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Eduardo Palomares Calderón

• SANTIAGO DE CUBA – Zu einerZeit, in der der Präsident desStaats- und des Ministerrats RaúlCastro Ruz trotz der aufgedecktennegativen Phänomene wiederholtsein Vertrauen in die Arbeit auf ei-gene Rechnung ausgesprochenhat, ist es ermutigend zu sehen,dass die nicht-landwirtschaftlichenKooperativen bereits mit der Bau-kooperative Veranes das erste Kol-lektiv in ihren Reihen haben, dasmit der Auszeichnung „NationaleAvantgarde“ belohnt wurde, die derkubanische Gewerkschaftsdachver-band CTC als Ansporn vergibt.

Seitdem die Kooperative am 4.November 2013 unter dem Vorsitzvon Ricardo Veranes Carrión, derselbst einmal als Held der Arbeitausgezeichnet worden war, mit 43Teilhabern und 43 Vertragsarbei-tern gegründet wurde, ist sie zueinem Beispiel geworden, wieeine Kooperative unter strengerEinhaltung der Gesetze so funk-tionieren kann, wie dies der kuba-nische Präsident von den über400 nicht-landwirtschaftlichen Ko-operativen gefordert hat.

„Um diese hohe Auszeichnungzu erreichen, die wir gerade er-halten haben“, sagte Veranes, „war das einzige, was wir tunmussten, hart und mit großer Ef-fizienz, Disziplin und Transpa-renz zu arbeiten, hauptsächlichbei den sozialen Baumaßnah-men, bei denen wir weit davonentfernt waren daran zu denken,wie viel Gewinn wir dabei ma-chen könnten; wir denken daran,was wir damit für das Volk errei-chen“.

Unter dieser Devise hat dasKollektiv unter anderem die Aus-führung von Baumaßnahmenbei Wohnungen, bei den Konser-venfabriken La Maya und Se-gundo Frente, beim Aufnahme-bereich zweier Kinderkranken-häuser, beim biologischen Zen-trum von Siboney, der Universi-tät Tercer Frente und bei Taxi-sammelstellen in Santiago deCuba übernommen. Bei der Ver-gabe der Auszeichnung wurdeaußerdem die Arbeit der Koope-rative beim Theater Macubá, beider Intensivstation und den OPSälen des Herzzentrums, derUniversität, dem Wohnpro-

gramm San Pedrito und derSpezialbäckerei mit Holzkohle-ofen hervorgehoben.

Für diese Arbeiten haben sie niedas Personal einem Auswahlver-fahren unterzogen. Für die Mitar-beit der Maurer, Schreiner, Maler,Elektriker, Klempner etc. genügtenur deren Entschlossenheit, jedeAufgabe zu übernehmen und,falls es ihnen an Fähigkeitenmangelte, erhielten sie am Objekteinen Intensivkurs.

„Mein ganzes Leben als Bauar-beiter war ich in Brigaden undKontingenten des Bauministeri-ums und die Erfahrung hat mirgezeigt, dass man den Men-schen vorbereiten und betreuenmuss, ihm die Liebe zur Arbeitvermitteln muss, der Arbeit, dieuns die Revolution garantier t,denn das sichert uns die Stabili-tät, aus der wir Kraft schöpfen“,sagt Veranes.

„Wir gehören alle der Bauge-werkschaft an, wir haben 23 akti-ve Parteimitglieder unter uns undwir gedenken, bald über ein Ba-siskomitee der UJC (Kommunisti-scher Jugendverband) zu verfü-gen. Ein großer Anreiz für das

Kollektiv ist, dass die Arbeitsmittelgewährleistet sind und dass alle14 Tage eine pünktliche Zahlungerfolgt, im Monat durchschnittlich2.200 Peso und sowohl im Juli alsauch im Dezember auf Grund vonAusschüttungen an Teilhaber undVertragsarbeiter über 5.000 Peso“,fügt er hinzu.

Auf die Berichte und Dokumenteeingehend, in denen er den Mit-gliedern der Kooperative detail-liert Rechenschaft über die Indi-katoren der Effizienz, den Beitragjedes einzelnen und die allgemei-

ne finanzielle Lage abgibt, sagtVeranes, dass alle Einnahmen aufein Bankkonto gingen, niemandGeld einbehalte und es keine un-nötigen Ausgaben gebe.

„Hier haben alle Arten von In-spektion stattgefunden undimmer war alles in Ordnung. Dasverleiht dir Achtung bei den Män-nern und auch die Tatsache, dasswir den gleichen Qualitätsanfor-derungen unterliegen wie diestaatlichen Betriebe, damit unse-re Kunden mit unserer Arbeit zu-frieden sind“. •

Yaima Puig Meneses

• KUBA setzt auf die Aktualisierung seines Wirtschaftsmodells- ohne Hast, denn so können die besten Entscheidungenscheitern - mit System und ständiger Kontrolle, denn diesesind für jede einzelne Maßnahme erforderlich, die in Angriffgenommen wird.

„Wir werden keinen Schritt zurückgehen oder anhalten undwerden auch keine Stigmata oder Vorurteile erlauben, aber esist unerlässlich, dass das Gesetz eingehalten wird, das Erreich-te konsolidiert wird, die positiven Aspekte, von denen es nichtwenige gibt, allgemeingültig gemacht werden und den Geset-zesverstößen und anderen Abweichungen, die sich von deretablierten Politik entfernen, entschieden begegnet wird“, sagteder Präsident des Staats- und des Ministerrats Raúl Castro Ruzin seiner Schlussansprache bei der IX. Ordentlichen Sitzung derNationalversammlung.

Vier Jahre nach Beginn des experimentellen Prozesses derSchaffung nicht-landwirtschaftlicher Kooperativen treten weiter-hin Vor- und Nachteile zutage, die die Notwendigkeit deutlichmachen, dieses Experiment erst zu konsolidieren, bevor man esausweitet.

Die stellvertretende Leiterin des Bereichs Betriebsvervoll-kommnung im Ständigen Ausschuss für Umsetzung der Leitlini-en und Entwicklung Yovana Vega Mato ging gegenüber Granma

auf einige Details ein. Sie wies darauf hin, dass die Mehrheit dernicht-landwirtschaftlichen Kooperativen positive Ergebnissezeige, sich als Beschäftigungsquelle bestätige und ein diversifi-ziertes Angebot mit akzeptablen Preisen im Dienstleistungsbe-reich ermögliche.

Man habe aber auch Defizite bei ihrer Entwicklung festgestellt.Dazu gehörten Vorgänge von Disziplinlosigkeit, ungebührlicherAneignung von Ressourcen und Einnahmen, Personen, diegleichzeitig als Partner in verschiedenen Kooperativen auftre-ten, Mängel bei der Buchführung, Nutzung von Bankkrediten zuanderen als den Zwecken, für die sie gewährt wurden, und eini-ge Fälle von Korruption.

„Es konnte nachgewiesen werden, dass die größten begangenenAbweichungen darin begründet liegen, dass einige Kooperativen

als Privatunternehmen agieren, in denen der Präsident so handelt,als ob er der Eigentümer wäre, nur wenige Teilhaber vorhandensind und sie ihren Betrieb hauptsächlich führen, indem sie dieDienste von Arbeitern auf eigene Rechnung als Lohnabhängigeunter Vertrag nehmen, um die Gewinne dann nur unter den Teilha-bern zu verteilen. Außerdem sind bedeutsame und ungerechtfer-tigte Unterschiede bei den Einkommen, die die Teilhaber erhalten,zutage getreten. Alles sehr weit entfernt von dem, was eine Ko-operative in Wirklichkeit bedeutet“, sagte Vega Mato.

„In der Gastronomie und im Bauwesen sind die größten Mängelaufgetreten. Den gastronomischen Kooperativen ist es noch nichtgelungen, die Erwartungen zu erfüllen, sowohl was das äußereErscheinungsbild oder die Qualität angeht, noch bei den Preisen.Letztere sind der Tendenz nach angestiegen und dies hatte ne-gative Auswirkungen auf die Bevölkerung.

Beim Bauwesen sind vermehrt Fälle aufgetreten, bei denen diebeschäftigten Arbeitskräfte, auch wenn sie Werte schaffen, nichtam Gewinn beteiligt sind.

Aber die Probleme gehen weit über die Arbeit im Innern der Ko-operativen hinaus; es zeigt sich auch ein Mangel an Rigorositätbei den Anforderungen, bei der Überwachung, Kontrolle undRechnungsprüfung durch die zuständigen Organismen.

Zur Zeit sind die Prioritäten darauf ausgerichtet, die Mängel zubeseitigen, die aus dem Experiment entstehen, die Anstrengun-gen auf die Konsolidierung der etwas mehr als 400 genehmigtenKooperativen zu konzentrieren, die Kontrolle und Rechnungsprü-fung als unerlässliche Prämisse für die weitere Entwicklung die-ser Betriebsform effektiver zu machen.

Es genügt nicht, einfach nur die Kooperative umzuformen, dieUmwandlung muss sich auch in den Köpfen der Personen ab-spielen. Partner einer Kooperative zu sein, geht weit über denWunsch hinaus, eine Kooperative zu gründen; deswegen ist esunerlässlich, die Prinzipien des Genossenschaftsdenkens zu be-herrschen und sich diese anzueignen, damit sich die Projekteentsprechend entwickeln können“, führte sie weiter aus.

„Unter Berücksichtigung all dessen wurde beschlossen, dass,bevor man mit der Schaffung neuer Kooperativen fortfährt, - wasauch die Projekte betrifft, die in Bearbeitung sind – man zunächstdarangehen muss, ihre Funktionsweise zu perfektionieren. Dasist auch nichts Neues, sondern ist Teil dieses Experiments undwird seit dessen Ingangsetzung so gehandhabt.

Die nicht-landwirtschaftlichen Kooperativen sind als eine Alterna-tive entstanden, um den Staat von der Verwaltung wirtschaftlicherund produktiver Aktivitäten und solchen der Dienstleistung zu ent-lasten, die nicht von maßgeblicher Bedeutung sind und sie habengenerell positive Auswirkungen auf die Gesellschaft gehabt.

Bei allen Vor- und Nachteilen basiert der aktuelle Vorschlag da-rauf, das Erreichte zu konsolidieren und gleichzeitig die Gültigkeitdieser Betriebsform zu bestätigen, die den ethischen Prinzipiendes Sozialismus verbunden ist. Dies geschieht in völliger Über-einstimmung mit den Plänen, wie sie in der Aktualisierung deskubanischen Wirtschafts- und Sozialmodells zum Ausdruck kom-men, wo diese Betriebsform als eine Ergänzung für die Entwick-lung unserer Wirtschaft anerkannt wird.“ •

KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL2

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Zunächst konsolidieren, dann weitergehenALBERTO BORREGO

NICHT-LANDWIRTSCHAFTLICHE KOOPERATIVEN

Die Mehrheit der nicht-landwirtschaftlichen Kooperativen zeigtpositive Ergebnisse, bestätigt sich als Beschäftigungsquelle undermöglicht ein diversifiziertes Angebot mit akzeptablen Preisen imDienstleistungsbereich

Avantgarde unter den nicht-staatlichen KooperativenEDUARDO PALOMARES

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KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 3

Katheryn Felipe

• ELIODORO Pérez Reyes kommt aus der

westlichen Provinz Pinar del Rio, ist Di-

plom-Lehrer für Agronomie und verfügt

über eine mehr als zehnjährige Erfahrung

in der politischen Tätigkeit und als Studen-

tenführer. Für den ehemaligen Ersten Se-

kretär des Kommunistischen Jugendver-

bandes (UJC) in seiner Heimatprovinz

Pinar del Rio und gegenwärtigen Leiter der

Ideologischen Abteilung des Nationalkomi-

tees dieser Organisation besteht die größte

Pflicht der kubanischen Jugend darin, das

Gedankengut Fidel Castros unsterblich zu

machen.

In welcher Weise ist Fidel in der kubani-

schen Jugend präsent?

„In der Geschichte der Revolution hat es

unzählige Zeugnisse der Bewunderung, Zu-

neigung und Achtung der jungen Kubaner

für Fidel gegeben. Ich erinnere an eine Bot-

schaft, die wir ihm im Jahr 2007 sandten,

und in seiner Antwort sagte Fidel, er sei

überzeugt, dass die kubanische Jugend

nicht versagen werde. Ich erwähne diesen

besonderen Moment, weil ich denke, dass

es so gewesen ist und auch weiter so sein

wird. Wir sind immer seinem Ruf gefolgt,

auch heute, nach seinem Ableben.

Im November 2016, als wir die Nachricht

von seinem Tod erhielten, hat die Welt das

größte Zeugnis der Liebe der Jugend für

Fidel erlebt. Die jungen Menschen mobili-

sierten sich selbst. Man sah die Freitreppe

der Universität Havanna und andere wichti-

ge öffentliche Plätze voller junger Men-

schen, die weinten und ein Bild von ihm tru-

gen und den Schmerz des Abschieds von

ihm zum Ausdruck brachten.

Aber Fidel lebt in uns und wir haben die

Verantwortung, sein Denken zu verewigen.

Das ist das wichtigste. Wir wussten natür-

lich, dass er eines Tages nicht mehr sein

würde, aber wir wussten auch, wir würden

ihn nicht sterben lassen. Fidel ist in uns ge-

blieben. Es gibt in Kuba keinen Ort, an dem

man nicht über ihn spricht, wo man sich

nicht daran erinnert, was er war und was er

uns hinterlassen hat. Er ist der unbestritte-

ne Führer unserer Revolution, auch wenn

nicht nur er die Revolution gemacht hat. Er

ist und bleibt unser Comandante en Jefe.“

Was hat die Jugend von Fidel als dem

Menschen geerbt?

„Seine Opferbereitschaft und seinen be-

dingungslosen Einsatz sowie seine Fähig-

keit, darauf zu vertrauen, dass der Mensch

das tun kann, was er sich vornimmt. Darü-

ber hinaus sein Beispiel als natürlicher

Führer und gebildeter Mann, der in der

Lage ist, in Kuba und der Welt eine überra-

gende Rolle zu spielen.

Was uns am meisten stolz macht, ist,

dass er immer an uns geglaubt hat, uns

immer aus der Nähe betreute und deutlich

zu uns sprach. Das ist eines der Dinge, die

wir an unsere Kinder und Enkel weiterge-

ben können, an die Generationen, die ihn

physisch nicht kennen werden, die durch

die Geschichte von ihm erfahren werden,

die gleiche Geschichte, die wir weiter-

schreiben müssen.“

Worauf konzentriert sich die Arbeit des

UJC zurzeit?

„Es hängt von unserer ideologischen Fes-

tigkeit ab, dass die Errungenschaften der

Kubanischen Revolution erhalten werden,

jene Errungenschaften, die wir heute genie-

ßen und die wir weiterentwickeln müssen.

Es gibt in Kuba gegenwärtig etwa 2,9 Mil-

lionen junge Menschen zwischen 14 und 35

Jahren, von denen 360.000 Mitglieder des

UJC sind. Der UJC zeichnet für die politi-

sche Führung aller Prozesse verantwort-

lich, die mit Kindern und Jugendlichen zu

tun haben, nicht nur die seiner Mitglieder.

Auf dem X. Kongress des UJC im Juli 2015

wurden 59 Vereinbarungen angenommen,

von denen etwa 81 % rein ideologischer Art

waren. Inmitten der Aktualisierung des ku-

banischen Wirtschaftsmodells konzentriert

sich der UJC im Wesentlichen auf das Or-

ganisieren der Jugend auf der Insel.

Wir zeichnen die politisch-ideologische

Linie vor, die das System der Vorbereitung

unserer Kader, Leiter von Jugendorgani-

sationen und Studentenbewegungen be-

stimmt. Darüber hinaus betreuen wir die

Martí-Jugendbewegung, die technischen

Jugendbrigaden und die Kunstausbilder

José Martí, den Verband junger Künstler

Hermanos Saíz und ideologische Angele-

genheiten, die sich im Land ergeben

könnten.“

Welches Herangehen gibt es in der Be-

treuung der jungen Menschen, die im

nicht-staatlichen Bereich arbeiten?

„Die Unterstützung der selbstständig täti-

gen jungen Menschen wurde nicht vernach-

lässigt. Im Jahr 2016 trafen wir uns in ver-

schiedenen Teilen des Landes mit den Ar-

beitern des nicht-staatlichen Sektors. Damit

folgten wir einem Beschluss des zehnten

Kongresses, in dem deutlich gemacht

wurde, dass wir das Szenario umgestalten

müssten, in dem diese jungen Menschen

tätig sind.

Wir haben viele UJC-Mitglieder im nicht-

staatlichen Sektor und Selbstständige, die

den Kreis- oder Provinzkomitees des UJC

angehören. Aber es gibt auch viele, die

nicht Mitglieder des Jugendverbandes sind

und die wir über das Nationale Amt für

Steuerverwaltung und den Gewerkschafts-

verband zu erreichen versuchen.

Es gibt noch Unzufriedenheit, weil wir es

bisher nicht geschafft haben, dass sie in

allen Szenarien massiv teilnehmen, die

der Jugend zur Verfügung stehen, aber wir

arbeiten daran, sie zu integrieren. Sie

haben ein reales und positives Gewicht in

unserer Wirtschaft und ihre Anliegen wer-

den in einem einzigartigen Informations-

system unserer Organisation verarbeitet

und analysiert.“

Welche Werte werden den Kindern und

Jugendlichen vermittelt?

„Es gibt Grundwerte, die wir immer hoch

halten müssen: Verantwortung, Fleiß und

Antiimperialismus. Sie sind Schlüssel,

die wir als junge Kubaner und als Organi-

sation nicht aus den Augen verlieren dür-

fen. Wir verfechten die Einheit, denn die

Geschichte hat uns gezeigt, dass sie es

ist, die uns ermöglicht zu siegen.“

Welche Vorschläge gibt es, wie die Ju-

gend den 91. Geburtstag von Fidel be-

geht, den ersten ohne seine physische

Anwesenheit?

„Fidels Geburtstag sowie den Internatio-

nale Tag der Jugend begehen wir in diesem

Jahr mit dem zwiespältigen Gefühl von

Freude und Trauer. Trauer, weil wir den Tag

ohne Fidel verbringen, Freude, weil wir das

Glück verspüren, dass er für uns präsent

ist. Die Kinder und Jugendlichen begehen

diesen Tag als eine Begegnung mit der Ge-

schichte. Es wird Gesprächsrunden und

Treffen mit Vertretern anderer Generationen

geben, genau wie Wanderungen, Camps

und Besichtigungen historischer Stätten. In

allen Teilen des Landes wird Fidels gedacht

werden. So auch in der Provinz Holguin, wo

in seinem Geburtsort Birán ein traditionel-

les Camp stattfindet.

Auf den 13. August fällt auch der 60. Jah-

restag der Ermordung der Gebrüder Saíz,

die als junge Revolutionäre Opfer der Ba-

tista-Diktatur wurden. An diesem Tag wird,

wie schon Tradition, der Pico Turquino er-

stiegen werden, was vom Verband junger

Künstler Hermanos Saíz organisiert wird,

und es wird ein umfangreiches Programm

an Aktivitäten in den Provinzen Santiago

de Cuba, Granma und Pinar del Río

geben.

Außerdem haben wir für den 11. August

ein großes Konzert von Pablo FG und den

Finalisten des Sänger-Wettstreits Sonando

en Cuba organisiert. Dies ist eine Tournee,

die in allen Provinzen des Landes stattfand

und nun ihren Abschluss in Havanna fin-

det. Am 12. erfolgt ebenfalls die Vergabe

der Preise des Fotowettbewerbs Jugend

auf der Linse, bei dem das Zentrum für

Studien über die Jugend die Schirmherr-

schaft hat.“ •

„Fidel lebt in uns“

ISMAEL BATISTA

JUVENAL BALÁN NEYRA

Unzählig sind die Zeugnisse der Bewunderung, Zuneigung und Achtung der jungen Kubaner für Fidel

Für Eliodoro Pérez Reyes besteht die größte

Pflicht der kubanischen Jugend darin, das

Gedankengut Fidel Castros unsterblich zu machen

Fidel hatte stets Vertrauen in die Jugend

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KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL4

Sergio Alejandro Gómez

• DIES ist das erste Jahr ohne Fidel. Wenigs-tens der erste Zyklus der 365 Tage ohne diephysische Anwesenheit des historischen Füh-rers der Revolution hat sich geschlossen,ohne die Möglichkeit eines neuen Ratschlagsoder einer Warnung, wie jener, die er auf dem7. Parteitag über die übermenschliche An-strengung machte, die es bedeutet, ein Volkin Zeiten der Krise zu regieren.

Aber Fidel hinterlässt uns vor allem einenLeitfaden des Denkens, eine Form, die Weltdurch seine Ideen zu verstehen, die nie ihreGültigkeit verliert. So wie die Philosophenimmer weiter Aristoteles lesen, werden dieRevolutionäre von heute und morgen sichimmer auf die Suche nach dem Guerilleroder Sierra Maestra machen, dem Staats-mann, der einen kleinen Archipel der Karibikauf die politische Landkarte setzte.

Verstreut zwischen Tausenden von Reden,Artikeln, Reflexionen und Interviews findensich Antworten auf einige Fragen, die wiruns in diesem Jahr 2017 stellen. Es gibtauch Fragen, die in einer Gesellschaft, diees vorzieht, unwissend zu sein, offen sind:Wie wird man Millionen von Menschen ohneZugang zu Wasser oder natürlichen Grund-ressourcen ernähren? Was kann man tun,um die immer größer werdende Kluft zwi-schen entwickelten und armen Ländern zuschließen? Wer bezahlt die Rechnung fürdie Umweltschäden? Wozu dienen die Nu-klearwaffen in einer Welt, die von Armut undHunger heimgesucht wird?

Granma Internacional behandelt gemein-sam mit ihren Lesern einige der Themen, dieweltweit aktuell sind, indem sie die Reflexio-nen und Ideen des Comandante en Jefe zuRate zieht.

DIE BEDROHUNG DURCH DEN MILITARISMUS

Fidel ist ein Symbol des revolutionärenKampfes. Aber er rief immer dazu auf, den„historischen Moment“ einzuschätzen und dieBedingungen jedes Landes zu respektieren.

Wenn auch die Benutzung der Waffenunter strikten ethischen Prinzipien undgegen die Unterdrückung im Denken Fidelsgerechtfertigt war, so verwandelten der Mili-tarismus und die Bedrohung des Weltfrie-dens durch die Großmächte sich in eineständige Quelle der Besorgnis. Fidel musstein der über ein halbes Jahrhundert währen-den Konfrontation mit der nur 90 Meilen vonunseren Küsten entfernt liegenden größtenMilitärmacht der Geschichte Bedrohungenaller Größenordnungen abwenden. SeineErfahrungen auf diesem Gebiet sind uner-messlich.

In seiner letzten öffentlichen Rede auf dem7. Parteitag der Kommunistischen ParteiKubas, der im letzten Jahr stattfand, spracher dieses Thema an: „Jedoch geht die viel-leicht größte Gefahr, die heute der Erdedroht, von der zerstörerischen Macht dermodernen Waffen aus, die den Frieden desPlaneten untergraben und das menschlicheLeben auf der Erde unmöglich machenkönnten.“

Als Staatsmann von Weltruf erklärte Fidel denUrsprung und die Folgen Dutzender bewaffne-ter und sozialer Konflikte, die sich in den letztenJahrzehnten auf der Erde ereigneten.

Die Instabilität der koreanischen Halbinsel,

die in diesen Tagen wieder die Schlagzeilender Presse bestimmt, wurde von ihm im April2013 in einer Reflexion mit dem Titel „DiePflicht, einen Krieg in Korea zu verhindern“behandelt.

Damals kritisierte es „die Schwere einesso unglaublichen und absurden Gesche-hens, wie der Lage, die auf der koreani-schen Halbinsel entstanden ist, in einemgeografischen Gebiet, in dem fast fünf dersieben Milliarden Menschen leben, die zur-zeit den Planeten bevölkern. Es handeltsich seit 50 Jahren, seit der Oktoberkriseim Jahr 1962, als es um Kuba ging, umeines der größten Risiken für einen Atom-krieg. Auf der koreanischen Halbinsel woll-te General Douglas MacArthur Atomwaffengegen die Demokratische VolksrepublikKorea einsetzen. Nicht einmal Harry Tru-man hat dies zugelassen“, fügte er hinzu.„Wie versichert wird, hat die VolksrepublikChina eine Million tapferer Soldaten verlo-ren, um zu verhindern, dass sich die feind-liche Armee an der Grenze dieses Landeszu ihrem Vaterland festsetzte. Die UdSSRihrerseits lieferte Waffen, Luftunterstützungsowie technologische und wirtschaftlicheHilfe. Wenn ein Krieg ausbricht, werden dieVölker beider Teile der Halbinsel schreckli-che Opfer bringen, ohne dass einer vonihnen einen Nutzen davon hätte. Die Demo-kratische Volksrepublik Korea war Kuba ge-genüber immer freundschaftlich eingestellt,wie auch Kuba dies immer gegenüber ihrwar und sein wird.“

Was Syrien angeht, den anderen Konflikt,der sich wegen der Intervention der westli-chen Mächte zur Unterstützung bewaffneterGruppen bereits über fünf Jahre ausdehnt,sah der historische Führer der Revolutiondie Widerstandskraft dieses arabischen Vol-kes voraus.

„Es geht hier nicht einfach nur darum, dassdie Raketenkreuzer militärische Ziele in Sy-rien im Visier haben, sondern darum, dassdieses tapfere arabische Land, das im Her-zen von über eine Milliarde Muslime liegtund dessen Kampfgeist sprichwörtlich ist,erklärt hat, es werde bis zum letzten Atem-zug jedem Angriff widerstehen“, sagte er ineiner Reflexion vom August 2013 mit derÜberschrift „Die nach Tarif bezahlte Lüge“.

„Es ist allseits bekannt, dass Bashar alAssad kein Politker war. Er hat Medizin stu-diert. Er machte 1988 sein Examen und spe-zialisierte sich in Ophthalmologie. Er traterst in die Politik ein, als sein Vater Hafez alAssad im Jahr 2000 starb und sein Bruder,

bevor er jene Aufgabe übernehmen konnte,den Unfalltod erlitt“, sagte er über den syri-schen Führer, der allen Angriffen des Wes-tens Widerstand leistete.

DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN KUBA UND DENVEREINIGTEN STAATEN

„War Fidel Castro ein Hindernis für die Nor-malisierung der Beziehungen zwischen denVereinigten Staaten und Kuba?“, fragte sichjüngst der Forscher und Historiker Elier Ra-mírez Cañedo in einem Artikel. Die Fragehat viel mit dem von den Intellektuellen derRechten geförderten Mythos zu tun, die soKuba die Schuld für die Aufrechterhaltungder Blockade zuschieben möchten.

Seine kategorische Antwort lautet: Nein. Erzitiert in seinem Text ein kürzlich erschiene-nes Buch des Expräsidenten Carlos Salinasde Gortari, der die Rolle des Mexikaners unddie von Gabriel Gracía Marquez als Vermittlerzwischen US-Präsident Bill Clinton und demkubanischen Revolutionsführer offenlegt.

Das Buch enthält einen bis dahin unveröf-fentlichten Brief, den Fidel am 22. Septem-ber 1994 an Salinas richtet.

Die Vermittlung von Salinas und Gabo er-brachte das erhoffte Ergebnis, weil sie er-reichte, dass beide Länder sich zusammen-setzten, um über eine Lösung für die Migra-tionskrise von 1994 zu verhandeln und einVertrag unterzeichnet wurde.

Fidel machte deutlich, dass es notwendigwäre, durch zukünftige Verhandlungen eineVerbindung zu etablieren, um andere The-men in den Beziehungen zwischen den Ver-einigten Staaten und Kuba zu klären, die diewirkliche Ursache für die Migrationskrisezwischen beiden Ländern darstellten.

Im Verlauf dieser und der folgenden Mona-te wurde die mündliche Zusage Clintons, mitKuba über andere Themen zu sprechen,nicht realisiert.

Trotzdem wird in diesem Brief deutlich, wieder Führer der Kubanischen Revolution anseinem historischen Wunsch festhielt, mitden Vereinigten Staaten zu verhandeln undzu sprechen und wenn möglich bei der Nor-malisierung der Beziehungen zwischen bei-den Ländern auf der Grundlage des unein-geschränkten Respekts vor der Souveränitätder Insel voranzukommen.

„Die Normalisierung der Beziehungen zwi-schen beiden Ländern ist die einzige Alter-native. Eine Seeblockade löst kein Problem,eine Atombombe, um bildlich zu sprechen,auch nicht. Unser Land zur Explosion zu

bringen, wie man dies vorhatte und nochimmer vorhat, würde in keiner Weise den In-teressen der Vereinigten Staaten dienlichsein. Es würde hundert Jahre lang unregier-bar werden und der Kampf würde nie enden.Nur die Revolution kann den Weg und dieZukunft dieses Landes möglich machen”,heißt es in dem Schreiben Fidels an Gortari.

Am 16. Juni dieses Jahres kündigte derneue Präsident der Vereinigten Staaten, Do-nald Trump, eine Änderung der Politik ge-genüber Kuba und Maßnahmen zu Verstär-kung der Blockade an. Auf diese Weise rich-tet sich der Präsident nach den Interesseneiner antikubanischen Minderheit in Floridaund hebt die offene Linie seines demokrati-schen Vorgängers bei der Suche nach einerVerbesserung der Beziehungen zwischenbeiden Ländern auf.

Ein halbes Jahrhundert zuvor, am 3. Janu-ar 1961 brach die Regierung von Dwight D.Eisenhower die Beziehungen zu der Insel abund machte den Weg frei für Maßnahmen,die in der totalen Blockade Kubas mündeten,die bis heute andauert.

Am 20. Januar 1961 umriss Fidel vor einergewaltigen Menge von Milizionären, die ausden Schützengräben zurückgekehrt waren,um auf dem Platz der Revolution zusam-menzukommen, die Zukunft der Beziehun-gen mit dem Nachbarn im Norden.

„Der Präsident, der gerade das Amt über-nommen hat“, sagte Fidel über John F. Ken-nedy, „sprach davon, neu anzufangen. Gut.Wir unsererseits sagen ebenfalls: Lasst unsneu anfangen. Wir werden eine abwartendeHaltung einnehmen, auf Taten warten, weilTaten immer mehr sagen als Worte. Wir wer-den keinen Groll hegen. Aber wir empfindenauch keine Furcht und werden dies niemalstun, denn wir fürchten uns vor absolut nichts.Unsere Haltung wird niemals berechnendsein. Wir versprechen uns vom Imperialis-mus absolut gar nichts! Unsere Haltung wirddie der übrigen Regierungen und Völker derWelt sein: eine Haltung in Erwartung, dassTaten erfolgen. Von unserer Seite gehenohne Grund keine Angriffe aus, von unsererSeite gehen ohne Grund keine feindlichenAkte aus.“

Und er fuhr fort: „Wir erwarten keinerleiGefallen, keinerlei wirtschaftliche Hilfe vonWashington. Wir wissen und haben gelernt,dass wir alles, was wir uns vornehmen,schaffen können. Wir wissen, dass unserVolk in der Lage ist, die ungewöhnlichstenZiele zu erreichen. Wir haben also Vertrauenin uns und wir erwarten alles von uns.“

Fidel setzte sich immer für eine Verbesserung in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba auf der Grundlage des Respekts vor derSouveränität unseres Landes ein

Das Jahr2017

gemäßFidel

ARCHIV

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KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 5

Im März 2016 nach dem Besuch von Prä-sident Barack Obama in Kuba benutzteFidel in seinem Artikel „Der BruderObama“ praktisch die gleichen Worte:„Niemand sollte sich der Illusion hingeben,dass das Volk dieses noblen und selbstlo-sen Landes jemals auf den Ruhm, dieRechte und den spirituellen Reichtum ver-zichten wird, die es durch die Entwicklungder Bildung, der Wissenschaft und der Kul-tur gewonnen hat.

Ich weise auch darauf hin, dass wir in derLage sind, die Nahrungsmittel und die ma-teriellen Reichtümer, die wir benötigen, mitder Anstrengung und der Intelligenz unse-res Volkes herzustellen.

Unsere Anstrengungen werden gesetzmä-ßig und friedlich sein, denn wir sind demFrieden und der Brüderlichkeit mit allenMenschen, die auf dem Planeten leben,verpflichtet.“

DIE MAUERN UND DIE MIGRATIONEN

„Ich glaube, dass es kein Beispiel für dieWelt ist – dass es meiner Meinung nachkein gutes Beispiel ist –, dass man eineMauer zwischen Lateinamerika und denVereinigten Staaten errichtet;, dort an derGrenze zu Mexiko, wo die Mexikaner versu-chen, von einem Teil ihres Territoriums zudem Teil des Territoriums zu gelangen, dasman ihnen vor so vielen Jahren weggenom-men hat, in jenem berühmten Krieg, vondem wir wissen, dass es ein Expansions-krieg war.“

Diese Aussage Fidels bezieht sich nichtauf das Projekt von Trump, eine neueMauer an der Südgrenze der VereinigtenStaaten zu errichten, sondern geht 20Jahre zurück zu einer Rede, die er am19.September 1996 auf einer Solidaritäts-veranstaltung anlässlich der IV. Freund-schaftskarawane USA-Kuba im Theater desZentrums für Gentechnik und Biotechnolo-gie gehalten hat.

„Die Mauer, die sie errichten wollen, ist inWirklichkeit dreihundert Mal länger als dievon Berlin und viel ausgefeilter und jedenTag sterben dort Menschen, die versuchen,diese Mauer zu überwinden.

Jeden Tag gibt es mehr Mittel und mehrTechnik für diese Mauer, während dieArmut, die Arbeitslosigkeit und das Elendim übrigen Lateinamerika anwachsen. Dassind die Umstände, die die Emigration för-dern, sich in wirtschaftliche Migrationenverwandeln; die Menschen haben keine an-dere Möglichkeit, ihre Probleme zu lösenund sie emigrieren“, schließt Fidel.

DIE BOLIVARISCHE REVOLUTION

Die bolivarische Revolution von HugoChávez im Jahr 1999 eröffnete ein neuesKapitel der Geschichte Lateinamerikas.Aber weit über die Wirkung hinaus, die derbolivarische Kommandant unbestritten aufinternationaler Ebene hatte, war das Ver-hältnis zwischen Fidel und ihm das einerVater-Sohn-Beziehung.

Nach dem Tod von Chávez im März 2013bezeichnete Fidel ihn in Anerkennung derunter allen Umständen bewiesenen Solida-rität als „den besten Freund, den das kuba-nische Volk je hatte“. „Uns kommt die Ehrezu, die gleichen Ideale der sozialen Ge-rechtigkeit und der Unterstützung der Aus-gebeuteten mit dem bolivarischen Führergeteilt zu haben. Die Armen sind überall aufder Welt arm“, fügte er hinzu.

In unzähligen weiteren Texten bezog sichder Führer der Kubanischen Revolution aufdie Bedrohung, die auf der bolivarischenNation lastete. Heute, mit dem erneuten An-sturm der Rechten gegen die Regierungvon Nicolás Maduro bestätigen sich seineAussagen und Befürchtungen.

„In Venezuela wird heute ein großerKampf ausgetragen. Die inneren und äuße-ren Feinde ziehen das Chaos einer gerech-ten, geordneten und friedlichen Entwick-lung des Landes vor, wie Chávez gesagthat“, schrieb er in seiner Reflexion „Die Ge-nialität von Chávez“ im Januar 2012.

„Eine tiefgehende Revolution in Venezue-

la voranzubringen, war keine einfache Auf-gabe, da es ein Land mit immensem Reich-tum an Ressourcen ist, die für imperialisti-sche Mächte von lebenswichtigem Interes-se sind, die für solche Fälle auf der Weltbereits Maßstäbe gesetzt haben und diesweiter tun werden.“

„Venezuela ist wegen seiner außerordentli-chen Entwicklung bei der Bildung, der Kulturund im sozialen Bereich dazu berufen, sichin ein revolutionäres Modell für die Welt zuverwandeln“, heißt es in dem Text vom Okto-ber 2011 „Die beiden Venezuelas“ weiter.

In der Botschaft an den Präsidenten Ma-duro im März 2015 wies Fidel darauf hin,dass er „nicht nur die Haltung des helden-haften Volks von Bolívar und Chávez, son-dern auch einen besonderen Umstand, dievorbildliche Disziplin und den Geist der Na-tionalen bolivarischen Streitkräfte“, habebeobachten können.

„Was auch immer der Imperialismus derVereinigten Staaten tut, er wird sich nie-mals mehr auf diese verlassen können, wieer dies so viele Jahre lang konnte. Heuteverfügt Venezuela über die bestausgestat-teten Soldaten und Offiziere Lateinameri-kas. Bei jüngsten Treffen mit Offizierenkonnte man erkennen, dass sie bereit sind,den letzten Tropfen ihres Bluts dem Vater-land zu geben.“

DIE LINKE UND DIE EINHEITLATEINAMERIKAS

Vielleicht eine der wichtigsten Reden desComandante en Jefe über die Zukunft derLinken und die Bedeutung der Einheit in La-teinamerika hielt er an der abschließendenSitzung des IV. Sao Paulo Treffens im Kon-gresspalast in Havanna am 24. Juli 1993.

Die Gründung des Forums selbst, nachdem Fall des sozialistischen Lagers undder Auflösung der Sowjetunion, ging aufseine Idee und die des brasilianischen Füh-rers der Arbeiterpartei Luiz Inácio Lula daSilva zurück. Das erste Treffen in dieserbrasilianischen Stadt, die dem Forum auchseinen Namen gab, diente dazu, einen Wegim Kampf für die Gerechtigkeit unter denneuen Bedingungen aufzuzeigen und denDefätismus zu beseitigen, der sich einesTeils der Linken bemächtigt hatte.

Das Treffen in Havanna war von besonde-rem Wert, weil es in dem einzigen Landstattfand, das noch die Fahne des Sozialis-mus in der Region hochhielt.

Die Ideen Fidels und sein Aufruf zur Ein-heit trotz der Differenzen sind die Vorboten

dessen, was Jahre später mit der Schaffungder Gemeinschaft der Lateinamerikanischenund Karibischen Staaten (Celac) geschah.

„Man muss die Größe Bolívars bewun-dern, der zu so früher Zeit die Einheit derVölker Lateinamerikas aufwarf, zu einerZeit, als es noch keine Luftfahrt gab undkeine Autos, keine Lokomotiven, Telegra-fen und keine Telefone, kein Radio und keinFernsehen. Heute kann jemand innerhalbvon Sekunden von Mexiko aus Verbindungmit Buenos Aires aufnehmen und die Nach-richten verbreiten sich gleichzeitig in allenTeilen der Welt, innerhalb von Stundenlegen sie viele Tausende Kilometer zurück,es gibt heute phantastische Kommunikati-onsmedien. Und doch sprach Bolívar schondamals von der Notwendigkeit der EinheitLateinamerikas, als noch nichts derglei-chen existierte. Vielleicht war es damalsetwas Unmögliches. Danach, 80 Jahre spä-ter und bereits in einer anderen Epoche,war Martí einer der glühendsten Verfechterder Einheit Lateinamerikas und er stelltesie als eine lebenswichtige Notwendigkeitfür unsere Völker dar.

Europa, das fünf Jahrhunderte damit ver-brachte sich zu bekriegen, hätte gern soviele Dinge gemeinsam wie wir Lateiname-rikaner und Bewohner der Karibik. Abertrotzdem hat es an der Integration, der Ein-heit gearbeitet und weiß, dass es nicht mitJapan in Wettbewerb treten könnte, wennes sich nicht integriert, es weiß, dass es inder Welt keine Rolle spielen kann, wenn essich nicht integriert.

Ist nicht das Mindeste, was wir tun kön-nen, das Mindeste, was die Linke Latein-amerikas tun kann, ein Bewusstsein zu-gunsten der Einheit zu schaffen? Das sollteauf den Fahnen der Linken geschriebenstehen. Mit Sozialismus oder ohne Sozialis-mus. Jene, die denken, der Sozialismus seieine Möglichkeit, und für den Sozialismuskämpfen möchten, aber auch jene, die denSozialismus noch nicht in ihrem Planhaben, auch als kapitalistische Länder,würden ohne Einheit und ohne Integrationkeine Zukunft haben.“

DIE UMWELT UND DAS ÜBERLEBEN DERGATTUNG

Der vom Weißen Haus verfügte Austrittaus den Pariser Vereinbarungen fällt mitdem immer dringlicher werdenden Aufrufder Wissenschaftler zusammen, die Auswir-kungen des Menschen auf das Klima anzu-erkennen.

Der Vertrag, der im Dezember 2015 von159 Ländern angenommen wurde, hat dieEinführung von Maßnahmen zum Ziel, dieEmissionen von Treibhausgasen zu verrin-gern, um den Klimawandel aufzuhalten undzu lindern.

Insbesondere soll so der Anstieg der glo-balen Mitteltemperatur auf unter 2 GradCelsius in Bezug auf das vorindustrielle Ni-veau gehalten werden und die Anstrengun-gen sollen fortgesetzt werden, den Tempe-raturanstieg auf 1,5 Grad in Bezug auf die-ses Niveau zu begrenzen.

Der Ausstieg der Vereinigten Staaten,eines der größten Verunreinigerländer derWelt, bringt diese Ziele in Gefahr.

In einer Reflexion im Januar 2011 unterdem Titel „Es ist Zeit, etwas zu tun“ sprichtFidel über den Zynismus der großenMächte.

„In diesem Augenblick sieht sich dieMenschheit mit nie vorher da gewesenenernsten Problemen konfrontiert.

Das Schlimme daran ist, dass die Lösun-gen zu einem großen Teil von den reichs-ten und am höchsten entwickelten Ländernabhängen, die an einem Punkt angekom-men sind, an dem sie nicht mehr in derLage sind, die Situation zu bewältigen,ohne dass ihnen die Welt zusammenbricht,die sie versucht haben zugunsten ihreregoistischen Interessen zu formen, wasunausweichlich in die Katastrophe führt“,führte der historische Führer der Revoluti-on aus.

„Ich beziehe mich auf die Krise der Nah-rungsmittel, die in wirtschaftlichen Gege-benheiten und im Klimawandel ihre Ursa-che hat, Dinge, die als Folge menschlichenHandelns bereits irreversibel sind, aber beidenen der menschliche Geist trotzdem inder Pflicht steht, sich rasch damit ausei-nanderzusetzen.

Jahrelang wurde über die Angelegen-heit gesprochen, was in Wirklichkeit ver-lorene Zeit war. Aber der größte Verursa-cher von Treibhausgasemissionen, dieVereinigten Staaten, weigerte sich syste-matisch, die Meinung der Welt zu berück-sichtigen.“

Das waren die Worte des gleichen Man-nes, der 1992 in Rio de Janeiro sagte: „Einebedeutende biologische Gattung läuft Ge-fahr, durch die schnelle und progressiveAuflösung ihrer natürlichen Bedingungenzu verschwinden: der Mensch.“

Diese Warnung Fidels gilt ein viertel Jahr-hundert später in diesem Jahr 2017 mehrdenn je. •

PRENSA PRESIDENCIAL VENEZUELA

Die Bindungen zwischen Fidel und Chávez, fast wie zwischen Vater und Sohn, stärkten die historischen Beziehungen zwischen Kuba und Venezuela

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KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL6

Lisbet Penín Matos

• ZUR Zeit schätzen zahlreiche internationale Pressemedien imHinblick auf den Wahlprozess 2017-2018 die Zukunft Kubas als un-gewiss ein. Auf der anderen Seite haben viele Menschen innerhalbund außerhalb des Landes verschiedene Zweifel und Fragen zumUmfeld des kubanischen Wahlsystems.

Die Teilnahme und die Vertretung sind Säulen, die das Wahlrechtaufrechterhalten, denn es ist ein bewusster Akt, diejenigen mit dengrößten Verdiensten und Werten zu nominieren und zu wählen.

Heute nähern wir uns diesem Thema mit einem Interview an, dasmit dem Präsidenten des Ausschusses für Konstitutionelle und Ju-ristische Angelegenheiten der Nationalversammlung Professor Dr.José Luis Toledo Santander geführt wurde, der an der UniversitätHavanna lehrt. Im ersten, mehr auf die Geschichte zugeschnittenenTeil werden die Grundlagen für die institutionelle Ausformung deskubanischen Staates erklärt.

Welche Elemente sind typisch für das System der institutio-

nellen Organisation des kubanischen Staates?

Das erste charakteristische Element ist, dass es ein sehr junges in-stitutionelles Organisationssystem ist, es ist kaum 41 Jahre alt. Wennman es mit irgendeinem anderen System auf der Welt vergleicht, soist es sehr neu. Es wurde erst im Jahr 1976 in Kraft gesetzt. Außerdass es ein sehr junges System ist, weist es keine Bezugspunkte zuanderen Systemen der Welt auf. Unser System ist ein System sui ge-neris; wir haben es der Nation und dem kubanischen Volk in einemAkt der selbst ausgeübten Souveränität gegeben. Das impliziert,dass wir von unseren Erfolgen und Irrtümern lernen.

Das andere Element, das es von anderen unterscheidet, ist dasPrinzip der Einheit. Die Einheit ist hier kein Slogan oder mobilisie-rendes Element, die Einheit ist substantiell und wesentlich für denErhalt der Unabhängigkeit und der Souveränität.

Ein anderes Prinzip ist die Ausformung auf der Grundlage der Kol-legialorgane in der Führung der Macht; wir haben keine Einperso-nenorgane, alles sind Kollegialorgane und die wesentlichen Ent-scheidungselemente innerhalb der Organisation des Staates ba-sieren auf dem, was der Staatsrat entscheidet, die Nationalver-sammlung entscheidet oder der Ministerrat entscheidet, die alleKollegialorgane der Macht sind.

Ein weiteres Element, das uns unterscheidet, ist die Existenz einereinzigen Partei, die eine Reihe von Besonderheiten aufweist: Es isteine Partei, die nicht gewählt wird, die keine Kandidaten zur Wahlaufstellt, die das leitende Organ des Staates und der Gesellschaft ist.

Welches sind die Grundlagen für die Ausformung des institu-

tionellen Organisationssystems in Kuba?

Die Geschichte der Nation. Das Prinzip der Einheit bestimmt dengesamten Prozess. Die Einheit ist für die Kubaner ein strategischesElement des Überlebens. Jedes Mal, wenn wir Kubaner uns ge-spalten haben, hat die Nation ihre höchsten Interessen verloren.

Also wird unsere Partei zum Ausdruck dieser Einheit. Unsere Par-tei wird zum Fundament, zur Basis, die die Einheit der Kubaner imKampf verankert. Deswegen heißt es mit Recht, dass sie die Parteialler Kubaner ist, auch wenn nicht alle aktive Mitglieder sind. Undes ist die Partei, die ihre Vorläuferin in der hat, die Martí im Kampffür die Einheit gegründet hat.

Daraus haben wir Kubaner gelernt; deswegen war auch daserste, was die Regierung tat, als im Jahr 1959 die Revolution sieg-te, das Programm der Moncada zu erfüllen und die Verfassung von1940 wiederherzustellen, die Batista mit seinem Staatsstreich vom10. März mit Füßen getreten hatte.

Und an dieser Verfassung von 1940 mussten einige Veränderun-gen durchgeführt werden, denn es gab kein Organ, das die Um-setzung der Gesetze übernommen hätte. Deshalb wurde festge-legt, dass der Ministerrat in seiner erweiterten Sitzung die exekutivadministrative und die legislative Funktion übernimmt. Man schufaußerdem eine neue Norm, Grundgesetz genannt, die die Postu-late der Verfassung von 1940 als Grundlage hat. Dieses Grundge-setz galt von Februar 1959 bis Februar 1976.

Warum vergingen so viele Jahre bis zur Einführung einer

neuen Verfassung?

Das war die Zeit, als die Revolution sich völlig der Aufgabe stellenmusste, die Macht zu konsolidieren. Ich erwähne hier nur: Girón,Operation Mongoose, Kampf gegen die Banditen in den Gebirgs-zonen etc. Es waren die Momente, in denen es darauf ankam, sichgegen seine Feinde zu verteidigen und die revolutionäre Macht zufestigen. Dadurch erklärt sich ein wenig der provisorische Über-gang des kubanischen Staates.

Als dann die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts heranka-men, war die Revolution bereits konsolidiert und es begann das, wasman als eine Periode der Institutionalisierung des kubanischen Staa-tes bezeichnete. Zuerst wurde eine aus Partei und Regierung beste-hende gemischte Kommission geschaffen, die von einer Gruppe an-erkannter Juristen des Landes beraten wurde und sich an die Aufga-be machte, eine Verfassung für die Republik auszuarbeiten.

Dieser Verfassungsentwurf wurde einem breiten Beratungspro-zess durch das Volk unterworfen. Es war dies ein Prozess, an demdas ganze Volk teilnahm. Im Unterschied zu anderen Ländern, die

eine Verfassunggebende Versammlung einrichten, war hier dasganze Volk die verfassunggebende Versammlung. Das ganze Volkhatte die Möglichkeit, die Vorlage der Verfassung in den Händen zuhalten, sie zu studieren und seine Meinung dazu zu äußern.

Das sind die Elemente, die nicht nur den demokratischen Cha-rakter der Verfassung von 1976 festigen, die heute noch gültig ist,sondern die auch unter dem Blickwinkel der Demokratie betrachtetviel fortschrittlicher sind als die der Verfassung von 1940.

Was unterscheidet die Verfassung von 1976 von der von 1940?

Ich muss anerkennen, dass vom normativen Gesichtspunkt ausdie Verfassung von 1940 eine großartige Verfassung ist, die zueiner Zeit der revolutionären Kämpfe die großen Sehnsüchte desVolkes zum Ausdruck bringt.

Aber vom Blickwinkel der Demokratie aus, der Ausarbeitung desVerfassungstextes, ist die von 1976 partizipativer und damit demo-kratischer als die von 1940, weil im Jahr 1940 die Vertreter der ver-fassunggebenden Versammlung gleichzeitig den politischen Partei-en der Epoche angehörten.

Infolgedessen verfolgten diese Vertreter in besagter Versammlungdie bestimmten Interessen einer politischen Klasse und die Mitglie-der der Verfassunggebenden Versammlung, die in der Abgeordne-tenkammer des Kapitols tagte, waren die einzigen, die Zugang zuder Vorlage hatten, um darüber zu diskutieren, eine Meinung zu äu-ßern und sie zu verabschieden.

In keinem Fall wurde das Volk zu Rate gezogen. Wenn auch imRadio alle Diskussionen übertragen wurden, so hatte doch das Volkkeine Entscheidungsbefugnis bei der Verfassung von 1940. Im Jahr1976 jedoch zog man das Volk zu Rate, es wurden über 70.000Meinungen aus allen Teilen der Bevölkerung gesammelt und über60 Artikel der Vorlage daraufhin abgeändert.

Anschließend stimmte das Volk in einem Referendum über dieseneue Version des Verfassungsentwurfs ab. D.h., alle wahlberechtig-ten Kubaner konnten an den Urnen frei, direkt und geheim über dieVerfassung abstimmen. 98 % der Wähler nahmen an der Abstim-mung teil, von denen 97,7 % der Verfassung zustimmten. Am 24.Februar 1976 proklamierte Raúl Castro die Inkraftsetzung der Ver-fassung der Republik.“

***

Zuvor sprachen wir über die Ausformung der kubanischen In-

stitutionalität. Wie gestaltete sich der Staat, nachdem die Ver-

fassung von 1976 verabschiedet worden war?

Zunächst muss man vorwegnehmen, dass die Nationalversamm-lung der Volksmacht zum höchsten Organ der Staatsmacht wird.Ein zur 76er Verfassung gehörendes Element ist, dass die zuvorbestehende Trennung der Gewalten (Exekutive, Legislative und Ju-dikative) aufgegeben wurde. D.h., die Macht in Kuba ist eine einzi-ge; es ist die Macht, die das Volk ausübt, die es direkt oder über dieVersammlungen der Volksmacht und der Organe, die sich vonihnen ableiten, ausüben wird.

Welche Eigenschaften hat die Nationalversammlung der

Volksmacht?

Sie ist ein Organ mit nur einer Kammer, sie besteht nur aus derAbgeordnetenkammer und sie ist kein permanentes Organ. Sie istein Organ, in dem alle Mitglieder Rechenschaft ablegen und au-ßerdem von ihrem Amt abberufen werden können. Es gibt ein Ge-setz mit dem Namen „Gesetz zur Aufhebung der Ämter der Volks-

macht“, in dem das Prozedere festgelegt ist, um ein Mitglied der Na-tionalversammlung seines Amtes zu entheben. Außerdem üben dieAbgeordneten ihre Tätigkeit nicht als Beruf aus. Wenn jemand zurArbeitsdirektion geht und um die Liste der Ämter und Löhne der Ab-geordneten der Nationalversammlung bittet, wird man ihm sagen,dass eine solche nicht existiert. Denn die acht Abgeordneten, diedort vollberuflich tätig sind, erhalten ihren Lohn von der Stelle, wosie zuvor gearbeitet haben. Es gibt kein Amt mit einem festgesetz-ten Lohn und das betrifft nicht nur die Nationalversammlung, son-dern auch die übrigen Parlamente des Landes auf Provinzebenund auf der Ebene der Gemeinden und Stadtbezirke.

In Kuba gibt es zwei Arten von Wahlen, die allgemeinen und dieTeilwahlen, und aus den Teilwahlen entstehen die Gemeindever-sammlungen.

Alle zweieinhalb Jahre finden Teilwahlen im Land statt, bei denendie Gemeindeversammlungen der Volksmacht gewählt werden.

Ich sage immer, dass die Gemeindeversammlung der Hauptan-gelpunkt der revolutionären Demokratie ist. Deswegen ist es eingroßer Fehler, wenn wir nicht jeden Tag daran arbeiten, die Ge-meindeversammlungen und die Rolle des Delegierten zu stärken.Heute konzentriert der Feind der Revolution seine ganze Kraft da-rauf, die Gemeinde- und Stadtbezirksversammlungen zu schwä-chen, um sie sich aneignen zu können oder zumindest seine Ver-treter dort hineinzubekommen. Aus diesem Grund nimmt die Stär-kung der Gemeide- und Stadtbezirksversammlungen und der Stel-lung des Delegierten bei der Verteidigung der Revolution eine stra-tegische Rolle ein.

Eine Frage, die sich viele stellen: Wie wählt man die Delegier-

ten, wenn es keine Parteien gibt, die sie aufstellen?

Wer sie direkt aufstellt, ist das Volk in seinem Wahlkreis. Die Wah-len werden einberufen, die Wahlkommissionen werden gebildet undwir nehmen an den Versammlungen teil und dann schlagen wir ineinem freien und spontanen Entschluss mit Handzeichen diejenigenvor, die unsere Delegierten sein sollen. In jedem Wahlkreis müssenmindestens 2 und höchstens 8 Personen aufgestellt werden.

Noch nie ist jemand zu irgendwelchen Wahlen gegangen, woman ihm einen Wahlzettel vorgelegt und gesagt hat, das hier seiendie aktiven Parteimitglieder, für die er stimmen müsse und auch istniemand aufgestellt worden, weil er Parteimitglied ist. Diese Partei-mitgliedschaft kann den Ausschlag geben, wenn das Parteimitglieddurch sein gutes Verhalten, seine Berufung, der Öffentlichkeit zudienen, aufgefallen ist, aber nicht, weil es in unserem Gesetz fest-gelegt wäre, dass die Mitgliedschaft in der Partei Voraussetzung fürden Zugang zu einem öffentlichen Amt wäre.

Jetzt schlage ich vor, das Thema der allgemeinen Wahlen zu

behandeln.

Alle fünf Jahre finden allgemeine Wahlen statt, d.h., das Mandatder Nationalversammlung dauert 5 Jahre. Sie heißen allgemeineWahlen, weil dann alle Ebenen der politischen Vertretung des Lan-des gewählt werden: die Gemeide- und Stadtbezirksversammlun-gen, die der Provinz und die Nationalversammlung.

Und woher stammen die Kandidaten für die Provinz und die

Nation?

Zunächst wird ein Kandidaturausschuss gebildet, dem die gesell-schaftlichen und Massenorganisationen unserer Gesellschaft an-gehören und der vom Gewerkschaftsdachverband angeführt wird.

Wahlen in Kuba:

Fragen und Antworten

Im Jahr 1976 wurde das Volk zur Verfassung befragt, man sammelte über 70.000 Meinungen aus allen Teilen der Bevölkerung und über 60 Artikel

der Vorlage wurden daraufhin abgeändert

EMILIO ARGÜELLES

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KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 7

So kommt es zu den Kandidaturen für Delegierte der Provinz-versammlung und Abgeordnete der Nationalversammlung. Biszu 50 % der Mitglieder der Nationalversammlung sind Delegier-te der Gemeindeversammlungen und die übrigen kommen ausden Organisationen, die in ihren Plenen die Befugnis haben,Personen für diese Ämter zu nominieren. D.h., das Plenum desVerbandes kommt zusammen und schlägt Kandidaten für Abge-ordnete und Kandidaten für Delegierte der Provinzversammlungvor – das geschieht in den Komitees zur Verteidigung der Revo-lution CDR, dem Kleinbauernverband ANAP, dem Studentenver-band FEU etc.

Wenn alle aufgestellt sind, beginnt der Kandidaturausschusseinen Beratungsprozess. Man besucht den Arbeitsplatz der Be-werber, ihren Wohnort, um Meinungen über die Person einzuho-len, die als Kandidat vorgeschlagen wurde. Schließlich nehmendiese am Plenum der Gemeinde- oder Stadtbezirksversamm-lung teil und sie sagen uns: Für diese Gemeinde schlagen wirals Abgeordnetenkandidaten X oder Y vor und als Kandidaten fürDelegierte der Provinzversammlung A oder B ... Die Gemeinde-versammlung beschließt dann in freier und offener Wahl, werdiese Personen sein sollen.

Über die Kandidatur zur Provinzversammlung und zum Abge-ordneten der Nationalversammlung wird in den Parlamenten derGemeinden und Stadtbezirke abgestimmt; das ist der Grund,warum ich diese als zentralen Angelpunkt bezeichnet habe. Daswar keine bloße Rhetorik. Wo werden die Abgeordneten desLandes nominiert? In den Gemeinde- und Stadtbezirksver-sammlungen. Wo werden die Delegierten für die Provinzver-sammlungen nominiert? In den Gemeinde- und Stadtbezirksver-sammlungen. Also ist dieses Parlament das Zentrum, in demüber die Zusammensetzung der höchsten Organe des Staatesentschieden wird.

Wenn diese Nominierungen nun erfolgt sind, kommt es zueinem ähnlichen Prozess, was die Kandidatur, die Gestaltungder Wahlpropaganda und die Zusammensetzung des Wähler-verzeichnisses angeht und danach geht das Volk zur Wahl.

Wenn man einmal zum Abgeordeten gewählt worden ist, be-kommt man ein Wahlzertifikat, das, damit man das Amt über-nehmen kann, vom Nationalen Kandidatenausschuss bestätigtwerden muss.

Daraufin geschieht etwas höchst Interessantes. Der Kandida-tenausschuss ruft die Abgeordneten einzeln zur Beratung auf,man überreicht ihnen ein Faltblatt, auf dem alle gewählten Ab-geordneten verzeichnet sind, und ein Formular. Dann sagt manihnen, sie sollen vorschlagen, wer Mitglied des Staatsrats wer-den soll. Und dann setzt sich der Abgeordnete hin und sagt: AlsPräsidenten des Staats- und des Ministerrats schlage ich X vor,als ersten Vizepräsidenten Y, für die übrigen Vizepräsidentendiese und für die Mitglieder jene und so geht es für alle 31 Per-sonen, die dem Staatsrat angehören.

Ich habe bereits zuvor gesagt, dass die Nationalversammlungkein ständiges Organ ist; aus diesem Grund benötigt sie ein Organ,das sie außerhalb der Sitzungsperioden bei den Staat betreffendennationalen und internationalen Angelegenheiten vertritt.

Der Kandidatenausschuss setzt also aus allen diesen Vor-schlägen eine einzige Vorschlagsliste auf und legt diese der Na-tionalversammlung vor. Hier hat jeder Abgeordnete das Recht,seine Hand zu erheben und zu sagen, er sei nicht damit einver-standen, dass sich ein bestimmter Kandidat auf der Kandidaten-liste befinde, und an dessen Stelle einen anderen vorzuschlagenund zu erklären warum. Ansonsten wird die Kandidatur durchHandzeichen bestätigt. Nachdem die Kandidatenliste in direkterund geheimer Wahl verabschiedet worden ist, wählen die Abge-ordneten die Mitglieder des Staatsrats, entscheiden darüber,wer Präsident wird und wer die übrigen Miglieder sein werden.

Wenn der Präsident des Staats- und des Ministerrats gewähltist, schlägt dieser der Nationalversammlung vor, wer dem Minis-terrat angehören soll, und die Nationalversammlung bestätigtdessen Mitglieder. Hier sind die Minister nicht in Permanenz ge-wählt, alle fünf Jahre läuft ihr Mandat ab, aber sie können inihrem Amt fortfahren, denn eine Wiederwahl ist möglich.

Zuvor erwähnten Sie die Wahl der Abgeordneten und soviel

ich weiß, werden diese Personen in den Gemeinden oder

Stadtbezirken gewählt, damit jedes Gebiet in der National-

versammlung vertreten ist.

Ja, richtig. Man wählt einen Abgeordneten jür je 20.000 Ein-wohner oder für einen Anteil von mehr als 10.000, wie dies imWahlgesetz festgelegt ist. Damit ist garantiert, dass jede Ge-meinde, jeder Stadtbezirk wenigstens zwei Abgeordnete hat. DieVerteilung erfolgt entsprechend den demographischen Eigen-schaften des Gebiets.

Heute haben wir z.B. ein Problem, das darin besteht, dass dieNationalversammlung sehr groß ist. Wir haben zurzeit 612 Ab-geordnete, und man muss in Zukunft untersuchen, wie mandiese Zahl reduzieren kann. Einige sehen das sehr mathema-tisch und sagen, dass anstatt für 20.000 Einwohner man ein-fach für 40.000 und einen Anteil von über 20.000 Einwohnerneinen Abgeordneten wählen solle und schon hätte man dieZahl reduziert. Aber wir müssen ganz in Ruhe untersuchen, wiedie Anzahl der Abgeordneten gesenkt werden kann, ohne dieRepräsentanz des Volkes dabei zu opfern, damit garantiert ist,dass in der Nationalversammlung der hochgeschätzte Wissen-schaftler, die große Persönlichkeit des Sports und auch derlandwirtschaftliche Arbeiter vertreten sind. Das sind Themen,die einer Überprüfung bedürfen, die konsequent durchgeführtwerden wird.

***

Auf internationaler Ebene sehen wir, dass Wahlkampagnen

mit der dazugehörigen Propaganda durchgeführt werden. Wie

sieht das in Kuba aus?

Die einzige Propaganda ist ein Blatt mit einem Foto der Personund einer Zusammenfassung ihrer Biographie. Dieses Blatt wirdüberall an jenen Orten angebracht, die die Bevölkerung am häu-figsten aufsucht: auf dem Markt, in der Fleischerei etc., damit dieLeute diejenigen kennenlernen, die aufgestellt wurden.

Wir gehen von der Einheit als Grundlage und von der Gestaltungeines politischen Einheitssystems aus, deswegen hat hier auch nie-mand individuelle Programme.

Man darf Wahlpropaganda nicht mit Wahlkampagne verwechseln.Als Teil der Propaganda werden Rundgänge veranstaltet, die vomWahlausschuss für die verschiedenen Territorien organisiert werden,und die Kandidaten sprechen mit den Leuten. Bei einer Kampagnewären alle diese Orte voller Plakate, Fotos und es gäbe offensiveAuseinandersetzungen, wie man dies aus anderen Ländern kennt.

Wie sind bei den Wahlen das repräsentative und partizipative

Konzept eingebunden?

Jeder Bürger hat das Recht zu wählen und gewählt zu werden.Ausnahmen sind: Geistige Behinderungen, das Nichterreichen dervorgeschriebenen Altersstufe oder die gerichtliche Aberkennungdes Wahlrechts. Von dem Moment an, an dem Sie zur Wahl gehenund jemanden wählen, übertragen Sie Ihre Vertretung auf diesePerson und diese Person repräsentiert und handelt für all jene, dieihr diese Befugnis übertragen haben.

Das heißt aber nicht, dass Sie keine Form der direkten Teilnahmebei Entscheidungsfindungen hätten. Als wir z. B. das Arbeitsge-setzbuch erarbeiteten, wurden alle Arbeiter des Landes befragt undalle hatten die Gelegenheit, ihre Kriterien dafür oder dagegen zuäußern oder Vorschläge zu machen.

Das ist eine Form der direkten Beteiligung bei der Machtaus-übung, wie auch die Wahlteilnahme eine direkte Form ist, weil Siedie Vertreter für die repräsentativen Führungsorgane des Landesernennen und wählen.

Wenn Sie die Gemeinde- oder Stadtbezirksversammlung wählen,wählen Sie die Regierung der Territorialität; diese Person, die Siegewählt haben, vertritt Sie bei der Ausübung der lokalen Regierung.

Viele Leute fragen sich: Warum erscheinen gewählte Abgeordne-te für ein Gebiet, in dem sie nicht wohnen?

Das ist Teil eines Irrtums. Der Abgeordnete übt keine territorialeVertretung aus. Der Abgeordnete ist nationaler Vertreter und in derNationalversammlung diskutiert man die großen Probleme von na-tionalem Interesse und stimmt darüber ab, nicht über die Problemeeines Gebiets.

Wenn z. B. das Parlament zusammenkommt, um den Staats-haushalt zu verabschieden, geht es nicht darum, eine Schule zubauen oder eine Familienarztpraxis zu reparieren, sondern esheißt: Es stehen so und so viel Millionen Peso für die öffentlicheGesundheit und so und so viel Millionen für die Bildung zur Verfü-gung etc. Und so werden sie verteilt. Die Probleme der einzelnenGebiete werden auf Gemeinde- und Stadtbezirksebene oder aufProvinzebene gelöst.

Wir müssen allerdings an mehr Verbindungen und einem besse-ren Austausch zwischen den Abgeordneten und den Wählern desWahlkreises, des Bezirks und der Gemeinde arbeiten und deswe-gen hat die Führung der Partei ein Programm verabschiedet, dassich „Perfektionierung der Organe der Volksmacht“ nennt.

Eine weitere Frage, die bezüglich der Wahlen in Kuba häufig

gestellt wird, ist die, warum wir nicht den Präsidenten wählen.

Das Wahlgesetz hat für die Wahl zu diesem Amt festgelegt, dasses sich dabei um eine Wahl zweiten Grades handelt, bei der die ge-wählten Vertretungsorgane votieren. Wenn ich einem Abgeordnetender Nationalversammlung meine Stimme gegeben habe, statte ichihn mit aller souveränen Macht aus, Entscheidungen zu treffen.Und eine der Befugnisse des Abgeordneten ist es zu entscheiden,wer der Präsident des Staats- und des Ministerrats sein wird.

Das ist nichts typisch Kubanisches. Wie wird in Spanien der Regie-rungschef gewählt? Er wird vom Parlament und nicht vom Volk gewählt.

Außerdem haben wir kein Präsidialsystem, sondern ein semipar-lamentarisches System. Unser Präsident hat nicht die Befugnis,Entscheidungen allein zu fällen. Unser Präsident ernennt und ent-lässt keine Minister, unser Präsident vergibt keine Ehrenposten, er-nennt keine Botschafter, d.h. die großen Entscheidungen sind inden Kollegialorganen und nicht in einer Person konzentriert.

Es macht also keinen Sinn, den Präsidenten als einzelne Personzu wählen, wenn es ein Kollegialorgan ist, das die Führung hat.

Außerdem muss unser Präsident, um zu diesem Amt zu gelan-gen, fünf Wahlvorgänge durchlaufen: Zuerst muss er als Kandidataufgestellt und vom Plenum einer sozialen oder Massenorganisati-on gewählt werden. Als zweites muss eine Gemeinde- oder Stadt-bezirksversammlung der Kandidatur zustimmen. Als drittes muss erin direkter und geheimer Wahl von den Wählern seines Wahlkreisesgewählt werden und wenn er dort nicht gewählt wird, kann er keinAbgeordneter sein. Viertens muss die Nationalversammlung seinerKandidatur zustimmen und fünftens müssen die Abgeordneten ineiner direkten und geheimen Wahl für ihn stimmen. Ich denke also,dass es genügend Wahlen gibt, bevor jemand Präsident wird.

Zuvor haben wir bereits über die Reduzierung der Zahl der Ab-

geordneten in der Nationalversammlung gesprochen und Sie

haben angedeutet, dass man darüber später Untersuchungen an-

stellen werde. Welche anderen Elemente könnten bei der Umset-

zung oder Modifizierung des Wahlgesetzes eine Rolle spielen?

Man wird ein neues Wahlgesetz ausarbeiten. Dabei sind weite-re Punkte: der Aufbau der Wahlen, die Präsenz eines ständigen

Organs, deren Mitglieder das Amt beruflich ausüben und sichdauerhaft der Durchführung der Wahlprozesse widmen und nichtmit der Eventualität, die wir heute haben; heute wird nämlich ir-gendwann der Wahlausschuss ernannt und wenn die Wahlen zuEnde sind, ist auch dessen Arbeit beendet. Das sind Punkte, dieanalysiert werden müssen.

Zum Abschluss noch etwas, das heute in Verbindung mit den

Wahlen 2017–2018 einige Beunruhigung hervorruft, da es um

die Kontinuität der historischen Führung geht. Welche Bedeu-

tung messen Sie den nächsten Wahlen bei?

Die nächsten Wahlen sind wichtig, weil es allgemeine Wahlensind. Wir wählen die höchsten Machtorgane des kubanischen Staa-tes und infolgedessen werden die Vertreter gewählt, die fünf Jahrelang die Führung des Landes übernehmen. Das ist die große Be-deutung, die die Wahlen für mich haben.

Ich glaube, es gibt eine Bedeutung, die diese Wahlen ausmachtund das ist, wie uns Raúl verkündet hat, dass das Mandat der his-torischen Führung im Staat zu Ende geht. Ich glaube, dass demeine ganz besondere Bedeutung zukommt, aber mit der Weisheitund der Vision der historischen Führung der Revolution und desArmeegenerals wurden die Voraussetzungen für diesen Momentgeschaffen.

Es wird dies kein traumatischer Moment sein, weil wir alle daraufvorbereitet sind. Das ist eine politisch-ideologische Konditionierungder revolutionären Kräfte für einen historischen Moment, den dasLand durchlebt und wir sind bereit für diesen Wechsel.

Unser Vertrauen in die Partei, ihre Führung wird es mit sich brin-gen, dass dies zwar ein sehr wichtiger Prozess für das Land ist,aber ein natürlicher Prozess. Und die Bedeutsamkeit liegt auch inder Gelassenheit, die das kubanische Volk immer ausgezeichnethat. (Entnommen aus Razones de Cuba) •

JUVENAL BALÁN

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Katheryn Felipe

• SPIELWAREN sind mehr als handwerklich oder industriell herge-stellte Gegenstände, sie sind wesentlich für die kindliche Entwicklung.Einerseits bestimmt das Spiel in vielerlei Hinsicht die physische undsozio-psychologische Entwicklung der Kleinsten. Andererseits ist inKuba der Zugang zu Spielzeug unzureichend. Kurz gesagt: Die aktu-elle Strategie für dessen Herstellung, Verteilung und Vermarktung be-friedigt die Erwartungen von Kindern und Erwachsenen nicht.

Jetzt ist dieses Thema zum Mittelpunkt der öffentlichen Debatte inKuba geworden.

Um sich des dringenden Problems anzunehmen, half der Aus-schuss, der sich im kubanischen Parlament mit Jugend, Kindheitund der Gleichberechtigung der Frau befasst, bei einer tiefge-henden Analyse der Situation und begann damit, Überlegungenanzustellen, um mittel- und langfristig eine Lösung für diesesProblem zu finden.

Die Präsidentin der Pionierorganisation José Martí (OPJM) Ay-mara Guzmán erläutert, dass es, was das Spielzeug angehe, keinedefinierte Politik gebe und dass die wenigen Spielwaren, die manüber Spenden erhalte, an Kinderkrankenhäuser und einige Schu-len gingen. „Hinzu kommt noch die Besorgnis, dass die traditionel-len Spielzeuge wie Puppen und Autos, die am meisten gefragtsind, nichts mit unserer Identität zu tun haben“, fügt sie hinzu.

Eine Untersuchung über die Situation der Produktion, Verteilungund Vermarktung von Spielwaren in Guantanamo, Granma, Hol-guín, Santiago de Cuba und Havanna, bei der 750 Pesonen in 28Kreisen befragt wurden, brachte die Kritik an den hohen Preisen fürSpielzeug in den Devisenläden zutage.

Die Abgeordnete für Granma, Rosmery Santiesteban, wies aufdie Unterversorgung hin, die in vielen Gemeinden des Landesherrscht.

Verkauft wird Spielzeug von schlechter Qualität und wenig Aus-wahl zu einem Preis, den die Eltern normalerweise nicht bezah-len können, und „die Mehrzahl der Familien kann dem Kind nureinmal im Jahr ein Spielzeug kaufen, das dann fast immerschnell kaputtgeht“.

Nach Auffassung von Santiesteban müsse darauf geachtet wer-den, dass das Spielzeug, das in Kuba ankommt, auch das sei, wasdie Mädchen und Jungen wirklich benötigen, um zu lernen undsich zu unterhalten. Sie sprach auch das Horten von Spielwarenan, sobald es in den Spielwarengeschäften Preisnachlässe gebe,was dazu führe, dass viele Eltern Spielzeug am Ende bei den pri-vaten Händlern kauften, die nicht immer wissen, woher das Mate-rial kommt und woraus das hergestellt wurde, was sie verkaufen.

Die Abgeordnete Leana Hernández aus Guantánamo hob dieNotwendigkeit hervor, Importe zu ersetzen und die Spielzeugpro-duktion in Kuba anzuregen. „Man muss Spielzeug machen, dasden Bedürfnissen der jeweiligen Altersstufe entspricht, auch wennes nicht die beste Qualität hat.“

Dazu sagt Odalys Betancourt aus Santiago de Cuba, dass dieAusbildung der Werte in der Kindheit didaktisches Material erfor-dere, das gleichzeitig ansprechend sei. „Die lokalen Industrien stel-len kaum Spielwaren her und es gibt Territorien, wo nichts ange-boten wird, womit man spielen könnte. Das Spielzeug, das die Ar-beiter auf eigene Rechnung anbieten, ist oft aus Material gemacht,das einen starken Geruch aufweist und manchmal sogar lebens-gefährlich sein kann.“

Die kubanischen Parlamentarier waren übereinstimmend der Auf-fassung, das man eine gerechtere Form der Verteilung zwischenden Geschäften und den Bildungseinrichtungen finden müsse, undstellten fest, dass besonders Produkte für die ersten Lebensjahrefehlten und solche, die das Spielerische fördern, z. B. indem sie zuRollenspielen anregen.

Es wurde außerdem festgestellt, dass durch die digitalen SpieleFähigkeiten verdrängt werden, die während der Kindheit entwickeltwerden müssen und dass man besser darüber nachdenken solle,welche Art von Spielzeug im Land wirklich gebraucht werde, undauch darüber, es nach Alter zu differenzieren.

Die junge Abgeordnete aus Matanzas Jennifer Bello möchte auchdie Herstellung von Spielzeug mit kubanischen Comicfiguren un-terstützt sehen. „In den 90er Jahren, als die wirtschaftliche Lageam schlimmsten war, gab es eine Spielzeugproduktion in Kuba.Heute dagegen nicht. Früher haben wir das Spielzeug von unserenEltern und Großeltern geerbt, aber bald wird es keine Spielsachenmehr zu vererben geben.“

EINE LÖSUNG IN VIELEN HÄNDEN

Mit dem Vorschlag, ein nationales Gremium zu schaffen, das ausdem Industrieministerium, dem Ministerium für Finanzen und Prei-se, den Ministerium für Binnenhandel, dem Ministerium für Wirt-schaft und Planung, dem Bildungsministerium, dem kommunisti-schen Jugenverband und der Pionierorganisation José Martí beste-hen soll, haben die kubanischen Abgeordneten einen Weg skizziert,den es zu verfolgen gilt.

Der Logistikdirektor des Bildungsministeriums Roberto Alexis Ro-mero informierte, dass man 194 Module, jedes mit 100 Spielzeugenfür jedes Lebensjahr, im Jahr 2015 erworben habe. Das heißt, über100 Kindergärten von den 1.084, die es im Land gibt, haben neueModule. Im Jahr 2016 sei ein Vertrag über 101 Module abgeschlos-sen worden. Im laufenden Jahr sollen 726 Kindergärten damit ver-sorgt werden und im nächsten Jahr dann über 1.000.

„Die Einfuhr von Spielwaren ist ein komplexer und kostspieligerVorgang, aber zurzeit findet ein Prozess der Neuverhandlung mitden Lieferanten statt, um Acrylfarben für die Anfertigung von Spiel-zeug zu erwerben und die Kindergärten auch mit Musikinstrumen-ten zu versehen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dieFamilien darin zu unterweisen, wie ein Kind richtig spielen sollte“,sagte Roberto Alexis Romero.

Die Direktorin für Ausgewählte Erzeugnisse des Industrieministe-riums Olga González sagte, dass die Situation bei den Spielzeugengenauso kritisch sei wie die Lage bei anderen Dingen im Land. „DieIndustrie ist sich dessen bewusst, und auch, wenn wir keine sofor-tige Lösung bieten können, liegt es in unserer Verantwortung, eineAntwort auf das Problem zu finden.

Wir werden nicht von einem auf den anderen Tag eine Industrieaufbauen können, aber wir können sehr wohl damit beginnen, alleUnternehmen, lokale Betriebe und Kooperativen auf geordneteWeise miteinander zu verzahnen. Wir haben einen Aufruf an dieLeichtindustrie, die elektronische und die Stahlindustrie gemacht.Früher waren wir Produzenten von Fahrrädern, Dreirädern und Roll-schuhen, die heute alle importiert werden müssen, weil sie hiernicht mehr hergestellt werden.“

Ohne aus den Augen zu verlieren, dass China mit 8.000 Spiel-zeug produzierenden Unternehmen der weltweit größte Herstellerist und 79 % des Marktes kontrolliert, hat das Industrieministeriumeine temporale Arbeitsgruppe unter der Leitung von Olga Gonzálezgeschaffen, die der Nationalversammlung im Dezember einen Ar-beitszeitplan vorlegen soll.

Olga González bestätigt, dass der größte Fehlbestand beim Spiel-zeug für Kinder von 0-6 Jahren vorliege. „Es haben bereits 14 un-serer Unternehmen Vorschläge mit minimaler Verwendung vonRessourcen, hauptsächlich bei der Produktion im Sportbereich, ge-macht. Trotzdem werden damit nicht einmal 50 % der bestehendenNachfrage befriedigt. Außerdem müsste das wichtige Thema derPreisgestaltung einer Prüfung unterzogen und eine geeignete Er-hebung durchgeführt werden, um herauszufinden, was jede Provinzbenötigt.“

Was die nichtstaatlichen Betriebsformen angeht, ist González derMeinung, dass nicht alle mit schädlichem Material arbeiten. „Dienicht-landwirtschaftliche Kooperative Decorarte, die vom Industriemi-nisterium unterstützt wird, hat ein Projekt, das wir begleiten, um zusehen, in welche Richtung wir es führen, weil es heute im Spiel-zeugbereich das am weitesten fortgeschrittene ist.“

EINE ZUKUNFTSWEISENDE ALTERNATIVE

Decorarte widmet sich zwar der Werbung und dem graphischenund industriellen Design für Dekor und Inneneinrichtung, könnte je-doch einen Beitrag zur Entwicklung der Spielzeugproduktion inKuba leisten. „Das Projekt von Decorarte wird von allen, die daranbeteiligt sind, auf die eine oder andere Art bewertet. Seine Produk-te sind von guter Qualität und wir sind bestrebt, sie zu fördern, dasie sehr hilfreich sind“, sagt González.

Unter dem Namen Gabi & Sofi hat die nicht-landwirtschaftlicheKooperative (CNA) Decorarte, die 2013 in Matanzas gegründetwurde, eine einfache Marke geschaffen, die jeden Gegenstand undjedes Kleidungsstück umfasst, das ein Kind benötigen könnte, vomMobiliar bis zur Wäsche. Es handelt sich um eine umfassende Pa-lette von Produkten für Kinder, die weit über das Spielzeug hinaus-gehen und mit einer höheren Finanzierung Ende 2017 auf indus-trieller Ebene produzieren könnte.

Der Präsident von Decorarte Ariel Balmaseda betont, dass, wennes auch Devisenketten wie Caracol und TRD Caribe gebe, die anGabi & Sofi interessiert seien, das Ministerium für Binnenhandel je-doch überprüfe, wie man die Produkte von der CNA kaufen könne,damit die Marke hauptsächlich in nationaler Währung (CUP) ver-kauft werde.

Der Unternehmer weist darauf hin, dass im Land zwar produziertwerde, aber oft ohne schönes Äußeres und ohne Haltbarkeit. So seiGabi & Sofi entstanden, um die auf dem Markt für Kinder beste-hende Nachfrage zu befriedigen und um entsprechend der demo-graphischen Politik des Landes die Geburtenrate anzuheben.

„Die Spielzeugherstellung in Kuba liegt praktisch bei Null und erfor-dert eine bessere Qualität. Das ist unser Beitrag als Kooperative. Dawir bereits den Wert des Produkts, das Design, das Know-how, dasmenschliche Talent und einen Teil der Ausrüstung haben, arbeiten wirseit einem Jahr intensiv daran, die Produktion zu steigern“, sagt er.

Gegenwärtig durchläuft Decorarte ein Zertifizierungsverfahren fürdie Qualität seiner Produkte und sucht gleichzeitig nach einer Formder Finanzierung, die es der Kooperative ermöglicht, die Ausstat-tung ihrer in Varadero liegenden Werkstatt zu vervollständigen,damit sie sich nicht mehr darauf beschränken muss, nur kleine odermittelgroße Mengen zu produzieren, sondern eine nationale Ver-breitung ermöglicht werde.

Laut Balmaseda komme es darauf an, „ernsthaft zu untersuchen,wie ein kubanisches Spielzeug aussehen soll. Zunächst müsse an-genehmes Material ausgewählt werden, das leicht zu handhabensei, der menschlichen Gesundheit und der Umwelt keinen Schadenzufüge und chemisch nicht aggressiv sei. Es gehe darum, Holz unddessen Nebenprodukte sowie ökologische Farben zu benutzen, umein Produkt zu erhalten, das den internationalen Normen bei Fabri-katen für Kinder entspricht, damit die Kinder lernen zu denken undzu bauen“.

Die Vizepräsidentin von Decorarte Isabel Pupo führt aus, dassman das gleiche Konzept bei der Kinderkleidung verfolge, damit sienicht die Haut schädige, bequem sei und dem karibischen Klimaentspreche. „Man muss so lange wie möglich die Unschuld derKindheit erhalten und die Kinder wie Kinder kleiden, denn heutzu-tage widerspiegelt fast alle Kinderkleidung die Art, wie sich Er-wachsene anziehen, es ist Kleidung, die nicht einmal funktional ist,eng am Körper anliegt und sexualisiert ist.

Das gleiche geschieht mit dem Mobiliar. Es ist so konzipiert, dassdie Autonomie des Kindes gefördert wird, dass es Selbstbewussteinbekommt, weil es in der Lage ist, sein Spielzeug selbst zu organi-sieren und das Bett seiner Größe angepasst werden kann.“

Balmaseda führt aus, dass man mit Gabi & Sofi erreichen wolle,„Werte zu verteidigen, die auf Gewaltlosigkeit begründet sind und einattraktives, frisches, kubanisches und universelles Image zu gestal-ten“. Die Idee sieht vor, gute Gewohnheiten und Bräuche, die Liebe zuFamilie und Vaterland, den sorgsamen Umgang mit der Natur, dieAchtung vor dem Leben, den Frieden und die Kultur zu fördern.

Nach Auffassung von Balmaseda halten Tablets, Mobiltelefone, dasFernsehen und die Technologie die Kleinen vom kindlichen Spiel abund rufen in ihnen eine Affinität zu auslandsbezogenen Produktenhervor, die nichts mit der kubanischen Identität zu tun haben.

Ein weiteres Argument für Gabi & Sofi sei, dass es sich um eineInitiative handele, die mit Rohstoffen entwickelt werde, die norma-lerweise in Kuba zu haben seien. Balmaseda versichert, dass keinbesonderes Material erforderlich sei: „Was wir brauchen, sind mehrRohstoffe und weitere Ausrüstung. Alljährlich importiert das LandFertigprodukte. Die einzige Möglichkeit, das zu stoppen, ist die Wie-derbelebung der nationalen Industrie und Decorarte hat bereits eineTeilstrecke in dieser Richtung zurückgelegt.“

Zu seinem Konzept gehört auch die Idee einer Linie für Schulmate-rialien, die heute hauptsächlich importiert werden: Lineale, Zeichen-dreiecke, Hefte, Notizblöcke, Malbücher und Märchenbücher.

„Obwohl Kuba derzeit ein Empfängerland von Spielzeug ist, dasweltweit produziert wird, könnte es sich zu einem Produzenten vonetwas Eigenem verwandeln. Es gibt schon Leute im Ausland, diedieses Produkt möchten, weil es ein Abbild der Insel ist“, sagt Bal-maseda.

Der Leiter der Kooperative weist darauf hin, dass CSM Group, einwichtiger Lieferant aus dem Ausland, der traditionell mit Kuba ver-bunden ist, bereit sei, die Investition mit einer Finanzierung über vierJahre Laufzeit zu unterstützen. „Wir schlagen gleichermaßen pro-duktive Verkettungen mit der Leichtindustrie und anderen Industrienvor“, sagt er zum Schluss. •

Spielzeug – eine ernst zu nehmende Sache

MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER KOOPERATIVE DECORARTE

KUBASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL8

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KUBAAUGUST 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 9

Yaditza del Sol González

• EINIGE lehnten das Projekt als unmöglichab, als eine der Ideen, die ins Nichts führenund die ganz sicher nur von wenigen unter-stützt würden. Andere jedoch öffneten ihreTüren und begannen gemeinsam an die Mög-lichkeit einer kubanischen Enzyklopädie imNetz zu glauben, eine eigene Web-Plattform,die in der Lage ist, sich im Netz zu positio-nieren und mit den kolonisierenden Schema-ta des Wissens zu brechen oder, was dasgleiche ist, eine andere Sicht der Dinge ent-stehen zu lassen.

Die Idee begann im Jahr 2009 im ehemaligenNationalbüro für Informatisierung Gestalt anzu-nehmen, eine Einrichtung, die es heute nichtmehr gibt, damals aber die Entwicklung diesesThemas im Land anführte. Zwei Prämissen wur-den ganz deutlich: Strenge in der Bearbeitungder Inhalte und eine Infrastruktur, die es er-möglicht, in Echtzeit die Nutzer zu erreichen.So kam es, dass das Institut der Wissenschaft-lichen und Technologischen Information (DICT)und die Joven Clubs, die Jugendclubs für Com-puter und Elektronik, (JCCE) sich in zwei ent-scheidende Säulen bei der Entstehung vonEcuRed verwandelten.

Die erste verfügte über Spezialisten mit gro-ßer Erfahrung im Organisationsprozess der In-formation, während die JCCE flächendeckendin allen Kreisen des Landes vorhanden waren,was von enormer Wichtigkeit für das Wachs-tum der Website war. Das erklärte Iroel Sán-chez, einer der Visionäre dieses Projekts Gran-ma gegenüber.

Nach und nach begannen sich neue Interes-senten anzuschließen: Infomed, Cubarte, dasNetz der kubanischen Universitäten, wissen-schaftliche Einrichtungen... „ Aber wir gingenauch in die Provinzen, in die kleinen Ortschaf-ten, denn unser Land weist eine große Kapazi-tät von Wissensbildung auf, die Systematisie-rung einer bekannten Kultur. Damit die Enzy-klopädie überleben konnte, brauchte man In-halte, brauchte man Mitarbeiter“, sagte Iroel.

„Und da wurde uns eine Sache klar: Überallim Land gibt es ein Museum und eine Gemein-debibliothek, die nichts anderes sind als Infor-mationsquellen, in denen man besonders cha-rakteristische Geschichten über ein Ereignisoder einen Helden finden kann, die nur in die-sem speziellen Dörfchen bekannt sind, weil siegerade dort passiert sind oder weil dort Famili-enangehörige wohnen, die darüber erzählten“.Das genau ist eine der Besonderheiten vonEcuRed, die Echtheit bei den Themen.

***

Iosneisy Portelles vom Netz des JCCE in Hol-guín, verliebte sich auch in EcuRed, in die Ideeals solche, und darin über einen Raum zu ver-fügen, der es anderen erlauben würde mehrüber die Bräuche und die Idiosynchrasien zuerfahren, über diese Traditionen, die Menschenund Orte in Kuba prägen. Er begann Ende2009 mit Publikationen über Geschichte undGeographie seiner Provinz und gehört heutezu den vielen Tausenden von eingeschriebe-nen Mitarbeitern der Website.

Zuvor schrieb er über lokale Themen, aber jemehr er Personen mit unterschiedlichen Vorlie-ben und Interessen kennenlernte, die sich spä-ter in direkte oder indirekte Mitarbeiter derGruppe verwandelten, wurde ihm klar, dass daswas uns vereint das Wissenwollen und das Ver-öffentlichen von Dingen ist, die die Aufmerk-samkeit jedweden Publikums, unabhängig vonAlter und Wohnort, erlangen können.

„Ich bin wirklich froh, wenn bei der Suchenach einer Information suche, ich auch nochkuriose Dinge stoße. Meine Nichte kam einmalnach Hause und sagte, in der Schule hätteman sie etwas gefragt und sie hätte es nicht

finden können. Ich habe ihr dann gesagt :´Such in EcuRed, da ist alles, was du für deineAufgabe brauchst´. Ich denke, so wie es für sievon Nutzen war, ist dies auch bei vielen ande-ren der Fall“, meint Portelles.

„Es sind nämlich die Details, die dazu führen,dass die Menschen nicht vergessen, nicht dieVorgänge, die man das eine oder andere Malauf die gleiche Art und Weise gesehen hat,ohne etwas Neues zu erfahren, obwohl esnoch soviel aufzuzeigen gibt.“.

***

EcuRed trat am 14. Dezember 2010 mit über20.000 Artikel die Informationen lieferten andie Öffentlichkeit. Um soweit zu kommen,waren viele anonym geschriebene Worte, wiedie von Iosneisy notwendig, der, wie die ande-ren auch für seine Arbeit nichts weiter erhieltals die Befriedigung nützlich zu sein. Sie allegaben diesen ersten so wichtigen Impuls. Dannöffnete sich die Kette und die Mitarbeiterkamen nun nicht mehr nur von den JCEE unddem IDICT sondern jetzt kann jeder Nutzer,der sich mit einer e-mail registriert, auch vonaußerhalb des Landes, seine Inhalte einstel-len, wenn sie innerhalb der politischen Linieund mit einem enzyklopädischen Profil, etwasNeues beitragen.

„Wir arbeiten mit der Software MediaWiki,das auch das Programm ist, mit dem Wikipediaarbeitet, auch wenn wir einige Anpassungenmachten und wir gehen vom gleichen Prinzipder Mitarbeit aus, dass nämlich die Personen,die innerhalb dieser Enzyklopädie arbeiten,dies auf freiwilliger Basis tun, weil es ihnengefällt und sie dafür keinerlei Vergütung erhal-ten“, betont Ruslán Olivares, der wichtigsteFachmann dieser Plattform in den Joven Club.

„Manchmal erhalten wir Kritik wegen einigerFehler, die auf der Website erscheinen undwir sind die ersten, die sich ihrer Mängel be-wusst sind, aber eine kollaborative Enzyklo-pädie existiert dadurch, dass viele dazu bei-tragen und die bestehenden Fehler beheben“,sagt Olivares.

Einige der Mitarbeiter der ersten Stundesind immer noch dabei, andere sind gegan-gen und dafür sind neue gekommen. Wirhaben Teilnehmer in allen Provinzem und inArgentinien, Kolumbien, Spanien und Mexiko.Das sind Personen, die EcuRed als ein nützli-ches Werkzeug ansehen und die in irgendei-ner Form zu seiner Verbesserung beitragenmöchten“, fügt er hinzu.

Laut Daten der IDICT verfügte die Website zuBeginn des Monats Juli über 38.725 eingetra-gene Mitarbeiter, davon 605 aktive, d.h. solche,die in den letzten 30 Tagen etwas beigesteuerthaben und über 170.530 veröffentlichte Artikel.Das sind Daten, die auf die eine oder andereArt beweisen, dass die Enyklopädie ständigauf der Suche ist, um das Informationsbedürf-nis der Nutzer über Zeit und Raum hinaus zubefriedigen.

„Die Vielfalt ist eines der Kennzeichen. EinDoktor der Naturwissenschaften kann ebensoschreiben wie ein Wächter in einem JCCE, dervor seiner Pension Lehrer oder Bibliothekarwar. Und diese Personen haben ein angehäuf-tes Wissen, dass sie breit zugänglich machenkönnen“, sagte Sánchez.

„Trotzdem haben wir noch nicht diese kritischeMasse an Mitarbeitern erreicht, die wir gernehätten“, sagt Iroel. „Wir müssten noch mehr an dieUniversitäten, die wissenschaftliche Gemeindeund die Experten herankommen, die die Inhaltevon EcuRed mit ihrer Erfahrung und ihren Kennt-nissen stärken könnten.

Wir haben einige Vorstöße in dieser Richtunggemacht. Vor einigen Jahren haben wir im Pro-gramm „Universität für Alle“ einen Kurs über In-formatik vorgestellt, der speziell auf Personenzielte, die zur Enzyklopädie beitragen könnten.

Wie haben auch eine off-line Redaktion ent-wickelt, die es dem Nutzer erlaubt, seine Arti-kel auf dem PC zu schreiben ohne mit dem In-ternet verbunden sein zu müssen und sie dannspäter in die EcuRed Plattform zu stellen.

Diese Art von Redaktion war vor allem amAnfang genial, als die Kubaner noch wenigerMöglichkeiten hatten sich mit dem Netz zuverbinden als heute, und half beim Anwach-sen der Website.“

Es ist inzwischen so, dass EcuRed mit sei-ner Zielsetzung eine andere Vision der Dingezu schaffen und mit den hegemonialen Mus-tern über Politik, Kultur und Wirtschaft der we-nigen mächtigen Länder zu brechen, sich imNetz immer mehr als eine der ersten Optionenpositioniert hat, wenn es um kubanische The-men geht.

„Im Netz der Netze kommt es häufig vor,dass das Bild, das der Welt von Lateinameri-ka und der Karibik vermittelt wird, nicht auf In-formationen beruht, die von digitalen Seitender Region stammen, sondern von außenkommen“, stellt Sánchez fest.

Früher erschienen z.B. wenn ein Nutzer dasWort Cuba in die Suchmaschine eingab, eineriesige Anzahl von Seiten, aber keine von die-sen war von hier, von unserem Land.“

Das ist jetzt anders. Die Enzyklopädie istimmer auf der ersten oder zweiten Seite derErgebnisse und das wurde, ohne für die Posi-tionierung bezahlen zu müssen, mit nur zweiPrinzipien erreicht: Qualität der Informationund Qualität der Technik. Denn EcuRed ver-fügt auch über eine Infrastruktur, die es er-laubt, ein breites Konkurrenzvolumen auszu-halten, ohne dass dadurch die Stabilität oderdie Navigationsgeschwindigkeit innerhalb derSeite beeinträchtigt würde.

***

Am 13. Juni dieses Jahres wurde EcuRed alseines der 90 Champion Projekte der WSISAwards 2017 (Weltgipfel der Gesellschaft für In-formation und Wissen) anerkannt, ein Event,das vom Internationalen Telekommunikations-verband organisiert wurde und für das sich 467Projekte aus der ganzen Welt eingeschriebenhatten. Nachdem die kubanische Website aus-gewählt wurde, an der letzten Etappe, der onlineAbstimmung teilzunehmen, kürten die Cyber-nauten sie zu einer der besten innerhalb der Ka-tegorie Zugang zu Information und Wissen.

Und auch wenn die Enzyklopädie weder un-fehlbar noch frei von Irrtümern ist, so gewinntsie doch durch die Authentizität ihrer Inhalte,der Kraft, die dieser Geschichte innewohnt, dievon unten, von den Wurzeln kommt, dadurchdass sie nützliche Informationen enthält undden Nutzer an jedem Ort erreicht und seineBedürfnisse erfüllt, dadurch, dass sie von einerGruppe von Personen entwickelt wird, die vonLeidenschaft und Interesse angetrieben wer-den, sie wachsen zu sehen, weil sie jeden Tagbesser wird.

Sicher ist, dass noch ein langer Weg des Ler-nens vor uns liegt, mit neuen Herangehens-weisen und einer größeren Anbindung an ku-banische Organismen und Betriebe. Darübergibt es ein Kapitel, dass den Technologien ge-widmet ist, denn es gibt noch einiges darüberzu sagen, das erklärt, dass dies die am meis-ten besuchte Website Kubas ist, mit bis zu 340000 Ausdrucken täglich. Oder über die Arbeit,die das IDICT leistet, um genau diese Unstim-migkeiten zu vermeiden, die gelegentlich ver-öffentlicht werden. Oder die Sichtbarkeit derSeite im Internet und die Länder, in denen sieam häufigsten angeklickt wird. •

Aus der Anonymitätentsteht eineEnzyklopädie

Kubas Antwort auf Wikipedia

Eine Brücke zwischen den Völkern

Wer sind wir?

Was tun wir?

Amistur Cuba S.A. bietet eine große Palette anProdukten und Leistungen an:• Brigaden der Solidarität und Freiwilligen Arbeitseinsätze,Gelegenheit für den Austausch mit denSolidaritätsbewegungen mit Kuba• Spezialisierte Rundreisen, bei denen Geschichte, Kultur undIdentität vermittelt werden und die eine Welt neuerErfahrungen eröffnen

Amistur Cuba S.A. dient als Brücke zwischen den Völkern und vermittelt lebensbejahend undzukunftsorientiert die Einzigartigkeit, die Schönheit und den Humanismus Kubas.

Amistur Cuba S.A., das Reisebüro des kubanischenInstituts für Völkerfreundschaft (ICAP), Anbieter vonspezialisiertem Tourismus, fördert, organisiert undkommerzialisiert touristische Produkte und Leistungen,die durch den direkten Kontakt mit dem Volk den Genussund das Kennenlernen der kubanischen Realitätgarantieren.

Organisation und Förderung von

• Events und Kongressen • Spezialisierten komplementären Ausflügen • Kreuzfahrten und Segeltouren • Individuellem Tourismus• Diensten von kompetenten Reiseführern undDolmetschern

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Jorge C. de la Paz

• UNERFÜLLTE Erwartungen und einige Lichtblicke prägten die Teil-nahme unseres Landes an der Leichtathletik-Weltmeisterschaft London2017. Mit der niedrigsten Medaillenausbeute in der Geschichte dieserEvents – eine Bronzemedaille im Stabhochsprung durch Yarisley Silva -und dem 38. Platz in der Medaillenwertung nahm Kuba Abschied vonder Londoner WM, ohne die Geister von Rio 2016 vertrieben zu haben,wo eine Delegation von 41 Athleten ebenfalls nur eine Bronzemedaillegewonnen hatte, die von Denia Caballero im Diskuswerfen.

Es gab hervorragende, durchschnittliche, aber auch enttäuschendeLeistungen unserer Sportler. Auf der einen Seite muss die außerge-wöhnliche Yorgelis Rodríguez erwähnt werden, die junge Siebenkämp-ferin mit ständig ansteigender Leistung, die während des Haupteventsder Saison ihren eigenen Landesrekord auf 6.594 Punkte verbesserte.Zum anderen unsere Diskuswerferinnen – ernsthafte Medaillenanwär-terinnen -, die mit ihren Weiten beträchtlich unter ihren Möglichkeitenblieben.

Das Problem liegt aber nicht nur in den fehlenden Medaillen. Was diePlatzierung unter den ersten Acht der jeweiligen Disziplin angeht, wardie Leistung akzeptabel, da neun Athleten dies erreichten, was 35Punkte und Platz 14 in der Gesamtpunktewertung einbrachte.

Aber von unseren 22 Athleten kamen bei dieser WM nur vier an ihreJahresbestleistungen heran. Das trifft auf die 4x100- und die 4x400-Staffel der Männer zu, die im Jahr 2017 aber nur einen Wettkampf ab-solviert hatten, den Staffel-Weltvergleich auf den Bahamas. Die Zeitenwaren also relativ leicht zu unterbieten.

Die Marathonläuferin Dailín Belmonte hatte in London ihr einzigesRennen des Jahres und zeigte eine ansprechende Leistung. Diejenige,

die meiner Meinung nach das Image Kubas auf britischem Boden ammeisten hob, war die bereits erwähnte Yorgelis Rodríguez mit einem derbesten vierten Plätze in der Geschichte des Siebenkampfes. Mit demErgebnis, das die Sportlerin aus Guantanamo an der Themse erreich-te, hätte sie bei allen früheren Ausgaben, außer in Stuttgart 1993, Me-daillen errungen. Ihre 6.594 Punkte hätten in Peking 2015, Moskau2013, Berlin 2009, Edmonton 2001, Göteborg 1995, Tokyo 1993 undRom 1987 Silber und in Osaka 2007, Helsinki 2005, Paris 2003, Sevil-la 1999, Athen 1997 und Helsinki 1983 Bronze bedeutet.

Der dritte Platz von Stabhochspringerin Yarisley Silva muss ebenfallsgewürdigt werden. Obwohl sie in diesem Jahr von ihrer Höchstleistungweit entfernt ist, erkämpfte sie mit dem Sprung über 4,65 m ihre dritte

Medaille bei Weltmeisterschaften (einmal Gold und zweimal Bronze), einErgebnis, das nicht so leicht nachzumachen ist. Andere Athleten erreich-ten ebenfalls Leistungen in der Nähe ihrer Jahresbestwerte, die viele hierin Havanna aufgestellt hatten, ohne den charakteristischen Druck vongroßen Wettbewerben und manchmal mit manueller Messung.

So der Weitspringer Maykel Massó (8,26 m) und die DreispringerCristian Nápoles (17,16 m) und Andy Díaz (17,13 m), die alle drei dasPodium nur knapp verfehlten. Auch die 800-Meter-Läuferin Rose MaryAlmanza (1:59:79 min) kam ihrer Bestmarke nah und verpasste das Fi-nale nur um wenige Hundertstel.

Ähnlich erging es Zuriam Echevarría beim 400-Meter-Hürdenlauf(56,44 s), Roxana Gómez beim 400-Meter-Lauf (52,01 s) und den Hür-densprintern Roger Iribarne (13,43 s) und Yordan O'Farrill (13, 56 s),deren Ergebnisse im prognostizierten Bereich lagen. Dazu kam einüberraschender achten Platz von Yaniubis López im Kugelstoßen(18,03 m). Alle oben genannten, außer Yaniubis, sind junge Sportler, dieauf eine bessere Zukunft für diesen Sport hoffen lassen.

Unter ihren Jahresbestleistungen blieben die Dreispringerin Lia-dagmis Povea (13,55 m), der Dreispringer Lázaro Martínez (16,66m), José Luis Gaspar im 400-Meter-Hürdenlauf (51,82 s) und JuanMiguel Echevarría im Weitsprung (7,86 m) sowie Yoandys Lescay im400-Meter-Lauf (45,93 s), obwohl er als Schlussläufer der Staffeleinen gewaltigen Lauf hinlegte.

Wir können unsere Diskuswerferinnen nicht unerwähnt lassen: YaiméPérez warf im Finale 64,82 m weit und blieb deutlich unter ihrer Sai-sonbestleistung von fast 68 m, während Denia Caballero nur auf 64,37m kam. Auffällig war das Fehlen unseres Landes in Disziplinen wie Ku-gelstoßen der Männer, Speer- und Hammerwerfen, wo wir früher meh-rere weltbekannte Vertreter hatten. •

SPORTSEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL10

Herausforderungen in der KönigssportartLEICHTATHLETIK-WM

Die Siebenkämpferin Yorgelis Rodríguez erbrachte eineherausragende Leistung bei der WM

IAAF

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WISSENSCHAFTLICHER ORTHOPÄDIEKOM

PLEX

Direktor: Professor Rodrigo Álvarez Cambras

Ave. 51 No. 19603, La LisaLa Habana

CubaTel: (537) 271 8646/ 271 9055/ 273 6480Fax: (537) 273 6480/ 273 1422/ 273 6444

E-Mail: [email protected]@fpais.sld.cu

www.frankpais-ortop.comwww.ccortopfpais.sld.cu

Der Internationale Wissenschaftliche Orthopädiekomplex von Havanna ist der weltweit größteund umfassendste Krankenhauskomplex auf dem Gebiet der Orthopädie, der rekonstruktiven

Unfallchirurgie und der Rehabilitation des Knochen-Gelenk-Systems. Er bietet Behandlungen bei Wirbelsäulenerkrankungen; Bandscheibenvorfällen;

traumatischen, angeboren oder erworben Rückenmarkslähmungen; peripherischenNervenlähmungen; Knochen- und Weichteiltumoren; Frakturen und Folgen von Frakturen;

Pseudarthrose; Knochen- und Gelenkinfektionen; angeborenen und erworbenen Deformitätender Gliedmaßen.

Darüber hinaus widmet er sich der rekonstruktiven Chirurgie bei Hand- und Fußverletzungen;der Knochentransplantation und der partiellen und totalen Gelenkimplantation; dem

prothetischen Ersatz von Gelenken; der Mikrochirurgie; der Arthroskopie; der Verlängerungvon Knochen bei angeboren oder erworben Verkürzungen, Kleinwuchs oder Zwergwuchs;

und der Revaskularisation und Transplantation bei Rückenmarksverletzungen undGelenknekrose.

Er bietet spezialisierte Dienstleistungen im Bereich Fixierungstechniken und zur Behandlungvon Sportverletzungen und -unfällen.

Zum Komplex gehört auch das Zentrum für Körperliche Gesundheit und Sport ORTOFORZA,das der Förderung, Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der körperlichen Gesundheit

durch medizinische Überwachung der Rehabilitation und des Sports dient; dies alles in einerkomfortablen Einrichtung mit medizinischen Praxen, Fitnesscenter mit verschiedenenGeräten, Squash- und Paddle-Tennis-Plätzen, Schwimmbad, Minigolf, Jogging-Pfad,

Restaurant- und Cafeteria-Service und anderen Annehmlichkeiten.Ebenfalls zum Komplex gehören die Iberoamerikanische Schule für Orthopädie und

Traumatologie, wo Kurse und Praktika organisiert werden, und das VeranstaltungszentrumORTOP, in dem Fachkongresse und verschiedene Konferenzen stattfinden. Dazu verfügen

diese Einrichtungen über entsprechend ausgestattete Säle und technisch qualifiziertesPersonal.

ORTROP

VERANSTALTUNGSZENTRUM ZENTRUM FÜR KÖRPERLICHE GESUNDHEIT UND SPORT

ORTOFORZA

Kuba Dritter bei U23-Volleyball-WM• DIE kubanische Auswahl verbreitet wei-ter gute Nachrichten für die Fans deshohen Maschennetzes auf der Größtender Antillen.

Gut erholt von der Niederlage im Se-mifinale gegen Argentinien gewann sieam 25. August die Bronzemedaille,indem sie Brasilien mit 4:1 (18:16,15:13, 15:13, 20:22, 15:11) besiegte,das sie in der Vorrunde noch geschla-gen hatte.

Laut der offiziellen Website des Eventshätte Kuba leichter zu Sieg kommen

können, wenn es nicht im vierten Satzeinen 14:12 Vorsprung (nachdem es be-reits 10:12 gestanden hatte) noch ver-spielt hätte.

Auf dem Turnier, das vom 18. bis 25.August in Kairo stattfand, weihte die In-ternationale Volleyball-Föderation einneues System ein: vier Gewinnsätzeaus maximal sieben a 15 Punkte.

Im Gegensatz zu den Kubanern warendie Giganten aus Südamerika, die dieerste U23-WM 2013 gewonnen hatten,nach ihrer Halbfinalniederlage in sieben

Sätzen gegen Russland enttäuscht unddemotiviert.

Brasilien hatte die Gruppenphase un-geschlagen (einschließlich eines 4:3Sieges gegen Kuba) überstanden.

Es war Kubas erste Medaille in der nochjungen Geschichte dieses Wettbewerbsund eine Verbesserung gegenüber demvierten Rang bei der WM 2015 in Dubai.

Den Weltmeistertitel holte sich dieAuswahl Argentiniens, die im Finalspieldie Auswahl Russlands mit 4:2 Sätzenbezwang. •

GETTY IMAGES

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„Wenn du traurig bist

und dich allein fühlst wie im Außenfeld,

versichere ich dir, du bist keine Insel,

viele Leute warten auf dich“ (Buena Fe)

Aliet Arzola Lima

• ES gab im kubanischen Baseball keine re-

levante Story in Bezug auf die Rückennum-

mer 56, bis Carlos Alberto Tabares Padilla

auftauchte. 25 Jahre lang trug er das blaue

Trikot des Industriales-Teams mit dieser

Nummer und versucht jetzt nach seinem

Rücktritt als aktiver Spieler, sein Vermächt-

nis auf den Trainerbänken zu bereichern.

„Als man mich Ende der 80er Jahre aus

der Jugend-Nationalmannschaft rausnahm,

wollte ich nichts mehr vom Baseball wissen

und sagte dies so auch meinen Eltern. Aber

man hatte mir ein Trikot mit der Nummer 56

geschenkt und nachdem ich tagelang hin

und her überlegt hatte, setzte ich mich wie-

der mit meiner Familie zusammen und ver-

sprach, dass ich mit dieser Nummer ganz

groß rauskommen würde“, erinnert sich Ta-

bares, einer der charismatischsten und

spektakulärsten Spieler unserer Baseball-

meisterschaften in den letzten zwei Jahr-

zehnten.

Als Verteidiger im zentralen Außenfeld

sorgte er mit seiner enormen Reichweite,

seiner Bewegung innerhalb des Feldes, sei-

nem Positionierungssinn und seiner Reakti-

onsschnelligkeit für Schlagzeilen, Tugen-

den, die es ihm erlaubten, die schwierigsten

Bälle zu fangen, die in diese Richtung flo-

gen. Wie er im Sprung gegen den Zaun, im

Spurt zu einem entfernten Feldbereich oder

in anderen unmöglich erscheinenden Situa-

tionen Bälle fing, sind Augenblicke, die den

Baseballfans als kostbarster Schatz in Erin-

nerung bleiben.

Wenn man ihn fragt, was die Formel dafür

ist, sich so lange in der Elite zu halten, ant-

wortet Tabares mit Bescheidenheit, dass

alles auf Arbeit und Training beruhe. Doch

neben der beständigen Arbeit, die im

Hochleistungssport wesentlich ist, war das

natürliche Talent dieses Baseballspielers,

der unter den Augen des anspruchsvollen

Industriales-Publikums seine Triumphe fei-

erte, immer spürbar.

„Es ist sehr schwierig, sich im Industria-

les-Team durchzusetzen. Du musst immer

auf der Höhe sein, denn es gibt viele Star-

spieler und wenn du nachlässt, kann es

sein, dass du nicht aufgestellt wirst. Ich

hatte 1992 mein Debüt und ich musste

mich gegen viele erfahrene Spieler durch-

setzen, aber mit großem Einsatz fand ich

die Lücke. Ich ging im Spiel immer aufs

Ganze, sodass ich mich oft verletzte,

wenn ich mit den Zäunen kollidierte oder

mir bei Hechtsprüngen den Knöchel ver-

stauchte“, erklärt er im Gespräch mit unse-

rer Zeitung.

Aber Tabares passte sich schnell dem

Druck des Hauptstadtpublikums an und

kombinierte seine defensive Magie mit dem

Spiel als Schlagmann. „Ich fühlte mich

immer wohl, wenn es galt, Spieler auf den

Basen vorwärts zu bringen, ich mochte es,

wenn alle Aufmerksamkeit auf mich gerich-

tet war und ich bei wichtigen Spielen wich-

tige Aktionen auslösen konnte. Ich nahm

mir ein Beispiel an der Stärke von Javier

Méndez, meinem Vorbild, und an der Ag-

gressivität von Víctor Mesa.“

Dank dieses kalten Blutes hatte er ent-

scheidenden Anteil an den fünf Meisterti-

teln, die er mit den „Löwen“ gewann, von

denen ihm einer besonders am Herzen

liegt. „1996 war ich unter Trainer Pedro

Medina Landesmeister, dann dreimal

unter Rey Vicente Anglada und in der 49.

Meisterschaft unter Germán Mesa. Von

allen ist mir der Titel im Jahr 2003 mit dem

Rekord von 66 Siegen am wertvollsten.

Kurze Zeit, bevor wir die Meisterschaft ge-

wannen, war mein Vater verstorben. Im

letzten Spiel des Finals gelang mir ein Ho-

merun und ich widmete ihn meinem Vater

und erhob zum ersten Mal die Hände zum

Himmel. Diese Trophäe hatte besondere

Bedeutung für das ganze Team, denn alle

teilten meinen Schmerz“, erinnert sich Ta-

bares, der auch auf internationale Lorbee-

ren verweisen kann.

„Ich war sehr jung, als ich in der Natio-

nalmannschaft debütierte. Es war mit 22

Jahren bei einem Wettkampf in Holland.

Aber meine ersten großen Erfahrungen

machte ich bei der WM in Italien und bei

den Mittelamerikanischen Spielen von Ma-

racaibo im Jahr 1998. Ich erreichte in den

beiden Turnieren eine Angriffseffektivität

von 370. Dann wurde ich bis 2003 nicht

mehr in die Nationalmannschaft berufen,

ohne dass jemand mir erklärt hätte,

warum. Bis heute hat mir niemand einen

Grund genannt.“

„Ich habe weiter gespielt und kehrte zu

den Panamerikanischen Spielen von Santo

Domingo und der WM in Havanna zurück.

Dann kamen die Olympischen Spiele von

Athen und die World Baseball Classics von

2006, für mich die spektakulärsten Erfah-

rungen von der Leistung, den Mannschafts-

kameraden und den Ergebnisse her. Es war

ein unbeschreibliches Gefühl, umso mehr,

als man mich aussortiert hatte und ich es

dank meines Einsatzes geschafft hatte,

wieder in die Aufstellung zu kommen“, meint

Tabares.

Nach so vielen Jahren als Spitzensportler

ist es schwierig, den richtigen Moment zu

finden, um die Spikes an den Nagel zu hän-

gen, aber Tabares steuerte schon seit eini-

ger Zeit das Ende seiner Karriere an. „Mit

40 wurde mir klar, dass der runde Ab-

schluss für meine sportliche Laufbahn die

56. Meisterschaft sein würde, wegen der

Bedeutung dieser Nummer für mich. Ich

sagte Javier Méndez, dass ich so aufhören

wolle, wie ich angefangen hatte, im zentra-

len Außenfeld, nicht im linken oder auf einer

anderer Position, auf die man manchmal die

älteren Feldverteidiger verschiebt. Mir war

wichtig, dass ein positives Bild verbleiben

würde, und obwohl wir uns in diesem Jahr

nicht für das Playoff klassifizieren konnten,

fühlte ich, dass es aus der individuellen

Sicht ein guter Abschied war.

Jetzt, nach dem Rücktritt vom aktiven

Sport, denke ich, dass ich innerhalb des

Baseballs etliches machen kann. Im Mo-

ment arbeite ich mit Víctor Mesa zusam-

men im Trainerstab. Ich möchte gern mit

Kindern arbeiten, denn die Grundausbil-

dung ist sehr wichtig für die Zukunft unse-

res Baseballs. Ich würde auch gern als

Trainer fungieren, aber erst, wenn ich ge-

nügend Wissen dafür habe, ohne etwas zu

übereilen.“ •

SPORTSEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 11

Carlos Tabares: Explosivität mit Nummer 56

Explosivität und Einsatz sind Werte, die im Spiel von Tabares niemals fehlten

RICARDO LÓPEZ HEVIA

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Amelia Duarte de la Rosa

• DAS neunte Internationale Festival Timbalaye,das vom 18. August bis 1. September stattfand,feierte erstmalig die Aufnahme der Rumba in dieListe des Immateriellen Kulturerbes der Mensch-heit. Deshalb wurde diese Route der Rumba2017 zu einem großen nationalen Fest mit zahl-reichen Musik- und Tanzaufführungen auf derganzen Insel.

Das Fest wurde in Pinar del Río, Havanna,Matanzas, Cienfuegos, Trinidad, Ciego de Ávila,Camagüey, Santiago de Cuba und Guantánamogefeiert und war darüber hinaus auch dem Co-

mandante en Jefe Fidel Castro gewidmet.Das Festival stand unter der Schirmherrschaft

des Regionalbüros der Unesco für Lateinameri-ka und die Karibik, des Verbandes junger Künst-ler ahs, des Schriftsteller- und Künstlerverban-des Uneac, des Kulturministeriums, der StiftungFernando Ortiz, des Nationalrates für Kulturerbeund weiterer Institutionen. Es nahm am 18. Au-gust in der Bucht des Stadtbezirks Regla derHauptstadt seinen Anfang, wo über 30 verdienteRumba-Künstler eine Anerkennung erhielten.

Katherine Müller, Generaldirektorin des Re-gionalbüros der Unesco für Lateinamerika unddie Karibik, sprach sich erfreut über den Zu-gang und die Teilnahme der Bevölkerung ander Begehung dieser Route aus. „Wir sind sehr

erfreut darüber, dieses Festival zu fördern,denn die Rumba ist ein Ausdruck des Wider-standes und der nationalen Identität“, erklärtedie Vertreterin gegenüber der Presse. „DieRumba ist ein Zeichen des Stolzes der Kuba-

ner, der Achtung vor den Traditionen und desReichtums der Rhythmen und des kulturellenErbes dieser Insel. Durch die Route wird dieRumba als ein Erbe gefördert, das lebendig istund an dem alle teilnehmen können.“

Außer den musikalisch-tänzerischen Veranstal-tungen bestand das Programm des Events auchaus Aufführungen in Kulturhäusern, aus theore-tischen Diskussionsrunden, Präsentationen vonBüchern und Zeitschriften, Unterrichtsstunden inRumba, Zeremonien zur Ehrung von Yemayá,der universellen Mutter des Yoruba Pantheons,Gesprächsrunden über das Projekt Timbalaye,sowie aus Treffen mit herausragenden Vertreterndieser Kunst.

In jedem Territorium des Landes wurden dieVorführungen von den jeweils besten Exponen-ten ausgeführt. So konnten die Zuschauer in-nerhalb der Route der Rumba entlang der Inselsolche Gruppen genießen wie Yoruba Andabo,Iyerosun und Nsila Cheche aus Havanna, Ob-bayonko und Aye Oñi aus Pinar del Río; Obini-sa Aché, Obba Ilú und Rumba Lay aus Cien-fuegos; Achechuré und die Kinder-Rumbatrup-pe aus Trinidad; Camagua und Maraguán ausCamagüey sowie Cocuyé, Cutumba und Abbu-reyé aus Santiago de Cuba. Den Abschluss bil-dete ein großes Fest im Salón Rosado der Tro-pical von Havanna.

Wie die Organisatoren des Festivals ankündig-ten, wird das Projekt Timbalaye danach dieRoute der Rumba durch Europa und Lateiname-rika führen, um damit „den Beitrag des Kultur-tourismus als effektives Mittel für die nachhaltigeEntwicklung des Landes maximal zu fördern.“ •

KULTURSEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL12

Kubanische Identität auf der Route der Rumba

Yusmary Romero Cruz

• ARTEMISA – „Singen war immermeine Welt, seitdem ich geborenwurde, und es ist eine Ehre, hierher zukommen um es zu tun. Als kleinerJunge habe ich Kuba und seine Musikkennen gelernt; ich war immer an denInterpretationen dieser Künstler interes-siert, die in meinem Land gehört wur-den“, versicherte der puerto-ricanischeSänger und Komponist Danny Riverawährend eines Treffens mit der Presseim Haus der Musik in Artemisa.

An diesem Ort, der zu Beginn diesesJahres eingeweiht worden war, gab eram Abend des 11. August ein Konzert, indem er von der Musikgruppe Alabaoaus Artemisa begleitet wurde und inter-pretierte zusammen mit der jungenSängerin Chila Lynn den Titel Para

decir adiós (Um Lebewohl zu sagen).Im August widmete sich der Künstler

der Aufnahme zweier Alben in unse-rem Land. Aire libre (Frische Luft) zähl-te auf die Teilnahme der Kinder desMusikprojekts Tremendochi. Wie derLiedermacher erzählte, lernte er sie in

der Gemeinde Las Terrazas kennenund lud sie, da er immer bestrebt ist,Talente zu fördern, dazu ein, bei dieserTonaufnahme mitzuwirken.

Das Album Diez lindas cubanas

(Zehn schöne Kubanerinnen) wieder-um ist Liedern der Insel gewidmet, dievor Jahrzehnten entstanden sind.Hierzu führte er aus, dass alle TitelNamen von Frauen tragen und diesewieder in das Album aufzunehmenzur Folge hat, dass sie auf andere Artgestaltet wieder gehört werden.„Wenn ich wieder auf diese Musik

treffe, sehe ich, dass die Zeit nicht ver-gangen ist, und fühle mich wie jenerJunge, der mit ihr aufgewachsen ist.“

Der puerto-ricanische Sänger blicktauf über 50 Jahre künstlerischen Schaf-fens zurück und kam in den 1970erJahren erstmalig nach Kuba. Damalswurde er von einem Kinderchor emp-fangen, der Tu pueblo es mi pueblo

(Dein Volk ist auch mein Volk) vortrug,und er erklärt, dass er sich sofort in dasLand verliebt habe.

Als Teil seines Aufenthalts in der Pro-vinz besuchte er auch das Mausoleum

der Märtyrer von Artemisa. Dort ehrte erdie jungen Männer, die von diesem Ter-ritorium aus aufgebrochen waren, umam Sturm auf die Moncada Kaserneteilzunehmen. •

Musikalische Freundschaftsbande

Die Route der Rumba nahm ihren Anfang in Regla

Danny Rivera

YANDER ZAMORA

RICARDO ALONSO VENEREO

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TOURISMUSSEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 13

Katheryn Felipe

• ALS eine vielversprechende neue Attrakti-on für den in- und ausländischen Tourismusauf der Insel wurde am 11. August die erstekubanische Wasserskiseilbahn eröffnet, dieSport, Unterhaltung und Vergnügen bietet.

Mit fünf Masten, sieben Stützen, einertäglichen Kapazität für bis zu 110 Was-serskisportler (jeweils 12 zu gleicherZeit) und einer Fläche von über 7.000Quadratmetern wird die mit Drahtseilenbetriebene Wasserskipiste in Jardinesdel Rey mit Sicherheit zur Diversifizie-rung des kubanischen Tourismuspro-dukts beitragen.

Technisch ausgedrückt ermöglicht dieWasserskiseilbahn das Erlernen und diePraxis verschiedener Wasserski-Modali-täten wie Ski und Wakeboard bei kon-stanter Geschwindigkeit auf einer 530Meter langen Piste. Die Zugförderung er-folgt mittels eines elektrisch angetriebe-nen Kabels, das horizontal in fast zehnMetern Höhe über dem Meeresspiegelentlang läuft, ohne bei Start oder Lan-dung der Wasserskiläufer angehaltenwerden zu müssen.

Lilliam Rangel, Verkaufsspezialistin derGruppe CON-IMPEX HGmbH & Co. KG,die zusammen mit dem kubanischennicht hotelgebundenen Tourismusunter-nehmen Palmares S.A. das Ende 2014vertraglich vereinbarte neue Tourismus-produkt im Südosten von Cayo Guillermoumsetzte, erklärt, dass im März 2015 dieersten Materialien für das Projekt einge-troffen seien und im September 2016 mitder Montage begonnen worden sei.

Die Expertin hebt den Neuheitscharak-ter der Wasserskiseilbahn in Kuba her-vor, da damit täglich etwa 4.000 Kilome-ter gefahren werden können, die Austra-gung internationaler Sportwettkämpfe er-möglicht wird und ein Lern- und Trai-ningszentrum für Wasserski entsteht.

Die als eine Revolution in der Welt derWassersportarten geltende Wasserski-seilbahn wird in Kuba auch weiter Terraingewinnen. Wie Rangel berichtet, sindähnliche Einrichtungen in verschiedenenTourismuspolen vorgesehen: Havanna,Varadero und Cienfuegos. „Letztgenann-ter Punkt wird der nächste sein“, fügt siehinzu.

Die internationale Erfahrung hat ge-zeigt, dass das Produkt besseren An-klang findet, wenn es als ein exklusiverBesuch von mindestens drei Stundenverkauft wird, was es dem Kunden er-möglicht, Ski zu fahren und das gastro-nomische Angebot zu genießen, um dieverbrauchten Energien wiederzugewin-nen: Im Angebot sind Sandwiches, Ham-burger, nichtalkoholische und energie-spendende Getränke, Säfte, Malzbier,Wasser, Speiseeis, Mixgetränke, Süßig-keiten und Kaffee.

Nach den Worten von Yaima Abreu, Ver-

kaufsdirektorin von Palmares, geselltsich diese Anlage zu weiteren nicht ho-telgebundenen Produkten des Tourismusim Norden von Ciego de Ávila hinzu,unter denen vor allem ein Delfinariumund ein Kletterturm zu erwähnen sind.Die auf im Meer stehenden Masten mon-tierte Wasserskiseilbahn wird über Gas-tronomie und Photoservice verfügen undmacht diese besonders in Europa sehrbeliebte Sportart nun den BesuchernKubas zugänglich.

Yinet González, Handelsspezialistinvon Palmares in Ciego de Ávila, versi-chert ihrerseits, dass die Wasserskiseil-bahn über die verschiedenen Reisebürosdes Landes, Flughafenterminals, Touris-musbüros im Ausland, nationale und in-ternationale Fluglinien, Reiseveranstal-ter, Hotelketten, Transportunternehmen,Privatunterkünfte für Touristen und ande-re Einrichtungen vertrieben wird.

„In einigen Fällen wird es als Sonderan-gebot in den Verkauf der Hotels des tou-

ristischen Zentrums Jardines del Reyeinbezogen“, unterstreicht sie.

Die vom deutschen Wasserskisportlerund Ingenieur Bruno Rixen in den 50erJahren des vergangenen Jahrhundertsentwickelte Wasserskiseilbahn gibt esheute an über 336 Punkten in 56 Län-dern der Welt. In Kuba wird sie zu einemPreis zwischen zehn und fünfzig konver-tierbaren Peso angeboten, je nach Zeitoder ausgewählter Option. Für ihre Nut-zung werden nur zwei Bedingungen ge-stellt: dass der Kunde schwimmen kannund zwischen sieben und 70 Jahre alt ist.Die Palmares-Vertreterin erläutert, dasses sich um ein in Kuba einmaliges Pro-dukt handelt, das sich in einer sehr gutverkauften Einrichtung von Jardines delRey befindet: dem Delfinarium CayoGuillermo. „Um keine Risiken einzuge-hen, müssen Sicherheitsmaßnahmen be-folgt werden, wie die obligatorische Nut-zung einer Schwimmweste und die An-wesenheit eines Rettungsbootes für den

Fall, dass der Kunde vom Seil rutscht.Andererseits gibt es auch eine Lernstre-cke für Anfänger, die nicht mit der Was-serskiseilbahn verbunden ist.“

Das massiv nutzbare und ökologischeTourismusprodukt bietet sich innerhalbvon Jardines del Rey besonders an, dahierher vorwiegend ältere Menschen rei-sen und es für so gut wie jedermann ge-eignet ist. Nebenbei bemerkt, fügt Ran-gel hinzu, sei Bruno Rixen heute über 80Jahre alt und praktiziere noch immerWasserski.

Hinzu kommt, dass es in Cayo Guiller-mo eine Kitesurf Schule gibt (ein Extrem-sport, bei dem der Sportler auf einemBoard steht und mithilfe des Windes voneinem Lenkdrachen über das Wasser ge-zogen wird). „Es gibt ein großes Potenzi-al in dieser Gruppe von Kunden, die überJahre hinweg die Kitesurf Schule besuchthaben und nun für diese neue Option In-teresse zeigen, weil sie umfassender ist.Hier haben wir vor, die Wasserskimodali-täten einzubeziehen, um das Angebot zuvervollkommnen.

„CON-IMPEX importiert das Produktvom Unternehmen Rixen Cableways undbringt es nach Kuba. Dies ist ein Unter-nehmen mit sicherer Erfahrung, die dieFachleute für die Einweisung der kubani-schen Wasserskilehrer ins Land bringen.Die Wasserskiseilbahn ist eine Erfin-dung, zu der man nach vielen Forschun-gen, technologischen Verbesserungenund der Lösung vielfältiger technischerProbleme gekommen ist“, schließt Gon-zález ab. •

Erste Wasserskiseilbahn

in Kuba eröffnet Das neue Tourismusprodukt wird ein Lehr- und Trainingszentrum

für Wasserski sein und darüber hinaus die Durchführunginternationaler Sportwettkämpfe ermöglichen

Die auf im Meer stehenden Masten montierte Anlage wird mit einem gastronomischen Angebot und

Photoservice vervollkommnet und bietet den Besuchern eine besonders in Europa sehr beliebte Wassersportart

MFG CON-IMPEX

Technisch ausgedrückt ermöglichst die Wasserskiseilbahn das Erlernen und die Praxis verschiedener

Wasserski Modalitäten wie Ski und Wakeboard bei konstanter Geschwindigkeit

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UNSER AMERIKASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL14

• CARACAS – „Venezuela wird am Freitagden 1. September die Maßnahmen be-kanntgeben, um auf reziproke Weise aufdie von der Regierung der USA ausge-hende Aggression zu antworten, aber wirsind bereits dabei, uns darauf vorzuberei-ten“, sagte die Präsidentin der Verfas-sunggebenden Versammlung Delcy Rod-ríguez.

„Da Venezuela ein Land ist, das über sogroße Ressourcen verfügt, um eineMacht darzustellen, legten die imperialenKräfte einen Belagerungsring um dasLand, um dem Volk Venezuelas Schadenzuzufügen. Mit der Ankündigung derSanktionen gegen das venezolanischeVolk haben sie ihre Masken fallengelas-sen“, sagte Rodríguez in Venezolana de

Televisión.Während der ersten Sitzung der National-

versammlung versicherte Rodríguez, dasses sich bei der vom Präsidenten DonaldTrump erlassenen präsidialen Verfügunggegen das venezolanische Volk um einenProzess handle, an dessen Ende die Inter-vention des Landes stehe.

Sie betonte, dass diese Drohungenschon begonnen hätten, als ExpräsidentBarack Obama die präsidiale Verfügungherausgab, in der Venezuela als eine au-ßerordentliche Bedrohung für die Politikder Vereinigten Staaten bezeichnet wird.

„Sie (die Vereinigten Staaten) begannen2015 über Aktionen gegen Venezuela zusprechen und sie machten deutlich, dass,wenn es dort zu einer humanitären Krisekäme, sie militärisch intervenieren würden.Angesichts dieser Drohungen sichertePräsident Maduro den Schutz des Volkesund kümmerte sich um dessen essentielleBedürfnisse“, sagte sie.

VENEZUELA VERSTÄRKT ANGESICHTS DERBEDROHUNG MILITÄRISCHE MACHT

Als Teil der militärischen Vorbereitung desLandes angesichts möglicher imperialistischerAggressionen führten die Kampfeinheiten derInfanterie der Bolivarischen Marine zusammenmit dem Panzerbataillon und anderen Gruppender Nationalen Bolivarischen Streitkräfte(FANB) am 26. und 27. August Manöver der tak-tischen Aktionsphase der Zivil-MilitärischenÜbung Bolivarische Souveränität 2017 durch.

Verteidigungsminister Vladimir PadrinoLópez informierte, dass diese neue Phase derÜbung die Durchführung präziser militärischerTaktiken beinhalte.

„Wir waren Zeuge einer außerordentlichenDemonstration von Kampfesübungen, die unsdie Verbindung und die Verknüpfung der Ope-

ration aller Waffengattungen und der Luftab-wehr gezeigt haben. Uns gelang eine perfekteSynchronität zwischen den einzelnen Teilen,die nur bei einem so hohen Grad von Vorbe-reitung und Ausbildung möglich ist, wie sie un-sere FANB aufweisen.“

Er wies außerdem auf die massive Beteili-gung der Zivilbevölkerung bei dieser Übunghin, die gleichzeitig überall im Land stattfand.

WELTGIPFEL DER SOLIDARITÄT MITVENEZUELA

Der venezolanische Präsident Nicolás Madu-ro lud zum Weltgipfel der Solidarität mit Vene-zuela ein, der inmitten der Sanktionen undDrohungen der USA gegen das Land am 16.und 17. September stattfinden wird.

„Die ganze Welt ist zu diesen Aktionstagen

der Solidarität und Unterstützung Venezuelaseingeladen, zu einem Aktionstag des Dialogs,des Friedens und der Souveränität für das ve-nezolanische Volk“, sagte er während einesVorbereitungstreffens.

Das Treffen wurde vom Vizepräsidenten desSektors Soziale Entwicklung und Missionen,Elías Jaua, geleitet und es nahmen 23 sozialeAktivisten aus 17 Ländern und Vertreter von22 sozialen Bewegungen sowie venezolani-sche Intellektuelle daran teil.

Jaua sagte in einem von der Venezolani-schen Nachrichtenagentur AVN verbreitetenArtikel, dass die aktuelle Offensive schwerwie-gender Aggressionen seitens der RegierungTrump „es uns ermöglicht, diesen von unse-rem Kommandanten Hugo Chávez begonne-nen Rückgang der imperialen Hegemonie zubeschleunigen und für immer unsere völligenationale Unabhängigkeit wiederherzustellen“.

Er sprach über die Entwicklung und Ausdeh-nung der antiimperialistischen, anti-oli-garchischen, bolivarischen und volksdemokra-tischen Militärdoktrin im Schoße der Nationa-len Bolivarischen Streitkräfte und der gesam-ten Gesellschaft und die erneute Bekräftigungder nationalen Identität.

Jaua betonte, dass Venezuela heute überpolitische Souveränität, eine industrielle undtechnologische Basis, Fachpersonal, vorzügli-che internationale Beziehungen mit den auf-strebenden Schwellenländern, über Millionenvon politisch und sozial organisierten Män-nern und Frauen, die Nationalen BolivarischenStreitkräfte und die Verfassunggebende Ver-sammlung verfüge.

Vor allem aber hätten die Venezolaner jetztdas Bewusstsein für ein Vaterland, das Chá-vez in der Mehrheit des Volkes entstehen ließ,um die Hegemonie der nationalen Souveräni-tät und der Freiheit zu konsolidieren. •

Alí Rodríguez Araque *

• DER Multimillionär Donald Trump, der zumPräsidenten der mächtigsten Zerstörungs-macht der Geschichte der Menschheitwurde, hat zusätzliche Maßnahmen gegenVenezuela verfügt. Er sagte, dass er „in derAbsicht, zusätzliche Maßnahmen im Rah-men des nationalen Notstands zu ergreifen,der mit der Präsidialen Verfügung Nr. 13692am 8. März 2015 erklärt wurde“, neue Wirt-schafts- und Finanzsanktionen gegen dieBolivarische Republik Venezuela verfügenwerde. Das Gesetzesdekret Obamas hattebereits eine Reihe von Sanktionen etabliert,die jetzt bestätigt und erweitert wurden.

Was war der Auslöser? Der Auslöser wardie in der Bolivarischen Verfassung Vene-zuelas vorgesehene souveräne Entschei-dung des Präsidenten Maduro, eine Verfas-sunggebende Versammlung wählen zu las-sen. Eine Aktion, die jener Herr Trump, dergerne Diktator des Planeten wäre, mit derDrohung verboten hatte, dass dieser Unge-horsam bestraft werde. Der „Ungehorsam“Maduros hat nun unserem Volk neue Stra-fen gebracht.

Diese neuerlichen imperialen Handlungenlassen uns, ganz davon abgesehen, dasssie eine äußerst grobe Verletzung der inter-nationalen Gesetzesnormen darstellen, anjenes Bild denken, das Mao Tse Tung be-schrieben hatte: „Ein Gigant, der von sei-nem riesigen Felsen aufsteht, um ihn sichauf die eigenen Füße fallen zu lassen“.

Seine Absicht ist, den antiimperialistischenWiderstand unseres Volkes zu brechen undihm den imperialen Willen aufzuerlegen.

Er ignoriert den langen Kampf unsererVölker gegen ein anderes mächtiges Impe-rium im 19. Jahrhundert. Er ignoriert die Er-fahrung seines eigenen Volkes gegen dasenglische Imperium. Und er vergisst auchVietnam. Ignoranz und Amnesie sind sehrgute Gefährten, denn die Fehler, wenn siesich wiederholen, vervielfältigen die Wir-

kungen derer, die bereits in der Vergangen-heit begangen wurden.

Die Invasionen gehen immer von einer an-fänglichen Begründung aus, einem Ge-spinst von Lügen, die fast infantil erschei-nen. Aber das ist nicht überraschend, sinddiese doch Teil einer Art Ritual, mit dem siedas Verbrechen, das sie vorhaben zu bege-hen, vor sich selbst rechtfertigen. So ge-schah es bei der Zerstörung einer wohlha-benden Nation wie dem Irak, die laut ihrer

Aussage im Besitz von „Massenvernich-tungswaffen“ war. Das gleiche geschah inLibyen, das sich des höchsten Lebensstan-dards in Afrika erfreute. In diesem Fall si-mulierten sie ein Massaker auf dem GrünenPlatz von Tripolis, um bei der Zerstörung Li-byens fortzufahren und seinen Präsidentenzu töten. So geschah es bei dem bekannten„Zwischenfall im Golf von Tonkin“, mit demsie die Invasion im damaligen Nordvietnamrechtfertigen wollten.

Gegen Venezuela hat Trump nun eineSammlung von finanziellen und wirtschaftli-chen Maßnahmen eingesetzt, mit denen erdas Land lähmen will. Aber die Welt hatsich verändert. Das ist ihm auch nicht auf-gefallen. Venezuela hat sich diversifiziert,sowohl was seinen Erdölmarkt, als auchwas seine Versorgungsquellen angeht. Na-türlich werden die Maßnahmen einigeSchwierigkeiten hervorrufen. Aber nicht soviele und nicht so akute, wie die, denensich Kuba während der Sonderperiode aus-gesetzt sah.

Die klare Führung Fidels und der Wille deskubanischen Volkes waren der Schlüsselzum Sieg. Das Bolivarische und Chavisti-sche Venezuela wird dem Leitspruch seinesHelden José Félix Ribas bei der Schlachtdes Sieges vom 12. Februar 1814 folgen:„Wir können nicht zwischen siegen odersterben wählen, es ist notwendig zu siegen“.Und wieder einmal: Venezuela wird siegen!

* Botschafter Venezuelas in Kuba •Für die Invasion des Irak benutzten die USA den Vorwand, dass das Land „Massenvernichtungswaffen“angehäuft habe

REUTERS

Die jüngste Obsession Trumps

Der venezolanische Verteidigungsminister Vladimir Padrino López wies während der Militärübung„Bolivarische Souveränität“ in Caracas die neuen Sanktionen der USA gegen sein Land zurück

Venezuela bereitet Maßnahmen vor, um auf US-Aggression zu reagieren

AVN

Die Invasionen gehen immer von einer anfänglichen Begründung aus, einem Gespinst von Lügen, die fast infantil erscheinen.Aber das ist nicht überraschend, sind diese doch Teil einer Art Ritual, mit dem sie das Verbrechen, das sie vorhaben zu

begehen, vor sich selbst rechtfertigen

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UNSER AMERIKASEPTEMBER 2017 | GRANMA INTERNACIONAL 15

Die Todsünde, ein reiches Land zu sein, das die Freiheit liebt

Alina Perera Robbio,

speziell für Granma Internacional

• CARACAS, Venezuela – „Du brauchst dasThema nicht auszuweiten. Wir befinden unsüber der größten Erdölreserve der Welt undvon da leitet sich alles andere ab ...“ Lakonischund geradeheraus erklärte ein junger Venezo-laner so, warum sein Land im Strudel so vielerKonflikte steht und ständiges Angriffsziel desImperialismus ist.

Die bolivarische Nation ruft weiterhin Inte-resse, Emotionen und Meinungen hervor,vor allem, nachdem am 30. Juli dieses Jah-res über acht Millionen Bürger Ja zur Ver-fassunggebenden Versammlung (ANC)sagten. Dies war eine Antwort, die vielenicht erwartet hatten und die die Feinde dervon Hugo Chávez begonnenen Revolutionsprachlos und voller Wut zurückließ.

In der aktuellen Situation gibt es zahlrei-che Analysen, in denen die Verbundenheitmit dem Schicksal dieses Landes und des-sen Zukunft zum Ausdruck kommt, daruntertiefgründige Gedanken von Frauen undMännern, die weltweit Prestige genießen.Dazu gehören auch die Einschätzungendes angesehenen venezolanischen Intel-lektuellen Luis Britto García.

Im August trat der Rechtsanwalt und Dok-tor der Jurisprudenz, Erzähler, Essayist,Dramaturg, Karikaturist und Autor von über60 Büchern im Kanal Venezolana de Televi-sión in einem Sonderprogramm auf. Dortbetonte er, dass die VerfassunggebendeVersammlung (ANC) wichtig sei, um dendauerhaften Charakter des Bolivarismus zubestätigen.

„Es wurde oft darüber gesagt: ´Dies isteine Klientelbewegung (...), denn wennman die Leute beschenkt, unterstützen sieeinen.´. Aber dem ist nicht so. Es ist einecharismatische Bewegung, weil sie auseiner charismatischen Führungspersönlich-keit hervorgegangen ist. Der Führer dieserBewegung fehlt uns nun schon seit übervier Jahren. Aber die Leute bleiben dabeiund halten an den Idealen des Prozessesfest. Die Erdölpreise sind in einer extremenWeise gefallen, es gibt Knappheiten imLand und trotzdem gingen die Menschenzur Wahl. Obwohl es Belagerungen und Ter-rorismus gab, kamen diese acht Millionenund sagten Ja zur ANC.“

Nach Aussage Brittos reicht der bolivari-sche Prozess weit über die kurzen Schwan-kungen der Geschichte hinaus. Er ist etwas„Dauerhaftes, was sogar bis zu den Rech-ten hin bestätigt wurde, da bereits einer derOppositionsführer bekanntgab, er werde anden Regionalwahlen teilnehmen und einUS-Sprecher sagte, dass man keine Paral-

lelregierung anerkennen werde. Es gibtalso ein Element der Legitimierung“.

„Was kann man von dieser ANC erwar-ten?“, wurde Britto in diesem Sonderpro-gramm gefragt. Er sprach zunächst voneiner „Reihe von großartigen Regeln in derVerfassunggebenden Versammlung“.

Seiner Auffassung nach „hat das Volk zumzweiten oder dritten Mal aus einer Sackgas-se herausgefunden, aus der kein Auswegmöglich schien. Als Chávez gefangen ge-nommen wurde, war es das Volk, das ihnbefreite. Als es zu der Erdölsabotage kam,die die Produktion lahmlegte, hat das Volkwiderstanden. (...) Jetzt, mitten in einerKrise, die aus der Selbstüberschätzung derRechten heraus entstand, die schon glaub-te, die Macht in ihren Händen zu halten,haben diese über acht Millionen Stimmenwieder dem bolivarischen Projekt Legitimi-tät verliehen und den Konsens deutlich ge-macht, den es genießt.“

Was die größten Herausforderungen dervenezolanischen Gesellschaft angeht,sagte Britto: „Ein großer Teil der Maßnah-men, die in Venezuela ergriffen werdenmüssen, kann mit den Normen erreicht wer-den, über die wir bereits verfügen. Einmalgeht es darum, dem grenzüberschreitendenSchmuggel mit Waren Einhalt zu gebieten,über den 40 % dessen läuft, was Venezue-la produziert oder importiert. Zum Zweitendarum, dass der Staat den Import und dieVerteilung von Basisgütern übernimmt,denn es ist nicht möglich, 60 Milliarden Dol-lar zu investieren – eine Zahl, die auch Prä-sident Maduro genannt hat – um diesedann in Briefkastenfirmen oder Scheinim-porten verschwinden zu sehen.“

Britto sagt über sein Land: „Wir produzie-ren einen großen Teil von dem, was wir kon-sumieren. Wir erzeugen 88 % der Nahrungs-mittel, die wir verbrauchen, und das wissenviele Menschen nicht. Wo es hakt, ist bei derVerteilung. Der Staat hat die Menge an he-rausgegebenen Präferenzdollar zum Importvon Waren und Medizin seit 2004 verdrei-facht.“ Deshalb spricht er davon, den Unter-

nehmen, die nicht importieren, oder sol-chen, die Waren importieren und verstecken,keine Präferenzdollar mehr zu geben. „Manmuss verhindern, dass der grenzüberschrei-tende Schmuggel weitergeht, und unbarm-herzig gegen jene vorgehen, die die Vertei-lung blockieren und so eine programmierteKnappheit erzeugen, und wenn man dies mitdringenden konstitutionellen Maßnahmenerreicht, umso besser.”

DAS VATERLAND UND DIE

SCHEINHEILIGKEIT DER WELT

Einerseits haben die Vereinigten Staaten(angesichts der offensichtlichen Legitimie-rung, die der bolivarische Prozess am 30.Juli erhalten hat) ihren Willen kundgetan,keine parallelen Regierungen anzuerken-nen, und andererseits fordern sie ein paarTage später vom verfassungsmäßigen Prä-sidenten Maduro, er solle den Bürgern dieRechte zurückgeben.

„Einmal hin, einmal her. Es sieht so aus,als ob es in Bezug auf Venezuela keine ein-deutige Position gebe“, sagt Luis Britto.

Der prominente Analyst erinnerte daran,dass man früher gesagt habe, Chávez habesie ratlos zurückgelassen. „Obwohl Chávezuns bereits vor einiger Zeit verlassen hat,macht er sie (die Imperialisten) immer nochverrückt. Erst sagen sie, sie würden keineParallelregierung anerkennen und sofortdanach erklären sie, dass Maduro zurück-treten müsse und dass sie es seien, die be-stimmen würden, wer uns Venezolaner re-gieren soll – eine irrige Haltung, die deut-lich macht, dass sie nicht wissen, welcheEntscheidung sie treffen sollen.“

Auch wenn Britto der Gefahr einer Invasi-on Venezuelas von außen einige Gedan-ken gewidmet hat, beschäftigt ihn eine an-dere Bedrohung mehr. „Die paramilitäri-sche Infiltrierung unseres Territoriums unddie terroristischen Aktionen sind eine sehrernste Sache. Das ist etwas, was wir lösenmüssen.“

Der Intellektuelle führte weiter aus: „Internhat Venezuela das Recht und die Pflichtsich zu verteidigen. Es muss eine neueNorm geben, die den Staat in die Lage ver-setzt, gegen diese neue Form von blutigemKrieg zu kämpfen, der gleichzeitig ein wirt-schaftlicher, politischer, medialer und stra-tegischer Krieg ist. Die VerfassunggebendeVersammlung muss sich also dieses Pro-blems der nationalen Sicherheit und desFriedens annehmen, um das Überlebendes Venezolanischen Staates, der Republikund der Venezolaner zu ermöglichen.“

Britto weist darauf hin, dass „der Militär-etat der Vereinigten Staaten mehr als die

Hälfte von dem ausmacht, was die übrigeWelt für Waffen ausgibt.

Das ist eine beeindruckende Ziffer, aberwas nützen diese Militärausgaben, wennman im Falle des Krieges mit Mittelsmän-nern kämpfen muss? In Wirklichkeit habendie Vereinigten Staaten noch keinen einzi-gen Krieg gewonnen.“

Von dem Augenblick an, in dem die Weltbegann, in einem Gleichgewicht des Schre-ckens zu leben, von dem Augenblick an, indem die großen Mächte Atomwaffen hatten,wurden, wie Britto es ausdrückt, „alleSchläge nur unter dem Tisch ausgeteilt,was so viel bedeutet wie: ´Nein, ich erkläredir nicht den Krieg, aber ich ziehe dir denBoden unter den Füßen weg.´ Außerdemmöchte das Volk der Vereinigten Staatennicht in den Krieg ziehen. Deshalb schicktes Chicanos, Hispanoamerikaner und Söld-ner dorthin. Dafür gibt es dort Söldner-agenturen.

(...) Die Dekadenz des römischen Imperi-ums hat damit begonnen, dass es seineKriege nicht mehr mit römischen Bürgern,sondern mit Söldnern führte. Es kam danneinmal der Moment, als die Söldner sagten:´Also, wieso kämpfen wir hier eigentlich?´und dann übernahmen die Söldner das Im-perium, erhoben sich und eroberten Rom ...“

Der Imperialismus des Nordens hat bereitsviele Pläne ausgearbeitet, um die Bolivari-sche Revolution zu zerstören und Venezue-la zu beherrschen. Luis Britto führte dabeian, dass inmitten so vieler Kriege überallman ausgerechnet dem südamerikanischeLand das Schild „Risikoland“ umgehängthabe, damit viele zweimal darüber nach-denken, bevor sie einen Handelsaustauschmit der Nation Bolívars planen. „EduardoGaleano war es, der fragte, wie es möglichist, dass ein Land mit den größten Erdölre-serven ein Risikoland sein soll, während einanderes Land, das sich über ein halbesJahrhundert im Bürgerkrieg befindet (Ko-lumbien), dies angeblich nicht ist ...“

Das ganze Gerüst an Aggressionen, dieturbulente Szenarien schaffen, die absurderscheinen, die auf einen Dollarkurs set-zen, der nicht real ist, verfolgt nach Mei-nung Brittos nur ein Ziel: das Land jetztgleich zu liquidieren. Aber – und dies sagtdiese Chronistin - der Pragmatismus igno-riert oftmals den Faktor Mensch und wieman sehen kann, gibt es immer noch viele,die sich weiterhin vehement weigern, denWillen von über acht Millionen Venezola-nern zu respektieren, die sich dafür ausge-sprochen haben, ihre Probleme auf demfriedlichen, intelligenten und humanisti-schen Weg der Verfassunggebenden Ver-sammlung zu lösen. •

Der angesehene venezolanische Intellektuelle Luis Britto García versucht,

Licht in die Debatte über die zentralen Themen seines Landes zu bringen

Luis Britto García ist ein angesehenervenezolanischer Intellektueller

Revolutionäre Aktivisten nehmen in Venezuela an einem Marsch zur Unterstützung der

Verfassunggebenden Versammlung teil

Die pro-imperialistische venezolanische Rechte, der es an Argumenten mangelt, kehrt bei ihrem

Versuch, die Bolivarische Revolution in Venezuela zu destabilisieren, zur Gewalt der Guarimbas

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Page 16: „Fidel lebt in uns“ - fgbrdkuba.de · Eduardo Palomares Calderón • SANTIAGO DE CUBA – Zu einer Zeit, in der der Präsident des Staats- und des Ministerrats Raúl Castro Ruz

VIÑALES MÖCHTE ERSTER GEOPARK KUBAS WERDEN

Der Verwaltungsrat der Provinz Pinar del Rio wird im Septemberein Projekt auswerten, das den Nationalpark Viñales zum erstenGeopark Kubas erklären soll.

Um definitiv genehmigt zu werden, muss der Vorschlag danachauf nationaler Ebene geprüft werden. Der Direktor für Geologie imMinisterium für Energie und Bergbau Dr. Enrique Castellanos Abel-la führte aus, dass ein Gebiet mit verschiedenartigen Geotopen alsGeopark betrachtet werden kann. Dieser wird von der UNESCO alsein geographisch einheitliches Gebiet definiert, in dem Orte undLandschaften von internationaler geologischer Bedeutung zu findensind, bei denen ein Konzept des Schutzes, der Bildung und dernachhaltigen Entwicklung angewandt wird.

Zunächst müsse man auf nationaler Ebene als Geopark aner-kannt werden, dann könne man beantragen, ein Weltgeopark derUNESCO zu werden. Viñales sticht international durch seine Mo-gotes hervor, ein geomorphologischer Begriff zur Kennzeichnungturmartiger Formen mit fast vertikalen Wänden. Außerdem findensich dort Felsvorsprünge, bei denen das Moment zwischen derKreidezeit und der Palädeperiode der geologischen Evolution re-gistriert wurde, in dem die Dinosaurier ausgestorben sind, also voretwa 66 Millionen Jahren.

Außerdem ist Viñales wegen seiner verschiedenen Vorkommenan Fossilen bekannt, insbesondere von Ammoniten, Fischen undReptilien, die dort im Spätjura lebten. Es verfügt über eine großeAnzahl an verschieden gearteten Höhlen wie die Große Höhlevon Santo Tomás mit auf sieben Ebenen verteilten 46 km langenGängen.

Wenn das Projekt genehmigt ist, wird das Zentrum für Forschungund Umweltstudien (ECOVIDA) mit Sitz in Pinar del Rio mit der Ver-waltung dieses Landschaftsschutzgebiets betraut. (ACN)

US-NOBELPREISTRÄGER WIRD MITGLIED DER AKADEMIE DERWISSENSCHAFTEN KUBAS

Der US-Biologe, Universitätsprofessor und Nobelpreisträger fürChemie des Jahres 2003 Peter Agre erhielt im August den Statusals korrespondierendes Mitglied der Akademie der WissenschaftenKubas (AAC). Als Präsident der Amerikanischen Vereinigung für denFortschritt der Wissenschaften (AAAS) unternahm er viele Reisen insolche Länder, mit denen, wie er sagte, seine Regierung nicht ein-verstanden gewesen sei.

„Meine erste Reise führte mich nach Havanna, wo ich vieleFreunde kennen lernte. Von da an waren die weiteren Beziehun-gen zu Kuba wundervoll; dies ist das sechste Mal, dass ich hierbin“, sagte Agre.

Gegenüber Granma hob er hervor, dass die Zusammenarbeit zwi-schen Kuba und den Vereinigten Staaten wachse, weil das Potenzi-al groß sei. Die Studenten der USA seien fasziniert von Kuba und eswürde ihnen sehr gefallen hierher zu kommen, um zu studieren, zuarbeiten und die Kubaner kennenzulernen.

Der Exekutivdirektor der AAAS Rush D. Holt sagte in der feierli-chen Zeremonie: „Peter Agre ist die beste Wahl für die Mitgliedschaftin der AAC. Er ist nicht nur auf intellektueller und akademischerEbene anerkannt, sondern auch, was die Integrität der Ethik in derWissenschaft angeht. In diesem Sinne erfüllt Agre international diehöchsten Ansprüche.“ (Granma)

KORIMAKAO AUF RUNDREISE IN DIE TIEFSTE PROVINZ

Um den Bewohnern der Cienaga de Zapata Unterhaltung zu bie-ten und zu ihrem spirituellen Wohlbefinden beizutragen, hat daskünstlerische Ensemble Korimakao wieder seine traditionelle Rund-reise durch die Gemeinden der im Süden der Provinz Matanzas ge-legenen Cienaga de Zapatas begonnen.

Wie der künstlerische Direktor der Gruppe Yander Roche erklärte,handelt es sich dabei um die 23. Auflage der kulturellen Expedition.

„Wir haben am 1. Juli angefangen und die Tournee umfasst 18Orte. Die Aufführungen gehen über zwei Monate und finden jeweilsan den Wochenenden statt. Dazu gehören Konzerte, Tanzvorfüh-rungen, Theater und Videos. Es handelt sich um ein integrales Pro-jekt, das den Populismus meidet und versucht, den ästhetischenGeschmack anzuheben.“

Es sei sehr stimulierend, die Kunst in diese Siedlungen zu tragen,in denen das Publikum, wie z.B. in Guasasa und Santo Tomás,kaum über 50 Personen hinausgehe. „Die Bevölkerung empfindeteine lebendige Zuneigung zu Korimakao und zeigt uns auf unter-schiedliche Weise, welch wichtige Rolle wir in ihrem Leben spielen“,sagte Yander Rocher.

Er erklärte, dass der 13. August ein denkwürdiger Tag für die Mit-glieder des Ensembles gewesen sei, denn man habe an diesemTag den 25. Jahrestag des Bestehens der Gruppe und den 91. Ge-burtstag Fidels begangen, des Mannes, der überzeugt war, dass dieEntwicklung eines Gebiets wie das der Cienaga de Zapata mit demFortschritt in der Kultur und ihrer höchsten Form – der Kunst – Handin Hand gehen müsse. (Granma)

„DENKMAL DER ANKLAGE“ MIT GROSSEM BESUCHERANDRANG

Das „Denkmal der Anklage“ (Memorial de la Denuncia) in HavannasStadtbezirk Playa ist eine neue Art von Museum, in dem Kunst, neueTechnologie und die Geschichte miteinander verbunden sind. Dassagte der erste Vizepräsident des Staats- und des Ministerrats MiguelDíaz-Canel Bermúdez am 13. August bei der Einweihung des Zen-trums. Bereits am ersten Tag gingen über 150 einheimische und in-ternationale Besucher durch die Säle des Museums. Die MuseologinJohana Fundora Rivero zeigte sich erfreut über das Interesse der Be-sucher aller Altersstufen, die im Rundgang durch diesen Ort ihreKenntnisse vertiefen wollen.

Auch wenn es so scheint, dass die Informations- und Kommunkati-onstechnologien eine der Hauptattraktionen des Museums sind, soheben doch die Besucher die Arbeit und die Professionalität der Spe-zialisten hervor, die hier den Auftrag haben, den Besuchern das Wis-sen über die Geschichte Kubas nahezubringen. Ohne sie wäre die-ses Museum nicht vollkommen. (Cubadebate)

KUBA UND CHINA WOLLEN BEI DER PRODUKTION VON SEIDEZUSAMMENARBEITEN

Chinesische Experten leiten einetechnischen Kurs, der dazu dienensoll, die Seidenproduktion in Kuba an-zuheben. Das Seminar, das vomZentrum für Außenwirtschaftliche Zu-sammenarbeit (CCEE) geleitet wird,

welches seinerseits dem chinesischen Landwirtschaftsministerium un-tersteht, soll verschiedenen Einrichtungen der Insel einen Leitfadenzur Verbesserung der Entwicklung und Industrialisierung von Seide inKuba anbieten. Der CCEE Vertreter Li Bin erwartet, dass dieser Kursnicht nur ein Schulungsprojekt sein wird, sondern zu einer Plattformwerden kann, über die beide Länder Informationen austauschen, In-vestitionen von Unternehmen anziehen und den Austausch verstärkenkönnen. In dem Kurs lernen die Teilnehmer neue Techniken bei derSeidenraupenzucht kennen.

Das Kubanische Landwirtschaftsministerium hat vor fünf Jahren miteinem Programm für Seidenraupenzucht begonnen und möchtedurch den Austausch mit chinesischen Experten nicht nur seineKenntnisse auf diesem Gebiet erweitern, sondern auch auf zukünfti-ge Investitionen setzen. Kuba betrachtet die Seidenraupenzucht alseine nachhaltige Alternative für die Entwicklung von Produkten für diebiomedizinische, biotechnologische, kosmetische und die Textilindus-tie. Die Seidenraupenzucht ist ein Bereich der Landwirtschaft, der denAnbau von Maulbeerbäumen und die Aufzucht von Seidenraupenkombiniert. Sie stellt eine Einkommens- und Beschäftigungsquelledar, liefert der Industrie Produkte, erlaubt Importe zu ersetzen und diedadurch erhaltenen Produkte bieten Möglichkeiten für den internatio-nalen Markt. (Cubadebate)

NATIONALE SEGELSCHULE WIEDERERÖFFNET

Mit der Wiedereröffnung der in Jaimanitas gelegenen NationalenSegelschule wurde die erste Etappe der Wiederherstellung von sport-lichen Einrichtungen abgeschlossen, die 1991 für die Panamerikani-schen Spiele in Havanna errichtet worden waren.

Damit wird ein Traum wahr, denn dieser Ort verfügt nun über Ein-richtungen für Erholung, Ernährung und Training, Letzteres ist natür-lich nur möglich, wenn es den entsprechenden Wind gibt.

Lobby, Küche, Restaurant, vier Zimmer für jeweils acht Schüler, sa-nitäre Einrichtungen mit Solarwarmwasserbereiter, Turnhalle, Spiel-bereich, Lagerräume, Liegeplätze für Boote und ein Nähräum fürSegel gehören unter anderem zu dieser Anlage, die Komfort undSchönheit bietet. (Jit)

HEBERFERON JETZT ÜBERALL IM LAND ERHÄLTLICH

Das kubanische Medikament Heberfe-ron, einziges seiner Art für die Behand-lung von Basalzellkarzinomen, ist jetztüberall im Land erhältlich. In den letztensechs Monaten ist das vom Zentrum fürGentechnik und Biotechnologie entwi-

ckelte Medikament über 400 Patienten zugute gekommen. Es kombi-niert die Wirkung von zwei Interferonen, um das tumorale Wachstumzu hemmen und die Verletzungen, auch jene komlexen, vielfältigenund in fortgeschrittenem Stadium, zu eliminieren oder zu reduzieren.

Auch wenn der Zeitraum für die Durchführung von Analysen relativkurz war, so konnte man doch eine positive Auswirkung von Heberfe-ron auf die Lebensqualität der Patienten feststellen, die unter der amhäufigsten vorkommenden bösartigen Hautkrebserkrankung leiden.

Eines der ermutigendsten Ergebnisse ist, dass nun nicht mehr sohäufig die Notwendigkeit besteht, Abschnitte der Haut an so kompli-zierten Stellen wie am Kopf zu verstümmeln, wenn sich das Karzinoman vitalen Öffnungen wie Augen, Nase, Mund und Ohren befindetoder wenn es eine große Ausdehnung hat. (Cubadebate) •

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