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Adolf EICHMANN Adolf EICHMANN Pflicht oder Verbrechen? Pflicht oder Verbrechen?

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Adolf EICHMANNAdolf EICHMANN

Pflicht oder Verbrechen?Pflicht oder Verbrechen?

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http://www.holocauhttp://www.holocaustresearchproject.ostresearchproject.org/holoprelude/Warg/holoprelude/Wannsee/Eichmann.jpnnsee/Eichmann.jpgg vom 29.1.08 vom 29.1.08

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„„Der“ NS-Verbrecher nach Der“ NS-Verbrecher nach 19451945

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Eichmann, Karl Adolf (1906-1962), Eichmann, Karl Adolf (1906-1962), deutscher SS-Obersturmbannführer, Leiter deutscher SS-Obersturmbannführer, Leiter des „Judenreferats” im des „Judenreferats” im Reichssicherheitshauptamt.Reichssicherheitshauptamt.

Eichmann wurde am 19. März 1906 in Solingen geboren und wuchs in Linz (Österreich) auf, wohin seine Familie übersiedelt war.Nach fehlendem Schulabschluss, einem abgebrochenen Maschinenbaustudium und einer kaufmännischen Ausbildung war er als Vertreter tätig. 1932 trat er der österreichischen NSDAP und der SS (Schutzstaffel) bei; nach dem Verbot von NSDAP und SS in Österreich im März 1933 ging er nach Deutschland zurück und erhielt dort bei der SS eine militärische Ausbildung.

1914-181914-18

19191919

9.11.19239.11.1923

1930ff. 1930ff. NSDAP-NSDAP-AufstiegAufstieg

30.1.19330.1.19333

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Historischer Hintergrund:Historischer Hintergrund:

1918 zerfällt Ö-U in Teilstaaten (siehe 1918 zerfällt Ö-U in Teilstaaten (siehe Versailler Vertrag),Versailler Vertrag),

Rest-Österreich leidet unter starken Rest-Österreich leidet unter starken politischen Konflikten,politischen Konflikten,

1932 „prä-faschistisches“ DOLLFUß-1932 „prä-faschistisches“ DOLLFUß-Regime, Bekämpfung der SPÖ,Regime, Bekämpfung der SPÖ,

Aufstieg der Nationalsozialisten, die Aufstieg der Nationalsozialisten, die aber erst 1938 im Einklang mit HITLER aber erst 1938 im Einklang mit HITLER die Macht übernehmen (Einmarsch die Macht übernehmen (Einmarsch Dtlds).Dtlds).

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Karriere EICHMANNS in D:Karriere EICHMANNS in D:

1934 wurde er Mitarbeiter des Referats II/112, des „Judenreferats”, beim Hauptamt des Sicherheitsdienstes in Berlin, als der er u. a. mit der Ausarbeitung von Plänen zur Vertreibung der Juden befasst war.

Im August 1938 übernahm er den Aufbau und die Leitung der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung” in Wien, die in der Folgezeit Zehntausende österreichische Juden zur Auswanderung zwang und später deren Deportation organisierte.

Ab Juni 1939 errichtete er ein entsprechendes Amt in Prag.

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DeportationenDeportationen

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Büroarbeiten…

Im Dezember 1939 übernahm Eichmann die Leitung des Referats IV D 4 (später IV B 4) für „Judenangelegenheiten und Räumung” im Amt IV des ReichssicherheitshauptamtesReichssicherheitshauptamtes, d. h. bei der Gestapo.

1942 nahm er als Protokollführer an der Wannseekonferenz teil, auf der die „Endlösung der Judenfrage”, d. h. der Holocaust beschlossen wurde.

Seit 1941 im Rang eines SS-Obersturmbannführers, organisierte Eichmann nun in seiner Funktion als Leiter des Referats für Judenangelegenheiten von seinem Berliner Büro aus mit einem kleinen Mitarbeiterstab die Deportation von etwa drei Millionen Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager.

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Ein Betroffener:Ein Betroffener:

Mietek Pemper

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RSHA: Behörde des InfernosRSHA: Behörde des Infernos

MIETEK PEMPERMIETEK PEMPER berichtet über seinen berichtet über seinen Schriftverkehr mit RSHA-Amtstellen („Der Schriftverkehr mit RSHA-Amtstellen („Der rettende Weg“, Hamburg 2005/2.)rettende Weg“, Hamburg 2005/2.)

Nicht jeder SS-Mann funktionierte: Nicht jeder SS-Mann funktionierte: DWORSCHAK verweigerte 1943 in Plaszow DWORSCHAK verweigerte 1943 in Plaszow die Erschießung einer Mutter.“Das kann die Erschießung einer Mutter.“Das kann ich nicht.“(PEMPER, S.149)ich nicht.“(PEMPER, S.149)

DWORSCHAK kommt mit einem Verweis DWORSCHAK kommt mit einem Verweis davon. – Ein anderer Soldat erschießt die davon. – Ein anderer Soldat erschießt die Frau, sagt entschuldigend zu PEMPER: Frau, sagt entschuldigend zu PEMPER: “Was sollte ich denn machen?“(S.150)“Was sollte ich denn machen?“(S.150)

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Selektion in Auschwitz

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Eingangstor von Eingangstor von AuschwitzAuschwitz

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Was macht dieser Mann 1945?

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Nach Ende des 2. Weltkrieges geriet Eichmann in amerikanische Gefangenschaft, konnte jedoch schon Anfang 1946 der Internierung wieder entkommen – seine Person und seine Tätigkeit waren so gut wie unbekannt, so dass er keiner besonderen Bewachung unterworfen war.

Bis 1950 lebte er unerkannt in Deutschland; dann reiste er (ODESSA half hierbei) mit seiner Familie nach Argentinien aus, wo er sich unter dem Namen Ricardo Klement in Buenos Aires niederließ.

Ende der fünfziger Jahre spürte ihn dort der israelische Geheimdienst auf und entführte ihn 1960 nach Israel. Hier wurde er vor Gericht gestellt, am 15. Dezember 1961 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen das jüdische Volk zum Tod verurteilt und am 1. Juni 1962 im Gefängnis Ramla bei Tel Aviv hingerichtet.

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http://www.lsg.musin.de/Geschichte/http://www.lsg.musin.de/Geschichte/Geschichte/lkg/sv44e44h.jpg Geschichte/lkg/sv44e44h.jpg

vom 29.1.08vom 29.1.08

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Hannah Arendt 1963 A Report of the A Report of the

Banality of EvilBanality of Evil (deutsche Übersetzung (deutsche Übersetzung 1964; Eichmann in 1964; Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen),der Banalität des Bösen),

einem Buch, das auf einem Buch, das auf ihrer Reportage über ihrer Reportage über den Prozess gegen den den Prozess gegen den nationalsozialistischen nationalsozialistischen Kriegsverbrecher Adolf Kriegsverbrecher Adolf Eichmann aus dem Jahr Eichmann aus dem Jahr 1961 basiert. 1961 basiert.

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Noch Fragen?Noch Fragen?

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Wie wird man zum „Schreibtischtäter“?Wie wird man zum „Schreibtischtäter“? Hat jeder einen „Eichmann“ in sich?Hat jeder einen „Eichmann“ in sich? Anders formuliert: Werden Anders formuliert: Werden

Verbrechertum und Pflichterfüllung von Verbrechertum und Pflichterfüllung von der Umwelt geprägt?der Umwelt geprägt?

……oder kommt nur die „gescheiterte oder kommt nur die „gescheiterte Existenz“ (oder genetische Fehl-Existenz“ (oder genetische Fehl-Prägung) in die Gefahr moralischen Prägung) in die Gefahr moralischen Versagens?Versagens?

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Zu: Cesarani, David, Adolf Eichmann. Bürokrat und Zu: Cesarani, David, Adolf Eichmann. Bürokrat und MassenmörderMassenmörder – –

Berlin 2004 Berlin 2004Rezensent: Rezensent: Peter KrausePeter Krause, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften , Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

E-Mail: <krause @bbaw.de>E-Mail: <krause @bbaw.de>

aus: aus: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-1-106 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-1-106 vom 29.1.08vom 29.1.08

… … Mit Hilfe dieser unfangreichen Gesamtschau des Materials und der Mit Hilfe dieser unfangreichen Gesamtschau des Materials und der Einbettung dieser Dokumente in den jeweiligen historischen Kontext Einbettung dieser Dokumente in den jeweiligen historischen Kontext versucht Cesarani ein möglichst genaues Bild der Person Adolf versucht Cesarani ein möglichst genaues Bild der Person Adolf Eichmann zu zeichnen sowie dessen Rolle im NS-Apparat klar Eichmann zu zeichnen sowie dessen Rolle im NS-Apparat klar herauszuarbeiten. Dabei bewegt er sich von Anfang an bewusst in herauszuarbeiten. Dabei bewegt er sich von Anfang an bewusst in jenem bekannten Spannungsfeld, das durch die Frage nach jenem bekannten Spannungsfeld, das durch die Frage nach Eichmanns Motiven gekennzeichnet ist: War Eichmann ein Eichmanns Motiven gekennzeichnet ist: War Eichmann ein fanatischer Antisemit und Massenmörder, wie der damalige fanatischer Antisemit und Massenmörder, wie der damalige israelische Generalstaatsanwalt und Vertreter der Anklage, Gideon israelische Generalstaatsanwalt und Vertreter der Anklage, Gideon Hausner, behauptete [6], oder war er „nur“ ein seelenloser Bürokrat Hausner, behauptete [6], oder war er „nur“ ein seelenloser Bürokrat und Schreibtischtäter mit mäßiger Intelligenz und ohne Mitgefühl, wie und Schreibtischtäter mit mäßiger Intelligenz und ohne Mitgefühl, wie es Hannah Arendt nahe legte? es Hannah Arendt nahe legte?

Diese Frage nach den Motiven Eichmanns ist gleichwohl der Rote Diese Frage nach den Motiven Eichmanns ist gleichwohl der Rote Faden der sich durch die gut 600 Seiten starke Studie zieht. Cesarani Faden der sich durch die gut 600 Seiten starke Studie zieht. Cesarani versucht detailliert nachzuzeichnen, wie sich Eichmann zum Täter versucht detailliert nachzuzeichnen, wie sich Eichmann zum Täter entwickelte, wobei es ihm nicht zuletzt darum geht, bestehende entwickelte, wobei es ihm nicht zuletzt darum geht, bestehende „Mythen“ über den ehemaligen SS-Obersturmbannführer kritisch zu „Mythen“ über den ehemaligen SS-Obersturmbannführer kritisch zu hinterfragen (S. 13ff.). Eine wesentliche These des Buches lautet: hinterfragen (S. 13ff.). Eine wesentliche These des Buches lautet: Eichmann war nicht der „geborene“ Antisemit und „pathologische“ Eichmann war nicht der „geborene“ Antisemit und „pathologische“ Massenmörder, als der er verschiedentlich beschrieben wurde. Massenmörder, als der er verschiedentlich beschrieben wurde. Cesarani zeigt, dass sich Eichmanns Vorstellungen und Ansichten zur Cesarani zeigt, dass sich Eichmanns Vorstellungen und Ansichten zur „Judenfrage“ sowie seine Handlungen im Laufe der Zeit mehr und „Judenfrage“ sowie seine Handlungen im Laufe der Zeit mehr und mehr radikalisierten, bis er die Vernichtung der Juden als „logischen“ mehr radikalisierten, bis er die Vernichtung der Juden als „logischen“ und „richtigen“ Schritt ansah, den es im Interesse des „Deutschen und „richtigen“ Schritt ansah, den es im Interesse des „Deutschen Reiches“ umzusetzen galt. Reiches“ umzusetzen galt.

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Dabei gelingt es Cesarani, durch das akribische Aufschlüsseln des Dabei gelingt es Cesarani, durch das akribische Aufschlüsseln des Lebens- und Karriereweges Eichmanns im Kontext der Lebens- und Karriereweges Eichmanns im Kontext der antisemitischen Politik des NS-Regimes bis hin zur „Endlösung“ die antisemitischen Politik des NS-Regimes bis hin zur „Endlösung“ die Wechselwirkungen zwischen dem individuellen Werdegang Wechselwirkungen zwischen dem individuellen Werdegang Eichmanns und dem sich radikalisierenden Vernichtungswillen des Eichmanns und dem sich radikalisierenden Vernichtungswillen des Regimes deutlich zu machen. Dazu orientiert er sich an den wichtigen Regimes deutlich zu machen. Dazu orientiert er sich an den wichtigen Wegmarken der „Karriere“ Eichmanns: Von den ersten Kontakten zur Wegmarken der „Karriere“ Eichmanns: Von den ersten Kontakten zur nationalsozialistischen „Bewegung“ in Österreich, dem Eintritt in die nationalsozialistischen „Bewegung“ in Österreich, dem Eintritt in die SS und dem Beginn seiner Arbeit für den Sicherheitsdienst (SD) und SS und dem Beginn seiner Arbeit für den Sicherheitsdienst (SD) und das RSHA, dem Aufbau der „Zentralstellen für jüdische das RSHA, dem Aufbau der „Zentralstellen für jüdische Auswanderung“ in Wien und Prag bis zur Organisation der Auswanderung“ in Wien und Prag bis zur Organisation der Deportation der ungarischen Juden nach Auschwitz 1944. Deportation der ungarischen Juden nach Auschwitz 1944.

Anhand dieser Wegmarken zeigt Cesarani, wie eng Eichmanns Anhand dieser Wegmarken zeigt Cesarani, wie eng Eichmanns persönliche Entwicklung verknüpft war mit der Entwicklung der persönliche Entwicklung verknüpft war mit der Entwicklung der antisemitischen Politik des NS-Regimes: Eichmann ging nicht nur antisemitischen Politik des NS-Regimes: Eichmann ging nicht nur jeden Schritt der Radikalisierung bis hin zum organisierten jeden Schritt der Radikalisierung bis hin zum organisierten Massenmord ohne Zögern mit, sondern beteiligte sich engagiert an Massenmord ohne Zögern mit, sondern beteiligte sich engagiert an der Umsetzung jedes einzelnen Schrittes, sei es bei der Organisation der Umsetzung jedes einzelnen Schrittes, sei es bei der Organisation der Vertreibung oder des „reibungslosen“ Transportes in die der Vertreibung oder des „reibungslosen“ Transportes in die Vernichtungslager. Vernichtungslager.

In seiner Analyse wendet sich Cesarani gegen das von Hausner In seiner Analyse wendet sich Cesarani gegen das von Hausner formulierte Bild Eichmanns als „Großinquisitor“, der alle Fäden in der formulierte Bild Eichmanns als „Großinquisitor“, der alle Fäden in der Hand hielt und letztlich über Leben und Tod der europäischen Juden Hand hielt und letztlich über Leben und Tod der europäischen Juden zu entscheiden hatte. Vielmehr sei Eichmann „nur“ der Knotenpunkt zu entscheiden hatte. Vielmehr sei Eichmann „nur“ der Knotenpunkt bei der Organisation der Vertreibung, der Deportationen und des bei der Organisation der Vertreibung, der Deportationen und des Massenmordes gewesen. Er habe zwar die Abläufe kontrolliert, Massenmordes gewesen. Er habe zwar die Abläufe kontrolliert, konnte aber, so Cesarani, keine grundlegenden Entscheidungen konnte aber, so Cesarani, keine grundlegenden Entscheidungen treffen (S. 171ff.). Damit wird nicht die Schuld Eichmanns, aber der treffen (S. 171ff.). Damit wird nicht die Schuld Eichmanns, aber der Eichmann-„Mythos“ vom nahezu alleinverantwortlichen allmächtigen Eichmann-„Mythos“ vom nahezu alleinverantwortlichen allmächtigen Schreibtischtäter relativiert. Schreibtischtäter relativiert.

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Bei der Ergründung der Motive Eichmanns greift Cesarani Bei der Ergründung der Motive Eichmanns greift Cesarani sowohl auf dessen Selbstzeugnisse als auch auf die sowohl auf dessen Selbstzeugnisse als auch auf die vorhandenen Zeugenaussagen und Dokumente zurück, die vorhandenen Zeugenaussagen und Dokumente zurück, die er wiederum in Beziehung zu den historischen er wiederum in Beziehung zu den historischen Entwicklungen setzt. Dadurch gelangt er zu plausibeln Entwicklungen setzt. Dadurch gelangt er zu plausibeln Schlussfolgerungen. Falls Eichmann wegen des Mordens, Schlussfolgerungen. Falls Eichmann wegen des Mordens, das er aus eigener Anschauung kannte, Skrupel gehabt das er aus eigener Anschauung kannte, Skrupel gehabt haben sollte, so legte er diese mit der Zeit ab. haben sollte, so legte er diese mit der Zeit ab.

Er war bereit, so belegt Cesarani, sich am Massenmord zu Er war bereit, so belegt Cesarani, sich am Massenmord zu beteiligen, um seine Karriere voranzubringen. Auch wenn er beteiligen, um seine Karriere voranzubringen. Auch wenn er anfangs nicht die Ermordung, sondern „nur“ die anfangs nicht die Ermordung, sondern „nur“ die Vertreibung der Juden zum Ziel gehabt haben mag, Vertreibung der Juden zum Ziel gehabt haben mag, betrachtete er aber „die Juden“ grundsätzlich als „Feinde betrachtete er aber „die Juden“ grundsätzlich als „Feinde Deutschlands“, so dass er deren Ermordung mehr als nur Deutschlands“, so dass er deren Ermordung mehr als nur billigend in Kauf nahm, sondern sie – als er sie als billigend in Kauf nahm, sondern sie – als er sie als „notwendig“ erkannt hatte – tatkräftig unterstützte (S. „notwendig“ erkannt hatte – tatkräftig unterstützte (S. 167ff.). 167ff.).

Anmerkungen: Anmerkungen: [1] Arendt, Hannah, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, [1] Arendt, Hannah, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München 1992 (zuerst 1964). München 1992 (zuerst 1964). [2] So z.B. Pearlman, Moshe, Die Festnahme des Adolf Eichmann, Frankfurt am Main [2] So z.B. Pearlman, Moshe, Die Festnahme des Adolf Eichmann, Frankfurt am Main 1961. 1961. [3] Irmtrud, Wojak, Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay, Frankfurt am Main [3] Irmtrud, Wojak, Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay, Frankfurt am Main 2001. 2001. [4] So z.B. Safrian, Hans, Die Eichmann-Männer, Wien 1993. [4] So z.B. Safrian, Hans, Die Eichmann-Männer, Wien 1993. [5] Für Deutschland siehe Krause, Peter, Der Eichmann-Prozeß in der deutschen [5] Für Deutschland siehe Krause, Peter, Der Eichmann-Prozeß in der deutschen Presse, Frankfurt am Main 2002. Presse, Frankfurt am Main 2002. [6] Hausner, Gideon, Gerechtigkeit in Jerusalem, München 1967.[6] Hausner, Gideon, Gerechtigkeit in Jerusalem, München 1967.

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Somit widerspricht Cesarani sowohl Gideon Hausner als auch Hannah Somit widerspricht Cesarani sowohl Gideon Hausner als auch Hannah Arendt. Er sieht in Eichmann weder den nahezu krankhaften Arendt. Er sieht in Eichmann weder den nahezu krankhaften Antisemiten noch die blässliche, lächerlich anmutende Gestalt, die Antisemiten noch die blässliche, lächerlich anmutende Gestalt, die Arendt in Eichmann zu erkennen glaubte. Eichmann ist sowohl ein Arendt in Eichmann zu erkennen glaubte. Eichmann ist sowohl ein Produkt der ihn formenden äußeren Entwicklungen und Umstände, als Produkt der ihn formenden äußeren Entwicklungen und Umstände, als auch ein Mensch, der sich bewusst für einen bestimmten Weg auch ein Mensch, der sich bewusst für einen bestimmten Weg entschieden hat. Er hat sich entschieden, in der SS und im RSHA entschieden hat. Er hat sich entschieden, in der SS und im RSHA „Karriere“ zu machen. „Karriere“ zu machen.

Und er war in vollem Wissen um die Konsequenzen bereit, die Und er war in vollem Wissen um die Konsequenzen bereit, die Transporte in die Ghettos und Lager zu organisieren: Er hat sich Transporte in die Ghettos und Lager zu organisieren: Er hat sich entschieden, ein Massenmörder zu sein. Indem Cesarani die entschieden, ein Massenmörder zu sein. Indem Cesarani die Betrachtung des persönlichen Werdegangs Eichmanns eng mit der Betrachtung des persönlichen Werdegangs Eichmanns eng mit der Betrachtung der historischen Entwicklungen verbindet, wird es Betrachtung der historischen Entwicklungen verbindet, wird es möglich, die Verantwortung Eichmanns als Täter zu erkennen, ohne möglich, die Verantwortung Eichmanns als Täter zu erkennen, ohne die Bedeutung der sich mit dem Kriegsverlauf radikalisierenden die Bedeutung der sich mit dem Kriegsverlauf radikalisierenden antisemitischen Vernichtungspolitik des NS-Regimes für die antisemitischen Vernichtungspolitik des NS-Regimes für die Entwicklung Eichmanns hin zum Massenmörder zu vernachlässigen. Entwicklung Eichmanns hin zum Massenmörder zu vernachlässigen.

Anmerkungen: Anmerkungen: [1] Arendt, Hannah, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des [1] Arendt, Hannah, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München 1992 (zuerst 1964). Bösen, München 1992 (zuerst 1964). [2] So z.B. Pearlman, Moshe, Die Festnahme des Adolf Eichmann, Frankfurt am [2] So z.B. Pearlman, Moshe, Die Festnahme des Adolf Eichmann, Frankfurt am Main 1961. Main 1961. [3] Irmtrud, Wojak, Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay, Frankfurt am [3] Irmtrud, Wojak, Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay, Frankfurt am Main 2001. Main 2001. [4] So z.B. Safrian, Hans, Die Eichmann-Männer, Wien 1993. [4] So z.B. Safrian, Hans, Die Eichmann-Männer, Wien 1993. [5] Für Deutschland siehe Krause, Peter, Der Eichmann-Prozeß in der deutschen [5] Für Deutschland siehe Krause, Peter, Der Eichmann-Prozeß in der deutschen Presse, Frankfurt am Main 2002. Presse, Frankfurt am Main 2002. [6] Hausner, Gideon, Gerechtigkeit in Jerusalem, München 1967.[6] Hausner, Gideon, Gerechtigkeit in Jerusalem, München 1967.