Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ März 2014 | Heft 3 Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich Umwelt Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround Seite 80 Agrarwirtschaft Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? Seite 88 Pflanzenbau Serie ProfiCrops: Charakterisierung von Innovationen am Beispiel HOLL-Raps Seite 104

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AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ

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Umwelt Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround Seite 80

Agrarwirtschaft Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? Seite 88

Pflanzenbau Serie ProfiCrops: Charakterisierung von Innovationen am Beispiel HOLL-Raps Seite 104

Page 2: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;

Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1 E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: [email protected], Fax +41 26 407 73 00

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

79 Editorial

Umwelt

80 Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround Werner Jossi, Clay Humphrys, Brigitte Dorn

und Jürg Hiltbrunner

Agrarwirtschaft

88 Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? Gabriele Mack und Christian Flury

Pflanzenbau

96 Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarz-beinigkeit

Jérémie Rouffiange et al.

Pflanzenbau – Serie ProfiCrops

104 Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps

Camille Aouinaït, Bernard Jeangros, Vincent

Nassar und Anna Crole-Rees

Pflanzenbau – Serie ProfiCrops

112 ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert Anna Crole-Rees und Lukas Bertschinger

Kurzbericht

118 Wie die Rispenhirse auf Stickstoff reagiert

Samuel Knapp, Rosalie Aebi und Jürg Hiltbrunner

122 Porträt

123 Aktuell

127 Veranstaltungen

InhaltMärz 2014 | Heft 3

Rapsglanzkäfer können in Rapskulturen grosse Schäden anrichten. Bio- und Extenso-Bestände sind besonders gefährdet, weil Insektizide dort verboten sind. Agroscope hat in Feldversuchen zahlreiche Naturstoffe auf ihre Wirk-samkeit gegen Rapsglanz käfer getestet. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)

Page 3: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Editorial

79Agrarforschung Schweiz 5 (3): 79, 2014

Liebe Leserin, lieber Leser

Die interdisziplinäre Programmforschung hat national und international

einen hohen Stellenwert. Seit 1975 führt der Schweizerische Nationalfonds

Nationale Forschungsprogramme durch, und ab Mitte der 1990er Jahre

haben verschiedene Schweizer Forschungsinstitutionen ihre Aktivitäten mit

eigenen Programmen ergänzt. Agroscope hat 2008 erstmals drei Forschungs-

programme lanciert, die im ersten Halbjahr 2014 abgeschlossen werden:

AgriMontana, NutriScope und ProfiCrops.

Unsere Erfahrungen bestätigen die Erkenntnis, dass die Disziplinen über-

greifende Forschung ein grosses Potenzial zur Lösung relevanter und aktuel-

ler Probleme bietet. Dank vielfältiger Kompetenzen verfügt Agroscope über

ideale Voraussetzungen dazu. Zwar wird die interdisziplinäre Programmfor-

schung vereinzelt auch kritisch betrachtet, doch sie hat in der Vergangenheit

laufend an Bedeutung gewonnen und wird auch in Zukunft wichtig bleiben.

Zwei neue Agroscope-Forschungsprogramme

Die Forschungsprogramme sind Leuchttürme von Agroscope. Deshalb star-

ten im Frühling 2014 zwei neue Agroscope-Forschungs programme. Sie

behandeln mittel- bis langfristig orientierte Themen mit einem Potenzial

zum Aufbau neuer Forschungs- und Entwicklungsbereiche.

Im Programm «Mikrobielle Biodiversität» wird das Erbgut von Mikroorganis-

men ausgewählter Ökosysteme der Land- und Ernährungswirtschaft analy-

siert. Diese Daten bilden die Grundlage dafür, natürlich vorhandene Mikro-

organismen für eine nachhaltige Landwirtschaft sowie für qualitativ

hochwertige, sichere Landwirtschaftserzeugnisse zu nutzen.

Das Programm «REDYMO: Reduktion und Dynamik antibiotikaresistenter

und persistenter Mikroorganismen entlang der Lebensmittelketten» soll die

landwirtschaftliche Praxis, die Lebensmittelverarbeitung und betroffene

Ämter in ihren Bestrebungen gegen die Bildung von Antibiotikaresistenzen

unterstützen.

Die neuen Forschungsprogramme sind «bottom-up» von mindestens

zwei Agroscope-Instituten erarbeitet worden. Insgesamt wurden neun Vor-

schläge eingereicht, aus denen eine externe Expertengruppe zusammen mit

der Agroscope-Fachgruppe Forschung die beiden Programme auswählte.

Diese wurden anschliessend von der Geschäftsleitung Agroscope bewilligt.

Für die Laufzeit von 2014 bis 2018 werden die Programme mit Agroscope-

Mitteln im Umfang von insgesamt 0,8 Millionen Franken pro Jahr unterstützt.

Diese Mittel können für die Programmleitung, für Synthesearbeiten sowie

Dissertationen und Postdocs eingesetzt werden.

Die beiden Programme haben sich anspruchsvolle Ziele gesetzt. Ein

Schlüssel zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragen dürfte in einer

erfolgreichen, interdisziplinären Zusammenarbeit liegen. Dies speziell mit

Blick auf die Erkenntnis, dass die Lösungen für viele drängende Umwelt- und

Gesellschaftsprobleme von verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen gemein-

sam entwickelt werden müssen.

Paul Steffen, Leiter Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH und Leiter Corporate Re-search Agroscope CRA

Leuchttürme von Agroscope: Die Forschungsprogramme

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80 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 80–87, 2014

E i n l e i t u n g

Trotz guter Nachfrage nach möglichst ohne Pestizidein-

satz angebautem Raps für die Ölherstellung bleibt die

Anbaufläche für Bioraps klein. Die hohen Ansprüche von

Winterraps an die Nährstoffversorgung und an den

Pflanzenschutz sind wohl die Hauptgründe für den spär-

lichen Anbau. Auch beim Extenso-Raps dürfen nach den

IP-Suisse-Richtlinien keine Insektizid-Behandlungen

durchgeführt werden. Die grössten Ertragseinbussen

werden meistens durch den Rapsglanzkäfer Meligethes

aeneus und M. viridescens verursacht. Mit der zuneh-

menden Resistenzbildung von Rapsglanzkäfern gegen

den Wirkstoff Pyrethroid sind die Landwirte im konven-

tionellen Rapsanbau zudem gezwungen, auf Produkte

anderer Wirkstoffgruppen auszuweichen.

Rapsglanzkäfer naturnah bekämpfen

Auf der Suche nach alternativen Bekämpfungsmöglich-

keiten werden bei Agroscope seit einigen Jahren Versu-

che zur mikrobiellen Bekämpfung des Rapsglanzkäfers

durchgeführt (z.B. Kuske et al. 2011). Gleichzeitig wur-

den von Agroscope auch zahlreiche Naturstoffe in Labor-

und Feldversuchen auf ihre Wirksamkeit gegen den

Rapsglanzkäfer getestet. Bekannte Bioinsektizide wie

NeemAzal® und Pyrethrum® wiesen keine genügende

Werner Jossi1, Clay Humphrys1, Brigitte Dorn2 und Jürg Hiltbrunner1

1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften, 8046 Zürich, Schweiz2ETH Zürich, Departement Umweltsystemwissenschaften, 8092 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Werner Jossi, E-Mail: [email protected]

Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround

U m w e l t

Abb. 1 | Vom Rapsglanzkäfer angefressene Knospen sterben ab. (Bild: Werner Jossi, Agroscope)

Page 5: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround | Umwelt

81

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Agrarforschung Schweiz 5 (3): 80–87, 2014

Rapsglanzkäfer Meligethes spp. können an

Rapskulturen grosse Schäden verursachen.

Gefährdet sind besonders Bio- und Extenso-

Bestände, weil Insektizide dort verboten sind.

Künftig könnten zudem durch die zuneh-

mende Resistenzbildung des Rapsglanzkäfers

auch im konventionellen Rapsanbau nicht-

chemische Behandlungsmöglichkeiten

wichtig werden. Agroscope hat zahlreiche

Naturstoffe auf ihre Wirksamkeit gegen

Rapsglanzkäfer in Feldversuchen getestet.

Gute Wirkung und Anwendbarkeit in der

Praxis zeigte das kaolinhaltige Produkt

Surround in Kombination mit einem rapsöl-

haltigen Netzmittel. Von 2011 bis 2013 wurde

Surround unter ÖLN-Bedingungen in insge-

samt zehn Grossparzellenversuchen mit

konventionellen Insektiziden und einer

unbehandelten Kontrolle verglichen. Sur-

round wies eine statistisch gesicherte

Wirkung von 50–70 % gegenüber der

unbehandelten Kontrolle auf. Die Wirkungs-

dauer lag bei etwa fünf Tagen. Der Körnerer-

trag wurde mit einer Behandlung um

durchschnittlich 10 % erhöht. Bei den

chemisch-synthetischen Insektiziden betrug

der Ertragszuwachs im Mittel 17 %. Mit einer

zweiten Behandlung im Abstand von sechs

bis zehn Tagen konnte der Ertrag bei beiden

Bekämpfungsverfahren jeweils um nochmals

durchschnittlich 7 % verbessert werden. In

gut mit Nährstoffen versorgten Rapsfeldern

lohnt sich eine Behandlung mit Surround aus

wirtschaftlicher Sicht, sobald die Bekämp-

fungsschwelle von drei bis fünf Käfern pro

Pflanze erreicht ist.

Wirkung auf. Hingegen konnte der Käferbefall auf den

Blütenknospen mit der Applikation von stäubenden Pro-

dukten wie Steinmehl und Holzasche während einigen

Tagen reduziert werden (Dorn et al. 2013). Weil Stoffe

wie Steinmehl in der Praxis schwierig anzuwenden sind,

wurden in den Feldversuchen auch diverse andere, in

Wasser dispergierende Gesteinsmehle, geprüft. Gut

geeignet war das kaolinhaltige Pflanzenschutzmittel

Surround® (Stähler Suisse SA, Zofingen), das bereits in

der Schweiz zur Bekämpfung des Gemeinen Birnenblatt-

saugers (Cacopsylla pyri) zugelassen ist und mit einer

herkömmlichen Feldspritze appliziert werden kann. Das

Produkt weist zudem in Kombination mit einem Netz-

mittel eine gute Haftung an den Rapspflanzen auf, die

auch bei Regenwetter einige Tage anhält. Das natürlich

vorkommende Gestein Kaolin, auch weisse Tonerde

genannt, enthält als Hauptbestandteil das Tonmineral

Kaolinit.

Neben Steinmehl und Surround wurden auch andere

Naturstoffe wie das siliziumhaltige Pulver Silico-Sec

(Humphrys und Jossi 2010) und das klinoptilolith-haltige

Produkt Klinospray (Daniel 2013) zur direkten Bekämp-

fung von Rapsglanzkäfern in Praxisversuchen erprobt.

Beide Naturstoffe lassen sich in Kombination mit einem

Netzmittel ebenfalls mit einer Feldspritze ausbringen. In

den vorliegenden dreijährigen Versuchen wurde die

Wirkung von Surround auf die Rapsglanzkäfer und den

Kornertrag mit derjenigen von konventionellen Insekti-

ziden und einer unbehandelten Kontrolle verglichen.

Kühle Witterung stoppt den Käferfrass

Im Versuchsgebiet setzte sich die Rapsglanzkäferpopula-

tion, die anhand von Gelbschalenfängen in den Jahren

2009 bis 2011 bestimmt wurde, aus 91 % Meligethes

aeneus und 9 % M. viridescens zusammen.Die Rapsglanzkäfer fliegen im Frühjahr bei Tempe-

raturen über 15 °C in die Rapsfelder ein und beginnen

ab Stadium BBCH 51 mit dem Frass an den jungen Blü-

tenknospen. Um an den Blütenpollen zu gelangen, zer-

stören sie die Knospen und reduzieren so die ertragsbil-

denden Schoten (Abb.  1). Ab Blühbeginn lässt der

Schaden nach, weil die Käfer zunehmend die offenen

Blüten bevorzugen. Das Käferweibchen legt die Eier ins

Innere der Blütenknospen ab. Die ausgeschlüpften Lar-

ven entwickeln sich in den Rapsblüten und ernähren

sich ebenfalls von Pollen, jedoch ohne grosse Schäden

zu verursachen.

Das Schadenspotenzial des Rapsglanzkäfers ist

abhängig von der Frühjahrswitterung. Die wärme-

liebenden Käfer steigern ihre Fressaktivität erst bei

Temperaturen über 15 °C. Unter 10 °C verhalten sie sich

regungslos in einer Art Kältestarre. Die Rapspflanze ist

dagegen weniger kälteempfindlich und entwickelt sich

auch bei kühleren Temperaturen. In den drei Jahren

2011 bis 2013 war die Frühjahrswitterung in der Ver-

suchsregion unterschiedlich: 2011 war es vorwiegend

trocken und warm. 2012 folgte nach einer kurzen Wär-

mephase von Ende März bis anfangs April eine nass-

kalte Periode, die bis zur Rapsblüte andauerte. Der

Vegetationsbeginn 2013 war spät, erst gegen Ende April

wurde es wärmer, aber niederschlagsreich. Die warmen

Temperaturen während des Knospenstadiums in den

Jahren 2011 und 2013 begünstigten den Käferfrass stark.

Durch die kühle Witterung im April 2012 bis zum Blüh-

beginn des Rapses waren die Schäden hingegen deut-

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Umwelt | Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround

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lich geringer. Der mittlere Befallsdruck war in den drei

Jahren mit durchschnittlich fünf bis sechs Käfern pro

Pflanze hoch und lag deutlich über der wirtschaftlichen

Schadenschwelle von drei bis fünf Käfern (Bekämp-

fungsschwellen 2012). Dank grossen Versuchsparzellen

konnte die spätere Zuwanderung von Rapsglanzkäfern

aus unbehandelten beziehungsweise kahlgefressenen

Parzellen reduziert werden.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

In den Jahren 2011 bis 2013 wurden an Agroscope

Reckenholz-Tänikon insgesamt zehn randomisierte

Feldversuche mit je vier bis sechs Wiederholungen

unter ÖLN-Bedingungen durchgeführt. Die Parzellen-

grösse betrug 80–120 m². Die Behandlungen erfolgten

wie bei der Insektizidanwendung in den Knospensta-

dien BBCH 53–59, also vor der Rapsblüte. Wenn mög-

lich wurde nach sechs bis zehn Tagen in der halben Par-

zellenfläche eine zweite Behandlung durchgeführt.

Surround wurde mit einer Dosierung von 25 kg bei der

ersten und mit 20  kg bei der zweiten Behandlung in

400  l Wasser pro Hektare angewendet. Um eine gute

und gleichmässige Haftung des Spritzbelages auf den

Pflanzen zu erzielen, wurde der Spritzbrühe das

biotaugliche Netzmittel Telmion (4  l/ha) (Omya AG,

Oftringen) beigemischt.

Behandelt wurde mit einer Kleinparzellen-Motor-

spritze mit Rührwerk und einem Druck von 5  bar. Der

6 m breite Spritzbalken war mit zwölf Lechler-Antidrift-

düsen (IDK 120 – 02) ausgestattet. Die Anzahl Käfer pro

Pflanze wurden vor sowie ein, drei und fünf Tage nach

der Behandlung ermittelt. Nach der zweiten Behand-

lung wurden die Käferzahlen nur noch einmal erhoben,

weil die Auszählung mit der zunehmenden Streckung

der Seitentriebe erschwert war. An drei Stellen pro Par-

zelle wurden jeweils an fünf aufeinanderfolgenden

Pflanzen die Käfer gezählt. Ab dem Stadium BBCH 55

wurden die Käferauszählungen ausschliesslich am

Haupttrieb durchgeführt. In den Versuchen wurden die

empfohlenen Liniensorten Aviso, Adriana, Sammy und

die Hybridsorten Visby und Compass angebaut (Hilt-

brunner und Pellet 2010 und 2013).

In den Jahren 2011 und 2012 wurde zusätzlich noch

je ein Split-Plot-Versuch (Hauptfaktor Behandlung) mit

zwei Stickstoff-Düngungsstufen von 70 und 120 kg N/ha

durchgeführt. Die 180  m² grossen Parzellen wurden

dazu in zwei 90 m2 grosse Teilparzellen aufgeteilt. Die

erste N-Gabe von 70 kg/ha erfolgte auf der ganzen Flä-

che anfangs März in Form von Bor-Ammonsalpeter

(27,5 % N; 0,5 % B) mit dem Düngerstreuer. Die zweite

Gabe (50 kg N/ha) wurde anfangs April als Ammonsalpe-

ter (25 % N, 5 % Mg, 8 % S) nur auf der halben Parzellen-

fläche von Hand gestreut. 2011 wurde Ende Mai bei bei-

den N-Düngungsstufen, 2012 nur in der tieferen N-Stufe,

die Anzahl Schoten am Haupttrieb und an den Neben-

trieben gezählt.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Ausreichende Wirkung nur mit Netzmittelzusatz

Im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle konnte in

einem Versuch 2011 mit Surround im Durchschnitt von

drei Auszählungen eine Wirkung gegen den Käfer von

1 Tag… 3 Tage… 5 Tage nach Behandlung 0

1

2

3

4

5

6

7

8

Unbehandelt nur Telmion nur Surround Surround+Telmion Insektizid (Talstar)

Raps

glan

zkäf

er p

ro P

flanz

e

Abb. 2 | Anzahl Rapsglanzkäfer pro Pflanze 1, 3 und 5 Tage nach der Behandlung mit dem Netzmittel Telmion, mit Surround alleine, mit Surround + Telmion sowie mit dem Insektizid Talstar im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (Mittelwerte +/- Standardabweichung). Unten: Durchschnittliche Wirkung gegen Käfer nach Abbott, Körnerertrag (dt/ha) und Relativertrag (unbehandelte Kontrolle = 100 %). Verfahren mit gleichen Buchstaben sind statistisch nicht signifikant verschieden (Tukey-HSD-Test, P < 0,05). Versuch 2011, Sorte Aviso.

Käferwirkung: 0 11 17 56 62 % (Abbott) Kornertrag: 22,0 23,0 22,6 25,4 28,4 dt/haRelativertrag: 100 104 103 116 129 %Tukey-Test: c bc bc abc a

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Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround | Umwelt

83Agrarforschung Schweiz 5 (3): 80–87, 2014

Ergebnisse aller Versuche

Surround mit 1 % Telmion führte während der ersten

fünf Tage nach der Behandlung in allen Versuchen zu

einer signifikanten käferreduzierenden Wirkung (Tab. 1).

Der Wirkungsgrad nach Abbott betrug gegenüber der

unbehandelten Kontrolle durchschnittlich 65 %, beim

Insektizidverfahren 81 %. Die Unterschiede bei den

Kornerträgen waren jedoch nicht in allen Versuchen sta-

tistisch gesichert. In den zehn Versuchen schwankten die

Erträge zwischen 20 und 40  dt/ha. Wegen der starken

Streuung und weil eine zweite Behandlung nicht in allen

Versuchen notwendig war, werden die Kornerträge der

besseren Vergleichbarkeit wegen als durchschnittliche

Relativwerte im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle

(=  100 %) angegeben (Tab.  1, Abb.  3). Mit der ersten

Behandlung mit Surround wurde in den zehn Versuchen

von 2011 bis 2013 ein durchschnittlicher Mehrertrag von

10 % gegenüber der unbehandelten Kontrolle erzielt;

bei der konventionellen Insektizidbehandlung betrug

der Ertragszuwachs 17 %. Die zweite Behandlung

konnte 2012 wegen der kühlen Witterung nicht in allen

Versuchen durchgeführt werden. Sie erhöhte den Ertrag

in beiden Spritzverfahren um durchschnittlich 7 %. In

einzelnen Versuchen im Jahr 2013 konnte Surround

gegenüber wirkungsschwächeren Insektiziden wie Ple-

num und Audienz bei der Käferwirkung und dem Ertrag

mithalten (Abb. 4).

Rapspflanze kompensiert teilweise den Schaden

Die Rapsglanzkäfer beginnen mit dem Frass an den jun-

gen Blütenknospen in den Entwicklungsstadien BBCH

51–53. Dabei werden zuerst die Knospen, die später den

Haupttrieb bilden, befallen. Bei starkem Befall fehlten

17 % erzielt werden (Abb. 2). Durch die Zugabe des Netz-

mittels Telmion wurde die Wirkung im Vergleich zum

alleinigen Einsatz verstärkt und war mit derjenigen von

Talstar, dem chemisch-synthetischen Produkt, vergleich-

bar (Abb. 2). Labortests von Agroscope zeigten, dass nur

etwa 30 % der direkt besprühten Käfer durch die

Behandlung mit Surround getötet werden (Dorn et al.

2013). Man kann folglich davon ausgehen, dass die meis-

ten Käfer im Freiland die Behandlung überleben und vor

allem durch den Spritzbelag vom Frass an den Blüten-

knospen abgehalten werden.

Nach der Applikation von Surround blieb der weissli-

che Kaolin-Belag einige Tage sichtbar an den Pflanzen

haften und wurde auch bei Niederschlägen kaum weg-

gespült. In den Versuchen konnten keine negativen Ein-

flüsse des Spritzbelags auf die Rapspflanzen beobachtet

werden. Jedoch wurde festgestellt, dass das Tausend-

korngewicht in den behandelten gegenüber den unbe-

handelten Parzellen leicht reduziert war (Abb. 3). Diese

Reduktion wurde auch beim chemisch-synthetischen

Verfahren festgestellt. Die bessere Kornfüllung in den

geschädigten unbehandelten Parzellen ist daher ver-

mutlich auf das Kompensationsverhalten der Rapspflan-

zen zurückzuführen. Das bestätigen auch die Ertragser-

gebnisse des Versuches am Standort Tänikon im Jahr

2013 (Abb. 4). Die Versuchsflächen wurden wegen des

starken, langanhaltenden Befalls von durchschnittlich

acht Käfern pro Haupttrieb in wöchentlichen Abständen

dreimal behandelt. Mit der Kombination von Surround

und Telmion wurde der Ertrag um 17 % und mit den

Insektiziden Plenum, Biscaya und Audienz um 13 % sta-

tistisch gesichert erhöht; beim Tausendkorngewicht wur-

den keine signifikanten Unterschiede festgestellt.

110 117 117 124

95 96 95 92

0

20

40

60

80

100

120

140

160

Surround+Telmion Insektizid Surround+Telmion Insektizid

Proz

ent

Kornertrag TKG

1 Behandlung 2 Behandlungen

Abb. 3 | Kornertrag und Tausendkorngewicht (TKG) bei ein- und zweimaliger Behandlung mit Surround + Telmion und mit chemisch-synthetischen Insektiziden im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (= 100 %). Mittelwerte (+/- Standard-abweichung) von 10 Feldversuchen (2011–2013). Signifikanzen s. Tab. 1.

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Umwelt | Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround

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oder verkümmerten die verbleibenden Schoten am

Haupttrieb vollständig. Gut mit Nährstoffen versorgte

Rapspflanzen sind in der Lage, den Schaden des Raps-

glanzkäfers durch ein erhöhtes Seitentriebwachstum

mehr oder weniger stark auszugleichen. Je nach Witte-

rungsbedingungen und Gesundheitszustand der Pflan-

zen verläuft dieser erwünschte Ausgleich unterschied-

lich und verursachte in den Versuchen nicht selten eine

Diskrepanz zwischen der ermittelten Schadwirkung und

der Höhe des Kornertrags (Weymann et al. 2013).

In zwei Versuchen in den Jahren 2011 und 2012 wurde

die durchschnittliche Anzahl Schoten pro Pflanze mit

einer Behandlung mit Surround um 15 % und mit einem

Insektizid um 22 % gegenüber der unbehandelten Kont-

rolle erhöht (Abb.  5). Bei zwei Behandlungen erhöhte

sich die Anzahl Schoten um 29 % beziehungsweise 33 %.

Ähnlich waren die Auswirkungen auf den Ertrag. Mit

einer Behandlung mit Surround wurde 13 %, mit dem

Insektizid 22 %, mit zwei Surround-Behandlungen 20 %

und mit zwei Insektizid-Einsätzen 41 % Mehrertrag im

Versuche mit einer Behandlung

Verfahren vor Behandl.1 Tag

n. Beh.3 Tage n. Beh.

5 Tage n. 1. Beh.

7-10 Tage n. 1. Beh.

Relativ-Ertrag (%) TKG

Unbehandelt 6,0 a 6,6 c 6,2 c 5,4 c 4,9 a 100 b 4,8 a

Surround+Telmion 6,0 a 2,2 b 2,3 b 2,2 b 3,9 a 110 a 4,5 b

Insektizid 5,5 a 1,3 a 1,1 a 1,2 a 3,8 a 117 a 4,6 b

Versuche mit zwei Behandlungen

Verfahren vor Behandl.1 Tag

n. Beh.3 Tage n. Beh.

5 Tage n. 1. Beh.

1. Tag nach 2. Beh.

Relativ-Ertrag (%) TKG

Unbehandelt 5,5 a 5,8 b 5,5 b 6,2 c 4,5 b 100 b 4,8 a

Surround+Telmion 5,8 a 1,8 a 2,0 a 2,5 a 2,0 a 117 a 4,6 b

Insektizide 6,7 a 2,7 a 2,2 a 3,8 b 1,9 a 124 a 4,4 c

Tab. 1a | Anzahl Rapsglanzkäfer vor sowie 1, 3, 5 und 7–10 Tage nach der ersten Behandlung und Relativertrag (unbehandelt = 100 %) so-wie Tausendkorngewicht (TKG) bei den mit Surround + Telmion bzw. mit Insektizid behandelten Parzellen im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. Mittelwerte von 10 Feldversuchen (2011–2013)

Tab. 1b | Anzahl Rapsglanzkäfer nach erster und zweiter Behandlung mit Relativertrag (unbehandelt = 100 %) und TKG bei den mit Surround + Telmion bzw. mit Insektizid behandelten Parzellen im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. Mittelwerte aus 7 Feldversuchen ( 2011– bis 2013). Verfahren mit gleichen Buchstaben sind statistisch nicht signifikant verschieden (Tukey- HSD-Test, P < 0,05)

b 100

a 117

a 113

a 100

a 103

a 92

0

5

10

15

20

25

30

35

Unbehandelt Surround+Telmion 1% Insektizide

dt/h

a bz

w. g

Kornertrag TKG

Abb. 4 | Kornertrag (dt/ha) und Tausendkorngewicht (TKG in g) nach drei Behandlungen mit Surround + Telmion und mit chemisch-synthetischen Insektiziden im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. Mittelwerte (+/- Standard abweichung) des Versuchs 2013 (Sorte Compass). Verfahren mit gleichen Buchstaben sind statistisch nicht signifikant verschieden (Tukey-HSD-Test, P < 0,05). Unten: Dosierun-gen der Behandlungsprodukte und Wirkung gegen Käfer nach Abbott (Mittelwerte aus 4 Erhebungen).

Dosierungen: 1. Behandlung 25 kg/ha Plenum 0,15 kg/ha 2. Behandlung 20 kg/ha Biscaya 0,4 l/ha 3. Behandlung 20 kg/ha Audienz 0,2 l/haWirkung gegen Käfer: 0 % 64 % 34 %*) (Abbott)

*vermutlich zu tiefe Wirkung, weil inaktive, auf den Pflanzen verbleibende Käfer mitgezählt wurden.

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Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround | Umwelt

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werden kann. Im Durchschnitt der fünf Verfahren wurde

mit der zusätzlichen Gabe von 50  kg N/ha die Anzahl

Schoten um 24 % und der Kornertrag um 13 % erhöht,

das Tausendkorngewicht wurde hingegen um 4 % ver-

ringert (Abb. 6). Die Ertragssteigerung durch die zweite

Stickstoffgabe war in allen Verfahren etwa gleich hoch

und entsprach mit durchschnittlich 13 % ungefähr der

mittleren Ertragszunahme nach einer Insektizid-Behand-

lung in den zehn Versuchen (Abb.  6). Die zusätzliche

Gabe von 50 kg N/ha verursacht zudem etwa den glei-

chen Kostenaufwand wie eine Insektizid-Behandlung.

Ist die Behandlung mit Surround wirtschaftlich?

Für eine Surround-Behandlung mit einer Dosierung von

25 kg/ha und einem Telmion-Zusatz von 4 l/ha (inklusive

Ausbringungskosten von CHF 75.–/ha), ist mit Auslagen

von CHF 210.– pro Hektare zu rechnen. Um diesen Betrag

abzugelten, ist bei einem Produzentenpreis von CHF 80.–

pro dt Rapskörner ein Mehrertrag von rund 2,6  dt/ha

nötig. Für zwei Behandlungen mit je 20 kg/ha Surround

betragen die Behandlungskosten CHF  380.–, was dem

Wert von 4,8 dt Rapssamen entspricht. Beim ermittelten

Ertragszuwachs von 10 % durch eine Surround-Behand-

Vergleich zur unbehandelten Kontrolle erzielt. Bei der

Auszählung der Schoten wurde festgestellt, dass der

Mehrertrag hauptsächlich über neu gebildete Schoten an

den Nebentrieben erzeugt wurde. In einigen Versuchen

wurde bei den unbehandelten Parzellen zudem ein leicht

erhöhtes Tausendkorngewicht nachgewiesen (P < 0,05,

Tab. 1, Abb. 3). Bezüglich Ertrag gibt es bei den Rapssor-

ten unterschiedliche Ausprägungen: Einzelne Sorten bil-

den den Ertrag mehrheitlich über eine hohe Anzahl

Samen, während andere vor allem grosse Samen ausbil-

den. Zwischenformen existieren ebenfalls (Pellet und

Hiltbrunner 2013). Das Kompensationsvermögen der

Rapspflanzen nach einem durch die Rapsglanzkäfer ver-

ursachten Schaden des Tausendkorngewichts kann somit

auch mit der Wahl einer geeigneten Sorte beeinflusst

werden. In den Versuchen wurde die bessere Kornfül-

lung bei der unbehandelten Kontrolle vor allem bei den

Sorten Aviso und Visby festgestellt (Abb. 5).

Einfluss der Stickstoff-Düngung

Mit den beiden Split-Plot-Düngungsversuchen wurde

untersucht, ob das Kompensationsverhalten der Raps-

pflanze mit einer guten Stickstoffversorgung verbessert

115 122 129 133 113 122 120 141 95 94 93 88 0

20

40

60

80

100

120

140

Surround+Telmion Insektizid Surround+Telmion Insektizid

Proz

ent

Anzahl Schoten Kornertrag TKG

1 Behandlung 2 Behandlungen

* * * * * * * * *

Abb. 5 | Relativwerte für Anzahl Schoten pro Rapspflanze, Kornertrag und Tausenkorngewicht (TKG) in Prozent (unbehandelt = 100 %). Mittelwerte (+/- Standardabweichung) von zwei Versuchen (2011: Sorte Aviso; 2012: Sorte Visby). *Signifikante Unterschiede gegenüber Unbehandelt (Tukey- HSD-Test, P < 0,05).

0

5

10

15

20

25

30

Unbehandelt Surround 1x Insektizid 1x Surround 2x Insektizid 2x

dt/h

a

70 kg N/ha

120 kg N/ha

Abb. 6 | Kornerträge (dt/ha) bei unterschiedlicher Stickstoffdüngung. Mittelwerte (+/- Standard-abweichung) von zwei Versuchen (2011 und 2012). Tabelle unten: Wirkung (%) durch die 2. N-Gabe von 50 kg/ha auf Anzahl Schoten, Kornertrag und Tausendkorngewicht (TKG).

Veränderung durch 2. N-Gabe: Mittel:Schoten: + 21 + 14 + 32 + 16 + 39 % + 24 % Ertrag: + 14 + 13 + 13 + 14 + 11 % + 13 % TKG: -4 -7 -3 -6 -1 % -4 %

Page 10: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

86

Umwelt | Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 80–87, 2014

lung würde sich die Behandlung erst ab einem Körnerer-

trag von 25 dt/ha lohnen. Mit zwei Behandlungen und

einem mittleren Ertragszuwachs von 15–20 % sind min-

destens 30 dt/ha nötig. Im Durchschnitt der zehn in den

Jahren 2011 bis 2013 durchgeführten Versuche hätte sich

eine Behandlung mit 25  kg/ha Surround wirtschaftlich

gelohnt. Die Extensoprämien wurden in den Berechnun-

gen nicht mitberücksichtigt.

Für Biobetriebe mit einem Produzentenpreis für Raps

von CHF  220.–/dt würde sich ein Einsatz bereits auf

einem tieferem Ertragsniveau von rund 10–15 dt/ha loh-

nen. Eine Ertragssteigerung durch die Surround-Behand-

lung ist im Bioanbau jedoch nur sinnvoll, wenn der Raps

ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist. Primär sollte

deshalb im Bio- und Extenso-Rapsanbau in eine gute

Nährstoffversorgung investiert werden, damit der Scha-

den zusätzlich auch durch die Bildung von neuen Scho-

ten kompensiert werden kann.

E m p f e h l u n g e n f ü r d i e P r a x i s

Beim Einsatz von alternativen Bekämpfungsmitteln wie

Surround gegen Rapsglanzkäfer können die Schoten

am Haupttrieb meist nicht ausreichend vor dem Käfer-

frass geschützt werden. Wegen der kurzen Wirkungs-

dauer sollte Surround deshalb nicht zu früh sondern

erst in den Stadien BBCH 53–59 angewendet werden.

Damit können hauptsächlich die für die Ertragsbildung

wichtigeren Nebentriebe wirksam geschützt werden.

Bei anhaltend hohem Käferbefall kann eine zweite

Surround-Behandlung den Schutz der Rapspflanzen

verbessern.

Im konventionellen Rapsanbau sind bei starkem Befall

oft zwei bis drei Insektizid-Einsätze nötig. Anhand der

Ergebnisse des Versuchs in Tänikon im Jahr 2013 (Abb. 4)

könnte Surround möglicherweise auch anstelle einer

dieser Insektizidspritzungen eingesetzt werden, um der

zunehmenden Resistenzbildung vorzubeugen.

Primär muss im Rapsanbau durch eine intakte Boden-

struktur und eine ausreichende Nährstoffzufuhr die

Pflanzenentwicklung gefördert werden, da kräftige

Pflanzen Frassschäden deutlich besser kompensieren als

mangelernährte. Der Einsatz von Surround lohnt sich

deshalb nur, wenn bei warmer Witterung die Bekämp-

fungsschwelle erreicht ist und sich die Rapspflanzen in

einem guten Gesundheitszustand befinden.

Das Produkt Surround steht zurzeit noch im Bewilli-

gungsverfahren für den Einsatz gegen Rapsglanzkäfer

und könnte voraussichtlich mit der Indikation «Teilwir-

kung gegen Rapsglanzkäfer» vom Bundesamt für Land-

wirtschaft zugelassen werden. Eine allfällige Anwen-

dung im Extensoanbau wäre nach den geltenden

Beitragsbedingungen (Direktzahlungsverordnung, Art.

69) nicht erlaubt und dürfte auch im Bioanbau erst ein-

gesetzt werden, wenn das Produkt in die Hilfsstoffliste

des FiBLs aufgenommen wird. Der Einsatz im ÖLN-Raps-

anbau als resistenzverlangsamende Methode wäre aber

unmittelbar nach der Zulassung möglich. n

Dank

Wir bedanken uns bei Bio Suisse und IP-Suisse für die Teilfinanzierung der Unter-suchungen.

Abb. 7 | Sichtbare Wirkung der Surround-Behandlung gegen den Rapsglanzkäfer durch erhöhte Blühintensität. (Bilder: Werner Jossi, Agroscope)

Page 11: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

87

Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround | Umwelt

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ssu

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Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 80–87, 2014

Controlling pollen beetle with the natural agent

«Surround»

Meligethes spp. (pollen beetles) can cause major

damage to oilseed rape crops. Organic and

extensively farmed stands are especially at risk,

since the use of insecticides on them is prohib-

ited. Moreover, the pollen beetle’s increasing

resistance means that non-chemical treatment

options could also become important for

conventional oilseed rape cultivation in future.

Agroscope has tested numerous natural agents

in field trials for efficacy against the pollen

beetle. The kaolin-containing product Surround

showed good efficacy and usability in practice

when used in combination with a wetting agent

containing rapeseed oil. From 2011 to 2013,

Surround was compared under PEP conditions

with conventional insecticides and an untreated

control in a total of 10 large-plot trials, where it

exhibited a statistically significant efficacy of

50–70 % vis-à-vis the untreated control. The

duration of effect was approx. five days. With

one treatment, the use of Surround increased

grain yield by an average of 10 %, whilst the

chemical-synthetic insecticides produced an

average increase in yield of 17 %. A second

treatment after a gap of 6–10 days improved

the yield for both methods of control by an

additional 7 % on average. In oilseed rape fields

that are well supplied with nutrients, a treat-

ment with Surround is worthwhile in economic

terms as soon as the control action threshold

of 3–5 beetles per plant has been reached.

Key words: kaolin, pollen beetle, Meligethes

spp., oilseed rape.

Lotta al meligete della colza mediante la

sostanza naturale Surround

I meligeti della colza Meligethes spp. possono

causare ingenti danni a queste colture.

Particolarmente a rischio sono le coltivazioni

estensive e biologiche, nelle quali è vietato

l'impiego di insetticidi. A causa del crescente

sviluppo di resistenze nei meligeti della colza,

però, in futuro modalità di trattamento non

chimiche potrebbero rivelarsi preziose anche

nella coltivazione convenzionale. Agroscope

ha testato, in esperimenti sul campo, l'efficacia

di numerose sostanze naturali contro tale

meligete. Si è dimostrato efficace e facilmente

applicabile nella pratica il prodotto Surround

contenente caolino, combinato con un umidifi-

cante contenente colza. Dal 2011 al 2013, tale

prodotto è stato applicato in condizioni PER su

un totale di dieci grandi particelle sulle quali

venivano impiegati insetticidi convenzionali ed

è stato messo a confronto con una particella di

controllo, non trattata. Il risultato ha rivelato,

per Surround, un effetto statistico garantito

del 50–70 % rispetto alla finestra di controllo

non trattata. L'efficacia si è protratta per circa

cinque giorni. Con un trattamento si è potuta

aumentare la resa, in media, del 10 %. Nelle

particelle trattate con insetticidi chimico-sinte-

tici la crescita della resa è stata, in media, del

17 %. Con un secondo trattamento, a distanza

di 6–10 giorni, per entrambe le procedure di

lotta si è registrato un ulteriore aumento

medio della resa del 7 %. Nei campi di colza

ricchi di sostanze nutritive un trattamento

con Surround risulta redditizio, dal profilo

economico, se la soglia di lotta raggiunge i

3–5 meligeti per pianta.

Literatur ▪ Bekämpfungsschwellen, 2012. Bekämpfungsschwellen für Massnahmen gegen Schadorganismen im Feldbau (ÖLN). Arbeitsgruppe für Bekämp-fungsschwellen im Feldbau. Datenblätter Ackerbau, Agridea, 1.0.3–8.

▪ Daniel C., 2013. Resultate der Rapsglanzkäferversuche 2012. Bericht FiBL. Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Zugang: http://orgprints.org/22174/ [09.01.13].

▪ Dorn B., Jossi W., Humphrys C. & Hiltbrunner J., 2013. Screening of natu-ral products in the laboratory and the field for control of pollen beetles. Journal of Applied Entomology, Online-Publikation [3.10.2013].

▪ Hiltbrunner J. & Pellet D., 2010. Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die Ernte 2011. Agrarforschung Schweiz 1 (5), Beilage.

▪ Hiltbrunner J. & Pellet D., 2013. Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die Ernte 2014. Agrarforschung Schweiz 4 (5), Beilage.

▪ Humphrys C. & Jossi W., 2009. Control of pollen beetle in organic farming with plant protecting agents. In: Werte – Wege – Wirkungen: Biolandbau im Spannungsfeld zwischen Ernährungssicherung, Markt und Klimawandel. Beiträge zur 10. Wissenschaftstagung Ökologischer Land-bau, 11.– 13. Februar 2009, ETH Zürich, Band 1, 312–313.

▪ Kuske S., Schweizer C. & Kölliker U., 2011. Mikrobielle Rapsglanzkäferbe-kämpfung: Erste Erfahrung aus der Schweiz. Agrarforschung Schweiz 2 (10), 454 – 461.

▪ Weymann W., Böttcher U., Sieling K. & Kage H., 2013. Einfluss von Witte-rungsbedingungen auf die Ertragsbildung. Raps – Die Fachzeitung für Spezialisten 4, 32–34.

Page 12: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

A g r a r w i r t s c h a f t

88 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

E i n l e i t u n g

Der Alpung und der Nutzung der Sömmerungsweiden

kommt in der Schweiz eine hohe Bedeutung zu, da die

Alpwirtschaft massgeblich zur Multifunktionalität der

Landwirtschaft beiträgt (Calabrese 2012). Nach Mack

et  al. (2008) erwirtschaftet die Alpwirtschaft mehr

als  10 % des Einkommens der Landwirtschaft, in der

Bergregion sind es sogar mehr als 30 %. Mit der Alp-

wirtschaft sind zudem öffentliche Leistungen und

gesellschaftliche Interessen verbunden, sei es die

Bewirtschaftung und Pflege der Alpweiden, die ein

herausragendes Element der Kulturlandschaft bilden

(Baur et al. 2007), oder die Erhaltung der mit der Alp-

wirtschaft verbundenen Kultur.

Die Bedeutung der Alpwirtschaft widerspiegelt sich in

der Agrarpolitik, gibt es doch eine Reihe von Förder-

massnahmen. Speziell den Sömmerungsbeiträgen, die

an die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter der Alp-

betriebe ausgerichtet werden, kommt zur Förderung

und Sicherung der Alpbestossung eine hohe Bedeutung

zu (Mack und Flury 2008; Lauber et al. 2011). Die Bei-

träge wurden in der Vergangenheit mehrfach erhöht

und werden im Rahmen der Agrarpolitik 2014–2017

nochmals aufgestockt.

Prognosen zur Entwicklung der Sömmerung gehen

aber davon aus, dass die Bestossung im Sömmerungsge-

biet zurückgehen wird (Lauber et al. 2011), weil die

Sömmerungsbeiträge bei einem insgesamt sinkenden

Tierbestand (Mann et al. 2012, Flury et al. 2012) nicht

Gabriele Mack und Christian Flury

Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8356 Ettenhausen, Schweiz

Auskünfte: Gabriele Mack, E-Mail: [email protected]

Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge?

Abb. 1 | Die Sömmerung von Kühen, Rindern und Kleinvieh fördert die Erhaltung von Alpweiden, ein wichtiges Element der Alpenlandschaft. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)

Page 13: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? | Umwelt

89

Zusa

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ng

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

Mit der Agrarpolitik 2014–2017 werden neu

Alpungsbeiträge für Ganzjahresbetriebe

eingeführt. Die Beiträge sollen den Heimbe-

trieben einen zusätzlichen Anreiz bieten, ihre

Tiere zu sömmern. Berechnungen mit dem

agentenbasierten Modell SWISSland zeigen,

dass die Alpungsbeiträge die Bestossung in

Kombination mit den bisherigen Sömme-

rungsbeiträgen stark unterstützen. Dennoch

genügen die Sömmerungs- und Alpungsbei-

träge nicht, um die Abnahme der Tierbe-

stände im Sömmerungsgebiet aufzuhalten.

Überdurchschnittliche Rückgänge sind bei

den Schafen und Ziegen zu erwarten,

während die Zahl der gesömmerten Mutter-

kühe, des übrigen Rindviehs und der Milch-

kühe weniger stark zurückgeht. Hauptgrund

für die sinkenden Sömmerungszahlen ist die

mit der Umsetzung der Agrarpolitik 2014–

2017 einhergehende Reduktion des Tierbe-

satzes auf den Ganzjahresbetrieben. Offen

ist, wie stark die Nutzung und Pflege von

Sömmerungsweiden durch die neuen

Massnahmen zur Förderung der Biodiversität

und der Landschaftsqualität unterstützt

werden können.

genügen, um den heutigen Sömmerungsbestand zu hal-

ten. Dieser Entwicklung soll mit den Alpungsbeiträgen

entgegengewirkt werden. Sie werden für Ganzjahresbe-

triebe ausgerichtet, die ihre Tiere sömmern, und erset-

zen den bisherigen Sömmerungszuschlag, der mit der

Aufhebung der tierbezogenen Direktzahlungen entfällt.

Für die Alpungs- und die Sömmerungsbeiträge sollen in

Zukunft mehr als 200 Mio. Franken ausgerichtet werden,

was gegenüber heute einer Verdoppelung der Förder-

mittel entspricht. Ergänzend werden für das Sömme-

rungsgebiet neu Biodiversitäts- und Landschaftsquali-

tätsbeiträge eingeführt.

Ziel des vorliegenden Beitrags ist, die Wirkung der

neu eingeführten Alpungsbeiträge im Sinne einer ex-

ante Evaluation zu untersuchen. Im Zentrum stehen drei

Fragen:

•• Wie entwickeln sich die Bestände raufutterverzehren-

der Tiere insgesamt und die Zahl der gesömmerten

Tiere unter den Rahmenbedingungen der Agrarpolitik

2014–2017?

•• In welchem Ausmass fördern die Alpungsbeiträge die

Sömmerung von Tieren und tragen damit zur Bewirt-

schaftung der Alpweiden bei?

•• Sind die Alpungs- und die Sömmerungsbeiträge in der

Lage, die Bestossung auf einem Niveau aufrechtzuer-

halten, das für die flächendeckende Bewirtschaftung

und Pflege der Alpweiden notwendig ist?

Diese Fragen werden auf der Grundlage von Modell-

rechnungen mit dem agentenbasierten Modell SWISS-

land beantwortet.

Bisherige Entwicklung der SömmerungsbeständeDie Bestände der gesömmerten Tiere sind seit dem Jahr

2000 leicht zurückgegangen (Abb. 2). Während im Mittel

der Jahre 2000/01 noch 302  490 Normalstösse1 gesöm-

mert wurden, waren es 2011/12 noch 293 280 Normalstö-

sse. Dies entspricht einem Rückgang um 3 %. Entschei-

dender als der leicht rückläufige Sömmerungsbestand

sind die je nach Tierkategorie unterschiedlichen Verän-

derungen. Insbesondere haben sich die Sömmerungsbe-

stände bei den Milchkühen (–13 %) und beim übrigen

Rindvieh (–8 %) sehr deutlich reduziert. Teilweise wird

dieser Effekt durch die mit der allgemeinen Strukturent-

wicklung einhergehenden Verlagerung von der Milch-

zur Mutterkuhsömmerung kompensiert, sind die Normal-

stösse gesömmerter Mutterkühe doch markant gestiegen

(+141 %). Dieser Anstieg hat zur Folge, dass die Bestände

der gesömmerten Milch- und Mutterkühe insgesamt

sogar leicht angestiegen sind. Beim Kleinvieh zeigt sich

ebenfalls eine unterschiedliche Entwicklung, indem die

Normalstösse bei den Schafen gesunken (–12 %) und die-

jenigen bei den Ziegen gestiegen sind (+18 %).

Mit Blick auf das Ziel der Sömmerungsbeiträge, die

Offenhaltung der Sömmerungsweiden sicherzustellen,

ist vor allem der Rückgang bei den gesömmerten Scha-

fen und beim übrigen Rindvieh kritisch einzustufen.

Diese Tiere werden speziell auch zur Beweidung von

höher gelegenen, entlegenen oder steilen Alpflächen

eingesetzt, die nicht mit Kühen beweidet werden kön-

nen. Ein Rückgang der gesömmerten Schafe und des

übrigen Rindviehs dürfte damit eine Unternutzung bis

hin zu einer Nutzungsaufgabe solcher Marginalstand-

orte nach sich ziehen. Umgekehrt werden Gunstlagen

im Sömmerungsgebiet zunehmend intensiviert und

übernutzt.

1Ein Normalstoss (NST) entspricht der Sömmerung einer raufutterverzehrenden Grossvieheinheit (RGVE) während 100 Tagen. Die Definition des Normalstosses berücksichtigt neben der Art und Zahl der gesömmerten Tiere auch die Sömme-rungsdauer. Veränderungen bei den Normalstössen sind damit nicht nur das Ergebnis veränderter Tierbestände, sondern werden auch von der Witterung und vom Futterwachstum beeinflusst.

Page 14: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Umwelt | Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge?

90 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

Die an die Tiere gebundenen Sömmerungsbeiträge haben

dieser bipolaren Entwicklung nur wenig entgegenzuset-

zen (Lauber et al. 2012). Dennoch werden die Sömme-

rungsbeiträge, welche die Wirtschaftlichkeit der Sömme-

rung massgeblich beeinflussen (Mack et al. 2008), als

essentiell zur Aufrechterhaltung der Sömmerung einge-

stuft (Lauber et al. 2012). Heute werden pro Jahr rund

101 Mio. Franken für die Sömmerungsbeiträge aufgewen-

det, im Jahr 2000 waren es 81 Mio. Franken (Abb. 2). Diese

Differenz erklärt sich durch die Anpassung der Beitragsan-

sätze, die als Folge der bis 2004 sinkenden Sömmerungsbe-

stände in den letzten zehn Jahren zweimal erhöht wurden.

M e t h o d e

Die exante Evaluation der Alpungsbeiträge erfolgt mit

dem von Agroscope entwickelten agentenbasierten

Agrarsektormodell SWISSland (Möhring et al. 2010 und

2011). Das Modell bildet rund 3000 landwirtschaftliche

Ganzjahresbetriebe und 675 Alpbetriebe ab, die einem

jährlichen Optimierungsprozess unterzogen werden,

und rechnet diese auf die gesamte Schweizer Landwirt-

schaft hoch. Grundlage für die Abbildung der Ganzjah-

resbetriebe sind die in der Zentralen Auswertung von

Buchhaltungsdaten erfassten rund 3300 Referenzbe-

triebe, die rund 50 000 Betriebe in der Schweiz repräsen-

tieren. Die Abbildung der 675 Alpbetriebe basiert auf

einer Befragung (Calabrese 2012). In beiden Gebieten

sind betriebliche Wachstums- und Strukturwandelpro-

zesse abgebildet, indem wachstumsorientierte Agenten

die frei werdenden Flächen von Nachbarbetrieben, die

den Betrieb unter bestimmten Umständen aufgeben,

übernehmen. Entsprechend macht SWISSland auch Aus-

sagen zur Strukturentwicklung.

Allen Berechnungen liegen die Rahmenbedingungen

der Agrarpolitik 2014–2017 zugrunde. Für die Direktzah-

lungen gelten dabei die gemäss neuer Direktzahlungs-

verordnung vorgegebenen Ansätze. Die Sömmerungs-

beiträge variieren je nach Tierkategorie zwischen

120 Franken (Schafe auf übrigen Weiden) und 400 Fran-

ken (gemolkene Kühe, Milchschafe und Milchziegen,

Schafe bei ständiger Behirtung). Der Alpungsbeitrag

beträgt gemäss Direktzahlungsverordnung 370 Franken

pro gesömmerten Normalstoss und Jahr. Um den Einfluss

der Alpungsbeiträge auf die Zahl der gesömmerten

Tiere genauer abschätzen zu können, wird der Beitrag in

den Modellrechnungen in vier Stufen (0, 185, 370, 555

Franken) variiert.

Kosten von Produktionsmitteln und Agrarpreise

Die Preisentwicklungen der Produktionsmittel und der

Produktpreise werden in SWISSland exogen vorgegeben.

Bis zum Jahr 2012 entsprechen diese Vorgaben der rea-

len Preisentwicklung, ab 2013 wurden Expertenschät-

zungen bzw. Vorschätzungen aus dem europäischen

Angebots- und Marktmodell CAPRI übernommen. Für

die Agrarpolitik 2014–2017 zeigen diese Kalkulationen

bis 2021 eine Milchpreissenkung um 1,8 % gegenüber

2012. Die Rindfleischpreise kommen bis 2021 um rund

4 % höher zu liegen als in 2012. Während die Preise in

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2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Söm

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Milchkühe

Mutterkühe

Übriges Rindvieh

Schafe

Ziegen

Sömmerungsbeiträge

Abb. 2 | Entwicklung der gesömmerten Tiere von 2000–2012. (Quelle: Sömmerungsstatistik BLW [div. Jahre])

Page 15: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? | Umwelt

91Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

Der Rückgang der RGVE-Bestände ist einerseits eine

Folge der Umlagerungen der tiergebundenen auf flä-

chenbezogene Direktzahlungen im Rahmen der Agrar-

politik 2014–2017 (Mann et al. 2012; Flury et al. 2012).

Andererseits sinken die Tierbestände, weil Betriebe im

Zuge des Strukturwandels aus der landwirtschaftlichen

Produktion aussteigen und die im Sektor verbleibenden

Betriebe aufgrund steigender Kosten für Produktions-

mittel und Investitionsgüter ihre Tierbestände nicht aus-

reichend erhöhen.

Je nach Tierkategorie entwickeln sich die Sömme-

rungsbestände bis 2021 sehr unterschiedlich (Tab.  1):

Überdurchschnittliche Rückgänge sind bei den Schafen

und Ziegen zu erwarten, wohingegen die Zahl der

gesömmerten Mutterkühe, des übrigen Rindviehs sowie

der Milchkühe weniger stark zurückgeht. Insgesamt

sinkt die Zahl der gesömmerten Milchkühe bis 2021 um

9,0 % und damit etwas schwächer als der Milchkuhbe-

stand. Entsprechend werden im Jahr 2021 gemessen am

der betrachteten Periode von 2013 bis 2021 insgesamt

praktisch konstant bleiben, wird bei den Kosten auf-

grund der Teuerung in der Vergangenheit von einem

stetigen Anstieg ausgegangen.

R e s u l t a t e

Entwicklung der Sömmerung bis 2021

Unter den Rahmenbedingungen der Agrarpolitik 2014–

2017 ist in den nächsten Jahren ein Rückgang der gesöm-

merten Tiere zu erwarten. Die Erhöhung der Sömme-

rungsbeiträge und die neu eingeführten Alpungsbeiträge

vermögen den mit dem sinkenden Gesamtbestand rau-

futterverzehrender Tiere (RGVE-Bestand) einhergehen-

den Rückgang der gesömmerten Tiere nicht vollständig

aufzufangen (Abb. 3). Insgesamt sinkt der totale Tierbe-

stand gegenüber dem Jahr 2012 bis ins Jahr 2021 um

10,4 % (bis 2017: –6,9 %), die Zahl der gesömmerten

Grossvieheinheiten um 9,4 % (bis 2017: –4,4 %).

Tierkategorie

Tierbestand (in GVE) Sömmerung (in GVE) Anteil Sömmerung (in Prozent)

2012

Veränderungzu 2012 2012

Veränderungzu 2012 2012

Veränderungzu 2012

2017 2021 2017 2021 2017 2021

Milchkühe 596801 -6,10 % -9,20 % 101601 -3,30 % -9,00 % 16,90 % 2,90 % 0,20 %

Mutterkühe 88837 -9,30 % -11,00 % 23673 -5,00 % -6,10 % 26,10 % 4,80 % 5,50 %

Übriges Rindvieh 257693 -6,20 % -10,00 % 104714 -4,20% -8,40 % 40,40 % 2,10 % 1,70 %

Schafe 41748 -16,50 % -25,70 % 27283 -7,60 % -14,90 % 65,10 % 10,70 % 14,40 %

Ziegen 9393 -15,50 % -21,30 % 6285 -11,10 % -15,90 % 63,50 % 5,30 % 6,90 %

Total 994473 -6,90 % -10,40 % 263556 -4,40 % -9,40 % 26,30 % 2,70 % 1,20 %

Quelle: Modellrechnungen SWISSland

Tab. 1 | Veränderung der Bestände raufutterverzehrender Tiere und der Zahl gesömmerter Tiere bis 2021

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50000

100000

150000

200000

250000

300000

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Entw

ickl

ung

Tier

- und

Söm

mer

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(201

2 =

100

%)

Ges

ömm

erte

Tie

re (i

n RG

VE)

Ziegen

Schafe

Übriges Rindvieh

Mutterkühe

Milchkühe

Sömmerungsbestand total

Tierbestand total

Abb. 3 | Entwicklung des Tierbestandes der Ganzjahresbetriebe sowie Entwicklung der gesömmerten Tiere. (Quelle: Modellrechnungen SWISSland)

Page 16: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Umwelt | Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge?

92 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

totalen Bestand etwas mehr Milchkühe gesömmert als

heute. Auch sinken die Sömmerungsbestände beim übri-

gen Rindvieh (–8,4 %) und vor allem bei den Mutterkü-

hen (–6,1 %) weniger stark als die Tierbestände, was sich

in einem steigenden Sömmerungsanteil niederschlägt.

Letzteres gilt auch für Schafe und Ziegen, bei denen in

Zukunft gemessen am totalen Bestand mehr Tiere

gesömmert werden als bisher.

Wirkung unterschiedlicher Alpungsbeiträge

Die mit der Agrarpolitik 2014–2017 neu ausgerichteten

Alpungsbeiträge für Ganzjahresbetriebe beeinflussen die

Zahl der gesömmerten Tiere deutlich (Abb.  4). Im Jahr

2017 würde der Bestand gesömmerter Tiere ohne

Alpungsbeiträge auf 234 954 GVE eingeschränkt (–10,1 %

im Vergleich zu 2012). Bis ins Jahr 2021 würde ohne

Alpungsbeiträge ein Rückgang der gesömmerten Tiere

um über 14,4 % resultieren.

Mit den geplanten Alpungsbeiträgen von 370 Franken

pro Normalstoss würden die Sömmerungsbestände wie

oben dargestellt um 4,4 % (2017) respektive 9,4 % (2021)

zurückgehen. Bei einem Beitrag von 555 Franken pro

Normalstoss sinken die Sömmerungsbestände bis 2017

nur marginal um 2,3 %, bis 2021 hingegen um 7,2 %.

Selbst mit einer Erhöhung der Alpungsbeiträge um 50 %

würde der Rückgang der Sömmerung in den nächsten

zehn Jahren folglich über demjenigen der letzten

Dekade liegen. Dies ist in erster Linie auf die sinkenden

Bestände raufutterverzehrender Tiere der Ganzjahres-

betriebe zurückzuführen.

Die Auswertung mit steigenden Alpungsbeiträgen

zeigt, dass der Fördereffekt der Beiträge gleichmässig

verläuft. Im Jahr 2017 erhöht sich die Zahl der gesöm-

merten Tiere jeweils um 7280 bis 6750 Normalstösse oder

um 2,7 %, wenn die Beiträge in Schritten von 185 Fran-

ken pro Normalstoss aufgestockt werden. Im Jahr 2021

Veränderung der gesömmerten RGVE und des totalen RGVE-Bestands bis 2021 relativ zu 2012

Ohne AlpungsbeitragMit Alpungsbeitrag

185 FrankenMit Alpungsbeitrag

370 FrankenMit Alpungsbeitrag

555 Franken

Ges. RGVE Totale RGVE Ges. RGVE Totale RGVE Ges. RGVE Totale RGVE Ges. RGVE Totale RGVE

Talregion -17,50 % -10,40 % -14,80 % -10,20 % -11,90 % -10,00 % -9,50 % -10,00 %

Hügelregion -14,10 % -10,50 % -11,00 % -9,50 % -8,30 % -9,50 % -8,30 % -9,30 %

Bergregion -13,70 % -11,50 % -11,20 % -12,10 % -8,80 % -11,80 % -6,20 % -11,40 %

Total -14,40 % -10,80 % -11,80 % -10,50 % -9,40 % -10,40 % -7,20 % -10,20 %

Alpungsbeiträge (Mio.) – 43,5 89,4 137,8

Sömmerungsbeiträge (Mio.) 98 99,5 100,9 102,4

Quelle: Modellrechnungen SWISSland

Tab. 2 | Einfluss der Alpungsbeiträge auf die Entwicklung der Tier- und Sömmerungsbestände und auf die Direktzahlungen nach Regionen

0 25000 50000 75000

100000 125000 150000 175000 200000 225000 250000 275000

0 185 370 555 0 185 370 555

Alpungsbeiträge 2017 Alpungsbeiträge 2021 2012 2013

Ges

ömm

erte

Tie

re (i

n G

VE)

Ziegen Schafe Übriges Rindvieh Mutterkühe Milchkühe

Abb. 4 | Einfluss unterschiedlicher Ansätze für die Alpungsbeiträge auf die gesömmerten Tiere. (Quelle: Modellrechnungen SWISSland)

Page 17: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? | Umwelt

93Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

den gesömmerten Tieren von 11,9 % (Talregion) und

8,3 % beziehungsweise 8,8 % (Hügel- und Bergregion).

Die Förderwirkung der Alpungsbeiträge besteht dabei

in einem höheren Anteil gesömmerter Tiere, der Tierbe-

stand verändert sich mit den unterschiedlichen Alpungs-

beiträgen praktisch nicht.

Je nach Höhe der Alpungsbeiträge und der Zahl der

gesömmerten Tiere resultieren unterschiedliche Kosten

für die öffentliche Hand. Mit den gemäss Direktzah-

lungsverordnung vorgegebenen Beitragsansätzen resul-

tieren für die Alpungsbeiträge im Jahr 2021 Kosten von

89 Mio. Franken, für die Sömmerungsbeiträge 101 Mio.

Franken. Im Jahr 2017 liegen die Alpungsbeiträge bei

93 Mio. und die Sömmerungsbeiträge bei 105 Mio. Fran-

ken. Eine Anpassung der Alpungsbeiträge um 185 Fran-

ken würde die Kosten für den Bund im Jahr 2012 um

rund 44 bis 48 Mio. Franken verändern, diejenigen für

die Sömmerungsbeiträge um ca. 1,5 Mio. Franken.

D i s k u s s i o n u n d S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die Prognosen mit dem agentenbasierten Modell SWISS-

land zeigen, dass die Einführung der Alpungsbeiträge

und die Erhöhung der Sömmerungsbeiträge den rück-

läufigen Trend bei den gesömmerten Tieren nicht stop-

pen können. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die

Sömmerungsbestände bis 2017 im Vergleich zu heute

um 4,4 % und bis 2021 um 9,4 % zurückgehen werden.

Hauptgrund für die sinkenden Sömmerungszahlen sind

die mit der Umsetzung der Agrarpolitik 2014–2017 ver-

liegt der Fördereffekt bei ca. 6820 Normalstössen

(+2,6 %) bei einer entsprechenden Beitragserhöhung

von 185 Franken.

Nach Tierkategorien unterscheidet sich der Förderef-

fekt hingehen deutlich: Während die gesömmerten

Milchkühe bei einer Erhöhung der Alpungsbeiträge um

185 Franken jeweils um über 3 % zunehmen, sind es

beim übrigen Rindvieh mit weniger als 2 % deutlich

weniger (Abb. 5). Bei den Mutterkühen nehmen die

gesömmerten Tiere bei einer Erhöhung der Alpungsbei-

träge von 0 auf 185 Franken und von 185 auf 370 Fran-

ken jeweils um 2,8 % zu, bei einer Erhöhung der Bei-

träge von 370 auf 555 Franken hingegen nur noch um

2,2 %. Die relativ stärkste Förderwirkung zeigt sich bei

den Schafen (+4 %).

Unter der Annahme, dass die Rückgänge bei den

gesömmerten Tieren bis 2017 jeweils unter 5 % gehalten

werden sollen, genügen die geplanten Alpungsbeiträge

von 370 Franken pro Normalstoss beim Rindvieh, nicht

aber beim Kleinvieh. Bei den Schafen würde ein Beitrag

von 555 Franken reichen, um dieses Ziel zu erreichen, bei

den Ziegen genügt selbst dieser Beitrag nicht.

Entwicklung der Bestände nach Regionen

Die Alpungsbeiträge tragen in allen Regionen wesent-

lich zur Förderung der Sömmerung bei. Ohne Alpungs-

beiträge würden sich die Sömmerungsbestände in der

Talregion bis 2021 im Vergleich zu heute um fast 17,5 %

reduzieren, in der Hügel- und Bergregion um 14,1 bezie-

hungsweise 13,7 % (Tab. 2). Im Vergleich dazu resultie-

ren mit den geplanten Alpungsbeiträgen Rückgänge bei

Abb. 5 | Veränderung der Sömmerungsbestände bei unterschiedlichen Alpungsbeiträge nach Tierkategorie. (Quelle: Modellrechnungen SWISSland)

-25%

-20%

-15%

-10%

-5%

0%

0 185 370 555 0 185 370 555

Alpungsbeträge 2017 Alpungsbeiträge 2021

Verä

nder

ung

Söm

mer

ungs

best

ände

ge

genü

ber 2

012

Milchkühe Mutterkühe Übriges Rindvieh Schafe Ziegen Total

Page 18: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

94

Umwelt | Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge?

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

bundenen Rückgänge beim Bestand raufutterverzeh-

render Tiere und die damit einhergehende Extensi-

vierung auf den Ganzjahresbetrieben. Nach den

Modellrechnungen sinken die Tierbestände um 6,9 %

(2017) bis 10,4 % (2021), der Besatz raufutterverzehren-

der Tiere pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche

sinkt im Durchschnitt um 6 % (2017) bis 8 % (2021). Wäh-

rend sich bei den Milchkühen und beim übrigen Rind-

vieh die bisherige Entwicklung sinkender Bestände fort-

setzt, führen die Politikänderungen bei den Mutterkühen

und Ziegen zu einer Trendumkehr, indem die Bestände

im Gegensatz zur starken Zunahme von 2000 bis 2012 in

den nächsten Jahren wieder zurückgehen. Bei den Scha-

fen liegt der für die nächsten Jahre prognostizierte

starke Rückgang deutlich über der Zunahme von 2000

bis 2012.

Die Wirkungsanalyse der Alpungsbeiträge zeigt,

dass diese einen wesentlichen Einfluss auf die Zahl der

gesömmerten Tiere haben. Ohne Alpungsbeiträge

würde sich die Zahl der gesömmerten Tiere deutlich stär-

ker reduzieren, als dies mit den geplanten Beiträgen der

Fall ist. Entscheidend für die Einordnung der Alpungs-

beiträge ist zudem, dass von den Beiträgen kein Anreiz

zur Intensivierung auf den Ganzjahresbetrieben ausgeht.

Umgekehrt limitiert dies die Wirkung der Beiträge zur

Sicherung einer möglichst hohen Bestossung. Dass struk-

turelle Faktoren wie Bestandsreduktionen einen starken

Einfluss auf die Tiersömmerung haben, belegt auch eine

im Jahr 2010 durchgeführte Umfrage unter Schweizer

Betrieben mit Tiersömmerung. Diese gaben an, haupt-

sächlich wegen knapper Futterflächen und beschränkter

Arbeitskapazitäten zu sömmern. Die aus der Sömme-

rung ausgestiegenen Betriebe gaben als wichtigsten

Ausstiegsgrund ausreichende Futterflächen auf dem

Heimbetrieb an (von Felten et al. 2012; Fischer et al.

2012). Die Alpungsbeiträge in Höhe von 370 Franken je

Normalstoss vermögen somit vor allem einen im Zuge

der Bestandsreduktion raufutterverzehrender Tiere zu

erwartenden überproportionalen Rückgang der Tier-

sömmerung zu verhindern.

Inwiefern sich die weiter sinkenden Sömmerungs-

bestände auf die Aufgabe von Sömmerungsweiden aus-

wirken werden, hängt von weiteren Faktoren ab. Ergän-

zend zu den modellierten Beiträgen enthält die neue

Direktzahlungsverordnung drei zusätzliche Elemente,

mit denen der Nutzungsaufgabe gezielt entgegenge-

wirkt wird und die mit dem Modell bisher nicht abgebil-

det werden konnten:

1. Die Kantone sind neu angewiesen, bei einer zu

intensiven oder einer zu extensiven Nutzung eine

verbindliche Weideplanung vorzuschreiben. Damit

soll der bipolaren Nutzungsentwicklung (Intensivie-

rung in Gunstlagen versus Extensivierung marginaler

Flächen) entgegengewirkt werden.

2. Die neu eingeführten Biodiversitätsbeiträge für

artenreiche Grün- und Streueflächen im Sömme-

rungsgebiet geben zusätzlich zum Sömmerungsbei-

trag einen gezielten Anreiz, biologisch wertvolle

Flächen zu pflegen und so die Nutzungsaufgabe zu

verhindern.

3. Die neuen Landschaftsqualitätsbeiträge können für

landschaftspflegerische Leistungen auch im Sömme-

rungsgebiet ausgerichtet werden.

Die Biodiversitäts- und Landschaftsqualitätsbeiträge

sind im Gegensatz zu den an die Normalstösse gekoppel-

ten Alpungs- und Sömmerungsbeiträgen an die Nutzung

der jeweiligen Flächen gebunden und tragen damit spe-

zifischer zur Offenhaltung der Alpweiden bei. Es bleibt

abzuwarten, ob diese Beiträge in der Summe die Nut-

zungsaufgabe wertvoller Flächen verhindern können. n

Page 19: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

95

Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? | Umwelt

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 88–95, 2014

What is the impact of the new alpine

pasturing subsidies?

Alpine pasturing subsidies are now being

introduced under the 2014–2017 Agricultural

Policy. These subsidies are meant to offer

lower-altitude farms a further incentive to

move their livestock to alpine pastures during

the summer season. Calculations made with

the agent-based model SWISSland show that

the alpine pasturing subsidies in combination

with the previous summer pasturing subsi-

dies strongly support the stocking rate.

Despite this, the summer- and alpine pastur-

ing subsidies are not sufficient to halt the

decline in livestock population in the summer

pasturing areas. Above-average decreases are

to be expected for sheep and goats, whilst

the number of summer-pastured suckler

cows, other cattle and dairy cows is decreas-

ing to a lower extent. The main reason for

the decline in summer-pasturing numbers is

the reduction in the livestock population on

the farms, which goes hand-in-hand with the

implementation of the 2014–2017 Agricul-

tural Policy. It remains to be seen just how

strongly the use and upkeep of summering

pastures can be supported by the new

measures for the promotion of biodiversity

and landscape quality.

Key words: summer pasturing, animals put to

summer pastures, alpine pasturing subsidies,

summer pasturing subsidies.

Effetti dei nuovi contributi di alpeggio

Con la Politica agricola 2014–2017

vengono introdotti contributi di

alpeggio per le aziende annuali,

nell'obiettivo di fornire un ulteriore

incentivo, per le aziende di base, a

estivare i propri animali. Dai calcoli con

il modello basato sugli agenti

SWISSland emerge che i contributi di

alpeggio, combinati agli esistenti

contributi d'estivazione, favoriscono

notevolmente il carico degli alpi. Né gli

uni né gli altri, tuttavia, consentono di

arrestare il calo degli effettivi di

animali nella regione d'estivazione. E

previsto un calo superiore alla media

per pecore e capre, mentre sarà meno

accentuato il calo del numero di vacche

madri, vacche da latte e altri bovini

estivati. La causa principale di tale

flessione delle estivazioni è la ridu-

zione, conseguente all'attuazione della

Politica agricola 2014–2017, della

densità di animali nelle aziende

annuali. Non si sa ancora, invece, in

che misura l'utilizzo e la cura dei

pascoli d'estivazione potranno essere

sostenuti mediante le nuove misure di

promozione della biodiversità e della

qualità del paesaggio.

Literatur ▪ Baur P., Müller P. & Herzog F., 2007. Alpweiden im Wandel. Agrarforschung 14 (6), 254–259.

▪ BLW, 2013. Agrarbericht 2013. Bundesamt für Landwirtschaft, Bern. 262 S.

▪ Calabrese C., 2012. Evaluation of political control instruments for a sustainable development of the Swiss alpine regions and analysis of the labor market. Dissertation ETH Zürich, Zürich. 117 S.

▪ Fischer M., von Felten S. & Lauber S., 2012. Heimfutterfläche – Schlüssel-parameter der Sömmerungsnachfrage. Agrarforschung Schweiz 3 (4), 194–201.

▪ Flury C., Zimmermann A., Mack G. & Möhring A., 2012. Auswirkungen der Agrarpolitik 2014–2017 auf die Berglandwirtschaft. Bericht Forschungsprogramm AgriMontana, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon, Zürich. 16 S.

▪ Lauber S., Calabrese C., von Felten S., Fischer M. & Schulz T., 2011. Eva-luation der Sömmerungsbeitragsverordnung (SöBV) und alternativer Steuerungsinstrumente für das Sömmerungsgebiet: Befragungsgestützte ex post- und ex ante-Analysen der Sömmerungsnachfrage. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf, Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. 46 S.

▪ Mack G. & Flury C., 2008. Wirkung der Sömmerungsbeiträge. Agrarforschung 15 (10), 500–505.

▪ Mack G., Walter T. & Flury C., 2008. Entwicklung der Alpung in der Schweiz. Yearbook of Socioeconomics in Agriculture 1, 259–300.

▪ Mann S., Zimmermann A., Möhring A., Ferjani A., Mack G. & Lanz S., 2012. Welche Auswirkung hat die Umlagerung der tierbezogenen Direkt-zahlungen? Agrarforschung Schweiz 3 (6), 284–291.

▪ Möhring A., Mack G., Zimmermann A., Gennaio M. P., Mann S. & Ferjani A., 2011. Modellierung von Hofübernahme- und Hofaufgabeentscheidungen in agentenbasierten Modellen. Yearbook of Socioeconomics in Agricul-ture 2011, 163–188.

▪ Möhring A., Zimmermann A., Mack G., Mann S., Ferjani A. & Gennaio M., 2010. Multidisziplinäre Agentendefinitionen für Optimierungsmodelle. Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V. 45, 329–340.

▪ von Felten S., Fischer M. & Lauber S., 2012. Alpwirtschaft in der Schweiz – Befragungen zu Situation und Wahl der Sömmerungsbetriebe. Agrarforschung Schweiz 3 (4), 186–193.

Page 20: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

96 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

E i n l e i t u n g

Die pektinolytischen Bakterien der Gattungen Pectobac-

terium und Dickeya, früher unter der Gattung Erwinia

zusammengefasst, können die Ausprägung mehrerer

Krankheiten der Kartoffelpflanze auslösen. Dazu gehö-

ren oberirdische Fäulnis der Stängel, gemeinhin als

«Schwarzbeinigkeit» bezeichnet, und Fäulnis der Knol-

len, meist mit «Nassfäule « bezeichnet (CIP 2007). Diese

Krankheiten sind für bedeutende Verluste in der Mehr-

heit der Saatgut produzierenden Länder verantwortlich

(Laurila et al. 2010; Pritchard et al. 2013; Rousselle et al.

1996).

Nach Infektion der Pflanze via Wurzeln, Stolonen oder

Lentizellen der Knollen (Czajkowski et al. 2010; Pérom-

belon und Lowe 1974; Scott et al. 1996) können die

Bakterien das ganze Gefässbündelsystem der Pflanze

besiedeln (Pérombelon et al. 1988). Dadurch beginnt

die Pflanze bei relativ geringer Bodenfeuchtigkeit

(Pérombelon et al. 1988) zu welken, was in den

schwersten Fällen zu einem Eintrocknen der Blätter

führt (Laurila et al. 2010). Diese Welke wird durch eine

Reduktion des gesamten Saftstromes im Xylem hervor-

gerufen (Helias et al. 2000b). Bei Ansteigen der relati-

ven Feuchtigkeit können die Bakterien ins Parenchym-

gewebe vordringen und in der Folge Stängelfäulen

Jérémie Rouffiange1, David Gerardin2, Gaétan Riot1, Etienne Thévoz1, Isabelle Kellenberger1,

Santiago Schaerer1 und Brice Dupuis1

1Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260 Nyon, Schweiz2UFR PEPS, Université de Haute Alsace, 68000 Colmar, France

Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: [email protected]

Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Gesamtansicht des Versuchs zur Anfälligkeit ausgewählter Kartoffelsorten gegenüber Dickeya spp. (Foto: Jérémie Rouffiange)

Page 21: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

97

Zusa

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ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit | Pflanzenbau

Die pektinolytischen Bakterien der Gattungen

Pectobacterium und Dickeya können zur Entwick-

lung mehrerer Krankheiten der Kartoffel führen wie

Fäulen an den Stängeln, die gemeinhin als

«Schwarzbeinigkeit» bezeichnet werden, und Fäulen

an den Knollen, die «Nassfäulen» genannt werden.

Schwarzbeinigkeit ist in der Schweiz die hauptsächli-

che Ursache für die Abweisung von Pflanzkartoffel-

posten. Die in dieser Studie durchgeführten Versu-

che setzten sich zum Ziel, allfällige Unterschiede in

der Anfälligkeit der Sorten Agria, Victoria, Charlotte

und Innovator gegenüber Dickeya spp zu identifizie-

ren. Andererseits sollte auch die Aggressivität von

drei Isolaten von D. solani und von zwei Isolaten

von D. dianthicola bei der Sorte Agria studiert

werden. Es wurden Feldversuche mit vorgängig

durch die Bakterien infizierten Knollen angelegt, um

die Entwicklung der Welkesymptome und der

Schwarzbeinigkeit bei Pflanzen im Feld zu verfolgen.

Es wurden Unterschiede in der Anfälligkeit der

Sorten festgestellt. Die Sorte Agria erwies sich als

anfälliger als die übrigen geprüften Sorten. Bei

Agria entwickelten sich doppelt so viele Pflanzen

mit Schwarzbeinigkeit als bei der Sorte Charlotte.

Unter all den getesteten Isolaten erwies sich eines

der beiden Isolate von D. dianthicola als das

aggressivste und das andere als das am wenigsten

aggressive Isolat. Letzteres war 26 mal weniger

aggressiv als das erstgenannte. Die drei Isolate von

D. solani wiesen eine Aggressivität auf mittlerem

Niveau auf. Das Risiko für die Entwicklung von

Krankheitssymptomen im Feld dürfte somit eher im

Zusammenhang mit dem Bakterienisolat als mit der

Kartoffelsorte stehen. Zwischen den Welkesympto-

men und der Schwarzbeinigkeit im Feld konnte eine

lineare Korrelation ermittelt werden.

verursachen, die gemeinhin als Schwarzbeinigkeit

bezeichnet werden (Helias et al. 2000a; Laurila et al.

2010). Davon ist der Pflanzgutproduzent am meisten

betroffen, da die Schwarzbeinigkeit zu einer Abwei-

sung von Pflanzgutparzellen während der Feldbesich-

tigung führen kann. In der Schweiz ist die Schwarz-

beinigkeit die hauptsächliche Ursache für eine

Deklassierung von Pflanzkartoffelposten im Feld

(Tab. 1).

Die Feldkontrolle auf Welke und Schwarzbeinigkeit

erfolgt visuell. Dabei sind Verwechslungen möglich, da

andere Krankheiten (z.B. Fusarien) und abiotische Fakto-

ren z.B. Wassermangel) ähnliche Symptome hervorrufen

können (FNPPPT et al. 2008).

Vorangehende Studien haben gezeigt, dass das Aus-

mass der durch pektinolytische Bakterien ausgelösten

Verluste in hohem Masse von der Anfälligkeit der Sorte

abhängt (Helias et al. 2000a). Unterschiede wurden vor

allem auf Knollenscheiben im Labor (Gerardin et al.

2013) und auf Stängeln in Topfversuchen festgestellt

(Rouffiange et al. 2013). Um das Risiko der Abweisung

von Pflanzkartoffelparzellen zu begrenzen, wäre es

interessant, den Anbau wenig anfälliger Sorten zu för-

dern. Bis anhin sind wenig Daten über die Sortenanfäl-

ligkeit während dem Anbau im Feld vorhanden.

Unterschiede in der Aggressivität von verschiedenen

Bakterienisolaten sind in diversen Studien beobachtet

worden, welche auf Knollenscheiben und auf ganzen

Pflanzen durchgeführt worden waren (Gerardin et al.

2013; Haynes et al. 1997; Laurila et al. 2010; Rouffiange

et al. 2013). In Europa finden sich heute vorwiegend

zwei Arten der Gattung Dickeya, nämlich Dickeya dian-

thicola und Dickeya solani. Eine Studie auf Knollenschei-

ben hat gezeigt, dass vor allem die Isolate von D. solani

besonders aggressiv sind (Gerardin et al. 2013). Andrer-

seits hat ein Pathogenitätstest mit denselben Isolaten

Blattroll- und Mosaik-symptome

Schwarz- beinigkeit

Falscher Mehltau (Krautfäule) des

Blattwerkes

Isolations- abstand

Durch-wuchs

Verschiedenes

2005 11 48 0 0 0 11

2006 8 39 0 0 0 56

2007 68 85 2 3 1 8

2008 10 31 3 0 0 13

2009 16 13 0 0 0 8

2010 0 72 0 0 0 4

2011 2 21 0 0 0 1

2012 2 39 0 0 0 3

Mittelwert 14,6 43,5 0,6 0,4 0,2 13,0

Tab. 1 | Ursachen für die Ablehnung von Kartoffelparzellen während der Feldbesichtigung und entsprechende Flächen (in ha). Daten aus der Schweiz von 2005 bis 2012 (Henri Gilliand, persönliche Mitteilung)

Page 22: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

98 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit

auf Topfpflanzen die Resultate aus der Studie mit Kar-

toffelknollenscheiben (Rouffiange et al. 2013) nicht

bestätigen können, da sich ein Isolat von D. dianthicola

als das aggressivste Isolat herausstellte.

Die in dieser Studie vorgestellten Feldversuche hatten

zwei Hauptziele: a) Feststellen von Unterschieden in der

Anfälligkeit gegenüber Dickeya spp. bei den wichtigsten

in der Schweiz angebauten Kartoffelsorten und b)

Untersuchung der Aggressivität mehrerer Isolate von

Dickeya dianthicola und Dickeya solani, damit ihre

Pathogenität im Feld charakterisiert werden kann. Das

erarbeitete Pathogenitätsprofil kann dann mit jenem

verglichen werden, das mit denselben Isolaten in Versu-

chen auf Kartoffelknollenscheiben (Gerardin et al. 2013)

sowie auf Topfpflanzen (Rouffiange et al. 2013) erarbei-

tet wurde.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

In einem ersten Versuch (A) wurde die Anfälligkeit der

Sorten Agria, Charlotte, Innovator und Victoria unter-

sucht. Diese vier Sorten wurden mit dem Isolat D. dian-

thicola 8823 inokuliert. In einem zweiten Versuch (B)

wurde die Aggressivität der nachfolgenden fünf Isolate

von Dickeya gegenüber der Sorte Agria geprüft: D. dian-

thicola 980, D. dianthicola 8823, D. solani 2222, D. solani

05026 und D. solani 07044. Die Inokulation der Knollen

wird in einer Bakteriensuspension von 105 KbE/ml wäh-

rend 48 Stunden in vier Etappen vorgenommen (Rouffi-

ange et al. 2013). Jeder Versuch enthält ein Kontrollver-

fahren ohne Inokulation (nur Eintauchen in Wasser)

wodurch der Grad der Kontamination des Ausgangspos-

tens festgestellt werden kann. Der im Kontrollverfahren

festgestellte Befall an Schwarzbeinigkeit wird vom

Befall an Schwarzbeinigkeit abgezogen, welcher am

Ende des Versuchs festgestellt wird; somit können die

Sorten unabhängig von der Anfangskontamination mit-

einander verglichen werden. Der Versuch zur Sortenan-

fälligkeit wurde dreimal wiederholt (in den Jahren 2011

bis 2013), während der Versuch zur Aggressivität der

Isolate je einmal in den Jahren 2012 und 2013 durchge-

führt wurde. Die beiden Versuche wurden in zufällig

angeordnetem Blocklayout (Dagnelie 2003) mit vier

Wiederholungen angelegt, wobei jede Parzelle aus vier

Pflanzlinien mit je 25 Pflanzen bestand (33 cm Distanz

zwischen den Pflanzen und 75 cm zwischen den Fur-

chen). Nach Auftreten der ersten Welkesymptome wur-

den jede Woche zwei Beobachtungen bis zum Ende des

Versuchs durchgeführt. Es wurden die Anzahl welker

Pflanzen sowie die Anzahl der Pflanzen mit Symptomen

der Schwarzbeinigkeit gezählt. Schliesslich wurde der

Flächeninhalt unter der Kurve des Krankheitsverlaufes

(AUDPC.rel) berechnet (Bonierbale et al. 2007). Dieser

Flächeninhalt ermöglicht eine Betrachtung der Sympto-

mentwicklung über die ganze Vegetationsperiode. Die

statistische Analyse der Daten wurde mit dem Software-

Kasten 1 | Konzept der integrierten Bekämp-

fung von pektinolytischen Bakterien in der

Kartoffelproduktion

Im Rahmen eines internationalen Projektes

wurde ein Konzept zur integrierten Bekämp-

fung von Dickeya spp., Pectobacterium caroto-

vorum subsp. carotovorum und Pectobacteri-

um atrosepticum erarbeitet. Dieses Projekt

wird von der Kommission für Technologie und

Innovation KTI unterstützt.

Ziele:• Entwicklung einer Routineanalysenmethode

zur Feststellung von latenten Infektionen

der Knollen während dem Zertifizierungs-

prozess von Pflanzkartoffeln.

• Identifizieren und quantifizieren der haupt-

sächlichen Faktoren, welche für die Konta-

mination von Kartoffelposten verantwort-

lich sind.

• Entwicklung eines Konzeptes für die integ-

rierte Bekämpfung in Zusammenarbeit mit

Vertretern aus allen Bereichen der Kartoffel-

branche

Partner:• HAFL-Zollikofen Hochschule für Agrar-,

Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Lei-

tung des Projektes für die Schweiz)

• Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissen-

schaften IPW

• BIOREBA AG – Reinach

• Swisssem, Interessenvertretung der Saat-

und Pflanzgutproduzenten für die ganze

Schweiz

• Swisspatat, Branchenorganisation, verant-

wortlich für die Kartoffelwirtschaft

• Institut national de la recherche agrono-

mique INRA - Rennes (Leitung des Projektes

für Frankreich)

• Groupement National Interprofessionnel des

Semences et plants (GNIS)

• Fédération Nationale des Producteurs de

Plants de Pomme de Terre (FN3PT)

Page 23: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

99Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit | Pflanzenbau

R e s u l t a t e

Versuch A: Sortenanfälligkeit

Die Analyse des Flächeninhaltes unter der Kurve der

Entwicklung der Welkesymptome (Abb. 2) zeigt einer-

seits, dass das Ausmass der Symptome von Jahr zu Jahr

variiert (p<0,001), wobei eine grössere Zahl welker

Pflanzen für die Gesamtheit der Sorten im Jahr 2013

auftrat. Andererseits zeigt die Analyse, dass es zwi-

schen den geprüften Sorten Unterschiede gibt

(p<0,001). Für die Sorte Agria wurden im Durchschnitt

dreimal mehr welke Pflanzen festgestellt als für die

Sorte Charlotte.

paket STATISTICA® (StatSoft, Tulsa, USA) durchgeführt.

Für jeden Versuch wurde eine Varianzanalyse (ANOVA)

vorgenommen (α=0,05). Der erste Faktor bezieht sich

auf die Wiederholung des Versuches über die Zeit. Der

zweite Faktor bezieht sich auf die Versuchsfrage, das

heisst auf das Bakterienisolat für den Versuch zur

Aggressivität der Isolate von Dickeya oder auf die Sorte

für den Versuch zur Sortenanfälligkeit. Die Interaktion

zwischen den verschiedenen Faktoren wurde ebenfalls

geprüft. Falls sich für einen der untersuchten Faktoren

ein signifikanter Unterschied ergab, wurde ein Test zum

Vergleich der Mittelwerte vorgenommen (Test von

Newman & Keuls).

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

Charlotte Innovator Victoria Agria

AUDP

C.re

l

2011 2012 2013 a

ab

g

cd cd

g

e

bc

g f

d

h

A

B

C

D

Abb. 2 | Fläche unter der Kurve der zunehmenden Welke (AUDPC.rel) für die vier geprüften Sorten und die Jahre 2011, 2012 und 2013. Die Variabilität wird durch den Standardfehler angegeben. Gruppen von Sorten mit der gleichen Anfälligkeit sind für jedes Jahr mit Klein-buchstaben über den T-Balken markiert, welche die Standardfehler angeben. Mit Gross-buchstaben sind Gruppen von Sorten mit derselben Anfälligkeit für das Mittel der drei Jahre markiert.

2011 2012 2013 0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

Charlotte Innovator Victoria Agria

AUDP

C.re

l

a a

e

a a

cd

ab a

d bc

a

f A A A

B

0,6

Abb. 3 | Fläche unter der Kurve der progressiven Welke (AUDPC.rel) für die vier getesteten Sorten in den Jahren 2011, 2012 und 2013. Die Variabilität wird durch den Standardfehler an-gegeben. Gruppen von Sorten mit der gleichen Anfälligkeit sind für jedes Jahr mit Kleinbuch-staben über den T-Balken markiert, welche die Standardfehler angeben. Mit Grossbuchstaben sind Sorten mit derselben Anfälligkeit für das Mittel der drei Jahre markiert.

Page 24: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

100 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit

Zwischen den Faktoren Jahr und Sorte hat man eine

Interaktion festgestellt (p<0,001), was belegt, dass sich

bei jeder Sorte die Ausprägung der Welkesymptome von

Jahr zu Jahr ändert.

Die Analyse der AUDPC.rel - Werte bezüglich der

Symptome der Schwarzbeinigkeit (Abb. 3) weist einen

signifikanten Effekt des Jahres (p<0,001) aus. 2013 zeig-

ten sich mehr Symptome von Schwarzbeinigkeit als in

den beiden andern Jahren. Es wurden Unterschiede in

der Anfälligkeit der Sorten beobachtet (p<0,001) und es

haben sich zwei Anfälligkeitsgruppen herausgestellt. Die

eine Gruppe besteht aus der Sorte Agria und die zweite

Gruppe aus den übrigen geprüften Sorten. Die Sorte

Agria hat dreimal mehr Symptome ausgebildet als die

Sorte Charlotte. Die statistische Analyse hat eine Interak-

tion zwischen den Jahren und den Sorten ergeben

(p<0,001). Diese Interaktion kommt vor allem wegen

einer höheren Ausbildung von Symptomen der Schwarz-

beinigkeit bei der Sorte Charlotte im Jahre 2013 zustande.

Betrachtet man den Prozentsatz an Schwarzbeinig-

keit über alle Sorten, so ergibt sich im Jahr 2013 ein Wert

von 27,5 %, während dieser Wert 2011 nur 13,2 % und

2012 lediglich 4,6 % betrug. Schliesslich liess sich zwi-

schen den Welkesymptomen und der Schwarzbeinigkeit

eine lineare Beziehung errechnen (r2=0,94; p<0,001).

Versuch B : Aggressivität der Isolate

Die Analyse der AUDPC.rel - Werte für die Welkesymp-

tome (Abb. 4) ergab Unterschiede zwischen den beiden

Versuchsjahren (p<0,001) sowie zwischen den geprüften

Isolaten (p<0,001). Es wurden vier Gruppen von Aggres-

sivität identifiziert. Die erste Gruppe enthält die am

wenigsten aggressiven Isolate, nämlich D. dinthicola

980 und D. solani 2222. Am andern Ende findet sich mit

D. dianthicola 8823 das aggressivste Isolat, welches zu

sechs Mal mehr Pflanzen mit Welkesymptomen führte

als das am wenigsten aggressive Isolat D. dianthicola

980. Zwischen diesen beiden Extremen befinden sich die

Isolate D. solani 05026 und D. solani 07044. Zwischen

den Faktoren, Jahren und Isolaten wurde eine Interak-

tion berechnet (p<0,001). Diese kommt in erster Linie

zustande, weil das Isolat D. solani 05026 zwischen den

beiden Versuchsjahren einen kleineren Unterschied her-

vorrief als jener, der für die übrigen Isolate beobachtet

wurde.

Betrachtet man die AUDPC.rel - Werte der Symp-

tome von Schwarzbeinigkeit (Abb.5) so zeigen sich

sowohl zwischen den Jahren (p<0,01) als auch zwischen

den Isolaten (p<0,001) Unterschiede. D. dianthicola

8823 hat sich als das aggressivste Isolat erwiesen, wäh-

rend D. dianthicola 980 das Isolat mit der geringsten

Aggressivität war, indem dieses sechsundzwanzig Mal

weniger Symptome von Schwarzbeinigkeit hervorrief.

Zwischen den Jahren und den Isolaten wurde eine Inter-

aktion festgestellt (p<0,001). D. dianthicola 980 und D.

solani 05026 verursachten im Jahr 2013 weniger

Schwarzbeinigkeit als die übrigen Isolate.

Auch in diesem Falle konnte zwischen Welke und

Erscheinen der Schwarzbeinigkeit eine lineare Bezie-

hung berechnet werden (r2=0,86; p<0,001).

Abb. 4 | Fläche unter der Kurve der progressiven Welke (AUDPC.rel) für die fünf geprüften Isolate in den Jah-ren 2012 und 2013. Die Variabilität wird durch den Standardfehler angegeben. Gruppen von Isolaten mit der-selben Aggressivität sind für jedes Jahr mit Kleinbuchstaben über den T-Balken markiert, welche die Standard-fehler angeben. Mit Grossbuchstaben sind Gruppen von Isolaten derselben Aggressivität für das Mittel der zwei Jahre markiert.

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

D. dianthicola 980 D. solani 2222 D. solani 05026 D. solani 07044 D. dianthicola 8823

AUDP

C.re

l

2012 2013 a a

b b b b b b

c

d

A A

B

C

D

Page 25: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

101Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit | Pflanzenbau

Charakter zurückzuführen (Czajkowski et al. 2012; Prit-

chard et al. 2012; Pritchard et al. 2013). Die Interaktio-

nen Isolat x Jahr könnten in einer unterschiedlichen

Aggressivität der Isolate begründet sein. Diese Variabili-

tät kann von einem wiederholten Überimpfen der Bak-

terienstämme herrühren, welche darauf empfindlich mit

einem Verlust an Virulenz reagieren.

Diese Zusammenhänge unterstreichen einmal mehr

die Bedeutung von Feldversuchen, welche punkto Flä-

chen und Handarbeit einen beträchtlichen Aufwand

erfordern. Sie sind jedoch nötig, um die in Gewächshaus

oder Labor mit weniger Aufwand ermittelten Zusam-

menhänge zu bestätigen oder zu widerlegen. Vergleicht

man die mit denselben Sorten und Isolaten erreichten

Resultate aus Versuchen mit Topfpflanzen (Gerardin et

al. 2013) und Kartoffelknollenscheiben mit jenen aus

Feldversuchen ergeben sich deutliche Unterschiede. Der

Test im Feld erweist sich dabei als sensibler als jener bei

Topfpflanzen (Rouffiange et al. 2013). Die Entwicklung

von Welkesymptomen und Schwarzbeinigkeit ist von

Jahr zu Jahr äusserst variabel. Die Ausprägung der Sym-

ptome von Schwarzbeinigkeit variiert in Abhängigkeit

von Temperatur und Bodenfeuchtigkeit (Scott et al.

1996; Toth et al. 2002). Diese Unterschiede können auf

bedeutende Schwankungen in der Bodenfeuchtigkeit

und der Temperatur in der Saison 2013 zurückgeführt

werden. Das Jahr 2013 war gekennzeichnet durch einen

feuchten und kühlen Frühling gefolgt von einem heissen

und trockenen Sommer. Wahrscheinlich haben diese

Bedingungen die Pflanzen geschwächt und gestresst,

wodurch sie gegenüber bakteriellen Infektionen anfälli-

ger wurden.

D i s k u s s i o n

Die vorgestellten Versuche haben Unterschiede in der

Sortenanfälligkeit gegenüber Dickeya spp. aufgezeigt.

Innerhalb der vier Sorten erwies sich die Sorte Agria als

die anfälligste mit einer durchschnittlichen Befallshäu-

figkeit durch Schwarzbeinigkeit von 27 %. Bei Charlotte

lag dieser Wert bei lediglich 10 %, was die vorangehen-

den Versuche auf Kartoffelknollenscheiben im Gewächs-

haus bestätigt (Gerardin et al. 2013; Rouffiange et al.

2013). Das Verhalten der Sorte Charlotte im Jahr 2013

war aussergewöhnlich, denn diese Sorte erwies sich als

anfälliger als die Sorten Innovator und Victoria, was im

Gegensatz zu den Beobachtungen in den Jahren 2011

und 2012 stand.

Es wurden Unterschiede in Bezug auf die Aggressivi-

tät der Isolate festgestellt. Die Isolate liessen sich nicht

entsprechend der Art einordnen, im Gegensatz zur Lite-

ratur (Toth et al. 2011), welche die Isolate von D. solani

als aggressiver als jene von D. dianthicola beschreibt.

Unsere Versuche auf Kartoffelknollenscheiben (Gerardin

et al. 2013) schienen diesen Umstand zu belegen, aber

die Versuche auf Topfpflanzen widerlegten diese Resul-

tate (Rouffiange et al. 2013). Bei diesen letzten Versu-

chen sowie bei den hier beschriebenen Feldversuchen

erwies sich das Isolat D. dianthicola (8823) als das aggres-

sivste, während das am wenigsten aggressive Isolat D.

dianthicola 980 ebenfalls zu dieser Art gehört.

Zwischen den beiden erwähnten Isolaten von

D. dianthicola befinden sich die drei Isolate von D. solani.

Die relative Einheitlichkeit der Pathogenität bei den Iso-

laten von D. solani ist wahrscheinlich auf deren klonalen

0

0,1

0,2

0.3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

D. dianthicola 980 D. solani 2222 D. solani 05026 D. solani 07044 D. dianthicola 8823

AUDP

C.re

l

2012 2013

ab a a abc

bc abc

c

e d

f

A A

B

C

D

Abb. 5 | Flächeninhalt unter der Kurve der progressiven Welke (AUDPC.rel) für die fünf getesteten Isolate in den Jahren 2012 und 2013. Die Variabilität wird durch den Standardfehler angegeben. Gruppen von Isolaten mit derselben Aggressivität sind für jedes Jahr mit Kleinbuchstaben über den T-Balken markiert, welche die Standardfehler angeben. Mit Grossbuchstaben sind Gruppen von Isolaten derselben Aggressivität für den Durchschnitt beider Jahre markiert.

Page 26: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

102 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit

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▪ Czajkowski R., De Boer W.J., Van der Zouwen P.S., Kastelein P., Jafra S., De Haan E.G., Van den Bovenkamp G.W. & Van der Wolf J.M., 2012. Viru-lence of Dickeya solani en Dickeya dianthicola biovar-1 end -7 strains on potato (Solanum tuberosum). Plant Pathology 62, 597–610.

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▪ Pérombelon M.C.M., Lopez M.M., Carbonell E. & Hyman L.J., 1988. Effects of contamination by Erwinia carotovora subsp. carotovora and E. carotovora subsp. atroseptica of potato seed tubers and of cultivar resisitance on blanking or non-emergence and blackleg development in Valencia, Spain. Potato Research 31, 591–599.

▪ Pritchard L., Humphris S., Saddler G., Parkinson N.M., Bertrand V., Elphinstone J.G. & Toth I.K., 2012. Detection of phytopathogens of the genus Dickeya using a PCR primer prediction pipeline for draft bacterial genome sequences. Plant Pathology, 587–596.

▪ Pritchard L., Humphris S., Saddler G.S., Parkinson N.M., Bertrand V., Elphinstone J.G. & Toth I.K., 2013. Detection of phytopathogens of the genus Dickeya using a PCR primer prediction pipeline for draft bacterial genome sequences. Plant Pathology 62 (3), 587–596.

▪ Rouffiange J., Gerardin D., Kellenberger I., Schaerer S. & Dupuis B., 2013. Sensibilité de la pomme de terre aux pourritures de tiges provoquées par Dickeya spp. Recherche Agronomique Suisse 4, 432–439.

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▪ Toth I.K., Sullivan L., Brierley J.L., Avrova A.O., Hyman L.J., Holeva M., Broadfoot L., Pérombelon M.C.M. & McNicol J., 2002. Relationship bet-ween potato seed tuber contamination by Erwinia carotovora ssp. atro-septica, blackleg disease development and progeny tuber contamination. Plant Pathology 52, 119–126.

Zwischen den Welkesymptomen und der Schwarzbeinig-

keit konnte eine lineare Beziehung ermittelt werden,

was den engen Bezug zwischen den beiden Ausprägun-

gen der Krankheit bestätigt. Die Welke resultiert aus

einer Besiedlung und partiellen Blockierung des Gefäss-

bündelsystems der Pflanze durch die Bakterien (Czaj-

kowski et al. 2013; Helias et al. 2000b). Nachdem die

Bakterien in die Stängel eingewandert sind und sich dort

vermehrt haben, werden in der Folge die oberirdischen

Stängelfäulen sichtbar. Unter gewissen Boden- und

Klimabedingungen kann die Welke als Vorbote der

nachfolgenden Schwarzbeinigkeit betrachtet werden.

Werden zahlreiche Welkesymptome in einem Feld der

Pflanzgutproduktion beobachtet, so ist diese Entwick-

lung genau zu verfolgen. Tritt die Schwarzbeinigkeit auf,

ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der gepflanzte Pos-

ten durch Bakterien der Gattung Dickeya oder Pectobac-

terium infiziert war.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Sortenbedingte Unterschiede in der Anfälligkeit

gegenüber Dicheya spp. sind nachgewiesen und Agria

erwies sich in diesen Versuchen als die anfälligste

Sorte.

•• Die Aggressivität der Isolate von D. dianthicola scheint

variabler zu sein als jene von D. solani. Ein Isolat von D.

dianthicola war deutlich aggressiver als alle andern

geprüften Isolate.

•• Die Entwicklung von Welkesymptomen und Schwarz-

beinigkeit ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich.

•• Unter Feldbedingungen gibt es eine lineare Beziehung

zwischen Welkesymptomen und Schwarzbeinigkeit. n

Dank

Die Autoren danken Swisssem, Swisspatat, Bioreba und der Kommission für Tech-nologie und Innovation für die finanzielle Unterstützung dieser Studie sowie dem Projekt-Partner, der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL-Zollikofen).

Page 27: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

103

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 96–103, 2014

Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber durch Dickeya spp. verursachte Schwarzbeinigkeit | Pflanzenbau

Potato susceptibility to blackleg disease

caused by Dickeya spp.

Pectin lytic bacteria belonging to the

genera Pectobacterium and Dickeya

can cause several diseases on potato,

such as stem rots, commonly named

«blacklegs», and tuber rots, which are

referred to as «soft rots». The blackleg

symptom is the primary cause for the

rejection of potato seed lots in

Switzerland. The field trials conducted

in this study had two main objectives.

On the one hand, to identify potential

differences in the susceptibility of the

cultivars Agria, Victoria, Charlotte and

Innovator to Dickeya spp. and, on the

other hand, to study the aggressive-

ness of three isolates of D. solani and

two isolates of D. dianthicola on cv.

Agria. For these purposes, the develop-

ment of blackleg symptoms was

followed in the fields, on plants whose

mother tubers had been previously

inoculated with the bacteria. Differ-

ences in susceptibility were recorded

between cultivars, Agria being the

most susceptible and producing twice

as many blackleg symptoms as

Charlotte. Of the two D. dianthicola

isolates tested, one was the most

aggressive of all isolates tested, while

the other was the least aggressive: the

latter being twenty six times less

aggressive than the former. D. solani

isolates presented intermediate

aggressiveness. The risk of developing

symptoms in the field seems therefore

more closely related to the isolates

than to the cultivars. Furthermore, a

linear relationship was found between

plant wilting and blackleg symptoms

in the fields.

Key words: Dickeya, blackleg, potato,

aerial stem rot, Pectobacterium.

Sensibilità della patate alla malattia

della gamba nera causata da Dickeya

spp.

I batteri pectinolitici del genere

Pectobacterium e Dickeya possono

portare allo sviluppo di diverse

malattie della patata, come, p. es.,

i marciumi degli steli comunemente

chiamati «gambe nere» e dei marciumi

dei tuberi definiti «marciumi molli». Il

sintomo della gamba nera è la prima

causa di rifiuto dei lotti di piante di

patate in Svizzera. Le prove realizzate

durante questo studio miravano da un

lato a identificare eventuali differenze

di sensibilità verso Dickeya spp.

mediante le varietà Agria, Victoria,

Charlotte e Innovator e, dall’altro, a

studiare l’aggressività di tre isolati di

D. solani e di due isolati di D. dianthi-

cola sulla varietà Agria. Si sono

realizzate delle prove per seguire lo

sviluppo in campo dei sintomi di

avvizzimento e di gamba nera su delle

piante ottenute da tuberi precedente-

mente inoculati con i batteri. Si sono

constatate delle differenze di sensibi-

lità varietale. La varietà Agria si è

mostrata più sensibile delle altre

varietà testate, sviluppando due volte

più sintomi di gamba nera della varietà

Charlotte. Tra tutti gli isolati testati,

uno dei due di D. dianthicola è risul-

tato 26 volte più aggressivo del

secondo. I tre isolati di D. solani

presentavano dei livelli d’aggressività

intermedi. Il rischio di sviluppo di

sintomi in campo legati a l’isolato

sembra dunque più importante di

quello legato alla varietà. Infine, si è

potuto stabilire una relazione lineare

tra i sintomi d’avvizzimento e quelli

della gamba nera in campo.

Page 28: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

104 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

P f l a n z e n b a u

Der HOLL Raps ist ein schönes Beispiel für eine Innovation zu der Agroscope direkt beigetragen hat.

E i n l e i t u n g

In Europa zeichnet sich seit einigen Jahrzenten ein

neues ökonomisches, soziales, politisches und umwelt-

mässiges Umfeld ab. Die wirtschaftliche Liberalisie-

rung, der zunehmende Druck auf die natürlichen Res-

sourcen sowie die Umsetzung der neuen Agrarpolitik

2014 – 2017 beeinflussen die Konkurrenzfähigkeit des

schweizerischen Pflanzenbaus. Die neue Agrarpo-

litik fördert die Innovation im Lebensmittelbereich

und unterstützt gezielt die Leistungen zum Wohle

der Öffentlichkeit. Die von der Forschung entwickel-

ten Innovationen zielen darauf ab, die Effizienz der

pflanzlichen Produktion und das Einkommen der Pro-

duzentinnen und Produzenten zu verbessern sowie

das Vertrauen der Konsumentenschaft in die Schweizer

Produkte zu stärken (BLW 2012). Das Forschungspro-

gramm ProfiCrops, das von Agroscope 2008 begonnen

wurde, enthält ein Modul, das der Innovation gewid-

met ist. Im Rahmen einer Abschlussarbeit (Aouinaït

2013) wurde ein Charakterisierungsinstrument für

Innovationen erarbeitet, welches dazu dient, (i) die

von Agroscope entwickelten Innovationen zu beschrei-

ben und (ii) die geeignete Stossrichtung für zukünftige

Forschungen besser zu finden. Der vorliegende Artikel

stellt dieses Instrument zur Charakterisierung einer

Innovation und seine konkrete Anwendung am Bei-

spiel HOLL-Raps dar.

Camille Aouinaït1, Bernard Jeangros1, Vincent Nassar2 und Anna Crole-Rees1

1Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260 Nyon, Schweiz2HES-SO, Institut for Entrepreneurship & Management, 3960 Sierre, Schweiz

Auskünfte: Bernard Jeangros, E-Mail: [email protected]

Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps

Serie ProfiCrops

Page 29: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps | Pflanzenbau

105Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Der Schweizer Pflanzenbau ist bestrebt, auch im

Rahmen einer wirtschaftlichen Liberalisierung

konkurrenzfähig zu bleiben. Das Forschungspro-

gramm ProfiCrops befasst sich mit Innovationen,

die im Pflanzenbau entwickelt wurden, da diese

einen nötigen Weg aufzeigen, um die Wettbe-

werbsfähigkeit der Landwirtschaft zu erhalten.

Auf Grund einer Literaturstudie wurde ein

Charakterisierungsinstrument erarbeitet, welches

die Innovationen in der Landwirtschaft zu

umschreiben vermag. Es werden etwa zehn

Kriterien vorgeschlagen, welche die Merkmale

der Innovation beschreiben. Ebenso wird der

Vorgang geklärt, der von der Idee zur Innovation

führt, und es werden die Wirkungen und Auswir-

kungen auf die Nutzniesser aufgezeigt. Das

Charakterisierungsinstrument wurde bei einem

neuen Produkt geprüft, zu dessen Entwicklung

die agronomische Forschung direkt beigetragen

hat: der HOLL-Raps. Diese Bewertung hat die

Vorteile des Instrumentes sowie einige Schwierig-

keiten im Zusammenhang mit der vorgeschlage-

nen Vorgehensweise aufgezeigt. Die Beurteilung

der Wirkungen und Auswirkungen erfordert ein

genaues Erkennen der Nutzniesser einer Innova-

tion sowie eine Berücksichtigung des Verhaltens

dieser Nutzniesser. Das vorgeschlagene Charakte-

risierungsinstrument könnte eingesetzt werden,

um eine Gesamtsicht aller Innovationen zu

erhalten, die durch die Forschung entwickelt

wurden. Man kann damit auch Massnahmen

erarbeiten, welche den Adoptionsrat und im

weiteren die Effizienz der Forschung erhöhen.

M e t h o d e n u n d R e s u l t a t e

Eine Innovation zu charakterisieren bedeutet, deren

Eigenschaften und ihren Mehrwert zu definieren. Zudem

soll im Rahmen des Möglichen der Erfolg der Innovation

gemessen werden. Anhand einer Literaturstudie wurde

eine Liste von ausgewählten Kriterien für die Charakte-

risierung erstellt. Es wurden drei Typen von Kriterien

verwendet: grundlegende Kriterien für die Innovation,

Kriterien, die den Vorgang der Innovation (Innovations-

prozess) beschreiben (zwischen Idee und Aufnahme)

und Kriterien, welche die Wirkungen und Auswirkungen

der Innovation messen, nachdem diese durch die Praxis

übernommen wurde. Tabelle 1 stellt die ausgewählten

Kriterien und ihre möglichen Werte.

Innovationstypen

Die grundlegende Kriterien dienen zur Präzisierung der

Eigenheiten der Innovation. Das erste Kriterium betrifft

den Typ der Innovation für den ersten Anwender. Damit

wird auf die Zielsetzung der Innovation hingewiesen.

Eine Innovation des Typs «Produkt» stellt ein neues Pro-

dukt oder eine neue Dienstleistung für den Markt dar.

Damit sollen neue Kunden befriedigt und die Kund-

schaft insgesamt gepflegt werden. Die Innovation vom

Typ «Prozess» bezieht sich auf den Einsatz einer neuen

oder merklich verbesserten Produktionsmethode. Diese

Idee impliziert bedeutsame Änderungen bei der Technik,

beim Material und/oder beim Softwarepaket. Eine Inno-

vation vom Typ «Organisation» bedeutet, dass ein

Unternehmen eine neue Organisationstruktur erstellt,

um auf neue Bedürfnisse zu reagieren (Kundenerwar-

tungen, Einführung eines Qualitätsservices, Verbesse-

rung der Zulieferdienste etc.). Innovationen des Typs

«Marketing» umfassen beispielsweise eine neue Verpa-

ckung, eine neue Art der Produkteverteilung oder ein

Kriterien Werte (Modalitäten)

Grundlegend, für die Innovation unab-dingbar

Innovationstyp (für den ersten Anwender) Produkt oder Dienstleistung, Prozess,

Organisation, Marketing

Innovationsart radikal, schrittweise, aufbauend, modular

Grad der Neuigkeit (gemäss der Skala)national, international,

Kultur, Parzelle oder Landwirtschaftsbetrieb

Erstanwenderinnerhalb der Akteuren der pflanzlichen

Produktionskette

Innovationsprozess

Ursprung der Idee extern, intern

Innovationsstadium Idee, im Entwicklungsstadium, verbreitet

Dauer des Prozesses Monate oder Jahre

Wirkungen und AuswirkungenAdoptionsrat gemäss Art der Innovation

ökonomische, soziale und auf die Umwelt bezogene

Tab. 1 | Charakterisierungsinstrument: Kriterien und ihre möglichen Werte

Page 30: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

106 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

Pflanzenbau | Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps

neuer Absatzmarkt wie beispielsweise der Direktverkauf

ab Hof. Damit soll das Entwicklungspotenzial erhöht

oder es sollen neue Kundenbedürfnisse befriedigt wer-

den (Crole-Rees 2010).

Innovationsart

Die häufigste Innovationsweise ist jene, die schrittweise

abläuft. Eine derartige Innovation erlaubt schrittweise

Verbesserungen eines Produktes oder einer Methode;

sie zielt darauf ab, gewisse Eigenschaften zu verbessern

(Afuah und Bahram 1995) wie zum Beispiel Sorten mit

einer besseren Resistenz gegenüber Krankheiten. Die

Änderungen, welche eine schrittweise Innovation aus-

löst, sind für den Nutzniesser wenig einschränkend und

mit geringem Risiko behaftet. Für den Produzenten

erfordert beispielsweise die Übernahme einer schritt-

weisen Innovation weniger wirtschaftliche, organisatori-

sche oder umweltbezogene Anpassungen als eine radi-

kale Innovation. Die radikale Innovation verursacht

einen einschneidenden Bruch, da die Bedingungen für

die Anwendung verändert werden und/oder radikale

Veränderungen in der Technik und der Organisation auf

dem Betrieb eintreten, der diese Innovation übernimmt

(Kaine et al. 2008). Als Beispiele können genannt wer-

den: die Einführung der Direktsaat, die Anwendung der

GPS-Technologie im Feld (Abb. 1) sowie Kühllastwagen

und Mahlzeiten, die innerhalb der Vermarktungskette

zubereitet werden.

Bei einer modulartigen Innovation bleiben die Bin-

dungen zwischen den Bestandteilen eines Produktes

oder einer Dienstleistung unverändert, hingegen wer-

den gewisse Einzelteile verändert. Mit anderen Worten,

die Untersysteme werden verändert ohne dass jedoch

zwischen ihnen neue Beziehungen hergestellt werden

(Gotteland und Haon 2004). Die Verdrängung der analo-

gen Telefonapparate durch digitale Telefone ist ein Bei-

spiel für eine modulare Innovation. Diese Art von Inno-

vation kann die Rollen und Verantwortlichkeiten in den

Organisationen verändern und die Kompetenzen stär-

ken (geänderte industrielle Verarbeitungsschritte, neues

Wissen und neues Know-How) (Kaine et al. 2008).

Die aufbauende Vorgehensweise ist gekennzeichnet

durch eine Veränderung der Gesamtstruktur des Produk-

tes, ohne dass sich dessen Verwendung ändert (Belz

2010). Die stärkere Einbindung in eine Wertschöpfungs-

kette ist von aufbauender Natur, da sich für die Konsu-

mentin oder den Konsumenten bezüglich Verwendung

der Lebensmittel nichts verändert. Die Flüssigkristalluhr

ist eine aufbauende Innovation des Vorgängermodells,

der Quarzuhr. Es findet eine Veränderung der Beziehun-

gen zwischen den Untersystemen statt (Gotteland und

Haon 2004).

ProfiCrops

Das Forschungsprogramm Proficrops (www.

proficrops.ch) von Agroscope will dazu beitra-

gen und garantieren, dass die Pflanzenpro-

duktion in der Schweiz in einem immer weiter

liberalisierten Umfeld konkurrenzfähig bleibt

und das Vertrauen der Konsumentinnen und

der Konsumenten in die Schweizer Produkte

gestärkt wird.

Die zu Beginn des Programmes aufgestellten

Hypothesen gingen davon aus, dass die Effizi-

enz der Produktion verbessert werden muss,

dass die Innovation und der Mehrwert erhöht

werden sollten, dass das Vertrauen der Konsu-

menten gestärkt und die Rahmenbedingun-

gen angepasst werden müssen. Diese vier Aus-

sagen wurden interdisziplinär in Form von

Modulen erforscht, nämlich in den Modulen

Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rah-

menbedingungen. Weitere damit verbundene

Projekte betrafen den Feuerbrand, ProfiVar,

ProfiGemüse CH, die Zusammenarbeit in der

Fruchtfolgeplanung, ProfiViti, WIN4 und FUI.

Mit der Serie von Artikeln «ProfiCrops», die

dieses Jahr in der Zeitschrift Agrarforschung

Schweiz publiziert wurden, konnte eine Aus-

wahl von Resultaten und Lösungen verbreitet

werden, welche der Erhaltung der Konkur-

renzfähigkeit der schweizerischen Pflanzen-

produktion dienen. Es handelt sich um bei-

spielhafte Resultate und Lösungen. Ein zusam-

menfassender Bericht wird Anfang 2014 ver-

fügbar werden. Der Artikel «Charakterisie-

rung von Innovationen in der Pflanzenproduk-

tion: das Beispiel HOLL-Raps», welcher an das

Modul Innovation gebunden ist, stellt ein

Bewertungswerkzeug für Innovationen dar. Es

geht um Produkte, Dienstleistungen und um

Methoden, die entwickelt wurden zur Stär-

kung der Wettbewerbsfähigkeit des Pflanzen-

bausektors. Die Erarbeitung dieses Werkzeu-

ges und seine Bewertung anhand einer Fallstu-

die zeigen, dass dieses Werkzeug erlaubt, bes-

ser über Innovationen zu sprechen und dass

eine bessere Gesamtübersicht des Innovati-

onsprozesses möglich wird.

*(http://www.agroscope.admin.ch/proficrops/05365/index.html?lang=fr)

Page 31: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

107Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps | Pflanzenbau

Grad der Neuigkeit

Das Kriterium «Grad der Neuigkeit» gibt an, ob das Pro-

dukt, die Dienstleistung oder die Methode eine interna-

tionale oder nationale erstmalige Neuheit darstellt und

welchem Niveau sich die Neuheit zuordnen lässt (Kultur,

Parzelle oder Landwirtschaftsbetrieb).

Erstanwender

In der Landwirtschaft ist der Erstanwender der Innova-

tion ein Teilnehmender in der Lebensmittelwertschöp-

fungskette. Diese setzt sich zusammen aus der vorange-

henden Produktion, der Verarbeitung und Verteilung

sowie dem nachfolgenden Konsum. Die Macht der Kon-

sumentenschaft ist nicht zu vernachlässigen. Obwohl

gewisse Innovationen einer Nachfrage im Vorfeld der

Wertschöpfungskette entstammen, werden sie nur

kurze Zeit überleben, wenn der nachgelagerte Konsu-

ment sie nicht akzeptiert. Tatsächlich müssen alle Teil-

nehmenden an der Wertschöpfungskette die Neuheit

übernehmen, damit ein neues Produkt oder eine neue

Methode zu einer Innovation wird.

Ursprung der Idee und Innovationsstadium

Das Wissen um den Ursprung der Idee erlaubt es, die

Quellen der Inspiration und der Kreativität besser zu

kennen. Kommt die Idee aus der Praxis, aus der Literatur

oder von den Forschenden selbst? Das Stadium der Inno-

vation gibt an, ob sich die Idee im Prozess der Entwick-

lung befindet oder ob es sich um eine wirkliche Innova-

tion handelt, die von der Praxis verwendet wird oder

sich im Markt verbreitet. Jede Forschungsorganisation

strebt ein optimales Verhältnis von Projekten im Ent-

wurfsstadium, im Entwicklungsstadium oder im abge-

schlossenen Stadium an. Die zeitliche Dauer von der Idee

bis zu deren Umsetzung im Markt oder in der Praxis ist

ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Diese Dauer ist ein

Massstab für die Effizienz des Prozesses.

Wirkungen und Auswirkungen

Die Kriterien zu den Wirkungen und Auswirkungen sind

von vorrangiger Bedeutung, um die Wirkungen auf die

Erstanwender der Innovation zu messen. Nach der Über-

nahme einer Innovation sind die Auswirkungen auf die

Branche in ihrer Bedeutung für die ganze Gesellschaft

zu erfassen. Diese Kriterien umfassen die drei Säulen der

Nachhaltigkeit, nämlich die Ökonomie, die Umwelt und

die Gesellschaft. Die wirtschaftlichen Effekte können

anhand der Produktivität, des Ertrages, des wirtschaftli-

chen Erlöses und der Konkurrenzfähigkeit der Branche

gemessen werden. Die sozialen Kriterien beziehen sich

auf die Arbeitsorganisation (persönliche Arbeitszeitein-

teilung und persönliche Aktivitäten), das Erwerben

neuer Techniken und Kenntnisse, den Austausch mit

andern Berufskollegen, die Gesundheit und die Bewirt-

Abb. 1 | Die GPS-Technologie für Feldkulturen ist eine innovative Anwendung.

Page 32: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

108 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

die weitere Entwicklung. Manchmal erweisen sich sozi-

ale (Prestige, Ethik) und technologische Faktoren als

bremsend, manchmal motivieren sie auch dazu, eine

Innovation zu übernehmen.

Das Beispiel HOLL-Raps

Das weiter oben beschriebene Charakterisierungsinstru-

ment wurde auf HOLL-Raps, ein von Agroscope und den

Partnern der Branche kürzlich entwickeltes Produkt,

angewendet und bewertet.

Der HOLL-Raps (High Oleic Low Linolenic) ergibt ein

Öl, welches einen hohen Gehalt an Ölsäure und einen

tiefen Gehalt an Linolensäure (zwei ungesättigten Fett-

säuren) besitzt. Im Gegensatz zu konventionellem

Rapsöl lässt sich mit Öl von HOLL-Raps ohne vorherge-

hende Hydrierung frittieren. Die Hydrierung ist ein

industrieller Prozess, welcher zu Trans-Fettsäuren führt,

die für die menschliche Gesundheit unerwünscht sind.

Der HOLL-Raps ist eine Innovation des Typs «Produkt»,

welche von spezifischen Eigenschaftsverbesserungen

schaftung der Branche. Die umweltbezogenen Kriterien

betreffen den Erhalt der Landschaft, der Biodiversität

sowie die Schonung der natürlichen, nicht erneuerbaren

Ressourcen.

Der Erfolg einer Innovation kann am Adoptionsrat

gemessen werden. Die Erfolgsbeurteilung kann auf ver-

schiedene Weisen erfolgen (Anzahl der Nutzniesser, das

erzielte Produktionsvolumen etc.). Der Erfolg lässt sich

jedoch nicht immer genau messen. Der Adoptionsart

einer Innovation hängt von zahlreichen Faktoren ab,

welche von der Forschung oft nicht beherrscht werden.

Im allgemeinen sind es wirtschaftliche Faktoren, welche

die Anwenderinnen und Anwender zur Übernahme

einer Innovation motivieren. Über Ablehnung oder

Adoption einer Innovation entscheiden auch soziale

Gründe und die öffentliche Meinung. Ebenso spielen all-

gemeine Normen (Den Ban 1984), der institutionelle

Druck sowie der strukturelle und politische Rahmen eine

Rolle. Eine Anpassung an die lokalen Bedingungen

erweist sich oft als nützlich oder gar entscheidend für

Pflanzenbau | Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps

Kriterien Werte (Modalitäten)

Grundlegend,für die Innovation unabdingbar

Innovationstyp Produkt

Innovationsart modular

Ursprung der Idee extern

Innovationsstadium verbreitet

Grad der Neuigkeitnational und internationalRapskulturenLandwirtschaftsbetriebe, Ölmühle

Erstanwender Produzent

Innovationsprozess zeitliche Dauer von der Idee bis zur Innovation 7 bis 8 Jahre (von 1999 bis 2006–2007)

Wirkungen und Auswirkungen

Adoptionsrat7000 ha im 2013, entsprechend 30 % der schweizerischen Rapsanbaufläche

Wirtschaftliche Aspekte

• Neues Produkt mit Mehrwert (Bildung weniger ungesättiger Trans-Fettsäuren)

• Diversifizierung des Produkteangebotes • Etwas geringerer Ertrag, was für den Produzenten durch einen

höheren Preis kompensiert wird.• Reduktion der Kosten für die Raffinierung dank Weglassen

eines industriellen Verarbeitungsschrittes (Hydrierung) • Erhöhung der Raps-Anbauflächen• Segmentierung des Marktes • Konventioneller Raps muss vom HOLL-Raps während der

gesamten Produktion und Verarbeitung getrennt sein.

Umweltaspekte Wenig oder keine Auswirkungen

Soziale Aspekte

•  Gesundheit: Reduktion des Konsums ungesättigter Trans- Fettsäuren

• Arbeitsorganisation: Erlernen neuer Arbeitsmethoden und Reorganisation der Arbeit

• Governance: keine Änderungen

Tab. 2 | Charakterisierung des HOLL-Rapses

Page 33: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

109Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps | Pflanzenbau

nitiv neuen Schub verliehen indem ein neues Produkt

angeboten wird, welches gewisse Einschränkungen bei

konventionellen Raps überwindet. Der HOLL-Raps ist

von den verschiedenen Akteuren der Wertschöpfungs-

kette akzeptiert worden, welche von dieser Innovation

stark profitiert haben.

D i s k u s s i o n

Das neu vorgeschlagene Charakterisierungsinstrument

vermag dank einer grossen Zahl verwendeter Kriterien

ein aggregiertes Bild eines von Agroscope entwickelten

neuen Produktes, einer Methode oder einer Dienstleis-

tung zu liefern. Die qualitativen Kriterien und die damit

verbundenen Werte (Modalitäten) erlauben es, die Inno-

vationen zu beschreiben. Für den HOLL-Raps beispiels-

weise wird der Entstehungsprozess erläutert und die

wirtschaftlichen und sozialen Gewinne werden heraus-

gearbeitet. In dem dieses Instrument die verschiedenen

Merkmale der Innovationen beschreibt, wird der Aus-

tausch von Kenntnissen erleichtert.

Die Zuweisung eines Wertes zu jedem Kriterium ist

allerdings nicht immer einfach. Um die Tabelle der Cha-

rakterisierung zu vervollständigen, muss man die Idee

bis zur Umsetzung durch den Empfänger der Innovation

verfolgen, im vorliegenden Fall der HOLL-Raps-Produ-

zent. Zusätzliche Informationen müssen von den ver-

schiedenen Akteuren (Initianten, Entwickler, Anwender)

in Erfahrung gebracht werden. In der Tat ist die For-

schung, wenn sie zur Schaffung und Entwicklung von

Innovationen beiträgt, nicht alleine verantwortlich für

deren Verbreitung, sie ist nicht der alleinige Transmissi-

onsriemen. Das Instrument hat insofern einen Schwach-

punkt als die Bewertung und besonders die Sammlung

gewisser Kriterien schwierig ist. Anlässlich der Gesprä-

che mit den Produzenten und Forschenden wurde als

wichtiges Element der Ursprung der Innovationen

erfragt. Es ist zuweilen schwierig die geistigen Eltern

einer Innovation zu benennen, da die Ideen oft nicht nur

von einer Person herrühren, sondern durch Austausch

innerhalb und zwischen den öffentlichen und privaten

Organisationen sowie von weiteren Informationsquel-

len stammen. Die Kriterien der Wirkungen und der Aus-

wirkungen, ob potenziell oder realisiert, unterstreichen

die Resultate, welche durch die Umsetzung der Innovati-

onen erzeugt werden. Ihre Bewertung ist oft komplex,

da die Übernahme einer Innovation Auswirkungen auf

verschiedenen Ebenen hat (ökonomisch, sozial, umwelt-

bezogen). In andern Fällen, besonders wenn die Nutz-

niesser der Innovation klar erkannt sind wie im Falle von

HOLL-Raps, ist der Adoptionsrat einer Innovation viel

einfacher zu messen.

profitiert, was mit einer unterschiedlichen Ölqualität

verbunden ist (Tab. 2). Es handelt sich um eine modulare

Innovation; das Produkt wurde in Bezug auf seine Bau-

weise nicht verändert. Die Verwendung blieb dieselbe

und es entstand in der Produktion, in der Verwendung

und in der ganzen Wertschöpfungskette kein Bruch.

Der HOLL-Raps wurde innert -sieben bis acht Jahren

auf der Basis von kürzlich gezüchteten Sorten entwi-

ckelt. Erste Kontakte zwischen den Industrievertretern

und der Forschung kamen 1999 zustande. Anschliessend

wurden informelle Versuche in Zusammenarbeit mit den

Verarbeitern, der Forschung und der landwirtschaftli-

chen Produktion durchgeführt. Das erste schweizerische

HOLL-Raps-Öl wurde im Jahre 2006 – 2007 auf dem Markt

angeboten. 2013 waren 30 % der schweizerischen Raps-

anbaufläche mit HOLL-Raps Sorten belegt. Das Gesund-

heitsargument hat die Akzeptanz dieses neuen Öls auf

dem Markt begünstigt (Baux und Pellet 2010). Mit der

Einführung dieses neuen Rapses konnte eine Differen-

zierung gegenüber den andern einheimischen Pflanzen-

ölen vorgenommen werden. Diese Segmentierung des

Marktes kommt der Industrie zu Nutzen, da sie nun ein

neues gesundes Produkt anbieten kann. Die zusätzli-

chen Kosten bei der Produktion und Verarbeitung, wel-

che sich durch die Trennung der Produktionsketten

ergeben, können durch einen höheren Preis kompen-

siert werden. Von der Übernahme der neuen Sorte ist

der ganze Landwirtschaftsbetrieb betroffen. Der Produ-

zent muss gewisse Massnahmen im Auge behalten. Der

HOLL-Raps muss vom konventionellen Raps bei allen

Produktionsschritten von der Saat (Vermeiden von Saat-

gutvermischungen) bis zur Ernte (vorgängiges Reinigen

des Mähdreschers) getrennt bleiben. Falls bei einem der

Produktionsschritte der Kultur ein Fehler gemacht wird,

erzielt das Endprodukt nicht die erwünschte Qualität.

Der anfänglich anvisierte Mehrwert wird so nicht reali-

siert. Durch das Einsteigen auf HOLL-Raps werden somit

die gesamten Betriebsabläufe verändert.

Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

sind bisher in der Schweiz nicht gemessen worden, aber

man erwartet eine deutliche Verringerung des Konsums

an Trans-Fettsäuren. In Bezug auf die wirtschaftlichen

Auswirkungen konnten Resultate sowohl bei den Finan-

zen (Kosten/Nutzen-Verhältnis, erzielte Margen), wie

auch bei der Produktion (kultivierte Flächen, erzeugte

Tonnen) und dem Konsum (Menge an konsumierten

Trans-Fettsäuren) erarbeitet werden. Die Kosten/Nutzen-

Analyse zeigt, das HOLL-Raps einen Geldfluss generiert

hat, der 45 mal so gross ist wie die Kosten für die For-

schung und Entwicklung, wobei die Kosten für die Schaf-

fung der HOLL-Raps-Sorten nicht eingerechnet ist (Pellet

2011). HOLL-Raps hat der Produktionsschiene Raps defi-

Page 34: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

110 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

Pflanzenbau | Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Die Innovationen in der Pflanzenproduktion können

anhand von etwa zehn Kriterien umschrieben werden.

Diese Kriterien beschreiben die inneren grundlegen-

den Merkmale der Innovation sowie den Prozess, der

den Schritt von der Idee zur Innovation ermöglicht

hat. Ebenso werden die Wirkungen und Auswirkun-

gen beschrieben.

•• Die Zuweisung eines Wertes (Modalität) zu jedem der

Kriterien erfordert gute Kenntnisse des Produktes, der

Dienstleistung oder der zu beschreibenden Methode.

Ebenso muss das Produkt von seiner Erzeugung bis zu

seiner Verwendung durch die verschiedenen Akteure

verfolgt werden.

•• Die Verfolgung der Wirkungen und Auswirkungen

einer Innovation ist zwingend nötig, um den Erfolg

oder Misserfolg einer Forschungs- oder Entwicklungs-

arbeit zu beurteilen. Dies erfordert zahlreiche

Informationen, von denen gewisse schwierig zu

erhalten sind, besonders wenn die Nutzniesser

ungenügend bekannt sind.

•• Das vorgeschlagene Instrument könnte eingesetzt

werden, um eine Gesamtsicht aller Innovationen, die

durch die Forschung entwickelt wurden, zu erhalten.

Man kann damit auch Massnahmen erarbeiten,

welche den Adoptionsrat und im weiteren die

Effizienz der Forschung erhöhen. n

Das Arbeitsinstrument zur Charakterisierung kann ver-

wendet werden, um eine aggregierte Gesamtsicht der

Innovationen zu erhalten. Das Instrument ist für jede/n

Entwicklende/n oder jede/n Forschende/n nützlich, der

oder die an neuen Produkten arbeitet. Ebenso nützlich

ist es für Projekt-Portfolio Manager, denen es hilft, die

Auswirkungen der Innovationen im Laufe der Entwick-

lung anschaulich zu machen und sie gar vorauszusagen.

Wird das Charakterisierungsinstrument bei einer Liste

von Innovationen angewendet, können Vergleiche

angestellt und die hauptsächlichen Faktoren für Erfolg

oder Misserfolg leichter erkannt werden. Es kann nützli-

che Informationen liefern, um Begleitmassnahmen zu

erarbeiten, welche den Erfolg der durch die Forschung

entwickelten Innovationen erhöht. Dieser Erfolg hängt

allerdings auch von Faktoren ab, welche die Forschung

nicht beherrscht. So spielen die Rahmenbedingungen,

die beispielsweise durch die neue Agrarpolitik 2014 – 2017

gesetzt werden, eine entscheidende Rolle für die Adop-

tion der Innovationen. Andererseits sei auch angefügt,

dass die Innovationen, die sich auf lokale und traditio-

nelle Techniken und Wissen abstützen im allgemeinen

mehr Erfolg haben als Innovationen, die radikal sind und

gewohnte Arbeitsprozesse völlig umkehren.

Page 35: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

111Agrarforschung Schweiz 5 (3): 104–111, 2014

▪ Den Ban A. W., 1984. Les courants de pensée en matière de théorie de la diffusion des innovations. Économie rurale 159, 31–36.

▪ Gotteland D. & Haon C., 2004. Développer un nouveau produit. Métho-des et outils. PearsonEducation. Zugang: http://books.google.fr/books?-id=ufDMAjbtUdkC&printsec=frontcover&hl=fr#v=onepage&q=innovation%20incr%C3%A9mentale&f=false [24.09.2013].

▪ Kaine G, Hill M. & Rowbottom B., 2008. Types of agricultural innovations and the design of extension programs. Working paper September 2008. Zugang: http://www.dpi.vic.gov.au/agriculture/about-agriculture/publi-cations-resources/horticulture/types-of-agricultural-innovations-and-the [05.08.2013].

▪ Pellet D., 2011. Impact économique et financier du projet CTI 7101.1 (2004-2008) «Production de colza à faible teneur en acide gras alpha- linolénique». Rapport final complémentaire, 14 p.

Literatur ▪ Afuah A. & Bahram N., 1995. The hypercube of innovation. Research policy 24 (1), 51–76.

▪ Aouinaït C., 2013. Caractérisation des innovations dans la production végétale suisse. Mémoire de fin d’études, Innovations dans les Systèmes Agroalimentaires du Monde, Montpellier SupAgro. 96 p.

▪ Baux A. & Pellet D., 2010. Production de colza à faible teneur en omega-3 en Suisse: Une innovation pour un nouveau segment de marché. Poster présenté à l’Assemblée annuelle de la société suisse d’agronomie.

▪ Belz L., 2010. Note de lecture. Henderson H., Clark K., 1990. Architectu-ral innovation: The reconfiguration of existing product technologies and the failure of established firms. Administrative Science Quaterly, 1–8.

▪ BLW, 2012. Agrarpolitik 2014–2017, 1–4. Zugang: http://www.blw. admin.ch/themen/00005/00044/01178/index.html?lang=de [05.08.2013].

▪ Crole-Rees A., 2010. Innovation. Atelier Innovation du 8 juin 2010, Berne.

Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps | Pflanzenbau

Ria

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Sum

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Innovation mapping in plant production: the

case of HOLL rapeseed

The Swiss plant production sector aims at

maintaining its competitiveness, even in a

liberalized economy. The research program

ProfiCrops takes a look into innovations

generated for the plant production sector.

Innovations are a requisite for maintaining the

competitiveness of the agricultural sector.

A tool allowing to map innovations in the

plant production sector has been created

based on a literature review. A dozen criteria

are hence proposed. They describe intrinsic

characteristics of the innovation, the innova-

tion process from the idea to the final product

and the outcomes and impacts on the various

groups of beneficiaries. This tool has been

tested with HOLL rapeseed, a new product to

which Agroscope has directly contributed. The

results highlight some of the advantages and

constraints of this tool and its use. The

evaluation of outcomes and impacts requires a

clear identification of the direct and indirect

beneficiaries and of their behavior. The

proposed tool allows to gain a synthetic

overview of the innovations’ portfolio gener-

ated by research. It could then be used to

formulate recommendations aiming at

enhancing the adoption rate of innovations

and also research efficiency.

Key words: plant production, innovation

mapping, criteria, impact assessment, HOLL

rapeseed.

Caratterizzazione delle innovazioni nella

produzione vegetale: l’esempio della colza

HOLL

In un contesto di liberalizzazione economica,

il settore della produzione vegetale svizzera

cerca di rimanere competitivo. Il programma

di ricerca ProfiCrops è interessato alle

innovazioni sviluppate nella produzione

vegetale, poiché esse diventano un passag-

gio obbligato per mantenere la competitività

del settore agricolo.

Partendo da una ricerca bibliografica, è stato

elaborato uno strumento che permette di

caratterizzare le innovazioni nella produ-

zione vegetale. Sono proposti una decina di

criteri che descrivono le caratteristiche intrin-

seche dell’innovazione, il processo che ha

permesso di passare dall’idea stessa all’inno-

vazione, così come gli effetti e impatti sui

beneficiari. Lo strumento è stato testato su

un nuovo prodotto al cui sviluppo la ricerca

agronomica ha direttamente contribuito: la

colza HOLL. Questa valutazione ha eviden-

ziato i vantaggi di questo strumento e

qualche difficoltà legata all’approccio

proposto. La valutazione degli effetti e degli

impatti richiede la precisa identificazione dei

beneficiari di un’innovazione oltre alla

considerazione del loro comportamento.

Lo strumento proposto potrebbe essere

utilizzato per ottenere una visione sintetica

dell’insieme del portafoglio delle innova-

zioni sviluppate dalla ricerca e, a termine,

servire all’elaborazione di misure in grado di

migliorare il loro tasso d’adozione e, per

esteso, l’efficacia della ricerca stessa.

Page 36: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

112 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 112–117, 2014

lösungen, sondern aus Sicht von Kriterien, die Schlussfol-

gerungen zur Stärkung der zweiten Generation von

Agroscope-Forschungsprogrammen erlauben.

M e t h o d e

Bilanz, Rückblick oder Evaluation eines Forschungspro-

grammes können verschiedene Aspekte abdecken: i) die

Bewertung der Forschung, ii) einen Rechenschaftsbe-

richt über die Effizienz, mit welcher die Ziele erreicht

wurden, iii) eine Dokumentation der Wirksamkeit, mit

der erarbeitete Lösungen und Empfehlungen zur Verfü-

gung gestellt werden und iv) die Absicht, den Einsatz der

Ressourcen, die der Forschung zur Verfügung gestellt

werden, zu optimieren (Guthrie et al. 2013). In der Praxis

sind die Ziele einer Bilanz, eines Rückblicks oder einer

Evaluation eines Forschungsprogrammes oft gemischt.

Das Ziel der in diesem Artikel präsentierten Teilbilanz

besteht darin, rückblickend einige Lehren bezüglich des

Verlaufes des Programmes und dessen Resultaten zu zie-

hen. Für diese Teilbilanz von ProfiCrops wurden fol-

gende Kriterien ausgewählt: Leistungsfähigkeit (Effekti-

vität), Effizienz, Relevanz und Mehrwert. Diese Kriterien

entsprechen jenen, die üblicherweise bei vom General-

sekretariat der Europäischen Union (Secrétariat-Général

CE 2013) in Auftrag gegebenen Evaluationen ange-

wandt werden. Die Leistungsfähigkeit (Effektivität)

stellt die Zielerreichung als Vergleich zwischen erwarte-

ten und erreichten Ziele dar. Die Effizienz stellt den

Bezug her zwischen der Effektivität und den für das Pro-

gramm eingesetzten Mitteln. Bei der Relevanz geht es

um die Frage, inwiefern die Zielsetzungen und die

erreichten Resultate den tatsächlichen Bedürfnissen ent-

sprechen. Der Mehrwert schliesslich soll den zusätzlichen

Wert des Programms im Vergleich zu einem einzelnen

Projekt zum Ausdruck bringen.

Leistungsfähigkeit

Ziel von ProfiCrops war die «Erarbeitung, Bereitstellung,

Bewertung und der Transfer des Wissens, um im weitge-

hend liberalisierten Markt dem Pflanzenbau in der

Schweiz eine Zukunft zu sichern und das Vertrauen der

E i n l e i t u n g

ProfiCrops, NutriScope und AgriMontana gehören

zur ersten Generation von Forschungsprogrammen, wel-

che von Agroscope 2008 lanciert wurden. «Programm-

forschung» unterscheidet sich von «Projektforschung»

dadurch, dass ein gemeinsames übergreifendes For-

schungsziel für mehrere Akteure festgelegt und deren

Tätigkeit zur Erreichung dieses Ziels laufend koordiniert

wird (ACW 2008). Mit der Einführung einer programm-

orientierten Vorgehensweise wollte Agroscope beson-

ders prioritäre und komplexe Problemstellungen bear-

beiten.

Von den Agroscope-Forschenden und ihren Partnern

waren im Rahmen der drei erwähnten Programme kurz-

und mittelfristige Problemlösungen für den Pflanzen-

bau, für in der Schweiz erzeugte Lebensmittel und für

die Berglandwirtschaft zu erarbeiten. Eine zweite Serie

von Forschungsprogrammen wurde 2014 lanciert. Dieser

Artikel präsentiert eine Teilbilanz von ProfiCrops, nicht

basierend auf einer Beurteilung der erzielten Problem-

ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und MehrwertAnna Crole-Rees und Lukas Bertschinger

Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, Agroscope, 8820 Wädenswil, Schweiz

Auskünfte: Anna Crole-Rees, E-Mail: [email protected]

Angeregter Austausch zwischen den Mitgliedern des Forums Profi-Crops und Forschenden während der letzten Forumssitzung.

Serie ProfiCrops

P f l a n z e n b a u

Page 37: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

113Agrarforschung Schweiz 5 (3): 112–117, 2014

ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert | Pflanzenbau

Zusa

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ssu

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ProfiCrops begann wie die beiden andern

Programme von Agroscope (AgriMontana und

NutriScope) im Jahre 2008 und findet seinen

Abschluss im März 2014. Gegen Ende des

Programms wurden verschiedene Abschlussan-

lässe organisiert. Eine Serie von acht Synthese-

artikeln sind seit Juli 2013 in der Zeitschrift

«Agrarforschung Schweiz» publiziert worden.

Dieser letzte Artikel stellt eine Bilanz von

ProfiCrops vor und behandelt bei Projektrück-

blicken übliche Kriterien: Leistungsfähigkeit,

Effizienz, Relevanz und Mehrwert. Ebenso

werden die wichtigsten Lehren aus der

Umsetzung des Forschungsprogramms

ProfiCrops gezogen. Es handelt sich um eine

Teilbilanz mangels präziser Kriterien. Die zu

Beginn des Programms sehr breit angelegten

strategischen Ziele haben die Beurteilung der

Leistungsfähigkeit erschwert. Die Effizienz

der Umsetzung des Programms wurde durch

ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen

Zielen und Ressourcen beeinträchtigt, insbe-

sondere die limitierte, für Programmaktivi-

täten verfügbare Zeit der Forschenden.

Dennoch wurden beachtliche, greifbare

Resultate erzielt: eine Liste mit 300 Problem-

lösungen, interdisziplinäre Arbeiten für die

beteiligten Projekte, eine gestärktes Bewusst-

sein für Interdisziplinarität, ein besseres

Verständnis der Bedeutung von Innovation,

mehrere von ProfiCrops entwickelte Arbeits-

methoden und Leitfäden sowie die Etablie-

rung neuer Partnerschaften. Ohne das

Programm ProfiCrops wäre die Mehrheit dieser

Resultate nicht zustande gekommen.

Konsumenten in die einheimischen Produkte zu stär-

ken.» Um dieses Ziel zu erreichen, brauchte es ein inter-

disziplinäres Vorgehen gemeinsam mit verschiedenen

Partnern (ACW 2008, siehe www.proficrops.ch).

Im Rahmen von ProfiCrops wurde eine Liste von Pro-

blemlösungen erarbeitet. Sie umfasst Lösungen, die ent-

weder in der Entwicklungs- oder Testphase stecken, oder

auch solche, die bereits in der Praxis eingesetzt werden.

Alle diese Lösungsvorschläge basieren auf wissenschaft-

lich Grundlagen. Sie konnten allerdings nicht im Rah-

men einer grossen «Fallstudie» in einer Region der

Schweiz gesamthaft angewandt und überprüft werden,

wie das zum Zeitpunkt der Lancierung des Programms

beabsichtigt war. Die Liste der Problemlösungen wurde

pragmatisch erarbeitet auf der Grundlage der publizier-

ten Medienmitteilung von Agroscope mit Bezug zum

Thema von ProfiCrops, ergänzt durch die Resultate von

Workshops und Erfolgsgeschichten, die während des

Programmverlaufes erarbeitet wurden. Diese Vorge-

hensweise wurde hauptsächlich aus Ressourcengründen

ausgewählt. Auf Grund dieses Vorgehens kann die erar-

beitete Liste der Problemlösungen nicht als vollumfäng-

lich repräsentativ für alle Arbeiten der verschiedenen

Forschungsbereiche und -gruppen bezeichnet werden.Die Liste enthält gegenwärtig mehr als 300 konkrete

Lösungen – mehrheitlich Lösungen für die Praxis, aber

auch Lösungen für die Forschung. Die Lösungen wurden

auf die vier Modulthemen von ProfiCrops verteilt (Effizi-

enz, Innovation, Differenzierung und Rahmenbedin-

gungen).

Die Problemlösungsliste zeigt (Abb. 1), dass ein gros-

ser Anteil der Arbeiten (50 %) die Verbesserung der Pro-

duktionseffizienz betreffen. Geringere Anteile betreffen

die Produktedifferenzierung und die Optimierung der

Rahmenbedingungen (19 % beziehungsweise 15 %).

Die Liste enthält auch Lösungen, welche sich noch in Ent-

wicklung und/oder Prüfung befinden oder auch bereits im

Praxiseinsatz sind. Eine Aussage zur Wirkung der angebo-

tenen Problemlösungen auf die Konkurrenzfähigkeit des

Schweizer Pflanzenbaus kann nicht direkt aus der Liste

abgeleitet werden. Eine derartige Untersuchung war vom

Programm nicht vorgesehen worden.

Der Programmbeschrieb ProfiCrops (ACW 2008)

enthielt keine präzisen Angaben zu den erwarteten

Resultaten und auch nicht betreffend die genaueren

Erwartungen hinsichtlich der Umsetzung eines interdiszi-

plinären Forschungsansatzes, der Partnerschaften und der

Kommunikation.

Der Begriff Interdisziplinarität ist im Laufe des Pro-

grammes genauer definiert und genutzt worden (Crole-

Rees 2012). Bei der Wahl der Koordinatorinnen und

50%

19%

15%

16%

Solutions par thème (%)

Effizienz

Differenzierung

Rahmenbedingungen

Innovation

Abb. 1 | Verteilung der Problemlösungen (n=308) für den Pflanzen-bau auf die vier Hauptthemen (Module) von ProfiCrops (%).

Page 38: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

114 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 112–117, 2014

Pflanzenbau | ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert

Effizienz

Die Effizienz stellt einen Bezug her zwischen der Leis-

tungsfähigkeit (Produktivität) und den für das Pro-

gramm eingesetzten Mitteln. Es geht also darum, die zur

Verfügung gestellten Mittel ins Verhältnis zu den vom

Programm erwarteten Resultaten und auch das Engage-

ment der Forschenden in Bezug zu den erzielten Resul-

taten zu setzen.

Die Bearbeitung einiger Themen, die im ursprüngli-

chen Programmbeschrieb erwähnt wurden (ACW 2008),

erforderten Fachwissen, das bei Agroscope wenig oder

gar nicht vorhanden war. Insbesondere betraf dies wirt-

schaftliche Aspekte sowie Marktanalysen und die Unter-

suchung von Wertschöpfungsketten. Die Suche nach

Partnern und Drittmitteln zum Einbezug dieser bei

Agroscope noch kaum verfügbaren Kompetenzen hat

die Grenzen der dafür verfügbaren Zeit, Ressourcen und

Glaubwürdigkeit aufgezeigt. Das Programm konnte

darum nicht alle zusätzlich erwünschten Fachkompeten-

zen zur Erfüllung der angestrebten Ziele verfügbar

machen. Immerhin konnte es aber zusätzliche finanzi-

elle Mittel akquirieren vom Bundesamt für Umwelt

(BAFU) für das assoziierte Projekt Win4 und vom Schwei-

zerische Nationalfonds für das assoziierte Projekt food

urbanism initiativ (FUI) im Rahmen des nationalen For-

schungsprogrammes 69 (NFP 69).

Die administrativen Abläufe für ProfiCrops wurden

so einfach wie möglich gehalten, um den Forschenden

den Zugang zum Programm nicht zu erschweren. Es

wurde keine zusätzliche Prozedur für das Reporting eta-

bliert.

Die Programmteilnahme der Forschenden war sehr

unterschiedlich. Sie wurde durch verschiedene Faktoren

vorerst negativ beeinflusst. In der ersten Programm-

phase war desvor allem die Tatsache, dass das Programm

eingeführt wurde, gerade nachdem die Forschenden die

neuen Projekte des Arbeitsprogrammes formuliert hat-

Koordinatoren für die »Module» und «Integrierten Pro-

jekte» (Organisationseinheiten von ProfiCrops) wurde

der Interdisziplinarität besonders Rechnung getragen.

An den Workshops und Tagungen von ProfiCrops waren

immer verschiedene Disziplinen der Natur- und Sozial-

wissenschaften vertreten und meistens auch Expertinnen

und Experten des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW),

von Agridea, der ETH-Zürich, der Hochschule für Agrar-,

Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) und ande-

rer Institute. Die Suche und Einbindung von Partner-

schaften innerhalb und ausserhalb von Agroscope hat

zur Beteiligung wichtiger externer Institutionen an den

ProfiCrops-Arbeiten geführt, wie es beispielsweise die

Liste von Autorinnen und Autoren der ProfiCrops-Arti-

kelserie in dieser Zeitschrift zeigt. Einzelne Partnerschaf-

ten wurden formalisiert, beispielsweise wie im Falle des

Integrierten Projektes (Kompetenzzentraum) «Feuer-

brand» mit zweimal jährlich abgehaltenen Koordinati-

onssitzungen von Agroscope, ETH-Zürich und dem Insti-

tut für Biologischen Landbau (FIBL).

Auch für Agroscope konnten neue Partnerschaften

aufgebaut werden, zum Beispiel mit dem Unternehmens-

und Managementinstitut der Hochschule für Ingenieur-

wissenschaften in der Westschweiz (HES-SO Wallis in

Sierre und Sion) und mit der internationalen Hochschule

für Agrarwissenschaften (SupAgro) in Montpellier.

Die Kommunikation von ProfiCrops wurde durch ver-

schiedene Hilfsmittel unterstützt: eine zweimal jährlich

erscheinender Newsletter der drei Agroscope For-

schungsprogramme, eine ProfiCrops-Internetseite, das

ProfiCrops-Logo auf Postern und Dokumenten mit

Bezug zum Programm, Veröffentlichungen, Anlässe,

usw. Die Abbildung 2 zeigt, dass die Rubrik «Aktuelles»

auf der ProfiCrops-Internetseite von nahezu 50 Besucher

pro Tag konsultiert wurde im Zeitraum November 2011

bis 2013, oder ungefähr 1300 Besucherinnen und Besu-

cher im Mittel pro Monat.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Nov11

Jan 12

Mrz 12

Mai 12

Jul 12

Sep 12

Nov 12

Jan 13

Mrz 13

Mai 13

Jul 13

Sep 13

Nov 13

Abb. 2 | Anzahl Besucher der Internetseite «Aktuell» von ProfiCrops (mittlere Anzahl Tages-Hits / Monat), November 2011–13.

Page 39: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

115Agrarforschung Schweiz 5 (3): 112–117, 2014

ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert | Pflanzenbau

ten, welches vom ordentlichen Budget von Agroscope

finanziert wird (Arbeitsprogramm 2008−2011 der For-

schungsanstalten). Die Arbeitstage der Forschenden

waren somit bereits verplant. Die Teilnahme an Profi-

Crops erforderte daher entweder Überstunden oder

eine Reduktion der für das Arbeitsprogramm 2008−2011

vorgesehenen Arbeiten. Dazu kam, dass die Zuordnung

der Projekte und deren Resultate zu ProfiCrops oder

zum ordentlichen Arbeitsprogramm von Agroscope

nicht zweifelsfrei war, was für die Teilnahme der For-

schenden und für die Kommunikation als limitierend

empfunden wurde. Ein weiterer limitierender Faktor für

die Motivation der Forschenden war möglicherweise die

sehr breite Thematik der übergreifenden Arbeitsthemen,

der Module. Es ist allerdings auch anzumerken, dass

allzu spezifisch ausformulierte Themen die Motivation

der Forschenden auch negativ beeinflussen können, wie

sich dies bei gewissen europäischen Projekten gezeigt

hatte (Guthrie et al. 2013). Es ist allgemein anerkannt,

dass die Grundmotivation der wissenschaftlichen For-

schung die Neugier und der zu erwartende Nutzen sind.

Diese beiden Voraussetzungen waren bei den Forschen-

den aus den oben genannten Gründen nicht immer

gegeben.

Die drei Agroscope-Forschungsanstalten hatten

unterschiedliche Strategien gewählt für die Umsetzung

der drei Forschungsprogramme, für die sie je verant-

wortlich waren. Diese Unterschiede haben auch zu

unterschiedlichen Partizipationsgraden bei den For-

schenden der drei Forschungsanstalten geführt, was die

forschungsanstaltsübergreifende Koordination der Pro-

gramme erschwerte (Crole-Rees und Bertschinger 2013).

Diese Motivationsprobleme und eine gewisse Unzufrie-

denheit wurden erkannt im Rahmen einer Umfrage, die

zur Halbzeit der Forschungsprogramme durchgeführt

wurde. Darum wurden die Modulziele Ende 2010 neu

formuliert, was zu einer erhöhten Motivation der For-

schenden führte.

Relevanz

Das Thema Konkurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus ist

wichtig und wird es auch in Zukunft – nach ProfiCrops –

bleiben. Die von ProfiCrops seit 2008 geweckten Erwar-

tungen zeigen das. Die vier Modulthemen sind relevant

und werden es bleiben. Das Bundesamt für Landwirt-

schaft (BLW) beispielsweise stützt sich auf die Begriffe

Qualität und Effizienz bei der Erarbeitung der Agrarpo-

litik (BLW 2012).

Der Arbeitsansatz «Forschungsprogramm» bleibt

relevant, um die komplexe Problematik der Konkurrenz-

fähigkeit zu bearbeiten. Die Konkurrenzfähigkeit hängt

von technischen, sozialen, wirtschaftlichen und juristi-

ProfiCrops

Das Forschungsprogramm Proficrops (www.

proficrops.ch) von Agroscope will dazu beitra-

gen, dass die Pflanzenproduktion in der

Schweiz in einem immer weiter liberalisierten

Umfeld konkurrenzfähig bleibt und das Ver-

trauen der Konsumentinnen und der Konsu-

menten in die Schweizer Produkte gestärkt

wird.

Die zu Beginn des Programmes aufgestellten

Hypothesen gingen davon aus, dass die Effizi-

enz der Produktion verbessert werden muss,

dass die Innovation und der Mehrwert erhöht

werden sollten, dass das Vertrauen der Konsu-

menten gestärkt und die Rahmenbedingungen

angepasst werden müssen. Diese vier Aussa-

gen wurden interdisziplinär in Form von Modu-

len erforscht, nämlich in den Modulen Effizienz,

Innovation, Konsumenten und Rahmenbedin-

gungen. Weitere damit verbundene Projekte

betrafen den Feuerbrand, ProfiVar, ProfiGemü-

se CH, die Zusammenarbeit in der Fruchtfolge-

planung, ProfiViti, WIN4 und FUI. Mit der Serie

von Artikeln «ProfiCrops», die dieses Jahr in der

Zeitschrift Agrarforschung Schweiz publiziert

wurden, konnte eine Auswahl von Resultaten

und Lösungen verbreitet werden, welche der

Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der schwei-

zerischen Pflanzenproduktion dienen. Es han-

delt sich um beispielhafte Resultate und Lösun-

gen. Ein zusammenfassender Bericht wird An-

fang 2014 verfügbar werden.

Der Artikel «Proficrops: Auf den Punkt ge-

bracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehr-

wert» benützt Standardkriterien, um dieses

Forschungsprogramm zu evaluieren. Der Arti-

kel präsentiert die Lehren, die aus diesen ersten

Erfahrungen mit Programmforschung bei Agro-

scope gezogen wurden.

Page 40: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

116 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 112–117, 2014

Pflanzenbau | ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die Betrachtung verschiedener Aspekte einer Bilanzie-

rung erlaubte es, nützliche Informationen über den Ver-

lauf von ProfiCrops und seine Resultate zu erhalten, Leh-

ren zu ziehen und Empfehlungen für zukünftige

Forschungsprogramme zu formulieren.

Die Analyse der zusammengestellten Liste von über

300 entwickelten Problemlösungen zur Förderung der

Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Pflanzenbaus

erlaubte einen Einblick in die Leistungsfähigkeit (Pro-

duktivität) von ProfiCrops. Diese Problemlösungen

wurden gruppiert gemäss ihrer erwarteten Wirkung

auf die Verbesserung der Effizienz der Pflanzenproduk-

tion oder den Mehrwert in Folge Produktedifferenzie-

rung oder auf die Optimierung der Rahmenbedingun-

gen der Pflanzenproduktion. Eine detaillierte Analyse

der Kriterien der Leistungsfähigkeit von ProfiCrops, sei-

ner Effizienz und seiner Relevanz war nicht möglich

wegen der breiten strategischen Ziele ohne klare Vor-

stellung der Programmumsetzung und wegen des Feh-

lens von klar definierten Erfolgsindikatoren beim Pro-

grammstart. Klar definierte, fokussierte Ziele sind

darum zum Zeitpunkt der Lancierung eines Forschungs-

programmes wichtig.

Es hat sich zudem gezeigt, dass die verfügbaren Mit-

tel, insbesondere die von den Forschenden zur Verfü-

gung gestellte Zeit, zum Programmbeginn festgelegt

und mit den Themen und den festgelegten Zielen abge-

stimmt sein müssen. Diese Erfahrung wurde bei der Erar-

beitung der neuen Forschungsprogramme von Agro-

scope berücksichtigt. ProfiCrops hat zudem gezeigt, dass

die Anwendung des interdisziplinären Forschungsansat-

zes nützlich ist, aber mit einem beträchtlichen Aufwand

an Zeit und Fachwissen begleitet werden muss.

Für die Zukunft des Schweizer Pflanzenbaus ist die

Stärkung seiner Konkurrenzkraft entscheidend. Im For-

schungskonzept 2014 – 17 von Agroscope ist die Wettbe-

werbsfähigkeit ein thematischer Schwerpunkt. Demzu-

folge dürfte sie verstärkte Bedeutung haben im

künftigen Forschungsportfolio. Die von ProfiCrops ent-

wickelte Methode zur Charakterisierung von Problemlö-

sungen und Innovationen (Aouinaït et al. 2014) könnte

diese Neuausrichtung unterstützen. n

schen Faktoren ab. Die Analyse und die Erforschung von

Lösungsansätzen zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit

erfordern daher einen multidisziplinären und program-

matischen Ansatz.

Mehrwert

ProfiCrops hat die Resultat der Agroscope-Forschung

und seiner Partner bewertet und in Form einer Liste von

Problemlösungen dargestellt. Einige dieser Problemlö-

sungen sind speziell im Rahmen des Programms entwi-

ckelt worden. Dazu gehören unter anderen: eine

Methode zur Charakterisierung von Problemlösungen

und Innovationen für den Pflanzenbau (Aouinaït et al.

2014), eine Methode zur Identifizierung von sogenann-

ten beitragenden Flächen (Flächen, welche überpropor-

tional zum Stoffverlust einer Parzelle beitragen; Daniel

et al. 2014), eine Typologie zur Produktedifferenzierung

(Crole-Rees et al. 2013), ein Leitfaden zum Aufbau von

Gewächshäusern auf Dächern in städtischen Zonen (Joly

und Praz 2013), eine Datenbank mit Informationen zu Getreidesorten (ProfiVar 2012) und ein Leitfaden für eine

erfolgreiche überbetriebliche Zusammenarbeit (Keiser et

al. 2011). Das integrierte Projekt Feuerbrand kommuni-

ziert seine auf Grund einer verstärkten Koordination der

betroffenen Projekte in der Schweiz entstandenen Resul-

tate auf der Internetseite www.feuerbrand.ch. Diese

Resultate und Problemlösungen gäbe es ohne das Pro-

gramm ProfiCrops nicht und entsprechen darum einem

echten Mehrwert.

Die Durchführung des Programms und insbeson-

dere sein interdisziplinärer Ansatz haben bei Agro-

scope zu Synergien zwischen den Projekten der Arbeits-

programme 2008–2011 und 2012–2013 und zur

Förderung neuer Kontakte und Partnerschaften beige-

tragen. Schliesslich konnten neue und wesentliche

Ansätze für die Entwicklung der Pflanzenproduktion

eingeführt worden, wie etwa die Produktedifferenzie-

rung und das Konzept der Innovation. Diese Ansätze

sind von mehreren Forschenden in ihre Arbeiten integ-

riert worden.

ProfiCrops hat auch zur Ausbildung der nächsten

Generation von Forschenden beigetragen. In den ver-

gangenen zwei Jahren wurden vier Praktikantinnen und

Praktikanten mit Diplom und zwei Masterarbeiten

zu  Themen wie Innovation, Produktedifferenzierung,

urbane Landwirtschaft und Nachhaltigkeit «Win4»

begleitet. Eine der Masterstudentinnen wird ihr Arbeits-

thema, die Innovation, im Rahmen einer Doktorarbeit

bei Agroscope weiterführen. In Ausbildung stehende

Personen haben zur Erarbeitung von Methoden und

Kenntnissen wesentlich beigetragen und so auch zum

Mehrwert von ProfiCrops.

Page 41: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

117Agrarforschung Schweiz 5 (3): 112–117, 2014

ProfiCrops: Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert | Pflanzenbau

▪ Crole-Rees A., Spörri M., Rösti J. & Brugger Ch., 2013. Produkte-Diffe-renzierung für noch mehr Konsumentenvertrauen in Schweizer Produkte. Agrarforschung Schweiz 4 (9), 402–405.

▪ Daniel O., Crole-Rees A., Bühler L., Geiger F., Gujer H.-U. & Bertschinger L., 2014 Win4 in der Landwirtschaft: Verbesserungen in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie. Agrarforschung Schweiz 5 (2), 64–67.

▪ Guthrie S., Wamae W., Diepeveen S., Wooding S. & Grant J., 2013. Measuring research: A guide to research evaluation frameworks and tools. RAND Europe. Juillet 2013. Zugang: http://www.rand.org/pubs/monographs/MG1217.html [22.11.2013].

▪ Keiser A., Durgiai B., Steingruber E., Bregy M., Fischer R., Vonlanthen I., Lips M., Mouron P., Crole-Rees A., Bezençon M. & Pavillard N., 2011. Von der Idee zur erfolgreichen Umsetzung – dank guter Planung. Merkblatt in der UFA Revue. 12–11. 6 p.

▪ ProfiVar, 2012. Compte-rendu de séance. Séance interne de projet. Agroscope. 16.1.2012.

Literatur ▪ Aouinaït C., Jeangros B., Nassar V. & Crole-Rees A., 2014, Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps. Agrarforschung Schweiz 5 (3), 104–111.

▪ Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 2008. ProfiCrops: Neue Wege für einen zukunftsfähigen Pflanzenbau in der Schweiz unter liberalisierten Marktbedingungen. Programmbeschrieb, Forschungsanstalt Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil. 15 p.

▪ BLW, Agroscope. 2013. Jahresbericht 2012. Bern. ▪ BLW, 2012. Message concernant l’évolution future de la politique agri-cole dans les années 2014 à 2017 (Politique agricole 2014–2017). 1.2.2012. Zugang: http://www.blw.admin.ch/themen/00005/ 00044/01178/01591/index.html?lang=fr [7.1.2014]

▪ Secrétariat-Général EC, 2013. Public consultation on Commission Guide-lines for Evaluation. Draft. Novembre 2013. Zugang: http://ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/evaluation/docs/20131111_guidelines_pc_part_i_ii_clean.pdf.

▪ Crole-Rees A. & Bertschinger L., 2013. Interdisciplinarity: lessons learnt from ProfiCrops. Poster présenté lors de la Swiss Inter- and Transdiscipli-nary Day 2013, Berne, 22 octobre 2013.

Ria

ssu

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Sum

mar

y

ProfiCrops: the status of efficiency, effectiveness

and added-value

As with the other two research programmes Agro-

scope (AgriMontana and NutriScope), ProfiCrops

began in 2008 and will end in March 2014. To bring

the programme to a close, several events were

organised and a series of articles were published in

Recherche Agronomique Suisse from July 2013

onwards. This last article presents an assessment of

ProfiCrops, based on standard project review criteria:

efficiency, effectiveness, relevance and added-value.

Important lessons-learnt are drawn from the imple-

mentation of the research programme. It is, however,

a partial assessment, due to the lack of sufficient

data. The scope of the strategic objectives formu-

lated at the beginning of the programme made the

evaluation more complex than anticipated. Efficiency

has been impacted by the mismatch between

objectives and resources. A notable example of this is

the availability of scientists’ time and its allocation

across specific programme activities. However,

several tangible results were obtained, such as: a list

of more than 300 solutions, interdisciplinary

exchanges in favour of project participants and the

programme, a reinforced state of mind towards

interdisciplinarity, an improved understanding of the

meaning of innovation for Agroscope and the

creation of new partnerships. Most of these results

would not have been produced without the pro-

gramme.

Key words: programme research, review, efficiency,

effectiveness, added value.

ProfiCrops: il punto sull’efficienza, l’efficacia e

il valore aggiunto

ProfiCrops, come gli altri due programmi di

ricerca Agroscope (AgriMontana e NutriScope)

ha iniziato nel 2008 e terminerà nel marzo 2014.

In dirittura d’arrivo sono stati organizzati diversi

avvenimenti e da luglio 2013 una serie di otto

articoli di sintesi sono stati pubblicati su la

Recherche Agronomique Suisse. Quest’ultimo

articolo presenta un bilancio di ProfiCrops,

secondo i consueti criteri durante le revisioni di

progetti: efficienza, efficacia, pertinenza e

valore aggiunto, come pure le lezioni importanti

tratte dall’attuazione del programma di ricerca

stesso. Tuttavia, si tratta di un bilancio parziale,

dovuto alla mancanza di dati. L’ampiezza degli

obiettivi strategici all’inizio del programma ha

complicato la valutazione dell’efficacia. L’effi-

cienza della sua realizzazione è stata fortemente

influenzata dall’inadeguatezza degli obiettivi e

delle risorse come, in particolare, il tempo a

disposizione per gli scienziati e l’assegnazione

alle attività specifiche del programma. Si sono

comunque ottenuti dei risultati tangibili, come

una lista di oltre 300 soluzioni, degli scambi

interdisciplinari in favore dei progetti parteci-

panti, uno stato di spirito rafforzata di fronte

all’interdisciplinarietà, una migliore compren-

sione di ciò che significa l’innovazione all’in-

terno di Agroscope e nuovi partenariati. Senza

l’esistenza del programma non si sarebbe

ottenuto la maggior parte di questi risultati.

Page 42: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

118 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 118–121, 2014

wertvoll und wäre fruchtfolgetechnisch attraktiv. Hirse

überträgt keine Fusskrankheiten, was besonders bei

getreidelastigen Fruchtfolgen von Vorteil ist (Abb. 1). Als

C4-Pflanze ist die Rispenhirse auch in der Lage, mit wenig

Wasser auszukommen, und besitzt das Potenzial, bestens

an die vorausgesagten häufiger auftretenden trockenen

und heissen Sommer angepasst zu sein (Fuhrer und Jas-

per 2009). Aufgrund der kurzen Vegetationsdauer von

rund 100 Tagen kann beispielsweise auch nach einem

Kunstwiesenschnitt im Frühjahr Hirse noch ausgesät wer-

den und problemlos abreifen. Hirse eignet sich sowohl

für die menschliche Ernährung als auch zu Futterzwe-

cken (Humphrys 2005). Sie ist ernährungsphysiologisch

attraktiv, da sie reich an Mineralstoffen ist, einen hohen

Gehalt an Kieselsäure hat und kein Gluten enthält. Hirse

kann somit ein interessantes Getreide für Personen sein,

die an Zöliakie leiden. Als Futter eignen sich sowohl die

Körner als auch das Stroh. Die Körner haben ähnliche

Energie- und Proteingehalte wie Gerste.

Nach der Abklärung der Sortenfrage in vorgängigen

Versuchen wurden in einer nachfolgenden Phase anbau-

technische Themen bearbeitet. Nachfolgend werden

Ergebnisse zur Wirkung der Stickstoffdüngung auf den

Kornertrag sowie die Gehalte im Korn und Stroh präsen-

tiert.

Versuchsanlage

Da Hirse in der Schweiz momentan ausschliesslich unter

Bio-Bedingungen angebaut wird, wurden die Versuche

auf zertifizierten Knospe-Betrieben in Dietikon (2010),

Sulzbach (2011), Seebach (2012) und Schlieren (2012)

durchgeführt. Die Saatdichte betrug 500 keimfähige Kör-

ner/m² bei einer Parzellengrösse von 25 m2. Die Unkraut-

kontrolle wurde betriebsüblich durchgeführt (meistens

zwei Durchgänge, mit Hackgerät beziehungsweise Strie-

gel, im 3- bis 4- respektive 6- bis 8-Blattstadium).

Die Versuche wurden als zweifaktorielle, randomi-

sierte komplette Blockanlage mit vier Wiederholungen

angelegt. Erster Faktor: zwei russische Sorten Quartett

und Krupnoskoroje, die in der Schweiz seit 2006 durch die

Sativa-Genossenschaft (Rheinau) vermehrt und in der Ver-

tragsproduktion mit der Biofarm-Genossenschaft (Klein-

Rispenhirse ist zu einer interessanten Nischenkultur

im Biolandbau geworden. Doch fundierte Empfehlun-

gen zum Anbau sind selten. In mehrjährigen Versu-

chen unter biologischen Bedingungen wurde die Wir-

kung der Stickstoffdüngung auf den Ertrag und die

Gehalte im Stroh und Korn untersucht. Das wirtschaft-

liche Optimum lag bei einer Düngung mit Biorga-Stick-

stoff bei rund 23 kg Stickstoff pro Hektare. Wird

ein günstigerer Dünger verwendet, so ist eine etwas

höhere N-Menge optimal. Hirsestroh weist im Ver-

gleich zu Sommerweizenstroh rund dreimal so viel

Stickstoff, Phosphor und Magnesium sowie viermal so

viel Kalium auf.

Flurnamen (z.B. Hirslanden) und Bräuche zeugen vom

einstigen Hirseanbau in der Schweiz. Doch leider ist

heute nur noch wenig Erfahrung und Wissen über den

Anbau von Hirse vorhanden. Der Bedarf an Hirse in der

Schweiz wird grösstenteils über den Import gedeckt, und

der schwache Grenzschutz führt zu einem sehr geringen

Inlandanbau. Dabei ist Hirse ernährungsphysiologisch

Wie die Rispenhirse auf Stickstoff reagiert

Samuel Knapp, Rosalie Aebi und Jürg Hiltbrunner

Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8046 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Jürg Hiltbrunner, E-Mail: [email protected]

K u r z b e r i c h t

Abb. 1 | Die Rispenhirse eignet sich sowohl für die menschliche Er-nährung als auch als Tierfutter. Zudem ist ihr Anbau fruchtfolge-technisch attraktiv. (Foto: Rosalie Aebi, Agroscope)

Page 43: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Wie die Rispenhirse auf Stickstoff reagiert | Kurzbericht

119Agrarforschung Schweiz 5 (3): 118–121, 2014

dietwil) empfohlen werden. Zweiter Faktor: Stickstoff-

düngung in fünf Stufen (0, 30, 60, 90 und 120 kg N/ha).

Zur Saat und im 3- bis 4-Blattstadium wurde je die Hälfte

der entsprechenden N-Menge in Form von Biorga-Quick

12 % (Hauert HBG Dünger AG, Grossaffoltern) gedüngt.

Vor der Saat (Mischprobe über die gesamte Versuchs-

fläche) und nach der Ernte (Mischprobe pro Verfahren)

wurde der Nmin-Gehalt in der Tiefe von 0–90 cm

bestimmt. Nebst dem Korn- und Strohertrag und dem

Wassergehalt zum Zeitpunkt der Reife wurde auch der

Nährstoffgehalt (nasschemisch: Stickstoff, Phosphor,

Kalium und Magnesium) untersucht.

Analog zum Vorgehen der Erarbeitung der Grundla-

gen für die Düngung der Ackerkulturen (Richner et al.

2010) wurden für die Ermittlung der Produktionsfunkti-

onen und der ökonomisch optimalen N-Düngung ver-

schiedene Funktionen (Bélanger et al. 2000) berechnet

und anhand visueller und statistischer Beurteilung selek-

tiert. Zur Berechnung des ökonomischen Optimums wur-

den folgende Preise verwendet: 2 CHF/kg N für konven-

tionellen Stickstoffdünger, 8 CHF/kg N für Biorga-Dünger,

170  CHF/dt Hirse (Produzentenpreis Biofarm-Genossen-

schaft, Kleindietwil).

Wirtschaftlichkeit der N-Düngung

Zwischen den verschiedenen Versuchen wurden grosse

Unterschiede festgestellt (P < 0,001). Die durchschnittli-

chen Kornerträge schwankten zwischen 11,0 (Schlieren

2012) und 39,9 dt/ha (Seebach 2012; Tab. 1). Mit Aus-

nahme des Versuchs in Schlieren zeigten alle Versuche

eine mittlere Versuchsqualität (Variationskoeffizient

zwischen 7,3 und 12,3 %). An den Standorten Dietikon

und Schlieren war der Feldaufgang der Hirse suboptimal

und der Unkrautdruck im Vergleich zu den Versuchen in

Sulzbach und Seebach höher. Die Sorte Quartett erzielte

mit 25,9 dt/ha einen höheren Ertrag als die Sorte

Krupnoskoroje mit 23,4 dt/ha (P < 0,001). Beide Sorten

reagierten aber in ähnlicher Weise auf die Stickstoff-

Düngung. Obwohl auf Standortstufe mit der Varianz-

analyse kein signifikanter Düngungseffekte eruiert wer-

den konnte, wurde dieser in der Gesamtauswertung

signifikant (P < 0,05).

Mit den vorliegenden Daten eignet sich die quadrati-

sche Produktionsfunktion am besten, um die Ertragswir-

kung der unterschiedlichen Stickstoff-Düngung zu erklä-

ren (Abb. 2). Lediglich für den Versuch in Sulzbach

konnte keine Produktionsfunktion abgeleitet werden

(Tab. 1). Der Maximalertrag beträgt 25,5 dt/ha bei einer

Düngung von 92,6 kg N/ha. Höhere Stickstoffgaben füh-

ren zu Ertragsdepressionen. Diese Ergebnisse bestätigen

die von Hoffmann-Bahnsen (2003) gemachten Beobach-

tungen in ähnlichen Versuchen in Norddeutschland.

Bei einem Düngerpreis von 2 CHF/kg N liegt die öko-

nomisch optimale N-Düngung mit 75,8 kg N/ha knapp

unter dem Maximum und bei einem Düngerpreis von

8  CHF/kg (Biorga) bei nur noch 25,2 kg N/ha. Dabei

würde dann ein Ertrag von knapp 24 dt/ha erzielt wer-

den. Wird für jeden einzelnen Versuch eine Produktions-

funktion angepasst, unterscheidet sich die optimale

N-Düngung bei 2 CHF/kg trotz der unterschiedlichen

Ertragsniveaus kaum (Tab. 1). Lediglich bei 8 CHF/kg N

unterscheidet sich die ökonomisch optimale N-Düngung

deutlich zwischen den Versuchen.Aus dem Vergleich von Biorga mit dem synthetischen

Stickstoffdünger wird erkennbar, dass der Düngerpreis

einen starken Einfluss auf die ökonomisch optimale

N-Düngung hat. Abbildung 3 zeigt, wie sich bei der gege-

benen Produktionsfunktion Änderungen des Düngerprei-

ses und des Produzentenpreises von Hirse auf die ökono-

misch optimale N-Düngung auswirken. Berechnungen

eines Richtpreises von hofeigenem Dünger (Stallmist,

Vollgülle, Vor- und Zwischenfrucht) sind sehr komplex. In

der Literatur sind Werte zwischen 4 bis 7 CHF/kg N zu fin-

den (Klöble 2009). Dies würde bei der gegebenen Produk-

tionsfunktion eine ökonomisch optimale Düngung von

60 beziehungsweise 35 kg N/ha bedeuten (Abb. 3).

Standort JahrNmin

vor Saat (kg N/ha)

Ø-Ertrag (dt/ha)V.K.1

(%)N (Ertrag)Maximum

N (Ertrag)Optimum

(2 CHF/kg N)

N (Ertrag)Optimum

(8 CHF/kg N)

Dietikon 2010 36,7 18,9 12,3 81,8 (18,4) 63,4 (18,3) 8,1 (16,7)

Sulzbach2 2011 61,8 28,3 12,3

Seebach 2012 148,6 39,9 7,3 85,1 (39,9) 70,5 (39,8) 26,8 (38,5)

Schlieren 2012 80,9 11 56,9 74,8 (12,2) 69,6 (12,2) 54,0 (11,8)

1V.K. = Variationskoeffizient2Für Sulzbach 2011 konnte keine ableitbare Produktionsfunktion angepasst werden. 

Tab. 1 | Übersicht der Rispenhirse-N-Steigerungsversuche (2010–2012): Nmin-Gehalt im Boden (kg N/ha) vor der Saat sowie mittlerer Korner-trag (dt/ha mit 14 % H2O). «N (Ertrag) Maximum» bzw. «N (Ertrag) Optimum» sind die aus den Produktionsfunktionen ermittelten Werte der N-Düngung (kg N/ha) und der dabei erzielte Ertrag in Klammern (dt/ha). Angabe des ökonomischen Optimums bei einem Düngerpreis von 2 bzw. 8 CHF/kg N

Page 44: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Kurzbericht | Wie die Rispenhirse auf Stickstoff reagiert

120 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 118–121, 2014

Stickstoff-Verwertung

Mit Ausnahme des Versuchs in Schlieren (2012) ist ein

Effekt des Vorrats an mineralischem Stickstoff (Nmin) vor

der Saat auf das Ertragsniveau zu erkennen (Tab.  1).

Allerdings ist der Effekt des zusätzlich gedüngten Stick-

stoffs auf den Ertrag von Rispenhirse unabhängig vom

Bodenvorrat vor der Saat, da das Ertragsmaximum bei

fast allen Versuchen bei ca. 80–90 kg N/ha eintrat (Tab. 1).

Inwiefern andere Boden- oder Standorteigenschaften

dafür mitverantwortlich sind, müsste in weiteren Versu-

chen abgeklärt werden. Es kann weder ein Zusammen-

hang zwischen N-Düngung und dem N-Entzug durch

Korn und Stroh (Abb. 4) noch zwischen N-Düngung und

Nmin nach der Ernte (Abb. 5) festgestellt werden. Grund

dafür kann sein, dass der Rest des gedüngten Stickstoffs

noch in den Wurzeln der Hirse festgelegt ist oder aber in

Bodenschichten tiefer als 90 cm verlagert wurde. Insbe-

sondere in den Versuchen in Dietikon und Schlieren

dürfte aber auch gedüngter N durch die Unkräuter auf-

genommen worden sein.

Nährstoffgehalte

In der Gesamtauswertung zeigt sich ein hochsignifikanter

Effekt der Versuchsumwelten auf die Nährstoffgehalte im

Korn und im Stroh. Ein Einfluss der N-Düngung wurde nur

für den Phosphor- und Magnesiumgehalt im Stroh beob-

achtet: Bei steigendem N-Angebot steigen die Gehalte an.

Des Weiteren wurde beobachtet, dass die Sorte die

Gehalte vor allem im Korn mitbeeinflusst (Tab. 2). So weist

die Sorte Quartett etwas höhere Gehalte auf als die Sorte

��

��

����

��

0 20 40 60 80 100 120

20

22

24

26

28

N−Düngung ( kg N / ha )

Ertra

g ( d

t / h

a )

N−Preis2 CHF/kg N 8 CHF/kg N

y=22,5+0,065x−0,00035x²

Abb. 2 | Kornertrag von Rispenhirse als Funktion der N-Düngung. Graue Linie: das Ertragsmaximum, gestrichelte Linien: ökonomisch optimale N-Düngung für die N-Preise 2 CHF/kg N (synthetisch) und 8 CHF/kg N (Biorga), Fehlerbalken entsprechen den Standardfehlern.

0 2 4 6 8 100

2040

6080

100

N−Preis ( CHF/kg N)

Öko

nom

isch

es O

ptim

um (

kg N

/ ha

)

Erlös Hirse (CHF/dt)

130150170190210

Abb. 3 | Ökonomisches N-Düngungsoptimum von Rispenhirse in Abhängigkeit des Düngerpreises und des Produzentenpreises.

Kultur Produkt N (Min., Max.) P (Min., Max.) K (Min., Max.) Mg (Min., Max.)

RispenhirseKorn 16,6 (15,2, 18,4) 2,8 (2,4, 3,2) 2,4 (1,8, 2,7) 1,2 (0,9, 1,4)

Stroh 10,7 (9,3, 11,6) 2,4 (1,3, 3,3) 18,8 (12,6, 25,3) 2,4 (1,8, 2,7)

SommerweizenKorn 20,2 (18,0, 26,0) 3,6 (3,1, 4,4) 3,6 (2,5, 4,2) 1,2 (1,0, 1,4)

Stroh 3,1 (3,0, 7,0) 0,8 (0,4, 1,3) 8,9 (6,6, 11,6) 0,7 (0,3, 0,7)

SommerhaferKorn 16,5 (13,0, 19,0) 3,5 (3,1, 3,9) 4,2 (3,3, 5,0) 1,0 (0,9, 1,3)

Stroh 4,1 (3,0, 7,0) 1,2 (0,9, 1,7) 17,4 (14,9, 19,9) 1,2 (0,6, 0,9)

Tab. 2 | Gehalte (g/kg Frischsubstanz) von Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K) und Magnesium (Mg) im Korn und Stroh von Sommer-weizen und -hafer (Flisch et al. 2009) im Vergleich zu Rispenhirse. Mittelwerte (Minima und Maxima)

Page 45: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Wie die Rispenhirse auf Stickstoff reagiert | Kurzbericht

121Agrarforschung Schweiz 5 (3): 118–121, 2014

anschlagten Düngerpreis und dem Produzentenpreis ab.

Im Biolandbau sollte deshalb eher eine N-Düngung mit

kostengünstigeren Hofdüngern praktiziert werden. Eine

höhere N-Düngung führte in den vorliegenden Versu-

chen nicht zu höheren Nmin-Gehalten nach der Ernte im

Boden, was zu einem gewissen Grunde auch durch das

Vorhandensein von Ackerbegleitarten und deren N-Auf-

nahme zu erklären ist. Die Nährstoffgehalte im Korn und

Stroh sind mehr von den saisonalen und lokalen Bedin-

gungen abhängig als von der N-Düngung. Im Vergleich

mit anderen Sommergetreidearten ist der hohe N-Gehalt

in Hirsestroh für die Düngebilanz zu beachten. n

Krupnoskoroje.Im Vergleich mit zwei anderen Sommer-

getreidearten, die alternativ zu Rispenhirse in der

Fruchtfolge stehen können und bei denen der Verbleib

des Strohs in der Düngerbilanz verrechnet wird, ist vor

allem der hohe Stickstoffgehalt im Hirsestroh bemer-

kenswert (Tab. 2). Ebenso ist der im Vergleich zu Som-

merhafer fast doppelt so hohe Gehalt an Magnesium

auffallend. Es ist allerdings zu beachten, dass der Ertrag

von Sommerweizen und Sommerhafer oft höher ist als

bei Rispenhirse.

S c h l u s s f o l g e r u n g

Die Kornerträge variierten sehr stark zwischen den ein-

zelnen Versuchen, was eine Abhängigkeit der Erträge

von örtlichen und saisonalen Bedingungen zeigt. Die

ökonomisch optimale N-Düngung hängt stark vom ver-

Literatur ▪ Bélanger G., Walsh J.R., Richards J.E., Milburn P.H. & Ziadi N., 2000. Comparison of three statistical models describing potato yield response to nitrogen fertilizer. Agronomy Journal 92 (5), 902–908.

▪ Flisch R., Sinaj S., Charles R. & Richner W., 2009. GRUDAF 2009 – Grund-lagen für die Düngung im Acker- und Futterbau. Agrarforschung Schweiz 16 (2), 1–97.

▪ Hoffmann-Bahnsen R., 2003. Wie viel Stickstoff braucht Rispenhirse (Panicum miliaceum). Untersuchungen zum Stickstoffbedarf und der Dynamik in der Pflanze. Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbau-wissenschaften 15, 304–305.

▪ Fuhrer J. & Jasper K., 2009. Bewässerungsbedürftigkeit in der Schweiz. Schlussbericht der Studie «Bewässerungsbedürftigkeit in der Schweiz (BB-CH)». Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich. 74 S.

▪ Humphrys C., 2005. Anbau von Rispenhirse in der Schweiz: Unkrautbe-kämpfung und Perspektiven einer alten Kulturpflanze. In: Unkrautbe-kämpfung. Neue Technologien, reduzierter Herbizideinsatz und Alterna-tiven, FAL-Tagung, Zürich.

▪ Klöble U., 2009. Bewertungsansätze für interne Leistungen im ökologi-schen Landbau (Workshop). Zugang: http://orgprints.org/14334/ [11.12.2013].

▪ Richner W., Flisch R., Sinaj S. & Charles R., 2010. Ableitung der Stick-stoffdüngungsnormen von Ackerkulturen. Agrarforschung Schweiz 1 (11–12), 410–415.

Dank

Wir danken der Stiftung Hauser (Weggis) und BioSuisse für die finanzielle Unter-stützung.

050

100

150

200

N−Düngung (kg N/ha)

N−

Entz

ug, S

troh

und

Kor

n (k

g N

/ha)

0 30 60 90 120

Abb. 4 | Stickstoffmenge in der oberirdischen Biomasse (Stroh und Korn) von Rispenhirse an vier verschiedenen Standorten bei unter-schiedlichen N-Düngungsniveaus. Legende siehe Abbildung 5.

020

4060

80

N−Düngung (kg N/ha)

Nm

in n

ach

Ernt

e (k

g N

/ha)

0 30 60 90 120

2010 Dietikon2011 Sulzbach2012 Seebach2012 Schlieren

Abb. 5 | Nmin-Gehalt im Boden nach der Ernte von Rispenhirse an vier verschiedenen Standorten in Abhängigkeit der N-Düngung.

Page 46: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

122

P o r t r ä t

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 122, 2014

Aufgewachsen ist Bernard Lehmann mit zwei Brüdern

und einer Schwester auf einem Bauernhof im Kanton

Waadt. Von Kindsbeinen an musste er auf dem Land-

wirtschaftsbetrieb mithelfen: «Ich war der Älteste, da

hiess es früh zupacken.» Kein Wunder, dass er die land-

wirtschaftliche Lehre begann. Ein Lehrjahr absolvierte

er in der Deutschschweiz: auf der Landwirtschaftlichen

Schule Schwand. Dies sollte sein Leben in andere Bah-

nen lenken: «Ich war von der Arbeit der Agronomen

fasziniert. Ich wollte auch solche Versuche durchfüh-

ren.» Der damalige Schuldirektor unterstützte den

Jugendlichen in seinem Vorhaben: Bernard Lehmann

brach die Lehre ab, holte in Lausanne das Gymnasium

und die Matura nach.

Agrarökonomie und Agrarpolitik

Die Landwirtschaft liess ihn aber nicht mehr los: Im

Herbst 1973 zog es Bernard Lehmann nach Zürich, an die

Eidgenössische Technische Hochschule (ETH). Sein Stu-

dium der Agrarökonomie schloss er 1977 ab. Die folgen-

den Jahre waren der Agrarforschung und seiner Disser-

tation gewidmet. Nomen est omen: Das Thema lautete

«Wirkungsanalyse agrarpolitischer Massnahmen».

1984 wechselte Bernard Lehmann zum Schweizeri-

schen Bauernverband (SBV). Zuerst als wissenschaftlicher

Mitarbeiter, zuletzt als stellvertretender Direktor. Er grün-

dete die Gruppe Agrarwirtschaft beim SBV und leitete

dabei verschiedene Untersuchungen: So zum Beispiel Stu-

dien im Zusammenhang mit der Zentralen Auswertung

von Buchhaltungsdaten, die heute von Agroscope durch-

geführt wird; mit seinen Mitarbeitenden entwickelte er

ein Simulationsmodell zur Produktionslenkung.

Zurück zur Forschung

1991 wurde Bernard Lehmann als ordentlicher Professor

für Agrarökonomie an die ETH Zürich berufen. 20 Jahre

leitete der heute 59-Jährige das Institut für Agrarwirt-

schaft und war zuletzt Vorsteher des Departements für

Agrar- und Lebensmittelwissenschaften. Die ersten zehn

Jahre seiner Professur waren «Schweiz-orientiert»: «Wir

führten Studien zur Wettbewerbsfähigkeit des Agrar-

sektors durch. Die Abschaffung der Milchkontingentie-

rung war ein brennendes Thema. Wir erstellten Modell-

rechungen zur Gegenwart wie auch Zukunft der

Landwirtschaft: von Stickstoffüberschüssen bis zu Land-

wirtschaft im Jahr 2050». Die weiteren zehn Jahre waren

stark international fokussiert: Schwerpunkte waren

Afrika, Sri Lanka und die Mongolei. «Forschungsthemen

waren: die Entwicklung im ländlichen Raum, von der

Selbstversorgung zum Markt, Wertschöpfung, Übernut-

zung der Ressourcen.»

Der Kreis schliesst sich

2011 wurde Bernard Lehmann BLW-Direktor. Er trat die

Nachfolge von Manfred Bötsch an. «Die Agrarpolitik

2014 – 2017 war aufgegleist. Das war ein riesiges «Fuder»,

das ich da übernahm. Aber es war spannend. Ich konnte

etwas bewegen. Ich rückte in die Nähe der Entschei-

dungsträger.» Der Anfang war für ihn nicht so einfach.

Zwar kannte er ja die Materie von seiner bisherigen

Arbeit, aber der Blickwinkel war ein anderer. Zugleich

betreute er in einer Übergangsphase auch noch einige

Doktorierende. Umso mehr freut es Bernard Lehmann

nun, dass die AP 14 – 17 ab 2014 umgesetzt werden kann.

«Das war für mich eine gute Lehre. Das Teamwork hier

im BLW und mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann

gefällt mir sehr.» Als Ausgleich zu seiner Arbeit geniesst

Bernard Lehmann seine Freizeit mit seiner Frau und den

drei Kindern. Dazu arbeitet er gerne im Garten, er besitzt

ein kleines Treibhaus: «So geht die Bodenhaftung nicht

verloren…», meint er schmunzelnd.

Karin Bovigny-Ackermann, Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Bernard Lehmann: in der Landwirtschaft verwurzelt

Page 47: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

123

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 123–127, 2014

Eine fundierte Einleitung

In der Einführung werden die phänologischen Stadien

und die systematische Einteilung der Rebe erläutert. Die

Herkünfte für natürliche Reistenzen gegen Pilzkrankhei-

ten werden aufgezeigt, welche die Grundlage für eine

ökologischeren Weinbau darstellen, da eine signifikante

Reduktion des Hilfsstoffeinsatzes mit der Schaffung

resistenter Rebsorten einhergeht. Dies erfordert ver-

tiefte, aktuelle Kenntnisse der Systematik der phytopa-

thologischen Pilze. Am Ende der Einführung folgt ein

wichtiges Kapitel über die Bekämpfung der Pilzkrank-

heiten.

Beschreibung der Krankheiten

Alle Pilzkrankheiten werden mit reich bebildertem Text

auf makroskopischer und mikroskopischer Ebene neu

beleuchtet. Die morphologischen Merkmale der Pilzar-

ten werden von Mykologen in separaten Bild-Text-

Darstellungen eingehend erläutert. Jedes Kapitel ent-

hält eine Liste mit ausgewählten Literaturangaben.

Einfaches Lesen

Alle Kapitel machen Angaben auf zwei verschiedenen

Lesestufen: der Leser kann nach seinem Belieben die

Informationen der ersten Stufe durch detaillierte Texte

ergänzen, die den Zugang zu zahlreichen Originalarbei-

ten von Agroscope und anderen in der Weinbaufor-

schung spezialisierten Instituten ermöglichen. Am Ende

des Buches findet sich ein Fachwörterverzeichnis, eine

Liste der Pilzkrankheiten der Rebe in französischer, latei-

nischer, deutscher, italienischer und englischer Sprache

und ein nach Themen geordneter Index, welcher ein

genaues Suchen ermöglicht.

Das Buch erscheint als französische Ausgabe Mitte

März 2014 und kostet CHF 65.–. Bestellungen sind zu

richten an:

AMTRA, Mme Antoinette Dumartheray

route de Duillier 50

1260 Nyon 1

Tel. 079 659 48 31

[email protected]

www.revuevitiarbohorti.ch

Judith Auer und Eliane Rohrer, Agroscope und AMTRA

1VOLUM

E

OLIVIER VIRETKATIA GINDRO

LA VIGNE

Agro

scope

|Amtra

MALADIESFONGIQUES

N e u e P u b l i k a t i o n e n

Pilzkrankheiten ist der erste Band eines Werkes unter

dem Titel die Rebe. Dieses Werk setzt sich aus vier Bän-

den zu den Themen Pilzkrankheiten, Schädlinge und

Nützlinge, Viren und Phytoplasmen und Physiologie der

Rebe zusammen. Mit der Rebe wird in diesem Werke

eine Pflanze eingehend thematisiert, welche weltweit

zu den bedeutenden Kulturpflanzen zählt. Dieser erste

Band, der nahezu 270 Seiten umfasst, dürfte die Erwar-

tungen von Wissenschaftern, Lehrkräften, Studierenden,

Beratern und weiten Publikumskreisen dank seinem kla-

ren, gut strukturierten und reich bebilderten Aufbau

befriedigen. Die Pilzkrankheiten machen wiederholte

Pflanzenschutzbehandlungen während der ganzen Sai-

son nötig. Damit werden im Rebbau der Umweltschutz,

die Bemühungen zur Reduktion des Hilfsstoffeinsatzes

und die Qualität der Ernte zu sehr wichtigen und stark

beachteten Themen. Dieses Buch versucht auch beson-

ders, auf kritische Fragen Antworten zu geben.

Die Rebe Band 1. Pilzkrankheiten

Page 48: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

124 Agrarforschung Schweiz 5 (3): 123–127, 2014

Aktuell

N e u e P u b l i k a t i o n e n

ALP Aktuell 48

Weidebetonte Milchproduktionssysteme sind wirtschaft-

lich interessant, wenn ein hoher Anteil der Biomasse

auf der Weide genutzt wird. Regelmässige Messungen

der Wuchshöhe und die anschliessende Schätzung des

Futtervorrats pro Parzelle beziehungsweise pro Betrieb

ermöglichen eine Gegenüberstellung von Grasangebot

und Futterbedarf der Milchkühe. Solche Berechnungen

dienen der Entscheidungsfindung bezüglich Anpassung

der Weideflächen, Zufütterung von Rau- und/oder Kraft-

futter, Parzellenreihenfolge usw. Ein Vergleich der

gemessenen Werte mit bestehenden Richtwerten für

optimale Wuchshöhen kann bei der täglichen Weidefüh-

rung ebenfalls behilflich sein. Im vorliegenden Merk-

blatt werden die verschiedenen Methoden zur Bestim-

mung der Wuchshöhe von Weiden und Wiesen

vorgestellt. Obwohl die Messung und der Umgang mit

Wuchshöhen von Weiden im Vordergrund stehen, wer-

den vereinzelt auch Empfehlungen für Kurzrasen- und

Umtriebsweidesysteme angegeben. Auf nachfolgende

Fragen wird eingegangen:

• Wie und womit die Wuchshöhe messen?

• Sind die Wuchshöhen vergleichbar?

• Wozu dienen die Wuchshöhen?

• Wie wird die Grasmasse geschätzt?

Fredy Schori, Agroscope

Die Wuchshöhe von Weiden und Wiesen messenALP aktuell

Die Wuchshöhe von Weidenund Wiesen messenMerkblatt für die Praxis

Nr. 48 | 2013

Autor

Fredy SchoriAgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-HarasTioleyre 4CH-1725 [email protected]

Weidebetonte Milchproduktionssystemesind wirtschaftlich interessant, wenn einhoher Anteil der Biomasse auf der Weidegenutzt wird. Regelmässige Messungender Wuchshöhe und die anschliessendeSchätzung des Futtervorrats pro Parzellebeziehungsweise pro Betrieb ermöglicheneine Gegenüberstellung von Grasangebotund Futterbedarf der Milchkühe. SolcheBerechnungen dienen der Entscheidungs-findung bezüglich Anpassung der Weide-flächen, Zufütterung von Rau- und/oderKraftfutter, Parzellenreihenfolge usw. EinVergleich der gemessenen Werte mitbestehenden Richtwerten für optimaleWuchshöhen kann bei der täglichen Wei-deführung ebenfalls behilflich sein.

Im vorliegenden Merkblatt werden dieverschiedenen Methoden zur Bestimmungder Wuchshöhe von Weiden und Wiesenvorgestellt. Obwohl die Messung und derUmgang mit Wuchshöhen von Weiden imVordergrund stehen, werden vereinzeltauch Empfehlungen für Kurzrasen- undUmtriebsweidesysteme angegeben. Aufnachfolgende Fragen wird eingegangen:

• Wie und womit die Wuchshöhe messen?• Sind die Wuchshöhen vergleichbar?• Wozu dienen die Wuchshöhen?• Wie wird die Grasmasse geschätzt?

Fred

ySc

hori,

Agr

osco

pe

Impressum

Herausgeber:AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-Haraswww.agroscope.ch

Redaktion:Christine Caron-Wickli, Agroscope

Gestaltung:RMG Design, Fribourg

Druck:Tanner Druck AG,Langnau im Emmental

Copyright:Nachdruck, auch auszugsweise,bei Quellenangabe und Zustellungeines Belegexemplars an dieHerausgeberin gestattet.

ISSN 1660-7570

alp actuel 48_all.indd 1 04.11.13 09:32

Page 49: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

125

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 123–127, 2014

Aktuell

Agroscope Transfer Nr. 1

Die Nacherwärmungen beziehungsweise Nachgärungen

stellen in der Praxis eines der häufigsten Probleme bei

der Silagebereitung dar. Davon betroffen sind insbeso

dere die qualitativ guten und energiereic hen Mais- und

angewelkten Grassilagen. Da der Prozess der Nacherwär-

mung nicht immer für das Auge sichtbar auftritt, wird er

häufig übersehen und unterschätzt. Nacherwärmungen

führen zu Energieverlusten, einem verminderten Futter-

verzehr und kosten daher bares Geld. Verantwortlich für

die Nacherwärmungen sind in erster Linie die Hefen, die

sich bei der Entnahme unter Lufteinfluss stark vermehren

und zu den Erwärmungen führen. Dabei begünstigt

einerseits eine ungenügende Verdichtung des Silierguts

das Eindringen der Luft; andererseits spielt die Entnah-

memenge beziehungsweise der tägliche Vorschub eine

entscheidende Rolle.

Das vorliegende Merkblatt orientiert über

• die Entstehung von Nacherwärmungen

• Hauptprobleme: Schlechte Verdichtung und

zu geringe Entnahmemengen

• die Nacherwärmung oder Restwärme

• Massnahmen bei warmen Silagen

• Massnahmen zur Vorbeugung von Nacherwärmungen

• Fazit

Ueli Wyss, Agroscope

TiereAgroscope Transfer | Nr. 1

Nacherwärmungen bei Silagen: Ursachen undVorbeugung

Januar 2014

Autor

Ueli Wyss

Die Nacherwärmungen beziehungsweiseNachgärungen stellen in der Praxis einesder häufigsten Probleme bei der Silagebe-reitung dar. Davon betroffen sind insbe-sondere die qualitativ guten und energie-reichen Mais- und angewelkten Gras-silagen. Da der Prozess der Nacherwär-mung nicht immer für das Auge sichtbarauftritt, wird er häufig übersehen undunterschätzt. Nacherwärmungen führenzu Energieverlusten, einem vermindertenFutterverzehr und kosten daher baresGeld. Verantwortlich für die Nacherwär-mungen sind in erster Linie die Hefen, diesich bei der Entnahme unter Lufteinflussstark vermehren und zu den Erwärmun-gen führen. Dabei begünstigt einerseitseine ungenügende Verdichtung des Silier-guts das Eindringen der Luft; andererseitsspielt die Entnahmemenge beziehungs-weise der tägliche Vorschub eine entschei-dende Rolle.

Das vorliegende Merkblatt orientiert über

• die Entstehung von Nacherwärmungen• Hauptprobleme: Schlechte Verdichtung

und zu geringe Entnahmemengen• die Nacherwärmung oder Restwärme• Massnahmen bei warmen Silagen• Massnahmen zur Vorbeugung von Nach-

erwärmungen• Fazit

Uel

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Nacherwärmungen bei Silagen: Ursachen und Vorbeugung

Page 50: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

126

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 123–127, 2014

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

25.02.2014 NABO goes Cuba: Netz zur Bodenbeobachtung nach Schweizer Vorbild In Kuba gefährden Emissionen von organischen Schad-

stoffen aus Industrie und Verkehr die landwirtschaftlich

genutzten Böden. Jetzt etablieren das kubanische For-

schungszentrum CENSA und Agroscope im Rahmen eines

gemeinsamen Forschungsprojektes ein Beobachtungs-

netz nach dem Vorbild der Nationalen Bodenbeobach-

tung NABO der Schweiz. Mit den Daten soll der Schad-

stoffgehalt der Böden in vorerst zwei Provinzen von

Kuba erstmals systematisch erfasst werden.

20.02.2014 Im Verlauf der Evolution «verloren gegangene» Gene des Weizens wiederfinden Der Weichweizen ist aus der spontanen und aufeinan-

derfolgenden Kreuzung dreier wilder Weizen-Arten her-

vorgegangen. Nachdem man Hartweizen mit einem

Wildgras (Aegilops tauschii) gekreuzt hat, ist vermutlich

genau das geschehen, was vor 10 000 Jahren stattgefun-

den und zur Entstehung von primitivem Weichweizen

geführt haben könnte. Durch diese Kreuzung erhält man

nämlich ein Erbgut, das möglicherweise ursprüngliche

Gene enthält, die im Verlauf der Evolution des Weizens

«verloren gegangen» sind.

18.02.2014 Video «Raufutterqualität für Pferde» – eine Hilfe für Pferdehaltende Die Futterration für Pferde sollte hauptsächlich aus ein-

wandfreiem und strukturreichem Raufutter bestehen.

Pferdehalterinnen und -halter müssen daher die Eigen-

schaften von hochwertigem Raufutter kennen und beur-

teilen können. Das Schweizerische Nationalgestüt von

Agroscope hat zu diesem Thema ein Video erstellt, wel-

ches anschaulich aufzeigt, worauf zu achten ist, um die

Pferde mit gesundem Raufutter zu ernähren. Ab sofort

stellt Agroscope diesen Film den Pferdehaltenden über

soziale Netzwerke zur Verfügung.

17.02.2014 Überträger der goldgelben Vergilbung mitten im Walliser Weinbaugebiet Agroscope-Forschende und kantonale Experten führten

2013 im Wallis eine Überwachungskampagne durch. Das

Ziel: Im Walliser Weinbaugebiet nach der Zikade Scapho-

ideus titanus fahnden. Das Insekt überträgt nämlich die

goldgelbe Vergilbung der Rebe. Und die Fachleute wur-

den fündig: Erstmals konnte man diese Zikade dort

nachweisen.

13.02.2014 Mehrere Resistenz-Gene halten Schadpilze länger in Schach Die Suche nach Krankheitsresistenzen bei Getreide ist

ein wichtiger Forschungsbereich von Agroscope. Die

Forschungsteams, die sich mit Pflanzenpathologie und

molekularen Markern beschäftigen, unterstützen die

Züchtung bei der Entwicklung von Sorten mit natürli-

chen Resistenzen. Der Anbau dieser Sorten benötigt

weniger Pflanzenschutzmittel. Dies fördert eine nach-

haltige Landwirtschaft in der Schweiz und im Ausland.

13.02.2014 Futtermittel: Kennzeichnung zu verbessern Agroscope hat den Auftrag, die in der Schweiz in den

Handel gebrachten Futtermittel für Nutz- und Heimtiere

(Petfood) zu kontrollieren. Damit stellt sie die erste Kon-

trollinstanz entlang der Lebensmittelkette dar. Im ver-

gangenen Jahr wurden 1423 Proben erhoben und analy-

siert. Bei den Futtermitteln für Nutztiere gab es im

Vergleich zum Vorjahr einige Beanstandungen mehr;

beim Petfood hat sich die Situation verbessert.

Page 51: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

127

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 5 (3): 123–127, 2014

V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

Fachvideos von Agroscope

http://www.youtube.com/agroscopevideo

Die Fachvideos von Agroscope vermitteln auf informa-

tive und unterhaltsame Art Aspekte aus Forschung und

Extension von Agroscope für schmackhafte Lebensmittel,

für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft und für eine

gesunde Umwelt.

April 2014

10.04.2014Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung SchweizNationalgestütAvenches

Mai 2014

06.05.2014Brauchen Nutztiere Antibiotika?FachtagungETH Zürich, Vetsuisse Zürich und Bern, AgroscopeETH Zentrum, Zürich

06. – 07.05.2014Landtechnik im AlpenraumAgroscope und BLT WieselburgFeldkirch, Österreich

21.05.2014AgriMontana - Zukünftige Perspektiven der BerglandwirtschaftAgriMontana / AgroscopeLandquart

21.05.2014Fachtagung Düngerkontrolle MARSEP-/ VBBo-RingversucheAgroscopeBLW, Bern

25.5.2014Breitenhof-Tagung 2014, Treffpunkt der SteinobstbrancheAgroscopeSteinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen

Juli 2014

06. – 10.07.2014AgEng 2014 ZurichInternational Conference of Agricultural EngineeringAgroscope, ETH ZürichZürich

V o r s c h a u

April 2014 / Heft 4

In der Studie «Wirtschafts-, gesellschafts- und umweltpoliti-sche Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013» stellt das Schweizerische Nationalgestüt von Agroscope interessante Zahlen zur Pferdebranche Schweiz vor. (Foto: Carole Parodi, Agroscope)

V o r s c h a u

•• Die Schweizer Pferdebranche, Lea Schmidlin et al.,

Agroscope

•• Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs-

sicherheit und Ressourceneffizienz, Birgit Kopainsky

et al., Flury & Giuliani GmbH, Millennium Institute

und BLW

•• Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen

für die Schweiz, Barbara Becker et al., ETH Zürich,

HEKS und BLW

•• Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen

gute Silagequalität auf, Ueli Wyss und Catherine

Metthez Agroscope und Zuckerfabriken Aarberg

und Frauenfeld

•• Mechanische Regulierung der Begleitflora bei

Rispenhirse, Rosalie Aebi et al., Agroscope

Page 52: Agrarforschung Schweiz, Heft 3, März 2014

Aktuelle Forschungsergebnisse

für Beratung und Praxis:

Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal

im Jahr Forschungsergebnisse über

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und

Gesellschaft.

Agrarforschung ist auch online verfügbar

unter: www.agrarforschungschweiz.ch

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AGrArForSchUNGSchweiz

rechercheAGroNomiqUeSUiSSe

Talon einsenden an:redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00e-mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch

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Agrarforschung Schweiz/RechercheAgronomique Suisse ist die zeitschrift

der landwirtschaftlichen Forschung von

Agroscope und ihren Partnern. Partner der

zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-

schaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und

Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Bera-

tungszentralen AGriDeA, die eidgenössische

Technische hochschule eTh zürich, Departe-

ment für Umweltsystemwissenschaften und

Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der

zeitschrift ist.

Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-

zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus

Forschung, industrie, Lehre, Beratung

und Politik, an kantonale und eidgenössische

Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Renseignements : / Infos:Tel. 026 676 63 75

[email protected]

Neunte Jahrestagung NetzwerkPferdeforschung Schweiz

10. April 20149 - 17 Uhr, Théâtre du Château, Avenches

- Öffentliche Tagung mit Vorträgen und Ausstellung- Von der Wissenschaft in die Praxis- Themen wie z.B. Prävention und Krankheiten, Zucht und Ge-

netik, Wohlbefinden und Haltung, Die Pferdebranche in Zahlen- Tagungsgebühren (inkl. Verpflegung):

Normaltarif CHF 120.- (€ 100.-)Equigarde®- Reduktion CHF 100.- (€ 85.-)Studierende, Doktorierende CHF 40.- (€ 35.-)

- Anmeldung* obligatorisch

*Anmeldungen : www.netzwerkpferdeforschung.ch

9ème réunion annuelle du Réseaude recherche équine en Suisse

10 avril 20149 h - 17 h, Théâtre du Château, Avenches

- Journée ouverte à tout public avec exposés et posters- De la science à la pratique- Thèmes comme p. ex. Prévention et maladies, Elevage et

génétique, Bien-être et détention, La branche équine en chiffres- Prix (y. c. les repas):

Tarif normal CHF 120.- (€ 100.-)Participant-e-s Equigarde® CHF 100.- (€ 85.-)Etudiant-e-s et doctorant-e-s CHF 40.- (€ 35.-)

- Inscription* obligatoire

* Inscriptions : www.reseaurechercheequine.ch

harasnational.ch