Adolf Jagenteufel - Die Statthalter der romischen Provinz Dalmatia von Augustus bis Diokletian

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ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN SCHRIFTEN DER BALKANKOMMISSION ANTIQUARISCHE ABTEILUNG xn DIE STATTHALTER DER RÖMISCHEN PROVINZ DALMATIA VON AUGUSTUS BIS DIOKLETIAN VON ADOLF JAGENTEUFEL Gedruckt mit Unterstützung des Vereines der Freunde der österreichischen Akademie der Wissenschaften 19 5 8 IN KOMMISSION BEI RUDOLF M. ROHRER, WIEN

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JAGENTEUFEL, A., 1958.- Adolf Jagenteufel, Die Statthalter der römischen Provinz Dalmatia von Augustus bis Diokletian, Schriften der Balkankomission, Antiquarische Abteilung, 12, Wien.

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ÖSTERR EICHISC HE A K A D E M I E DER W IS S E N S C H A F T E N

SCHRIFTEN DER BALKANKOMMISSIONANTIQUARISCHE ABTEILUNG

xn

DIE STATTHALTER DER RÖMISCHEN PROVINZ DALMATIA VON AUGUSTUS BIS DIOKLETIAN

VON

ADOLF JAGENTEUFEL

Gedruckt mit Unterstützung des Vereines der Freunde der österreichischen Akademie der Wissenschaften

1 9 5 8

IN K O M M ISSIO N B E I R U D O L F M. R O H R E R , W IEN

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ALLE RECHTE VORBEHALTEN

GEDRUCKT BEI RUDOLF M. ROHRER IN BADEN BEI WIEN

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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

SeiteAbkürzungsverzeichnis............................................................................ * ................................................ 5V o r w o r t ............................................................................................................................................................ 7

SpalteEntstehung und Ausdehnung der römischen Provinz Dalmatien und ihre Verwaltung

bis D io k le t ia n ............................................................................................................................. 1— 6Die Statthalter der römischen Provinz Dalmatien von Augustus bis Diokletian . . . . 7—120 Rang, Stellung, cursus honorum und Herkunft der dalmatinischen Statthalter . . . . 121—136Chronologische Übersicht ................................................................................................................137—140I n d e x ....................................................................................................................................................... 141 — 146

1. Personenregister .................................................................................................................... 141 — 1442 . Geographisches R e g is t e r ...................................................................................................... 143—146

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A B K Ü R Z U N G S V E R Z E I C H N I S

Barbieri = G. Barbieri, L ’albo senatorio da Settim io Severo a Carino ( 19 3—285)Betz, Unters. = A. Betz, Untersuchungen zur Militärgeschichte der römischen Provinz Dalm atienBulic, Inscriptiones = F . Bulic, Inscriptiones, quaein c. r. museoarchaeologico Salonitano Spalati asservanturB ull. trav . hist. = Bulletin arch^ologique du Comitö des travau x historiques et scientifiquesCAH = The Cambridge Ancient H istoryCons = H. Cons, L a province romaine de D alm atieD. = H . Dessau, Inscriptiones Latinae selectaeD e L a e t = S. I. deLaet, De Samenstelling van den romeinschenSenaatgedurende de eerste eeuw van het Princi-

p aat (28 voor Chr. — 68 na Chr.)Dobo, Inscriptiones = A . Dobo, Inscriptiones extra f ines PannoniaeDaciaequerepertae adves earundem provin-

ciarum pertinentes Eckhel = I. Eckhel, Doctrina numorum veterum Fischer = F . Fischer, Senatus Romanus qui fuerit Augusti temporibus Glasnik = Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i HercegoviniHoffiller-Saria = Antike Inschriften aus Jugoslavien, H eft I : Noricum und Pannonia superior, bearbeitet von

V . Hoffiller und B . Saria H üttl = W. H üttl, Antoninus Pius I. I . = Inscriptiones Ita liae K arthago, Revue d ’Archaeologie A fricaineLam brechts I = P . Lambrechts, L a composition du sönat romain de l ’accession au tröne d ’Hadrien ä la mort

de Commode ( 117 —192)Lam brechts I I = P. Lam brechts, L a composition du s6nat romain de Septime S6vere ä Diocletien (193 — 284) Laur. Aqu. = Laureae Aquincenses memoriae Valentini Kuzsinszky dicatae (Diss. Pann. I I / 10 f.) Liebenam-Lietzmann = W. Liebenam ,Fasti consulares imperii Rom ani von 30 v. Chr. bis 565 n. Chr. mit K aiser­

liste und Anhang in : Lietzm ann’s K leine T exte für Vorlesungen und Übungen 41 — 43 Pallu de Lessert = A . C. Pallu de Lessert, Fastes des provinces Africaines sous la domination romaine Patsch C., Beiträge V / i = C. Patsch, Beiträge zur Völkerkunde von Südosteuropa Pick = B . Pick-Regling K ., Die antiken Münzen von Dacien und MösienReidinger = W. Reidinger, Die Statthalter des ungeteilten Pannonien und Oberpannoniens von Augustus bis'

Diokletian, Antiquitas, Abh. z. Alt. Gesch. 2. Bonn 1956 R IC = H. M attin g ly—S. A. Sydenham , The Rom an Im perial CoinageRitterling-Stein , F asti = F asti des römischen Deutschland unter dem Prinzipat von E . Ritterling. Mit B e i­

trägen von E . Groag herausgegeben von E . Stein Schneider = K . Th. Schneider, Zusammensetzung des römischen Senates von Tiberius bis Nero S te c h = B r . Stech, Senatores Rom ani qui fuerint inde aVespasiano usque ad T raian i exitum, Klio-Beiheft X Stein, Dazien = A. Stein, Die Reichsbeam ten von Dazien Stein, Mösien = A. Stein, Die Legaten von MösienStein, Thrakien = A . Stein, Römische Reichsbeam te der Provinz Thracia Stein, R itterstand = A. Stein, Der römische R itterstandStein E ., Beam te = E . Stein, Die kaiserlichen Beam ten und Truppenkörper im römischen Deutschland unter

dem PrinzipatStrack = P . L . Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts V jesnik = V jesnik za Archeologiju i historiju Dalm atinsku Vojnovic = L . Vojnovic, H istorie de D alm atieW MBH = W issenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina Zippel = G. Zippel, Die römische Herrschaft in Illyricum bis auf Augustus

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V O R W O R T

Es war schon dringend notwendig, den zu un­entbehrlichem Behelf des Althistorikers gewordenen Statthalterfasten, die Arthur Stein, Emil Ritter­ling, Edmund Groag und andere Gelehrte für ver­schiedene Provinzen des Imperium Romanum ab­gefaßt haben, endlich auch eine gleichartige Arbeit über die Provinz Dalmatien hinzuzufügen: denn seit der Zeit, als sich W. Liebenam in seinem Buche „Die Legaten in den römischen Provinzen von Augustus bis Diokletian“ zuletzt mit dieser Materie beschäftigt hatte, sind fast sieben Jahrzehnte ver­strichen, und neue Funde haben die von ihm er­stellte Liste ergänzungs- und namentlich hinsicht­lich der Datierungen korrekturbedürftig gemacht. G. W. Bersanetti, der sich dieser Aufgabe unter­ziehen wollte (Barbieri, L ’albo senatorio da Settimio Severo a Carino 322 Anm. 1), hat über seinem Vor­haben der Tod ereilt. Mit einer wesentlichen Ver­mehrung des Materiales in der langen Zeit seit dem Erscheinen des Buches von Liebenam war zwar zu rechnen, dennoch hat es überrascht, daß die Zahl der Statthalter eine so weitgehende Ver­größerung erfahren hat, wie sie die „Chronologi­sche Übersicht“ auf Sp. 137 f. erkennen läßt.

Wien, im März 1957.

Dies allein ist schon ein Beweis dafür, daß diese Arbeit, mag sie auch mit ihren großen Vorbildern nicht Schritt halten können, doch nicht überflüssig gewesen ist. Die Klärung mancher chronologischer Detailfragen muß späteren Funden Vorbehalten bleiben; nur selten nämlich sind wir in der angenehmen Lage, die Anfangs- und End­punkte der einzelnen Statthalterschaften aufs Jahr genau datieren zu können. l>

Der Österreichischen Akademie der Wissenschaf­ten bin ich zu großem Dank dafür verpflichtet, daß sie auf Antrag des Obmannes der Balkankommis­sion, Antiquarische Abteilung, Prof. Rudolf Egger diese meine Erstlingsarbeit in die Reihe ihrer Publikationen aufgenommen hat. Prof. Egger und Generalsekretär Prof. Josef Keil haben sie' auch durch gütiges Mitlesen der Korrektur gefördert. Zu besonderem Dank fühle ich mich meinem Lehrer Prof. Artur Betz verpflichtet, der seinerzeit die Arbeit anregte und förderte und mir bei der Klä­rung strittiger Fragen mit größtem Wohlwollen zur Seite stand und auch jetzt bei der Drucklegung, vor allem durch das genaue Lesen der Korrekturen, mir jede erdenkliche Hilfe hat angedeihen lassen.

Adolf Jagen teufe!

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Entstehung und Ausdehnung der römischen Provinz Dalmatienund ihre Verwaltung bis Diokletian

Manch harten Kampf hatten die kriegerischen Illyrier dem unter Philipp II. und dessen Sohn Alexander auf dem Höhepunkt seiner Macht stehen­den Makedonenreich geliefert und volle zwei Jahr­hunderte hatte ihre Widerstandskraft in wechsel­vollem Ringen dem römischen Legionär getrotzt1), bis Augustus in langwierigen Kämpfen der Provinz Illyricum 2) ihre endgültige Ausdehnung und festen Bestand verlieh. Die größte, aber auch letzte Mani­festation illyrischen Freiheitswillens war der pan- nonisch-dalmatinische Krieg der Jahre 6—9 n. Chr., in dem der Kaisersohn Tiberius seine ganze Feld- hermkunst aufbieten mußte, um der von brennen­dem Fanatismus getriebenen Illyrier Herr zu werden 3). Herausheben will ich eine administrative

1) Vgl. dazu Betz, Unters. 1 ff. und die dort in Anm. 1 zusammengestellte übrige Literatur.

2) W ann Illyricum als römische Provinz konstitu­iert worden ist, darüber gehen die Meinungen aus­einander: Marquardt (St. V. I 2 297) glaubt, daß es bereits 167 als Provinz eingerichtet wurde, einen eigenen Prokonsul aber noch nicht bekam (vgl. Last, CAH I X 107), Zippel (Die römische Herrschaft in Illyricum bis auf Augustus 189, 194 f.) dagegen, daß es erst im Anschluß an die Unternehmungen der Jahre 1 19 / 1 18 in den status einer selbständigen Provinz überführt wurde und vorher der südliche Teil zu Macedonia, der nördliche zur G allia cisalpina ge­schlagenwar. NachMommsen (CIL I I I p. 279) stand Illyricum vor Sulla unter konsularischer Verwaltung, seit Sulla w ar es teils m it Gallia cisalpina, teils mit Macedonia zu einer Verwaltungseinheit verbunden (vgl. Vulic, R E I X 1087, Stevenson, CAH IX 440); als selbständige Provinz unter einem eigenen S ta tt­halter ist es erstm alig 45 /44 v. Chr. bezeugt (P. Va- tinius: Bell. Alex. 44—47).

3) Veil. I I 1 1 0 —116 ; Dio L V 28, 7 —33; 34 , 3 f f . ;L V I 1, 1 ; L V I 1 1 —17. Sueton (Tib. 16, 1) nennt denKrieg: „grauissimum omnium externorum bellorumpost P u n ica ".

Maßnahme, die zweifellos im Laufe des Krieges ge­troffen wurde 4) und die deshalb für uns von Wich­tigkeit ist, weil wir erst von dieser Zeit an von einer Provinz Dalmatien sprechen dürfen. Es ist die Teilung der Provinz Illyricum in ein Illyricum superius 5) (Dalmatia) und ein Illyricum inferius 6) (Pannonia). Noch für das Jahr 6 n. Chr. bezeichnet Velleius Paterculus 7), der selbst am Krieg aktiv teilgenommen hat 8), den M. Valerius Messalinus als „praepositus Illyrico" 9), während er im Zu­sammenhang mit den Ereignissen im Frühjahr des Jahres 9 n. Chr. den C. Vibius Postumus „praeposi- tus Dalmatiae“ nennt10). Innerhalb dieses Zeit­raumes einen genauen Zeitpunkt für die Zweiteilung zu eruieren, ist nicht möglich, doch ist kaum an­zunehmen, daß sie vor der Schlacht am Bathinus, durch die das Gebiet der Pannonier als Kriegs­schauplatz ausgeschaltet und der Krieg auf dalma­tinischen Boden beschränkt wurde11) und die höchstwahrscheinlich am 3. August 8 n. Chr.12) stattgefunden hat, erfolgt wäre. Im Anschluß daran begab sich Tiberius nach Rom 13), M. Aemilius

*) Vgl. Köstermann, Der pannonisch-dalmatini- sche Krieg 6—9 n. Chr., Hermes L X X X I (1953) 350, Anm. 1.

6) So in C IL I I I 17 4 1; vgl. unten Sp. 1 1 .6) , Die Bezeichnung ist nicht direkt belegt, jedoch

aus obgenannter Inschrift zu erschließen.7) I I 1 12 , 2.8) I I i i i , 3.9) Bei Dio (LV 29) heißt er: 6 xöxs xai Tij; AsX-

(laxiaj xal rijj üavvovtaj £px<i>v.10) I I 116 , 2 ; vgl. unten Sp. 7.“ ) Veil. I I 114 , 4.12) C I L I 2 p. 248; vgl. 323 f .; X p. 464; Dobo, In-

scriptiones2 64 n. 388. Vgl. Hirschfeld, Hermes X X V (1890) 358 ff. = Kleine Schriften 394 ff.; R au, K lioX I X (1924) 330 ff.; Kösterm ann a. O. 367.

13) Dio L V I 1 , 1.

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Lepidus befehligte die zweifellos in Pannonien stationierten Truppen14). Ritterling15) und ihm folgend Reidinger16) fassen seit dieser Zeit Pan­nonien als selbständige Provinz auf und sehen so­mit in M. Aemilius Lepidus den ersten pannoni- schen Statthalter. Ob nun die Teilung bereits Ende8 n. Chr. erfolgt sein kann oder nicht, ist belanglos, im Frühj ahr g n. Chr. war sie j edenfalls Tatsache17). Gleich nach dem Krieg setzte eine planmäßige Be­friedung der illyrischen Provinzen ein; durch die Anlegung von Legionslagem, Städten und Straßen machte die Romanisierung rasche Fortschritte. Illyrien ist in der Folgezeit immer treu zum Reich gestanden, hat ihm tüchtige Soldaten und von der Mitte des dritten Jahrhunderts an ganz ausgezeich­nete Kaiser geschenkt.

Die römische Provinz Dalmatia umfaßte das Küstenland vom Flüßchen Arsia (Ra§a) bis Lissus (Leä), im Inneren Bosnien, die Herzegowina, das westliche Serbien18) und stieß im Westen an den Nordostzipfel Italiens, im Norden an Pannonien (seit dem beginnenden 2. Jahrhundert Pannonia superior und Pannonia inferior), im Osten an Mösien (seit 86 n. Chr. Moesia superior) und im Süden an Makedonien19). Die Grenze verlief im Westen gegenüber Histria — wie schon erwähnt— entlang dem Flüßchen Arsia, gegenüber Pan­nonien südlich des Colapis (Kulpa) und Savus (Save); zwischen Sirmium (Mitrowitza) und Singi- dunum (Belgrad) erreichte sie letztgenannten Fluß, der jetzt ein Stück die Grenze bildete. Südöstlich Singidunum bog die Grenze nach Süden, machte nach Osten eine Ausbuchtung zum Margus-Fluß (Morawa) .verlief dann entlang dem Drilon (albanesi- scher Drin) zum Scardus-mons (Sar planina), bog dort nach Westen und erreichte südlich Lissus die Adriaküste 20).

14) Veil. I I 114 , 5; vgl. Ritterling, AEM X X (1897) 6 Anm. 14.

“ ) A. O. 6f.18) Die Statthalter des ungeteüten Pannonien und

Oberpannoniens von Augustus bis Diokletian, S. 16 f.17) Zum Ganzen vgl. Ritterling, R E X I I 1236.

Der Ansatz M arquardts (St. V. I 2 292, 299; vgl. Betz, Unters. 5) im Jah re 10 n. Chr. ist sicherlich zu spät.

15) Vgl, Domaszewski, AEM X I I I (1890) 13 1 .19) Vgl. Orosius I 2, 59.2a) Diese Grenzziehung stützt sich größtenteils

Für die Rechtsprechung war Dalmatien in drei Gerichtssprengel (conventus iuridici) geteilt, von denen der von Scardona von der Arsia bis zum Titius reichte und den größten Teil der Iapuden und vierzehn liburnischeVölkerschaften umfaßte21) ; zum conventus Salonitanus gehörten neben den Dalmatern noch vier Stämme22), der Vorort des dritten Gerichtsbezirkes war Narona23).

Dalmatien war eine kaiserliche Provinz, die von einem legatus Augusti pro praetore, und zwar konsularischen Ranges, verwaltet wurde, da in der Provinz ursprünglich zwei Legionen standen; den gleichen Rang behielt er auch in der provincia inermis bei24). In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts trat an die Stelle des senatorischen

' legatus Augusti pro praetore ein praeses, der dem Ritterstande angehörte (vir perfectissimus). Sitz der gesamten Administratita war die Hauptstadt der Provinz, Salonae, wo neben dem Statthalter auch der Finanzprokurator26), der die Finanzge­barung der Provinz zu betreuen hatte, residierte26). Die Finanzprokuratur wurde von Männern aus dem Ritterstand27) bekleidet und war in der Provinz Dalmatien eine ducenare Stellung 28) — die höchst­mögliche Besoldungsklasse für Finanzprokura- toren29). Neben diesem war in Dalmatien von be-

auf Ptol. I I 6 1 , - i. Für alle geographischen Fragenverweise ich auf Jelid, W MBH V II( 1900) 180 ff. undSaria, R E Suppl. V I I I . 22 f.

21) P lin ., nat. hist. I I I 2 1, 139. Vgl. Mommsen, C IL I I I p. 366; Fluss, R E I I A 356.

2S) Plin. a. O. I I I 22, 142. Vgl. Mommsen a. O. p. 304; Vulic, R E I A 2004.

a3) Die Zeit, in der 89 civitates diesem Sprengel zugeteilt waren (Pl;n. a. O. I I I 22 ,14 3), ist die Varros; ihre Zahl ist durch die Einrichtung des conventus Salonitanus verringert worden. Vgl. Fluss, R E X V I 1752-

**)'Vgl. Betz, Unters. 40.“ J .C IL I I I 1985 = 8 571; 2075; 8716.2e) Vgl. Marquardt, St. V. I2 300; Vulic, R E I A

2004.27) In C I L J I I 1985 = 8571 und 8361 = 12 721 ==

D. 1443 führen sie den Rangtitel „v ir egregius".2S) C I L I I I 1985 = 8571; 8361 = 12 721 = D .1443;

IG R I I I 4 1 ; Stein, Dazien 79. Vgl. Pflaum, Les pro- curateurs 6questres sous le haut-empire romain 52,54; Domaszewski, Bonn. Jb b . C X V IJ (1908) 14 1 ff.

2S) Vgl. Hirschfeld, Verwaltungsbeamte 435f.;ob m it der dalmatinischen Finanzprokuratur die von Histria.dauernd verbunden war (Hirschfeld a. O. 379

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sonderer Bedeutung der Bergwerksprokurator30), ebenfalls ein Ritter31), zu dessen Amtsbezirk — zumindest zeitweise — auch die Provinz Pannonien gehört haben dürfte32). An der Spitze der einzelnen civitates bzw. pagi stehen meist angesehene Ein­heimische, bisweilen ortsansässige römische Bürger, die in dieser Eigenschaft uns unter den Titeln „praefectus“ 33), „praepositus"34), „princeps"35) oder „praepositus et princeps“ 38) begegnen37).

auf Grund von C IL I I 2643, X I 2698), ist kaum aus­zumachen. Gegen die Vermutung Hirschfelds (a.O.), daß ausnahmsweise auch Pannonien zusammen mit Dalmatien verw altet worden wäre (vgl. dagegen Ritterling, Ö Jh V II [1904] Bbl. 35 Anm. 33), möchte ich geltend machen, daß es sich in der Inschrift Ann. 6p. 1903 n. 368 = D. 9200, auf die Hirschfeld sich stützt, ja auch um einen Bergwerksprokurator han­deln könnte.

s°) C IL I I I 6313 = 8333; 7x27 = D. 14 2 1; C IL I I I 8359; 8^60; 8361 = 12 7 2 1 = D. 1443; C IL I I I 12725 ; 12736.

31) C IL I I I 8359; 8360; 8361 = 12 72 1 = D. 1443; C IL I I I 12736.

32) C IL I I I 8361 = 12 72 1 = D. 1443; C IL I I I 7 127 = D. 14 2 1.

“ ) C IL I I I 15065.**) C IL I I I 14325; 14328; 15064.“ ) C IL I I I 1322 ; 2774; 2776.M) C IL I I I 14324; 14326.37) Vgl. Ruggiero, Diz. ep. s. v. „Illyricum " IV 32.

Durch C IL I X 2564 ist in flavischer Zeit ein aktiverOffizier der in Dalmatien stationierten leg. X I als„praefectus civitatis“ bezeugt (vgl. Domaszewskia. O. 107 ; Betz a. O. 36).

Dieser Verwaltungsappalat hielt sich in Dal­matien bis auf Diokletian, von dessen Reichsreform auch unsere Provinz nicht unberührt geblieben ist, und die als Ganzes gesehen einen scharfen Bruch mit der Vergangenheit darstellt; der südliche Teil mit Scodra als Hauptstadt wurde abgespalten und als „Praevalitana“ bzw. „Praevalis" unter einem eigenen Stadtthalter (praeses) als selbständige Pro­vinz konstituiert38) ; sie gehörte zur dioecesis Moe- siarum39), als diese später geteilt wurde, zur dioe­cesis Dacia 40), die in letzter Instanz dem praefectus praetorio per Illyricum ( = Illyricum orientale) unterstand. Das eigentliche Dalmatien, der Groß­teil der alten Provinz, erfuhr eine gesonderte Be­handlung durch Diokletian, dessen Heimat es war; Es wurde zur dioecesis Pannoniarum, später Illy­ricum (= Illyricum occidentale) geschlagen 41) und unterstand somit dem praefectus praAtorio Italiae42) ; kein militärischer dux konnte diese Provinz zu seinem Kommandobeieich zählen43); eine beson­dere Ehrung wurde ihr zuteil, als Diokletian nach seiner Abdankung in Salonae seinen Aufent­halt nahm **).

38) Not. dign. (ed. Seeck) Or. I 123.S9) Latere. Veron. (Seeck, Not. dign.) p. 249.40) Not. dign. Or. I I I 19.“ ) Latere. Veron. a. O.; Not. dign. Occ. I 86.M) Not. dign. Occ. I I 3 1 ; zum Ganzen vgl. Korne-

mann, R E V 729 f.; Vuli6, R E I X 1087; Saria, R E X X I I 1675, Suppl. V I I I 23. 25.

“ ) Vgl. Boecking, ad not. dign. Occ. X L V p. 1189. “ ) Vgl. Enßlin, R E V II A 2420, 2491.

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Die Statthalter der römischen Provinz Dalmatien von Augustusbis Diokletian

1 C. Vibius Postumus, C. f.: 9—12 n. Chr.

1 VeU. II 116 , i f . :Magna in bello Delmatico experimenta virtutis in multos ac difficilis locos praemissus Germanicus dedit; celebri etiam opera diligentique Vibius Postumus, vir consularis, praepositus Delmatiae, ornamenta meruit triumphalia.

2 Florus I I 25:. . . Augustus perdomandos {sc. Delmatas) Vibio mandat, qui efferum genus fodere terras coegit aurum- que venis repurgare.

3 Dio LV I 15 , 3 :Kat 6 |ilv taöta r e p s c ( s c . Fep^avixog) Ttpig töv Ttßepto / avej'wprjaev, 6 Sk o'q IIoaTo6|JUOs

(sic!) t« Xoin« 7rpogxaTetpYaaaxo.Nachdem C. Vibius Postumus im Jahre 5 n. Chr.

zusammen mit C. Ateius Capito das Konsulat (= Suffektkonsulat) bekleidet hatte45), nahm er als Unterfeldherr46) an dem dreijährigen Kriege teil (6—9 n. Chr.), den der Kaisersohn Tiberius gegen die aufständischen Pannonier und Dalmater zu führen hatte47). Tiberius erhielt dafür einen Triumph zugesprochen, sein Neffe und Adoptiv­sohn Germanicus die ornamenta triumphalia48).

Nach dem Abgang des Germanicus im Jahre9 n. Chr. setzte für Vibius Postumus seine Aufgabe

“ ) C IL I2 p. 29 = 1. 1. X I I I / i p. 6 1; vgl. Degrassi, Fasticons. 6. Vorher w ar er praetor pro consule ge­wesen: C IL I X 730 (zu dem Amte vgl. Mommsen St. R . I I 3 647«.).

“ ) Vgl. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 227; Köstermann, Hermes L X X X I (1953) 368, 375.

4?) Vgl. Einleitung Sp. 1 .4S) Dio L V I 17 , 2. 3. Tiberius feierte den Triumph

wegen der Katastrophe im Teutoburger Wald erst später (Veil. I I 12 1 , 2; Sueton, Tib. 20), höchstwahr­scheinlich am 23. Okt. 12 n. Chr.; vgl. Hohl, Die Sie-

als praepositus Dalmatiae ein (1, 2 ,3 ); ihm oblag es mm, endgültig Frieden in dem vom Krieg zer­fleischten Lande zu schaffen (2, 3 49) ; ob ihm die ornamenta triumphalia, von denen Velleius in 1 spricht, sofort nach Abschluß des Krieges oder erst nach Beendigung der Statthalterschaft ver­liehen wurden, ist nicht a^szumachen. Eine Einzel­heit von der Tätigkeit des Postumus in der Provinz berichtet die Florusstelle 2, die von der Ausbeutung der Goldminen durch diesen Statthalter spricht50).

Daß die pazifikatorische Mission des Vibius Postumus in der Provinz Dalmatien sich über mehrere Jahre ausdehnte, liegt in der Natur der Sache, einen abschließenden terminus aber ge­winnen wir, wenn wir seine weitere Laufbahn ins Auge fassen. Gemäß einer Inschrift aus Samos 51) war er drei Jahre hindurch Prokonsul von Asia, wie sich aus den Fasten dieser Provinz ergibt, in den Jahren 1 3 —16 n. Chr.52).

Dadurch ist die dalmatinische Statthalterschaft zeitlich klar umrissen, der Beginn steht mit dem Jahr 9 n. Chr. fest, als terminus ante quem dient das Jahr 13 n. Chr., es besteht somit für einen Ansatz in die Jahre 9—12 n. Chr. keinerlei Hinder­nis.

gesfeiern des Tiberius und das Datum der Schlachtim Teutoburger Wald 7 ff., 17.

tl) Vgl. Geizer, R E X 437; Borghesi Oeuvr. IV456 f.

50) Vgl. Cons 169.B1) Diehl-Holleaux, Bull. corr. hell. V II I (1884)

467 = Wiegand, Athen. M itt. X X V (1900) 207: 6 8rj(i0{ 04iߣ(p nooxö|i[(p] xb xplj dvfturaiTcp fjpcm eö-SpfST10.

62) Vgl. Diehl-Holleaux a. O. 469; Dessau, P IRI I I 423 n. 392; De Laet 240; Magie, Roman Rule in A sia Minor 489, 1347 (Anm. 61), 15 8 1; Cagnat zur Inschrift IG R IV 1564.

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Literatur: Dessau, P IR I I I 423 n. 392; Haakh, P a u ly R E V I 257on. 18 ; d eL aet9 2 n. 4 1 1 , 238; Cons i68 f., 364; Borghesi, Oeuvr. IV 456 f f . ; Diehl-Holle- aux, Bull. corr. hell. V I I I (1884) 467 ff.

2 L. Aelius Lamia, L. f.: 12—14 (?)Veil. I I 116 , 3 :Nam et Aelius Lamia53) ............... in GermaniaIllyricoque et mox in Africa splendidissimis functus ministeriis, non merito, sei materia adipiscetidi trium- phalia defectus est.

Welche Funktionen Aelius Lamia, der consul Ordinarius des Jahres 3 n. Chr.54), in Germanien und Illyricum bekleidet hat, ist eine umstrittene und schwer zu beantwortende Frage. K lebs55) und v. Rohden56) wollten in ihm einen Legaten des Tiberius in den Jahren 4—6 n. Chr.57) sehen, doch Groag 58) hat diese Annahme mit Recht abgelehnt, indem er erklärte, daß es in diesen so erfolgreichen Feldzügen an materia adipiscendi triumphalia nicht gefehlt hätte; auch spricht das mox der Velleius- stelle dagegen, denn das splendidissimum ministerium, das er in Afrika bekleidete, kennen wir wohl: es ist der Prokonsulat dieser Provinz in den Jahren 15 /16 n. Chr.59). Dieselbe Stellung eines Legaten des Tiberius, jedoch in den Jahren 9—12 n. Chr.60), glaubten Borghesi61), Liebenam62), de Laet63) —

53) Borghesi (Oeuvr. IV 455 ff.) hat den Namen wiederhergestellt.

<*) C IL I ap. 29 = I. I. X I I I / i p. 6 1; vgl. Degrassi, F asti cons. 6.

55) P IR I 19 n. 149.“ ) R E I 522 n. 76.57) Zu den Ereignissen dieser Jah re vgl. Geizer,

R E X 488 f f . ; Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 221 f.; Niese-Hohl, Grundriß der röm. Gesch. 296 f.; Dessau, Gesch. der röm. Kaiserz. I 426; Domaszew­ski, Gesch. der röm. K aiser I 230 f .; Kornemann, R . G. I I 142 f.

58) P IR 2 I 34 n. 200; Ritterling-Stein, F asti 1 1 .59) Ann. ep. 1936 n. 15 7 ; Tac. ann. IV 13 . Vgl.

Pallu.de Lessert I 97 ff .; de L aet 20 n. 9, 246.60) Zu den Ereignissen dieser Ja h re vgl. Geizer,

R E X 494 f.; Schiller a. O. I 233; Niese-Hohl a. O. 298 f.; Dessau a. O. I 447; Domaszewski a. O. I 246; Kornemann a. O. I I 144.

61) Oeuvr. IV 457 ff.•2) Legaten 153.“ ) L ’Antiquiteclassique V I (1937) 137 ff.; Samen­

stelling van den romeinschen Senaat 20 n. 9.

auch Groag M) erwägt die Möglichkeit — ihm zu­weisen zu können. Aber auch diese Ansicht kann nicht unwidersprochen bleiben. Abgesehen davon, daß wahrscheinlich auch im Germanenkrieg 9—12 n. Chr. die Gelegenheit, sich hervorzutun, nicht gefehlt hätte, ist meines Erachtens nicht ab­zusehen, was Velleius mit dem Illyricoque gemeint haben könnte. Es stimmt wohl, daß Augustus den Tiberius ausersehen hatte, nach seiner Mission in Germanien die Reorganisation in Illyricum zu über­nehmen; auf dem Weg dorthin begleitete ihn Augustus bis Benevent (ca. 7. August 14 n. Chr.), doch kaum in Illyricum angekommen, rief ihn ein Brief ans Sterbelager des Kaisers (Tod des Augustus am 19. August 14 n. Chr.) 65). Zu Aktionen des Tiberius in Illyricum kann es also unmöglich noch gekommen sein. Dadurch ist die ^nnahme, Lamia sei Unterfeldherr des Tiberius in Illyricum gewesen, widerlegt, und auch die Meinung, er habe diese Stellung in Germanien bekleidet, verliert an Wahr­scheinlichkeit ; denn, wie ich glaube, werden durch die Velleiusstelle in ihrer engen Verknüpfung drei wesensgleiche Ämter angeführt; von der afrikani­schen Mission aber wissen wir, daß es sich uni die Statthalterschaft handelt, deshalb dürfen wir dies auch für die in Germanien und Illyricum bekleide­ten Ämter annehmen, zumal auch die Bezeichnung splendidissimum ministerium• einer konsularischen Statthalterschaft entsprechend wäre. So hat Groag66) auch auf die Möglichkeit hingewiesen, daß Aelius Lamia in den Jahren 10 —12 n. Chr. legatus Augusti pro praetore in Germanien gewesen sein könnte, Maria Marchetti67) nimmt dieselbe Stellung für Illyricum an und weist ihn als Statt­halter für die Jahre 10 —13 n. Chr. der Pro­vinz Pannonien zu — Pannonien deshalb, weil in den Jahren 10 ff. n. Chr. in Dalmatien C. Vibius Postumus Statthalter war. Reidinger68) hat aber gezeigt, daß in den Jahren 1 1 / 12 n. Chr. Cn. Cor­nelius Lentulus (augur) Legat in Pannonien war, somit sind in den Statthalterfasten beider illyri­scher Provinzen die Jahre zwischen 12 und 14

M) PIR * I 34 n. 200.“ ) Vgl. Geizer a. O. 495; Dessau a. O. I 476 f.;

Domaszewski a. O. I 247.**) Ritterling-Stein, F asti 1 1 .•7) Bull. comm. X L (1912) 136 f.•8) S. 25

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n. Chr.69) unbesetzt. Aelius Lamia kommt dem­nach als Statthalter für Pannonien und Dalmatien in gleichem Maße in Betracht. Bei der heutigen Lage des Quellenmateriales eine Entscheidung zu treffen, halte ich für unmöglich.

Nach dem afrikanischen Prokonsulat wurde Aelius Lamia die Statthalterschaft der Provinz Syrien zugewiesen (nach dem Jahr 2 1 n. Chr.), doch Tiberius hinderte ihn an der Ausübung dieses Am tes70) ; 32 n. Chr. wurde er praefectus u rb i71), starb aber schon im darauffolgenden Ja h r 72).

Literatur: Groag, P IR 2 I 34 f. n. 200; v. Rohden, R E I 522 n. 76; de Laet 20 n. 9; Liebenam, Legaten 15 3 ; Borghesi, Oeuvr. IV 455 f f . ; Pallu de Lessert I 97 f f . ; de Laet, L ’ Antiquite classique V I (1937) 137 f ; Reidinger 3 1 f.

3 P. Cornelias Dolabella, P. f.: 14 —201 Veil. I I 125, 5:

Cuius (nämlich des Q. Iunius Blaesus, der zur Zeit des Ablebens des Augustus Statthalter in Pannonien war) cur am ac fidem Dolabella quoque, vir simplicitatis generosissimae, in maritima parte Illyrici per omnia imitatus est.

2 CIL I I I i7 4 i= D . 938: Epidaurum (Cavtat). P(ublio) Cornelio j Dolabellae co(n)s(uli) / V II vir epuloni j sodali Titiensi /5 leg{ato) pro pr(aetore) divi Augusti I et Ti(berii) Caesaris Augusti j civitates superioris / provinciae Hillyrici.

3 CIL I I I 2908 (vgl. p. 2273) = D. 2280: Iader (Zadar).Ti(berius) Caesar divi Aug(usti) f(ilius) / Augustus imp(erator) pontif(ex) max(imus) / trib(unicia) pote- st(ate) X X co(n)s(ul) I II / leg(io) V II leg(io) X I /5 P(ublio) Cornelio Dolabella / leg(ato) pro pr(aetore).

(18/19 n- Chr.)4 CIL I I I 3199: Salonae.

['Ti(berius) Caesar] / divi Aug[usti f(ilius) Augustus imp(erator) pont(ifex)] / max(imus) tri[b(utiicia)potestate........ ] / co(n)s(ul) ite[rum viam a colonia]/* Salonita[na ...............aperuit] / P(ublio) Dola-[bella leg(ato) pro pr(aetore)]. (vor 18 n. Chr.)

••) Ab 14 n. Chr. w ar Q. Iunius Blaesus Legat in Pannonien; vgl. Ritterling, AEM X X (1897) 7 ; R e i­dinger 32 f.

70) Tac., ann. V I 27; Dio L V II I 19, 5; vgl. Sueton, Tib. 63.

71) Dio L V III 19, 5-72) Tac., ann. V I 27.

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5 CIL I II 3201 (= 10159 = D. 5829a) + 3198b (= 10156b = zweiter Teil der Inschrift D. 5829) = Abramic, Vjesnik X L IX (1926/1927) 15 1 , Taf. I I = Saria, Klio X X V I (1933) 279 f.: Salonae.['Ti(berius) C]aesar d[i]vi Augustif(ilius) / [Au]gu- stus imp(erator) pontif(ex) max(imus) / trib(unicia) potest(ate) X X I73) co(n)s(ul) I II / viam a Salonis adHe........ [c]astel(lum) /5 Daesitiatium per mi\lliapass]uum / C L V I mutiit / et idem viam ad Ba ..........[flu] men / quod dividit Hbis.......................ibus / aSalonis munit per [millia pas]suum / 10 C L V III /[et idem v ia m .................] / munit ad imum montemDitionum / Ulcirum per millia passuum / a Salonis LXXV IID I 15 P(ublio) Dolabella leg(ato) pro / pr(aetore). (19/20 n. Chr.)

6 CIL I I I 9973 = Hirschfeld, AEM IX (1885)4 = D. 5953 = Abramic und Colnago, ÖJh X II, (1909) Bbl. 32 (mit verbesserter Lesung) = Betz, Unters. 30 T. 1 : Corinium (Karin).[e]x edictu (sic!) P(ublii) Cor/neli(i) Dolabele (sic!) leg(ati) I pro pr(aetore) determinav[it] / S(ervius) Titius Geminus /5 pri(nceps) posterior leg(ionis) / VII inter Neditas j et Corinienses / restituti iussu A(uli) I Duceni(i) Gemini /10 leg(ati) Aug(usti) pr(o) p[r(aetore)] / per A(ulum) Resium [M]ajximum (centurionem) leg[ionis) X I / C(laudiae) p(iae) f(ide- lis) pr(incipem) posterior(em) / et Q(uintum) Aebuti- um I15 Liberalem (h)astat(um) / posteriore(m) leg(io- nis) [ eiusdem.

7 CIL I I I 14712 = D. 7160 = Bulic, Bull. dalm.X X V (1902) 6 f. = Betz, ÖJh X X X V (1943) Bbl. 127 : Salonae.L(ucio) Aniqio L(ucii)f(ilio) j Paetinati / III I vir(o) iure dic(undo) / quinquennal(i) prae(fecto) /5 qitin- q{uennali) Drusi Caesar(is) / Germanici praefec(to)

. quinq(uennali) P(ublii) Dolabellae / pontißci flamini / Iuliae Augustae praef(ecto) I10 fabr(um) / prae-

fectur(a) Phariac(a) / Salonitan(a).

8 Abramic und Colnago, ÖJh X II (1909) Bbl. 32 n. 3 = Ann. ep. 19 10 n. 80: Popovic (Territorium von Corinium).

73) Abramic macht eine Korrektur und liest trib. potest. X X I[I] , doch ist eine solche Korrektur — an­scheinend bloß aus räumlichen Gründen vorgenom­men — keinesfalls nötig; vgl. Betz, Unters. 28 Anm. 77.

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[e]x dec[reto] j [P(ublii)] Corne[li(i)] / [Do]la-bel(lae) le[g(ati) pro] / [pr(aetore)] fittis int[er..........

p Rendic-Miocevic, Vjesnik L IV (1952) 4 1 ff. Taf. II, Issa (Lissa).Drusus Caesar T[i(berii) Aug(usti) f(ilius) divi] / Augusti nepos co(n)s(ut) de[sig(natus) iterum] / ponti-

fex augur camp[um dedit] / Publio Dolabella leg(ato) pro [praetore]. (20 n. Chr.)

P. Cornelius Dolabella, der Sohn und Enkel eines P. Cornelius Dolabella 74), warein angesehener Senator der tiberianischen Ära 7S) ; im Jahre 10 n. Chr. war er consul Ordinarius zusammen mit C. Iunius Silanus, welches Amt er bis zum 1. Juli ausübte 76).

Noch Augustus ernannte ihn zum Legaten vonir'; e (r' -•

Dalmatien (Illyricum superius), wie dies aus Zeüg-U nis 2, aber-auch aus der Velleiussteile 1 liervor- geht, in der ihm nachgerühmt wird, er habe so wie Q. Iunius Blaesus, der zur Zeit des AbfeBens des Augustus (19. August 14 n. Chr,) '^taStlialter in Pannonien w ar77), bei der Verwaltung der Provinz besondere Umsicht walten lassen 78). Seihe Statt­halterschaft von Dalmatien war ausgefullt mit einer verdienstvollen Tätigkeit für die Provinz;

,• , - r/<9zahlreiche Inschriften, vor allem Baudrkunden legen davon Zeugnis 4b. ■

Zur militärischen Durchdringung der Provinz war natürlich die Anlegung eines ausgedehnten Straßennetzes eine unumgängliche Notwendig-

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74) Sein V ater: P. Cornelius Dolabella (Groag, P IR 2 I I 3 17 n. 1345; Groag, R E IV 1296 n. 130). Sein Großvater: P. Cornelius Dolabella (Münzer, R EIV 1300 ff. n. 14 1), cos. 44 v. Chr., der G atte von Ciceros Tochter Tullia.

75) Ob die Inschrift IG I I I 591, in der ein Praetor P. Cornelius Dolabella geehrt wird, ihn oder seinen Vater nennt, ist nicht zu entscheiden.

76) C IL P p . 29 = I. I. X I I I / i p. 63; C IL P p . 72 = X €639 = I. I. X I I I / i p. 303; vgl. Degrassi, F asti

cons. 7.

77) Tac., ann. I 16 ; Dio L V II 4, 1. 2. Vgl. R itter- y ling, A EM X X (1897) 7 ; Reidinger 32 f.

78) Obwohl das pannonische Heer revoltierte (Tac.,ann. I ; Veil. I I 125, 1 — 5; Sueton, Tib. 25; DioL V II 4: Zonar. X I 1 ; vgl. Geizer, R E X 496 f.), ver­mochte er seine Truppen (leg. V II und leg. X I ; vgl.Betz, Unters. 60) in Ruhe zu halten. Cons 17 3 ;Groag, R E IV 1309.

k eit79); daß damit bald nach der Niederwerfung des großen Aufstandes begonnen worden war, ist wahiftcheyilich *°); für uns nimmt sie grdibairere Fbime'lr'erst in der Zeit der Legation Dolabellas an. Von Salonae als Mittelpunkt ausgehend führten die S^raßenin al^e Teile der Provinz: 4 bezeugt die Antegung^einer solchen Straße,'fiatiere Umstände sind aus dem Fragment nicht ersichtlich. Genauere Auskunft über die Straßenbauten geben uns die Inschriften zweier Plattenpaare81), die nach Voll­endung der Straßen an einem Denkmal in Salonae angebracht wurden 82). Die in Anmerkung 81 aus­geschriebene Inschrift, in der der Name des Statt­halters nicht aufscheint, ist etwas älter und nennt zuerst eine Straße, die 167 römische Meilen lang ist und „ad fines provinciae Illyrici" führt; sie wird die Verbindung zwischen den pannonischen und dalmatinischen Legionen daifcestellt haben und, wie Abramic M) meint, in Richtung Servitium verlaufen sein M) ; als Erbauer des dalmatinischen Stückes werden die legio V II und die legio X I genannt, das restliche Stück von der Grenze der Provinz bis Servitium werden die pannonischen

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79) Vgl. Domaszewski, Westd. Zeitschr. X X I (1902) 168.

80) Vgl. B allif, Römische Straßen in Bosnien und der Herzegowina 55; Bauer, A EM X V II (1894) 136 ; Betz a. O. 29.

81) Zum einen vgl. 5. Das andere ist C IL I I I 3198a ( = 10 156 a = erster Teil der Inschrift D. 5829) + 3200 ( = 10158) = Abramid, V jesnik X L IX (1926/27) 15 1 , Taf. I : Salonae. [Ti((berius) C]aesar divi Augusti f(ilias) / [Aug]ustus intp(erator) pont(ifex) max(imus) / [trib(unicia)] potest(ate) X I IX co(n)s(ul) IIl [viam] a colonia Salonitan(a) /5 [ad f]in[e]s provinciaeIllyrici j ....................................... / cuius viai (sic!) milliapassus sunt j C L X V II munit per vexillarios / leg(ionis) VII et X I. Item viam Gabinianam / ab Salonis Andetrium aperuit /5 et munit per leg(ionem) VH. (16/17 n. Chr.)

82) Je li<5 (CJL I I I p. 1651 Anm. 1) hat angenom­men, daß die Inschriften an einem gewaltigen Cippus eingesetzt waren, dagegen ist Domaszewski, Westd. Zeitschr. X X I (1902)-167 der Meinung, daß die In ­schriften von den Wänden eines Quadriviums, das den Ausgangspunkt der Straßen überwölbte, stammen (vgl. Betz,Unters. 27 Anm.75). Die richtige Zusammen­stellung der früher falsch verbundenen Platten ist ein Verdienst von Abramic, V jesnik X L IX (1926/27) 147 ff., dazu Tafel I, II .

M) A . O. 153.M) Vgl. dagegen Domaszewski a. O.

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Legionen gebaut haben. Die zweite in dieser In­schrift genannte Straße von Salonae nach Ande- trium (via Gabiniana) hat die legio V II allein ge­baut a&). Das unter 5 angeführte Plattenpaar spricht von drei Straßen: die erstgenannte ist 156 römische Meilen lang und führt ins Gebiet der Daesitiaten, die zum Gerichtsbezirk von Narona gehörten86); der Name des Kastells, das als Endpunkt dieser Straße genannt wird, ist unbekannt. In dem mitB A ........ beginnenden Flußnamen — bis zu diesemFlusse führte die an zweiter Stelle genannte Straße— hat Saria 87) den Bathinus zu erkennen geglaubt und ihn mit der heutigen Bosna identifiziertM) ; die Straße führte demnach wahrscheinlich ins Innere der Provinz, ins heutige Bosnien, und ist 158 römi­sche Meilen lang. Die kürzeste Straße (77 % römi­sche Meilen) führte bis zum mons Ulcirus, den Bauer 89) bei Rastello di Grab zu finden glaubt90). ' Zu Dolabellas Verwaltungsmaßnahmen zur Her­

stellung und Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in der Provinz gehörte die Schlichtung von Grenzstreitigkeiten. Die Terminationsinschrif­ten 6, 8 beweisien, daß der Statthalter öfter in sol­chen Fällen intervenieren und durch seine Offiziere die Territorien benachbarter Gemeinden abgrenzön lassen mußte. Zeugnis 6 berichtet von einer Gienz- regulierung zwischen den Gebieten von Nedinum (Nadin) und Corinium (Karin), die Jahrzehnte später wiederholt wurde (vgl. unten Sp. 20), und 8 bezieht sich auf eine Termination unter Dolabella wohl im gleichen Gebietet

Vielleicht nicht zufällig fällt diese ausgedehnte Tätigkeit Dolabellas in der Provinz in dieselben Jahre, in denen Drusus, der Sohn des Princeps, im Zusammenhang mit den Vorgängen im Reiche Marbods mit einem besonderen Kommando in Illyricum betraut war 91) und gelegentlich in Dal­

“ ) Benannt nach A. Gabinius, der im Bürgerkrieg Legat Caesars in Illyricum w ar; Von der Mühll, R E V II 430.

M) Plin., nat. hist. I I I 142/143.8J) A . O. 279ff.88) Vgl. Betz, Unters. 29.89) A. O. 137 ff.•°) Zum ganzen vgl. Betz a. O. 27 ff.M) Der illyrische Aufenthalt des Drusus dauerte

mit zwei Unterbrechungen (Rückkehr der Agrippinaaus dem Orient nach dem Tode des Germanicus [Tac., ann. I I I 2]; Prozeß gegen Piso [Tac., ann. I I I 7. 1 1 .

matien weilte. Die Anwesenheit des Drusus im Jahre 20 bezeugt die Inschrift p, die zugleich das späteste Zeugnis für die Statthalterschaft Dola­bellas ist.

Aus 7 erfahren wir, daß Dolabella I I I I vir quin- quennalis von Salonae war; dieses municipale Amt pflegten die Gemeinden ehrenhalber Mitgliedern des Kaiserhauses oder hohen Reichsbeamten zu über­tragen, die sich ihrerseits durch einen Notabein der betreffenden Gemeinde vertreten ließen; dieser führte als Stellvertreter den Titel praefectus quin- quennalis92), in unserem Falle ist es ein gewisser L. Anicius Paetinas. Bei der zeitlichen Fixierung dieses Municipalamtes hilft uns der Umstand, daß nach der gleichen Inschrift Paetinas im fünften Jahre hernach den Drusus Caesar Germanicus, den Sohn des Tiberius93), in derselben Stellung ver­treten hat; dieser weilte, wie schon dargelegt wurde, in den Jahren 17 —20 n. Chr. in Pannonien bzw. Dalmatien, Dolabella hatte also zwischen 12 n. Chr. (falls er damals schon Statthalter von Dalmatien war) und 15 n. Chr. die Würde eines I I I I vir quin- quennalis in Salonae inne.

Dolabellas Legation in der Provinz ist für die Jahre von spätestens 14 n. Chr. (1, 2) bis 20 n. Chr. (p) gesichert; ob er schon vor dem Jahr 14 n. Chr. in Dalmatien war, ist nicht festzustellen, doch besteht die Möglichkeit, daß er der direkte Nachfolger des Vibius Postumus war, denn die Legation des Aelius Lamia ist für Dalmatien keineswegs gesichert. Ge­endet wird Dolabellas Statthalterschaft noch im Jahre 20 haben, denn im Jahre 2 1 n. Chr. treffen wir ihn schon wieder in Rom an, wo er im Senat für den aus Can\panien zurückkehrenden Kaiser

18]) vom Jah re 17 n. Chr. (Tac., ann. I I 44. 46. 53) bis vor den 28. Mai 20 n. Chr., an dem er in Rom ein­zog (Tac., ann. I I I 19 ; F asti Ostienses [CIL X IV 244 = I2 p. 319 = 1. 1. X I I I / i p. 187]). Vgl. Dessau, P IRI I 177 ; Gardthausen, R E X 432; Dessau, Gesch. der röm. Kaiserz. I I 29 f . ; Domaszewski, Gesch. der röm. Kaiser I 28 9 !.; Patsch, Beiträge V / i 124 f.

*2) Vgl. Liebenam, Städteverwaltung 260 f f . ; Betz, ÖJh a. O. 130 Anm. 17.

“ ) Daß es sich hier nicht, wie Mommsen (zur In ­schrift 7) meinte, um Germanicus, noch, wie Dessau (zur Inschrift 7160 Anm. 1 ; K lio X V II [1921] 256 Anm. 5) vermutete, um dessen Sohn, sondern nur um den Tiberiussohn handeln kann, hat Betz ÖJh a. O. 13 1 f. erwiesen.

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die ovatio beantragte M). In den letzten drei Jahren seines Provinzialamtes stand er, wie schon gezeigt wurde, unter der Oberaufsicht des Kaisersohnes Drusus.

Von seinem weiteren Leben wissen wir noch, daß er im Jahre 22 in Rom weilte 95), 23/24 n. Chr. als Prokonsul Africa verwaltete 96), wo er gegen den Numider Tacfarinas zu kämpfen hatte und dabei große Erfolge errang. Die omamenta triumphalia wurden ihm aber von Tiberius verweigert97).

Literatur: Groag, P IR 2 I I 3 18 f. n. 1348; Groag, R E IV 1308 ff. n. 14 3 ; d e L a et4 3 n. 129, 238; Schnei­der 49 n. 105 ; Fischer 74 n. 535; Liebenam, Legaten 15 3 f .; Cons 173 ff., 364; V ojnovii 129 f .; Rendic- Miocevic, V jesnik L IV (1952) 41 ff.

4 L. Volusius Satnrninus, L. f.: 34—40 (?)

1 CIL I I I 2882 = Glavinic und Alacevic, Bull, dalm. I (1878) 88 = Hula, AEM X II I (1890) 103 = Betz, Unters. 30 T. 2: Corinium (Karin)............. mis Laco j [cent(urio) ?] lcg(ionis) VIIiudex I [datujs ex convent(ione) /5 [eo]r[um] ab L(ucio) Volu[sio] / [L(urii) f{ilio)] Satumino le[g(ato)] I [p]ro pr(aetore) C(ai) Caesari[s] / [Äjugusti Germ[a] /[ni]ci inter Ned^if^tas e t .......

2 CIL I I I 2974 = D. 923a: Aus Dalmatien (viel­leicht Aenona — Nin); jetzt in Venedig. L(ucio) Volusio [L(ucii) f(ilio) Saturnino] / co(n)- s(uli) aug(uri) so[dali Augustali] / sodali Titio [leg(ato) pr(o) pr(aetore) divi Aug{mti)] / leg(ato) pro pr(aetore) Ti(berii) C[aesaris Augusti].

M) Tac., ann. I I I 47: Decrevere patres vota pro reditu eius supplicationesque et alia decora. Solus Dola­bella Cornelius, dum anteire ceteros parat, absurdam in adulationem progressus, censuit, ut ovans e Campania urbem introiret.

M) Tac., ann. I I I 69.••) Tac., ann. IV 23; Cohen I* 208 n. 218 — 221,

219 n. 16 ; Mionnet V I 584 n. 22 — 25, 585 n. 28. Vgl. Pallu de Lessert I 109 ff.; Groag, P IR 2 I I 3 19 ; Groag, R E IV 1309; de Laet 43 n. 129; Schneider 49 n. 105; Liebenam, Legaten 154 ; Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 280.

S7) Tac., ann. IV 26. Tiberius ta t dies, um IuniusBlaesus, der der Onkel Sejans war, nicht zu verletzen(vgl. Groag, R E IV 1309); dieser w ar nämlich derVorgänger Dolabellas als Prokonsul von Africa ge­wesen und hatte sich durch die Bekämpfung desTacfarinas die ornamenta trium phalia und den Impe­ratortitel erworben.

3 CIL I I I 2975 = Glavinic und Alacevic, Bull, dalm. I (1878) 88 = D. 923: Aenona (Nin). L(ucio) Volusio [L(ucii) f(ilio)] j Saturni[no] / co(n)s(uli) auguri [sodali] j August(ali) s[odali] ,/5 Titio I leg(ato) divi Ang[usti leg{ato)] / Ti(berii) C[aesaris] / [divi Augjusti fiilii) / [pa]trono.

4 CIL I I I 2976: Aenona (Nin).[L(ucio) Volusio L(ucii) f(ilio) Saturnino / ............ /leg(ato) pr(o) pr(aetore) divi Augusti j leg(ato) pr(o) pr(aetore) Ti(berii) Caesaris Aug(u<ti) /5 et C(ai)] Caesaris Au[g(usti) Germ(anici)] / praefecto urbis / patrono d(ecreto) d(ecuriontim).

praefectus urbi 40 (?) — 56 n. Chr.98)5 CIL I I I 8472 = Bulic, Bull. dalm. X II (1889)

145 = Hula, AEM X II I (1890) 104 = D. 5948 = Betz, Unters. 30 T. 3: Küstenstrich Narenta- mündung — Salonae (Krug bei Je^enice in Pol- jica).L(uciui) Trebius / Secundus prjaefctus (sic!) ca- 'tr/orum inter j5 Onastinos et / Narestinos terjminos posit (sic!) iusjsu L(ucii) Volusi(i) Satu/rnin(i) le%(ati) pro prl10aetore C(ai) C[ae/sar]is A[ugusti] / G[erm]anici ex / senfententi/a (sic!) quam isath- /15 irito (sic!) consijlio dixit.

6 C IL I I I 9832 (vgl. p. 2328u ) = Hula, AEM X II I (1890) 102 = Patsch, Glasnik V II (1895) 415 Abb. 76 = D. 5949 = Betz, Unters. 3 1 T. 4: Zwischen Promona und Bumum (Razvadje)........... Vib]ullius t[rib(unus) " ) ] / [le]g(ionis) VIIet L(ucius) Sal[vi/us] M{arcus) Sueto ce[njt]uriones leg(ionis) X[7] ,/5 [iu]dices dati ex j [clomventione (sic!) a / [L(ucio) V]olusio Satur j[n]ino leg(ato) pro pr(aetore) / [C(ai)] Caesaris Aug(usti) /10 [Germa­nia inter................... tine[s] e [ t ...................

7 CIL I I I 9833: Bei Promona (Oklaj).[L(ucio)] Volus[io] / [Satu]rnino [leg(ato)] j [pro] pr(aetore) C(aty C[aes(aris)]/[Aug(usti) G]erm[anici].

8 CIL I I I 9972 = Glavinic und Alacevic, Bull, dalm. I (1878) 85: Gebiet von Corinium (Stari- grad bei Obrovac).Iuliae August(ae) divi / Augusti matri Ti(berii) Caejsaris Aug(usti). L[ucio) Volusio / Satumino

•8) Vgl. Dessau, P IR I I I 484; de Laet 96 n. 433; Borghesi, Oeuvr. I I I 326.

**) Mommsen (zur Inschrift) will in Z. 1 nicht „tribunus“ lesen, sondern hält das T für den Anfangs­buchstaben des Kognomens, in Z. 2 vermutet er das Centuriozeichen.

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leg(ato) pro pr(aetore) / C(aius) Iulius C(ai) f(ilius) Sulla ob dec(urionatum) 10°).

g CIL I I I 12794 = Bulic, Bull. dalm. X II I (1890) 145 = D. 5952 = Betz, Unters. 3 1 f. T. 6: Küstengebiet Naxentamündung — Salonae (Krc bei Dubrava in Poljica)..................................../ .............[i]titer Ner[ajsti]noset Pituntijnos termini r[ecjo]gniti et restitu[ti] a /5........ [P]isone leg(ato) propretore (sic!) j [Ti(berii)]Claudi(i) Caesaris [Aug(usti)] / [G]ermanid per C(aiiim) Ma[r]lium Maternum (centurionem) leg{io- nis) I V II C(latidiae) p(iae) f(idelis) qttos L(ucius) Volus/10[ius Satnrninus statuendos curaverat (?)].

10 CIL I I I 14322 = Bulic, Bull. dalm. X IX (1896) 4 1: Gebiet von Corinium (Starigrad bei Obrovac). Ti(berius) Caesar / divi Aug(usti) f(ilius) / Augustus / imp(erator) pontif(cx) max(imus) trib(unicia) /s pot(estate) X X X V I ded(icante) L(ucio) Volusio Sa- turniti(o) / leg(ato) pro pr(aetore). (34/35 n. Chr.) Zufällig kennen wir das Geburts- und Todes­

jahr dieses Statthalters von Dalmatien, 38 v. Chr. und 56 n. Chr.101) ; im Jahre 3 n. Chr. war er zu­sammen mit P. Silius Suffektkonsul102), in der Folgezeit Prokonsul von Asia103) und Legat in einer unbekannten kaiserlichen Provinz unter Augustus

(2, 3 , 4)-Tiberius übertrug ihm die Statthalterschaft von

Dalmatien 2, 3, 4, 8, 10 — die genau datierte In­schrift 10 führt in die Jahre 34/35 n. Chr. und ist wohl sicher die früheste1M) — welches Amt er noch

i0t>) Die beiden letzten Worte stehen in Rasur.101) Tac., ann. X I I I 30 (z. J . 56 n. Chr.): At L.

Volusius egregia fama concessit, cui tres et nonaginta anni spatium vivendi praecipuaeque opes bonis artibus, inoffensa tot imperatorum amicitia fuit. Vgl. Plin., nat. hist. X I 223.

ia2) C IL I 2p. 29 = 1. 1. X I I I / i p. 6 1; vgl. Degrassi, F asti cons. 6.

103) IG R IV 429 = O GIS 468 = Fränkel, Inschrif­ten von Pergamon I 427. Vgl. Dessau, P IR I I I 484; Magie, Rom an Rule in A sia Minor 15 8 1 ; de Laet (240) setzt dieses Am t zwischen 8 n. Chr. und 14 n. Chr. an.

104) Die Vermutung, Inschrift 8 wäre schon vor dem Jah re 29 n. Chr. (Todesjahr Livias) gesetzt wor­den, wäre zu gewagt, man wird m it Hirschfeld (zur Inschrift, vgl. I I I 14322) annehmen müssen, daß die Ehrung der toten L iv ia galt; die Bezeichnung „Iu lia Augusta“ führte sie seit dem Tode des Augustus (vgl. Ollendorff, R E X I I I 916) bis zum Jah re 42 n. Chr., in dem Claudius sie konsekrieren ließ („diva Iu lia“ , „d iva Augusta“ Ollendorff a. O. 922).

in der Regierungszeit Caligulas bekleidete (/, 4, 5,6, 7, 9)-

Auf seine Veranlassung hin wurden die Grenz­regulierungen zwischen den einzelnen Gemeinden, wie sie sich schon unter Dolabella feststellen ließen, fortgesetzt. Vier Inschriften berichten von Ter­minationen, die im Aufträge des Statthalters Offi­ziere der in der Provinz stationierten Legionen als Schiedsrichter in den Grenzstreitigkeiten zwi­schen den betreffenden Gemeinden Vornahmen. In Inschrift 1 will Patsch105) am Schlüsse Corinienses ergänzen; da die Inschrift in Karin, dem einstigen Corinium, gefunden wurde und Grenzstreitigkeiten zwischen den Bewohnern dieser Gemeinde und denen von Nedinum schon einmal begegnet sind106), wird man Patsch wohl beipflichten dürfen107). Der Grenzstreit, von dem Inschrift 5 berichtet, wurde im consilium des Statthalters behandelt, Volusius Saturninus fällte den Schiedsspruch und beauf­tragte einen praefectus castrorum — mit Wahr­scheinlichkeit ist wegen der Nähe von Gardun der Lagerkommandant der 7. Legion anzunehmen — mit der Grenzabsteckung108); die Onastini und Narestini gehörten zum Gerichtsbezirk von Salo­nae109), ebenso die in 9 genannten Pituntini, die auch in der Folgezeit mit den Narestini Grenz­streitigkeiten hatten110). In Inschrift 6 sind von den Namen der beteiligten Gemeinden nur dürftige Buchstabenreste erhalten, so daß eine Konjektur, der ein Wahrscheinlichkeitsgrad zukäme, kaum möglich istiu ).

Saturninus’ langjähriges Wirken in der Provinz war sicherlich sehr verdienstvoll, die Gemeinde Aenona machte ihn zu ihrem Patron (5, 4). Seine Statthalterschaft muß noch unter Caligula ge­endet haben, weil uns noch für dessen Regierungs­zeit sein Nachfolger in Dalmatien, L. Arruntius Cämillus Scribonianus, bezeugt ist112); das Ende

105) R E IV 12 3 1.106) Unter Dolabella, vgl. oben Sp. 12, 6.10?) Vgl. Betz, Unters. 30 (dagegen Hula a.O . 103).1#s) Vgl. Betz a. O.109) Plin., nat. hist. I I I 142 ; vgl. Bulic, Bull. dalm.

X I I (1889) 145 ff.uo) Unter L . Calpurnius Piso, vgl. unten Sp. 28 f.m ) Vgl. Bulic, Bull. dalm. X I I (1889) 1 1 7 ; Hula

a. O. 10 3; Betz a. O. 3 1.112) C IL I I I 9864a; vgl. unten Sp. 22, 4.

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wird, da die Zeugnisse aus der Zeit Caligulas sehr zahlreich sind, um das Jahr 40 n. Chr. anzusetzen sein113).

Bemerkenswert ist noch die Tatsache, daß Volusius Saturninus als Statthalter von Dalmatien schon in hohem Alter gestanden ist: im Jahre 34 n. Chr. war er bereits 72 Jahre alt; das ist aber bei einem Mann, der mit 62 Jahren noch Vater wurde114) und 93jährig das Amt eines praefectus urbi ausübte, nicht allzu sehr verwunderlich; außer­dem war die Provinz Dalmatien damals durchaus ruhig115).

Literatur: Dessau, P IR I I I 483 ff. n. 661; Pauly, R E V I 2745 n. 7; de Laet 96 n. 433, 238; Schneider 52 n. 134 ; Fischer 70 n. 495; Liebenam, Legaten 154 ; Cons 176 ff., 364; Mommsen, zur Inschrift 2 ; Borghesi, Oeuvr. I I I 3 13 — 334-

5 L. Arruntius Camillas Scribonianus:4o(?)—42

1 Sueton, Claud. 13, 2:Bellum civile rnovit Furius Camillus Scribonianus, Delmatiae legatus.

2 Orosins V II 6, 6:Accidit etiam eodem tempore praesentis gratiae Dei grande miraculum: siquidem Furius Camillus Scribo­nianus, Dalmatiae legatus, bellum civile molitus legio- nes multas fortissimasque ad sacramenti mutationem pellexerat.

3 Dio L X 15 , 1 . 2 z. J . 42:ouxo; vs yzp (sc. ’Awio$ Oütvtxtavoj) ix zwv is xrjv (J.sxä xiv xoO Tafou 0-avaxov npo-ßkrjd-svvtav rfv, xz£ t: xxi ix xouxou SeSwbg evew- xsptaey. ineibi] xe o&Sepiav Ixixvqvo, ItcjkJje npbi; Ooüptov KajnXAov Sxpißumavöv xijs xe AsXjxaxtas Äpxovxa xal Süvajuv auyyrpt toXixixtjv xal !jevix$}v e/ovxa xal itpooavIjceLaev aöxöv xal

113) D amit steht gut in E inklang seine nun folgende Stadtpraefektur (vgl. 4 und auch Plin., nat. hist. V II 62); er w ar in diesem Am t höchstwahrscheinlich der Nachfolger des Q. Sanquinius Maximus (vgl. Dessau, P IR I I I 484), der noch im Ja h r 39 n . Chr. als praefectus urbi bezeugt ist (D io L IX 13 , 2), wenige Jah re nachher aber Statthalter von Untergermanien wurde (vgl. Ritterling-Stein, F asti 48).

114) Plin., nat. hist. V II 62: nuper etiam L. VolusioSaturnino in praefectura urbis extincto notum est e Cor­nelia Scipionum gentis Volusium Saturninum, qui fuitconsul (sc. anno 56 p. Chr.), genitum post L X II annum.

U5) Vgl. Mommsen C IL zur Inschrift 2.

xa iV lauTÖv 5tavoo6[isvov £roxvaaxf)vai, dEAXws

xa: Sxc eraSo^og auxap/fjaetv lyeyövEC.

4 CIL I I I 9864a — D. 5950 — Patsch, GlasnikX X V I (1914) 175 , Abb. 50 = Betz, Unters. 3 1, T. 5 : Vaganj (im Distrikt Ja jce nahe am Vrbas, Bosnien).L(ucius) Arruntius j Cami[ll]us ScriJb[o]nia[n]us lelg(atus)] pro / pr(aetore) C(ai) [C]ae[s]aris Au- g(usti) j5 Germanict iudicem / dedit M(anium) Coe- lium (centurionem) / leg(ionis) V II inter Sapuates / et [.La(?)]matinos ut fines j [reg]eret et terminus (sic!) po[n(eret)].

L. Arruntius Camillus116) Scribonianus117) war consul Ordinarius im Jahre 32 n. Chr. als Kollege des Cn. Domitius Ahenobarbus118), des Vaters Neros.

In der Statthalterschaft von Dalmatien war er sicherlich der Nachfolger des L. Volusius Satur-

l18) E r ist zweifellos der Sohn des M. Furius Ca­millus, cos. 8 n. Chr., und Adoptivsohn des L . A rrun­tius, cos. 6 n. Chr., wie dies Mommsen (Hermes I I I [1869] 13 3 ff-; vgl. Ges. Schriften IV 465 f.) gezeigt hat, und nicht umgekehrt, wieBorghesi (Oeuvr. V 241) geglaubt hatte; vgl. Hirschfeld zu C IL I I I 9864a; Liebenam, Legaten 15 5 ; Bulic, Bull. dalm. X X V II I [1905] 22; v . Rohden, R E I I 1264 n. 14 ; Klebs, P IR I 145 n. 936; Smilda, Kommentar zur Claudiusvita 62; Groag, P IR 2 I 225 n. 114 0 ; de L a et 107 n. 5 18 . E r hätte dann m it vollem Namen L . Arruntius M. Furius Camillus Scribonianus geheißen. Mommsens Ver­mutung (Hermes a. O. 135), Scribonian habe später den Arruntiernamen wieder abgelegt — sein Sohn scheint nämlich bei Tacitus (ann. X I I 52) als Furius Scribonianus auf — ist entgegenzuhalten, daß der­selbe in C IL I I I 7043.= D. 976 das Gentile Arruntius führt.

m ) D as Kognomen „Scribonianus" läßt sich mit Hilfe der Inschrift C IL I I I 7043 erklären, in der der Sohn unseres Scribonianus ,,Pompei Magni genannt w ird ;’ daraus zog Mommsen (zur Inschrift) den Schluß, daß die Mutter unseres Scribonian Pom- peia, die Tochter des Sex. Pompeius und der Scribonia, gewesen sein müsse, und ergänzt daher ,,a[bnepos]‘ ‘ ; ihm schlossen sich Bulic (a. O. 22) und Smilda (a. O.62) an. Doch Groag (P IR 2 a. O.) hat gezeigt, daß diese Annahme aus rein zeitlichen Erwägungen heraus nicht zu halten ist — zweifellos muß zwischen Pom- peia und unserem Scribonian eine Generation einge­schoben werden —, er zieht daher die Ergänzung „a{dnepos\" vor.

ll8) C IL I*p . 7 1 = I . I .X I I I / ip .2 9 9 ; I . I . X I I I / i p. 189; Degrassi, F astico n s. 10.

3* 19

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ninus119), noch Caligula hatte ihn mit diesem Amte betraut (4). Hier hat er während der Regierungszeit Caligulas die Terminationen fortgesetzt, 4 zeugt von einer Grenzziehung zwischen den Gemeinden Sapua120) und Lamatis (?)X21). Als nach der E r­mordung des Caligula (41 n. Chr.) Claudius Kaiser wurde, entschloß sich Scribonian zum Abfall; in seinen Plänen bestärkte ihn noch L. Annius Vini- cianus, der nach dem Tode Caligulas neben Vale­rius Asiaticus als Bewerber um den Principat auf­getreten war122). Im Jahre 42 n. Chr. empörte er sich (1, 2 123). E r forderte den Kaiser auf, der Herr­schaft zu entsagen und sich ins Privatleben zurück­zuziehen124) ; die Tatsache, daß sofort zahlreiche Senatoren und Ritter sich für ihn erklärten und sich ihm anschlossen125), zeugt, wie wenig beliebt Clau­dius in Rom war. Doch beging Scribonian einen schweren Fehler, indem er als Ziel seiner Erhebung die Ausrufung der Republik hinstellte; denn das Militär, das an einer republikanischen Restauration nicht interessiert war, fiel von ihm ab126), es hatte

“ ») Vgl. Groag, P IR 2 I 225; ÖJh X IX / X X (1919) Bbl. 325; Cons 364; Hirschfeld C IL zu 4 ; Buliif a . 0 . 22; Smilda a. O. 62; Betz, Unters. 3 1 ; de L aet 238.

120) In Bosnien an der Straße Salonae — Servitium ; vgl. Vulic, R E I A 2385 s. v. Sapua.

121) Vgl. Fluss, R E X I I 538 s. v . Lam atin i; zu den topographischen Fragen vgl. Hirschfeld zur Inschrift.

122) F lav . los., ant. lud. X I X 4, 3 ; Dio L X 3, 2; Zonar. X I 9

12S) Tac., ann. X I I 52: Pater Scriboniatii Camillas arma per Datmatiam moverat.Plin ., ep. I I I 16 ,7 : Scribonianus arma in lllyrico contra Claudium moverat.E pit. de Caes. 4, 4 : Huius (sc. Claudii) tempore Scribo­nianus Camillus intra Dalmatias imperator creatus continuo occiditur. Polem. Silv. latere. 3 (chron. min. I p. 520 Mommsen): sub quo (sc. Claudio) Camillus tyrannus pritnum factus in Syria (!) est.

124) Sueton, Claud. 35, 2: Motu civili cum eum Camillus, non dubitans etiam citra bellum posse terreri contumeliosa et minaci et contumaci epistula cedere im- perio iuberet vitamque otiosam in privata re agere, dubi- tavit (Claudius) adhibitis principibus viris, an optem- peraret.

125) Dio L X 15 , 3 : Jtpa av'cog 3e aöxoü xoüto m'/ydHiv xal SouXeotal xal jrpöj aü-cdv Äpjirjoav.........Plin., ep. I I I 16, 7 : fuerat Paetus in partibus et occisoScriboniano Romam trahebatur.

121 D io L X 15 , 3 : o£ fäp axpaxuoxai toü Ka|iiXXou 1 6T6 toü Jijjioü o Catv Svojia itpoxslvovroj xal tyjv äpxaiav4Xeud*p£av äicoStuasiv 6hkjxvoö|i4voo önajircsuaav Ttpa-fiiataaodtj xal ataastj Ijjsiv xal oöxix’ aüxip 4jtsfo8i)aav.

für solche Ideale eines alten Aristokraten kein Ver­ständnis; angeblich sollen dabei religiöse Bedenken der Soldaten den Ausschlag gegeben haben127). In der Absicht, Sündenböcke vorzuschieben, er­mordeten sogar einige Soldaten jetzt die ihnen Vorgesetzten Offiziere128). Verlassen floh Scri­bonian auf die Insel Issa (Lissa)129) wo er durch den Legionär Volaginius den Tod fand130). Binnen kürzester Zeit (in nur 5 Tagen) war also der ganze Bürgerkrieg beendet131). Scribonians Gemahlin wurde verbannt132), er selbst verfiel der damnatio memoriae133), die kaisertreuen Legionen (VII, XI) wurden von Claudius mit dem ehrenden Beinamen „Claudia pia fidelis“ ausgezeichnet134).

Scribonians Statthalterschaft von Dalmatien, die im Jahre 42 n. Chr. auf so dramatische Weise geendet hatte, reicht mindestens bis ins Jahr 40 n. Chr. zurück, da er bereits unter Caligula in der Provinz bezeugt ist (4), dieser aber schon im Jänner des Jahres 41 n. Chr. von Claudius in der Regierung abgelöst wurde. Sie hat auch in der

m ) Sueton, Claud. 13 : . . . legionibus, quae sacra- mentum mutaverant, in paenitentiam religione conversis, postquam denuntiato ad novum imperatorem itinere, casu quodam ac divinitus neque aquila ornari neque signa convelli moverique potuerunt. Danach Orosius V II 6, 7: Itaque die dato, ut in ununt undique ad novum imperatorem conveniretur, neque aquilae ornari neque convelli quoquo modo signa moverive potuerunt.

12s) Sueton, Otho x : Ausus etiam est (sc. L . Otho) in lllyrico milites quosdam, quodmotu Camitli ex paeni- tentia praepositos suos quasi defectionis adversus Clau­dium auctores occiderant, capite punire.

1M) Dio L X 15 , 3 : Kal 6 jiiv 4x to&too cpoßrjd-aig 0905 iya fs xal 4; ti)v ’ laaav ttjv vijoov 4X8-&V Ixoöaio; £vcaü9-aäni&avs. Danach ‘Zonaras (X I 9) fälschlich: ............aötö; |iiv Äjtixxswsv Sauxöv.

130) Tac., hist. I I 75: Sic Scribonianum sub Claudio interfectum, sic percussorem eius Volaginium e gregario ad summa militiae provectum.

i’n) Sueton, Claud. 1 3 : verum intra quintum diem oppressus est. Tac., h ist. I 89: Scriboniani contra Clau­dium incepta simul audita et coercita.Orosius V II 6, 7 : Exercitus tanla et tarn inusitata mira- culi fidemotus et conversus in paenitentiam Scribonianum quinta statim die destitutum interfecit seseque sacramento prioris militiae continuit.

13a) Tac., ann. X I I 52.m ) Sein Name ist in C IL X I 4170 eradiert und

fehlt in den F a sti Nolani (CIL X 1233 = D. 6124 = I. I . X I I I / i p. 261).

134) Dio L X 15 , 4.

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Grabinschrift eines Sklaven in Salonae ihren Niederschlag gefunden 13S).

Literatur: Groag P IR 21224 ff. n. 114 0 ; v. Rohden, R E I I 1264 n. 14 ; de Laet 107 n. 5 18 ; Schneider 36 f. n. 63; Liebenam, Legaten 15 5 ; Cons 177 f. 364; Vojnovic 130 f .; Bulic, Bull. dalm. X X V II I (1905) 3 f f . ; Smilda, Kommentar zur Claudiusvita 61 ff. ; Betz, Unters. 3 1, 36f.

6 . L. Salvius Otho, M. f.: 42—43 Sueton, Otho 1, 2. 3 :Urbanos honores, proconsulatum Africae et extra- ordinaria imperia severissime administravit (sc. L. Otho). Ausus etiam est in Illyrico milites quosdam, quod motu Camilli ex paenitentia praepositos suos quasi defectiotiis adversus Claudium auctores occide- rant, capite punire et quidem ante principta se coram, quamvis ob id ipsum promotos in ampliorem gradum a Claudio sciret. Quo facto sicut gloriam auxit, ita gratiam minuit.

Von L. Salvius Otlio, dem Vater des Kaisers Otho, kennen wir als erstes sicher datierbares Amt seines cursus honorum das Konsulat (Suffckt- konsulat) im Jahre 33 n. Chr.136). Er verwaltete danach als Prokonsul Africa vermutlich im Jahre 40/41 n. Chr.137). Worauf sich die extraordinaria imperia beziehen, ist im einzelnen nicht festzu­stellen, zweifellos aber sind darunter höhere be­sondere Legationen zu verstehen. Daß es sich bei der von Sueton geschilderten Amtstätigkeit in Illyricum wohl nur um die Statthalterschaft in

135) Bulic, Bull. dalm. X X V II I (1905) 20: Felicio / Camilli Arjrunti(i) Scrib(oniani) / ser(vus) a(nnorum) X L h(ic) s(itus) e(st). /6 Gutilla cons(ervo) / benemerenti I posit (sic!).

136) 1. 1. X I I I / i p. 189; Sueton, Galba 6; vgl. De- grassi, F asti cons. 10. In dem kurzen Lebensabriß bei Sueton, Otho 1 ist dieses Am t in den urbani honores inbegriffen.

137) Vgl de Laet 132 n. 758; 246. Im Jah re 39 n. Chr. w ar er frater Arvalis gewesen: C IL V I 2029 = 32346; vgl. Henzen, acta frat. Arv. X L V II I und 196. Tissot (Fastes de la province romaine d ’Afrique58) glaubte dagegen, er könne die afrikanische S tatt­halterschaft frühestens 46/47 n. Chr. verwaltet haben, da er im Konsulat Serv. Sulpicius Galba gefolgt war, dieser aber erst zwischen 44 und 46 n. Chr. Prokonsul von A frica war. Dagegen wendet Pallu de Lessert (I126) m it Recht ein, daß Sueton, der (Galba 6) die Parallele zwischen den aufeinanderfolgenden Konsu­laten von L . Domitius Ahenobarbus (Vater Neros), Galba und L. Salvius Otho (Vater Othos) und der

Dalmatien138), die er als Nachfolger Scribonians antrat, handeln kann, wird dadurch bekräftigt, daß Sueton sie gleich nach dem Prokonsulat von Africa erwähnt. Lediglich der legatus Augusti pro praetore als Oberbefehlshaber der in der Provinz stationierten Truppen konnte es wagen, Legionäre, die sich mit Verletzung der militärischen Disziplin ostentativ auf Seiten des regierenden Kaisers ge­stellt hatten und von diesem deshalb durch Beför­derung belohnt worden waren, hinrichten zu lassen.

Otho hatte sich also mit der ihm eigenen Strenge in sein Amt als Statthalter von Dalmatien ein­geführt; es ist nicht verwunderlich, daß das in diesem speziellen Falle auf Claudius einen be­fremdenden Eindruck machen mußte und Otho so dessen Gunst verlor. Wenn er das Vertrauen des Kaisers nicht mehr besaß, wurde er naturgemäß von seinem Posten als Statthalter Siner kaiser­lichen Provinz abgezogen. Dies war vielleicht noch im Jahre 42 n. Chr., eher aber erst 43 n. Chr. der Fall. Als Privatmann gelang es ihm in Rom, binnen kürzester Zeit die Gunst des Kaisers wieder zu ge­winnen, indem er Claudius von einer gegen ihn geplanten Verschwörung eines römischen Ritters, die durch Dio139) ins Jahr 43 n. Chr. datiert ist, unterrichtete140). Kaiser Claudius wußte Otho seine Loyalität wohl zu danken; er verlieh ihm den Patriziat, der Senat ehrte ihn durch die Auf­stellung eines Standbildes auf dem Palatin141).

späteren Kaiserabfolge hervorhebt, in diesem Fallesie auch hinsichtlich des afrikanischen Prokonsulatserwähnt haben würde; vgl. Nagl, R E I A 2030.

I38) Dessau (P IR I I I 168 n. 107) glaubt, man könne nicht m it Sicherheit auf Grund dieser Stelle Otho als legatus Augusti pro praetore provinciae Dalmatiae ansprechen, ebenso zweifelt Bulid (Bull dalm. X I I I [1890] 149). Liebenam (Legaten 418) und Nagl (RE I A 2030) halten es für wahrscheinlich. H aakh (Pauly, R E V I 721 n. 9),‘Henzen (actafr. Arv. 196), R itterling (AEM X X [189,7] 9), Groag (ÖJh X I X / X X [1919] Bbl. 325; P IR 2 I I 70 n. 293), Smilda (Kommentar zur Claudiusvita 63), Vojnovic (I 132), Schneider (39 n. 67) und de L aet (132 n. 758) sprechen ihn, ohne den geringsten Zweifel zu äußern, als solchen an. Cons (178; 364) verwechselt L . Otho m it seinem Sohn und hält seinen Aufenthalt in Illyricum für eine außer­ordentliche Legation.

13*) L X 18, 4 ; vgl. Nagl, R E I A 2030; Dessau, P IR I I I 168.

140) Sueton, Otho 1 , 3.lu) Sueton a. O.

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Literatur: Dessau, P IR I I I 1 6 7 ! n. 10 7 ; Nagl, R E I A 2029 ff. n. 17 ; de Laet 132 n. 758; Schneider 39 n. 67; Liebenam, Legaten 418 ; Cons 178 f., 364; Vojnovic 132 f .; Henzen, acta fr. Arv. 196.

[A. PLAUTIUS A. F.]CIL V 698 = D. 5889 = X. I.X /4 , 376: Matteria (ager Tergestinus).[Hjattc viam derectam j per Atium centurion(em) post I sententiam dictam ab A(ulo) Plautio j legato Ti(berii) Claudi{i) Caesaris Aug(usti) /5 Germ{anici) et postea translatam a / Rundictibus in fines C(ai) Laecani(i) j Bassi restituit iussu Ti(berii) Claudi(i) / Caesaris Aug(usti) Germ(anici) imperatoris / L(ucius) Rufellius Severus primipilaris.

A. Plautius war Suffektkonsul im Jahre 29 n. Chr.142), wurde im Anschluß daran zur Unter­drückung einer Sklavenrevolte nach Apulien ge­schickt143); nachher ist seine in der Inschrift er­wähnte Statthalterschaft einer kaiserlichen Provinz in der Regierungszeit des Claudius anzusetzen. Claudius bestellte ihn zum Führer des im Jahre 43 n. Chr. beginnenden Feldzuges gegen Britannien, dessen erster Statthalter er in den Jahren 43—47 n. Chr. war144) ; den Abschluß dieser erfolgreichen Mission bildete eine ovatio im Jahre 47 n. Chr.145).

Nun ist die Frage zu klären, welche Provinz es war, die A. Plautius als legatus Augusti pro prae­tore zur Zeit der Regierung des Kaisers Claudius verwaltet hat. Auf seine Weisung hin wurde die in der Inschrift erwähnte Straße erbaut, doch ist auf Grund der geographischen Gegebenheiten14fi) allein nicht zu entscheiden, ob der Straßenbau in die Kompetenz des dalmatinischen oder des pannoni- schen Statthalters gefallen sein muß. Mommsen147) wollte der ersterwähnten Möglichkeit den Vorzug

142) C IL X 1233 = D. 6 124 ; I. I. X I I I / i p. 261 I. I. X IH / r p. 299. Vgl. Degrassi, F asti cons. 9.

143) C IL IX 2335 = D. 961; vgl. Hofmann, R E ‘ X X I 27 n. 39.

1U) Tac., Agr. 14 ; Sueton, Vesp. 4; Eutrop V II 13 ; Dio L X 19 —21. Vgl. Atkinson, Journal of Roman Studies X I I (1922) 60.

145) Tac., ann. X I I I 32 ; Sueton, Claud. 24; EutropV II 13 ; Dio L X 30, 2.

14*) Vgl. Philipp, R E I A 1228 f. s. v, Rundictes.U7) Kommentar zur Inschrift; ihm schloß sich

Cons {179 ; 365) an ; Liebenam (Legaten 82, 155, 327)und Dessau (P IR I I I 44 n. 344) lassen die Frage un­entschieden.

geben148), doch hat Ritterling149) gezeigt, daß A. Plautius Statthalter von Dalmatien deshalb nicht gewesen sein kann, weil in den Statthalterfasten der Provinz Dalmatien die Regierungszeit des Claudius bis zum Jahre 43 n. Chr. — ab 43 n. Chr. datiert die britannische Legation — besetzt ist (L. Arruntius Camillus Scribonianus, L. Salvius Otho)150). Für Ritterlings Meinung, daß A.Plautius Statthalter von Pannonien war, spricht auch noch, daß er für seine Expedition nach Britannien neben den Legionen des Rheinheeres die pannonische legio IX Hispana, also eine ihm wohlbekannte Truppe, als Kern des Okkupationsheeres, zugeteilt erhielt151). Es ist somit klar gezeigt, daß A. Plautius nur Statthalter in Pannonien gewesen sein kann, hier füllt er die unbesetzten Jahre 39—42 n. Chr. gut aus152), aus den Fasten der Provinz Dalmatien aber muß er gestrichen werden.

Literatur: Dessau, P IR I I I 44 n. 344; Hofmann, R E X X I 27 ff. n. 39; de Laet 128 n. 725; Schneider 29 f. n. 5 1 ; Liebenam, Legaten 8 2 ,15 5 , 327; Cons 179, 365; Ritterling, AEM X X (1897) 8 f ; Reidinger 35 f.

7 L. Calpurnius Piso, Cn. f.: 43 ff.

CIL I I I 12794 = Bulic, Bull. dalm. X II I (1890) 145 = D. 5952 = Betz, Unters. 3 1 f. T. 6; K ü­stengebiet Narentamündung—Salonae (Krc bei Dubrava in Poljica)..................................../ ............ [i]nter Ner[ajsti]noset Pitunti/nos termini r[ecjo]gniti et restitu[ti] a /5 ........ [P]isoneleg(ato) propretore (sic!) j [Ti(berii)]

14S) Vgl. Schneider 29f. n. 5 1.1*») A EM X X (1897) 9.150) Daß die Verwaltung der zur Debatte stehen­

den Provinz zeitlich vor die britannische Statthalter­schaft fällt, ist selbstverständlich; A. Plautius wird nicht nach seinem so bedeutenden und erfolgreichen Kommando in Britannien eine im Vergleich dazu weniger bedeutende Provinz, wie es Pannonien und Dalmatien damals waren, zur Verwaltung erhalten haben; vgl. R itterling, AEM a. O. 8.

151) Vgl. R itterling a. O. 9; R E X I I 1666; Dessau, Gesch. der röm. K aiserz. I I 144 Anm. 1. Diese Maß­nahme ist in der Geschichte der Kaiserzeit nicht ein­malig (weitere Beispiele bei R itterling a. O. 9 Anm.19)-

iss) v g i R itterling a. O. 9; Philipp, R E I A 1229; Sticotti zur Inschrift; Hofmann, R E X X I 27 n. 39; de Laet 128 n. 725; Groag, R E I I I 2796; Reidinger S. 34 f . ; Polaschek, Aquileia und die Nordgrenze Italiens in Studi Aquileiesi offerti a G. Brusin 43.

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Claudi(i) Caesaris [Aug(usti)] / [G]er,nanici per C(aium) Ma[r] jium Maternum (centurionem) leg(io- nis) j V II C(laudiae) p(iae) f(idelis) quos L(ucius) Volusj10 [ius Saturninus statuendos curaverat (?)].

Diese Inschrift eines Terminationscippus nennt einen Piso als Statthalter von Dalmatien; Prae- nomen und Gentile sind leider nicht erhalten, so daß eine Identifizierung angesichts der Häufigkeit des Kognomens Piso mit erheblichen Schwierig­keiten verbunden ist. Die Inschrift stammt aus der Regierungszeit des Kaisers Claudius, terminus post quem ist das Jahr 42 n. Chr., weil die legio V II bereits den Beinamen Claudia pia fidelis trägt, den sie nach der Unterdrückung des Aufstandes des L. ArruntiusCamillus Scribonianus erhalten hatte153) ; außerdem ist die kurze Zeit der Legation des L. Salvius Otho einzurechnen. Terminus einte quem ist das Jah r 50 n. Chr., für das bereits Anteius Rufus als Statthalter bezeugt is t154). Wenn wir die in Frage kommenden Jahre ins Auge fassen und uns unter den Pisones umsehen, müssen wir zwei Träger dieses Kognomens in die engere Wahl ziehen155) : C. Calpurnius Piso156) und L. Calpumius Piso157).

Ersterer ist jener bekannte Piso, der im Jahre 65 n. Chr. nach einer mißlungenen Verschwörung gegen Nero Selbstmord beging 158). Er scheint in den Jahren 38 und 40 n. Chr. im Kollegium der fratres Arvales159) auf, wurde von Caligula ver­bannt160), doch Claudius gestattete ihm die Rück­kehr161). Hierauf war er nach der Inschrift CILV I 2032 wieder im Arvalkollegium anwesend, wie Groag162) zu zeigen vermochte, imjahre44 n.Chr.163). Unter Claudius bekleidete er das Konsulat (Suffekt-

iM) Vgl. oben Sp. 24.154) Strena Buliciana 222 Abb. 2 ; vgl. 9, 4.155) Vgl. Dessau zur Inschrift; Bulic a. O. 145. 15e) Groag, P IR 2 I I 55 t. n. 284; R E I I I 1377 ff.

n. 65; de L aet 150 n. 964; Schneider 104 n. 356.157) Groag, P IR 2 I I 69 n. 293; R E I I I 1383 f. n. 76;

de L aet 1 10 n. 555; Schneider 26 n. 42.15S) Tac., ann. X V 48—59; vgl. Dio L X I I 24. 15#) C IL V I 2028; 2030; 32347.16°) Sueton, Calig. 25, 1 ; Dio L I X 7 f. 8; Zonar.

X I 5.m ) Schol. Iuv. V 109.1<l2) ÖJh X (1907) Bbl. 33 ff.183) Vgl. Schneider 104 n. 356.

konsulat)164) in einem näher nicht bestimmbaren Ja h r165).

Der zweitgenannte L. Calpurnius Piso ist der Sohn des Cn. Piso166), der als Statthalter von Syrien (18/19 n- Chr.) der Widerpart des mit einem außerordentlichen Kommando im Orient betrauten Germanicus war, und hieß vor der Verurteilung seines Vaters Cn. Calpurnius Piso; nach dessen Verurteilung im Jahre 20 n. Chr. änderte er sein Praenomen Cn. in L.167). Er war consul Ordinarius im Jahre 27 n. Chr.168), praefectus urbi in den Jahren 36 und 37 n. Chr.169), 38/39 n. Chr. Prokonsul von Africa 17°); er erreichte ein hohes Alter und lebte noch zur Regierungszeit Vespasians171).

Wenn wir nun das Leben dieser beiden Männer hinsichtlich der Möglichkeit einer Statthalterschaft von Dalmatien in den genannten Jahrei} betrachten, sehen wir, daß sich für C. Calpumius Piso nicht geringe Schwierigkeiten ergeben; E r war 44 n. Chr. Arvalbruder und auch erst in dieser Zeit Konsul, er käme also als direkter Nachfolger des L. Salvius Otho, der 43 n. Chr. schon wieder in Rom w ar172), nicht in Frage. Das schwerstwiegende Argument aber ist wohl, daß im Panegyricus in Pisonem, einem unter dem Namen „laus Pisonis“ 173) gehenden Lob­gedicht auf C. Calpumius Piso, eine Statthalter­schaft von Dalmatien nicht erwähnt wird; es ist doch kaum vorstellbar, daß der Dichter, der die „togatae munia militiae“ zu besingen vorgibt174), dieses konsularische Amt unerwähnt gelassen hätte175). Wir werden dies wohl als argumentum e silentio werten und den Schluß ziehen dürfen,

1M) Paneg. in Pis. 68—7 1; Schol. Iuv. V 109.165) v g i Degrassi, F asti cons. 162.1M) Groag, P IR 2 I I 58 f. n. 287; R E I I I 1380 f f .

n. 70; de Laet 34 n. 83.1,T) Tac., ann. I I I 17.18S) C IL I 2 p. 7 1 = I. I. X I I I / i p. 299; vgl. De­

grassi, F a sti con-s. 9.1M) F lav. los., ant. lud. X V III 169, 235.17°) Dio L IX 20, 7 ; vgl. Pallu de Lessert I 120 ff.171) P lin ., ep. I I I 7, 12 ; vgl. Groag, R E I I I 1384.172) Vgl. oben Sp. 26.173) B ährens.PLM 1 15 . E s dürfte sich um ein Werk

des zu Anfang der Regierungszeit Neros schreibenden T. Calpurnius Siculus handeln; vgl. Teuffel-Kroll- Skutsch, Gesch. der röm. Literatur I I 278 ff.

174) Paneg. in Pison. v. 27 f.176) Vgl. Groag, P IR 2 I I 56 n. 284; Schneider 26

n. 42.

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3i 3*

daß dieser Piso mit dem Statthalter von Dalmatien nicht identisch sein kann176). Dagegen bestehen keinerlei Schwierigkeiten bei L. Calpumius Piso.

Bezüglich der Zeit der Statthalterschaft kann man Genaues nicht sagen. Ich möchte sie mög­lichst nahe an die des L. Salvius Otho heranrücken— eine Vermutung, die bereits Groag177) geäußert hat — und sie, entsprechend der normalen Dauer von drei Jahren, bis in die Mitte der 40er Jahre aus­dehnen, da in der zweiten Hälfte des 5. Jahrzehntes die Statthalterschaft des C. Ummidius Durmius Quadratus178) — falls dieser überhaupt in Dal­matien legatus Augusti pro praetore war — anzu­setzen sein wird.

Aus dem einzigen Zeugnis der Statthalterschaft Pisosin Dalmatien erfahren wir nur, daß eine schon unter Caligula durch den Statthalter Volusius Satuminus179) vorgenommene Termination neuer­lich überprüft und wiederholt wurde180).

Literatur: Groag, P IR 2 I I 69 n. 293; Groag, R E I I I 1383 f. n. 76; de L aet 1 10 n. 555; Schneider 26 n. 42; Bulic, Bull. dalm. X I I I (1890) 14 5 —150.

8 C. Ummidius Durmius Quadratus, C. f . :ca. 46—50

1 CIL X 5180: Casinum (Cassino)...................... leg(atus)] I [Ti(berii) Claudi(i) Cae-s(aris) Aug(usti) Ge]rm(anici) in / [Illyrico leg(atus) eiusdem] in Syria / [proco(n)s(ul) prov{inciae) Cypri] q(uaestor) divi Aug(usti) [ [et Ti{berii) Caesaris Atig(usti)] curator / ...........................

2 CIL X 5182 = D. 972: Casinum (Cassino).C(aio) Ummidio C(ai)f(ilio) Ter(etina tribu) Dur­mio I Quadrato co(n)s(uli) X V vir(o) s(acris) f(aciun- dis) I leg(ato) Ti(berii) CaesarisAug(usti) prov(inciae)

17‘ ) Hirschfeld (im C IL I I I vermutete in C. Cal- purniusPiso den dalmatinischen Statth alter; ebenso geben Klebs (P IR I 280 n. 227), Groag (R E I I I 1377 f- n. 65) und Betz (Unters. 32 Anm. 85) diesem Piso den Vorzug. Doch h at Groag seine Meinung korrigiert (P IR 2 I I 56 n 284; 70 n. 293) und hält die Identifi­zierung m it L . Calpurnius Piso für richtiger. Dieser Auffassung schlossen sich Schneider (26 n. 42) und de L a et (rxo n. 555) an.

17 7 ) PIR 2 I I 70 n. 293.17S) C IL X 5182 = D. 972; vgl. unten Sp. 33. m ) Vgl. oben Sp. 20.wo) Die beidenGemeindenNareste und Pituntium.

gehörten zum conventus Salonitanus (Plin., nat. hist. I I I 142).

Lusit(aniae) / leg{ato) divi Claudi(i) in Illyrico eius- d(em) et /* Neronis Caesaris Aug(usti) in Syria pro- co(n)s(uli) I provinc(iae) Cypri q(uaestori) divi Au- g(usti) et Ti(berii) Caesaris / Aug(usti) aed(ili) cur(uli) pr(aetori) aer(arii) X vir{o) stlit(ibus) iud(i- candis) curat(ori) / tabular(um) publicar(um) prac- f(ecto) frum(enti) dandi ex s{enatus) c(onsulto).

C. Ummidius Durmius Quadratus stammt aus Casinum181); seinen cursus honorum bietet zur Gänze — allerdings ohne systematische Ordnung— die Inschrift 2 ; Konsulat und Priesteramt sind, wie gewöhnlich, vorangestellt.

Den Anfang seiner Karriere hat das Amt einesX vir stlitibus iudicandis gebildet, Quaestor war er unter Augustus und Tiberius, also im Jahr 14 n. Chr., dann aedilis curulis, praetor aerarii im Jahr 18 n. Chr.182). Nach -den praetorischen Äm­tern183), deren letztes, die Statthalterschaft in Lusi- tanien, für das Jahr 37 n. Chr. belegt ist184), ge­langte er vielleicht noch unter Caligula oder in den ersten Jahren des Kaisers Claudius zum Kon­sulat185).

Danach machte ihn Claudius zum Statthalter einer illyrischen Provinz, ob Illyricum superius oder inferius, wird in der Inschrift nicht ange­geben; man kann daher nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er Dalmatien oder Pannonien verwaltete, zumal in den Fasten beider Provinzen für ihn Platz wäre186). Allgemein faßt man ihn als Statthalter von Dalmatien auf187), allerdings ohne Argumente anzuführen. Ritterling188) machte darauf auf­merksam, daß mit Illyricum nicht unbedingt Dal­matien gemeint sein muß, nimmt ihn aber in seine

1M) Casinum gehörte zur Tribus Teretina; Ku-bitschek, Imp. Rom. trib. discr. 16 ; vgl. Lambrechts,L'Arjtiquite classique V II (1938) 85 f.

182) C IL I 2 p. 74 = I. I. X III/ x p. 305.183) Curator tabularum publicarum; praefectus

frumenti dandi ex senatus consulto; Prokonsul von Cypern (vgl. CIG 2673 = JH S I X [1888] 237 n. 41).

1M) C IL I I 172 = D. 190.185) Degrassi, Fasticons. 240: zwischen 39 und 48

n. Chr.1M) Vgl. Ritterling, AEM X X (1897) 9 Anm. 20;

Reidinger S. 36 ff.18’ ) Cons 179 ; Liebenam, Legaten 156 f .; Groag,

Ö Jh X IX / X X (1919) Bbl. 325; de Laet 238; VojnovicI 13 2 ; Abramic, Strena B uliciana 224.

188) A . O. 9 Anm. 20.

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Zusammenstellung der pannonischen Statthalter nicht auf. Reidinger189) will in Ummidius Qua- dratus einen Statthalter von Pannonien erkennen und begründet seinen Standpunkt damit, daß die Provinzbezeichnung „Dalmatia" sich schon bald nach der Teilung der Provinz Illyricum durchge­setzt habe, während die Bezeichnung „Pannonia“ , für Illyricum inferius erst später gebräuchlich wurde, für Pannonien aber der frühere Kollektiv­name „Illyricum" galt. Daraus will er ableiten, daß mit Illyricum in Inschrift 2 nur Pannonien gemeint sein kann.

Diese Ansicht kann aber nicht unwidersprochen bleiben. Mir scheint es bezüglich der Einbürgerung neuer Bezeichnungen nur allzu logisch, daß, wenn zwei neue differenzierte Bezeichnungen an Stelle einer alten gemeinsamen treten, diese in gleicher Weise gebraucht werden; abgesehen davon möchte ich darauf hinweisen, daß bereits Velleius Pater- culus in seinem im Jahr 30 n. Chr. erschienenen Werk die Bezeichnungen „Dalmatia“ und „Pan­nonia“ nebeneinander verwendet190), umgekehrt aber noch Sueton191) und Plinius der Jüngere192) mit „Illyricum " die Provinz Dalmatien benennen. Auf Grund der Bezeichnung Ulyricum allein Er­wägungen anzustellen, ob es sich um Pannonien oder Dalmatien handeln kann, ist also verfehlt.

Meiner Meinung nach kann daher C. Ummidius Durmius Quadratus genau so gut wie in Pannonien Statthalter in Dalmatien gewesen sein. Wenn er legatus Augusti pro praetore von Dalmatien war, so könnten wir seine Statthalterschaft etwa in die Jahre 46—50 n. Chr. setzen; denn wenn er um 37/38 n. Chr. in Lusitanien war und in der Folge­zeit Konsul, so wird man, da ein mehrjähriges Inter­vall zwischen Konsulat und Statthalterschaft an­zunehmen ist, die Legation kaum vor die Mitte des 5. Jahrzehntes setzen dürfen193). Der terminus ante quem ist das Jahr 50 n. Chr., weil in diesem

m ) S. 37-1,#) D alm atia: I I 78, 2; 9 0 ,1 ; 110 , 2 ; 1 14 , 4; 116 , 2.

Pannonia: I I 39, 3 ; 98, 1 ; 104, 4 ; 109, 3 ; 110 , 2; 114 , 4.

1U) Otho 1.1,s) Ep. I I I 16, 7.1M) Liebenam (Legaten 156 f.) setzt die Legation

ins Ja h r 44 n. Chr., gibt jedoch keinerlei Begründung für diesen Ansatz.

einerseits bereits Anteius Rufus für Dalmatien be­zeugt194), anderseits Ummidius Quadratus im Jahr 5 1 n. Chr. als Legat von Syrien nachzuweisen ist19S). Demnach wird spätestens im Jahr 50 n. Chr. seine dalmatinische Statthalterschaft geendet ha­ben.

Syrien verwaltete er noch unter Nero19e) und starb auch dort vor dem Jahre 60 n. Chr.197).

Literatur: Dessau, P IR I I I 468 f. n. 600; de Laet 95 f. n. 428, 238; Schneider 53 n. 14 3 ; Fischer 79 n. 578; Lübker, Reallexikon 1077; Liebenam, Legaten 156 f .; Cons 179, 365; Reidinger 36 ff.

9 P. Anteius Rufus: 50—54 (?)1 CIL I I I 1977: Salonae(P).

[Ti(berio)] Claudio Drus[i f(ilio)] Caesari / Aug(usto) [G]erm(anico) pontif{ici) max(imo) / trib{unicia) [p(ote- state)] X I imp(eratori) X X IIII co(n)S(uli) V / censori p(atri) p(atriae) P(ublio) Anteio leg(ato) /5 pro pr(aetore)19S). (5I/52 n. Chr.)

2 CIL I II 149871 = Buli<f und Kubitschek, MZK I I I F. I (1902) Sp. 64 = Liebl, ÖJh V (1902) Bbl. 4 = Abramic, StrenaBuliciana22i f. Abb. 1 = Betz, Unters. 2 1: zwei Fragmente aus Bumum (Suplja crkva)199).[Ti(berius) Claudius Drusi] j f(ilius) Ca[es]ar Au- g(usius) G[erman(icus)] /pont[if]ex maximu[s tr(ibu- nicia) p(otestate) XI] / imp{erator) X X [ . . . ] 20°) co(n)s(ul) V cetiso[r p{ater) p(atriae)] /5 P(ublio) Atite[io Rlufo leg(ato) p[ro pr(aetore)] / [f(acien- dum)] c(uravit) (51/52 n. Chr.)

1M) Strena B uliciana 222 Abb. 2; vgl. 9, 4.1#ä) Tac., ann. X I I 45. 48; F lav . los., bell. lud. I I

12 , 5, ant. lud. X X 6, 2 ; Zonar. V I 15 . Harrer, Studies in the H istory o f'th e Rom an province of Syria 65.

“ •) Tac., ann. X I I I 8. 9; Ann. ep. 1907 n. 194; Münzen: Eckhel I I I 280; Mionnet V 159, iox —104. 167, 176. Vgl. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I325,' 348.

li7) Tac., ann. X IV 26.1M) Dies die Lesung Mommsens nach einer sehr

schlechten handschriftlichen Kopie von Zaccaria; das Original, das vermutlich aus Salonae stammte, waranscheinend verstümmelt, und es dürfte im Text vieles Interpolation von Seiten dieses Zaccaria sein; Bulic und Kubitschek halten das Original für iden­tisch m it Inschrift 2 ; vgl. Groag, P IR 2 I 136 n. 731.

1M) Das eine schon früher gefunden; vgl. C IL I I I 14 3 2 1 16 = Patsch, Glasnik V II (1895) 392 = Patsch, W MBH V (1897) 19 1 f.

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3 Bulic, Bull. dalm. X X X I (1908) 3, Taf. II, Fig. I : Oneum (Omis).

5

Lesung nach Bulic:[Ti(berio)] Cla[udio Drusi f(ilio)] Caisa[re (sic!) Aug(usto) Germ(anico) poti]tifice m[aximo trib(uni- cia) pot(estate)] X I imp(eratore) X(X) [IIIP 01) co(n)s(ule) V] censore p(atre) [p(atriae) curatite P(uhlio)] Anteio Ru[fo leg{ato) Aug(usti) pro pr(aetore)prov(inciae) Dalm(atiae)]. (51 /52 n. Chr.)

4 Abramic, Strena Buliciana 222 Abb. 2: Bumum.

Abramic ergänzt:[Ti(berius) Claudius D ruJ j j(ilius) Caesar Aug(u- stus) German(icus) / pontij{ex) maximus tr(ibunicia) p(otestate) X I / co(n)s(ul) V] imp(erator) XXIpiater) p(atriae) c[ensor ,/s P(ublio) A]nteio Ru[fo leg(ato) / Aug(usti) pr(o) p]r(aetore) Ie[g(io) XIC(laudia) p(ia)

f(idelis)] 202). (50 n. Chr.)Über die Tätigkeit des P. Anteius Rufus vor

seiner dalmatinischen Statthalterschaft wissen wir nichts. Vermutlich wird er unter Claudius consul suffectus gewesen sein203). Angesichts dieser Tat-

200) Ins Ja h r 5 1 n. Chr. fallen die imperatorischen Akklamationen X X I I —X X V (vgl. Liebenam-Lietz- mann 104), eine genaue Ergänzung ist daher nicht möglich.

201) Die auf dem Stein stehende Zahl X V , die ins Ja h r 47 n. Chr. führen würde, is t zweifellos falsch, denn durch die Iterationszahl bei der tribunicia potestas ist die Inschrift in die Jah re 51 /52 n. Chr. datiert; vgl. Bulic a. O.; Groag a. O.

202) Mit dem erhalten imp. X X I (noch im Jah re 50; vgl. Anm. 200) verträgt sich nicht die Ergänzung von Abrainid Ir. p . X I (51/2) und cos. V (ab 51).

2°3) v g i Groag a. O .; Degrassi, F asti cons. 14, 149.

sache ist es schwierig, einen terminus post quem für die dalmatinische Statthalterschaft zu finden; das früheste Zeugnis 4 führt ins Jahr 50 n. Chr., und ich glaube, daß wir — wenn wir berücksichti­gen, daß C. Ummidius Durmius Quadratus Statthal­ter von Dalmatien gewesen sein kann — nicht über dieses Jahr hinausgehen dürfen.

Von den Zeugnissen für seine Statthalterschaft lassen zwei (2, 4) auf eine Bautätigkeit im Lager von ffnrnnm wo die legio X I stationiert war, schließen204); Abramic205) glaubt, daß diese dem älteren Praetorium, bzw. dem Steinlager, zu dem es gehörte, galt208). Die Erinnerung an seine Statt­halterschaft hat sich auch in den Namen einiger Freigelassener erhalten207).

Im Jahre 55 n. Chr. wurde ihm die Statthalter­schaft von Syrien übertragen — es muß also in diesem Jahr seine dalmatinische Statthalterschaft schon zu Ende gewesen sein —, doch weil er als Günstling der Agrippina dem Nero verhaßt war 208), hinderte ihn dieser, die Stellung wirklich anzutre­ten 209) ; im Jahre 66 n. Chr. wurde er des Majestäts­verbrechens angeklagt und endete durch Selbst­mord210).

Als Legat von Dalmatien ist er in den Jahren 50—52 n. Chr. nachgewiesen, es ist jedoch nicht

2M) Reisch, Ö Jh. X V I (1913) Bbl. 127 Anm. 7,bezweifelt das.

2“ ) Strena Buliciana 222 f. 4iot) Vgl. Patsch, R E I I I 1069; Betz, Unters. 21.207) C IL I I I 1947 = Hula, AEM X I I I (1890) 94

= Patsch, G lasnik V II (1895) 393 = W M BH V (1897) 192 = D. 2 19 : Salonae. I(ovi) o(ptimo) m(aximo) et j divo ClaudioCaesar[i] j Aug(usto) German(ico) trib(uni- cia) pot(estate) X IIÜ / P(ublius) Anteius P(ublii) Antei Syntrophi l(ibertus) /5 Herma IH IIIvir et Aug(ustalis) / porticum (dat) v{oto) s(oluto) l(ibens) m(erito) loc(o) ac- cep(to} d(ecreto) d(ecurionum).

Vielleicht leiten auch die in den folgenden In ­schriften genannten Personen ihren Namen von unse­rem P. Anteius Rufus ab (vgl. Patsch aa. OO.):

a) C IL I I I2 17 2 = Patsch, G lasnik a. O. = WMBH a. O.: Salonae: P(ublius) Anteius Secundinus / et Titia Artemisia / eius vivi sibi posuerunt.

b) C IL I I I 2173 = Patsch, G lasnika.O . = WMBH a. O .: Salonae. Dis Manib(us) Anteiae P(ublii) f(itiae) / Crispinae / cinerib(us) sacr(is).

208) Tac., ann. X V I 14.20S) Tac., ann. X I I I 22.210) Tac., ann. X V I 14 ; sein Name steht in den

Inschriften 2 und 4 in R asu r (vgl. Groag, P IR 2 a. O.).

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anzunehmen, daß er schon im Jahre 52 n. Chr. ab­berufen wurde, denn in der Regel dauern die Statt­halterschaften von Dalmatien in dieser Zeit länger als zwei Jahre und für eine vorzeitige Abberufung sind uns Gründe nicht bekannt. Ich glaube daher, daß wir die dalmatinische bis an die syrische Statt­halterschaft heranschieben und bis zum Jahre 54 n. Chr. ausdehnen dürfen211).

Literatur: Groag, P IR * I 136 n. 7 3 1 ; v. Rohden, R E I 2349 n. 4; de Laet 148 n. 9 4 1; Schneider 104 n. 355; Liebenam, Legaten 15 7 ; Cons 179, 365; Buliö, Bull. dalm. X X X I (1908) 3 f f . ; Abramiö, Strena Buliciana 222; Betz, Unters. 2 1.

1 0 C. Calpetanus Rantius Sedatus: zwi­schen 54 und 63

Buhe, Bull. dalm. X X IX (1906) 208 n. 3485A = Ritterling, Vjesnik X L V II/X L V III (1924/ 1925) 20: Salonae.

PETANV«;M IM M S^ESAR-IS'

Ritterling liest:[C(aius) Cal]petanus j [Ranti]us Sedatus j [leg(alus) C]aesaris.Ritterling glaubt, den Mann, dessen verstüm­

melter Name auf obigem Inschriftenfragment steht, mit C. Calpetanus Rantius Sedatus212) identifizie-

m ) Die Besetzung der Ja h re 53 ff. n. Chr. der dalmatinischen Statthalterfasten mit M. Vipstanus Gallus durch de Laet (170 n. 1 15 9 ; 238) dürfte auf einen Irrtum zurückzuführen sein; dieser w ar näm­lich in den genannten J ahren Statthalter von P an ­nonien : C IL I I I 4591; vgl. Ritterling, AEM X X (1897)10 Anm. 22; Bonner Jb b . C X X V (19 19) 185 ff.; Reidinger S. 40 ff.

212) Der gelegentlich in der Literatur noch an­geführte Name „Metronius“ geht zweifellos auf einen Irrtum des Anonymus Einsidlensis zurück, der allein die Inschrift C IL V I 916 = 3 120 1 überliefert hat;

ren zu dürfen, der im Jahre 46 n. Chr. curator tabulariorum publicorum213) war214). Es muß sich daher bei ihm um einen Mann senatorischen Stan­des handeln, der im Jahre 46 n. Chr. die Praetur schon bekleidet hatte215). Naturgemäß hat er auch in Dalmatien ein seinem Stand entsprechendes Amt ausgeübt, ein Legionskommando oder die Statt­halterschaft. Ritterling gibt der zweitgenannten Möglichkeit den Vorzug; Groag216), de Laet217) und Degrassi218) schließen sich dieser Meinung vorbehaltlos an.

Bezüglich des zeitlichen Ansatzes dieser Statt­halterschaft kommen nur die Regierungszeiten des Claudius und Nero in Frage219). Ritterling denkt an die Zeit zwischen L. Salvius Otho und P. An­teius Rufus und meint, daß diese Lücke Calpumius Piso nicht gänzlich ausfüllen könnöy bzw. an die Zeit zwischen Rufus und Ducenius Geminus; eine Entscheidung trifft er nicht. Wenn wir auch Um­midius Quadratus nicht mit völliger Sicherheit als Statthalter von Dalmatien ansehen dürfen220), glaube ich doch, daß der vorgeschlagene frühere Zeit­raum nicht in Frage kommt, eher der zweite. Denn im Jahre 46 n. Chr. war Calpetanus Rantius Sedatus sicherlich erst Praetorier221), er mußte also vor erst noch das Konsulat bekleiden. Wenn wir nun einige Jahre Intervall zwischen Konsulat und Statthalterschaft annehmen, kommt er für eine Legation vor dem Jahr 50 n. Chr. kaum mehr in Frage. Es ist also dem Zeitraum zwischen 52 und 63 n. Chr. unbedingt der Vorzug zu geben.

es ist sicherlich Dittographie des folgenden Namens M. Petronius. Hülsen zu C IL V I 3 120 1.

2la) Zu diesem Amt vgl. Mommsen, St. R . I I 3 558.214) C IL V I 9 16 = 3 120 1.215) Vgl. Mommsen, St. R . I I 3 558, 642; Korne-

mann, R E IV 1795, 40 ff .21S) P IR 2 I I ' 46 n. 235.»») 150 n. 963.21S) F asti cons. 13 .218) Vgl. R itterling ä. O. 2 1 ; Groag, P IR 2 I I 46

n. 235; de Laet 150 n. 963.220) Vgl. oben Sp. 32 f.221) Ritterling a. O. und im Anschluß an ihn Groag

a. O. und Degrassi a. O. erwägen die Möglichkeit, daß er die cura tabulariorum publicorum als Konsular be­kleidet haben könnte, doch habe ich bei der Sichtung der Inschriften, in denen dieses Amt noch genannt ist, nur Praetorier in dieser Stellung gefunden.

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Bemerkenswert an der Inschrift ist aber noch die schlichte Formulierung legatus Caesaris222). Ich glaube, daß der Kaiser, der sich hinter dieser Be­zeichnung verbirgt und dessen Namen man offen­sichtlich nicht ausschreiben wollte, Nero ist; die Inschrift wäre demnach erst nach dem Tode Neros gesetzt223). In diesem Falle könnten wir den ter­minus post quem bis zum Jahre 54 n. Chr. herab­rücken, und damit wäre auch einer weiteren zeit­lichen Ausdehnung der Statthalterschaft des P. Anteius Rufus Platz gegeben.

Literatur: Groag, P IR 2 I I 46 n. 235; de Laet 150 n. 963; Ritterling, Vjesnik X L V II/ X L V II I (1924/ 1925) 20f.

11 A. Ducenius Geminus: ca. 63—67

1 CIL I I I 2883 = D. 5953a = Betz, Unters. 32; nach der Abschrift desAldus Manutius von Momm­sen ediert. Das später zum Vorschein gekommene Bruchstück eines anderen Exemplares: CIL I I I 150452 = Bulic, Bull. dalm. X X IV (1901)110 = Liebl, ÖJh V (1902) Bbl. 5 (der auf dem Fragment erhaltene Teil ist unterstrichen): Corinium (Karin).fin[i]s inter Neditas et Corinienses derectus mensuris actis iussu Ducetii (sic!) Gemini leg{ati) / per A(ulum)

Resium Maximum (centurionem) / leg(ionis) X I prin(cipem) posteriojrem c(o)hor(tis) I et Q(uintum) A[e]jbutium Liberalem / (centurionem) leg(ionis)

eiusdem (h)astajtum posteriorem c(o)or{tis) I.

2 CIL I I I 7267 = D. 963 = Groag, ÖJh X IX /X X (1919) Bbl. 323 ff .: Epidauros (Lesung nach Groag).[Aesculapio / A(ulus) Ducenius ---- Geminus]d(edit) d(edicavit) / [___q(uaestor) prov(inciae)Cretae et Cyren]arum trib(unus) pl(ebis) / [pr(aetor)................. co(n)s(ul) X V vir s]acr(is) fac(iundis)sodalis /5 [Augustalis cur(ator) vectigal(ium) publi- c(orum)] leg(atus) Caesarum / [pro pr(aetore) pro- v(inciae) .......... item prov(inciae) D]almatiae et

“ •) Bulic a. O. wollte ,,[lib(ertus) CJaesaris“ er­gänzen, doch müßte der Freigelassene in diesem Falle das Gentile seines ehemaligen Herrn führen; vgl. R itterling a. O. Anm. 3.

*•*) E in ganz ähnliches Beispiel behandelt Groag, ÖJh X IX / X X (1919) Bbl. 328.

exercitus / [Illyrici superioris proco{n)s{ul) provin- c(iae) Asiae 2?4).

5 = Sp. 12, 6

4 D. 9378 = Ann. ep. 1910 n. 79 = Abramic und Colnago, ÖJh X II (1909) Bbl. 30 = Betz, Unters. 33 T. 9: am Fuße der Ivanova glavica an der Straße Cvijina Gradina—Asseria.[finis] inter An[sienses (?) et] / [Co]riniens(es) se- cundum j [cjonventionem utrius/que partis derectus mensu/s[ris] actis iussu A(uli) Duceni(i) / [Gemjini leg(ati) Aug(usti) pro pr(aetore).

5 D. 9484 = Patsch, Jb . für Altertumsk. I I (1908) 96 = Groag, ÖJh X IX /X X (1919) Bbl. 327: Narona.A(ulo) Ducenio / Gemino co(n)s{uli) / X V vir(o) sacris / faciundis sodali /5 Augustali curatori \ vecti- galium publicorum / kg{ato) pro pr(aetore) patrono.

***) Das Inschriftenfragment stammt, wie aus dem Ductus der Buchstaben zu schließen ist, aus iulisch- claudischer Zeit; vgl. Mommsen und Dessau zur In ­schrift, Groag, ÖJh a. O. 323. Angesichts der hohen Äm ter und Funktionen, die der Mann bekleidet hat, hat man sich um die Identifizierung der Persönlich­keit sehr bemüht. Mommsen (a. 'O.) dachte an P. Memmius Regulus, der 3 1 n. Chr. Suffektkonsul war, zur Zeit Caligulas und Claudius’ Statthalter der Pro­vinzen Moesien, Achaia und Makedonien, nachher Prokonsul von Africa, und im Jah re 61 n. Chr. ge­storben is t ; vgl. Dessau, P IR I I 364 n. 342; Groag, R E X V 626 ff. n. 29. Die Schwierigkeit hinsichtlich der in der Inschrift genannten dalmatinischen S tatt­halterschaft hat auch Mommsen schon erkannt. Der Verfasser bei Ruggiero (Diz. epigr. s. v . Illyricum p. 25) will diese Identifizierung halten; doch schon Dessau (P IR a. O.) erklärte sie für sehr unsicher, bis Groag ihre Haltlosigkeit erwiesen und die Parallelen zum cursus honorum des Ducenius Geminus 5 aufgezeigt h at (X V v ir sacris faciundis, sodalis Augustalis, cura yectigalium, Statthalterschaft von Dalmatien). Die Formulierung legatus Caesarum will Groag so er­klären, daß er diese nicht bloß auf Dalm atien bezieht, sondern glaubt, daß Ducenius Geminus vorher noch Legat einer Provinz war, deren Name in der Inschrift nicht erhalten is t ; es müßte sich dabei, da diese S ta tt­halterschaf t i n Inschrift 5, die nur den konsularischen cursus honorum bietet, nicht erwähnt ist, um eine praetorische handeln. Zur Bezeichnung der K aiser als Caesares sagt Groag, daß Ducenius Geminus diese Inschrift in Epidauros bei seiner Rückkehr aus Asia im J ahre 68 n. Chr. gesetzt hat und er die Namen der Kaiser, die dem eben untergegangenen iulisch-claudi- schen Haus angehörten, nicht nennen wollte.

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Im Jahre 62 n. Chr. wurde A. Ducenius Geminus— das Jahr seines Konsulates ist unbekannt**) — curator vectigalium publicorum226). Dieses Jahr ist zugleich der terminus post quem für seine Statt­halterschaft in Dalmatien, denn in der Dedikations- inschrift 5, die ihm die Stadt Narona, deren Patron er war, in seiner Eigenschaft als Statthalter gesetzt hat, wird jenes Amt bereits erwähnt; da es aber sicherlich mehr als ein Jahr in Anspruch genommen hat227), dürfte der früheste Zeitpunkt für die dal­matinische Legation etwa um 63/64 n. Chr. zu suchen sein.

Etwas Licht in die damaligen Verhältnisse in der Provinz und die Tätigkeit dieses Legaten brin­gen einige Terminationsinschriften: Inschrift 1 und3 bezeugen eine Grenzregulierung zwischen den Gemeinden Nedinum (Nadin) und Corinium (Karin)— im zweiten Fall handelt es sich um die Wieder­holung einer bereits unter Dolabella vorgenomme­nen Termination228) — ausgeführt von Offizieren der legio X I isa); von der Schlichtung eines Grenz­streites zwischen den Gemeinden Corinium und wahrscheinlich Ansium230) berichtet Inschrift 4. Ebenfalls aus der Zeit der Statthalterschaft des Du­cenius Geminus dürfte ein Inschriftenfragment stammen, das von einer Grenzregulierung zwischen

Die Zuweisung der Inschrift an Ducenius Geminus scheint m ir sehr plausibel, kann aber nicht als völlig sicher gelten. Groag hat selbst Zweifel geäußert: Die Reichsbeamten von Achaia bis auf Diokletian 10 1 Anm. 407; P IR 2 I I I 64 n. 2 0 1; de Laet schließt sich der Identifizierung an.

“ *) Groag (ÖJh a. O. 328) verm utet etw a 56/57 n. Chr.

226) Tac., ann. X V 18.“ 7) Vgl. Groag, ÖJh a. O. 327.“ *) Vgl. oben Sp. 12 , 6.22’ ) Vgl. Betz, Unters. 32.S3°) Ansium verm utet Patsch und ihm folgend

Abramic und Colnago bei der C vijina Gradina; der Ort Ansium ist nur durch C IL I I I 2887 bekannt; vgl. Betz, Unters. 34 Anm. 87.

ö l) Ann. ep. 1905 n. 164 = Colnago und Keil, ÖJhV II I (1905) B bl. 53 Abb. 12 = D, 9379 = Betz, U n ­ters. 33 T. 8: In der BruSka zwischen Medvidje und Benkovac. . . . [imp(eratoris) Neronis Claudii (?)] Caesaris Au[g{usti) Germ{anici)] / [i]nter Sidrinos et / Asseriates Q(uintus) Aebu/tius Liberalis (cenlwio) leg(ionis) /* X I definit.

den Gebieten der Gemeinden Sidrona232) und Asseria233) spricht234). Ducenius Geminus ist der letzte uns bekannte Statthalter von Dalmatien, der gezwungen war, im Interesse der Aufrecht­erhaltung von Ruhe und Ordnung in der Provinz in größerem Maße Terminationen der einzelnen Gemeindeterritorien vorzunehmen 235).

Daß angesichts des verhältnismäßig zahlreichen Quellenmaterials die Legation des Ducenius Gemi­nus von mehrjähriger Dauer gewesen sein muß, ist selbstverständlich, eine untere Grenze für die zeit­liche Ausdehnung seiner Statthalterschaft gewin­nen wir, wenn wir seine weitere Laufbahn ver­folgen: Galba machte ihn bei seinem Regierungs­antritt (9. Juni 68 n. Chr.) an Stelle des Flavius Sabinus zum Stadtpraefekten, in welchem Amt er am 10. Jänner 69 n. Chr. bezeugt isi 236). Vorher jedoch — höchstwahrscheinlich 67/68 n. Chr.237) — muß er die Statthalterschaft von Asia bekleidet haben238). Dadurch wird die Statthalterschaft von Dalmatien auf die Jahre 63—67 n. Chr. beschränkt, ein Ansatz in diese Jahre würde auch der durch­schnittlichen Dauer dieser Legation vollauf ent­sprechen.

Literatur: Groag, P IR 2 I I I 64 n. 20 1; Groag, R E V 1754 f . n. 2; de Laet 155 n. 1008; Liebenam, Legaten 158 ; Cons 179, 365; Groag, Ö Jh X I X / X X (19x9) Bbl. 3 2 3 ff . ; Betz, Unters. 32ff.

12 M. Pompeius Silvanas: 67—70

1 Tac., hist. II 86, 3: iuncti inde Moesici ac Pannonici exercitus Delmaticum militem traxere, quamquam consularibus legatis nihi-

M2) Patsch (ÖJh V II I [igbs] Bbl. 1 19 ff.) ver­mutet, Sidrona w ar der Name der röm. Siedlung aufder Gradina Medvidje.

233) Beim heutigen Podgradje; vgl. Tomaschek, R E I I 1746.

“ *) Vgl. Colnago und K eil a. O. 54; Betz, Unters.33-

*“ ) Nur aus der Zeit der Legationen des Pompeius Silvanus (vgl. 12 3) und des Valerius Constantius (vgl. 38 3) kennen w ir noch je eine Terminationsinschrift.

23#) Tac., hist. I 14 ; vgl. Borghesi, Oeuvr. I X 266; Groag, R E V 1755 n. 2, P IR 2 I I I 64 n. 201, Ö Jh a. O.326.

237) Groag, Ö Jh a. O. 327, P IR 2 a. O .; de L aet X55n. 1008; Magie, Rom an Rule in A sia Minor I I 1582.

” *) Inschrift 2 ; IG R IV 1620 = Bull, de corr.hell. V II (1883) 503 n. 5.

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turbantibus; Tampius Flavianus Pannoniam, Pom­peius Silvanus Dalmatiam tenebant, divites senes.

(Juli 69 n. Chr.)

2 Ibid. I I I 50, 2:undecima legio sese adiunxerat (sc. Antonio Primo) initio cunctata, sed prosperis rebus anxia quod de-

fuisset; sex milia Delmatarum, recens dilectus, comita- bantur; ducebat Pompeius Silvanus consularis: vis consiliorum penes Anniutn Bassum legionis legatum. Is Silvanum socordem bello et dies rerum verbis teren- tem specie obsequii regebat ad omniaque, quae agenda forent, quieta cum ittdustria aderat. (Ende 69 n. Chr.)

3 CIL I I I 9938 = Glavinic und Alaöevii, Bull, dalm. II (1879) 41 = Bulic, Inscriptiones 37 n. 7 1 = D. 5951 — Betz, Unters. 34 T. 10 : Dobropoljci bei Podgradje (Asseria).Ti(berius) [Claudius L . . . . / C{aius) Avillius Clemeti[s] / L(ucius) Coelius Capella P{ublius) j Raecius Libo P(ublius) Valeriens Secundus iudices / dati a M(arco) Pompeio Silvajno leg{ato) Aug(usti) pro pr(aetore) inter / rem p(ublicam) Asseriatium et rem p(ublicam) Al/veritarum in re praesenti per /10 [sententi]am suam determina/verunt.

Bereits im Jahr 45 n. Chr. war Pompeius Sil­vanus Suffektkonsul gewesenas#) und hatte in der Folgezeit die Provinz Africa verwaltet240). In seiner Eigenschaft als Statthalter von Dalmatien ist er erstmals im Ju li des Jahres 69 n. Chr. bezeugt. Es ist natürlich eine Frage, wie weit wir das Amt zeit­lich nach oben ausdehnen dürfen; da er sich aber im Bürgerkrieg der Sache Galbas in keiner Weise angenommen hat, hat es nicht den Anschein, als ob er diesem Kaiser seine hohe Funktion verdanke, sondern Galba dürfte ihn schon von Nero als Statt­halter von Dalmatien übernommen haben. Dadurch könnten wir den Beginn der Legation bis minde­stens ins Jahr 68 n. Chr. hinaufrücken, Pompeius Silvanus wäre somit höchstwahrscheinlich der direkte Nachfolger des Ducenius Geminus und ver­mutlich seit 67 n. Chr. in der Provinz.

**•) F lav . los., ant. lud. X X 1, 2 ; vgl. Degrassi, Fasti cons. 13 .

M0) Tac., ann. X I I I 52; C IL V II I 110 0 6 : vor dem Ja h r 58 n. Chr., entweder 55/56 n. Chr. (de L aet 129 n. 734; 246) oder 56/57 n. Chr. (Tissot, Fastes de la province romaine d ’Afrique 62; Pallu de Lessert I 133 *•)•

In den Bürgerkriegswirren des Jahres 69 n. Chr. ergriffen die dalmatinischen Legionen241 vorerst für Otho Partei242); ob Pompeius Silvanus dabei eine aktive Rolle gespielt hat, wissen wir nicht. Als nach dem Tode Othos (April 69 n. Chr.) die allein noch in Dalmatien verbliebene legio X I 243) für Vespasian sich entschieden hatte, war dies ohne Zutun des Statthalters geschehen, Pompeius Silvanus ließ vielmehr den Dingen ihren Lauf, wurde aber im Trubel der Ereignisse mitgerissen. Der Zug dieser Legion nach der Entscheidungs­schlacht von Cremona (Ende Oktober 69 n. Chr.), an der sie nicht teilgenommen hatte, nach Rom vollzog sich wohl unter seinem nominellen Ober­befehl, die Seele des Unternehmens war aber der Legionslegat Annius Bassus244). Die legio X I hatte damit endgültig Dalmatien verlassen245), die Legation des Pompeius Silvanus dürfte aber noch in das beginnende Jahr 70 n. Chr. fortgedauert haben246), denn die Terminationsinschrift 3 247) aus der Zeit seiner Statthalterschaft wurde wohl erst nach dem Abzug der legio X I gesetzt. Es deutet nämlich nichts darauf hin, daß auch hier, wie in früheren Fällen, die mit richterlichen Funktionen betrauten Personen Angehörige des Militärs sind248).

Noch im Jahr 70 n. Chr. muß die Statthalter­schaft des Pompeius Silvanus geendet haben, denn in diesem Jahr ist er bereits durch Tacitus 249) als in Rom anwesend bezeugt, 7 1 —73 n. Chr. war er curator aquarum250) und bekleidete nachher zu-* sammen mit Tampius Flavianus ein zweites Konsulat251).

241) Legio X I C. p. f., X IV gemina; vgl. Ritterling, R E X I I 1693, I 73I f--' Betz, Unters. 39, 55 ff.).

*“ ) Tac., hist. I I 1 1 .243). R itterling a. O. 1693; Betz a. O. 39.244) Groag, P IR 2 I 108 n. 637; v . Rohden, R E I

2264 n. 33 ; de L aet 147 f. n. 939.Vgl. Betz a. O. 39.

M6) Vgl. Cons365; Liebenam, Legaten 158 ; Dessau, P IR I I I 7 1 n. 495; Buliö, Bull. dalm. I I (1879) 67; Pallu de Lessert I 134 ; Groag, Ö Jh X IX / X X (1919) Bbl. 325.

u?) A lveria sucht Bulic a. O. 68 f. bei Ostrovica; vgl. Mommsen, Eph. ep. I I n. 563.

M8) Vgl. Betz, Unters. 34.M») Hist. IV 47.“ "J Frontin, aqu. 102.51) C IL IV 2560; vgl. Degrassi, F asti cons. 21.

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Literatur: Dessau, P IR I I I 7 1 n. 495; vgl. 80 n. 565; de Laet 129 f. n. 734; Stech 3 n. 7 ; Liebenam, Legaten 158 f .; Cons 180 ff., 365; Pallu de Lessert I 13 3 f . ; Artikel M. Pompeius Silvanus fehlt in R E .

13 L. Funisulanus Vettonianus, L. f.:ca. 80 bis 83

1 CIL I I I 4013 = D. 1005 = Hoffiller-Saria 215 n. 479: Andautonia (Pannonia superior).L(ucio) Funisulano / L(ucii) f(ilio) Atti(ensi tribu) Vettoniano / trib(uno) mil(itum) leg(ionis) V I vict(ri- cis) quaes / tori provinciae Siciliae /5 trib(uno) pleb(is) praet(ori) leg(ato) leg(ionis) III I / Scythic(ae) prae- f(ecto) aerari Satur/ni curatori viaeAemiliae co(n)s(uli) / V II viro epulonum leg(ato) pro pr(aetore) / pro- vinc{iae) Delmatiae item provjwinc(iae) Pannoniae item Moesiae / superiorisdonato [ab / imp(eratore)Do- mitiano Aug(usto) Germanijco] bello Dacico coronis II I I I murali vallari classica aurea /16 hastis puris III I vexlis (sic!) IIII / patrono / d(ecreto) d(ecurio- num).

2 CIL X I 5 7 1; um ein Fragment vervollständigt: Ann. 6p. 1946 n. 205 = Aurigemma, Not. d. scavi 1940 S. 1 7 f.: Forum Popili.[L(ucius) Funisulanu]s L(ucii) f(ilius) [An]i(ensi tribu) Vettonianu[s] co(n)s(ul) / [V II vir epulonum s]odali[s A]ug(ustalis) proco(n)s(ul) provinc(iae) A[f]ricae / [leg(atus) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) pro- vin]c(iae) Delmatiae item provinc(iae) Pan[no]niae / [item Moesiae supe]r(ioris) curator aquarum curator viae Ae[m(iliae)] praet(or) /5 [hastarius (?) tri- b(unus) plebi quaest(or) prov(inciae) Sic(iliae) t]ri- b(unus) mil(itum) leg(ionis) V I victr(icis) I I I v[ir a(uro) a(rgento) a(ere) f(latido) f(eriutido)].

Nach der Inschrift 1 aus Andautonia, wo Furi- sulanus Vettonianus Patron war, ist die aus Forum Popili 2 ergänzt. Erstere bietet seinen cursus hono- rum in aufsteigender Reihenfolge bis zur mösischen Legation, nicht erwähnt ist das Triumvirat s®2) und die cura aquarum. Die Inschrift aus Forum Popili enthält seine Ämterlaufbahn in absteigender Reihenfolge bis zum Prokonsulat von Africa, es fehlt aber das Legionskommando, das Amt eines praefectus aerari Satum i253) und die Angabe der

“ 2) I I I v ir monetalis oder capitalis.“ *) Borghesi (Oeuvr. I I I 74) und Borm ann (CIL

X I 571) möchten zw arin der letzten Zeile „p ra fectus aerari“ ergänzen, Groag (RE V II 302, P IR * I I I 225)

dona militaria264) ; beide Inschriften zusammen er­geben klar den cursus honorum des L. Funisulanus Vettonianus255). Sein Gentile kennzeichnet ihn als Italiker256), die tribus Aniensis spricht für eine Herkunft aus Forum Popili257).

Funisulanus begann normal die Ämterlauf­bahn258), sein erstes praetorisches Amt ist das eines legatus legionis bei der legio IV Scythica, er machte in dieser Stellung im Jahr 62 n. Chr. den Armenienfeldzug des Caesennius Paetus m it259). Groag260) glaubt, daß ihn Nero ob des unglück­lichen Ausganges dieses Feldzuges ebenso wie seinen Oberbefehlshaber261) im Staatsdienst nicht mehr verwendet, und er erst unter Vespasian seine Ämter­laufbahn fortgesetzt hat. E r bekleidete nun die in der Regel dreij ährige praefectura aerari Saturni262), war curator viae Aemiliae263), danach curator aqua­rum 264). Wichtig ist nun-, wann Vettonianus das Konsulat bekleidete. In der Inschrift CIL X IV 4276 ist er zusammen mit Q. Corellius Rufus als

liest aber richtiger tribunus plebi und nimmt vorher eine nähere Bezeichnung der Praetur an : hastarius oder fideicommissarius.

***) Die Vermutung Groags (R E a. O.), der aus der Tatsache, daß die dona m ilitaria in Inschrift 2 nicht erwähnt sind, schloß, daß Funisulanus Vettonianus Domitian überlebte — man wollte die Auszeichnung durch einen Kaiser, der der damnatio memoriae ver­fallenwar, nicht erwähnen —, wird durch die Inschrift Ann. 6p. 1936 n. 95 bestätigt.

*“ ) Vgl. Pallu de Lessert I 160.“ •) Vgl. Schulze, Zur Gesch. lat. Eigennamen 86 f.**7) Kubitschek, R E I 2208; vgl. Groag, R E V II

301.ss) V igintivirat, M ilitärtribunalQ uaestur, Volks-

tribunat, Praetur.**•) Tac., ann. X V 7.2«°) R E V II 302.M1) Tac., ann. X V 25.2*2) Vgl. Mommsen, St. R . I I 3 559.2«3) v g i Cantarelli, Bull. com. X I X (1891) 87 f.“ *) E r muß diese Stellung noch als Praetorier

bekleidet haben und kann daher nur der Beisitzerdes consularischen curator aquarum gewesen sein(vgl. Kornemann, R E IV 1784), weil die konsulari­schen curatores aquarum für die in Frage kommendenJa h re durch Frontin (aqu. 102) lückenlos bekanntsind. Groag (R E V II 303, P IR 2 I I I 225) will ihn demM’ .Acilius Aviola, der 74—97 n. Chr. curator aquarumw ar (Frontin, aqu. 102), als Beisitzer zuweisen; vgl.dagegen Cantarelli, Bull. com. X X I X (1901) 202 f.;Borghesi, Oeuvr. V I 9 1; Dessau, P IR I I 99 n. 396.

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Konsul genannt; das zweite hier angeführte Kon­sulpaar dürften Caesennius Paetus und Calvisius Ruso sein265), die zu Beginn des Jahres 79 n. Chr. die fasces führten266); wenn wir demnach das Suffektkonsulat des Vettonianus dem ausgehenden Jahr 78 n. Chr. zuweisen267), fügt sich dieses Amt zeitlich gut auch in seinen bisherigen cursus hono- rum ein. In die Zeit gleich nach dem Konsulat muß das in Inschrift 1 erwähnte Priesteramt eines V II vir epulonum fallen und bald nachher folgten die Provinzialstatthalterschaften268), von denen die erste — die Verwaltung Dalmatiens — etwa um 80 n. Chr. begonnen haben wird. In Pannonien ist er durch zwei Militärdiplome vom 3. Sep­tember 84 n. Chr.268) und 5. September 85 n. Chr. 270) bezeugt271). Im Dakerkrieg Domitians erwarb er sich — wahrscheinlich noch als Legat von Pan­nonien272) — die in Inschrift 1 erwähnten dona militaria; als im Frühjahr 86 n. Chr. der Statt­halter von Mösien, Oppius Sabihus, im Kampf gegen Decebalus gefallen war, wurde die Provinz geteilt und Vettonianus erster Statthalter von Ober- mösien278). Nach der Rückkehr aus Mösien wurde er sodalis Augustalis 274) und verwaltete Africa als Prokonsul275), wie Groag276) vermutet, um das Jahr 93/94 n. Chr.

” *) Vgl. Groag, R E V II 303.*•*) Degrassi, F asti cons. 23; vgl. Cagnat, Compt.

rend. Acad. Inscr. 1901, 192 ff.; Groag, R E V II 303.M7) Degrassi a .0 . 22; vgl. Stech 12 n. 77, 2o n .i3o ;

Groag, R E V II 303, P IR * I I 34 n. 174, 305 n. 1294,I I I 225; de Laet 190 n. 1408.

“ *) Daß es sich nicht um eine gemeinsame Ver- verwaltung der drei angeführten Provinzen handeln kann, sondern um eine chronologische Aufeinander­folge, wurde schon genügend bewiesen: Ritterling, A EM X X (1897) 12 , ÖJh V II (1904) Bbl. 33 Anm. 26; Groag, R E V II 302, P IR 2 I I I 225; Stech 13 n. 77; Gsell, L ’empereur Domitien 136 ; Stein, Mösien 35.

2») C IL I I I p. T963 dipl. X V I = C IL X V I n. 30 = D- 1997-

” ») C IL I I I p. 1964 dipl. X V II = C IL X V In .3 1 .271) Vgl. Ritterling, A EM a. O. n f.272) Vgl. Stein, Mösien 38; dagegen Groag, R E V II

303-2’ 3) Vgl. R itterling, Ö Jh a. O. 32 f .; Patsch, B e i­

träge V/2 S. 9; G sella. 0 . 13 7 ; Pallu de Lessert I 162; Filow, K lio Beih. V I 3 Anm. 1 ; Stein, Mösien 35 ff.

274) Vgl. Howe, F asti sacerdotum 43, 16.2re) Vgl. p aiiu de Lessert I 159 ff.27«) P IR 2 I I I 225.

Welche Jahre kommen nun für die dalmatini­sche Statthalterschaft in Frage? Terminus ante quem ist das Jahr 84 n. Chr.; nicht so genau können wir den terminus post quem fixieren. Leider wird er in Inschrift 1 nur als legatus pro praetore be­zeichnet, so daß wir nicht wissen, unter welchem Kaiser, bzw. welchen Kaisern er Statthalter war. Wie schon erwähnt wurde, dürfte er um das Jahr 80 n. Chr. nach Dalmatien gekommen 277) und dort etwa bis 83 n. Chr. verbheben sein; damit sind für Pannonien die Jahre 83—86 n. Chr., wie dies Reidinger278) angenommen hat, frei.

Literatur: Groag, P IR 2 I I I 224 f. n. 570; Groag, R E V II 301 ff. n. 2; de Laet 190 n. 1408; Stech 12 f. n. 77; Liebenam, Legaten 159 f .; Cons 260 f., 365; Pallu de Lessert 1 159 ff .; Ritterling, A EM X X (1897)1 1 f .; Stein, Mösien 35 f f . ; Reidinger 52 ff.

14 Q. Pomponius Rufus: ca. 92—94 (?)

1 CIL V III 13 und p. 979 = D. 10 14 ; vollständiger Ann. ep. 1948, n. 3 = Romanelli, Africa ItalianaV II (1940) 99 f. Fig. 10 / 1 1 : Leptis magna. Q(uintus) Pomponius Rufus co(n)s(ul) pont(ifex) so- dal(is) Fla(vialis) cur(ator) oper(um) publicor(um) leg(atus) Aug(usti) / pro pr(aetore) provinc(iarum) [M]oesiae Dalmat(iae) Hisp(aniae) leg(atus) leg(w- nis) V praef(ectus) orae marit(imae) Hispan(iae) citer(ioris) Gallia[e] / N[a]rbon(ensis) bello qu[od imp(erator)] Galba p[ro r(e) p(ublica) (?) 279)] gessit proco(n)s(ul) provin(ciae) Africae per L(ucium) Asi- nium Ru[fum] / . . . [a]rc[um]........

2 CIL X V I 38 ( = I I I p. 859): Salonae. Imp(erator) Caesar divi Vespasianif(ilius) Domitianus Augustus Germanicus pontifex maximus tribunic[ia) potestat(e) X I I imp(erator) X X II co{n)s(ul) X V I censorperpetuusp(ater) p(atriae) peditibus et equitibus qui militant in cohorte I I I Alpinorum et in V III voluntariorum civium Romanorum qui peregrinae

277) Vgl. R itterling, AEM a. O. 1 1 . Dagegen glau­ben Stech (13 n. 77) und Groag (R E V II 303), daß er erst von Dom itian zum Legaten der Provinz gemacht wurde.

278) S. 52ff.27>) In dieser Lücke fehlen — den Raum verhält­

nissen nach zu schließen — vier Buchstaben; die Lesung pro ist sinngemäß gegeben, für das Fehlende möchte ich r. p. vorschlagen.

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49 5°

condicionis probati erant et sunt in Delmatia subQ(uinto) Pomponio R u fo ................ civitatem dedit

et conubiutn................ a(nle) d(iem) I I I idus IuliasM(arco) Lollio Paullino Valerio Asiatico Saturnino C(aio) Antio Iulio Quadrato co(n)s(ulibus).

(13. Ju li 94 n. Chr.280).Durch die Inschrift 1 vom Trajansbogen aus

Leptis magna erfahren wir die praetorische und konsularische281) Ämterlaufbahn desQ. Pomponius Rufus; es ist ein absteigender cursus honorum, Konsulat und Priesterämter sind, wie gewöhnlich, vorangestellt. Im Anschlüsse an das Legionskom­mando sind die Statthalterschaften genannt; ob­wohl auch in einem absteigenden cursus honorum wesensgleiche Ämter manchmal in ihrer chronolo­gisch aufsteigenden Abfolge angegeben sind, glaube ich doch, daß auch diese hier in verkehrter Reihen­folge aufgezählt sind, denn daß die dalmatinische Statthalterschaft vor die mösische fällt, wissen wir sicher (s. u.). Wenn wir nun annehmen, daß die Ämter nicht wahllos aneinandergereiht sind, son-

280) Zu beachten ist die zeitliche Diskrepanz zwi­schen dem Praeskript und dem Datum der K onsti­tution. Die K aisertitulatur führt in die Zeit vom 14. IX . 92 — 13 . IX .9 3 n. Chr. {tribunic. potestat. XII), die Konsuln aber sind, wie die F asti Ostienses lehren, Suffektkonsuln des Jahres 94 n. Chr.; vgl. Hanslik, Wiener Studien L X I I I (1948) 1 18 ff. und besonders Nesselhauf, Gnomon X X V I (1954) 267 f . ; vgl. auch Anm. 284.

281) E ine Ausnahme bildete das Amt eines praefectus orae maritimae Hispaniae citerioris Galliae Narbonensis, in dieser Form ein Unikum. W ir kennen das Amt eines praefectus orae maritimae Hispaniae citerioris (CILI I 4138, 4217, 4224, 4225, 4239, 4264, 4266). Der Träger ist ein Unterbeamter des legatus Augusti pro praetore, hatte in Tarraco seinen Sitz und befehligte einige Rekrutenkohorten, die zum Küstenschutz aus­gehoben wurden (vgl. Marquardt, St. V . I2 255; Hüb­ner, H erm esl [1866] 123); unbekannt und unverständ­lich aber ist das Amt für die Gallia Narbonensis, denn diese Provinz ist .Senatsprovinz und daher inermis. E in Erklärungsversuch wäre folgender: Die Inschrift sagt uns ja die Zeit, um die es sich handelt: bellum, quod imperator Galba gessit. Nun wissen wir durch Tacitus (hist. I 37), daß es beim Regierungsantritt Galbas neben den Aufständen des Clodius Macer in A frica und des Fonteius Capito in Germania inferior auch Unruhen in Gallien und in Spanien gab. Galba w ar Statthalter der Tarraconensis, als er zum Kaiser proklamiert wurde, und Pomponius Rufus als prae­fectus orae maritimae Hispaniae citerioris somit sein

dern die Inschrift nach einem Ordnungsprinzip ab­gefaßt wurde282), müssen wir die Statthalterschaft von Hispania (citerior) für die erstbekleidete hal­ten283). Unmittelbar darauf folgte die Statthalter­schaft von Dalmatien, in welchem Amt Pomponius Rufus durch ein Militärdiplom (2) sicher in der Zeit vom 14. Sept. 92 bis 13. Sept. 93 n. Chr.284) bezeugt ist. Als nächstes Amt folgt endlich das Konsulat: Von September bis Dezember 95 n. Chr. war er Suffektkonsul mit L. Baebius Tullus285). Am 14. August 99 n. Chr. ist er durch zwei Militär­diplome286) als Statthalter von Moesia inferior bezeugt, zuletzt war er Prokonsul von Africa (1) im Jahre 109/10 oder 1 10 / 1 1 ; in dieser Funktion er­richtete er den Trajansbogen287).

Merkwürdig ist, daß Pomponius Rufus die dal­matinische Statthalterschaft als Praetorier be­kleidete. Diese Tatsache will Groag2 ) so erklären, daß Domi ian die Provinz, die in den letzten Jahren seiner Regierung legionslos war289), einem Prae-

Untergebener. Als sich Galba an die Unterdrückung der Unruhen machte, wird er diesem wahrscheinlich auch den Schutz desgallischen Mittelmetrküstenstrei- fens übertragen haben; so käme die in der Inschriftangeführte Bezeichnung zustande. Das Amt eines praefectus orae maritimae wird in den zitierten In ­schriften in engstem Zusammenhang mit der Kohor- tenpraefektur genannt. Romanelli (a. O. 10 1 f.) glaubt, Pomponius Rufus stamme aus dem R itter­stand und sei „adlectus inter praetorios".

282) y g i Romanelli a. O. 99.283) D as ist deshalb verwunderlich, weil die Hi-

spaniaTarraconensis eine konsularische Provinz ist (vgl. Marquardt, St. V. I2 254), Pomponius Rufus aber noch Praetorier ist (s. o.). Der Meinung Roma- nellis (a. O. 10 1), der glaubt; daß bei der Abfassung der Inschrift die spanische Statthalterschaft an einen falschen Platz gelangt sei, kann ich mich-nicht an­schließen. Hansliks Ansatz „um 10 5 " (RF. X X I 2347 n. 68) entbehrt jeder Grundlage.

2M) Nicht unbedingt dagegen muß er am Tage des Erlasses (13. Ju li 94 n. Chr.) noch Statthalter ge­wesen sein; vgl. Nesselhauf a. O. (Anm. 280).

285) I. L X I I I / i p. 195; vgl. Degrassi, Fasticons. 28.286) C IL X V I 44 = D. 2000; C IL X V I 45 = D .

1999.287) Ann. 6p. 1948 n. 2. E r ist nicht zu verwechseln

mit C. Pomponius Rufus, der 1 12 / 13 Prokonsul von A frica w ar und den Hanslik (RE a. O.) für seinen jüngeren Bruder hält.

288) Stein, Mösien 60 Anm. 1.2S*) Vgl. Betz, Unters. 60.

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torier zur Verwaltung anvertraute, erst Nerva oder spätestens Trajan habe der Provinz wieder einen konsularischen Legaten gegeben290). Diese Erklärung Groags halte ich für plausibel291). Der terminus ante quem für das Ende der Statthalter­schaft des Pomponius Rufus in Dalmatien ist das Jahr 95 n. Chr., in dem er Konsul war. Wenn wir daher seine Statthalterschaft etwa in die Jahre 92—94 n.Chr. setzen, kann dies nicht weit gefehlt sein.

Literatur: Dessau, P IR I I I 79 n. 56 1: Hanslik, R E X X I 2347 f. n. 68; Stech 59 f. n. 675; Liebenam, Legaten 160; Cons 261 f., 365; Stein, Mösien 59 ff.; Romanelli, Africa Italiana V II (1940) 99—103.

15 C. Cilnius Proculus, C f. : zwischen 96 und 99

1 CIL X I 1833: Arretium (Arezzo).C(aio) Cilnio C{ai) f(ilio) [Pom(ptina tribu) Proculo..................................................... leg(ato) pro pr(ae-tore) divi Traiani Parthici provinc(iae) Dalmatiae] / item provin[c{iae) Moesiae superioris donato ab eo- d(em) imp(eratore) bello Dacico primo corona murali vallari classica aurea hastis puris IIII vexillis] / IIIIargente[is ............................................................ co-miti (?) imp(eratoris) Caes(aris) Traiani] / Hadriani Au[g(usti)...................

2 Ann. ep. 1926 n. 123 = del Vita, Not. d. scavi 1925 p. 224: Arretium (Arezzo).[C(aio) Cilnio C(ai) f{ilio) Po]m(ptina tribu) Pro- cul[o leg(ato) pro pr(aetore) imp(eratoris) Caes(aris) Nervae Traiani] j [Aug(usti) provinciae D]almatiae c[omiti eiusdem imperatoris expeditione Dacica don-] j[ato ab eodem imp(eratore)] corona mu[rali vallari classica aurea hastis puris III I vexillis] / [IIII argen­teis le]g(ato) eiusd(em) pro [praetore provinciae Moe­siae superioris ................................... ] / [pro]vincia

29°) Vgl. Hanslik, R E a. O. Die unter Zweifeln von Romanelli (a. O. 10 1) vorgebrachte Vermutung, Pom­ponius Rufus hätte nur eine durch den Ausfall des rechtmäßigen Statthalters in der Verwaltung der Provinz entstandene Lücke gefüllt, erscheint mir in höchstem Grade unwahrscheinlich.

291) Wenn in Inschrift l die Provinzen wirklich in absteigender Reihenfolge aufgezählt sind, d. h. daß die spanische Statthalterschaft vor die dalmatinische fällt, dann ist Pomponius Rufus auch in der Hispania Tarraconensis, die normalerweise von Konsularen ver­waltet wurde, obwohl sie nur eine Legion hatte, als Praetorier Statthalter gewesen.

Ich habe eine sinngemäße Ergänzung der beiden Inschriften aus Arretium nach den Anregungen Groags292) versucht, an eine buchstabengetreue Rekonstruktion kann bei der Dürftigkeit der beiden Fragmente — besonders bei Inschrift 1 — kaum gedacht werden293).

C. Cilnius Proculus, der consul suffectus des Jahres 87 n. Chr.294), ist uns schon lange als Statt­halter von Obermösien im Jahre 100 durch ein Militärdiplom295) bekannt. Daß er mit dem Kon-

292) P IR 2 I I 158 f. n. 732.293) In Inschrift 1 wird nach dem Namen noch der

praetorische cursus honorum angeführt gewesen sein, da in Zeile x von der konsularischen Karriere nur die Statthalterschaft der erstverwalteten Provinz, näm­lich Dalmatiens, gestanden haben kann, ein Maß für die Lange der Zeilen bietet aber Zeile 2.

In Zeile 2 war die zweite Provinz genannt, Moesia superior, und der Großteil der dona m ilitaria die in oben angeführtem Umfang ihm verliehen worden sein müssen (Steiner, Bonner Jb b . C X IV /X V [1906] 87 f . ; Domaszewski, C X V II [1908] 184; vgl. Groag a. O.). Bezüglich der Nennung des Kaisers Hadrian in Zeile 4 glaubt Groag a. O., daß es sich hier kaum mehr um die Statthalterschaft einer kaiserlichen Provinz handeln kann — C. Cilnius ProculuS hatte ja schon im Jah re 100 die Moesia superior verwaltet (s.u.) —, sondern daß ihn Hadrian für die Neuorganisation der beiden Mösien und Daciens im Jahre 1 18 zu seinem comes bestellte.

In Inschrift 2 w ar sicherlich nur der konsularische cursus honorum bis zum Zeitpunkt, da die Inschrift gesetzt wurde, angeführt (die Buchstaben sind in Zeile 1 etwas größer als in den übrigen). An erster Stelle ist die Statthalterschaft von Dalmatien ge­nannt.

Was man im Anschluß an das in Zeile 2 erhaltene C ergänzen soll-, ist natürlich fraglich; Groag a. O. schlägt außer ,,c[omes imperatoris]" noch ,,c[urator aediumsacrarum etoperum locorumquepublicorum]“ vor, doch glaube ich, daß dieses Amt zwischen den zwei Statthalterschaften nicht gut am Platze ist, es würden nämlich dann die donam ilitariain der Luft hängen, da nicht abzusehen wäre, bei welcher Ge­legenheit er diese erworben hätte, außerdem ersehe ich für die Nennung dieses Amtes in Inschrift 1 keine Möglichkeit.

Ob in Zeile 4 wirklich die obermösische Legation erwähnt w ar oder die einer unbekannten, dritten Pro­vinz, ist kaum zu entscheiden, zumal in 1 nach den dona m ilitaria noch gut Platz für die Nennung eines Amtes wäre.

294) Ann. 6p. 1949 n. 23; vgl. Degrassi, Fasticons.26.

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sular 296) C. Cilnius C. f ............... von der Inschrifti , der mindestens zwei Statthalterschaften beklei­det hat, identisch ist, kann man kaum bezweifeln297). Nun hat Groag298) nach der Auffindung des Bruch­stückes aus Arretium 2 — der Ort ist zweifellos die Heimatstadt des Mannes299) —, das einen Pro- cul[us] als Provinzialstatthalter nennt, in Anbe­tracht des gleichen Ortes und besonders wegen des erhaltenen Namensteiles es mit Recht auf diesen C. Cilnius Proculus bezogen. A. Stein300) schließt sich dieser Identifikation vollauf an.

Die in der Inschrift 2 erwähnte Statthalter­schaft ist die von Dalmatien; ob er danach wirk­lich c[omes imperatoris] im ersten Dakerkrieg (i o i—102) war, ist natürlich unsicher, trotzdem erscheint mir diese Vermutung als die nächst- liegende, da dieses Unternehmen die beste Gelegen­heit für die Erwerbung der gleich danach genannten dona militaria darstellt. Wahrscheinlich hat er an dieser Expedition noch als Statthalter von Ober- mösien teilgenommen, deshalb dürfte die Bezeich­nung „comes imperatoris" in Inschrift 1, die be­trächtlich später gesetzt wurde, unterblieben oder— besser gesagt — in dem legatus Trajans pro prae- tore provinciae Moesiae superioris mitinbegriffen sein301); eine andere Erklärungsmöglichkeit für die Divergenz der beiden Inschriften302) in dieser Hin­sicht kann ich nicht geben.

*“ ) C IL X V I 46 = D. 9054.296) Daß er Konsular war, ergibt sich aus der Vier­

zahl der dona m ilitaria (vgl. Steiner a. O. f 7 f.).297) W j r kennen in der Prosopographie der K aiser­

zeit keinen zweiten Konsular C. C iln iu s ...........298) p IR2 a . o .2" ) Kubitschek, Imp. Rom. trib. discr. 81, 2 7 1;

die Cilnier waren ein arretinisches Adelsgeschlecht; vgl. Stein, Ritterstand 196 Anm. 3.

300) Mösien 39f., 119 .SB1) Man müßte allerdings, wenn man in Inschrift

2 Zeile 4 an der Lesung legatus eiusdem pro praetore provinciae Moesiae superioris festhalten will, an ­nehmen, daß die obermösische Legation über den Dakerkrieg, in dem er comes imperatoris war, hinaus angedauert hat, weil sonst eine Nennung dieser Legation an dieser Stelle nicht möglich wäre.

302) Daß in Inschrift 2 in Zeile 2 durch das er­haltene C die Nennung eines anderen Amtes als dieStatthalterschaft von Obermösien begonnen habenmuß, steht außer Zweifel.

Was die dalmatinische Statthalterschaft des C. Cilnius Proculus anbelangt, so läßt sie sich nur annähernd festlegen. Durch den terminus post quem, das Konsulatsjahr 87 n. Chr., gewinnen wir nicht allzuviel für die Datierung dieser Legation, mehr jedoch durch die wohl unmittelbar auf sie folgende Statthalterschaft von Obermösien; hier ist er wahrscheinlich der unmittelbare Vorgänger des L. Herennius Saturninus, der zwischen 103 und 107 obermösischer Statthalter war303), und— wie schon erwähnt wurde — für den 8. Mai 100 belegt. Es kommen also die vorhergehenden Jahre bis 99 n. Chr. für Dalmatien' in Betracht. Da wir aber wissen, daß Domitian gegen Ende seiner Regierungszeit die Provinz Dalmatien einem Prae­torier zur Verwaltung übertragen hatte, ist nicht anzunehmen, daß er es war, der den Konsular C. Cilnius Proculus in die Provinz entsandt hat; es kommen also nur Nerva oder — wie dies der von Groag vorgeschlagenen bestmöglichen Ergänzung der beiden Inschriften entsprechen würde —Trajan in Betracht. Ich setze demnach die Legation zwi­schen den Jahren 96 und 99 n. Chr. an.

Literatur: Groag, P IR 2 I I 158 f. n. 732; Stein, Mösien 39 f.

16 C. Iulius Proculus, M . f. (?) : ca. 1 1 2 —114

CIL X I 4646: Tuder (Todi).___ [curatori operum publi]corum [le]gat[o imp(era-fon's)] / [Cae]saris Nervae Traia[ni] / Aug(usti) Germ(anici) Dacici pro pr[aetore] / provinciae Del- matiae / colonia Iulia Fida Tude[r] / patrono ex d(ecurionunt) d(ecreto).Eine Datierungsmöglichkeit für obige Inschrift

ergibt sich aus der Kaisertitulatur, terminus post quem ist 102, in welchem Jahr Trajan den Sieger­beinamen Dadous annahm; das Fehlen des Ehren­namens „Optinius" und Siegemamens „Parthicus“ ergibt als terminus ante quem das Jahr 114 304).

Durch die arg verstümmelte Inschrift erfahren wir leider nur sehr wenig aus der Ämterlaufbahn dieses unbekannten Statthalters von Dalmatien, so daß eine Identifizierung sehr schwierig und sehr unsicher ist. Wir können nur noch das letzte

30S) Stein, Mösien 40.3W) Liebenam-Lietzmann 107; vgl. Groag, R E X

785.

5* 35

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Amt, das er vor der Statthalterschaft bekleidete, erkennen: er war zweifellos curator operum publicorum305).

Durch eine Ehreninschrift aus Antium306) ist uns ein Senator der trajanischen Zeit bekannt, der unmittelbar vor oder nach dem Konsulat dieses Amt bekleidet hat: C. Iulius Proculus. Die In­schrift bietet seinen cursus honorum in absteigender Reihenfolge bis zu dem Amt eines curator operum publicorum, bzw. den Priesterämtern und dem Konsulat; die sakralen, zivilen und militärischen Ämter, die dieser Mann bekleidet hat, lassen ver­muten, daß seine' Ämterlaufbahn kaum mit dem Konsulat geendet haben wird, sondern daß ihn Trajan auch noch bei der Vergebung der konsulari­schen Provinzen bedacht h at307). Aus dieser Er­wägung heraus, sowie der Parallelität von cura operum publicorum und Konsulat und der Gleich­heit der Zeit hat Groag vielleicht richtig geschlos­sen 308), daß es sich um ein und dieselbe Persönlich­keit handelt.

Nach der Bekleidung eines der obligaten Ämter des Vigintivirates309) war Iulius Proculus Quaestor unter zwei Kaisern; diese werden sicher­lich Nerva und Trajan gewesen sein310). Seine Quaestur fällt demnach in das Jahrg8n. Chr 3U). Un­gewöhnlicherweise leistete er erst nach der Quaestur seinen Offiziersdienst als Legionstribun312). Als

305) v g i Groag a. O.3#6) C IL X 6658 = D. 1040: C(aio) Iulio M{arci)

f(ilio) Volt(inia tribu) j Proculo co{n)s{uli) X V vir(o) / sacris faciundis fetiali cur(atori) / operum publicorum leg(ato) Aug{usti) /5 p{ro) p(raetore) ad census provinciae Lugudunensisleg(ato)Aug(usti) p(ro) p(raetore) region(is) / Transpadanae legato leg(ionis) VI / ferrat[ae) prae- t(ori) trib(uno) pl(ebis) ab actis / imp(eratoris) Traiani Aug(usti) tr(ibuno) leg(ionis) //// Scyf10 thic(ae) q(uae- stori) Augustor(um) II I viro a(uro) a(rgento) a(ere) f(lando) f(eriundo) / Antiates publice / patrono.

307) Vgl. Groag a. O. 786.308) A. O. 785.30’ ) I I I v ir monetalis. '31°) Daß es Domitian und N erva gewesen wären,

ist deshalb unwahrscheinlich, da eine Bevorzugung durch Domitian kaum als Empfehlung für eine Über­nahme durch Nerva und Beförderung von Seite T rajans gelten konnte.

311) Vgl. Braßloff, Ö Jh V II I (1905) 66; Groag a. O.; Zumpt, Comment. epigr. 4 1.

3 12 ) Vgl. Mommsen, St. R . I3 546; P arallelein C IL

nächstes Amt führt die Inschrift an: ab actis imperatoris Traiani Augusti, was eine inkorrekte Bezeichnung für ab actis senatus ist313); Iulius Proculus war also eine Vertrauensperson des Kaisers Trajan und der direkte Vorgänger Hadrians, der dieses Amt 102 bekleidete314). Nach dem Volkstribunat war er Praetor etwa 10 3 315); darauf folgt ein Legionskommando und das Amt eines legatus Augusti pro praetore regionis Trans­padanae; diese außerordentliche Mission316) be­deutete zweifellos auch für die Transpadana einen Ausnahmezustand. Groag317) bringt sie, wie ich glaube, vollkommen richtig mit dem zweiten Dakerkrieg in Zusammenhang318). Sicherlich noch in seine praetorische Laufbahn gehört das Amt eines legatus Augusti pro praetore ad census pro­vinciae Lugdunensis. Sein Konsulat vermutete Groag319) um 110 und Vollte die beiden Priester­ämter und die cura operum publicorum vor diesem ansetzen320) mit der Begründung, daß das Denkmal in Antium anläßlich der Erlangung des Konsulats gesetzt wurde. Inzwischen wissen wir aber durch einen Neufund, daß er 109 Suffektkonsul war321), so daß mir die noch verbleibende Zeitspanne für so viele Ämter zu knapp erscheint, besonders wenn

X I 2456. Groag (a. O.) hält es nur für eine falscheReihung in der Inschrift.

313) v g l. Mommsen, St. R . I I 3 901; Braßloff,Wiener Studien X X I I (1900) 148; Hübner, de sen.act. 34.

314) SHA Hadr. 3, 2 ; vgl. Mommsen, St. R . I I 3 901 Anm. 6; v . Rohden, R E I 498.

315) Dieses Ja h r wäre meines Erachtens sehr gut möglich, daerg8 n. Chr.Quaestorwarund die Mindest­alter von Quaestur und Praetur um 5 Ja h re diffe­rieren (25 bzw. 30 Jahre).

**•) Mommsen hat seine Ansicht, daß Iulius Pro­culus nur Truppenaushebungen in der Transpadana zu- besorgen hatte (St. R . I I 3 850 Anm. 3), später (Eph. epigr. V II p. 397 Anm. 7) zurückgezogen; Borghesi (Oeuvr. V 408) sieht in ihm einen corrector; vgl. Orelli-Henzen zu 6482.

317) A. ;0 . 785.31S) Vgl. Domaszewski, Eranos Vindob. 1893

S. 63 f." •) A. O. 785.32°) So auch Stech 90 n. 119 0 ; vgl. dagegen Canta-

relli (Bull. com. X X I I [1894] 208) und Kornem ann (R E IV 1789). •

321) Ann. 6p. 1936 n. 70; vgl. Degrassi, Fasticons.

33-

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wir mit Groag322) annehmen, daß er die Schatzung der Gallia Lugdunensis als Statthalter dieser Pro­vinz leitete, und wir einer Statthalterschaft doch mehrere Jahre zuweisen müssen. Wir werden wahr­scheinlich doch die cura operum publicorum oder die Priesterämter oder alle zusammen nach dem Konsulat anzusetzen haben 323). Dies ist sehr wichtig für denBeginn der Statthalterschaft von Dalmatien, die wir daher kaum vor das Jahr 1 12 setzen dürfen. Terminus ante quem ist — wie schon erwähnt — das Jah r 1 14 ; diese verbleibenden zwei bis drei Jahre könnten auch zugleich die Zeit der Legation darstellen.

Literatur: Dessau, P IR I I 208 f. n. 333 ; Groag, R E X 783 ff. n. 4 18 ; Stech 89 f. n. 119 0 ; LambrechtsI 36 n. 7T.

17 P Coelius Balbinus Vibullius Pius,P. f.: ca. 138 —140

Obwohl wir kein direktes Zeugnis für eine dal­matinische Statthalterschaft des P. Coelius Bal­binus Vibullius Pius besitzen, ist es dennoch wahr­scheinlich, daß dieser Senator Statthalter in unserer Provinz war. Wir kennen seinen cursus honorum bis zum Konsulat durch die stadtrömische Inschrift

C IL V I 1383 = D. 1063:P(bliuo) Coelio P{ublii) f(ilio) / Ser(gia tribu) Bal- bino I Vibullio Pio / X viro stlitib(us) iudic(andis) /5 VI viro equit{um) Roman{prum) / turm(ae) quint(ae) tr(ibuno) mil(itum) leg(ionis) / X X II Primig(eniae) p(iae) f(idelis) adlecto / inter patric(ios) ab imp(era- tore) Caes(are) / Traiano Hadriano Aug(usto) / 10 salio Collino quaest(ori) / Aug(usti) flamini Ulpiali pr(aetori) de Ifidei commiss(is) co(n)s(uli) / designatoI decuriones sua pecunia.

Es ist der cursus honorum eines Senators der hadrianischen Zeit, dem anläßlich seiner Designie­rung zum Konsul die Inschrift gesetzt wurde. Bei näherer Betrachtung sehen wir, daß er Kaiser Hadrian sehr nahe gestanden haben muß324). Die

322) A. O. 785.323) DerGrund, daß die StadtAntium ihrem Patron

ein Denkmal setzt, muß nicht die Erlangung des Konsulats sein, sondern es wird vielleicht eine uns unbekannte Wohltat des Patrons der Stadt gegenüber der Anlaß gewesen sein.

324) Vgl. Dessau, Eph. epigr. I I I p. 229; Groag,R E IV 195 n. 9; P IR 2 I I 296 n. 124 1.

Zugehörigkeit zur tribus Sergia drängt uns die Ver­mutung auf, daß er wie Trajan und Hadrian aus Italica325) stammte; als Auszeichnung darf wohl das Amt eines VI vir equitum Romanorum gelten. Sein Legionstribunat diente er bei der legio X X II Primigenia ab, welche Stellung einst Hadrian selbst bekleidet hatte326). Als besondere Gunst muß gelten, daß Hadrian ihn zum Patrizier ernannte, womit ihm die Bekleidung eines Amtes der tribuni- zisch-ädilizischen Rangstufe erlassen und er für die ehrende Priesterwürde eines Flamen Ulpialis befähigt wurde327) ; weiters war er quaestor candi- datus imperatoris. Die größte Auszeichnung aber war seine Bestellung zum consul Ordinarius für 137 zusammen mit L. Aelius Caesar328).

Leider sind wir über die Ämter nach dem Konsulat durch direkte Zeugnisse nicjit unter­richtet, Allein es kommen uns einige Salonitaner Inschriften zu Hilfe.

a) CIL I I I 2294:D(is) M(anibus) / P(ublio) Coelio Quin/tiano in-

fanti I amantissimo /* def(uncto) ann(orum) III tn(ensium) IX / Obultronia / Corinthia a/lumno dulcissimo.

b) CIL I I I 2295:Coeliae / [PJeregrittae / P(ublii) l(ibertae) de-

functae / annor(um) X V II j5 Saeclaris / et Maria Coeli(i) I Balbitii (servi) parent(es) fil(iae) / piissi- mae fecerunt.

c) CIL I I I 2561:Cestoi(})Inae alumnae / Titi(i) Firmi def(unctae) / attn(orum) X X IIX /* P(ublius) Coelius Eutyces / uxori I b(ene) m(erenti) p(osuit).

d) CIL I I I 9009:D(is) M(anibus). / Coel(io) Quaude[n]/tio (sic!) infanti itt[fe] / [licissimo].

e) CIL I I I 13925 = Bulic, Bull. dalm. X V II (1894)67:D(is) M(anibus). j P(ublio) Coelio / Epithymejto mar(ito) ojspt(imo) Coel[ia] / [Secu(?)]nda / li- b(erta) b(ene) m(erenti).

325) Kubitschek, Imp. Rom. trib . discr. 177, 272. 32#) Vgl. v. Rohden, R E I 497.327) Vgl. Samter, R E V I 2 4 9 1 !. ; Kübler, R E

X V III/4 Sp. 2229 f.; Dessau a. O. 223 ff. aas) v g i Degrassi, Fasti cons. 39.

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59 6o

Es sind hier Freigelassene (a—e) und Sklaven (b) eines P. Coelius — durch b erfahren wir auch das Kognomen — Balbinus genannt. Ein Träger dieses Namens wird sich also längere Zeit in Dal­matien aufgehalten haben. Die Annahme, daß es sich dabei um unseren P. Coelius Balbinus han­delt329), wird dadurch bekräftigt, daß wir nur einen Mann dieses Namens kennen, obwohl uns seine nächsten Verwandten bekannt sind330). Hin­sichtlich des Amtes, das ihn nach Dalmatien ge­führt hat, sind wir natürlich auf Vermutungen an­gewiesen; wir kennen seine Laufbahn bis zum Konsulat und können daher sagen, daß von diesen Ämtern keines in Frage kommt ; es muß seine vermutliche Mission in Dalmatien also in die Zeit nach dem Konsulat fallen. Mit Rücksicht auf Stand und Rang dieses Mannes und den einheitlichen Fundort der Freigelasseneninschriften, die Provinz- hauptstadt, kann es sich meines Erachtens nur um die Statthalterschaft handeln332).

Für die Datierung ergeben sich, da wir den Zeitpunkt des Konsulates kennen (137), keine be­sonderen Schwierigkeiten; angesichts des guten Verhältnisses, in dem er zum Kaiser stand, dürfen wir die Wartezeit nach dem Konsulat vielleicht etwas verkürzen und seine Legation etwa in die Jahre 138—140 setzen333). Obwohl Antoninus Pius die Provinzialstatthalter länger als das gewöhnliche Triennium in den Provinzen zu belassen pflegte 334), glaube ich, daß wir das von Coelius Balbinus nicht annehmen dürfen; man wird ihn vielmehr bald in höheren Stellen verwendet haben.

32») Vgl. Groag, R E IV 195 n. 9; P I R 2 I I 297 n. 12 4 1; Lam brechts I 29 n. 39.

330) Sein V ater: P. Coelius Apollinaris, cos. i n (Groag, P IR 2 I I 296 n. 1239); sein Sohn: P. Coelius Apollinaris, cos. 169 (Groag, P IR 2 I I 296 n. 1240; R EIV 195 n. 8; Lambrechts I 12 1 n. 709).

331) Die legio X X I I Prim igenia stand damals in Mainz; vgl. Ritterling, R E X I I 1804; E . Stein, B e­amte 105, 289.

332) Vgl. Lam brechts I 29 n. 39. Vgl. L . Arruntius Camillus Scribonianus (oben Sp. 25 Anm. 135) nud P. Anteius Rufus (oben Sp. 36 Anm. 207), von denen wir ebenfalls Sklaven, bzw. Freigelassene in Salonae kennen.

333) Vgl. Lambrechts I 226; vielleicht hat ihn noch Hadrian (f 10. Ju li 138) zum Statth alter bestellt.

334) SHA Pius 5, 3 ; vgl. v. Rohden, R E I I 2505;Hüttl I 329.

Literatur: Groag, P IR 2 I I 296 f. n. 12 4 1; Groag, R E IV 195 n. 9; Lambrechts I 29 n. 39.

18 M. Cutius Priscus Messius Rusticus Aemilius Papus Arrius Proculus Iulius Celsus, M. f.: 141 (?)—147

1 CIL II 1282: Salpensa.[Imp(eratori) Caes(ari) divi Hadriatii f(ilio)] / divi Traiani Parthici / nepoti divi Nervae / pronepoti T(ito) Aelio Hadriajsno Antotiino Aug(usto) Pio / pontifici maximo / tribuniciae potestatis / X imp(era- tori) I I co(n)s(uli) IIII p{atri) p(atriae) / M(arcus) Cutius [M(arci) f(ilius) G]a[l(eria tribu)] Priscus Messl10ius Rusticus Aemilius / Papus Arrius Pro­culus I Iulius Celsus co(n)s(ul) / leg(atus) eius pro pr(aetore) / provinciae Delmat(iae) / 15 principi op- timo I et sibi carissifno. (147 n. Chr.)

2 CIL II 1283: Salpensa.M(arco) Cutio M(arci) f(ilio) Gal(eria tribu) Prisco Messio I Rustico Aemilio Papo Ar[r]io Proculo / Iulio Celso co(n)s(uli) sodal(i) Augustal(i) / leg(ato) pr(o) pr(aetore) imp(eratoris) Caes(aris) [T(iti)] Aelii Hadriani /5 [Antonini] Aug(usti) PU pro- vinc(iae) D[e\lmat(iae) curator[ij / operum publi- corum praefecto j aerarii Saturni leg{ato) leg(ionis)X X V(aleriae) v(ictricis) / curator(i) viae Aureliae pr(aetori) peregrino / trih(uno) pleb(is) [q(uaestori)] pr(o) pr(aetore) provinc(iae) Africae /10 trib(uno) mil(itutn) leg(ionis) V II (sic!) Aug(ustae) / I I I I vir(o) viarum curandarum / Caesia Senil[l]a amico I optimo.

M. Cutius Priscus — so wollen wir den Polyo- nymos kurz nennen — stammte vermutlich aus der Baetica335) ; er schlug die normale senatorische Laufbahn ein336), in welcher wir ihn um 128 als Legat der legio X X Valeria victrix, welche damals in Deva (Britannien) stationiert war337), antref­

®“ ) Alle Inschriften, in denen er genannt wird (x,2, C IL I I 137 1), stammen aus der Baetica, in der dietribus Galeria, die er als die seine angibt (z , 2), sehrhäufig anzutreffen ist. Seine Familie wird außerdemin C IL I I 117 2 , 1 17 3 und 117 5 genannt.

33‘ ) Tribunus legionis I I I Augustae (CIL I I 137 1).In der Inschrift 2 steht fälschlich legio VIIAugusta; vgl. Cantarelli, Bull. com. X I X (1891) 96Anm. 1 ; Fluss, R E X V 1287.

337) Vgl. Ritterling, R E X I I 1773.

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fen338). E r bekleidete hierauf die Ärarpraefektur und muß — etwa um die Mitte der dreißiger Jahre339) — einer der consules suffecti gewesen sein, denn in den Jahren 138 —140 ist seine cura operumpublicorum anzusetzen340). Dieses Datum ist von großer Wichtigkeit für unsere Statthalter­schaft, die unmittelbar darauf folgte und demnach frühestens im Jah r 14 1 begonnen haben dürfte. M. Cutius Priscus ist aber noch im Jahr 147 als dalmatinischer Statthalter bezeugt (1): das ergäbe die ungewöhnliche Amtsdauer von mindestens6 Jahren. Wie schon erwähnt, hat Antoninus Pius in seiner besonderen Obsorge für das Wohl der Provinzen gute Statthalter längere Zeit belassen, und selbst sieben-, ja neunjährige Statthalter­schaften sind durchaus keine Seltenheit gewesen341). Es besteht also für eine Datierung in die Jahre 14 1—147 342) von dieser Seite kein Hindernis, und wir werden dadurch in die Lage versetzt, M. Cutius Priscus als direkten Nachfolger des P. Coelius Bal­binus Vibullius Pius ansehen zu können.

Literatur: Klebs, P IR I 489 n. 1342 ; Dessau, P IR I I 369 n. 376; Fluss, R E X V 1286 f. n. 14 ; LambrechtsI 79 n. 390; Liebenam, Legaten 16 1 ; Cons 268, 365; H üttl I I 83 f.

19 Sex. Aemilius Equester: zwischen 147und 16 1

Ann. ep. 1940 n. 176 = Abramic, Vjesnik L I(1930—1934) 225: Gardun.

s38) C IL I I 13 7 1 ; vgl. R itterling a. O. 1778.339) Vgl. Degrassi, F asti cons. 39.340) Ann. ep. 1934 n- X4Ö = Not. d. scavi 1933

S. 433. Der Name Aemilius Papus, unter dem er hieraufscheint, scheint sein Hauptname gewesen zu sein(vgl. C IL I I 1282 c); Kornemanns Ansatz (R E IV1789) ins Ja h r 146 ist dadurch hinfällig; vgl. H üttlI I 84; Degrassi a. O. 39).

s«) SHA Pius 5, 3. H üttl I 329; v. Rohden, R EI I 2505: T. StatiliusM axim us w ar 6 Ja h re in Unter-pannonien (Hüttl I I 142 f.), ebensoviele Jah reL . Attidius Cornelianus in Syrien (Hüttl I I 159);Q. Lollius Urbicus w ar 7 Jahre in Britannien(Hüttl I I 65 f. und Nachträge I 361), M. SedatiusSeverianus vermutlich 7 Jah re in Kappadokien(Hüttl I I 70 und Nachträge I 362); C. Popilius Carusw ar 9 Jah re in Obergermanien (Hüttl I I 97 f.) undvermutlich ebensolange P. Mummius Sisenna Ruti- lianus in Obermösien (Hüttl I I 128 f. und N ach­träge I 365).

“ *) Vgl. H üttl I 329 Anm. 12 ; I I 83. Lambrechts

Imp(eratori) Caesari T(ito) Ael(io) Hadrian(o) / Antonino Aug(usto) Pio p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) IIII I coh(ors) VIII vol(untariorum) turrem ad aquam I tollendamfecit J 5 Sex(to) Aemilio Equestre leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr{aetore) / M(arco) Caec[i]lio Afri- cano praefecto.Wir wissen nicht, wie die Karriere des Sex.

Aemilius Equester vor seiner dalmatinischen Statthalterschaft und wie sie nach dieser aussah, wir kennen ihn außer durch unsere Inschrift nur als Adressaten eines Reskriptes des Antoninus Pius343), das dieser Kaiser an ihn in seiner Eigen­schaft als Praetor oder bereits als Provinzialstatt­halter gerichtet hat344).

Einen terminus post quem für die dalmatinische Statthalterschaft bietet uns die Kaisertitulatur: Antoninus Pius war consul IV im Jahr 145, ein fünftes Konsulat hat er nicht mehr bekleidet345).

Die Nennung der cohors V III voluntariorum gibt uns keinen näheren zeitlichen Anhaltspunkt, denn sie ist vom 1. bis ins 3. nachchristliche Jahr­

hundert hinein in Dalmatien nachweisbar346), die Inschrift bezeugt nur ihren Aufenthalt in Gardun, dem ehemaligen Standlager der legio V II Claudia pia fidelis347).

Die Person des Kohortenpraefekten M. Caecilius Africanus ist wohl bekannt348), er war ein hervor­ragender Jurist und Schüler des berühmten Salvius Iulianus349), doch von seinem cursus honorum wissen wir außer der hier bezeugten Kohorten- praefektur nichts, so daß sich auch von seiner Person her keine genauere Datierung ergibt.

An sich kann die Inschrift zwischen 145 und März 16 1 (Tod des Antoninus Pius) angesetzt wer­den, im Hinblick auf den Vorgänger in der dalma­tinischen Legation muß man jedoch den terminus post quem bis zum Jahr 147 herabrücken350).

(I 79 n. 390) bezeichnet die dalmatinische Statth al­terschaft als unbeweisbar.

*“ ) Ulpian, Dig. X X X V I 4, 1, 3. ä44) Vgl. v . Rohden, R E I 549 n. 43.*“ ) Vgl. Degrassi, F asti cons. 4 1, 277.***) Vgl. Cichorius, R E I V 352 f .; Betz, Unters. 63. M7) Vgl. Abramic a. O. 229.««) Stein, P IR 2 I I 3 f. n. 18 ; Jö rs, R E I I I 119 2 ff.

n. 29.M*) Vgl. Abramic a. O. 229.•“ ) Vgl. Groag, P IR 2 I 54 n. 342; H üttl I I 84 f.;

Lambrechts I 72 n. 330.

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Literatur: Groag, P IR * I 54 n. 342; v. Rohden, R E I 549 n. 43; Lambrechts I 72 n. 330; Abramiö, Vjesnik L I (1930—1934) 225 ff.; H üttl I I 84 f.

20 L. Vitrasiug Flamininus, L. f.: 1 7 1 —173

CIL X 3870: Capua.L(ucio) Vitrasio L(ucii) f(ilio) Pos. (sic!) ^ / Fla- minino co(n)s(uli) pro /co(n)s(uli) provinciae Africae I leg{ato) pp{ro) (sic!) pr(aetore) Italiae Transj5pa- danae et provinciae Moesiae superioris et / exercitus provinciae / Dalmatiae curatori / alvei Tiberis ripa-rum I10 cloacarumurbis / ......................./ ..................des I ..............

In diesem Mann sah man allgemein852) einen Senator aus der trajanisch-hadrianischen Zeit; man schloß dies aus dem Amte eines legatus pro praetore Italiae Transpadanae, wofür wir nur eine Parallele kennen 353), die tatsächlich in diese Zeit führt. Diese Meinung schien durch ein 1925 gefundenes Militär­diplom354), durch das ein L. Vitrasius Flaminmus als Konsul im Jahre 122 bezeugt ist, bestätigt zu werden, Stein 35S) setzte ihn dementsprechend „um 125“ als Legaten von Mösien an358).

Die Formulierung legatus pro praetore Italiae Transpadanae et provinciae Moesiae superioris et exer­citus provinciae Dalmatiae muß aber zu denken geben. Der Meinung Groags357), der an nacheinander be­kleidete Ämter denkt, muß entgegengehalten wer­den, daß es sich in einem solchen Falle höchstens um zwei Ämter handeln könnte, nämlich „legatus

351) Die Inschrift ist im C IL ediert nach einer A b­schrift von Mazochi, dem, wie er selbst zugibt, die Lesung große Schwierigkeiten bereitete; hinter dem POS ein Cognomen zu vermuten, wie Dessau (P IR I I I 455 n.522) anregt, halteich für unrichtig. In W irk­lichkeit wird man in der Buchstabenfolge POS POL ( = Pollia tribu) erkennen dürfen.

s52) Pallu de Lessert I 174 ; Domaszewski, Eranos Vindob. 1893 S. 63 f .; Lam brechts I 50 n. 139 ; Stein, Mösien 4 1. Für keine bestimmte Zeit entscheiden sich Dessau (P IR I I I 455 n. 522), Cantarelli (Bull. com. X V II [1889] 202) und Liebenam (Legaten 297).

***) C. Iulius Proculus: C IL X 6658 = D. 1040; vgl. oben Sp. 55 Anm. 306..

“ *) C IL X V I 69.“ ») A. O. 4 1.“ •) Den Prokonsulat von A frica datieren Pallu

de Lessert 1 174 : Ende Traj ans oder Beginn H adrians; Lambrechts I 220: Ende der Regierung Hadrians.

357) Stein a. O. 41 Anm. 6.

pro praetore Italiae Transpadanae" und „legatus pro praetore provinciae Moesiae superioris et exer­citus provinciae Dalmatiae", denn ein „legatus pro praetore exercitus provinciae Dalmatiae“ ist sinnlos358); durch die Koppelung der obermösi- schen Statthalterschaft mit dem Kommando über das dalmatinische Heer ist aber die Abnormität bereits gegeben. Ferner wäre das Amt eines legatus pro praetore Italiae Transpadanae als solches kaum an dieser Stelle im cursus honorum einzureihen gewesen, kennen wir es doch von C. Iulius Pro­culus359) her als ein praetorisches360). Angesichts dieser Schwierigkeiten glaubte Domaszewski361), die Inschrift sei aus nicht zusammengehörigen Fragmenten zusammengesetzt und durch Inter­polationen verderbt; dem Hauptargument Doma- szewskis hiefür, nämlich daß zu dieser Zeit in Dal­matien kein Heer stationiert war, ist aber entgegen­zuhalten, daß unter exercitus auch Auxiliarformatio- nen verstanden werden können, von denen es jeder­zeit einige in Dalmatien gab362). Die Inschrift für verderbt zu erklären, sehe ich überhaupt keinen Grund363), daher erscheint mir auch die Konjektur Stechs364), Vitrasius Flamininus habe als Legat zuerst Dalmatien, dann Moesia superior verwaltet, völlig abwegig. Stein365) hält an der Einheit des Amtes fest und erklärt es als eine zeitbedingte, außerordentliche Legation366); an welche „be­sonderen Umstände“ er aber als Ursache für eine solche umfassende Maßnahme um das Jah r 125 denkt, ist nicht gesagt367).

Daß es sich bei der Schaffung dieses Amtes um eine außerordentliche, durch äußere Umstände bedingte Notmaßnahme handelte, möchte ich unter allen Umständen annehmen368), die Gründe dafür

358) Vgl. Zwikker, Studien zur Markussäule 164 Annf. 30.

35.9) C IL X 6658 = D. 1040; vgl. oben Anm. 353.36°) Auch Stein (a. O.) führt die Meinung Groags

nur mit Zweifeln an.M1) A. O; 63 Anm. 4.382) Vgl. Betz, Unters. 63.363) Vgl. Stein a. O. 41 Anm. 6.*•*) 105 n. 1539.365) A. O. 41.3ee) Ebenso Stout, The Governors of Moesia 194;

vgl. Zwikker a. O.3,?) Vgl. Zwikker a. O. Anm. 3 1.38S) Vgl. Liebenam, Legaten 297 Anm. 1.

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sind aber in einer späteren Zeit zu suchen. Die hadrianische Zeit kommt nicht in Frage, ebenso kennen wir in der Zeit des Antoninus Pius keine Gründe für derartige Notstandsmaßnahmen im Alpen-Donauraum und in Südosteuropa, wir wissen vielmehr vom Funkti nicren des Klientelverhält­nisses in diesem Grenzabschnitt369). Dies änderte sich sc .lagartig unter Marc Aurel: die ganze Donau entlang traten die Barbaren zum Angriff gegen das Römerreich an370). Da die Truppen durch den Partherkrieg und Seuchen arge Einbußen erlitten hatten, sahen sich Marc Aurel und Lucius Verus zu außerordentlichen Maßnahmen gezwungen: M. Claudius Fronto wurde 166/167 zu Aushebungen nach Italien beordert371), aus denen die legio II pia Italica und legio I I I concors Italica hervor­gingen372); Gladiatoren, Sklaven und Partisanen wurden bewaffnet, Diogmiten ins Heer überstellt und Germanen in Sold genommen373); Obermösien und die drei Dazien wurden für Claudius Fronto zu einem Generalkommando zusammengefaßt374). Nach kleineren Vorspielen begann der Krieg in voller Stärke im Jahr 170, als an der gesamten brei­ten Front der Feind einbrach. Sarmizegethusawar in arger Bedrängnis, Claudius Fronto fiel375), die Kostoboker drangen bis in die Nähe Athens vor 376), Dalmatien bangte um seine Sicherheit, die Haupt­stadt Salonae wurde befestigt377). 17 1 durchbrachen die Markomannen und Quaden den Limes, drangen nach Oberitalien vor und belagerten Aquileia378).

In dieser Lage war die Schaffung so großer Sonderkommanden, wie das Amt des L. Vitrasius Flamininus eines war, ein natürliches Gebot der Stunde. Eine interessante Parallele, die in dieselbe Zeit führt, haben wir im Kommando des Q. Antistius Adventus: „ad praetenturam Italiae et Alpium

369) Cohen I I 339 n. 687 = Strack I I I Taf. X 852.37°) SHA Marc Aurel 22, 1.371) C IL V I 1377 = D. 1098.372) Vgl. Zwikker a. O. 55.373) SH A Marc Aurel 2 1, 6 —8; vgl. Zwikker

a. O. 105.374) C IL V I 1377 = D. 1098; C IL I I I 1457 = D.

1097. Vgl. Zwikker a. O. 90 ff.; Stein, Mösien 47; Dazien 39.

375) C IL V I 1377 = D. 1098; vgl. Zwikker a. O. g if.37<l) C IL V I 3185 D. 1327.3” ) C IL I I I 1979 = D 2616 (s. u. Anm. 389).378) A m m ian .M !arc.X X IX 6 ,1 ; Lukian, Alexandr.

48. Zwikker a. O. 178, 228.

expeditione Germanica"379). In Moesia superior bekleidet Vitrasius Flamininus das normale Amt eines Provinzialstatthalters; daß dasselbe nicht auch für die Provinz Dalmatien zutrifft, geht aus unserer Inschrift klar hervor. Er wird darin vielmehr nur als Kommandant der in Dalmatien stationierten Truppen bezeichnet. Nun erhebt sich die Frage, ob neben ihm in der Provinz ein ziviler Statthalter residierte, und, wenn j a, wie die Kompetenzbereiche der beiden voneinander geschieden waren. Erstere Frage möchte ich unter allenUmständenbejahen380) ; denn wenn man annähme, daß ein solcher nicht existiert habe, würde das im Widerspruch zur In­schrift stehen. Welche Rechte verblieben aber dem eigentlichen Statthalter der Provinz? Als Tätig­keitsbereich des Vitrasius Flamininus kam in erster Linie das Grenzgebiet der gefährdeten Provinz in Betracht, also speziell der nördliche Streifen Dal­matiens, wo die verfügbaren Truppen konzentriert wurden381) ; der eigentliche Statthalter würde dann nur den Süden der Provinz in gewohnter Weise be­treut haben832).

Wann ist nun dieses Kommando des L. Vitrasius Flamininus in Dalmatien anzusetzen? Die cura alvei Tiberis riparum cloacarum urbis, die er vor diesem Amt bekleidet hatte, können wir zeitlich nicht genau fixieren383), auch sind die unmittelbar vorangegangenen Statthalter von Dalmatien un­bekannt. Da aber L. Vitrasius Flamininus zur glei­chen Zeit, als er die dalmatinischen Truppen be­fehligte, auch Statthalter von Obermösien war, können wir die Statthalterfasten dieser Provinz heranziehen: In den Jahren 163/164—167 war M. Servilius Fabianus Maximus Statthalter von Moesia superior384), 167—ibg M. Claudius Fronto, der zeitweilig zugleich auch die Dacia Apulensis verwaltete385). In die Jahre 169/170 fällt das Ge-

37,)D. 8977; 'vgl. Zwikker a. O. 162 f.380) Vgi. Zwikker a. O. 164 Anm. 30.3S1) Vgl. Zwikker a. O. 164382) Der Meinung Zwikkers a. O., daß dieser die

Rechtsprechung in der ganzen Provinz innegehabt habe, kann ich mich nur m it Vorbehalt anschließen.

383) Vgl. Cantarelli, Bull. com. X V II (1889) 202.384) C IL V I 15 17 = D. 1080. Stein, M ösien45f.;

Zwikker a. O. 92.385) C IL I I I 1457 = D- 1097; C IL V I 1377 (vgl.

3 1640)= D. 1098. Vgl. Stein a. O. 46; Zwikker a. O. 92.

6 41

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neralkommando des Claudius Fronto über die drei Dazien und Obermösien, noch im Jahre 170 ist er im Kampf gegen die Barbaren gefallen386). Ein Nachfolger des Claudius Fronto als Statthalter von Obermösien — wenn nicht der unmittelbare — war L. Vitrasius Flamininus, also ist das Jahr 170 der früheste Zeitpunkt. Zwikker387) glaubt, daß zwi­schen Fronto und Flamininus für kurze Zeit ein anderer Mann in Obermösien Statthalter wurde, da das Generalkommando des Vitrasius Flamininus wohlüberlegt und für längere Zeit geplant war, der plötzliche Tod des Claudius Fronto aber eine rasche Zwischenlösung erforderte; er meint, daß der in CIL X II I 6806 angeführte anonyme Statthalter von Obermösien an Frontos Stelle trat388), infolge­dessen nimmt er als terminus post quem für das Amt des L. Vitrasius Flamininus das Jahr 17 1 an.

Einzelheiten aus dem Abwehrkampf des L. Vi­trasius Flamininus gegen die anstürmenden Nord­völker wissen wir nicht; als ihm unterstehende, in Dalmatien stationierte Legionstruppen kommen Abteilungen der legio II und I I I Italica, die mit der cohors I und I I miliaria Delmatarum im Jahr 170 Salonae befestigt haben389), solche der legioV III Augusta und legio X IV gemina in Frage390). Auxiliartruppen, die er befehligte, sind außer den schon genannten Kohorten die cohors I II Alpinorum equitata391), I Belgarum equitata392), V III volun- tariorum civium Romanoruin398).

Um den Endpunkt seiner Mission in Dalmatien zu bestimmen, müssen wir die Männer ins Auge

386) C IL V I 1377 = D. 1098. Vgl. Groag, R E I I I 2723 n. 157 ; P IR a I I 203 n. 874; Zwikker a. O.

387) A. O. 165L38S) Auch Stein (Mösien 48) setzt diesen Anonymus

in das Ja h r 170.389) C IL I I I 1980 (vgl. p. 1030) = D. 2287; C IL

I I I 1979 = D. 2616; C IL I I I 6374 = 8655 = D. 2617. Betz, Unters. 44 f.

3,°) Vgl. Betz, Unters. 61.391) Vgj Cichorius, R E IV 239.3»2) v g j Cichorius a. O. 253.3»3) Vgl. Cichorius a. O. 352. Zu den Anmerkungen

391 — 393; vgl. Betz, Unters.63; H üttl 1289 f . ; Zwikkera. O. 1 1 3 f., 176.

3M) SHA Pert. 2, 10. Fluss, R E Suppl. I I I 897;Stein, Mösien 49 f.; Zwikker a. O. 164.

395) Mösien 48!,396) A. O. 164 Anm. 32.397) Westd. Zeitschr. X I I I (1894) 32.3»8) Vgl. Zwikker a. O. 180, 187.

fassen, die seine Nachfolger als Statthalter von Obermösien waren. P. Helvius Pertinax, der spä­tere Kaiser, bekleidete in den Jahren 176/177 dieses A m t394). Als dessen Vorgänger ist aber noch Ma- crinius Avitus Catonius Vindex einzuschieben; ihn wollte Stein395) schon um 170 ansetzen, doch Zwikker396) hat gezeigt, daß seine Statthalterschaft erst etwa um 173 zu datieren ist. So bleibt hinsicht­lich der Provinz Obermösien für das Generalkom­mando des L. Vitrasius Flamininus die Zeitspanne 1 7 1 —173 offen; wenn wir nun an der Einheit dieses Amtes festhalten, dürfen wir diese Zeit auch für seine Tätigkeit in Dalmatien in Anspruch nehmen.

In dieselbe Zeit datiert Ritterling397) das Son- derkommändo desQ. Antistius Adventus „ad prae- tenturam Italiae et Alpium". Das Ganze stimmt auch mit den historischen Gegebenheiten des Mar­komannenkrieges gut überein. Noch 17 1 schlug Marc Aurel die Angreifer entscheidend398); seine Basis bei diesen Operationen war zweifellos der mächtige Riegel399), den er durch die beiden Son- derkommanden vor die bedrohte Stelle des Römer­reiches gelegt hatte. In der Folgezeit gingen die Römer ihrerseits zum Angriff über und haben die Markomannen im Jahre 173 endgültig unterwor­fen 40°), ein Weiterbestehen der Sonderkommanden in den folgenden Jahren hat sich daher erübrigt.

Daß unser L. Vitrasius Flamininus nur in die behandelte Zeit gehören kann, steht außer jedem Zweifel; was aber ist mit dem gleichnamigen Konsul des Jahres 122, mit dem Stein 401) unseren Konsular identifiziert hat? Zwikker 402) hält diesen für einen Enkel des Konsuls 122. Doch wir wissen durch unsere Inschrift nur von seinem Vater, daß er auch Lucius geheißen hat, nicht aber vom Groß­vater. Wenn wir nun annehmen, daß unser L. Vi­trasius Flamininus um die Mitte der 60er Jahre — das ‘Amt eines curator alvei Tiberis et cloacarum urbis ist konsularisch 403) — das Konsulat bekleidet hat, also ca. vier Jahrzehnte nach seinem gleich­namigen Ahnen, und in den Bereich der Möglich­keit ziehen, daß er in Anbetracht seiner Fähigkeiten früher zum Konsulat gelangte, während es der

399) v g l. Zwikker a. O. 229.400) v g l. Zwikker a. O. 19 1.401) Mösien 41.402) A. O. 164 Anm. 3 1.4°3) v g l. Kornemann, R E IV 179 1.

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cos. 122 erst später erreichte, so könnte das einen Altersunterschied von ca. drei Jahrzehnten er­geben; dadurch gewänne die Möglichkeit, daß es sich bei den beiden Männern um Vater und Sohn handelt, sehr an Wahrscheinlichkeit.

Literatur: Dessau, P IR I I I 455 n. 522; Stech 104 f. n. 1539 ; Lambrechts I 50 n. 139 ; Liebenam, Legaten 297; Zwikker, Studien zur Markussäule 163 ff., 178, 185, 22 1, 229.

21 Pollenius Auspex: 174—175

TAM II i , 278 = IG R I II 618 = Stein, AEMX IX (1896) 147 = D. 8841: Xanthos (Lykien).

. . . . s / ...........................IIoXXrj]vta[v] / ............a[v]'0[v]wpäxav, exyovrj[v] | 3>X(aoucou) AatpwvtavoO ÜTtauxoö j5 TOVTt<pixos, inap%ov 'Pt&jnjs, | [x]al Aöam xo; ÖJta-ccxoö Bpi | tawiag, Muatag, Axxlag, Sjca | vtaj, iv ^wpa Seßaaroö 5tx.c£ | oavto?, Tipoexyovrjv Aöam |10 xo? ömrccxoö, dyS-unocmu | ’Acppixfjs, indpxoo äXeitiiv | twv ’Anmxs xal $Xa- |uv[i]as | xpt's, xutv8exep,outpou, iv | X^P? Seßaanöv Scayvov |15 tos, unxztxoö AaXfiaTtas, | ftuya-cepa Tiß. IIo[XX7jvwu] | ’Ap|x[£viou üepeYpetvou]..............

In der Inschrift aus Xanthos sind — abgesehen von der genannten Pollenia Honorata und ihrem Großvater mütterlicherseits, Flavius Latronianus— drei Generationen der Pollenii erwähnt, der Vater, Großvater und Urgroßvater der Genannten. Von Großvater und Urgroßvater ist der konsulari­sche cursus honorum in absteigender Reihenfolge erhalten, nach dem Namen des Vaters bricht die Inschrift ab. Da sie selbst kein datierendes Element aufweist, haben sich nicht nur bezüglich der zeit­lichen Festlegung der einzelnen angeführten kon­sularischen Ämter, sondern auch der einzelnen Generationen bei den verschiedenen Bearbeitern der Inschrift große Divergenzen ergeben. Fest steht jedenfalls das eponyme Konsulat des Ti. Pollenius Armenius Peregrinus 404) im Jahre 244 405). Von den genannten Ämtern der beiden Pollenii Auspices ist uns epigraphisch das Amt eines X V vir sacris faci- undis des älteren Pollenius Auspex im Jahre 204406),

4M) Wolf, R E X X I 1409 n. 4; B arbieri 302 f. n. 1696.

4B5) Degrassi, F asti cons. 67.40>) C IL V I 32327 = D. 5050a.

auf Münzen 407) die mösische Statthalterschaft des jüngeren Pollenius Auspex408) aus der Zeit der Alleinherrschaft desSeptimius Severus bezeugt409).

Nach der Inschrift verwaltete unser Pollenius Auspex (der Ältere) nach dem Konsulat die Provinz Dalmatien und bekleidete hierauf das Amt eines iudex ex delegatione Augustorum 410) ; bevor er sein nächstes konsularisches Amt antrat, wurde er X V vir sacris faciundis, in welcher Stellung er noch im Jahr 204 begegnet411). In drei aufeinander­folgenden Verwaltungsperioden übte er das Amt eines praefectus alimentorum im Bereich der appi-

*07) P ick S. 355 — 357 n. 1252 — 1263; Neudeck,Arch. Ertes. X X I (1901) 348 n. 20 aus Nikopolis;Pick S. 198 n. 543 aus Marcianopolis.

408) Wolf, R E X X I 1409 n. 3 ; LamTsTechts I I 34 n. 307; Barbieri g8f. n. 4 13 .

409) Stein (AEM a. O. T48 f . ; Mösien 82 ff.) glaubt, es könne sich wegen der zu großen Zeitspanne zwi­schen dem letzten J ahrzehnt des zweiten Jahrhunderts und dem Konsulatsjahr des Pollenius Armenius Pere- griniis (244) hier unter keinen Umständen um den jüngeren Pollenius Auspex handeln, sondern meint, es müsse auf den Münzen der ältere Pollenius Auspex angeführt sein, und folgert daher, daß dieser, obwohl in der Inschrift davon keine Rede ist, ebenfalls die Moesiainferior verwaltet habe und die Nennung dieses Am tesin der Inschrift unterblieben sei. E r transferiert daher den jüngeren Pollenius Auspex in eine spätere Zeit und setzt (Mösien 93) seine mösische Legation um 220—225 an (vgl. den Ansatz der dakischen S ta tt­halterschaft, Dazien 69). Demgemäß glaubt er (Mösien 84), daß die beiden Augusti, die den älteren Pollenius Auspex ins Kaisergericht delegiert haben, Septimius Severus und Caracalla- sein müßten (vgl. Cagnat zur Inschrift); sein Aufscheinen tfhter den X V v ir i sacris faciundis im Jahre 204 scheint zunächst diese Meinung Steins zu bekräftigen. Egger (ÖJh X IX / X X [1919] Bbl. 3 1 1 —3 13 : nur im Hinblick auf die Ausführungen Steins in A EM a. O.) und Wolf (R E X X I 1408 n. 2) haben die Unhaltbarkeit dieser allzu kühnen K on ­jektur Steins erwiesen (vgl. Lam brechts I I 34 f. n. 308; Barbieri 97L n. 4 12 ; Degrassi, Fasticons. 49). Egger weist bezüglich des großen Altersunterschiedes zwischen Pollenius Auspex dem Jüngeren und Polle­nius Armenius Peregrinus darauf hin, daß es sich ja um eine A doptiw aterschaft handeln kann.

410) Vgl. Mommsen, St. R . I I 3 985 f.

4U) Vgl. Anm. 406. Pollenius Auspex muß damals schon hochbetagt gewesen sein (vgl. Wolf, R E X X I 1408 n. 2).

6 * 43

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sehen und flaminischen Straße aus412), zuletzt war er Prokonsul von Africa413).

Wenn wir bedenken, daß bereits zur Zeit der Alleinherrschaft des Septimius Severus Pollenius Auspex der Jüngere sein zweites konsularisches Am t414) bekeidet hat, so können mit den beiden Augusti(Seßaoxfijv)imcursushonorumseinesVaters, des älteren Auspex, niemals Septimius Severus und Caracalla, wie dies Stein glaubte415), gemeint sein.

Die beiden Augusti, die Pollenius Auspex den Älteren ins Kaisergericht delegiert haben, müs­sen daher spätestens Marc Aurel und Commodus gewesen sein416). Für diesen zeitlichen Ansatz spricht auch die folgende Alimentarpraefektur, von der wir sagen müssen, daß die Vereinigung von zwei so großen Alimentarbezirken durch drei Amts­perioden hindurch etwas Ungewöhnliches ist417); sie wird uns aber verständlich, wenn wir bedenken, daß Kaiser Marc Aurel zu Ehren seiner im Jah r 176 418) verstorbenen Gattin Faustina große Ali- mentarstiftungen vollzog 41#) .Wenn wir diese beiden Ämter, das Richteramt und die Alimentarpraefek­tur, in den Jahren 176—180 unterzubringen haben, werden wir für die unmittelbar vorangegangene dalmatinische Statthalterschaft die Jahre knapp vor dieser Samtherrschaft anzunehmen haben 42°); tatsächlich sind in den Statthalterfasten unserer Provinz die Jahre 174 und 175 noch unbesetzt. In

412) Die Meinung Hirschfelds, der unter Außer­achtlassung unserer Inschrift erklärte (Verwaltungs­beamte 2 17 f.), daß die distriktsweise getrennte A li­mentarpraefektur regelmäßig von Praetoriern be­kleidet wurde, ist unrichtig (vgl. Egger a. O. 3 1 1 f.).

413) Lambrechts I I 1 12 vermutet zu Beginn der Regierungszeit des Septimius Severus.

414) Statthalterschaft von Untermösien.*“ ) A EM a. O. 148; Mösien 83.4le) Vgl. Egger a. O. 3 13 ; Wolf a. O.; Lam brechts

I I 34 n. 308; Barbieri 97 n. 4x2. Gegen einen Ansatz dieses Amtes bereits unter Marc Aurel und Lucius Verus spricht eine Dio-Stelle (L X X V I 9, 3), die b e­zeugt, daß er im Ja h r 208 noch lebte: durch seinen großen Einfluß rettete er damals seinen Neffen Pol­lenius Sebennus vor einer Verurteilung.

« 7) Vgl. Egger a. O. 3 13 .418) Vgl. v . Rohden, R E I 2314.“ *) SHA M arc Aurel 26, 6; vgl. Kubitschek, R E I

1487; Egger a. O. 3 13 .42°) Vgl. Wolf, R E X X I 1408 n. 2.

eines der unmittelbar vorhergehenden Jahre muß sein Konsulat fallen421).

Literatu r: Wolf, R E X X I 1408 f . n. 2; Lambrechts I I 34 f. n. 308; B arb ieri97 f. n. 4 12 ; Egger, Ö Jh X I X /X X (1919) B bl. 3 1 1 - 3 1 3 ; Stein, AEM X I X (1896) 147 f f . ; Stein, Mösien 82 ff.

22 M. Didius Iulianus: 176—177

1 SHA Did. Iul. 1 , 8 f.; 2, 1 :Ob quae (erfolgreiche Tätigkeit als Statthalter der Belgica) consulatum meruit testimonio impera­toris. Cattos etiam debellavit. inde Dalmatiam regen- dam accepit eamque a cottfinibus hostibus vindicavit. post Germaniam inferiorem rexit. post hoc curam alimentorum in Italia meruit. tune factus est reus per quendam Severum classiarium122) militem con-iurationis cum Salvio contra Commodum. sed ...........liberatus est. K

2 CIL V I 1401 = D. 412 = Ritterling-Stein, Fasti 94 n. 10 : Rom.[M(arco) Didio Sev]ero Iuliano / [co{n)s{uli) pro- co(n)s(uli)'] Africae leg(ato) Aug(usti) / [pr(o) pr(ae- tore) prov(inciae) P]onti et Bithyniae / [item Ger- man]iae Dalmatiae Belgica[e] /5 [leg(ato) proconsu- lu]m Africae et Ac[h]aiae praetor[i] / [aedili quae- s]f[o]ri consulum tribuno leg(ionis) / [ . . . X viro stl(itibus) iud]icandis sodali Antoni[ni]ano / praesidi patrono / [colonia Au]g(usta) Bisica Lucana ex Africa.Die Inschrift enthält in absteigender Reihen­

folge den cursus honorum des späteren Kaisers M. Didius Severus Iulianus, wobei, wie üblich, das Konsulat an der Spitze steht. In den wesentHchen Punkten 'stimmt die Inschrift mit den Nachrichten der Vita überein.

Um einen terminus post quem für seine dalma­tinische Statthalterschaft zu gewinnen, ist es vor­erst wichtig, sein Konsulat zeitlich festzulegen, denn daß nach diesem unmittelbar die Statthalter­schaft von Dalmatien folgte, geht aus der Vita 1 klar hervor und ist auch aus der Inschrift 2 er­sichtlich423). Durch die SHA ist Didius Iulianus an zwei Stellen424) als Mitkonsul des späteren

421) Vgl. Degrassi, F asti cons. 49.“ *) Lesung nach Dessau.42S) Das Amt eines legatus Augusti pro praetore

provinciae Belgicae hat praetorischen Rang (vgl. Mar­quardt, St. V. I 2 494).

424) V ita Pert. 14, 5; v ita Did. Iul. 2, 3.

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Kaisers Pertinax bezeugt425); diese beiden waren mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Suffektkonsuln im Jahre 17 5 426), welches Datum auch mit der vorangegangenen Statthalterschaft Iulians in der Belgica, für die Ritterling427) die Jahre 17 0 —174 ermittelt hat, in Einklang steht. Demgemäß dürfen wir als Beginn der Statthalterschaft von Dalmatien das Jahr 176 annehmen428).

Als Legat dieser Provinz mußte sich Didius Iulianus, wie wir aus seiner Vita erfahren, mit bar­barischen Grenzvölkern herumschlagen. An welche Völkerschaften dabei zu denken ist, kann man sehr schwer sagen, hatte doch im Jahre 175 Marc Aurel mit den Jazygen als dem letzten der offensiven Donauvölker Frieden geschlossen429). Sehr viel hat die Meinung von Cons 430) für sich, der glaubt, es handle sich um besiegte Barbaren, die nach der Unterwerfung der Markomannen im Jahre 173 in den entvölkerten Grenzprovinzen angesiedelt wor­den waren 431) und denen die neuen Schwierigkeiten, die die Markomannen und ihre Verbündeten seit dem Jahre 177 machten, Gelegenheit zur Aufleh­nung gegen die Römer gaben432).

425) Domaszewski (Röm. M itt. X X [1905] 162) be­zweifelt dies auf Grund von Frag. V at. § 203, das als Kollegen des Pertinax einen Aelianus nennt, doch dürfte das bloß eine Verschreibungsein; vgl. W otava, R E V 416 ; Werner, K lio X X V I (1933) 289 Anm. 5; Lambrechts I 122 n. 7 19 ; Zwikker, Studien zur M ar­kussäule 220 Anm. 203.

42«) v g i. Degrassi, F asti cons. 49, 277; Stein, P IR 2I I I 17 n. 77; Fluss, R E Suppl. I I I 897; Lam brechts I122 n. 719 ; Ritterling-Stein, F asti 74; Groag, Die Reichsbeamten von Achaia I 108; Zwikker a. O. 221.

427) Ritterling-Stein, F asti 94 n. 10. Die Nieder- ringung der Chatten wird nicht in dieser Stellung, sondern in der des legatus legionis X X I I Primigeniae am Ende der 60er Jah re erfolgt sein (vgl. R itterling- Stein, F asti 74).

428) v g l. Ritterling-Stein 74; Lam brechts a. O.; Zwikker a. O. Cons (S. 365) nimmt das Ja h r 177 an; W otawa a. O. 4 16 : 178/179 ; Bergk, Zur Gesch. und Topographie der Rheinlande in röm. Zeit 5 1 ; 180; die Ansetzung Liebenams (Legaten 162) „um 17 0 " vor dem Konsulat ist zweifellos falsch.

429) Vgl. Zwikker a. O. 237.“ •) S. 273 f.“ *) SH A M arc Aurel 24, 3 ; Dio-Xiph. L X X I 1 1 ,

4 : Ansiedlungen in Dazien, den beiden Pannonien,Mösien und Germanien.

***) Zum Ganzen vgl. W otawa a. O. 416.

Um den Endpunkt der Legation des Didius Iulianus fixieren zu können, ist es notwendig, seinen cursus honorum weiter zu verfolgen: Gemäß der Vita 1 und der Inschrift 2 folgte die Statthalter­schaft von Untergermanien; nach dieser erwähnt die Vita die Aufsicht über das Alimentarwesen in Rom 433) undgibt uns einen zeitlichen Anhaltspunkt durch deren Verquickung mit der uns bekann­ten Verschwörung gegen Commodus im Jahr 182 434). Zu Beginn der 80er Jahre war also Didius Iulianus in Rom, vorher muß er Statthalter in Unter- germanien gewesen sein, wie Ritterling435) ange­nommen hat, um das Jahr 178; wir können dem­gemäß in ihm den Statthalter von Dalmatien in den Jahren 176/177 sehen.

Literatur: Stein, P IR 2 I I I 16 ff. n. 77; W otava, R E V 412 ff. n. 8; Lambrechts I 122 f. j . 7 19 ; Liebe­nam, Legaten 77 f.; Cons 273 f., 365; Cantarelli, Bull, com. X I I (1884) 74—98; Groag, Die Reichsbeamten von A chaia I 108; Ritterling-Stein, F asti 74 n. 32, 94 n. 10 ; Zwikker, Studien zur Markussäule 221.

23 C. Vettius Sabinianus Iulius HospesC. f.: 178 —179

Ann. ep. 1920 n. 45 = Merlin, Compt. rend. 1919 S. 355 ff. = Cagnat — Merlin — Chatelain, In- scriptions Latines d’Afrique n. 281: Thuburbo maius (Tunesien).C(aio) Vettio C(ai) fil(io) Volt(inia tribu) Sabijniano Iulio Hospiti co(n)s(uli) sodali / Titio leg(ato) Au- g(usti) pr(o) pr(aetore) provinciar(um) I I I DadaIrum et Delmatiae curatori aedium sacrar(um) /5 item r(ei) p(ublicae) Puteolatiorum praeposito vexillatio/ttibus ex Illyrico missis ab imp{eratore) divo M(arco) An- [1to]jnino ad tutelam urbis dohis donato a[b] j eodem imp{eratore) ob expeditionem Germ(anicam) et Sar- m(aticam) / corona murali vallari itemq(ue) aurea hastis I10 puris 'duab(us) vexillis totidem leg(ato) Au­

*3*) Dieses Am t war titelmäßig nicht genau präzi­siert (vgl. Mommsen, St. R . I I 3 949 f.) und dürfte deshalb in der Inschrift ausgefallen sein. Bezüglich der praefectura alimentorum, die distriktweise ge­schieden war, vgl. Mommsen, St. R . I I 3 1080 und Kornemann, R E I 1488.

at) SH A Comm. 4, 1 —4; Dio-Xiph. L X X I I 4 —5; Herodian I 8. Vgl. v. Rohden, R E I I 2473 f . ; Doma­szewski, Gesch. der röm. K aiser I I 234; Heer, Der historische W ert der v ita Commodi 44 ff.

***) Ritterling-Stein 74 n. 32.

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g(usti) pr(o) pr(aetore) j Pannoniae inferioris prae- f(ecto) aerari(i) Saturlni leg(ato) leg(ionis) X IIII gem(inae) cum iurisdicatu Pannojniae superioris le- g{ato) Aug(usti) rationihus pujtandis trium Galliarum leg(ato) leg(ionis) I I I Ital15liae (sic!) concordis iuridico per tractus / Etruriae Aemiliae Liguriae leg(ato) I Aug(usti) ad ordinandos status insularum / Cycladum legato provinciae Asiae / praetori trib(uno) pleb(is) quaestori transj20lato in amplissimum ordinem ab imp(eratore) / divo T(ito) Antonino trib(uno) mi- l(itum) leg(ionis) IItaliae (sic!) praef(ecto) cohortis II Commagenorum / col(onia) Aurelia Commoda (in Rasur) Thuburbo / [m]aiuspatrono d(ecreto) d(ecuri- onum) p(ecunia) p(ublica).Vorliegende Inschrift enthält in absteigender

Reihenfolge den cursus honorum des Vettius Sabi- nianus von der Kohortenpraefektur bis zu den Statthalterschaften in Dalmatien und Dazien. Da sich aus der Inschrift nur ab und zu chronologische Fixpunkte ergeben, ist es nicht ganz leicht, die einzelnen Ämter zeitlich genau einzuordnen. Mit diesen Problemen hat sich sehr ausführlich der Herausgeber Merlin436) beschäftigt, ferner A. Stein437), wobei beide im wesentlichen zu den gleichen Ergebnissen gelangten.

Dem Vettius Sabinianus wurde nach der Be­kleidung von zwei ritterlichen Offiziersposten ***) von Antoninus Pius das senatorische Standesrecht verliehen439) und zugleich die Bekleidung des Vi- gintivirats erlassen; der terminus ante quem hiefür ist also das Jahr 16 1. Nach der Praetur — dieses Amt dürfte er bereits unter Marc Aurel bekleidet haben440) — hatte er einige zivile Ämter441) inne, deren letztes das eines iuridicus per tractus Etruriae Aemiliae Liguriae war; für diese Stellung haben

“ *) Comptes rendus de l ’Academie des inscripti- ons 19 19 S. 355—371 -

“ 7) Dazien 48 ff.“ *) a) praefectus cohortis I I Commagenorum in

Dacia superior; aus dieser Zeit stam mt eine Weihung von ihm : C IL I I I 7854 (vgl. Merlin a. O. 358; Stein a. O. 49).

b) tribunus militum legionis I Italicae, die damals inM oesiainferiorlag; vgl. Merlin a. 0 . 358; Ritterling, R E X I I 1416 .

43S) Vgl. Stein, Ritterstand 284.440) Vgl. Merlin a. O. 370.“ i) a) legatus (sc. proconsulis) provinciae Asiae.b) legatus Augusti ad ordinandos status insularum

Cycladum.

wir einen terminus post quem, da die Institution der iuridici 163/164 geschaffen wurde442). E r be­fehligte hierauf die legio I I I Italica concors als einer der ersten Legaten dieser Legion, die um die Jahre 166/167 aufgestellt wurde443). Kurz vor dem Jahr 170 wurde er zur Aufbringung der finanziellen Mit­tel für den großen Germanenkrieg nach Gallien ge­schickt444). Auf den Kriegsschauplatz zurückge­kehrt, übernahm er das Kommando über die legio X IV gemina in Carnuntum und führte an Stelle des abwesenden Statthalters die Rechtsprechung in Oberpannonien445). Nach seiner stadtrömischen Tätigkeit als Verwalter der Staatskasse ging Vettius Sabinianus wieder in die Provinz: er wurde legatus Augusti pro praetore provinciae Pannoniae inferio­ris. Als solcher zeichnete er sich in den Sarmaten- kriegen aus und wurde — vielleicht noch in dieser Stellung — anläßlich der'Revolte des Avidius Cas- sius446) als Kommandant illyrischer Truppenver­bände zum Schutze Roms nach Italien abkomman­diert447). Hier haben wir endlich einen genauen

*“ ) Rosenberg, R E X 114 8 ; vgl. H üttl I I 6 1;Stein, Dazien 49.

m ) Vgl. Ritterling, R E X I I 1300, 1532 f., 1537 ;Zwikker, Studien zur Markussäule 9 6 ,159 ; Stein a. O.49; H üttl I I 6 1; Egger, Gnomon X V III (1942) 329; Merlin a. O. 362. Die legio I I I Italica concors lag bereits damals am raetischen Limes (vgl. Merlin a. O.3 7 1 ; Egger a. O. 329).

***) Merlin a. O. 362 f .; Stein a. O. 48; Zwikkera. O. 159. Parallelen zu diesem Am t finden sich in C IL V II I 7039, 7059, 7060; vgl. Mommsen, St. R . I I 3861 Anm. 4.

445) Egger (a. O. 329) wendet sich hier m it Recht gegen Zwikker, .der (S. 88, 159) glaubt, der ober- pannonische Statthalter wäre bei den Kam pfhand­lungen gefallen, und führt seine Abwesenheit auf anderweitige Inanspruchnahme zurück; vgl. R itter­ling, Arch. fo tes. X L I (1927) 289; der zeitliche A n­satz Ritterlings (a. O.; vgl. R E X I I 1743) ist aber abzulehnen; der Ansatz Zwikkers (a. O. 159) in den Jahren 170 /17 1 ist zweifellos richtig (vgl. Merlin a. O. 37*)-

***) SHA Marc Aurel 25, 2: Romae etiam turbae fuerunt, quasi Cassius absente Antonino adventaret. SH A Avid. Cass. 7, 7: nec Romae terror defuit, cum quidamAvidium Cassium dicerent absente Antonino...................Romam esse venturum atque urbem tyrannice direpturum.

447) Vgl. Merlin a. O. 365 f .; Lambrechts I 13 3 ; Stein a. O. 49; Zwikker a. O. 85. R itterling (a. O. 289), der diese Maßnahme m it der erhöhten Barbaren-

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t zeitlichen Anhaltspunkt: die Usurpation des Avi- dius Cassius fällt in die Monate April bis August des Jahres 175 448). Jetzt erst gelangte er nach einer ungewöhnlich langen praetorischen Karriere zum Konsulat449) : er war consul suffectus im Jahre 175 oder 176 450). Um das Jahr 176 haben wir ihn im Amt eines curator rei publicae Puteolanorum zu denken, curator aedium sacrarum wird er 177 ge­wesen sein. Es folgte die Statthalterschaft von Dalmatien und hierauf die dakische, in der er für das Jahr 180 durch Dio bezeugt ist451). Nachher verwaltete Vettius Sabinianus noch Oberpanno- nien452) und war um 190/191 Prokonsul von Africa453).

Zum zeitlichen Ansatz der Legation in Dal­matien ist folgendes zu sagen: Sie schloß unmittel­bar an die cura aedium sacrarum an und dürfte 178 begonnen haben. Den Endpunkt gewinnen wir mit Hilfe der Statthalterschaft der tres Daciae. In seiner Eigenschaft als Statthalter dieser Provinz wurde Vettius Sabinianus die Inschrift in Thuburbo maius gesetzt, die Stadt wird als Commodabezeich­net. Stein 454) meint, dies beweise nur, daß die In­schrift zur Zeit der Alleinherrschaft des Commodus abgefaßt wurde. Wir wissen aber genau, daß die

gefahr in Zusammenhang bringen will, hat sicher unrecht.

44S) Vgl. v. Rohden, R E I 2300; I I 2382; Merlin a. O. 37 1.

44S) Dieses langsame Avancement in seiner Äm ter­laufbahn erklärt sich durch die niedrige Herkunft desVettius Sabinianus; ähnlich ist die Karriere desRutilius Pudens Crispinus (Ann. 6p. 1929 n. 158).

45#) Vgl. Degrassi, F asti cons. 49; Stein a. O. 50;Merlin a. O. 3 7 1 ; Cagnat-Merlin-Chatelain n. 281.R itterling (a. O. 288) und Lambrechts (1 133) erwägenauch das Ja h r 177.

*“ ) L X X I I 3 , 3 : 6 aötöj 2aßiviavöj xai Aaxräv xräv7tpooöpo)v |iup£ouj xai äiaxtAiouj £x tijg o!xe£aj 4x7tea6vra;xal (isXXovxaj toT; äXXoi; ßoTjjbjasiv 67i7)fa"f£xo, f tjv xivaaÜTOt; Iv zy Aaxcqc zy [iSTEpqp äctbjaead-ai Ö7cooxÖ[isvoj.Vgl.Dessau, P IR I I I 152 n. 9; Nagl R E I A 1585 n. 2.

“ *) C IL I I I 4426 (vgl. 11089 ; P- 2281) = D. 3655.Vgl. Dessau, P IR I I I 4 13 n. 339; Ritterling, AEM X X(1897) 4°>' Arch. firtes. a. O. 289; Stein a. O. 50;Lambrechts I 13 3 ; Reidinger S. 89 ff.

“ *) C IL V III 823 (vgl. 12346 und p. 2421). Vgl. Tissot, Fastes de la provence romaine d ’Afrique 128 f . ; R itterling, Arch. firtes. a. O. 289; Merlin a. O. 3 7 1 ; Lambrechts I 133 ; Stein a. O. 50; Pallu de Lessert(i 219 f.) hat diesen Ansatz zu Unrecht bestritten.

*“ ) A. O. 50.

zur Zeit Caesars gegründete Stadt von Commodus beträchtlich erweitert wurde45S) ; so scheint diese Bezeichnung der Stadt mit dem Namen des Kaisers durch eine wirkliche Förderung von seiner Seite bedingt zu sein und nicht bloß eine Gewohnheit der Städte, wie sie im dritten Jahrhundert so häufig begegnet, sich ohne tieferen Grund den Kaiser­namen beizulegen; denn noch in einer Inschrift aus derZeit Gordians III. wird die Stadt „Colonia Iulia Aurelia Commoda Thuburbo maius" genannt456). Im Jahre 180, in dem Vettius Sabinianus — wie schon erwähnt — durch Dio in Dazien bezeugt ist, wäre eine solche Bezeichnung daher etwas verfrüht, und ich glaube, daß die Inschrift etwas später an­zusetzen und die dakische Statthalterschaft somit über einige Jahre, etwa bis 182 auszudehnen ist457). Auf Grund dieser Erwägungen meine ich, daß Vettius Sabinianus kaum vor dem Jahr 180 in Dakien gewesen sein kann458) und die dalmatinische Legation in die Jahre 178 und 179 zu datieren sein wird.

Literatur: Dessau, P IR I I I 152 n. 9; 4 13 f. n. 339; Nagl, R E I A 1585 n. 2 ; Lam brechts I 13 3 f. n. 788; Merlin, Comptes rendus de l ’Acadömiedesinscriptions 19 19 S. 355—3 7 1; Ritterling, Arch. firtes. X L I (1927) 288 f . ; H üttl I I 6 1; Stein, Dazien 48 f f . ; Zwikker, Studien zur Markussäule 85—88, 96, 159 ; Reidinger 89 ff.

24 L. Aurelius Gallus (?): 179CIL I I I 3157 = 8663; vgl. 142394: Salonae.

Her[c(uli)] Aug(usto) [s]ac(rum). / Val(erius) Valens v[et(eranus)] / ex (centurione) limite[m] / puh(licum) prael5clus(um) ob / dec(essum) Aur(elii) / Gall(i) leg(ati) j suo inp(endio) j aperuit / 10 im(peratore) Com(m)o[do II] / et Mar[tio] / Vero [II] / co(n)- s(ulibus) V I [ Kal(endas)] / Ma[i{as)].

(179 n. Chr.) Der letzte Buchstabe in Zeile 6 ist R oder F,

also die Lesung AVR oder A V F möglich459); für

*“ ) Treidler, R E V I A 619.4M) C IL V III 848 = Di 498.“ 7) Dieser Ansatz würde zur Meinung Reidingers,

der (S. 104) die oberpannonische Statthalterschaft des Vettius Sabinianus in die Jah re 183 ff. setzt, in keinerlei Widerspruch treten.

“ 8) Vgl. Merlin a. O. 37 1.***) Mommsen und Hirschfeld (AEM I X [1885]

7 f . ; vgl. C IL I I I 8663) lasen „ Aufidius", doch Ku- bitschek (CIL I I I 142394) berichtigt, daß A V F und

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79 8o

HER ^ A V 6 'IN IV A L - \ALENS v&EX y LI MITEPVß PR/QOEC

O BAVP

6 A L L iCe le' LEGsvo • ifjf [WAPfRVlT imIft COMc// naET MAR urrVEfcO I MP»S ' VI in

die gens Aufidia — nur diese könnte in letzterem Falle gemeint sein — ist uns das Kognomen Gallus unbekannt, dagegen kennen wir Aurelii Galli. Der einzige für die Zeit unserer Inschrift in Frage kom­mende Aurelius Gallus wäre L. Aurelius Gallus 460), der consul Ordinarius des Jahres 17 4 461). Außer dem Konsulat ist uns von seinem cursus honorum und seinem Leben nichts Sicheres bekannt462).

Hinsichtlich der Stellung, welche diesen Mann nach Dalmatien geführt hat, stellt uns die schwer lesbare Inschrift vor noch größere Probleme: Den Abgang aus der Provinz 463) oder Tod des,, Legaten' ‘

A V R gleich möglich sind. Groag, der für die P IR 2 diese Inschrift behandelte (I 277 n. 1387), dürfte diese Notiz Kubitscheks entgangen sein.

4®°) E r ist nicht zu identifizieren m it dem durch die Inschrift C IL V I 1356 ; vgl. 31637 = 'D. 110 9 be­kannten L . Aurelius Gallus, wie dies v. Rohden (R E I I 2510 n. T41), Dessau (zur Inschrift 1109), Hülsen (zur Inschrift C IL V I 31637) und Klebs (P IR I 208 n. 1259) tun wollten; schon Groag bezweifelte die Identität; ein Neufund (Ann. 6p. 1947 n. 135) hatihm Recht gegeben, der zeigte, daß es sich um einen K on ­sul des Jahres 146 handelt; vgl. Lambrechts I 74 n. 350; Degrassi, F asti cons. 42.

“ !) Degrassi, F asti cons. 49.***) E in Zusammenhang m it L . A ..........: (CIL V I

36872), an den Groag (PIR* I 3 13 n. 15 16) denkt, ist bei der Dürftigkeit des Fragments natürlich sehr fraglich.

‘ “ J In dieser Bedeutung kennen w ir das Wort „decessus" durch: Cic. Phil. 2, 97; ad fam, V II I 10, 5; H irt., bell. Gail. V I I I 49, 2. Auch das Wort „decessio“ kann diese Bedeutung haben: Cic. Verr. 2, 188; Cic. ad Q. fr. 1, 1 ; Cic. Pis. 36, 89.

Gallus nahm ein Veteran namens Valerius Valens zum Anlaß zu einer gemeinnützigen Tat — es han­delt sich um die Gangbarmachung eines unbenütz­baren Weges. Welches konkrete Amt aber in der Bezeichnung legatus steckt, ob es sich um einen Legionskommandanten oder einen Statthalter handelt464), läßt sich nicht entscheiden. Für letzte­re Annahme würde der Fundort Salonae und der Stand und Rang des L. Aurelius Gallus — falls diese Persönlichkeit überhaupt gemeint ist — sprechen, doch ist er im Jahre 179 in den Fasten unserer Provinz nur schwer unterzubringen465).

Literatur: Groag, P IR 2 I 277 n. 138 7 ; v. Rohden, R E II.2292 n. 2 1 ; B arbieri 14 1 n. 655.

25 Scapula Tertullus: 179—18 1 (?)

CIL I I I 2809: Scafdona.Praetoriu[m vetustate] / conlapsum [Stulpini et (?)] / Burnistae [et Lacittien (?)]/ses ex pec(utiia) [publ(ica) refecer(unt)]. /ä Scaput[a Tertullus] / leg(atus) Aug(ustorum) p[rov(ittciae) Dalmatiae] / restit[uit].

Die Inschrift überliefert uns einen Scapula Tertullus als Statthalter von Dalmatien zur Zeit einer Samtherrschaft; dadurch allein wäre es in Anbetracht der seit dem ausgehenden zweiten Jahr- hundert immer häufiger auftretenden Samtherr­schaften nicht möglich, diese Statthalterschaft zeit­lich genau zu fixieren, zumal die uns bekannten Träger des Namens Scapula Tertullus nicht klar faßbare Persönlichkeiten sind. Weiterhelfen kann uns aber das Reskript der Kaiser Marc Aurel und Commodus Dig. I 18, 14. Dieses Reskript stammt demnach aus den Jahren 17 7 —18 0 466) und ist gerichtet an einen Scapula Tertullus, der damals Provinzialstatthalter war467). Daß die beiden mit­

4M) Mommsen (AEM IX [1885] 8) sieht in dem le- ■£(atus), ohne Zweifel zu äußern, einen Statthalter; er geht allerdings von anderen Ergänzungsversuchen aus. Seiner Meinung schlossen sich v. Rohden (R E I I 2292 n. 21) und Barbieri (14 1 n. 655) unter Zweifeln an (vgl. Groag, P IR * I 277 n. 1387).

m ) Vgl. C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes und Scapula Tertullus.

466) Zeit der Sam therrschaft des Marc Aurel undCommodus.

U7) Liebenam (Legaten 162 f.) möchte diesesReskript lieber an P. Iulius Scapula Tertullus Priscus,Konsul des Jahres 195, gerichtet sehen (vgl. Cons 274),

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einander identisch s'nd, dürfen wir mit allergrößter Wahrscheinlichkeit annehmen468); damit haben wir auch schon den zeitlichen Ansatz für die In­schrift aus Scardona eng begrenzt vor uns: sie muß in die Jahre 177—180 fallen. Die Statthalter bis 179 kennen wir aber — im Jahr 179 hat C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes (und auch L. Aurelius Gallus, falls er Statthalter war) die Pro­vinz verlassen —, so bleiben für die Statthalter­schaft des Scapula Tertullus nur die Jahre I7gff 469), etwa bis 18 1.

Wann Scapula Tertullus das Konsulat bekleidet hatte, ist ungewiß; Degrassi470) kommt zu dem Ergebnis, daß es zwischen 16 1 und 168 fallen müsse.

Unsere Inschrift berichtet von einer Wieder­herstellung des Praetoriums471) von Scardona, an der sich einige civitates, die zum conventus Scar- donitanus gehörten, beteiligten. Erhalten ist der Name der Bumistae und der Namensrest einer zweiten Gemeinde. Diese Bumisten waren nach Plinius472) neben den Lacinienses, Stulpini und Olbonenses die bedeutendsten unter den vierzehn Gemeinden, die zum conventus Scardonitanus ge­hörten 473) ; wenn ich nun Stulpini et, bzw. et Lacinien ergänze, so stimmt das in der Anzahl der ergänzten Buchstaben genau mit dem sicher zu ergänzenden m vetustate und a Tertullus überein, und es wären dann die drei bedeutendsten libumischen Ge­meinden gewesen, die den Neubau des Praetoriums durchgeführt haben.

doch erscheint es mir unmöglich, daß dieser cos. 195 schon unter Marc Aurel eine Provinz — wenn auch eine praetorische — verwaltet hätte; vgl. Dessau, P IR I I I 180 n. 192.

“ 8) Vgl. Dessau, P IR I I I 180 n. 190 und 192; Lam brechts I 130 n. 772; Degrassi, F asti cons. 45.

is») v g | Liebenam, Legaten 162 : „U nter Marc Aurel?“ ; Lambrechts I 226: „Zwischen 17 6 und 180“ ; der Ansatz von Cons (S. 365) im Jah re 194 — erdenkt dabei an den Sohn unseres Scapula Tertullus, den schon genannten Konsul des Jahres 195 — ist völlig abwegig, denn im Jah re 194 hatte dieser noch nicht das Konsulat bekleidet, andererseits gab es in diesem Ja h r keine Samtherrschaft.

47°) Fasti cons. 45.471) Das Praetorium w ar der Aufenthaltsort des

Statthalters, wenn er der Rechtsprechung wegen in der Stadt weilte; vgl. Fluss, R E I I A 357.

*72) N at. hist. I I I 139.«73) vg l. Mommsen C IL zur Inschrift.

Literatur:D essau, P I R I I I i8on . 192; Lambrechts 1 13 0 n. 772; Liebenam, Legaten 162 f .; Cons274, 365.

26 L. Iunius Rufinus Proculianus: 182 (?)— 184

CIL I I I 3202 = Glavinic und Alacevic, Bull, dalm. I (1878) 22 = Bulic, Inscriptiones 37 f. n. 97 = D. 393: Trilj, am rechten Ufer des Hippius, der heutigen Cetina.

Imp(erator) Caes(ar) / M(arcus) Aurelius / Com­modus I Antoninus /5 Aug(ustus) Pius Sarm(aticus)I Germ(anicus) maximus / Brittannicus / pont(ifex) max(imus) trib(unicia) / pot(estate) V IIII imp(erator) VI/10 co(n)s(ul) IIHp(ater) p(atriae) /pontemHippi(i)

flumi/nis vetustate corjruptum restituit / sumptum et operas /1S subministrantibus / Novensibus Delmi-/ nensibus Riditis cu jrante et dedicante J L{ucio) Iunio Rufino Procu l20liano leg(ato) pr(o) pr(aetore).

(184 n. Chr.)Über den durch unsere Inschrift bezeugten L.

Iunius Rufinus Proculianus und seine Karriere wissen wir sehr wenig. Auf Grund einer Weih­inschrift aus Apulum474) kennen wir ihn als tri- bunus laticlavius der legio X II I gemina476), für die folgenden Ämter bis zur dalmatinischen Statt­halterschaft haben wir keinerlei Anhaltspunkte, sein Konsulat wird zu Beginn der Alleinherrschaft des Commodus anzusetzen sein476). Die Statthalter­schaft von Dalmatien ist durch die Inschrift da­tiert: Tribunicia potestate V IIII war Commodus vom 10. Dez. 183 bis zum 9. Dez. 184 477), die Verleihung des Titels Britannicus fällt ins Jahr 184 478). Die Inschrift ist aber sicherlich zu Beginn oder Mitte des Jahres 184 anzusetzen,, denn noch in das Jahr 184 gehört die siebente imperatorische Akkla­mation 479) ; je früher im Jahr 184 die Inschrift ge­

474) C IL m'7770.475) Vgl. Ritterling, R E X I I 1725.47e) Vgl. Degrassi, F asti cons. 5 1, 198.477) Liebenam-Lietzmann 109; v. Rohden, R E I I

2475; Dessau zur Inschrift.47S) Liebenam-Lietzmann 109; v. Rohden a. O.;

Dessau a. O.479) Die siebente imperatorische Akklamation (vgl.

Liebenam-Lietzmann 109; v. Rohden a. O.; EckhelV II 112 ) ist zweifellos m it dem Britannensieg in Zu­sammenhang zu bringen; tatsächlich sind„B ritanni-cus" und „im perator V I I “ auf Münzen oft verbunden(Cohen I I I 2 17, 35, 116 , 266, 457, 459, 460, 462, 463,

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setzt wurde, umso größer ist die Wahrscheinlich­keit, daß Proculianus bereits im vorhergehenden Jahr in Dalmatien war; vielleicht dürfen wir in ihm den direkten Nachfolger des Scapula Tertullus sehen.

Als Statthalter von Dalmatien ließ L. Iunius Rufinus Proculianus eine baufällige Brücke über den Hippius480) renovieren, wobei ihn die Be­wohner von Novae481), Delminium482) und Ridi- tae483) finanziell und mit Arbeitskräften unter­stützten 484).

Über die nach der dalmatinischen Statthalter­schaft folgenden Ämter Proculians wissen wir nichts; die Vermutung Woodwards485), er könnte mit Iunius Rufinus, dem Statthalter von Make­donien im Jah r 194, identisch sein486), halte ich für unrichtig.

467, 469, 489, 658, 659, 660, 682, 683, 945, 987, 988, 990); doch auch für unsere Inschrift gibt es analoge Münzbeispiele („Britannicus" in Verbindung mit „im perator V I“ : Cohen I I I 2 4 31, 432, 927). Vielleicht erfolgte also die siebente imperatorische Akklamation doch erst einige Zeit nach der Annahme des Britanni- cus-Namens. Andererseits gibt es auch Beispiele für „im perator V I I “ ohne „B ritann icus" (Cohen I I I 2 458, 461, 465, 466, 470, 1004; C IL I I I 6052 = D. 394).

*80) Daß der Tilurius hier Hippius genannt wird, sucht Patsch (Jb . für Altertumsk. I I [1908] 102 ff.) dadurch zu erklären, daß das stark wechselnde oro- graphisc.he Bild zu von einander abweichenden B e­nennungen verschiedener Teüstrecken des Flußlaufes geführt habe; dagegen verwendet Kiepert (FOA X V II und C IL I I I tab. VI) beide Namen für den gesam­ten Flußlauf; zum Ganzen vgl. Fluss, R E V I A 10 49.

481) Der Ort Novae liegt an der Straße Gardun— Narona beim heutigen Dorfe Runovic, 6.5 km süd­östlich von Im otski; vgl. Saria, R E X V II 112 9 ff. n. 4; Glavinic und Alacevic a. O. 24.

482) Die Lage von Delminium ist um stritten; die jüngere Forschung neigt mehr der Meinung zu, es liege in der Duvnoebene bei Zupanjac; vgl. Patsch, R E IV 2457 f f . ; Betz, Unters. 9 Anm. 23. Dieser Meinung steht die Mommsens gegenüber (CIL I I I P- 358), der Delminium an der Cetina lokalisierte und dem sich u. a. Zippel (Die römische Herrschaft in Illyricum bis Augustus 13 1) und Cons (S. 105) an­schlossen.

***) R id itae liegt südöstlich von Scardona beim heutigen Danilo K raljice ; vgl. Mommsen, C IL I I I p. 363.

*M) Vgl. Patsch, W MBH V II I (1902) 85.“ *) JH S X X X I I I (1913) 344-48«) y g i R iba, R E X 1082 n. 142 ; Barbieri da-

L iteratur: D e ssa u ,P IR II 242n. 5 3 1 ; R iba, R E X 1082 n. 14 2 ; Lambrechts I 159 n. 1059; Barbieri 165 n. 776; Liebenam, Legaten 16 3 ; Cons 365; Glavinic und Alacevic, Bull. dalm. I (1878) 22 ff.

27 M. Cassius Apronianus: 185 ff.

Dio X L IX 36, 4:liexä yap tot xrjv iv tt] ’Acppixfj ^ye^ovtav T(j ts

AeX(iaxta, % 7zoxe xat 6 Tcar/jp jxou ^pövov xtviVjp^e, xal Tfl üavvovta tQ avw xaXou|jiv& npoae-t cfy&rjV.

Aus dieser Stelle geht hervor, daß der Vater des Cassius Dio Statthalter in Dalmatien gewesen ist.

M. Cassius Apronianus487), der aus Nicaea in Bithynien stammte488), war Prokonsul in Lycia- Pamphylia489) um das Jahr 180 49°), danach ging er als legatus Augusti pro praetore in die Provinz Kilikien481), die er kurz vor oder im Jahr 182 492)

gegen (77 n. 3 16 ; 165 n. 776) glaubt, es handle sich hier bereits um den Sohn unseres L . Iunius RufinusProculianus.

487) Seinen vollen Namen erfahren w ir durch die Inschrift C IL X IV 4089, 26 = X V 2164.

«») Dio-Xiph. L X X V 15 , 3. Vgl. Groag, P IR 2 I I 1 1 3 n. 485; R E I I I 1681 n. 27; Lambrechts I 136 n. 806; Barbieri 145 n. 281.

*8*) IG R I I I 654; vgl. Hula, Ö Jh. V (1902) 201 f.4*°) E r w ar dort vermutlich der erste Statthalter

der in die Verwaltung des Senats übernommenen Provinz, da noch 178 ein legatus Augusti pro praetore bezeugt ist (CIL I I I p. 1993 = X V I n. 128 ; vgl. Rüge, R E X V III 3 Sp. 372; Lambrechts I 229, 136 Anm. I). Bezüglich des Problems des Tausches in der Ver­waltung der Provinzen Bithynia-Pontus und Lycia- Pamph'ylia (Dio-Xiph. L X I X 14, 4) vgl. Marquardt, S t. V. I 2 353; Brandis, Hermes X X X I (1896) 16 1 f f . ; Hula a. O. 201 f .; Premerstein, K lio X I I I (1913) 83; Brandis, R E I I I 529 f .; Premerstein, R E IV 1648; Rüge a. O. 372 f .; H üttl I I 1 1 5 f.

491) Dio-Xiph. L X I X 1, 3.492) Dio-Xiph. L X X I I 7, 2: Dio berichtet, daß er

bei seinem Vater in Kilikien weilte und dort ein Ora­kel, das den Tod der im Ja h r 182 von Commodusge- tötetenQuintilii voraussagte, nicht verstehen konnte; vgl. Groag, P IR 2 I I 1 1 3 n. 485; R E I I I 1681 n. 27; Lambrechts 1 136 n. 806; Barbieri 146 n. 681. Groag(aa. OO.) meint, diese Legation könne auch schon vor180 fallen (die Statthalterschaft von Lycia-Pam phylia wäre dann etwas früher anzusetzen), da Cassius Dio anscheinend die Regierungszeit des Commodus in Rom verbracht habe (P IR 2 I I 1 1 5 n. 492), doch sind meines Erachtens die Belegstellen für seinen Auf-

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verwaltete493). Sein Konsulat (Suffektkonsulat), das jetzt folgen muß und um das Jahr 183 fallen wird494), ist nicht belegt.

Die dann folgende Legation in Dalmatien kann gemäß seinem cursus honorum und den dal­matinischen Statthalterfasten kaum vor 185 fallen; es wird daher sicherlich nicht weit gefehlt sein, wenn wir sie etwa in die Jahre 185 ff. setzen495).

Literatur: Groag, P IR 2 I I 1 1 3 n. 485; Groag, RJE I I I 1681 f. n. 27; Lambrechts 1 136 f. n. 806; Barbieri 145 f. n. 681; Cons 274 f., 365.

28 Fulvius Maximus, C. f.: Wende vom zweiten zum dritten Jahrhundert, vielleicht 208 f.

1 CIL X I I I 8007 = D. X 195 = CLE 20 = Riese, Das rheinische Germanien in den antiken In­schriften 370: Bonn.Divum sodalis consul e[#] / verno die et post Sicanos I postque Picentis vi[ros] j ac mox Hiheros Ce[lt]as 15 Venetos Delmata[s] [Libur] /na regna post jeros Iapujdas Germaniarum con/sularis Maximusparen[s] jadultae prolis gemina[e] lil10berum aram dicavit / [S]ospiti Concordiae / [G]ranno Camenis Marjtis et Pacis Lari quin / [e]t deorum stirpe l 15genito Caesari Fulvius C(ai)f(ilius) / Maximus leg(atus) / Aug(usti) pr(o) pr(aetore).

2 Ann. ep. 1925 n. 53 = Bulic, Vjesnik X L IV (1921) 30: Salonae........................m T(itus) Aur(elius) Marc[elli]nus I Ivir a[ed(ilicia) pot(estate)] / ................. [Ma]ximo[■v(iro) c(larissimo) leg(ato)] Aug(usti) pr{o) pr(aetore) [prov(inciae) Dalm(atiae)].Die metrische496) Inschrift der Ara aus Bonn,

die Fulvius Maximus als Statthalter von Unter­

enthalt in Rom nicht so lückenlos, als daß nicht ein Besuch beim Vater in Kilikien möglich gewesen wäre.

***) Daß die praetorische Statthalterschaft von Lycia-Pam phylia vor der ebenfalls praetorischen von Kilikien anzusetzen ist, ist deshalb wahrscheinlich, da die Statthalterschaft von Kilikien häufig das Sprungbrett zum Konsulat darstellt; vgl. Hula, ÖJh V (1902) 202; Groag, P IR 2 I I 1 1 3 n. 485; R E I I I 1681 n. 27; Lam brechts I 136 n. 806.

494) Degrassi, F asti cons. 164 entscheidet sich für kein bestimmtes Ja h r, er setzt das Konsulat „unter Marc Aurel oder Commodus" an.

<95) v g l. Lambrechts I 226: „B eginn der Regierung des Commodus"; der Ansatz von Cons (S. 275 und 365) im Ja h r 180 ist unbedingt zu früh.

496) Jam bische Trim eter; vgl. Freudenberg, Rhein. Jb b . X X X V I (1864) 117 .

germanien setzen ließ, wurde schon oft und ein­gehendst behandelt497), wobei man hinsichtlich Lesung und Deutung im wesentlichen zu denselben Ergebnissen gelangte. Konsulat und Priesterämter sind, wie gewöhnlich, vorangestellt498); es folgen die praetorischen Äm ter499) und als erstes konsu­larisches die Legation von Dalmatien: Delmatas, Liburna regna. Klar abgetrennt durch das post wer­den dann die Iapuden genannt. Allgemein 50°) will man auch die Nennung der Iapuden noch auf die dalmatinische Statthalterschaft beziehen, doch scheint mir dies wegen des post — eine klare zeit­liche Trennung — nicht gut möglich. Freilich sieht man in den illyrischen Iapuden eine Völkerschaft im Norden der Provinz Dalmatien zwischen Istrien und dem heutigen Flusse Una 501), doch wissen wir, daß sie im Norden bis an den Fluß Colapis (Kulpa) heranreichten602) und somit nach der Teilung Illyricums in Pannonia und Dalmatia zum Teil auch auf pannonischem, bzw. nach der Teilung Pannoniens auf oberpannonischem Boden zu sitzen kamen. Obwohl wir sie deshalb mit keiner Begrün dungals die typischen Vertreter Oberpannoniens be­trachten dürfen, halte ich es doch für möglich, daß man sie in unserer Inschrift dem Versmaß zuliebe dazu wählte. Daß durch post jeros Iapudas ein neues konsularisches Amt ausgedrückt wird, halte ich für sehr wahrscheinlich: kann es auf Dalmatien nicht bezogen werden, dann muß Oberpannonien gemeint sein. Tatsächlich kennen wir seit nicht langer Zeit einen Fulvius Maximus, der im Jabr 210

497) Zangemeister, Rhein.M us. X I X (1864) 49—62; Freudenberg, Rhein. Jb b . X X X V I (1864) 1 16 f f . ; Henzen, Rhein. Jb b . X X X V II (1864) 15 1 — 156 ; H üb­ner, Ann. dell’Inst. X X X V I (1864) 224 f f.; Dessau zur Inschrift und P IR I I 95 n. 375; Bücheier, C LE 20; Domaszewski im C IL ; Liebenam, Legaten 16 1 f.; Groag, R E V II 262 f. n. 84; P IR 2 I I I 2 17 f. n. 5 5 1; Lambrechts I I 26 f. n. 197; Barbieri 62 f. n. 254.

498) Hier wegen des Versmaßes in umgekehrter Reihenfolge.

48») Prokonsul von Sicilia, iuridicus Piceni, legatus Augusti iuridicus Hispaniae dioecesis Tarraconensis (hier dachten die älteren Erklärer der Inschrift, sicher zu unrecht, an die konsularische Legation in dieser Provinz), vielleicht curator mehrerer Städte der regio X (Venetia). Vgl. Groag aa. OO., Lam brechts a. O., Barbieri a. O.

500) Siehe die zitierte Literatur.5M) Vgl. Vulic, R E I X 724ff.502) Vgl. Patsch, W MBH V I (1899) 165.

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Statthalter von Oberpannonien w ar503). An die Identität dieser beiden Fulvii Maximi glaubt man allgemein 504), Zweifel sind zwar nicht ausgeschlos­sen505), doch möchte auch ich an der Personen­gleichheit festhalten. Als letztes Amt bleibt noch die Statthalterschaft von Untergermanien übrig506).

Nun zur dalmatinischen Statthalterschaft des Fulvius Maximus. Durch die Inschrift aus Salonae gewinnen wir die Bestätigung, daß ein Maximus legatus Augusti pro praetore von Dalmatien war507). Wenn wir daran festhalten, daß mit postferos Iapudas die Statthalterschaft von Oberpannonien gemeint sein kann, haben wir es bei der Datierung der dal­matinischen Legation leicht: sie fiele dann knapp vor das Jahr 210, etwa 208 f. Daß Fulvius Maximus in Inschrift 2 als leg. Aug. pr. pr. nicht „leg. Augg. pr. pr.“ bezeichnet wird, darf uns nicht sonderlich wundem, da auch in der Zeit von Samtherrschaften diese Bezeichnung durchaus geläufig ist 508). Anders je­

5#3) Ann. 6p. 1944 n. 103 = Radnöti, Laur. Aqu. I I (1941) 81 bzw. 95; vgl. Betz, ÖJh X X X V (1943) Bbl. 137 f .: Környe (südöstlich Brigetio).J(ovi) O(ptimo) M(aximo) j et Genio hu[iu]sce / loci pro sal/ute ddd(ominorum) nnn(ostrorum trium) /5 M(arcus) Ael(ius) Honoratus / (centurio) leg(ionis) I adi(utricis) reg(ionarius) sub / cura Ful(vii) Maximi co(n)s(ularis) / v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito) id(ibus) Octo- b(ribus) /Faustinoet Rufino co(n)s(ulibus). 15. Okt. 210.

Zur oberpannonischen Statthalterschaft des Ful­vius Maximus vgl. Reidinger S. 103 ff., der dafür die Ja h re 2x0—214 ermittelte.

s04) Radnöti, Laur. Aqu. I I (1941) 8 1—84 = 94—98; Degrassi, Fasticons. 58; Barbieri 62 f. n. 254.

505) Reidinger 104.606) Fundort ist ja Bonn; der Ausdruck Germania­

rum consularis ist bloß dichterische Lizenz; an eine gemeinsameVerwaltung beider Germanien (vgl. Zange­meister a. O.) ist nicht zu denken; vgl. Groag, R E V II 262 n. 84; Ritterling-Stein, F asti 75 f.

507) Die Zweifel Radn6tis(a.O . 96 f.), ob sich dieseInschrift auf unseren Fulvius Maximus beziehe, halteich für unbegründet (vgl. Groag, P IR 2 I I I 218 n. 5 5 1; Barbieri a. O.). Radnöti (S. 96) bezeichnet ihn außer­dem fälschlich als „procurateur de Dalm atie“ und läßt in der Provinz eine Legion stationiert sein (vgl. dageg.Ritterling, R E X I I 114 5 ; Stein E ., Beamte 28; Betz,Unters. 39!., (Sof.).

50S) Vgl. Ritterling, AEM X X (1897) 25 Anm. 61.Im Jahre 162 heißt Servilius Fabianus „leg. Aug. pr.p r.“ (CIL I I I 12385); Geminius Marcianus führt die­selbe Bezeichnung ebenfalls im Ja h r 162 (CIL I I I

doch ist es, wenn wir das post feros Iapudas auch noch auf die dalmatinische Statthalterschaft be­ziehen; es wäre dann die oberpannonische Statt­halterschaft in der Inschrift aus Bonn 1 nicht er­wähnt und somit nach der untergermanischen Le­gation anzusetzen. Da die oberpannonische Statt­halterschaft ins Jahr 210 fixiert ist, Inschrift 1 aber gewiß zur Zeit einer Alleinherrschaft gesetzt wurde 509), müßten wir mit der untergermanischen Legation bis vor die Samtherrschaft des Septimius Severus und Caracalla, also vor das Jahr 198 510), hinaufrücken, die dalmatinische Statthalterschaft könnte demgemäß frühestens um das Jahr 196 fallen.

Ich möchte aber doch der erstgenannten Mög­lichkeit den Vorzug geben und die oberpannonische Legation vor die untergermanische setzen511), zu­mal mir die Bonner Inschrift 1 besser in die Zeit der Alleinherrschaft Caracallas als in die seines Vaters zu passen scheint. Es könnte ja wohl auch Septimius Severus im Hinblick auf Marc Aurel, zu dessen Adoptivsohn er sich erklärt hatte512), mit dem deorum stirpe genitus Caesar gemeint sein, doch scheint mir dies auf Caracalla im Bezug auf seinen Vater Septimius Severus besser zu passen; auch spricht die Nennung des Grannus für die Zeit Cara­callas, der ein Verehrer des Apollo Grannus war, von dem er sich Heilung erhoffte513), Ebenso

14 17 1 ; vgl. I I I 96), dagegen wird er C IL V III 7050 = D. rio2 „leg. Augg.“ genannt; P. Caelius Optatus heißt „leg. Aug. pr. pr.“ im Jah re 166 (CIL V III 18067 = D. 2303); Q. A ntistius Adventus „leg. Aug. leg. I I ad iu t." im Ja h re 164 (D. 1091), „leg. Aug. pr. p r.“ unter Marc Aurel und Lucius Verus (D. 8977; vgl. dagegen C IL I I I 92: „leg. Augg. pr. pr.“ ). Zum Ganzen vgl. Ritterling, Westd. Zeitschr. X I I I (1898) 32 Anm. 14., 508) deorum stirpe genito Caesari.

610) W ir wären allerdings dann gezwungen, anzu- rfehmen, daß das mindestens zwölfjährige Intervall zwischen der untergermanischen und der oberpannoni­schen Statthalterschaft durch andere, uns unbekannte konsularische Äm ter ausgefüllt gewesen ist.

511) Dieses geringfügige Abweichen von der Reihen­folge eines normalen cursus honorum wäre in der R e ­gierungszeit Caracallas nicht allzusehr verwunderlich.

512) Vgl. Hasebroek, Untersuchungen zur Ge­schichte des Kaisers Septimius Severus 88 ff.

sls) D io-Xiph. L X X V I I 15 , 6. Vgl. v. Rohden, R E I I 2447; Groag, R E V II 263 n. 84; J . Keil, Sitz.-Ber. bayer. Akad. 1956, H . 3, 6 f.

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wissen wir, daß unter Caracalla die fratres Arvales den Lares militares opferten 514), was die Nennung des Lar Martis rechtfertigen würde.

Stichhältige Beweise für eine genaue Datierung der Bonner Inschrift 1 lassen sich kaum erbringen, doch ist meines Erachtens an eine andere Zeit als die Wende vom zweiten zum dritten Jahrhundert in keiner Weise zu denken515).

Literatur: Groag, P IR 2 I I I 2 17 f. n. 5 5 1; Groag, R E V II 262 f. n. 84; Lambrechts I I 26 f. n. 197; B arb ieri62 f. n. 254; Liebenam, Legaten 16 1 f . ; Bulid, V jesnik X L IV /X L V (1921/22) 30L Reidinger 103 ff.

2 9 C. Iulius Alexianus: 217 und even­tuell ff.

Ann. ep. 1921 n. 64 = Egger, ÖJh X IX /X X (1919) Bbl. 293 ff . : Salonae.

C(aio) Iulio [C(ai) j{ilio) Fah(ia tribu?) Ale]jxiano [praef(ecto) coh(ortis) . . . ] / Petraeo[r(um) trib(uno)leg(ionis) ---- ] / praef(ecto) eq(uitum) [al(ae)........ proc(uratori)]l/5 ad anno[nam Aug(ustorum)

Ostiis] / c(larissimo) v(iro) prae[f(ecto) aerari(i) militaris] / leg(ato) leg(iotiis) I II [/ Fl{aviae) leg(ato)pr(o) pr(aetore) pro]jvinciae [ .....................co] jmitiimp(eratoris) [M(arci) Aurelli(i) Anto] /10nini in b[ello Germ(anico) praef(ecto)] / aliment(orum)[ .............. sodali] / Antotiin[iano Severiano] / prae-

f(ecto) ali[ment(orum iterum) leg{ato) pr(o) pr(aetore)]I provin[ciae .......... vices (?)] / 15 procon[sulisagenti (?) co(n)s(uli)] / praesidi [clementissimo (?)] /M(arcus) Aure[lius............ ] / trib(unus) coh(ortis)[Imil(iariae) Dalmatar(um)] / Anto[ninianae],

Mit der Inschrift hat sich Egger eingehend beschäftigt und sich um ihre Wiederherstellung be­müht. Sie wurde einem gewissen C. Iulius Alexia­nus 516) in seiner Eigenschaft als praeses der Provinz

°14) C IL V I 2086; Henzen, acta fr. A rv. 86. A n ­sonsten ist ein solches Opfer unbekannt; vgl. Henzen a. O. 2 1 1 f .; Boehm, R E X I I 807.

615) Groag (P IR 2 a. O., R E a. O.) hält die Zeit zwi­schen Marc Aurel und Gordian I I I , ausgenommen die Zeiten der Samtherrschaften, für möglich; Ritterling (Ritterling-Stein, F asti 76) setzt seine Statthalter­schaft von Untergermanien ins Ende des zweiten Ja h r ­hunderts; Barbieri nimmt die Zeit des Septimius Seve­rus oder Caracallas an. Degrassi (Fasti cons. 58) setzt sein Konsulat um das Ja h r 210 an.

6le) Der Name ist absichtlich getilgt, jedoch gut leserlich.

Dalmatia gesetzt und bringt in chronologisch ansteigender Reihenfolge den cursus honorum des Genannten. Als Mann ritterlicher Herkunft absol­vierte er die tres militiae equestres und wurde nach einer unbedeutenden Zivilstelle 517) in den Senato­renstand,,inter praetorios“ aufgenommen 518). Nach der Bekleidung von zahlreichen praetorischen Äm­tern, von denen das eines comes imperatoris die übrigen an Bedeutung überragt, erlangte er das Konsulat und wurde anschließend Statthalter von Dalmatien.

Anhaltspunkte für die Datierung der Inschrift ergeben sich aus der Bezeichnung der Kohorte, der der Dedikant M. Aurelius angehört, alsAntottiniana: dies führt klar in die Zeit Caracallas oder Elagabals, also 2 1 1 —222 519). Eingeschränkt wird diese Da­tierung noch dadurch, daß der Geehrte als comes imperatoris Marci Aurelli Antonini in bello bezeichnet wird. Da wir von Elagabal wissen, daß er nach seiner Ankunft in Rom die Stadt zu keinem bellum mehr verlassen h at520), kann mit Aur. Antoninus nur Caracalla gemeint sein. Caracalla hat zwei Kriegsexpeditionen unternommen, die eine im Jahr 2 13 gegen die Alamannen und Chatten 521), die ande­re in den Jahren 216 /217 gegen die Parther 522) ; der Partherkrieg kommt aber hier deshalb nicht in Frage, weil dann die Inschrift frühestens in der Regierungszeit Elagabals gesetzt worden sein könnte, was aber unmöglich ist, da Caracalla in Zeile 9/10 nicht als „divus" bezeichnet w ird523). Die Inschrift wurde also noch bei Lebzeiten Cara-

6l7) Vermutlich procurator ad annonam im Hafen von Ostia (vgl. Egger a. O. 298 ff.).

518) E r führt deshalb das Rangprädikat „clarissi- mus v ir " (vgl. Egger a. O. 300; Stein, R E Suppl. V II 309; R itterstand 242, 269).

51») Vgl. Egger a. O. 295.52°) y g i Schiller, Gesch. derröm. Kaiserz. 1760 f f . ;

Niese-Hohl, Grundriß der röm. Geschichte 349; Domaszewski, Gesch. der röm. K aiser I I 272 — 278.

621) Schiller a. O. 742 f f . ; Niese-Hohl a. O. 347; Domaszewski a. O. 266 f . ; v . Rohden, R E I I 2446 f.

522) Schiller a. O. 748; Niese-Hohl a. O. 348; Domaszewski a. O. 269; v. Rohden a. O. 2449 f.

623) In der Regierungszeit Elagabals und Alexander Severus’wird Caracallaals „divusM agnusAntoninus“ oder „d ivus Magnus Antoninus Pius“ , zumindest aber „divus Antoninus" bezeichnet; vgl. v. Rohden, R E I I 2437; Egger a. O. 315.

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callas oder sehr bald nach seinem Tod524) unter Opellius Macrinus525) aufgestellt.

Bei der Datierung der Statthalterschaft von Dalmatien müssen wir vom fixen Datum des Ger- mannenkrieges ausgehen (213). Es folgen — ab­gesehen vom Priesteramt — die beiden Alimentar- praefekturen, die die Jahre 214/215 einnehmen müssen626), danach die Stellung in einer Senats­provinz627) im Jahre 216. Da unsere Inschrift be­reits im Jahre 217 stand, haben wir anzunehmen, daß Iulius Alexianus im Anfang des Jahres 217 das Konsulat erhielt62®), dieses in Rom viel­leicht gar nicht bekleidete 629), sondern gleich in die Provinz abging 530).

Ob C. Iulius Alexianus auch in den folgenden Jahren in der Provinz Dalmatien gewesen sein kann, ist schwer zu sagen. Es stellt sich dieser Mög­lichkeit nämlich das Problem seiner damnatio memoriae entgegen. Egger531) glaubt, es handle sich bei diesem Mann um einen Angehörigen der kaiserlichen Familie aus Em esa532), der nach dem

624) 8. April 2 17 ; vgl. Niese-Hohl a. O. 348; v. R oh ­den, R E I I 2450; Petrikovits, R E X V II I / i Sp. 544 f.

S25) Caracalla w ar im Laufe des Jahres 2 17 auf Betreiben des Macrinus konsekriert worden: Dio- Xiph. L X X V III 9, 2 ; vgl. v. Rohden a. O .; Petriko­v its a. O. 548; Egger a. O. 3 14 f.

52«) v g i. Egger a. O. 3 io ff .527) Zeile 14 / 15 : ob es sich wirklich um einen le­

gatus pro praetore agens vices proconsulis handelt, ist keineswegs gesichert. Egger (a. O. 3 16 f.) denkt auch an den Posten eines kaiserlichen Kommissärs in einer Senatsprovinz, wie ihn Claudius Demetrius unter den Severern in A chaia innegehabt hatte: dvtHmax05 1% ’Axa'-aj xal jtpsaP(suti)j) Siß(aaTOÜ) xal dvxiaxpa-Drjfos xal 4itavop9,a)ii]s xwv IXsu&spcov icöXstov. Dittenberger-Pur- gold, Inschriften von Olympia n. 94T ; vgl. Groag, Die röm. Reichsbeamten von Achaia bis auf Dio­kletian 80.

528) Vgl. Degrassi, Fasti cons. 61.f29) Vgl. Egger a. O. 317.630) Daß die dalmatinische Legation ins Ja h r 217

fällt, wird allgemein angenommen: Egger a. O. 3 17 ; Stein, R E Suppl.. V II 309 n. 62a; Lam brechts I I 28 n. 219 ; Barbieri 68 f. n. 28 1; Degrassi a. O. 61.

531) A. O. 3 18 ff.“ *) D afür sprechen: das Gentile Iulius, das —•

allerdings teilweise ergänzte — Kognomen Alexianus (auch der Sohn der Mamaea, der spätere K aiser A lex­ander Severus, hieß ursprünglich Alexianus); ferner der Posten eines comes imperatoris und so manche Abnormitäten in Form von Begünstigungen, wie sie

Sturz Caracallas von Macrinus beseitigt und dam- niert wurde633). Die Zugehörigkeit zur Familie derluliaDomnaerscheintmirdurchaus möglich 534), doch kann ich an eine damnatio memoriae durch Macrinus nicht recht glauben. Dieser versuchte doch, seine Urheberschaft bei der Ermordung Caracallas zu verbergen, indem er letzteren könse- krierte und seine Familie verschonte, selbst den Severus-Namen annahm 635) und seinem Sohn Dia- dumenianus den Namen Antoninus verlieh 636); deshalb wird er kaum einen Verwandten Caracallas mit Tod und damnatio memoriae verfolgt haben637). Ich glaube vielmehr, daß die Tilgung des Namens des Iulius Alexianus erst in der Zeit des Maximi­nus Thrax, der ja bewußt einen Trennungsstrich gegenüber dem gestürzten syrischen Fürstenhausezog, erfolgt sein wird538).

\.Literatur: Stein, R E Suppl. V II 309 n. 62a; Lam ­

brechts I I 28 n. 2 19 ; B arbieri 68 f. n. 28 1; Egger, ÖJh X I X / X X (19x9) Bbl. 293 ff.

30 Cassius Dio Cocceianus M. f.: 224—226

1 Dio X L IX 36, 4:|ieTa yap toi -rijv iv -qj ’Acppix^j ^yEjxovtav xtj te AeXjismqc, i’jg tote x a l 6 Ttar/jp |xou ^p6vov Tivdt ^jpije, x a i -qj üavvvovta x$ dcvti) xaXoupivrj- 7tpo(jeTC&xtb}v, 83-ev dxptßäj? rcavxa xa x a t ’ aÖTof»; eJSü); ypacpti).........

2 Dio-Xiph. L X X X 1, 2 f.. . . . . Ix te y&p Ti]; ’Aatag I ; rfjv Btxkm'av

£A\)-a)v rjpptlxjxrjaa, xix3td-ev rcpds zrjv iv rrj ’Acpptx^ r)YS[i,ovtav fjTtefyS-rjv, inaveX&tbv te 1$ TYjV ’lxaXcav eüdiü)? u? efaeiV Is t s xtjv AeXjiaxi'av xöcvxeöftev £; xrjv üavvovtav ttjv ötvw äp^wv i7t£[i(p8i jv . ! .

in seiner Ämterlaufbahn sichtbar sind. Da er den Dienst bei einer petraeischen Kohorte beginnt, stammt er sicher aus einer vornehmen Fam ilie des Ostens.- B33j Auch Groag ist dieser A nsicht: Ö Jh X IX / X X

(1919) Bbl. 32 1 Anm. 19.***) Vgl. Lam brechts I I a. O.; Barbieri a. O.**») Vgl. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 757;

Petrikovits a. O. 541.536) Vgl. Schiller a. O .; Petrikovits a. O. 540, 548.537) Vgl. Stein a. O. E s fehlt allerdings nicht an

Anzeichen, daß sich das Verhältnis des Macrinus zu Caracalla später verschlechtert habe; vgl. J . Keil, Sitz.-Ber. bayer. Akad. T956, H. 3 , 9 f.

538) Auch Egger (a. O. 321 Anm. 19) hat ursprüng­lich diesen Gedanken erwogen.

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Cassius Dio war nach seinem eigenen Zeugnis, so wie Jahrzehnte vorher sein Vater, Statthalter von Dalmatien. Vom Leben und dem cursus hono­rum dieses so berühmten Geschichtsschreibers der Römer erhalten wir nur durch seine eigenen in sein Werk eingestreuten Notizen Kunde M9) ; allein sein zweites im Jahr 229 bekleidetes Konsulat ist auch inschriftlich bezeugt540).

E r stammt aus Nicaea in Bithynien541) und kam mit seinem Vater nach Rom, wo er in den Senat ein trat 542). Seine amtliche Karriere begann er unter Commodus, Septimius Severus designierte ihn für das Jahr 194 zum Praetor543); unter Sep­timius Severus bekleidete er sein erstes Kon­sulat544), 214/15 begleitete er Caracalla als comes nach Nikomedien M5). Macrinus setzte ihn als curator ad corrigendum statum über Pergamon und Smyrna 546) ; in Asia 547) verbrachte er die Zeit bis zum Regierungsantritt des Alexander Seve­rus548). Unter diesem verwaltete er, nachdem er in Bithynien eine Krankheit überstanden hatte 549), den Prokonsulat550) von Africa und die kaiserlichen Provinzen Dalmatien und Oberpannonien551).

M9) Vgl. den Index der Ausgabe von Boissevain130 (Smilda).

M0) C IL I I I 3510, 3 5 1 1 . 5587; V I 2998 v= D. 2177. Vgl. Stein, P IR 2 I I 1 15 n. 492; Christ-Schmid-Stählin, Gesch. der griech. L iteratur II/2 11 S. 796 Anm. 6; Degrassi, F asti cons. 64.

M1) L X X V 15, 3 ; Suidas: Nixasus ; vgl. Stein a. O.; Schwartz, R E I I I 1684 n. 40; Lambrechts I 1 7 1 ; II 19 ; Barbieri 33 n. 122 ; Liebenam, Legaten 163 ; Pallu de Lessert I I 270; Christ-Schmid-Stählin a. O. 796.

M2) L X X I I 16, 3 ; vgl. Stein a. O .; Schwartz a. O. 1684; Liebenam a. O. 163.

M3) L X X I I I 12, 2; vgl. Stein a .O .; Schwartz a. O.; Lambrechts I 17 1 n. 1148/49; Liebenam a. O.; Pallu de Lessert a. O.

M4) L X X V I 16, 4; Degrassi (Fasti cons. 56) ver­mutet um das Ja h r 200.

««) L X X V II 17 , 2, 3 ; L X X V II 18, 4; L X X V III 8, 4. 5. Vgl. Stein a. O. 1 16 ; Schwartz a. O .; Lam ­brechts I I 19 n. 97; Barbieri 33 f. n. 122.

M8) L X X I X 7, 4.M’ ) L X V II I 27, 3 ; L X X I X 18, 3.Ms) Vgl. Stein a. O .; Schwartz a. O.“ ») L X X X 1, 2.55°) An ein anderes Amt als den Prokonsulat (un­

richtigbezeichnet als „legatus Numidiae“ bei Boisse­vain, Index 130) ist so viele Jah re nach dem Konsulat nicht zu denken; vgl. Stein a. O.

M1) Vgl. Stein a. O.; Schwartz a. O.; Lambrechts

Ob seiner Strenge bei der Verwaltung der letzt­genannten Provinz machte er sich bei den Praetori- anem so verhaßt552), daß ihn Alexander Severus anweisen mußte, sein unmittelbar folgendes zweites Konsulat außerhalb Roms zu verbrin­gen 66s) ; danach zog er sich in seine bithynische Heimat zurück, wo er den Rest seines Lebens ver­brachte 554).

Für die Datierung der Statthalterschaft von Dalmatien haben wir als terminus post quem den Regierungsantritt des Severus Alexander, also das Jahr 222, als terminus ante quem das Jahr 229, in dem er consul I I (consul Ordinarius) zusammen mit Alexander Severus (cos III) war 555). Wenn wir nun dieses Intervall mit den in diesem Zeitraum be­kleideten Ämtern ausfüllen und — die Zeit der Krankheit in Bithynien eingerechnet — die afri­kanische Statthalterschaft 223 556), ctie dalmatini­sche 224—226 557) und die oberpannonische 226 bis 228 55S) ansetzen, dürfte ungefähr das Richtige ge­troffen sein.

Literatur: Stein, P IR 2 I I 1 15 ff. n. 492; Schwartz, R E I I I 1684 ff. n. 40; Lambrechts I 17 1 n. 1148/49; Lambrechts I I 19 n. 97; Barbieri 33 f. n. 12 2 ; Liebe­nam, Legaten 163 f.; Cons 275, 277, 365; Pallu de Lessert I I 269 f f . ; Ritterling, AEM X X (1897) 39, n. 18 ; Smilda, Dio-Ausgabe von Boissevain IV (Index) 130 ; Christ-Schmid-Stählin, Geschichte der griechi­schen Literatur II/2® 795 f .; Tissot, Fastes de la province romaine d ’Afrique 159 ; Reidinger 106 f.

31 L. Domitius Gallicanus Papinianus:239 ff-

1 CIL II 4 115 = Ritterling-Stein, Fasti 82 f.: Tarraco.L(ucio) Domitio / Gallicano / Papiniano c(larissimo) v(iro) I leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) /5 pro-

a. O.; B arb ie ri34 n. 12 2 ; Liebenam a. O. 163 f .; Pallu de Lessert a. O.*; Christ-Schmid-Stählin a. O. 796.

“ 2) L X X X 4, 2.“ ») L X X X 5, 1.“ *) Vgl. Stein a. O.; Schwartz a. O.; Liebenam

a. O. 164; Christ-Schmid-Stählin a. O.655) Degrassi, F asti cons. 64.“ •) Vgl. Tissot, Fastes de la Province Romaine

d ’Afrique 159 ; Pallu de Lessert I I 269 ff.m ) Vgl. Liebenam a. O. 163 ; Pallu de Lessert II

270; Reidinger 107.558) Vgl. Liebenam a. O .; Pallu de Lessert a. O. ;

R itterling, AEM X X (1897) 39 n. 18 ; Reidinger a. O.

55

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95 g6

vinciae Germa/niae inferioris / leg(ato)Aug (usti) pr(o) pr(aetore) / H(ispaniae) c(iterioris) / leg(ato) Aug{usti) pr(o) pr(aetore) Dalma/tiae co(n)s(uli) devotisl10simo et innocenjtissimo Aurel(ius) Iulianus / patrono in- comjparabili.

2 CIL I I I 10054 — Patsch, Lika 100: Senia (Senj).

ßALNEVMVp LAPSVM; RESTiÜD<6>

Balneum vet[ust(ate) con]jlapsum pe[cunia i«a] / restitu[it afundam(entis) (?)] / L(ucius) Dom[itius . . fil(ius)] j5 Gal[licanus Papinia]jn[us leg(atus) Au- g(usti) pr(o) pr(aetore)] 559).

L. Domitius Gallicanus Papinianus war aller Wahrscheinlichkeit nach Afrikaner, da ihm in Vina (Henschir-Mden) in der Provinz Africa, obwohl er— soweit wir es wissen — in ihr nie ein Amt bekleidet hat, eine Ehreninschrift s®0) gesetzt wurde661), in der er als clarissimus vir, praefectus aerari Satumi und praetor bezeichnet ist 562) ; die

Ämter nach dem Konsulat erfahren wir durch unsere Inschrift 1 aus Tarraco. Es sind dies die Statthalter­schaften der Provinzen Dalmatien, welche auch durch die in der Provinz gefundene Inschrift 1 be­legt ist, Hispania citerior und Germania inferior.

Nach den Schriftzügen zu schließen, gehören unsere Inschriften in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts 563). Durch literarische Quellen kennen wir nun einen Karthager Gallicanus 564), der als Konsular um die Mitte des Jahres 238 Soldaten, die in die Kurie eingedrungen waren, töten ließ, worauf es zu Straßenkämpfen zwischen Volk und Militär kam 565). Halten wir dem gegenüber, daß der dalmatinische Statthalter auch Gallicanus heißt, seine afrikanische Herkunft wahrscheinlich ist566) und unsere Inschriften ins dritte Jahrhundert gehören, so ist eine Identität mit weitgehender Sicherheit anzunehmen 5Ä7).

Dadurch werden wir in die Lage versetzt, seine dalmatinische Statthalterschaft zeitlich genauer zu fixieren. Durch Herodian (Anm. 564) wissen wir, daß er kurz vorder Mitte des Jahres 238 das Konsulat bekleidet hatte, etwa Anfang 238 568) ; gemäß der Inschrift 1 folgten nach dem Konsulat drei Provin­zialstatthalterschaften, als erste die in Dalmatien, die demnach in die Jahre 239 ff. zu setzen sein wird569).

M9) Zur Ergänzung: Die Lesung und Ergänzung von Zeile r und 2 ist gesichert; kürzen w ir in Zeile 1 vetust. ab, so sind in beiden Zeilen 16 Buchstaben. Patsch vermutet, daß in Zeile 3 „ a fundam entis" zu ergänzen ist, wenn w ir es durch a fundam. abkürzen, sind hier ebenfalls 16 Buchstaben. In Zeile 4 sind Praenomen und Gentile noch erkenntlich, das Patro- nymikon ist zu ergänzen. In obiger Abkürzung hat diese Zeile zwar nur 13 Buchstaben, doch sind in ihr, wie aus dem Anfang zu erkennen ist, diese größerund gedehnt und mehrere Trennungspunkte anzusetzen. Die Zeile 6 ist um einen Buchstaben eingerückt und beginnt m it einem senkrechten Strich; wenn wir den­selben Raum rechts annehmen und die nötigen Tren­nungspunkte einrechnen, dürfen wir drei Buchstaben von der normalen Länge abziehen; tatsächlich ver­bleiben, wenn wir nus leg. Aug. pr. pr. ergänzen, 13 Buchstaben.

M0) Cagnat-Merlin-Chatelain, Inscriptions Lati- nes d ’Afrique 322.

561) Vgl. Groag, P IR 2 I I I 48 n. 148; Barbieri 206 n. 1016.

••*) Die darauf folgenden noch erkennbaren Buch­

staben ,,IB " wollte Groag a. O. zu [tr]ib. [pl.] ergänzen(vgl. Barbieri a. O.), meines Erachtens zu unrecht.

663) Vgl. ad 1 : Liebenam, Legaten 164; Groag bei Ritterling-Stein, F asti 83; Barbieri a. O. Ad 2 : Hirschfeld C IL zur Inschrift und Patsch a. O .; Groag, R E V 1427 n. 60; Barbieri a. O.

M4) SHA Mäxim. 20, 6; Gordian 22, 8; HerodianV II i r , 3. Ti); bk oufxXijxou ävyjp inb Onaxetaj |iivvetooxi, raXXtxavö{ 8vo|ia, Kapxrjäövio; Je ib -jivoj.........

, 686) Vgl. Groag, R E V II 668 n. 2; Dessau, P IR I I J0 7 n. 2 1 ; Lambrechts I I 50 n. 581.

‘ 566) Die Orte Karthago und V ina liegen nicht weit voneinander.

567) An eine Personengleichheit denken Groag, P IR 2I I I 48 n. 148; R E V 1427 n. 60; Ritterling-Stein, F asti 83; Lambrechts a. O .; Barbieri a. O .; Degrassi, F asti cons. 66.

66a) Degrassi a. O. 66.549) Der Ansatz von Cons, der Gallicanus Papinia­

nus anscheinend mit M. Gavius Squilla Gallicanus,cos. 1 2 7 identifiziert, „vord em Ja h r 12 7 " (S. 267 und365), also noch vor seinem Konsulat, ist völlig ab­wegig.

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97 98

Aus seiner Tätigkeit in dieser Provinz berichtet Inschrift 2 eine Einzelheit: er hat der Stadt Senia auf eigene Kosten ein neues Bad bauen lassen 570).

Literatur: Groag, P IR a I I I 48 n. 148; Groag, R E Y 1427 n. 60; Lam brechts I I 50 n. 58 1; Barbieri 206 f. n. 10 16 ; Liebenam, Legaten 164; Cons 267, 365; Patsch, L ika 100.

3 2 Iulius (?) Honoratus: um 241

1 CIL I I I 13327 = Ballif, Römische Straßen in Bosnien und der Herzegowina 55 n. 19 : Meilen­stein an der Straße Salonae—Servitium (beim Orte Glamoc).

SMP-CAESM-ANfONfVS6 0 RDIANVS

m v - P iy S - F E U X - Ä v ^

P-P-PRCOS Cva* -iVUO

H .O N O RATO LEö-AVG-PR* PR.

AQ ASML!

Ergänzungsversuch:[Imp(erator) C]ae(sar) / [M(arcus) An]tonius / [Gordi]anus / [inv(ictus) Piu]s Felix [Aug(ustus)] /5 [p(ontifex) m(aximus) tr(ibunicia) p]ot(estate) II[ II (?) co(tt)s(ul) I I (?)] / [p(riter) p(atriae)] pr(o)co(n)s(ul) j [cur(ante) . . T]ulio (?) / [Hjonorato I U]eg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore). /10 A S(alonis)I m(ilia passuum) L I 5n).

2 CIL I I I 13328 = Ballif a. 0 . 55 n. 23: Meilen­stein an der Straße Salonae—Servitium (zwi­schen den Orten Pankovic und Skakavac).................. cu[r(ante) Iulio (?)] /. Honorato cl(aris-sitno) [v(iro)] / leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) / m{ilia) p(assuum) /5 m(ilia) (sic!) LXV.Die beiden Inschriften bezeugen uns einen

Honoratus als Statthalter von Dalmatien, die voll-

5,°) Vgl. Patsch a. 0 . 96 ,100 ; Fluss, R E I I A 1460.571) Wenn ich [tr. p]ot. //[// cos. II] ergänze, so des­

halb, weil dies einerseits den vorhandenen Platz am besten ausfü llt, andererseits die daraus sich erge­bende Zeitfixierung die bestmögliche für die dalmati­nische Legation wäre.

ständigere Inschrift 1 läßt als Gentile Iulius 572) vermuten und setzt ihn durch die Nennung des Kaisers in die Zeit Gordians I I I (238—244). Die datierenden Elemente der Inschrift sind leider stark beschädigt, sodaß eine genaue zeitliche Festlegung unmöglich ist. Da es zumindest tr. pot. I I geheißen haben muß, ist der frühestmögliche Zeitpunkt der 10. Dez. 238 573) ; die größtmögliche Iterationszahl der tribunicia potestas ist I I I I , was als spätesten Zeitpunkt den 9. Dez. 241 ergeben würde. Da taucht aber eine Schwierigkeit auf: Wir kennen nämlich zahlreiche Münzen574) Gordians III , auf denen trib. pot. I I I mit cos. I I verbunden ist; die Angabe trib. pot. I I I führt nach der normalen Zählung in die Zeit vom 10. Dez. 239 bis 9. Dez. 240, doch wissen wir, daß Gordian sein zweites Konsulat erst im Jahre 241 bekleidete 576). Daraus ergibt sich die Folgerung, daß die tribunicia potestas in diesen Jahren auch vom Tage der erstmaligen Übernahme an gezählt wurde 576). Da Gordian I I I im Juni des Jahres 238 zur Regierung kam 577), war er trib. pot. I I I und cos. I I bis Juni 241, demnach trib. pot. I I I I bis zum Juni des Jahres 242 578). Wir kön­nen also mit Bestimmtheit sagen, daß der Meilenstein 1 in der Zeit zwischen 10. Dez. 238 und Juni 242 gesetzt wurde. Da die Ergänzung cos. I I [tr. p]ot. I I [7i] zu den Raumverhältnissen am besten passen würde, wäre dann angesichts der zweifachen Ansatzmöglichkeit der tribunicia potestas der Meilenstein in die Zeit vom 10. Dez.240 bis Juni 242, also praktisch ins Jahr 241, bzw. in die erste Hälfte 242 zu datieren 579). Eine Datierung der Statthalterschaft des Honoratus in diese Zeit würde auch in keinerlei Widerspruch zu der für L. Domitius Gallicanus Papinianus er- rechneten Zeit stehen, ich möchte vielmehr in

S72) Vgl. Degrassi, F asti 67; Barbieri 280 n. 1597; dagegen 'Lambrechts I I 62 n. 851.

*73) Vgl. Liebenam-Lietzmann 1 1 2 ; v. Rohden, R E I 2625; Stein, P IR 2 I 162.

574) Cohen V2 45 f. ri. 237—248.676) Vgl. Liebenam-Lietzmann 29, 1 1 2 ; Degrassi

a. O. 67; v. Rohden a. O; Stein a. O.67S) Vgl. Stein a. O.577) Vgl. v . Rohden a. O. 2623.578) Zum Ganzen vgl. Barbieri 280 n. 1597; De­

grassi a. O. 67.575) Das Konsulat des Honoratus vermutet De­

grassi (a. O.) vor 239/240.

8 57

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99 ZOO

Honoratus den direkten Nachfolger dieses Statt­halters sehen.

Die Frage, ob unser Honoratus mit einer uns durch andere Quellen bekannt gewordenen Persön­lichkeit dieses Kognomens identisch ist, ist schwer zu beantworten. Die Vermutung von Lambrechts, er könnte der Sohn des L. Annius Italicus Hono­ratus580), des Statthalters von Untermösien im Jahr 224, sein, möchte ich ablehnen und glauben, daß es sich um einen sonst unbekannten Mann, vielleicht einen Nachkommen des C. Iulius Diony­sius Honoratus 5S1) oder Iulius Honoratus 582) han­delt.

Literatur: Lambrechts I I 62 n. 8 51; Barbieri 280 n. 1597-

33 Claudius Herennianus: um 247

CIL I II 10174 = Bulic, Bull. dalm. V II (1884) 167 = Hirschfeld, AEM IX (1885) 10 = Bulic, Inscriptiones 38 n. 835: Meilenstein aus Bihac, zwischen Salonae und Tragurium.[Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Iul(ius)] j [P]hi[li]p- p[us Aug(ustus)] j [t]r{ibunicia) pot(estate) [co(tt)s(ul) p(ater) p(atriae)'] / p[r]oco(n)s(ul) et [M(arcus)] /5 [IJul(ius) Ph[i]lippus / nob(ilissimus) Caes(ar) co(n)- s(ul) j cur(ante) Cl(audio) Heren/niano v(iro) c(laris- simo) leg(ato) / Aug(ustorum) pr(o) pr(aetore). Claudius Herennianus, ein uns — abgesehen

von dieser Inschrift — völlig unbekannter Kon­sular583), war in der Regierungszeit des Philippus Arabs Statthalter von Dalmatien. Auf dem Meilen­stein scheint neben dem Kaiser noch sein Sohn als nobilissimus Caesar auf. Wie aus den Raumverhält­nissen zu schließen ist, scheinen die Iterations­zahlen bei der tribunicia potestas und dem Konsulat Philipps d. Ä. nicht angegeben gewesen zu sein SM), trotzdem sind wir in der Lage, die Inschrift genau

580) Groag, P IR 2 I 1x2 f. n. 659; v. Rohden, R E I 2269 n. 52; Lam brechts I I 14 f. n. 23; Barbieri 16 n. 30.

581) Dessau, P IR I I 189 n. 194; Hohl, R E X 579 n. 2 i i ; Lambrechts 1 175 n. 118 4 ; Barbieri 162 n. 763.

5S?) Dessau, P IR I I 196 n. 236; Stein, R E X 614 n. 276.

583) Die Identität mit einem der SHA Probus 22, 3und Claudius 17, 3 genannten Herenniani (vgl. Bulic,Bull. dalm. a. O.) ist keineswegs gesichert.

684) E s müßte heißen: trib. pot. I I I I cos. I I ; vgl.Liebenam-Lietzmann 1 12 f.

zu datieren. Den Titel nobilissimus Caesar führte der Sohn seit der Thronbesteigung seines Vaters im Jahr 244 585), consul Ordinarius war er zusammen mit seinem Vater 247 58C); doch noch im Ju li oder August des Jahres 247 wurde er zum zweiten Augustus erhoben 587). Demgemäß ist die Inschrift in die erste Hälfte des Jahres 247 sss) zu datieren589).

Näheres über die zeitliche Ausdehnung der Statthalterschaft des Claudius Herennianus kön­nen wir nicht aussagen.

Literatur: Groag, P I R 2 I I 205 n. 884; Groag R E I I I 2724 n. 17 3 ; Lambrechts I I 66 n. 9 12 ; B a r­bieri 266 n. 15 17 ; Liebenam, Legaten 164; Bulic, Bull, dalm. V II (1884) 167; Hirschfeld, AEM I X (1885) 10 f.

34 Aelius Florianus: um die Jahre 2 5 1—253

Bulic, Bull. dalm. X X X (1907) m n. 36 16A + 3723A = Barbieri 322 n. i793a: Meilenstein aus Klis, nordöstlich Salonae.[Imp(erator) Caes(ar) C(aius) Vibius Trebonianus] / Gall[us] P(ius) F(elix) Aug(ustus) / p{ontifex) m(aximus) trib(unicia) p(otestate) p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) / proc(onsul) /5 cur (ante) Aelio Flolrian[o leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore)] 590).Bei der Behandlung dieser Inschrift ergibt sich

die wesentliche Frage, was nach dem Kognomen

S85) Vgl. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 810; Domaszewski,Gesch.derröm. Kaiser I I 290; E . Stein, R E X 771 n. 387.

sss) Vgl. Degrassi, F asti cons. 68; E . Stein, R E X 761.

587) Vgl.Schiller a. O. 801 f .; Liebenam-Lietzmann 1 1 3 ; E . Stein, R E X 762 und 771.

688) Vgl. Groag, P IR 2 I I 205 n. 884; R E I I I 2724 n. 17 3 ; Lambrechts I I 66 n. 9 12 ; B arbieri 266 n. 15 17 ; Liebenam, Legaten 164; Hirschfeld a. O. u ; Bulic, Inscriptiones 38; Degrassi a. O.

6S9) Die Bezeichnung des Claudius Herennianus als legatus Augustorum ist unkorrekt, da der junge Philippus noch nicht zweiter Augustus, sondern nur Mitregent war, als solcher aber bei der Ernennung der höheren Beamten keinen Anteil h atte ; vg l. Momm­sen, St. R . I I 3 115 8 ; eine Parallele bietet C IL V III 2634; vgl. Pallu de Lessert 1447; Barbieri 3 15 n. 1755.

680) Zur Lesung der Inschrift: In welchem Casus die K aisertitulatur angeführt war, ist aus der In ­schrift nicht mehr zu erkennen; Bulic a. O. w ill sie im Abi. lesen; vgl. Barbieri a. O. Da mir bei Betrach­tung der Raum verhältnisse an der einzigen auf­schlußgebenden Stelle die Lesung Gall[us] wahrschein­licher erscheint als ,,Gall[o]" , möchte ich mich für den Nominativ entscheiden.

58

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101 102

Florianus noch gestanden hat. Bei der Sichtung der römischen Meilensteine, deren Texte in den einzel­nen Provinzen in sachlicher und stilistischer Hin­sicht oft sehr unterschiedlich sind S91), gelangt man zur Erkenntnis, daß nach der Anführung der Kaiser­titulatur das Mitwirken des Statthalters der be­treffenden Provinz beim Straßenbau 592) sehr häufig durch „curante“ 593), bzw. „curam agente“ aus­gedrückt wird 594). Natürlich gibt es auch andere Formeln 595), auch andere Personen werden bis­weilengenannt596), jedochkommt „curante“ („cu­ram agente") in Verbindung mit einem Mann, der nicht Statthalter der betreffenden Provinz ist, nicht vor. Daraus ergibt sich für uns der zwingende Schluß, daß in der Lücke nach dem Namen des Mannes sein Titel, leg. Aug. pr. pr., gestanden hat; Aelius Florianus war also Statthalter von Dalma­tien597) während der Regierungszeit desTrebonianus Gallus (251—253). Buhe598) setzt den Stein wegen Fehlens der Iterationszahl bei trib. pot. und cos. ins Jahr 251 599); dagegen muß aber Stellung ge­nommen werden. Auf Meilensteinen der römischen Provinzen wurde bereits seit dem ausgehenden ersten Jahrhundert die Iterationszahl bei der tribu­nicia potestas gern weggelassen, beim Konsulat aber noch korrekt angeführt; eine Inschrift600), die den

s“ ) Vgl. Kubitschek, Ö Jh V (1902) 28.B92) Der Statthalter leitete im Auftrag des Kaisers

das Straßenbauwesen in der Provinz; vgl. Kubitscheka. O. 25 f .; Schneider, R E Suppl. V I 430.

5»3) Vgl. Claudius Herennianus Sp. 99.BM) Vgl. Hirschfeld, Die römischen Meilensteine,

in : Kleine Schriften 720 Anm. 1 ; Deringer, Die römi­schen Meilensteine derProvinzNoricum in : Beiträge z. ält. europäischen Kulturg. (Festschr. R . Egger) I I 301.

596) Einkleidung in einen ganzen Satz (besondersin der früheren Kaiserzeit); manchmal wird der S ta tt­halter in einem Satz, in dem der K aiser als handelndePerson auftritt, m it der Praeposition „p e r" genannt,auch der bloße Abi. kommt vor; sehr oft w ird derStatthalter überhaupt nicht erwähnt.

5M) In der Provinz A frica leitete seit Caligula der Kommandant der legio I I I Augusta den Straßenbau; vgl. Kubitschek a. O. 26; Hirschfeld a. O. 714.

5*7) Dieser von Bulic (a. O.) zuerst geäußerten Meinung schlossen sich Bersanetti (Degrassi, Fasti cons. 69; B arb ieri 322 n. 1793a), Degrassi und B a r­bieri an.

5»8) A . O. m .sss) v g l. Degrassi a. O .; Barbieri a. O.«°o) C IL X I I I 8885; Im Jah re 252 w ar Trebonianus

Gallus cos II , sein Sohn Volusianus cos. (vgl. De-

Kaiser Trebonianus Gallus nennt, beweist, daß es möglich war, nicht nur bei der tribunicia potestas, sondern auch beim Konsulat die passende Itera­tionszahl wegzulassen601). Abgesehen davon ist es meines Erachtens durchaus möglich, daß es in der Inschrift cos. I I geheißen hat; der Stein ist nämlich gleich hinter dem s abgebrochen.

Wir können demgemäß über Aelius Florianus nur das sagen, daß er im Zeitraum zwischen 251 und 253 in Dalmatien Statthalter gewesen ist. Daß er dieses Amt auch schon vor 251 innegehabt, bzw. es über 253 hinaus verwaltet haben kann, ist selbst­verständlich.

Bulic 602 denkt bei unserem Aelius Florianus an eine Personengleichheit mit dem gleichnamigen praefectus vigilum in der Zeit zwischen 226 und 244 ®03) ; daß dieser in den Senatorenstand aufge­stiegen wäre und es hier bis zu konsularischen Würden gebracht hätte, ist möglich, doch müssen wir uns, da die Praenomina nicht bekannt sind, vor voreiliger Identifikation hüten.

Literatur: In P IR 2 fehlt der A rtikel; Barbieri 322 f. n. 1793a; Degrassi, Fasti cons. 69; Buli<5, Bull, dalm. X X X (1907) m f.

[RAGONIUS CLARUS]

SHA tyr. trig. 18, 4 f . :Fuit vir insigttis.......................Valeriano sic acceptus,ut eum quibusdam litteris hoc testimonio persecutus sit: „Valerianus Ragonio Claro praefecto Illyrici et Galliarum; si quid in te bonae frugis est, quam esse scio, parens Cläre, dispositiones tu Ballistae perse- quere“ .

grassi a. O. 69). Trebonianus Gallus wird aber nur als „cos.“ genannt. Vgl. auch C IL I I I 10 174 (Sp. 99), wo die Raumverhältnisse die Lesung „cos. I I “ kaum zulassen; vgl. Hirschfeld, A EM I X (1885) 1 1 .

®01) Ich glaube also, daß die zahlreichen Meilen­steininschriften des dritten Jahrhunderts, in denen weder bei trib. pot. noch bei cos. eine Iterationszahl steht (ich habe dafür 94 unzweifelhafte Beispiele ge­funden), nicht unbedingt während der meist nur kurzen Zeit der ersten trib. pot. (gewöhnlich vom Regierungsantritt bis 9. Dez.), bzw. vor der Beklei­dung des zweiten Konsulats gesetzt worden sein müs­sen und diese von den Editoren des C IL daher zu un­recht aufs Ja h r genau datiert wurden.

602) A. O. i n f .; vgl. B arb ieri 323 n. 1793a.•®3) C IL V I 266. Vgl. Stein, P IR 2 I 27 n. 176;

v. Rohden, R E I 492 n. 55.

8 * 59

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103 104

Diesen Brief, den Kaiser Valerian an einen ge­wissen Ragonius Claras geschrieben haben soll, halte ich ebenso wie den Inhalt für fingiert'604). Ohne das Problem des historischen Wertes und der Zuverlässigkeit der Historia Augusta näher berüh­ren zu wollen, muß ich darauf hinweisen, daß indem angeblich von Trebellius Pollio verfaßten Ab­schnitt, der den in jeder Weise unglücklich ge­wählten Titel ,,triginta tyranni“ führt, es um die historische Glaubwürdigkeit besonders schlecht bestellt is t605). So hat der Autor unter anderen auch den Ballista zum Usurpator gestempelt, was aber den Tatsachen nicht entspricht 606). Daß die in den Biographien, besonders aber den Pollioviten, eingelegten Urkunden und Briefe sämtlich ge­fälscht sind, hat die Forschung klar erwiesen 607). Dessau 608) hat gezeigt, daß die Autoren sich nicht scheuten, selbst Personen zu erfinden, so daß be­züglich der Existenz des Ragonius Claras, von dem wir durch keine andere Quelle Kunde erhalten haben, ernste Bedenken bestehen 609). Am klarsten aber erweist die Plumpheit der Fälschung der Amts­titel des Ragonius Claras. Einen praefectus Illyrici et Galliarum hat es nie gegeben; der Autor war bei der Erfindung dieses Titels sichtlich beeinflußt durch das in seiner Zeit existierende Amt eines praefectus praetorio Illyrici, bzw. praefectus prae- torio Galliarum610).

Unter den Verwaltern der Provinz Dalmatien dem Ragonius Claras einen Platz zuzuweisen, wie dies Barbieri6U) — freilich zweifelnd — tun möchte, wäre unter diesen Umständen verfehlt.

Literatur: Nagl, R E I A 128 n. 3 ; B arb ieri 306 f. n. 1 7 1 1 .

8M) Vgl. Dessau, P IR I I I 124 n. 12 .80S) Vgl. Dessau, Hermes X X IV (1889) 348; Peter,

Neue Jb b . I (1898) 49 ff.; Hohl, K lio X I I (1912) 474; Hohl, Über die Glaubwürdigkeit der Historia Augusta 12 ; Hohl, R E V II A i29ff.

•06) Vgj Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 835; Peter a. O. 50 ff.; Hohl, R E a. O. 130 ff.

607) Peter, DieScriptoreshistoriaeAugustae i5 6 f f . ;Hohl,Über die Glaubwürdigkeit der H istoria Augusta18 ; Diehl, R E V II I 2085 f., 2088.

808) Hermes X X IV (1889) 35 1 f f . ; X X V II (1892)562.

8°») Vgl. Nagl, R E I A 128 n. 3.«») Vgl. Dessau, Hermes X X V II (1892) 587 f . ;

Enßlin, R E X X I I 2441t., 2496 f.6») S. 781.

35 Septimius: 271 und eventuell schon etwas vorher

Epit. de Caes. 35, 3:Huius (sc. Aureliani) tempore apud Dalmatas Sep­timius imperator effectus mox a suis obtruncatur.

Obigen Septimius612) kennen wir außer durch die zitierte Stelle nur noch durch Zosimus, der ihn ebenfalls unter den Rebellen gegen Kaiser Aurelian erwähnt61S) ; über seinen Stand und Rang ist nichts bekannt.

Es ist natürlich eine offene und mit Sicherheit nicht zu beantwortende Frage, in welcher Stellung er sich in Dalmatien aufgehalten hat, als er zum Kaiser proklamiert wurde, die Vermutung jedoch, daß er der höchste Reichsbeamte und Oberst­kommandierende der Trappen614) in der Provinz, also Statthalter, war, ist \wohl die nächstliegende. Dafür spricht auch, daß die Kaiserproklamation des gallischen Statthalters Postumus 615), des Ge­genkaisers Galliens in den Jahren 258/59—268/69, und die des Regalianus, der ca. ein Jahrzehnt vor unserem Septimius als pannonischer Statthalter den Purpur genommen hatte616), in der Epitome de Caesaribus mit sehr ähnlichen Worten erwähnt werden 617).

Zur Datierung der Usurpation ist zu sagen, daß ihrer bei Zosimus im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen des Jahres 271 Erwähnung getan wird, ebenso ist sie in der Epitome im Anschluß an diesen Alamanenneinfall vermerkt; sie wird daher ins Jahr 271 zu datieren sein 618). Dieses Jahr der Usurpation bedeutet zugleich das Ende der Statthalterschaft von Dalmatien.

•**) E inige codices bieten „Septim inus".81S) Zosimus I 49, 2 : Kaxä xoSxov xiv xp6vov e S *v-

voiav jX&sv vsa>Tspta|ioS SsTtTijiiöj te xai Oöpßavöj xal Ao- |uuav6;, *al napaxpijna xijuöptav mivfo'/ &Xövxs{.

*u) Ob Legionsmilitär stationiert war, ist fraglich (Betz, Unters. 61), sicher gab es Auxiliarformationen.

61B) SHA tyr. trig. 3 ,9 ; Victor, Caes. 3 3 ,8 ; Zosimus I 38, 2. :

eis) SHA tyr. trig. 10, 1 ; vgl. Stein, Mösien 105 f . ; Reidinger S. 1 1 6 ff.

817) E p it. de Caes.32,3 : Regillianus (sic!) in Moe­sia (sic!), Cassius Lalienus Postumus in G a llia ..........imperatores effecti sunt. Vgl. auch oben Sp. 23 Anm. 123.

818) Vgl. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 854 Anm. 8; Groag, R E V 13 7 1 f f.; 1375.

60

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105 io 6

Literatur: Dessau, P IR I I I 202 n. 305; Stein, R EI I A 1560 n. 2

3 6 Aurelius Marcianus: um 277

CIL I I I 8707 = Hirschfeld, AEM IX (1885) 29: Salonae.[Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) Pro]/bo P(io) F(elici) inviclto Aug(usto) p(ontifici) tn(aximo) I t(ribunicia) p(otestate) I I co(n)s{uli) p(atri) p(atriae)I proco(tt)s(uli) 15 Aur(elius) Marci janus v(ir) p(er-

fectissimus) pr/aes(es) prov(inciae) Del(matiac) / d(evotus) rt(umini) m(aiestati)[q(ue)] eins.

(277 n. Chr.)Aurelius Marcianus ist der erste uns bekannte

Statthalter von Dalmatien, der dem Ritterstande entstammt und als solcher den korrekten Titel praeses führt. Die Bezeichnung „praeses“ für die verschiedenen Arten von Provinzialstatthaltem ®19) ist zwar schon älter und reicht auf Inschriften in das ausgehende zweite Jahrhundert zurück 620). Im Laufe des dritten Jahrhunderts jedoch wird diese Bezeichnung bald immer häufiger und ist gelegentlich als alleiniger Titel anzutreffen (vgl. unten Sp. 121). Von großer Bedeutung war in dieser Hinsicht die Regierungszeit des Kaisers Gallienus, der in der Staatsverwaltung ein entschiedener Weg­bereiter Diokletians war. E r schloß den Senatoren­stand vom Militärdienst aus 6a), was sich natürlich auf die senatorischen Provinzialstatthalter, die ja die Oberstkommandierenden der Truppen ihrer Provinz waren, auswirken mußte. Sie wurden aber nicht etwa durch ritterliche Praefekten, die es in Ägypten und Mesopotamien gab, abgelöst; viel­mehr begegnen uns seit Gallien Männer des Ritter­standes, die „vice praesidis“ in eine bis dahin von Senatoren verwaltete Provinz gesandt wurden 622).

*19) Dig. I 18, 1 : praesidis nomen generale est eoque et proconsules et legati Caesaris et omnes provincias regentes, licet senatores sint, praesides appellantur.

620) In literarischen Quellen findet sichdieBezeich-nung schon beiT acitus(ann. X I I 45), dem jüngerenPlinius (ep. X 44; Paneg. 70, 4) und Sueton (Aug. 23,1 ; Tib. 32, 2; 4 1 ; Otho 7, 1 ; Vesp. 6, 4; Dom. 8, 2);vgl. Anm. 623.

ssi) Victor, Caes. 33, 34: . . . ne imperium ad opti-mos nobilium transferretur, senatum militia vetuit et adireexercitum.

62J) Vgl. Keyes, the R ise of The Equites in theThird Century of the Rom an Em pire 7; Stein, R itter­stand 454; W ickert, R E X I I I 364.

Diese Männer vertraten ihrer Bezeichnung nach einen Beamten, den es in Wirklichkeit gar nicht mehr gab. Als aus diesem provisorischen Amt ein dauerndes wurde, konnte man in solchen Provinzen dementsprechend auch den Titel „agens vices praesidis“ durch den einfachen, jetzt bereits offi­ziellen Titel „praeses“ ersetzen 623). Anderseits aber hielten sich in manchen Provinzen die senatorischen legati Augusti pro praetore bis auf Diokletian624), und zwar auch in solchen Provinzen, in denen Legionsmilitär stand625), so daß der ansonsten naheliegende Schluß, nur diejenigen legati Augusti pro praetore, die über Heeresmacht geboten, wären durch ritterliche praesides ersetzt worden, nicht zulässig is t626). In Dalmatien jedoch kennen wir nach Gallien keinen legatus Augusti pro praetore mehr, sondern nur praesides, unter denen Aurelius Marcianus der erste uns bekannte ist*827).

Die Salonitaner Inschrift ist durch die datieren­den Elemente der Kaisertitulatur zeitlich fixiert: trib. pot. I I und cos. weisen ins Jah r 277, es fehlen aber noch die bereits in diesem Jahr aufscheinenden Siegerbeinamen des Probus „Germanicus maxi- mus“ 628) und „Gothicus (maximus)“ 629). Daraus dürfen wir vielleicht schließen, daß die Inschrift vor dem Alamannenkrieg des Probus im Jahre 277 gesetzt wurde. Wir können von Aurelius Marcianus nur sagen, daß er für das Jahr 277 als Statthalter von Dalmatien bezeugt is t6S0) ; daß er als solcher bei den Unternehmungen des Kaisers Probus im illyrischen Raum in diesem und im folgenden

623) Mommsen, St. R . I I8 240 Anm. 2; Hirschfeld, Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten bis auf Dio­kletian 385 f f . ; Stein, a. O .; Enßlin, R E X I X 667 n. 1 1 .

,24) Vgl. E . Stein, Gesch. desspätröm . Reiches 68; Seeck, Untergang I I 475, 496; v. Premerstein, R E X I I 114 7 ; W ickert a. O.

*“ ) Vgl. Seeck a. O. 475.628) Vgl' Keyes a. O. 49.*27) Vgl. Keyes a. O. 1 1 , 49; Lam brechts I I 99.628) vg l. Liebenam-Lietzmann 1 1 7 ; Henze, R E I I

252 1; dagegen Dannhäuser, Untersuchungen zur Ge­schichte des Kaisers Probus 61.

62») Vgl. Liebenam-Lietzmann 1 17 ; Henze, R E I I 252 1; Dannhäuser a. O. 59 f.

830) Vgl. Stein, P IR 2 I 3 17 n. 1549; v . Rohden, R E I I 2 5 11 n. 162.

61

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io7 io 8

jah r 6S1) mitgewirkt hat, ist möglich, läßt sich aber mit Sicherheit nicht feststellen.

Literatur: Stein, P IR 2 I 3 17 n. 1549; v. Rohden, R E I I 2 5 11 n. 162.

37 M. Aurelius Tiberianus: um 280

C IL I I I 1805 (vgl. p. 2328n9) = D. 5695: Narona.Thermas rei p(ublicae) hiemal(es) \rog\a\nte\ s3a) / populo in ruinam [de]lap[sas] / M(arcus) Aur{elius) Valerius v(ir) e(gregius) dticen[ari] jus ex protectori-b(us) lateri[s] /5 divini de frugalitate sua il / ............................. istorum sa................... / ...............[aedifi]cavit et lava/ntes reip(ublicae) tradidit epulujm quoque civibus suis ea /10 die praebu[i]t Messala et / Grato co(n)s(ulibus) dedicante M(arco) Aur(elio) / Tiberiano v{iro) p(erfectissimo) praes(ide) prov(inciae) Del(matiae). (280 n. Chr.)

Durch die Angabe der consules ordinarii633) ist die Inschrift ins Jahr 280 datiert634). Der praeses Aurelius Tiberianus, ein vir perfectissimus, könnte leicht der direkte Nachfolger des im Jahr 277 be­zeugten Aurelius Marcianus sein, doch läßt sich diesbezüglich Sicheres nicht sagen, da der cursus honorum der beiden Männer — abgesehen von der Legation in Dalmatien — in völliges Dunkel ge­hüllt ist.

Nach der Inschrift bekam während seiner Statthalterschaft die Stadt Narona eine neue Bade­anstalt.

Literatur: Stein, P IR 2 I 330 n. 1620; v. Rohden, R E I I 2541 f. n. 229; Cons 289, 365.

38 C. Flavius Valerius Constantius: zwi­schen 281 und 283/284

I SHA Carus. 17, 6:(Carus) statuerat denique Constantium, qui postea Caesar est factus, tune autem praesidatum Dalmatiae

*") SHA Probus 16, 1 — 2; Cohen V I 304 n. 505. Vgl. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 878; Henze, R E I I 252 1; Dannhäuser a. O.

832) Die Wortfolge roganle populo stand im Kon­zept nach delapsas; sie ist durch einen Irrtum des Steinmetzen an einen falschen Platz geraten.

633) Degrassi, Fasti cons. 74.634) Vgl. Stein, P IR 21 330 n. 1620; v. Rohden, R E

I I 2541 f. n. 229.

administrabat, in locum eius (sc. Carini) subrogare, quod nemo tune vir melior videbatur, illum vero, ut Onesimus dicit, occidere.

2 Anon. Vales., origo Const. imp. 1 (Mommsen, Chron. min. I 7):Constantius, divi Claudii optimi principis nepos ex

fratre, protector primum, inde tribunus, postea praeses Dalmatiarum fuit.

j CIL I I I 9860 = Alaceviö, Bull. dalm. V (1882) 136 = Frankfurter, AEM V III (1884) 153 = Buhe, Bull. dalm. X X II (1899) 14 1 = Bulic, Benndorf-Festschrift 279: Terminationscippus zwischen Grahovo und Glamoc.___ iu[d]ex [d]a[t]us a [FJlajvio Va[ler]io Con-sj[t]a[nt]io [v(iro) p(erfectissimo) 63S)] p(raeside) p(rovinciae) [D]elm(atiae) / [/]<[ne]s i[nt]e[r] Sal- vjHa[t]as e[t] S[tr]idoj[n^e[n]ses [J]e[t]ermji[n]a- vi[t].

4 C IL I I I 8716a (vgl. p. 2135) = Bulic, Bull. dalm. V III (1885) 68 n. 205 = Bulic, Inscriptiones 225 n. 980: Salonae.___ adl636) ___ / . . [Cons]tantio v(iro) [p(erfec-tissimo)] . . . / .........................dea ...............C. Flavius Valerius Constantius 837), der spätere,

unter dem Namen Constantius Chlorus 638) be­kannte Kaiser des frühen Dominats, war am Ende der Prinzipatsepoche Statthalter der Provinz Dal- matia. Von niederer und unbekannter Herkunft 639), stammte er aus Illyricum 640) und findet sich unter den letzten Kaisern des Prinzipats M1) in den ritter­lichen Ämtern eines Protector 642) undTribunen (2). In letzterer Stellung zeichnete er sich in einem Krieg gegen die Sarmaten und König Sauroniates

636) Alaöevic (a. O.), Frankfurter (a. O.), Hirsch­feld (zur Inschrift) und Bulic (aa. OO.) ergänzten fälschlich ,,v(ir) c(larissimus)“ .'berichtigt von Stein, P IR 2 I I I 176 n. 390.

«“ ) Bulic a. O. liest „C L ".637) Gelegentlich findet sich auch das Gentile

„Iu liu s" :Victor,Caes. 39, 24; Eph. ep .V III4 6 0 n .2 14 .•**) Der Beiname „Chlorus" taucht erst bei den

mittelalterlichenbyzantinischenGeschichtsschreibern auf; vgl. Stein a. O.; Seeck, R E IV 1040 n. 1.

•*•) Die angebliche Abstammung vom K aiser Clau­dius Gothicus ist eine Fiktion konstantinischer Zeit.

640) Victor, Caes. 39, 26.***) Vermutlich unter Aurelian.M2) Vgl. E . Stein, Gesch. des spätröm. Reiches

82 ff.

62

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von Pontus, aus64S) ; hiebei handelt es sich zweifel­los um Sauromates IV, der in den Jahren 2751276 Mi) regierte 645). Dadurch bekommen wir einen terminus post quem für die nach dem Tribunat folgende Statthalterschaft von Dalmatien, in welcher Stel­lung er durch die Historia Augusta in der Re­gierungszeit des Carus (282—283) bezeugt is t646). E r muß sich in diesem Amt besonderer Beliebtheit und Wertschätzung erfreut haben, da Carus daran dachte, ihn an Stelle seines älteren Sohnes Carinus zum Caesar zu machen647).

Von seiner Tätigkeit in Dalmatien zeugen die epigraphischen Denkmäler 3, 4, von denen aber 4 wegen seiner Dürftigkeit kaum irgendwelche Deu­tung zuläßt; das andere648) berichtet von einer Termination zwischen den Gemeinden Salvia649) und Stridon650).

Ein genauer terminus ante quem für das Ende der Statthalterschaft des Constantius ist schwer zu

m ) Const. Porphyr., de adm. imp. 53 p. 244—250; die stark fehlerhafte Stelle hat unrichtige Interpreta­tion gefunden (Minns, Scythians and Greeks 526) und wurde auchinihrer Glaubwürdigkeit bezweifelt (Stein, P IR 2 I I I a. O.).

•“ ) Vgl. Latyschev, Inscr. or. sept. Pont. E ux . I I p. L I I ; Minns a. O. 6 1 1 ; Lübkers Reallexikon des klass. Altertums 918.

•“ ) E s dürfte der ,, Skythen' ‘könig, von dem Zo- naras (X II 27 ) spricht, gemeint sein.

•“ ) Vgl. Alacevic a. O. 136 ; Schiller, Gesch. der rö m .K aiserze it.II1 3 0 ;Cons.290;Liebenam, Legaten 164; Stein, P IR 2 I I I a. O.

M7) Stein (P IR 2 I I I a. O.) zweifelt an der Glaub­würdigkeit dieser Erzählung.

M8) Mommsen und Hirschfeld (im C IL zur In ­schrift, vgl. C IL I I I p. 43*) zweifelten wegen des Gentiles Valerius an der Echtheit dieser Inschrift. E ine absichtliche Fälschung ist aber höchst unwahr­scheinlich; vgl. Bulic a . O., Jeliö, WMBH V II (1900) 195. Die Meinung Mommsens, daß Constantius das Valerius-Gentile erst nach der Adoption durch Maxim ian (293) führte, ist recht ansprechend, trotzdem aber nur eine Hypothese; außerdem ist es durchaus nicht unmöglich, daß nach 293 ein anderer Cippus durch diesen ersetzt wurde.

649) Beim heutigen Glamoc (vgl. Tomaschek, Zeit­schrift f. öst. Gymn. X X V [1874] 652; B allif, Röm. Straßen in Bosn. und Herz. K arte ; Bulic, Benndorf- Festschrift 280; Bull. dalm. a. O. 142 ; ÖJh I I [1899] B bl. 109 f f . ; Vulic, R E I A 2016 f . ; dagegen Alacevic a. O. 136 f. wollte es bei Grahovo suchen).

*60) Lage umstritten, doch m it Bulic wohl im Grahovopolje zu suchen; Fluss, R E IV A 355 f.

finden 6S1), doch kann ich mir nicht gut vorstellen, daß er dieses Amt während der Usurpation des Correctors von Venetien und Istrien M. Aurelius Iulianus Sabinus im pannonisch-dalmatinischen R aum 653) noch bekleidet hätte; aber auch diese ist zeitlich nur annähernd bestimmbar. Nach Aurelius Victor eSi) nahm er den Purpur nach dem Tod des Carus 655), nach Zosimus 656) erst nach dem Tod Numerians657) ; als Carinus zu Beginn des Jahres 285 gegen Diokletian zu Felde zog, bereitete er unterwegs dieser Usurpation ein Ende 658).

Für die Statthalterschaft von Dalmatien wären die Jahre 276—283/284 frei; wir können aber diesen Zeitraum noch weiter einengen, da wir die praesides bis 280 kennen; es kommen daher für seine Amtsperiode die Jahre 28 1—283 /284 in Frage.

Literatur; Stein, P IR 2 I I I 17 6 ! . iK 390; Seeck, R E IV 1040 f f . n. 1 ; Liebenam, Legaten 164; Cons290, 365-

Nicht identifizierbare Persönlichkeiten als Statthalter von Dalmatien:

39 Blaesug: vielleicht im 1. Jahrhundert

CIL I I I 6407 = Glavinic und Alacevid, Bull, dalm. I (1878) 94: Promona (Teplju).

...................pon(tifici) max(imo) trib(unicia) pote-st(ate) I .................Bleso (sic!) leg{ato) pro pr(ae-tore).

*“ ) Der Regierungsantritt Diokletians war kein so scharfer Bruch, daß nicht ein Weiterverbleiben eines Provinzialstatthalters möglich gewesen wäre; die grundlegende Reform der Provinzialverwaltung w ar vielmehr eine Angelegenheit von Jahrzehnten (vgl. Enßlin, R E V II A 2456).

•“ ) Stein, P IR 2 I 3 16 n. 1538 ; Stein, R E X 24 n. 2 1 ; Lambrechts I I 64 n. 880; Barbieri 257 n. 1473.

•“ ) Victor, Caes. 39, 10 ; E p it. de Caes. 38, 6; Polem. Silv. (Mommsen, chron. min. I 522); ZosimusI 73; Cohen V I" 4 10 /4 11. Schiller, Gesch. der röm. Kaiserz. I 885; Henze, R E I I 2456 n. 75; Stein, R E a. O.

«“ ) 39, 10.•“ ) August 283; vgl. Henze a. O. 2457; dazu würde

die Notiz des Polemius Silvius passen: sub quo (sc. Numeriano) Iulianus tyrannus fuit.

*•) I 73-“ 7) August 284; vgl. Henze, R E I I 2514 ; Stein,

R E a. O.658) Vgl. Schiller a. O. 885; Henze, R E I I 2456;

Stein, R E a. O.; P IR 21 3 16 n. 1538.

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t u 112

Die Auswertung der auf einem Architravfrag- ment stehenden Inschrift stößt auf erhebliche Schwierigkeiten, da weder für die Bestimmung der Person noch der Zeit ausreichende Anhaltspunkte geboten werden. Es bleibt nur die Möglichkeit, die uns bekannten und für das Amt eines Statthalters von Dalmatien qualifizierten Träger des Kognomens Blaesus daraufhin zu überprüfen, ob einer von ihnen als dalmatinischer Konsularlegat in Frage kommt.

Q. Iunius Blaesus659), consul suffectus im Jahreio n. Chr.660), war ab 14 n. Chr. Statthalter in Pan­nonien 661), welches Amt er vielleicht bis gegen das Jahr 20 n. Chr. bekleidete Wi) ; 2 1—23 war er Pro­konsul von Africa 663) unb erwarb sich in den schweren Kämpfen gegen Tacfarinas den I mperator- titelund die ornamenta triumphalia 664). Als Onkel Sejans fiel er nach dessen Tod in Ungnade#6B). Der Gedanke, daß er der Statthalter Blesus von Dalmatien sein könnte, stammt von Cons 666) und wird auch von Dessau 667) vertreten, aber von Ritter­ling 668) und im Anschluß an ihn von Riba *69) ohne eine Begründung abgewiesen. Daß er zwischen seinem Konsulat und der pannonischen Statthalter­schaft Legat in Dalmatien war, ist nicht unmöglich, zumal in den Fasten dieser Provinz die Jahre 12 —14 n. Chr. durch Aelius Lamia nicht mit Sicher­heit besetzt sind 670).

Sein gleichnamiger Sohn671) war Konsul im Jahre 26 n. Chr.672); weil Tiberius Priesterämter, die seiner Familie gebührt hätten, anderen ver­liehen hatte, tötete er sich im Jahre 36 n. Chr.673) zusammen mit seinem jüngeren Bruder Iunius

659) Dessau, P IR I I 234 f. n. 479; R iba, R E X 967 n. 4 1 ; Schneider 50 n. 1 1 5 ; de Laet 56 n. rg8.

M0) Vgl. Degrassi, F asti cons. 7.6ei) Tac., ann. I 16 ; Veil. I I 125, 5 ; Dio L V II 4,

1. 2.««2) v g i Reidinger S. 30 ff.4*3) Tac., ann. I I I 35; I I I 58.664) Tac., ann. I I I 72 — 74; IV 23; Veil. I I 125, 5.6<iä) Tac., ann. V 7.C6e) S. 365-*«7) P IR I I 234t. n. 479.«**) A EM X X (1897) 7 -4«9) R E X 967 n. 41.®70) Vgl. oben Sp. 10 f.S71) Dessau, P IR I I 235 n. 480; R iba, R E X 967

n. 42; de Laet 120 n. 649.en) Degrassi, F asti cons. 9.,ra) Tac., ann. V I 40.

Blaesus, der ebenfalls Konsular war 674) ; daß einer der beiden in den Jahren nach seinem Konsulat bis zum Jahr 34, mit dem die Statthalterschaft des Volusius Satuminus beginnt675), in Dalmatien Statthalter war, ist möglich, nähere Anhaltspunkte fehlen aber vollkommen.

Pedius Blaesus676) kennen wir als Prokonsul von Kreta; im Zusammenhang mit der Verwaltung dieser Provinz wurde er nach einem Repetunden- prozeß im Jahre 59 n. Chr. aus dem Senat ge­stoßen677). Von Otho aber erhielt er die senatori- sche Würde wieder678). Bezüglich einer dalmatini­schen Statthalterschaft kämen für ihn wohl die unbesetzten Jahre 70—80 n. Chr. in Frage, doch sind alle Vermutungen in dieser Hinsicht sehr un­sicher, da wir nicht einmal wissen, ob er überhaupt zum Konsulat gelangt (st.

P. Sallustius Blaesus679), der Konsul im Jahre 89 n. Chr. w ar680) und in den Jahren 90/91 n. Chr. als in Rom anwesend bezeugt is t681), käme als Nachfolger des Q. Pomponius Rufus 682) etwa bald nach dem Jahr 96 n. Chr. in Frage683).

Durch den jüngeren Plinius684) kennen wir einen Konsular Velleius Blaesus'685), der in der Regierungszeit Domitians gestorben ist. Sein Konsulat setzt Degrassi686) in die Zeit der Flavier; ob und wann er Statthalter von Dalmatien ge­wesen sein könnte, läßt sich nicht feststellen.

Es ist nicht ausgeschlossen, daß einer der fünf angeführten Blaesi der in der Inschrift

874) Veil. I I 127, 3.®75) Vgl. oben Sp. 19.676) Dessau, P I R I I l2 o n . 1 5 1 ; d eL aet 16 1 n. 1076.677) Tac., ann. X IV 18 ; vgl. Pers. sat. I 85.878) Tac., hist. I 77.«7») Dessau, P IR I I I 159 n. 60; Groag, R E I A

19 13 n. 9; Stech 49 n. 365.68°) Degrassi, F asti cons. 27.•“ ) C IL V I 2067, 2068.«82) vg] oben Sp. 5 1 .«83) Daß er in den Jahren 10 1 —105 in den A rval-

akten nicht aufscheint, kann nicht, wie Groag (RE I A 19x3 n. 9) glaubte, als Beweis dafür gelten, daß er damals nicht mehr lebte; er kann eben in diesen Ja h ­ren in einer amtlichen Mission von Rom abwesend gewesen sein.

6M) Ep. I I 20, 7. 8.685) Dessau, P IR I I I 393 f. n. 234; Schuster, R E

V II I A 659 n. 6; Stech 50 n. 378.e86) F asti cons. 236.

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genannte Statthalter von Dalmatien war, aber ebenso möglich, daß es sich bei diesem um einen anderen, uns unbekannten Konsular handelt.

40 nus: zwischen 276 und 284

Bulic, Bull. dalm. X X X (1907) 47 n. 3579A -f 3743A: Salonae.Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) A ............... / Au-g(ustus) restituit 1 .....................Ino v(iro) p(erfectis-simo) praes(ide) p[r(ovinciae) Dalmatiae].

Daß der in der Inschrift genannte Statthalter von Dalmatien noch der Zeit vor der großen Ver­waltungsreform Diokletians angehört, geht daraus hervor, daß er als vir perfectissimus bezeichnet wird, während die dalmatinischen Statthalter aus der Folgezeit viri clarissimi sind 687).

Obwohl ungefähr die Hälfte der Inschrift er­halten ist, läßt sich der genannte Kaiser nicht bestimmen; es kann sich um M. A[nnius Florianus] (276), oder um Probus, Carus, Carinus und Nu- merian, sämtlich M. Aurelii, handeln 688); selbst die Tatsache, daß der vorhandene Teil des Kaiser­namens in Rasur steht, kann uns nicht weiterhelfen, da wir — abgesehen von Annius Florianus68®) — von

887) a) M. Aurelius Iu liu s: zwischen 299 und 304 (CIL I I I 1938 8565 = D. 37 10 ; AA. SS. 1 1 . AprilI I p. 7 f . ; Bulic, Bull. dalm. X X I [1898] 129 ff.; X X X V II [1914] 1 18 f f .; Groag, P IR 2 I 3 16 n. 1540; Lambrechts I I 64 n. 881; Barbieri 257 f. n. 1474, P- 565)-

b) Flavius Iulius Rufinus Sarmentius: zwischen 337 und 350 (CIL I I I 1982, 1983, 2771, 8710, 14333. Vgl. Bulic, Bull. dalm. X X X I I [1909] 6 f .; Seeck, R E I I A 25).

c) Apollonius Foebadius: 5/6. Jahrhundert (Ann. 6p. I9 i2 n . 39.Bulic, Bull. dalm. X X X I I [1909] 1 —11) .

Das Truppenkommando w ar der Kompetenz des Zivilstatthalters ja entzogen, der Senat hatte seine politische Macht eingebüßt, so konnte man seine Ver­treter wieder ohne Gefahr zur Reichsverwaltung heran­ziehen; vgl. Stein, Ritterstand 456 E . Stein, Gesch. des spätröm. Reiches 337. Bezüglich der Diskrepanz zur N otitia dignitatum (occ. X LV ), in der der praeses Dalm atiae als v ir perfectissimus bezeichnet wird, vgl. Boecking, Adnot. ad not. dign. occ. X L V p. 118 8 ff.

e88) Vgl. Buliö, Bull. dalm. X X X (1907) 47. e89) Erregierte nicht ganz drei Monate als Gegen­

kaiser des Probus (vgl. Stein, P IR 2 I 1 10 n. 649; v. Rohden, R E I 2266n. 46), seinedamnatiomem oriae durch letzteren ist daher wahrscheinlich.

e9°) Vgl. D. I I I p. 302 f.

allen diesen Kaisern Inschriften haben, in denen ihr Name eradiert is t690).

Berechtigt wäre die Frage, ob der genannte Statthalter vielleicht mit einem schon bekannten identisch ist. Wir kennen nämlich für diesen in Frage kommenden Zeitraum von acht Jahren be­reits drei Statthalter; dem erhaltenen Ende des Namens nach zu schließen, kämen dafür Aurelius Marcianus691) und M. Aurelius Tiberianus692) in Frage 693). Bei letzterem ist aber meines Erachtens die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß, da der Buchstabenrest (ein senkrechter Strich) nach restituit, der wohl zum Praenomen des Statthalters gehört, kaum von einem ,,M" stammen kann. Von Aurelius Marcianus kennen wir das Praenomen nicht694).

Literatur: Bulic, Bull. dalm. X X X (1907) 47 f.

41 Anonym: zwischen 20 und 70 n. Chr.

1 Betz, Unters. 34 T. 1 1 : Fundort nicht bekannt................... iussu ........................... leg(ati)] Au-

g(usti) pro p[r(aetore)] / [s]ecundumformam / Dolla- bellianam (sic!) / restituit.Eine unter Dolabella bereits durchgeführte

Termination wurde von einem späteren Statthalter wiederholt, indem er an Hand einer Flurkarte 695),

*91) Vgl. oben Sp. 105.•**) Vgl. oben Sp. 107.«<*) Vgl. Buli6, Bull. dalm. X X X (1907) 48.*M) Ich habe m it den in Betracht kommenden

Kaiser- und Statthalternamen Rekonstruktionsver­suche gemacht; als vielleicht annehmbare Rekon­struktion erschien mir dabei folgende:

Imp(erator) Caes{ar) M(arcus) A[ur(elius) Probus P(ius) F(elix)] / Aug(ustus) restituit [L(ucio) (?) Au- r(elio) Marcia]/no v(iro) p(erfectissimo) praes(ide) p[r(o- vinciae) Dalmatiae].

Die Anzahl der ergänzten Buchstaben wäre dabei in jeder Zeile 10 ; diese Ergänzung wird noch durch folgende Tatsache gestützt: der erhaltene Teil der In ­schrift steht auf zwei gleich großen Architravquadern; da die Anzahl der Buchstaben auf den erhaltenen Steinen auch 10 pro Zeile durchschnittlich beträgt, läßt sich unschwer sagen, daß sich die Inschrift ur­sprünglich über vier Quadern erstreckte, von denen zwei verlorengegangen sind.

e9t) Exem plare dieser formae wurden in den be­treffenden Gemeinden aufbewahrt und dienten bei Rechtsstreitigkeiten als Beweismittel; vgl. Fabricius R E X I I I 692; Betz a. O. 34 Anm. 89.

9 65

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n 6

die seinerzeit Dolabella hatte anfertigen lassen, die Grenzen abstecken ließ. Der anonyme Statthalter— vielleicht handelt es sich um einen bekannten Legaten — war nach P. Cornelius Dolabella (14—20 n. Chr.) 696) in der Provinz. Als spätesten Zeitpunkt dürfen wir ungefähr das Jah r 70 n. Chr. annehmen, in dem Pompeius Silvanus, der als letzter Statthalter nachweisbar Terminationen im ersten nachchristlichen Jahrhundert vomahm697), die Provinz verwaltete. Näheres läßt sich aus dem Fragment nicht erschließen698).

42 Anonym: Zeit einer Samtherrschaft vor GallienG.-Ch. Picard, Karthago IV (1953) 132 f. (vgl. die dazugehörige Tafelabbildung) = Ann. ep. 1955 n. 123 mit der Bemerkung von H.-G. Pflaum: Karthago......... / sodal(i) Fl(aviali) co(n)s(uli) pr[oc(on-suli)]6") / Africae leg(ato) Augustorumpropr(aetore)I Moesiae item Dalmatiae / [curatori o]perum pub- [.licorum__Es liegt vor der konsularische cursus honorum

(absteigend) eines Senators, der zur Zeit einer Samt­herrschaft vor Gallien700) Statthalter von Dal­matien und einem der beiden Mösien war. Ein ge­nauer datierendes Element enthält die Inschrift nicht, auch läßt sich auf Grund der in den dalmati­nischen Statthalterfasten noch imbesetzten, hier in Frage kommenden Jahre eine Entscheidung nicht treffen. Die Meinung Picards, daß es sich bei der

6M) Vgl. oben Sp. 1 1 ff.e»7) Vg] oben Sp. 44.®98) Zum Ganzen vgl. Betz a. O. 34 f.6" ) Die Lesung von Zeile 1 ist problematisch:

G.-Ch. Picard las „V IIN V R O Leoni fl(amini) sodal(i) Tit(io) . . unter allen Umständen abzulehnen ist „Leoni fl(amini)“ , da die zu „flam in i“ gehörige Gott­heit feh lt. E s erscheint mir sicher, daß m itR . Egger und A. Betz, sowie H. G. Pflaum pontif(ici), sodal(i) Fl(a- viali) zu lesen ist. Was Picard als ein T erkennen und in Verbindung mit den beiden vorhergehenden Buch­staben als „ T it .“ deuten wollte, scheint nur eine B e­schädigung der Bronzeplatte zu sein. Die von dem Herausgeber vorgeschlagene Identifizierung mit dem bei Dio L X X IX 14, 2 genannten Leo, dem prae- fectus urbi 220, und die darauf aufgebauten, oft sehr kühnen Kombinationen werden dam it hinfällig. Zum Großteil mit Sicherheit lesbar, jedoch nur schwer zu deuten sind die Buchstaben zu Beginn von Zeile 1.

7°o) y g j p icar(j a . o . 134 ; vgl. Sp. 105.

mösischen Provinz um die Moesia inferior handelt, ist keine ausgemachte Sache; es läßt sich nicht ent­scheiden, ob die obere oder untere Provinz gemeint ist.

G.-Ch. Literatur: Picard, Karthago IV (1953)132 -135 -

43 Anonym: 2. Jahrhundert oder erste Hälfte des 3. Jahrhunderts

CIL V I 1545; vgl. 31677: Rom.[■co(n)s(ulem) V \II vir(um) epul(onum) cura[tor(em)] I [Put]eolanor(um) excu[s(atum)] / [cu]rator(em) Neapolitan[or(um)] / [c]uratorem alvei Tiberis /5 [ef] cloacar(um) urbis leg(atum) pr(o) p[r(aetore)] / [pro]- vinciae Dalmat[iae] j [pon(?)]t(ißcem) praef(ectum) aer(arii) S[atmni] / [legat(um) le]g(ionis X ge- m(irtae) . . . .

Obwohl der cursus honoVum des Konsulars vom Legionskommando an vorliegt, ist eine Identifi­zierung mit einer bekannten Persönlichkeit nicht möglich. Die Inschrift selbst enthält keine genau datierenden Elemente, doch lassen sich Anhalts­punkte für eine zeitliche Fixierung aus der Geschichte der angeführten Ämter gewinnen. So wissen wir, daß die Koppelung der cura Tiberis mit der cura cloacarum urbis unter Nerva oder im Anfang der Regierung Trajans erfolgte701). Die Träger dieses vereinigten Amtes in trajanischer Zeit sind zum Großteil bekannt702) ; Kornemann 703) setzt daher unser Inschriftfragment in nachtrajanische Zeit. Zum gleichen Ergebnis führt die Betrachtung der Entwicklung des Amtes eines curator rei publi- cae; da die inschriftlichen Belege erst seit Trajan, und zwar gleich in großer Masse einsetzen, muß an eine Schöpfung dieses Kaisers gedacht werden704).

Terminus ante quem für die Inschrift ist die Re­gierungszeit Galliens, seit der wir keinen senatori­schen legatus Augusti pro praetore in der Funktion eines dalmatinischen Statthalters mehr kennen.

44 Anonym: erste Hälfte des 3 . Jahrhunderts, wahrscheihlich innerhalb der ersten zwei Jahr­zehnte

7oi) Vgl. Henzen C IL zur Inschrift; Kornemann, R E IV 1792.

7°2) y g j Kornemann a. O. 1793.703) A. O. 1794.704) v g l. Mommsen, St. R . I I 3 1082 f . ; Kornemann,

R E IV 18 0 6 f.;

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Ann. ep. 1949 n. 61 = Bull. trav. hist. 1948 p. X X II f.; Ann. ep. 1952 n. 95 = Pflaum und Picard, Karthago I I (1951) 100; vgl. Picard, Karthago I I I (1952) 217 f. (mit verbesserter Le­sung) ; Lieb bei Reidinger 240: Sufetula (Sbeitla, Afrika).[;trib(uno) leg(ionis) . . . . adiutri- oder victri]cisquaestor[i.......... ] / [ ........... i]uridico per Fläminiatnet [........ X V viro] / [sa]crisfaciundispraes(idi) pro-v(inciarum) Pati[noniae inferioris (?)] / [Ma]c[edo-]niae Dalmatiae agenti vice prae........ /5 universuspopulus.......... 705).

Der anonyme Senator stammt vermutlich aus Sufetula706), er selbst und somit auch seine dalma­tinische Statthalterschaft sind zeitlich schwer fest­zulegen. Auf Grund der Nennung des Amtes eines iuridicus ist er in der Zeit zwischen dem Regierungs­antritt Marc Aurels und der Reichsreform Dio­kletians anzusetzen 707); als untere Grenze dürfen wir aber sicher die Zeit Galliens annehmen, seit der wir keine senatorischen Statthalter in Dalmatien mehr kennen; anderseits erlaubt die Bezeichnung praeses kaum ein Hinaufgehen ins zweite Jahr­hundert 708).

Zu einer genaueren zeitlichen Festlegung können wir aber gelangen, wenn wir voraussetzen, daß die Provinzen in der chronologisch richtigen Reihen­folge aufgezählt sind. Es müßte sich dann bei Pan­nonia — Macedonia ist praetorisch — um die prae- torische untere Provinz handeln 709) und diese von ihm vor dem Jahr 214, in dem die Provinz konsularischen Statthaltern übertragen wurde710), verwaltet worden sein711). Dementsprechend würde die dalmatinische Statthalterschaft kaum später als im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrhunderts anzusetzen sein. Dazu würde auch gut die nahe­

705) Mit den Ausführungen Liebs stimme ich nicht immer überein, kann mich aber hier im einzelnen mit ihnen nicht kritisch auseinandersetzen.

7°6) y g j Barbieri 567, 795.7°7) y g j Rosenberg, R E X 1148 .70«) v g i unter Aurelius Marcianus Sp. 105. Im B e­

zug auf die Schriftzüge bemerkt B arb ieri (795), daß sie kaum vorseverisch sein können.

709) Aus den Fasten der Provinz Pannonia superior, in die Reidinger den Anonymus aufgenommen hat (S. 118 ), wäre er demnach zu streichen.

71°) Vgl. Ritterling, Arch. £ rte s . X L I (1927) 296.711) Vgl. Barbieri 795.

liegende Vermutung passen, daß der Anonymus, der ja Afrikaner gewesen sein wird, mit Septimius Severus hochgekommen und in dessen und seines Nachfolgers Regierungszeit zu den hohen Ämtern gelangt is t712).

L iteratu r: Barbieri 567, 795; Lieb bei Reidinger 239 ff.

45 Anonym: unbestimmt (vor Gallien)

CIL I I I 6997: Trikomia in Phrygien (Kaimaz). [ . . . leg(ato) . . . Ca]es(aris) Aug(usti) Da[l]ma[tiae]. . . / ........ Trocna[d]es.................... / ___ gentiumm.................../ [curante]................. imacho Philippima[gistra] / tuum.

Ich glaube, daß es sich bei dem Inschriften­fragment um den Teil einer von dejj Trocnades ge­setzten Dedikationsinschrift handelt. Wenn aber ein Mann, der Statthalter in Dalmatien war, von den Bewohnern einer Gemeinde der Provinz Asia geehrt wird, muß dies nähere Gründe haben. Viel­leicht ist es die Heimatstadt dieses Mannes, die ihm, als er es zu konsularischen Würden brachte, eine Ehreninschrift setzte, vielleicht war er ihr Patron. Oder es wäre auch möglich, daß er Statt­halter von Asia geworden ist und ihm in dieser Funktion eine Ehreninschrift, seinen cursus hono­rum enthaltend, gesetzt wurde. War er aber Statthalter von Asia, so ließe sich die Vermutung äußern, daß es sich vielleicht um C. Vibius Postu- mus, L. Volusius Saturninus oder A. Ducenius Geminus handeln kann, die im Anschluß an ihre dalmatinische Legation noch proconsules provinciae Asiae waren713). Mit Bestimmtheit vermag jedoch nicht gesagt werden, ob wir es mit einem bekannten Legaten von Dalmatien oder einer unbekannten Persönlichkeit zu tun haben; aus der Inschrift selbst lassen sich — außer daß die Statthalterschaft in die Zeit der senatorischen Statthalter von Dal­matien fällt — zeitliche Anhaltspunkte kaum ge­winnen. Die Trocnades werden nämlich außer in unserem Fragment und einer anderen undatierten

712) Was Merlin, Ann. ep, 1952 bewogen hat, die In ­schrift dem dritten Viertel des 3. Jahrhunderts zuzu­weisen, weiß ich nicht; zu einem ähnlichen Ansatz ge­langt Reidinger a. O. „Z eit des Gallien oder später“ .

713) Vgl. oben Sp. 7, 17 , 39.

9* 67

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119 120

Inschrift7M) erst n späten christlichen Quellen genanntn5).

46 Anonym: unbestimmt (vor Gallien)

CIL I I I 1807: Narona..........it. al................/ [l]eg(ato) pro [pr(aetore)------]/ balneu[m...............] / testam....................Wer der in der Inschrift genannte Statthalter

war, in dessen Amtsperiode an der Badeanstalt von Narona gebaut wurde, und in welcher Zeit er anzusetzen ist, läßt sich nicht bestimmen. Er muß

nt) C IL I I I 6997 = IG R IV n. 546.715) Vgl. Rüge, R E V II A 658 f.

— ebenso wie der folgende — in die Periode, in der senatorische Statthalter Dalmatien verwalteten (vor Gallien), fallen.

47 Anonym: unbestimmt (vor Gallien)

CIL I I I 1990 = 8573 = Buli<5, Bull. dalm. X II (1889) 83 n. 73: Salonae.---- ............nti p l ................../ .............[leg(ato) Ä]u-

g(usti) pr[o) pr(aetore) ...............

Daß in der Inschrift ein Statthalter von Dal­matien genannt war, ist mit Rücksicht auf den Fundort Salonae außer Zweifel716).

»«) Vgl. B u li<5 a. O. 83.

V

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Rang, Stellung, cursus honorum und Herkunft der

dalmatinischen Statthalter

Der Wert einer individuellen Untersuchung über die Statthalter einer römischen Reichspro­vinz liegt nicht so sehr auf prosopographischem Ge­biet als vielmehr in der Tatsache begründet, daß dies oft der einzig mögliche Weg ist, wichtige Details über die römische Provinzialverfassung und -Ver­waltung im allgemeinen zu erfahren und ein Bild von der Stellung der Provinz innerhalb des Im­perium Romanum im besonderen zu gewinnen. Für die Provinz Dalmatien trifft dies in erhöhtem Maße zu, zumal sie, die nicht von überragender strategi­scher Bedeutung war, in die antike Literatur nur in verhältnismäßig geringem Maße Eingang gefun ­den hat. Dabei müssen wir uns aber immer der Tat­sache bewußt sein, daß ein auf diese Weise ge­wonnenes Bild insofern ein einseitiges oder ver­zerrtes sein kann, als nicht alle Männer, die die Provinz Dalmatien verwaltet haben — ich möchte die erfaßten Statthalter ungefähr auf die Hälfte der tatsächlichen Anzahl schätzen — greifbar sind. Dazu kommt noch, daß wir bei einigen schon be­züglich der Statthalterschaft nicht ganz klar sehen und noch viel öfter hinsichtlich ihres übrigen cursus honorum bloß auf Vermutungen angewiesen sind oder sogar völlig im Dunkeln tappen. Daß aber für eine Untersuchung, die sich mit Rang, Stellung, cursus honorum und Herkunft befaßt, nur solche Beispiele herangezogen werden und von prakti­schem Wert sein können, bei denen jene Dinge über j eden Zweifel erhaben oder zumindest in hohem Maße gesichert sind, ist selbstverständlich. Wenn auch diese statistische Übersicht unvollkommen und mit Mängeln behaftet ist, lohnt sie sich dennoch, denn bei aller Unvollständigkeit ermöglicht eine solche Zusammenstellung klarere Sicht in vielen Detailfragen.

Nach der Teilung der alten Provinz Illyricum

in Pannonien und Dalmatien717) verblieben auf dalmatinischem Boden zwei Legionen (legio VII, XI) als ständige Besatzung; dementsprechend war der Statthalter dieser kaiserlichen Provinz ein legatus Augusti pro praetore konsularischen Ran­ges. Als nach dem Abzug der legiq. IV Flavia um86 n. Chr. die Provinz keine ständige Legions­besatzung mehr hatte718), übergab sie Domitian folgerichtig einem praetorischen Legaten zur Ver­waltung (Q. Pomponius Rufus 14); Nerva aber, oder spätestens Trajan, bestellte wieder einen kon­sularischen Statthalter, obwohl nur Auxiliartrup- pen in der Provinz stationiert waren. Erst in der Zeit der Markomannenkriege und später sind wieder Vexillationen von Legionen auf dalmatinischem Boden nachweisbar719). So blieb die Lage bis Gallien, dessen Regierungszeit in der Verwaltungs­geschichte der Provinz Dalmatien einen scharfen Bruch mit der Vergangenheit dargestellt haben dürfte. Aus den letzten Jahren vor Diokletian ken­nen wir nur mehr viri perfectissimi mit dem offi­ziellen Titel „praeses" als Statthalter der Provinz; vgl. oben Sp. 105.

Die weitaus längste Zeit stand Dalmatien unter der Leitung eines konsularischen legatus Augusti pro praetore; deshalb ist es für die Erkenntnis der Bedeutung, die die Provinz innerhalb der Gesamt­heit des Imperium Romanum in den verschiede­nen Epochen gehabt hat, aufschlußreich, wenn wir die Stellung der dalmatinischen Legation innerhalb des cursus honorum der einzelnen Statthalter unter­suchen. Von Interesse mag zunächst einmal sein, das Intervall, das bei den einzelnen konsularischen Statthaltern nach dem Konsulat liegt, zu betrach­

717) Vgl. Einleitung Sp. 2.718) Vgl. Betz, Unters. 48, 60.719) Vgl. Betz a. O. 61.

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ten; in der folgenden Übersicht seien daher die Beispiele, in denen sowohl Konsulat als auch Statt-

C. Vibius Postumus 1 :L. Aelius Lamia 2 :P. Cornelius Dolabella 3 :L. Volusius Saturninus 4 :L. Arruntius Camillus Scribonianus 5 : L. Salvius Otho 6:L. Calpurnius Piso 7 :M. Pompeius Silvanus 12:L, Funisulanus Vettonianus 13:C. Cilnius Proculus 15:C. Iulius Proculus 16:P. Coelius Balbinus Vibullius Pius 17: M. Didius Iulianus 22 :C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23 C. Iulius Alexianus 29 :L. Domitius Gallicanus Papinianus 31 :

Beim Intervall zwischen Konsulat und Statt­halterschaft ist im ersten Jahrhundert eine große Unregelmäßigkeit festzustellen: Das kleinste Inter­vall scheint bei L. Funisulanus Vettonianus 13 auf; der bereits zirka zwei Jahre nach dem Konsulat in die Provinz ging; dies darf sicherlich in Zusam­menhang gebracht werden mit dem Absinken der Bedeutung unserer Provinz seit dem Abzug der 7. und 1 1 . Legion. Auf der anderen Seite stehen M. Pompeius Silvanus 12, der, nachdem er ein Jahrzehnt vorher Prokonsul von Africa gewesen war, frühestens 22 Jahre nach dem Konsulat Statt­halter von Dalmatien wurde, und L. Volusius Sa­turninus 4, der sogar erst nach 3 1 Jahren zu diesem Amt gelangte — so außergewöhnlich wie er selbst?20) ist also auch seine Karriere. Ansonsten haben wir im ersten Jahrhundert noch Beispiele für ein Inter­vall von 4 (C. Vibius Postumus 1, P. Cornelius Dola­bella 3), 8 (L. Arruntius Camillus Scribonianus 5), 9 (L. Aelius Lamia 2, L. Salvius Otho 6), zirka 1 1 (C. Cilnius Proculus 15) und 16 (L. Calpurnius Piso 7) Jahren. Anders wurde dies mit dem beginnen­den zweiten Jahrhundert: eine allgemeine Regel­mäßigkeit läßt sich erkennen; wenige Jahre nach dem Konsulat (ca. 2 Ja h re : C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23, L. Domitius Gallicanus Papinianus 31; 3 Jahre: C. Iulius Proculus 16) gelangte man

halterschaft einigermaßen sicher datierbar sind, angeführt :

cos. suff. 5 n. Chr. cos. ord. 3 cos. ord. 10 cos. suff. 3 cos. ord. 32 cos. suff. 33 cos. ord. 27 cos. suff. 45 cos. suff. 78 cos. suff. 87 cos. suff. 109, cos. ord. 137, cos. suff. 175, cos. suff. 175/176, cos. suff. 217, cos. suff. 238 (?),

Legat 9 n. Chr. Legat 12 Legat 14 Legat 34 Legat 40?Legat 42 Legat 43 Legat 67 Legat 80 Legat um 98 Legat 112 Legat 138 (?) Legat 176 Legat 178 L egate 17 Legat um 240

zur dalmatinischen Statthalterschaft, wobei natür­lich eine Bevorzugung durch den Kaiser selbst diese Zeit noch verkürzen konnte. Sofort nach ihrem Konsulatsjahr dürften P. Coelius Balbinus Vibul­lius Pius 17 und M. Didius Iulianus 22 Statthalter geworden sein; einen besonderen Ausnahmefall stellt C. Iulius Alexianus 29 dar, der als Günstling Caracallas in seinem Konsulatsjahr in die Provinz ging, ja vielleicht sogar bereits außerhalb Roms das Konsulat bekleidete721).

Oft folgt die Statthalterschaft in unserer Pro­vinz als erstes Amt nach dem Konsulat, manchmal liegt aber auch eine Anzahl von Ämtern dazwischen; dies soll durch folgende Zusammenstellung ver­anschaulicht werden:

cos. — Dalmatia: P. Cornelius Dolabella (3 ; 14 —20 n. Chr.), L. Arruntius Camillus Scribonianus (5 ; 40—42 n. Chr.), C. Ummidius Durmius Quadra- tus (8; ca. 46—50 n. Chr.), P. Anteius Rufus (9 ; 50—54 n. Chr.), L. Funisulanus Vettonianus (13; ca. 80—83 n. Chr.), C. Cilnius Proculus (15; zwischen 96 und 99 n. Chr.), P. Coelius Balbinus Vibullius Pius (17; ca. 138 —140), Pollenius Auspex (21; 174—175), M. Didius Iulianus (22; 176 —177), M. Cassius Apronianus (27 ; 185 ff.), Fulvius Maximus (28; Wende vom 2. zum 3. Jh.),

’ 20) Vgl. oben Sp. 17 f. 721) Vgl. oben Sp. 91.

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C. Iulius Alexianus (29; 217 und eventuell ff.), L. Domitius Gallicanus Papinianus (31; 239 ff.),

cos. — Africa — Dalmatia; M. Pompeius Silvanus (12; 67—70 n. Chr.).

cos. — curator operum publicorum — Dalmatia: C. Iulius Proculus (16; ca. 1 1 2 —114), M. Cutius Priscus (18; 14 1 (?)—147).

cos. — curator vectigalium publicorum—Dalmatia: A. Ducenius Geminus (11 ; ca. 63—67 n. Chr.).

cos. — Germania — Dalmatia: L. Aelius Lamia (2 ;1 2 —14 n. Chr.).

cos. — Unterfeldherr — Dalmatia: C. Vibius Po­stumus (1; 9—12 n. Chr.).

cos. — Asia — unbekannte kaiserliche Provinz — Dalmatia: L. Volusius Saturninus (4 ; 34—40 (?) n. Chr.).

cos. — curator r. p. Puteolanorum — curator aedium sacrarum — Dalmatia: C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes (23; 178 —179).

cos. — praefectus urbi — Africa — Dalmatia: L. Calpumius Piso (7 ; 43 ff. n. Chr.).

cos. — Africa — extraordinaria imperia — Dal­matia: L. Salvius Otho (6; 42—43 n. Chr.).

cos. — comes imperatoris — curator ad corrigen- dum statum von Pergamon und Smyrna — Africa — Dalmatia: Cassius Dio Cocceianus (30; 224—226).

cos. — curator alvei Tiberis et cloacarum urbis — curator r. p. Neapolitanorum — curator r. p. Puteolanorum — Dalmatia: Anonymus (43;2. Jh . oder erste Hälfte des 3. Jhs.).

Auch hier zeigt sich, daß im ersten Jahrhundert praktisch alles möglich war, bei manchen folgt die dalmatinische Statthalterschaft unmittelbar auf das Konsulat, bei anderen wiederum liegen bis zu drei Ämter dazwischen; seit dem beginnenden zwei­ten Jahrhundert ist die Lage weit konsolidierter; meist folgte die Statthalterschaft unmittelbar auf das Konsulat oder es liegt höchstens ein Amt da­zwischen; Ausnahmsfälle kommen natürlich auch hier vor, doch sind diese durch besondere — zum Teil uns faßbare (C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23)— Umstände bedingt.

Um Anhaltspunkte zu gewinnen, welche Stellung Dalmatien unter den konsularischen Provinzen innegehabt hat, wird in der folgenden Liste der konsularische cursus honorum der dalmatinischen

Legaten mit Beschränkung auf die Statthalter­schaften vorgeführt:

C. Vibius Postumus 1 : Dalmatia (9—12 n. Chr.) — Asia

L. Aelius Lamia 2 : Germania — Dalmatia (12—14 n. Chr.) — Africa — Syria

P. Cornelius Dolabella 3 : Dalmatia (14—20 n. Chr.)— Africa

L. Volusius Saturninus 4 : Asia — unbekannte kaiserliche Provinz — Dalmatia (34—40 (?) n. Chr.)

L. Salvius Otho 6: Africa — Dalmatia (42—43 n. Chr.)

L. Calpumius Piso 7 : Africa — Dalmatia (43 ff. n. Chr.)

C. Ummidius Durmius Quadratus 8: Dalmatia (ca. 46—50 n. Chr.) — Syria

P. Anteius Rufus 9 : Dalmatia (50—54 (?) n. Chr.)— Syria

A. Ducenius Geminus 11: Dalmatia (ca. 63—67 n. Chr.) — Asia

M. Pompeius Silvanus 12: Africa — Dalmatia (67—70 n. Chr.)

L. Funisulanus Vettonianus 13: Dalmatia (ca. 80—83 n. Chr.) — Pannonia — Moesia superior— Africa

C. Cilnius Proculus 15: Dalmatia (zwischen 96 und 99 n. Chr.) — Moesia superior

L. Vitrasius Flamininus 20 : Generalkommando über Transpadana, Dalmatia und Moesia superior ( 17 1—173) — Africa

Pollenius Auspex 21: Dalmatia (174—175) — Africa M. Didius Iulianus 22: Dalmatia (176—177) — Ger­

mania inferior — Bithynia-Pontus — Africa C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23: Dalmatia

(178—179) — I II Daciae — Pannonia superior— Africa

Fulvius Maximus 28: Dalmatia (Wende vom 2. zum3. Jh.) — Pannonia superior — Germania inferior

Cassius Dio Cocceianus 30: Africa — Dalmatia (224—226) — Pannonia superior

L. Domitius Gallicanus Papinianus 31 : Dalmatia (239 ff.) — Hispania citerior — Germania inferior

Daraus ersieht man, daß in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts die Provinz Dalmatia von großer Bedeutung war, denn abgesehen von C. Vibius Postumus 1, dem Befrieder dieser Provinz,

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und P. Cornelius Dolabella 3, der die innere Organi­sation im großen Stile durchgeführt hat, haben alle Statthalter dieser Periode vorher konsularische Provinzen, wie Germania (L. Aelius Lamia 2), Asia (L. Volusius Saturninus 4), Africa (L. Salvius Otho G, L. Calpurnius Piso 7), verwaltet. Nach dieser Zeit sank Dalmatien zu einer Provinz herab, in der man nach der Bekleidung des Konsulats gewissermaßen ins Statthalteramt eingeführt wurde und die als Sprungbrett für bedeutendere Provinzen diente; Ausnahmen stellten wieder M. Pompeius Silvanus 12 und Cassius Dio Cocceianus 30 dar, die Africa vor Dalmatien verwalteten.

Konsularische Provinzen, die von dalmatini­schen Statthaltern nach ihrer Legation in unserer Provinz verwaltet wurden und die daher in der betreffenden Zeit von größerer Bedeutung waren, sind:

Bithynia-Pontus: M. Didius Iulianus 22 Germania inferior: M. Didius Iulianus 22, Fulvius

Maximus 28, L. Domitius Gallicanus Papinianus31

Hispania citerior: L. Domitius Gallicanus Papinia­nus 31

Moesia inferior: Q. Pomponius Rufus 14 Moesia superior: L. Funisulanus Vettonianus 13,

C. Cilnius Proculus 15 Pannonia superior: C. Vettius Sabinianus Iulius

Hospes 23, Fulvius Maximus 28, Cassius Dio Cocceianus 30

Syria: L. Aelius Lamia 2, C. Ummidius Durmius Quadratus 8, P. Anteius Rufus 9

Tres Daciae: C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23

Den Prokonsulat von Africa bzw. Asia, der nebst der Stadtpraefektur zu den Spitzen der sena­torischen Karriere zählte, erreichten noch:

Africa: L. Aelius Lamia 2, P. Cornelius Dolabella 3, Q. Pomponius Rufus 14, L. Vitrasius Flamininus 20, Pollenius Auspex 21, M. Didius Iulianus 22, C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23, Ano­nymus 42

Asia: C. Vibius Postumus 1, A. Ducenius Geminus 1 1 722)

” *) Asia hatte Volusius Saturninus 4 , A frica Sal­vius Otho 6 , Calpurnius Piso 7 Pompeius Silvanus12 und Cassius Dio Cocceianus 3 0 vor Dalmatien verwaltet.

Andere konsularische Ämter, die von dalmatini­schen Legaten nach ihrer Wirksamkeit in Dal­matien723) bekleidet wurden, sind:

comes imperatoris: C. Cilnius Proculus 15 (?) curator aquarum: M. Pompeius Silvanus 12 curator operum publicorum: Q. Pomponius Rufus

14iudex ex delegatione Augustorum: Pollenius Auspex

21praefectus alimentorum: Pollenius Auspex 21,

M. Didius Iulianus 22 praefectus urbi: L. Aelius Lamia 2, L. Volusius Sa-

tuminus 4, A. Ducenius Geminus 11

Bevor ich auf die Behandlung des praetorischen cursus honorum der dalmatinischen Statthalter übergehe, will ich noch einige Kleinigkeiten ver­merken ; Bei den senatorilschen Statthaltern von Dal­matien stehen den 6 consules ordinarii 28 consules suffecti gegenüber; in der Regel folgte der rang­jüngere Konsular dem rangälteren. Ausnahmen gibt es wieder in der ersten Hälfte des 1. Jahr­hunderts, wo auf C. Vibius Postumus (1 ; cos. suff. 5 n. Chr.) L. Aelius Lamia (2 ; cos. ord. 3 n. Chr.), auf P. Cornelius Dolabella (3 ; cos.' ord. 10 n. Chr.) L. Volusius Saturninus (4 ; cos. suff. 3 n. Chr.) und auf L. Salvius Otho (6; cos. suff. 33 n. Chr.) L. Cal­purnius Piso (7 ; cos. ord. 27 n. Chr.) folgte. Ein zweites Konsulat haben M. Pompeius Silvanus (12; cos. 45 n. Chr.) um 75 n. Chr. und Cassius Dio Coeceianus (30; cos. um 200) 229 bekleidet.

Bei der Betrachtung des praetorischen cursus honorum der Statthalter von Dalmatien wollen wir uns zunächst den Provinzialstatthalterschaften zu­wenden, und zwar vorerst denen in kaiserlichen Provinzen, die ja meist unmittelbar vor dem Kon­sulat verwaltet wurden:

Belgica: M. Didius Iulianus 22Gallia Lugdunensis: C. Iulius Proculus 16Hispania citerior (in der Regel konsularisch): Q.Pomponius Rufus 14Cilicia: M. Cassius Apronianus 27Lusitania: C. Ummidius Durmius Quadratus 8Pannonia inferior: C. Vettius Sabinianus Iulius

Hospes 23, Anonymus 44

723) Die vor der dalmatinischen Statthalterschaftbekleideten konsularischen Äm ter s. oben Sp. 126.

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Unbekannte kaiserliche Provinz: A. DuceniusGeminus 11, C. Iulius Alexianus 29

Demgegenüber stehen die Senatsprovinzen:

Cyprus: C. Ummidius Durmius Quadratus 8 Lycia-Pamphylia: M. Cassius Apronianus 27 Macedonia: Anonymus 44 Sicilia: Fulvius Maximus 28

Im Gegensatz zu den Statthaltern anderer, mili­tärisch bedeutenderer konsularischer Provinzen, wie der beiden Mösien724), von Pannonien bzw. Oberpannonien'725) und den tres Daciae 726), Män­nern, die meist schon in ihrem praetorischen cursus honorum weit mehr kaiserliche als Senatsprovinzen aufzuweisen haben, läßt sich diese Erscheinung bei den dalmatinischen Statthaltern kaum fest­stellen; daß die kaiserlichen Provinzen ein schwa­ches Übergewicht über die senatorischen haben, liegt in der Natur der Sache, da es eben mehr kaiserliche praetorische Provinzen gab.

Von den übrigen praetorischen Ämtern könnte noch das eines iuridicus erwähnt werden, wie es C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes (23; iuridicus Etruriae Aemiliae Liguriae), Fulvius Maximus (28; iuridicus Piceni, legatus Augusti iuridicus Hispaniae dioecesis Tarraconensis) und der namenlose Statt­halter (44 ; iuridicus per Flaminiam e t ............ ) be­kleidet haben. Der Anonymus 43 war ebenso wie L. Funisulanus Vettonianus 13, M. Cutius Priscus 18, C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23 und L. Domitius Gallicanus Papinianus 31 praefectus aerarii Satumi, im Gegensatz zu C. Iulius Alexianus 29, der praefectus aerarii militaris war. Alexianus war dazu noch zweimal praefectus alimentorum, C. Ummidius Durmius Quadratus 8 wurde zum praefectus frumenti dandi ex senatus consulto be­stellt. Ihn kennen wir noch — genau so wie C. Cal­petanus Rantius Sedatus 10 — als curator tabu- larum publicarum. L. Funisulanus Vettonianus 13 war (praetorischer) curator aquarum (Beisitzer des gleichbetitelten Konsulars) und curator viae Aemi­liae; letztgenanntes Amt bekleidete auch M. Cutius Priscus 18. In Senatsprovinzen hatten noch M. Didius Iulianus (22; legatus proconsulum Africae et Achaiae) und Vettius Sabinianus 23, der legatus

724) Stein, Mösien 122 f.,25) Reidinger S. 123 f.72') Stein, Dazien 10 1.

proconsulis Asiae und legatus ad ordinandos status insularum Cycladum war, Ämter inne; eine weitere außerordentliche Mission erhielt Vettius Sabinianus 23 als legatus Augusti rationibus putandis trium Galliarum. Eine mehr militärische Funktion übte C. Iulius Alexianus 29 als comes imperatoris im Alamannenkrieg Caracallas aus. Ein Legionskom­mando führten — soweit es uns bekannt ist — L. Funisulanus Vettonianus 13, Q. Pomponius Rufus 14, C. Iulius Proculus 16, M. Cutius Priscus 18, M. Didius Iulianus 22 727),C.Iulius Alexianus 29und der anonyme Statthalter 43 ; C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23 war sogar zweimal legatus legionis, das einemal zugleich mit der Rechtsprechung in Oberpannonien betraut. Seine Karriere zeigt über­haupt stark militärischen Charakter, obwohl er zahlreiche zivile Ämter bekleidet hat. Schon als Statthalter von Unterpannonien erwarb er sich militärische Auszeichnungen, befehligte hierauf die anläßlich der Avidius Cassius-Revolte zum Schutz Roms entsandten illyrischen Detachements und war Statthalter der strategisch bedeutenden tres Daciae im von neuem entbrannten Markomannen­krieg. Als viri militares treten neben ihn noch C. Vibius Postumus 1, der Unterfeldherr des Tiberius im pannonisch-dalmatinischen Krieg war und die ornamenta triumphalia zugesprochen erhielt, P. Cornelius Dolabella 3, der als Prokonsul von Africa Tacfarinas niederrang, also die beiden großen Pazifikatoren der jungen Provinz. Um die Jahr­hundertwende begegnen uns — sicherlich nicht ohne Zusammenhang mit den Vorgängen am mitt­leren Donauabschnitt — wieder kriegserfahrene Statthalter: L. Funisulanu? Vettonianus 13, aus­gezeichnet mit dona militaria, Q. Pomponius Rufus 14, der ehemalige praefectus orae maritimae Hispa­niae citerioris et Galliae Narbonensis, C. Cilnius Proculus 15, vermutlich comes Traiani im ersten Dakerkrieg und Träger höchster militärischer Aus­zeichnungen, C. Iulius Proculus 16, der im Zu­sammenhang mit dem zweiten Dakerkrieg legatus Augusti pro praetore regionis Transpadanae war, schließlich noch einmal zur Zeit der Markomannen­kriege : L. Vitrasius Flamininus 20, der in höchster Notzeit das Generalkommando über die vereinigten Provinzen an der Donaufront mit vollem Erfolg

727) SH A Did. Iul. 1 , 6.

10 73

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geführt hat, und M. Didius Iulianus 22, der sich schon als Legionskommandant besonders ausge­zeichnet hatte. Im dritten Jahrhundert, zur Zeit der Kriege Caracallas, wäre noch C. Iulius Alexianus29 zu nennen. Bei näherer Betrachtung sehen wir auch, daß von diesen Männern einige den illyrischen Raum schon von früher hier bekleideten Ämtern her kannten (C. Vibius Postumus 1 : Legat im pan- nonisch-dalmatinischen Krieg; C. Vettius Sabinia­nus Iulius Hospes 23 : Legionskommandant in Car­nuntum, Statthalter von Unterpannonien) und später — sofern wir ihren weiteren cursus honorum kennen — fast durchwegs noch zur Verwaltung strategisch bedeutender Provinzen (z. B. Germania inferior, ungeteiltes Pannonien, Pannonia superior, beide Mösien, die drei Dazien) gelangten.

Diesen gegenüber stehen Leute wie C. Ummidius Durmius Quadratus 8, A. Ducenius Geminus 11, M. Cutius Priscus 18, deren cursus honorum aus­gesprochen zivilen Charakter trägt, und eventuell auch M. Cassius Apronianus 27.

Solange die Statthalter von Dalmatien dem Senatorenstand entstammten, hatten sie natürlich auch Zutritt zu den höheren Priesterämtem und Kaisersodalitäten gefunden; was die vier amplissi- ma collegia betrifft, war pontifex Q. Pomponius Rufus 14, der Anonymus 42 und vermutlich der anonyme Statthalter 43, augur L. Volusius Satur­ninus 4 und wahrscheinlich L. Arruntius Camillus Scribonianus 5 728); zahlreich sind die dalmatini­schen Legaten unter den X V viri sacris faciundis vertreten: L. Aelius Lamia 2 729), C. Ummidius Durmius Quadratus 8, A. Ducenius Geminus 11, M. Pompeius Silvanus 12 730), C. Iulius Proculus 16, Pollenius Auspex 21 und der Anonymus 44. Auch einige V II viri epulonum sind bekannt: P. Cornelius Dolabella 3, L. Funisulanus Vettonianus13 und der Anonymus 43. P. Cornelius Dolabella 3 war ferner sodalis Titius, ebenso L. Volusius Satur­ninus 4 und C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23; sodales Augustales waren: L. Volusius Saturni­nus 4 , A. Ducenius Geminus 11, L. Funisulanus Vettonianus 13, sodales Flaviales: Q. Pomponius Rufus 14, Anonymus 42, sodalis Antoninianus: M. Didius Iulianus 22. Fulvius Maximus 28gehörte

™>) C IL V I 31755-729) C IL V I 37058.rao) C IL V III 11006.

einer nicht näher bezeichneten Kaisersodali- tät an; sodalis Antoninianus Severianus war C. Iulius Alexianus 29. Dem Kollegium der fratres Arvales gehörten L. Arruntius Camillus Scribonia­nus 5 (?)731) und L. Salvius Otho 6 732) an, als fetiales sind L. Arruntius Calnillus Scribonianus5 (?) 733) und C. Iulius Proculus 16 bezeugt; P. Coelius Balbinus Vibullius Pius 17 war salius Col- linus und flamen Ulpialis.

Bei einer allgemeinen Betrachtung der uns bis jetzt bekannt gewordenen dalmatinischen Statt­halter (inkl. Anonymi) und ihrer cursus honorum können wir feststellen, daß vier ritterlichen Statt­haltern (viri perfectissimi) mit dem offiziellen Titel „praeses" zweiundvierzig senatorische legati Au­gusti pro praetore gegenüberstehen, von denen aber bei zweien (C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 32, C. Iulius Alexianus &9) ritterliche Herkunft feststeht, bei zwei weiteren (Iulius Honoratus 32, Aelius Florianus 34) vermutet werden darf. Hinsichtlich der sozialen Herkunft wäre wei­ters zu erwähnen, daß P. Cornelius Dolabella 3 734), L. Arruntius Camillus Scribonianus 5 735) und L. Calpurnius Piso 7 736) aus patrizischem Ge- schlechte stammen, während L. Salvius Otho 6 nach seiner dalmatinischen Statthalterschaft, P. Coelius Balbinus Vibullius Pius 17 bereits vorher der Patriziat verliehen wurde 737).

Als besondere Vertrauensmänner desKaiserszei- gen sich uns L. Salvius Otho 6, den Claudius — wie schon erwähnt — durch die Verleihung des Patri­ziats auszeichnete, C. Cilnius Proculus 15, der wohl

731) C IL V I 2028.732) C IL V I .2029 =32346.733) C IL V I 31755-734) Vgl. Mommsen, Römische Forschungen I 12 2 ;

Heiter, de patriciis gentibus etc. 3 1.• 735) v g i Heiter a. O. 35, 4 1 f .; vgl. 27.- 73e) Vgl. H eiter a. O. 46.

737) Der Meinung Reidingers (S. 127), daß auch L . Aelius Lam ia 2 Patrizier gewesen sei, kann ich nicht beipflichten; Reidinger schließt dies anscheinend aus dem Amt eines I I I v ir monetalis (RIC, p. 78 n. 180— 182), doch wurden diese I I I viri, wie Groag (AEM X IX [1896] 145 f.) erwiesen hat, nur in der Zeit von Ves- pasian bis Alexander Severus den Patriziern ent­nommen, nicht aber schon in augusteischer Zeit; unter den republkanischen patrizischen Geschlechtern (vgl. Mommsen a. 0 . 122 f.) scheint jedenfalls die gens Aelia nicht auf.

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comes Traians und vielleicht auch Hadrians war, C. Iulius Proculus 16, curator ab actis senatus, P. Coelius Balbinus Vibullius Pius 17, den Hadrian zum Patrizier kreierte, M. Didius Iulianus 22, der vermutlich ebenfalls curator ab actis senatus war 738), C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23, C. Iulius Alexianus 29, der wahrscheinlich Cara­calla blutsverwandte comes imperatoris, Cassius Dio Cocceianus 30, der Caracalla als comes nach Niko- medien begleitete und unter Alexander Severus ein zweites Konsulat bekleidete, und C. Flavius Valerius Constantius 38, der Günstling des Kaisers Carus. Auf den Kaiserthron selbst gelangten — wenn wir von der Kaiserproklamation des Sep­timius 35 absehen — M. Didius Iulianus 22 und der unter dem Namen Constantius Chlorus bekannte C. Flavius Valerius Constantius 38.

Nun einiges über die Heimat der Statthalter von Dalmatien. Um ein vollständiges Bild geben zu können, reicht leider die Zahl der Statthalter, deren Herkunft wir kennen, nicht aus. Der Zu­sammensetzung des Senates entsprechend waren die Statthalter des ersten Jahrhunderts durchwegs Stadtrömer oder Italiker. P. Cornelius Dolabella 3, L. Volusius Saturninus 4, L. Arruntius Camillus Scribonianus 5, L. Salvius Otho 6, L. Calpumius Piso 7 stammten sicher aus Rom, des C. Ummidius Durmius Quadratus 8 Heimat war Casinum, die des L. Funisulanus Vettonianus 13 Forum Popili, aus Arretium stammte C. Cilnius Proculus 15. Seit Trajan nahm das provinziale Element im Senat immer mehr zu. Der erste uns bekannte Provinziale als Statthalter von Dalmatien war P. Coelius Bal­binus Vibullius Pius 17, er stammte aus der Baetica; aus derselben Provinz kommt M. Cutius Priscus 18; M. Didius Iulianus 22 ist aus Mediolanum 739). C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 23 kommt sicher aus Thuburbo maius, womit aber nicht feststeht, daß er Afrikaner war 74°), M. Cassius Apronianus 27

738) yg] Mommsen, St. R . I I 3 901 f. Anm. 7; Groag, P IR 2 I I I 17 .

73#) Epit. de Caes. 19, 1 ; D io-Xiph. L X X I I I 1 1 , 2.74°) Angehörige der gens V ettia sind wohl in Thu­

burbo maius ansässig, doch gehören diese der tribus Quirina an (Ann. ep. 1939 n. 8 1); die tribus Voltinia, die C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes als die seine angibt, wissen wir nur in Italien, der Gallia Narbo- nensis und Macedonia vertreten (vgl. Kubitschek, imp. Rom. trib. discr. 272), er dürfte also durch Adop-

und Cassius Dio Cocceianus 30 stammten aus Ni- caea in Bithynien, C. Iulius Alexianus 29 war Syrer, die Heimatstadt des L. Domitius Gallicanus Papi­nianus 31 dürfte Karthago gewesen sein. Der einzige Statthalter, der nachweisbar aus dem illyrischen Raum kam, ist C. Flavius Valerius Constantius 38. Von den zwanzig Statthaltern, deren Heimat uns bekannt ist, sind zwöf Italiker, zwei kommen aus Spanien, zwei aus Bithynien, zwei aus Afrika und je einer aus Illyricum und Syrien. M. Didius Iulianus 22 war der letzte Legat, der nachweisbar aus Italien stammte; nach ihm finden wir — soweit wir über die Herkunft Be­scheidwissen —fast .nur mehr Männer aus den afri­kanischen und orientalischen Provinzen.

Die siebenundvierzig festgestellten Statthalter der römischen Provinz Dalmatien sind uns durch antike Autoren oder Inschriften oder beide Quellen­gattungen überliefert. Nur durch literarische Quel­len sind sechs Legaten bezeugt: sie gehören — ab­gesehen von Cassius Dio Cocceianus 30 und dessen Vater M. Cassius Apronianus 27, für deren Statt­halterschaft die einzige Quelle das Geschichtswerk des Erstgenannten ist, und dem durch die Epitome de Caesaribus bezeugten Septimius 35 — dem ersten Jahrhundert an (C. Vibius Postumus 1, L. Aelius Lamia 2, L. Salvius Otho 6). Aus literari­schen und epigraphischen Quellen kennen wir fünf Männer; auch ihre Legationen fallen — ausgenom­men die beiden späteren Kaiser M. Didius Iulianus22 und C. Flavius Valerius Constantius 38 — ins erste Jahrhundert (P. Cornelius Dolabella 3, L. Arruntius Camillus Scribonianus 5, M. Pompeius Silvanus 12). Alle übrigen (die Anonymi eingerech­net) — sechsunddreißig an der Zahl — nennen aus­schließlich epigraphische Quellen, und zwar sind einundzwanzig^ durch in der Provinz Dalmatien selbst gefundene, zwölf durch außerhalb der Provinz zum Vorschein gekommene Inschriften und drei durch epigraphische Denkmäler beider Gruppen bezeugt. Zu den literarischen Quellen ist zu sagen, daß sich insgesamt achtzehn Autorenstellen mit dalmatinischen Statthaltern befassen, davon ent­fallen auf Cassius Dio fünf, Velleius Paterculus drei, Tacitus, Sueton und die Scriptores historiae Augu- stae je zwei, je eine auf Florus, Orosius, den

tion in die gens V ettia erst später gelangt sein; vgl. Lambrechts I 1 3 4 n. 788; Reidinger S . 90.

10*75

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Verfasser der Epitome de Caesaribus und den Anonymus Valesianus. Das inschriftliche Ma­terial liefert für unsere Zwecke siebenundsiebzig Zeugnisse; einunddreißig führen die dalmatinische Statthalterschaft der betreffenden Legaten inner­halb ihres cursus honorum an, sechsundvierzig er­wähnen Persönlichkeiten lediglich in der Stellung eines Statthalters von Dalmatien. Bei dieser zweiten Gruppe handelt es sich mit Ausnahme des Militär­diploms Sp. 48, 2 um Inschriften, die von Grenz­regulierungen, Straßen- und anderen Bauten be­richten, die unter den Statthaltern durchgeführt wurden.

Durch einen günstigen Stand der Über­lieferung — bis zu zehn Zeugnissen haben wir von manchen Statthaltern (P. Cornelius Dolabella 3, L . Volusius Saturninus 4) — sind wir in der Lage, die Statthalterlisten bis zum Jahre 70 n. Chr. fast lückenlos zu erstellen, nur zwischen P. Cornelius Dolabella 3 und L. Volusius Saturninus 4 klafft eine Lücke, in der mindestens zwei Legaten fehlen dürften. Bezüglich der Dauer der Statthalterschaft läßt sich in dieser Zeit keinerlei Regelmäßigkeit feststellen, sie schwankt zwischen einem (L. Salvius Otho 6) bis zu sieben Jahren (P. Cornelius Dola­

bella 3). In der Folgezeit beginnen die Quellen spär­licher zu werden, die Fasten weisen größere Lücken auf. Eine durchschnittlich zwei- bis dreijährige Dauer der Statthalterschaft scheint sich um die Wendevomerstenzum zweiten Jahrhundert ausge­bildet und gehalten zu haben. Die vermutlich lang- jährige Statthalterschaft des M. Cutius Priscus 18 in der Regierungszeit des Antoninus Pius ist eine Ausnahme.

Von den Markomannenkriegen an liegt für gut eineinhalb Jahrzehnte die Liste der Statthalter lückenlos vor, die zweijährige Legation ist jetzt zur Regel geworden. Seit der Mitte der achtziger Jahre des zweiten Jahrhunderts leiden die Fasten wieder unter der Ungunst der Überlieferung, die zirka zwei­jährige Dauer der Statthalterschaft dürfte beibe­halten worden sein; vgl. Castus Dio Cocceianus 30. Seit dem Beginn der vierziger Jahre des dritten Jahrhunderts scheinen sich die Senatoren ritter­licher Herkunft zu häufen (Iulius Honoratus 32, Aelius Florianus 34), bis schließlich seit Gallien nur mehr ritterliche Statthalter in Dalmatien nach­weisbar sind. In den letzten Jahren vor Diokletian reihen sich die Statthalter wieder geschlossen an­einander.

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C H R O N O L O G I S C H E Ü B E R S I C H T

i. C. Vibius Postumus 9—12 n. Chr.

Chronologie Liebenams 9 n. Chr.

2. L. Aelius Lamia 12 —14 (?)3. P. Cornelius Dolabella 14 —20 14 —18/194. L. Volusius Saturninus 34—4o(?) zw. 37 u. 415. L. Arruntius Camillus Scribonianus 4° (?) —42 bis 426. L. Salvius Otho 42—437. L. Calpumius Piso 43 ff-8. C. Ummidius Durmius Quadratus ca. 46—50 44*v9. P. Anteius Rufus 50—54 (?) 51/52

10. C. Calpetanus Rantius Sedatus zw. 54 u. 631 1 . A. Ducenius Geminus ca. 63—67 unter Nero12. M. Pompeius Silvanus 67—70 69/7013 . L. Funisulanus Vettonianus ca. 80—83 unter Domitian14. Q. Pomponius Rufus ca. 92— 94 (?) 9315 . C. Cilnius Proculus zw. 96 u. 9916. C. Iulius Proculus ca. 1 1 2 —11417. P. Coelius Balbinus Vibullius Pius ca. 138 —14018. M. Cutius Priscus Messius Rusticus Aemilius Papus

Arrius Proculus Iulius Celsus 14 1 (?)—147 14719. Sex. Aemilius Equester zw. 147 u. 16 120. L. Vitrasius Flamininus 1 7 1 —17321. Pollenius Auspex 174—17522. M. Didius Iulianus 176—177 um 17023. C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes 178—17924. L. (?) Aurelius Gallus (?) 17925. Scapula Tertullus 179—18 1 (?) unter Marc Aurel26. L. Iunius Rufinus Proculianus 182 (?)—184 18427. M. Cassius Apronianus 185 ff. .28. Fulvius Maximus Wende vom 2. zum 3. Jh .,

vielleicht 208 f. unbestimmt29. C. Iulius Alexianus 217 und ev, ff.30. Cassius Dio Cocceianus 224—226 22631. L. Domitius Gallicanus Papinianus 239 ff- 3. Jhdt.32. Iulius (?) Honoratus um 24133. Claudius Herennianus um 247 24 734. Aelius Florianus um die Jahre 2 5 1—25335. Septimius 271 u. ev. schon etwas vorher36. Aurelius Marcianus um 27737. M. Aurelius Tiberianus um 280

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38. C. Flavius Valerius Constantius Nicht identifizierbar:3g. Blaesus40............nus41. Anonym42. Anonym

43. Anonym

44. Anonym

45. Anonym46. Anonym47. Anonym

zw. 281 u. 283/84

vielleicht im x. Jhdt. zw. 276 u. 284 zw. 20 u. 70 n. Chr.Zeit einer Samtherrschaft vor Gallien2. Jh . oder 1. Hälfte des 3- Jhs.1. Hälfte des 3. Jhs., wahr­scheinlich innerhalb der ersten 2 Jahrzehnte unbestimmt (vor Gallien) unbestimmt (vor Gallien) unbestimmt (vor Gallien)

v

282—284

unbestimmt

unbestimmt

unbestimmtunbestimmt

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I N D E X

1. P E R S O N E N R E G I S T E R

M.’ Acilius Aviola 46Aelius Florianus 34 132 136L. Aelius Lamia 2 16 111 123 125ff.

128 131 f. 134L. Aelius Seianus 17 111 Sex. Aemilius Equester 19 M. Aemilius Lepidus 2f.L. Anicius Paetinas 16 L. Annius Bassus 44 L. Annius Italicus Honoratus 99 L. Annius Vinicianus 23 Anonymi

41 132 13442 127 131 f. 13443 125 129ff.44 128f. 131 f. 13445 132 13446 132 13447 120 132 134

P. Anteius Rufus 9 29 34 38 f. 59 124 126f.

Q. Antistius Adventus 65 68 88 Apollonius Foebadius 113 L. Ammtius Camillus Scribonianus 5

20 26 28f. 59 123f. 131ff. 134 C. Ateius Capito 7 L. Attidius Comelianus 61 Aufidius 78 M. Aurelius . . . 90 L. Aurelius Gallus 24 81 M. Aurelius Iulianus Sabinus 110 M. Aurelius Iulius 113 Aurelius Marcianus 36 107 114 117 M. Aurelius Tiberianus 37 114 Avidius Cassius 76f. 130 L. Baebius Tullus 50 Ballista 103 Blaesus 39M. Caecilius Africanus 62 P. Caelius Optatus 88 L. Caesennius Paetus 46 f.C. Calpetanus Rantius Sedatus 10

129

C. Calpurnius Piso 29 ff.Cn. Calpurnius Piso 15 30 L. Calpurnius Piso 7 20 30 38 123

125 ff. 128 132f.T. Calpurnius Siculus 30 P. Calvisius Ruso Iulius Frontinus 47 M. Cassius Apronianus 27 124 128f.

131 133 f.Cassius Dio Cocceianus 30 125ff. 128

133f. 136C. Cilnius Proculus 15 123f. 126ff. 130

132f.Claudius Demetrius 91 M. Claudius Fronto 65 ff.Claudius Herennianus 33 101 L. Clodius Macer 49 P. Coelius Balbinus Vibullius Pius 17

61 123 f. 132f.Q. Corellius Rufus 46P. Cornelius Dolabella 3 20 41 114f.

123 f. 126ff. 130ff. 133 ff.Cn. Cornelius Lentulus (augur) 10 L. Cornelius Sulla 1 M. Cutius Priscus Messius Rusticus

Aemilius Papus Arrius Proculus Iulius Celsus 18 125 129ff. 133 136

Decebalus 47M. Didius Severus Iulianus 22 123f.

126 ff. 129ff. 133 f.Cn. Domitius Ahenobarbus 22 25 L. Domitius Gallicanus Papinianus 31

98 123 125 ff. 129 134 A. Ducenius Geminus 11 38 43 118

125 ff. 128f. 131 Flavius Iulius Rufinus Sarmentius 113 Flavius Latronianus 69 Flavius Sabinus 42 C. Flavius Valerius Constantius 38

133f.Fonteius Capito 49 Fulvius Maximus 28 124 126f. 129 131 L. Funisulanus Vettonianus 13 123 f.

126f. 129f. 131 133

M. Gavius Squilla Gallicanus 96 Geminius Marcianus 87 L. Herennius Saturninus 54 C. Iulius Alexianus 29 123ff. 129ff.

132ff.C. Iulius Caesar 78 C. Iulius Dionysius Honoratus 99 Iulius Honoratus 32 132 136 Iulius Honoratus 99 C. Iulius Proculus 16 64 123 125 128

130ff. 133 P. Iulius Scapula Tertullus Priscus 80 f. Q. Iunius Blaesus 11 13 17 111 Iunius Blaesus l l l f .L. Iunius Rufinus Proculianus 26 C. Iunius Silanus 13 Leo 115Q. Lollius Urbicus 61Macrinius Avitus Catonius Vindex 68Marbod 15P. Memmius Regulus 40 P. Mummius Sisenna Rutilianus 61 C. Oppius Sabinus 47 Pedius Blaesus 112 A.-Plautius 27f.Ti. PolleniHS Armenius Peregrinus 69 ff. Pollenius Auspex der Ältere 21 124

126 ff. 131 Pollenius Auspex der Jüngere 69 f. Pollenius Sebennus 71 Pollenia Honorata 69 Cn. Pompeius Magnus 22 Sex. Pompeius 22M. Pompeius Silvanus 12 42 115 123

125 ff. 128 131 134 Pompeia 22C. Pomponius Rufus 50 Q. Pomponius Rufus 14 112 122 127 ff.

130f.C. Popilius Carus 61 Ragonius Clarus 102 f.Regalianus 104Rutilius Pudens Crispinus 77

79

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143 i44

P. Sallustius Blaesus 112Salvius Iulianus 62L. Salvius Otho 6 28ff. 31 38 123 125ff.

128 132ff. 135 Q. Sanquinius Maximus 21 Sauromates IV. 108 f.Scapula Tertullus 25 80 83 Scribonia 22M. Sedatius Severianus 61 Septimius 35 133 f.Servilius Fabianus 87 M. Servilius Fabianus Maximus 66

P. Silius 19P. Statilius Maximus 61 Tacfarinas 17 111 130 Tampius Flavianus 44 Trebellius Pollio 103 M. Tullius Cicero 13 Tullia 13C. Ummidius Durmius Quadratus 8

31 36 38 124 126ff. 129 131 133D.(?) Valerius Asiaticus 23 M. Valerius Messalinus 2

Valerius Valens 80 Velleius Blaesus 112 C. Vettius Sabinianus Iulius Hospes

23 80f. 123 125ff. 128ff. 131 ff.C. Vibius Postumus 1 2 16 118 123

125 ff. 128 130 f. 134 M. Vipstanus Gallus 37 L. Vitrasius Flamininus, cos. 122, 63 68 L. Vitrasius Flamininus 20 126 f. 130 Volaginius 24L. Volusius Saturninus 4 22 31 112

118 123 125 ff. 128 131 133 135

2. G E O G R A P H I S C H E S R E G I S T E R

Achaia 40 91 129 Adria 3 Aegypten 105 Aemilia 46 75 129 Aenona 20Africa 9ff. 17 25 f. 30 40 43 45 47 49f.

63 71 77 93ff. 101 111 123 125ff.130 134

Alveria 44 Andautonia 45 Andetrium 15 Ansium 41 Antium 55 ff.Apulien 27 Apulum 82 Aquileia 65 Armenien Arretium 53 133 Arsia (Raäa) 3 f.Asia 8 19 40 42 75 93 118 125ff. 129f. Asseria 42 Athen 65

Baetica 60 133 Bathinus 2 15 Belgica 72f. 128Bithynia-Pontus 84 93f. 126f. 134 Britannien 27f. 60f.Bumistae 81 Bumum 36

Campanien 16 Cappadocia 61 Carnuntum 76 131 Carthago 96 134 Casinum 32 133 Cilicia 84f. 128 Colapis (Kulpa) 3 86 Corinium (Karin) 15 20 41

Cremona 44 Creta 112 Cyclades 75 129 Cyprus 32 129

Dacia Apulensis 66 Dacia superior 75Daciae tres 65 67 73 75 77f. 126f.

129ff.Daesitiaten 15 Delminium 83 Deva 60Drilon (Alban. Drin) 3

Emesa 91 Etruria 75 129

Flaminia (via) 71 129 Forum Popili 45f. 133

Gallia cisalpina 1 76 130 Gallia Lugdunensis 56f. 76 128 130 Gallia Narbonensis 49 76 130 133 Gardun 20 62 83Germania inferior 21 49 73f. 85ff. 88

96 126f. 131 Germania superior 61 ^3 87

Hippius 83Hispania citerior 49 ff. 86 96 126 ff.

129f.

Iapuden 4 86 ff. ■Iazygen 73Illyricum lf. 9 f. 15 25 f. 32 f. 86 108

121 134 Illyrien 3 106 131 134 Issa 24Istrien 3 f. 86 110 Italica 58

Lacinienses 81 Lamatfs( ?) 23 Leptis magna 49 Libumer 4 81 86 Liguria 75 129 Lissus (Leä) 3 Lusitania 32f. 128 Lycia-Pamphylia 84 f. 129

Macedonia 1 3 40 83 117 129 133Margus (Morawa) 3Mediolanum 133Mesopotamia 105Moesia (ungeteilt) 3 40 47Moesia inferior 50 70 73 75 99 115f.

127 129 131 Moesia superior 3 47 52ff. 61 63ff.

66ff. 73 115f. 126f. 129 131 Mogontiacum 59

Nareste 20 31 Narona 4 41 83 107 119

conventus Naronitanus 4 15 Neapolis 125Nedinum (Nadin) 15 20 41 Nicaea 84 93 134 Nicomedia 93 133 Novae 83

Olbonenses 81 Onastini 20 Ostia 90

Pannonia (ungeteilt) 2f. 5 lOf. 13 16 28 32f. 37 47f. 86 111 122 129 131

Pannonia inferior 3 61 73 76 117 128 130f.

Pannonia superior 3 73 76ff. 86ff. 93f. 117 126 f. 129 ff.

8o

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145 146

Pergamon 93 125 Picenum 86 129 Pituntium 20 31 Praevalitana (Praevalis) 6 Puteoli 77 125

Riditae 83Salonae 4 6 14ff. 23 25 34 58 65 80

87 120conventus Saionitanus 4 20 31

Salvia 109 Sapua 23 Sarmaten 76 Sarmizegetusa 65

Savus (Save) 3 Scardona 4 81 83

conventus Scardonitanus 4 81 Scardus 3 Scodra 6 Senia 97 Servitium 14 23 Sicilia 86 129 Sidrona 42 Singidunum 3 Sirmium 3 Smyrna 93 125 Stridon 109 Stulpini 81

Sufetula 117Syria 11 30 34 36 61 126f. 134

Tarraco 49 96 Thuburbo maius 77 f. 133 Tilurius (Fluß) 83 Titius (Fluß) 4 Transpadana 56 63 f. 126 130 Trikomia 118 Trocnades 118

Ulcirus mons 15

Venetia 86 110 Vina 95 f.

II 81