AEDIFICIUM - Lehrstuhl für Städtische Architektur: LSA · Aufgabe In seinem Roman der „Name der...

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AEDIFICIUM LSA LEHRSTUHL FÜR STÄDTISCHE ARCHITEKTUR KURZENTWURF SOMMERSEMESTER 2016 Sacra di San Michele im Norditalienischen Susatal

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AEDIFICIUM

LSA LEHRSTUHL FÜR STÄDTISCHE ARCHITEKTUR

KURZENTWURF SOMMERSEMESTER 2016

Sacra di San Michele im Norditalienischen Susatal

Aufgabe

In seinem Roman der „Name der Rose“ (1980) lässt Umberto Eco (1932-2016) den englischen Franziskanermönch William von Baskerville in einer absonderlichen Bibliothek von gigantischem Ausmaß rätselhafte Mor-de aufklären und dabei das Geheimnis der labyrintischen Struktur der Bibliothek entschlüsseln.

Ecos Text liegt die Emulsion mittelalterlicher Quellentexte zugrun-de mit höchst wirklichkeitsnahen Einzelheiten. In Kombination mit phantastischen Unzeitgemäßheiten entfaltet sie ein eindrückliches, glaubwürdig anmutendes Panorama einer spätmittelalterlichen Geis-terlandschaft. Die Erzählung beschreibt von einem fiktiven Kloster in Norditalien, das Umberto Eco entworfen hat. Dieses könnte aber aufgrund seiner detaillierten Schilderung genauso gut in Realität exis-tieren. Ob man den gesamten Text kennt ist für diese Aufgabe ohne Bedeutung.

Ziel des Kurzentwurfes ist es anhand der vorliegenden Textpas-sage ein Aedificium zu entwerfen und zeichnerisch darzustellen. „L‘Édificio“ („Das Gebäude“) lautet die höchst unspezifische Be-zeichnung im Original. Dabei handelt es sich nicht um eine gesamte Klosteranlage sondern in unserem Kontext um ein Einzelobjekt.Die im Text erwähnten Details können teils vernachlässigt oder aber auch überformt und ergänzt werden. Die Monumentalität, Vielschich-tigkeit, der malerische Aspekt, die geheimnisvolle labyrinthische Struktur, ihre Undurchdringlichkeit kann höchst unterschiedlich inter-pretiert werden.Gewünscht ist vielmehr eine architekturhistorische Collage mit zei-chenhafter Ausdruckskraft, als eine bloße Wiedergabe nach Ecos Skizzen.

„Diese Bibliothek ist nach einem Plan entstanden, der allen Beteilig-ten dunkel geblieben ist in all den Jahrhunderten.“ (Eco, S.55)

Umberto Eco, Grundriss der Bibliothek mit Schema des Weltkreises und Inschriften der Räume

Castel del Monte, Apulien, um 1250

Romanauszug

„Als wir den steilen Pfad erklommen, der sich die Hänge hinauf-wand, sah ich zum ersten mal die Abtei. Nicht ihre Mauern über-raschten mich, sie glichen den anderen, die ich allerorten in der christlichen Welt gesehen, sondern die Massigkeit dessen, was sich später als das Aedificium herausstellen sollte. Es war ein achteckiger Bau, der aus der Ferne zunächst wie ein Viereck aussah (die höchst-vollendete Form, Ausdruck der Beständigkeit und Uneinnehmbarkeit der Stadt Gottes). Seine Südflanke ragte hoch über das Plateau der Abtei, wärend die Nordmauern unmittelbar aus dem Berghang zu wachsen schienen gleich schräg im Fels verwurzelten Bäumen. Von unten gesehen schien es geradezu, als verlängerte sich der Felsen zum Himmel, um in einer gewissen Höhe, ohne sichtbaren Wandel in Färbung und Stoff, zum mächtigen Turm zu werden - ein Werk von Riesenhand, geschaffen in größter Vertrautheit mit Himmel und Erde. Drei Fensterscheiben skandierten den Tripelrythmus des Aufbaus, dergestalt dass, was physisch als Quadrat auf der Erde stand, sich spirituell als Dreieck zum Himmel erhob. Beim Näherkommen sa-hen wir, dann, dass der quadratischen Grundform an jeder der vier Ecken ein siebeneckiger Turm hervorsprang, der jeweils fünf Seiten nach außen kehrte, so dass mithin vier der acht Seiten des größeren Achtecks in vier kleinere Siebenecke mündeten, die sich nach außen als Fünfecke darstellten. Niemanden wird die herrliche Eintracht so viel heiliger Zahlen entgehen, deren jede einen erhabenen geistigen Sinn offenbart: (...). Nach Umfang und Form erschien mir der Bau nicht unähnlich jenen gewaltigen Burgen, die ich später im Süden der italienischen Halbinsel sah, Castel Ursino oder auch Castel del Mon-te, aber dank seiner uneinnehmbaren Lage wirkte er düsterer noch als jene und war sehr wohl dazu angetan, den Wanderer, der sich ihm nahte, erschauern zu lassen. Dabei konnte ich noch von Glück sagen, dass ich ihn erstmals an einem klaren Herbstmorgen erblickte und nicht etwa an einem stürmischen Wintertag.Jedenfalls flößte mir die Abtei alles andere als Gefühle der Heiterkeit ein, ich empfand bei ihrem Anblick eher ein Schaudern und eine selt-same Unruhe. Und das waren, weiß Gott, keine Phantasiegespinste meiner furchtsamen Seele(...)“

Eco, Der Name der Rose, S.33f.

Termine Abgabeleistung

Donnerstag 19. Mai 9 Uhr Raum 3120 LSAAusgabe

Montag 23.Mai bis 10 Uhr Raum 3120 LSAAbgabe

TU München . Lehrstuhl für Städtische Architektur . Professor Dietrich FinkArcisstraße 21 . 80333 München . 089 289 22463 . www.lsa.ar.tum.de

- Grundriss 1:100 nicht geschwärzte Wände, geschnittene Bauteile stärkere Linie Linienstärken 0,05 pt, 0,18 pt, 0,35 pt

- Axonometrie 1:100 Strichzeichnung, schwarz-weiß

- kurzer Erläuterungstext zur eigenen Interpretation des Textes

Layout1 Blatt DIN A1 Hochformat, Papier Litho mattAxonometrie, Grundriss, Text, Name/Matrikelnummer untereinander

Digitale Abgabe- Verpackte Indesign Datei mit allen Links- Zeichnungen als pdf und zusätzlich als dwg- Die digitale Abgabe über Dropbox- Link per Email nach Eintragung am Lehrstuhl

Die Aufgabe kann nur als Einzelarbeit bearbeitet werden.

Download der Aufgabenstellung unterwww.lsa.ar.tum.de

Axo

Grundriss

Text

Name/Matrikelnummer