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Grundsatz: Adventlich leben, von Bischof Overbeck, Essen Advents- und Weihnachtsgruß von Generalvikar Wakenhut Zum 50. Todestag des ersten Militärbischofs Kardinal Wendel Advent unter den Soldaten

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Grundsatz: Adventlich leben, von Bischof Overbeck, Essen

Advents- und Weihnachtsgruß von Generalvikar Wakenhut

Zum 50. Todestag des ersten Militärbischofs Kardinal Wendel

Advent unter den Soldaten

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

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Darauf einzustellen hat

sich die Militärseelsorge

auf jeden Fall.

... was ich mir für Sie notiert habe.

Mit Blick auf die Zukunft deutscher Streitkräfte und der Solda-tinnen und Soldaten neigt sich ein ungemein ereignisreiches Jahr dem Ende. Zuvor jedoch ist Gelegenheit, die zurücklie-genden Monate des Jahres 2010 Revue passieren zu lassen.Dabei kommt man nicht umhin, den Rücktritt des Bundes-präsidenten Horst Köhler zu erwähnen, welchen er am 31. Mai – ohne Vorwarnung – nach seinem Besuch bei den deut-schen Soldatinnen und Soldaten im ISAF-Kontingent u. a. wie folgt begrün-dete: „Meine Äußerungen zu Ausland-seinsätzen der Bundeswehr sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für die Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten.“ Köhler ist der erste Bundespräsident, der sein Amt vor Ablauf der normalen Amtszeit verließ. Weiter in Erinnerung gerufen werden dürfen einige Stationen, die Auskunft darüber geben, wohin es mit der Bundeswehr gehen wird, welche Wehrform sich abzeichnet und wie es sich insgesamt entwickeln könnte. Zu diesen Stationen zählt zuvorderst die Grundsatzrede des Bundesministers der Ver-teidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, anlässlich des Besuches der Führungsakademie der Bundeswehr und der Kommandeurtagung der Streitkräftebasis am 26. Mai 2010 in Hamburg. Ein mit Bedacht gewählter Ort. Die Grund-satzrede hatte es in sich und wer glaubte, hier handele es sich lediglich um eine unverbindliche Absichtserklärung, der dürfte sich gründlich getäuscht haben. Verteidigungsminister zu Guttenberg informierte über die Grundzüge des Reformvorhabens „vom Einsatz her denken“, nannte die Orte und die Zeiten. Und wörtlich erklärte zu Gut-tenberg: „Deshalb habe ich eine Kommission beauftragt, Vorschläge zu erarbeiten, wie Strukturen der Zukunft ausse-hen müssen, um eine Armee im Einsatz bestmöglich führen zu können. Auf Grundlage dieser Vorschläge werde ich im nächsten Jahr entscheiden. Nachdem sich selbst meine Ge-duld mit Arbeitsgruppen und Kommissionen in messbaren Grenzen hält, weil wir dazu eine gewisse Neigung im politi-schen Bereich haben, diese einzusetzen und am Ende des Tages sie mit großen Worten wieder zu verabschieden, aber nicht umzusetzen, soll jener Anspruch ein anderer sein und auch in eine entsprechende Umsetzung münden.“

Mit diesem Zeitpunkt waren sowohl für Soldatinnen und Sol-daten wie für interessierte Bürgerinnen und Bürger die po-litischen Absichten des Bundesministers der Verteidigung dokumentiert, transparent und in ihrer zeitlichen Reihenfolge nachvollziehbar. Von daher durfte niemand überrascht sein, als die berufene Kommission am 26. Oktober, fünf Monate nach der Grundsatzrede des Ministers an der Führungsaka-

demie, ihren Bericht dem Minister und mithin auch der Öffentlichkeit über-gab. Das öffentliche Interesse konzentrier-te sich auf die Frage, welche Empfeh-lung die Kommission für eine künftige Wehrform abgeben würde. Wer jedoch die Pressekonferenz von Bundeskanz-

lerin Angela Merkel am 21. Juni aufmerksam verfolgt hatte, konnte bereits erahnen, wohin es mit der allgemeinen Wehr-pfl icht in Deutschland gehen würde: Die Wehrpfl icht werde auf keinen Fall aus dem Grundgesetz gestrichen, betonte die Bundeskanzlerin vor der versammelten Hauptstadtpres-se. Und so kam es dann auch. Die Kommission empfi ehlt, „die Musterung und Einberufung der Wehrpfl ichtigen zum Grundwehrdienst auszusetzen, wobei die Wehrerfassung und Wehrüberwachung, die sich aus dem Wehrpfl ichtgesetz erge-ben, bestehen bleiben sollten.“ Der Mitte November zu Ende gegangene 23. Parteitag der Christlich Demokratischen Union (CDU) bekräftigte in einem Beschluss, dass „eine sicherheitspolitische Notwendigkeit für die allgemeine Wehrpfl icht nicht mehr gegeben ist.“ Die Christlich Soziale Union (CSU) stimmte dem bereits im Okto-ber anlässlich ihres Parteitages zu. Die Militärseelsorge wird sich auf die erkennbaren Verän-derungen einstellen. Welche konkreten Auswirkungen sie haben, wird erst im Laufe der Umsetzungsphasen deutlich werden. In diesem Zusammenhang darf jedoch darauf hinge-wiesen werden, dass die Freiheit des Glaubens und des Ge-wissens sowie die Freiheit des religiösen und weltanschauli-chen Bekenntnisses als Verfassungsnorm die Seelsorge als „Kirche unter Soldaten“ begründet. Daraus wiederum leiten sich die soldatenrechtlichen Grundlagen ab. Somit bestim-men Verfassung und Soldatengesetz den weiteren Weg – nicht das Wehrpfl ichtgesetz, dessen Aussetzung ansteht.

Josef König, Chefredakteur

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Inhalt

Schwerpunktthema: Advent unter den Soldaten

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Inhalt Dezember 2010

Aus der Militärseelsorge

11 Politikergespräch

11 Targeted Killing –

Legitimes Töten?

19 Was heißt Sterbehilfe?

22 Neuer Fernkurs

22 „Es wächst zusammen …?“

23 Thema „Tod“

im Lebenskundlichen Unterricht

23 Neue Mitarbeiter in Berlin

26 Wochenendseminare

Rubriken

12 Kolumne des Wehrbeauftragten:

Ein Licht anzünden

13 Lexikon der Ethik: Hoffnung

14 Reportage vor Ort: „Werte in einer sich verändernden Bundeswehr“

16 Reportage: Bildung ist mehr als Lehrstoffvermittlung

18 Auf ein Wort:

Advent bei den Soldaten

20 Glaube, Kirche, Leben

24 Porträt: Joseph Kardinal Wendel

28 Für Sie gehört

29 Medien

CHI RHO – Das Geheimnis Webtipp

30 Personalien

Verabschiedung von Militärdekan

Damian Slaczka

30 Impressum

31 Rätsel

Titel: © KMBA / Doreen Bierdel

Zum Thema: Weihnachten kommt immer so plötzlich …

Weihnachtsgruß von Generalvikar Prälat Walter Wakenhut

Grundsatz: Adventlich leben – Ankunft, Ankommen, von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

Interview mit BDKJ-Bundespräses Pfarrer Simon Rapp

Kommentar zur Sache

Freier Sonntag und sozialer Friede,

Albin Krämer, KAB-Bundespräses

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• Gott im Kommen

• Hallo, hier ist Nils!

• Weltkirchliches Engagement

in der Gegenwart

• Perfume Genius: „Learning“

• Kings of Leon:

„Come Around Sundown“

• Bryan Ferry: „Olympia“

Zum

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Etwas Besonderes braucht meistens eine gute Vorberei-tung. Auch wenn es tolle Erlebnisse und Ereignisse gibt,

die gerade dadurch schön und besonders werden, dass sie unerwartet kommen und wir uns spontan auf sie einlassen, so ist es in der Regel doch hilfreich, Erwartungen und Hoff-nungen zu haben.Dazu gehört auch Geduld – oder mehr noch die Ungeduld. So ist es im Laufe der Zeit dazu gekommen, dass das Feiern der Geburt Jesu, die „Bescherung“ vom 25. Dezember auf

Weihnachten kommt immer so plötzlich …

den Vorabend, nämlich den Heiligen Abend oder auch schon auf den Nachmittag vorgezogen wurde. Und so wird heute der christliche Advent, die „Ankunftszeit“, die in der Kirche maximal vier Wochen umfasst, von der Geschäftswelt in den Spätsommer vorgezogen wird.Anders ist es bei der tiefer gehenden Bedeutung von Ad-vent – unserer Vorbereitung auf die persönliche Begegnung mit Christus in unserem Sterben und auf das Wiederkom-men Christi am Ende der Zeit: Die Gedanken daran schie-

ben wir lieber auf die lange Bank oder weit weg von uns. Aber sie können uns daran erinnern, dass die sogenannte „Vorweihnachtszeit“ nicht nur die Zeit des Einkaufens und Plätzchenbackens ist. Ähnlich wie im Frühjahr die Vorberei-tungszeit auf Ostern, soll auch sie als Bußzeit (liturgische Farbe jeweils vio-lett) und der ernsten Erwartung dienen.

Ernste, freudige und

geschäftige Erwartung

Tröstlich kann dabei ein Blick auf die allererste Adventszeit vor 2.000 Jahren für uns heutige Menschen sein, die immer wieder Hektik erfahren und das Gefühl: „O Schreck, schon in wenigen Tagen ist Weihnachten!“ Auch für Maria und Josef waren die Tage und Wochen vor der Geburt Jesu alles andere als „besinnlich“, sondern sicher von Vor-bereitungen, Aufbruch und vom Unter-wegssein geprägt.Gerade im Dezember beim Warten und im Sehnen nach Wärme und Licht (im wörtlichen wie übertragenen Sinn) liegt auch die Bedeutung der Kerzen und der ausufernden Beleuchtung begrün-det. Am schönsten wohl im Bild des Adventskranzes ausgedrückt: Er steht in seiner Kreisform einerseits für die Ewigkeit und andererseits mit der von einem Adventssonntag zum nächsten wachsenden Helligkeit dafür, dass es – langsam – heller wird, je näher wir Gott in Christus kommen. Jörg Volpers

Auch in diesem Jahr bieten wieder verschiedene Bistümer und Organisationen den Besuchern

ihrer Website als Vorbereitung auf Weihnachten digitale Adventskalender an.

Zum Beispiel: www.erzbistumberlin.de

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ßWeihnachtsgruß von Generalvikar

Apostolischer Protonotar Walter Wakenhut,

Leiter der Katholischen Militärseelsorge

Europa müsse sich wieder Gott öff-nen, müsse ohne Angst heraustre-

ten hin zur Begegnung mit Gott und müsse mit Gottes Gnade für die Wür-de des Menschen arbeiten. So predig-te Papst Benedikt XVI. in Santiago de Compostela. Was da der Papst im fer-nen Spanien fordert, ist durchaus für uns bestimmt. Unsere Welt ist keine geschlossene christliche Welt. Viele unserer Zeitgenossen glauben nicht mehr an Gott. Unsere Kirchen spielen in unserer Gesellschaft eine immer ge-ringere Rolle. Wo ist da noch Platz für den Gott, dessen Menschwerdung wir an Weihnachten feiern?

Der Evangelist Johannes schreibt im Prolog zu seinem Evangelium: Und das

Wort ist Fleisch geworden und hat unter

uns gewohnt, und wir haben seine Herr-

lichkeit gesehen, die Herrlichkeit des

einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade

und Wahrheit.

Und im Philipperbrief des Apostels Pau-lus können wir lesen: Seid untereinan-

der so gesinnt, wie es dem Leben in

Christus Jesus entspricht:

Er war Gott gleich, hielt aber nicht

daran fest, wie Gott zu sein, sondern

er entäußerte sich und wurde wie ein

Sklave und den Menschen gleich. Sein

Leben war das eines Menschen; er er-

niedrigte sich und war gehorsam bis

zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum

hat ihn Gott über alle erhöht und ihm

den Namen verliehen, der größer ist als

alle Namen, damit alle im Himmel, auf

der Erde und unter der Erde ihre Knie

beugen vor dem Namen Jesu und jeder

Mund bekennt: „Jesus Christus ist der

Herr“ – zur Ehre Gottes, des Vaters.

Die Menschwerdung vollzieht sich nicht im luftleeren Raum; sie ist geerdet, sie vollzieht sich mitten unter den Men-schen.Die beiden neutestamentlichen Texte sprechen von diesem Geschehen ohne den Glanz der Weihnacht, ohne Gloria und Halleluja.

Unser Gott ist ein Gott der Menschen, diese Botschaft zieht sich durch die ganze Heilige Schrift, angefangen vom Schöpfungsbericht bis zur Offenbarung des Johannes. Am Anfang hat Gott al-les gut gemacht und er will, dass am Ende wieder alles gut ist. Unsere Auf-gabe ist es, an dieser guten Welt mit-zuarbeiten. Jesus hat uns den Weg gewiesen, uns eingeladen mit ihm zu gehen und möglichst viele auf diesem Weg mitzunehmen. Wenden wir uns also diesen vielen zu.

Erzbischof Dr. Zollitsch hat in seinem Eröffnungsreferat bei der Herbstvoll-versammlung der Deutschen Bischöfe einen Dialog- und Gesprächsprozess mit der Welt und den Menschen gefor-dert. Nicht die Welt kommt zur Kirche, sondern die Kirche muss in der Welt ankommen. Wir können und dürfen als Christen nicht für uns sein, wir müssen – so wie Gott in der Menschwerdung – in die Welt zu den Menschen gehen.In der sehr anschaulichen Geschichte von der Geburt Jesu im Stall von Betle-hem wird das mehr als deutlich. Jesus wird nicht in einem Palast, nicht in den Machtzentralen der damaligen Welt ge-boren, sondern in einer römischen Pro-vinz am Rande der damals bekannten Welt. Er ist nicht das Kind mächtiger

und reicher Eltern, sondern das eines einfachen Handwerkers. Er hätte sich fürwahr einen besseren Platz aussu-chen können, tat es aber nicht.So kann unser Platz in diesem zu Ende gehenden Jahr 2010 mit seinen vielen guten und weniger guten Erlebnissen und Erfahrungen auch nur hier, auf die-ser Erde, unter diesen Menschen sein. Hier gilt es sich zu bewähren, hier gilt es zu handeln, hier gilt es den Platz für Gott zu bereiten. Das beginnt im eige-nen Herzen, • wenn ich nicht nur an mich denke, • wenn der andere neben mir für mich bedeutsam wird, • wenn ich weiß, dass die Schöpfung nicht nur für mich und meine Genera-tion da ist, sondern für noch viele wei-tere,• wenn mir das Weltgemeinwohl weit-aus mehr bedeutet als der kleine oder große Vorteil für mich und meine Inte-ressen,• vor allem aber wenn mir aufgeht, dass es nicht nur um schöne Gedan-ken geht, sondern wirklich um das rechte Wort zur rechten Zeit und um die helfende Tat. Gott soll in Europa wieder einen Platz fi nden. Diesen hat er zuerst in meinem Herzen. Und wenn er den hat, können wir davon auch mit der Welt und den Menschen reden. Diese werden uns glauben, wo immer sie entdecken: Der oder die weiß, wovon er oder sie redet. Der gute Gott hat ihn, hat sie ergriffen und hat sein, hat ihr Leben verändert. Das gilt bei mir zu Hause, in der Kaser-ne, in Afghanistan und überall auf der Welt.Dass das Wirklichkeit wird, ist mein Wunsch an diesem Weihnachten 2010 für Sie alle, besonders aber auch für die Soldatinnen und Soldaten im Ein-satz sowie ihre Familien und Angehöri-gen in der Heimat.

Gru

ndsatz

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von Dr. Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen

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Der Advent Israels

So wie es gelaufen ist, kann es nicht weitergehen. Israel, ausgerechnet Is-rael, immerhin Gottes Volk, das aus-erwählte Volk, musste dies gesche-hen: eine Geschichte, die für das Volk Israel wenig Glück und wenig Erfolg ausgewählt hat. Stattdessen Nacken-schläge aller Art: innere Zwietracht bis zur Teilung des Landes, Niederlagen gegen feindliche Nachbarstaaten, die Eroberung Jerusalems, gar die Zerstö-rung des Hauses Gottes. Selbst das Bitterste blieb Israel nicht erspart. Got-tes Volk wandte sich von Gott ab und lief den Götzen nach. Mit allen Konse-quenzen: Für Gottes Gerechtigkeit hat-ten die Mächtigen und Einfl ussreichen nicht einmal ein Achselzucken übrig, sie lachten darüber und plünderten die Wehrlosen aus.Für die Frommen war es nicht mehr auszuhalten. Ihre letzte Zufl ucht war das Wort Gottes aus dem Mund der Propheten: So wie es ist, wird es nicht bleiben. Denn der Gesalbte Gottes, der Messias, der Retter wird kommen. Sein Kommen wird der Advent eines neuen Israel sein. Sehnt euch seinem Advent, dem Advent des Messias, entgegen!

Der Advent des Johannes

Da stellt sich – Jahrhunderte später – einer in die Reihe der Propheten. Für Aufruhr sorgt er. Ohne Wenn und Aber, ohne diplomatisches Abwägen, was „man“ besser nicht sagt, um bei niemandem anzuecken, stellt er sich in den Dienst des Wortes Gottes. Des-halb treibt es ihn hinaus, zieht es ihn in die Stille der Wüste, wo kein Getrie-be des Alltagsbetriebs Gottes stille Stimme überdröhnt. Einige in Jerusa-lem, dem Sitz der Macht, hat Johan-nes aufgewühlt. Sie laufen ihm nach. „Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die fein geklei-det sind, fi ndet man in den Palästen der Könige.“ (Mt 11,7–8)Johannes, kein Schilfrohr und kein Höf-ling, verabreicht seinen Zuhörern raue Kost: Er nennt sie, so das Evangeliumam zweiten Adventssonntag, eine „Schlangenbrut“. Er verlangt von ihnen die Kehrtwende, die Abkehr von der Ab-kehr von Gott. Denn das Reich Gottes ist nahe.

Der Advent Gottes in Jesus Christus

Das Unfassbare, angekündigt durch die Propheten und Johannes, geschieht: Die Jungfrau wird einen Sohn gebären. Der Himmel öffnet sich. In die Erde bricht der Himmel ein. Denn Gott wird Mensch. Es gibt eine Zukunft. Nicht die „Zukunft“ der Prognosen der Trend-forscher. Nicht die „Zukunft“ als Ver-längerung des Hier und Heute. Keine „Zukunft“, die wir produzieren. Statt-dessen eine Zukunft im wahren Sinne des Wortes: der, der auf uns zukommt, Gott selbst, in Jesus, seinem Christus, seinem Gesalbten, unserem Heiland.

Der Advent des Reiches Gottes

Es ist schon da, wenn auch noch unscheinbar wie ein Senfkorn, dem man nicht ansieht, was daraus wach-sen wird. In der Synagoge seiner Hei-matstadt Nazaret greift Jesus zur Heiligen Schrift und verkündet, was „Reich Gottes“ meint: „Der Geist … hat mich gesandt, damit ich den Ar-men eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung ver-künde und den Blinden das Augenlicht;damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze.“(Lk 4,18)Was Jesus begonnen hat, führen in seinerNachfolge Christen in aller Welt fort. Sieverkünden das Evangelium in Wort undTat: im Wort Gottes und in der Tat derNächstenliebe. Zum Beispiel in Latein-amerika: Wenn Männer und Frauen aus der Kraft des Glaubens den Notleiden-

den beistehen, im weiten Amazonas-gebiet für Wort-Gottes-Feiern Sorge

tragen, in unwirtlichen Favelas für Orte der

Versammlung und desGottesdienstes sorgen,

Jugendlichen helfen,ihre Drogensucht

zu bekämpfen!

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Gru

ndsatz

Advent und Adveniat

Die Christen in Lateinamerika und der Karibik leben aus der Kraft ihres Gott-vertrauens. Für den Advent des Rei-ches Gottes geben sie ihr Bestes, ihre Kraft, ihren Glauben, ihre Lebensfreu-de. Daran sind sie überreich. Nur wenn es um die Gelder geht, die für die Ver-wirklichung der Pastoralpläne der Diö-zesen und Gemeinden nötig sind, wird es oft knapp. Doch oft gibt es Hilfe. Denn dafür gibt es Adveniat. Adveniat wurde 1961 auf Initiative des damali-gen Essener Bischofs (und späteren Militärbischofs und Kardinals) Franz Hengsbach gegründet, um die Projekte der Kirche im „Kontinent der Hoffnung“ zu unterstützen. Die Kollekte in den Gottesdiensten am Heiligabend und an Weihnachten in allen Kirchen in Deutschland ist seither für unsere Schwesterkirchen bestimmt. Die Katholiken unseres Lan-des geben großherzig. Immer wieder, so berichten die Länderreferenten von Adveniat, sind die Projektpartner fas-sungslos, „wie das denn sein kann, dass Menschen jenseits des Ozeans, Menschen, die uns gar nicht kennen, uns so viel Gutes tun“. Und sie fügen hinzu: „Wie können wir unseren Wohl-tätern nur danken?! Sie müssen es für uns tun und in unserem Namen dan-ken, wenn Sie wieder in Deutschland sind!“ Ihnen gegenüber, den Lesern des „Kompass“, kann ich ihren Dank nun ausrichten.

Der Advent der Vollendung

Was auf uns Christen zukommt, ist das Reich Gottes. Wer auf uns Christen zu-kommt, ist unser Heiland Jesus Chris-tus, der wiederkommen wird in Herrlich-keit. Wir harren auf seinen Advent der Vollendung. Die Gewissheit, dass Gott selbst alles vollenden wird, auch das Unvollkommene unserer Bemühungen, gibt uns den Mut zur „teologia da en-chada“, einer „Theologie der Hacke“, wie Dom Aldo di Cilli Pagotto SSS, Erzbi-schof von Paraíba (Brasilien), es einmal ausdrückte: Hier und heute ganz prak-tisch werden, die Hacke packen, Hand anlegen und der Aussaat des Reiches Gottes den Boden bereiten. Diese Ge-wissheit lässt uns adventlich leben.

Adventlich leben

Christen sind Menschen des Advents. Christlich zu leben bedeutet auch: ad-ventlich leben, nicht nur zur Advents-zeit. Sich nach Gott ausstrecken, der uns entgegenkommt. Der Wahlspruch des emeritierten Bischofs von Müns-ter, Reinhard Lettmann, trifft es: „Chris-to tuo venienti occurrentes – Deinem kommenden Christus entgegeneilen.“ Adventlich leben heißt: in Erwartung le-ben, warten – und warten können. „Mit Gott können wir nichts versäumen“, lehrt uns Meister Eckhart.Nun gilt Warten dem Zeitalter der Be-schleunigung für unmodern. „Jetzt und sofort“ heißt die Devise, hämmert die Werbung. Sie macht den Advent zum Weihnachtsgeschäft. Doch Advent ist nicht Weihnachten.Peinlich (d. h.: schmerzlich) genug, andiese Selbstverständlichkeit erinnernzu müssen, die im „Weihnachts“markt-getümmel weit vor Weihnachten, im Glühweindunst und Kaufhausgedudel

übertönt zu werden droht. „Advent heißt nicht Allkauf, sondern Ankunft. … Deshalb ist vor Weihnachten nicht das Besorgen wichtig, sondern das Ent-sorgen, das Freiwerden von der Sorge, uns selbst was Rechtes zukommen zu lassen. … Wir könnten vor Weihnach-ten versuchen, alles Mögliche zu besor-gen, uns mit allem Möglichen zu ver-sorgen. Aber alles Mögliche kann uns unmöglich retten.“ (Ulrich Lüke)Wie geht das, „adventlich zu leben“? Einige Hinweise, als Erinnerung. Denn diese Ratschläge sind keineswegs neu, sondern vielmehr gute, alte Erfahrun-gen. (Wir machen überhaupt zu wenig alte Erfahrungen. Wir stürzen uns lieber in neue. Dabei sind es gute, alte Erfah-rungen, die uns tragen.)• Im Beten Gott entgegengehen. Es kann ein Blatt im Terminkalender sein, in das ich meine Adventserfahrungen eintrage, um sie im Morgengebet oder im Abendgebet mit Gott zu teilen.• Die Stille aufsuchen, in einer Kirche (viele Kirchen halten im Advent die Tü-ren offen) oder anderswo. Vor dem Bild des Heilands verweilen: Ich schaue Gott an. Gott schaut mich an.• Sich die Advent-Fragen stellen, bes-ser noch, sich den Advent-Fragen stel-len: Wo will ich ankommen in meinem Leben? Und was kommt auf mich zu – heute, in den Wochen des Advents, in meinem Leben?• In der Haltung der Dankbarkeit le-ben, um Gott bei uns aufzunehmen. „Überhaupt sitze ich manchmal zurück-gelehnt mit geschlossenen Augen und denke an die Meinen. All mein Leben mit ihnen steht mir dann vor Augen. … Mein Gott, wie reich bin ich doch, und wie wenig weiß ich es an normalen Ta-gen.“ Das schrieb Helmuth James Graf von Moltke am 23. Januar 1944, vier Tage nach seiner Verhaftung, ein Jahr vor seiner Hinrichtung, in sein Tage-buch.Adventlich zu leben tut uns gut. Der Ad-vent hält eine Erinnerung wach: Unsere Zukunft ist die Ankunft Gottes bei uns. Unsere Zukunft ist die Ankunft unserer selbst bei Gott. Zusammenfassung >>

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Interview mit dem Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ),

Pfarrer Simon Rapp

Kompass: Advent bezeichnet die Jah-

reszeit, in der sich Christen auf die An-

kunft des Herrn vorbereiten. Zugleich

beginnt mit dem ersten Adventssonn-

tag das neue Kirchenjahr. Zunehmend

gerät der Advent in seiner christlichen

Bedeutung in den Hintergrund. In

jüngster Zeit gibt es Bestrebungen der

Kirchen in Deutschland, vier verkaufs-

offenen Adventssonntagen Einhalt zu

gebieten. Wie beurteilen Sie die Erfolgs-

aussichten? Sind restriktive Regelun-

gen wünschenswert, oder wäre es nicht

sinnvoller, an die Vernunft der Konsu-

menten zu appellieren?

Simon Rapp: Ich sehe, dass manche SchülerInnen, Studierende oder Teil-zeitarbeitende die Adventssonntageals willkommenes Zubrot verstehen. Dieser Hinzuverdienst ist zu Zeiten möglich, die sicher ungewöhnlich, aber doch überschaubar helfen, manchen Konsum zu ermöglichen, der ansonsten das Budget übersteigen würde. Auch Alleinstehende, Menschen, denen die Advents- und Weihnachtszeit emotional sehr schwer fällt, die mit ihrer Einsam-keit gerade am Sonntag ringen, werden solche Fluchtmöglichkeiten genießen.Gleichwohl ist es wichtig, dass wir uns als Kirchen gemeinsam für die eigentli-che Botschaft stark machen, die hinter unserem Anliegen steht. Wir brauchen einen Appell nach und eine Initiative für einen konsumfreien Sonntag, nach einem Tag, an dem Menschen spüren können, dass Leben mehr ist als Arbeit und Geldverdienen. Leben ist die ganz bewusste Pfl ege von Freundschaft und Beziehung. Von Null auf Hundert wird das am Heiligabend und an Weihnach-ten nicht möglich sein.Viele haben fast romantische Erinne-rungen aus ihrer Kindheit im Herzen. Da wäre es doch eine herrliche Möglich-

keit, gerade Kindern und Jugendlichen, gute Adventserfahrungen zu ermögli-chen, die sich außerhalb von Kaufhäu-sern und Läden, vielleicht sogar in der Natur, in einer Kirche, unter Menschen, im Füreinander-Zeit-Haben ereignen. Ichsehe also die Herausforderung und dieChance, mit einem Einsatz gegen ver-kaufsoffene Sonntage gerade jungen Menschen die provozierende Frage zustellen: Gehst du im Konsum auf? Kannst du dein Glück wirklich kaufen? Wenn wir da Anstöße liefern für einen kritischen Umgang mit Konsum, dann schaffen wir die Voraussetzungen mit den eigentlichen Botschaften von Ad-vent.

Kompass: Katholische Jugendverbän-

de, die sich im Bund der Deutschen Ka-

tholischen Jugend (BDKJ) als Dachver-

band zusammengeschlossen haben,

nutzen die Adventszeit, um in eigenen

Aktionen Zeichen zu setzen. Welche Er-

fahrungen aus dem Bereich der katholi-

schen Jugendarbeit liegen vor? Lassen

sich diese generalisieren?

Simon Rapp: Es gibt ganz viele Aktio-nen, die Jugendliche – inner- und au-ßerhalb der Verbände – in kirchlichen Gemeinden und Einrichtungen in die Gestaltung der Adventszeit einbringen: Vom lebendigen Adventskalender über Nikolausaktionen, Feiern am Luzia-Tag, bei Waldweihnachten, in Jugendgrup-pen oder in liturgischen Feiern. Auch die Vorbereitung der Sternsingeraktionund manches soziale Engagementin Krankenhäusern und Pfl egeheimen von Messdienern, Chören oder Bands möchte ich nicht vergessen. Solche Er-fahrungen sind weit über das Jugend-alter hinaus prägend, führen später zu Nachfragen: „Gibt es das bei euch noch?“

>> Zusammenfassung des Grund-

satzartikels von Seite 6-7

Autor:

Dr. Franz-Josef Overbeck ist seit 2009 Bischof des Bistums Essen, Vorsitzen-der der Unterkommission für Kontakte mit Lateinamerika und Präsident der Bischöfl ichen Aktion Adveniat. Am 4. Oktober 2010 wurde er durch Papst Benedikt XVI. in die Päpstliche Kom-mission für Lateinamerika berufen.

Zusammenfassung:

Advent ist nicht Weihnachten, son-dern heißt in Erwartung leben, warten – und warten können. Ausgehend vom Alten über das Neue Testament führt der Adveniat-Präsident durch die un-terschiedlichen Weisen des Advents, durch die verschiedenen „Ankünfte“ zum Ankommen im Heute – sowohl in Lateinamerika als auch hier. Er rätzum umfassenden „Adventlich-Leben“,nicht nur während der Adventszeit.

Adveniat

Es ist das Lateinamerika-Hilfswerk der deutschen Katholiken und das größte Lateinamerika-Hilfswerk Europas. Mit Zuschüssen von rund 40 Millionen € unterstützt Adveniat jährlich 3.200 Projekte der dortigen Kirche in ihrem Einsatz für die Armen und Ausge-schlossenen: u. a. die Ausbildung der engagierten Laien in den Gemeinden, der Ordensschwestern und künftiger Priester, den Bau von Kirchen, Gemein-dezentren und Bildungshäusern, die Flüchtlings- und die Gefangenenseel-sorge.

Literaturhinweise:

• Pierre Stutz / Hans Domenig: Vom Dunkel ins Licht. Texte und Bilder zur Advents- und Weihnachtszeit, Ka-tholisches Bibelwerk, 2004.• Rudolf Ammann: Es ist ein Ros‘ entsprungen. Die Ad-vents- und Weihnachtsbibel, Katholi-sches Bibelwerk, 2008.• Jürgen Kaufmann, Roland Breiten-bach u. v. a. m.: Mein Name ist in deine Hand geschrieben. Bußgottes-dienste für die Advents- und Fasten-zeit, Katholisches Bibelwerk, 2009.

Internet:

www.adveniat.dewww.katholisch.de

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Generalisieren lässt sich ganz sicher die Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Feier, nach Aktion, nach Freude-Bereiten und eine ganz große Offenheit für Menschen, „denen es an Freude fehlt, die traurig sind, die wir gernebesuchen.“Auch politische Aktionen gegen die weitfortgeschrittene Vermarktung des Weih-nachtsfestes, gegen eine Sinnentlee-rung adventlichen Feierns haben beiuns ihre Wurzeln und münden in Aktionen, die für die Authentizitätvon Brauchtum (z. B. Nikolaus ist nichtWeihnachtsmann!), von bewusstemKonsum und aktivem Handeln fürandere stehen. All dies ist in verband-licher Jugendarbeit sehr lebendig, gut hinterfragt und ganz entschieden ange-boten.Was sehr gut läuft, ist die Aktion „Weih-nachtsmannfreie Zone“, in der wir ge-meinsam mit dem Bonifatiuswerk über die Hintergründe des vermeintlichen Weihnachtsmannes aufklären und uns für ein bewusstes Entscheiden für den Heiligen Nikolaus, die Adventszeit und die Weihnachtsbotschaft einsetzen.

Die Aufkleber mit dem durchgestrichenen

Weihnachtsmann fi ndet man an im-mer mehr Büro- und Haustüren.

Kompass: Welche Chancen sehen Sie

für die Kirchen, den Kerngedanken der

Adventszeit wieder in den Vordergrund

zu rücken? Ist der christliche Gedanke

des Advents für die Moderne anschluss-

fähig? Oder anders gefragt: Ist Advent

modern?

Simon Rapp: Der Kerngedanke der Adventszeit ist nicht die Vorbereitung auf ein kommerziell vermarktetes Weihnachten, ist nicht glühweinselige, aufgesetzte Nachdenklichkeit, sonderndie Freude auf Kommendes, auf den Kommenden. Für mich ist nichts notwendiger und wichtiger, als den Menschen Freude auf das Kommende zu vermitteln. Wem immer mehr Weltzerstörungs- und Un-tergangsszenarien vermittelt werden, wer um den Klimawandel, das Ausei-nanderdriften der sozialen Schere, die Folgen der Alterspyramide in unserem Land und die Ungerechtigkeit auf die-ser Welt weiß und vor der Realität nicht die Augen verschließt, dem kann die Botschaft des Advents ein echter Hoff-nungsschimmer sein. Denn: Vieles zerbricht. Gewohntes verschwindet. Neues entwickelt sich. Aber: Alles ist gehalten, geborgen in einem Gott, der eine gute Zukunft will, der ein Liebhaber der Menschen, ein Freund und ein Retter ist. Sich darauf zu besinnen und sich darüber zu freu-en, ist vielleicht heute nicht sonderlich angesagt, aber ein echter Gewinn für jeden, der sich darauf einlässt.Damit kann und will ich nicht die Hände in den Schoß legen. Unser Engagement ist massiv gefordert. Ich selbst bin ge-fragt das Ruder herumzureißen, auch durch meinen Lebensstil und meinen Konsum. Aber ich muss es nicht allein machen. Und das ist vielleicht auch eine heilsame Botschaft für die ich-zentrierten Menschen im Advent unse-rer Zeit: Ich kann mich nicht selbst heil machen. Aber es gibt einen, der das kann. Advent, das sind daher nicht nur die Wochen vor Weihnachten, sondern Advent ist immer. Gott sei Dank! Ich darf mich auf das Kommende freuen.

zur Person Simon Rapp, 1970 in Kempten (All-gäu) geboren, ist seit 1979 Mitglied der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG). Nach seiner Berufsausbildung zum Technischen Zeichner begann er das Studium der Theologie in Augs-burg und Dayton/Ohio, USA.Nach der Priesterweihe im Jahr 2000 war er bis 2003 Kaplan in Heilig Geist, Augsburg, dann in der Pfarreien-gemeinschaft Augsburg-Göggingen.Im Bistum Augsburg wurde er 2004 BDKJ-Diözesanpräses und ist seit Mai 2009 BDKJ-Bundespräses.

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Das Interview führte Josef König.

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Ein Kommentar von Pfarrer Albin Krämer, Bundespräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)

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Erbe

Aus allen Geschäften klingen mir die Weihnachtslieder entgegen, der

Gang über den Weihnachtsmarkt ist mehr ein Durchschieben und die Hoff-nung auf ein Glas Glühwein braucht einen langen Atem. Am Abend des letz-ten Adventssonntags höre ich dann in den Nachrichten die erste Einschätzung des Einzelhandels, ob das Weihnachts-geschäft erfolgreicher oder schlechter als im letzten Jahr gewesen sein wird. „Alle Jahre wieder ...“ steht Weihnach-ten vor der Tür und der Advent will uns hinführen zu diesem Fest, das mit sei-ner Frohen Botschaft quer liegt zu den wirtschaftlichen und politischen Trends unserer Gesellschaft. Denn Weihnachten ist das Fest der Menschwerdung und verkündet: Der Mensch ist mehr als Konsument und Verbraucher. Er sucht und hofft, er liebt und leidet.Er lebt mit anderen, von ihnen und für sie. In der oft geforderten „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“ bleibt dieses Menschliche auf der Strecke. Der Markt steht über dem Menschen. Im Advent wird der Mensch an seiner Kaufkraft ge-messen und für seine Sehnsucht nach Leben und Frieden bleibt kein Raum.

Schutz des Sonntags, gerade

im Advent

Darum setzt sich die Katholische Ar-beitnehmer-Bewegung Deutschlands in der Allianz für den freien Sonntag ein für den Schutz des Sonntags gerade auch in der Adventszeit. Am 3. März 321 verfügte der römische Kaiser Kon-stantin, dass der Sonntag zukünftig arbeitsfrei sein soll. Der gemeinsame freie Sonntag macht die Menschen frei, um zu genießen, zu spielen, zu reden, das Gemeinschafts- und Familienleben zu pfl egen, Gottesdienste und Feste zu feiern. Der Zeittakt der Wirtschaft und die geplante und verplante Zeit der Arbeit haben eine sinnvolle Grenze:den Sonntag. Es ist der Tag, an dem jeder Mensch das Recht hat, aus dem „Hamsterrad der Erwerbsarbeit“ auszu-steigen und zur Ruhe zu kommen, neu zu sich zu kommen: ein Stück mehr Mensch zu werden.Die Botschaft von Weihnachten ist der Friede auf Erden. Da geht es auch um den sozialen Frieden in unserem Land und weltweit. „Tiefe Risse gehen durch unser Land.“ Die Kluft zwischen unten und oben, reich und arm wird immer größer. „Irgendwie über die Runden kommen“, ist für viele zum Lebensmot-to geworden. Und viele haben Angst, aus der Mittelschicht abzurutschen undauf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Da-rum streiten wir für den Mindestlohn:

Von meiner Hände Arbeit muss ich mich und meine Familie ernähren und Vorsorge für das Alter treffen können. Das ist menschenwürdig. Unsere sozialen Sicherungssysteme

sind wie ein Netz, das auffängt und hilft, wieder auf die Beine

zu kommen. Sie sind so-

Freier Sonntag und sozialer Friede

Pfarrer Albin Krämer

lidarisch zu fi nanzieren. „Der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein.“ Wo „jeder nur seines Glückes Schmied ist“, verlieren wir das Gemeinwohl aus dem Auge und berauben uns der Ba-sis des sozialen Friedens in unserem Land.

Miteinander statt gegeneinander

„Wir sitzen alle in einem Boot.“ Das ist die Kurzfassung katholischer Sozi-alverkündigung, sagte einst der Jesuit Oswald von Nell-Breuning. Die Stim-mung im Boot ist aber immer dann in Gefahr, wenn der Zusammenhalt nicht mehr hält, wenn der Mitmensch aus dem Blick gerät, wenn der Gewinn in den eigenen Taschen wichtiger wird als die gemeinsame Sorge dafür, dass das Boot nicht kentert. Die Finanz- und Wirt-schaftskrise hat sehr deutlich gemacht, wohin das führen kann: Das Boot war am Kentern! Aber haben wir daraus ge-lernt? Als KAB fordern wir eine Finanz-transaktionssteuer, um Spekulationen zu begrenzen, die Verursacher der Kri-se an den von ihnen verursachten Kos-ten zu beteiligen und die Armut in der Welt nachhaltig zu bekämpfen.

Der Advent will uns zum Weih-nachtsfest führen: zum Fest der Menschwerdung und des Friedens. Wer sehnt sich nicht danach, dass er frei aufatmen kann und dass Friede wird – nicht nur eine advent-liche Stimmung.

Kompass 12I10 11

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Dr. Werner Hoyer MdB, nutz-

te ein Zeitfenster, das zwischen zwei namentlichen Abstimmungen im Bun-destag entstand, um mit Mitgliedern der Gemeinschaft Katholischer Sol-daten (GKS) und Mitarbeitern an der Kurie des Katholischen Militärbischofs (Berlin) über die geänderte Afghanistan-strategie ins Gespräch zu kommen.Unterstützt von leitenden Beamten desAuswärtigen Amtes stand im Mittel-punkt des Vortrages und der Diskussi-on der Prozess der „Übergabe in Ver-antwortung“ an die afghanische Regie-rung. Dieser bestimmt seit dem Ende der Londoner Konferenz und der Interna-tionalen Kabuler Konferenz über Afgha-nistan das politische Geschehen. Die Betonung von Chancen, aber auch das gleichzeitige Aufzeigen von Risiken, be-stimmten Verlauf und Ergebnis des Po-litikergespräches, welches inzwischenzu den traditionellen Veranstaltungen der katholischen Soldaten und der Mili-tärseelsorge in Berlin zählt. Josef König

Politikergesprächdiesmal im

Auswärtigen Amt

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Das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) veranstal-

tete ein friedensethisches Seminar, welches „Targeted Killing“ (Gezieltes Töten) in den Mittelpunkt stellte. General a. D. Karl-Heinz Lather führte aus militärischer Sicht in das Thema ein. Vor dem Hintergrund der Diskussi-onen über die Entscheidung von Oberst Klein im Herbst 2009 war die Aktualität gegeben. Dem schloss sich eine um-fassende juristische Betrachtung aus Sicht des Völkerrechts durch Dr. Nils Melzer an, der als Experte und Mitar-beiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz tätig ist.Prof. Dr. Asa Kasher, emeritierter Mi-litärethiker der Universität Tel Aviv, in-formierte aus der Praxis eines Landes, das sich täglich mit der Bekämpfung von Terroristen auseinandersetzen muss. Abgerundet wurde die Perspek-tive auf das Thema durch den Vortrag von Dr. Bernhard Koch, der als Exper-te für Moralphilosophie am Hamburger Institut für Theologie und Frieden zum philosophischen Hinterfragen des Kon-zepts des gezielten Tötens einlud.Über sechzig Teilnehmer konnten sich so über die genaue Abgrenzung des Begriffs des „gezielten Tötens“ klar werden. Dr. Melzer stellte fünf Kriterien auf, die ein solches Vorgehen nach dem Verständnis des Völkerrechts erfüllen muss. Um die Tragweite dieser militä-rischen Handlungsweise nachvollzieh-bar zu machen, wurden die Prozesse hinter der Entscheidung zum gezielten Töten aufgezeigt. General Lather stell-te den ausführlichen Weg der Beratung und Entscheidung auf internationaler und nationaler Ebene dar, bei dem aus politischen Vorgaben die operative und schließlich die taktische Ebene entwi-ckelt werden. Dabei stellten sowohl Lather als auch Kasher fest, dass das

angestrebte Ziel beim Einsatz von „Tar-geted Killing“ nicht missachtet werden darf. Es steht immer die Vermeidung von Schaden im Vordergrund. Kasher führte dies auf die zwei für ihn elemen-taren Aufgaben eines Staates zurück. Zum einen muss der Staat die Sicher-heit seiner Bürger vor inneren und äußeren Feinden gewährleisten. Zum anderen muss er zu jedem Zeitpunkt für die Menschenwürde eintreten. Dies führt zu der Folgerung, dass – wenn im-mer möglich – vor dem gezielten Töten ein anderes, schwächeres Mittel anzu-wenden ist. So betonte Lather, dass die deutschen Handlungsanweisun-gen meist die Festnahme als Ziel ha-ben und auch die britischen Soldaten von „Capturing Operations“ sprechen. Dieser hohe Maßstab zeigt auf, wel-che Last auf dem Entscheidungsträger liegt, der eine Maßnahme befehligen soll, die möglicherweise auch „Targe-ted Killing“ vorsehen kann.Das gezielte Töten eines Terroristen birgt womöglich das Potenzial in sich, viele Menschenleben vor Gefahr zu schützen. Doch stehen dieser Vorge-hensweise hohe Wertprinzipien gegen-über. Kasher betonte, dass ein Staat auch beim Umgang mit Terroristen die Menschenwürde achten muss. Dies kann in dem Versuch derFestnahme Ausdruck fi nden. Koch gab zu bedenken, dass das Töten eines Menschen immer Schuld voraussetze. So ist fraglich, ob allein eine vermute-te Bedrohung das Töten einer Person rechtfertigen kann. Weiter meinte er, dass es fragwürdig ist, ob ein subjek-tives Bedrohungsgefühl grundsätzlich ein Beweis für eine reale Bedrohung sein kann, denn für Bedrohungen gibt es nur in seltenen Fällen nachweisbare empirische Belege.

Sandra Bialek

Tagesseminar des „Zentrums für ethische Bildung

in den Streitkräften“ in Bonn

www.zebis.info

Targeted Killing – Legitimes Töten?

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Auch wenn im Advent vorweihnacht-liche Hektik unsere Tage bestimmt,

sollten wir für einen Augenblick innehal-ten und ins Bewusstsein rufen, dass diese Zeit des frohen Erwartens eigent-lich eine Zeit der Besinnung ist – oder besser gesagt: sein sollte. Tage der Besinnung auf das, was uns wichtig ist. Der Besinnung auf das, was war und was noch vor uns liegt. Für die Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Ge-burt Christi. Das ist in unserer moder-nen Welt vielfach in den Hintergrund getreten. Denen, die christlichen Glau-bensüberzeugungen skeptisch oder so-gar ablehnend gegenüberstehen, wird dies auch wenig bedeuten. Aber auch für sie ist die Advents- und Weihnachts-zeit meist eine ganz besondere Perio-de des Jahres. Ich spüre dies gerade dann, wenn bei meinen Truppenbesu-chen das Gespräch auf eine frühere oder gar bevorstehende Einsatzverwen-dung während der Weihnachtstage kommt. Wenn von enttäuschten Kinder-augen erzählt wird, weil der Vater nicht zu Hause ist, während die Menschen um sie herum im Kreis der Liebsten zusammenkommen. Vom Partner, der sich nur per Telefon aus dem fernen Einsatzgebiet melden kann, vom Paket an die Kinder, das statt unter dem Tan-nenbaum beim Hauptzollamt lag. Vom einsamen Dienst in eiskalter Nacht, während Sehnsucht nach der warmen Stube mit leuchtenden Kerzen am Weihnachtsbaum die Gedanken be-herrscht. Da zeigen auch gestandene Männer Emotionen und unterdrücken nur mühsam ihre Tränen.Was ist es, das diese Jahreszeit so besonders macht? Sind es die langen Nächte, die festlichen Lieder im Rund-funk, die selbstgebastelten Geschenke der Kinder an ihre Eltern? Es ist sicher-lich von allem etwas, aber es ist vor allem eines: eine gute Gelegenheit, über die Feiertage inne zu halten, da-rüber nachzudenken, was uns wirklich wichtig ist.Unsere Soldatinnen und Soldaten – vor allem die im Einsatz – und ihre Familien wissen, was das ist. Und die Partne-

rinnen und Partner, Mütter und Väter, Töchter und Söhne, deren Angehörige im Einsatz gefallen oder im Dienst ver-unglückt sind, wissen das erst recht. Für sie hat das Leben vom einen auf den anderen Tag eine andere Richtung bekommen, wurde scheinbar alles dun-kel und hoffnungslos. Für sie ist Weih-nachten nicht eine besonders schöne, sondern eine besonders schwere Zeit. In der Gesellschaft spielen ihre Schick-sale kaum eine Rolle. Im öffentlichen Bewusstsein scheint gerade noch Platz für die Gefallenen, aber deren Familien, die ein Leben lang mit dem Verlust le-ben müssen, kommen darin kaum vor. Das darf uns nicht daran hindern, sie gerade in dieser Zeit mit unseren Ge-danken und Gebeten zu begleiten. Ich bin sicher, sie spüren das, auch wenn wir ihnen nicht direkt beistehen kön-nen.Auch die, die in dieser Zeit für uns in der Ferne im Einsatz sind, sollen wis-sen, dass wir an sie und ihre Angehö-rigen denken, die auch so gerne mit ihren Lieben zusammen wären. Lassen wir sie spüren, dass wir mit ihnen füh-len. Ein nettes Wort im Treppenhaus, eine freundliche Geste gegenüber ihren Kindern, das kann schon viel bewirken. Und treten wir gemeinsam gegen die Kaltherzigkeit und Teilnahmslosigkeit derer auf, die sich dieser Situation mit dem Hinweis verschließen, unsere Sol-datinnen und Soldaten machten dort schließlich „nur ihren Job“. Nein, sie machen dort unseren „Job“, wenn man das überhaupt so bezeichnen darf, und sie verdienen dafür nicht nur unseren Respekt, sondern unsere uneinge-schränkte Anerkennung. Wenn wir also nun die Kerzen am Ad-ventskranz oder am Weihnachtsbaum anzünden, denken wir auch an sie, die jetzt getrennt sind oder den Partner sogar verloren haben. Zünden wir also ruhig eine Kerze mehr an, als Zeichen der Solidarität und des Dankes!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen al-

len noch eine frohe Adventszeit und ein

besinnliches Weihnachtsfest!

Hellmut Königshaus

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Lexikon der Ethik: Hoffnung

Zum Autor:

Klaus Ebeling,

Projektleiter Ethik im Sozialwissen-schaftlichen Institut der Bundeswehr

Wirklichkeitsbezug

Die Warnung vor unreifen, unerfüllba-ren Sehnsüchten und vor trügerischen, illusionären Erwartungen kennzeichnet einen von der griechisch-römischen An-tike bis in die Gegenwart reichenden Strang von Überlegungen zur wesent-lich zeitlich bestimmten Existenzform des Menschen. Dabei fungieren Ver-nunft bzw. Erfahrung als kritische Ins-tanzen für die Unterscheidung dessen, was über Zukünftiges wirklich gewusst oder wenigstens rational als wahr-scheinlich ins Kalkül gezogen werden kann und dem, was bloß egoistisch be-fangene Meinung ist.Gegen eine Abwertung der Hoffnung (wie auch der Furcht) zu einem Affekt, gegen den es eine vernunftgeleitet ethische Lebensführung durchzuhaltengilt (z. B. in der Stoa oder später inextremer Weise bei Spinoza), hebt eineandere Gedankentradition, beginnendwohl mit Sophokles, die positive Funk-tion der Hoffnung als subjektiv interes-segeleitetes Vertrauen auf real mögli-che Lebensperspektiven hervor.Seither sind dann sehr unterschiedli-che Gestalten existenzieller Zuversicht entwickelt und propagiert worden: von einer platonischen Vernunftkonzeption, die sich eine reine Schau der Wahrheit und des wahren Guten zutraut, über neuzeitliche Utopien und moderne, vermeintlich wissenschaftliche The-orien revolutionärer Praxis bis etwa zu E. Blochs „Prinzip Hoffnung“ (1959: 83ff.), das die Intention der „Selbst-erweiterung nach Vorwärts“ (und eben

nicht das von der Triebstruktur be-herrschte Selbsterhaltungsinteresse) als „menschlichste aller Gemütsbewe-gungen“ identifi ziert.

Moralbezug

In der Philosophie Kants gewinnt die anthropologische Grundkategorie der Hoffnung eine besondere ethische Be-deutung. Das theoretische (Was kann ich wissen?) und das praktische Ver-nunftinteresse (Was soll ich tun?) wer-den in einer dritten Frage zusammen-geführt: Was darf ich hoffen – „wenn ich nun tue, was ich soll“? (Kritik der reinen Vernunft B 833). Ihre Beantwor-tung führt Kant letzthin zu einem mo-ralpragmatisch gerechtfertigten Got-tesglauben, d. h. zum Postulat einer „höchsten Vernunft, die nach morali-schen Gesetzen gebietet“ und Teilha-be an der Glückseligkeit strikt an das Bestreben bindet, sich ihrer „würdig zu machen“ (B 838).

Glaubensbezug

Die biblische Hoffnung ist weder als Ex-trapolation der Gegenwart noch als le-diglich moralisch bedingtes Vernunftin-teresse zu verstehen; sie gründet viel-mehr in göttlicher Verheißung, in einer umfassenden Heilszusage – bis hin zur Auferweckung der Toten. Zusammen mit Glaube und Liebe cha-rakterisiert diese Hoffnung als dritte der „göttlichen Tugenden“ christliches Leben in der Nachfolge Jesu (1 Thess 1,3; 1 Kor 13,13 u. a.). Sie soll keines-

wegs zur Weltfl ucht verleiten, sondern, im Gegenteil, als Antizipation der ver-heißenen Freiheit, Gerechtigkeit und Lebensmacht (Röm 5,1ff.) zur kriti-schen Refl exion und Veränderung der jeweils gegebenen Lebensverhältnisse ermutigen. In diesem Sinne widersetzt sich, wer das „Reich Gottes“ zu hoffen wagt – mit anderen; denn diese Hoff-nung ist „so anspruchsvoll, dass kei-ner sie für sich allein und nur im Blick auf sich selber hoffen könnte“ –, ei-nem „schlechthin geheimnisleeren Bild vom Menschen, das nur einen reinen Bedürfnismenschen zeigt, einen Men-schen ohne Sehnsucht, das heißt aber auch ohne Fähigkeit zu trauern und da-rum ohne Fähigkeit, sich wirklich trös-ten zu lassen und Trost anders zu ver-stehen denn als reine Vertröstung.“ (Gemeinsame Synode der Bistümer inder Bundesrepublik Deutschland 1971–75, Beschluss „Unsere Hoffnung“, OG I:99 und 87f.)

„Hoffnungen sind Hypotheken, Anleihen des Gemüts bei der Zukunft“ und – wie B.

Ulrich in einem ZEIT-Artikel (45/2010: 1) über Barack Obama darlegt – oft gerade nicht

in der tugendhaft rechten Mitte zwischen Übermut (oder gar Hochmut) und Resignati-

on (oder gar Verzweifl ung) zu Hause: „Der Hoffungsträger von heute ist der Sünden-

bock von morgen, was ihm zufl iegt, sind Herzen, was bei ihm ankommt, sind Steine.“

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Ort

Die Rotunde im Manfred-Wörner-Zentrum war Veranstaltungsort für eine Podiumsdiskussion, in

deren Mittelpunkt „Werte in einer sich verändernden Bundeswehr“ standen. Eingeladen hatten dazu das vom Ka-tholischen Militärbischof getragene „Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften“ (zebis) und das „Inter-nationale Forum Berufsethik für militä-rische Führungskräfte“ (IFE), welches selbst an der Führungsakademie in der Clausewitz-Kaserne angesiedelt ist.Eröffnet wurde das Gespräch durch Generalmajor Robert Bergmann, Kom-mandeur der Führungsakademie, und moderiert durch Prof. Dr. Reiner Pom-merin, langjähriger Sprecher des Bei-rates Innere Führung beim Bundesmi-nister der Verteidigung. So war für die zahlreichen Lehrgangsteilnehmer und Dozenten an der Führungsakademie Ge-legenheit, mit hochrangigen Vertretern der Streitkräfte, Repräsentanten der Kirchen, Wissenschaftlern und einem Journalisten der Wochenzeitschrift DIE

ZEIT über Werte und die damit für das soldatische Handeln verbundenen mo-ralischen Herausforderungen zu disku-tieren. Hintergründe dafür sind nicht nur der politisch gewollte, strukturelle Wandel in der Bundeswehr, sondern auch Veränderungen in der bundes-deutschen Gesellschaft, die sich selbst in den Streitkräften widerspiegeln.

An diese knüpfte Generalinspekteur Wieker in seinem Eingangsstatement an und sprach von einer „zunehmenden Individualisierung“ und einer Tendenz zu „anonymisierter Kommunikation“ im Internet-Zeitalter, welche Auswirkungen in den Streitkräften zeigt. Mit Eintritt in die Streitkräfte gelte es, diese Erfah-rungen gerade unter den jungen Sol-datinnen und Soldaten durch Führung, Erziehung und Ausbildung in Bahnen zu leiten, damit „individualisierte Per-sönlichkeiten“ – gerade auch mit Blick auf Einsätze im „Koordinatensystem Streitkräfte“ – den damit verbundenen Herausforderungen gewachsen sind.

Sinnstiftendes und erzieherisches Wir-ken auf der Grundlage von Werten bil-det nach Auffassung des ranghöchsten deutschen Soldaten mit Gewähr dafür, dass die Streitkräfte unter den verän-derten Rahmenbedingungen die parla-mentarisch zu verantwortenden Aufträ-ge erfüllen können.

Generalvikar Walter Wakenhut, der bis zur Ernennung eines neuen Militärbi-schofs die Leitung der Katholischen Militärseelsorge in Deutschland inne hat, erinnerte zunächst an eine Erklä-rung, die das „Zentralkomitee der deut-schen Katholiken“ (ZdK) Mitte Oktober mit Blick auf die Zukunft des Wehr-dienstes der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Darin wird betont, dass „gera-de die Erfahrungen in den Auslands-einsätzen die ungebrochene, wenn nicht gestiegene Bedeutung der Inne-ren Führung erweisen.“ Generalvikar Wakenhut konnte deshalb in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass sich der Katholische Militärbischof den

Für sie unterwegs: Josef König

Die Rotunde im Manfred-Wörner-

Zentrum, in dem seit 1999 an

der Führungsakademie der Bun-

deswehr (Hamburg) im Rahmen

der Generalstabsausbildung so-

wohl teilstreitkraftbezogene als

auch teilstreitkraftgemeinsame

computergestützte Stabsübun-

gen entwickelt und durchgeführt

werden

Podiumsdiskussion:

„Werte in einer sich verändernden Bundeswehr“

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gestiegenen Herausforderungen durch die Errichtung des zebis stellte und dies mit dazu beitragen wird, die „ethi-sche Beratungskompetenz – insbeson-dere der Seelsorger – im Kontext des neu ausgerichteten Lebenskundlichen Unterrichtes zu stärken. Ziel aller Be-mühungen bleibt es, Soldaten dafür kompetent zu machen, „die moralische Dimension ihres Handelns in konkreten Alltagssituationen zu erkennen und zu refl ektiertem selbstständigen Handeln zu fi nden.“ Wünschenswert wäre es zum Zeitpunkt der Anpassung der bei-den grundlegenden Dienstvorschriften zur Inneren Führung und zum Lebens-kundlichen Unterricht auf Tugenden zu rekurrieren, ohne die Soldatinnen und Soldaten nicht auskommen können. Wörtlich fügte Wakenhut hinzu: „Ich bin zudem überzeugt, dass die notwendi-gen soldatischen Tugenden rückführ-bar und ableitbar sind aus den klassi-schen überlieferten Kardinaltugenden der Tapferkeit, des Maßes, der Klug-heit und der Gerechtigkeit, so dass die Gefahr einer militärischen Sonderethik nicht besteht.“

Prof. Dr. Volker Stümke, seit 1998 Do-zent für evangelische Sozialethik an der Führungsakademie, hob in seinemStatement die im Handbuch der Evan-gelischen Seelsorge in der Bundeswehr als „Friedensethik im Einsatz“ näherhin entfaltete „Ethik rechtserhaltender Ge-walt“, die in einem engen Zusammen-hang mit den soldatischen Pfl ichten derRechtsbefolgung steht, hervor. „Rechts-befolgung“, so der evangelische Sozial-

Generalvikar Wakenhut an der Führungsakademie:

„Kardinaltugenden sind notwendig und

verhindern militärische Sonderethik.“

ethiker, umfasst mehr als „Befehlsge-horsam“. Und dies gelte gerade mit Blick auf das soldatische Handeln, welches den Einsatz von Gewalt als äu-ßerstes staatliches Mittel nicht außer Acht lassen kann. Als eine die Kardinal-tugenden ergänzende Kategorie nann-te Stümke mit Blick auf zurückliegende Arbeiten aus der Friedensforschung die „Tugend der Affektkontrolle“. Spezifi -schen Situationen, in die Soldaten ge-raten, können trainiert werden.

Prof. Dr. Christof Mandry, der die Pro-fessur für Christliche Weltanschauung,Religions- und Kulturtheorie und Christ-liche Sozialwissenschaft an der Katho-lisch-Theologischen Fakultät der Uni-versität Erfurt inne hat, ging in seinem einführendem Statement der Frage nach, ob es universale Werte gibt, wel-che als „moralische Landkarte“ indi-viduelle und kollektive Orientierungen mit Verbindlichkeit begründen können. Er verwies in dem Zusammenhang auf das „Menschenrechtsethos“, wel-ches geeignet ist, eine Grenzziehung zwischen ausschließlich partikularen Interessen und Gemeinwohlorientie-rung vorzunehmen. Mit Blick auf die Zentrale Dienstvorschrift 10/1, wel-che seit Anfang 2008 die Innere Füh-rung neu fasst, kann aus Sicht des katholischen Sozialethikers von einem „Wertekanon“ die Rede sein. Dieser gebe dem Soldaten als „Staatsbür-ger in Uniform“ ausreichend Raum für eigene Erfahrungen und deren Verar-beitung. Diese beiden Momente sind grundlegend für Wertebildung, die

seiner Auffassung nach „durch Beleh-rung alleine“ nicht erreicht wird.

Dr. Jochen Bittner, Europa- und NATO-Korrespondent für DIE ZEIT und in Brüs-sel akkreditiert, stellte in dem abschlie-ßenden Podiumsstatement aus Sicht eines Auslandskorrespondenten erheb-liche Veränderungen mit Blick auf die Identität deutscher Streitkräfte fest. So prognostizierte er in diesem Zusam-menhang einen bedeutsamen Genera-tionenkonfl ikt zwischen einsatzerfahre-nen Soldaten einerseits und Soldaten andererseits, die ohne Einsatzerfah-rung den Dienst verrichteten. Ebenso sei seiner Auffassung nach danach zu fragen, ob der im Grundgesetz normier-te Verfassungsauftrag, Streitkräfte zur Verteidigung aufzustellen, unter dengewandelten Einsatzoptionen tragfähig sein kann.

Eigene Diskussionsbeiträge aus dem Plenum und ergänzende Statements aus dem Podium schlossen die Veran-staltung ab. Auf Einladung der Direkto-rin des zebis, Dr. Veronika Bock, fanden Gespräche und Diskussionen über Ver-lauf und Ergebnisse der Veranstaltung bei einem Empfang ihre Fortsetzung. Gefragt nach ihrem Eindruck zur Podi-umsveranstaltung antwortete Frau Dr. Bock wörtlich: „Eine Vielzahl der ethi-schen Fragen stellen sich nicht wirklich neu, sie gewinnen aber im Lichte der Einsätze eine weitere Zuspitzung. Des-wegen bleibt es unsere Aufgabe, die Antworten darauf einer fortlaufenden Refl exion zu unterziehen.“

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Bildung ist mehr als Lehrstoffvermittlung

In der Garnisonkirche St. Martin fi nden die Begrüßungs- und Abschluss-Gottesdienste statt, mit denen mehrmals jährlich die

Teilnehmer der großen Lehrgänge an der Offi zierschule des Heeres (OSH) in der benachbarten Albertstadt-Kaserne

willkommen geheißen und verabschiedet werden.

von Jörg Volpers

„Wir lehren die Soldaten aufmerksam zu sein …“

In der Dresdener Albertstadt – der Ende des 19. Jahrhun-derts größten Kasernenanlage des damaligen Kaiserreiches

– erhebt sich eine wuchtige Doppelkirche, die im Jahr 1900 eingeweiht wurde und bis 1945 sowohl der evangelisch-lu-therischen als auch der katholischen Militärseelsorge diente. Da sie auf einer Anhöhe und heute auf freier Fläche steht, be-eindruckt sie umso mehr. Der evangelische – größere – Teil wird nicht mehr als Gottesdienststätte genutzt. Im kleineren, aber nicht weniger imposanten Gebäudeteil feiert hingegen nicht nur die Pfarrgemeinde St. Franziskus Xaverius Eucha-ristie, sondern er wird auch wieder von der katholischen und evangelischen Militärseelsorge als Garnisonkirche St. Martin in Anspruch genommen.Der letzte ökumenische Begrüßungsgottesdienst stand unterdem Thema „Weg“, das die jungen Offi zieranwärter beson-ders ansprach, da sie gerade einen weiteren Schrittauf ihrem Weg in der Bundeswehr und in neuer Umgebung begannen. Weil sein evangelischer Kollege, Militärpfarrer Hol-ger Windisch, nicht am Ort war, gestaltete der katholische Militärseelsorger Dr. Markus Hille als liturgischer Leiter den Gottesdienst allein.

Um die Soldatinnen und Soldaten dort „abzuholen“, wosie als großenteils konfessionslose oder jedenfalls nichtbesonders kirchlich geprägte junge Menschen stehen,begrüßte Pastoralreferent Hille seine neuen „Schützlinge“ bereits vor dem Gottesdienst mit einer anschaulichen Vor-stellung des Gotteshauses. Auch wenn es nicht annähernd möglich ist, die Fülle an Bildern, Symbolen und Zeichen des neoromanischen Kirchenraumes zu erläutern, so gelang es ihm doch, ein Verständnis für die religiöse Bildsprache zu wecken. Durch den Gottesdienst selbst – unterstützt von Pfarrhelfer Johann Liebhauser, der evangelischen Pfarrhelfe-rin Claudia Mucha und der Organistin der Gemeinde – zog sich das „Weg“-Motiv in den Lesungen, im gemeinsamen Psalmengebet und in den Liedern. Einen persönlichen Bezug zu seinen Zuhörern stellte Dr. Hille in der Ansprache dadurch her, dass er von seinem eigenen Lebenslauf bis hin in den Altarraum der St.-Martins-Kirche sprach. Er thematisierte den Aufbruch, die Weggemeinschaft, die Entscheidungen, wenn Wege sich teilen, und schließlich auch die Verantwortung, die eben die künftigen Offi ziere in immer größerem Maß zu übernehmen haben.

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Besondere Situation an der Offi zier-

schule des Heeres (OSH)

In Gesprächen verweisen sowohl der Seelsorger Markus Hille als auch sein Pfarrhelfer Johann Liebhauser immer wieder darauf, dass die Arbeit in der Dresdener Albertstadt-Kaserne sicher nicht mit anderen Standorten zu verglei-chen ist. Ähnlich wie an vergleichbaren Bundeswehr-Schulen steht im Rahmen der Militärseelsorge der Lebenskund-liche Unterricht (LKU) im Mittelpunkt. Aber den beiden ist bewusst, dass es sich bei den von ihnen zu betreuenden Soldatinnen und Soldaten – so jung sie noch sind – um eine künftige „Elite“ innerhalb der Streitkräfte handelt. So kann das Niveau der Unterrichte schon in die Richtung gehen, wie es an den beiden Universitäten der Bundeswehr oder an der Hamburger Führungsaka-demie üblich ist.

Drei Schwerpunkte

Der Unterricht steht für Pastoralrefe-rent Dr. Markus Hille an erster Stelle: „Bestandteil der Ausbildung sind neben den klassischen militärischen Themen wie Befehlsstruktur und Recht auch der Umgang mit Fragen des Gewissens im Zusammenhang mit einer auf dem Ge-danken von Gerechtigkeit im weitesten Sinne basierenden Friedensethik.“ Das ist innerhalb der vielfältigen Lehrgänge der besondere Part des 43-jährigen pro-movierten Theologen: „Unsere Soldatengehen früher oder später alle in den Auslandseinsatz. Und irgendwann steht immer die Frage: Ist das richtig, was ich hier tue? – Wir lehren sie, aufmerksam zu sein, Probleme und Sorgen ihrer Sol-daten zu erkennen, sie ernst zu neh-men und nicht allein zu lassen.“

Liturgie

Für einen Laientheologen, der über die akademische Ausbildung, jedoch nicht über eine kirchliche Weihe verfügt, ist seine Schwerpunktsetzung im Bereich des Gottesdienstes eher erstaunlich. Pastoralreferent Hille kommt seine Freude an Liturgie und kirchlichen For-men zugute, wenn er Wort-Gottes-Fei-ern, Andachten und Gebetszeiten hält.

Persönliche Gespräche

Wie für jeden Seelsorger besteht ein großer, oft nicht plan- oder steuerba-rer Teil der Arbeit auch für den OSH-Militärseelsorger in Einzelgesprächen. Durch Begrüßungsgottesdienste, Erst-kontakte und einführende Unterrichte wird er den Lehrgangsteilnehmern, die für einige Monate aus ihrer gewohnten Umgebung und teilweise weit weg von Familie und Freunden versetzt sind, bekannt und durch persönliche Begeg-nungen vertraut. So kommen spontan und unerwartet Soldatinnen und Solda-ten mit kleinen und großen Problemen, Sorgen und Nöten auf ihn zu. Und wenn sich auch nicht immer allein durch das Miteinander-Sprechen Schwierigkeitenaus dem Weg schaffen lassen, so ge-ben die menschlich-geistlichen Gesprä-che zumindest Gelegenheit, eine ande-re Sicht zu fi nden oder die Ratsuchen-den an die richtigen Ansprechpartner zu verweisen.

Abwechslungsreicher Unterricht mit

Mannschafts-Dienstgraden

Für die Gefreiten bis hin zum Ober-stabsgefreiten standen die Stichworte „Kommunikation und Kameradschaft“ auf dem Unterrichtsplan. Während der promovierte Theologe die Unterrichte mit den Offi zieranwärtern eher mit Wor-ten und wenig Medieneinsatz gestaltet,

bot sich hier an, vielfältige und „spiele-rische“ Methoden einzusetzen, da die zwölf jungen Soldaten sich noch nicht kannten und einen unterschiedlichen schulischen Hintergrund hatten.

In mehreren Aktionen von Dreier- oder Vierergruppen näherte man sich der Le-bens- und Umgangsgestaltung an. Erst auf den zweiten Blick schienen die Methoden Bezug zu Religion und Ethik zu haben. Doch waren sie wesentlich, denn die gemeinsamen Aktivitäten leg-ten zugleich die Grundlage für Gesprä-che in der Großgruppe sowie zum wei-teren Nachdenken und förderten die aktive Mitarbeit.

Training für Aufmerksamkeit und

bewusstes Handeln

Zu den Gruppen-Aktionen gehörten dasgemeinsame Zeichnen vorgegebener Motive – mal schweigend nacheinan-der, mal alle mit nur einem Stift: sym-bolisch für Arbeitsteilung, Kompromiss-Findung und Rollenverhalten. Eine Spezialaufgabe, die für Außenstehen-de eher seltsam wirken kann, bestand darin, gemeinschaftlich eine Lösung zu fi nden, wie man ein rohes Ei – nur durch Zeitungspapier geschützt – vom Balkon des Hauses der Militärseelsor-ge fallen lassen kann, ohne dass es Schaden nimmt. Hier waren vor allem Kommunikation und Zusammenarbeit, aber auch Kreativität und Zuverlässig-keit gefordert. Zugleich kam hier ein Wettbewerb zwischen den Gruppen in Gang, der nach größtenteils erfolgrei-cher Bewältigung der Aufgabe wieder-um zu einer Auswertung und manchem Denkanstoß führte.

Lebenskundliche Seminareinheit in kleiner Runde, die durch ihre Zusammensetzung auch für Dr. Hille nicht gerade alltäglich ist. Die Teil-

nehmer gehören zum Landeskommando Sachsen, das über Außenstellen mit Familienbetreuungszentren verfügt und direkt neben der

Offi zierschule des Heeres angesiedelt ist. Auch die Mannschafts-Dienstgrade dort haben natürlich ein Anrecht auf regelmäßigen LKU.

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Auf ein

Wort

Militärpfarrer Romanus Kohl,

Katholisches Militärpfarramt Seedorf

Sein Kommen wird uns schon im August

mit Lebkuchen und Domi-nosteinen angekündigt. Wer nach dem Sommer-urlaub bereits Lust auf die süßen Dickmacher hat, kann sich im Super-markt gerne bedienen. Für die Geschäftsleute reichen vier Wochen Ad-vent nicht. Daher wer-den wir Verbraucher ineine mehrmonatige Sinn-orientierungslosigkeit gestürzt. Da stehen Weihnachtssü-ßigkeiten zwischen Hal-loween-Gruselartikeln,Grabgestecke für Aller-seelen und Totensonntag neben St.-Martins-Laternen. Hier im Supermarkt zeigt sich die Sinnentleerung par ex-cellence.Ein Jahr, das durch christliche Feste und Zeiten struktu-riert wird, ist Opfer von Wirtschaftsinteressen geworden. Am besten alles zu jederzeit und sofort. Der Advent mit seinem Charakter der Vorbereitung und des gespannten Wartens hat außerhalb einer Pfarrgemeinde wenig Platz in unserer Gesellschaft.Als Gemeindepfarrer ist in der Vorbereitung auf den Advent viel zu organisieren. Da ist das Vorwort für den Adventspfarrbrief zu schreiben; die Advents- und Weih-nachtsgottesdienste vorzubereiten; für Adventskranz und später für Weihnachtsbäume zu sorgen; mit dem Küster über Kirchenschmuck und Krippenaufbau zu reden; Weih-nachtsgeschenke zu kaufen und Weihnachtskarten zu schreiben; sich zu entscheiden, zu wie vielen Advents- und Weihnachtsfeiern ich gehen will ... Hier könnten si-cherlich noch einige Aktivitäten aufgezählt werden.Aber wie sieht das Ganze in der Kaserne aus? Welches Gesicht hat der Advent unter Soldaten? Das mag sicher von Standort zu Standort unterschiedlich sein. Ich kann es für unsere Kaserne nur exemplarisch darstellen.Als Militärpfarrer muss ich mich auch um den Advents-kranz bzw. um einen Weihnachtsbaum für die Kapelle in unserer Kaserne kümmern; ich gestalte den Schaukasten adventlich; bereite den Standortgottesdienst mit einem adventlichen Thema vor; lasse Weihnachtskarten dru-cken; besorge Weihnachtgeschenke für die „Diensttuer“ am Hl. Abend; mache Besuche in den Kompanien und ver-teile Weihnachtsgeschenke ...Aber der sonstige Dienstbetrieb geht hier in der Kaserne und auch bei mir als Militärpfarrer normal weiter. Für den eigentlichen Grundgedanken des Advents bei all den vor-weihnachtlichen Aktivitäten und dem normalen Dienstbe-trieb bleibt keine Zeit. Hier kann niemand inne halten und

aus dem Alltag mal einen Gang zurückschalten.Wie sollen wir den Sol-daten vermitteln, dass der Advent geschenkte Zeit der Ruhe und in-nerer Einkehr ist? Wie sollen wir ihnen sagen: „Mach mal etwas langsa-mer und weniger“? DerAusbildungsplan der Sol-daten ist auch im Advent-angefüllt. Es gibt auchim Dezember Biwak und Schießausbildung, Unter-richte und Einsatznach-bereitung, Gelöbnis und Formalausbildung. Nur inder dritten oder vierten Adventwoche wird es

auch bei uns am Standort ruhiger. Manche Kompanien veranstalten Weihnachtsfeiern oder schicken die Solda-ten bereits in den Weihnachtsurlaub.Wenn ich durch die Kaserne gehe, sehe ich hier und dort einen Weihnachtsbaum oder weihnachtliche Dekoration. Der Advent ist auch bei uns am Standort eine vorverleg-te Weihnachtszeit. Wenn nach Weihnachten in der ersten Woche des neuen Jahres der Dienstbetrieb wieder be-ginnt, ist keine Zeit mehr für einen Gedanken an die Bot-schaft des Weihnachtsfestes; dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus für uns Mensch geworden ist. Ein Mensch unter Menschen.Dazu möchte mich der Advent einladen. Gott wird für dich Mensch. Öffne dich für diese Botschaft! Gib Gott die Mög-lichkeit bei dir ankommen zu können! Schaffe ihm Raum in deinem so hektischen Alltag! Manchmal ist das ein frommer Wunsch. Der Advent will uns aber jedes Jahr neu dazu einladen, es wieder zu versuchen.In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne und ruhi-ge Adventszeit. Ein fröhliches Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr!

Advent bei den Soldaten

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Was heißt Sterbehilfe?Die tödlichen Fallen der Selbstbestimmung

Im Geistlichen Forum auf der Bonner Hardthöhe trafen sich auf Einladung des

Katholischen Militärpfarramts Bonn rund vierzig Teilnehmer zum Gottesdienst und zu einer

interessanten Vortragsveranstaltung mit anschließender Diskussion.

Obwohl sich das Wetter an diesem trüben November-Nachmittag offen-

sichtlich dem ernsten Thema anpas-sen wollte, erschienen zahlreiche in-teressierte Gäste aus dem Großraum Bonn, darunter auch der Bundesvorsit-zende der GKS, Oberstleutnant Rüdiger Attermeyer. Doch schon der Gottesdienst, der tra-ditionell die Veranstaltungen dieser Vortragsreihe eröffnete und von Militär-dekan Benno Porovne und Militärpfarrer Heinrich Peter Treier aus Mayen zeleb-riert wurde, überraschte durch moder-ne und fröhliche Messgesänge. Und auch der Vortrag von Prof. Dr. Manfred Spieker, der als Professor für Christli-che Sozialwissenschaften am Institut für Katholische Theologie der Universi-tät Osnabrück lehrt, ließ keine „Novem-berstimmung“ aufkommen.

In seinen sachlichen und klar struk-turierten Ausführungen stellte er dar, dass es unterschiedliche Arten der Sterbehilfe gibt, die durch die allge-meine Gesellschaftsmeinung zwar verschieden eingeschätzt, aber fast durchgehend akzeptiert werden. Auch der Gesetzgeber habe sich diesem „Zeitgeist“ gebeugt. Aber jede Form der Euthanasie führe letztendlich dazu, dass Leben durch den Menschen be-wusst beendet werde – eine Tatsa-che, die vom christlichen Standpunkt aus nicht gut geheißen werden könne.

Nicht nur die Verlautbarungen der Amtskirche verurteilen diese Art der „Menschlichkeit“: So stellt auch die Beendigung der künstlichen Ernährung

für einen Wachkomapatienten eigent-lich eine Unterlassung des natürlichen Aktes der Nahrungsaufnahme dar, die abzulehnen sei. Die Kommunikations-fähigkeit des Einzelnen als Bewertungs-maßstab heranzuziehen für die Bereit-schaft, das Leben zu erhalten, ist am Anfang des Lebens ebenso unzulässig wie am Ende. Und so seien auch die meisten der (über 300 am Markt ver-fügbaren) Vordrucke von Patientenver-fügungen mit großer Vorsicht zu sehen: Sie verleihen das trügerische Gefühl, alles für das eigene „humane“ Sterben getan zu haben, ermöglichen aber in vielen Fällen eine übereilte, nicht im-mer umfänglich bedachte und vor al-lem fremdbestimmte Entscheidung zur Beendigung des Lebens des Patienten.

Betroffen machte das Beispiel von Walter Jens, dem bekannten, in sei-

nen späten Lebensjahren dementen Schriftsteller. In früheren Jahren ein Verfechter des Gedankens einer weit-gehenden Patientenverfügung (der spä-ter nicht nachgekommen werden konn-te), äußerte er in klaren Momenten: „Und es ist trotzdem schön!“

In der anschließenden Diskussion wur-de vor allem das Thema der Patien-tenverfügung vertieft. Jeder solle eine Patientenverfügung aufschreiben, sie aber nicht unterschreiben. Damit kön-ne er seine Wünsche mit den wichtigen Personen seines Umfeldes klären und besprechen, würde sich aber nicht aus-liefern. Zusätzlich sei wichtig, dass wir wieder die Kultur des christlichen Ster-bens erlernen: „Der Mensch will nicht durch die Hand eines anderen sterben, sondern an dessen Hand.“ Als Alterna-tive wurde vom Referenten und von per-sönlich Betroffenen das Hospizwesen dargestellt – ein Angebot, das aktuell verstärkt nachgefragt wird.

Die jeden betreffende Thematik wur-de im abschließenden inoffi ziellen Teil fortgesetzt. Alle waren der Auffassung: Es ist sinnvoll, sich immer wieder auch mit solch schwierigen Themenkreisen auseinanderzusetzen. Und so soll die Vortragsreihe beim Katholischen Mi-litärpfarramt Bonn auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden.

Reinhold Gradl

„Der Mensch will nichtdurch die Hand eines

anderen sterben, sondern an dessen Hand.“

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Vielleicht muss man die Advents-zeit als Losgelassenheit im Sin-

ne der Vor-Freude verstehen lernen. Dann lässt sich auch der vielbesag-te Vorweihnachts-Stress als etwas Wunderbares empfi nden. Ab September liegt Weihnachts-schokolade in den Supermärkten aus und die meisten beginnen be-reits Geschenke zu kaufen. Ende November sollen die Plätzchen auf dem Tisch stehen, der Adventskranzfertig sein und weihnachtliche Stim-mung herrschen. Ist es da ein Wun-der, dass man in Hetze die Zeit der Besinnung beginnt und beim Ge-danken an das Weihnachtsessen, den Familienbesuch und den Christ-baum auch keine entspannte Stim-mung aufkommen mag? Doch alles hat seine Zeit – und Fes-te haben ihre Zeit. Sie gliedern das Jahr und das eigene Leben. Sie sind Höhepunkte des Jahres und des Le-bens und es ist ein Verlust, wenn das Gespür für Feste und Zeiten ver-loren geht. Denn ein großes StückLebensqualität und kultureller Prä-gung für alle ist damit verbunden. Deshalb sollten wir uns immer wie-der selbst ermahnen, gerade in der Adventszeit das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Advent, das ist die schönste Zeit der Festlichkeit, die Vorbereitungszeitauf die Ankunft des Herrn. Ankunft heißt zum einen die Geburt, die Menschwerdung Gottes, zum ande-ren das zukünftige Kommen Christi in Herrlichkeit. Mit dem ersten Ad-vent am 28. November dieses Jah-res beginnt das neue Kirchenjahr. An jedem Sonntag wird eine weitere Kerze auf dem Adventskranz ange-zündet. Es gibt in der Adventszeit viele weitere Anlässe sich zu freuen:

Am 4. Dezember gedenken wir der heiligen Barbara – und stellen Bar-barazweige auf, am 6. Dezember kommt der Nikolaus – der Bischof von Myra, am 8. Dezember begehen wir das Fest der unbefl eckten Emp-fängnis und am 13. Dezember das der Heiligen Luzia.Zur Vorbereitung auf Weihnachten gehört ein vielfältiges Brauchtum, das sich über viele Jahrhunderte entwickelt hat. Der Adventskranz aus Tannenzweigen und meist vier roten Kerzen zeigt das Licht, das Christus in die Welt gebracht hat. Heute hat sich auch der Advents-kalender durchgesetzt. 24 Türchen mit Bildern oder Schokolade sollen die Wartezeit bis Weihnachten vor allem für die Kinder verkürzen. Ein alter Brauch ist die Weihnachtskrip-pe, die in Kirchen und Wohnzimmer aufgestellt wird. Erst wenige Jahr-hunderte hingegen ist die Tradition des Christbaums alt, der weltweit zum beliebtesten Weihnachtssym-bol geworden ist. In der Heiligen Nacht, am 24. De-zember, feiern wir die Geburt Christi in einem Stall in Betlehem. Mit der Geburt Christi ist Gott Mensch ge-worden. Weihnachten – das Fest der Liebe und der Versöhnung.Das Erwarten und Feiern der christli-chen Feste führt uns zu uns selbst. Jedes Fest spiegelt uns Stationen unseres eigenen Lebens. So refl ek-tiert führen gerade besinnliche Zei-ten wie der Advent zu eigener Ver-tiefung. Und wenn es zum Beginn der Ad-ventszeit leider nur für eine kleine Dose Plätzchen gereicht hat, hat man eben noch viele schöne Back-stunden bis Weihnachten vor sich.

Barbara Ogrinz

www.weihnachtsmannfreie-zone.de www.advent-ist-im-dezember.de

Gott im Kommen

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l Dass es jetzt draußen so viel regnet und ich wie-der warme Sachen anziehen muss, be-deutet, dass der Winter bald kommt. Obwohl ich das olle miese Wetter nicht leiden kann, freue ich mich trotzdem – denn bald ist auch Weihnachten. Weih-nachten ist super, nicht nur wegen der vielen Geschenke – klar ohne die geht’s ja nicht, sondern auch weil wir dann mit der ganzen Familie zusammen sind. Mama und Papa müssen ein paar Tage lang gar nicht zur Arbeit und wir kriegenganz viel Besuch.Ich liebe es Besuch zu bekommen, Omas, Opas, Tanten, Onkel und Freun-de, und alle kommen nur wegen mir. Ein bisschen reden sie auch mit Mama und Papa, aber eigentlich besuchen sie nur mich.Wir spielen dann mit meinem neuen Spielzeug und ich muss ganz oft erzäh-len, was ich alles so Neues kann und das ist eine Menge. Am schönsten fi n-de ich es, wenn wir dann abends alle zusammen sitzen: Mama macht die Kerzen am Weihnachtsbaum an und legt ihre Weihnachtslieder-CD auf. Papa möchte dann immer seine englischen Weihnachtslieder hören, darf er aber nicht – naja, manche Dinge ändern sich halt auch an Weihnachten nicht. Dann werden alle immer so ruhig und ich ku-schele mich richtig schön ein. Mama sagt dann immer, dass es so schön besinnlich ist; fi nde ich auch.Auf den Weihnachtsgottesdienst freue ich mich immer ganz besonders, die Geschichte vom Jesuskind im Stall fi nde ich super. Ich würde gerne auchmit Schaf, Esel und Ochs zusammen wohnen, aber Mama sagt immer, dass ein Ochs bei uns zuhause reicht. Zum Singen dürfen dann alle Kinder nach vorne kommen und das ist dann wieder ganz bilisophisch, glaube ich.

So nun wünsche ich allen so ganz schöne Weihnachten mit ihren Familien und Gemeinden – und natürlich ganz viel Schnee zum Schneemann bauen und Schlitten fahren!

Euer Nils

Hallo,

hier ist

Nils!

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Der Gedanke der Weltkirche geht auf den Auftrag zurück, alle Menschen

in allen Kontinenten und Kulturen, die an Christus glauben, zusammenzuru-fen. Die Kirche wurde von Jesus selbst gegründet: Er rief Menschen auf, ihm zu folgen und wählte die zwölf Apos-tel. Nach Jesu Tod und Auferstehung verkündeten die Jünger die Frohe Bot-schaft in der Welt. Der Apostel Paulus gründete auf seinen Reisen vielerorts christliche Gemeinden. Menschen wie Paulus haben dazu beigetragen, dass es heute insgesamt über zwei Milliar-den Christen gibt. Die Kirche soll „Zeichen der Einheit un-ter den Völkern“ sein, so hat es das II. Vatikanische Konzil (1962–65) gefor-dert. Das Konzil entwickelte ein neues Verhältnis der Kirche zur Welt und zu anderen Religionen, hat die „Kirche in der Welt von heute“ neu positioniert und für die Zukunft inspiriert. Auf diesem Konzil waren zum ersten Mal in der Geschichte Bischöfe von allen Kontinenten anwesend und re-präsentierten die verschiedenen Spra-chen und Völker der Welt. Hier vollzog die katholische Kirche als Weltkirche öffentlich, was ein Kern ihres Verständ-nisses ist: Kirche aus allen Völkern und für alle Völker zu sein. So heißt es im

Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche „Ad Gentes“: „Die Gnade der Er-neuerung kann in den Gemeinschaften nicht wachsen, wenn nicht eine jede den Raum ihrer Liebe bis zu den Gren-zen der Erde hin ausweitet und eine ähnliche Sorge für jene trägt, die in der Ferne leben, wie für jene, die ihre eige-nen Mitglieder sind.“Die katholischen Hilfswerke – z. B. Adveniat, Misereor, Missio, Caritas international, Kindermissionswerk, Re-novabis, Bonifatiuswerk, Kirche in Not, Maximilian-Kolbe-Werk – sind wichtige Faktoren im Selbstverständnis der ka-tholischen (allgemeinen, umfassen-den) Kirche. Durch die Hilfswerke wird Solidarität gelebt – immer mit dem Ziel, dauerhafte und nachhaltige Strukturen zu schaffen. Weltkirche lässt sich aber auch refl ek-tiert hinsichtlich der Situation im eige-nen Land betrachten. Mit den Einwan-derungen lernt die Kirche immer wieder auf fremde Kulturen einzugehen. Durch die Vielfalt der vergangenen Jahrzehn-te ist auch die Kirche in Deutschland kulturell vielfältiger geworden, denn es gibt zahlreiche Katholiken anderer Herkunft und Muttersprache. Mit der Migrationsthematik ist die katholische Kirche auch deshalb sehr vertraut. Es

Bischof Franz-Josef Overbeck beim Friedensgruß in Brasilien Die Konzilsväter auf den Tribünen der Konzilsaula in der Peterskirche,

II. Vatikanisches Konzil, 1964

Weltkirchliches Engagement in der Gegenwart©

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Die Ausgabe 01/2011 der Zeitschrift „Kompass. Soldat in Welt und Kirche“ wird sich dem Leitmotiv des

Weltfriedensgebetstags am 1. Januar 2011 widmen: „Religionsfreiheit ist der Weg zum Frieden.“

Weltkirchliches Engagement in der Gegenwart fördert neben dem Frieden, der Freiheit und dem Glauben

auch die Entwicklung der Völker und einzelnen Menschen.

gibt viele verschiedene Glaubenserfah-rungen und diese werden zu Recht als Bereicherung anerkannt. Gerade durch die gelebte Einheit in der Vielfalt wird die katholische Kirche glaubwürdig. Im Zuge zukünftiger Wirt-schaftsfragen tritt gerade die Kirche als Vermittlerin für Gerechtigkeit ein. In jüngsten Debatten bemerkt man, dass dazu auch eine kulturelle Selbst-behauptung zum Thema wird. Ob diese Selbstbehauptung allerdings in Wahr-heit etwas mit Ethnien zu tun hat, die sich gegenüberstehen, kann bezweifelt werden. Denn – vielleicht noch beunru-higender – es stehen sich moralische Kulturen gegenüber: eine Ethik des So-zialen und Dissozialen.Mission bedeutet auch hier einen beid-seitigen Lernprozess. Eine offene und zuhörende Herangehensweise bietet neue Chancen für eine authentische Verkündigung der Botschaft von Got-tes Nähe. Überall wird dieses Signal gesetzt: Auch während der vor kurzem im Vatikan stattgefundenen Nahost-Synode wurde der Appell für Frieden und Dialog gesendet. Weltkirche heute ist eine immer wichtigere Stimme und muss laut und selbstbewusst erhoben werden. Barbara Ogrinz

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Die Unterzeichnung eines Koopera-tionsvertrages durch Generalvikar

Apostolischer Protonotar Walter Waken-hut und Dr. Thomas Franz, Leiter von „Theologie im Fernkurs“ an der Dom-schule Würzburg, war im November der Startschuss für den „Pastoralen Auf-baukurs für Pfarrhelfer/-innen“.

Ab sofort können und sollen katholische Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer in der Militärseelsorge einen weiteren Fern-kurs belegen, dessen acht Lehrbriefe praxisnahe Themen wie Kommunikati-on und Interaktion, Sozialkompetenz oder „Menschen in ihren Lebenswel-ten“ umfassen. Der Kurs schließt mit einer schriftlichen Prüfung ab, deren Ordnung Generalvikar Wakenhut an die-sem Tag ebenfalls in Kraft setzte.Die Kooperation vertieft die bestehen-

Neuer Fernkurs für Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer

den guten Beziehungen zwischen der Katholischen Akademie Domschule Würzburg und der Katholischen Militär-seelsorge: Bereits seit vielen Jahren absolvieren neu eingestellte Pfarrhel-ferinnen und Pfarrhelfer den Fernkurs „Der christliche Glaube“, der vor allem theologische Grundlagen und christli-ches Basiswissen vermittelt.

Der sich nun anschließende, an der pastoralen Praxis orientierte Aufbau-kurs ist ein weiteres Modul in der neu konzipierten Aus- und Fortbildung für Pfarrhelfer/-innen in der Katholischen Militärseelsorge. Die Unterzeichner hof-fen, dass sich nicht nur die „Neuen“ zum Aufbaukurs anmelden, sondern auch „lang gediente“ Pfarrhelfer weite-re Kompetenzen erwerben wollen.

Petra Hammann / Jörg Volpers

Dr. Franz und Generalvikar Wakenhut

besiegeln die Kooperation.

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„Es wächst zusammen …?“

Über 400 Soldatinnen und Soldaten sowie zahlreiche Gläu-bige versammelten sich auf Einladung der beiden Stand-

ortpfarrer aus dem Raum München Ende Oktober wieder zum traditionellen Festgottesdienst in der Bürgersaalkirche. Nachdem Hauptmann Peter Mientus, Vorsitzender des Pfarrge-meinderates an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg, die Ehrengäste - unter ihnen Generalvikar Wakenhut aus Berlin - begrüßt hatte, zogen nicht nur die Konzelebranten, sondern mit ihnen auch Fahnenabordnungen und 20 Soldatinnen und Soldaten mit der Truppenfahne ein, die sich zum Dienst am Altar bereit erklärt hatten.Gemäß dem diesjährigen Thema „20 Jahre Deutsche Einheit“ legten Teilnehmer einen Mauerstein und einen Korb mit Sa-menkörnern vor den Altar. Beide Symbole sollten an den Fall der Mauer 1989 erinnern; die Samenkörner außerdem an das Weiterwachsen und die Früchte der Einheit.Militärdekan Edwin Grötzner zeichnete in seiner Predigt mit po-litischen Details den Einigungsprozess nach und erinnerte an den seligen Pater Rupert Mayer, dessen 65. Todestages in diesem Jahr gedacht wurde. Ein Zeichen des guten Miteinan-ders war die Teilnahme der evangelischen Militärpfarrerin Frau Dr. Barbara Hepp, Neubiberg.Die besondere musikalische Gestaltung lag wieder beim Ge-birgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen und dem Stu-dentenchor der Katholischen Hochschulgemeinde der Mün-chener Bundeswehr-Uni.Viele kamen hinterher in den nahegelegenen Ratskeller amMarienplatz, um bei einem kleinen Imbiss auch die mensch-liche Begegnung untereinander zu feiern. Für viele istdieser Gottesdienst zu einem „festen Ritual“ geworden, das ihnen besonders lieb und teuer ist. Anton Tischinger

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Wer als Staatsbürger in Uniform einen Dienst für die Gesellschaft

leistet, kann zu Recht erwarten, dafür auch befähigt zu werden. Der Lebens-kundliche Unterricht (LKU), der für alle Soldaten und Soldatinnen verpfl ichtend ist, will zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Schärfung der politischen und ethischen Urteilsfähigkeit beitragen. Obwohl der LKU von den Militärseelsor-gern durchgeführt wird, ist er kein Reli-gionsunterricht. Er ist eine Unterrichts-form, die der sachlichen und kritischen Auseinandersetzung mit ethischen Pro-blemen und Fragestellungen dient.Zusammen mit dem neuen Katho-lischen Militärseelsorger Jürgen Eckertbesuchten ca. 25 Unteroffi ziere der

Thema „Tod“ im Lebenskundlichen Unterricht

Unteroffi zierschule Appen im Rahmen eines LKU ein Bestattungsinstitut in Rellingen, um sich lebensnah mit den meist verdrängten Themen Tod, Trauer und Überbringen einer Todesnachricht auseinander zu setzen. Durch den Be-statter Herrn Vieweg wurde auf ebenso kompetente wie gewinnende Art eine Fülle von Informationen geboten und die Sprachlosigkeit bzgl. der Themen gebrochen. Nach dem sehr anschau-lichen Besuch im Bestattungsinstitut

Umgang mit

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BerührungÜberbringer derTodesnachricht

TrauerSchmerz

Auch in diesem Jahr fand in Berlin der Einführungskurs „Grundlage

und Konzeption“ für alle neuen Militär-pfarrer, Pfarrhelfer und Mitarbeiter imKatholischen Militärbischofsamt (KMBA) statt. So erhielten die Militärpfarrer und die Pfarrhelfer in der Zeit vom 8. bis 12. November alle wichtigen Informationen für ihre zukünftige Arbeit.Neben anderen grundsätzlichen und praktischen Seminarteilen wurde im Laufe der Woche auch ein Vortrag „Vom Priester in Uniform zur Kirche unter Sol-daten“ mit Besichtigung der hauseige-nen Dauerausstellung zur Geschichte der Militärseelsorge angeboten.Am geschichtsträchtigen 9. November fand unter Leitung der Wissenschaftli-chen Referenten Petra Hammann und Frank-Peter Bitter ein Erkundungsgang durch Berlins Mitte statt. Nach einer Führung durch die „Topographie des Terrors“ führte dieser zum Gedenken an das Holocaust-Mahnmal. Zum Ab-schluss wurde der Opfer und Gefalle-nen im „Raum der Stille“ des Branden-burger Tores gedacht.

Christian Heber / Jörg Volpers

Neue Mitarbeiter der Militärseelsorge in Berlin

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Erkundungsgang durch Berlins Mitte

wurde die Thematik am Nachmittag in der Kaserne weiter vertieft. Im Mittel-punkt standen dabei die Stichworte, die besonders für Soldaten von Bedeu-tung sind.Am Ende waren sich die Teilnehmer einig, dass dieses wichtige Thema viel zu wenig Beachtung fi ndet. So wurde u. a. bemerkt, wie sinnvoll es sein kann, sich damit auch schon mitten im Leben zu beschäftigen. Am Ende wurde das Interesse an einer Weiterführung der Thematik geäußert. In Zukunft wird es um ethische Probleme, Vorsorgevoll-macht und Patientenverfügung gehen und darum, was die Kirchen hierzu sa-gen. Pfarrer Jürgen Eckert,

Katholisches Militärpfarramt Appen

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Der Wahrheit und der Liebe dienenJoseph Kardinal Wendel – der erste Militärbischof starb vor 50 Jahren

Am 31. Dezember 2010 jährt sich zum fünfzigsten Mal der Todestag des ersten Katholischen Militärbi-

schofs für die Deutsche Bundeswehr, der dieses Amt fast fünf Jahre – seit dem 4. Februar 1956 – neben

seiner anspruchsvollen Aufgabe als Erzbischof von München und Freising innehatte. Er war bislang der

einzige Militärbischof, der bereits während seiner Amtszeit dem Kardinalskollegium angehörte, und der

erste Metropolitanbischof vor dem Erzbischof von Bamberg, Elmar Maria Kredel.

Sein engster Mitarbeiter in der Mili-tärseelsorge, der damalige Militär-

generalvikar Prälat Georg Werthmann (1956/57–1962), schrieb über den plötzlichen Tod Wendels am Silvester-tag 1960 den Artikel „Ars moriendi“ (Die Kunst des Sterbens), aus dem fol-gendes Zitat stammt:

… Da steht der Erzbischof auf der Kan-

zel seiner Kathedrale, die am Silvester-

abend eines verklingenden Jahres von

den Gläubigen der Großstadt bis auf

den letzten Platz gefüllt ist. … Er lässt

das Jahr des Heiles 1960 nochmals an

seinen Erzdiözesanen vorüberziehen:

…den Eucharistischen Kongress aller

Welt und für alle Welt, der in seinem

liturgischen Konzept auf die Initiative

und Verantwortung des Kardinals zu-

rückgegangen ist …

Er spricht ein sehr kräftiges und eindeu-

tiges memento mori („Gedenke, dass

bayerische Saarpfalz) geboren. Er wech-selte mit 15 Jahren auf die höhere Schule in Speyer, wo er 1921 das Abi-tur ablegte. Studium, Priesterweihe und Promotion zum Doktor der Theolo-gie 1921–1928 in Rom. Als Joseph Wendel mit knapp 40 Jah-ren Bischof-Koadjutor von Speyer wur-de, wählte er den Wahlspruch „Veritati et Caritati“ – der Wahrheit und der Lie-be (dienen). Auf die Bischofsweihe im Dom zu Speyer am 29. Juni 1941 folgte zwei Jahre später, am 4. Juli 1943, die Inthronisation zum Bischof von Speyer als Nachfolger von Ludwig Sebastian.1952 wurde er zum Erzbischof ernannt und in München inthronisiert; bereits am 12. Januar 1953 wurde Wendel durch Papst Pius XII. zum Kardinalerhoben.Anfang August 1960 war er mit seinem Erzbistum Gastgeber des Eucharisti-schen Weltkongresses in München.

du sterblich bist!“), und Zeugen seiner

Predigt stellen fest, dass die sonstige

Eindringlichkeit diesmal noch überhöht

ist von einer tiefen inneren Erregung,

die aufhorchen lässt. …

Segnend verabschiedet er sich nach

Abschluss der Andacht vom Volke und

von seinem Domkapitel, um sich in das

Erzbischöfl iche Palais in der Kardinal-

Faulhaber-Straße [benannt nach sei-

nem Vorgänger auf dem Münchener

Bischofsstuhl] zurück zu begeben. Er

zieht sich in seine Gemächer zurück,

um ein wenig auszuruhen. Ohne eine

letzte Bitte, ohne eine letzte Frage und

ohne eine letzte Hilfe wandert der müde

gewordene Kardinal hinüber vor das An-

gesicht seines Gottes. …

Die wichtigsten Lebensstationen

Joseph Wendel wurde am 27. Mai 1901in Blieskastel (Bistum Speyer, damals

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Schwerpunkte 1956–1960

Am 4. Februar 1956 wurde Kardinal Wendel durch die römische Konsisto-rialkongregation zusätzlich zu seinem Amt als Erzbischof von München und Freising zum Katholischen Militärbi-schof für die Deutsche Bundeswehr ernannt. Diesem „Gründungsdatum“ der Seelsorge unter Soldaten waren jahrelange Verhandlungen des Staates mit den beiden großen Kirchen voran-gegangen. Bereits seits 1952 war Wen-del Protektor für die „Labor Service“-Seelsorge gewesen. In dieser Zeit entwickelte sich der enge Kontakt zu Georg Werthmann, der in diesem Erpro-bungsfeld für die neue Militärseelsorge im US-Auftrag als „Senior Chaplain“ wirkte. Wahrscheinlich trug dies dazu bei, dass er Militärbischof wurde.

Als einer der führenden Köpfe inner-halb der damaligen Fuldaer Bischofs-konferenz, als Vorsitzender der Freisin-ger Bischofskonferenz und erst recht ab 1956 als Militärbischof war Wendel

selbstverständlich an der bundesdeut-schen Diskussion über die Wiederbe-waffnung und Aufrüstung in den 50er Jahren beteiligt. Dabei berührten ihn die Vorwürfe unmittelbar, er trage zurMilitarisierung der Gesellschaft bei, bishin zur Titulierung als „Atombischof“; ja, er fühlte sich persönlich verletzt.

Ähnlich wie der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in seinen Bistü-mern Speyer und München, so war es eine seiner Hauptaufgaben in der Mili-tärseelsorge, einen Neuaufbau zu ge-stalten und dabei nicht nur Personal zu gewinnen und Strukturen zu schaffen, sondern gleichzeitig geistliche Funda-mente zu legen. In den wenigen Jahren seiner Amtszeit prägte er die ersten Konferenzen der Militärdekane und dann der hauptamt-lichen Militärpfarrer, unternahm meh-rere ausgedehnte Visitationsreisen in einzelne der damals sechs Wehrberei-che und beteiligte sich unter anderem auch 1958 und 1959 an der Internatio-nalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes.

Charakterisierung

Kardinal Wendel leitete die Militärseel-

sorge nicht von irgendeiner Zweckmä-

ßigkeit ab, sondern sah in ihr einen

göttlichen Auftrag und eine Verantwor-

tung der Kirche vor Gott. Er stellte sich

schützend vor den Soldaten und dekla-

rierte dessen Anrecht auf Seelsorge.

Diesen bedeutsamen Dienst für die Soldaten zu gewährleisten, zu gestal-ten und ihn zu einer normalen Instituti-on zu formen, hat der erste Katholische Militärbischof auch gegen alle An-feindungen mit ruhiger Konsequenz verfolgt und so seinen Wahlspruch – der Wahrheit und Liebe zu dienen – ver-wirklicht. Jörg Volpers

Beide Zitate von MGV Georg Werthmann aus:

„In memoriam Joseph Kardinal Wendel, Mili-

tärbischof“. Sonderdruck der Zeitschrift „Mili-

tärseelsorge“, Bonn, 3. Jg. Nr. 3, April 1961,

S. 175f. und 178)

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Ankunft zum Gottesdienst in Borken/Westfalen bei der Visita-

tion im Wehrbereich III im Juni 1959. Hier entstand auch das

große Foto im Gespräch mit Soldaten auf der linken Seite.

Generalinspekteur Adolf Heusinger bei der 5. Gesamtkonfe-

renz der Militärgeistlichen in Aachen 1960. Eines der letzten

Fotos Wendels in seiner Funktion als Militärbischof.

Kardinal Wendel während der Gesamtkonferenz der Katholischen

Militärseelsorge in Maria Laach 1957 in Anwesenheit von

Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß

Eine Pause während der ersten Konferenz der Leitenden Dekane in

der Militärseelsorge in Bonn. 3. und 4. v. l.: Militärgeneralvikar Georg

Werthmann und der Erzbischöfl iche Sekretär Matthias Defregger

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„Ehemaligentreffen“

Einmal im Jahr kommen aktive und ehemalige Offi ziere der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) der Bundes-wehr Hamburg mit ihren Familien, die aus allen Teilen Deutschlands anrei-sen, zusammen. Die Fahrt ging diesmal ins Sauerland.Im Rahmen eines kurzen Vortrages stellte am Samstagmorgen Oberst Dr. Hartmann, Leiter des Studentenberei-ches der HSU, die aktuelle Lage und geplante Vorhaben der Universität vor. Dabei rückte er besonders das große ehrenamtliche Engagement der studie-renden Offi ziere in den Mittelpunkt. Er lobte die zahlreichen Freiwilligen, die Verantwortung übernehmen und die Ak-tivitäten in den Gruppen, Arbeits- und Interessengemeinschaften leiten und koordinieren. In der anschließenden Gesprächsrunde wurde vor allem die Rolle der Universität in der Zukunft dis-kutiert.Der Tagungsort, das Heinrich-Lübke-Haus, welches in direkter Nähe zum Möhnesee liegt, bot dabei für die zahl-reichen mitgereisten Kinder genügend Möglichkeiten sich auszutoben. Einige der mittlerweile erwachsenen „Kinder“ trafen alte Freunde, die sie noch aus der Krabbelgruppe in der KHG kannten, wieder.Zum Abschluss des schönen Wochen-endes feierten wir am Sonntag gemein-sam mit Militärdekan Pater Dr. Conrads die Heilige Messe.

Torsten Wehner (Ehemaligentreffen der

Katholischen Hochschulgemeinde 15.–

17. Oktober in Möhnesee-Günne, Ka-

tholisches Militärpfarramt Hamburg I)

Wochenendseminare der Militärseelsorge

Wir zeigen hier einen Querschnitt mit einer kleinen Bildauswahl der Familien-, Frauen- und Männer-Wochenenden im Herbst 2010, da trotz des vergrößerten Heftumfangs der Platz nicht

ausreicht, um sämtliche Berichte und Fotos angemessen zu veröffentlichen. Die ausführlichen Beschreibungen sowie die meisten Fotos (auch die Gruppenbilder) sind geordnet

nach Standorten bzw. Militärpfarrämtern und meist zeitnah im Internet zu fi nden: www.kmba.de

„Vorbild sein“

Die Beweggründe für die Anmeldung waren sicher unterschiedlich. Aber wer hätte geahnt, dass diese Tage so herr-lich verlaufen würden? ‚Vorbild sein’ war das Motto dieser Tage. Neben den anregenden Gesprächen trugen zum wunderbaren Gelingen dieses Wochen-endes die hervorragende Unterbrin-gung bei, natürlich aber auch die tolle Kinderbetreuung und liebevolle Orga-nisation. Nicht vergessen werden darf der sensationelle St.-Martins-Zug mit Pferd, hl. Martin und Bettler. Auch das Sahnehäubchen muss noch erwähnt werden: Mitte November verwöhnte uns die Sonne bei blauem Himmel mit über 20 Grad.

Richard Meindl (Familien-Wochenende

12.–14. November im „Allgäuhaus“ in

Wertach, Katholisches Militärpfarramt

Neubiberg)

„Engel und Schutzengel“:

„GE(h)ZEITEN“: Der „Nesselwanger Weg“ bot eine gute Gelegenheit, die wunderschöne Allgäuer Landschaft zu genießen und zugleich vom Alltag abzu-schalten. Auf dem Besinnungsweg, der auch als „Weg der Stille“ bezeichnet wird, kann man an sechs gestalteten Stationen über sich und das Leben nachdenken, sich auf das Wesentliche besinnen, grundlegende Werte wieder neu entdecken und sich der geschenk-ten Zeit bewusst werden. Weit mehr als eine Stunde waren wir unterwegs und kamen wieder innerlich gestärkt und entspannt im Haus Zauberberg an.Am Sonntag fand der Höhepunkt jedes Frauenwochenendes statt, die Heilige Messe, die wie immer von den Teilneh-merinnen mitgestaltet wurde, diesmal mit Militärdekan Joachim Simon aus Berlin. Nach dem Frühstück trafen wir uns mit Pfarrhelfer Junge-Bornholt für die Vorbereitung im Seminarraum.

Sabine Köppl (Frauen-Wochenende

29.–31. Oktober im „Haus Zauberberg“

in Pfronten, Katholisches Militärpfarr-

amt Neuburg)

Kompass 12I10 27

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„Kommunikation untereinander“

Nach einer Morgenandacht am Sams-tagmorgen versammelten sich die Erwachsenen im Vortragssaal, um ge-meinsam mit Frau Marie-Luise Wrobel das ausgewählte Thema im aktiven Mit-einander zu bearbeiten. Die Referentin verstand es geschickt, dieses immer aktuelle und doch sehr schwierige The-ma zur Sprache zu bringen. Die Kom-munikation ist doch gerade in unserer Zeit eine Basis für gutes Miteinander. Während des Vortrages und der Dis-kussion wurden die Kinder in bewährter Weise von den beiden Erzieherinnen Alexandra und Stephanie betreut.Am Sonntagmorgen feierten die Teil-nehmer in der wunderschönen Wall-fahrtsbasilika einen Gottesdienst.

Elmar Fries (Religiöses Wochenende

für Soldatenfamilien 22.–24. Oktober

im Haus „Frankenthal“ in Staffelstein-

Vierzehnheiligen, Katholisches Militär-

pfarramt Veitshöchheim)

„Erstgeborene/r – Sandwich-kind – Nesthäkchen“

Aufbauend auf der Einführung des Vor-abends wurde am Samstagvormittag das Thema weiter entfaltet. Dabei soll-te vor allem die Geschwisterfolge auf-zeigen, wie sich diese auf die Persön-lichkeit der einzelnen Kinder auswirkt. Folgende Thesen wurden aufgestellt und heftig diskutiert: Die/Der Erstge-borene nimmt eine besondere Stel-lung ein und wird auch später eher in Führungsverantwortung zu fi nden sein. Die/Der Zweitgeborene (Sandwichkind) versucht sich vom Erstgeborenen ab-zugrenzen, dabei fällt er/sie durch besonders geselliges und gleichzeitig ausgeglichenes und harmoniebedürf-tiges Verhalten auf. Das Nesthäkchen wird meist verwöhnt und von den El-tern besonders beachtet, was nicht selten zu starker Eifersucht der älteren Geschwister führt. Es fi ndet oft die Ni-sche, andere zum Lachen zu bringen und entwickelt sich dann zu einem Ko-miker. In der Tat kann die Geschwisterposition immer wieder herangezogen werden, um die Entwicklung gewisser Charakter-eigenschaften zu erklären. Tatsache ist aber: Viele Faktoren aus Familie, sozia-ler Umgebung, etc. spielen eine Rolle bei der Entwicklung unserer Kinder und nicht allein die Geschwisterposition. Das Thema wirkte noch lange bei den Teilnehmern nach, so dass Frau Schau-er bis zum nächsten Tag mit den Solda-ten und ihren Partnerinnen Gespräche führte.Auch die freie Zeit kam nicht zu kurz

Am Abend fand zuerst die mit Spannung erwartete Nachtwanderung mit den Kin-dern statt. Dabei erzählte Herr Glöckl eine seiner schaurigen Geschichten. Klein und Groß konnten sich anschlie-ßend einer Mutprobe stellen, indem sie sich allein – meist dann doch in klei-nen Gruppen – durch den dunklen Wald schlagen konnten, in dem unheimliche Geräusche zu hören und Gestalten zu sehen waren. ALLE haben es geschafft!Nach der Rückkehr ins Haus Zauber-berg lud Pastoralreferent Glöckl zu ei-ner stimmungsvollen Abendandacht in die Hauskapelle ein.

Harald Schauff (Religiöses Familien-

Wochenende 1.–3. Oktober in Pfronten-

Rehbichl, Katholisches Militärpfarramt

Pöcking)

„Katholische Kirche im Dritten Reich, ein dunkles Kapitel der

Kirchengeschichte?“

Über dieses schwierige Thema referier-te Ansgar Erich Röpling, Realschulleh-rer im Ruhestand. Er konnte auf Fragen mit fundiertem Fachwissen antworten. Referate am Freitagabend und am Samstagvormittag brachten den einen oder anderen ins Grübeln.Der Erntedank-Gottesdienst am Sonn-tagmorgen in der Hauskapelle runde-te das Wochenende ab. Militärpfarrer Martin Roth feierte gemeinsam mit dem Hausgeistlichen, Pfarrer Leonhard Erhard, die Heilige Messe. Von den Schwestern im Haus war ein schöner Erntedankaltar errichtet worden.

Karolin Schneck (Wochenende 1.–3.

Oktober im „Haus der Familie“ in Wal-

tenhofen-Memhölz, Katholisches Mili-

tärpfarramt Kaufbeuren)

Medie

n

28 Kompass 12I10

Perfume Genius

„Learning“

Bryan Ferry

„Olympia“

Kings of Leon

„Come Around Sundown“

Eine Stilikone des Pop meldet sich

nach seinem Dylan-Projekt von 2007

„Dylanesque“ 2010 mit „Olympia“ kre-

ativ zurück: Bryan Ferry.

Der Sänger der Glam-Rock-LegendeRoxy Music, verzaubert mit einer ex-quisiten Mischung aus Rock, Pop und Funk der 80er-Jahre – transferiert ins 21. Jahrhundert. Wieder einmal beweist Bryan Ferry – junge 65 Jahre alt – sein feines Gespür für Eleganz: mit Kate Moss auf dem Co-ver und mit der Auswahl seiner heraus-ragenden Gastmusiker, angeführt von den Urmitgliedern von Roxy Music (Bri-an Eno, Andrew McKay und Phil Manza-nera) und beispielhaft Ex-Pink-Floyd- Gi-tarrist David Gilmour.Der Sound des Albums – berauscht, bassbetont und untermalt durch Strei-cher, angetrieben durch Sopransänge-rinnen – ist hörenswert und gleichzeitig fühlbar, vermittelt Weite, Leichtigkeit und erinnert an selige Zeiten, wie einst das unvergessene „Virginia Plain“. Dieses Album lässt die Herzen höher schlagen, man kann gelassen dem Ende einer Cocktailparty oder dem Sonnenuntergang einer Großstadt ent-gegensehen und eintauchen in die Welt von „Olympia“.

Ruhig und zerbrechlich, aber umso be-

eindruckender wirkt das Debutalbum

des jungen Amerikaners Mike Hadreas.

Ein Ein-Mann-Projekt voll eingängiger Piano-Linien. Eine zarte und zerbrechli-che Stimme und minimalistisch einge-setzte Synthesizer Klänge. Diese drei Komponenten reichen bereits aus, um eine der intimsten Platten des Jahres zu produzieren. Eigentlich ein nahelie-gendes Gefühl, wurde doch das ganze Album im Hause seiner Mutter aufge-nommen.Ein Album, das von viel Einsamkeit zu berichten weiß, in Form von unerfüllter Liebe oder gar Tod wie bei „Mr. Peter-son“, der Perle des Albums. Fast voll-ständig durchzogen von purer Melan-cholie, gibt es doch helle Stellen durch die kleinen Lichter der Hoffnung, die ab und zu in den Liedern von Hadreas aufblitzen. So wühlt man sich innerhalb einer halben Stunde durch die Träume und Traumata von Perfume Genius. Und so bleibt am Ende der zehn ein-fühlsamen und bewegenden Kompositi-onen das Gefühl, als hätte Mike Hadre-as sein Innerstes mit uns geteilt.

Mit dem bereits fünften Album sind

Kings of Leon zurück im Ohr, in den

Charts und der Medienlandschaft.

Eröffnet wird „Come Around Sundown“ mit der zweiten Single-Auskopplung „The End“. Der Titel etwa als Vorbote für das, was ihnen nach dem enormen Erfolg ihres letzten Albums passieren wird?Nein, die ersten Reaktionen auf die vor-ab veröffentlichte Single „Radioactive“ zeigen bereits das genaue Gegenteil. Die vier aus dem Süden von Amerika haben es geschafft, die unverwechsel-bare Stimme des Sängers Caleb Fol-lowill mit noch ausgeprägteren Gitar-ren-Sounds zu paaren. So schlagen dem Hörer bei fast allen Stücken des Albums meterhohe Gitarren-Walls ent-gegen, fast so hoch wie die Hochhäu-ser in New York, die Stadt, die alle Kings als größten Einfl uss für ihr neues Album bezeichnen. Denn diesmal gab es so gut wie keine fertig geschriebe-nen Stücke. Tagsüber ließen die drei Brüder sich in Big Apple inspirieren und abends nahmen sie auf, was ihnen am Tag gefi el.

Kompass 12I10 29

Auf den Internetseiten der KatholischenMilitärseelsorge gibt es immer wiederNeues zu entdecken:

www.katholische-militaerseelsorge.de

Neben den aktuellen Nachrichten und dem „Terminkalender“, in dem die wich-tigsten Ereignisse angekündigt werdenund durch Links bequem mehr Mate-rial aufzufi nden ist, halten wir zu den Schwerpunktthemen der „Kompass“-Ausgaben Videos und Hintergrund-In-formationen für Sie bereit.Berichte aus den einzelnen Standortenund Militärpfarrämtern, die in der Zeit-schrift keinen Platz mehr fi nden oderaufgrund des monatlichen Erschei-nungstermins nicht frühzeitig veröf-fentlicht werden können, werden unterwww.kmba.de rund um die Uhr ange-boten. Unter dem Menüpunkt „Dienst-

stellen“ sind für den Rückblick bei immer mehr Standortseiten nun auch nach Jahren sortierte Archivordner an-gelegt. Jörg Volpers

Medie

n

CHI RHO – Das GeheimnisDie spannende Abenteuerreise von Cora und ihren Freunden,

nun auch als Buchreihe im Gütersloher Verlagshaus

Seit November läuft auf KI.KA,

dem Kinderkanal von ARD und ZDF, die Zeichen-

trickserie „CHI RHO – Das Geheimnis“. Die hochwertig produzierte Animationsserie, die mit

der Unterstützung der katholischen und evangelischen Kirche Deutschlands entstand, ist eine span-nende Abenteuerreise ins Alte und Neue Testament.

Die Geschichte

Coras Vater, der berühmte Bibelex-perte Professor Petersen, ist plötzlich spurlos verschwunden. Einige Zeichen in seinem Arbeitszimmer deuten da-rauf hin, dass er mithilfe seines selbst-konstruierten Zeitreisewürfels entführt wurde. Um ihren Vater zu retten, begibt sich Cora auf die Suche nach ihm und stürzt sich damit in ein aufregendes Abenteu-er in der biblischen Vergangenheit.Was Cora nicht weiß: Ihr Vater wurde im Auftrag des Bösen entführt und Hreel, der Entführer, will mit Unterstützung des Wissens von Professor Petersen die Entstehung der Bibelgeschichten verhindern und so das Christentum für immer auslöschen.Mithilfe des magischen Zeitreisewür-fels „Cubus Temporis“ folgt Cora der Spur ihres Vaters durch die faszinieren-de WeIt der biblischen Geschichten.Unterwegs schließt sie Freundschaft mit Habib, einem Jungen aus der Zeit Jesu, und mit den Wonderers. Diese

liebenswerten Tiere gründeten in der Nacht von Jesu Geburt ihre fl ippige Band und sorgen allen Gefahren zum Trotz für Optimismus und gute Laune. Alle miteinander versuchen sie bei ih-ren Abenteuern Hreel das Handwerk zu legen. Ob Cora es schließlich schafft, ihren Vater und die Bibel zu retten, hängt nicht zuletzt vom Mut, dem Zu-sammenhalt und den schlauen Einfäl-len der Freunde ab.

Die Bücher

Vier Bücher zur Serie sind im Handel erhältlich: Entführt, Verschluckt, Ausge-träumt und Gestürzt. So erzählt z. B. das Buch mit dem Titel „VERSCHLUCKT – Jona im Bauch des Wals“ wie Cora und ihre Freunde im Ha-fen von Jafo landen. Dort treffen sie Jona. Gott hat ihn nach Ninive befohlen, aber Jona hat Angst und läuft davon – direkt in Hreels Arme!Der Agent des Bösen will verhindern, dass Jona im Bauch des Wals landet. Die Geschichte aus der Bibel soll zer-stört werden. Wird Hreel den Wal tö-ten? Und können Cora und Habib den Haien entkommen?

Im Fernsehen

Begleitend zu der Buchreihe sind seit 1. November im KI.KA, montags bis freitags um 17:35 Uhr 13 Folgen „CHI RHO – Das Geheimnis“ in deutscher Erstausstrahlung zu sehen. Als weiteres Extra zeigt KI.KA an den ers-ten drei Adventssonntagen um 16:50 Uhr die Reportagereihe „Schnitzeljagd im Heiligen Land“. In den jeweils 25-mi-

nütigen Beiträgen geht KI.KA-Moderator Ben gemeinsam mit Kindern aus Israel der Frage „Wo ist Gott?“ nach.

Mehr im Internet

Neben der Animationsserie und den Büchern können interessierte Kinder auf den Webseiten www.chirho.kika.de und www.chirho.tv selbst zu Abenteu-rern werden und die geheimen Bibel-codes entschlüsseln. Torsten Bierdel

www.

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Pers

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Impressum KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

ISSN 1865-5149

Redaktionsanschrift

KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

Am Weidendamm 2, 10117 Berlin

Telefon: +49 (0)30 20617-422

Telefax: +49 (0)30 20617-429

E-Mail kompass@katholische-

soldatenseelsorge.de

www.katholische-militaerseelsorge.de

Chefredakteur Josef König

Redakteur Jörg Volpers

Sachbearbeiterin Barbara Orgrinz

Bild, Layout und Satz Doreen Bierdel

Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF

Herausgeber

Der Katholische Militärbischof für

die Deutsche Bundeswehr

Verlag, Druck und Vertrieb

Verlag Haus Altenberg

Carl-Mosterts-Platz 1

40477 Düsseldorf

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in Welt und Kirche ist der Rechtsweg ausgeschlossen.

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Eine Urkunde, ein Händedruck und

ein Lächeln zum SchlussVerabschiedung von Militärdekan Damian Slaczka

der Kirchenchor „St. Michael“ sowie Frau Grüll an der Orgel und Frau Haupt-mann Springer mit der Trompete.

Beim anschließendem Empfang im Of-fi zierheim des Fliegerhorstes Fürsten-feldbruck wurden die Tätigkeiten von Mi-litärdekan Dr. Slaczka durch den Kom-mandeur der Offi zierschule der Luft-waffe, den Leiter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums, den Vorsit-zenden der Gemeinschaft KatholischerSoldaten (GKS-Kreis FFB) und die evan-gelische Militärdekanin Myriam Krug-Lettenmeier ausführlich gewürdigt.Als Militärpfarrer hatte Slaczka 2004 beim Katholischen Standortpfarrer in Walldürn seinen Dienst begonnen und als Militärdekan beim Katholischen Mili-tärpfarramt Fürstenfeldbruck wird er am 31.12.2010 seine Tätigkeit in der Ka-tholischen Militärseelsorge beenden.Während dieser sechs Jahre war er nicht nur Militärgeistlicher an diesen beiden Standorten, sondern auch im Ausland-seinsatz im Kosovo und in Afghanistan. Er war Bereitschaftspfarrer, der offi ziel-le Vertreter des Katholischen Militärbi-schofsamtes beim Apostolat Militaire International (AMI) und außerdem der begleitende Militärpfarrer beim Welt-jugendtag in Australien 2008.Neben seinen vielen Gottesdienstenmit Soldaten und Soldatenfamilien, Seelsorgegesprächen mit Betroffenen, Lebenskundlichen Unterrichten und Fa-milienwochenenden an ganz verschie-denen Orten im Süden unserer Repu-blik, führte er natürlich auch kirchliche Amtshandlungen wie Taufen, Firmun-gen, Eheschließungen und Trauerfeier-lichkeiten durch.

Seine schnell zupackende, sachliche, energische, faire, manchmal kompro-misslose Art seine Vorstellungen durch-zusetzen, wenn es um die Belange der Katholischen Militärseelsorge ging, ha-ben die jeweils Beteiligten schnell er-kannt. Er wird uns fehlen.

Wir wünschen ihm Erfüllung, Zufriedenheit, Gesundheit, viel Kraft an Leib undSeele und vor allem Gottes Segen für seine neue Aufgabe als Pfarrer in Emmen-dingen. Dies ist auch der ausdrückliche Wunsch seines Pfarrgemeinderates am Standort Fürstenfeldbruck und der Evangelischen Militärseelsorge vor Ort.

Pfarrhelfer Harald Maser, Katholisches Militärpfarramt Fürstenfeldbruck

Firmung eines Soldaten durch Mi-

litärdekan Dr. Slaczka in der Flie-

gerhorstkirche

Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes wurde Dr. Damian Slaczka, der bisherige Dienststellenleiter des Ka-tholischen Militärpfarramtes Fürsten-feldbruck, am 29. Oktober vom Katholischen Leitenden Militärdekan München,

Monsignore Reinhold Bartmann, dessen Dienstaufsichtsbezirk Bayern und Baden-Württemberg umfasst, verabschiedet.Für die musikalische Gestaltung sorgten

Militärdekan Bartmann (rechts)

beim Überreichen der Urkunde zur

Verabschiedung an Militärdekan

Dr. Slaczka

Kompass 12I10 31

Räts

el

Lösungswort: Anastasis

Das Wort „Anastasis“ hat seinen Ursprung

im Griechischen und heißt so viel wie „Auf-

erstehung“.

PC-Lautsprecher zu gewinnen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militärbischofs (Berlin) und

deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Lösungswort bitte bis

17. Dezember 2010

an die Redaktion Kompass. Soldat in Welt und Kirche, Am Weidendamm 2,10117 Berlin, oder per E-Mail an [email protected].(Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.)

Als Gewinner des Rätsels der Aus-

gabe 11/10 wurde gezogen:

Christina Hornfeckt, Bad Salzschlirf

Wir gratulieren!Wir verlosen ein Logitech-PC-Lautsprechersystem. Mit Ihrer Teilnahme sichern

Sie sich eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungswort mitteilen.