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Titelthema: Ethik in der Wirtschaft Um Beispiele für wirtschaftsethisches Versa- gen zu finden, muss man nicht einmal den besonders eklatanten Fall Enron bemühen: Wer sich die Korruptionsaffären in großen Dax-Unternehmen ansieht, wer beobachtet, wie Tausende verdienter Mitarbeiter profi- tabler Unternehmen abgewickelt werden, wer lesen muss, dass Lebensmittelhändler Jahre altes Gammelfleisch an Verbraucher ausliefern, der muss bei deutschen Wirt- schaftsführern erhebliche moralische Erosio- nen feststellen. Zugleich keimt durch den neuen Ethik- Trend in deutschen Führungsetagen neue Hoffnung auf. Einzelne Unternehmen unter- werfen sich freiwillig ethischen Codes für den korrekten Umgang mit Geschäftspart- nern, Mitarbeitern oder der Umwelt. Viele, vor allem Mittelständler, zeigen aber auch einfach ein verstärktes Verantwortungsbe- wusstsein, indem sie Arbeitnehmer auch in Warum sich Ethik in der Wirtschaft auszahlt schwierigen Zeiten halten oder angesichts geburtenstarker Jahrgänge in den Schulab- schlussklassen mehr Ausbildungsplätze schaffen. Das heißt: Im Schatten der Heu- schrecken-Debatten, die der Öffentlichkeit ein gruseliges Unternehmerbild vermitteln, geht oft unter, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ganz alltäglich auf monetäre Renditen verzichten, um ethische Renditen zu steigern – für sich persönlich, für das Unternehmen oder auch für das gute, alte Gemeinwohl. Eine Ethik-Strategie kann sich – konse- quent umgesetzt – sogar in Euro und Cent auszahlen: Wer für Mitarbeiter mit Kindern flexible Arbeitszeiten, Telearbeitsplätze oder gar einen Kindergarten schafft, der wird nach qualifiziertem und hoch motiviertem Personal nicht lange suchen müssen. Wer Energie ein- spart und damit die Umwelt schont, kann seine Betriebskosten deutlich senken. Und wer dann auch noch seine Geschäftspartner auf die gleichen ethischen Grundsätze hin überprüft, der kann seine Unternehmens- philosophie sogar glaubhaft und werbewirk- sam in der Öffentlichkeit verkaufen. Tue Gutes und sei erfolgreich damit Das Motto „Tue Gutes und sei erfolgreich damit!“ haben sich inzwischen einige Groß- konzerne zueigen gemacht. So achtet zum Beispiel der deutsche Sportartikelhersteller Puma darauf, dass auch in seinen Zuliefer- betrieben Kinder- arbeit und Dum- ping-Löhne tabu sind – zweifellos ein positiver Effekt von Globa- lisierung. Aber auch Mittelständler wie das schleswig-holsteinische Medizintechnik- Unternehmen Ethicon sind mit ihren selbst auferlegten ethischen Maßstäben erfolg- reich, und sie profitieren von ihrem hohen Ansehen. Und wer den Arbeitsalltag in den Kleinstbetrieben kennen gelernt hat, der weiß, dass diese Unternehmen ohne ein hohes Maß gelebter Solidarität und Rück- sichtnahme gar nicht existieren könnten. Kompetente Beratung für die Umsetzung ethischer Grundsätze in die Praxis gibt es in- zwischen reichlich. Bekanntestes Beispiel in Deutschland ist wahrscheinlich das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik, das sich selbst als Antreiber der Bewegung und als Mittler zwischen Theorie und Praxis versteht. Doch was kann die Politik tun, damit wirtschaftsethisches Denken und Handeln endlich aus der Ecke des belächelten Schön- geistigen herauskommt und noch viel stärker Teil von gelebten Unternehmensstrategien wird – und zwar ohne die Umwelt- und Sozialgesetzgebung weiter aufzublähen? Aufklärungsarbeit ist sicherlich das eine. Die Implementierung ethischer Rahmenbe- dingungen über Ländergrenzen hinweg ist angesichts des internationalen Wettbewerbs Der Autor Dietrich Austermann (CDU) ist seit April 2005 Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig- Holstein. Der Trend ist nicht mehr zu übersehen: Ethisch und öko- logisch korrekte Produkte und Dienstleistungen sind gefragt wie nie zuvor. Immer mehr Konsumenten in den westlichen Industrienationen achten auf Qualität – und zwar auch auf die Qualität in der Produktion und bei den Lieferwegen. Immer mehr Unternehmen reagieren darauf und entdecken Wirtschaftsethik als ein Feld, mit dem sich die corporate identity sinnvoll weiterentwickeln lässt. 9 AKAD. Das Hochschulmagazin. 13/November 2007

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Titelthema: Ethik in der Wirtschaft

Um Beispiele für wirtschaftsethisches Versa-gen zu finden, muss man nicht einmal denbesonders eklatanten Fall Enron bemühen:Wer sich die Korruptionsaffären in großenDax-Unternehmen ansieht, wer beobachtet,wie Tausende verdienter Mitarbeiter profi-tabler Unternehmen abgewickelt werden,wer lesen muss, dass LebensmittelhändlerJahre altes Gammelfleisch an Verbraucherausliefern, der muss bei deutschen Wirt-schaftsführern erhebliche moralische Erosio-nen feststellen.

Zugleich keimt durch den neuen Ethik-Trend in deutschen Führungsetagen neueHoffnung auf. Einzelne Unternehmen unter-werfen sich freiwillig ethischen Codes fürden korrekten Umgang mit Geschäftspart-nern, Mitarbeitern oder der Umwelt. Viele,vor allem Mittelständler, zeigen aber aucheinfach ein verstärktes Verantwortungsbe-wusstsein, indem sie Arbeitnehmer auch in

Warum sich Ethik in derWirtschaft auszahlt

schwierigen Zeiten halten oder angesichtsgeburtenstarker Jahrgänge in den Schulab-schlussklassen mehr Ausbildungsplätzeschaffen. Das heißt: Im Schatten der Heu-schrecken-Debatten, die der Öffentlichkeitein gruseliges Unternehmerbild vermitteln,geht oft unter, dass Unternehmerinnen undUnternehmer ganz alltäglich auf monetäreRenditen verzichten, um ethische Renditenzu steigern – für sich persönlich, für dasUnternehmen oder auch für das gute, alteGemeinwohl.

Eine Ethik-Strategie kann sich – konse-quent umgesetzt – sogar in Euro und Centauszahlen: Wer für Mitarbeiter mit Kindernflexible Arbeitszeiten, Telearbeitsplätze odergar einen Kindergarten schafft, der wird nachqualifiziertem und hoch motiviertem Personalnicht lange suchen müssen. Wer Energie ein-spart und damit die Umwelt schont, kannseine Betriebskosten deutlich senken. Undwer dann auch noch seine Geschäftspartnerauf die gleichen ethischen Grundsätze hinüberprüft, der kann seine Unternehmens-philosophie sogar glaubhaft und werbewirk-sam in der Öffentlichkeit verkaufen.

Tue Gutes und sei erfolgreich damit

Das Motto „Tue Gutes und sei erfolgreichdamit!“ haben sich inzwischen einige Groß-konzerne zueigen gemacht. So achtet zumBeispiel der deutsche SportartikelherstellerPuma darauf, dass auch in seinen Zuliefer-

betrieben Kinder-arbeit und Dum-ping-Löhne tabusind – zweifellosein positiverEffekt von Globa-lisierung. Aber auch Mittelständler wie dasschleswig-holsteinische Medizintechnik-Unternehmen Ethicon sind mit ihren selbstauferlegten ethischen Maßstäben erfolg-reich, und sie profitieren von ihrem hohenAnsehen. Und wer den Arbeitsalltag in denKleinstbetrieben kennen gelernt hat, derweiß, dass diese Unternehmen ohne einhohes Maß gelebter Solidarität und Rück-sichtnahme gar nicht existieren könnten.

Kompetente Beratung für die Umsetzungethischer Grundsätze in die Praxis gibt es in-zwischen reichlich. Bekanntestes Beispiel inDeutschland ist wahrscheinlich das DeutscheNetzwerk Wirtschaftsethik, das sich selbstals Antreiber der Bewegung und als Mittlerzwischen Theorie und Praxis versteht.

Doch was kann die Politik tun, damitwirtschaftsethisches Denken und Handelnendlich aus der Ecke des belächelten Schön-geistigen herauskommt und noch viel stärkerTeil von gelebten Unternehmensstrategienwird – und zwar ohne die Umwelt- undSozialgesetzgebung weiter aufzublähen?

Aufklärungsarbeit ist sicherlich das eine.Die Implementierung ethischer Rahmenbe-dingungen über Ländergrenzen hinweg istangesichts des internationalen Wettbewerbs

Der AutorDietrich Austermann(CDU) ist seit April 2005Minister für Wissenschaft,Wirtschaft und Verkehrdes Landes Schleswig-Holstein.

Der Trend ist nicht mehr zu übersehen: Ethisch und öko-logisch korrekte Produkte und Dienstleistungen sindgefragt wie nie zuvor. Immer mehr Konsumenten in denwestlichen Industrienationen achten auf Qualität – undzwar auch auf die Qualität in der Produktion und bei denLieferwegen. Immer mehr Unternehmen reagieren daraufund entdecken Wirtschaftsethik als ein Feld, mit dem sichdie corporate identity sinnvoll weiterentwickeln lässt.

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eine weitere zentrale Aufgabe – zum Beispielfür die EU. Entscheidend wird jedoch sein,wirtschaftsethische Grundsätze frühzeitig indie Köpfe und Herzen der Unternehmer-Eliten von morgen einzupflanzen.

So werden an den Hochschulen Jahr fürJahr Absolventen der Wirtschaftswissen-schaften auf den Markt geworfen, derenethische Ausbildung oft kümmerlich aus-gefallen ist. Schleswig-Holstein wird deshalbeine Initiative ergreifen, um Mindeststandardsder Unternehmensethik für alle wirtschafts-wissenschaftlichen Studiengänge festzule-gen. Ein Seminar über „Wirtschaftsethik im21. Jahrhundert“ muss zum Pflichtseminarwerden.

Warum soll es beispielsweise nicht mög-lich sein, erfahrene Unternehmerpersönlich-keiten für Ethik-Lehraufträge in den Hoch-schulen zu gewinnen? Die Studierendenkönnten von konkreten Beispielen aus derPraxis sicher am meisten profitieren.

Um die Enrons der Zukunft zu verhin-dern, muss die zentrale Lektion für künftigeManager lauten: Der Homo oeconomicusdes 21. Jahrhunderts kann als Anbieter undAbnehmer von Produkten und Dienstleistun-gen nicht nur an monetären Profiten interes-siert sein. Auch eine ethische Rendite aus

christlicher Überzeugung als einem immanen-ten Bestandteil unseres Grundrechtekatalogsim Grundgesetz zahlt sich langfristig aus. Seies für sich selbst, für das Unternehmen oderauch für das gute, alte Gemeinwohl. Viel-leicht sogar für das eigene Gewissen.

Neue Aktionen sind gefragt: So fördertdas Ministerium für Wissenschaft, Wirt-schaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein die zurzeit laufende Ringvorlesung„Moral und Kapital“ sowie Workshops undeine Konferenz an der Universität Flensburg.

AKAD bietet wertvolles Studienangebot

Ich freue mich, dass sich AKAD diesesThemas in seinem Hochschulmagazin an-nimmt und dass wirtschaftsethische Grund-sätze auch auf diesem Wege in die AKAD-Hochschulen getragen werden. Für mich ge-hören diese Inhalte zu einem qualitativhochwertigen wirtschaftswirtschaftlichemStudium dazu.

Die AKAD-Fachhochschule Pinneberg ge-hört seit ihrer ersten staatlichen Anerken-nung 1980 zum Hochschulangebot inSchleswig-Holstein und hat sich als ein inno-vativer und wirtschaftsnaher Bildungspartnerbewährt. Besonders hervorzuheben ist das

Engagement der AKAD im Hinblick auf dieZusammenarbeit mit der Technischen Akade-mie Nord in Kiel. Sie ermöglicht den Absol-venten der Technischen Akademie eine Ver-kürzung des FH-Studiums.

Ebenso begrüße ich den Schritt derAKAD-FH Pinneberg, den weiterbildendenMasterstudiengang BWL auch für Bewerbe-rinnen und Bewerber geöffnet zu haben, diekeinen Bachelorabschluss vorweisen. Es ver-steht sich von selbst, dass dabei hohe Maß-stäbe für eine Gleichstellung beruflicherErfahrungen mit den Qualifikationen einesBachelor angelegt werden müssen.*

Insgesamt haben wir mit der Fernfach-hochschule der AKAD in Pinneberg ein wert-volles Studienangebot für leistungsbereiteMenschen, die sich neben ihrer beruflichenTätigkeit durch ein Studium weiter qualifizie-ren wollen. Sowohl das Ausbildungskonzeptals auch die Umsetzung in der Lehre halteich für überzeugend.

In diesem Sinne wünsche ich den Verant-wortlichen, Lehrenden und Studierenden auchin Zukunft viel Erfolg – und immer ein offe-nes Ohr für wirtschaftsethische Argumente.

*Anmerkung der Redaktion: Informationen zum Master-Studiengang für Manager ohne Erststudium gibt es imnächsten Hochschulmagazin.

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