AFRIKA MISSIONARE

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1-2012 AFRIKAMISSIONARE I A m 30. Juli 2011 wurde der junge Afrikamissionar Clement Wie Tuureh in seiner ghanaischen Heimatpfarrei Boo in der Diözese Wa vom dorti- gen Bischof Paul Bemile zum Prie- ster geweiht. Am folgenden Tag feierte er in seinem Heimatort Ullo seine Primiz. Der Neupriester wurde in die ostafrikanische Pro- vinz der Afrikamissionare er- nannt. Im vergangenen Jahr sind 18 junge Mitglieder der Missions- gesellschaft der Afrikamissionare zu Priestern geweiht worden. 14 von ihnen stammen aus afrikani- schen Ländern, je einer aus Brasi- lien, Mexiko, Indien und Polen. So sind die Afrikamissionare welt- weit. Doch die meisten Kandida- ten stammen heute aus Afrika. Sie auszubilden und in ihrer Arbeit zu unterstützen ist keine leichte Auf- gabe für die Missionsgesellschaft. Wir sind dabei auf die Hilfe unserer Freunde und Wohltäter in Europa und Amerika angewiesen. Der Eigenteil der Afrikamissionare im Missionsmagazin kontinente • 1-2012 WEISSE VÄTER.WEISSE SCHWESTERN AFRIKAMISSIONARE Foto: WV-Rom THEMA Seite IV: Ausbildung von Afrikamissionaren

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1-2012AFRIKAMISSIONARE • I

Am30. Juli 2011 wurde derjunge AfrikamissionarClement Wie Tuureh in

seiner ghanaischen HeimatpfarreiBoo in der DiözeseWa vom dorti-gen Bischof PaulBemile zumPrie-ster geweiht. Am folgenden Tag

feierte er in seinemHeimatort Ulloseine Primiz. Der Neupriesterwurde in die ostafrikanische Pro-vinz der Afrikamissionare er-nannt. Im vergangenen Jahr sind18 junge Mitglieder der Missions-gesellschaft der Afrikamissionare

zu Priestern geweiht worden. 14von ihnen stammen aus afrikani-schen Ländern, je einer aus Brasi-lien,Mexiko, IndienundPolen. Sosind die Afrikamissionare welt-weit. Doch die meisten Kandida-ten stammen heute aus Afrika. Sie

auszubilden und in ihrer Arbeit zuunterstützen ist keine leichte Auf-gabe für die Missionsgesellschaft.WirsinddabeiaufdieHilfeunsererFreunde und Wohltäter in EuropaundAmerika angewiesen.

Der Eigenteil der Afrikamissionare im Missionsmagazin kontinente • 1-2012

WEISSE VÄTER . WEISSE SCHWESTERN

AFRIKAMISSIONAREFoto:WV-Rom THEMASeite IV:

Ausbildung vonAfrikamissionaren

II •AFRIKAMISSIONARE 1-2012

Dogon,Weltkulturerbe ausAfrikaAFRIKANISCHEKUNSTWERKWOCHEDERBISCHÖFE

RUANDA

AFRIKANISCHE WELT

Appell für faireWahlen

Kigali soll das „Singapur“ Ostafrikaswerden

Baldwird die SkylineKigalis sich verändern.

Erzbischof Palmer-Buckle vonAccra, Ghana.

nologen, Künstler und Sammler mit der Do-gon-Kunst befasst. 1989 wurde das Land derDogon und das Felsplateau, auf dem die Do-gon leben, als Kultur- und Naturdenkmal aufdie Welterbeliste der UNESCO gesetzt.Begleitet wird die Ausstellung von Veranstal-

tungen fürKinder, JugendlicheundFamilien.Workshops zu Masken, Textilien und Lehm-bauten sollen die fremde Kultur den Teilneh-mern näher bringen. Eine Schnitzwerkstattbietet sich an, und auch bei einem Tanzpro-gramm kann mitgemacht werden.

Die katholische Kirche in Afrika ist aufgefor-dert, ihre Anstrengungen für friedliche,transparente und glaubhafte Volksvertretun-gen zu verstärken und sich für faire Präsiden-tenwahlen auf dem afrikanischen Kontinenteinzusetzen. Erzbischof Gabriel Charles Pal-mer-Buckle von Accra, Ghana, machte die-sen Appell im Rahmen einerWerkwoche, dievon der Hilfsorganisation „Catholic ReliefServices“(CRS), der Bischofskonferenz derVereinigten Staaten (USCCB) und dem Sym-posium der katholischen Bischofskonferen-zen von Afrika und Madagaskar (SECAM) inAccra veranstaltet worden war.Das Thema derWerkwoche lautete: „Die Rol-le der katholischen Kirche bei der Unterstüt-zung von friedlichen und glaubwürdigenWahlen in Afrika“. Der Erzbischof betonte,dass dieseWerkwoche den Bischöfen Afrikassehr wichtig sei, besonders im Hinblick aufdie zweite Synode für Afrika, auf der im Jahr2009 „Gerechtigkeit, Versöhnung und Frie-den“ das hauptsächlich diskutierte Themawar. Angesichts der Gewalt und der Kriegeder vergangenen 30 Jahre habe die Kirche dieAufgabe, auf allen Ebenen die Zusammenar-beit zwischen den Menschen zu fördern undsich positiv in den vorhandenen Struktureneinzubringen. „Das ist eine Verantwortung,der wir nicht ausweichen dürfen. Wir müs-sen sagen und verteidigen, was recht und ge-recht ist, auch wenn wir unser Leben riskie-ren“, betonte der Erzbischof.

In der Bonner Kunsthalle findet bis zum 22.Januar 2012 die Ausstellung „Dogon, Welt-kulturerbe aus Afrika“ statt. 270 Objekte ausdem Dogonland in Mali sind ausgestellt. Diemeisten dieser Ausstellungsgegenständestammen aus europäischen und amerikani-schen Privatsammlungen und Museen. Zusehen sindHolzstatuen,Masken, Speichertü-ren, hölzerne Türschlösser, metallene Objek-te sowie Stützpfeiler von Togunas, den Bera-tungsplätzen der Männer.Die Ausstellung ist vorher schon im PariserMusée du Quai Branly gezeigt worden, ausdem ein Großteil der ausgestellten Objektestammen. In den 30er-Jahren des vergange-nen Jahrhunderts hatten sich besonders Eth-

Maskentänzer der Dogon in Bandiagara,Mali.

Hochhäuser sollen in Zukunft die Skyline derruandischen Hauptstadt Kigali bestimmen.Ruanda hat eine große Vision zur Entwick-lung Ruandas und besonders seiner Haupt-stadt. Gesucht werden dabei private Investo-ren, die bereit sind, Ruanda auf seinem Weg

ins 21. Jahrhundert zu helfen. Bei den Videoszu den Plänen fragt man sich, wie die futuris-tischen Pläne von Hochhäusern, von Arbei-ten und Leben in unmittelbarer Nachbar-schaft umzusetzen sind. Sie haben nichtsmehr zu tun mit der aktuellen Situation derStadt. Slums soll es nicht mehr geben, attrak-tivesWohnen ist geplant, ein Leben in oder inder Nähe der Stadt, ganz ökologisch, weilgleich in der Nähe der Natur. „Das Beste vonbeidenWelten“ verspricht dieWerbung. Nya-rugenge-Distrikt sieht in der Darstellungschon aus wie Singapur heute. In der Tatscheint alles wohl geplant zu sein. Richtig ist,dass es die Menschen Afrikas in die Städtezieht. Vernünftig ist also, dass ein Land für dieZukunft Pläne macht. In Kigali soll es genü-gend Arbeitsplätze geben in der Finanzwelt,in Geschäften, in leichter Industrie, in einerhochwertigen Landwirtschaft und im Tou-rismus. Eine moderne Infrastruktur und öf-fentliche Verkehrsmittel sind auch geplant.

1-2012AFRIKAMISSIONARE • III

Fotos:Schering3,Werke,WV-Archiv

WELTBEVÖLKERUNG

MOSAMBIK

EDITORIAL

Die Weissen Väter haben die Mission Murra-ça und die Pfarrei Caia an den Erzbischof vonBeira, Dom Jaime Pedro Gonçalves, überge-ben. 65 Jahre haben die Weissen Väter dortgearbeitet. Beide Pfarreien zählen 50 Kapel-lengemeinden. Die wesentlichen seelsorg-

lichen Dienste sind jeweils etabliert: Kate-chese, sonntägliche Wortgottesdienste, Lei-tungsstrukturen. Viele der Kapellengemein-den sindnicht durchdie Initiative eines Pries-ters entstanden, sondern aus einem Sen-dungsbewusstsein überzeugter Christen.

Aus demnordafrikani-schen Frühling wurde einSommer und schließlichein Herbst. Es gibt be-sonders in EuropaMen-schen, die schonwieder ei-nen politischenWinter für die Länder imNor-den Afrikas kommen sehen. Libyens Gaddafiist nichtmehr. International ging alles danachsehr schnell zur Tagesordnung über. Dermo-natelange Krieg gegen den früheren Tyrannenist schon Geschichte. In Ägypten versuchen an-scheinend die Generäle nach demSturzMuba-raksmit einer Hinhaltetaktik das größtmögli-che StückMacht für sich zu sichern. Aber einlangsamerWechselmuss nicht unbedingt einVersuch desMachterhalts sein. In Tunesien,das wir in Europa als eines der „westlichsten“und fortschrittlichsten Länder Nordafrikas be-trachten, hat bei den ersten freienWahlen dieislamistische Partei „Ennahda“ über 40 Pro-zent der Stimmen erhalten. Ähnliches könntein Libyen passieren. In Ägypten streben dieMuslimbrüder nach derMacht. Jetztmachensich also Befürchtungen breit, ob denn dasGanze nicht doch letztlich nur den Islamistengedient hat und die Scharia überall eingeführtwerdenwird. Kannman es aber denMen-schen, die Jahrhunderte lang im Islam gelebthaben, verdenken, wenn sie sich an dasRechtssystem halten, das sie kennen? Da findeich es gut, dass Erzbischof Moroun Elias Lah-ham von Tunis, der vor Ort ist und die Lagebesser kennt, uns Europäer auffordert, denMenschen dort nach derWahl erst einmal eineChance zu geben, sich zu beweisen. „Jeder, derdas Land regiert, wird sichmit den hohen Er-wartungen der Bevölkerung konfrontiert se-hen“, sagt der Oberhirte der Katholiken in Tu-nesien. „DieMenschenwollen alles und zwarsofort. Das ist für die Ennahda oder jede ande-re Partei nur schwermachbar.“Viele Jahrzehnte hat es Europawegen seinerwirtschaftlichen Interessen geduldigmit unde-mokratischenMachthabern ausgehalten. Viel-leicht ist es nur fair und tut es uns heute gut,geduldigermit denMenschenNordafrikas zusein. Es geht um ihre Zukunft und ihre Länder.

Ihr P. Hans B. Schering

LiebeLeserin,lieberLeser,StärkstesBevölkerungswachstum inAfrika

Afrikamissionare übergebenPfarreien anBistum

DieMission vonMurraçamit Kirche, pfarrlichen Einrichtungen sowie denWohngebäuden.

Am 31. Oktober 2011 hat nach Berechnungender UNO die Weltbevölkerung die Sieben-Milliarden-Grenze überschritten. Damit istdie Bevölkerung derWelt in nur zwölf Jahrenum eine Milliarde Menschen gewachsen. Miteinem Zuwachs von durchschnittlich 78

Millionen Menschen im Jahr wird in 14 Jah-ren die Zahl von achtMilliarden erreichtwer-den. Während sich die Bevölkerungszahl inEuropa bis dahin kaum ändert, wird die Zahlder Einwohner Afrikas (jetzt eine Milliarde)auf 1,5 Milliarden angestiegen sein. Im Jahr2100, so rechnet die UNO, werden in Afrika3,5 Milliarden Menschen leben, das werden35 Prozent der Weltbevölkerung sein. Heuteleben 60 Prozent der Weltbevölkerung inAsien, 15 Prozent in Afrika. Bis 2100 wirdAfrika also stark aufgeholt haben.Heute sind 43 Prozent der Weltbevölkerungunter 25 Jahre alt. 1,2 Milliarden davon sindim Alter zwischen zehn und 19 Jahren. Mitstarker Jugendarbeitslosigkeit wird nach An-gaben des Weltbevölkerungsberichtes be-sonders in denLändern südlich der Sahara zurechnen sein. Zwar ist dort das Wirtschafts-wachstum vergleichsweise hoch, doch wirdder Aufschwung nicht zur Schaffung von ge-nügend Arbeitplätzen führen.

Schulkinder inGhana: AfrikasBevölkerung ist jung.

IV•AFRIKAMISSIONARE 1-2012

AUSBILDUNG

DIE ZUKUNFT DER MISSIONSGESELLSCHAFT

Die praktische Seite des Missio-narslebens lernen die jungenMänner kennen, wenn sie an-schließend für zwei Jahre auf ei-ner Missionsstation oder in einerGemeinschaft der Afrikamissio-nare mitarbeiten. Dieser so ge-nannte „Stage“ verlangt von ih-nen ein hohesMaß an Eigeniniti-ative und sozialer Offenheit. Dasist die Zeit, in der viele von ihnenwirklich erstmals die ganzeBandbreite der Arbeit eines Mis-sionars in Afrika erleben.

Auf Praxis folgt TheorieNach solch einer zweijährigenErfahrung ist es für manch einennicht leicht, sich wieder in das

normale Leben eines Studentenzu begeben. Es folgt nämlichnach dem Stage das Studium derTheologie oder für einen Bruder-kandidaten eine angepasste Be-rufsausbildung.Das Theologiestudium kann inSeminaren in Abidjan, Elfenbein-küste, in Nairobi, Kenia oder inMerrivale, Südafrika, erfolgen.Die Studenten in den dortigen Se-minaren der Afrikamissionarefolgen jeweils Vorlesungen an ei-nem Konsortium, das die Afrika-missionare gemeinsammit ande-ren Missionsorden gebildet ha-ben. Auch da geht es um eine ge-meinsameAusbildung, eine Bün-delung der Lehrkräfte.

Pater Stan Lubungo (links), Professor amSeminar in Abidjan, genießtmit den Theologiestudenten die Pause zwischen den Vorlesungen.

1974 fasste das Generalkapitel der Afrikamissionare denBeschluss, auch in Afrika selber junge Leute alsMitglieder derMissionsgesellschaftder Afrikamissionare-Weisse Väter aufzunehmen. Der heutige Umfang des Rückganges anMissionsberufen in Europa undAmerikawardamalsnoch nicht in dem Ausmaß erkennbar. Grund für die Entscheidungwar, dass auch in Afrika die Kirchemissionarisch seinmuss.

Eine enorme Investition für dieMission

„Wir mussten sogar Kandidatenauf die Warteliste setzen“, er-zählt Pater Otto Mayer erstaun-ten Zuhörern, als er in Deutsch-land über das Studienhaus in Ru-zizi berichtet. Im Osten des Kon-go, am Kivu-See bei Bukavu liegtdas Seminar, in dem Pater Mayerzum Leitungsteam gehört. Wiein anderen afrikanischen Län-dern haben sich auch hier dieAfrikamissionare mit mehrerenMissionsorden zusammengetan,um den Kandidaten gemeinsameine solide akademische undmissionarische Ausbildung zugeben. Zwölf solcher Studien-häuser haben die Afrikamissio-nare, acht in afrikanischen Län-

dern, die restlichen vier in Mexi-ko, Indien, auf den Philippinenund in Polen.

Geistliches Jahr undPraxisAllein aus Ruzizi gingen nachAbschluss des Philosophiestudi-ums acht Kandidaten ins Novizi-at nach Kasama in Sambia undBobo-Dioulasso in Burkina Faso.Die beiden Noviziate sind über-füllt, ein weiteres Noviziat soll inArusha in Tansania eröffnet wer-den. Das Noviziat oder „Geistli-che Jahr“ gibt jedem Kandidatengenügend Zeit, seine Berufungzum Missionar zu prüfen undtiefer in die Spiritualität der Afri-kamissionare einzutauchen.

Seit einigen Jahren experimen-tieren die Afrikamissionare mitgutem Erfolg mit einigen „Klein-gruppen“ von Studenten, dabeisind jeweils etwa ein DutzendStudenten zu einer Gemein-schaft zusammengefasst. Auchsie gehen für die Vorlesungen aneinKonsortiumoder eineUniver-sität. Für sie ist ein Pater als Aus-bilder und Leiter direkt verant-wortlich.Mitbrüder der örtlichenGemeinschaft, die sonst andereAufgaben haben, unterstützenden Leiter der Gruppe. Gruppendieser Art gibt es derzeit in Kin-shasa, Nairobi und Jerusalem.

Koordination der AusbildungIn Rom ist der belgische Pater Je-an-Michel Laurent für die Koor-dination der Ausbildung verant-wortlich. Keine leichte Aufgabe,wenn man bedenkt, dass ihmnicht nur die Organisation derAusbildungs- und Leitungskräfteuntersteht, sondern auchdieVer-teilung der Kandidaten auf dieenglisch- und französischspra-chigen Ausbildungshäuser. Ermuss auch Gemeinschaften fin-den, in denen die jungen Leuteden „Stage“ machen können.Ausbildung geht nicht ohne In-vestition. Dabei steht an ersterStelle das Personal. 80 Mitbrüderkümmern sich umdie 400 jungenLeute, die sich derzeit in Ausbil-dung befinden. Etwa ein Viertelder Kandidaten wird am Schlussder Ausbildung auchMitglied derAfrikamissionare sein. Die ande-ren haben irgendwoauf demWegfestgestellt, dass dieses Lebennicht für sie ist, dass sie vielleichteine andere Berufung haben oder

nicht in Gemeinschaft leben kön-nen.Manchenwird auch von Sei-ten der Afrikamissionare aus die-sem oder jenem Grund geraten,doch besser einen anderen Wegeinzuschlagen.

Wir tun,waswir können„Wir tun das Maximum, das wirtun können auf der Ebene derAusbildung“, betont Pater Lau-rent, „es ist eine enorme Investi-tion an Personal, Energie und Fi-nanzen. Gott erwartet von unsnicht mehr, als dass wir unserBestes tun“. Es wird alles getan,damit ein Kandidat in die Lageversetzt ist, nicht nur eine guteAusbildung zu erhalten, sonderndass er auch für sich selber einefundierte Entscheidung treffenkann. „Unser System ist nichtperfekt,“ sagt Pater Laurent,„auch Ausbilder haben blindeFlecken, es gibt Umstände undGemeinschaften, wo es einfachnicht funktioniert. Aber in denallermeisten Fällen läuft es gut.“

Die notwendigenAusbilderEs ist nicht leicht, qualifizierteMitarbeiter für die Ausbildungzu finden. Der Trend geht bei denOrden wie in der Gesellschaft inAfrika allgemein zu einer starkintellektuellen Bildung. Instituteder Orden lassen sich vom Staatanerkennen als Universität oderTeil einer Universität. Dannmüs-sen sie aber auch den Vorgabendes Staates folgen und mancheFächer lehren, die ein Missionarspäter nie brauchen wird. DerStaat macht auch Vorschriften,wer denn überhaupt als Profes-sor einen Lehrstuhl übernehmen

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Fotos:Schering3,WV-Polen

P. Jean-Michel Laurent ist imGeneralat der Koordinator für die Ausbildung.

P. DominiqueArnauld (2.v.r.), Leiter der Gruppe in Jerusalem, undP.Michael O’Sullivan (3.v.r.)mit einigen der dortigen Studenten der Afrikamissionare.

Priesterweihe vonPawel Hulecki aus Polen, der nachWestafrika ernannt ist.

kann und welche Qualifikationer haben muss. Beispielsweisewird in Tangaza, Nairobi, einDoktortitel verlangt. Das bedeu-tet für jene, die in derAusbildungmitarbeiten sollen, ein noch län-geres Studium. Nicht jeder, derdie intellektuellen Fähigkeitenhat und ein guter Lehrer ist, taugtautomatisch als Ausbilder für dieAfrikamissionare. Pater Laurent

betont, dass jemand auch per-sönlich Vorbild und Modell seinmuss. An ihm müssen sich dieStudenten orientieren können.18 jungeMänner sind im vergan-genen Jahr zu Priestern geweihtworden für die Arbeit in Afrika.Von dort gibt es aber mehr Wün-sche und Nachfragen, als dieAfrikamissionare erfüllen kön-nen. HansB. Schering

VI•AFRIKAMISSIONARE 1-2012

WELT UND AFRIKA

Ayisha strahlt über das ganze Gesicht, wennsie hin und wieder in die Werkstatt von Bru-der Trevor Robinson kommt, um einfach„Guten Tag” zu sagen. Sie wohnt ganz in derNähe in einem der Vororte Tamales im Nor-den Ghanas. Die etwa 30-jährige Frau weiß,dass sie denMenschen indieserWerkstatt einbesseres Leben verdankt. Sie war eine derersten Behinderten, die ein Dreirad von Bru-der Trevor erhielten. Als kleines Mädchenwar sie an Polio erkrankt und konnte seitherihre Beine nicht mehr benutzen. Meist be-wegte sie sich ungelenk auf Krücken vor-wärts. Als Kind hatte sie mehr ihre Hände alsErsatz für die Beine genutzt und ihren Körpereinfach über den Boden hinter sich her ge-schleppt. Seit sie ein Dreirad hat, ist sie nichtmehr auf soviel Hilfe angewiesenwie vorher.Sie kommt damit problemlos herum. Sie hatauch eine Arbeit gefunden. Für eine Hilfsor-ganisation näht sie aus Plastikabfällen undPlanenTaschen, Schürzen und andereDinge,die auf denMärkten verkauft werden. Auf ih-rem Dreirad kann Ayisha am Leben in derStadt teilnehmen. Sie macht sogar bei sport-lichen Wettbewerben mit. Ohne das Dreiradsäße sie wahrscheinlich immer noch unbe-weglich vor ihrem Haus.

Drei Räder sind eine großeHilfe30 neue Dreiräder sind in der Werkstatt vonBruder Trevor in der Produktion. In Reih‘ undGlied stehen in der offenen Halle die Chassisder Serie, soweit sie schon lackiert sind. EinGerät ist noch in Arbeit und in der Nachbar-werkstatt ist einer der Mechaniker dabei, einSteuerungsgelenk für ein Dreirad zu schwei-ßen. Die meisten dieser Fahrzeuge sindschon versprochen, bevor sie gebautwerden.Sieben fertige Dreiräder stehen im Augen-blick noch in der Halle. Sie stammen aus dervorherigen Produktionsserie und wurdennoch nicht abgeholt.Seit 1991 hat Bruder Trevor Robinson, der aus

Mobil sein und amLeben teilhabenNicht jederMensch erlebt so direkt die Freude andererMenschen an dem,was er hergestellt hat, wie der Afrikamissionar Bruder TrevorRobinson. In seinerWerkstatt in Tamale, imNorden von Ghana, werden Dreiräder hergestellt, die vielen behindertenMenschen zu einemganz neuen Lebensgefühl verhelfen. Die englische Königin hat darumBruder Trevor sogar den „Order of the British Empire“ verliehen.

Das strahlendeGesicht vonAyisha sagtmehr als vieleWorte.

GROSSEHILFE

dem englischen Leeds stammt, 1300 dieserFahrzeuge gebaut. Er hatte geglaubt, irgend-wann würde die Nachfrage aufhören, aberimmer noch werden Anträge gestellt. ZehnProzent der Produktionskosten müssen dieBehinderten bezahlten, das sind 50 Cedis (25Euro). Das ist billig, meinen viele, doch siewissen nicht, dass dahinter eine ganze Orga-nisation anHilfe undUnterstützung steht. Je-des Gerät kostet das Zehnfache dessen, wasdie Behinderten bezahlen. Das nötige Geld

wird von Organisationen aus Washington,den Weissen Vätern in Rom und privatenUnterstützern zur Verfügung gestellt. Belie-fert wird ganz Ghana. Anfragen kommenhauptsächlich aus den nördlichen Regionendes Landes und von Brong Ahafo, aber auchsonst aus dem ganzen Land. Beispielsweisemuss einer der Eigentümer noch sein Fahr-zeug abholen und nach Capecoast bringen,das liegt 500 Kilometer südlich von Tamale.Für die Überführung müssen die neuen Be-

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Fotos:Robinson2,Schering2

sitzer selber sorgen, und der Transport kostetmanchmal mehr, als was sie an den Kostenfür das neue Gerät gezahlt haben.

Aus vielen EinzelteilenWoraus besteht so ein Fahrzeug? Fast alles,was der Bruder für seine Geräte braucht,kann er heute vorOrt kaufen. Die Konjunkturboomt derzeit in Ghana. Früher musste ersich die Materialien in Kumasi in Accra odergar in Europa besorgen. Das nahmviel Zeit inAnspruch, und die Kosten waren beträcht-lich. Heute gibt es eine Reihe von Händlern,die ihn mit den Teilen beliefern: Stahlrohre,Eisenstangen, Räder undAchsenunddie not-wendigen Ersatzteile aus normalen Fahrrä-dern für die Lenkung und den Antrieb. DiePedalen sind in Handkurbeln umgewandelt,der Rücktritt dient als notwendige Bremse.Eine Fahrradkette überträgt die Bewegungauf dasVorderrad, das auchgesteuertwerdenkann.Wichtig ist auch eine Handbremse,mitder die Räder blockiert werden können. Da-durch kann ein Behinderter auf- und ausstei-gen, und das Gerät rollt nicht los oder rutschtweg. Auch bei ungelenken Bewegungenkann jeder Behinderte sicher aufsteigen unddann sein Gefährt in Bewegung setzen. DieZulieferer der Bauteile wissen um die guteArbeit des Bruders, und der muss sich keineSorgen machen, von einem von ihnen über-vorteilt zu werden.

Vier Leute sind in der Werkstatt angestellt:Sie schneiden und feilen die Eisenteile,schweißen und polieren die Nähte, bauenaus Fahrradteilen die neuen Teile für den An-trieb und die Steuerung desDreirades. Das isteigentlich auch das technisch aufwendigsteTeil des ganzen Fahrzeugs. Mit der Handkur-bel wird über die Fahrradkette der Antriebversorgt, damit wird gesteuert und gebremst.Die Dreiräder sind alle gleich. Es gibt nur einModell, eine Ausführung. Nur der Stoff derBezüge für den Schaumstoffsitz und die ge-polsterte Rückenlehne des Fahrzeugs wech-selt, je nach dem, was auf demMarkt geradean haltbarem Stoff zu haben ist.Anfangs sinddie neuenBesitzer etwas scheu,wenn sie erstmals auf ihrem Dreirad sitzen,aber bald strahlen sie vor Freude, wenn siedie ersten Runden gefahren sind. hbsNach einigenProberunden imHof derWerkstatt kann eine glücklicheBesitzerin ihr Gerätmitnehmen.

Einige Teile der Produktionmüssen selber in derWerkstatt hergestellt werden.

Bruder Trevor prüft jedes Gerät noch einmal genau, bevor es dieWerkstatt verlässt.

VIII •AFRIKAMISSIONARE 1-2012

NAMEN UND NACHRICHTEN

ÄgyptenDer koptisch-orthodoxe PapstShenouda III. hat eine offiziellekirchliche Zählung der Christenin Ägypten angeordnet, um re-gierungsoffiziellen Darstellun-gen über die Christenzahl zu be-gegnen. Für die Zählung werdenKomitees in den einzelnen kopti-schen Diözesen verantwortlichsein. Es sollen nicht nur die kop-tisch-orthodoxen Christen, son-dern auch die Gläubigen der an-deren christlichen Kirchen inÄgypten gezählt werden. In derÄra Mubarak war regierungsoffi-ziell die Zahl derChristenmit nur3,3 Millionen – also rund vierProzent der Bevölkerung – ange-gebenworden. Shenouda III. hat-te diese Zahl im Jahr 2008 zurük-kgewiesen und daran erinnert,dass nach kirchlichen Unterla-gen allein die koptisch-orthodoxe Kirche mindestenszwölf Millionen Mitglieder habe.Im Jahr 2009 bezifferte eine US-Studie den Anteil der Christen inÄgypten mit fünf Prozent der 80Millionen Menschen zählendenBevölkerung. rv

Uganda100 Soldaten einer US-amerikani-schenSpezialeinheit sind inKam-pala gelandet. Sie sollen Ugandabei der Suche nach Joseph Kony,dem Anführer der „Widerstands-armee des Herrn“ (LRA), unter-stützen. Der US-Präsident Ba-rack Obama betonte allerdings,die amerikanischen Truppenseien nur als militärische Beraterder ugandischen Armee gekom-men und seien nicht für Kampf-einsätze dort. Seit 1987 hat Konymit seiner Rebellenarmee vomSüdsudan und Zentralafrika ausden Norden Ugandas terrorisiert.Tausende Kinder wurden ent-führt und als Kindersoldaten undSexsklaven eingesetzt. eb

Elfenbeinküste,,Es herrscht ein Klima der allge-meinen Unsicherheit, und diesgilt vor allem für die Dörfer ander Grenze zu Liberia, von deneneinige in jüngster Zeit von be-waffneten Gruppen überfallenwurden. Wir wissen nicht, werdafür verantwortlich ist, aberderzeit hat sich die Lage wiederberuhigt“, so Bischof Béby Gné-ba vonMan imWesten der Elfen-beinküste, wo bei ethnischenKonflikten in der vergangenenZeit mehrere Menschen ums Le-ben gekommen waren.In der Elfenbeinküste wurde ver-gangenes Jahr der Bürgerkriegzwischen den Anhängern desehemaligen Präsidenten LaurentGbagbo und dem heutigen Präsi-dentenAlassane Ouattara been-det, der mit Unterstützung fran-zösischer Einheiten und UN-Truppen sein Amt antrat (nach-dem er die Präsidentschaftswahlgewonnen hatte, die internatio-nale Beobachter als regulär be-zeichnen). Sein Vorgänger Gbag-bo wollte den Wahlsieg nicht an-erkennen. Seit seiner gewaltsa-men Festnahme in der Residenzdes Präsidenten inAbidjan befin-det sich der ehemalige Präsidentin Haft. Er soll vor Gericht ge-stellt werden. Sowohl den An-hängern Gbagbos als auch denSoldaten Ouattaras werden Ver-brechen gegen die Zivilbevölke-rung vorgeworfen.Im Westen der Elfenbeinküstetreiben verschiedene Milizen ihrUnwesen. ,,Das Problem“, so Bi-schof Gnéba, ,,ist, dass bishernoch keine Maßnahmen zur Ent-waffnung auf den Weg gebrachtwurden, so dass sich noch vieleWaffen in den Händen ehemali-ger Kämpfer befinden. Hinzukommen hohe Arbeitslosenzah-len, insbesondere unter den Ju-gendlichen.“ fides+rv

Tunesien„Angesichts der Tatsache, dass essich um die erste wirklich freieWahl in der Geschichte Tunesienshandelte, war die Wahl vom 23.Oktober ein voller Erfolg“, so Erz-bischof Moroun Elias Lahhamvon Tunis. Er fordert Europa auf,die Präsenz islamisch orientierterRegierungsparteien nicht schonvorab zu verurteilen. Bei den ers-ten Wahlen nach dem Sturz desBen Ali-Regimes in Tunesien hatdie islamische Partei Ennahdamehr als vierzig Prozent der Stim-men bekommen. Nach der Ein-

schätzung Lahhams werden auchin anderen Ländern des so ge-nannten Arabischen Frühlings –wie beispielsweise Ägypten – beiden ersten freien Wahlen die isla-misch orientierten Parteien erfolg-reich sein. Der Bischof weist dar-auf hin, dass auch der Islam mitder Demokratie vereinbar sei. DieEnnahda komme nun in die Lage,dies zu beweisen. ,,Wir müssenden Gewinnern Zeit lassen, ihreWahlversprechen in die Praxisumzusetzen. Es wird nicht ein-fach sein, denn es bleibt nur einJahr für die neueVerfassung.“ var

D. R. KongoMit der Hilfe von ,,Caritas inter-national“ konnten in Opienge imDistrikt Thshopo im Osten derDemokratischenRepublik KongoVerkehrsverbindungen wiederhergestellt werden. Wie YvonEdomou vom Büro für die Koor-dinierung humanitärer Hilfender Vereinten Nationen (OCHA)mitteilt, wird die Wiedereröff-nung der Straße die Versorgungvon rund 10 000 in der Region le-benden Binnenflüchtlingen mithumanitären Hilfen enorm er-leichtern.

Im Rahmen des Projekts ,,Men-sen in Schulen“ des Welternäh-rungsprogramms der VereintenNationen wurde in Zusammen-arbeit mit ,,Caritas internatio-nal“ mit der Verteilung von Le-bensmitteln in drei Schulen be-gonnen. Dadurch erhalten 1772Schüler und 32 Lehrer in der Re-gion Dungu warme Mahlzeiten.Im Osten der DemokratischenRepublik Kongo attackieren ver-schiedene Milizverbände die Zi-vilbevölkerung und verbreitenAngst und Schrecken unter denMenschen. fides

1-2012AFRIKAMISSIONARE • IX

GHANAFotos:Schering

DasPfarrhaus in Tuna, dasBruderKeith gebaut hat.Kinder holen amBohrlochWasser für ihre Familien.

Viele Jahre vorherwar indenDör-fern der Pfarrei Bole sauberesTrinkwasser rar. Die Leute holtenWasserausTeichen,Tümpelnundoffenen Wasserlöchern, aus de-nenauchdieTiere tranken.Eswartrübes Wasser, oft enthielt es in-fektiöse Keime, war Ursache fürviele Krankheiten.Ältere Leute wissen aber noch ge-nauzuerzählen,wemsiehierundinvielenDörfernringsumdassau-bere Wasser verdanken. BruderRudi Keith hat in den Dörfern derriesigen Pfarrei Bole 430 Bohrlö-cher eingerichtet.Sauberes Wasser, das war in vie-lerlei Hinsicht ein Fortschritt be-sonders für die Gesundheit derMenschen. Der Guineawurm wareinegroße, ekligePlage.DieserFa-denwurm war in stehenden Ge-wässern weit verbreitet undkommt Dank der Bohrlöcher unddem sauberen Trinkwasser heutenur noch selten vor.Rudi Keith war als junger Mis-

sionsbruder im November 1961nach Ghana gekommen. Er hattedas Handwerk eines Metzgers ge-lernt, aber auch ein paar Jahre alsBergmann gearbeitet, bevor er zudenWeissen Vätern kam.Anfänglich führte er in GhanaBauarbeiten aus, bis er 1964 alsÖkonom an die Internatsschuledes BistumsTamale kam.Als ehe-maliger Pfadfinder kamermit denJugendlichengut zurecht, undda-mit die Schüler gut zu Essen hat-ten, baute er die Landwirtschaftder Schule aus, züchtete Schwei-ne und hielt Hühner.1973kamer indiePfarreiBole,woer mit einem holländischen undzwei deutschen Mitbrüdern eineGemeinschaft von Missionarenvorfand, mit denen zusammen ersich umviele Entwicklungsbelan-ge inderPfarrei kümmernkonnte.Heute noch zeugt die sieben Hek-tar große Anpflanzung von Man-go- und Cashewbäumen von derWeitsicht in seiner Arbeit. Die Br. Rudolf Keith heute, auf der Baustelle des neuenProvinzialates in Tamale.

Pflanzungsolltehelfen,diePfarreifinanziell unabhängigzumachen.Damals war von der Nutzung derFrüchteundKernenochkeinegro-ßeRede.HeutewerdensolchePro-dukte bis nach Europa verkauft.Eine Schreinerei, eine Schlossereiund eineMetzgerei betriebBruderKeithebenfalls inBole.Viele jungeLeute haben bei ihm eine Lehre

BRUDERMISSIONAR

Über 50 Jahre inAfrika: BruderRudi Keith

gemacht. Heute lebt Bruder Keithin Tamale. An der SecondarySchool hat er sein Büro, er hat im-mernocheinAugeaufderSchwei-nezucht. So nebenher schaut erauch auf einigen Baustellen da-nach,obdieUnternehmerdieAuf-träge wie vereinbart ausführen,wie beispielsweise am neuen Pro-vinzalshaus in Tamale. hbs

DieWasserpumpe befindet sich einige hundertMeter entfernt von denHäusern der kleinen Ansiedlung bei Tuna inNord-Ghana. Hier ist vorvielen Jahren ein Bohrloch angelegt worden. Heute holen die Leute an dieserWasserpumpe ganz selbstverständlich dasWasser für ihreFamilien. Sie kennen es gar nichtmehr anders. Der ausgetretene Pfad von denHäusern hierher zeugt von der regenNutzung derWasserstelle.

EineKirche fürPel imStil derDogon

X•AFRIKAMISSIONARE 1-2012

turschatz her. Die Stützpfeiler derTogunas, der Versammlungsorteder Männer, zeigen nur noch sel-ten etwas von der einst so be-rühmten Schnitzkunst. Man-cherorts haben die Bewohner dieSchnitzereien an den Stützpfei-lern zerstört, um Diebstahl vor-zubeugen. Das Volk der Dogonhat nicht nur eine reiche Schnitz-kunst entwickelt. Bekannt sind

auch seine Masken und Tänze,die Bauweise derWohn- und Vor-ratshäuser sowie seine Mythenund Traditionen.

Flucht undAnsiedlungDie Dogon zogen vor etwa 700Jahren in die bis zu 250Meter ho-hen Sandsteinfelsen der westafri-kanischen Falaise und auf dieHochebene von Bandiagara. Sie

MALI

DerBau derKirche in Pel und die Innen-Panelen der Türen und die Inneneinrichtung sind imDogon-Stil ausgeführt.

In der Bundeskunsthalle in Bonn ist bis zum22. Januar 2012 die Ausstellung „Dogon –Weltkulturerbe aus Afrika“ zu sehen. Für Freunde derafrikanischenKunst eine Gelegenheit, etwa 270 ausgestellte Objekte der Dogon-Kultur zu bewundern. Siewerden in eineWelt entführt, die vieleMenschen fasziniert, die es aber heute so nichtmehr gibt. Diemeisten Objekte stammen aus privaten Sammlungen undMuseen in Europa.

Die Dogon in Mali sind berühmtfür ihre Schnitzereien. Doch werheute die Falaise, jenes Felsmas-siv besucht, in dem viele Dörferder Dogon liegen, wird wohl ent-täuschtwerden.Dieweltberühm-ten geschnitzten Türen sind anden Häusern dort nicht mehr zusehen. Sie sind verkauft oder ge-stohlen worden. Die Museen derWelt zeigen sieheutegernalsKul-

flohen vor Völkern, die sie vonNorden her bedrängten, zu Skla-ven machen oder zum Islam be-kehren wollten. In den steilenFelsabbrüchen und auf dem Pla-teau bauten die Dogon ihre Dör-fer. Erst Jahrhunderte später, alssich die Sicherheitslage gebesserthatte, siedelten sie sich auch inder Ebene vor den Steilfelsen an.Dort ist das Leben nicht so be-

Br.Wilfried legt selberHand an.

1-2012AFRIKAMISSIONARE • XI

Fotos:Schering

schwerlich. Landwirtschaft isthier leichter zu betreiben als inder Falaise und auf der felsigenHochebene.

Tradition undReligionHeute sindüberdieHälfte derDo-gon Muslime. Doch die traditio-nelle Religion des Volkes istweiterhin sehr stark verwurzelt.„Eigentlich sind dieDogonweiterfast zu 100 Prozent Animisten“,hat jemanddie FragenachderRe-ligion beantwortet. Nur eineMin-derheit der Dogon sind Christen.Kombe Somboro aus Ségué hatte1948 von den Missionaren ge-hört, von „Weißen, die nicht sindwie die Weißen“, die sich unter-schieden von der französischenKolonialverwaltung. Er bat denBischof von Nouna (im heutigenBurkina Faso),Missionare zu denDogon zu schicken. So kamen im

Pel. Der Ort liegt in der Ebene, 25Kilometer von der Falaise ent-fernt. DieKirche ist 27mal 24Me-ter groß und bietet 700 Gottes-dienstbesuchern Platz. Im Jahr2000 wurde sie feierlich einge-weiht.BesondersanderKirche istdie Vorderfront, wo Stilmittel ei-niger Lehmbauten in Bandiagaraaufgegriffen sind.

SchmiedundHolzschnitzerFür die Türen suchte Bruder Wil-friedeineneinheimischenSchnit-zer. Schließlich fand er in Bandeden Schmied Ibrahim Samaseku.Der beherrschte nochdie traditio-nelle Schnitzkunst. Schnitzer ge-hören bei denDogon zu der Kasteder Schmiede. Das Handwerkwird in der Familie weitergege-ben. Ibrahim fertigte eigentlichnur Speichertüren und traditio-nelle Figuren an. Er sagte gleich,

dass er sich nur auf die traditio-nelle Schnitzerei verstehe. DochBruder Wilfried ermunterte ihn,es einmal mit christlichen Dar-stellungen zu versuchen. Als Vor-lage hatte er eine Kinderbibel desHilfswerkes „Kirche in Not“ da-bei. Diese Bilder setzte derSchnitzer auf seine Weise um. Esentstanden wundervolle Paneeleals Schmuck für die Innenseitender Kirchentüren. Für Altar, Am-bo und Chorgestühl mischte derKünstler seine traditionelle Kunstmit christlichen Symbolen. Esentstand so etwas ganz Neues,das traditionelle Darstellungender Dogon mit christlichem Bild-gut verbindet. hbs

folgenden Jahr die ersten Weis-sen Väter in das Gebiet der Do-gon. Heute ist mit Bischof Geor-ges Fonghoro ein Dogon an derSpitze der Diözese Mopti, zu derdas Dogon-Gebiet gehört.Rund 40000 Dogon sind katho-lisch. BruderWilfried Langer hat-te Ende der 90er-Jahre den Auf-trag, für die kleinen GemeindenKirchen zu bauen. Damals wargerade das ganze Gebiet rund umdie Falaise und auch die Kulturder Dogon 1989 von der UNESCOzum Weltkulturerbe ernanntworden.

KirchenbauundStilBruder Wilfried war bemüht, dieKirchen in ihrem Stil der Land-schaft und den baulichen Ge-wohnheiten der Dogon anzupas-sen. Ein halbes Dutzend Kirchenhat er gebaut, die größte steht in

Eines der Paneele derKirchentüren in Pel.Bilder derKinderbibelwaren Vorlage für den Schnitzer. Der Schnitzer IbrahimSamaseku.

Ein Dorf der Dogonmit seinen in die Felsen der Falaise gebautenHäusern und Vorratsspeichern.

XII•AFRIKAMISSIONARE 1-2012

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Objekt 14

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Schwester Fidelis(MariaMaringer)1915 – 2011Sr. Fidelis wurde 96 Jahren alt. Die letzte Etappe ihresLebenswar gezeichnet von Krankheit und den Be-schwernissen ihres hohen Alters. Öfter sprach sie denWunsch aus, Gottmöge sie aufnehmen in das Leben, daser den Seinen verheißt.Die kleineMaria hatte ihren Vater nicht gekannt. Bereitsvor ihrer Geburt starb er in denWirren des Krieges1914-18. Auch ihreMutter starb, als sie noch klein war.Bei ihren Verwandten verbrachte sie dennoch eineglückliche Kindheit und Jugendzeit, bis sie 1933 ins Pos-tulat derWeissen Schwestern in Trier eintrat. Mit ihrenVerwandten blieb sie zeitlebens in Liebe verbunden.Nach ihrer Ausbildung als Krankenschwester erhielt sie1938 die Ernennung nach Kagondo in Tanzania. Als sie1958 zum ersten Urlaub nach Trier kam, sprach siemitFreude undWertschätzung von denMenschen, denensie täglich begegnete, Kranken und Gesunden. Sie nahmden Auftrag Gottes an die Seinen ernst: „Ihr sollt ein Se-gen sein“. Die Kranken und ihre Familien durften diesimmerwieder erfahren, und so schenkten sie „Mama Fi-delis“ vollstes Vertrauen, welcher Religion sie auch an-gehörten. Fast die Hälfte ihres langen Lebens verbrach-te unsere Schwester am gleichen Ort. Wie sehr dieMen-schen in Kagondo sichmit unserer Schwester noch im-mer verbunden fühlen, bezeugt eine Nachricht aus Ka-gondo amTag nach ihrem Tod. VomMinarett derMo-schee verkündete derMuezim: „UnsereMama ‚Huruma‘ist gestorben.“ Huruma bedeutet: die Gütige.Seit ihrer Rückkehr aus Afrika lebte Sr. Fidelis inmeh-reren unserer Gemeinschaften in Trier. Im Stadtteil Eu-ren unterhielt sie gute Beziehungenmit Familien undpflegte ältere Personen, die ihr großes Vertrauenschenkten. Von 2000 an durfte sie selbst die Hilfe ande-rer annehmen, zunächst in unserer Gemeinschaft imJosefsstift, die 2006 ins Seniorenzentrum der Barmher-zigen Brüder umzog. Auch in den letzten Jahren, da ihreKräfte nachließen, blieb Sr. Fidelis sich in ihrer liebens-würdigen, ruhigen, ja geduldigen Art treu. In ihremGebet wurde immer stärker die Bitte an Gott, er mögesie doch zu sich nehmen.Möge die Heimgegangene auch jetzt noch ein Segensein für alle, diemit ihr einen Teil ihres Lebens ver-bracht haben. �