AGM Endversion

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Themen in dieser Ausgabe: Fakten Das Abendgymnasium (AG) - gestern und heute Ratgeber AG - Freizeit oder Stress ? Meinungsecke Pro und Contra AG Feuilleton Ausflug in die weite Welt Campus Träume und Realitäten Einmalige Sonderausgabe des Vorkurses 2008/09 zum Schuljahreswechsel Abend Gymnasium Magazin

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Themen in dieser Ausgabe:

Fakten

Das Abendgymnasium (AG) - gestern und heute

Ratgeber

AG - Freizeit oder Stress ?

Meinungsecke

Pro und Contra AG

Feuilleton

Ausflug in die weite Welt

Campus

Träume und Realitäten

Einmalige Sonderausgabe des Vorkurses 2008/09 zum Schuljahreswechsel

Abend Gymnasium

Magazin

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Fakten pur

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -2-

Geschichte des Abendgymnasiums Ein Blick auf die Entwicklung und Zukunft der Schule

Das Abendgymnasium Offenburg, das in den Räume des Okengym-nasiums beheimatet ist, kann mitt-lerweile auf eine über 40jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. 1968 in Zeiten des Aufbruchs und im Zeichen einer Erhöhung von Chancengleichheit gegründet, um Erwachsenen auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur zu er-möglichen, haben bis heute an die 400 Schüler dank des Abendgym-nasiums ihr Abitur nachgeholt.

Eine erstaunliche Bilanz, mit der am Anfang kaum zu rechnen gewesen wäre. Es begann damals 1968 als sogenannter Probelauf mit einer einzelnen Klasse, von der 1971 die ersten Schüler ihre Abiturientenprü-fung zusammen mit den Tagesschü-lern ablegten. Nachdem sich das Abendgymnasium mit seinem ersten Erfolg bewiesen hatte, wurde ihm der Status einer staatlich anerkann-ten Ersatzschule verliehen und es konnte zunächst jährlich eine neue Schulklasse eingerichtet werden. Mittlerweile hat das Abendgymna-sium rund 70 Schüler, die an den Werktagen von 18 Uhr bis 22 Uhr von zehn Lehrern unterrichtet wer-den. Die Schuljahre, auch Kurse genannt, werden in Vorkurs (10), Einführungsphase (11) und Klassen-stufe 12 sowie 13 unterteilt.

Rund 70 Studierende am

Abendgymnasium

Nach dem Abschluss der 12. Klas-senstufe ist die Qualifikation für die Allgemeine Fachhochschulreife unter bestimmten Voraussetzungen erfüllt. Alle wichtigen Fächer, die auf Tagesgymnasien vorzufinden sind, hat auch das Abendgymnasium Offenburg zu bieten. Auch die Ferien und Feiertage sind denen der Tagesgymnasien angeglichen. Der scheidende Rektor des Abendgymnasiums ist Dr. Rein-hard Schmidt. Er ist bereits der fünf-te Rektor.

Rektor Dr. Reinhard Schmidt bei der 40-jährigen Jubiläumsfeier Zum Schuljahr 2009/2010 wird er von Roland Stärk, der vorher jahre-lang stellvertretender Schulleiter war, abgelöst. In der Anfangszeit des Abendgymnasiums Offenburg leiteten Willhelm Ritter und dann Gustav Hinderschiedt die Schule. 1973 übernahm Klaus Schäffner den Rektorposten, bis er 1983 sein Amt an seinen Nachfolger Jürgen Blum, den direkten Vorgänger von Rein-hard Schmidt, übergab. Jürgen Blum leitete das Abendgymnasium, bis

Foto: Stärk 1998 sein Nachfolger das Amt übernahm, ganze 15 Jahre lang. Seit der Schulgründung ist das ka-tholische Bildungswerk Freiburg als Träger und Schirmherr für das Abendgymnasiums verantwortlich. 1974 wurde unter Klaus Schäffner dann der Trägerverein „Zweiter Bildungsweg“ gegründet, der sich bis heute als eine wichtige Stütze des Schulbetriebes verdient gemacht hat.

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Fakten Pur

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -3-

Die Zeit, in der eine einzelne Klasse auf das Abitur hinarbeitete, ist längst vorbei. Inzwischen ist die Anzahl der eingehenden Bewerbun-gen an der Grenze der Aufnahmefä-higkeit der Schule angelangt. Prob-lematisch ist dies dennoch nicht, da die Mehrzahl der Bewerber die Schwierigkeit der Schule offenbar unterschätzt und daher innerhalb des Vorkurses und der Einführungspha-se jedes Jahr ein Teil der neuen

Schüler das Abendgymnasium wie-der verlässt. Viele der frei geworde-nen Plätze können dann an nachrü-ckende Schülerinnen und Schüler vergeben werden. Auf der kürzlich begangenen Feierlichkeit zum 40jährigen Bestehen des Abend-gymnasiums Offenburg hat die Schulgemeinschaft ihre Verbunden-heit zwischen den Jahrgängen und ihre langjährige Tradition unter Beweis gestellt. Auch das stetige

Wachstum des Abendgymnasiums über diesen langen Zeitraum hinweg lässt erkennen, dass die besten Zei-ten des Abendgymnasiums Offen-burg höchstwahrscheinlich noch in der Zukunft liegen und ein Ende der Expansion, oder sogar die Einstel-lung des Schulbetriebes, nicht abzu-sehen ist. �

Viktor Mayer

Nachrichtenblock AGM-Newsblock von Sebastian Oesterle

� Offenburg: Roland Stärk wird zum Schuljahr 2009/2010 neuer Rektor des Offenburger Abendgym-nasiums und löst damit seinen Kol-legen Herrn Dr. Schmidt ab. Diese Meldung wurde bereits von Herrn Stärk bestätigt. Somit steigt Herr Stärk in der Schulleitungshierarchie um einen Rang hinauf. Es zeichnete sich schon länger ab, dass Herr Stärk das Amt des Schul-rektors übernimmt. Der bisherige Schulleiter Herr Dr. Schmidt, der zugleich viele Jahre lang Konrektor am Okengymnasium war, wechselt an ein Tagesgymnasium in Lahr und wird dort nun Rektor.

� Offenburg: Das Sekretariat hat jeden Dienstag stets von 17 - 19 Uhr geöffnet, was auch den Sprechstun-denzeiten von Herrn Stärk und Herrn Dr. Schmidt entspricht. An-meldungen oder Fragen können hier abgegeben/ gestellt werden. Die Bücherausgabe findet ebenfalls im Sekretariat statt. Wer allerdings nicht die horrenden Summen für neue Bücher ausgeben will, kann sich auch mit den Vorkursbesuchern des vergangenen Jahres kurzschlie-ßen und dort günstiger Bücher be-ziehen. � Offenburg: Für viele bedeutet Abendgymnasium einen neuen Schritt im Leben. Die Bildung auf zweitem Weg, die bekanntlich selbst finanziert wird, versteht sich jedoch

in punkto Anwesenheitspflicht wie eine normale Tagesschule. Bei Ar-beiten, Tests und Referaten muss am Tag des Fehlens ein Attest vom Arzt oder eine Entschuldigung des Ar-beitgebers vorliegen. Ansonsten wird das Fehlen als nichterbrachte Leistungen gewertet. Ebenfalls nicht akzeptiert werden andauernde Fehl-zeiten. So muss der Schüler mindes-tens 60% der Unterrichtszeit anwesend sein, ansonsten droht der Ausschlus von der Schule. Bei einer andauernden Fehlzeit von zwei Wo-chen wird eine Mahnung an den fehlenden Schüler versandt, und ein Eintrag im Zeugnis ist auch gewiss. � Offenburg/Stuttgart : Das am Abendgymnasium erlangte Abitur berechtigt alle Absolventen zum

Besuch einer Universität im In- und Ausland. Das erlangte allgemein- bildende Abitur ist mit dem Tages-gymnasiumsabschluss gleichgestellt. Die Hauptfächer sind Deutsch, Ma-the, Englisch und Französisch. Bio-logie, Geschichte und Physik bilden die Nebenfächer. Der Unterricht findet Montag bis Freitag zwischen 18 und 22 Uhr in den Räumlichkeiten des Okengym-nasiums statt. Das neue Schuljahr für die Klassen 11 bis 13 beginnt am 15. September. Der Vorkurs beginnt erst am 28. September, wenn es dann immer noch ca. 170 Abende á 4 Stunden bis zum Schuljahresende sind. Ein Ausgleich wird jedoch durch Wochenenden und Ferien geschaffen: 195 freie Tage summieren sich. �

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Fakten pur

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -4-

Abitur wie am Tagesgymnasium Andere Schulform – gleicher Abschluss

Die Entscheidung fällt nicht leicht, wenn es darum geht, seine endgültige Anmeldung zum Abendgymnasium abzugeben. Die Rahmenbedingungen können sich von Jahr zu Jahr ändern. So wer-den zum Beispiel die Abituran-forderungen immer stärker den-jenigen eines „normalen“ Tages-gymnasiums angeglichen. Worin besteht dabei aber der besondere Charakter des Abendgymna-siums? Wie verläuft dort eine Schullaufbahn? Und wie sehen Fächerstruktur und mögliche Bildungsabschlüsse aus? Das Offenburger Abendgymna-sium ist ein gleichgestelltes Gymna-sium des Zweiten Bildungsweges. Das Abendgymnasium besteht aus vier Klassen: dem Vorkurs (ent-spricht dem Niveau der Klasse 10), dem Kurs I (Niveau Klasse 11), dem Kurs II (Niveau Klasse 12) und dem Kurs III (Niveau Klasse 13). Je nach Eignung entscheidet die Schullei-tung bei der Anmeldung, welches Kursniveau dem einzelnen Schüler entspricht und weist die Neuanmel-dungen in aller Regel dem Vorkurs oder dem Kurs I zu.

Das Offenburger Abendgymnasium ist ein

gleichgestelltes Gymnasium des Zweiten Bildungsweges

Der Unterricht findet in den Räumlichkeiten des Okengymna-siums statt und die Regelunter-richtszeiten sind von 18 bis 22 Uhr täglich. Allerdings finden sich auch, je nach Klassenstufe, immer wieder Freistunden im Stundenplan. Am Abendgymnasium werden sieben Fächer unterrichtet. Diese sind: Deutsch, Mathe, Englisch und Fran-

zösisch (Hauptfächer); Biologie, Geschichte und Physik (Nebenfä-cher). Physik und Französisch wer-den allerdings nur im Vorkurs und im Kurs I unterrichtet, was bedeutet, dass hier die Note zum Ende des Kurses I auch die Abitursnote bildet.

Die Kosten pro Schuljahr belaufen sich auf 450€, wodurch bereits 50% der Schulbuchkosten gedeckt sind. Die restlichen 50% werden von den Schülern selbst getragen. Der Betrag kann einmalig oder in zwei Raten, jeweils zum Halbjahr, beglichen werden. Für die endgültige Anmel-dung am Abendgymnasium ist ein Betrag von 40€ zu bezahlen, der auch als Bestätigung der Aufnahme an der Schule dient. Die Öffnungszeiten des Sekreta-riats sind jeden Dienstag von 17 bis

19 Uhr. Hier werden Anmeldungen entgegen genommen, die Anmelde-gebühren bezahlt und die Bücher gegen Entgelt bereitgestellt.

Der Bildungsabschluss ist ebenfalls gleichgesetzt

Der Bildungsabschluss des Abendgymnasiums ist mit dem ei-nes allgemein bildenden Gymna-siums gleichgesetzt. Somit ist der Erwerb der Fachhochschulreife, nach Beendigung von Kurs II ohne Abschlussprüfung gegeben, was den Besuch einer Fachhochschule – zumindest innerhalb von Baden-Württemberg – in der Regel ermög-licht. Das Abitur und damit die all-gemeine Hochschulreife wird nach erfolgreicher Beendigung von Kurs III und Bestehen der zentralen Abi-turprüfungen erlangt, denen sich die Studierenden des Abendgymna-siums gemeinsam mit den Tages-gymnasiasten des Oken stellen müs-sen. Das Abitur besteht aus einem schriftlichen Teil in den Hauptfä-chern und mündlichen Prüfungen in den Fächern Biologie (festes Profil-fach) und Geschichte (festes Nei-gungsfach). Die Fächerkombination im Abitur ist für die Offenburger Abendgym-nasiasten verbindlich. Aufgrund der relativ kleinen Größe der Schule bestehen keine Wahlmöglichkeiten von Profil- und Neigungsfach. Die Fächer Biologie und Geschichte bieten aber ein breites, abwech-slungsreiches allgemeinbildendes Profil. Mit dem erlangten Abitur haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich bei jeder Hochschule im In- und Ausland zu bewerben. �

Sebastian Oesterle

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Ratgeber

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -5-

Abendgymnasium – das Ende der Freizeit? Von Sybille Abel

Nachmittags kurz nach 17.00 Uhr können sich die meisten Berufstäti-gen langsam Gedanken darüber machen, was sie am Abend tun wer-den. Einen Spaziergang, Besuch bei Freunden, Zeit mit der Familie, noch Einkaufen, Hausarbeit, Sport oder vielleicht einen gemütlichen Lesea-bend? Für Offenburger Abendgymna-siastinnen und -gymnasiasten sieht die Tagesplanung hingegen in der Regel anders aus: Diese Gruppe von ca. 60 Menschen zwischen 20 und 46 Jahren macht sich von Montag bis Freitag zwischen 18 und 22 Uhr, außer während der regulären Schul-ferien, keine Gedanken über das abendliche Freizeitprogramm, denn sie alle besuchen als Studierende das Abendgymnasium in Offenburg – mit dem Ziel, nach drei oder vier Jahren ihr Abitur abzulegen. Dass dies nicht so einfach ist, wie man es sich vielleicht zunächst vor-stellt, sieht man am Beispiel des diesjährigen Vorkurses (Klassenstu-fe 10): Zu Beginn des Schuljahres 2008/2009 starteten ca. 25 Schüler den Vorkurs. Mittlerweile sind noch zwölf übrig. Die Gründe einiger Abbrecher dürften auch in der schwierigen Vereinbarkeit von Be-ruf, Freizeit und Schulbesuch zu finden sein.

Es ist nicht einfach! Jeder vierte Schüler im diesjähri-gen Vorkurs hat ein oder mehrere Kinder. Über 70% sind nicht oder nur auf 400 € Basis stundenweise tätig. Drei Viertel leben noch in der elterlichen Wohngemeinschaft. Somit kann man nicht pauschal die Frage beantworten, wie sich durch den Besuch des AG die Frei-zeit verändert, sondern man muss zwischen zwei Schülergruppen un-terscheiden. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die gar nicht oder nur bis zu zehn Stunden die Woche

arbeiten, zu Hause wohnen und so-mit noch nicht die volle Verantwor-tung für sich und eine Familie über-nehmen müssen. Auf der anderen Seite findet sich die zweite, insge-samt für das Abendgymnasium durchaus typische, im diesjährigen Vorkurs aber recht kleine Gruppe, die zwischen 20 und 40 Stunden pro Woche arbeitet und dabei teilweise auch noch Kinder und Familie hat.

Freizeit? In den Ferien ... Gerade für diese Studierenden ist in der Regel schon vor dem Besuch des Abendgymnasiums der ganze Tagesablauf sehr streng strukturiert. Man ist berufstätig, vielleicht gab es öfters noch Überstunden, für die Familie war einzukaufen, der Haus-halt zu erledigen, Termine einzuhal-ten. Man wurde „verplant“. Die knappe, verbleibende Restzeit ver-brachte man mit Sport, Freunden und sonstiger Freizeit. Durch den Besuch des AG kommen dann durch Unterrichtszeiten, Fahrt, Hausauf-gaben, Nach- und Vorbereiten sowie Lernen auf Arbeiten mindestens 30 Stunden pro Woche hinzu. Mit dem Streichen aller bisherigen Freizeit ist es somit – zumindest außerhalb der Ferien – nicht getan. Viele Studierende reagieren da-mit, dass sie unzufrieden werden. Wichtig ist, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, seinen Tagesablauf „auszumisten“, Arbei-ten abzugeben, sich noch besser zu strukturieren, vielleicht weniger zu arbeiten. Man beginnt als Abend-gymnasiast(in) sein Leben um die Schule zu bauen. Eines ist nach allgemeiner Erfah-rung wichtig: Abendschüler/innen sollten Freunde und Familie haben, die sie in dieser Situation verstehen und sich freuen, wenn man in den Ferien wieder Zeit für sie hat. Eben-so zentral ist die eigene Freude auf die Ferien, die Wochenenden, die

freien Stunden. In diesem Zusam-menhang darf man nicht mit dem schlechtem Gewissen kämpfen, dass man so viel anderes noch zu tun hätte, sondern sollte gerade diese wenige „Freizeit“ zu genießen ver-suchen, weil sie einem die Kraft gibt, die vielen arbeitsreichen Wo-chen und Monate durchzustehen. Bei den Schülern, die ohne Job oder nur mit wenigen Arbeitsstun-den pro Woche das Abendgymna-sium besuchen, denkt man, dass es keine derartigen Probleme geben dürfte. Sind sie nicht aufgrund der größeren Freiheiten zu beneiden? Und was sind für sie abends vier Stunden? Man muss seine Freizeit einfach außerhalb der Unterrichts-zeiten planen. Doch das Hauptprob-lem liegt darin, sich nun zu struktu-rieren und selbst zu disziplinieren. Bisher hatte man fast keinen festen Tagesablauf. Den größten Teil des Tages konnte man flexibel gestalten. Das Abendgymnasium verlangt nun, eine neue Ordnung in das eigene Leben zu bringen. Wer gerade die schwere Anfangsphase an der neuen Schule überstanden hat, sieht in dem Besuch des Abendgymnasiums nicht nur den Abschluss vor Augen, son-dern merkt, dass es gerade Men-schen, die nicht oder nur sporadisch erwerbstätig sind, gut tut, nun einen zumindest teilweise geregelten Ta-gesablauf zu haben. Ein Schüler sagt sogar: „Ich bin manchmal froh, am Abend etwas Sinnvolles zu tun zu haben“.

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Ratgeber

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -6-

Trotz aller Probleme, Stress, weni-ger Geld, weniger Freizeit, weniger Zeit für Freunde und Familie, nur um einige Punkte zu nennen, kann man sich mit dem Besuch des Abendgymnasiums insgesamt durchaus anfreunden. Je nach eige-ner Situation muss man Prioritäten setzen und sein Leben anders struk-turieren. Wenn man es erst einmal heraus hat mit der Selbst-

organisation, dann klappt es auch und Erfolge stellen sich ein. Die Studierenden, die im diesjährigen Vorkurs übrig geblieben sind, haben ihre Erfahrungen gemacht und wer-den sicher in der Klasse 11 weniger Probleme haben – zumindest was die Lebensorganisation anbelangt. Oft sind auch Umwege erforderlich, die einen aber nicht schwächen, sondern aus denen man gestärkt

heraustritt. Solange man das Abendgymnasium als selbstgewähl-te Lebensperspektive – also quasi als neues „Hobby“ und sinnvolle Freizeitbeschäftigung – und weniger als Pflicht betrachtet, wird man das Ziel schon irgendwann wie von selbst erreichen:

D A S A B I ! �

Stress? Hab ich voll im Griff! Eine Kolumne von Andrea Wiebe

Foto: A. Schönemann

Es ist nicht leicht, jeden Tag zur Schule oder auf die Arbeit zu gehen, und nur Schüler einer Abendschule wissen, was es heißt, beides zu bewältigen. An der Abendschule macht man viele interessante Erfahrungen – darauf können Sie sich freuen, wenn Sie als neue Schüler/innen demnächst zu diesem kleinen, erlesenen Kreis stoßen sollten. Aber Sie sollten sich auch frühzeitig fra-gen, wie Sie mit dem Stress um-gehen wollen, der im Alltag von Abendgymnasiasten immer wie-der entsteht.

Es wird aufregend Das Wichtigste ist, positiv zu denken, denn nur wenn man an sich selbst glaubt und an das, was in einem steckt, kann man Erfolg haben. Natürlich erwartet nie-mand von Ihnen, jeden Tag volle Leistung zu geben – wir sind ja

auch nur Menschen, und keine Maschinen –, aber es würde hel-fen ein Ziel vor Augen zu haben, welches dann als Motivation dient. Wer etwas erreichen will, muss auch etwas dafür tun! Man hat ja einen guten Grund, sich jeden Abend noch einmal dem Schulstress auszusetzen.

Wir sind keine Maschinen

Und was einen motiviert, muss jeder selbst für sich entscheiden – seien es eigene Zukunftspläne oder eine Person, die an einen glaubt und bei den allabendlichen Bidlungsanstrengungen unter-stützt. Freunde und Familie kön-nen hier eine gute Hilfe sein! Sie sollten hinter einem stehen und begreifen, dass man jetzt weniger Zeit für sie hat. Im Gegenzug kann und sollte man dann unbe-dingt die wenige Zeit mit ihnen besonders genießen.

Motivation ist der Schlüssel

Doch jetzt bloß keine Panik wegen des Schulstresses. Sie sind ja nicht allein und es gab auch

schon viele vor Ihnen, die es bis zum Abendschulabitur geschafft haben. Um Sie noch etwas mehr zu beruhigen, kommen hier einige weitere konkrete Tipps aus mei-ner eigenen Erfahrung: Übertreiben Sie es nicht! Sie müssen wissen, wo Ihre Grenzen liegen. Dabei könnte ein gutes Zeitmanagement helfen. Sie soll-ten sich alles genau einplanen, und dabei sind Pausen zum Ent-spannen auch sehr wichtig.

Pausen sind wichtig Manchmal reicht es schon, wenn Sie nur für ein paar Minu-ten in sich kehren und alles um sich herum vergessen, aber tun Sie das bitte nicht, wenn Sie ge-rade an einer roten Ampel stehen! Oder machen sie Sport! Das tut nicht nur dem Körper gut, son-dern auch der gestressten Seele. Außerdem sollten Sie heraus-finden, wann für Sie selbst die beste Zeit zum Lernen ist – eine Zeit, in der Sie sich körperlich und geistig fit genug fühlen, um 100%ige Leistung zu geben. Und vergessen Sie nicht, offen für Hilfe zu sein. Dann ist der Weg schon viel leichter! �

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Ratgeber

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -7-

Abendgymnasium – ein Zukunftsmodell ! Ein Kommentar von Atef Bouderbala

Das Abendgymnasium bietet einen Bildungsweg abseits der Schulkarrieren, welche die meis-ten Schüler in ihrem Leben durchlaufen. Es eröffnet die Mög-lichkeit, das Abitur nachzuholen und sich beruflich eventuell noch einmal zu verbessern. Die Chancen für einen erfolgrei-chen Absolventen des Abendgym-nasiums, sich beruflich neu zu orientieren, stehen gut, da diese Art von schulischer Weiterbildung bei den Arbeitgebern hoch angesehen wird. Durch die Tatsache, dass erfolg-reiche Absolventen des Abendgym-nasiums neben der täglichen berufli-chen Tätigkeit das Abitur an der Abendschule gemeistert haben, ge-lten diese als zielstrebig und belast-bar. Es zeigt sich heutzutage immer mehr, dass das Abitur einen stetig wachsenden Stellenwert in punkto Berufschancen hat. Mit einem ge-hobenen Schulabschluss wird das Spektrum einer späteren Berufswahl erweitert, und man rückt seinem Traumberuf näher. Oft sind Menschen mit Migra-tionshintergrund den Anforde-rungen der höheren Bildungs-stufe nicht sofort gewachsen

Durch die verkürzte Schulzeit am Tagesgymnasium, die jetzt nur noch zwölf Jahre beträgt, kann es einigen Schülern passieren, dass sie die Leistungsanforderungen nicht sofort erfüllen und somit auf der Strecke bleiben. Das Abendgymnasium bietet diesen Schülern die Möglich-keit, ihren Abschluss nachzuholen. Es eröffnet außerdem Menschen mit Migrationshintergrund, die den An-

forderungen dieser Bildungsstufe gewachsen sind, denen es aber teil-weise noch an der deutschen Grammatik fehlt, die Chance, ihren Abschluss auf diesem Wege zu ma-chen.

Mit Migrationshintergrund zum Abitur Trotz all der schwierigen Um-

stände, die der Besuch des Abendgymnasiums mit sich bringt, hat das Schulsystem

Zukunftspotential Auch eine Altersbeschränkung, wie am Tagesgymnasium, gibt es am Abendgymnasium nicht. Man kann noch im „hohen Alter“ seinen Abschluss machen, und dies eventuell als Herausforderung an sich selbst sehen.

Ein Nachteil – dies sollte man sich im Vorfeld klar machen, bevor man sich entscheidet, ein Abend-gymnasium zu besuchen – ist der große Zeitaufwand, den der Schul-besuch mit sich bringt. Durch die Doppelbelastung von Job und Schule bleiben Familie und

Freunde oft auf der Strecke, bzw. dem persönlichen Umfeld wird viel Verständnis und Unterstützung ab-verlangt.

Bild: Abendgym. Heppenheim Die wenige Freizeit, die den Studie-renden am Abendgymnasium bleibt, verbringen diese oft mit Lernen und Vorbereiten für den abendlichen Unterricht. Aber trotz all der schwierigen Umstände, die der Besuch des Abendgymnasiums mit sich bringt, ist dieses Schulsystem meiner Mei-nung nach eine gute Sache mit Zu-kunftspotential. Auch eine volle staatliche Über-nahme der Kosten für diesen Bil-dungsweg hielte ich für sinnvoll, da durch das Schulgeld, das sich auf 450 Euro pro Schuljahr beläuft, vielen interessierten Menschen diese Möglichkeit heute allein aus finan-ziellen Gründen verwehrt bleibt. Und dies müsste ja nicht so sein. �

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MEINUNGSECKE

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -8-

Für Bildung ist es nie zu spät! Von Alexandra Herrman

Der zweite Bildungsweg; eine gute Möglichkeit, Versäumtes nachzuholen.

Bildung ist wichtig; in Zeiten der Wirtschaftskrise, der hohen Arbeits-losigkeit und der nicht gerade rosi-gen Zukunftsperspektive. Gerade in solch unsicheren Zeiten sollten Bür-ger, Betriebe und Arbeitsämter auf Weiterbildung durch den zweiten Bildungsweg setzen. Ein guter Schulabschluss ist heut-zutage ein unverzichtbares Funda-ment. Da aber viele Menschen, ge-rade Jugendliche, nicht wissen, in welche berufliche Richtung sie schreiten sollen, ist ihnen oft die Tragweite eines guten Schulab-schlusses nicht klar. Oder sie hatten einfach von vornherein nie die Mög-lichkeit, eine zum Abitur führende Schule zu besuchen.

„Was Hänschen nicht lernt ...“

Wer kennt sie nicht, die klugen Sprüche: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!“ Dies ist zum Glück eine Weisheit aus vergangenen Tagen! Heutzutage kann man als Erwachsener über den zweiten Bildungsweg vieles nachho-len: einen Schulabschluss, den man für einen lang gehegten Berufs-wunsch braucht, eine zusätzliche Qualifikation als Ergänzung bereits vorhandener Schulabschlüsse und Berufsausbildungen, oder einfach das persönliche Ziel einer guten Allgemeinbildung für sich selbst.

Denn auch ohne konkrete berufliche Ziele bietet das Abendgymnasium eine große Plattform, um in interes-sante Themengebiete tiefer einzu-tauchen und seinen Horizont zu erweitern. Beispielsweise werden einem vielfältige Einblicke in die Biologie, die Literatur und viele weitere spannende Fachgebiete ge-währt. Doch natürlich bietet sich das Abendgymnasium Offenburg auch zum Erreichen der Fachhochschul-reife oder des Abiturs an. Jeweils von Montag bis Freitag, zwischen 18 und 22 Uhr ist es (unter bestimm-ten Voraussetzungen) möglich, in zwei Jahren die Fachhochschulreife und in drei Jahren das Abitur zu erwerben. Die Möglichkeit eine Abend-schule zu besuchen, bietet etwa ge-genüber der Alternative eines Heim-Fernkurses entscheidende Vorteile. In der Schule entsteht eine Gemein-schaft Erwachsener, die alle das gleiche Ziel haben! Zu Hause alleine auf einen höheren Bildungsab-schluss hinzuarbeiten, ist viel schwieriger, da man ein Einzel-kämpfer ist und sich immer wieder selbst motivieren muss. Zudem hat man in der Schule täglich die Mög-lichkeit, bei Unklarheiten Lehrer und Mitschüler um Hilfe zu bitten. Bei einem Fernkurs gestaltet sich dies schwieriger, da man nur zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit hat, telefonisch oder per Mail Hilfe zu bekommen. Gerade für Erwachsene, deren Schulzeit schon länger zurückliegt, bietet die Abendschule eine gute Grundlage, Defizite und Wissenslü-cken auszugleichen. Es gibt die Möglichkeit einen „Vorkurs“ zu besuchen, um am Ende das Basis-wissen der zehnten Klasse Real-schule zu besitzen und damit ein solides Fundament für die elfte Klasse zu haben. Sicher mag es abschreckend klin-gen, noch einmal jeden Abend vier

Stunden die Schulbank zu drücken – nach einem bereits bewältigten All-tag. Dies erfordert natürlich sehr viel Selbstdisziplin und Selbstmoti-vation, die für das Durchhalten ele-mentar sind, da nicht nur persönli-che Präsenz, sondern Mitarbeit im Unterricht erwartet wird. Man muss sich an klar vorgegebene Unter-richtszeiten halten und kann nicht, wie bei der Fernschule, die Zeit individuell einteilen oder, „weil es gerade nicht passt“, die jeweils er-forderliche Lernanstrengung auf einen anderen Zeitpunkt verschie-ben. Aber dies hat auch Vorteile: denn ein ganz freier, flexibler Umgang mit dem Lernpensum birgt die Ge-fahr des „Schluderns“, die bei re-gelmäßigem Pflichtunterricht nicht so leicht aufkommt! Ein entscheidender Punkt, der ebenfalls für den Besuch einer Abendschule spricht, ist die Tatsa-che, dass man weiterhin seiner Be-rufstätigkeit nachgehen kann und somit keinen wesentlichen finanziel-len Nachteil dadurch hat. Des Weiteren schätzen viele Ar-beitgeber Abendschulabsolventen, weil diese als diszipliniert und be-lastbar gelten. Sie bewerten diese Weiterbildung hoch, da sie wissen, wie hart dieser Weg ist und wie viel Eigenmotivation dahinter steckt. Nicht nur Annerkennung der Ar-beitgeber, sondern auch der Um-stand, dass man sich eine gute All-gemeinbildung mit viel Ehrgeiz und Ausdauer selbst erarbeitet hat, zu-dem sein ganzes Leben und seine Gewohnheiten umgestellt hat, lassen auf eine enorme Flexibilität schlie-ßen. Diese Eigenschaft ist in der heutigen Zeit äußerst wichtig! Ebenfalls kann man sich der Anerkennung seines Umfeldes si-cher sein! Wer mit so viel Disziplin, Ausdauer und Ehrgeiz eine Weiter-bildung absolviert, verdient Lob und Respekt. Für Bildung ist es eben nie zu spät! �

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MEINUNGSECKE

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite –9-

Es wird kein Zuckerschlecken werden! Von Sebastian Hütten

Von 18 bis 22 Uhr Schule, Arbeit, Haushalt, Kinder und dann noch lernen – keine leichte Aufgabe! Wer das Abitur auf einem Abendgymnasium nachholen möchte, wird sich auf einige stressreiche Jahre einstellen müssen.

Das Abendgymnasium ist die Alternative zu einem Fernkurs, um das Abitur nachzuholen. Welche Vorteile das eine gegenüber dem anderen hat, wurde in dem Mei-nungsartikel von Alexandra Huber-Herrmann bereits erwähnt. Jedoch hat auch das Abendgymnasium sei-ne Schattenseiten, über welche man informiert und sich im Klaren sein sollte, um nicht unerwartet kalte Füße zu bekommen. Zum Beispiel wären da die Kos-ten. Ein kleineres, aber nicht zu vernachlässigendes Übel. Diese belaufen sich am Abendgymnasium Offenburg auf 225 Euro pro Halb-jahr zuzüglich 40 Euro, die einmalig als Anmeldegebühr fällig werden. Hinzu kommen noch rund 30 bis 55 Euro für die jährliche Anschaffung der Schulbücher.

Ohne Moos nix los Wer aber schlau ist, versucht zum Beispiel nach Schuljahresende seine Bücher aus dem Vorkurs oder der elften Klasse, sofern man sich sicher sein kann, sie nicht mehr zu brau-chen, rechtzeitig an die Neuan-kömmlinge zu verkaufen. So kann man immerhin einen kleinen Teil seiner Ausgaben wieder herein ho-len und macht den „Frischlingen“ eine Freude, indem man für sie das hier diskutierte „kleinere Übel“ weiter minimiert. Das Abendgymnasium hieße nicht Abendgymnasium, wenn der Unterricht nicht nach Feierabend stattfinden würde. Darum liegt die Regelschulzeit normalerweise zwi-schen 18 und 22 Uhr, variiert jedoch

zwischen diesen Fixpunkten je nach Stundenplan. Wer also bis 17 Uhr arbeitet, der hat zwischen acht Stunden Arbeit und vier Stunden Schule gerade einmal eine Stunde Pause. Das kann äußerst viel Stress bedeuten. Insbe-sondere, wenn nebenbei eine Fami-lie versorgt werden muss, ein Haus-halt zu führen ist und die mögli-cherweise schon vorhandenen Kin-der auch noch etwas von ihren El-tern haben wollen. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Das Abendgymnasium ist eine kleine Gemeinschaft, in der man sich schnell zurecht findet und in der auch schnell Kontakte geknüpft werden können. So ist es möglich, sich von Studierenden, welche die Situation schon länger durchleben, wertvolle Tipps zu holen, um das Beste aus der eigenen Situation zu machen.

„Das Lernen lernen“ Sich Zeit für das Lernen einzupla-nen, sollte auch nicht vergessen – und vor allem nicht unterschätzt werden. Das gilt insbesondere für diejenigen, die sich mit den zuvor erwähnten Problemen konfrontiert sehen. Vor allem jene, die bereits vor längerer Zeit aus der aktiven Schul-zeit entlassen worden sind, sollten sich hierbei eine genaue Taktik überlegen. Denn nach so langer Zeit plötzlich wieder komplexe Materie verschiedener Fachgebiete in kurzer Zeit zu lernen und zu begreifen, will geübt sein – ganz nach der Devise: „das Lernen lernen“. Denn wer nach 15 oder mehr Jahren wieder Eng-lischunterricht hat und die Gramma-tik nicht in kurzer Zeit wieder be-herrscht, inklusive von Grundkenn-tnissen im englischen Wortschatz, der wird am Besuch des Englisch-Förderkurses zum Beispiel nicht vorbei kommen.

Der Lehrplan nämlich ist sehr straff und wird konsequent durchge-zogen. Durchaus bleibt genug Zeit für Fragen und Erklärungen, jedoch ist der Spielraum für diese Anliegen sehr begrenzt. Auf schwächere Schüler kann somit bedauerlicher-weise nicht immer das erforderliche Maß an Rücksicht genommen wer-den, was vielen zum Verhängnis wird und mit einem vorzeitigen, enttäuschenden Abgang ohne den angestrebten Abschluss endet. Viele der neu angemeldeten Schüler unterschätzen gerne einmal diese Argumente oder beachten sie nicht ausreichend, während eine große Begeisterung sie gepackt hat, das Abitur nachzuholen.

Der stellvertretende Schulrektor des Abendgymnasiums Offenburg, Herr Stärk, hat einmal erzählt, zu Beginn des Schuljahres seien die beiden Einstiegsklassen fast immer mit mehr als 23 Schülern gefüllt, gegen Ende des Schuljahres jedoch ver-blieben manchmal nicht mehr als zwölf – in Extremfällen sogar nur noch zehn Schüler/innen. Die Erfah-rung des diesjährigen Vorkurses bestätigt dies. So enden muss es jedoch nicht. Wer sich die Probleme, die das Abendgymnasium nun mal auch mit sich bringt, zu Herzen nimmt und sie zu bewältigen weiß, wird diese Jahre gekonnt meistern. �

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Feuilleton

AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -10-

Nicht jedem vertrauen Eine Glosse von Philippe Court

Sie haben sich also dazu ent-schlossen, diese Abendschule zu besuchen. Noch wirkt auf Sie alles fremd und neu – vielleicht sogar beängstigend? Ihnen kommt bei „Wurzel ziehen“ eher der letzte Zahnarztbesuch in den Sinn? Die Römer sind für Sie nur diejeni-gen, die von Asterix immer ver-hauen werden? Und was um Got-tes Willen ist das Plusquamper-fekt? Haben sie etwa jetzt schon kalten Schweiß auf der Stirn, noch bevor ich die schönsten Ge-heimnisse aus dem Fachgebiet der Physik überhaupt erwähnt habe? Aber keine Panik! Dafür sind Sie doch hier. Schon bald werden Sie sich wieder daran erinnern, dass nur die Dummen aus den Summen kür-zen, und Sie werden merken, dass das, was die Franzosen von sich geben, tatsächlich eine erlernbare Sprache ist. Alles kein Problem. Zumindest fast alles. Es wird nicht sehr lange dauern, und Sie werden eines der großen Mysterien dieser Schule entdecken.

Aber keine Panik! Glauben Sie mir, egal welches Fach ihr Spezialgebiet ist, früher oder später werden Sie, wie alle Abend-gymnasiasten vor Ihnen, an diesem Mysterium scheitern! Selbst die Lehrer bleiben davor nicht bewahrt. „Worauf ich damit anspiele“, fragen Sie sich jetzt? Auf irgendeinen bö-sen Test, auf disziplinarische Unge-heuerlichkeiten – oder gar auf eine von der Schulleitung absichtlich gestellte Falle? – Nein! Es geht bloß um die folgende Aussage, die Sie in jedem Fall schnell hören werden, oder, noch schlimmer, sogar selbst tätigen werden: „Verdammt noch mal, schon wieder!“

Ja, Sie lesen richtig. Nicht selten folgt auf diese Aussage auch noch eine etwas ungehaltene, fast schon (zu)schlagende Reaktion. Und trotz-dem – der Auslöser dieses verbalen und handgreiflichen Ausbruchs lockt die selben Personen immer wieder und wieder als seine Opfer an. Unweigerlich. Um das nun genauer verstehen zu können, müssen Sie mehr erfahren. Es geht nämlich um denjenigen, der an müden Abenden voller Formeln und grammatischer Gräuel die letzte Hoffnung für uns Schüler ist: Die Rede ist von keinem geringeren als dem KAFFEEAUTOMATEN. Der bittet Sie erst freundlich dar-um Geld einzuwerfen und bietet Ihnen dann verschiedene Getränke zur Wahl an. Wenn Sie Glück ha-ben, und das werden Sie definitiv nicht immer haben, schenkt dieser nette, manchmal mitleidserregende Automat sogar das aus, was Sie sich wünschten. Manchmal ist es aber auch nur eine pure Lotterie. Auf jeden Fall erhalten Sie zu Ihrem Getränk immer eine kleine gelbe Pfandmarke (wir nennen sie liebe-voll „Kaffee-Ding“). 20 Cent ist dieses Ding wert. Sie, als zukünftige Schüler/innen, werden also nach dem Genuss dieser Sache, die an-geblich Kaffee sein soll, aber mit Sicherheit keiner ist, den nun leeren Becher dem Leere-Becher-Rückgabe-Automaten zuführen und das Kaffee-Ding in den dafür vorge-sehenen Schlitz stecken (zugegeben, das erfordert ein gewisses Maß an Geschick) – in freudiger Erwartung der 20 Cent Pfand, die Sie nun zu-rück erhalten werden. Machen wir uns nichts vor. Auch Sie werden erleben, wie sich nach dem Einstecken des Kaffee-Dings einfach nichts tut. Gar nichts. Kein Brummen, Rattern oder Summen. Nichts. Der Automat ignoriert Sie

eiskalt und sieht es mit einer gewis-sen Arroganz nicht ansatzweise ein, Ihnen das Pfandgeld auszuspucken. „Verdammt noch mal, schon wie-der!“, werden Sie dann möglicher-weise von sich geben. Vielleicht drohen sie dem Automaten sogar Handgreiflichkeiten an. (Wobei das letztlich die Qualität dieser Sache, die angeblich Kaffee sein soll, zu-künftig in keinster Weise steigern wird. Versprochen!).

Ich kann Ihnen aber direkt einen Ratschlag mit auf den Weg geben. Ihren Ärger bekommen Sie in solch misslicher Lage am besten dadurch in den Griff, dass Sie sich über Är-gernisse anderer amüsieren. Sind sie also einmal mehr um Ihr Pfandgeld betrogen worden, und es ist zufällig kurz nach der Pause (so ca. 19.50 Uhr), dann begeben Sie sich zur Eingangstür und genießen es, dass andere noch ein größeres Problem als 20 Cent Pfandgeld haben. Denn dies ist das zweite große Mysterium dieser Schule. Täglich um 19.45 Uhr geschieht etwas wirklich Eige-nartiges mit der Eingangstür. Sollten Sie jemals davon betroffen sein, dann hilft Ihnen die Aussage „Ver-dammt noch mal, schon wieder!“ nicht im Geringsten weiter. Denken Sie in ein paar Wochen an diese Worte. Sie werden dann ver-stehen, was ich meinte ... �

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Feuilleton

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Es ist doch ... ein schöner Tag! Zum Ausflug des Abendgymnasiums am 16. Mai 2009

Von Endru Bundesen Auch in diesem Jahr veranstaltete unser Abendgymnasium Offen-burg einen gemeinsamen Ausflug. Von diesem können wohl alle Be-teiligten sagen, dass es ein insge-samt sehr angenehmer, gemütli-cher und schöner Tag war. Zunächst trafen sich alle Teil-nehmer/innen morgens am Parkplatz vor dem Okengymnasium, wo schon zwei Busse bereit standen. Hiervon war aber nur einer für uns Abend-gymnasiasten plus Betreuungsper-sonal gedacht. Der andere für irgen-deine Kaffeefahrt … „Ob unserer wohl voll werden wird … ich glaub’s ja nicht wirklich!“, dachte ich mir in diesem Augenblick. Und andere hatten da vielleicht auch ihre Befürchtungen. Aber in dieser Hin-sicht hatten die Skeptiker weit ge-fehlt, denn zwar waren nicht ganz so viele Schüler vertreten, dafür aber die Schulleitung (Herr Stärk, der Organisator des Ganzen), sowie Herr Dr. Schmidt, zahlreiche Lehrer mit Begleitung sowie auch zwei ehemalige Mitglieder des Kolle-giums – unter anderem Herr Ruf (Physik) und ein junger Kollege. Schließlich waren alle eingetroffen und es konnte losgehen.

Alle waren sie da! Lehrer; nicht ganz so viele Schüler...

Die Fahrt ging vorbei an Freiburg, an die Nordseite des schönen Kai-serstuhls. So passierte der Bus zum Beispiel Wyhl am Rhein, eine frühe-re, und auch noch aktuelle Hoch-burg der Grünen. Hier wurde wohl in früherer Zeit gemeinsam von politisch aktiven Studenten aus Freiburg und einigen radikalisierten Bauern aus dem Kaiserstuhl der Bau eines Atomkraftwerks verhindert, was zugleich zum Ausgangspunkt der bundesweiten Anti-Atom-Bewegung werden sollte – also ein erstes Highlight dieses Tages! Und

nebenbei bemerkt, diese Gegend gehört zur Heimat unseres zukünfti-gen Schulleiters Herrn Stärk. Am Zielort Sasbach angekom-men, wurden wir auch schon von Herrn Umhauer erwartet, einem rüstigen Rentner, der viele Wander-wege in der Gegend mit begründet hat und uns an diesem Tag auf unse-rer Strecke begleiten sollte. Als ehemaliger Förster war und ist er ein äußerst sachkundiger Führer in der Gegend des Kaiserstuhls, der gerne auch mal über diese Region ins Schwärmen gerät. Er zeigte uns zahlreiche, interes-sante Gesteinsbildungen, Pflanzen und allerlei Kleintiere, wie zum Beispiel Raupenlarven, die von Bäumen hingen und bei zahlreichen Teilnehmern, vor allem Teil-nehmerinnen, für Entsetzen sorgten, als sie sich in deren Haaren verfin-gen. Auch waren etliche Maikäfer unterwegs. Nach ca. zweieinhalb Stunden des Wanderns, zahlreichen Erläuterungen und interessanten Gesprächen, trafen wir bei Sonnen-schein im Café Kolb ein, wo uns ein Mittagessen gereicht wurde. Man, sah das Wild gut aus … Ich hatte leider Schnitzel! Weiter ging es zum hübschen Örtchen Burkheim, wo wir einen Kräuterhof, bzw. Kräuterhandel besichtigten. Viele Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, um ihren eigenen Bestand an diversen Ge-würzen aufzufüllen. Burkheim ist aber eigentlich ein Weinort, der schon 762 das erste Mal erwähnt wurde und später, im Jahr 1330, das Stadtrecht erhielt. Dort genossen wir auf der Terrasse des Cafés Krone eine Pause mit Kaffee und Kuchen und besichtigten anschließend das Korkenziehermuseum. Dabei konnte man lernen, was sich aus Korken-ziehern so alles Frivoles machen lässt … Dies war auch schon das Ende unseres Tages und wir verließen das

malerische Städtchen Burkheim, gut erholt und in Ferienstimmung.

Gemeinschaftsgefühl Innerhalb der Gruppe herrschte an diesem Tag eine sehr angenehme Stimmung. Es fanden von Anfang an zahlreiche Gespräche statt – auch zwischen Lehrern und Schülern. Beim Wandern fand man sich entweder mit „seinen Leuten“ zu-sammen, oder wechselte von Grup-pe zu Gruppe. Auch während des gemeinsamen Mittagessens und der Kaffeepause saß man in netter Ge-selligkeit zusammen, und es gab viele Gespräche. Man kann wohl sagen, dass dieser Ausflug und an-dere Treffen, wie sie zum Beispiel der Vorkurs (Klasse 10) in regelmä-ßigen Abständen organisiert, sehr zum Gemeinschaftsgefühl und zur Stimmungsverbesserung zwischen interessierten Schülern und Lehrern beitragen. Man lernt sich wirklich ein bisschen besser kennen und ver-bringt einen schönen Tag miteinan-der. Aus gesamtschulischer Sicht bin ich froh, dass so eine Möglichkeit geboten wird. Allerdings muss man sagen, dass wahrscheinlich nie alle Schüler und alle Lehrer dieser Schu-le gleichzeitig an einem freiwilligen Ausflug, der ja immer Samstags stattfindet, teilnehmen werden. Schade, denn dies wäre wohl auch mal ganz nett. Ich meinerseits kann nur sagen: Leute, nutzt diese Gele-genheit. Man kann nicht oft eine solch sachkundige Führung in hüb-sche Gebiete machen und dabei so viel Interessantes erleben. Auch sieht manch einer nach dem Ausflug einige Dinge, diese Schule betreffend, wohl anders. Vor allem auch unter dem Stichwort: Horizonterweiterung. �

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CAMPUS

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Ein Tag am Abendgymnasium Von Andreas Schönemann

„I HAVE A DREAM“. Dies waren die magischen und weltbewegenden Worte von Martin Luther King. Viele Menschen haben einen Traum: den Traum, eines Tages ein Haus zu kaufen, eine Reise zu ma-chen oder im Lotto zu gewinnen. Doch die meisten Menschen, die das Abendgymnasium besuchen, haben einen ganz speziellen Traum. Sie möchten in naher Zukunft ein Stu-dium beginnen. Aber dafür muss zuerst ein höherer Bildungsab-schluss erworben werden. Das Abendgymnasium in Offenburg ermöglicht es den Menschen, genau diesen Abschluss in ein paar Jahren nachzuholen. Doch wie verläuft so ein Tag an der Abendschule? Die folgenden Textpassagen geben einen detaillierten Einblick in das Leben eines Abendgymnasiasten.

„Still gesessen und zugehört!“

Der Alltag beginnt bei den meis-tens schon früh am Morgen, da sie zusätzlich zur Schulzeit noch ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Die Schulzeit beginnt zumeist um 18.00 Uhr. Dann heißt es: stillgeses-sen und zugehört. Aufgrund der relativ geringen Unterrichtszeit müssen sich viele der Lehrer an einen strengen Zeitplan halten, was dazu führt, dass gewisse Themen schnell durchgearbeitet werden, bzw. jede Unterrichtsstunde ein neues Thema hervorbringt. Wer hier nicht hinterher kommt, ist auf seine eigene Lernbereitschaft angewiesen und sollte dafür sorgen, dass er den Unterrichtsstoff nachholt, da er sonst Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren und unwissend zu bleiben. Als Beispiel sei hier der Matheun-terricht erwähnt. Jede Unterrichts-stunde wird mit einem neuen Thema eröffnet. Dies führt dazu, dass jedes angefangene Thema schnell aufge-fasst und bearbeitet werden muss, um es richtig verstehen zu können.

In anderen Unterrichtsfächern ist es weniger schlimm. In Englisch wer-den Themen zum Beispiel deutlich länger bearbeitet. Zu den Grammatikeinheiten, die durchaus sehr schlauchen können, kommt meistens noch eine Unter-richtseinheit mit dem Textbuch hin-zu, in der es dann unter anderem darum geht, zumeist interessante und unterhaltsame Texte zu lesen, diese zu übersetzen, zu verstehen und zu besprechen. Damit man im-mer auf dem neusten Stand bleibt, gehört es natürlich auch dazu, Vo-kabeln zu lernen. Auch wenn dies eine lästige Prozedur ist, so hilft es durchaus, den Unterricht zu verein-fachen, da man die meisten Texte so besser analysieren und verstehen kann.

Bild: Philip Burps

Nach den oft sehr harten ersten zwei Unterrichtsstunden ermöglicht eine 15-minütige Pause den Schü-lern für einen kurzen Augenblick abzuschalten. Die meisten nutzen diese Zeit auch dazu, genüsslich eine Zigarette zu rauchen. So wie Sebastian Oesterle, der seit Septem-ber 2008 das Abendgymnasium besucht und sich dem Abschluss des Vorkurses entgegen sehnt: „Der

Unterricht schlaucht schon ziemlich. Da ist es gut, zwischendurch einmal für ein paar Minuten entspannen zu können“. Auch wenn eine Viertel-stunde nicht sehr lange ist, so ist jeder dankbar, dass es diese kurze Pause gibt.

„Die Pausen sind am Besten!“

Für viele Schüler ist ein Tag am Abendgymnasium nicht gerade ein-fach, da sie vorher teilweise schon acht Stunden gearbeitet haben und sich dementsprechend um diese späte Uhrzeit sehr müde fühlen – gerade im Winter. Trotzdem heißt es: durchhalten und auch noch die nächsten drei Unterrichtseinheiten nach der großen Pause überstehen, bis der ersehnte Schlusspfiff um 22 Uhr kommt. Feierabend. Schule aus. So ermüdet, wie man nun ist, legt man sich voller Vorfreude auf das wundervolle Gefühl des Schlafens in sein Bett – aber mit dem Hinter-gedanken, dass am nächsten Tag alles wieder von vorne beginnt, so-fern es sich nicht um einen Ferien-tag, Feiertag oder das Wochenende handelt. Der ewige Kreislauf des anstrengenden Abendgymnasiums-besuches hält für viele der am Vor-kurs teilnehmenden Schüler noch drei lange Jahre an. Doch um sei-nem Traum entgegenzukommen und ihn eines Tages erfüllen zu können, ist diese kleine Strapaze zu ver-schmerzen. Viele Studierende wissen auch, dass sie hart arbeiten müssen, um sich ihren Traum zu erfüllen. Nie-mand hat gesagt, dass die Abend-schule im Zusammenspiel mit einem Acht-Stunden-Job leicht wäre. Doch es lohnt sich, hart für sein Ziel zu arbeiten, und sich seinen Traum zu erfüllen. „I HAVE A DREAM“. �

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Überraschend einstimmig Ein Interview von Moritz Heimbach

Auch, wenn es eher unüblich zu sein scheint, dass Lehrer und Schüler einer Meinung sind, zeichnet sich bei einem parallel geführten Interview mit Sebastian Hütten (23), Schüler des Vorkurses am Abendgymnasium, und Hermann Krämer (38), Physiklehrer am Abendgymnasium, ein überraschend einheitliches Bild ab. AGM: Was machen Sie tagsüber, bevor sie ins Abendgymnasium kommen? H. Krämer: Ich unterrichte in der Regel an einem regulären Gymnasium. S. Hütten : Arbeiten. Ich arbeite aber nur halbtags und hab so keine großen Probleme damit, Schule, Arbeit und Freizeit unter einen Hut zu bringen. AGM: Wo wären Sie heute ohne das Abendgymnasium? H. Krämer: Ich säße wohl

zuhause in einem

bequemen Sessel und würde den

Abend genießen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass ich die Abende hier nicht genieße. S. Hütten : Entweder wäre ich noch arbeitslos oder in irgendeiner Ausbildung, die mich letzten Endes nicht viel weiter bringen würde. AGM: Wie stehen Sie zu den derzeitigen Abläufen in der Schule? Was sollte ihrer Meinung nach anders laufen? S. Hütten : Eigentlich bin ich voll zufrieden mit dem Ablauf. Es ist alles gut organisiert und ich

hab’ bislang keine Probleme gehabt, von denen ich erzählen könnte. H. Krämer: Ich habe wirklich keinen Grund zur Beanstandung. Es ist natürlich schwer für mich, alle Abläufe zu beurteilen, da ich nur einen Tag in der Woche hier bin, aber wie sich Herr Stärk um diese organisatorischen Dinge kümmert, ist bemerkenswert. AGM: „Man lernt am Abendgymnasium interessante Menschen kennen.“ – Wie beurteilen Sie diese Aussage? S. Hütten : Das kommt so schon hin. Tatsächlich lernt man jede Menge Leute kennen. Man kommt eben ins Gespräch und hört total verschiedene Lebensge-schichten, die alle irgendwann zum Abendgymi führen. H. Krämer: Schwierig, dazu etwas zu sagen. Interessant vielleicht in dem Sinne, dass wir natürlich Zulauf aus den unter-schiedlichsten Schichten haben: Manche sind gerade mit einer Ausbildung fertig geworden, andere haben 20 Jahre in einem Beruf gearbeitet und wollen jetzt ihr Abitur nachmachen. Dadurch kommt es zu einer bunten Mischung, die ich schon als interessant bezeichnen würde. AGM: Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern? H. Krämer: Es ist zuerst einmal zu sagen, dass wir hier versuchen, auf einer Ebene zu agieren, also Schüler und Lehrkräfte auf dem gleichen Niveau unterzubringen. Und entsprechend gehen wir auch respektvoll miteinander um. Nicht, dass es jetzt sehr förmlich wäre, die Atmosphäre ist durchaus freundlich.

Der Vorkurs veranstaltet ja immer wieder kleine Treffen, zu denen er auch Lehrer einlädt. Ich denke, daran kann man ganz gut das entspannte Verhältnis sehen, in dem wir uns befinden. S. Hütten : Ich kann natürlich

nur für mich

sprechen, aber ich habe den

Eindruck, dass die

Stimmung zwischen Schülern und Lehrern fast so gut ist, wie die Stimmung in der Klasse untereinander. Natürlich kommt es auch mal vor, dass die Lehrer lauter um Ruhe bitten, aber das ist echt selten. Ein wichtiger Punkt ist, dass hier alle volljährig sind. Ich glaube auch, hier sind halt keine Kinder mehr, die jemand erziehen muss, sondern Erwachsene, die freiwillig da sind, um etwas zu lernen bzw. zu erreichen. Gemeinsame Aktionen, wie der Wanderausflug sorgen auch für ein Gefühl, dass man mit den Lehrern gleichberechtigt ist und sich mit ihnen ganz normal unterhalten kann. AGM: Wie sehen Sie Ihre Zukunft (nach ihrer Schul- oder Lehrzeit)? Auch in Beziehung zum Abendgymnasium? S. Hütten : Es noch zu früh, um zu sagen, was ich genau nach dem Abendgymi vorhabe. Ich hätte aber Lust auf ein Studium in den Gebieten Maschinenbau oder Ingenieurswesen. Ich werde ja auch nicht mehr der Jüngste sein, wenn ich endlich mein Abi hab’, und meine Noten stehen auch noch in den Sternen. ����

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AAAAbend GGGGymnasium MMMMagazin Seite -14-

Ob ich weiter Kontakt zum Abendgymnasium halten werde, wird sich zeigen. Aber ich werde auf jeden Fall mit den meisten Leuten aus meiner Klasse in Verbindung bleiben. Wir haben schon eine richtig gute Klassengemeinschaft, auf die ich sehr stolz bin, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich ja erst ein halbes

Jahr später in die Klasse gekommen bin. H. Krämer: Ich denke nicht, dass ich das Abendgymnasium in der nächsten Zeit verlassen werde, mir gefällt die Arbeit hier und ich sehe keinen Grund, etwas anderes zu machen. Wenn ich irgendwann in Rente gehe oder ich aus anderen

Gründen nicht mehr hier tätig wäre, hätte ich aber weiterhin Lust, bei Gelegenheiten wie der 40-Jahrfeier oder einem Wanderausflug dabei zu sein. Aber wie gesagt, ich sehe keinen Grund, mich vom Abend-gymnasium hier zu trennen. AGM: Vielen Dank an Sie beide für das Interview! ����

Da waren es nur noch ...

Offenburg/ Abendgymnasium: Das Schuljahr 2008/ 2009 nähert sich seinem Ende. Eine Bilanz des Vorkurses fällt zweischneidig aus: Anfangs waren noch 30 Schülerinnen und Schüler offiziell angemeldet; manche von den aufgeführten Personen wurden jedoch nie abends in den Räumen des Okengymnasiums gesichtet. Zu Beginn des Schuljahres ließ sich ein reges Kommen und Gehen verzeichnen. Sowohl die Schüler als auch die Lehrer konnten sich zunächst auf keine feste Lerngruppe einrichten. Mittlerweile (im Juni 2009) haben 60% der angemeldeten Schüler die Schule wieder verlassen. Für den Abgang von der Schule finden sich viele Gründe: Zeitmangel, zu hohe Leistungs-anforderungen, private Probleme oder Desinteresse am Stoff. Nun neigt sich das erste Jahr auf dem Weg zum großen Etappenziel Abi 2012 dem Ende zu und ein Kern von zwölf Schülerinnen und Schülern hat sich im diesjährigen Vorkurs herausgebildet. Sicher ist, dass das Abend-gymnasium fast die komplette Freizeitgestaltung „auffrisst“. So gingen manche „Bankdrücker“ abends einer Sportart nach oder kümmerten sich um Haushalt und

Familie. Daher mussten zu Beginn des Schuljahres und/ oder bereits lange davor die nötigen Maßnahmen ergriffen werden. Man hatte sicher zu stellen, dass sich der Ehepartner nun in Erziehung und Haushalts-pflege mehr engagiert. Durch diese Maßnahmen ist es den Schülern fortgeschrittenen Alters möglich gewesen, trotz der hohen Belastung (Arbeit, Familie/Haushalt, Schule) das Abendgymnasium zu besuchen. Jedoch verabsäumten einige Schülerinnen und Schüler, diese notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Ein anderer Fakt, der wohl die gravierendste Rolle hinsichtlich des Schulabgangs spielt, ist der Zeitmangel. Das Abendgymnasium nimmt dermaßen viel Zeit in Anspruch, dass Familie, Freunde und der Freund/ die Freundin oft zu knapp kommen. Wer sich nicht zu 100% sicher ist, welche Abstriche er machen muss, der sollte sich nicht anmelden. Bei einigen Schülern kommt zusätzlich zu der allabend-lichen Schule der tägliche Berufs-stress hinzu. So gibt es manch einen, der immer noch seiner Arbeits-tätigkeit nachgeht, um sich den Lebensunterhalt zu finanzieren. Jedoch gibt es hier natürlich auch verschiedene Modelle: Manche arbeiten nur Teilzeit oder auf 400-

Euro-Basis. Andere wiederum haben sich für die anstrengendere Variante entschieden. Sie arbeiten Vollzeit und besuchen danach noch die Schule. Vor die Entscheidung, wie Arbeit, Schule und Freizeit zu vereinbaren sind, wird früher oder später jeder Schüler gestellt werden. Doch um trotzdem ein positives und harmonisches Klassenklima zu schaffen, trifft sich der Vorkurs inklusive dem Lehrkörper an verschiedenen Locations am ersten Freitag im Monat.

Sonnige Aussichten ... Auch wenn die Abendschule viele Einschnitte im Leben fordert, so hat sie ebenso ihre Sonnenseiten. Das bisher erlangte Wissen ist den Schülern nun nicht mehr zu nehmen und alle Studierenden haben sich als Ziel gefasst, die Schule bis zum Ende durchzuziehen. Der zukünftige Schulleiter Roland Stärk verkündete bereits mit Stolz, dass mittlerweile bereits zehn Neuanmeldungen (Stand 23.06.09) zu verzeichnen seien. Sebastian Oesterle

Zur Grafik (S. Oesterle): September 2008: 30 Schüler Dezember 2008: 20 Schüler Juni 2009: 12 Schüler

0

10

20

30

40

Schüler

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Verschiedenes

1. Einheit der Stromstärke 1.

2. franz. "ich" 2.

3. Antikes Kulturvolk 3.3. Antikes Kulturvolk 3.

4. Zeitform der Vergangenheit im Deutschen 4.

5. 3² 5.

6. Wunsch der Abendschüler 6.

7. Viereck 7.

8. Lichtquelle 8.8. Lichtquelle 8.

9. (x+1)² ist ein Bsp. für eine... 9.

10. engl. "Abenteuer" 10.

11. Körperabwehr 11.

12 wichtiges Organ 12

Lösungswort: Das Rätsel ist mit Blick auf

die Abendschule eine …............................ !

SudokuSudoku

Abend Gymnasium Magazin Seite -15-Abend Gymnasium Magazin Seite -15-

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Titelfoto: A. Schönemann Bilder Rückseite: S. Abel Herausgeber: Vorkurs 08/09 des AG Offenburg u. Ch. Brühl Redaktion: P. Court, A. Wiebe ( verantwortlich ) Autor/innen dieser Ausgabe: Abel S., Bouderbala A., Bundesen E., Court P., Heimbach M., Huber-Herrmann A., Hütten S., Mayer V., Oesterle S., Schönemann A. und Wiebe A.

I M P R E S S U M