„Ich habe mein Leben für die Urologie verbracht“ Carl ... · Die Urologie des UKS erhält...

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(1) 29. Nov. 1968: Zur Einweihung der kombinierten Klinik Urologie/ HNO führte Carl-Erich Alken (rechts) den Bundespräsiden- ten Heinrich Lübke (links) und den saarländischen Ministerpräsiden- ten Franz-Josef Röder (Mitte) durch das neue Gebäude (2) Die Kombiklinik im Jahre 2011, nach Renovierung und Umgestaltung In Homburg wurde 1952 an der Universität des Saarlandes der erste dauerhafte Lehrstuhl für Urologie in Westdeutschland eingerichtet. Besetzt wurde er mit Carl-Erich Alken. Ihm, dem Nestor der Urologie im Nachkriegs- deutschland, ist es zu verdanken, dass in Homburg eine Urologische Universi- tätsklinik entstand, die sich zu einer der führenden europäischen Fachkliniken entwickelte. Alken engagierte sich ein ganzes Be- rufsleben lang für ein medizinisches Fach, das sich in Deutschland relativ spät und nur gegen Widerstände als klinisches Lehrfach und erst 1924 mit dem Facharztstatus für Urologen eta- blieren konnte. 1937 wurde zwar der erste Lehrstuhl für Urologie in Deutsch- land an der Charité eingerichtet. Da er eng mit dem nationalsozialistischen Regime verbunden war, hatte er nach Ende des Zweiten Weltkrieges keinen Bestand. Später wurde erneut an der Charité im damaligen Ost-Berlin ein Lehrstuhl installiert. 1970 legte ein Übereinkommen mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie die univer- sitäre Selbständigkeit fest; 1972 wurde die Urologie selbständiges Fach mit Prüfung im Staatsexamen. „Ich habe mein Leben für die Urologie verbracht“ Carl-Erich Alken - Pionier der Urologie in Deutschland TEXT wolf-ingo steudel, frank armbruster FOTOS e. isenhuth (1), rüdiger koop (2) 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1. Juni 1909 Eröffnung der Pfälzischen Heil- und Pflegeanstalt 8. März 1947 Gründung des Universitätsklinikums des Saarlandes 1946 erste medizinische Hochschulkurse in Homburg 1952 1. Lehrstuhl für Urologie in der BRD unter Carl-Erich Alken an der Universität des Saarlandes 1953 Gründung des Berufsverbands Deutscher Urologen | 6 UKS report I 2012 MEILENSTEINE

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(1) 29. Nov. 1968: Zur Einweihung der kombinierten Klinik Urologie/HNO führte Carl-Erich Alken (rechts) den Bundespräsiden-ten Heinrich Lübke (links) und den saarländischen Ministerpräsiden-ten Franz-Josef Röder (Mitte) durch das neue Gebäude

(2) Die Kombiklinik im Jahre 2011, nach Renovierung und Umgestaltung

⊷ In Homburg wurde 1952 an der Universität des Saarlandes der erste dauerhafte Lehrstuhl für Urologie in Westdeutschland eingerichtet. Besetzt wurde er mit Carl-Erich Alken. Ihm, dem Nestor der Urologie im Nachkriegs-deutschland, ist es zu verdanken, dass in Homburg eine Urologische Universi-tätsklinik entstand, die sich zu einer der führenden europäischen Fachkliniken entwickelte.

Alken engagierte sich ein ganzes Be-rufsleben lang für ein medizinisches Fach, das sich in Deutschland relativ spät und nur gegen Widerstände als klinisches Lehrfach und erst 1924 mit dem Facharztstatus für Urologen eta-blieren konnte. 1937 wurde zwar der erste Lehrstuhl für Urologie in Deutsch-land an der Charité eingerichtet. Da er eng mit dem nationalsozialistischen Regime verbunden war, hatte er nach Ende des Zweiten Weltkrieges keinen Bestand. Später wurde erneut an der Charité im damaligen Ost-Berlin ein Lehrstuhl installiert. 1970 legte ein Übereinkommen mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie die univer-sitäre Selbständigkeit fest; 1972 wurde die Urologie selbständiges Fach mit Prüfung im Staatsexamen.

„Ich habe mein Leben für die Urologie verbracht“ Carl-Erich Alken - Pionier der Urologie in DeutschlandTeXT wolf-ingo steudel, frank armbruster foTos e. isenhuth (1), rüdiger koop (2)

1900 1910 1920 1930 1940 1950

1. Juni 1909 Eröffnung der Pfälzischen

Heil- und Pflegeanstalt8. März 1947

Gründung des Universitätsklinikums des Saarlandes

1946 erste medizinische Hochschulkurse

in Homburg

1952 1. Lehrstuhl für Urologie in der BRD

unter Carl-Erich Alken an der Universität des Saarlandes

1953 Gründung des Berufsverbands

Deutscher Urologen

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Alken hatte sich schon in seiner Dis-sertation für ein urologisches Thema entschieden – und er blieb bei diesem Fach. Nach Stationen unter anderem in Berlin, München, und Trier kam er nach Homburg. 1946 von der französi-schen Militärregierung zum leitenden Arzt der Urologischen Abteilung des Landeskrankenhauses (LKH) Homburg berufen, wurde er 1947 Oberarzt und ständiger Vertreter des Direktors des LKH, 1952 stellvertretender Direktor der Universitätskliniken im LKH.

Über diese Zeit berichtete Alken später: „Ich habe hier 1946 angefangen und die Gründungszeiten der Universität miterlebt. Mein Lebenswerk war es, die deutsche Urologie, die bis dahin an den deutschen Hochschulen überhaupt nicht vertreten war, hochschulpolitisch zu programmieren.“

Dieses Werk begann er in einer Zeit, als sich in Homburg aus Hochschulkursen für die aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrten Studenten der Medizin die Universität des Saarlandes entwi-ckelte. Im November 1948 begann der Lehrbetrieb. Ein Jahr zuvor, im Novem-ber 1947, hatte sich Alken habilitiert - in Paris an der Sorbonne, denn die Urologie war in Deutschland noch kein eigenständiges akademisches Lehrfach.

Am 10. September 1948 wurde Alken zum außerordentlichen Professor an der Universität des Saarlandes berufen.

Als akademischer Lehrer war er bei sei-nen Studenten geschätzt. Sie nannten ihn liebevoll „Charly“.

Vom November 1952 bis Juni 1958 war Alken Chefarzt der Urologischen Klinik, Er übernahm das neue Homburger Ordinariat für Urologie, das er bis zu seiner Emeritierung 1975 innehatte. Während seiner Amtszeit wurde die kombinierte Klinik für Urologie und für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde erbaut.

Alken war ein entschiedener Anwalt für Vorsorgeuntersuchungen. Mit seinem Einsatz erreichte er, dass die Früherken-nungsuntersuchung 1971 als Standard eingeführt und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen gesichert wurde.

Alken erhielt eine Reihe von Aus-zeichnungen, darunter das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er gründete eine Stiftung mit dem Ziel, die Forschung auf dem Gebiet der Urologie zu fördern und hervorragende wissenschaftliche Untersuchungen mit Preisen auszuzeichnen.

Am 21. Dezember 1986 starb Carl-Erich Alken im Alter von 77 Jahren. ⊶Literaturnachweise bei den Verfassern

1960 1970 1980 1990 2000 2010

1972 Urologie wird selbst-

ständiges Prüfungsfach im medizinischen

Staatsexamen

2006 Die Urologie des UKS erhält

einen der ersten DaVinci©-Roboter in Deutschland

2010 Erste Lebendspende mit

immunabsorption und DaVinci©-Verfahren in

Deutschland

2011 Die Urologie des UKS erhält

zwei der neusten DaVinci©-Roboter

Carl-Erich Alken

1909 Alken wird am 12. Oktober in Hönningen/Ahr geborenab 1929 Medizinstudium in Greifswald, Graz, Innsbruck und Köln1934 Staatsexamen und Dissertation1939 Facharzt für Urologie1946 Leitender Arzt der urologischen Abteilung des Landeskrankenhauses Homburg1947 Venia legendi (Habilitation) in Paris1948 Außerordentlicher Professor an der Universität des Saarlandes 1952 Berufung auf den Lehrstuhl für Urologie1959-1960 Dekan der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes1975 Emeritierung1986 Alken stirbt am 21. Dezember

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