Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ April 2015 | Heft 4 Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich | FiBL Nutztiere Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz Seite 136 Pflanzenbau Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen Seite 160 Kurzbericht Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz Seite 174

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AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ

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Nutztiere Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz Seite 136

Pflanzenbau Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen Seite 160

Kurzbericht Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz Seite 174

Page 2: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

InhaltApril 2015 | Heft 4

Das Freibergerpferd ist die einzige heute noch existierende Pferde-rasse mit Ursprung in der Schweiz. Es hat mit rückläufigen Bestan-des- und Geburtenzahlen sowie einer fehlenden Rentabilität bei der Produktion zu kämpfen. Das Schweizer Nationalgestüt SNG von Agroscope untersuchte im Rahmen eines Strategierapportes zur Erhaltung der Freibergerrasse die Marktkonformität des Freibergerpferdes. (Foto: Martin Rindlisbacher)

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;

Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.chb Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.fibl.org

Redaktion Leitung und deutsche RedaktionAndrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 58 466 73 00

Französische RedaktionSibylle Willi, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 57

StellvertretungJudith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 82

E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich), Thomas Alföldi (FiBL).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online/App: CHF 61.–* * reduzierter Tarif, siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: [email protected], Fax +41 58 466 73 00

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

135 Editorial

Nutztiere

136 Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

Ruedi von Niederhäusern et al.

Nutztiere

144 Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen Yves Arrigo, Silvain Henneberger und Ueli

Wyss

Nutztiere

152 Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

Ueli Wyss und Yves Arrigo

Pflanzenbau

160 Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in  verschiedenen Kulturen

Bernhard Speiser, Esther Mieves und Lucius

Tamm

Pflanzenbau

166 Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten

Emilie Carrera et al.

Kurzbericht

174 Zielkonflikte zwischen Biodiversitäts­förderung und Pflanzenschutz

Karin Ruchti und Christoph Studer

178 Porträt

179 Aktuell

183 Veranstaltungen

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Editorial

135

Stefan Rieder,ForschungsbereichsleiterAgroscope, Schweizer National-gestüt SNG, Avenches

10 Jahre Netzwerktagung Pferdeforschung Schweiz

Liebe Leserin, lieber Leser

Im April 2005 versammelten sich rund 40 Persönlichkeiten der Schweizer Pferde­

branche auf Einladung der Direktion des Schweizer Nationalgestüts zu einem

Austausch in Avenches. Ziel war die gegenseitige Vorstellung von Kompetenzen,

Tätigkeiten, Projekten und Bedürfnissen im Hinblick auf eine bessere Vernetzung

der Branche und zwecks Stärkung des Wissenstransfers zwischen Forschung und

Praxis. Die Idee eines Netzwerkes Pferdeforschung Schweiz war geboren.

Seit 2006 treffen sich Vertreter aus Wissenschaft und Industrie, Pferdehalter,

­züchter und ­nutzer einmal jährlich im April im Théâtre du Château in Avenches.

Bis heute präsentierten Studierende, Doktoranden, PostDocs und gestandene

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 127 Vorträge und 234 Pos­

ter. Im Allgemeinen handelte es sich immer um Arbeiten, die an einer Schweizer

Institution realisiert wurden. Weiter präsentierten Gäste aus dem In­ und Ausland

insgesamt 31 Vorträge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen rund ums Pferd.

Dank der grosszügigen Unterstützung vieler Sponsoren konnten jedes Jahr Preise

für die besten und originellsten Beiträge vergeben werden. Das Ziel dabei war

immer die Motivation von jungen Forschenden und damit die Förderung der

Innovation für die Pferdebranche. Viele dieser Arbeiten wurden später auch im

Ausland an Tagungen präsentiert und konnten damit einen Impact über unsere

Landesgrenzen hinaus erzielen.

Über welche Bereiche wurde referiert? – Etwa die Hälfte der Beiträge betref­

fen medizinische Themen rund ums Pferd. Etwa ein Viertel der Beiträge lässt sich

dem Fachgebiet Zucht und Genetik inklusive Reproduktion zuweisen. Ein weite­

rer Viertel der Beiträge behandelt Fragen rund um die Pferdehaltung. Dies bein­

haltet Arbeiten aus dem Fachgebiet der Verhaltenswissenschaften, der Tierer­

nährung aber auch des Bauwesens und der Ökonomie. Besondere Farbtupfer

waren einzelne Beiträge aus der Archäologie, der Geschichte, der Künste, der

Ethik, der Soziologie und des Rechts.

Sicherlich hat die Netzwerktagung die interessierte Branche und Akteure aus

den Hochschulen und den Forschungsanstalten einander näher gebracht. Pro­

jekte wurden lanciert, junge wie ältere Fachkräfte konfrontierten und tauschten

sich zu fachfremden Themen aus. Im Vergleich zu 2005 besitzen wir heute weit

genauere Zahlen über diverse Trends und generell die sozio­ökonomische Bedeu­

tung des Pferdes in der Schweiz.

All dieses Know­how wird es brauchen, um die Herausforderungen der

Zukunft zu meistern: Eine stetig steigende Pferdepopulation in der Schweiz hat

auch vielfältiges Konfliktpotenzial zur Folge. Unsere Landreserven sind begrenzt,

der Kulturlandschutz und nachhaltiges Wirtschaften haben ein hohes politisches

Gewicht. Die Pferdebranche ist Teil der Freizeitbranche. Sie generiert rund eine

halbe Milliarde Schweizerfranken an Einnahmen in der Landwirtschaft. Wie

nachhaltig diese Branche sich in den nächsten Jahren weiterentwickelt und

behauptet, wird sich noch zeigen. In der Netzwerktagung hat die Schweizer Pfer­

debranche eine wichtige Plattform, welche immer wieder Impulse setzt.

Agrarforschung Schweiz 6 (2): 135, 2015

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136 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

fenen Akteuren der Branche eine Strategie zu erarbei­

ten. Als wichtiger Bestandteil der im Jahr 2014 durchge­

führten Arbeiten galt die Frage der aktuellen

Marktkonformität des Freibergerpferdes.

Problemstellung

Das Pferdewesen hat in der Schweiz während den letzten

Jahrzehnten eine quantitative Entwicklung und Populari­

sierung erfahren (Poncet et al. 2007 und 2009, Schmidlin

et al. 2013). Der Equidenbestand (Pferde, Ponys und Klein­

pferde, Esel, Maultiere und Maulesel) hat seit 1983 um fast

40 % zugenommen. Ende 2013 lebten in der Schweiz rund

104‘000 Equiden in einem bunten Mix aus über 150 Rassen.

Der grösste Teil der Equiden in der Schweiz sind Warmblü­

ter (41 %). Knapp ein Viertel der Equiden (24 %) gehören

zu den Ponys. Mit rund einem Fünftel beziehungsweise

20‘000 Tieren (19 %) halten die Freiberger den grössten

Anteil einer einzelnen Rasse innerhalb der Schweizer Equi­

denpopulation (Schmidlin et al. 2015).

E i n l e i t u n g

Auftrag

Das Freibergerpferd ist die einzige heute noch existie­

rende Pferderasse mit Ursprung in der Schweiz. Seit die

Schweiz im Anschluss an die Umweltkonferenz von Rio de

Janeiro 1992 die Konvention über die biologische Vielfalt

(CBD) 1994 ratifiziert hat, ist sie verpflichtet, ihren Beitrag

an die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der pflanzen­

und tiergenetischen Ressourcen zu leisten (BLW 1998).

Das Schweizer Nationalgestüt (SNG) ist das Kompe­

tenzzentrum des Bundes für Equiden innerhalb von

Agroscope. Projekte zur Erhaltung der genetischen

Diversität sowie zur Steigerung der Marktfähigkeit der

Freibergerzucht haben einen hohen Stellenwert. Zur

Unterstützung und Förderung einer nachhaltigen Ent­

wicklung der Freibergerpferderasse hat Agroscope vom

Bundesrat im Rahmen des Leistungsauftrages (LA)

2014–2017 die Aufgabe erhalten, zusammen mit betrof­

Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz Ruedi von Niederhäusern1, Lea Schmidlin1, Ariane Sotoudeh1, Markus Neuditschko1 und Salome Wägeli2

1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, Schweizerisches Nationalgestüt, 1580 Avenches, Schweiz2Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz

Auskünfte: E-Mail: [email protected]

N u t z t i e r e

Pferdemarkt Schweiz – quo vadis FM? (Foto: Martin Rindlisbacher)

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Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

137

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Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

Das Freiberger Pferd hat wie viele andere ver-

gleichbare lokale, ursprüngliche europäische

Pferderassen mit rückläufigen Bestandes- und

Geburtenzahlen sowie einer fehlenden Rentabili-

tät auf Stufe Produktion zu kämpfen. Agroscope,

Schweizer Nationalgestüt SNG, untersuchte im

Zuge der Erarbeitung eines Strategierapportes zur

Erhaltung der Freibergerrasse die Marktkonformi-

tät des Freibergerpferdes (FM: franches-montag-

nes) mittels einer Umfrage bei Pferdeeigentü-

mern sowie ergänzenden Experteninterviews.

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass bei

einer Mehrheit der befragten Pferdeeigentümer

die persönlichen Erwartungen an ein Pferd mit

der Beurteilung der Qualitäten und der generel-

len Wahrnehmung des Freibergerpferdes

deckungsgleich sind. Daraus lässt sich ableiten,

dass der FM über Qualitäten verfügt, die im

Grundsatz im Freizeitpferdemarkt nachgefragt

werden (einfacher Charakter, Polyvalenz, Robust-

heit, Gesundheit). Das Image des Markenbildes

FM ist bei den nicht FM-Besitzern deutlich

weniger positiv als bei den FM-Besitzern. Die

Ergebnisse der Umfrage sowie der Experteninter-

views zeigten, dass vor allem Anstrengungen zur

Verbesserung der Vermarktung und des Images

notwendig sind, um einen besseren Absatz von

Freibergerpferden zu gewährleisten und damit

auch langfristig einen Anstieg der Geburten zu

erreichen.

Die Schweizer Equidenpopulation befindet sich in einem

ständigen Wandel: Durch Geburten oder Importe kom­

men laufend neue Pferde, Ponys oder Esel hinzu. Durch

Tod oder Exporte verlassen aber auch stets wieder Equiden

den Pferdemarkt Schweiz. Der jährliche Erneuerungsbe­

darf wird auf rund 6000 nutzbare Equiden (Alter ≥ 3 Jahre)

geschätzt, dabei wird rund ein Drittel über die inländische

Zucht und zwei Drittel über Importe abgedeckt. Während

die Importe trotz Importkontingent in den letzten Jahren

stetig gestiegen sind, sind die Geburtenzahlen stark rück­

läufig. Aktuell verlieren die Freibergerpferde jährlich

leicht an Marktanteilen, 2013 0,4 % in Bezug auf die

gesamte Schweizer Equidenpopulation, 2,7 % innerhalb

der Rasse. Dem gegenüber gewinnen die Ponys an Markt­

anteilen, im Durchschnitt (2003–2013) rund 0,5 % in Bezug

auf die gesamte Schweizer Equidenpopulation, 7 % inner­

halb der Rasse (Schmidlin et al. 2015).

M a t e r i a l u n d M e t h o d e

Um Aussagen zur Marktkonformität des Freibergerpfer­

des machen zu können, wurde im Frühsommer 2014

nebst Literaturstudien eine Umfrage bei Schweizer Equi­

deneigentümern initiiert. Der standardisierte Fragebo­

gen wurde über die Identitas AG – Betreiberin der Tier­

verkehrsdatenbank Agate – elektronisch verschickt.

Nebst den soziodemografischen Grundinformationen

lag der Fokus auf folgenden Fragestellungen:

•• Nutzung: Wie werden die Equiden in der Schweiz

genutzt, und wie unterscheidet sich die Nutzung des

Freibergers zur restlichen Population?

•• Markenbild FM: Wie wird das Freibergerpferd

wahrgenommen?

•• Kaufverhalten: Welche Merkmale sind wichtig beim

Pferdekauf, wo werden Pferde erworben, welche

Alterskategorien und welcher Ausbildungsstand wird

gesucht, welcher Preis wird bezahlt?

•• Informationsquellen: Über welche Kanäle informiert

sich der Käufer vor dem Pferdekauf?

Zusätzlich zur Umfrage wurden neun Experten mit

einem engen Bezug zur Schweizer Pferdebranche im

Rahmen von strukturierten Interviews befragt.

Die Auswertung der Umfragedaten erfolgte über meh­

rere Schritte: Die Stichprobe wurde in fünf Gruppen ein­

geteilt Diese Einteilung diente der Analyse von Unter­

schieden und Gemeinsamkeiten zwischen Züchtern und

Nutzern sowie zwischen Eigentümern von Freiberger­

pferden, Eigentümern von anderen Pferderassen und

Eigentümern von Ponys:

•• Zucht­FM: Züchter von Pferden der Freibergerrasse

•• Rein­FM: Equideneigentümer, bei denen der Anteil

Freibergerpferde mindestens 75 % beträgt

•• Mixed­FM: Equideneigentümer, bei denen der Anteil

Freibergerpferde mindestens 50 % beträgt

•• Mixed­Pony: Equideneigentümer, bei denen der Anteil

Ponys mindestens 50 % beträgt

•• Kein­FM: Equideneigentümer, die keine Freiberger­

pferde besitzen

•• Für die deskriptive (tabellarische und graphische)

Darstellungen und weiterführende Datenanalyse

(Berechnung von Korrelationen) wurden die Pro­

gramme Microsoft EXCEL 2010 und R 2.15.2 ver­

wendet.

R e s u l t a t e

Nutzer

Die Analyse der einzelnen Gruppen zeigte, dass die Pfer­

deeigentümer, welche keine Freiberger besitzen, das

stärkste Interesse an der Teilnahme an Pferdesportanläs­

sen aufweisen. Grundsätzlich bestätigte sich aber bei

allen Gruppen eine starke Orientierung in Richtung Frei­

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Nutztiere | Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

138

zeitnutzung von Pferden (unter Freizeitnutzung wird

eine nicht Wettkampf­orientierte Nutzung von Pferden

in der Freizeit verstanden). Dies deckt sich mit allen

anderen vorliegenden Daten aus der Schweiz und auch

aus den umliegenden Nachbarländern (Schmidlin et al.

2013, Corpataux et al. 2014).

Auf die Frage der höchsten beruflichen Ausbildung der

Befragten zeigten die drei Gruppen mit FM­Anteilen ein

relativ homogenes Bild: Rund 50 % der Befragten haben

einen eidgenössisch anerkannten Lehrabschluss, und

rund ein Drittel verfügt über eine höhere Ausbildung.

Einzig die Gruppe der Nutzer Kein­FM zeigte einen

deutlich höheren Anteil (38 %) an Fachhoch­ und Hoch­

schulabgängern, jedoch einen tieferen Anteil an Perso­

nen mit einem eidgenössisch anerkannten Lehrabschluss

(39 %).

Nutzung

Mittels einer Korrelationsmatrix wurde geprüft, wie

ähnlich respektive wie unterschiedlich Pferderassen in

der Schweiz genutzt werden. Aus Abbildung 1 ist ersicht­

lich, dass Ponys in Bezug auf ihre Nutzung nahezu

deckungsgleich sind mit dem Freiberger (r = 0,98). Die

geringste Übereinstimmung in der Nutzungsart (r = 0,13;

r = 0,22) zeigte der Freiberger mit den Quarter Horses

sowie den Islandpferden. Die Analyse zur Verwendung

der Pferde in den verschiedenen Disziplinen zeigte, dass

der Freiberger zu rund 36 % für reine Freizeitaktivitäten

eingesetzt wird, gefolgt von den Disziplinen Fahren

(~18 %), Dressur und Gymkhana (je ~13 %) Springen

(~8 %) sowie Westernreiten (~6 %). Die Freiberger wer­

den insgesamt sehr vielfältig eingesetzt, das einzelne

Tier jedoch in der Regel von seinem Besitzer in einer bis

maximal zwei Disziplinen genutzt.

Aus einer Arbeit der Hochschule für Agrar­, Forst­ und

Lebensmittelwissenschaften (Musard 2011) lassen sich

bezüglich Nutzung der Freibergerpferde ähnliche

Erkenntnisse ableiten.

Kaufverhalten: Von Kunden gewünschte Eigenschaf-

ten von Pferden

Die gewünschten Eigenschaften eines Pferdes, die für

den Kaufentscheid von Bedeutung sind, wurden von

allen Gruppen sehr einheitlich beurteilt. Demnach sind

die Gesundheit des Pferdes und die Hornqualität der

Hufe die Hauptkriterien beim Pferdekauf, gefolgt vom

kooperativen Charakter und der Unkompliziertheit im

Umgang. Die Turniereignung wurde bei keiner Gruppe

als wichtig erachtet, was mit der Orientierung der

Umfrageteilnehmer zur reinen Freizeitreiterei ohne oder

mit wenig Turniersportteilnahme erklärbar ist. Ebenso

wurde die schöne Farbe als unwichtiges Kriterium beim

Pferdekauf eingestuft. Die Fahreignung wurde lediglich

von den Freibergerzüchtern als relativ wichtig angese­

hen. Die befragten neun Experten legten im Verhältnis

zu den restlichen Gruppen mehr Gewicht auf die gute

Grundausbildung der Pferde (Abb. 2). Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit einer

soziologischen Studie aus dem Jahre 2012 (Flierl 2012).

Betreffend den weiteren Aspekten zum Kaufentscheid

geben alle Gruppen das Vertrauen in den Verkäufer als

Kasten | Eckdaten der Umfrage:

Anzahl Befragte:

10 050 Schweizer Equiden eigentümer

(6769 deutsch-, 3281 französischsprachig)

Anzahl Antworten:

2625, Rücklaufquote 26,1 %, 76 % Frauen

(Alter Ø 40,3 J.), 24 % Männer (Alter Ø 50,6 J.)

Kantonale Verteilung und demographische

Struktur der Stichprobe sehr ähnlich wie die-

jenige aller registrierten Schweizer Equidenei-

gentümer (vgl. Schmidlin et al. 2015).

Abb. 1 | Beziehungsmatrix Nutzung1.

1CH-WB = Schweizer Warmblut inkl. andere Warmblüter; FM = Freiberger; KB = Kaltblut; VB = Vollblut; QH = Quarter Horse; IL = Isländer; PY = Pony.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

CH−WB

0,48 FM

0,22 0,95 KB

0,80 0,80 0,68 VB

0,54 0,13 0,39 0,14 QH

0,26 0,22 0,19 0,14 0,46 IL

0,52 0,98 0,93 0,86 0,072 0,12 PY

0,55 0,93 0,89 0,93 0,14 0,15 0,96 ANDERE

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Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

139

Umgang als positiv beurteilt. Somit verfügt das Freiber­

gerpferd grundsätzlich über genau die Eigenschaften,

die für die Equideneigentümer beim Pferdekauf von

grosser Wichtigkeit zu sein scheinen. Die Nicht­Freiber­

gereigentümer beurteilten die Qualitäten der Rasse

allerdings weniger positiv als Personen, die bereits einen

Freiberger besitzen (Abb. 4).

Auf die offen formulierte Frage, warum die Freiber­

gerbesitzer sich für diese Pferderasse entschieden haben,

wurden folgende Punkte genannt: Charakter (42 % aller

Antworten), Polyvalenz (17 %) und Robustheit / Gesund­

heit / Leichtfuttrigkeit (16 %).

Image-Analyse

Bei den Umfrageteilnehmern, die bereits ein Freiber­

gerpferd besitzen, wurde das Image der Rasse von

etwa der Hälfte der Personen als sehr gut eingestuft

(Image ≤ 2). Bei den Personen, die kein Freibergerpferd

besitzen, lag dieser Anteil lediglich bei rund 15 %.

Werte > 4 fanden sich vornehmlich in den Kategorien

der Eigentümer ohne Freibergerpferde. Das Image des

FMs wird von extern offensichtlich kritischer beurteilt

als vom FM­Milieu selbst (Abb. 5). Dies deckt sich auch

mit den Antworten zu den Qualitäten des Freibergers

(Abb. 4).

Die Anstrengungen des Schweizer Freibergerverban­

des (SFV), des SNG sowie der Züchter zur Förderung des

Markenbildes sowie des Absatzes der Freibergerpferde

wurde von den verschiedenen Nutzergruppen grund­

sätzlich sehr positiv bewertet. Auffallend war jedoch,

wichtigstes Kriterium an. Auch die sogenannte «Liebe auf

den ersten Blick» scheint beim Kauf eines Pferdes für alle

Gruppen grosse Bedeutung zu haben. Dieses Ergebnis

fand sich auch in der Arbeit von Flierl (2012). Das Vorhan­

densein eines Leistungsausweises und der Nachweis von

guten Zuchtwerten wurden einzig von den Züchtern von

Freibergerpferden als wichtig erachtet. Die Herkunft aus

der Schweiz spielte für die Freibergerzüchter und ­nutzer

eine bedeutendere Rolle als für die Eigentümer von ande­

ren Pferderassen. Das Kriterium des tiefen Preises wurde

von keiner Gruppe als relevant beurteilt (Abb. 3).

Die im Zuge dieser Arbeit befragten Experten äusser­

ten sich zu Aspekten für den erfolgreichen Pferdever­

kauf wie folgt: Ein zum Verkauf angebotenes Pferd muss

sofort einsetzbar sein und über einen hervorragenden

Charakter verfügen; sportliche Attribute werden oft

weniger nachgefragt. Das Auftreten des Verkäufers

sowie der Ort des Verkaufs sind sehr wichtig; Ehrlichkeit,

Einfühlungsvermögen und Sauberkeit helfen dass sich

der Kunde gut aufgehoben fühlt. Die Vor­ und Nachbe­

arbeitung eines Geschäfts werden ebenfalls als zentral

angesehen. Die Internetseite der Betriebe sollte immer

auf dem aktuellsten Stand gehalten werden, der Ver­

käufer sollte sehr kurzfristig für den Kunden zur Verfü­

gung stehen. Nach dem Verkauf sollte der Verkäufer

den Kunden mit Rat und Tat unterstützen.

Wahrnehmung und generelle Einstellung zum Frei-

bergerpferd

Bei der Frage nach der generellen Einstellung zum Frei­

bergerpferd wurden die gute Gesundheit, die guten

Hufe, der kooperative Charakter und der einfache

Abb. 2 | Bewertung der Eigenschaften beim Pferdekauf.

Abb. 3 | Bewertung der weiteren Aspekte beim Pferdekauf.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

Gute Fahreignung

Auch für Laien einsetzbar

Für viele Disziplinen einsetzbar

Gute Hufe (Hornqualität)

Gute Gesundheit

Turniereignung

Gute Grundausbildung

Ausdrucksvoller Kopf

Korrekter Körperbau

Schöne Farbe

Guter Vorwärtsdrang

Gute Gänge

Unkompliziert im Umgang

Kooperativer Charakter

sehr

wich

tig

wich

tig

eher

wich

tig

indi

ffere

nteh

er u

nwich

tig

unw

ichtig

Kein − FM Mixed−PY Mixed−FM

Rein−FM Zucht−FM Expert−FM

Herkunft aus der Schweiz

Haltungsbedingungen

Gesundheit der Rasse

Tiefe Preise

Vertrauen in Verkäufer(in)

Liebe auf den ersten Blick

Gute Zuchtwerte

Leistungsausweis

sehr

wich

tig

wich

tig

eher

wich

tig

indi

ffere

nteh

er u

nwich

tig

unw

ichtig

Kein − FM Mixed−PY Mixed−FM

Rein−FM Zucht−FM Expert−FM

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Nutztiere | Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

140

dass die Freibergerzüchter eine kritischere Haltung

gegenüber den ihnen nahestehenden Organisationen

SFV und SNG zeigen als die restlichen Befragten.

Kaufverhalten: Ort des Pferdekaufs

Bei der Frage nach dem Ort eines Pferdekaufs stand bei

allen Gruppen der Kauf beim Züchter an erster Stelle,

gefolgt vom Kauf bei einer Privatperson. Verkaufs­

schauen oder Reitställe scheinen als Verkaufsplattfor­

men weniger gefragt zu sein.

Welche Alterskategorien und Ausbildungsstufen ver-

langt der Markt?

Rund die Hälfte der Nutzer gab an, dass sie ein Fohlen,

ein dreijähriges ungerittenes oder ein dreijähriges ange­

rittenes Pferd suchen würden. Der Anteil lag bei der

Gruppe Rein­FM mit 60 % über demjenigen der Gruppe

Kein­FM mit 40 % (Abb. 6). Die Frühreife der Freiberger­

pferde, deren im Allgemeinen als unkompliziert beur­

teilten Charakter sowie das Prüfsystem mittels Feldtest

für dreijährige FM­Pferde zeigen hierbei eine Wirkung

und können als marktfördernd bezeichnet werden.

Momentan kann der Bedarf an ausgebildeten Pferden

auf dem Inlandsmarkt nicht gedeckt werden, weshalb

diese Pferde vorwiegend importiert werden.

Gemäss Expertenmeinung besteht heute auf dem

Markt eine Divergenz zwischen Angebot und Nachfrage:

Bieten heute viele FM­ Züchter strukturbedingt (feh­

lende Infrastruktur und Kompetenz für die weitere Auf­

zucht) ihre Produkte im Alter von sechs Monaten an,

sucht der Endnutzer in der Regel ein rohes dreijähriges

respektive ein ausgebildetes, sofort nutzbares Pferd.

Dies führt zu einem Überangebot an Fohlen (mit tiefen

Preisen) und somit zu einer relativ hohen Schlachtrate

(rund 45 %).

Zahlungsbereitschaft der KundenWie aus Abbildung 7 ersichtlich ist, sind die Pferdeeigen­

tümer, welche keine Freibergerpferde besitzen, (Kein­

FM) bereit, höhere Kaufpreise für Pferde zu bezahlen.

Über alle Gruppen werden für Pferde mit Turniererfah­

rung grundsätzlich höhere Preise bezahlt. Dennoch sind

die angegeben Kaufpreise auf einem sehr tiefen Niveau.

Insbesondere die Gruppen Zucht­FM und Rein­FM sind

nicht bereit, für ältere, ausgebildete Pferde einen

wesentlichen Aufpreis zu bezahlen. Bei der Gruppe Rein­

FM liegen die angegeben Kaufpreise bei den vier­ bis

sechsjährigen ohne Turniererfahrung sowie bei den

sechsjährigen und älteren (ohne oder mit Turniererfah­

rung) sogar tiefer als die Kaufpreise der angerittenen

dreijährigen Pferde.

Die Studie von Flierl (2012) bestätigt diese Resultate:

Der Hauptteil der Pferde, welche von Freizeitreitern

gekauft wurde, kosteten zwischen 5000 und 10‘000 Fran­

ken. Turnierreiter kauften ihre Pferde meistens im Preis­

segment 10‘000 bis 20‘000 Franken (Flierl 2012). Der

Kaufpreis ist dabei laut Flierl (2012) weder ein hervortre­

tendes Kriterium beim Pferdekauf selbst, noch gibt es

einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Bud­

get für den Kauf eines Pferdes und dessen Rasse. Sämtli­

che Gruppen gaben an, sich die Pferde zu 85 % gut bis

sehr gut leisten zu können.

Abb. 4 | Einstellung zum Freiberger.2Image ≤ 2 : sehr gut; 2,0 < Image ≤ 3,0 : gut; 3,0 < Image ≤ 4,0 : schlecht; Image > 4,0 sehr schlecht

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

Gute Fahreignung

Auch für Laien einsetzbar

Für viele Disziplinen einsetzbar

Gute Hufe (Hornqualität)

Gute Gesundheit

Turniereignung

Gute Grundausbildung

Ausdrucksvoller Kopf

Korrekter Körperbau

Schöne Farbe

Guter Vorwärtsdrang

Gute Gänge

Unkompliziert im Umgang

Kooperativer Charakter

völlig

zutre

ffend

zutre

ffend

eher

zutre

ffend

indi

ffere

nt

Mixed−PY Mixed−FMKein−FM

Rein−FM Zucht−FM Abb. 5 | Image-Analyse Freibergerpferd2.

Kein−FM(1409)

Mixed−PY(187)

Mixed−FM(330)

Rein−FM(342)

Zucht−FM(283)

Anza

hl P

ferd

ebes

itzer

in %

Image <=2.0 2.0< Image <=3 3.0< Image <=4 Image >40

20

40

60

80

100

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Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

141

Informationsquellen

Gemäss Umfrage informieren sich die Pferdebesitzer

zwecks Pferdekauf hauptsächlich über ihre direkte

Umgebung und das Internet, gefolgt von den klassi­

schen Inseraten, Fachpersonen und den Informationen

über die Zuchtverbände. Einzig bei den FM­Züchtern

spielen Verkaufsschauen eine grössere Rolle (Abb. 8).

Der Preis eines Pferdes ergibt sich ausschliesslich dadurch,

wieviel ein Käufer dafür zu zahlen bereit ist. Zu Pferde­

verkaufszahlen gibt es leider nur wenige offizielle Daten.

Aus Verkaufslisten der Verbände ist bekannt, dass die

aktuell auf dem Markt erzielten Preise für adulte, ausge­

bildete Freibergerpferde durchschnittlich bei rund 7000

Franken liegen (2013; n = 76 Pferde Kanton JU, Durch­

schnittsalter 3,9 J., davon 43 % dreijährige Pferde). Bei

dieser Stichprobe handelt es sich um gut ausgebildete,

mit professioneller Unterstützung im Sinne einer Quali­

tätsstrategie vermarktete Pferde. Viele Züchter verfolgen

eine Preisstrategie mit möglichst geringen zeitlichen und

finanziellen Investitionen sowie bescheidenen Marke­

tingaktivitäten. Dies führt zu Verkaufserlösen von 4500

bis 6500 Franken für adulte, ausgebildete Pferde. Die

Produktionskosten (Vollkostenrechnung) für ein auf

Stufe Feldtest ausgebildetes dreijähriges FM­Pferd liegen

demgegenüber zwischen 10 000 Franken (Musard 2011)

und 14 000 Franken (SNG 2012; Schmidlin et al. 2015).

Die in Frankreich erzielten Verkaufspreise für Reit­

pferde, die im Freizeitbereich eingesetzt werden, liegen

in Frankreich durchschnittlich bei 1800 bis 3000 Euro

beziehungsweise 900 bis 1700 Euro für Reitponys. Aus­

ländische Rassen wie Lusitano, PRE, Friesen, Appaloosa,

Paint oder Quarter Horse erzielen mit durchschnittlich

5000 Euro höhere Preise (IFCE 2013).

Eine Nachfrage nach Freibergerpferden besteht trotz

hohem Preis auch im Ausland. Im Jahr 2013 wurden 325

Pferde exportiert (EZV 2013). Die für den Export ungüns­

tigen Zoll­ und Wechselkurskonditionen erschweren den

Verkauf ins Ausland jedoch nachhaltig (Schmidlin et al.

2015).

31%19%

20%6% 7%

6%6%

5%

Züchter−FM

12%

17%26%

5%

15% 5%15%

5%

Nutzer Rein−FM

9%

21%19%

8%

14%6%

15%

8%

Nutzer Mixed−FM

7%

18%13%12%

16%

11% 16%

7%

Nutzer Kein−FM Pferd, 4-6-jährig (oT)

Jungpferd, 3-jährig (roh)

Jungpferd, 3-jährig (angeritten)

Pferd, 4-6-jährig (mT)

Andere

Pferd, älter als 6 Jahre (oT)

Pferd, älter als 6 Jahre (mT)

Fohlen

(283) (342)

(350) (1576)

Abb. 6 | Welche Alterskategorien und Ausbildungsstufen werden durch die Käufer-schaft nachgefragt3?

Abb. 7 | Alterskategorien und Ausbildungsstufen, Kundenwünsche.

3Roh: ungeritten; oT : ohne Turniererfahrung; mT: mit Turniererfahrung

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

Durchschnittliche Kaufpreise

Prei

s in

CHF

1000

5000

1000

015

000

2000

0

Fohl

enJu

ngpf

erd,

bis

dreij

ährig

, roh

Jung

pfer

d, b

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nger

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d, 4

−6 jä

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Turn

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d, 4

−6 jä

hrig

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Jahr

e m

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Nicht−FM Mixed−PY Mixed−FM Rein−FM Zucht−FM

Page 10: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

142

Nutztiere | Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

Diskuss ion und Sch luss fo lgerungen

Bei einer Mehrheit der befragten Pferdeeigentümern

decken sich die persönlichen Erwartungen an ein Pferd

mit der Beurteilung der Qualitäten und der generellen

Wahrnehmung des Freibergerpferdes. Daraus lässt sich

ableiten, dass der FM über Qualitäten verfügt, die im

Grundsatz im Freizeitpferdemarkt nachgefragt werden.

Hervorgehoben werden können die Qualitätsmerkmale

guter Charakter, Polyvalenz, Gesundheit, Robustheit

sowie die Leichtfuttrigkeit – alles Merkmale, die auf

Langlebigkeit und tiefe Haltungskosten hinweisen. Die

Gruppe der Ponys zeigt ein nahezu identisches Nut­

zungsprofil zum Freiberger und erweist sich anhand der

überdurchschnittlich wachsenden Population immer

stärker als direkte Konkurrenz. Das Image des Freiber­

gerpferdes ist innerhalb der Freibergerszene sehr gut;

Steigerungspotenzial findet sich in der Gruppe der Equi­

denbesitzer ohne FM­Pferde, die oft über ein höheres

Berufsbildungsniveau verfügen. Die Vermarktungsan­

strengungen des SFV, des SNG sowie der Züchter werden

in der Umfrage grösstenteils positiv wahrgenommen.

Inwiefern diese Anstrengungen der letzten Jahre zum

Erhalt der Freibergerpopulation beigetragen haben,

kann nicht abschliessend beantwortet werden. Hierzu

sind weitere Analysen nötig.

Die dreijährigen Pferde machen anteilsmässig den

grössten Teil der vermarkteten FM­Pferde aus. Dies ist

aus betriebswirtschaftlicher Sicht (Kapitalbindung, Hal­

tungskosten usw.) erfreulich. Es muss jedoch festgehal­

ten werden, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Struktur

des Angebotes (viele Fohlen, unprofessionelle Vermark­

tung) nicht der Struktur der Nachfrage (adulte Pferde,

professionelle Vermarktung) entspricht. Adulte Pferde

(roh oder ausgebildet) können selbst dann nicht kosten­

deckend verkauft werden, wenn die Qualität sowie die

Vermarktung den Kundenwünschen entspricht. Diese

Feststellung steht im Widerspruch zur angegeben Zah­

lungsbereitschaft und der Aussage sämtlicher befragten

Gruppen, dass ein tiefer Kaufpreis kein wichtiges Kauf­

argument darstelle. Mit ein Grund für die tiefen Refe­

renzpreise für Pferde in der Schweiz sind die Importe,

begünstigt durch die für Schweizer Verhältnisse tiefen

Produktionskosten – und somit tiefen Produktepreise –

im Ausland.

Damit der eingangs erwähnte Negativtrend in der

Entwicklung der Geburten­ und Bestandeszahlen der

Freibergerpopulation längerfristig gestoppt respektive

umgedreht werden kann, bedarf es eines wirkungsvol­

len Massnahmenpakets. Als prioritär wird dabei die Ver­

besserung der Rentabilität der Pferdezucht (und somit

eine Stabilisierung der Zuchtzahlen) angesehen. Dieses

Ziel kann kaum mehr über die Kostenseite erzielt wer­

den, sondern muss über zusätzliche Vermarktungsan­

strengungen geschehen (SFV 2011). Beispiele dafür

wären der Aufbau einer Brand­Community (Geissler

2009), der Preissensibilisierung, eine kundensegment­

spezifischen Marktbearbeitung, eine Angebotssteue­

rung sowie die aktive Förderung von Verkaufskanälen.

Als Antwort auf die erschwerten Exportkonditionen soll­

ten verstärkt Marktanteile auf dem Inlandpferdemarkt

gewonnen werden können. n

Abb. 8 | Bevorzugte Informationsquellen bei der Pferdesuche.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

Züchter−FM

13%

18%8%

28%

17%

13%

3%

11%

23%14%

27%8%

15%

2%

Nutzer Rein−FM

14%

25%

11%

29% 7%12%

2%

13%

24%

16%

28,5% 7%11%

0,5%

(283) (342)

(350) (1576)

Nutzer Kein−FMNutzer Mixed−FM

In Inseraten

Durch Umgebung

Andere

Im Internet

An einer Verkaufsschau

Über eine Fachperson

Über Zuchtverband

Page 11: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

143

Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

The role of the Franches-Montagnes on the

Swiss horse market

Like many other local breeds of European

origin, the Franches-Montagnes (FM) must fight

against a fall in population and number of

births, as well as a lack of profitability at the

production level. As part of preparing a

strategy report for preserving the FM breed,

Agroscope Swiss National Stud Farm SNSF

investigated the market compliance of the FM

horse by conducting a survey of horse owners

and interviewing experts in the sector. The

results allow us to conclude that for a majority

of owners taking part in the survey, the crucial

characteristics when purchasing a horse overlap

with the appreciation of the qualities of the FM

and the general perception about this horse.

The FM therefore possesses qualities that are in

principle in demand on the leisure-horse

market. The following qualities were noted: a

good temperament, versatility, good health,

hardiness and good feed utilization. By con-

trast, the FM brand image has fewer positive

connotations with non-owners than with FM

owners. The results of both the survey and the

expert interviews demonstrate the need to

improve FM marketing strategies and image in

order to increase sales of FM horses and thus

promote long-term growth in the number of

births.

Key words: horses, franches-montagnes,

market monitoring, leisure activities.

Il ruolo del Franches-Montagnes nel mercato

equino svizzero

Come molte altre razze locali di origine europea,

i Franches-Montagnes (FM) devono lottare

contro una diminuzione della popolazione e del

numero delle nascite così come contro la

mancanza di redditività a livello di produzione.

Nel quadro della preparazione di un rapporto

sulla strategia per il mantenimento dei FM,

l’Istituto nazionale svizzero d’allevamento

equino di Agroscope ha analizzato la conformità

del cavallo di razza Franches-Montagnes al

mercato realizzando un sondaggio presso i

proprietari equini e intervistando diversi esperti

del ramo. I risultati permettono di giungere alla

conclusione che per la maggior parte dei

proprietari intervistati nel sondaggio, le

caratteristiche determinanti nell’acquisto di un

cavallo coincidono con l’apprezzamento delle

qualità e la percezione generale del Franches-

Montagnes. Il FM possiede dunque qualità che

sono in principio richieste sul mercato equino

svizzero. Sono state individuate le qualità

seguenti: buon carattere, polivalenza, buona

salute, robustezza e buona valorizzazione del

foraggio. L’immagine della marca FM è invece

connotata meno positivamente presso i non

proprietari che presso i proprietari di FM. I

risultati del sondaggio nonché i colloqui con gli

esperti dimostrano che è necessario migliorare

le strategie di commercializzazione e l’immagine

del cavallo FM al fine di aumentare le vendite di

cavalli Franches-Montagnes e in questo modo

promuovere a lungo termine l’aumento delle

nascite.

Literatur ▪ BLW, 1998. Bericht der Arbeitsgruppe Genetische Ressourcen Nutztiere, Bundesamt für Landwirtschaft.

▪ Corpataux S., v. Niederhäusern R. & Wägeli S., 2014. Kundenzufrieden-heit in der Pensionspferdehaltung. Tagungsband. 1. Netzwerktagung Osnabrück, 6.–7.10.2014. Osnabrück, Deutschland.

▪ EZV, 2013. Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung, 2013Flierl S., 2014. Empirische Studie zur Entscheidungsgrundlage aktiver Pferdebesit-zer in der Schweiz in Bezug auf Reitweise, Pferd und Stall, Diplomarbeit im Studiengang Diplomsoziologie an der Technischen Universität Dresden.

▪ Geissler C., 2009. Brand Communities. Harvard Business Manager, http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/a-621445.html, abgerufen am 17.12.2014.

▪ FFE, 2014. Disciplines équestres. Fédération Française d’Équitation, http://www.ffe.com/Disciplines-Equestres, abgerufen am 10.12.2014.

▪ IFCE, 2013. Les prix des chevaux en France. Institut Français du cheval et de l’équitation. Zugang : http://www.haras-nationaux.fr/information/ac-cueil-equipaedia/filiere-economie/les-marches/prix-des-chevaux-en-france.html, [10.12.2014].

▪ Musard A., 2011. Etude de marché du cheval des Franches-Montagnes. Travail de Bachelor, Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, Zolli-kofen.

▪ Schmidlin L., Bachmann I., Flierl S., Schwarz A., Roesch A., Rieder S. & von Niederhäusern R., 2013. Wirtschafts-, Gesellschafts- und umweltpo-litische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013. Agroscope Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux ALP-Haras, Schweizerisches Natio-nalgestüt Avenches.

▪ Schmidlin L., von Niederhäusern R., Rieder S. & Guidon D., 2015. Strate-gierapport zur Erhaltung des Freibergerpferdes 2014. Agroscope, Schwei-zer Nationalgestüt.

▪ SFV, 2011. Strategie 2020 des Schweizerischen Freibergerverbandes, Avenches, Suisse.

▪ SNG, 2012. Vollkostenberechnungen Pferdeaufzucht, Beratungsstelle Pferd, Schweizerisches Nationalgestüt, Avenches.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

Page 12: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

144 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Da GPS leicht anzubauen sind und nur geringe Kosten

aufwerfen, sind die einfachen, aus zwei Getreidearten

sowie einer oder zwei Proteinpflanzen bestehenden

Mischungen am häufigsten. Die Nährwerte der Mischun­

gen sind eher mittelmässig und variieren stark je nach

Jahr, Reifestadium der Pflanzen und Anteilen der in der

Mischung geernteten Pflanzenarten (Coutard 2014;

Arrigo 2014).

Sobald der Nährwert in die Berechnung einer Ration

einbezogen wird, muss der wahre Wert möglichst genau

bekannt sein. Für die Schätzung der Nährwerte der GPS

liegen nur lückenhafte Referenzen vor, da ausser den

unzähligen möglichen botanischen Zusammensetzun­

gen, den verwendeten Sorten, dem Erntestadium, den

Witterungsbedingungen oder der Bodenbeschaffenheit

auch noch die Konservierung (Wyss und Arrigo 2015)

und schlussendlich die Zusammensetzung der Gesamtra­

tion des Tieres den Wert beeinflussen können. Während

des 2013 durchgeführten Versuchs zur Schätzung des

Nährwerts von GPS (Arrigo 2014) wurde zusätzlich das

Additivitätsprinzip für die Schätzung der Verdaulichkeit

der organischen Substanz (vOS) und der Abbaubarkeit

des Rohproteins (aRP) angewandt.

Um die Additivitätshypothese zu untermauern und

um unsere Datenbank zu vervollständigen, wurden Sila­

gen von zwei Mischungen und ihren drei Einzelkompo­

nenten (Triticale, Hafer und Erbsen) hergestellt und die

in vivo Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS)

sowie die in sacco Abbaubarkeit des Rohproteins (aRP)

untersucht.

T i e r e , M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Zwei Mischungen und ihre Komponenten, d. h. Triticale

(Triamant), Hafer (Willand) und Futtererbsen (Arkta),

wurden am 29. Oktober 2012 gesät. Die beiden Mischun­

gen unterschieden sich durch den ausgesäten Erbsenan­

teil (Tab. 1): Bei der Mischung ERBS­t (geringer Erbsenan­

teil) wurden 50 kg  / ha (45 Körner  / m²) entspricht der

maximal ausgesäten Menge im früher durchgeführten

Versuch (Arrigo 2014) und bei der Mischung ERBS­h

E i n l e i t u n g

Mit Mischungen aus unreifen Protein­ und Getreide­

ganzpflanzen (GPS) lassen sich Futterreserven für einen

beispielsweise durch Sommertrockenheit ausgelösten

Futtermangel anlegen. Diese Mischungen liefern in

Randanbaugebieten für Mais interessante TS­Erträge.

Sie benötigen nur wenig Arbeits­ und Pflegeaufwand

und werden häufig im Biolandbau unter dem Aspekt

einer gewissen Futterautonomie verwendet. Sät man

die Kulturen im Herbst aus, kann auf diese Weise die

Bodenerosion im Winter bekämpft werden.

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganz­pflanzensilagen aus Getreide und ErbsenYves Arrigo1, Silvain Henneberger2 und Ueli Wyss1

1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz2Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz

Auskünfte: Yves Arrigo, E-Mail: [email protected]

Triticale-Hafer-Erbsen-Mischung zum Zeitpunkt der Ernte. (Foto: Yves Arrigo)

N u t z t i e r e

Page 13: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

145

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Mischungen aus unreifen Protein- und

Getreideganzpflanzen benötigen nur wenig

Arbeits- und Pflegeaufwand und können bei

Futtermangel für einen Vorrat sorgen. Um

bei der Nährwertschätzung das Additivitäts-

prinzip zu prüfen, wurden in vivo Verdaulich-

keitsversuche und in sacco Abbaubarkeitsver-

suche mit Silagen zweier verschiedener

Mischungen mit unterschiedlich hohen

Anteilen an Proteinpflanzen durchgeführt.

Die Mischung mit tiefem Erbsengehalt,

ERBS-t war folgendermassen zusammenge-

setzt: 60 % Triticale, 28 % Hafer und 13 %

Erbsen. Die Mischung mit einem hohen

Erbsenanteil, ERBS-h enthielt 35 % Triticale,

24 % Hafer und 41 % Erbsen. Dieselben

Versuche wurden ebenfalls mit den drei

Komponenten der Mischungen (Triticale,

Hafer und Futtererbsen) durchgeführt.

Von den beiden Mischungen erzielte ERBS-h

die höchsten Verdaulichkeiten (für organi-

sche Substanz 76,5 vs. 61,9 %). Hinsichtlich

der ruminalen Rohproteinabbaubarkeit

unterschieden sich die beiden Mischungen

nicht. Die errechneten Nährwerte lagen für

ERBS-h bei 6,4 MJ Nettoenergie Laktation

(NEL) pro kg Trockensubstanz (TS) und für

ERBS-t lediglich bei 4,9 MJ NEL / kg TS. Die in

der Futterkrippe aus Reinsilagen rekonstitu-

ierten Mischungen erzielten ähnliche Werte

wie die ausgesäten Mischungen. Die Additi-

vitätshypothese, bei welcher für die Schät-

zung der Nährwerte der Mischungen die

Einzelkomponenten additiv zusammenge-

rechnet werden, erwies sich für die getreide-

dominierte Mischung ERBS-t als gut, wohin-

gegen die Werte für ERBS-h stark

unterschätzt wurden.

(hoher Erbsenanteil) 75 kg / ha (68 Körner / m²) gesät. Es

wurde keine Behandlung gegen Unkraut oder Krankhei­

ten durchgeführt. Im April 2013 wurde eine Stickstoff­

gabe (Ammonsalpeter) in Höhe von 54 N­Einheiten / ha

ausgebracht.

Die Silierung der verschiedenen Futter erfolgte am

11.07.2013 unter guten Bedingungen. Der Hafer befand

sich zum Erntezeitpunkt im Stadium der Milchreife und

die Triticale in der Teigreife. Die TS­Gehalte variierten

zwischen 25,6 % bei Erbsen bis 38,1 % bei Triticale. Die

botanischen Analysen der Parzellen wurden in den bei­

den Wochen vor der Ernte sowie zum Zeitpunkt der

Ernte durchgeführt. Das Futter wurde am Ende des Vor­

mittags mit einem Mäher mit Rotationsmähwerk ohne

Mähaufbereiter gemäht. Am Nachmittag wurde es ohne

Zusatz eines Siliermittels mit einer mit sechs Messern

ausgestatteten Ballenpresse (New Holland, Typ BB90/50)

zu Quaderballen gepresst. Die Ballen wurden mit

Stretch­Folie eingewickelt und in einem Gebäude gela­

gert. Die Gärungseigenschaften der Futter wurden in

Laborsilos untersucht (Wyss und Arrigo 2015).

Für die Silagen, die aus den beiden angebauten

Mischungen erzeugt worden waren, sowie die Triticale­,

Hafer­ und Erbsensilage wurden in vivo und in sacco

Bestimmungen durchgeführt. Um die Additivität zu

untersuchen, wurden zusätzlich die gleichen Mischun­

gen mit den Reinsilagen vor der Verfütterung mit den

gleichen Pflanzenanteilen hergestellt und anschliessend

in vivo und in sacco untersucht (Abb. 1).

Der Verdaulichkeitsversuch erfolgte pro Behandlung

mit vier kastrierten Hammeln der einheimischen Rasse

Schwarzbraunes Bergschaf (Typ Oxford), die eine Ration

von 1,1 × 0,380 MJ umsetzbare Energie / kg LG0,75 erhiel­

ten. Das Gewicht der Hammel blieb stabil (88,0 ± 10,8 vor

der Bilanzperiode; 88,0 ± 10,5 bei Versuchsende).

Die Abbaubarkeitsversuche wurden nach dem Stan­

dardverfahren durchgeführt, wobei die Beutel 2, 4, 8, 16,

24 und 48 Stunden inkubiert wurden (Dohme et al. 2007).

Dazu wurden drei trockenstehende fistulierte Holstein­

Kühe (Lebendgewicht 763 +/­86 kg) eingesetzt.

Gesät kg/ha

Botanische Zusammensetzung (% in der Frischmasse)

Bei Aussaat vorgesehen1 Am 11.07.2013 geerntet

ERBS-t ERBS-h Reinkulturen ERBS-t ERBS-h ERBS-t ERBS-h

Triticale (Triamant) 90 90 160 41,3 35,0 60,1 34,8

Hafer (Willand) 40 40 130 22,7 19,2 27,1 24,1

Erbsen (Arkta) 50 75 160 36,0 45,8 12,9 41,1 1Gemäss Tausendkorngewicht (Triticale 45 g, Hafer 35 g, Erbsen 110 g) und Gewicht einer in der Mischung geernteten Pflanze.

Tab. 1 | Saatdichte und botanische Zusammensetzung der Mischungen

Page 14: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Nutztiere | Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen

146

Gleichzeitig wurde die Verdaulichkeit der organischen

Substanz enzymatisch (Aufrère et al. 2007) und mit einer

Methode, bei welcher Pansensaft verwendet wird (Tilley

und Terry 1963), untersucht.

Die Nährwerte wurden mit den im Grünen Buch

(Agroscope 2014) publizierten Gleichungen und den im

Versuch bestimmten Parametern berechnet.

R e s u l t a t e

Die Kulturen entwickelten sich unter sehr guten Witte­

rungsbedingungen hervorragend; es kam nirgendwo zu

Lagergetreide. Die Mischungen erzielten höhere TS­

Erträge als die Reinkulturen (Tab. 2). Wenn man die Erb­

sen nicht mitberücksichtigt, von denen ein Teil verfault

war und somit nicht siliert werden konnte, betrug der

durchschnittliche Ertrag 7950 kg TS pro ha und entspricht

damit den Ergebnissen von Coutard und Fortin (2014),

die einen Ertrag in der Höhe von 8000 kg erzielten.

Während der letzten beiden Wochen vor der Ernte

erhöhte sich der TS­Gehalt bei den Erbsen nochmals um

16 % und beim Hafer um 3 %, wohingegen sich die bei­

den Mischungen nur wenig weiterentwickelten, und die

Entwicklung bei Triticale in der letzten Woche stagnierte.

Gesäte Mischungen – geerntete Mischungen

Da die Witterungsbedingungen die Keimung und

Entwicklung der Mischungen stark beeinflussen, unter­

schied sich die bei der Aussaat vorgesehene botanische

Zusammensetzung von derjenigen der letztendlich

geernteten Futtermischung (Abb. 1). Mit einer Dichte

von 50 kg / ha ausgesäte Erbsen (45 Körner / m²) wurden

bei der Ernte nur 13 % – und nicht wie vorgesehen 36 % –

erreicht (2012 wurden mit 50 kg / ha 14 % erzielt,

Arrigo 2013). Mit einer Dichte von 75 kg / ha Erbsen

(68  Körner / m²) näherte man sich hingegen dem

gewünschten Anteil (41 % geerntet vs. 46 % bei der

Aussaat geplant).

Die Gehalte der Mischungen waren mittelmässig

(Tab 2.). Bei der Mischung ERBS­t entsprachen sie ziem­

lich genau den gemäss botanischer Zusammensetzung

gewichteten Gehalten der Reinsilagen (Additivitäts­

prinzip). Bei der Mischung ERBS­h entsprachen die

berechneten Werte für die Aminosäuren und die Fette

nicht den analysierten Werten der Mischung. Dies lässt

sich möglicherweise damit erklären, dass der Gewich­

tungsfaktor von Triticale in der Mischung ERBS­t stark

dominierte (68 %), was in der Mischung mit hohem Erb­

senanteil ERBS­h nicht der Fall war (45 %).

Verdaulichkeits- und Abbaubarkeitsversuche

7 Behandlungen:

2 gesäte Originalmischungen

2 bei der VerfütterungrekonstruierteMischungen aus Triticale-, Hafer- und Erbsensilage

3 Silagen mit Einzelarten

Rekonstruktion der Verdaulichkeits- und Abbaubarkeitskoeffizienten durch Gewichtung (Additivität) der Einzelarten

ERBS-t gesät

TriticaleHaferErbsen

ERBS-h gesät

TriticaleHaferErbsen

ERBS-t rekonstriert

TriticaleHaferErbsen

ERBS-hrekonstriert

TriticaleHaferErbsen

Triticale Hafer Erbsen

ERBS-t gewichtet

TriticaleHaferErbsen

ERBS-h gewichtet

TriticaleHaferErbsen

Abb. 1 | Versuchsschema.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Page 15: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

147

war mit 72,4 % 2,9­mal höher ist jene von Hafersilage;

die Werte von der Mischung ERBS­t und von Triticale

lagen beide bei etwa 40 %. Bei den Zellwandbestandtei­

len dominierte die Mischung ERBS­h mit den höchsten

Werten, die mehr als 70 % betrugen; die Werte der

anderen Silagen lagen zwischen 45 und 60 %. Die Nähr­

stoffverdaulichkeit war mit der Mischung ERBS­h abge­

sehen von vRP am höchsten. Im Gegensatz dazu wies

Hafer – ausser für die Verdaulichkeit der Rohfaser (vRF)

und der Lignocellulose (vADF) – die tiefsten Koeffizien­

ten auf.

Die Abbaubarkeit des Rohproteins (aRP) der Erbsen­

silage unterschied sich (p < 0,01) mit 84,6 % von den bei­

den Mischungen und von Triticale. Hafer erreichte mit

74, 6 % die tiefste aRP (Tab. 3).

Der Vergleich zwischen den Verdaulichkeiten und

Abbaubarkeiten der gesäten Mischungen, der in der Fut­

terkrippe (bzw. in den Nylonsäckchen) rekonstituierten

Mischungen oder der mittels Additivität der Verdaulich­

keiten oder Abbaubarkeiten der Reinkulturen berechne­

ten Werte ist aus Tabelle 4 ersichtlich. Bei der getreide­

dominierten Mischung ERBS­t unterschieden sich die

Die Gehalte der Silagen (Tab. 2) zeigten, dass die Erbsen

die höchsten Gehalte aufwiesen für Rohprotein (RP),

Asche, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Kalium, alle Ami­

nosäuren sowie für die Fettsäure alpha­Linolensäure

(C18:3). Die Erbsen wiesen die geringsten Gehalte an

Zellwandbestandteilen (Rohfaser, Lignocellulose und

Zellwände), Ölsäure (C18:1) und wasser­ sowie ethanol­

löslichem Zucker (WSC und ESC) auf. Im Gegensatz dazu

wies Hafer die höchsten Gehalte an Zellwandbestandtei­

len, Fett, Palmitinsäure (C16:0), Ölsäure (C18:1) und Lin­

olsäure (C18:2) auf. Die Aminosäurengehalte waren hin­

gegen bei Hafer am tiefsten.

Tierversuche

Abgesehen von Hafer frassen die Schafe die einzeln vor­

gelegten Silagen nicht sonderlich gut.

Die vOS der ERBS­h Silage (hoher Erbsenanteil) unter­

schied sich von den übrigen (p < 0,01) durch einen hohen

Wert, gefolgt von Erbsen und Triticale. Hafer erzielte

einen mittleren Koeffizienten (Tab. 3). Die Silagen wie­

sen auch bei den übrigen Nährstoffen Unterschiede auf

(p < 0,01). Die Verdaulichkeit von RP in der Erbsensilage

ERBS-t ERBS-h Triticale Hafer Erbsen

Trockensubstanz kg pro geerntete ha 10 085 7766 6813 7110 52 981

Trockensubstanz in % 38,2 39,0 42,3 34,6 25,5

Rohprotein 69 68 64 52 158

Rohfaser 318 316 301 326 289

Lignocellulose (ADF) 351 359 333 363 327

Zellwände (NDF) 514 542 501 527 439

Asche 53 57 44 56 73

Zucker WSC (wasserlöslich) 116 118 185 84 70

Zucker ESC (ethanollöslich) 85 80 112 54 25

Stärke 96 102 65 47 123

Fett 16,1 16,7 12,6 38,1 20,4

Bruttoenergie in MJ 19,5 18,9 18,9 20,1 18,9

Kalzium 4,4 4,9 2,1 2,4 12,6

Phosphor 2,5 2,4 2,5 2,3 4,0

Magnesium 1,1 1,2 1,1 0,9 2,1

Kalium 14,2 13,8 9,6 18,7 20,3

Aminosäuren insgesamt 52 51 47 40 119

Lysin 2,6 2,6 1,9 1,9 6,6

Methionin 0,9 0,9 0,9 0,8 1,8

Palmitinsäure C16 2,7 2,8 2,4 5,5 3,2

Ölsäure C181C9 2,7 3,1 1,3 13,3 0,8

Linolsäure C182C9C12 4,9 5,1 4,1 12,6 4,9

Fermentierbare Substanzen 57 71 47 71 1441Futtererbsen nicht vollständig geerntet, ein verfaulter Rest wurde auf dem Feld zurückgelassen; auf der Grundlage von Proben lässt sich der Ertrag der Erbsen auf 15 000 kg

TS / ha schätzen.

Tab. 2 | Erträge und chemische Zusammensetzung der Silagen bei der Fütterung in g/kg Trockensubstanz

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Page 16: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Nutztiere | Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen

148

Werte der vOS, vRF, der Verdaulichkeit der Bruttoenergie

(vBE) der gesäten Mischung nicht von den in der Futter­

krippe rekonstituierten Mischung. Sie unterschieden sich

jedoch von den durch Additivität erhaltenen Werte

(p = 0,03 bis p < 0,01), die höher ausfallen. Bei der Mischung

ERBS­h unterschieden sich die drei Varianten – abgesehen

von der vRP­ und vBE – bezüglich aller Verdaulichkeiten

und der Abbaubarkeit (p < 0,01). Durch Additivität erzielte

man bei der Mischung ERBS­h Werte, die deutlich unter

jenen der beiden übrigen Varianten lagen. Die Werte der

gesäten Mischung lagen in einem höheren Bereich.

Schätzung der Verdaulichkeit

Die beiden Laborschätzmethoden, bei welchen entwe­

der Pansensaft oder Enzyme verwendet wurden, um die

vOS zu bestimmen, unterschätzten die in vivo erhalte­

nen Werte: Bei der Mischung ERBS­h traten die grössten

Unterschiede auf (>30 %), bei Erbsen die geringsten

(<10 %). Die beiden Methoden führten zu recht ähnli­

chen Schätzungen. Die vOS lässt sich bei Hafer scheinbar

besser mit der Methode von Tilley und Terry (1968)

schätzen, bei welcher Pansensaft verwendet wurde

(Abb. 2).

Tab. 3 | Koeffizienten der in-vivo-Verdaulichkeiten und der in-sacco-Abbaubarkeit der Silagen

ERBS-t ERBS-h Triticale Hafer Erbsen Sx p

vOS 61,9cd±0,5 76,5a±2,2 65,2bd±3,3 58,3c±4,1 69,5b±2,4 1,4 <0,01

vRP 42,8c±2,9 56,1b±7,0 38,5c±2,5 24,9d±3,0 72,4a±2,3 2,3 <0,01

vRF 55,0b±1,3 74,6a±3,9 59,6b±3,2 58,6b±6,2 52,1b±2,9 2,0 <0,01

vADF 49,7b±1,1 71,4a±3,8 55,8b±1,5 53,4b±4,9 51,1b±1,4 1,6 <0,01

vNDF 47,6bc±0,7 72,1a±3,7 53,7bc±3,7 44,6c±8,2 58,5b±2,6 2,4 <0,01

vBE 60,3c±1,0 74,3a±2,2 61,9bc±3,6 57,4c±3,9 67,1b±2,1 1,4 <0,01

aRP 77,0b±1,9 75,7bc±0,5 76,5b±1,6 71,4c±2,5 84,6a±1,0 0,9 <0,01

Sx= Standardfehler des Mittelwerts; p = Signifi kanzschwelle.

Die mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichneten Werte in einer Zeile sind statistisch verschieden.

vOS = Verdaulichkeit der organischen Substanz; vRP = Verdaulichkeit des Rohproteins; vRF = Verdaulichkeit der Rohfaser; vADF = Verdaulichkeit der Lignocellulose; vNDF = Ver-

daulichkeit der Zellwände; vBE = Verdaulichkeit der Bruttoenergie; aRP = Abbaubarkeit des Rohproteins.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

ERBS-t gesät

ERBS-t rekonstituiert1

ERBS-tgewichtet2 Sx p

vOS 61,9b 62,1ab 63,9a 0,5 0,03

vRP 42,8a 32,0b 42,4a 1,9 <0,01

vRF 55,0b 56,3ab 58,8a 0,9 0,03

vADF 49,7b 53,2a 54,8a 0,7 <0,01

vNDF 47,6b 52,2a 52,2a 0,8 <0,01

vBE 60,3 59,0 61,2 0,7 0,15

aRP 77,0b 79,8a 77,1b 0,7 0,05

ERBS-h gesät

ERBS-h rekonstituiert1

ERBS-hgewichtet2 Sx p

vOS 76,5a 73,5b 64,8c 0,7 <0,01

vRP 56,1b 66,9a 54,6c 2,1 <0,01

vRF 74,6a 67,0b 57,2c 1,2 <0,01

vADF 71,4a 64,9b 53,8c 1,2 <0,01

vNDF 72,1a 65,5b 52,6c 1,2 <0,01

vBE 74,3a 71,9a 62,3b 0,7 <0,01

aRP 75,7c 83,5a 80,5b 0,2 <0,011Koeffi zienten der in der Krippe rekonstituierten Mischungen aus Triticale-, Hafer- und Erbsensilage. 2Koeffi zienten, die durch Gewichtung der für Triticale, Hafer und Erbsen bestimmten Koeffi zienten erhalten wurden.

Sx= Standardfehler des Mittelwerts; p = Signifi kanzschwelle.

Die mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichneten Werte in einer Zeile sind statistisch verschieden.

vOS = Verdaulichkeit der organischen Substanz; vRP = Verdaulichkeit des Rohproteins; vRF = Verdaulichkeit der Rohfaser; vADF = Verdaulichkeit der Lignocellulose; vNDF = Ver-

daulichkeit der Zellwände; vBE = Verdaulichkeit der Bruttoenergie; aRP = Abbaubarkeit des Rohproteins.

Tab. 4 | Verdaulichkeitskoeffizienten der gesäten, rekonstituierten und gewichteten Mischungen

Page 17: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

149

Mischung ERBS­h einen guten Nährwert mit 6,4 MJ NEL

und 74 g APDE  /  kg TS, womit sie sich auf gleichem

Niveau wie Maissilage ansiedeln lässt. Abgesehen von

der Erbsensilage wiesen alle übrigen Silagen mit einem

Gehalt von weniger als 15 g Rohprotein pro MJ NEL ein

Defizit an Rohprotein auf. Die Erbsensilage erreichte

hingegen 28 g RP / MJ NEL.

Nährwerte

Bei den Reinsilagen erzielte Hafer die tiefsten Nährwert­

gehalte in der TS [(4,5 MJ Nettoenergie Laktation (NEL),

54 g absorbierbares Protein im Darm, das auf Grund der

verfügbaren Energie im Pansen aufgebaut werden kann

(APDE)], gefolgt von Triticale (5,3 MJ NEL, 65 g APDE;

Tab. 5). Wegen ihrer guten Verdaulichkeit erzielte die

0,0

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

70,0

80,0

90,0

ERBS-t gesät

ERBS-t rekonstruiert

ERBS-h gesät

ERBS-h rekonstruiert

Triticale Hafer Futter- erbsen

vOS,

%

in vivo

Pepsin cellulase

Tilley Terry

Abb. 2 | Schätzung der Verdaulichkeit der organischen Substanz der Silagen mit Labormethoden

NEL MJ / kg TS

NEV MJ / kg TS

APDEg / kg TS

APDN g / kg TS

RP / NELg / MJ

Triticale 5,3 (4,8)1 5,2 (4,5) 65 (59) 39 (44) 12

Hafer 4,5 (5,0) 4,1 (4,9) 54 (60) 32 (61) 11

Futtererbsen 5,6 (5,9) 5,6 (5,9) 71 (75) 98 (96) 28

Mischungen

ERBS-t ausgesätin vivo 4,9 4,6 62 42 14

ERBS-t rekonst. Krippein vivo 5,0 4,7 60 40 13

ERBS-t gew.2 aus Reinsilagen 5,2 5,0 63 42 13

ERBS-t gew.3 Koeff. GB + Gehalte der Reinsilagen 5,0 4,7 63 42 14

ERBS-t gew.4 GB-Werte 4,9 4,8 61 52 18

Mischungen

ERBS-h ausgesätin vivo 6,4 6,6 74 42 11

ERBS-h rekonst. Krippein vivo 6,1 6,1 70 52 14

ERBS-h gew.2 aus Reinsilagen 5,2 5,0 64 55 17

ERBS-h gew.3 Koeff. GB + Gehalte der Reinsilagen 5,2 5,1 64 42 13

ERBS-h gew.4 GB-Werte 5,2 5,1 64 64 21

NEL = Nettoenergie Laktation; NEV = Nettoenergie Mast; APDE aus verfügbarer Energie aufgebautes im Darm absorbierbares Protein; APDN = aus abgebautem Rohprotein aufge-

baute im Darm absorbierbare Proteine.1Werte in Klammern aus der Futtermitteldatenbank (Agroscope 2014).2durch Gewichtung der chemischen Zusammensetzungen und der Koeffi zienten vOS, vRP und aRP usw. der Reinsilagen berechnet. 3Gewichtung der Koeffi zienten vOS, vRP und aRP der Einzelkomponenten, publiziert in der Futtermitteldatenbank und der in den Mischungen analysierte Nährstoffe.4Gewichtung der Werte NEL, NEV, APDE oder APDN der Einzelkomponenten, publiziert in feed base (GB).

Tab. 5 | Nährwerte der Triticale-, Hafer und Erbsensilage sowie der Mischungen

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Page 18: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

150

Nutztiere | Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen

Originalmischungen vs. rekonstituierte vs. berechnete

Mischungen

Die beiden vor der Verfütterung rekonstituierten

Mischungen erzielten Werte, die denen der Originalmi­

schungen glichen (Tab. 5).

Durch Additivität der chemischen Zusammensetzungen,

der Verdaulichkeitskoeffizienten und der Abbaubar­

keitskoeffizienten von Triticale­, Hafer­ und Erbsensila­

gen wurden je nach Mischung unterschiedliche Ergeb­

nisse erzielt. Bei der Mischung ERBS­t, in welcher

Getreide dominierte, wurden die gewichteten Werte

leicht überschätzt (6  % bei NEL), wohingegen bei der

Mischung ERBS­h die berechneten Werte deutlich unter­

schätzt wurden (–19 % bei NEL).

Diese Schätzdifferenz zwischen den Mischungen fan­

den sich auch dann, wenn man die Werte der vOS und

aRP für die Berechnung den Tabellen (Agroscope 2014)

entnimmt.Die stark vereinfachte Schätzung, die darin besteht,

die Werte für NEL, NEV, APDE und APDN zu gewichten,

die in den Tabellen (Agroscope 2014) für Triticale, Hafer

und Erbsen veröffentlicht wurden, ergab Werte, die eng

bei denjenigen der Mischung ERBS­t lagen; auch hier

unterschätzte man jedoch die Werte der Mischung ERBS­h.

Verwendete man eine «einheitliche» vOS in Höhe

von 65 % (Durchschnittswert der beiden Mischungen

dieses Versuchs sowie der drei im Jahr 2012 untersuch­

ten Mischungen (Arrigo 2014) ), erzielte die Mischung

ERBS­t einen Energiewert in Höhe von 5,2 vs. 4,9 MJ NEL

und 64 vs. 62g APDE, was einer Überschätzung bezüglich

Energie von 6 % und bezüglich Protein von 4 % ent­

spricht. Bei der Mischung ERBS­h wurden 5,2 vs. 6,4 MJ

NEL und 64 vs. 74 g APDE erzielt. Dies entspricht einer

Unterschätzung in Höhe von 18 % für NEL und 14 % für

Rohprotein.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Für eine Nährwertschätzung wird bei GPS bestehend aus

Protein­ und Getreideganzpflanzen zwingend eine

botanische Analyse zum Zeitpunkt der Ernte benötigt,

um die Koeffizienten (vOS, vRP, aRP) durch Additivität

ermitteln zu können, da die gesäten Mengen in der

Regel nicht der botanischen Zusammensetzung bei der

Ernte entsprechen.

In diesem Versuch funktionierte das Additivitätsprin­

zip bei der Mischung ERBS­t recht gut, um die Nährwerte

zu schätzen. Bei der Mischung ERBS­h hingegen, deren

botanische Zusammensetzung ausgeglichener und

deren Verdaulichkeit sehr hoch war, führte die Schät­

zung mittels Additivitätsprinzip zu einer deutlichen

Unterschätzung der Werte.

Diese Arbeit verdeutlichte die Empfindlichkeit der

Nährwertschätzung durch Additivität bei einer Mischung,

die nicht von einem Pflanzentyp (Getreide oder Protein­

pflanze) dominiert wird.

Die Schätzung mittels Gleichungen, die auf der botani­

schen Zusammensetzung oder bestimmten Nährstoffen

basieren, wäre geeigneter und könnte die Schätzungen

bei GPS verbessern. Dafür werden jedoch noch zahlrei­

che weitere Daten benötigt. Die Schätzungen der vOS

mit Labormethoden könnte die Sammlung solcher Da­

ten vereinfachen. Da sie jedoch die in-vivo-Verdaulich­

keit der OS unterschätzen, müssten sie punktuell durch

in-vivo­Versuche validiert werden. n

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Page 19: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

151

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Literatur ▪ Agroscope, 2014. Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch). Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldaten-bank/04834/index.html?lang=de. [10.10.2014].

▪ Aufrère J., Baumont R., Delaby L., Peccatte J.-R., Andrieu J., Andrieu J.-P. & Dulphy J.-P., 2007. Prévision de la digestibilité des fourrages par la mé-thode pepsine-cellulase. Le point sur les équations proposées. INRA, Prod. Anim. 20 (2), S. 129–136.

▪ Arrigo Y., 2014. Nährwertschätzung von Silagen aus Mischungen von Grüngetreide und Erbsen. Agrarforschung Schweiz 5 (2), 52–59.

▪ Coutard J. P. & Fortin J., 2014. Les associations céréales protéagineux ré-coltées immatures: assemblages, valeurs nutritives et valorisation par les vaches allaitantes. Renc. Rech. Ruminants (21), 93–96.

▪ Dohme F., Graf C. M., Arrigo Y., Wyss U. & Kreuzer M., 2007. Effect of botanical characteristics, growth stage and method of conservation on factors related to the physical structure of forage – An attempt toward a better understanding of the effectiveness of fiber in ruminants. Anim. Feed Sci. Technol. 138, 205–227.

▪ Tilley J. M. A. & Terry R. A.,1963. A two stage technique for in vitro digestion of forage crops. J. Br. Grassl. Soc. 18, 104–111.

▪ Wyss U. & Arrigo Y., 2015. Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen. Agrarforschung Schweiz 6 (4) 152–159.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Digestibility and degradability of silages

from whole-plant pea–cereal mixtures

Requiring few inputs, protein plant–imma-

ture cereal mixtures can guarantee forage

stocks in times of shortage. In order to test

whether and how the principle of additivity

predicts nutritional value, we conducted in

vivo digestibility tests and in sacco degrada-

bility tests (crude protein degradability, CPD)

to evaluate silages from two mixtures with

different protein-plant (i.e., pea) contents.

The mixture with low pea content, PEAS-l,

contained 60 % triticale, 28 % oats and 13 %

peas, whereas that with high pea content,

PEAS-h, contained 35 % triticale, 24 % oats

and 41 % peas). The same tests were

conducted with the silages of the constitu-

ents (triticale, oats and forage peas). Of the

two mixtures, PEAS-h had the highest

digestibility figures (for organic matter:

76.5 vs. 61.9 %). The CPD was statistically

similar between the mixtures. Furthermore,

PEAS-h produced 6.4 MJ net energy content

for lactation (NEL) per kg of dry matter

(DM), whereas PEAS-l produced 4.9 MJ NEL/

kg DM. Mixtures reconstituted at the

manger with the pure silages produced

values similar to those of sown mixtures.

The constituent additivity hypothesis

correctly predicted the values for PEAS-l, the

cereal-dominated mixture, but strongly

underestimated those for PEAS-h.

Key words: digestibility; degradability;

pea-cereal mixtures, nutritive values,

additivity.

Digeribilità e degradabilità degli insilati di

piante intere di cereali e piselli

Le miscele di piante proteiche e cereali interi

non ancora maturi sono poco impegnative in

termini di lavoro e cura. Esse garantiscono

quindi uno stock di foraggio in caso di

penuria. Per valutare il principio di additiva-

zione nella stima del valore nutritivo, sono

state effettuate prove di digeribilità in vivo e

di degradabilità in sacco su insilati composti

da due miscele diverse con percentuali di

piante proteiche differenti. La miscela

POIS-b, con una percentuale bassa di piselli,

era composta da 60 % di triticale, 28 %

d’avena e 13 % di piselli. La miscela POIS-h,

con una percentuale elevata di piselli,

conteneva 35 % di triticale, 24 % d’avena e

41 % di piselli. Gli stessi test sono stati

condotti anche sulle rispettive componenti

(triticale, avena e piselli).

La miscela POIS-h è risultata la più digeribile

(per sostanza organica 76,5 vs 61,9 %). Non

si sono invece riscontrate differenze tra le

due miscele per quanto riguarda la degrada-

bilità della proteina grezza nel rumine. Il

valore nutritivo di POIS-h ammonta a 6,4 MJ

di energia netta per la lattazione (NEL) per

kg di sostanza secca (SS), mentre quello di

POIS-b soltanto a 4,9 MJ NEL/kg SS. Le

miscele ricostituite con insilati puri in

mangiatoia raggiungono valori simili a quelli

ottenuti dalle miscele seminate. L’ipotesi

dell’additivazione, in cui per la stima dei

valori nutritivi delle miscele vengono

addizionate le singole componenti, si è

confermata valida per POIS-b, la miscela con

una percentuale dominante di cereali,

mentre per POIS-h i valori sono risultati

decisamente sottovalutati.

Page 20: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

152 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Die Getreide­Erbsen­Mischungen werden insbesondere

in den Grenzlagen des Silomaisanbaus sowie in Biobe­

trieben angebaut (Thaysen 2010). In Frankreich werden

Ganzpflanzensilagen als Futterreserve für Trockenperio­

den gefördert (Brunschwig 2011). Bereits in den Jahren

1985 bis 1990 wurden an Agroscope Silierversuche mit

Triticale und einem Gersten­Proteinerbsen­Gemisch

durchgeführt (Schneider et al. 1991; Wyss 1994). Dabei

zeigte sich, dass wenn die Pflanzen in einem zu frühen

Entwicklungsstadium (Milchreife) geerntet werden,

E i n l e i t u n g

Getreideganzpflanzen kombiniert mit Futtererbsen wer­

den seit kurzem auch in der Schweiz vermehrt angebaut

und einsiliert. Die Gründe dafür sind einerseits die Mög­

lichkeit diese Pflanzen im Herbst nach der Maisernte

noch säen um dann im nächsten Sommer Futter ernten

zu können. Andererseits soll mit diesem Futter die Struk­

turversorgung der Milch­ oder Mutterkühe verbessert

werden.

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und FuttererbsenUeli Wyss und Yves Arrigo

Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]

N u t z t i e r e

Das gehäckselte Futter wurde in Laborsilos einsiliert. (Foto: Yves Arrigo, Agroscope)

Page 21: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

153

Zusa

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ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

In den Jahren 2012 und 2013 wurden an

Agroscope in Posieux Versuche mit verschie-

denen Mischungen mit Triticale, Hafer und

Futtererbsen durchgeführt. Das Siliergut

wurde bei zwei Terminen geerntet, gehäck-

selt und in Laborsilos einsiliert. Zudem wurde

bei einigen Mischungen auch der Einfluss

eines Siliermittels auf die Hauptgärung und

die Nacherwärmungen untersucht.

Das Siliergut wies einerseits hohe Zuckerge-

halte und hohe Vergärbarkeitskoeffizienten

und andererseits tiefe Nitratgehalte auf.

Die Mischungen und Einzelpflanzen, die zum

ersten Termin einsiliert wurden, wiesen

teilweise relativ hohe Buttersäuregehalte

und dementsprechend eine schlechte

Silagequalität auf. Von den drei Pflanzen, die

in der Mischung enthalten waren, war

insbesondere der Hafer für die schlechte

Qualität verantwortlich.

Durch den Zusatz eines chemischen Siliermit-

tels konnte die Buttersäure- und Ethanolbil-

dung sowie die Gärgasverluste reduziert und

auch die aerobe Stabilität der Silagen

verbessert werden.

einerseits das Ertragsmaximum noch nicht erreicht ist

und andererseits die Silagen oft hohe Buttersäurege­

halte aufweisen. Werden die Ganzpflanzen zu spät

geerntet, können bei der Ernte bereits Körner abfallen

und das sperrige Futter lässt sich weniger gut verdichten,

was zu Problemen mit Schimmelbefall und Erwärmun­

gen bei der Entnahme führen kann.

Als optimaler Erntezeitpunkt wird die Mitte der Teig­

reife (ca. 2–3 Wochen vor der Körnerernte) angesehen.

Hier weisen die Pflanzen einen Trockensubstanz (TS)­

Gehalt von rund 35 % auf. Zur Verhinderung der Butter­

säuregärung beziehungsweise zur Verbesserung der

Haltbarkeit bei der Entnahme wird der Einsatz eines

Siliermittels empfohlen, welches sowohl Fehlgärungen

verursacht durch Buttersäurebakterien verhindert und

als auch gegen Nacherwärmungen vorbeugt.

Im Herbst 2011 und 2012 wurden an Agroscope

in  Posieux verschiedene Triticale­Hafer­Futtererbsen­

Mischungen und zudem 2012 auch die Einzelpflanzen

separat angebaut mit dem Ziel, die Verdaulichkeit dieser

Mischungen mit Hilfe von Verdauungsversuchen mit

Schafen zu überprüfen (Arrigo 2014; Arrigo et al. 2015).

Bei diesen Versuchen ergab sich die Gelegenheit, die

Siliereignung dieser Mischungen beziehungsweise Ein­

zelpflanzen und die Qualität der Silagen zu untersuchen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

In den Jahren 2012 und 2013 wurden drei beziehungs­

weise zwei Triticale­Hafer­Futtererbsen­Mischungen zu

zwei Terminen geerntet und einsiliert (Abb. 1). Die

detaillierten Angaben zu den Mischungen und die Ter­

mine sind aus Tabelle 1 ersichtlich. Zudem wurden 2013

auch die Einzelpflanzen Triticale, Hafer und Futtererb­

sen separat einsiliert. Das Siliergut wurde gehäckselt

und in 1,5 Liter Laborsilos, drei Wiederholungen pro

Variante, einsiliert. Beim Einsilieren wurden Proben zur

TS­Bestimmung und Bestimmung der Inhaltsstoffe

genommen. Zusätzlich wurde auch der Nitratgehalt und

die Pufferkapazität bestimmt. Anhand vom TS­Gehalt,

dem Zuckergehalt (wasserlösliche Kohlenhydrate) und

der Pufferkapazität wurden die Vergärbarkeitskoeffizi­

enten berechnet (Weissbach und Honig 1996). Nach

Mischung Triticale Hafer Futtererbsen 1. Termin 2. Termin

A 90/40/30 90 40 30

14.06.2012 28.06.2012B 90/30/40 90 30 40

C 90/20/50 90 20 50

D 90/40/50 90 40 5027.06.2013 11.07.2013

E 90/40/75 90 40 75

Tab. 1 | Saatmengen (kg/ha) und Siliertermine

Page 22: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Nutztiere | Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

154

einer Lagerdauer von 90 Tagen wurden die Laborsilos

geöffnet und wiederum Proben zur Analyse genommen.

Neben den Rohnährstoffen wurden auch die Gärpara­

meter (pH, Gärsäuren, Ammoniak und Ethanol)

bestimmt. Bei der Berechnung der Gärgasverluste wur­

den die gewogenen Gewichtsdifferenzen vom Versuchs­

beginn und ­ende auf die einsilierte Trockensubstanz­

menge bezogen. Zusätzlich wurde die aerobe Stabilität

anhand von Temperaturmessungen ermittelt. Alle 30

Minuten wurde die Temperatur gemessen und regist­

riert. Diese Erhebung dauerte zwischen neun und 14

Tagen. Als aerob stabil wurden die Silagen angesehen,

Futter SilierterminTS%

Rohascheg/kg TS

Rohproteing/kg TS

Rohfaserg/kg TS

ADFg/kg TS

NDFg/kg TS

Zuckerg/kg TS

Stärkeg/kg TS

Nitratg/kg TS

PKg/kg TS

VK

A 90/40/30

14.06.2012

29,5 43 89 296 323 554 254 – 0,1 34 90

B 90/30/40 28,7 49 90 309 345 588 173 – 0,8 37 66

C 90/20/50 30,8 43 82 289 325 544 279 – 0,2 31 103

A 90/40/30

28.06.2012

36,8 47 79 293 345 559 142 120 0,2 34 69

B 90/30/40 36,8 48 82 294 347 549 136 135 0,3 37 69

C 90/20/50 35,9 51 74 282 316 532 150 121 0,1 31 74

D 90/40/5027.06.2013

27,0 49 78 327 360 569 216 < 10 0,1 49 62

E 90/40/75 23,2 60 99 338 370 565 168 34 0,4 62 45

D 90/40/5011.07.2013

35,7 44 72 297 323 529 148 138 0,3 42 64

E 90/40/75 32,5 49 83 295 339 518 156 113 0,2 48 59

Triticale

27.06.2013

34,1 38 56 306 337 552 313 < 10 < 0,1 33 109

Hafer 23,0 57 54 356 389 645 164 < 10 < 0,1 54 47

Futtererbsen 19,8 63 143 277 302 389 180 115 0,1 65 42

Triticale

11.07.2013

38,1 38 58 293 315 511 264 105 < 0,1 29 112

Hafer 32,5 49 50 320 360 592 92 124 < 0,1 45 49

Futtererbsen 25,6 62 133 270 326 402 215 114 0,3 64 52

TS: Trockensubstanz; PK: Pufferkapazität; VK: VergärbarkeitskoeffizientADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; Zucker: wasserlösliche Kohlenhydrate

Tab. 2 | Inhaltsstoffe des Ausgangsmaterial beim Einsilieren

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Abb. 1 | Beim ersten Siliertermin wurden die Pflanzen mit dem Motormäher gemäht. (Foto: U. Wyss, Agroscope)

Page 23: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

155

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Ausgangsmaterial – hohe Vergärbarkeitskoeffizienten

Die Anteile der drei verwendeten Pflanzen in den ver­

schiedenen Mischungen bezogen auf die Frischmasse bei

der Ernte sind aus Abbildung 2 ersichtlich. Im ersten Jahr

dominierte vor allem Triticale. Im zweiten Jahr enthiel­

ten die Mischungen mehr Hafer und Futtererbsen (Abb. 3).

2012 reiften die Pflanzen schneller ab als 2013. Beim ers­

ten Termin waren beide Getreidearten im Stadium

solange die Temperatur in der Silage die Umgebungs­

temperatur nicht um mehr als 1° C übertraf.

Bei den drei Mischungen im ersten Versuchsjahr vom

zweiten Termin und bei allen Mischungen im zweiten

Versuchsjahr wurde sowohl Futter mit und ohne Zusatz

eines Siliermittels einsiliert. Beim Siliermittel handelte es

sich um das Produkt Kofasil Ultra, einem chemischen

Produkt. Es enthält Hexamin, Natriumnitrit, Natrium­

benzoat und Natriumpropionat. Die Dosierung betrug

4 l beziehungsweise 4,7 kg pro Tonne Futter.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

A 90/40/30

B 90/30/40

C 90/20/50

A 90/40/30

B 90/30/40

C 90/20/50

D 90/40/50

E 90/40/75

D 90/40/50

E 90/40/75

Ante

ilin

%de

rFr

isch

mas

se

1. Siliertermin27.06.2013 11.07.2013

1. Siliertermin14.06.2012

2. Siliertermin28.06.2012

TriticaleHaferFuttererbsen

2. Siliertermin

Abb. 2 | Anteile der drei Pflanzen der verschiedenen Mischungen bei den beiden Silierterminen und Jahren.

Futter SilierterminRohascheg/kg TS

Rohproteing/kg TS

Rohfaserg/kg TS

ADFg/kg TS

NDFg/kg TS

Zuckerg/kg TS

Stärkeg/kg TS

A 90/40/30

14.06.2012

50 95 377 422 650 104 –

B 90/30/40 57 98 394 436 672 49 –

C 90/20/50 51 91 346 380 598 93 –

A 90/40/30

28.06.2012

39 84 316 352 559 98 97

B 90/30/40 45 101 304 338 525 119 118

C 90/20/50 44 81 282 310 507 92 163

D 90/40/5027.06.2013

47 83 350 388 604 66 8

E 90/40/75 62 102 349 390 582 89 13

D 90/40/5011.07.2013

42 75 291 334 531 83 96

E 90/40/75 51 91 310 347 548 63 102

Triticale

27.06.2013

45 64 340 368 550 234 < 10

Hafer 54 57 386 449 731 39 < 10

Futtererbsen 69 154 289 344 387 89 63

Triticale

11.07.2013

40 62 309 341 527 111 65

Hafer 54 55 369 406 660 58 47

Futtererbsen 56 150 285 322 383 56 123

TS: Trockensubstanz; ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; Zucker: wasserlösliche Kohlenhydrate

Tab. 3 | Inhaltsstoffe der Silagen

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Page 24: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Nutztiere | Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

156

Milchreife. Beim zweiten Termin war Triticale in der

Teigreife und der Hafer immer noch in der Milchreife.

Die Rohnährstoffgehalte der verschiedenen Mischungen

und der Einzelpflanzen sind aus der Tabelle 2 ersichtlich.

Die TS­Gehalte nahmen mit zunehmendem Reifegrad zu

und die meisten Rohnährstoffe ab. Dies geschah auf

Kosten der Stärke, die zugenommen hat. Die beiden

Mischungen D und E, die einen höheren Anteil an Fut­

tererbsen aufwiesen, wiesen im Durchschnitt den glei­

chen Rohproteingehalt auf wie die Mischungen A, B und

Futter SilierterminTS%

pHMilchsäure

g/kg TSEssigsäure

g/kg TSButtersäure

g/kg TSEthanolg/kg TS

NH3/N tot.%

DLGPunkte

Gärgas-verluste

%

Aerobe Stabilität Stunden

A 90/40/30

14.06.2012

26,5 5,1 21 1 31 29 34 20 11,2 336

B 90/30/40 24,8 5,1 20 1 37 29 36 15 11,3 336

C 90/20/50 28,8 4,6 36 11 14 20 30 44 7,7 336

A 90/40/30

28.06.2012

33,2 4,4 36 13 4 12 8 93 2,8 204

B 90/30/40 32,3 4,4 35 18 1 7 9 100 1,9 293

C 90/20/50 35,0 4,2 41 17 1 8 7 100 2,0 295

D 90/40/5027.06.2013

25,9 4,4 44 20 8 20 10 65 4,5 216

E 90/40/75 22,8 4,5 57 18 3 14 12 86 2,9 159

D 90/40/5011.07.2013

34,0 4,6 33 15 4 12 11 89 3,4 259

E 90/40/75 31,0 4,7 36 11 13 14 10 51 4,5 312

Triticale

27.06.2013

32,8 4,5 25 9 12 19 9 58 4,2 312

Hafer 22,1 4,7 28 2 42 13 7 6 6,4 312

Futtererbsen 18,9 4,0 145 22 4 18 12 90 4,3 222

Triticale

11.07.2013

35,4 4,5 29 21 2 8 11 100 3,8 289

Hafer 30,0 5,1 19 1 21 22 10 31 7,1 312

Futtererbsen 24,4 4,3 123 27 0 13 10 93 3,4 198

TS: Trockensubstanz; NH3/N tot.: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff

Tab. 4 | Gärparameter der Silagen

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Abb. 3 | Die Triticale-Hafer-Erbsen-Mischung beim zweiten Siliertermin 2013. (Foto: U. Wyss, Agroscope)

Page 25: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

157

Silagen – teilweise hohe Buttersäuregehalte

Die Ergebnisse der Rohnährstoffanalysen der Silagen

sind aus Tabelle 3 ersichtlich. Im Vergleich zum Aus­

gangsmaterial waren die meisten Rohnährstoffe mit

Ausnahme vom Zucker­ und Stärkegehalt in den Silagen

höher. Vor allem der Zucker wurde durch den Gärpro­

zess auf 50 % und die Stärke auf rund 75 % vom Aus­

gangswert abgebaut. Bei den Einzelpflanzensilagen

stach der Hafer mit den höchsten Fasergehalten und die

Futtererbsen mit den höchsten Proteingehalten hervor.

Wie bereits bei früheren Untersuchungen (Weiss­

bach und Haacker 1988; Schneider et al. 1991) festge­

stellt wurde, gab es auch bei diesen Untersuchungen bei

einigen Silagen erhöhte Buttersäuregehalte. Dies war

vor allem bei den Silagen vom ersten Siliertermin bezie­

hungsweise mit dem Futter mit den tieferen TS­Gehal­

ten der Fall. Dementsprechend wiesen diese Silagen

auch höhere pH­Werte, tiefere DLG­Punkte und die

höchsten Gärgasverluste auf. Weissbach und Haacker

(1988) erklärten dies mit den tiefen Nitratgehalten im

Ausgangsmaterial und der dadurch fehlenden Hemm­

wirkung auf die Buttersäurebakteriensporen. Bei den

Einzelpflanzen zeigte sich, dass vor allem der Hafer

massgeblich von der Buttersäurebildung betroffen war.

Hier beeinflussten sicher auch die höheren Fasergehalte

beziehungsweise Sperrigkeit des Futters die Milchsäure­

gärung und pH­Wert­Absenkung. Die reinen Hafersila­

gen wiesen auch die tiefsten DLG­Punktzahlen auf. Auf­

gefallen sind auch die Silagen mit den Futtererbsen, die

die höchsten Milchsäuregehalte und dementsprechend

tiefere pH­Werte aufwiesen.

Die Untersuchungen der aeroben Stabilität zeigten,

dass die Silagen nach der Entnahme recht stabil waren.

Dabei haben die teils hohen Buttersäuregehalte, die

zwar im Hinblick auf die Gärqualität unerwünscht sind,

die Hefen in ihrer Aktivität gehemmt und die Stabilität

der Silagen verbessert.

Siliermitteleinsatz verbessert Qualität

Der Einsatz des Siliermittels beeinflusste einerseits die

Hauptgärung und andererseits auch die Nacherwärmun­

gen. Wie aus der Abbildung 4 ersichtlich ist, reduzierte

der Siliermitteleinsatz den Buttersäure­ und auch Etha­

nolgehalt der Silagen. Dies dürfte auf die Hemmwirkung

der chemischen Wirkstoffe auf die Buttersäurebakterien

und Hefen zurückzuführen sein. Durch die Verminde­

rung der Fehlgärungen waren bei den behandelten Sila­

gen die Gärgasverluste tiefer im Vergleich zu den unbe­

handelten Silagen. Im Durchschnitt wiesen die

behandelten Silagen 94 DLG Punkte auf, im Vergleich

dazu hatten die unbehandelten Silagen 83 DLG­Punkte.

Die pH­Werte sowie Milch­ und Essigsäuregehalte waren

C. Bei den Einzelpflanzen zeichneten sich die Futtererb­

sen durch die höchsten Rohproteingehalte, höhere

Rohaschegehalt und tiefere Fasergehalte auf. Der Hafer

wies die höchsten Faser­ und tiefsten Zuckergehalte auf.Was die Silierbarkeit der Mischungen beziehungsweise

Einzelpflanzen betrifft, so wiesen alle relativ hohe Ver­

gärbarkeitskoeffizienten auf. Bei Werten über 45 gilt das

Futter als leicht silierbar (Weissbach und Honig 1996).

Hingegen war der Nitratgehalt insgesamt sehr tief und

nach Kaiser et al. (1999) gilt Futter mit weniger als 1 g

Nitrat pro kg TS als nitratfrei. Nitrat hemmt die Buttersäu­

rebakterien und verhindert so eine Buttersäuregärung.

0,0

5,0

10,0

15,0

g/kg

Tro

cken

subs

tanz

Buttersäure

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

g/kg

Tro

cken

subs

tanz

Ethanol

0,0

2,0

4,0

6,0

%

Gärgasverluste

04896

144192240288336

A90

/40/

30B

90/3

0/40

C90

/20/

50

A90

/40/

30B

90/3

0/40

C90

/20/

50

D90

/40/

50E

90/4

0/75

D90

/40/

50E

90/4

0/75

D90

/40/

50E

90/4

0/75

D90

/40/

50E

90/4

0/75

Stun

den

Aerobe Stabilität

2012 2013

ohne Siliermittel mit Siliermittel

2. Siliertermin 1. Siliertermin 2. Siliertermin

Abb. 4 | Buttersäure, Ethanol, Gärgasverluste und aerobe Stabili-tät der Silagen ohne und mit Siliermittel.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Page 26: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

158

Nutztiere | Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

ohne und mit Siliermitteleinsatz praktisch identisch. Hin­

gegen konnten in den behandelten beziehungsweise

unbehandelten Silagen durchschnittlich 118 g bezie­

hungsweise nur 87 g wasserlösliche Zucker festgestellt

werden, was wiederum auf die Verminderung der Fehl­

gärungen zurückzuführen ist. Auch bei der aeroben Sta­

bilität zeigte das eingesetzte Siliermittel seine Wirkung.

Die behandelten Silagen erwärmten sich in fast allen

Fällen weniger schnell (Abb. 4).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Der Anteil an Hafer in der Getreideganzpflanzenmi­

schung mit Futtererbsen sollte nicht zu hoch sein, da

der Hafer die Gärqualität der Silagen negativ beein­

flusst.

•• Die Getreideganzpflanzen mit Futtererbsen sollten im

Stadium Teigreife beziehungsweise bei einem TS­

Gehalt von rund 35 % siliert werden. Bei einer zu

frühen Ernte gibt es vermehrt Probleme mit Butter­

säure.

•• Durch den Einsatz eines wirksamen Siliermittels kann

die Buttersäurebildung reduziert und die aerobe

Stabilität der Silagen verbessert werden.� n

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Page 27: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

159

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Quality of whole-crop silage from

triticale, oats and forage peas

Experiments with various mixtures

containing triticale, oats and forage

peas were carried out at Agroscope

Posieux in 2012 and 2013. The crops

were harvested on two dates,

chopped, and ensiled in laboratory

silos. In addition, the influence of a

chemical silage additive on lactic acid

fermentation as well as the aerobic

stability was studied for some mix-

tures. Results showed that the ensi-

laged materials had high sugar

contents, high fermentability coeffi-

cients, and low nitrate contents. Some

of the mixtures and individual plants

ensiled on the first date had a rela-

tively high butyric acid content and

hence poor silage quality. Of the three

plants contained in the mixture, oats

were particularly responsible for the

poor quality. The addition of a chemi-

cal silage additive reduced butyric acid

and ethanol formation as well as

fermentation gas losses; in addition, it

improved the aerobic stability of the

silages.

Key words: whole crop silage, cereals,

forage peas, silage quality, aerobic

stability.

Qualità degli insilati con piante intere

di triticale, avena e piselli proteici

Nel 2012 e 2013, presso Agroscope a

Posieux, sono state effettuate analisi

con diverse miscele a base di triticale,

avena e piselli proteici. I prodotti

colturali sono stati mietuti in due date

diverse, trinciati e insilati in silo da

laboratorio. In alcune miscele, è stata

inoltre analizzata l’influenza di un

coadiuvante per l’insilamento sulla

fermentazione principale e il riscalda-

mento successivo.

Nell’insilato sono stati da una parte

individuati livelli elevati di zuccheri e

di coefficienti di fermentazione e

dall’altra tenori bassi di nitrati.

Le miscele e le erbe che sono state

utilizzate dopo la prima data di

raccolta presentavano in parte livelli

relativamente alti di acido butirrico e

pertanto anche una cattiva qualità di

insilamento. Dei tre prodotti colturali

contenuti nella miscela, in particolare

l’avena era responsabile della cattiva

qualità.

Tramite l’aggiunta di un coadiuvante

chimico per l’insilamento, è stato

possibile ridurre la formazione di acido

butirrico ed etanolo e la perdita di gas

di fermentazione e migliorare la

stabilità aerobica degli insilati.

Literatur ▪ Arrigo Y., 2014. Nährwertschätzung von Silagen aus Mischungen von Grüngetreide und Erbsen. Agrarforschung Schweiz 5 (2), 52–59.

▪ Arrigo Y. Henneberger S. & Wyss U., 2015. Verdaulichkeit und Abbaubar-keit von Ganzpflanzensilagen bestehend aus Protein- und Getreidepflan-zen. Agrarforschung Schweiz 6 (4), 144–151.

▪ Brunschwig P., 2011. Ensiler des céréales immatures, dossier sécheresse, Institut de l’élevage. Zugang: http://www.inst-elevage.asso.fr/spip.php?page=article_espace&id_espace=944&id_article=19868.

▪ Kaiser E., Weiss K. & Milimonka A., 1999. Untersuchungen zur Gärquali-tät von Silagen aus nitratarmem Grünfutter. Archives of Animal Nutrition 52, 75–93.

▪ Schneider S., Vogel R. & Wyss U., 1991. Die Eignung von Triticale zur Bereitung von Ganzpflanzensilage. Landwirtschaft Schweiz 4 (8), 407–411.

▪ Thaysen J., 2010. Ganzpflanzensilage. Rationalisierungs-Kuratorium für Landwirtschaft, S. 867-920.

▪ Weissbach F. & Honig H., 1996. Über die Voraussage und Steuerung des Gärungsverlaufs bei der Silierung von Grünfutter aus extensivem Anbau. Landbauforschung Völkenrode 46 (1), 10–17.

▪ Weissbach F. & Haacker K., 1988. Über die Ursachen der Buttersäure-gärung in Silagen aus Getreideganzpflanzen. Das wirtschaftseigene Futter 34, 88–99.

▪ Wyss U., 1994. Gärqualität von Gerste-Proteinerbsen-Ganzpflanzen-silagen. Agrarforschung 1 (1), 19–21.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Page 28: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

160 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

alle Bioproduzenten fest, und drittens legen die Richtli­

nien von Bio Suisse Höchstmengen für ihre Mitglieder

fest. Gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW

dürfen in den meisten Kulturen 4 kg/ha/Jahr Reinkupfer

eingesetzt werden, in Reben 6  kg/ha/Jahr. Die Biover­

ordnung legt auch für Reben eine Höchstmenge von

4 kg/ha/Jahr fest. Diese muss über einen Zeitraum von

fünf Jahren eingehalten werden; in einzelnen Jahren

dürfen bis 6  kg/ha/Jahr eingesetzt werden. Bio Suisse

schränkt zusätzlich den Kupfereinsatz in Beerenkulturen

auf 2 kg/ha/Jahr ein und im Kernobstanbau auf 1,5 kg/

ha/Jahr. Bei akutem Risiko von Feuerbrand dürfen jedoch

bis 4  kg/ha/Jahr eingesetzt werden, sofern dafür eine

kantonale Bewilligung vorliegt.

Da sich Kupfer im Boden anreichert, wird sein Einsatz

im Biolandbau immer wieder kritisiert. Dabei wird meist

angenommen, dass die erlaubten Höchstmengen auch

tatsächlich eingesetzt werden. Wir vermuteten hinge­

gen, dass die auf Biobetrieben eingesetzte Kupfermenge

E i n l e i t u n g

Bereits in den 1880er Jahren wurde Kupfer in Schweizer

Rebbergen eingesetzt, um den Falschen Mehltau (Plas-

mopara viticola) zu bekämpfen. Im Zeitraum zwischen

1920 und 1960 wurden sehr hohe Kupfermengen ver­

wendet; manche Winzer brachten im Durchschnitt bis zu

50 kg/ha/Jahr aus (Räz et al. 1987) (Abb. 1). In Deutsch­

land wurden teilweise bis 80 kg/ha/Jahr und mehr einge­

setzt (Kühne et al. 2009).

Heute ist für Kupferfungizide die Höchstmenge

begrenzt. Die Begrenzung bezieht sich immer auf den

Reinkupferanteil, welcher in den einzelnen Wirkstoffen

(Kupferhydroxid, Kupferoxychlorid, Bordeauxbrühe etc.)

enthalten ist. In der Schweiz werden Höchstmengen für

Kupferfungizide erstens durch die Zulassungsstelle für

Pflanzenschutzmittel (Bundesamt für Landwirtschaft

BLW) festgelegt und gelten für die Landwirtschaft gene­

rell. Zweitens legt die Bioverordnung Höchstmengen für

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen KulturenBernhard Speiser1, Esther Mieves2 und Lucius Tamm1

1Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 5070 Frick, Schweiz2Universität Kassel, Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz, 37213 Witzenhausen, Deutschland

Auskünfte: Bernhard Speiser, E-Mail: [email protected]

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Der blaue Belag auf diesen Rebpfählen zeugt von jahrzehntelanger Anwen-dung hoher Kupfermengen (Bild aus dem Jahr 1989). (Foto: Andreas Häseli, FiBL)

Page 29: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen | Pflanzenbau

161

Zusa

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enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

Der Einsatz von Kupferfungiziden ist heute

mengenmässig begrenzt. Für Schweizer

Bioproduzentinnen und Bioproduzenten gelten

Beschränkungen durch die Zulassungsstelle für

Pflanzenschutzmittel, durch die Bioverordnung

und durch die Richtlinien von Bio Suisse. Die

Höchstmengen betragen 1,5 kg/ha/Jahr für

Kernobst, 2 kg/ha/Jahr für Beeren und 4 kg/ha/

Jahr für die übrigen Kulturen. Wir untersuchten,

wie viel Kupfer in der Praxis tatsächlich

ausgebracht wird.

Für diese Untersuchung wurden Produzentin-

nen und Produzenten von Bio Suisse zum

Kupfereinsatz in den Jahren 2009–2012 befragt.

Mit einer Hochrechnung wurde der durch-

schnittliche Kupfereinsatz für Fruchtfolgeflä-

chen und für Rebflächen ermittelt.

Der durchschnittliche Kupfereinsatz lag bei

Äpfeln, allen Beerenarten, Kohl, Tomaten,

Gurken und resistenten Rebsorten unter 1 kg/

ha/Jahr. Bei Birnen, Aprikosen und Karotten lag

er zwischen 1 und 2 kg/ha/Jahr und bei Kirsche,

Kartoffel, Sellerie und traditionellen europäi-

schen Rebsorten über 2 kg/ha/Jahr. Der

durchschnittliche Kupfereinsatz auf Fruchtfol-

geflächen betrug 0,7 kg/ha/Jahr, derjenige auf

Rebflächen 2,5 kg/ha/Jahr.Diese Befragung zeigt, dass Schweizer Biobau-

ern deutlich weniger Kupfer einsetzen als die

zugelassenen Höchstmengen. Der Biolandbau

verfolgt heute eine kombinierte Strategie zur

Kupferminimierung, welche den Anbau resisten-

ter Sorten, Anpassungen in der Kulturführung,

Optimierungen beim Kupfereinsatz und den

Einsatz alternativer Produkte beinhaltet.

tiefer liegt, da sich Schweizer Bioproduzentinnen und

Bioproduzenten der Kupferproblematik bewusst sind

und grosse Anstrengungen zur Kupferminimierung

unternehmen. Die hier beschriebene Befragung von Bio­

bauern liefert erste Zahlen zum effektiven Kupferein­

satz in der Praxis.

M e t h o d e n

Befragung

Für diese Untersuchung wurden insgesamt 38 Produzen­

tinnen und Produzenten von Bio Suisse befragt. Grund­

lage waren die Pflanzenschutzaufzeichnungen, welche

für die Betriebskontrolle gemacht werden. Die Umfrage

umfasste die Jahre 2009–2012.

Für Früchte und Gemüse befragten wir eine

beschränkte Anzahl ausgewählter Produzenten. Ausge­

wählt wurden die wichtigsten Lieferanten eines Detail­

listen. Die Befragten liefern einen beträchtlichen Anteil

der Schweizer Bioproduktion (Tab. 1), sind jedoch in

Bezug auf die Betriebsgrösse oder Region nicht unbe­

dingt repräsentativ. Wir vermuten, dass die befragten

Betriebe überdurchschnittlich gross sind, und es liegt

eine Übervertretung der Ostschweiz vor.

Für Wein wurde ein Aufruf unter den Produzentin­

nen und Produzenten von Bio Suisse gemacht, worauf

zwölf Biowinzer den Kupferverbrauch auf ihrem Betrieb

meldeten. Anders als in den Bereichen Früchte und

Gemüse fehlen in unserer Auswahl jedoch einige wich­

tige Winzerbetriebe. Zudem liegt der Anteil der mit

PIWI­Sorten bestockten Flächen (PIWI = pilzwiderstands­

fähig) in unserer Befragung über dem gesamtschweize­

rischen Flächenanteil dieser Sorten. Die Hochrechnung

zum flächengewichteten Durchschnitt (siehe unten) kor­

rigiert jedoch diese Verzerrung.

Auswertung

Der Kupfereinsatz pro Kultur wurde als flächengewich­

teter Durchschnitt über alle Produzenten und Jahre

berechnet.

Aus den Daten für Feldgemüse und Kartoffeln wurde

zudem der durchschnittliche Kupfereinsatz für Frucht­

folgeflächen (über alle Kulturen) wie folgt hochgerech­

net: (i) Von den Fruchtfolgekulturen dürfen Kartoffeln,

Karotten, Sellerie und Kohl mit Kupfer behandelt wer­

den. (ii) Für diese vier Kulturen wurde der flächenge­

wichtete Kupfereinsatz ermittelt. (iii) Auf einem genauer

untersuchten Modellbetrieb machten diese vier Kultu­

ren zusammen 52 % der Fruchtfolgeflächen aus. (iv) Ent­

sprechend wurde der Kupfereinsatz auf die gesamte

Fruchtfolgefläche (alle Kulturen = 100 % der Fläche)

hochgerechnet.

Page 30: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Pflanzenbau | Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen

162

Die Daten aus dem Weinbau wurden separat nach den

zwei Sortengruppen europäische Rebsorten und PIWI­

Sorten ausgewertet, da erstere wesentlich anfälliger auf

den Falschen Mehltau sind. Den durchschnittlichen Kup­

fereinsatz im Schweizer Bioweinbau rechneten wir so

hoch: (i) Für den Schweizer Bioweinbau wird der Anteil

der Europäersorten auf 75 % geschätzt und der Anteil

der PIWI­Sorten auf 25 % (persönliche Mitteilung von

Andreas Häseli, FiBL). (ii) Für die beiden Sortengruppen

ermittelten wir separat den durchschnittlichen Kupfer­

einsatz. (iii) Dann errechneten wir den flächengewichte­

ten Durchschnitt über beide Sortengruppen.

R e s u l t a t e

Der durchschnittliche Kupfereinsatz unterschied sich je

nach Kultur sehr stark (Tab. 1). Bei Äpfeln, allen Beerenar­

ten, Kohl, Tomaten und Gurken lag er unter 1 kg/ha/Jahr.

Bei Birnen, Aprikosen und Karotten lag er zwischen 1 und

2 kg/ha/Jahr, und bei Kirschen, Kartoffeln und Sellerie lag

er über 2 kg/ha/Jahr. Im Rebbau war der Kupfereinsatz für

PIWI­Sorten fast sechsmal tiefer als für Europäersorten.

Der auf eine durchschnittliche Fruchtfolgefläche hochge­

rechnete Kupfereinsatz betrug 0,7  kg/ha/Jahr, der auf

eine durchschnittliche Rebfläche hochgerechnete 2,5 kg/

ha/Jahr.

Die Höchstmengen der Kupferanwendung wurden

sehr unterschiedlich ausgeschöpft (siehe Tab. 1, letzte

Spalte). Bei Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johan­

nisbeeren, Kohl, Tomaten und Gurken wurden weniger

als 25 % der Höchstmenge eingesetzt. Bei Aprikosen,

Brombeeren und Karotten wurden zwischen 25 und

50 % der Höchstmenge eingesetzt, bei Äpfeln, Birnen,

Kirschen, Kartoffeln und Sellerie mehr als 50 %. Im Reb­

bau variierte die Ausschöpfung der Höchstmenge stark

zwischen PIWI­Sorten und Europäersorten. Im Kern­ und

Steinobstanbau gab es einige wenige Produzentinnen

und Produzenten, welche die Höchstmenge ausschöpf­

ten. In den übrigen Kulturen wurde sie von niemandem

unter den Befragten ausgeschöpft.

D i s k u s s i o n

Diese Befragung zeigt, dass Schweizer Biobauern im

Durchschnitt deutlich weniger Kupfer einsetzen als die

zugelassenen Höchstmengen. Die Auswirkungen des

KulturBefragte Produzenten

Kupfermenge(kg/ha/Jahr)

Ausschöpfung der Höchstmenge (%) Anzahl

Anteil an der Biofläche (%)

Obstbau 13

Äpfel 10 50 0,9 60

Birnen 6 50 1,2 80

Aprikosen 3 40 1,7 43

Kirschen 2 10 2,5 63

Brombeeren 2 50 0,6 30

Erdbeeren 5 30 0,4 20

Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren 5 30 0,1 5

Kartoffeln und Feldgemüse 7

Kartoffeln 6 10 2,8 70

Karotten 4 * 1,4 35

Sellerie 3 * 2,7 68

Kohl 6 * 0,1 3

Hochrechnung auf Fruchtfolgeflächen 0,7

Gewächshauskulturen 6

Tomaten 5 * 0,2 5

Gurken 6 * 0,1 3

Reben 12

Europäersorten 8 11 2,9 73

PIWI-Sorten 9 8 0,5 13

Hochrechnung auf Rebflächen 2,5*Für diese Kulturen konnte der Anteil an der Biofläche nicht bestimmt werden.

Tab. 1 | Befragte Produzentinnen und Produzenten, durchschnittlicher Kupfereinsatz und Ausschöpfung der Höchstmengen für verschiede-ne Kulturen. Die erlaubten Höchstmengen variieren je nach Kultur (siehe Einleitung).

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

Page 31: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen | Pflanzenbau

163

ventionellen Anbau neben Kupfer noch viele andere

Fungizide eingesetzt werden können (Kühne et al. 2009).

Heutige Möglichkeiten der Kupferreduktion im Bio-

landbau

Der Biolandbau verfolgt heute eine kombinierte Strate­

gie zur Kupferminimierung. Diese beinhaltet den Anbau

resistenter oder toleranter Sorten, Anpassungen in der

Kulturführung, Optimierungen beim Kupfereinsatz und

den Einsatz alternativer Produkte.

Die Bedeutung resistenter Sorten zeigt sich in dieser

Befragung besonders deutlich im Rebbau, wo rund

sechsmal weniger Kupfer für PIWI­Sorten ausgebracht

wurde als für Europäersorten. Ein minimaler Kupferein­

satz wird allerdings auch bei resistenten Sorten empfoh­

len, um Resistenzdurchbrüche zu vermeiden. In der

Apfelprodukton stehen heute ebenfalls diverse resis­

tente Sorten zur Verfügung, welche nur einen minima­

len Kupfereinsatz benötigen. Der Anbau resistenter

Apfelsorten wird jedoch durch die Bedürfnisse des Mark­

tes gehemmt, beispielsweise durch die Nachfrage nach

der beliebten, jedoch schorfanfälligen Sorte Gala. Dank

intensiver Marketing­Bemühungen der Detailhändler

konnte der Anteil resistenter Apfelsorten kontinuierlich

gesteigert werden und beträgt heute in der Schweiz

über 40 %. Auch für den Kartoffelanbau stehen heute

diverse resistente Sorten zur Verfügung, bei der Markt­

einführung bestehen ähnliche Hürden wie bei den

Äpfeln oder Reben.

Die Bedeutung der Kulturführung zeigt sich in dieser

Befragung besonders deutlich für die Gewächshauskul­

turen. In Gewächshäusern wird die Luftfeuchtigkeit so

reguliert, dass es nicht zu Infektionen kommt. Nur in lan­

gen sehr feuchten Perioden kann es vorkommen, dass

sich die Luftfeuchtigkeit nicht genügend regeln lässt. In

diesen Fällen muss Kupfer eingesetzt werden. Entspre­

chend war der durchschnittliche Kupfereinsatz für Toma­

ten und Gurken sehr tief, aber nicht gleich null.

Auch bei der Kirschenproduktion zeigte sich der Ein­

fluss der Kulturführung in dieser Befragung. Der eine

Produzent betreibt Hochstammproduktion in offenem

Anbau und musste bis zu 4 kg/ha/Jahr Kupfer einsetzen.

Die andere Produzentin betreibt dagegen eine moderne

Tafelkirschenanlage mit Witterungsschutz. Dadurch wird

das Risiko einer Infektion mit der Schrotschuss­ und der

Sprühfleckenkrankheit, der Bitterfäule und teilweise

auch der Monilia so weit reduziert, dass sie die Kupfer­

behandlungen stark reduzieren konnte. Im Hinblick auf

die Kupferminimierung ist die moderne Kirschenanlage

mit Witterungsschutz vorzuziehen, während aus Sicht

des Landschaftsschutzes die Hochstammanlage vorteil­

hafter ist.

Kupfereinsatzes sollten nach dem tatsächlichen Einsatz

beurteilt werden. Dieser kann in einzelnen Kulturen

10–30­mal tiefer sein als die erlaubte Höchstmenge.Die befragten Produzentinnen und Produzenten

unterschritten freiwillig die erlaubten Höchstmengen.

Dies ist nur möglich, wenn sie die Krankheiten auf andere

Weise kontrollieren können. Je nach Kultur stehen dafür

heute verschiedene Alternativen zur Verfügung (siehe

unten). Voraussetzung ist, dass die einzelnen Produzie­

renden bereit sind, für die Kupferminimierung auf ihren

Betrieben höhere Kosten und/oder grössere Risiken in

Kauf zu nehmen.

Die befragten Obst­ und Gemüseproduzenten

decken einen wesentlichen Teil der Schweizer Biopro­

duktion ab. Bei den Daten zum Rebbau fehlen hingegen

einige wichtige Winzerbetriebe, sodass der durchschnitt­

liche Kupfereinsatz mit einer Hochrechnung abgeschätzt

werden musste. Die so für den Schweizer Biolandbau

ermittelten Mengen an eingesetztem Kupfer liegen in

einer ähnlichen Grössenordnung wie die von deutschen

Biobauern eingesetzten Kupfermengen. Diese betragen

gemäss neusten Erhebungen der deutschen Anbauver­

bände je nach Kultur rund 1–2 kg/ha/Jahr (Kanthak et al.

2014).

Auch in der integrierten und konventionellen Pro­

duktion wird Kupfer häufig eingesetzt. Gründe dafür

sind: (i) Gegen gewisse Krankheiten ist Kupfer der ein­

zige bewilligte Wirkstoff. (ii) Resistenzmanagement, (iii)

Kosten. Eine deutsche Untersuchung zeigt, dass im kon­

ventionellen Anbau für die meisten Kulturen weniger

Kupfer pro Flächeneinheit verwendet wird als im biolo­

gischen Anbau. Dies erklärt sich dadurch, dass im kon­

Abb. 2 | Mit der Unterblattapplikation lassen sich Pflanzenschutz-mittel besser auf die Blattunterseite ausbringen. Im Kartoffelbau eignet sich diese Technik jedoch nur bis zum Reihenschluss. Später würden sich die «Droplegs» in den Pflanzen verfangen und Schäden anrichten. (Foto: Bernhard Speiser, FiBL)

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

Page 32: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

164

Pflanzenbau | Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen

Die Wirksamkeit tiefer Kupferdosierungen kann durch

folgende technische Massnahmen optimiert werden:

(i)  Prognosemodelle helfen, die Kupferapplikation best­

möglich auf die zu erwartenden Infektionsperioden

abzustimmen. Beispiele aus der Praxis sind die Prognose­

modelle RIMpro (Apfelschorf), Vitimeteo­Plasmopara

(Falscher Mehltau an Reben) und phytoPRE (Krautfäule

an Kartoffeln). (ii) Moderne Applikationstechnik hilft,

einen gleichmässigen Kupferbelag auf der Ober­ und

Unterseite des Blattes zu erzielen (Abb. 2 und 3). Auf­

grund der rein protektiven Wirkung von Kupfer ist ein

gleichmässiger Belag Voraussetzung für eine gute Wir­

kung. (iii) Moderne Kupferformulierungen ergeben eine

bessere Verteilung auf der Blattoberfläche und eine

erhöhte Regenfestigkeit, was tiefere Dosierungen

ermöglicht.

Auch Alternativprodukte tragen zur Reduktion des

Kupfereinsatzes bei. Bei Schweizer Bioproduzentinnen

und Bioproduzenten sind Schwefel, Tonerden und Kali­

umbicarbonat feste Bestandteile der Spritzfolge und

ersetzen in manchen Kulturstadien die Kupferspritzun­

gen. Schwefelkalk wäre ein weiteres Alternativprodukt zu

Kupfer. In Deutschland wird Schwefelkalk im Bioobstbau

verbreitet eingesetzt. Der Einsatz erfolgt Anfang bis Mitte

Saison, und das Produkt kann während laufenden Infekti­

onen ausgebracht werden. In der Schweiz ist die Bewilli­

gung von Schwefelkalk als Pflanzenschutzmittel noch

hängig, Schwefelkalk darf also derzeit nicht eingesetzt

werden. Als weiteres Alternativprodukt wird Kaliumphos­

phonat (Kaliumphosphit) diskutiert. In Deutschland

wurde dieses Mittel bis 2013 im Bioweinbau verwendet.

Derzeit ist der Einsatz im Biolandbau nicht erlaubt; es

liegt jedoch ein Antrag auf Zulassung in der EU vor. Ob

diesem Antrag stattgegeben wird, ist fraglich. Kritisiert

wird insbesondere, dass Kaliumphosphonat zu Rückstän­

den im Erntegut und im Wein führt (EGTOP, 2014).

Weitere Kupferquellen

Diese Untersuchung befasst sich nur mit der Ausbrin­

gung von Kupferfungiziden. Daneben gibt es jedoch

noch weitere Quellen von Kupfereinträgen in die

Umwelt. In der Landwirtschaft werden auch mit Hofdün­

gern, Handelsdüngern, Komposten und Gärgut bedeu­

tende Kupfermengen ausgebracht. Eine österreichische

Studie ermittelte für die Düngung mit Hühnermist eine

durchschnittliche Kupferfracht von knapp 0,2 kg/ha/Jahr,

für Schweinemist rund 0,3 kg/ha/Jahr und für Trutenmist

1,5 kg/ha/Jahr (Zethner et al. 2007). Der Kupfergehalt in

Hofdüngern hängt direkt vom Kupfergehalt der Futter­

mittel ab. Insbesondere Ferkelfutter wird stark mit Kup­

fer angereichert. Um den Eintrag auch aus dieser Kup­

ferquelle zu minimieren, gelten bei Bio Suisse strenge

Beschränkungen für den Kupfergehalt von Biofuttermit­

teln. So ist beispielsweise gemäss der verbindlichen Fut­

termittelliste in Bio Suisse­konformem Ferkelfutter ein

Kupfergehalt von 6 mg/kg erlaubt, während in konven­

tionellem Ferkelfutter 170 mg/kg erlaubt sind.

Daneben existieren auch bedeutende nichtlandwirt­

schaftliche Kupferquellen. Die wichtigsten sind Verkehr

(Bremsabrieb), Trinkwasserleitungen, Oberleitungen

und Dächer (Hillenbrand et al. 2005). Der gesamte Kup­

fereintrag in die Umwelt durch den Verkehr ist wesent­

lich grösser als derjenige durch Fungizide. Der Eintrag

pro Flächeneinheit dürfte jedoch für den Verkehr tiefer

sein, da sich diese Emissionen auch auf nichtlandwirt­

schaftliche Flächen und auf Gewässer verteilen.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Der Eintrag von Kupfer in die Umwelt sollte weiter redu­

ziert werden. Ein vollständiger Verzicht auf Kupferfun­

gizide ist derzeit jedoch weder im Biolandbau noch in

der nichtbiologischen Landwirtschaft möglich. Weitere

Reduktionen des Kupfereinsatzes sind möglich, indem

die oben skizzierte Strategie zur Kupferminimierung

verfeinert und konsequent umgesetzt wird.

Entscheidende Durchbrüche im Hinblick auf einen

vollständigen Kupferverzicht sind nur von der Entwick­

lung neuartiger Fungizide zu erwarten. Derzeit laufen

verschiedene Forschungsprojekte, in denen nach weite­

ren Alternativen zu Kupfer gesucht wird. Im EU­For­

schungsprojekt CO­FREE wird die Entwicklung neuer

Fungizide parallel zur Entwicklung neuer Prognosemo­

delle und zur Verbesserung der Marktakzeptanz resis­

tenter Sorten vorangetrieben.� n

Abb. 3 | Durch Beimischung einer fluoreszierenden Substanz zur Spritzbrühe wird unter UV-Licht sichtbar, wie sich der Belag auf den Blättern verteilt. So kann die Wirksamkeit neuer Applikationstech-niken überprüft werden. (Foto: Bernhard Speiser, FiBL)

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

Dank

Wir danken dem beteiligten Detaillisten und allen Produzentinnen und Produzen-ten für die wertvolle Zusammenarbeit.

Page 33: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

165

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in verschiedenen Kulturen | Pflanzenbau

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Sum

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Uso di rame in diverse colture da parte di

biocontadini svizzeri

I quantitativi di fungicidi a base di rame

sono attualmente limitati. Per i bioproduttori

svizzeri valgono le limitazioni imposte dal

servizio di omologazione per prodotti

fitosanitari, dall’Ordinanza bio e dalle

direttive di Bio Suisse. I quantitativi massimi

ammessi ammontano a 1,5 kg/ha/anno per

frutta a granella, a 2 kg/ha/anno per bacche

e a 4 kg/ha/anno per le altre colture.

Abbiamo analizzato quanto rame viene

impiegato effettivamente nella pratica.

Per questa valutazione abbiamo interrogato

diversi produttori di Bio Suisse in merito

all’uso di rame negli anni 2009–2012. Da

questi dati abbiamo estrapolato l’uso medio

di rame sulle superfici di avvicendamento e

nei vigneti.

Per quanto riguarda le mele, tutte le specie

di bacche, i cavoli, i pomodori, i cetrioli e le

varietà di vite resistenti, l’impiego medio di

rame è risultato inferiore a 1 kg/ha/anno.

Per le pere, le albicocche e le carote il valore

si è situato tra 1 e 2 kg/ha/anno e per le cilie-

gie, le patate, il sedano e le varietà di vite

europee tradizionali ha superato 2 kg/ha/

anno. L’uso medio di rame su superfici di

avvicendamento è risultato pari a 0,7 kg/ha/

anno, nei vigneti 2,5 kg/ha/anno.

Da questo sondaggio emerge che i contadini

bio svizzeri spargono nettamente meno

rame di quanto è permesso. L’agricoltura

biologica persegue attualmente una strate-

gia combinata per minimizzare l’uso di rame,

che implica la coltivazione di varietà resi-

stenti, adeguamenti nella gestione delle

colture, ottimizzazione dell’uso di rame e

impiego di prodotti alternativi.

Crop-specific copper applications by Swiss

organic farmers

There are currently quantitative restrictions

on the use of copper-based fungicides. In

Switzerland, restrictions are imposed on

organic farmers by the licensing authority

for pesticides, the Swiss Organic Farming

Ordinance and the Bio Suisse Standards. The

maximum permitted quantities are 1.5 kg/

ha/a in pome fruit, 2 kg/ha/a in soft fruit

and 4 kg/ha/a in other crops. We have

examined the actual quantities of copper

applied on farms.

For this study, we surveyed Bio Suisse

producers on their use of copper-based

fungicides in the years 2009–2012 and

extrapolated the average quantities of

copper applied on crop rotation plots and

viticulture plots.

Average copper applications were less than

1 kg/ha/a in apples, all soft fruit species, cab-

bages, tomatoes, cucumbers and resistant

grape cultivars. Between 1 and 2 kg/ha/a

were applied to pears, apricots and carrots,

whereas cherries, potatoes, celeriac and

traditional European grape cultivars received

more than 2 kg/ha/a. Copper was applied at

average rates of 0.7 kg/ha/a in crop rotation

plots and 2.5 kg/ha/a in viticulture plots.

This survey shows that Swiss organic

farmers apply significantly less copper than

the maximum permitted quantities. The

organic farming sector is pursuing a com-

bined strategy for minimizing copper

applications that involves resistant cultivars,

adaptations in crop husbandry, optimized

copper applications and the use of alterna-

tive products.

Key words: Bio Suisse, copper fungicides,

plant protection, organic farming, Switzerland.

Literatur ▪ EGTOP, 2014. Final Report on Plant Protection Products (II). Zugang:www.ec.europa.eu/agriculture/organic.

▪ Hillenbrand T., Toussaint D., Böhm E., Fuchs S., Scherer U., Rudolphi A. & Hoffmann M., 2005. Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden – Analyse der Emissionspfade und möglicher Emissionsminde-rungsmaßnahmen. Texte 19/05. Umweltbundesamt, Dessau.

▪ Kanthak S., Kienzle J. & Patzwahl W., 2014. Saisonberichte und Stand der Umsetzung der Kupferminimierungsstrategie. Präsentationen am Kupfer-fachgespräch 2014 vom 21.11.2014 in Berlin. Zugang: http://kupfer.jki.bund.de.

▪ Kühne S., Strassemeyer J. & Rossberg D., 2009. Anwendung kupferhalti-ger Pflanzenschutzmittel in Deutschland. Journal für Kulturpflanzen 6, 126–130.

▪ Räz B., Schüepp H. & Siegfried W., 1987. Hundert Jahre Plasmopara- Bekämpfung und Kupfereintrag in die Rebberge. Schweizerische Zeit-schrift für Obst- und Weinbau 123, 272–277.

▪ Zethner G., Sattelberger R. & Hanus-Illnar A., 2007. Kupfer und Zink im Wirtschaftsdünger von Schweine- und Geflügelmastbetrieben. Umwelt-bundesamt, REP-0073, Vienna.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

Page 34: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

166 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

keime strecken. Zuerst ermöglichen die Stärkereserven

der Kartoffel das Wachstum der Keime. Nach dem Auf­

laufen stellen dann die Blätter die erforderliche Energie

durch Photosynthese bereit (Mazoyer 2002).

Kennzeichnend für die Sorten ist ihre Alterung, die

als das Fortschreiten des physiologischen Alters der

Knolle bezeichnet werden kann (Delaplace 2007). Das

physiologische Alter schreitet durch den Umwandlungs­

prozess fort, bei dem Knolleninhaltsstoffe (Stärke) abge­

baut wird. Dieser Prozess bestimmt die Fähigkeit der

Knollen, zu wachsen und Tochterknollen zu bilden

(Delaplace 2007). Genetische Gegebenheiten der Sorten,

das chronologische Alter der Knolle und die Umweltbe­

dingungen sind die drei wichtigsten Faktoren der Alte­

rung (Reust 1981; Delaplace 2007). Zu Beginn des

Lebenszyklus der Knolle bestimmen hauptsächlich gene­

tische Faktoren der betreffenden Sorte die Alterungsge­

schwindigkeit. Nach Abschluss der Endodormanz wer­

den die Umweltbedingungen zum bestimmenden Faktor

(Delaplace et al. 2008). Zu den Umweltbedingungen,

welche die Alterung am stärksten beeinflussen, gehören

Boden­ und Klimabedingungen des Produktionsstand­

orts sowie die Lagerungstemperatur (Reust 1981).

Bei der Alterung werden drei aufeinanderfolgende

Stadien durchschritten, die für den Produzenten beson­

ders wichtig sind, weil sie den Ertrag und die Qualität

der Ernte bestimmen. Kurz nach dem Ende der Keim­

ruhe ist das Wachstum der Keime langsam und die api­

kale Dominanz stark ausgeprägt. Dadurch entwickelt

sich ein einziger Hauptkeim. Später nimmt die apikale

Dominanz ab und es erscheinen weitere, schneller wach­

sende Keime. Schliesslich versiegen die Reserven der

Knolle (Stärke), die Knolle ist nun zu stark gealtert und

weist mehrere verzweigte Keime auf (Rousselle et al.

1996). Die Alterung beeinflusst auch die Zahl und das

Wachstum der Sprossachsen und schliesslich auch die Bil­

dung von Tochterknollen (die Knollenbildung) und die

Anzahl der Knollen pro Kartoffelpflanze. Bei stark fort­

geschrittener Alterung kann in bestimmten Fällen das

Phänomen der Knöllchensucht auftreten (Abb. 1), bei

dem ohne Auflaufen der Pflanzen Knöllchen ausgebil­

det werden. Diese Tochterknollen sind von minderwerti­

E i n l e i t u n g

Die Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2015

umfasst 32 empfohlene Sorten (Schwärzel et al. 2014).

Die Physiologie dieser Sorten ist durch zwei aufeinan­

derfolgende Phasen geprägt: die Keimruhe und die

Inkubationsdauer. Die Dauer der beiden Phasen ist cha­

rakteristisch für jede Sorte. Die Entwicklung der Kartof­

fel beginnt mit der Bildung der Knolle. Sobald diese

Knolle gebildet ist, tritt sie in die erste Phase ein, wäh­

rend der sie nicht keimt. Diese Keimruhe besteht ihrer­

seits aus zwei aufeinanderfolgenden Zeiträumen. Der

erste Zeitraum ist die Endodormanz, während der die

Knolle unabhängig von den Bedingungen nicht keimen

kann. Im zweiten Zeitraum kann die Dormanz mit geeig­

neten Lagerungsbedingungen, welche die Keimung ver­

zögern (Temperatur zwischen 4 und 10 °C), künstlich

aufrecht erhalten werden (Rousselle et al. 1996; Martin

und Gravoueille 2001). Nach Ablaufen dieses Zeitraums

wird die Keimung eingeleitet und die Knolle tritt in die

Inkubationsperiode ein, während der sich die Knollen­

Emilie Carrera, Gaétan Riot, Werner Reust, Jean-Paul Dutoit, Jean-Marie Torche und Brice Dupuis

Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260, Nyon, Schweiz

Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: [email protected]

Abkeimversuch in La Frêtaz. (Foto: Gaétan Riot)

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­sorten und Konsequenzen für die Produzenten

P f l a n z e n b a u

Page 35: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

167

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Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

Die Physiologie der Kartoffelknolle ist von

zwei aufeinanderfolgenden Phasen geprägt:

die Keimruhe und die Inkubationsdauer. Die

Keimruhe ist die Periode, während der die

Knolle vegetativ ruht und nicht keimt, die

Inkubationsdauer beginnt mit der Keimung

und ist mit der Bildung der ersten Tochter-

knollen abgeschlossen. Die Dauer der

Keimruhe und Inkubation ist eine spezifische

Eigenschaft der einzelnen Sorten. Sorten mit

kurzer Keimruhe sind schwieriger zu lagern

und Sorten mit kurzer Inkubationsdauer

altern schneller. Bei einer Überalterung der

Knolle sind der Auflauf der Pflanzen und der

Ertrag eingeschränkt. Ausserdem reagieren

bestimmte Sorten besonders empfindlich auf

ein Abkeimen, ein Eingriff, bei dem die

physiologische Alterung der Pflanzen

künstlich beschleunigt wird. Um die physiolo-

gischen Eigenschaften der Sorten zu

beschreiben, die in der Kartoffelliste 2015

aufgeführt sind, führte Agroscope spezifi-

sche Versuche durch. Diese Versuche zeigten,

dass Keimruhe, Inkubationsdauer und

Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung

voneinander unabhängige Merkmale sind.

Die Versuche ermöglichten eine Beschreibung

der physiologischen Eigenschaften aller

empfohlenen Sorten der Kartoffelliste 2015

(die Ergebnisse sind in einer Tabelle zusam-

mengefasst). Diese Beschreibung ist eine

wichtige Voraussetzung für eine geeignete

Lagerung, zur Bestimmung der Bedingungen

und Dauer der Vorkeimung, für ein gutes

Auflaufen der Pflanzen und eine rasche

vegetative Entwicklung. All diese Faktoren

sind die für einen hohen Knollenertrag

entscheidend.

ger Qualität, was für die Produzenten Einkommensaus­

fälle zur Folge hat (Martin und Gravoueille 2001,

Rousselle et al. 1996). Wenn die Dauer der verschiede­

nen Stadien der Alterung bekannt ist, lässt sich der güns­

tigste Zeitpunkt für die Pflanzung einer bestimmten

Sorte bestimmen, d.h. der Zeitpunkt, zu dem die Pflanze

viele schnell wachsende Keime besitzt (Reust und Hebei­

sen 2003). Eine grosse Anzahl von Keimen gewährleistet

eine grosse Anzahl von Trieben, eine gute Knollenbil­

dung und entsprechend einen guten Ertrag.

Wenn Kartoffelsorten mit einer kurzen Keimruhe

nicht optimal gelagert werden, besteht das Risiko, dass

sie bereits während der Lagerung keimen. Bei einer zu

starken Keimung müssen die Knollen vor der Pflanzung

abgekeimt werden. Wenn die Alterung dieser Pflanzen

bereits fortgeschritten ist, kommt es dann zu einem ver­

zögerten Auflaufen, zu einer schwachen vegetativen

Entwicklung und folglich zu geringen Erträgen. In extre­

men Fällen einer sehr weit fortgeschrittenen Alterung

kann es zur Knöllchensucht kommen, bei der Tochter­

knollen ohne Auflaufen der Pflanzen gebildet werden

(Abb. 1). Die Empfindlichkeit gegenüber der Abkeimung

weist deshalb auf den Alterungszustand der Pflanzknol­

len hin. Sorten mit flachen Augen sind im Allgemeinen

empfindlicher gegenüber einer Abkeimung, da ihre

Keime bei der Handhabung der Knollen leichter brechen

(Rousselle et al. 1996).

In jedem Jahr wurden von Agroscope zwei unter­

schiedliche Versuche durchgeführt, um die Empfindlich­

keit der verschiedenen Kartoffelsorten gegenüber der

Alterung zu messen. Im Rahmen des ersten Versuchs

wurde die Dauer der Keimruhe und Inkubationsperiode

untersucht. Der zweite Versuch befasste sich mit den

Unterschieden von Entwicklung und Ertrag bei abge­

keimten Knollen im Vergleich zu nicht­abgekeimten

Knollen, die unter optimalen Bedingungen gelagert

wurden.

Abb. 1 | Knöllchensucht auf dem Feld. (Foto: Werner Reust)

Page 36: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Pflanzenbau | Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten

168

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

In zwei Versuchen wurden die physiologischen Eigen­

schaften von 29 Kartoffelsorten untersucht. Damit diese

Versuche mit Knollen durchgeführt werden konnten, die

eine identische Vorgeschichte hinsichtlich ihrer Anbau­

bedingungen aufwiesen, wurden alle Pflanzen der ver­

schiedenen verwendeten Sorten am selben Standort , in

Goumoëns­la­ville auf 650 m Höhe, produziert (Reust

und Hebeisen 2003).

Der Versuch zur Inkubationsdauer begann, wie in

Abbildung 2 dargestellt, mit der Pflanzung der G0­Knol­

len in Goumoëns­la­ville (VD). Bei jeder Sorte wurde der

Zeitpunkt der Knollenbildung bestimmt, indem zweimal

wöchentlich herausgerissene G1­Pflanzen auf Knollen­

ansatz geprüft wurden. Nach dem Bestimmen dieses

Zeitpunkts blieb die Entwicklung bis zur Ernte ohne äus­

sere Einwirkungen. Nach der Ernte wurden die Knollen

während zwei Wochen bei 18 °C gelagert, bis die Haut

vernarbte. Von jeder Sorte wurden nun jeweils zwanzig

Knollen in einer 17x40x60cm messenden Kiste auf eine

3 cm tiefe Perlit­Schicht gelegt (Abb. 3). Die Kartoffeln

wurden anschliessend bei idealen Bedingungen für die

Keimung gelagert, das heisst bei 18 °C und 80 % relativer

Luftfeuchtigkeit (RH). Das Perlit­Bett wurde vor der ers­

ten Verwendung zu Beginn des Versuchs begossen,

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Abkeimung

Grup

pe A

Gruppe B

Narbenbildung bei 18 °C (Changins)

Lagerung bei 18 °C, 80 % RH

Knöllchensucht (G2)

Ernte (G1)

Keimung

Pflanzung (G0)(Goumoëns-la-Ville)

Knollenbildungim Feld (G1)

variable ZeitspannenInkubationsphaseKeimruhephase

InkubationsversuchAbkeimungsversuch

Lagerung bei4 °C, 80% RH

Vorkeimung Lagerung bei 15 °C,80% RH

Vorkeimung Lagerung bei 15°C,

80% RHGruppe A und B

Pflanzung in La Frêtaz (G2)(Gruppe A und B)

Abb. 2 | Schema zum Abkeimversuch und zum Inkubationsversuch. Die blauen Linien bezeichnen die Phase der Keimruhe, die grünen Linien die Inkubationsphase. Die oran-gen Rechtecke zeigen die variablen Zeitspannen je nach den untersuchten Sorten.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

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Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

169

für das Pflanzen aufwiesen. Die Gruppe B wurde ein ers­

tes Mal im Dunkeln während vier Monaten bei 15 °C und

80 % RH vorgekeimt, manuell abgekeimt und schliesslich

vor der Pflanzung erneut vorgekeimt, diesmal bei 15 °C

und 80 % RH im Licht. Die Gruppen A und B jeder Sorte

wurden nebeneinander auf einem Feld des Standorts

La Frêtaz (Bullet, VD) auf 1200 m Höhe gemäss einer ran­

domisierten vollständigen Blockanlage mit drei bis vier

Wiederholungen gepflanzt. Jede Versuchsparzelle um­

fasst zwei Linien mit 25 Knollen (30 cm Abstand zwi­

schen den Pflanzen und 75 cm zwischen den Reihen). Für

jede Parzelle wurde der Prozentsatz der aufgelaufenen

Pflanzen und der Ertrag der Knollen erfasst (Reust und

Hebeisen 2003; Dupuis et al. 2014). Die Ergebnisse wur­

den ähnlich behandelt wie beim Inkubationsversuch. Die

Sorte Bintje wurde als Kontrolle der witterungsbeding­

ten jährlichen Schwankungen verwendet. Die durch­

schnittliche Abweichung des Ertrags zwischen den Grup­

pen A und B der untersuchten Sorte wurde von der

durchschnittlichen Abweichung des Ertrags zwischen

den Gruppen A und B der Sorte Bintje des entsprechen­

den Jahres subtrahiert. In den Jahren, in denen die Sorte

Markies untersucht wurde, war die Sorte Bintje nicht

angebaut worden. In diesen Jahren wurde der Durch­

schnitt der Sorte Bintje über alle untersuchten Jahre als

Vergleich herangezogen.Für jede der drei beobachteten physiologischen

Eigenschaften (Keimruhe, Inkubationsdauer und Ver­

halten bei Abkeimung) wurden die Sorten in drei Klas­

sen eingeteilt. Die Zuordnung zu den drei Klassen

erfolgte gemäss der folgenden Formel: Klassengrösse =

Spannweite zwischen den Extremwerten/3. Für die

Dauer der Keimruhe wurde unterschieden zwischen

Sorten mit kurzer, mittlerer und langer Keimruhe. Eine

entsprechende Einteilung erfolgte hinsichtlich der

Inkubationsdauer der Sorten. Nach der Einteilung der

Sorten gemäss diesen beiden Kriterien wurden sie in

einer Matrix mit neun Klassen angeordnet, wobei

gleichzeitig die Keimruhe und die Inkubationsdauer

berücksichtigt wurden. Schliesslich wurden die Sorten

gemäss ihrem Verhalten nach einer Abkeimung in die

drei Klassen starke, mittlere und geringe Empfindlich­

keit eingeteilt.

R e s u l t a t e

Aufgrund der Ergebnisse dieser Versuche liessen sich die

meisten Sorten der Kartoffelliste 2015 hinsichtlich ihrer

physiologischen Eigenschaften beschreiben.

Alle Sorten ausser Amandine, Agata, Lady Christl und

Victoria wiesen eine längere Keimruhe auf als die Sorte

Bintje (Abb. 4). Von allen untersuchten Sorten hat Inno­

anschliessend zweimal wöchentlich bis zum Versuchs­

ende. Die Knollen wurden jeden zweiten Tag kontrol­

liert und der Zeitpunkt, zu dem 80 % der Knollen Keime

aufweisen, als Keimungsdatum festgelegt. Auch der

Zeitpunkt des Auftretens einer neuen Knollengenera­

tion an den Keimen (G2­Knöllchen) wurde durch Kont­

rollen an jedem zweiten Tag bestimmt (Reust und Hebei­

sen 2003). Die Ergebnisse wurden anschliessend für jede

Sorte in Gradtagen angegeben. Dieser Wert besteht aus

der Summe der Tagestemperaturen zwischen Beginn der

Knollenbildung und Keimung (Keimruheperiode) sowie

aus der Summe der Tagestemperaturen zwischen Kei­

mung und Knöllchenbildung (Inkubationsperiode)

(Reust et al. 2001). Die Daten der Feldtemperaturen wur­

den von der meteorologischen Station Goumoëns (Agro­

meteo­Netzwerk) mit einer Temperatursonde in 10 cm

Bodentiefe gesammelt. Nach der Ernte wurde die Lage­

rungstemperatur (18 °C) für die Berechnung der

Gradtage verwendet. Um die witterungsbedingten jähr­

lichen Unterschiede in diesem Versuch abzuschwächen

wurde die Sorte Bintje als Kontrolle eingesetzt. Dazu

wurden bei der Datenanalyse die Unterschiede der mitt­

leren Gradtage zwischen der untersuchten Sorte und der

Sorte Bintje verwendet.

Beim Abkeimversuch war das Vorgehen bis zur Ver­

narbungsphase der Knollen identisch (Abb. 2). Nach die­

sem Schritt wurden die Knollen vier bis fünf Monate bei

4 °C und 80 % RH gelagert und dann in zwei Gruppen (A

und B) aufgeteilt. Die Gruppe A wurde weitere zwei bis

fünf Monate bei 4 °C und 80 % RH und dann für die Vor­

keimung bei Licht, 15 °C und 80 % RH für einen je nach

Sorte unterschiedlichen Zeitraum von vier bis sechs

Wochen gelagert, bis sie Keime von ausreichender Länge

Abb. 3 | Im Inkubationsversuch eingesetzte Kiste. (Foto: Gaëtan Riot).

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

Page 38: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Pflanzenbau | Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten

170

vator die längste Keimruhe und Pirol die längste Inkuba­

tionsdauer. Amandine und Annabelle sind die Sorten mit

der kürzesten Keimruhe beziehungsweise Inkubations­

dauer. Die Klassen 7 und 9 sind durch keine Kartoffelsor­

ten vertreten. Diese beiden Klassen sind gekennzeichnet

durch eine kurze Keimruhe und eine lange Inkubations­

dauer (Klasse 7) bzw. eine lange Keimruhe und eine

lange Inkubationsdauer (Klasse 9). Die überwiegende

Mehrheit der Sorten gehört zur Klasse 3 mit einer langen

Keimruhe, gefolgt von einer kurzen Inkubationsdauer.

Der durchschnittliche Ertragsausfall bei einer Abkei­

mung beträgt bei der Sorte Bintje 49 %. Die gegenüber

einer Abkeimung empfindlichsten Sorten sind gemäss

Grafik (Klasse 1) Alexandra, Annabelle, Celtiane, Ditta,

Lady Felicia, Nicola, Gwenne und Bintje. Zur Gruppe mit

der geringsten Empfindlichkeit gegenüber einer Abkei­

mung (Klasse 3) gehören Challenger, Charlotte, Fontane,

Gourmandine, Innovator, Jelly, Laura, Markies und Verdi.

Celtiane ist die empfindlichste, Fontane die am wenigs­

ten empfindliche Sorte.

Die drei in den beiden Versuchen untersuchten phy­

siologischen Eigenschaften waren weitgehend vonein­

ander unabhängig (Tab. 1). Den höchsten Korrelations­

koeffizient (r = 0,31 n.s.) wiesen die beiden Eigenschaften

Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung und Inkubati­

onsdauer auf.

D i s k u s s i o n

Die drei untersuchten physiologischen Eigenschaften,

d.h. Keimruhe, Inkubationsdauer und Empfindlichkeit

gegenüber Abkeimung, sind Faktoren, welche die Alte­

rung der Kartoffelknollen beeinflussen.

Tabelle 2 zeigt, dass jede Sorte der Kartoffelliste 2015

charakteristische physiologische Eigenschaften besitzt.

Sorten mit kurzer Keimruhe müssen bei tiefer Tempera­

tur gelagert werden (2 – 3 °C), um eine Keimung wäh­

rend des Lagerns zu verhindern. Für Frühkulturen eig­

nen sich Sorten mit kurzer Keimruhe und schneller

Inkubation, da sie sich zum Zeitpunkt der Pflanzung in

einer optimalen Entwicklungsphase befinden und sie

deshalb einen maximalen Ertrag erwarten lassen (Rous­

selle et al. 1996).

Sorten mit langer Keimruhe und geringer Empfind­

lichkeit gegenüber Abkeimung müssen unabhängig von

der Inkubationsgeschwindigkeit unbedingt vorgekeimt

werden, damit Verzögerungen beim Auflaufen auf dem

Feld vermieden werden. Dies gilt für die Sorten Challen­

ger, Fontane, Innovator, Jelly, Panda und Verdi. Sorten

mit langer Keimruhe, mittlerer Inkubationsdauer und

mittlerer Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung kön­

Agata Agria

Alexandra Amandine

Annabelle

Ditta

Bintje

Celtiane

Antina Challenger

Erika

Fontane Gourmandine

Gwenne

Innovator

Jelly L. Christl L. Claire

L. Felicia

L. Rosetta

Laura Markies

Panda

Pirol

Venezia

Verdi

Victoria

-700

-500

-300

-100

100

300

500

700

-500 -300 -100 100 300 500 700

Axes en degrés-jours

Dauer der Keimruhe und Inkubationsdauer der Kartoffelsorten

!"#$%&'())*"&+,()

-&',.%/"&)'",#0()

-&',.%/"&)*"&+,()

)'",#0()

Klasse 9

!"#$%&'())*"&+,()

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)'",#0()!"#$%&'())

*"&+,()

-&',.%/"&)'",#0()

-&',.%/"&)*"&+,()

)'",#0()lange Keimruhe

kurze Inkubationsdauer

lange Inkubationsdauer

kurze Keimruhe

Klasse 7 Klasse 8

Klasse 4 Klasse 5 Klasse 6

Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3

Abb. 4 | Durchschnittliche Dauer von Keimruhe und Inkubation (in Gradtagen) der verschiedenen untersuchten Sorten im Vergleich zur Sorte Bintje. Die neun verschiedenen Klassen werden im Text definiert.

r r2 p

Empfi ndlichkeit gegenüber Abkeimung /Dauer der Keimruhe

0,03 <0,01 ns

Empfi ndlichkeit gegenüber Abkeimung /Inkubationsdauer

0,31 0,09 ns

Inkubationsdauer / Dauer der Keimruhe -0,20 0,04 ns

Tab. 1 | Ergebnisse einer einfachen linearen Regression von Keim-ruhedauer, Inkubationsdauer und Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung bei den 29 untersuchten Sorten. Bei r handelt es sich um den Korrelationskoeffizienten, r2 ist der Determinationskoeffi-zient und p bezeichnet die Signifikanz der Regression (n.s.=nicht signifikant)

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

Page 39: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

171

Unter den Sorten mit kurzer Keimruhe ist bei Charlotte

keine besondere Vorsicht erforderlich, da diese Sorte nur

wenig empfindlich auf ein Abkeimen reagiert. Im

Gegensatz dazu weisen die Sorten Agata, Amandine,

Lady Christl, Nicola und Ratte nicht nur eine kurze Keim­

ruhe sondern auch eine hohe Empfindlichkeit gegen­

über einer Abkeimung auf. Wie Celtiane, Ditta und Lady

Felicia sollten auch diese Sorten deshalb bereits gepflanzt

werden, wenn die Keime erst knapp sichtbar sind. Bei

diesen Sorten scheint eher eine «Stimulation» der Pflanz­

knollen angebracht als eine Vorkeimung im eigentlichen

Sinne. Als Stimulation wird das Saatgut unmittelbar vor

der Pflanzung drei bis vier Tage in einem Raum bei

15 – 20 °C gelagert.

Die Sorten Alexandra, Annabelle, Bintje und Gwenne

lassen sich relativ gut lagern (mittellange Keimruhe),

sind jedoch sehr empfindlich gegenüber einer Abkei­

mung. Auch bei diesen Sorten scheint eine Stimulation

besser geeignet als eine eigentliche Vorkeimung.

Obwohl die Sorte Gwenne eine sehr lange Inkubations­

dauer aufweist, entwickeln sich die Keime langsam,

wodurch die Risiken im Zusammenhang mit einer Abkei­

mung eingeschränkt sind. Die anderen Sorten mit mit­

tellanger Keimruhe wie Désirée, Erika, Gourmandine,

Lady Claire, Lady Rosetta, Laura, Markies, Pirol und Vic­

toria sind aus physiologischer Sicht wenig problematisch.

Bei Victoria muss die Keimung dennoch sorgfältig über­

wacht werden, da diese Sorte über eine kurze Inkubati­

onsdauer und eine mittlere Empfindlichkeit gegenüber

einer Abkeimung verfügt.

Wenn die Pflanzung aus meteorologischen Gründen

aufgeschoben werden muss, lassen sich das Wachstum

der Keime und die Alterung der Saatknollen durch eine

Vorkeimung mit Licht bremsen.

Eine Umfrage bei den vier wichtigsten Genossen­

schaften von Pflanzkartoffelproduzenten in der Schweiz

(Vermehrungsbetriebe) ergab, dass es bei drei Sorten

gelegentlich Probleme gab mit einem unregelmässigen

Auflaufen. Betroffen waren die Sorten Gourmandine,

Alexandra und etwas weniger ausgeprägt Amandine

(nicht publizierte Ergebnisse). Für die Probleme beim

Anbau könnte bei den Sorten Alexandra und Amandine

die hohe Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung

verantwortlich sein. Bei Gourmandine ist die Erklärung

schwieriger, weil trotz günstigeren physiologischen

Eigenschaften gelegentlich Probleme mit dem Auflau­

fen auftreten. Da die Sorte eine mittellange Keimruhe

aufweist, ist es eher unwahrscheinlich dass die Verzöge­

rungen beim Auflaufen auf ein zu spätes Erwachen aus

der Keimruhe zurückzuführen sind. Ausserdem wachsen

die Keime mit mittlerer Geschwindigkeit (mittlere Inku­

bationsdauer) und die Sorte ist wenig empfindlich

nen ebenfalls vorgekeimt werden, da die Keime relativ

langsam wachsen. Dabei handelt es sich um die Sorten

Agria, Antina und Venezia. Im Gegensatz dazu müssen

Sorten mit langer Keimruhe, die empfindlich auf ein

Abkeimen reagieren, wie Celtiane, Ditta und Lady Felicia,

unbedingt gepflanzt werden, sobald Keime schwach

sichtbar werden (im Stadium weisser Punkt), um ein

lückenhaftes Auflaufen wegen bei der Pflanzung abge­

brochenen Keimen zu vermeiden.

SorteDauer der Keimruhe

Inkubations-dauer

Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung

Agata Kurz Kurz Mittel

Agria Lang Kurz Mittel

Alexandra Mittel Mittel Stark

Amandine Kurz Mittel Stark1

Annabelle Mittel Kurz Stark

Antina Lang Mittel Mittel

Bintje Mittel Mittel Stark

Celtiane Lang Kurz Stark

Challenger Lang Kurz Gering

Charlotte Kurz1 Mittel Gering

Désirée Mittel1 Mittel1 –

Ditta Lang Kurz Stark

Erika Mittel Lang Mittel

Fontane Lang Mittel Gering

Gourmandine Mittel Mittel Gering

Gwenne Mittel Lang Stark

Hermes Lang2 Kurz2 –

Innovator Lang Kurz Gering

Jelly Lang Mittel Gering

Lady Christl Kurz Mittel Mittel

Lady Claire Mittel Mittel Mittel

Lady Felicia Lang Kurz Stark

Lady Rosetta Mittel Mittel Gering2

Laura Mittel Lang Gering

Markies Mittel Lang Gering

Nicola Kurz1 Mittel Stark

Panda Lang Mittel Gering

Pirol Mittel Lang Mittel

Ratte Kurz2 – Mittel - stark2

Venezia Lang Mittel Mittel

Verdi Lang Kurz Gering

Victoria Mittel Kurz Mittel

Tab. 2 | Dauer der Keimruhe, Dauer der Inkubation und Empfind-lichkeit gegenüber Abkeimung der 32 empfohlenen Sorten der Kar-toffelliste 2015 (Zusammenfassung der Daten aus den beiden Ver-suchen und ergänzende Informationen).

1Informationen aus Websites von Gruppen aus mehreren Züchtern.2Informationen aus den Kartoffelsorten-Datenblättern von Agroscope.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

Page 40: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

172

Pflanzenbau | Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten

gegenüber einer Abkeimung. Aus diesem Grund ist es

wenig plausibel, dass das verzögerte Auflaufen auf bei

der Pflanzung abgebrochene Keime zurückzuführen ist.

Bemerkenswert ist allerdings, dass die Augen bei dieser

Sorte sehr oberflächlich liegen, wodurch die Keime bei

der Handhabung der Knollen stark exponiert sind. Im

Rahmen unserer Versuche brachen die Keime nur ein

einziges Mal ab. Unter den gewöhnlichen Produktions­

bedingungen können die Keime dagegen bei verschie­

denen Schritten zwischen Lagerung und Pflanzung

abbrechen. Deshalb ist es sehr wichtig, diese Sorte mit

grosser Sorgfalt zu behandeln, sobald Keime erscheinen.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Diese Studie hat gezeigt, dass jede Kartoffelsorte cha­

rakteristische physiologische Eigenschaften aufweist

(Tab. 2). Gute Kenntnisse dieser physiologischen Eigen­

schaften der Sorten sind eine wichtige Voraussetzung

für eine geeignete Lagerung, eine gutes Auflaufen und

eine rasche vegetative Entwicklung – alles bestimmende

Faktoren für einen hohen Ertrag an Kartoffelknollen. n

-30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70

Agata

Agria

Alexandra

Annabelle

Antina

Celtiane

Challenger

Charlotte

Ditta

Erika

Fontane

Gourmandine

Gwenne

Innovator

Jelly

L. Christl

L. Claire

L. Felicia

Laura

Markies

Nicola

Pirol

Venezia

Verdi

Victoria

(%)

Empfindlichkeit der Kartoffelsorten gegenüber einer Abkeimung

geringe Empfindlichkeit gegenüber AbkeimungStarke Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung

52,6 n=2

n=12

23,1

50,7

17,1

72,4

70,2

17,1

39,4

16,4

70,2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=2

n=9

n=2

n=2

n=2

39,4

51,1

58,3

58,3

73,2

52,6

64,4

41,8

37,9

41,6

52,6

50,7

60,2

n=13

49

45,6

Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3

Abb. 5 | Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung der untersuchten Sorten im Vergleich zur Sorte Bintje (=0) (durchschnittliche Abweichung in %). Die blauen Zahlen geben die durchschnittliche Ertragseinbusse der Sorte Bintje für die Versuchsjahre jeder un-tersuchten Sorte in Prozent an. Die schwarzen Zahlen geben die Anzahl Testjahre für jede Sorte an. Die roten Linien zeigen die Ein-teilung in die drei Klassen unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

Page 41: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

173

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Literatur ▪ Delaplace P., 2007. Caractérisation physiologique et biochimique du pro-cessus de vieillissement du tubercule de pomme de terre (Solanum tube-rosum L.), Université de Liège, Liège, Belgique.Thèse: 171.

▪ Delaplace P., Fauconnier M. L. & Du Jardin P., 2008. Méthodes de mesure de l'âge physiologique des tubercules semences de pomme de terre (So-lanum tuberosum L.). Biotechnologie Agronomie Societe Et Environne-ment 12, 171–84.

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Agrarforschung Schweiz 6 (4): 166–173, 2015

Tuber physiology of different potato varieties

has consequences for the grower

The physiology of the potato tuber is charac-

terized by two consecutive periods: the

dormancy and the incubation. During the

dormancy period, the tuber is under vegeta-

tive rest and is unable to sprout. The incuba-

tion period begins at sprouting and ends when

the first progeny tuber appears on the stolons.

The duration of both periods varies depending

on the variety. Varieties with a short dormancy

period will be difficult to store, and varieties

with a short incubation period will show a fast

aging. An old tuber will emerge with difficul-

ties and the yield will be low. In addition,

some varieties are susceptible to desprouting,

which accelerates tuber aging. Specific trials

have been managed by Agroscope in order to

characterize the physiology of the varieties

listed in the 2015 Swiss list of recommended

potato varieties. No link was found between

the duration of the dormancy period, the

duration of the incubation period, and the

susceptibility to desprouting. The identified

physiological characteristics of the varieties are

presented in a summary table. This characteri-

zation is important in order to optimize the

potato seed storage, identify the optimal

duration of pre-sprouting, and guarantee a

fast emergence and a rapid development of

the plant. All these elements will contribute to

high tuber yield.

Key words: potato, physiology, physiological

age, dormancy, incubation, presprouting, yield,

varieties, storage, desprouting.

Fisiologia delle varietà di patate e conse-

guenze per il produttoreLa fisiologia del tubero di patata è caratteriz-

zata da due fasi consecutive: la dormienza e

l'incubazione. La dormienza è il periodo di

riposo vegetativo durante il quale il tubero non

germina, mentre l'incubazione inizia con la

germinazione e si conclude con la formazione

dei primi tuberi figli. La durata dei periodi di

dormienza e di incubazione è un fattore

caratteristico di ogni varietà. Le varietà con un

periodo di dormienza breve presenteranno

maggiori difficoltà di conservazione mentre le

varietà con periodo di incubazione breve

invecchieranno più rapidamente. Se l'invecchia-

mento del tubero si trova in uno stadio troppo

avanzato, la piantina spunterà con difficoltà e

la resa sarà scarsa. Inoltre, alcune varietà sono

particolarmente sensibili alla degerminazione,

una manipolazione che provoca l'accelerazione

artificiale dell'invecchiamento delle piantine.

Agroscope ha condotto sperimentazioni

specifiche, finalizzate alla caratterizzazione

della fisiologia delle varietà di patate inserite

nella lista raccomandata 2015. Gli esperimenti

hanno dimostrato l'assenza di una correlazione

tra la durata della dormienza, la durata

dell'incubazione e la sensibilità alla degermina-

zione. Essi hanno inoltre consentito di caratte-

rizzare la fisiologia dell'insieme delle varietà

della lista raccomandata 2015 (i risultati

ottenuti sono presentati in una tabella di

sintesi). Tale caratterizzazione è fondamentale

per garantire un adeguato immagazzinamento

delle piantine, determinare le condizioni e la

durata della pregerminazione, garantire una

buona emergenza e uno sviluppo vegetativo

rapido. Tutti questi elementi sono determinanti

per un'elevata resa del tubero.

Page 42: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

174 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 174–177, 2015

Biodiversität und Landwirtschaft brauchen sich gegen­

seitig. Einerseits ist die biologische Vielfalt eine essenti­

elle Ressource für die Landwirtschaft. Anderseits ist die

Landwirtschaft wichtig für die Förderung und Erhaltung

der Biodiversität. In den letzten zwanzig Jahren wurden

daher verschiedene Programme zur Sicherung und För­

derung der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlich

genutzten Flächen eingeführt. Obwohl es nachgewiese­

nermassen Synergien zwischen Pflanzenschutz und der

Biodiversitätsförderung gibt, muss angesichts von Hin­

Massnahmen zur Förderung der Biodiversität können

im Bereich Pflanzenschutz zu Zielkonflikten führen,

weil in und um ökologische Strukturen bestimmte

Krankheiten und Schaderreger vermehrt auftreten kön-

nen. Gute landwirtschaftliche Praxis und angepasste

Pflegemassnahmen können jedoch negative Auswir-

kungen der Biodiversitätsförderung reduzieren. Da

kaum wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema

existieren, scheint eine fundierte Wirkungsanalyse zur

Biodiversitätsförderung angezeigt.

Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und PflanzenschutzKarin Ruchti und Christoph Studer, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL,

3052 Zollikofen, Schweiz

Auskünfte: Karin Ruchti, E-Mail: [email protected]

Bei grossvolumigen Bäumen wird Feuerbrand oft nicht erkannt. Ein Gelbmöstler mit Feuerbrandbefall. (Foto: Karin Ruchti)

K u r z b e r i c h t

Page 43: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz | Kurzbericht

175Agrarforschung Schweiz 6 (4): 174–177, 2015

weisen aus der Praxis, zu bestimmten Pflanzenschutz­

problemen kritisch hinterfragt werden, ob diese Förde­

rung in jedem Fall zweckmässig ist. Oft sind diese

Pflanzenschutzprobleme auf eine enge räumliche Ver­

flechtung von Produktionsformen, die unterschiedliche

Zielsetzungen verfolgen, zurückzuführen. Anhand einer

Literaturstudie und in Gesprächen mit Experten wurde

untersucht, ob und in welchem Mass Flächen und Struk­

turen, durch welche die Biodiversität gefördert werden

soll (im Folgenden als «Biodiversitätsflächen» bezeich­

net), den Schaderregerdruck in verschiedenen Produkti­

onssystemen erhöhen, und ob eine räumliche Entflech­

tung derartige Probleme entschärfen könnte (Ruchti

und Studer 2014).

Zielkonflikte in Acker-, Futter- und Gemüsebau

Im Acker­ und Futterbau sind einige Schadorganismen

und Pathogene bekannt, die aus nahen Lebensräumen

wie Säumen, Hecken und Waldrändern einwandern und

Schäden an den Kulturen verursachen können. So wer­

den z.B. Schnecken durch Biodiversitätsflächen (z.B.

Säume, Buntbrachen) gefördert, da dort keine Bodenbe­

arbeitung stattfindet (Abb.1). Bei anfälligen Kulturen,

welche neben solchen Flächen liegen, muss mit erhöh­

tem Befall von bestimmten Schneckenarten gerechnet

werden (Eggenschwiler et al. 2012). Mutterkorn (Cla-

viceps purpurea) kann sich auf überständigen Gräsern in

Biodiversitätsflächen und nicht gemähten Feldrändern

entwickeln und in angrenzende Getreidekulturen gelan­

gen (Richter et al. 1997; Schubiger F.X., Agroscope und

Ramseier R. HAFL; pers. Mitteilung). Die Ackerkratzdistel

(Cirsium arvense) kann auf stillgelegten Flächen, Stras­

senrändern, Buntbrachen und anderen extensiven Flä­

chen zur Samenreife gelangen und für angrenzende

Flächen ein Risiko darstellen (Zwerger 1996). Dass die

Distel vermehrt in Ackerflächen auftritt (Hintsche und

Pallut 1995) führen Häni et al. (2008) und Zwerger (1996)

u. a. auf den grösseren Anteil Biodiversitätsflächen und

die Vernachlässigung bzw. veränderte Bewirtschaftung

von Kulturflächen zurück. In Österreich und Deutschland

wurde in den letzten Jahren eine gefährlich hohe Dichte

von der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) im

extensiv bewirtschafteten Grünland festgestellt (Jung et

al. 2010). Eine extensive Bewirtschaftung fördert die

Herbstzeitlose, da sie durch den späten Mahdzeitpunkt

nicht beeinträchtigt wird (Winter et al. 2011). Der Feld­

gemüsebau kann durch abblühende Unkräuter in

benachbarten Biodiversitätsflächen beeinträchtigt wer­

den (Neuweiler R. Agroscope; pers. Mitteilung). Dichte

Vegetation (Hecken, Brennnesselbestände oder

hochwüchsige Nachbarkulturen und Randvegetation)

kann im Karottenanbau den Befall durch Möhrenfliegen

(Psila rosea) fördern (Herrmann et al. 2010).

Obstbau

Werden Hochstamm­Feldobstbäume nicht fachgerecht

gepflegt, können sie als Wirtspflanze zur Verbreitung

von Schädlingen und Krankheiten beitragen. Die Kirsch-

fruchtfliege (Rhagoletis cerasi) kann sich stark vermeh­

ren, wenn Kirschbäume mangelhaft gepflegt oder die

Abb. 1 | Biodiversitätsfördernde Strukturelemente wie Säume können Pflanzenschutzproble-me in angrenzenden Kulturen verur sachen. (Foto: Katja Jacot)

Page 44: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Kurzbericht | Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz

176

Früchte nicht geerntet werden (Hensel G. DLR, Linemann

M. Ebenrain; pers. Mitteilung). Sind bei grossen Popula­

tionen nicht genügend Kirschen für die Eiablage vorhan­

den, nutzen die Fliegen ihre Mobilität, um neue Wirts­

pflanzen zu finden (Daniel und Grunder 2012,

Katsoyannos et al. 1986). Im Kanton Basel­Landschaft

wurde in Erwerbskirschenanlagen ein Zuflug von nahe­

liegenden ungepflegten, nicht abgeernteten Hoch­

stammkirschbäumen beobachtet (Linemann M., Eben­

rain; pers. Mitteilung). Ein Monitoring aus dem Gebiet

Rheinhessen bestätigt dies. Hensel und Dahlbender

(2013) stellten fest, dass der Befallsdruck auf Erwerbsan­

lagen aus Altanlagen, ungepflegten sowie nicht mehr

bewirtschafteten Anlagen sehr stark zunimmt und sich

die Kirschfruchtfliegendichte so auf hohem Niveau etab­

lieren kann.

Die Bekämpfung der gefährlichen Bakterienkrank­

heit Feuerbrand (Erwinia amylovora) ist in der Schweiz

mit den kleinräumigen Strukturen eine herausfordernde

Aufgabe. Nebst den Wirtspflanzen, welche in Gärten als

Zierpflanzen vorkommen, sind die in Hecken und an

Waldrändern vorkommenden Weissdorne sowie Hoch­

stamm­Feldobstbäume von Bedeutung. Befallene Wirts­

pflanzen stellen für Obstanlagen und Baumschulen eine

gefährliche Infektionsquelle dar (Müller U. Arenenberg;

pers. Mitteilung). Bei grossvolumigen Bäumen werden

Infektionen oft nicht erkannt (Szalatnay D., Strickhof;

pers. Mitteilung). Werden Sanierungs­ oder Rodungs­

massnahmen unterlassen, führt dies lokal zu einem

erhöhten Infektionsdruck und somit zu einer grösseren

Infektionsgefahr (tieferer EIP­Wert1). Zudem sinkt der

Wirkungsgrad von Streptomycin und alternativen Mit­

teln bei der Bekämpfung (Szalatnay D., Strickhof; pers.

Mitteilung).

Räumliche Entflechtung als Lösung?

Aufgrund der massiven Probleme mit Feuerbrand

wurde der Kanton Thurgau anfangs 2010 in zwei Obst­

bauzonen eingeteilt (Abb. 2), eine mit strikter Feuer­

brandüberwachung und ­bekämpfung und eine zweite,

in der Bekämpfungsmassnahmen freiwillig sind und

i.d.R. nicht entschädigt werden. Ziel in der ersten Zone

ist es, existenzbedrohende Schäden im Erwerbsobstbau

zu vermeiden. Ziel in der zweiten Zone ist die Erhaltung

der ökologisch wertvollen und landschaftsprägenden

Hochstamm­Feldobstbäume2 (Hugentobler 2011).

Unsere Studie zeigt, dass eine derartige räumliche

Entflechtung von vorwiegend produktionsorientierten

beziehungsweise biodiversitätsfördernden Systemen in

bestimmten Fällen den Befallsdruck von Schaderregern

prinzipiell senken kann, dass hiermit jedoch auch Risiken

einhergehen und der Ansatz in der Schweiz aufgrund

der kleinräumigen Strukturen und Fruchtfolgen nur

schwer umsetzbar ist. Zudem dürften die Vorteile der

funktionalen Biodiversität gewisse negative Aspekte

von gemischten Systemen überwiegen.

1EIP: Epiphytisches Infektionspotenzial2Aktuell gibt es ein Förderprojekt für verschiedene Baumarten in beiden Zonen

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 174–177, 2015

Obstbauzone 1 – intensiv überwacht

Obstbauzone 2 – extensiv überwacht

48 Gemeinden sind der Obstbauzone 1 zugeteilt32 Gemeinden sind der Obstbauzone 2 zugeteilt

Abb. 2 | Einteilung des Kantons Thurgau in zwei Obstbauzonen mit (1) strikter Feuerbrandüberwachung und -bekämp-fung (Fokus = Erwerbsobstbau) und (2) freiwilligen Bekämpfungsmassnahmen (Fokus = Schutz der Hochstamm-Feld-obstbäume). (Grafik: Bruno Hugentobler)

Page 45: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz | Kurzbericht

177

das Konfliktpotenzial zwischen der aktuellen Biodiversi­

tätsförderung und dem Pflanzenschutz anregen. Da

jedoch kaum wissenschaftliche Untersuchungen zum

Thema existieren, scheint eine auf Felddaten gestützte,

fundierte Wirkungsanalyse zu den beabsichtigten posi­

tiven wie auch zu möglichen unerwünschten Auswir­

kungen der Biodiversitätsförderung angezeigt. Die aus­

führlichen Resultate der hier vorgestellten Studie sind

im Bericht «Zielkonflikte zwischen Pflanzenschutz und

Biodiversitätsförderung»3 enthalten und können bei

[email protected] bezogen werden. n

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Biodiversität stellt ohne Zweifel wertvolle genetische

Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft sicher

und ermöglicht vielfältige Ökosystemleistungen. Zudem

ist die Landwirtschaft wichtig für die Förderung und

Erhaltung der Biodiversität. Mit dieser Studie wurde die

Biodiversitätsförderung aber einmal aus einem kriti­

schen Blickwinkel betrachtet. Es hat sich gezeigt, dass es

zu Zielkonflikten zwischen Pflanzenschutz und Mass­

nahmen zur Förderung der Biodiversität kommen kann.

Biodiversitätsflächen können, wenn sie entsprechende

Wirtspflanzen enthalten oder Habitate darstellen, den

Befallsdruck von Krankheiten und Schaderregern erhö­

hen. Massnahmen zur Förderung der Biodiversität müs­

sen somit ganzheitlich überprüft und wo nötig regional

angepasst werden. Die fachgerechte Bewirtschaftung

und Pflege von Biodiversitätsflächen kann Problemen

im Pflanzenschutz vorbeugen und sollte daher durchge­

setzt werden. Dieser Ansatz scheint in der Schweiz bes­

ser geeignet, ungewollte Auswirkungen von biodiversi­

tätsfördernden Massnahmen zu reduzieren, als eine

räumliche Entflechtung von Produktion und Biodiversi­

tätsförderung. Unsere Studie soll zu Diskussionen über

Literatur ▪ Daniel C. & Grunder J., 2012. Integrated Management of European Cher-ry Fruit Fly Rhagoletis cerasi (L.): Situation in Switzerland and Europe. Insects 3, 956–988.

▪ Eggenschwiler L., Speiser B., Bosshard A., Jacot K., 2012. Improved field margins highly increase slug activity in Switzerland. Agronomy for Susta-inable Development 33, 349–354.

▪ Häni F., Popow G., Reinhard H., Schwarz A., Voegeli U., 2008. Pflanzen-schutz im nachhaltigen Ackerbau. Handbuch für prozessorientiertes Han-deln. Edition LMZ, 466 S.

▪ Hensel G. & Dahlbender W., 2013. Hinweise Kirschfruchtfliege. Power Point Präsentation, unveröffentlicht. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, Rheinland Pfalz, Oppenheim, 13 S.

▪ Herrman F., Wedemeyer R., Liebig N., Buck H., Hommes M., Saucke H., 2010. Entwicklung situationsbezogener Strategien zur Vermeidung von Möhrenfliegenschäden auf Praxisbetrieben. Universität Kassel, D-Witzenhausen, Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz, 60 S.

▪ Hintsche E. & Pallutt B., 1995. Zunehmendes Auftreten der Ackerkratz-distel. Pflanzenschutz Praxis 3, 23–25.

▪ Hugentobler B., 2011. Projekt «Zukunft Obstbau» – Weisung für die Pflanzung von hochstämmigen Bäumen und Hecken. BBZ Arenenberg. Zugang: http://www.landwirtschaftsamt.tg.ch/documents/Weisungen-ZukunftObstbau.pdf [13.5.2013].

▪ Jung L.S., Winter S., Kriechbaum M., Eckstein R.L., Donath T.W., Otte A., 2010. Regulation of meadow saffron (Colchicum autumnale L.) in exten-sively managed grasslands. Grassland Science in Europe 15, 660–662.

▪ Katsoyannos B.I., Boller E., Benz G., 1986. Das Verhalten der Kirschen-fliege, Rhagoletis cerasi L. bei der Auswahl der Wirtspflanzen und ihre Dispersion. Mitteilung der Schweizerischen entomologischen Gesell-schaft 59, 315–335.

▪ Richter W., Pflaum J., Vogel R., Wyss U., Wolff J., 1997. Vorkommen von Mutterkorn bei Gräsern von extensiv genutztem Grünland und Einfluss von Siliermitteln auf Mutterkornalkaloide. Futterkonservierung und Grünland, Futterbau: Tagung der DLG-Ausschüsse, Gumpenstein, 30.Juni – 2. Juli 1997.

▪ Ruchti K. und Studer C., 2014. Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförde-rung und Pflanzenschutz. Schlussbericht. Berner Fachhochschule, Hoch-schule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 64 S.

▪ Winter S., Penker M., Briechbaum M., 2011. Die Herbstzeitlose – eine Problempflanze für Landwirtschaft und Naturschutz? Jahrbuch der Öster-reichischen Gesellschaft für Agrarökonomie, Band 20 (2), 221–230.

▪ Zwerger P., 1996. Zur Samenproduktion der Ackerkratzdistel (Cirsium ar-vense L.). Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz, Son-derheft XV, 91–98.

3Die Autoren danken dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) für die Finanzie-rung dieser Studie

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 174–177, 2015

Page 46: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

178

P o r t r ä t

Die landwirtschaftliche Lehre, der Betriebsleiterkurs und

danach, 1991, die Meisterprüfung. Dann lange nichts

mehr. Schliesslich, 2008, ein Diploma of Advanced Stu­

dies am Institut für Verbandsmanagement und 2010 ein

Executive Master of Business Administration an der Ber­

ner Fachhochschule: Aufgewachsen im Berner Vorort

Bümpliz in einem nichtbäuerlichen Haushalt, wusste

Ruedi von Niederhäusern (Jahrgang 1965) schon mit

zwölf Jahren, dass er einmal Landwirt werden wollte.

«Das Bauern und die Liebe zu den Tieren ist bei mir sozu­

sagen genetisch fixiert», schmunzelt er. In seiner Familie

gäbe es – mit Ausnahme seiner Eltern – lauter Bauern.

Die Schulferien verbrachte er deshalb immer bei seinen

Verwandten auf einem Landwirtschaftsbetrieb.

Während ihn als Kind und Jugendlicher die Stieren­

kataloge faszinierten, sind es heute die Freiberger­

hengste. Auf das Pferd kam er bei einem sechsmonati­

gen Arbeitseinsatzes im Tierspital Bern 1984, wo er sich

um die Pferde kümmerte. Die Begeisterung für Pferde

hat ihn seither nie mehr losgelassen. Seit 1986 arbeitet

er im Schweizer Nationalgestüt von Agroscope in Aven­

ches; zuerst als Pferdepfleger, darauf als Hengsthalter in

Weinfelden TG, später als Leiter des 120 ha umfassenden

Landwirtschaftsbetriebs «Long­Prés» (gehörte bis 1998

zum Gestüt), wieder als Pferdepfleger, in der analyti­

schen Buchhaltung, als Produktverantwortlicher und

schliesslich, seit Anfang 2014, als Leiter der Forschungs­

gruppe Pferdezucht und ­haltung von Agroscope. Er sei

kein Forscher. Vielmehr sei er ein Allrounder, ein Mana­

ger und einer, der schaue, dass die Forschenden am

Gestüt unter den bestmöglichen Bedingungen arbeiten

können.» Und: «Was meine Mitarbeitenden, respektive

wir als Team erreichen, zählt. Mein Name spielt dabei

keine Rolle», lautet seine Devise.

Von den traditionellen Gestütsdienstleistungen für

den einfachen Pferdezüchter, bis hin zu den Ansprüchen

der Spitzenforschung in Pferdewissenschaften: Die

Erwartungen an das Schweizer Nationalgestüt könnten

verschiedener nicht sein. «Die grösste Herausforderung

besteht darin, für diese teilweise widersprüchlichen

Erwartungen einen Mittelweg in die Zukunft zu finden.»

Und: «Für mich gibt es keinen geileren Job!» Und wenn

er einen Wunsch frei hätte? – Dann wünschte er sich,

dass die klassische Schweizer Landwirtschaft, die

Getreide oder Milch produziert, die Produktionslinie

Pferd als echte Alternative ernst nimmt und ihr den nöti­

gen Respekt entgegenbringt.

Und was tut der vielbeschäftigte Vater von einem Sohn

(1995) und einer Tochter (1997), wenn er einmal nicht

am Gestüt anzutreffen ist? – Er widmet sich mit Vorliebe

der Ausbildung und Nutzung seiner vier Sheep Dogs,

Hütehunden, dank derer er immer wieder «als positiver

Nebeneffekt» an nationalen und internationalen Turnie­

ren teilnehmen kann. Dann gibt es auch bei ihm zu

Hause in Lugnorre FR im Stall ein eigenes Pferd: Eine

dreijährige Freibergerstute, die er fürs Westernreiten

ausbildet und für «just have fun» hält. Und wenn die

Zeit es dann noch erlaubt, streift er sehr gerne mit den

Tourenskis durch die Berge – immer in Begleitung seiner

Hunde.

Christine Caron-Wickli, Agroscope

Ruedi von Niederhäusern: «Was wir als Team erreichen, zählt»

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 178, 2015

Ruedi von Niederhäusern ist verantwortlich für die Forschungs-gruppe Pferdezucht und -haltung beim Schweizer Nationalgestüt von Agroscope.

Page 47: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

179

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 179–183, 2015

Aktuelles

Auf dem neusten Stand der Agrarpolitik

Der elektronische Newsletter das BLW informiert setzt

Sie alle zwei Monate in drei Sprachen (deutsch, franzö­

sisch, italienisch) über die wichtigsten Neuigkeiten des

Bundesamts für Landwirtschaft ins Bild. Er richtet sich

direkt an die Landwirtinnen und Landwirte sowie den

gesamten Agrarsektor und informiert rasch, kompakt

und transparent über die Agrarpolitik und die letzten

News des BLW. Die Beiträge werden von unseren Fach­

leuten sorgfältig ausgewählt und umfassen beispiels­

weise exklusive Mitteilungen des Amtsdirektors, prakti­

sche Informationen für Landwirtinnen und Landwirte

und Hinweise auf Veranstaltungen. Über den Newsletter

können Sie zudem unkompliziert und kostenlos die

neusten Publikationen des Amts bestellen.

Interessiert? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter

noch heute unter www.blw.admin.ch/newsletter/de

Sehr geehrte Damen und Herren

Sie erhalten heute die dritte Ausgabe des Newsletters des Bundesamtes für

Landwirtschaft «das BLW informiert». Wir wünschen Ihnen eine spannende

Lektüre.

Ernährungssicherheit und nachhaltige

Intensität

Die Ernährungssicherheit global zu gewährleisten ist eine zentrale Herausfor-

derung der Zukunft. Aber welche Rolle spielt dabei die landwirtschaftliche

Produktion in Europa? Eine kürzlich publizierte Studie liefert Antworten, die

sich auf die Schweiz übertragen lassen.

» Mehr

Verordnungspakete

Herbstpaket 2014

Der Bundesrat wird voraussichtliche Ende Oktober 2014 über die neuen

Verordnungsbestimmungen, die am 1. Januar 2015 in Kraft treten,

entscheiden. Das WBF und das BLW werden zum gleichen Zeitpunkt ihre

Verordnungen aus diesem Paket anpassen. Die Anhörung zu diesen

Verordnungen hat vom 12. Mai bis 4. Juli 2014 stattgefunden. Es wurden

146 Stellungnahmen eingereicht. Der Bericht über dieAnhörung wird

unmittelbar nach dem Entscheid des Bundesrates vorliegen.

Frühlingspaket 2015

Das BLW bereitet ein Frühlingspaket 2015 vor. Die Anhörung zu diesem

Verordnungspaket dauert voraussichtlich von Mitte November 2014 bis Mitte

Januar 2015. Der Bundesratsentscheid zu diesem Paket ist im Mai 2015

vorgesehen.

Erste Landschaftsqualitätsprojekte

werden umgesetzt

Das neue Instrument stösst in den Regionen auf grosses Interesse: Im ersten

Jahr wurden 71 Projekte aus 25 Kantonen eingereicht und vom Bundesamt

für Landwirtschaft (BLW) bewilligt. In den Regionen werden nun die Bewirt-

schaftungsvereinbarungen abgeschlossen und die Massnahmen zur Förderung

der Kulturlandschaftsvielfalt umgesetzt. Die Berichte der bewilligten Projekte

sind auf der Webseite des BLW veröffentlicht.

» Mehr

Mosaik von Wald, Weide und Mähwiesen am Obersee bei Näfels GL

(Kantonsmarketing Glarus, Samuel Trümpy)

Fehlerhaftes Management fördert

Herbizidresistente Unkräuter

Wird über längere Zeit und ohne geeignetes Resistenz-Management immer

wieder dasselbe Herbizid ausgebracht, fördert dies fast zwangsläufig die

Entwicklung Herbizidresistenter Unkräuter. Bei Herbizidtoleranten Kulturpflan-

zen ist das Risiko eines fehlerhaften Managements höher als bei herkömmli-

chen Sorten. Die Versuchung ist da besonders hoch, aus Gründen der einfa-

chen Handhabung auf die nötige Diversifizierung in der Unkrautbekämpfung

zu verzichten. Die Schuld auf die Herbizidtoleranten Sorten – insbesondere

die gentechnisch veränderten – zu schieben, ist eine nicht berechtigte Verein-

fachung. Das Aufkommen von resistenten Unkräutern wird primär durch ein

fehlerhaftes Management der Anwender gefördert.

» Mehr

Edito

Landwirtschaft:

stets auf dem Laufenden!

Liebe Leserin, lieber Leser

Der neue Newsletter ist da und mit

ihm soll auch unser Motto «näher,

attraktiver, kürzer, interaktiver»

bestärkt werden. Nach drei Ausgaben

können wir heute von einem Erfolg

sprechen: unsere Artikel stossen

auf Interesse, sie werden in der Presse

zitiert und wir erfreuen uns einer

stetig wachsenden Abonnentenzahl.

Mit dem Newsletter können wir Sie

über das Neuste in der Agrarpolitik

informieren und so einem konkreten

Bedürfnis nachkommen. Damit Sie

stets up to date sind!

Auf Anregung eines Lesers können

Sie ab dieser Nummer direkt via

Link auf die Stellenangebote des

BLW zugreifen.

Danke für Ihre Treue und Ihre

Rückmeldungen. Wir wünschen

eine spannende Lektüre!

Anne RizzoliPressesprecherin

Neuer Flyer für die offiziellen

Zeichen des Bundes für die

Berg- und Alpprodukte:

» Online-Version

» Gedruckte Version erhältlich bei:

[email protected]

» Warum diese neuen Logos?

Offene Stellen im BLW

Sind Sie auf der Suche nach einer

neuen beruflichen Herausforderung?

Das Bundesamt für Landwirtschaft

bietet vielfältige und interessante

Einsatzmöglichkeiten an.

» Aktuelle Stellenangebote

Verhandlungserfolg bei den

Grundsätzen für verantwortungs-

volle Investitionen in die

Landwirtschaft und die

Ernährungssysteme

» Mehr

Foto ©FAO/Giulio Napolitano

Nr. 3 | 05.09.2014

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Mit dem Newsletter des BLW immerauf dem neusten Stand

Unsere Ziele– Noch mehr Nähe zu den Landwirtinnen und Landwirten

– Rasche, kompakte und transparente Informationenüber die Agrarpolitik und die letzten News des BLW

– Wir wollen ganz einfach an Ihrer Seite sein

Ihre Vorteile– Aktuelle und äusserst vielseitige Themen

– Von unseren Fachleuten für Sie ausgewählteInformationen

– Eine objektive Betrachtung der Agrarpolitik

– Exklusive und rasche Bestellung unserer jüngstenPublikationen

Unser PlusMit ihrem Wissen leisten die BLW-Mitarbeitenden einenwichtigen Beitrag für einen informativen und fundiertenNewsletter. So können wir Ihnen in jeder Nummer einbreites Themenspektrum vorschlagen.

Interessiert?

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Page 48: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

180 Agrarforschung Schweiz 6 (4): 179–183, 2015

Aktuell

N e u e P u b l i k a t i o n e n

rend der Digitalisierung in das seit 1996 geltende Daten­

modell übersetzt werden. Diese Harmonisierung war

aufwändig, führte aber zu einem national vergleichba­

ren Datensatz. Für die Sicherung, Verwaltung und Nut­

zung der digital aufgearbeiteten Bodeninformationen

stellt das BAFU den Kantonen mit dem nationalen Bode­

ninformationssystem NABODAT eine ausgereifte IT­

Lösung zur Verfügung.

Handlungsbedarf für Bund und Kantone

Im Gegensatz zur Situation in Nachbarländern wie

Deutschland oder Österreich wurde in der Schweiz keine

landesweite Bodeninventur durchgeführt. Für mehr als

zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegen

hierzulande derzeit keine Bodenkarten vor. Zuverlässige

Bodeninformationen sind nur in wenigen Kantonen flä­

chendeckend für landwirtschaftlich genutzte Böden vor­

handen (BL, ZG, ZH), in anderen für grössere Teilgebiete

(beispielsweise AG, GE, GL, LU, SG, SH, SO, VS). Insbeson­

dere in Regionen, in denen ausgeprägte raumplaneri­

sche Nutzungskonflikte bestehen und für die keine aus­

reichenden Informationen zur Qualität der Böden

vorliegen, sind weitere Bodeninventuren erforderlich.

Federführend dafür sind die Kantone, doch benötigen

sie Unterstützung im Hinblick auf die spätere nationale

Vergleichbarkeit der erhobenen Bodeninformationen.

Die Kantone benötigen für die kostengünstige Durch­

führung von Bodeninventuren einheitliche Rahmenbe­

dingungen, aktualisierte methodische Grundlagen und

fachliche Unterstützung. Agroscope erachtet es deshalb

als erforderlich, dass weitere Anstrengungen unternom­

men werden. Dazu gehören das Verfügbarmachen ein­

heitlicher Arbeitsgrundlagen für den Vollzug und die

Förderung der Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanto­

nen und externen Fachpersonen. Basierend auf den

Bodendaten aus den Bodeninventuren können geeig­

nete Grundlagen für die Raumplanung erarbeitet wer­

den. Der Einbezug von Bodeninformationen erlaubt es,

bei künftigen Raumplanungs­ und Nutzungsentscheiden

den Wert von Böden bezüglich der verschiedenen Funk­

tionen zu berücksichtigen.

Urs Grob, Andreas Ruef, Urs Zihlmann, Leta Klauser und Armin Keller,

Agroscope

Die Publikation kann in der Tablet-App «Publikationen Agroscope»

(www.agroscope.ch/apps) oder unter www.agroscope.ch/science kos-

tenlos heruntergeladen werden.

Umwelt Agroscope Science | Nr. 14 / Februar 2015

Agroscope-Bodendatenarchiv Bodendaten aus Bodenkartierungen 1953–1996

Autoren

Urs Grob, Andreas Ruef, Urs Zihlmann,

Leta Klauser, Armin Keller

Agroscope-Bodendatenarchiv

Agroscope Science Nr. 14 / 2015

Verlässliche Bodendaten sind in der Schweiz dünn gesät:

Informationen über die Verteilung und Eigenschaften

der verschiedenen Böden liegen nur für einen Drittel der

landwirtschaftlichen Nutzfläche vor. Sie bilden aber eine

unerlässliche Grundlage, um Nutzungsansprüche im

Sinne einer nachhaltigen Ressourcenpolitik und einer

sicheren Ernährung effizient steuern zu können.

Mit Unterstützung der Bundesämter für Raument­

wicklung (ARE), für Umwelt (BAFU) und für Landwirt­

schaft (BLW) sowie der Kantone machte Agroscope

umfangreiche Bodeninformationen aus einem Bodenda­

tenarchiv der landwirtschaftlichen Forschung mit einem

geschätzten Neubeschaffungswert von über vierzig Mil­

lionen Franken digital verfügbar. Dies erfolgte in enger

Zusammenarbeit zwischen Agroscope, kantonalen Stel­

len, externen Fachleuten und der Bodenkundlichen

Gesellschaft der Schweiz (BGS). Da die Bodenprofile über

mehrere Jahrzehnte erstellt wurden, mussten sie wäh­

Page 49: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

181Agrarforschung Schweiz 6 (4): 179–183, 2015

Aktuell

Erfolgreiches Rinderhandling: wahrnehmen, verstehen, kommunizieren

Praxisleitfaden zum stressarmen Umgang mit Rindern

Die besonders tierfreundliche Mutterkuhhaltung und

andere extensive Haltungsformen zur Rindfleischpro­

duktion auf der Weide führen durch den geringen

Kontakt mit Menschen oftmals zu menschenscheuen

Rindern. Dies erschwert den Umgang mit ihnen in Situ­

ationen, wo dies erforderlich ist, und führt zu Stress bei

Rindern und Menschen.

Mitarbeiterinnen des FiBL haben nun Erkenntnisse

aus eigenen Forschungsarbeiten und Erfahrungen ande­

rer Fachleute zum artgemässen Umgang mit Rindern zu

einem Praxisleitfaden aufbereitet. Der Ratgeber für

Rindviehhalterinnen und ­halter zeigt auf, wie die Bezie­

hung zu den Rindern positiv gestaltet werden kann. Auf­

bauend auf der Wahrnehmung und dem Lernverhalten

der Rinder stellt der Leitfaden Methoden und Vorge­

hensweisen vor, die zu einem entspannten Umgang mit

Rindern beitragen.

von Johanna Probst, Anet Spengler Neff

Herausgegeben von FiBL, Bio Austria, Bioland, Bio Suisse, Demeter,

Naturland und IBLA

2014, 1. Auflage, Merkblatt, 24 Seiten, ISBN 978-3-03736-264-8,

FiBL-Bestellnummer: 1658

Die Broschüre kann beim FiBL für Fr. 9.– (zzgl. Porto und Verpackung)

bestellt werden oder kostenlos unter www.shop.fibl.org > Rinder-

handling abgerufen werden.

MERKBLATT

2004 Ausgabe Deutschland

2014

2004 Ausgabe DeutschlandAusgabe Deutschland

Die Mutterkuhhaltung und andere exten-

sive Haltungsformen zur Rindfleisch-

produktion auf der Weide gelten als

besonders tierfreundlich. Durch

den geringen Kontakt mit Men-

schen werden die Tiere jedoch

oftmals menschenscheu. Dies

erschwert den Umgang mit

ihnen in Situationen, wo

dies unumgänglich ist, und

führt zu Stress bei Rindern

und Menschen.

Ein gutes Verständnis des

Verhaltens der Rinder

und die Befolgung einiger

Grundregeln im Kontakt mit

ihnen können den Umgang

wesentlich erleichtern und

entspannen.

Dieses Merkblatt vermittelt die

Grundlagen zur Wahrnehmung und

zum Lernverhalten der Hausrinder

und zeigt auf, wie Tierhalterinnen und

Tierhalter eine positive Beziehung zu ihren

Rindern gestalten können.

Erfolgreiches Rinderhandling:wahrnehmen, verstehen,kommunizieren

Page 50: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Aktuell

182

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 179–183, 2015

27.03.2015 Ertragreiche Gras-Klee-Mischungen für eine nachhaltige Futterproduktion in Europa

Gras­Klee­Mischungen zeichnen sich gegenüber Gras­

Reinbeständen durch gewichtige Vorteile aus, und das

bei ganz unterschiedlichen Klimabedingungen. Die im

Fachjournal Global Change Biology publizierte Studie

stützt sich auf Untersuchungen an sechzehn Standorten

in neun Ländern Mittel­ und Nordeuropas. Sie zeigt, dass

Gras­Klee­Mischungen einen 55 Prozent grösseren Stick­

stoffertrag als Gras­Reinbestände aufweisen, wobei ein

Kleeanteil von einem Drittel genügt, um diesen Effekt zu

erzielen.

12.03.2015 Ackerbau: Qualität im Fokus der Experten Agroscope liefert den Landwirten unabhängige Daten

zur Erntequalität und zu deren Einflussfaktoren und

erarbeitet im Rahmen der Forschungsarbeiten Lösungen,

die dazu beitragen, die Anforderungen der Produzenten

und Verarbeiter zu erfüllen. An der 2. Nationalen Acker­

bautagung in Murten trafen sich Experten aus Forschung,

Produktion, Verarbeitung und von der Verbraucherseite

und zeigten Möglichkeiten auf, um die Qualität der

Ackerbauprodukte zu sichern.

Aktuelle Forschungsergebnissefür Beratung und Praxis:Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr

Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere,

Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt

und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online

und als App verfügbar unter:

www.agrarforschungschweiz.ch

AGRARFORSCHUNGSCHWEIZ

Talon einsenden an:Redaktion Agrarforschung Schweiz, Agroscope, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 58 466 72 21, Fax +41 26 407 73 00E-Mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch

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Agrarforschung Schweiz ist die Zeitschrift der

landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und

ihren Partnern. Partner der Zeitschrift sind das Bun-

desamt für Landwirtschaft, die Hochschule für Agrar-,

Forst- und Lebensmittelwissenschaft HAFL, die Bera-

tungszentralen AGRIDEA, die Eidgenössische Techni-

sche Hochschule ETH Zürich, Departement für Um-

weltsystemwissenschaften und Agroscope, die

gleichzeitig Herausgeberin der Zeitschrift ist.

Die Zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie

richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie,

Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidge-

nössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!

AGRARFORSCHUNGSCHWEIZO k t o b e r 2 0 1 4 | H e f t 1 0

Ag

rosc

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BLW

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BL

UmweltTagfalter- und Widderchenvielfalt im Grünland der unteren Bergregion Seite 392

PflanzenbauZüchtung feuerbrandrobuster Apfelsorten Seite 414

KurzberichtBakterien aus dem Wurzelbereich wirken gegen die Kraut- und Knollenfäule Seite 430

AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ

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UmweltTagfalter- und Widderchenvielfalt im Grünland der unteren Bergregion

PflanzenbauZüchtung feuerbrandrobuster Apfelsorten

KurzberichtBakterien aus dem Wurzelbereich wirken gegen die Kraut- und Knollenfäule

AGRARFORSCHUNGSCHWEIZ

F e b r u a r 2 0 1 5 | H e f t 2

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BLW

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ETH

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FiB

L

Pflanzenbau Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz von 2009 bis 2012 Seite 48

Nutztiere Heu- oder Haylageproduktion von zwei Grasmischungen Seite 64

Kurzbericht Genetik der Hornlosigkeit beim Rind Seite 72

Page 51: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

183

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

April 2015

16.04.201510. Netzwerktagung Pferdeforschung SchweizSchweizerisches Nationalgestüt SNGAvenches

Mai 2015

13.05.2015Gesunde und leistungsfähige Nutztiere: Futter an Genotyp oder Genotyp an Futter anpassen?Fachtagung ETH Zürich, Vetsuisse Zürich und Bern, Agroscope INTETH­Zentrum

31.05.2015Breitenhof-Tagung 2015, Treffpunkt der SteinobstbrancheAgroscope Steinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen

Juni 2015

14. – 17.06.201554. IALB-Tagung (Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und Berater)3. EUFRAS-KonferenzEffizienz in der Land­ und ErnährungswirtschaftAgrideaSolothurnInformationen: http://url.agridea.ch/IALB2015

25.06.2015Agroscope: 125 Jahre Forschung in WädenswilJubiläumsveranstaltung von Agroscope Wädenswil

V o r s c h a u

Mai 2015 / Heft 5

Die Biodiversität in den Schweizer Berggebieten stellt in vielerlei Hinsicht eine wich-tige Ressource dar. Forschende der ETH Zürich und des FiBL befragten Berglandwirte zu den Massnahmen- bzw. Resultat-orientierten Unter-stützungsbeiträgen des Bundes zur Biodiversitäts-förderung. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)

V o r s c h a u

•• Resultat­orientierter Ansatz zur Biodiversitätsförde­

rung: Akzeptanz im Berggebiet, Sophia Rudin et al.,

ETH Zürich und FiBL

•• Wie stark beeinflusst der Wechselkurs die Schweizer

Agrar­ und Nahrungsmittelexporte?, Andreas Kohler

und Ali Ferjani, Agroscope

•• Klassen oder Labels? Rindfleischpreise und Qualität,

Stefan Mann und Daniel Erdin, Agroscope und

Schweizerischer Bauernverband

•• Ramularia collo-cygni – ein neuer Schadpilz der

Gerste, Peter Frei und Katia Gindro, Agroscope

•• Vom Labor in die Praxis: Internationaler Kongress zur

Fortpflanzung von Mensch und Tier, David Kradolfer

et al., ETH Zürich und Vetsuisse­Fakultät Zürich

•• Mikrobiologische und chemische Lebensmittel­

sicherheit, Marc Mühlemann, Agroscope

•• Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die

Ernte 2016, Agroscope

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 179–183, 2015

Die persönliche Lebensmittelpyramide

www.meinepyramide.ch

Mit dem neuen kostenlosen Online­Angebot «Meine

Pyramide» der Schweizerischen Gesellschaft für Ernäh­

rung SGE und des Bundesamtes für Lebensmittelsicher­

heit und Veterinärwesen BLV lässt sich eine Lebensmittel­

pyramide mit den persönlichen Wunschlebensmitteln

zusammenstellen. «Meine Pyramide» regt zu einer bun­

ten Abwechslung an und dient als Orientierung für eine

ausgewogene und genussvolle Ernährung.

Page 52: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

Mittwoch, 13. Mai 2015

Gesunde und leistungsfähige Nutztiere:Futter an Genotyp oder Genotyp an Futter anpassen ?

Themen:

• WasdefiniertkünftigeSchweizerNutztiersysteme?• BrauchtesneueBedarfsnormenfürmoderneGenotypen?• ZieleinderSchweizerMilchviehzucht• HighlightsausderForschung

Ort:

Zürich, ETH Zentrum, Hauptgebäude, Rämistrasse 101Auditorium Maximum (HG F 30)

Anmeldung:

Bis spätestens Dienstag, 28. April 2015, an folgende Adresse:

ETH ZürichInstitut für AgrarwissenschaftenSekretariat / LFW B 58.18092 ZürichSchweiz

E-Mail: [email protected]

Universität ZürichUZH

Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und BeraterIALB

54. IALB-Tagung 3. EUFRAS Meeting 14. – 17. Juni 2015 in Solothurn, Schweiz

Effizienz in der Land- und ErnährungswirtschaftSein und Schein in Betrieb und Beratung

Reichhaltiges Programm zur AuswahlPlenumsveranstaltungen u. a. mit Bernard Lehmann zum Thema «Die Schweizer Landwirtschaft – ein Überblick» und «Die Schweizer Landwirtschaft – im Lichte der Effizienz»

Fach- bzw. Projektforen und Workshops u. a. zu den Themen: Arbeitseffizienz – Arbeitsorganisation Ressourceneffizienz Handlungsorientiertes Lernen Effizienz und Effektivität im Alltag der Beratung

Ein Open Space behandelt das Thema «Effizienz und Effek-tivität – das Spannungsfeld zwischen Wunsch und Realität im Berufsalltag und wie wir damit umgehen können».

Acht spannende Fachexkursionen ermöglichen einen Einblick in die Praxis und den Austausch mit Landwirtinnen und Landwirten vor Ort.

Detailprogramm und Anmeldunghttp://url.agridea.ch/de/IALB2015

AuskunftRoland Künzler, Tel. +41 (0) 52 354 97 87, [email protected] Schoop, Tel. +41 (0) 52 354 97 43, [email protected]

Anmeldeschluss15. Mai 2015

TagungsortTagungslokal Landhaus, Landhausquai 4, Solothurn