auf Mitsprache gleich wieder verlo-ren haben, nur weil die Kommission

Greenpeace hat das neue Recht für eine europäische Bürgerinitiative sofort genützt und eine Million Unterschriften gegen die Gentechnik an den zustän-digen Kommissar John Dalli übergeben (r.). Ein 380 Quadratmeter großes 3-D-Straßen bild zog parallel zum offizi-ellen Termin im Kommissionsgebäude die Aufmerksamkeit auf sich (l.).

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„Nichts ist so unwiderstehlich wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Das Viktor Hugo zugeschriebene Zitat ziert als Rezension den Einband des

Bestsellers von Jonathan Safran Foer (>> Interview Seite 14/15) – und pro-

phezeit dem Vegetarismus das Potenzial, eine Wandlung vom Minderheitenpro-gramm zum Mainstream zu durchlaufen. Foer hat ein Sachbuch über ein Thema ge-

schrieben, das an sich eher nicht für begeis-terte Massenlektüre taugt und dennoch ein Verkaufsschlager wurde: „Tiere essen“, so der

schlichte Titel, dreht sich um des Menschen Lust am Fleisch und die Auswirkungen, die wir als Esser in Kauf nehmen: Milliarden grau-

samst behandelter und gequälter Tiere, massive Emissionen von Treibhausgasen für die Fleisch-

erzeugung, Grundwasserverschmutzung durch Abermillionen Tonnen Fäkalien aus Tierfabriken, Ur-

waldabholzung für die Futtermittelerzeugung und die Verschärfung der weltweiten Hungerproblematik durch die Verfütterung von immer mehr Getreide, Mais und Soja an immer mehr Nutztiere. Laut UNO ist die Vieh-haltung einer der zwei bis drei wichtigsten Verursacher der aktuell signifikantesten Umweltprobleme.

Am Anfang der industriell erzeugten Schnitzel, Kote-letts und Hühnerhaxen stand laut Foer ein Irrtum. 1923 erhielt die amerikanische Farmerin Cecilia Steele 500 Küken geliefert – statt der 50, die sie bestellt hatte. Sie entschied sich dafür, alle zu behalten. Drei Jahre später hatte sie bereits 10.000 Hühner in ihrem Stall, eine weitere Dekade darauf 250.000.

Aus dem Irrtum ist die Regel geworden. 99 Prozent des am amerikanischen Markt konsumierten Fleisches stam-

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men aus Tierfabriken, die Zahlen für Deutschland und Österreich liegen geringfügig darunter. Ein durch-schnittlicher deutscher Fleischesser verspeist in seinem Leben 7,4 Tonnen Fleisch, ein durchschnittlicher Ame-rikaner bringt es auf 21.000 verzehrte Tiere. Um diese gewaltige Menge an Fleisch möglichst billig in Super-märkten, Wirtshäusern und Döner-Buden abzuliefern, ist eine Industrie entstanden, die je nach Schätzung für 18 bis 51 (!) Prozent der weltweit emittierten Treibhaus-gase verantwortlich ist. Die desaströse Klimabilanz setzt sich aus CO2-Emissionen durch die Abholzung von Ur-wäldern für die Gewinnung von Weide- und Ackerland, der Herstellung von Stickstoffdünger und dessen massi-vem Einsatz im Futtermittelanbau und dem Ausstoß von Methan, einem hochaggressiven Treibhausgas aus den Mägen von derzeit 1,5 Milliarden Rindern, zusam-men. Würden die Amerikaner pro Woche nur auf eine einzige Fleischmahlzeit verzichten, hätte das für die Umwelt den gleichen Effekt, wie wenn fünf Millionen Autos weniger unterwegs wären. Eine „Hätte-wäre“-Rechnung – aber eine eindrucksvolle.

hunger auf immer mehr Während in westlichen Industrieländern der Appetit

auf Fleisch auf hohem Niveau stagniert (in Österreich werden pro Kopf und Jahr etwa 67 Kilo verspeist), drängen in den Schwellenländern hunderte Millionen neu in die Mittelklasse aufgestiegene Bürger an die Futtertröge der Fleischindustrie. Allerdings stehen schon jetzt auf einem Drittel der Landfläche des Plane-ten Nutztiere, und ein Drittel der weltweiten Getreide-ernte landet bereits in Tiermägen. Es ist also an der Zeit, etwas zu tun. Oder wie Jonathan Safran Foer es ausdrückt: „Sobald wir unsere Gabeln heben, beziehen wir Position.“ n

Sündige fleiScheSlUSt

Billiges Fleisch hat einen hohen Preis. Nicht nur die tierquälerei in der Massentierhaltung, auch die bei der Produktion verursachten umweltschäden überschreiten jede akzeptable grenze. VON Birgit BErmaNN

Das Steak am Teller ist ein Klimakiller:

Die Produktion von einem Kilo Rind-

fleisch belastet die Umwelt so stark wie

eine 250 Kilometer lange Autofahrt.

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Jonathan safran Foer hat vermutlich mehr Menschen zum Fleischverzicht bewegt als jedes schockvideo aus Massentierhaltungsbetrieben. bat den autor des Bestsellers „tiere essen“ zum gespräch.

iNtervieW Birgit BErmaNN

»vom umweltstandpunkt betrachtet ist Fleisch eine Katastrophe.«

wenn sich die Information verbreitet. Ich kenne viele Vegetarier, denen es nicht um die Tiere geht, sondern die wegen der Um-welt oder der weltweiten Hungerproble-matik auf Fleisch verzichten.

Wie problematisch sind andere Tier-produkte wie Milch, Käse und Eier?Vom Umweltstandpunkt betrachtet sind sie nicht ganz so zerstörerisch, bei den Tierrechten sieht es hingegen noch schlimmer aus. Ich esse diese Produkte, weil es einfach ist, und ich wünschte mir, ich würde es nicht tun. Ich esse allerdings nur mehr halb so viel wie früher, und ich kaufe es bei einem Landwirt, den ich ken-ne. Wenn man mir jetzt vorwirft, ich wäre ein Heuchler: Dann gut! Ich mag diese Diskussion. Viele wollen lieber irgendwo eine Heuchelei entdecken, als zu sagen: Wow, du isst nur mehr halb so viel davon wie früher – das ist unglaublich!

Die überwiegende Mehrheit der Men-schen lehnt Massentierhaltung ab, sagen sie. Werden sie aufhören, billiges Fleisch zu essen?Wir leben in einer Kultur, wo es akzeptiert ist. Amerikaner zum Beispiel essen 180-mal so viel Huhn wie vor einem Jahrhun-dert. Mit der Verfügbarkeit von so viel billigem Fleisch haben sich die Essge-wohnheiten geändert. Ich glaube, dass die Leute, die sehr viel Fleisch essen, bald die Frage gestellt bekommen werden, warum

Massentierhaltung ist ein enormer Um-weltverschmutzer. Was passiert, wenn wir weiter so viel Fleisch konsumieren? Vom Umweltstandpunkt betrachtet ist Fleisch eine Katastrophe. Die Tierzucht produziert mehr Treibhausgase als alles andere zusammen – mehr als alle Flug-zeuge, Autos, Schiffe, Glühbirnen und Kohlekraftwerke gemeinsam. Die Fleisch-produktion ist für Urwaldabholzung und Luft- und Wasserverschmutzung verant-wortlich. Wenn wir so weiterfischen wie bisher, dann gibt es 2048 keinen einzigen wilden Fisch mehr. Das bedeutet nicht, dass man beim Sushi dann eine Lachs- statt einer Tunfischrolle bestellt. Oder dass Fish and Chips doppelt so teuer ist. Es bedeutet, dass es keinen einzigen wilden Fisch mehr gibt. Aber wir haben den Point of no Return noch nicht über-schritten. Wir stehen derzeit noch am Scheideweg. Aber nicht mehr sehr lange.

Einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten scheint einfacher denn je: Einfach weniger Fleisch essen!Ja, aber stattdessen kaufen sich die Leute Hybridautos für 25.000 Dollar, und die Auswirkung ist dabei viel geringer, als wenn man sich im Restaurant einfach et-was anderes von der Speisekarte bestellen würde. Ich denke, dass die Leute über den Umweltaspekt noch nicht wirklich Be-scheid wissen. Aber das wird sich ändern,

»ich möchte selber gerne Fleisch essen. aber ich mache es nicht.«

„Je mehr man darüber nachdenkt, deSto weniger will man eS“

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zur Person

In seinem Buch „Tiere essen“ beschreibt der amerikanische autor Jonathan Safran foer die Massentierhaltung und ihre gängigen Praktiken – ruhig, sachlich und daher umso eindringlicher. Drei Jahre lang hat Foer für das Buch recher-chiert, mit kleinen Bauern und Industriefarmern gesprochen, ist bei Nacht in Massentierhaltungs-betriebe eingebrochen, hat wie besessen Fakten gesammelt und vor allem auch seine eigene Geschichte des Fleischessens samt der Abkehr davon genauestens unter die Lupe genommen. Der 33-jährige Schriftsteller hat in Princeton Philosophie studiert und vor der Veröffentli-chung von „Tiere essen“ zwei vielfach beachtete Romane geschrieben. Er ist mit der Schriftstelle-rin Nicole Krauss verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder und lebt in New York. Die Familie ernährt sich vegetarisch.

Hund. Ich esse es nicht, weil es die Welt nicht ernähren kann. Es ist teuer, die meisten Menschen können sich das nicht leisten. Fair gehaltene Tiere brauchen ei-nen gewissen Platz, und es ist schon jetzt nicht genug davon da. Fleisch wird immer ein System sein, wo die Gefahr der Um-weltverschmutzung groß und Tierleid wahrscheinlich ist. Ich sage nicht, dass Essen perfekt sein muss. Aber wir wollen etwas haben, das weniger mangelhaft ist. Und jetzt haben wir das mangelhafteste System überhaupt. Es ist wirklich schwer, sich vorzustellen, wie es noch schlimmer sein könnte, als es jetzt ist.

Sie gelten dennoch als Optimist. Wie gelingt Ihnen das?Ich hatte schon einige tausend Gespräche über Fleischkonsum und Massentierhal-tung, und noch nie war jemand dabei, dem das alles gleichgültig war. Es gibt viele erns-te Themen auf der Welt, wo die Menschen unterschiedlicher Meinung sind, aber hier ist es nicht so. Hier glaubt jeder dasselbe, nämlich dass wir ein kaputtes und destruk-tives System der Fleischproduktion haben. Außerdem wird immer mehr darüber ge-redet, und viele junge Leute machen sich Gedanken. Deshalb bin ich optimistisch.

Ich hatte schreckliche Angst und wollte es nicht tun. Aber man muss nicht unbe-dingt in Betriebe einsteigen, um Nach-forschungen zu betreiben. Man kann zum Beispiel in ein Restaurant gehen und den Kellner fragen, wo das Essen herkommt. Der Kellner fragt dann den Chef, und der Chef fragt den Einkäufer usw. Je mehr diese Frage gestellt wird, desto klarer und offensichtlicher wird, dass die Antwort von Bedeutung ist. Die Herausforderung ist, dass es nicht nur akzeptierter wird, dass man wissen will, wo das Essen herkommt, sondern auch, dass es inak-zeptabel ist, nicht zu wissen, wo das Fleisch herkommt.

Warum ist uns Fleisch so wichtig?Es ist, wie so oft, eine emotionale Abhän-gigkeit – und deswegen auch so schwer zu überwinden. Wir haben außerdem die Einstellung, alles haben zu können, und das zu keinem Preis, oder essen zu kön-nen, was man will – und denken dabei, dass sich am Ende alles ausgeht. Das wird uns einholen. Es kommt eine Zeit der Ent-behrungen auf uns zu. Ich glaube nicht, dass die Leute das Fleischessen aufgeben, aber ich glaube, viele sind bereit, weniger zu essen. n

sie das tun. Fleisch wird nicht illegal werden, aber unsere Wahrnehmung wird sich ändern. Ich glaube nicht, dass in zehn Jahren 50 Prozent der Europäer Vegetari-er sind. Aber dass in zehn Jahren 50 Prozent der Mahlzeiten vegetarisch sind, das könnte möglich sein.

Wie argumentieren Produzenten und Konsumenten?Konsumenten haben keine Argumente, und ich denke, sie sollten das auch nicht müssen. Es sollte ihnen nicht zufallen, wissen zu müssen, was zerstörerisch ist und was nicht. Konsumenten sagen: Ich will Fleisch essen, und es steht zur Ver-fügung. Ich verurteile niemanden, der Fleisch essen will, ich möchte das selber gerne. Aber ich mache es nicht. Die Indust-

rie sagt: Wir ernähren die Welt, wir geben den Menschen billiges

Essen. Aber das stimmt nicht. Sie geben der

Welt Fleisch, billiges Fleisch. Wenn sie

wirklich die Welt

ernähren wollten, dann würden sie etwas anderes produzieren, denn Fleisch ist un-glaublich verschwenderisch. Es braucht eine bis 26 Kalorien, um eine tierische Ka-lorie zu produzieren. Eine Umweltorga-nisation hat unlängst die tatsächlichen Kosten eines Hamburgers bei McDonald’s errechnet und sich dabei nur auf die Um-weltkosten konzentriert. Das Ergebnis ist 203 Dollar. Wir müssen das vielleicht noch nicht bezahlen, aber irgendjemand wird es eines Tages einmal müssen. Die Dritte Welt zahlt diesen Preis schon heute.

Muss man als Konsument nicht fürch-ten, sich bald für seinen Fleischkonsum rechtfertigen zu müssen? Ich glaube, unsere Enkel werden fragen: Warum hast du das gegessen? Die Zeit hat begonnen, wo unser Essen wirklich zu un-serer Verantwortung wird. Es wird immer schwieriger werden, sich auf die Unwis-senheit zu berufen.

Ist Biofleisch eine Alternative? Es gibt gute Betriebe, wo die Leute die Tiere besser behandeln als ich meinen

Sie sagen, die Industrie versteckt Fak-ten. Wie ist es Ihnen bei der Recherche zu „Tiere essen“ ergangen?Nur das Militär ist geheimniskrämeri-scher als die Fleischindustrie. Das brau-chen Sie mir jetzt nicht einfach so glauben, probieren Sie es selber. Nehmen Sie ein Stück Fleisch aus dem Supermarkt, rufen Sie die Firma an, und stellen Sie die sehr vernünftige Frage: Wie wurde das herge-stellt? Sie können sagen, man hört so viel über Chemie im Fleisch, die Umwelt schä-den usw., und Sie sind jetzt einfach neu-gierig und möchten es gerne sehen. Das werden die nicht zulassen. Um es sehen zu können, musste ich mitten in der Nacht in die Betriebe einsteigen. Nur um herauszu-finden, wo mein Essen herkommt. War-um? Der Industrie ist klar: Je mehr man über Fleisch aus Massentierhaltung nach-denkt, desto weniger will man es essen. Die Industrie ist von unserer Ingnoranz und unserem Schweigen abhängig.

Wie haben Sie sich bei diesen Expediti-onen gefühlt?

»ich möchte selber gerne Fleisch essen. aber ich mache es nicht.«

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schenrechtsrat. „Die Abholzung be-einträchtige die Rentierhaltung und bedrohe so die Kultur der Sami“, lau-tete deren Einschätzung. Auf Emp-fehlung der UNO ließ die Forstbehör-de ihre Arbeit rund um Nellim vorerst ruhen. Greenpeace blieb weiterhin am Ball – unter anderem mit großan-gelegten Protestaktionen im Hafen von Lübeck, wo Frachter finnisches Papier nach Deutschland brachten.

Heute sind 1.500 Quadratkilome-ter Urwald, ein Gebiet so groß wie der Wienerwald, vor den Kettensägen der Papierindustrie dauerhaft geschützt. Der langjährige Einsatz von Green-peace im Verbund mit den Sami hat sich gelohnt. Ein entsprechender Vertrag wurde im Dezember 2010 in Helsinki unterzeichnet. Die genaue Kartografisierung lokalisierte den schützenswerten Wald, in dem in den nächsten 20 Jahren auf Holzein-schlag verzichtet wird. Davon, dass dieser danach wieder aufgenommen wird, geht keine der Parteien aus. n

am ende Steht die UrwaldrettUng

Jahrelang hat greenpeace für den erhalt eines urwaldgebiets in lappland gekämpft – und gewonnen. Für die traditionellen rentierzüchter der sami ein überlebenswichtiger erfolg. VON lisa BEgErE

Kalevi Paadar aus Nellim lebt wie seine Vorfahren von der Rentier-zucht. Der Hirte gehört den Sami, dem indigenen Volk Finnlands, an. Er streift mit seinem Schneemobil den Spuren der Rentiere folgend durch die Wälder Lapplands. In den langen, dunklen Wintern ernähren sich seine Rentiere von Bartflechten, die nur an Ästen der teilweise jahrhunderteal-ten Bäume wachsen. 500 Kilo Flech-ten liefert ein Hektar Urwald, nur fünf Kilo ein bewirtschafteter Forst.

Finnland trägt mittlerweile nur noch drei Prozent zum Restbestand des europäischen Urwaldes bei. Die fortschreitende Entstehung von ein-tönigen Forstplantagen ist Grund für die Bedrohung hunderter Tier- und Pflanzenarten. In den Forsten fehlt es an Totholz, dem Lebensraum vieler Nützlinge und Zeichen für einen le-bendigen Wald. Bereits kleinere Kahl-schläge zerstören den Urwald – zuerst sukzessive, dann unwiederbringlich. Durch die rauen Bedingungen in der

polaren Region wächst die Vegetation dort extrem langsam – was einmal ab-geholzt ist, kann nicht wieder aufge-baut werden. Obwohl sich die finni-sche Papier- und Holzindustrie als nachhaltig bezeichnet, opfert sie die letzten Reste des Urwalds für Zeit-schriften und Verpackungsmaterial.

Jahrelang hat Paadar gegen die brummenden Motorsägen in seinem Wald gekämpft. In den 1970er-Jah-ren begann der staatseigene finni-sche Forstbetrieb Metsähallitus im großen Stil zu roden und das Gebiet der Sami dadurch Jahr für Jahr zu verkleinern. Paadar sah das Überle-ben der Rentiere gefährdet und be-gann mit dem Forstbetrieb zu ver-handeln, der jedoch stets weitere Ge-biete einforderte.

Angesichts des Ernstes der Lage wandte sich der Rentierzüchter an Greenpeace. Bei nächtlichen Tempe-raturen von bis zu –30°C wurde im Frühjahr 2005 ein „Forest Rescue Camp“ im hohen Norden errichtet

und bezogen. Die Aktivisten liefen mit dem Sami durch den verschnei-ten Wald, hängten Schilder mit „Ach-tung! Wichtiger Wald für die Rentier-wirtschaft!“ auf und nutzten Hunde-schlitten, um den Wald zu vermes-sen. Nicht alle Dorfbewohner waren begeistert – neben den Hirten leben auch Holzfäller in der Region. Sie er-richteten ein „Anti-Terror-Camp“. Bäume wurden gefällt und angezün-det, die Feuersirenen liefen in der Nacht, und die Aktivisten wurden mit Schneemobilen eingekreist.

Doch Greenpeace blieb und nahm Kontakt zu Unternehmen auf, die an der Rodung beteiligt sind. Nach dem Besuch des Geschäftsführers von Stora Enso, einer Papierfirma, blieb der Forstbetrieb dem Wald fern. Das Camp wurde abgebaut.

Kurze Zeit später waren die Motor-sägen wieder zu hören. Paadar klagte beim Amtsgericht in Ivalo gegen den finnischen Staat und nach Beratung mit Greenpeace auch beim UN-Men-

Abgeschiedene Wildnis am nördlichsten Zipfel Finnlands: Nur ein intakter Wald liefert den Rentieren im langen und dunklen Winter ausreichend Futter.

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aSketen oder tüftler – wer rettet die welt?

reicht der flächendeckende einsatz von neuen technologien, um den Klimawandel noch einzubremsen, oder müssen wir uns auf Wohlstandsverzicht einstellen?

eines vorweg: es gibt keine schnellen antworten. VON JurriEN WEstErhoF

fokussieren wir uns mal auf das Hauptproblem: den Energiever-brauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen. Derzeit liegen wir in Österreich bei knappen zehn Ton-nen Treibhausgasen pro Person pro Jahr. Zum Vergleich: Ein US-Bürger liegt im Schnitt bei 23 und ein Durch-schnitts-Inder bei anderthalb Ton-nen. Und diese anderthalb Tonnen sind auch in etwa das, was uns allen zusteht, wenn wir die Kapazitäten der Erde nicht überschreiten wollen.

Jetzt denken Sie vielleicht: Ich muss also so leben wie ein Inder – dreimal täglich Reis, baden im Fluss, Rikscha, Lendenschurze – nein dan-ke! Der Gedanke ist verständlich, aber ganz so einfach ist es trotzdem nicht. Denn immerhin liegen wir in Österreich mit unserem Energiever-brauch viel näher am Inder als am Amerikaner. Aber weder sind die Amerikaner viel glücklicher als wir, noch sind wir viel glücklicher als der Durchschnitts-Inder. Denn sobald

man sich über die grundlegenden Le-bensbedürfnisse keine Sorgen mehr machen muss, nimmt das Glücks-niveau kaum noch zu. Ein hoher Energieverbrauch sorgt halt nicht für mehr Lebensglück.

Dann gibt es noch was anderes. Mehr als 80 Prozent des weltweiten Energieverbrauches gehen auf das Konto von Steinkohle, Öl und Gas. Aber nur ein Viertel dessen, was wir von solchen fossilen Energien zutage fördern, wird auch wirklich in die von uns gewünschte Form (meist Strom, Raumwärme oder Fortbewegung) umgewandelt. Drei Viertel gehen ver-loren – meist als unnütze Abwärme. Und mit der Technik aus dem 20. Jahrhundert ist es oft gar nicht so leicht, daran was zu ändern. Sowohl Automotoren als auch Kohlekraft-werke sind halt wahre Energieschleu-dern mit einem Wirkungsgrad von meist unter 30 Prozent. Aber gerade hier gibt es interessante Entwicklun-gen: Elektroautos sind, wenn mit er-neuerbarer Energie betrieben, sehr viel effizienter. Und Photovoltaik, also Strom aus der Sonne, steht vor-aussichtlich vor dem Durchbruch. Viel Energie wird derzeit verschwen-det, aber die Technologie des 21. Jahrhunderts kommt zu Hilfe.

viel Sparpotenzial Schauen wir, wie die Situation in

Österreich ist. Gerade im Verkehr und bei der Raumheizung wird viel Energie verschwendet. Es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass ein Durchschnittsauto über 1.000 Kilo hat, sieben Liter braucht und ge-rade mal 1,4 Personen transportiert. Da gibt es viel Energiesparpotenzial –

nur es geht viel zu langsam. Im Wohnbau findet dafür eine kleine Re-volution statt – allmählich setzen sich im Neubau Passivhäuser durch, praktisch ohne Heizenergiebedarf. Der Schritt zum Haus als Kraftwerk (mittels Sonnenstrom) ist dann nicht mehr sehr weit. Wenn wir im Verkehr und im Wohnbau alles tun, was mög-lich ist, um Energie zu sparen, auch sonst die Effizienz steigern und dabei massiv in den Ausbau von erneuerba-ren Energien investieren, können wir in Österreich unsere CO2-Emissio-nen voraussichtlich auf weniger als zwei Tonnen verringern. Und damit wären wir dort, wo die Inder derzeit auch sind – ohne Umstieg auf Rik-scha oder Lendenschurze, aber mit neuen Technologien.

Billige verschwendung Insgesamt deutet vieles darauf hin,

dass eine umweltverträgliche Gesell-schaft möglich ist, ohne dabei auf Wohlstand zu verzichten – wenn wir die Verschwendung durch ineffizien-te Technologien stoppen. Es ist nur oft billiger, Energie zu verschwenden, als Energie zu sparen. Was wir auf je-den Fall nicht tun sollten, ist zuerst mal abzuwarten – denn so viel Zeit haben wir nicht mehr. Und von den Asketen sollten wir uns abschauen, wie man ohne Überkonsum und Ver-schwendung zufrieden leben kann – damit die Tüftler mehr Spielraum ha-ben. Denn wie Lendenschurzträger Gandhi sagte: Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. n

Jurrien Westerhof ist Energieexperte bei Greenpeace CEE.

»ein hoher energiever-

brauch sorgt nicht für mehr lebensglück.«

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klima aUf wanderSchaft Kopenhagen, Cancún, durban und rio de Janeiro sind die etappen auf dem Weg zu einem globalen Klimaabkommen. eine Bilanz und ein ausblick zur halbzeit. voN BErNhard oBErmayr

Was tun, wenn der Patient be-reits für klinisch tot erklärt wurde und ein Teil der „Trauer“gäste sich schon händereibend auf den Lei-chenschmaus vorbereitet? Ruhe be-wahren und lebensrettende Maß-nahmen einleiten! Genau das ist in Cancún mit den internationalen Klimaverhandlungen passiert.

Wir alle erinnern uns an die ho-hen Erwartungen, mit denen die Kli-makonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 überfrachtet war – und an ihr spektakuläres Scheitern. Unmittelbar danach verkündeten die größten Klimasünder wie die USA, Russland und Kanada und die fossile Industrie, dass der UN- Prozess tot sei und man im Klima-schutz neue – auf Freiwilligkeit basierende – Wege gehen müsse. Gleichzeitig tauchten aus den Tiefen der pseudowissenschaftlichen Kloa-ke, großzügig finanziert von Teilen der fossilen Industrie, auch die Kli-maleugner wieder auf und widme-ten sich ihrer primär aus Verharmlo-sung und Lügen bestehenden Ar-beit. Als dann in den USA die Repub-likaner die Kongresswahlen gewan-nen, schien der Ofen endgültig aus zu sein. Mit Verweisen auf die Bibel („Gott hat Noah versprochen, dass es keine zweite Flut geben wird“)

und der Idee, dass die Regulierung des CO2- Ausstoßes „unamerika-nisch“ sei, wird seither die US-Legis-lative blockiert. Und damit auch der globale Verhandlungsprozess.

Wiederbelebung in cancúnDas waren keine günstigen Vor-

aussetzungen für die Klimaverhand-lungen im mexikanischen Cancún im Dezember 2010. Trotzdem, oder gerade deswegen, waren die Gesprä-che so konstruktiv wie seit Jahren nicht mehr. Doch für Euphorie gibt es keinen Grund: Immer noch wur-den keine echten Taten gesetzt. Al-lerdings wurde der Gesamtprozess gerettet. Die Verhandlungen bei der UNO zu belassen garantiert auch kleinen Ländern, wie den hoch be-troffenen pazifischen Inselstaaten, ein Mitspracherecht. Die Alternati-ve, dass nur die großen Länder und damit die Verschmutzer miteinan-der reden, würde die Dominanz ihrer ökonomischen Interessen über die Umweltinteressen nur verstärken.

Damit ein globales Klimaabkom-mens endlich gelingen kann, muss von globaler Ebene ein klares Signal an die nationale Politik und die Wirt-schaft gesendet werden, dass Klima-schutz Zukunft bedeutet – und die Zeit der faulen Kompromisse vorbei

ist. So weit war es in Cancún zwar noch nicht, aber der Prozess stimmt durchaus vorsichtig optimistisch.

Die Klimakarawane ist weiterge-zogen und wird Ende des Jahres in Südafrika Station machen – und laut Planung einen konkreten Vertrags-entwurf verhandeln. In vielen Teil-bereichen, etwa dem Waldschutz oder der Technologiekooperation, sind Durchbrüche möglich. Auch steht die grundsätzliche Handlungs-notwendigkeit endlich außer Streit. Doch die Integration der USA in ein globales Klimaregime und die Ge-samtreduktionsverpflichtungen der Industrieländer bleiben nach wie vor die entscheidenden Knackpunkte.

Klimaferkel ÖsterreichÖsterreich ist in den Klimaver-

handlungen übrigens immer noch besonders umtriebig – leider nicht im positiven Sinn. Anstatt sich für die verheerende Klimabilanz zu schämen, wie sie erst jüngst wieder vorgelegt werden musste, fällt die Verhandlungsdelegation regelmä-ßig durch aggressiven Einsatz für Schlupflöcher auf. Insbesondere bei den Anrechnungsregeln für Waldbe-stand wird seitens der österreichi-schen Verhandler fleißig lobbyiert – Seite an Seite mit großen Klimasün-

dern wie Australien oder Russland. Der klimaschädliche Vorschlag lau-tet: Gemessen und bewertet soll nicht die reale Veränderung des Waldbestandes werden, sondern die Veränderung zu einem fiktiven und selbst gewählten Szenario. Damit könnte jedes Land ein Fantasiemo-dell als Referenz wählen, die Bilan-zen schönen und eine Menge CO2-Ausstoß verstecken. Nationale Er-gebnisse präsentieren sich dann durchaus ansehnlich – die Treib-hausgase sind aber trotzdem in der Atmosphäre.

Nach den Verhandlungen in Dur-ban steht im Sommer 2012 ein wichtiges Jubiläum an. 1992 wurde bei der historischen UN-Nachhal-tigkeitskonferenz in Rio der Grund-stein zum internationalen Klima-schutz gelegt. 20 Jahre später wird die brasilianische Metropole erneut Gastgeber einer UN-Klimakonfe-renz sein – und würde für den Ab-schluss eines neuen Klimaabkom-mens den entsprechenden Rahmen bieten. Bis dahin wird der Patient noch überleben. Ob wir dann seine Genesung feiern oder sein Dahin-scheiden nach langem, schwerem Leiden betrauern müssen, ist aus heutiger Sicht noch nicht zu prog-nostizieren. n

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Rettet das Klima! Diese eindringliche Botschaft ließ Greenpeace zu Beginn der UN-Klimakonferenz in Can-cún über der Ruinenstadt Chichén Itzá aufsteigen (großes Bild). Eine weitere ungewöhnliche Protest-aktion fand unter Wasser statt: Aktivisten tauchten zwischen den Statuen einer Kunstinstallation – und symbolisierten die Gefahr steigen-der Meeresspiegel (r.). Menschen in Entwicklungsländern rauben die Klimakapriolen bereits heute ihre Lebensgrundlage (l.).

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tatort Pazifikdie „rainbow Warrior“ ist zu ihrer letzten gro-

ßen reise aufgebrochen und legt in ostasien den

grundstein für eine er-folgreiche Fischereikam-pagne. der neue regen-bogen wird noch dieses

Jahr in see stechen. voN aNtJE hElms

Fen Kao. Die beiden Kampaignerin-nen arbeiten seit kurzem für Green-peace in einem der jüngsten Büros. Und sie sind nicht die einzigen neu-en Gesichter: Greenpeace hat seine Fischereiarbeit in Ostasien mit sie-ben Kampaignern in Taiwan, Hong-kong, China, Korea und Japan ver-stärkt.

Der Vision einer nachhaltigen Fi-scherei zusammen mit ausgedehn-ten Meeresschutzgebieten ist Green-peace durch hartnäckige Kampag-nenarbeit vor allem für den Pazifi-schen Ozean bereits viele Schritte näher gekommen. Die Inselstaaten

es ist die letzte große Reise für die alte „Rainbow Warrior“ – das ist der Crew an Bord klar, als sie kurz nach Neujahr im Hafen von Keelung auf Taiwan einläuft. Ein Neubau wird das 50 Jahre alte Greenpeace-Flaggschiff noch dieses Jahr er-setzen. Doch noch mehr als ein Abschied ist es ein Willkommen: Zum ersten Mal läuft ein Green-peace-Schiff in Taiwan ein. Viele Menschen stehen in neonpinken T-Shirts am Hafenkai und begrüßen Schiff und Crew mit bunten Fahnen und strahlenden Gesichtern. Unter ihnen sind auch Apple Chow und Yu

im Pazifik wollen die Gewässer vor ihrer Haustür nicht länger der rück-sichtslosen Plünderung durch frem-de Fischereiflotten preisgeben. Auch in Europa – auf der anderen Seite des Globus und der Handelskette – hat der Einzelhandel inzwischen das Wort „Nachhaltigkeit“ als Vision für seinen Fischeinkauf angenommen. Doch ein wichtiger strategischer Faktor in der globalen Kette der Überfischung blieb bisher von den Veränderungen unbeeindruckt: die asiatische Fischerei-Industrie mit ihren riesigen, weltweit agierenden Flotten. Fo

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Die „Rainbow Warrior“ auf dem

Weg nach Ostasien zur Ocean Defenders Tour (großes Bild l.). Dort

verstärken neue, engagierte KampaignerInnen wie Apple Chow

(u. l.) und Yu Fen Kao (u. r.) die Arbeit von Greenpeace zur Fischerei. Das jüngste Greenpeace Büro in Taiwan

hat gleich mit zwei Aktionen für einen furiosen Einstand gesorgt: der

Blockade des Kühlschiffes „Lung Yuin“ (o.) und einem Tauchgang mit

Fischattrappen und der bedrohlichen Frage „Der letzte Tunfisch?“ (u.).

Genau das wollen Apple und Yu Fen jetzt ändern: Die jungen Power-frauen haben sich nichts Geringeres vorgenommen, als die taiwanesi-sche Fischerei umzukrempeln. Tai-wan ist in den letzten Jahren zu ei-ner der einflussreichsten Fischerei-nationen aufgestiegen und besitzt die größte Tunfischflotte der Welt. Wie Greenpeace-Recherchen erge-ben haben, sind 2.593 Schiffe unter taiwanesischer Flagge auf den Welt-meeren unterwegs. Hinzu kommen mehrere hundert Schiffe, die im Be-sitz taiwanesischer Firmen sind, aber unter sogenannten „Gefällig-keitsflaggen“ anderer Länder fah-ren, zum Beispiel Vanuatu, Hondu-ras, Panama oder Belize. Verstri-ckung in illegale Fischerei und men-schenunwürdige Arbeitsbedingun-gen an Bord sind dabei vielfach be-legt. Greenpeace schätzt, dass 70 Prozent der taiwanesischen Flotte völlig unkontrolliert fischen – und zwar weit mehr als die offiziell er-laubten 830.000 Tonnen Fisch jähr-lich. Laut Wissenschaftlern von der Universität von British Columbia (Kanada) sind bis zu 41 Prozent al-ler Fischereiaktivitäten in der asia-tisch-pazifischen Region illegal.

erfolgreiche Blockade Als die „Rainbow Warrior“ Ende

Jänner auf einer weiteren Etappe ih-rer Reise in den Hafen von Kaohsi-ung einläuft, ist es daher wohl mehr als Zufall, dass dort gerade ein tai-wanesisches Schiff mit einer langen illegalen Vergangenheit Station macht: der Kühlfrachter „Lung Yuin“. Für Apple und Yu Fen sollte es die perfekte Gelegenheit für die erste Greenpeace-Aktion in Taiwan wer-den. Frühmorgens blockierten Akti-visten mithilfe der „Rainbow Warri-or“ das Auslaufen der „Lung Yuin“. „Kühlschiffe wie die ‚Lung Yuin‘ sind maßgeblich für die Plünderung des Pazifiks verantwortlich. Sie sammeln durch illegale Umladung auf hoher See den Tunfisch von hunderten Langleinen-Schiffen ein. Il legal gefangener Großaugen- und

»taiwan kann als große Fischereination ein vorbild werden. das ist unser traum.«aPPlE choW, greenpeace-Kampaignerin

Essen Sie seltener und bewusster Fisch. Kaufen Sie Fisch aus gesunden Beständen, der mit schonenden Fangmethoden gefangen wurde. Die folgende Liste bietet Ihnen Informationen für die richtige Wahl.

Grundsätzlich vertretbarDie genannten Fischereien und Fangmethoden sind bessere Alternativen beim Fischkauf.

Nicht vertretbarDiese Fischbestände werden nicht nachhaltig befischt. Aquakultur ist keine Alternative (es sei denn Bio-Zucht). Ausnahmen von vertretbaren Fischereien/Aqua-kulturen werden genannt.

KarpfenZu bevorzugen: Bio-Aquakultur aus Österreich

Regenbogenforelle/ Bachforelle Zu bevorzugen: Bio-Aquakultur der Regenbogenforelle (O. mykiss) an Land (Vermeidung von Ausbrüchen). Bio- Aquakultur der Bachforelle (S. trutta fario).

Saibling/ Bachsaibling Zu bevorzugen: Bio-Aquakultur aus Österr.

Hering Herkunft Nordostatlantik: Nordsee, Ärmelkanal, Skagerrak, Kattegat, Südl. Irische & Keltische See, Ostsee mit Stellnetzen

Herkunft Nordwestatlantik: Kanada, Südl. Golf v. St. Lawrence mit Fallen

Makrele Herkunft Nordostatlantik (Skagerrak, Kattegat, Nordsee, Island, Faröer)

Zander Wildfang oder Bio-Aquakultur mit minimiertem Einsatz von Futter-Fisch aus Wildfang

Wildfang aus Estland, Finnland, Schweden

Dorade/Goldbrasse Aquakultur aus traditionellen Lagunen im Mittelmeer (Griechenland, Türkei)

Heilbutt Pazif. Heilbutt (H. stenolepis) gefangen im Nordpazifik (Beringsee, Alaska, British Columbia) mit Grund-Langleinen

Kabeljau Atlantischer Kabeljau (G. morhua) gef. im Nordostatlantik (Barentssee, Norwegi-sche See, Östl. Ostsee, Island) mit Hand-, Langleinen oder Angelrute

Pazif. Kabeljau (G. macrocephalus) gef. im Nordostpazifik (Alaska, Beringsee, Aleuten) mit Grund-Langleinen/Angel/Fallen

Lachs: Pazifischer und Atlantischer Pazif. Lachs (Oncorhynchus spp.) gef. im Nordostpazifik (Golf von Alaska)

Pangasius Bio-Aquakultur aus Vietnam in Teichen und Käfigen

Sardelle/Anchovis gefangen im Nordostatlantik (Portugiesische Küste, Golf von Biskaya)

Sardine gefangen im Südostatlantik (Westafrika) mit Ringwaden/pelag. Schleppnetze

Schellfisch gefangen im Nordostatlantik (Barents-/ Norwegischer See, Rockall) mit Langleinen, Fallen

gef. im Nordwestatlantik (Georges Bank, Golf von Maine) mit Langleinen, Fallen

Seelachs (Köhler) gefangen im Nordostatlantik mit Lang-, Handleinen, Ringwaden, Schleppangel

Seeteufel Lophius americanus gef. im Nord- und Zentralwestatlantik mit Stellnetzen

Shrimps/Garnelen Kaltwassergarnelen (Pandalus borealis) gef. im Nordost- und Nordwestat-lantik mit pelagischen Schleppnetzen, Fallen

Kaisergranat (Nephrops norvegicus) gef. im Nordostatlantik mit Fallen

Tilapia Aquakultur aus geschlossenen Systemen in den USA

Tintenfisch/Oktopus/Pfeilkalmar/Sepia Ilex argentinus gefangen im Südwestatlantik mit Licht-Haken-Fischerei

Loligo pealleii gefangen im Nord-/Zentralwestatlantik mit Fallen

Octopus vulgaris gefangen im Nordostatlantik (Portugiesische Küste, Südbiscaya, Mittelmeerküste Spaniens) mit Fallen/Angelrute

Tunfisch: Heller Tun (Gelbflossentun, „Yellowfin“), Weißer Tun (Albacore), Blauflossentun Skipjack (Katsuwonus pelamis) gefangen mit der Angel

Wolfsbarsch (Branzino) aus Aquakultur in Lagunen und Tanks an Land (Griechenland, Portugal, Ägypten)

Alaska-Seelachs (Pazifischer Polar-Dorsch)

Dornhai („Seeaal“, „Schillerlocke“)

Hoki/Blauer Seehecht

Neuseeländischer St. Petersfisch

Scholle/Pazifische Scholle/Seezunge

Seehecht

Sprotte

Steinbeißer (Seewolf)

Wittling

FISCH-RATGEBER 2011www.greenpeace.at/fisch-ratgeber

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KarpfenZu bevorzugen: Bio-Aquakultur aus Österreich

Regenbogenforelle/ Bachforelle Zu bevorzugen: Bio-Aquakultur der Regenbogenforelle (O. mykiss) an Land (Vermeidung von Ausbrüchen). Bio- Aquakultur der Bachforelle (S. trutta fario).

Saibling/ Bachsaibling Zu bevorzugen: Bio-Aquakultur aus Österr.

Hering Herkunft Nordostatlantik: Nordsee, Ärmelkanal, Skagerrak, Kattegat, Südl. Irische & Keltische See, Ostsee mit Stellnetzen

Herkunft Nordwestatlantik: Kanada, Südl. Golf v. St. Lawrence mit Fallen

Makrele Herkunft Nordostatlantik (Skagerrak, Kattegat, Nordsee, Island, Faröer)

Zander Wildfang oder Bio-Aquakultur mit minimiertem Einsatz von Futter-Fisch aus Wildfang

Wildfang aus Estland, Finnland, Schweden

Dorade/Goldbrasse Aquakultur aus traditionellen Lagunen im Mittelmeer (Griechenland, Türkei)

Heilbutt Pazif. Heilbutt (H. stenolepis) gefangen im Nordpazifik (Beringsee, Alaska, British Columbia) mit Grund-Langleinen

Kabeljau Atlantischer Kabeljau (G. morhua) gef. im Nordostatlantik (Barentssee, Norwegi-sche See, Östl. Ostsee, Island) mit Hand-, Langleinen oder Angelrute

Pazif. Kabeljau (G. macrocephalus) gef. im Nordostpazifik (Alaska, Beringsee, Aleuten) mit Grund-Langleinen/Angel/Fallen

Lachs: Pazifischer und Atlantischer Pazif. Lachs (Oncorhynchus spp.) gef. im Nordostpazifik (Golf von Alaska)

Pangasius Bio-Aquakultur aus Vietnam in Teichen und Käfigen

Sardelle/Anchovis gefangen im Nordostatlantik (Portugiesische Küste, Golf von Biskaya)

Sardine gefangen im Südostatlantik (Westafrika) mit Ringwaden/pelag. Schleppnetze

Schellfisch gefangen im Nordostatlantik (Barents-/ Norwegischer See, Rockall) mit Langleinen, Fallen

gef. im Nordwestatlantik (Georges Bank, Golf von Maine) mit Langleinen, Fallen

Seelachs (Köhler) gefangen im Nordostatlantik mit Lang-, Handleinen, Ringwaden, Schleppangel

Seeteufel Lophius americanus gef. im Nord- und Zentralwestatlantik mit Stellnetzen

Shrimps/Garnelen Kaltwassergarnelen (Pandalus borealis) gef. im Nordost- und Nordwestat-lantik mit pelagischen Schleppnetzen, Fallen

Kaisergranat (Nephrops norvegicus) gef. im Nordostatlantik mit Fallen

Tilapia Aquakultur aus geschlossenen Systemen in den USA

Tintenfisch/Oktopus/Pfeilkalmar/Sepia Ilex argentinus gefangen im Südwestatlantik mit Licht-Haken-Fischerei

Loligo pealleii gefangen im Nord-/Zentralwestatlantik mit Fallen

Octopus vulgaris gefangen im Nordostatlantik (Portugiesische Küste, Südbiscaya, Mittelmeerküste Spaniens) mit Fallen/Angelrute

Tunfisch: Heller Tun (Gelbflossentun, „Yellowfin“), Weißer Tun (Albacore), Blauflossentun Skipjack (Katsuwonus pelamis) gefangen mit der Angel

Wolfsbarsch (Branzino) aus Aquakultur in Lagunen und Tanks an Land (Griechenland, Portugal, Ägypten)

Alaska-Seelachs (Pazifischer Polar-Dorsch)

Dornhai („Seeaal“, „Schillerlocke“)

Hoki/Blauer Seehecht

Neuseeländischer St. Petersfisch

Scholle/Pazifische Scholle/Seezunge

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Sprotte

Steinbeißer (Seewolf)

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Gelbflossentunfisch wird mit lega-lem Fang vermischt“, erklärt Yu Fen das Problem. Genau wie weitere 235 der insgesamt 384 Schiffe im Besitz einer taiwanesischen Firma ist die „Lung Yuin“ offiziell nicht in Taiwan registriert – sie fährt un-kontrolliert unter der „Gefällig-keitsflagge“ von Vanuatu. Taiwans Fischereiaufsichtsbehörde schaut dabei untätig zu – obwohl sie ei-gentlich einen gesetzlichen Auftrag zum Handeln hätte. „Taiwan ist ei-nes von wenigen Ländern in Asien, die überhaupt eine Gesetzgebung zur Kontrolle der Fischereiflotte haben. Es könnte für den gesamten Raum zum Vorbild werden, wenn unsere Behörden die Schiffseigner endlich zur Verantwortung ziehen“, schildert Yu Fen ihr Ziel.

Pazifische SolidaritätFür die Pazifikkampagne von

Greenpeace spielt das neue Büro auf der kleinen Insel Taiwan vor der Küste Chinas eine zentrale Rolle. Daher ist auch Ronevata Ronaiva-kulua, genannt Ron, bei der Aktion an Bord der „Rainbow Warrior“ da-bei. Er stammt aus Fidschi, dem In-selstaat inmitten des Südpazifiks, den wir Europäer mit einem Traum-urlaub mit Sonne, Palmen und Meer verbinden. Aber Fidschi ist wie alle Inselstaaten der Südsee vor

allem eines: abhängig vom Meer. Tunfisch ist die überlebenswichtige Ressource der Pazifikregion. Doch viel verdienen die Pazifikstaaten mit dem Verkauf der Fischereirech-te in ihren Hoheitsgewässern nicht: Durch unfaire Fischereiabkommen bleiben ihnen im Durchschnitt nur fünf Prozent dessen, was der Fisch tatsächlich auf dem Weltmarkt wert ist, die Millionenprofite ma-chen asiatische und europäische Flotten.

erfolg bei SchutzgebietenSeit einigen Jahren warnen Ex-

perten zudem vor dem drohenden Kollaps der Tunfischbestände. „Soll-te sich im Pazifik an der massiven Überfischung und den umwelt-schädlichen Fangmethoden nichts ändern, werden wir in wenigen Jah-ren nur noch leere Netze vorfinden“, erklärt Ron. „Fernflotten wie aus Taiwan fischen innerhalb von zwei Tagen so viel, wie es unsere lokalen Fischer in einem ganzen Jahr tun.“

Einige Pazifikstaaten sind sich durch die Arbeit von Greenpeace der drohenden Gefahr inzwischen nicht nur bewusst, sie handeln auch. Seit dem 1. Jänner 2011 sind 4,5 Millionen Quadratkilometer Meeresgebiet im Zentralpazifik für den Tunfischfang mit Ringwaden gesperrt (siehe Karte). Jedes Land,

das Fischereilizenzen zum Fang von Tunfisch in den Gewässern die-ser Staaten erwerben will, muss be-stätigen, die benachbarten interna-tionalen Hochseegebiete nicht mit Ring waden zu befischen. „Leider stehen die großen Fischereinatio-nen wie Japan, Südkorea oder die EU einem umfassenderen Schutz der Tunfischbestände auf internati-onaler Ebene vehement im Weg“, beschreibt Ron die Situation. „Es ist daher umso wichtiger, dass die Pa-zifikinseln nun ihr Schicksal selber in die Hand nehmen.“ Einige Han-delsfirmen haben bereits erklärt, den Vorstoß der Pazifikinseln zu unterstützen – darunter auch die österreichische Firma MPreis.

Genau wie die Pazifikstaaten ist auch Taiwan vom Meer und seinen begrenzten Ressourcen abhängig. „Schaffen es unsere Regierung und die Bevölkerung, nachhaltige Fische-reimethoden und Meeresschutz-gebiete zu akzeptieren, dann kann Taiwan als große Fischerei na tion ein Vorbild für ganz Asien werden. Das ist unser Traum“, sind sich Apple und Yu Fen einig. Sie werden auf der letzten Reise der alten „Rain-bow Warrior“ genug Inspiration und Kraft tanken, um diesen Traum um-zusetzen – und die Greenpeace-Visi-on zum Schutz des Pazifiks Wirk-lichkeit werden zu lassen. n

10˚ Nord

150˚

Wes

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Äquator

Palau

Minami-Torishima

Wake

Papua-Neuguinea

Salomonen

Neu-kaledonien

Vanuatu

Fidschi

Tonga

Norfolk

Matthew-& Hunterinseln

Neuseeland

Australien Niue

Tuvalu

Nauru

Kiribati

Tokelau

Johnston- atoll

Hawaii

Französisch-Polynesien

Amerik.-Samoa

SamoaWallis &Futuna

Cook- inseln

Marshall-inseln

Guam

NördlicheMarianen

Föder. Staaten von Mikronesien

Indonesien

KiribatiPhoenix-inseln

Palmyra- atoll

JarvisLinien-

inseln

Howland- &Bakerinseln

Von Greenpeace vorgeschlagene Schutzgebiete

Umgesetzte Fischerei-verbotszonen

Hoheitsgewässer der Staaten

Page 23: ACT - Das Greenpeace Magazin

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© Oliver Tjaden / Greenpeace

RAINBOW WARRIOR IIIDanziger Werft, Oktober 2010

KURS AUF ZUKUNFT:

HEUTE:Rainbow Warrior II

MORGEN:Rainbow Warrior III

GESTERN:

(1978-1985) (1989-2011) (1. Fahrt: Nov. 2011)Rainbow Warrior I

Die Rainbow Warrior ist weltweit ein Symbol für Hoffnung und Umweltgerechtigkeit: Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir auch in Zukunft mit bedingungslosem Einsatz für eine bessere Welt segeln können.

www.greenpeace.at/spende-rainbow

Page 24: ACT - Das Greenpeace Magazin

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