AHF-Jahrestagung 2014 in Basel, Schweiz »Alles Fassade?« · AHF-Jahrestagung 2014 in Basel,...

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Nr. 83, Dezember 2013 AHF-Jahrestagung 2014 in Basel, Schweiz »Alles Fassade?« 29. September bis 3. Oktober 2014 Basel, Haus zum Löwenzorn. Die illusionistische Fassadenmalerei aus der Zeit um 1560 steht in der Nachfolge des beruhmten, von Hans Holbein d. J. bemalten Hauses zum Tanz. Foto: Kantonale Denkmalpflege BaselStadt, Bruno Thuring, 2001 1

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Nr. 83, Dezember 2013

AHF-Jahrestagung 2014 in Basel, Schweiz

»Alles Fassade?«

29. September bis 3. Oktober 2014

Basel, Haus zum Löwenzorn. Die illusionistische Fassadenmalerei aus der Zeit um 1560 steht in der Nachfolge des beruhmten, von Hans Holbein d. J. bemalten Hauses zum Tanz.

Foto: Kantonale Denkmalpflege Basel‐Stadt, Bruno Thuring, 2001

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AHF-Mitteilungen

Editorial

Marburg, im November 2013

Einige Mitglieder werden in der letzten Ausgabedes Mitteilungsblattes sicherlich verwundertgesehen haben, dass die Ausgabe 82 erstmaligWerbung enthalten hat, und zwar, ebenso wieauch bei dem hiermit vorliegenden Mitteilungs-blatt, für die neue Denkmalmesse Monumento,die am 16.-18. Januar 2014 in Salzburg statt-finden wird.Diese Messe unter der Schirmherrschaft derDenkmalämter von Österreich, Bayern und Süd-tirol fand erstmalig im Januar 2012 statt, und ichwar damals zusammen mit Michael Goer dort.Wir waren sehr angetan von der Atmosphäredieser Veranstaltung unter dem Oberthema„Holz“, denn sie bot Gelegenheit zu vielen in-teressanten Fachgesprächen an den Ständen derausgewählten Firmen und Büros, die dort ver-treten waren.Hieraus entstand dann der Gedanke, dass derAHF hier auch vertreten sein sollte, um für sei-ne Themen zu werben. Da ja gerade in Öster-reich neue Mitglieder gesucht werden, scheintdafür Salzburg ein besonders geeigneter Ort zusein, und dank der beiden Anzeigen wird dies zugünstigen Konditionen möglich sein. Wir wür-den uns jedenfalls freuen, in Salzburg möglichstviele Mitglieder, nicht nur aus den Regional-gruppen „Bayern“ und „Alpen“, begrüßen zukönnen. Aber nicht nur in Bezug auf neue mögliche Mit-glieder aus Österreich macht sich der Vorstandjetzt verstärkt Gedanken über die Zukunft desVereins, mit dem Ziel, sozusagen eine „Agenda2015/2018“ zu entwickeln. Dabei geht es einmalum zukünftige Themen für die Jahrestagungenund dazu passende Orte, dann aber auch um dieGewinnung neuer Mitglieder, die auch in grö-ßerer Zahl die Tagungen besuchen, und schließ-lich die mittelfristig anstehende personelle Er-neuerung des Vorstandes, die wir mit möglichstsinnvollen Übergängen gestalten wollen. Diegemeinsame Sitzung von Arbeitsausschuss undVorstand in Dänemark bot eine erste Ge-legenheit, hierüber zu diskutieren. Dabei wurde

deutlich, dass wir auf die Tatsache reagierenmüssen, dass für die früher vor allemvolkskundliche Hausforschung inzwischen dieuniversitäre Basis fast vollständig verlorengegangen ist, während bei der inzwischen gutvertretenen Bauforschung in erster Linie eineMethodenausbildung stattfindet, der gegenüberInhalte, u.a. auch die aus unserem Themen-spektrum, oft defizitär sind und bzw. bei den oftnur kurzen Ausbildungszeiten der entspre-chenden Studiengänge auch bleiben müssen.Hier böte sich die Gelegenheit zu einer ver-stärkten Zusammenarbeit, die zukünftig auchbereits im Namen bzw. Zusatznamen des Ver-eins zum Ausdruck kommen sollte, der schonlange nicht mehr nur ein „Arbeitskreis“ ist unddessen Themenspektrum über die klassische„Hausforschung“ inzwischen deutlich hinausgeht.

Ulrich Klein(2. Vorsitzender)

Inhalt der AHF-Mitteilungen 83, 2013

Editorial 2 AHF-Tagungen 3 AHF-Nachrichten 3 AHF-Regionalgruppen 5 Berichte und Mitteilungen 6 Rezension 7 Buchhinweise 14 Impressum 15

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Nr. 83, Dezember 2013

AHF-Tagungen

Vorankündigung:

AHF-Jahrestagung 2013in Basel (Schweiz)

vom 29. Sept. bis 3. Oktober 2014

Alles Fassade?

Die kommende AHF- Jahrestagung wird vom29. September (Beginn: 13 Uhr) bis zum 3. Ok-tober 2014 (Ende: 13 Uhr) in Basel (Schweiz)unter dem Thema: „Alles Fassade?“ stattfinden.

Call for papers: Alles Fassade?

Die Stadt Basel entwickelte sich an einem geo-graphisch interessanten Ort, dort wo der Rheindas höhere Schweizer Mittelland und den Tafel-jura verlässt und sich seinen Weg durch dieoberrheinische Tiefebene nordwärts sucht. AlsWasserstraße verbindet der Fluss Nordsee undAlpenraum, ist ein günstiges Transportmittel fürWaren, aber auch Tor für neue Ideen. DieseStandortgunst und die politische Verbindungmit der schweizerischen Eidgenossenschaftbildet einen der Gründe für die architektonischeVielfalt im Raum Basel, der sich vor, in undhinter Gebäudefassaden manifestiert. Die Tagung 2014 des Arbeitskreises für Haus-forschung wird Fassaden sowohl hinsichtlichder Gestaltung des Straßenraums (Aufbau,Rhythmus, Farbe) als auch hinsichtlich des Zu-sammenhangs mit der Struktur, der Funktionund der Nutzung der Gebäude thematisieren.Erwünscht sind Vorträge zu Objekten in denStädten und auf dem Land in ganz Europa, mitzeitlichem Schwerpunkt im 16./17. Jahrhundert.

Vorschläge für Vorträge mit Vortragstitelund einem kurzen Abstract (ca. ½ A4-Seite)senden Sie bitte bis zum 1. Mai 2014 an denVorsitzenden bzw. die AHF-Geschäftsstelle, E-Mail: [email protected].

AHF-Nachrichten

Protokoll der Mitgliederversammlung des AHF am 4. Oktober 2013 in Moesgaard (Dänemark)

Die ordentliche Mitgliederversammlung 2013des Arbeitskreises für Hausforschung e.V. fandam Freitag, dem 4.10.2013 von 9:15 bis 10.15Uhr in Moesgaard bei Aarhus in dem großenVortragsraum des Gutshofes statt.

1. Bericht des VorsitzendenDer Vorsitzende begrüßt die erschienenen Mit-glieder des AHF und entschuldigt Ariane Weid-lich, die nicht an der Versammlung teilnehmenkann. Die Versammlung stimmt der vorgestell-ten Tagesordnung und dem Protokoll der letztenMitgliederversammlung zu. Der Vorsitzende geht in seinem Bericht auf dieschwierige Vorbereitung der Tagung in Däne-mark ein. Nachdem zuerst geplant war, zusam-men mit dem „Nordischen Forum für Baufor-schung“ eine gemeinsame Tagung durchzufüh-ren, hatte sich bei einem Treffen mit dänischenKollegen in Odense zu Beginn des Jahres 2012herausgestellt, dass die sich hieraus ergebendeTagung mit ca. 400 Teilnehmern weder finanzi-ell noch organisatorisch zu bewältigen sein wür-de. Es wurde daher die alternative Planung einerTagung des AHF im üblichen Rahmen in Aar-hus in Zusammenarbeit mit der dortigen Univer-sität entwickelt, ohne den Gedanken an eine Ko-operation mit dem Forum – als nächster Stufe –aufzugeben. Dank der großen Unterstützungdurch Rainer Atzbach und den Vorarbeiten vonJens Christian Holst war es dann möglich, für2013 die Jahrestagung in Aarhus durchzuführen,während bislang – November 2013 – noch keinneuer Termin für eine Tagung des Forums fest-steht.Am Rande der bayerischen Regionaltagung fandim Juni 2013 in Rothenburg ob der Tauber einegemeinsame Tagung von Vorstand und Arbeits-auschuss statt, bei der über den Stand der Ta-gungsvorbereitung berichtet wurde. Die Sitzungdes Arbeitsauschusses am Vortag in Aarhus be-schäftigte sich u.a. mit der Zukunft des AHF(siehe Editorial in diesem Mitteilungsblatt).

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AHF-Mitteilungen

Zur Vorbereitung der Jahrestagung 2014 warder Vorstand am 23.1.2013 und am 12.9.2013 inBasel, woraus sich der konkrete Vorschlag einerdortigen Tagung ergab.Erstmalig wird der Verein im Januar 2014 inSalzburg an der Denkmalmesse Monumentoteilnehmen (siehe auch Editorial) und erhofftsich dabei vor allem eine nachhaltige Werbungin Österreich. Für die Messe wird der Flyer un-seres Arbeitskreises neu aufgelegt.Die Mitgliederentwicklung war insofern erfreu-lich, als im Berichtszeitraum sechs Austrittenacht neue Eintritte gegenüberstanden, womit derVerein nun 377 persönliche und 75 institutionel-le Mitglieder besitzt. Abschließend dankt der Vorsitzende HeinrichStiewe für die Arbeit am Mitteilungsblatt undAnja Schmidt-Engbrodt für die Homepage desAHF. Schließlich dankt der Vorsitzende den däni-schen Kollegen für ihre große Unterstützung beider Vorbereitung der Jahrestagung in Aarhus.

2. Bericht des GeschäftsführersDer Geschäftsführer stellt die Bilanz zum Be-richtszeitraum vor und berichtet von verschiede-nen praktischen Problemen der Geschäftsfüh-rung, wobei es sich als erfreulich herausgestellthat, dass mittlerweile weniger Mahnungen ver-schickt werden müssen. Die Einnahmen ausdem Buchverkauf decken heute in etwa denVersand, während es mit den noch ausstehendenBänden leider nicht möglich ist, im Rahmen ei-nes Normbandes von max. 300 Seiten zu blei-ben, sodass für die zudem nicht subventionier-ten Bände ein größerer finanzieller Aufwandnotwendig ist.Die Tagung in Villingen schloss mit einem klei-nen Verlust, der aber durch Mehreinnahmen frü-herer Tagungen gedeckt ist. Schließlich geht der Geschäftsführer kurz aufdie anstehende SEPA-Umstellung ein, die fürdie Verwaltung mit erheblichem Aufwand ver-bunden ist.

3. Bericht der KassenprüferDie anwesenden Kassenprüfer Doris Huggelund Uwe Rumeney stellen den Prüfbericht vor,der keine Beanstandungen enthält und die ge-

prüfte Kassenführung korrekt befunden hat. DieVersammlung nimmt den Bericht einstimmigbei Enthaltung des Vorstandes an.

4. Entlastung des VorstandsKlaus Freckmann bittet die Versammlung auf-grund des verlesenen und angenommenen Kas-senberichtes um die Entlastung des Vorstandes.Diese wird einstimmig bei Enthaltung der be-troffenen Vorstandsmitglieder angenommen.

5. Geplante VeröffentlichungenDer Tagungsband Wuppertal soll möglichst zurJahreswende 2013/14 vorliegen, Cluny und Rei-chenhall folgen dann im Verlaufe des Jahres2014. Für den Tagungsband Wittenberg sindbislang zwei Drittel der Beiträge bei MichaelSchimek, der die Redaktion übernommen hat,eingegangen. Die Beiträge für den Band Villin-gen sammeln Benno Furrer und Michael Goer.Zu Beginn des Jahres 2014 soll der zusammenmit der „Deutschen Gesellschaft für Archäolo-gie des Mittelalters und der Neuzeit“ herausge-gebene Tagungsband über Spolien erscheinen. Für den Herbst wird die vom AHF unterstütztePublikation zu ländlichen Bauten in Sachsen er-wartet, längerfristig ist eine Unterstützung desForschungsvorhabens von Albrecht Bedal zumländlichen Bauen in Baden-Württemberg ge-plant.

6. Kommende JahrestagungenFür das Jahr 2014 macht der Vorstand den Vor-schlag, die Jahrestagung vom 29. September biszum 3. Oktober in Basel zum Thema „AllesFassade?“ durchzuführen (siehe Vorankündi-gung). Eine Exkursion soll u.a. in das elsäs-sische Dorf Lutter führen. Der Vorschlag desVorstandes wird bei einer Enthaltung einstim-mig angenommen.Die Tagung 2015 soll im Raum Nordhessen/Nordthüringen, wahrscheinlich in Mühlhausenzum Hauptthema „Krieg und Wiederaufbau“stattfinden, wobei ein Schwerpunkt auf dem 17.Jahrhundert liegen soll.Ideen für Tagungen im Jahre 2016 wären Loth-ringen und die Pfalz sowie Siebenbürgen.

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Nr. 83, Dezember 2013

7. VerschiedenesEs wird auf die kommenden Tagungen der Re-gionalgruppen verwiesen:Regionalgruppe Nordwest, Jahrestagung 2014:14.-16. März in Glückstadt zum Thema „Daswill ich auch!“ - Mode und Imitation imnachbarschaftlichen Bauwesen“ (s. die folgendeAnkündigung).Es wird darauf hingewiesen, dass inzwischendas mehrsprachige Glossar von Lutz Volmerzum historischen Hausbau vorliegt.

Marburg, den 30.11.2013Ulrich Klein, 2. Vorsitzender

Prof. Dr. Michael Goer, VorsitzenderDr. Benno Furrer, Geschäftsführer

AHF-Regionalgruppen

AHF-Regionalgruppe Nordwest

26. Jahrestagung des Arbeitskreises für länd-liche Hausforschung in Nordwestdeutschlandund der Interessengemeinschaft Bauernhaus

„ Das will ich auch!“ - Mode und Imitationim nachbarschaftlichen Bauwesen“ Glückstadt, 14. bis 16. März 2014

Programmankündigung und Aufruf zu Vortragsvorschlägen

Freitag, 14. MärzStadtführung durch die im frühen 17. Jahrhun-dert gegründete Festungsstadt Glückstadt, mitwelcher der dänische König einen Gegenpol zuHamburg zu schaffen hoffte und zu deren Auf-bau unter dem Versprechen der GlaubensfreiheitExulanten angeworben wurden. Gemeinsames Abendessen, anschl. Vortrag.

Samstag, 15. MärzVorträge zum Thema „'Das will ich auch!' -Mode und Imitation in nachbarschaftlichen Bau-wesen“. Am Ende der Diskussion der letztenJahrestagung 2013 mit dem Thema „Hausbau inEtappen – Bauphasen des Niederdeutschen Hal-

lenhauses“ stand die Frage im Raum, inwieweitUm-, An- und Neubauten auch in historischerPerspektive und auch auf dem Lande ganz we-sentlich durch Moden ausgelöst wurden. Undvielleicht auch nicht weniger durch das drin-gende, mitunter wohl gar von Neid getriebeneBedürfnis, dem Nachbarn nicht nachzustehen.Folgerichtig soll auf der diesjährigen Tagungdas Thema „Mode und Imitation im nachbar-schaftlichen Bauwesen“ im Mittelpunkt dessamstäglichen Vortragsprogramms stehen.

Sonntag, 16. MärzBusexkursion durch die Wilstermarsch und dieKrempermarsch. Hinter dem Elbdeich, in derWilstermarsch zwischen Nordostseekanal, Elbe,Stör und Geestrand, finden sich zwei histori-sche Bauernhaustypen und zwei Scheunenarten(jeweils Gulf-und Fachhallenkonstruktionen) –passend zum Tagungsthema äußerlich verwandt,innerlich jedoch grundverschieden. Sie sowiekleine Kirchdörfer und ländliche Zentralorte inweiter vom Wasser geprägter bäuerlicher Kul-turlandschaft rund um die tiefste LandstelleDeutschlands sollen auf einer gemeinsamenBusexkursion erfahren werden.

Die Tagung findet statt in Kooperation mit demFreilichtmuseum Molfsee – Landesmuseum fürVolkskunde in der Stiftung Schleswig-Holstei-nische Landesmuseen Schloss Gottorf.

Vortragsvorschläge inklusive des Titels undeines kurzen Abstracts sind bis spätestens zum1. Januar 2014 zu senden an

Christine ScheerRoßkopp 5, 25599 WewelsflethTel.: 04829 - 356 E-Mail: christine@architekturbüro-scheer.de

oder

Dr. Wolfgang RütherFreilichtmuseum MolfseeLandesmuseum für Volkskunde Hamburger Landstraße 97, 24113 Molfsee Tel.: 0431 - 65966-0E-Mail: [email protected]

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AHF-Mitteilungen

Übernachtungen:Vorsorglich weisen wir bereits jetzt auf Infor-mationsmöglichkeiten zur Quartiersuche hin:

Tourist Information GlückstadtGroße Nübelstraße 31Telefon 04124 - 93 75 85 Öffnungszeiten:April - Oktober, Mo-So 9-18 Uhr,November- März, Mo-So 10-17 Uhr Internet: www.glueckstadt-tourismus.de

Eine frühzeitige Buchung wird empfohlen, daeine Reservierung en bloc für die Gruppe leidernicht möglich ist.

Berichte und Mitteilungen

Spätmittelalterliche Blockbauten im Kanton Schwyz - Lichtblicke im Nebel

In der Talschaft Schwyz, in den GemeindenSteinen und Schwyz befinden sich zahlreichespätmittelalterliche Blockbauten. Die Bekann-testen unter ihnen sind das Haus Bethlehem inSchwyz aus dem Jahre 1287 d oder das HausNideröst, datiert 1176 d. Während das Bethle-hem in der Ital Reding Hofstatt als Wohn-museum integriert ist, war dem Haus Nideröstein anderes Schicksal beschieden. Es wurde2001 abgebaut und seine Hölzer liegen nochimmer säuberlich geordnet auf einem Stapel.

Neue Entdeckungen in Steinen (SZ)…Einigermassen sensibilisiert, sind in der Zwi-schenzeit im Auftrag der kantonalen Denkmal-pflege weitere Häuser in der Landschaft Schwyzdurch das Atelier d'archéologie médiévale SA inMoudon (VD) untersucht worden. Eines davonsteht in Steinen an der Herrengasse 15, in un-mittelbarer Nachbarschaft zu weiteren gleichar-tigen Bauten. Äusserlich mit Eternitplatten ver-kleidet und mit grossen Fensteröffnungen des19. Jahrhunderts versehen, kam nach demschichtweisen Entfernen der jüngeren Wandver-kleidungen ein spätmittelalterlicher Blockbaumit fassadensichtigen Bohlen und schmalen Lu-ken zutage. Das Baujahr des Hauses fällt in das

Ehemaliges Gewerbequartier Gütschweg in Schwyz.Das Haus in der Mitte und jenes mit dunklen Jalou-sieläden am linken Bildrand bergen einen spätmit-telalterlichen Kern aus der Zeit von 1308 bis 1310.

Foto: Benno Furrer

Jahr 1308 d, auf den blanken Holzwänden derStube fanden sich religiöse Wandmalereien ausdem 16. Jahrhundert (vgl. AHF-MitteilungenNr. 70, 2007, S. 19). Beat und Isabell Auf der Mauer kauften 2003ein altes Haus an der Mühlegasse 7 in Steinen.Als Profi der Altbausanierung interpretierteBeat Auf der Mauer die baulichen Merkmalemit den fassadensichtigen Boden-/Deckenboh-len richtig und liess eine Dendro-Untersuchungmachen. Der Fällzeitpunkt der Nadelhölzer gehtzurück in die Jahre 1292 bis 1300. Auch hierkamen im Hausinnern Wandmalereien auf denHolzwänden zum Vorschein. Beide Häuserwurden schliesslich sorgfältig renoviert.

… und in SchwyzAm ehemaligen Standort des abgebauten Hau-ses Nideröst steht heute ein unauffälliger Neu-bau. Das Quartier bildet eine alte Gewerbezone,eng überbaut mit Stampfen, Mühlen, Sägereienund Wohnhäusern, die dem Dorfbach folgenund kleinere Baugruppen bilden. Die meistendieser Gewerbebauten stehen nicht mehr oderwurden umgebaut und umgenutzt. Die Wohn-häuser sind vor allem im 19. Jahrhundert starküberformt und häufig von Fabrikarbeiter-Fa-milien bewohnt worden. Im Zusammenhang miteiner geplanten Neuüberbauung mit dem Ab-bruch von insgesamt acht Wohnhäusern fanden

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Nr. 83, Dezember 2013

Fassadensichtig verlegte Bohlen-Balken-Decke, Zimmertüre mit hoher Schwelle und niedriger Tür-öffnung im spätmittelalterlichen Blockbau aus dem Jahre 1310. Schwyz, Gütschweg 11/13.

Foto: Benno Furrer

sich am Gütschweg 11/13 bzw. 19 zwei Wohn-häuser, die im Kern spätmittelalterliche Block-bauten aufweisen. Diese entstanden zwischen1308 und 1310 d. Verborgen unter Schichtenvon Verputz und Täfer kamen Wandhölzer mitden typischen Merkmalen spätmittelalterlicherHäuser wie fassadensichtige Bohlen oderschmale Luken zum Vorschein. Im HausGütschweg 11/13 fanden sich auf den Wand-hölzern der Stube religiöse Wandmalereien(Kreuzigung), Kreisornamente, Ranken und eineBlumenvase aus der Zeit um 1520. Als sen-sationell muss die Bohlen-Balken-Decke be-trachtet werden. Es handelt sich nicht nur umdie bisher älteste Konstruktion dieser Art,sondern sie ist auch noch im alten Systemfassadensichtig verbaut worden. Da schon rechtskräftige Abbruchbewilligungenfür die Bauten vorliegen, werden die Gesprächezwischen Denkmalpflege, Heimatschutz und Ei-gentümer nach einer Lösung nicht einfach.Wahrscheinlich werden die mittelalterlichenBauteile mit der Malerei ausgebaut und einge-

lagert – falls nicht ein privater Investor aus Lu-zern, der schon Kopien der Tafelbilder in derKapellbrücke Luzern finanziert hatte, die ganzeLiegenschaft oder Teile davon übernehmenkann.

Lösung für das Haus Nideröst in SichtNachdem verschiedene Standorte für das 2001abgebaute Haus Nideröst aus dem Jahre 1176 dgescheitert waren, zeichnet sich nun eine Lö-sung ab. Der Kanton hatte das Haus der StiftungNatur- und Tierpark Goldau geschenkt. Es wäreim erweiterten Gelände wiederaufgebaut wor-den und hätte eine Rolle im Zusammenhang mitder Präsentation alter Nutztierarten spielen sol-len. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht umge-setzt und das Haus Nideröst fand jetzt in derMorgartenstiftung einen neuen Besitzer.Schliesslich soll das Haus im Schornen, demtraditionsreichen, mutmasslichen Schauplatz derSchlacht bei Morgarten (1315) zu stehen kom-men.

Benno Furrer

Rezension

Clément Alix / Frédéric Épaud (Hrsg.), Laconstruction en pan de bois au Moyen Âge età la Renaissance (Collection «Renaissance»),Tours / Rennes 2013 (449 Seiten), 35,- €. Bezug: Presses Universitaires François-Rabe-lais, 60 rue du Plat D'Etain, F-37020 Tours,cedex 1; Internet: www.univ-tours.fr/servlet/com.jsbsoft.jtf.core.SG

Der Band Die Fachwerkkonstruktion im Mittel-alter und in der Renaissance gibt die Referateeines gleichnamigen Kolloquiums wieder, dasim Frühjahr 2011 le Laboratoire archéologie etterritoires sowie le Centre d’études supérieuresde la Renaissance an der Universität Tours initi-ierten. Das Resultat sind 18 reich illustrierteBeiträge – darunter zahlreiche Konstruktions-zeichnungen –, die einen großen Teil der fran-zösische Regionen einbeziehen. Bei der Lektüresollte man nicht auf die Einleitung verzichten,die in aller Kürze einen Zugang in die For-

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schungsgeschichte des traditionellen Hausbauesin Frankreich eröffnet. Sie setzte mit einigenArbeiten im mittleren 19. Jh. ein, die den Holz-und Massivbau als gleichwertige Architekturpräsentieren. Die Protagonisten waren AymarVerdier und François Cattois, Eugène Viollet-le-Duc natürlich, der auch ein Auge für dasKonstruktive hatte, und schließlich CamilleEnlart – Amateure und Forscher, die sich auchfür Fachwerk, vor allem für das dekorativeinteressierten. Besondere Aufmerksamkeit ver-dienen die in den 20er Jahren des 20. Jh.erschienenen Untersuchungen von RaymondQuenedy, in deren Zentrum Rouens historischerHausbau steht. Dieses Werk behandelt Holz-konstruktion und Ornament auf einem beson-ders hohen Niveau. Die ganzheitliche Blick-weise verdient hohe Anerkennung. Erst die inden 1980er und 1990er Jahren vom Centre derecherches des Monuments Historiques vor-gelegten Aufmaßhefte, die zum Teil auf Vor-arbeiten der frühen 1940er Jahre zurückgehen,befassen sich wieder so intensiv mit konstruk-tiven Fragen. Im Fokus dieser Aufnahmen ste-hen neben Zentralfrankreich die Bretagne, Lo-thringen und das Elsass. Defizite verblieben imSüden. Yves Esquieus und Jean-Marie Pesez’(Hrsg.) Sammelband Cent maisons médiévalesen France..., Paris 1998 (Hundert mittelalter-liche Häuser in Frankreich) konnte dieses land-schaftliche Missverhältnis weitgehend ausglei-chen. Präferenzen, ob Fachwerk, Massivbauoder gemischte Bauweise, spielen in diesemKompendium keine Rolle. Weitere Ergebnissebrachten stadtarchäologische Recherchen, diemit Hilfe der Dendrochronologie zu präzisenund erstaunlichen Datierungen auch frühenFachwerks führten. Dankenswerterweise teiltdie Einleitung in regional gegliederter Anord-nung die wichtigsten Veröffentlichungen imdendrochronologischen Metier mit (Zeitraum2001 bis 2011).Als Ergänzung zur Einführung und ihrem wis-senschaftshistorischen Rückblick sei das Referatvon Florence Journot genannt, das auf dasFachwerk und seine Bewertung in der architek-tonischen Literatur Frankreichs eingeht. Damitrichtet sich der Blick in erster Linie auf Mathu-rin Jousse (ca. 1575-1645), dessen Werk über

die Zimmermannskunst nicht nur eine sehr frü-he theoretische Auseinandersetzung mit demHolzbau darstellt, sondern auch den hohenStand dieser Bauweise in Frankreich dokumen-tiert. Jousse stammte aus der Loire-Region. Esliegt nahe, dass er sich vor allem von deren Ar-chitektur inspirieren ließ.Leider können aus sicherlich verständlichenGründen nicht alle Beiträge des vorliegendenBandes ausreichend besprochen werden. Dernachstehende geographisch gegliederte Über-blick mag genügen. Er wendet sich zunächstnach Belgien und stellt anschließend die franzö-sischen Beiträge in zwei regional zusammenge-fassten Blöcken vor. Der erste, der ausführliche-re, betrachtet die Deutschland nahe gelegenenLandschaften etwas detaillierter, die südlicherendagegen nur in geraffter Form.

Belgien, Maas-RegionDavid Houbrechts befasst sich mit dem Fach-werk an der mittleren Maas, geht damit überFrankreich hinaus und führt in die Wallonie, diebisher als Region der Holzbauweise wenig Be-achtung gefunden hat. Erhalten haben sich, vorallem in den Städten, manche Bauten dieser Art– der bisher älteste in Maaseik von 1490/91dund mehrere, darunter beeindruckende Beispieledes 16. Jahrhunderts in der weiteren LütticherRegion. Charakteristisch sind Stockwerksbau-ten, deren Fassaden aus einem sowohl statischbedingten als auch dekorativ zu verstehendenMuster kleinteiliger Andreaskreuze bestehen.Schwebegiebel vervollständigen das Bild. Lite-rarischen Quellen ist zu entnehmen, dass derar-tige Dachvorkragungen auch vertikal verschaltwaren – vgl. den Beitrag von A. Salamagne überFranzösisch-Flandern und die Nachbarland-schaften. Kulturelle Gemeinsamkeiten zeichnensich im Hausäußeren wie in der inneren Haus-struktur – Stichwort Saalgeschossbau – mit Aa-chener Häusern ab. Der ländliche Hausbau hieltnoch bis in das 17. Jh. an Wandständerkonstruk-tionen fest, wie sie auch in benachbarten rheini-schen Landschaften verbürgt sind, die fern grö-ßerer Städte liegen. Anhand dieser Parallelenwird deutlich, dass die Maas-Region nicht iso-liert zu betrachten, sondern in einem größerenKontext zu sehen ist. Wer sich über das städti-

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Nr. 83, Dezember 2013

1. Vic-sur-Seille (Dép. Moselle), 4, rue Haute.

2. Provins (Dép. Seine-et-Marne), 15, rue de Jouy.

Foto: K. Freckmann, 2004

Foto: K. Freckmann, 2011

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sche Fachwerkhaus an der mittleren Maas näherinformieren möchte, möge D. Houbrechts 2008erschienene Dissertation zu Rate ziehen: Le lo-gis en pan de bois dans les villes de la Meusemoyenne (1450-1650), Liège/Lüttich 2008.

Französisch-FlandernIm Mittelpunkt von Alain Salamagnes Untersu-chungen steht das Fachwerkhaus der ehemali-gen habsburgischen Niederlande um 1400. Dergrößte Teil dieser Landschaften – Brabant, Flan-dern, der Hennegau – gehört zum heutigen Bel-gien, ein kleinerer – Südflandern (Dép. Nord)und das Artois – seit Ludwig XIV. zu Frank-reich. Historische Quellen, etwa bildlicher Artoder Reiseberichte des 16./17. Jh., stellen reineHolzstädte vor. Auch wenn im heutigen Haus-bestand kaum mehr Fachwerkbauten anzutref-fen sind, lässt sich ihre Entwicklung bis in dasMittelalter verfolgen. Bereits im 13./14. Jh.zeichnete sich, verglichen mit dem Land, einebauliche Urbanität ab. Die städtischen Häusererhielten steinerne Sockel oder auch gewölbteUntergeschosse. Ab Anfang des 15. Jh. setztesich allmählich der Gebrauch von Backsteindurch. Die Giebel bewahrten weiterhin ihr Fach-werk, während die Traufseiten, an denen auchdie Feuerstellen und Kamine lagen, massiv aus-geführt wurden und die Dächer Ziegelde-ckungen erhielten. Bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass derMassivbau nicht schon im Mittelalter den Holz-bau verdrängte, wie oft angenommen wird. Ererlebte noch in der zweiten Hälfte des 15. Jh.eine erstaunliche Blüte, die bis in das mittlere16. Jh. anhielt. Verantwortlich für den Rück-gang sind insbesondere obrigkeitliche Rege-lungen, die den Steinbau verordneten, so in Lille1569, nachdem die Stadt zwei Jahre zuvor voneinem großen Brand heimgesucht worden war.In Arras untersagte man 1583 Vorkragungen,und den Städten, die unter französische Herr-schaft fielen, wurden hölzerne Fassaden nichtmehr gestattet. Dort verschwanden die Holz-häuser weitgehend um 1700. Den Beitrag run-den informative Quellenexzerpte über denHausbau ab, die bis in die zweite Hälfte des 14.Jh. führen.

LothringenIvan Ferraressos Referat widmet sich der Ent-wicklung des Fachwerks in Lothringen zwi-schen dem 13. und 16. Jahrhundert. Diese Land-schaft mit dem Zentrum Metz assoziiert manüblicherweise mit dem Massivbau. Fachwerk-bauten in größerer Zahl sind nur in den an dasElsass und die Champagne angrenzenden Land-strichen anzutreffen. Mittelalterliche Konstruk-tionen in situ haben nicht die Zeiten überdauert.Grabungen, Baufragmente und schriftlicheQuellen bezeugen allerdings dessen einstigePräsenz. Die ältesten überlieferten Beispieledürften Häuser (Abb. 1) wie in Vic-sur-Seille(Dép. Moselle) sein, ca. 30 km nordöstlich vonNancy, die auf das 1. Drittel des 16 Jh. hinwei-sen – traufständige Bauten mit steinernem Par-terre und Kniestock; das Fachwerkraster mitAndreaskreuzen in den Brüstungsgefachen; inSchwelle und Rähm gezapfte Ständer; das vonEckständer zu Eckständer durchlaufende Banddes Brüstungsriegels mit Zwischen- und Eck-ständern verblattet. Konservative Technikenverbinden sich mit jüngeren.Offensichtlich bestanden im mittelalterlichenLothringen die Fachwerk- und Massivbauweisemehr oder weniger nebeneinander. Im 16. Jh.erlebte der Holzbau einen Aufschwung, dessenIntensität und Dauer – bis ins 17. Jh.? – man-gels ausreichender und auch eindeutig datierterBeispiele noch zu präzisieren ist. Ist der Holz-bau, wie oft gesagt wird, tatsächlich ein Opferder Kriege zwischen dem Königreich Frank-reich und dem Herzogtum Lothringen im 17. Jh.geworden? Dies kann, wie Ferraresso sicherlichzu recht annimmt, nicht der einzige Grund fürden geringen Bestand solcher Häuser sein. An-dere Ursachen kommen dazu, beispielsweise diebekannten obrigkeitlichen Verfügungen zuguns-ten des Steinbaues und die Knappheit der Res-source Holz, das von Lothringen aus exportiertwurde, etwa als Floßholz, oder in großen Men-gen für besondere Produktionen benötigt wurde,etwa für den Betrieb von Salinen und Hütten.

ElsaßDie jüngere Erforschung des Fachwerks und derHolzkonstruktionen dieser Region ist auf dasengste mit Frédérique Boura und Maurice

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Seiller verbunden. Ein großes Kapitel ihresjetzigen Beitrages ist dem mittelalterlichenDachstuhl gewidmet: Sparrendach mit Kehlbal-ken und kurzen, angeblatteten Streben (13. Jh.und um 1320); Sparrendach mit Kehlbalken,aber ohne Streben, stattdessen Längsunterzüge,von Ständern unterfangen (ebenfalls 13. Jh.);doppelter, stehender Stuhl mit Streben bis zurzweiten Kehlbalkenlage (ab ca. 1335); liegenderStuhl mit Spannriegel (15. Jh.). Als zweite Kon-struktion ist der Pfettenstuhl mit Firstständer (ab14. Jh.) zu nennen. Hinzu kommen Hängekon-struktionen mit Hängesäule und Binderstreben(15. Jh.). Weitere Kapitel erklären die Entwick-lung des Fachwerks und die räumliche Disposi-tion des Hauses. Vorgestellt werden anschlie-ßend einige Ortschaften, die über einen reichenspätmittelalterlichen Fachwerkbestand verfügen(2. Hälfte 14. und 15. Jh.). Zum besseren Ver-ständnis des Textes, vor allem der Terminolo-gie, empfiehlt sich die deutschsprachige Versionvon 1400 – L’Alsace dans l’Europe gothique /1400 – Elsaß und Oberrhein im gotischen Euro-pa, Lyon 2008.

Ile-de-France, Normandie, Zentralfrankreich(Région Centre), Pays de la LoireOlivier Deforge hat den historischen Häuserbe-stand von Provins (Dép. Seine-et-Marne) unter-sucht, stellt einige Bauten des 15. Jh. vor undsogar einen, der aus der Zeit unmittelbar vordem Hundertjährigen Krieg (1337-1453) stam-men könnte (Abb. 2). Es handelt sich um eineschlichte Stockwerkkonstruktion mit relativweit gestellten Ständern und Streben, welche dieEckständer aussteifen. Der Dekor beschränktsich auf Andreaskreuze in der Brüstungszone,die zudem eine statische Funktion haben. AlsHolzverbindungen sind, zumindest in der äuße-ren Erscheinung, nur Verzapfungen festzustel-len. Frédéric Épaud führt nach Rouen (Dép.Seine-Maritime), zu dem ehemaligen, 1797 auf-gelösten Kloster der Benediktinerinnen. Erhal-ten ist ein Gebäude, dessen ursprüngliche Fach-werkfassade – ein Umbau von 1630 hatte sieverdeckt – bei Sanierungsarbeiten im Jahr 1984wieder entdeckt wurde. Zutage kamen lange,von der Schwelle bis zum Rähm durchlaufendeStänder, die zeitgleich mit der originalen Dach-

konstruktion sind – ein Sparrendach mit Fuß-bändern über dem Rähm und zwei Kehlbalken,der untere unterfangen von Kopfbändern, die indie Sparren gezapft sind. Die Hauptgebinde sinddurch Hängesäulen verstärkt, die den Unterzughalten. Die Dendro-Datierung der Ständer liegtzwischen 1239 und 1270 und diejenige desDachwerks zwischen 1258 und 1280. AlsBauzeit gelten die Jahre zwischen 1277 und1280. F. Épaud hat übrigens 2007 die wichtigePublikation vorgelegt: De la charpente romaneà la charpente gothique en Normandie.Évolution des techniques et des structures decharpenterie aux XIIe-XIIIe siècles, Caen 2007.Mit einer Fülle an Fachwerkbelegen des 15. undfrühen 16. Jh., von 1423d bis 1509/1510d,wartet Jean-Michel Gousset auf, dessen Beitragdie Stadt Laval (Dép. Mayenne) in denVordergrund rückt. Der Baumboom in jenerZeit ist in der Tat erstaunlich. Dies gilt auch fürdas südlicher gelegene Département Maine-et-Loire und die historische Landschaft Anjou(Zentrum Angers), deren Fachwerk aus der Zeitvor dem 16. Jh. Jean-Yves Hunot vor allemanhand ländlicher Herrenhäuser (frühesteBelege 1328 und 1346d) vorstellt. Angers fehltnatürlich nicht in dieser Fachwerkdokumen-tation. Der Beitrag von Olivier Biguet und Do-minique Letellier-d’Espinose verknüpft etlichedendrochronologische Ergebnisse mit Erkennt-nissen schriftlicher Quellen und offeriert einenützliche Chronologie der Fassaden, d. h. ihrerVorkragungen, ob auf Deckenbalken (ältesterNachweis 1399-1400d), auf Schwellen undKonsolen und Bügen (ab 1459-1460d) oder aufvortretenden Eck- und Mittelständern (be-rühmtes Beispiel: la maison d’Adam, 1491d).Auch die Région Centre ist eine historischeFachwerklandschaft, deren Städte noch übereinen beachtlichen Baubestand verfügen – unddas obschon manche durch falsch verstandene„Sanierung“ oder „Modernisierung“, so vorallem in den 1980er und 1990er Jahren, einengroßen Teil der gewachsenen Bausubstanzeingebüßt hat, wie Julien Noblet klagt und dabeidas Beispiel von Tours (Dép. Indre-et-Loire)vor Augen hat. Seine detaillierten Untersu-chungen von Bauten des 15./16. Jh. bezeugenden hohen Erkenntniswert überlieferter Archi-

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tektur. Clément Alix, Fachmann des Holzbauesvon Orléans (Dép. Loiret), kann auf eine ganzeReihe von Baurecherchen und eine Fülle vonDendro-Datierungen zurückgreifen, die sichüber das 15. und 16. Jh. erstrecken. (Es istunmöglich, hier im Detail darauf einzugehen).Hilfreich sind die Übersichten der Fassaden-entwicklung – a) ein Raster von Andreas-kreuzen, b) ein dichtes Gitter von Ständern mitnur wenigen Streben und schließlich c) die miteinem Rautennetz überzogenen Hausansichten.Überaus hilfreich ist zudem eine im Anhangwiedergegeben Tabelle, in der die untersuchtenHäuser mit ihren Dendro-Daten aufgeführt sind.Auch der von Clément Alix und Julien Nobletgemeinsam verfasste Beitrag über Blois (Dép.Loir-et-Cher) deckt die Entwicklung des Fach-werks vom 15. Jh. (früheste Belege um 1470/80) über das 16. Jh. anschaulich ab.Erwähnenswert ist eine besondere Technik,nämlich die Ausführung seitlicher Brandmauernzwischen Nachbarhäusern. Aus den Stirnseitendes Kalksteinmauerwerks ragen in gewissenAbständen einzelne Steine hervor, die in der Artvon Krampen die Außenkante der Eckständerumfangen und so deren Ausgleiten oderAusbrechen aus der hohen Fachwerkwand (ohneVorkragungen) verhindern sollen. Eine Tabelleim Beitragsanhang gibt Auskunft über dielokale Situation dieser Hilfskonstruktion (61Beispiele).

Burgund, Provence, Südwestfrankreich (leSud-Ouest)Dass Burgund ein großes Erbe an Fachwerkar-chitektur bewahrt, beispielsweise in Dijon, istweitgehend bekannt. Wie bedeutend diese Bau-weise dort ist, wird aber erst aufgrund des Bei-trages von Benjamin Saint-Jean-Vitus offen-sichtlich. Besondere Aufmerksamkeit verdienendie mit Konstruktionszeichnungen versehenenAusführungen über Vorkragungen, unter denenvor allem die Ecklösungen von Interesse sind.Auch in diesem Fall schließt eine Dendro-Listeden Aufsatz ab. Émilien Boutincourt (Text) undFrédéric Guibal (Dendro-Untersuchung) stellendas Hôtel de Rascas in Avignon (Dép.Vaucluse) vor und lenken damit den Blick aufeine südfranzösische Stadt, die man kaum mit

3. Avignon (Dép. Vaucluse), 40, rue des Marchands,„Hôtel de Rascas“.

Foto: K. Freckmann, 2011

Fachwerk in Verbindung bringt. Dabei ist derHolzbaucharakter dieses repräsentativen Anwe-sens aus dem späten 15. Jh. kaum zu übersehen.Zwar sind die Fassaden überputzt, die dreiStockwerke über dem massiven Parterre kragenaber deutlich, zum Teil über sichtbaren Balken-köpfen vor (Abb. 3). Anne-Laure Napoléoneteilt ihre jüngsten Erkenntnisse über den mittel-alterlichen Fachwerkbau im Südwesten mit undmacht auf eine spezielle Art der Vorkragung(90-110 cm) aufmerksam. Die hervortretendenBalken der vorderen Traufseite werden nichtdurch Kopfbänder gestützt. Vielmehr wird dasGewicht der oberen Last durch einen mächtigenUnterzug abgefangen, der es auf die seitlichenMauern überträgt, mit denen er verankert ist.Der Träger ist so unter der Balkenlage deroberen Decke positioniert, dass er genau überder vorderen Erdgeschossmauer liegt. Auf dieseWeise werden die Balkenköpfe der Vorkragungnur von der Fachwerkfassade belastet. Das The-ma Südwesten führt auch nach Cahors (Dép.Lot) und damit zu den bisher ältesten bekanntenFachwerkhäusern Frankreichs (1274 d), dieCécile Fock-Chow-Tho würdigt (Abb. 4). DenAbschluss der Fachwerkdokumentation bildendie Untersuchungsergebnisse von Adeline Béa,die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Bautenim Département Tarn vorstellt. Auch diesemBeitrag ist dankenswerterweise eine Dendro-Liste (früheste Belege um 1440) beigegeben.

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4. Cahors (Dép. Lot), 12, rue Daurade. Foto: K. Freckmann, 2010

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Zum SchlussDer Band La construction en pan de bois auMoyen Âge et à la Renaissance bietet einebeeindruckende Übersicht über den spätmittelal-terlich-frühneuzeitlichen Fachwerkbau in Frank-reich. Auch wenn manche Regionen nicht vor-gestellt werden (z. B. die Bretagne oder diePyrenäen), tritt die Holzbauweise in ihren Fa-cetten und ihrer Verbindung mit dem Stein alsBaumaterial deutlich vor Augen. Es handelt sichum eine gelungene Fortsetzung der erwähntenPublikation von Y. Esquieu / Jean-Marie Pesez(Hrsg.), Cent maisons médiévales en France...,Paris 1998.

Ich habe an der Tagung im Mai 2011 innerhalbder Universität von Tours teilgenommen. Auf-gefallen ist mir das große Interesse an der Ent-wicklung des Fachwerks in Gesamteuropa.Mein Vorschlag einer grenzüberschreitendenForschung vor allem zwischen Frankreich undDeutschland ist von den Kolloquiumsteilneh-mern begrüßt worden. Warten wir ab, ob sichdieses Anliegen realisieren lässt.

Klaus Freckmann

Buchhinweise

Otto Bauer: Landshut im 15. Jahrhundert.Stadt und Gebäude zur Zeit der LandshuterHochzeit (Schriften zur „Landshuter Hochzeit1475“, Band 6), Landshut 2011, Hrsg. DieFörderer e.V., 13 €

Die Publikation kann direkt beim Autor unterder Anschrift Bussardstrasse 31, 84036 Lands-hut für 13 € plus Portokosten bezogen werden.Außerdem sind dort kostenlos drei Schriften desHeimatmuseums Altdorf mit Beiträgen von OttoBauer zu Bauernhäusern gegen die Erstattungder Portokosten erhältlich.

Jan Klapste (Hrsg.): Hierarchies in ruralsettlements / Hierarchien in ländlichen Sied-lungen / Des hiérarchies dans l' habitat rural.Ruralia IX, 26th September – 2nd Oktober2011. Turnhout (Belgien), Brepols Publishers2013. Paperback, 4°, 462 Seiten, zahlr. Abb.,ISBN 978-2-503-54517-2, 90,- €

Bezug: Brepols Publishers NVCustomer Care DepartmentBegijnhof 67, B-2300 Turnhout (Belgium) http://brepols.metapress.com/content/t414m6/

Der dreisprachige Tagungsband (englisch/deutsch/französisch) enthält 30 Beiträge derKonferenz „Ruralia IX“, die vom 26.9 bis 3.10.2011 in Götzis (Vorarlberg, Österreich) statt-fand. Die überwiegend archäologischen, aberauch bauhistorischen Beiträge behandeln viel-fältige Aspekte sozialer und ökonomischer Hie-rarchie in ländlichen Siedlungen des mittel-alterlichen Europa. Die soziale und öko-nomische Differenzierung wird am Beispiel vonSiedlungs- und Bauformen oder Aspekten dermateriellen Alltagskultur betrachtet. Im Mittel-punkt der Diskussion stehen Fragen der Hie-rarchie von Macht und wie sich diese in ar-chäologischen Funden und Befunden nach-weisen lässt. Der Fokus liegt auf Herrenhäusernund -höfen im Kontext ländlicher Siedlungen,aber auch Mühlen und Bergbauaktivitäten wer-den berücksichtigt.Der reich illustrierte Band enthält Beiträge vonAutoren aus 15 europäischen Ländern, u.a.James Bond, Jan van Doesburg, Sabine Fel-genhauer-Schmiedt, Benno Furrer, Bert Groe-newoudt und Jeroen Benders, Anders Håkans-son, Herbert Knittler, Sonja König und StefanKrabath, Mette Svart Kristiansen, Claus Kroppund Thomas Meier, Michel Lascaris, ÉdithPeytremann, Rainer Schreg, Linda Shine, HeikoSteuer, Heinrich Stiewe und W. Haio Zim-mermann.

H.St.

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ImpressumDie AHF-Mitteilungen werden herausgegeben durch den Vorstand des AHF

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