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memo AKTUELLES VON MEDICA MONDIALE 1 - 2020 RUANDA Ein Gegenentwurf zu Gewalt und Hass CORONA Frauenrechte schützen – Heldinnen unterstützen! DEUTSCHLAND Vergewaltigungen im Zweiten Weltkrieg

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  • memoA K T U E L L E S V O N M E D I C A M O N D I A L E

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    RUANDA Ein Gegenentwurf zu Gewalt und Hass

    CORONAFrauenrechte schützen – Heldinnen unterstützen!

    DEUTSCHLANDVergewaltigungen im Zweiten Weltkrieg

  • die Corona-Pandemie bedeutet für uns alle große Einschnitte in un-serem Leben und Verhalten. Doch manche Regionen und Menschen sind von der Krise gleich mehrfach betroffen. Auch in „normalen Zei-ten“ ist das Gesundheitssystem in vielen Ländern völlig unzureichend ausgestattet, und bietet der Staat keinen Schutz vor Gewalt und Armut. Ausgrenzung, Stigmatisierung und Gewalt gegen Frauen lassen sich von einer Pandemie nicht stoppen – im Gegenteil.

    Viele Partnerorganisationen haben ihre Arbeit komplett umorganisiert, um weiter für ihre Klientinnen da zu sein. „Jetzt ist nicht die Zeit, um Beratungen abzusagen“, schreibt uns eine bosnische Kollegin. Häusliche Gewalt nehme in der Isolation drastisch zu, und das Angebot von Online- und Telefonberatungen sei derzeit umso wichtiger.

    Unter diesen außergewöhnlichen Umständen leisten unsere Partnerinnen in aller Welt mo-mentan Enormes. Einige bieten direkte Gesundheitsprävention an. Unsere westafrikanischen Kolleginnen greifen auf ihre Erfahrungen aus der Ebola-Krise zurück: Sie verteilen Hygienear-tikel in ihren Gemeinden und klären auf – sowohl über Möglichkeiten der Vorsorge als auch über die Zusammenhänge zur Gewalt.

    Wir alle sind jetzt gefragt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Krise nicht auf dem Rücken von sowieso Benachteiligten ausgetragen wird! Wir dürfen die Frauen und Mädchen nicht allein lassen – nirgendwo! Prävention muss in allen Ländern gewährleistet werden können, Hygiene- und Mindestabstandsregeln müssen auch für geflüchtete und obdachlose Frauen gelten. Gerade in Krisenzeiten ist es enorm wichtig, genau hinzusehen und keine und keinen zurückzulassen.

    Solidarität, Achtung vor jedem Leben und gegenseitige Unterstützung sind jetzt unser höchs-tes Gut, damit wir nicht nur individuell, sondern auch als Gesellschaft gut durch diese welt-weite Krise kommen.

    Ihre

    Monika Hauser

    Liebe Leserinnen und Leser,

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    INHALT AKTUELL

    02 Editorial

    03 Aus aller Welt: Kurzmeldungen

    AUS UNSEREN PROJEKTEN

    04 RUANDA: 26 Jahre nach dem Völkermord

    06 AFGHANISTAN: Kein Kriegsende in Sicht?

    08 LIBERIA: Die Zukunft ist weiblich

    IM FOKUS

    10 Das Schweigen nach dem Krieg: Vergewaltigungen im Zweiten Weltkrieg

    12 „Nicht nur Symptome bekämpfen“: Die Auslandsarbeit von medica mondiale

    13 Aktionen und Termine

    Foto Titelseite: Teilnehmerinnen eines Frauenforums in Ruanda © Hanna Hilger/medica mondiale

  • AUS ALLER WELT

    ++ SIERRA LEONE ++

    Gericht bestätigt das Recht schwangerer Mädchen auf Bildung: Seit 2015 werden schwangere Mädchen in Sierra Leone vom Besuch öffentlicher Schulen ausgeschlos-sen. Der Gerichtshof der Wirtschaftsge-meinschaft westafrikanischer Staaten hat diese Praxis nun als diskriminierend einge-stuft. Die Klage gegen die sierra-leonische Regierung war von einer Koalition lokaler Frauenrechtsorganisationen eingebracht worden. n

    ++ CORONA ++Unsere Partnerorganisationen arbeiten derzeit unter erschwerten Bedingungen. Ein neu eingerichteter Nothilfefonds soll ihre Arbeit unterstützen. Es ist geplant, die Mittel für Maßnahmen zur Gesund-heitsprävention, zur Verteilung von Hygienematerial, für Informationskam-pagnen, aber auch zur weiteren Unter-stützung von Betroffenen sexualisierter Gewalt einzusetzen.

    Aktuelle Informationen und Spenden-möglichkeiten finden Sie unter

    www.medicamondiale.org/corona. n

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    Seit Juli 2019 haben wir Verstärkung für unser Büro im Nordirak: Nancy Mumani, laut eigener Aussage „als Feministin geboren“, leitet unsere Programmarbeit vor Ort. Mumani hat umfangreiche Einsatzerfahrung in der Region. Warum sie sich für den Job entschieden hat? „Was medica mondiale im Nordirak macht, ist so selten wie wichtig. Die allermeisten Organisationen leisten Nothilfe und sind dann wieder weg. Wir setzen auf langfristige Veränderung. Das hat mich überzeugt.“ Herzlich willkommen, Nancy Mumani! n

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    UNSER BÜRO IM NORDIRAK

    20-JÄHRIGES JUBILÄUM IM KOSOVO

    Als der Krieg im Kosovo aufhörte, fing die Arbeit von medica mondiale an. Heute, 20 Jahre später, ist Medica Gjakova eine eigenständige Organisation, die sich beachtlichen Einfluss im Land erstritten hat. Ihre Jubiläumsfeier im November 2019 stieß dementsprechend auf hohe Medienresonanz. Als Highlight der Veranstaltung wurde das Buch „I am Anemone“ vor-gestellt, in dem 25 Überlebende von sexualisierter Gewalt im Kosovokrieg ihre Geschichte erzählen. Die englische Version des Buchs kann unter bit.ly/kosovo-anemone heruntergela-den werden.

    Wir wünschen Medica Gjakova weiterhin viel Kraft und Erfolg für ihre wichtige Arbeit. n

    Nancy Mumani leitet das Büro von medica mondiale in Dohuk.

    Die Mitarbeiterinnen von Medica Gjakova mit Monika Hauser (5. v. l.)

    http://www.medicamondiale.org/corona

  • Ein Angebot ohne Vorbilder Ungefähr 80 Frauen sind in den Räumen der Frauenorganisation SEVOTA versammelt. Sie treffen sich alle ein bis zwei Monate, um sich auszutauschen und über ihre Sorgen zu sprechen. Diese „Frauenforen“ folgen einem erprobten Programm: Während die ersten Sit-zungen therapeutischen Charakter haben, zie-len die folgenden auf die Stärkung von Selbst-hilfekapazitäten und auf den Austausch mit anderen Frauen.

    Als Godelieve Mukasarasi im Dezember 1994 SEVOTA gründete, gab es keine Vorbilder für ihre Angebote. Was es gab, war eine bis ins Mark erschütterte Gesellschaft. Schätzungen zufolge wurden 250.000 bis 500.000 Frauen vergewaltigt. Tausende Kinder wurden in der Folge geboren. Von der Gemeinschaft aus-gegrenzt, weckten die Kinder auch in ihren Müttern schwierige Gefühle. Vivien, eine der Überlebenden, bringt das zum Ausdruck: „Es

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    D er erste Finger steht für das Leiden. Der zweite Finger steht für die Krise, der dritte für die Wut, und der vierte und fünfte für Stress und mangelnden Selbstwert. Die Frauen be-rühren nach und nach die Finger ihrer Hand. „Nutzt die Finger, wenn ihr über diese Gefüh-le sprecht“, rät ihnen Augusta Mukasengoga, eine der anwesenden Psychologinnen. So wer-den die Sorgen im wahrsten Sinne des Wortes „fassbar“, lassen sich leichter besprechen – und werden mit der Zeit weniger.

    EIN GEGENENTWURF ZU KRIEG UND HASSFRAUEN NACH DEM VÖLKERMORD IN RUANDA

    Vor 26 Jahren wurde Ruanda von einem Völkermord erschüttert. Eine Million Men-schen kam dabei ums Leben, mindestens 250.000 Frauen wurden vergewaltigt. Wie geht eine Gesellschaft mit solchen Ereignissen um? Unsere Partnerorganisa-tion SEVOTA erkannte die Gefahr, die vom Schweigen und Wegschauen ausgeht. Ihre Angebote bieten Frauen und ihren Kindern einen positiven Blick in die Zukunft.

    PROJEKTE RUANDA

    Die Gruppen werden psychosozial begleitet. Sie stärken die Frauen und vertiefen die Solidarität und gegenseitige Unterstützung.

    PROJEKTREGION

    Ruanda

    Kongo

    Kenia

    Uganda

    Burundi

    Kigali

    Musanze

    Bugsera

    Ngororwro

    Kamonyi

    war am Anfang sehr schwer, meine Tochter zu akzeptieren. Sie war das Kind der Mörder mei-ner ganzen Familie!“

    „Das ist jetzt meine Familie“

    Vivien war 16 Jahre alt, Waise und schwanger durch Vergewaltigung, als sie im Dezember 1994 zu SEVOTA kam. Die Gemeinschaft der an-deren Frauen tat ihr gut. „Anfangs weinten und weinten wir. Danach fühlten wir uns besser.“

    Die Frauenforen sind weit mehr als nur ein Tref-fen Gleichgesinnter. Sie sind ein Gegenentwurf zur zerrütteten Gesellschaft von 1994. Verge-

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    waltigungen führen, auch in Friedenszeiten, häufig zu einem Gefühl der Vereinzelung. Im Krieg vergewaltigen Soldaten gezielt, um Ge-meinschaften zu zerstören. Vivien berichtet: „Meine Schwester wirft mir bis heute vor, dass ich mein Kind bekommen habe. Sie hat den Kontakt zu mir abgebrochen.“ SEVOTA über-nahm für sie eine überlebenswichtige Funktion: „Das ist jetzt meine Familie.“

    Nachwirkungen auf die nächste Generation So erklärt sich auch, warum SEVOTA auf lang-fristige Ansätze setzt. Denn traumatische

    PROJEKTSTECKBRIEF

    PROJEKTREGION: Kigali, Kamonyi, Ngororwro, Bugesera und Musanze/RuandaPARTNERORGANISATION: SEVOTAMASSNAHMEN: Psychosoziale Beratung für gewaltbetroffene

    Frauen Begleitung von Solidaritätsgruppen zur wirt-

    schaftlichen Stärkung der Frauen Jugendforen für in Folge einer Vergewaltigung

    geborene Kinder Aufklärungsarbeit für Gemeinden

    SO KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN: 175 € finanzieren die Teilnahme einer Frau

    an einem kompletten Programmdurchlauf eines Frauenforums (acht zweitägige Sit-zungen).

    50 € ermöglichen die Teilnahme einer oder eines Jugendlichen an einem fünftägigen Jugendkurs von SEVOTA.

    bit.ly/Ruanda_medicamondiale MEHR ZU UNSERER ARBEIT IN RUANDA UNTER:

    Finger- und Klopfübungen helfen den Frauen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

    Erlebnisse wirken lange nach – oftmals bis in die nächste Generation. Die Frauen unter-stützen sich gegenseitig. Mit der Zeit lernen sie, die Vergangenheit zu akzeptieren und wieder in die Zukunft zu blicken.

    Vivien hat diesen wichtigen Schritt geschafft. Sie akzeptiert sich und ihre Vergangenheit und sagt uns: „Ich bin weit gekommen, aber ich bin noch nicht am Ende. Ich entwickle mich immer noch weiter!“ Sie kann ihre Toch-ter heute annehmen und lieben. Diese nimmt an den Jugendclubs von SEVOTA teil und hat dadurch viel Kraft für ihr eigenes Leben ge-wonnen.

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    Auch die Mitarbeiterinnen von SEVOTA blicken nach vorn. Sie planen, ein Grundstück zu kau-fen, um ihre Angebote auszuweiten. Neben Kursen für Frauen und Jugendliche soll es dort einen Laden geben, in dem die Produkte der Frauengruppen verkauft werden, sowie eine Dokumentationsstätte zu den Vergewaltigun-gen während der Kriegszeit.

    medica mondiale unterstützt SEVOTA seit 2008 finanziell und mit traumatherapeutischer Expertise. n

    https://www.medicamondiale.org/wo-wir-arbeiten/zentralafrika-region-grosse-seen.htmlhttps://www.medicamondiale.org/wo-wir-arbeiten/zentralafrika-region-grosse-seen.html

  • 06 memo medica mondiale | 1-2020

    KEIN KRIEGSENDEIN SICHT?ZUR SITUATION VON FRAUEN IN AFGHANISTAN

    Von einem friedlichen Staat ist Afgha-nistan nach wie vor weit entfernt. Auch 19 Jahre nach der westlichen Militärin-vasion sterben jedes Jahr mehrere Tau-send Menschen durch die Taliban, den sogenannten Islamischen Staat sowie durch Luftschläge der Regierung und ih-rer westlichen Verbündeten. Frauen und Mädchen sind vom andauernden Konflikt besonders betroffen.

    PROJEKTE AFGHANISTAN

    F rieden: Was bedeutet das in einem Land wie Afghanistan? Eine Klientin von Medica Afghanistan hat darauf eine klare Antwort: „Frieden ist, wenn mein Mann mich nicht schlägt“. Eine andere ergänzt: „Frieden

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    Die Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan bieten gewaltbetroffenen Frauen Rechtsberatung. Im Bild: Muhsena Sadat, Hamida Ramazani (im Hintergrund).

    PROJEKTREGION

    Iran

    Turkmenistan

    Afghanistan

    Pakistan

    Kabul

    Mazar-i-Sharif

    ist, wenn meine Kinder dreimal am Tag eine Mahlzeit bekommen“. Die Aussagen der Frau-en machen deutlich, warum Krieg und Frieden nicht mit Absichtserklärungen und Truppenbe-wegungen anfangen oder aufhören. Frieden bedeutet eben auch, ein sicheres Zuhause zu haben.

    Für viele Frauen lauert die Gefahr nicht nur auf der Straße, sondern auch in den eige-nen vier Wänden. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in Afghanistan weit verbreitet. Nicht selten geht sie von nahestehenden Personen aus: Ehemännern, Vätern, Brü-dern, Schwiegervätern oder Schwiegermüt-tern. Wehren sich Frauen oder verlassen ihr Zuhause, können sie wegen angeblicher „moralischer Verbrechen“ inhaftiert werden.

    Die persönliche Dimension des Friedens

    Also noch einmal: Was bedeutet Frieden in Afghanistan? „Für viele Frauen ist der Frieden etwas Persönliches“, sagt Saifora Paktiss von Medica Afghanistan. „Frieden kann heißen, dass sie Zufluchtsorte kennen oder dass ihnen jemand zuhört.“

    Die Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan zeichnet aus, dass sie aus dieser persönlichen Dimension des Friedens Hoffnung schöpfen. Sie bieten Anlaufstellen für Frauen, die Körper-verletzung, Verstümmelung oder Vergewalti-gung erlebt haben. Medica Afghanistan beglei-tet die Frauen psychosozial, klärt sie über ihre Rechte auf und vertritt sie vor Gericht.

  • memo medica mondiale | 1-2020 07

    In den letzten Jahren haben die Frauen von Medica Afghanistan viel erreicht. Ihre Arbeit ist bekannter geworden. Staatliche Behörden und zivilgesellschaftliche Organisationen überwei-sen ihnen regelmäßig Frauen und Mädchen, die Unterstützung benötigen. Mehrere Minis-terien haben angefragt, ihre Mitarbeiter*innen im stress- und traumasensiblen Ansatz schulen zu lassen. Frieden kann also beim Persönlichen beginnen und gleichzeitig Einfluss auf die ge-sellschaftliche und politische Ebene haben.

    Starke Netzwerke in der Region

    Im Oktober 2019 haben sich die Frauen von Medica Afghanistan mit EMMA, der Partneror-ganisation von medica mondiale im Nordirak, und der indischen Menschenrechtsorganisati-

    bit.ly/Afghanistan_medicamondiale

    MEHR ZU UNSERER ARBEIT IN AFGHANISTAN UNTER:

    PROJEKTSTECKBRIEF

    PROJEKTREGION: Kabul, Mazar-i-Sharif/AfghanistanPARTNERORGANISATION: Medica AfghanistanMASSNAHMEN: Psychosoziale Betreuung von gewaltbetrof-

    fenen Frauen und Mädchen Rechtsberatung und Vertretung vor Gericht Training für Gesundheitspersonal,

    Polizei- und Justizbeamt*innenSO KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN: Mit 150 € unterstützen Sie die Durchführung

    einer psychosozialen Gruppenberatung für 36 Frauen.

    100 € finanzieren eine Aufklärungssitzung zu Frauenrechten für 12 Polizist*innen.

    on MARG in Delhi getroffen. Der Austausch in der Region ist wichtig: Alle Beteiligten wissen, wie schwierig es ist, für Frauenrechte in einem politisch instabilen Land einzustehen. Sie tei-len auch die Herausforderung einer Gesell-schaft, die Frauen und Mädchen für die ihnen zugefügte Gewalt verantwortlich macht.

    Die Frauenrechtsaktivistinnen aus Indien, Afghanistan und dem Nordirak diskutierten: Welche Behörden und Institutionen müssen für die politische Arbeit ins Boot geholt werden? Welche Methoden haben sich bewährt, um Beamt*innen von Frauenrechten zu überzeu-

    Frieden gibt es nur mit Frauen: indische, afghanische und kurdische Frauenrechtsaktivistinnen beim Austauschtreffen in Delhi.

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    gen? Wie können Gesetze erwirkt und durchge-setzt werden, die Frauen vor Gewalt schützen?

    Die Frauen geben ihr Wissen weiter und legen damit einen weiteren Baustein für den Frieden. Ein breites, länderübergreifendes Netzwerk für Frauenrechte stärkt die gesamte Region – und jede einzelne Frau. Denn Frieden ist zwar im-mer politisch. Aber seine Wirkung entfaltet er auf einer ganz persönlichen Ebene. n

    https://www.medicamondiale.org/wo-wir-arbeiten/afghanistan.html

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    PROJEKTE LIBERIA

    Was mache ich, wenn mein Freund mit mir schlafen will? Was kann ich tun, um nicht schwanger zu werden? Und was, wenn ich doch schwanger werde? Altersgerechte Sexualerziehung ist für viele Mädchen in Liberia ein Fremdwort. Zwei junge Frauen wol-len diesen Zustand nicht länger hinnehmen. Ihre Antwort: Aufklärung, Gemeinschafts-sinn – und ganz viel Selbstvertrauen.

    Die meisten Mädchen in der Runde sind zwischen 10 und 19 Jahre alt. Manche sind bereits Mütter. Zu Beginn noch schüch-tern, trauen sich bald die ersten, ihre Wünsche zu äußern. „Wenn ich groß bin, werde ich Ärz-tin!“ oder „Ich möchte einmal Sozialarbeiterin werden“, vertrauen sie sich gegenseitig ihre Zukunftspläne an.

    Die Mädchen sind Teilnehmerinnen eines Ge-sprächskreises der „Rising Youth Mentorship Initiative“ (RYMI). Es handelt sich um eine recht junge Initiative. Yah Parwon und Raisa Mathies gründeten RYMI 2013, als sie selbst noch Teenagerinnen waren – weil sie sahen, wie viele Mädchen um sie herum schwanger wur-den und wie wenig Unterstützung sie erhielten.

    Teenager-Schwangerschaften sind weit verbreitet

    Liberia ist bis heute durch die verheerenden Auswirkungen des Bürgerkriegs geprägt. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung liegt Liberia auf Platz 176 von insgesamt 187 Ländern. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in Armut, mehr als ein Viertel sogar in extremer Armut. Zum Vergleich: Deutschland liegt auf Platz 4.

    Insbesondere Mädchen und Frauen leiden in einer männlich dominierten Gesellschaft an

    Yah Parwon ist eine der Gründerinnen der „Rising Youth Mentorship Initiative“.

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    den Folgen von Armut, geringer Schulbildung und Arbeitslosigkeit.

    Die Armut in Verbindung mit patriarchalen Praktiken stellt eine große Gefahr für junge Frauen dar. So hat Liberia die dritthöchste Rate an Teenager-Schwangerschaften welt-weit. Fast nie ist es den jungen Müttern mög-lich, nach der Geburt wieder in die Schule zurückzukehren. Entweder können sie sich die Schulgebühren nicht leisten oder ha-ben niemanden, der auf ihr Baby aufpasst.

    Zwei junge Frauen mit einer Mission

    Yah Parwon und Raisa Mathies weigerten sich, diesen Teufelskreis an Armut und mangelnder Bildung hinzunehmen. Ihre Mission: Mädchen aufklären, ihr Selbstbewusstsein und ihre Kompetenzen stärken, damit sie sich selbst eine bessere Zukunft aufbauen können.

    Ihr wichtigstes Anliegen war zunächst die ge-sundheitliche Aufklärung, um frühe Schwan-gerschaften und sexualisierte Übergriffe zu vermeiden. Wegen der großen Nachfrage richteten sie dann auch Gesprächsrunden ein, in denen die Mädchen mit Expertinnen über Menstruation, Drogenmissbrauch, AIDS und sexualisierte Gewalt sprechen können. „Ich kann hier über alles reden, ohne ausgelacht zu werden“, sagt eine Teilnehmerin des RYMI-Projekts.

    DIE ZUKUNFT IST WEIBLICHMÄDCHEN IN LIBERIA NEHMEN SICH IHRE RECHTE ZURÜCK

    PROJEKTREGION

    Sierra Leone

    Guinea

    Liberia

    Elfenbeinküste

    Montserrado

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    Diese Mädchen kennen ihre Rechte: In den Mädchenclubs erhalten sie nicht nur Aufklärungsunterricht, sondern finden auch Rückhalt und Unterstützung. PROJEKTSTECKBRIEF

    PARTNERORGANISATION: Rising Youth Mentorship InitiativePROJEKTREGION: Montserrado County MASSNAHMEN: Mädchenclubs in Schulen und Gemeinden Aufklärung zu Gesundheit und sexueller

    Selbstbestimmung Ausbildung von Mentorinnen Finanzielle Unterstützung für bedürftige

    Schülerinnen

    SO KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN: 110 € finanzieren für ein Jahr die Schulge-

    bühren für ein Mädchen. Für 88 € im Monat können Mädchenclubs für

    450 Mädchen unter professioneller Leitung durchgeführt werden.

    MEHR ZU UNSERER ARBEIT IN LIBERIA UNTER:

    memo medica mondiale | 2-2019 09

    Schulgebühren als Investition

    Mittlerweile verfolgt RYMI ein ganzheitliches Programm. Nach der Schule gibt es Nachhilfe, und während der Ferien können die Mädchen ein Freizeit-Programm wahrnehmen. Die Mäd-chen lernen ihre Rechte kennen und haben Raum zu überlegen, wie sie ihre Zukunft ge-stalten wollen. Sie werden in Kunst, Handwerk und Malerei unterrichtet und lernen, Seifen, Rahmen und Handtaschen herzustellen. Für einige Mädchen, die aus besonders fragilen Verhältnissen kommen, übernimmt RYMI auch die notwendigen Schulgebühren.

    RYMI ermöglicht den Mädchen einen sicheren Ort zum Lernen. Damit schließen die Aktivis-tinnen eine wichtige Versorgungslücke – und bieten der weiblichen Generation eine Chance für eine bessere Zukunft.

    medica mondiale fördert RYMI seit 2019. n

    bit.ly/Liberia_medicamondiale

    https://www.medicamondiale.org/wo-wir-arbeiten/westafrika.htmlhttps://www.medicamondiale.org/wo-wir-arbeiten/zentralafrika-region-grosse-seen.html

  • 10 memo medica mondiale | 1-2020

    DAS SCHWEIGEN NACH DEM KRIEGÜBER KRIEGSVERGEWALTIGUNGEN, SCHAM UND TABU IN DER DEUTSCHEN NACHKRIEGSGESELLSCHAFT

    Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Doch wie in allen Kriegen hörte die Gewalt nicht schlagartig auf. In Deutschland war die Zeit um den Mai 1945 geprägt durch massenhafte Vergewaltigungen. Bis heute wird kaum darüber gesprochen. Pia Frohwein, Trauma-Referentin bei medica mondiale, erklärt im Gespräch, was passiert, wenn Gewalterfahrungen kollektiv verschwiegen werden - und warum es helfen kann, sich auch heute noch damit zu beschäftigen.

    TRAUMA-ARBEIT

    Pia Frohwein ist Trauma-Fachreferentin bei medica mondiale.

    Wie viele Frauen sind im Zweiten Weltkrieg vergewaltigt worden?Die Frage ist schwierig. Zum einen handelt es sich um ein Thema mit einer hohen Dunkelzif-fer – manche Forscher*innen gehen von 90 Prozent aus. Zum anderen: Von welchen Frau-en sprechen wir? Von den Frauen in Deutsch-land während der Befreiung, von den Frauen in den besetzten Ländern, von den weiblichen Häftlingen in den Lagern?

    In jedem Fall handelt es sich um ein Massen-phänomen.

    Warum wurde nicht über die Vergewaltigungen gesprochen?Vergewaltigung ist in allen patriarchalen Ge-sellschaften mit Schuld und Scham besetzt. Was in Nachkriegsdeutschland dazu kam, war das nationalsozialistische Bild der „reinen deutschen Frau“, die durch die Vergewaltigung „beschmutzt“ worden war. Solche Denkmuster beförderten das Schweigen. Überlagert wurde das durch Scham- und Schuldgefühle in Bezug auf den Holocaust.

    „In Deutschland hat sich eine nachhaltige Kultur des Schweigens entwickelt.“

    Diese verschiedenen Ebenen führten in Deutschland zu einer nachhaltigen Kultur des Schweigens. Und diese Gemengelage verlangt von uns heute eine besondere Sensibilität: Das Erinnern an den Holocaust und an sexuali-

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    sierte Kriegsgewalt brauchen beide ihren Platz und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

    Welche Folgen hatte das Schweigen für die Betroffenen?Die Belastungen der Frauen äußerten und äu-ßern sich vielfältig: in Herzkrankheiten, Angst-schüben, Schlafstörungen sowie in Problemen mit Sexualität und Intimität. Viele Frauen hat-ten Schwierigkeiten, emotionale Nähe zuzu-lassen, oft auch zum eigenen Kind. Es gibt hier

  • memo medica mondiale | 1-2020 11

    den Begriff „gefrorene Seelen“. In den Famili-en wie in der Gesellschaft wurde das Thema beschwiegen, dennoch gab es eine Ahnung, dass etwas nicht stimmt. In dieser Atmosphäre des Schweigens mussten die Frauen alleine klarkommen, ohne jegliche Anerkennung des-sen, was sie erlebt haben.

    Können solche Belastungen „vererbt“ werden?Aktuelle Studien legen nahe, dass trauma-tische Ereignisse unsere Gene verändern können. Und natürlich sind schwierige Fami-lienbeziehungen und emotionale Distanziert-heit eine Belastung. Kinder übernehmen die Schwere, übernehmen auch oft Verantwortung

    für die Eltern. Die gute Nachricht ist, dass auch das Gegenteil möglich ist: Positive Beziehun-gen können negative Erfahrungen mit der Zeit überschreiben – und das wird dann ebenfalls weitergegeben.

    Können wir heute noch etwas für die Überlebenden tun?Zum einen benötigt es ganz direkte Unterstüt-zung. Viele der noch lebenden Frauen sind heute in Alten- und Pflegeheimen. Das Wissen um ihre Erfahrungen, die Auswirkungen und den Umgang mit den Folgen sexualisierter Ge-walt muss in der Ausbildung für Pflegekräfte verankert werden – etwa durch eine stress-

    und traumasensible Haltung, die übrigens al-len Pflegebedürftigen zugutekommen würde.

    Zum anderen brauchen wir eine öffentliche An-erkennung des Unrechts. Ein Beispiel wäre ein Denkmal für die vergewaltigten Frauen – als Würdigung, aber auch als Startpunkt für eine offene Debatte zu dem Thema.

    Was versprechen wir uns vom Darübersprechen – 75 Jahre danach?Es kann uns helfen, Verständnis zu entwickeln für unsere Mütter, Großmütter und den Kon-text, in dem sie sich bewegt haben. Dieses Verständnis der eigenen Geschichtlichkeit – wo kommen wir her, warum sind wir, wie wir sind? – kann eine heilsame Wirkung haben: auf unsere Beziehungen zu unseren Angehöri-gen, aber auch zum eigenen Selbst.

    Vergewaltigungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs

    Während und zum Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu millionenfachen sexualisierten Übergriffen auf Frauen und Mädchen. Sie wurden spontan und auch systematisch verübt:. Der Umgang der deutschen Nachkriegsgesellschaft mit se-xualisierter Kriegsgewalt bestand im schamhaften Schweigen. Bis heute wird das Thema, wenn überhaupt, nur mit einseitigem Fokus auf Vergewaltigungen sowjeti-scher Soldaten thematisiert. Kaum eine Erinnerungsrede, kein Denkmal und keine Schweigeminute wurden diesem Thema bislang gewidmet.

    Mit der Kampagne

    „Niemals nur Geschichte“

    macht medica mondiale auf das Thema Kriegsvergewaltigungen

    im Zweiten Weltkrieg aufmerksam

    (s. Seite 13).

  • 12 memo medica mondiale | 1-2020

    IM EINSATZ

    „WIR WOLLEN NICHT NUR SYMPTOME BEKÄMPFEN“INTERVIEW MIT ARA STIELAU, LEITERIN DER INTERNATIONALEN PROGRAMMARBEIT VON MEDICA MONDIALE

    Langfristige und verbindliche Unterstützung ist deswegen sehr wichtig – und zeichnet uns als Partnerin aus.

    Bist du angesichts der Situation für Frauen-rechte oft frustriert?Das ist eine Frage des Blickwinkels. Mich beeindruckt und beflügelt immer wieder, wie unsere Partnerinnen unter schwierigsten und oft feindseligen Bedingungen Großes leisten.

    Wie würdest du die Auslandsarbeit von medica mondiale in wenigen Schlagworten charakte-risieren?Erstens: Wir sind feministisch, also parteilich für Frauen. Zweitens: Unsere Ansätze sind stress- und traumasensibel. Und drittens: Wir arbeiten partnerinnenzentriert. Das heißt, dass wir uns nicht in Deutschland Projekte ausdenken und sie unseren Partnerorganisa-tionen „überstülpen“. Gesellschaftliche Verän-derung kann nur durch Bewegungen im Land erreicht werden.

    Warum ist medica mondiale eigentlich immer noch in Bosnien oder dem Kosovo aktiv? Gibt es nicht akutere Krisenherde?Unser Ziel ist nicht, möglichst schnell die Symptome einer Überlebenden zu bekämp-fen und dann das Land wieder zu verlassen. Sondern: Wir bieten die Unterstützung, die Frauen benötigen. 2013 haben wir eine Langzeitstudie in Bosnien durchgeführt. Sie zeigt, dass betroffene Frauen auch 20 Jah-re nach den Kriegsvergewaltigungen Phar-mazeutika nehmen, Angstzustände haben und gesellschaftliche Ausgrenzung erleben.

    Als Ara Stielau vor zehn Jahren nach Köln kam, unterstützte medica mondiale Pro-jekte in vier Ländern. Heute werden über 30 Partnerorganisationen in 13 Ländern gefördert. Welche Werte bei der Auslandsarbeit handlungsleitend sind und welche Entwicklungen sie motivieren, erzählt Ara Stielau im Gespräch.

    Und es macht ja auch Freude, Dinge zum Positiven zu verändern. Zum Beispiel un-ser Programm im Südkivu: Wir haben dabei sechs Partnerorganisationen aus der DR Kon-go zusammengebracht. Sie sind schnell zu-sammengewachsen und setzen mittlerweile gemeinsam Projekte um. Durch die Zusam-menarbeit haben sie deutlich an Einfluss gewonnen und sind in der Region zur festen Größe geworden.

    Warum bist du Feministin?Das ist ein Denksystem, das für mich immer Gültigkeit behalten hat. Oder anders gesagt: Wie kann man denn nicht Feministin sein? n

    Ara Stielau (3. von rechts) zu Besuch bei der Organisation WANEP in der Elfenbeinküste.

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  • ENGAGEMENT UND AKTIONEN

    memo medica mondiale | 1-2020 13

    Der Brautmodenladen Palais Blanc in Ha-meln hat eine tolle Aktion gestartet: 5 Euro von jedem verkauften Brautkleid gehen zu Gunsten von medica mondiale. Die Braut-ausstatterin Jowita Gartzke, bekannt aus dem TV-Format „Zwischen Tüll und Tränen“, erklärt: „Die Bräute, die zu uns kommen, sind selbstbewusste Frauen, die selbst ent-scheiden, wen sie heiraten, wann sie Kinder bekommen und ob sie arbeiten gehen. Wir finden, dass jede Frau und jedes Mädchen ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und körperliche Unversehrtheit haben sollte!“

    Anny Hartmann ist politische Kabaret-tistin und „natürlich eine Feministin: Ich verstehe nicht, wie das anders gehen sollte?“ Sie kennt medica mondiale seit vielen Jahren und weiß, dass der Einsatz nicht immer einfach ist: „Wenn man sich für Hundewelpen engagiert, bekommt man dafür bestimmt Applaus – aber für vergewaltigte Frauen?“ In ihrem aktuel-len Programm „NoLobby is perfect“ setzt sie sich mit dem Einfluss der Wirtschaft auf Politik und Gesellschaft auseinander. medica mondiale wird bei ihrem Auftritt in Bonn mit einem Infostand vertreten sein.

    Anny Hartmann, „NoLobby is perfect!“ 7. Juni 2020, Bonn, Oper

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    GEMEINSAM HELFEN

    HEIRATEN UND GUTES TUN

    APPLAUS – NICHT NUR FÜR HUNDEWELPENNIEMALS NUR

    GESCHICHTE

    TERMINHINWEIS UNTER VORBEHALT

    Unser Einsatz gegen Gewalt an Frauen lebt vom Engagement und den Spenden vieler Menschen. Einige Aktionen stellen wir Ihnen in jedem Heft vor.

    Die Kabarettistin Anny Hartmann unterstützt medica mondiale.

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    Engagiert für Frauen und Mädchen: die Mitarbeiterinnen des Palais Blanc.

    TERMIN

    8. Mai 2020 – 75 Jahre Kriegsende in Euro-pa. Für medica mondiale ist dieser Jahrestag Anlass, auf das Schicksal der zahlreichen Frauen und Mädchen aufmerksam zu ma-chen, die im Zweiten Weltkrieg vergewaltigt wurden. Mit der neuen Kampagne „Niemals nur Geschichte“ fordern wir ihre öffentliche Anerkennung als Kriegsopfer, erinnern an ihr Leid ebenso wie an ihre Kraft und schaffen ei-nen Raum für ihre Geschichten und die ihrer Angehörigen, Kinder und Enkel*innen.

    Aktuelle Informationen zur Kampagne finden Sie auf unserer Website

    www.medicamondiale.org

  • 14 memo medica mondiale | 1-2020

    SERVICE

    Frau Ostarek, Sie unterstützen medica mondiale seit vielen Jahren. Was motiviert Sie?Während meiner Zeit als Flugbegleiterin bin ich immer wieder auf Ungerechtigkeiten ge-genüber Frauen gestoßen. Und auch aus mei-nem privaten Umfeld weiß ich von Vergewalti-gungen. Gewalt gegen Frauen gibt es überall, und ich bin froh, dass das Thema endlich in den Medien angekommen ist. Ich wollte et-was tun und mich für Frauenbelange einset-zen. Das heißt Feminismus für mich: dass sich Frauen solidarisch unterstützen, egal wo und auf welcher Ebene! Als ich dann pensioniert

    Ansatz von medica mondiale als äußerst sinn-volle Investition für die Zukunft.

    War es für Sie ein großer Schritt, das Testament aufzusetzen?Anfangs habe ich mich davor gescheut, mein Testament aufzusetzen. Das klingt ein wenig, als müsse ich bald sterben. Aber darum geht es ja nicht. Ich möchte einfach schon jetzt selbstbestimmt darüber entscheiden, dass mein Erbe für Frauenrechte genutzt wird.

    Ich habe dann eine Veranstaltung zum Thema Erbschaft besucht, das fand ich sehr hilfreich. Meinen Nachlass geklärt zu haben, gibt mir das gute Gefühl, in meinem Leben etwas be-wirkt zu haben, und es erleichtert mich auch.

    Der Einsatz im Hier und Jetzt scheint Ihnen wichtig zu sein. War das ein Grund, sich für die Schenkung auf Widerruf zu entscheiden?Das erschien mir nur sinnvoll. Meinen Vermö-gensanteil, den ich zurzeit nicht brauche, kann ich dadurch jetzt schon für den Kampf gegen sexualisierte Gewalt zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig kann ich die volle Summe ja wie-derbekommen, falls sich meine Umstände ändern. Wenn ich so einen Beitrag für Frauen-rechte weltweit leisten kann, macht mich das stolz. Und es entspricht meinem Verständnis von Frauensolidarität über Grenzen hinweg. n

    „MEINEN NACHLASS GEKLÄRT ZU HABEN, GIBT MIR EIN GUTES GEFÜHL“GESPRÄCHE MIT MENSCHEN, DIE AN UNSERER SEITE SIND

    Adelheide Ostarek unterstützt medica mondiale seit 15 Jahren.

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    wurde, habe ich deswegen begonnen, mich für medica mondiale zu engagieren.

    Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, medica mondiale auch in Ihrem Testament zu berück-sichtigen?Ich kenne die Organisation und ihre Ziele sehr gut und sehe Erfolge – dadurch erwächst na-türlich auch Vertrauen. Es ist ein tröstlicher Gedanke für mich, über meinen Tod hinaus etwas zu bewirken, wofür ich auch in meinem Leben eingestanden bin. Und wenn ich mir die jetzige Weltpolitik anschaue, erscheint mir der

  • SERVICE FÜR ALLE FRAGEN RUND UM IHRE SPENDEIngrid Hemmelrath

    [email protected] + 49 (0) 221 - 93 18 98 21

    BERATUNG ZU SPENDENAKTIONENJutta Rating

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    AUSKUNFT ZU SCHENKUNG, STIFTUNG UND NACHLASSHanna Hilger

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    Impressum:

    Herausgeberin: medica mondiale e. V., Hülchrather Straße 4 50670 Köln, Tel. +49 (0)221 - 93 18 98-0, [email protected] V.i.S.d.P.: Monika Hauser Redaktion: Esther WahlenRedaktionelle Mitarbeit: Laura Fix, Daniela Gierschmann, Martina Grantz, Hanna Hilger, Saskia Hintz, Klara Kintrup, Beate Kriechel, Maria Massaro, Andrea Müller-Frank, Karolina Plewniak, Jutta Rating, Inga Weller Gestaltung: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH, BonnDruck: direct. GmbH, HamburgAuflage: 20.000Redaktionsschluss: 08. April 2020 © medica mondialeGedruckt auf 100% Recyclingpapier mit Umweltzeichen

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    medica mondiale e. V.IBAN: DE92 3705 0198 0045 0001 63BIC: COLSDE33Sparkasse KölnBonn

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    Hanna HilgerAnsprechpartnerin für Schenkung,Stiftung und Nachlass Tel. +49 (0)221-93 18 98-48 E-Mail: [email protected]