After Piazzolla - Zeitgenossen nehmen Bezug fileAstor Piazzolla (1921-1992) hat den Tango Argentino...

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Das Projekt

Astor Piazzolla (1921-1992) hat den Tango Argentino wie kein anderer Musiker des 20. Jahrhunderts geprägt. Piazzollas fünfzehnter Todestag im Jahr 2007 war daher Anlass, diesen großen Musiker mit einer Hommage der besonderen Art zu ehren.Offen für die verschiedenen musikalischen Strömungen seiner Zeit erweiterte Piazzolla den traditionellen Tango. Er verarbeitete Einflüsse aus Jazz, Pop sowie der Avantgarde und erschuf mit dem tango nuevo eine Musik von einzigartiger Vitalität und Frische.Hieran anknüpfend hat das Ensemble tangoAPX Komponisten der zeitgenössischen Musik mit der Neukomposition je eines Tangos beauftragt. So entstehen musikalische Reflexionen der jungen Komponistengeneration am Beginn des 21. Jahrhunderts über eine noch sehr frische und und lebendige Traditionslinie der Gegenwartsmusik – und zugleich künstlerische Expeditionen entlang der vermeintlich streng gezogenen Grenze zwischen E- und U-Musik.Präsentiert werden die Ergebnisse dieses Projekts durch das Ensemble tangoAPX in Verbindung mit einigen der bedeutendsten Kompositionen Astor Piazzollas.

Für After Piazzolla entstanden bislang folgende Kompositionen

Sidney Corbett, Black Tango (2007)Peter Fulda, Rat Line (2007)Sebastian Hanusa, sand aus argentinien (2007)Erik Janson, Tango Oktogon (2007)Tom Johnson, Tango (1984, Bearbeitung Maik Hester 2007)Johannes Marks, Danza infernal y patética (2007)Paul Panhuysen, Tango Fibonacci (2006)Johannes S. Sistermanns, tAnGo CitÈ (2007)

mit Zuspiel - CD (u.a. Wolfgang Schliemann, Percussion)

Christoph Theiler, Ochos y Molinetas UA (2007)

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Das Ensemble tangoAPX

Yoko Eva Jungesblut (Violine)

Yoko Eva Jungesblut, geboren in Kassel, erhielt mit sechs Jahren ihren ersten Geigenunterricht. Noch während der Schulzeit nahm sie ein Jungstudium bei Prof. Wolfgang Rausch an der Hochschule Detmold /Abteilung Dortmund auf. Nach dem Abitur folgten die Hochschul-abschlüsse zur Diplom-Instrumental-pädagogin und Diplom-Musikerin. Gegenwärtige Studien im Rahmen des Orchesterzentrums Dortmund sollen ihre Ausbildung abrunden. Zusätzliche geigerische Impulse erhielt

Yoko Eva Jungesblut durch ein Auslandsstudium bei Prof. Gérard Poulet in Paris sowie Meisterkurse bei Prof. Igor Ozim, Prof. Christiane Hutcap, Prof. Gérard Poulet und Ryoko Tanabe. Diverse Orchester-Tourneen mit dem Bundesjugendorchester und der Jungen Deutschen Philharmonie führten sie u.a. nach Indien, Italien, Spanien und Tschechien. Mit dem Streichquartett Panta Rhei, dessen Gründungsmitglied sie ist, unternahm sie Tourneen nach Korea und Spanien und wirkte in verschiedenen Film- und Fernsehaufnahmen mit. Solistische Auftritte neben inländischen u.a. in Frankreich, Japan und Spanien.

Maik Hester (Akkordeon)

Maik Hester, freischaffender Konzertakkordeonist und promovierter Musikwissenschaftler aus Dortmund, hat sich national wie international einen Namen als Spezialist für Neue Kammermusik auf seinem Instrument gemacht. Er hat bereits mehrere Festivals mit zeitgenössischer Musik veranstaltet und mit Tom Johnson, Paul Panhuysen und Mauricio Kagel zusammengearbeitet. Als künstlerischer Lehrbeauftragter der Universität Dortmund leitet Maik Hester das Ensemble für Neue Kammermusik.Auch außerhalb der Neuen Musik ist Maik Hester ein gefragter Bühnen-, Studio- und Live-Musiker.

Weitere Informationen unter www.maikhester.net

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Foto: Gabriele Hengesbach

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Andreas Heuser (Gitarre)

Andreas Heuser studierte klassische Gitarre und Jazzgitarre an der Musik-hochschule Dortmund. Seit 1988 arbeitet er mit Kazim Calisgan im Duo zusammen und ist Mitglied in diversen Bandprojek-ten. Er gewann 1992 den Deutschen Folk Förderpreis, ist Gastgeber der Reihe World Music Meeting im Dortmunder Jazzclub domicil, Gründer des um Elektronik erweiterten Geigenquartetts violet quartet und Initiator des Trans­orient Orchestra, einer im Ruhrgebiet beheimateten Weltmusik-Bigband. Inzwischen liegt eine ganze Reihe von CDs von Andreas Heuser vor.

Weitere Informationen unter www.andreasheuser.com

Milivoj Plavsic (Kontrabass)

Milivoj Plavsic ist der Sohn einer Musikerfamilie aus Belgrad. Künstlerisches Diplom an der Musikhochschule Belgrad und an der Musikhochschule Detmold. Auftritte mit dem Philharmonischen Orchester Belgrad, dem Serbischen Rundfunk-orchester, dem Symphonischen Orchester der Stadt Osnabrück, dem Symphonieorchester der Stadt Münster u.v.m.

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Die Komponisten und ihre Musik

Sidney Corbett

Sidney Corbett, 1960 in Chicago geboren, studierte Komposition und Philosophie an der University of California und setzte sein Kompositionsstudium an der Yale University fort, wo er 1989 promovierte. Als Stipendiat des DAAD ging er von 1985 bis 1987 an die Hamburger Musikhochschule und besuchte die Kompositionsklasse von György Ligeti. Sidney Corbetts umfangreiches Werkverzeichnis umfasst Bühnen-, Orchester-, Ensemble- und Solo-Kompositionen sowie viele Vokalwerke. Er erhielt zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen (unter anderem von der Irino Foundation in Tokio, von Radio France und von der BMI New York). Bei diversen renommierten internationalen Festspielen wie der Gaudeamus Musikwoche Amster-dam, dem Steirischen Herbst Graz, der Zagreber Biennale und den Zürcher Fest-spielen wurden Corbetts Werke aufgeführt. 1998 wurden beim Festival Wien Modern und beim Festival for New American Music in Sacramento Portrait-Konzerte dem Komponisten gewidmet. Rundfunksender wie Radio Moskau, Radio France, Radio Tokio, SDR, WDR, HR, BR, SFB, NDR und der SWF nahmen Werke von Corbett auf.Zu den Interpreten seiner Musik gehören das RSO Stuttgart, das NOA New York, das Orchester der finnischen Nationaltheaters Helsinki, der Südfunkchor Stuttgart, das ensemble recherche, das Rascher Saxophon Quartett sowie viele namhafte Solisten. In letzter Zeit vergaben die Leipzig Sinfonietta, die Schwetzinger Festspiele, SWR, WDR und Performing Arts Chicago Kompositionsaufträge an Sidney Corbett.Corbetts erste, vom Bremer Theater in Auftrag gegebene, abendfüllende Oper, Noach, basierend auf einem Libretto von Christoph Hein, wurde in Bremen im Oktober 2001 uraufgeführt. Als Gastprofessor für zeitgenössische Musik lehrte Corbett an verschiedenen US-Universitäten (Durham, Yale, Berkeley). Vorträge und Meisterkurse hielt er unter anderem an der Universität Hamburg, der Universität Münster, im Haus der Komponisten Moskau und am königlichen Konservatorium Aarhus. CDs mit Corbetts Werken erschienen bei CRI/New York, Ambitus, BIS und Kreuzberg Records.

Weitere Informationen unter: www.sidneycorbett.de

Black Tango

Das Werk Black Tango enstand speziell für das After Piazzolla Projekt des Akkordeonisten Maik Hester. Die musikalische Grundlage des Werks bildet ein kleines Klavierstück, Piano Valentine Nr. 5 un tango màs, in memoriam Tomàs Luzian, aus dem Jahr 1997. Für diese Fassung habe ich das Werk noch weiter angeschwärzt und es ein wenig gedehnt, um für die großere Zahl der Instrumente Platz zu machen.

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Peter Fulda

Der 1968 geborene Peter Fulda studierte zwischen 1988 und 1992 Jazz-Piano am Herrmann-Zilcher-Konservatorium Würzburg bei Chris Beier. Es folgte in den Jah-ren 1992-96 ein Kompositionsstudium an der Kölner Musikhochschule sowie seit 2000 ein Tabla-Studium bei Sajal Karmakar. Privatunterricht und Workshops bei JoAnne Brackeen, David Liebman, Bob Brookmeyer, Maria Schneider, Hal Galper, Bill Dobbins und John Taylor ergänzten seine Ausbildung.Seit 1991 ist Peter Fulda regelmäßig als Konzertpianist tätig. Hinzu kommen Rund-funk- und Fernsehproduktionen als Komponist, Pianist und Arrangeur sowie zahlreiche CD-Produktionen. Seit 2001 ist er Lehrbeauftragter für Komposition und Arrangement, sowie Harmonielehre und Gehörbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, seit 2006 ist Peter Fulda zudem Lehrbeauftragter für Partiturspiel und Jazzklavier an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg.Er ist Träger zahlreicher Preise als Pianist und Komponist, war 2001-02 zu Studienaufenthalten in Indien bei Sajal Karmakar (Kolkata) sowie 2003-04 composer in residence in Montréal, Canada.

Weitere Informationen unter: www.peterfulda.de

Rat Line

Rattenlinien (englisch „rat lines“) war die von US-amerikanischen Geheimdienst- und Militärkreisen geprägte Bezeichnung für Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Regimes und Angehöriger der SS und der Ustascha nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. [...] Die Fluchtrouten führten über Italien (meist Südtirol und Rom) nach Südamerika und dort hauptsächlich nach Argentinien, aber auch in Länder Arabiens. Uber diese Routen gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg einer großen Zahl von NS-Tätern, Faschisten und Kollaborateuren aus verschiedenen europäischen Ländern, einer gerichtlichen Anklage und Bestrafung zu entgehen. [...] Neben Italien war auch das von Franco beherrschte Spanien ein sicherer Platz für die flüchtigen Kriegsverbrecher, wo ihnen bis zu ihrer Abreise per Schiff eine Unterkunft, Taschengeld, Verpflegung und nicht selten sogar Startkapital für ihre neue Existenz zur Verfügung gestellt wurden. Die Kosten für die Schiffsüberfahrt dieser Flüchtigen übernahm in den meisten Fällen das Internationale Rote Kreuz.

Aus: WikipediaURL: http://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinien; Stand: 18.09.2008, 14:26 h

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Sebastian Hanusa

Der gebürtige Dortmunder Sebastian Hanusa studierte in seiner Heimatstadt Schulmusik und Philosophie sowie später Musikwissenschaften an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und Komposition bei Theo Brandmüller an der dortigen Musikhochschule. Zudem studierte er elektronische Musik bei François Donato und Daniel Teruggi. Er war Stipendiat und Teilnehmer der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik in den Jahren 2002 und 2004. Als freischaffender Dramaturg arbeitete er zusammen mit Mauricio Kagel und Tom Johnson. Von 2004-2008 war Sebastian Hanusa Musikdramaturg am Würzburger Mainfranken Theater, für das auch mehrere Schauspielmusiken als Auftragsarbeiten entstanden. Seit 2008 ist er als Tanz- und Musikdramaturg am Theater Magdeburg tätig.

sand aus argentinien

Unbeständig, immer in Bewegung, Strukturen ausbildend, die nicht von Dauer sind - und die mit einem einzigartigen Reichtum verschiedenster Gestalten faszinieren. An Küsten rund um den Globus lässt sich das Spiel zwischen dem Sand der Strände und Dünen und der Macht der Gezeiten beobachten. Ansonsten hat indes die Nordsee wenig mit dem Rio de la Plata gemein. Außer vielleicht dem einen oder anderen Sandkorn, das es mit den Strömungen des Meeres quer durch den Atlantik geschafft hat. Und so finden sich in "sand aus argentinien" Elemente des Tango nuevo, abgeschliffen von einem Weg quer durch die Weltmeere, angespült, vom Sturm verweht, irgendwo sich im Strandhafer verfangend und bald von Wind und Wellen weitergetrieben.

Erik Janson

Erik Janson lebt als freischaffender Komponist in Düsseldorf. Er wurde 1967 in Neuss geboren, studierte Schulmusik und Germanistik an den Universitäten Köln und Dortmund und war Kompositionsschüler von Michael Denhoff. Es schloss sich ein Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main bei Prof. Isabel Mundry und Jörg Birkenkötter an, das er 2004 mit der künstlerischen Reifeprüfung abschloss. Erik Janson arbeitete mit Interpreten wie Salome Kammer, dem Minguet Quartett, dem Saxophonisten Johannes Ernst, dem Konzertakkordeonisten Maik Hester, dem Gitarristen Seth Josel sowie dem Klarinettisten John Corbett und dem Posaunisten Uwe Dierksen zusammen. Im Februar 2004 wurde sein Auftragswerk der Rundfunkorchester und Chöre Berlin, Coeur de l´ éternelle für Ensemble beim Musikfest 10 jahre roc im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie uraufgeführt. 2005 erhielt Erik Janson einen Kompositionsauftrag für das Schiller-Jahr sowie von den belcanto-Solisten für die Tage Alter Musik Kelkheim.

Weitere Informationen unter: www.erik­janson.de

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Tango Oktogon

Tango Oktogon (2007) ist inspiriert vom neben-stehenden Bild des Künstlers Peter Kenter, in dem dieser 72 verschiedene Oktogonquadrate mit nach ihren Flächeninhalten sortierte und spiegelte. Die 12 Formteile meines Tango bilden die Zeilen des Bildes nach, mit jeweils musikalischen Spiegel-achsen in der Mitte. Kurze Zäsuren in der Musik machen die Formteile kenntlich. Jedem Oktogon-quadrat entsprechen je zwei Takte. Im Bild gibt es 27 verschiedene Flächeninhalte. Oktogonquadrate mit gleichem Flächeninhalt (Quantität), aber minimal anderer Gestalt (Qualität) folgen unmittelbar aufeinander. Der zunehmende Flächen-inhalt der Quadrate ist musikalisch durch ständig zunehmende Ereignisdichte umgesetzt. Der „Tango“ beginnt also zunächst sehr untypisch mit relativ viel Stille. Im weiteren Verlauf stehen zunächst auch lichtere, selbst erfundene rhythmische Strukturen. Diese verdichten sich aber kontinuierlich bis zum Schluss und werden immer Tango-hafter, bis hin zu einem „Modo di Tango“ im virtuosen Schlussteil, in dem kaum noch Pausen sind. Ich verwende in Tango Oktogon insgesamt über 20 typische Tango-Rhythmen mit ihren Variationen. Erstmals erscheint das „Sincopa-1“-Pattern, ein alter Tango-Rhythmus (Takt 58/59), im letzten Teil schließlich die bewegten, Piazzolla-typischen Pattern des Tango nuevo. Als Regel definierte ich dabei folgende: Sobald der Flächeninhalt des jeweils zu vertonenden Oktogonquadrates musikalisch der 16-tel-Füllung (Ereignisdichte oder rhythmische Impulsdichte) eines (bzw. dann jeweils eines neuen, variierten) Tango-Patterns entspricht, muss das entsprechende Tango­Pattern verwendet werden. Zudem „zwangen“ mich quasi die Tango-Pattern, die rhyhtmisch nicht umkehrbar sind, zu Abweichungen vom strengen Spiegel-Prinzip. Denn das Spiegelachsen-Prinzip hob ich bei diesen unumkehrbaren Tango-Rhyth-men auf, um sie erkennbar zu halten und die typischen, nicht verfremdeten Tango-Abschnitte zu verlängern. Das „Tango“-hafte, Tänzerische Element ließ ich also be-wusst die Strenge der Konstruktion aufbrechen. Ebenso sind Dynamik- und Klang-farben-Behandlung sowie die Artikulation zuweilen bewusst gegen das strenge Spie-gelungsprinzip komponiert.Durch diese teils intuitiv, teils aus dem Bild von mir selbst abgeleiteten aber auch selbst dazu definierten Tangopattern-Kompositions-Regeln entstand ein Werk, in dem der Aspekt des konsequent Konstruktiven der Bildvorlage dem typisch Emotio-nalen, dem Leidenschaftlichen des Tango entgegen gesetzt ist. Dennoch wird das Werk immer Tango-artiger, je fülliger auch die Oktogonquadrate unten im Bild werden.

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Peter Kenter: Oktogonquadrat 3

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Tom Johnson

Tom Johnson, 1939 in Greeley, Colorado, geboren, wurde von der Yale Universität diplomiert, und studierte später Komposition bei Morton Feldman. Nach 15 Jahren in New York zog er nach Paris, wo er seit 1983 lebt. Aufgrund seiner kompositorischen Arbeit mit einfachen Formen und reduziertem Material gilt seine Musik als minimal music. Von den meisten Künstlern dieser Richtung unterscheidet ihn jedoch die Anwendung logischer Vorgehensweisen, mathematischer Formeln und Permutationen sowie voraussehbarer Reihen.Tom Johnson wurde als Komponist der Vierton Oper und der Riemannoper bekannt sowie durch Werke wie Formulas for String Quartet, Narayanas Kühe und Failing: a very difficult piece for solo string bass. Das umfangreichste Werk Tom Johnsons, das Bonhoeffer Oratorium, wurde 1996 in Maastricht uraufgeführt und erlebte weitere Aufführungen in Berlin und in New York.Johnsons umfangreiches publizistisches Schaffen ist in der vom Apollohuis verlegten Sammlung The Voice of New Music dokumentiert, zudem erschien sein Theoriebuch Self­Similar Melodies 1996 in Johnsons eigenem Verlag, der Editions 75 / Two­Eighteen Press.Johnson ist Preisträger des Victoires de la musique und war 2001 verantwortlich für die Austellung Música silenciosa im Museo Reina Sofia in Madrid.

Weitere Informationen unter: www.tom.johnson.org

Tango

Mein Tango entstand 1984 für den inzwischen 1993 verstorbenen Ivar Mikashoff, einen amerikanischen Pianisten, der seinerzeit sehr viele neue Tangos spielte. Obwohl der Tango für Klavier geschrieben wurde, eignen sich die argentinischen Tango-Rhythmen vielleicht noch besser für Bandoneons und Akkordeons, und Maik Hesters Arrangement erscheint mir sehr gelungen.Technisch besteht die Musik aus den 120 möglichen Permutationen einer Melodie aus fünf Tönen. Sie beginnt mit d, f, gis, a, b und endet mit b, a, gis, f, d.

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Johannes Marks

Johannes Marks, geboren 1968 in Dortmund, studierte Komposition an der Folkwang-Hochschule in Essen bei Wolfgang Hufschmidt. Zusammenarbeit u.a. mit dem Pianisten Paulo Alvares, der Flötistin Carin Levine, dem Akkordeonisten Maik Hester und dem Pianisten Johannes Odendahl. Ensemblestücke wurden von der California Ear Unit, dem Artoll-Ensemble und dem Ensemble für Neue Musik an der Universität Dortmund aufgeführt.Leitung des Projektes Sinfonia, bei dem ein Klangkörper für zeitgenössische Musik mit Studierenden aus dem Ruhrgebiet aufgebaut wird. Seit 2004 ist Johannes Marks Dozent für Musiktheorie an der Universität Dortmund. Vorträge und Moderationen zu Problemen der zeitgenössischen Musik, der Musikerziehung und zum Musiktheater.Das Werkverzeichnis umfaßt Orchester-, Vokal- und Kammermusikwerke; derzeit entstehen ein Klavierkonzert und eine Oper. Werkauswahl: Ringprozeß in Einzelteilen für Chor und Instrumente; Lochwerk für Stimmen und Ensemble; Integriertes Schlaf­ und Morgenlied für Viola und einige Klavier- und Flötentöne; Konzert für Hall und drei Instrumente; Elf Szenen und Riß für Klavier; an alle fernsprechteilnehmer für Sopran und Ensemble nach Hans Magnus Enzensberger; di­ für Flöte und Horn; Zugabe für Violine solo; Ein Streichquartett für Egoisten.

Paul Panhuysen

Paul Panhuysen wurde 1934 Borgharen geboren und studierte zwischen 1954 und 1959 Malerei und Plastik an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht. Parallel studierte er Soziologie an der Universität Utrecht. Er war Direktor der Akademie der Schönen Künste Leeuwarden sowie Kurator und Leiter der Abteilung für Museums-pädagogik und Öffentlichkeitsarbeit des städtischen Museums Den Haag und des Van Abbe Museum in Eindhoven. 1965 gründete er die eng mit Fluxus verbundene Künstlergruppe De Bende van de Blauwe Hand, mit der er Ausstellungen, En-vironments und Happenings präsentierte. Experimentelle Musik machte er ab 1968 als Mitglied des Maciunas Quartetts.Ab den frühen siebziger Jahren arbeitete Panhuysen mit systematischenOrdnungs-systemen und mathmatischen Serien. Zudem erweiterte sich seine Arbeit auf den Bereich der Klangkunst. Er präsentierte seine Arbeiten unter anderem in Boston, Washington D.C., Dresden, Berlin, Ferrara, Barcelona, Lodz, Warschau, Moskau, Paris, New York, Tokyo, Kobe, Kyoto, Lyon, und Mexico-City.Seit 1989 entwickelt Panhuysen künstlerische Arbeiten, die den Zuhörer mit der Kreativität, Kommunikation und Intelligenz von Tieren, speziell Vögeln, konfron-tieren. Zudem ist er Gründer von Het Apollohuis, einer international ausgerichteten Plattform für Künstler verschiedenster Richtungen. Er ist Träger des Kulturpreises von Noord-Brabant sowie Ritter vom Orden des holländischen Löwen.

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Astor Piazzolla

Der Komponist, Dirigent und Bandoneonist Astor Piazzolla gilt heute als einer der wichtigsten Komponisten Argentiniens. 1921 in Mar del Plata geboren, begann er seine Karriere als Bandoneonist in verschiedenen Tango-Orchestern, bevor er bei Alberto Ginastera Komposition studierte. Ein Stipendium ermöglichte ihm, bei Nadja Boulanger in Paris zu studieren. Sie ermutigte ihn, einen eigenen, auf der Synthese von Klassik, zeitgenössischer Musik und traditionellem Tango fußenden Stil zu entwickeln. Heute ist diese Musik als tango nuevo bekannt. Hoch geehrt starb Astor Piazzolla 1992 nach langer Krankheit in Buenos Aires.

Johannes S. Sistermanns

Der 1955 in Köln geborene Johannes S. Sistermanns realisiert seine Kompositionen in Elektroakustik, KlangPerformances, KlangPlastiken, radiophonen Hörstücken sowie BildKlang StadtRaum. Er wurde in ‚The Tao of Voice’-Methode von Prof. Stephen Cheng, New York unterrichtet und nahm Unterricht in klassischem nord-indischen Gesang. 1976-84 Studium an der Musikhochschule Köln, u.a. Neues Musiktheater bei Mauricio Kagel. Vorlesungen, längere Stipendienaufenthalte und Aufführungen in VR China, Japan, Australien, USA und Europa. Ausstellungen und Aufführungen bei internationalen Festivals (u.a. Donaueschinger Musiktage 1996, 1999 und 2005) sowie Radiostationen (WDR Köln ‚ Studio Akustische Kunst’, SWR Baden-Baden, HR Frankfurt, SR Saarbrücken, ABC Radio Sydney „The Listening Room“, RBB Berlin, Kunstradio ORF Wien). Zahlreiche Stipendien sowie Preise (u.a. 1995 ’Zeitgleich’ Kompositionspreis ORF Radio + TRANSIT Innsbruck, 1997 Karl-Sczucka-Förderpreis, SWR Baden-Baden, 2003 2. Preis für „deportiert“ KlangPlastik, ‚Gedenkstätte’-Wettbewerb Diakonie Kehl). 2004/2006 Dozent bei den ‚Internationalen Ferienkursen Darmstadt’.

Weitere Informationen unter: www.sistermanns.eu

tAnGo CiTÉ

Die Welt ist voller schöner und besonderer Tangos und braucht nicht einen weiteren hinzugefügt. Wenn ich dies aber mal außer Acht lasse, dann komme ich zu etwas, das mich am Thema Tango dann doch interessiert: Es ist das Thema Stadt / als Folie, Ebene, Line, Erlebnisdichte / als Fläche Farbe / als VielfaltIndividualisierung / auch: Vereinzelung Aktivitätsdichte / millionenfachWege / freie, unfreie

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Christoph Theiler

Der 1959 in Ebermannstadt geborene Christoph Theiler studierte am Konserva -torium Nürnberg Klavier bei E. Appel sowie Komposition bei Hans-Ludwig Schilling und setzte seine Pianistenausbildung bei E. Trauer an der Musikhochschule Stuttgart fort. Seit Mitte der 1980er Jahre gab er zahlreiche Konzerte als Solist und Kammermusiker und schuf ein umfassendes kompositorisches Werk. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bilden Schauspielmusiken, insbesondere für das 1995 von Christoph Theiler und Renate Pittroff gegründete Theater meyerhold unltd.Seit 1997 entstanden zunehmend Kompositionen im Bereich Hörspiel (unter anderem für ORF, WDR, BR, DLR) sowie experimentelle Radiokunst: Kompositionen zu Texten von K. Baier, P. Pessl, J. Schutting, J. Blendstrup, F. Mayröcker, S. Tar und anderen. Eine Intensive Auseinandersetzung mit Medienkunst und elektronischer Musik führten ab 2000 zu Tonbandkompositionen und schließlich zu multimedialen Klanginstallationen.

Weitere Informationen unter: www.wechsel­strom.net

Ochos y Molinetas

Hört man sich Schallplatten oder CDs an, die man längere Zeit nicht aufgelegt hat, kann man feststellen, dass die Erinnerung an Musik diese in einen Zustand überführt hat, der so niemals hörbar war.Meist ist das Erleben des aktuellen Hörens weniger aufregend, als es in der Erinnerung erscheint.Piazzollas Musik nimmt hier eine Ausnahmestellung ein, denn sie musiziert die Erinnerung selbst und ist so gegen Modifikationen des Erinnerns immun.Ochos y Molinetas (Achten und Drehungen) nimmt diesen Klang des Erinnerns auf und modifiziert ihn erneut: Die Erinnerung überholt sich selbst.

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Impressum

Titelbild: Martin WerbeckTitelbild-Gestaltung: Peter RothFotos: © sofern nicht anders angegeben bei den jeweiligen KünstlernTexte: Sebastian Hanusa, Maik Hester und die jeweiligen KomponistenRedaktionsschluss: 27.10.2008© 2008, Dr. Maik Hester

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