Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

download Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

of 24

Transcript of Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    1/62

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    2/62

     

    Akkordeon spielen lernen

    -

    so übst du richtig

     von

    Gerd Moritzen

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    3/62

     

    Teil 1

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    4/62

    Leitsätze zum

    richtigen Üben

     

    Immer langsam Üben! 

    Die meisten Akkordeonschüler üben zu schnell. Das ist verständlich, denn sie wollen dasÜbungsstück möglichst rasch beherrschen. Man kommt jedoch besser voran, wenn manlangsam übt, langsamer = schneller. Das klingt widersprüchlich, wird aber verständlich,wenn man folgendes bedenkt:

    Wenn man mit dem Üben eines neuen Stückes beginnt, fällt einem das langsame Übennoch nicht besonders schwer. Man muss ja zunächst die Noten genau entziffern, insofernkann man gar nicht zu schnell spielen. Im Idealfall sollte man so langsam spielen, dassman sich von der ersten Note an nicht ein einziges mal verspielt. Für jeden Verspielermuss man zweimal die gleiche Stelle wiederholen, damit der Fehler ausgebügelt wird.Darum kommt man beim langsamen Üben auch schneller voran. Beim schnellen Übenverspielt man sich viel öfter, muss also öfter korrigieren. So wird die oben angegebeneFormel “langsamer = schneller” verständlich.

    Oft ist es auch so, dass man ein Stück schon einigermaßen kann, aber bei ganz bestimmtenStellen verspielt man sich noch. Hier sollte man aus Zeitgründen nicht jedes mal das ganzeStück wiederholen, womöglich noch sehr langsam wie oben beschrieben, sondern esgenügt, sich die bestimmten Takte herauszusuchen und ganz gezielt zu üben. Eventuellsollte man den vorhergehenden und den nachfolgenden Takt noch dazu nehmen. Siehehierzu den Leitsatz “Schwierige stellen gezielt üben”.

    Wegen der dem Menschen eigenen Ungeduld wird das langsame Üben oft als schwierigerempfunden als das schnelle Üben. Man sollte sich also immer wieder bremsen, um nichtdem Schnelligkeitsfehler zu verfallen.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    5/62

    Vor einiger Zeit hatte ich mich mit einem Freund am Eingang der U-Bahnstationverabredet. Direkt neben dem Eingang befand sich eine Baustelle und ich hatteGelegenheit, den Bauarbeiten zuzusehen. Die Maurer waren gerade am Werk. Ein ältererBauarbeiter war zusammen mit seinem viel jüngeren Kollegen damit beschäftigt, dieMauer des Hauses hochzuziehen. Der Ältere arbeitete auf der linken Seite, der Jüngere auf

    der rechten Seite. Er schien schnell zu arbeiten, lief öfter zu dem Stapel mit Steinen, der inder Nähe plaziert war, wirkte etwas hektisch. Der ältere Kollege schien dagegen ganzgemächlich voranzugehen. Nach jedem Stein, den er gesetzt hatte, prüfte er, ob er genausaß, nahm erst dann den nächsten Stein, alles das tat er mit großer Ruhe.

    Als mein Freund endlich ankam, sah ich, dass der ältere Bauarbeiter zwei Reihen mehrgeschafft hatte, als sein Kollege. Ich war erst erstaunt darüber, kam aber dann darauf,warum das so war. Der Jüngere musste nämlich öfter Steine erneut hinlegen, weil sie nichtgenau saßen. Dadurch hat er viel Zeit verloren.

    Spielen ist nicht üben!

    Üben ist das konzentrierte und gezielte Training eines Musikstückes. Spielen hingegen ist

    das Reproduzieren bereits geübter Musikstücke.Wer zum Beispiel pro Tag eine Stunde üben möchte, möge darauf achten, dass es auchtatsächlich ein Üben ist und kein Spielen. Ein Jugendfreund von mir, der ebenfallsAkkordeonunterricht hatte, erzählte mir:

     

    - Ich übe jeden Tag mindestens eine Stunde, meistens sind es sogar zwei. Ich möchtespäter nämlich Musik studieren.- Welche Stücke übst Du denn, fragte ich ihn. Er nannte mir die Titel seiner Stücke und es

    stellte sich heraus, dass es sich zum großen Teil um seine Lieblingsstücke handelte, die erschon bestens spielen konnte. Sein “Üben” war also überwiegend eineFreizeitbeschäftigung. Echt geübt hatte er nur etwa eine halbe Stunde am Tag.

    Wenn man beginnt, ein Stück zu üben, muss man sich ziemlich konzentrieren. Man mussdie Noten richtig lesen, oft muss man linke und rechte Hand erst einmal getrennt spielen,usw. Aber nach und nach wird einem das Stück geläufig. Man spielt es immer besser,achtet verstärkt auf den musikalischen Vortrag bis man es irgendwann absolut einwandfreispielen kann. Erst wenn dieses Niveau erreicht ist, wird aus dem Üben ein Spielen. Vorher

    bringt es dem Schüler immer noch etwas an Übungswirkung.

    Der Weg bis zum absolut einwandfreien Vorspielen ist meistens länger, als der Schülerdenkt. Selbst dann, wenn einem das Stück völlig geläufig ist, gibt es oft noch viele Details

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    6/62

    zu verbessern, ist oft noch an vielen Stellen “herum zu feilen”. Im Akkordeonunterrichtwird der Akkordeonlehrer daher schon vorher ein neues Stück zum Üben aufgeben,allerdings mit dem Hinweis, dass das soeben abgeschlossene Stück noch weiter geübtwerden sollte.

    Nun ist es ja nicht so, dass Spielen vermieden werden soll. Im Gegenteil, im Grunde ist es

    a das Ziel des Übens, dass man ein Stück vorspielen kann. Nur muss man sich im Klarendarüber sein, dass Üben nicht das gleiche ist wie Spielen. Jeder Schüler solltezwischendurch seine Stücke spielen. Würde er sie nach der Übungsphase überhaupt nichtmehr anrühren, würde er sie wieder verlernen.

    Zählen ist wichtig!Das Taktzählen ist bei den Akkordeonschülern oft unbeliebt und wird daher nichtgemacht, dabei ist es sehr hilfreich. Ein Anfänger sollte jedes neue Stück mit Zählen üben.Auch erfahrene Musiker zählen den Takt bei rhythmisch anspruchsvollen Musikstücken.

    Während meines Akkordeonunterrichts als Jugendlicher habe ich nie gezählt, jedenfallsnicht zu Hause beim üben. Nur wenn mein Akkordeonlehrer mich direkt dazu aufforderte,habe ich gezählt. Ich fand es ausgesprochen nervig, immer bis drei oder vier zu zählen und

    meinte, das sei überflüssig. Außerdem war es mir peinlich. Wenn Dich jetzt jemand hört,so dachte ich, dann muss er an Deinem Verstand zweifeln. Jetzt weiß ich, dass Zählenwichtig ist.

    Bei bestimmten Stücken ist es sogar unentbehrlich, Jazzstücke mit vielen synkopiertenNoten oder rhythmisch schwierigen Stücken wie Lieder im Bossa Nova Takt, z.B. dersüdamerikanische Titel “One Note Samba”. Als ich dieses Stück üben sollte, war ichziemlich hilflos wegen des damals für mich neuen Rhythmus. Erst durch Zählen gelang esmir, das Stück zu spielen.

    Wenn man fortgeschritten ist, braucht man bei einfachen Stücken nicht mehr laut zählen.Das heißt aber nicht, dass man nicht leise mitzählen sollte. In Grunde macht das einMusiker ständig. Er geht nämlich innerlich mit dem Takt mit. äußerlich sieht das oft durchdas rhythmische Bewegen eines Fußes oder durch ein Wippen des Kopfes oder durchandere kleine Bewegungen.Richtig zählen ist sogar eine kleine Kunst für sich. Man denke nur an Noten, die in derrechten Hand Triolen haben und links Achtelwerte. Oder noch schlimmer: rechts sind fünfWerte auf eine Takteinheit zu spielen und links Triolen. So etwas kommt allerdings selten

    vor.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    7/62

    Nicht zu lange Abschnitte üben! 

    Ein Musikstück das über - sagen wir - zwei Seiten geht, sollte zum Üben in kleinereAbschnitte eingeteilt werden. Wie lang diese Abschnitte sind, hängt von der Art und vomSchwierigkeitsgrad des Stückes ab. Ein Abschnitt könnte zum Beispiel eine Notenzeilesein.

    Sehr schwierige Stücke bzw. Stellen muss man eventuell taktweise üben, im Extremfallsogar nur halbe Takte. Zusammengehörige Abschnitte - so- genannte Phrasen - solltenmöglichst nicht getrennt werden.

    Das Können erlangt man durch das Üben. Das wesentliche Kennzeichen des Übens ist die

    Wiederholung. Erst durch das immer wieder erneute Durchführen bestimmterFingerbewegungen wird die Beherrschung des Musikstückes erreicht. Die Wiederholungist also das Entscheidende. Und diese Wiederholung ist intensiver, wenn man nur kleineAbschnitte übt. Sie wird sozusagen verwässert durch das Üben von langen Teilen desStückes. Es wäre falsch, würde man die Noten von A bis Z durchüben. Beachte hierzuauch den Leitsatz “Schwierige Stellen gezielt üben”. Dort wird erläutert, wie und warumoft sogar nur Teile eines Taktes geübt werden müssen.

    Während meines Akkordeonunterrichts als Jugendlicher habe ich diesen Leitsatz nie

    beachtet. Ich hatte einfach nicht die Geduld, kurze Abschnitte zu üben. Dabei kommt manschneller voran, wenn man diesen - so wie auch die anderen Grundsätze in diesemAnleitungsbüchlein - berücksichtigt.

    Schwierige Stellen gezielt üben! 

    In jedem Stück gibt es besonders schwierige Stellen. Diese gilt es, besonders zu üben. Eswäre Zeitverschwendung, jedes mal das ganze Stück zu wiederholen.

    Besser ist es, die schwierigen Stellen herauszufiltern und diese gezielt zu üben. Daskönnen ein oder zwei Takte sein, manchmal ist es aber auch nur ein ganz bestimmterGriff, z.B. das Springen von einem Akkord zum nächsten.

    Ich gehe dabei üblicherweise so vor. Ich beginne das Stück zu üben, bis ich es zu einergewissen Geläufigkeit gebracht habe. Dann merkt man allmählich, welches dieProblemstellen sind. Ich spiele das Stück bzw. eine Teilpassage des Stückes wieder von

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    8/62

    vorne. Wenn ich an die schwierige Stelle komme, so spiele ich diese ganz langsamzehnmal hintereinander. Dann gehe ich im Stück weiter.

    Beim nächsten Durchgang wiederholt sich das ganze. An der Stelle wo es hakt halte ich anund spiele diese Stelle wiederum zehn mal - auch jetzt wieder sehr langsam, usw. Werdendurch diese Vorgehensweise die Schwierigkeiten der Problemstellen nicht beseitigt, so übe

    ich - etwa am nächsten oder übernächsten Tag - nur diese Stellen. Den Rest des Stückesbeachte ich nicht weiter. Oftmals reduziert sich so das Einüben eines Musikstückes imletzten Drittel der Übungsphase nur noch auf z.B. drei oder vier schwierige Stellen.

    Sprungstellen sind oft schwierig, insbesondere wenn es sich um Akkorde handelt. SolcheStellen muss man - und zwar nur diesen einen Griff - viele male hintereinander spielen,vielleicht zehn oder zwanzig mal. Und das immer wieder.

    Man muss diesen Griff aber auch im Zusammenhang mit den Takten davor und dahinter

    spielen. Würde man nur isoliert diesen einen Griff üben, würde man beim Spielen desganzen Stückes an dieser Stelle stolpern. Oft sollte man daher einen Takt davor unddahinter mit üben.

    Immer den Fingersatz beachten!

     Der richtige Fingersatz ist sehr wichtig beim Akkordeonspielen. Ein schlechter Fingersatzkann dazu führen, dass ein Stück unspielbar bleibt. Ein einmal eingeübter Fingersatz solltenicht mehr geändert werden; eine bestimmte Stelle im Stück darf also nicht einmal mitdem dritten und ein anderes mal mit dem vierten Finger gespielt werden. Es gibt Stücke,bei denen der richtige Fingersatz alles ist, d.h. von ausschlaggebender Bedeutung beimEinüben ist. Polyphone Stücke von Bach gehören hierzu. Ein bestimmterBewegungsablauf der Finger kann sich ja nur dann fest einprägen, wenn genau feststeht,welcher Finger zu welcher Note gehört.

    Deshalb ist es besonders wichtig, den Fingersatz von Anfang an zu beachten, also bereitsbevor man mit dem Einüben der ersten Note beginnt. Fängt man ohne Beachtung desFingersatzes an zu üben, ist diese Chance vertan. Es ist sehr schwierig, manchmal fastunmöglich, einen einmal falsch eingeprägten Fingersatz zu ändern.

    Anfänger sollten einen in den Noten angegebenen Fingersatz auf jeden Falle beachten.Fortgeschrittene Spieler können ihn unter besonderen Umständen auch einmal abändern.

    Man sollte beim Fingersatz aber immer kritisch sein. Es ist nämlich gar nicht so selten,dass sich hier Druckfehler in die Noten eingeschlichen haben. Auch hängt der Fingersatzteilweise vom persönlichen Geschmack ab. Aber im Großen und Ganzen sind diese beidenFälle doch Ausnahmen. Insbesondere für den Anfänger bleibt daher der Leitsatz gültig: In

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    9/62

    edem Fall den angegebenen Fingersatz beachten.

    Qualität geht vor Quantität! 

    Es ist wichtig, dass ein Musikstück - auch wenn es sich nur um eine Übung handelt -tatsächlich beherrscht wird. Es muss regelrecht aus den Fingern “herausperlen”. Es wärefalsch, vorher zum nächsten Stück weiterzugehen. Allerdings möchte ich diese Aussageim folgenden noch etwas relativieren und erläutern.

    Es erhebt sich hier die Frage, wann ein Stück ausreichend geübt wurde. Die zu übendenStücke sollten den Schüler nämlich immer etwas überfordern, damit eine größtmögliche

    Trainingswirkung erzielt wird. Das ist auf anderen Gebieten - z.B. dem Sport - auch so.Ein Stabhochspringer wird die Latte nach jedem gelungenen Sprung etwas höher stellen,bis er auch diese Hürde schafft usw. Wichtig ist aber, dass sie ihn nicht zu starküberfordern, sondern eben nur etwas. Siehe hierzu auch den Leitsatz “Nicht zu schwierigeStücke üben”.

    Wenn der Schüler aber überfordert ist, wird es ihm auch nicht gelingen, das Stückeinwandfrei zu spielen. Beim Üben ist daher das Lernziel schon erreicht, wenn er dasMusikstück ziemlich gut spielt. Es muss noch keine Vortragsqualität haben, sollte aber

    doch im wesentlichen fehlerfrei gespielt werden. Der Schüler muss dieses Stück aber auchspäter noch weiter spielen und vervollkommnen.

    Da die verschiedenen zu übenden Stücke aufeinander aufbauen, sollte jede Stufe (=jedesStück) fehlerfrei gespielt werden. Die Basis der Akkordeonausbildung wäre sonst nichtsolide. Wenige gut gespielte Stücke sind also besser als viele schlecht gespielte.

    Lieber regelmäßig wenig üben als ab undzu viel!

    Am besten ist es natürlich, wenn man regelmäßig viel übt. Auf jeden Fall ist dieRegelmäßigkeit wichtig. Man sollte jeden Tag eine gewisse Zeit auf dem Akkordeon

    gespielt haben.

    Der Grundsatz der Regelmäßigkeit gilt ganz allgemein beim Lernen. Es ist vonPsychologen erforscht worden, dass das erreichte Niveau bei regelmäßigem Lernen und

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    10/62

    Üben am höchsten ist. Das trifft auf praktisch alle Gebiete zu. Nehmen wir zum Vergleichdas Erlernen ein Fremdsprache. Auch hier sollte TÄGLICH ein gewisses Pensum gelerntwerden. Die Regelmäßigkeit bedeutet ja wiederholte Beschäftigung mit dem Lernstoff.Aus dem Abschnitt “Über das Üben” wissen wir ja bereits, das die Wiederholung derentscheidende Faktor beim Üben ist.

    Bei mir war es als Jugendlicher oft folgendermaßen: Ich hatte einmal in der WocheAkkordeonunterricht. Dort bekam ich jeweils den neuen Übungsstoff vom Lehrermitgeteilt. Nach der Unterrichtsstunde habe ich dann tagelang nichts getan. Erst als dieWoche fast um war, fiel mir ein: “Ach du liebe Zeit, morgen ist ja wiederAkkordeonunterricht.” Ich habe mich dann schnell ans Akkordeon gesetzt, und zu übenangefangen. Am darauffolgenden Tag sollte nachmittags um 16.00 Uhr dieUnterrichtsstunde sein. Wenn nichts dazwischen kam, habe ich mich kurz davor nochmalszum üben hingesetzt. Danach ging es dann schnell zum Unterricht.

    Man kann sich vorstellen, wie viel bei solcher Vorgehensweise herausgekommen ist. DasErgebnis war recht mager. Ich war einfach nicht genügend motiviert. Später alsErwachsener habe ich diese Dinge anders gesehen. Aus diesen Erfahrungen entstand danndieses Anleitungsbüchlein zum richtigen Üben für Akkordeonschüler.

    Musikstücke zwischendurch extremlangsam spielen! 

    Wenn sich bei einem Musikstück die Geläufigkeit nicht so recht einstellen will, sollte manes zwischendurch immer wieder extrem langsam spielen, sozusagen im Schneckentempo;auch dann, wenn man das Stück im Grunde schon schneller “drauf” hat. Nur so schafftman es, gewisse Unsicherheiten an einigen Stellen vollständig zu überwinden.

    Besonders hilfreich ist es, wenn man das Stück rhythmisch verändert spielt: ein glatterLauf könnte so z.B. im schnell-langsam-Rhythmus gespielt werden, ein gebundener Laufstaccato.

    Ein in unserer Stadt bekannter Orgelspieler machte vor jedem seiner Konzerte folgendes:er spielte sein gesamtes Vortragsprogramm am Tage vorher noch einmal ganz langsamdurch, Note für Note. Tatsächlich hatte er diese Stücke schon öfter vor Publikum gespieltund beherrschte sie in Vortragsqualität. Aber da er nicht jeden Tag ein Konzert gab, reichtedie zwischen den Konzerten liegen Zeit schon aus, um die 200prozentige Beherrschung

    der Stücke infrage zu stellen. Durch die langsame Wiederholung seinesVortragsprogramms ging er auf Nummer sicher. Am Tage des Konzerts rührte er übrigensvor Konzertbeginn keine Taste an.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    11/62

    Siehe zu dieser Thematik auch die Leitsätze “Immer langsam üben” und “Langsamkeit istTrumpf”.

     

    Fingerübungen sind besser als ihr Ruf! 

    Fingerübungen haben bei Musikschülern einen abschreckenden Ruf. Wenn sie dieses Worthören, denken sie - womöglich - sofort an stundenlanges eintöniges Auf- und Abspielender Tonleitern, immer noch einmal, bis zum Umfallen.

    Aber so werden Fingerübungen nicht eingesetzt. Sie werden zum Aufwärmen vor Beginndes eigentlichen Übens oder einfach so, zwischendurch. Natürlich bedient man sich ihrer

    auch zum Einspielen vor einem Vortragsstück. Da sie allgemein die Geläufigkeit derFinger fördern, kann man sie auch allgemein einsetzen, z.B. der Abwechslung halber beimüben.

    Die bekanntesten Fingerübungen sind die Tonleitern. Tonleitern spielen bringt etwas! Ichempfehle, zuerst mit der rechten Hand die Tonleiter zwei Oktaven nach rechts. Man kannauch drei Oktaven nehmen, aber im Grunde reichen zwei. Dann die linke Hand zweiOktaven nach links. Anschließend beide Hände gegenläufig, und zum Schluss beideHände gleichläufig. So ist das übliche Schema. Natürlich sollte man das in allen Tonarten

    machen.Es gibt aber noch viele andere Fingerübungen, ja ganze Sammlungen davon. Man sollteFingerübungen nicht unterschätzen. Zum einen gibt es welche, die ein hohesmusikalisches Niveau haben, zum anderen stellen sie eine praktische Ergänzung zumÜben von “richtigen” Musikstücken dar. Es gibt auch wirklich hübsch klingendeFingerübungen.

    Fingerübungen, die man öfter macht, kann man auswendig spielen. So kann man sieüberall üben. Man braucht nicht erst nach Noten zu suchen.

    Ich habe in meiner Jugendzeit nie Fingerübungen gemacht. Ich dachte, sie wärenlangweilig. Heute weiß ich, dass das nicht stimmt. Jetzt bedauere ich, dass ich früher nichtmehr für die Geläufigkeit meiner Finger getan habe.

    Auch mal ein Stück auswendig spielen!

    Auswendig spielen ist eine gute Übung - auch als Gedächtnistraining. Wie man am Bestenein Stück zum auswendig Spielen einübt, kannst Du in dem gesonderten Leitsatz

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    12/62

    nachlesen.

    Es macht auf jeden Fall einen guten Eindruck, wenn Du z. B. irgendwo zu Besuch bist,man Dich dort bittet, etwas auf dem Akkordeon zu spielen und Du kurzerhand - ohnelästiges Suchen nach Noten - loslegst. - übrigens spielen auch viele Berufsspieler, z. B.Barmusiker, ohne Noten.

    Konzertsolisten müssen ebenfalls auswendig spielen, schon wegen des Umblätterns derNoten. Außerdem sieht es optisch besser aus. Ich habe allerdings auch schon Vortragendegesehen, die einen Notenumblätterer neben sich stehen hatten. Das machte aber keinen soguten Eindruck. Ein Konzertsolist wird schon deswegen viele Werke ohne Noten spielenkönnen, weil durch das intensive Erarbeiten des Stückes das Auswendiglernen relativleicht fällt.

    Im Allgemeinen ist es aber so, dass man ein Musikstück nicht automatisch als Folge

    vielen Übens auswendig spielen kann. Im Extremfall kann das so sein, aber normalerweisemuss man sich das Stück besonders einprägen.

    Musiker haben einen mittelschweren Notensatz relativ schnell “in den Fingern”, dasAuswendiglernen dauert oft länger als das Einüben.

    Wenn man ein Stück auswendig spielen möchte, sollte man von Anfang an daraufhinarbeiten, also nicht erst das Stück einüben und sich dann dazu entschließen, es auswendigzu lernen. Auf diese Weise kann die Einübungsphase bereits zum Auswendiglernen

    genutzt werden. 

    Vortragsstücke muss man 200prozentigkönnen!

    Man übt meistens Akkordeon, um Musikstücke vorspielen zu können. DieseVortragsstücke muss man 200prozentig können. Denn wenn es nur irgendeine Risikostelleim Stück gibt (und die gibt es so gut wie in jedem Stück), die man nicht voll beherrscht,dann wird man sich an dieser Stelle verspielen. Das ist eine Erfahrungstatsache. DieAnspannung und psychische Belastung beim Vorspielen - insbesondere vor einemgrößeren Publikum - ist nämlich erheblich.

    Übrigens heißt es im Leitsatz lediglich aus plakativen Gründen “200prozentig”, es klingt

    griffiger. Tatsächlich wird es ein Prozentsatz von 120 bis 140 Prozent sein. So etwas ist janicht messbar. Solche Angaben dienen nur der Veranschaulichung.

    Ich selbst erinnere mich an folgenden Fall: Ich sollte einige Lieder im kleinen

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    13/62

    Bekanntenkreis spielen. Es handelte sich also um eine familiäre Atmosphäre im Rahmeneiner Geselligkeit. Ich wollte drei Stücke vorspielen, die ich alle gut konnte.Vorsichtshalber - um mir ja keine Blöße zu geben und mich zu verspielen - übte ich dieStücke nochmals intensiv zu Hause. Als es am Abend dann soweit war und ich dasAkkordeon nahm, um loszuspielen, passierte es dann. Gleich in den ersten Takten desersten Stückes kam ein Verspieler, ein paar Takte weiter ein zweiter. Die beiden Patzer

    warfen mich dermaßen aus dem Konzept, dass genau das geschah, was ich vermeidenwollte. Mein Vortrag war nur sehr mittelmäßig. Da es sich nur um einen geselligen Abendhandelte, war das in diesem Fall nicht weiter schlimm. Aber ich habe eine ganze Mengeaus diesem kleinen Vorfall gelernt.

    Vortragsstücke muss man wie im Schlaf können. Das Heimtückische daran ist, dass man -so wie ich es an jenem Abend auch war - durchaus davon überzeugt sein kann, die Stückegut genug zu können. Aber in Wirklichkeit reicht es noch nicht. Darum hier ein kleinerTest um festzustellen: Bin ich wirklich sicher genug? Du bittest eine andere Person, sich

    mit Dir während des Spiels zu unterhalten, wobei Du auch antworten musst. Es sollte sichdabei nicht um ein zu tiefgründiges Gespräch handeln. Wenn Du trotz dieses Gesprächsdas Stück einwandfrei spielen kannst, beherrscht Du es zur Genüge. Dieser kleine “Test”darf nun nicht zu ernst genommen werden und ist vorrangig für U-Musik-Stücke geeignet.

     

    Das oben für Vortragsstücke gesagte gilt übrigens auch für Stücke, zu denen Du singst.Auch in diesem Fall musst Du sie “200prozentig” beherrschen. Denn neben dem Spielenmusst Du Dich ja auf Dein Singen und gegebenenfalls auch noch auf den Text

    konzentrieren. Alles zusammen funktioniert dann nur, wenn Du das Musikstück wie imSchlaf spielen kannst.

     

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    14/62

    Zum Umgang mit dem Metronom 

    Die Verwendung des Metronoms ist bei Musikschülern unbeliebt. Der Grund liegt klar aufder Hand: das Metronom zwingt zu besonderer Konzentration und es zeigt eventuell noch

    vorhandene Spielschwächen gnadenlos auf. Dabei ist ein Metronom ein gutesTrainingsinstrument. Es zwingt zum absolut gleichmäßigen Spielen. Der Takt musseingehalten werden, wenn man sich nach dem Metronom richtet. Insbesondere wichtig istdas Metronom bei rhythmisch schwierigen Stücken.

    Ein typischer Fehler beim Üben ist es, Stücke an den schwierigen Stellen langsamer zuspielen, während die anderen Passagen des Stückes im normalen Tempo gespielt werden.Oft merkt der Musikschüler gar nicht, dass er so vorgeht, er macht dieses unbewusst,verlangsamt ganz automatisch sein Spiel. Ein Metronom deckt so etwas auf.

    Mir ist es schon öfter vorgekommen, dass ich der Meinung war, ein Stück einwandfreispielen zu können, bis ich es mit dem Metronom spielte. Erst da merkte ich, dass es nochbestimmte Abschnitte in den Noten gab, die nicht saßen. Ich hatte sie vorher einfach etwaslangsamer gespielt, dadurch konnte ich sie einwandfrei wiedergegeben. DurchZuhilfenahme des Metronoms wurde dieser Fehler aufgedeckt.

    Das Metronom trainiert in ähnlicher Weise wie das Spielen in einer Band, denn auch dortist der Musiker gezwungen, den Takt genau einzuhalten.

    Es gibt zwei Arten von Metronomen. Einmal die herkömmlichen, manuell zu bedienendenMetronome. Diese muss man Aufziehen, bevor sie in Gang gesetzt werden können. DerMetronomzeiger pendelt dann hin und her. Dann gibt es noch die elektronischenMetronome. Das sind kleine, handliche Geräte, die allerdings eine Batterie benötigen. Siegeben ebenfalls ein akkustisches Klack-Zeichen von sich, haben aber außerdem noch einkleines Lämpchen, das auch ohne den Klackton im Takt aufleuchtet; es dient zur optischenOrientierung. Falls das Klacken des Metronoms stört - vielleicht weil noch anderePersonen sich im Raum befinden - kann ein solches Lämpchen ganz praktisch sein.

    Vortragsstücke, die ja 200prozentig beherrscht werden müssen, sollte man mit demMetronom auf folgende Weise kontrollieren: Zunächst wird das Metronom auf dierichtige, dem Stück angemessene Geschwindigkeit gestellt. Kann man die Noteneinwandfrei spielen, wird das Metronom auf eine höhere Geschwindigkeit eingestellt.Auch dann sollte man das Stück einwandfrei spielen können. Und zum Schluss wird dasMetronom auf ein langsameres Tempo eingestellt. Auch bei diesem Tempo muss dasStück korrekt wiedergegeben werden können. Wie gesagt, diese Vorgehensweise ist nurbei Vortragsstückchen empfehlenswert.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    15/62

    Auf die Qualität achten! 

    Auch einfache Stücke oder sogar Übungsstücke können hübsch klingen, wenn sie mitAnmut vorgetragen werden. Darum sollte der Schüler auf die Ausarbeitung des

    musikalischen Vortrags achten.

    Als ich ein kleines Vortragsstückchen eingeübt hatte, war ich froh, es endlich spielen zukönnen. Ich war der Meinung, dass ich es ganz gut konnte. Da sah ich beim Besuch vonFreunden, dass sie eine CD mit hatten, auf der sich das gleiche Musikstück befand, das ichselbst geübt hatte. Als ich es hörte, war ich überrascht, wie schön das Stück klang. Es warvoller Anmut und melodisch vorgetragen. Welch ein Unterschied zu meinem Spiel! Erstetzt merkte ich, wie schlecht ich bisher dieses Stück vorgetragen hatte. Vorher war mir

    das gar nicht aufgefallen. Bei mir stimmten Betonung und Artikulation nicht. Auch hatte

    ich an einigen falschen Stellen laut und leise gespielt. (Siehe hierzu auch den Leitsatz:Musikalisches Bild). Bei dem Stück auf der Platte stimmte alles. Ich war erstaunt, wasman alles aus so einem Vortragsstück herausholen kann.

    Die Musikstücke dürfen also nicht einfach “runtergehauen” werden, auch dann nicht,wenn sie technisch einwandfrei gespielt sind. Es ist vielmehr auf den musikalischenVortrag zu achten. Man ist oft ja froh, wenn man das Übungsstück überhaupt technischbeherrscht und vernachlässigt dadurch die richtige Vortragsweise.

    Auch reine Übungsstücke sollte man nicht unterschätzen. Es gibt wahre kleine Schätzedarunter.

     

    Bereits geübte Stücke immer wiederspielen!

    Um ein Musikstück wirklich absolut perfekt zu beherrschen, ist oft ein erheblichesÜbungspensum nötig. Darum sollte ein Stück auch nach der “eigentlichen” Übungsphaseimmer wieder gespielt und auch geübt werden (zur Erinnerung: Spielen ist nicht Üben!).Da die neu zu übenden Stücken den Schüler immer ein bisschen überfordern sollten, wirder es auch nach der eigentlichen Übungsphase noch nicht 100prozentig beherrschen. Es

    muss also weiterhin im Programm bleiben. Wird das Stück erst einmal beiseite gelegt,verlernt man es wieder.

    Ich erinnere mich, wie enttäuscht ich war, als ich das “Arioso” von Bach - nachdem ich es

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    16/62

    drei Wochen lang nicht gespielt hatte - wieder hervorholte. Ich hatte den Eindruck, dassich wieder von vorne anfangen müsste, obwohl ich es doch vor 3 Wochen so lange geübthatte. Ich kam dann doch recht schnell wieder ins Stück hinein. Man erkennt an diesemBeispiel, wie lang der Weg zu einem gut gespielten Stück ist.

    Falls Du vorhast, dieses Musikstück einmal vor Publikum vorzutragen, musst Du es noch

    besser können. Siehe hierzu auch den Leitsatz 14: Vortragsstücke muss man 200prozentigkönnen. Genau genommen sind die 200 Prozent etwas übertrieben. Tatsächlich mag dieserProzentsatz bei 120 bis 140 Prozent liegen.

    In zeitlichen Abständen sollten diese Stücke auch immer wieder ganz langsam geübtwerden, im Schneckentempo. Nur dadurch werden letzte eventuelle Unsicherheitenausgemerzt.

     

    Wie man auswendig spieltWas ist beim auswendig Spielen zu beachten ? Zunächst: man lernt ein Stück nichtdadurch auswendig, indem man es immer wieder spielt. Nur bei extrem häufigen Spielen

    kommt es letztlich dazu, dass der Akkordeonspieler es auswendig kann. Möchte man einStück gezielt auswendig können, dann ist das ständige Wiederholen des Stückes zuaufwändig.

    Vorwegbemerkt sei außerdem, dass jeder anders auswendig lernt. Wir kennen das von derSchule her, etwa beim auswendig lernen von Gedichten.

    1. Beim Einprägen von Noten kann man sich einmal das Notenbild optisch einprägen. ImGeiste sieht man dann die Notenzeilen, so wie sie in dem Notenheft abgedruckt sind. Man

    spielt sozusagen diese “geistigen” Noten ab, das was man im inneren Bild sieht.

    2. Man kann ein Stück auch mechanisch abspulen. Man hat es so oft gespielt, dassdermaßen fest in den Fingern sitzt, dass es einfach herausperlt. Diese Spielweise birgt abereine große Gefahr in sich: Wenn man tatsächlich einmal stecken bleibt, muss man dasganze Stück bzw. den ganzen Abschnitt wieder von vorne beginnen.

    3. Die dritte Art bildet eine Kombination aus der ersten und der zweiten. Gewisse Läufesollte man nach Punkt 2 spielen. Sie sollten also mechanisch ablaufen. Ein schneller

    Notenlauf muss so sicher beherrscht werden und wird so schnell vorgetragen, dass dasmeistens die geeignete Einprägungsmethode ist. Das gleiche gilt für besonders schwierigeStellen. Auch diese wird man mechanisch spielen, dass heißt in etwa, man spielt zwar dieNoten, weiß aber bewusst gar nicht mehr, welche Taste eigentlich gedrückt werden,

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    17/62

    überspitzt ausgedrückt. Einfachere Passagen dazwischen prägt man sich dann wieder nachPunkt 1 ein.

    4. Ein weitere Hilfe ist es, sich gewisse markante Stellen zu merken, etwafolgendermaßen: “nach dem Lauf in der rechten Hand kommt der Sprung nach oben, vierTakte weiter erfolgt dann der Sprung nach unten”. Dies ist natürlich nur ein Beispiel.

    Aus diesen vier genannten Arten setzt sich die “Methode” des Auswendigspielenszusammen. Je nach Art des Gedächtnisses und je nach sonstigen Vorlieben wird dereinzelne Musikschüler die Schwerpunkte anders setzen. Aber es wird meistens wohl eineMischung aus den genannten Punkten sein.

    Zum Schluss bleibt noch anzumerken, dass das Auswendigspielen auch von derGedächtnisleistung des Spielers abhängt. Wer ein gutes Gedächtnis hat, lernt natürlichschneller und besser auswendig.

     

    Nochmals: Langsamkeit ist Trumpf!Zum Thema langsam üben wurde schon etwas gesagt. Wegen der Wichtigkeit soll hiernochmals darüber geschrieben werden.

    Vielen fällt das langsame Üben schwer. Der Grund dafür liegt in der Ungeduld desMenschen. Man möchte schnell ein Stück können, und übt es daher schnell. Und genaudas ist falsch. Jeder “Verspieler” muss ja durch zwei richtige Griffe ausgeglichen werden.Beim schnellen Üben verspielt man sich aber öfter und muss diese Stellen daher mehrfachwiederholen. Daher kommt man schneller voran, wenn man ein Stück langsam übt. Unddoch fällt es immer wieder schwer - insbesondere wenn man schon längere Zeit an einemStück gearbeitet hat - ganz langsam zu üben. Der Akkordeonschüler sollte daher seinbesonderes Augenmerk auf diesen Punkt richten.

    Das Musizieren zwingt den Schüler sozusagen zur Geduld. Dies ist ein Beispiel, wieMusizieren die Disziplin fördert und erzieherisch wirkt. Auch in anderen Bereichenfordert das Akkordeonspiel dem Schüler diszipliniertes Verhalten ab. Man braucht dazu:Ausdauer, Geduld, Zielstrebigkeit, Fleiß u.a. Insofern stellt das aktive Musizieren einenGegenpol zu dem etwas aus den Fugen geratenen Zeitgeist. Es verkörpert sozusagenUrwerte des Menschen und stellt in gewisser Weise einen Fels in der Brandung unsererhektischen Zeit dar.

    Heutzutage muss alles schnell gehen, einfach sein, abwechslungsreich. Üben ist verpönt.Dabei muss jedes Können durch Üben erarbeitet werden, egal auf welchem Gebiet. DieseJagd nach immer neuer Abwechslung stellt eine Flucht vor der inneren Leere desMenschen dar, die tiefgreifende geistige Ursachen hat. Siehe zu diesem Thema auch den

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    18/62

    Abschnitt “Über das Üben” in diesem Buch.

     

    Wie lange soll man täglich üben?Je länger, desto besser, wäre eine knappe Antwort. In der Biographie von Oskar Peterson,von dem behauptet wird, er sei der beste Jazz-Solisten der Welt (von anderen Musikernwird das übrigens auch behauptet), las ich, dass er bereits als Kind so lange am Instrumentübte, dass seine Mutter ihn spät abends drängen musste, ins Bett zu gehen. Auch vonvielen anderen berühmten Musikern kann man lesen, dass sie ständig am Instrumentsaßen, spielend und übend. Als Jugendliche hatten sie schon eine erstaunliche Fertigkeitbeim Spielen auf dem Instrument erlangt, so dass sie bereits Konzerte geben konnten.

    Diese - teilweise als “Wunderkinder” bezeichneten Künstler haben allesamt schon sehrfrüh mit dem Musizieren angefangen. Als Erwachsene waren sie dann so fit an demInstrument, dass sie nicht mehr extrem viel üben mussten.

    Von Horowitz sagt man, dass er nur wenige Stunden am Tag übte. Andere Musiker - alsokeine “Wunderkinder” -, die später mit ihrer Musikausbildung anfingen, mussten dann alsErwachsene mehr üben, sie mussten sozusagen das nachholen, was sie als kleine Kinder“versäumt” hatten. So üben Berufssolisten durchaus sechs bis acht Stunden am Tag. Es ista ihre Arbeit.

    Ein Anfänger kann natürlich nicht so lange üben. Einmal hat er nicht so viel Zeit, weil era auch noch zur Schule oder zur Arbeit gehen muss. Hätte er jedoch die Zeit, so würden

    die meisten es nicht fertig bringen, sechs bis acht Stunden pro Tag zu üben. Versuch eseinmal, z.B. am Sonntag. Du kannst Dir dann selbst ein Urteil bilden. Ich selbst habe überlängere Zeiträume fünf Stunden am Tag geübt. Bei längerem Üben ließ die Konzentrationnach. Es fiel mir schwer, mehr zu üben. Jemand, der nicht stark motiviert ist, ein guterAkkordeonspieler zu werden, wird nicht die Energie aufbringen, so viele Stunden am Tagam Instrument zu arbeiten.

    Doch kommen wir zum “normalen” Akkordeonschüler zurück. Für ihn gilt als Faustregel:eine Stunde üben pro Tag. Wer bereits fortgeschritten ist und es etwas weiter bringenmöchte, bei dem dürfen es auch gern zwei Stunden sein. Bei jüngeren Musikschülerngenügen auch schon 30 Minuten täglich. Aber das ist ein Minimum, unter das man nichtgehen sollte.

    Wichtig ist natürlich auch, in welchem Alter jemand zum Akkordeonspielen kommt. Inmeiner obigen Schilderung der bekannten Musiker fingen die Betreffenden schon als

    relativ kleine Kinder an zu spielen. Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein Kind mit fünfoder sechs Jahren bereits Akkordeonunterricht bekommt oder erst mit zwölf oder garfünfzehn Jahren anfängt. Manch einer beginnt mit dem Musizieren sogar erst alsErwachsener. Aber grundsätzlich muss man sagen: Es ist nie zu spät!

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    19/62

    Ansonsten gilt der Leitsatz “Je mehr Du übst, um so schneller kommst Du voran.”

     

    Keine zu schwierigen Stücke spielen!Normalerweise erhält der Schüler die zu übenden Stücke von dem Akkordeonlehrergenannt. Dieser hat dafür Sorge zu tragen, dass sie den richtigen Schwierigkeitsgradhaben. Er ist dafür verantwortlich.

    Es kann aber vorkommen, dass man sich einmal selbst im Notenhandel ein schönesNotenheft aussucht, etwas, das man schon immer mal spielen wollte. Die meisten Notenwerden wohl für den Anfänger zu schwierig sein, also Vorsicht bei der Auswahl. Es wäreschade, wenn Du ein für Dich zu schwieriges Stück zu üben anfängst, weil leichtResignation die Folge sein kann. Nach längerem Üben gibst Du auf und ärgerst Dich. Ineinem solchen Fall kannst Du Dich aber trösten: das Üben war nicht umsonst. EineTrainigswirkung hat es auf jeden Fall gebracht.

    Ich möchte zur Veranschaulichung ein Beispiel geben: Marina, die seit einem JahrAkkordeonunterricht hat, hört gerne einen bestimmten Walzer, den sie von einer Platteihres Vaters kennt. “Den möchte ich unbedingt selbst spielen, und wenn ich ein Jahr lang

    nur dieses eine Stück übe”, denkt sie sich, besorgt sich die Noten dafür und fängt an zuüben. Sie übt auch richtig, nämlich so extrem langsam, dass sie von Anfang an ihre Fingerimmer auf die richtigen Stellen setzt. Auch hat sie genug Ausdauer, ja sogar Ehrgeiz, umeden Tag mindestens eine Stunde lang zu üben. Was meinst Du, wird es ihr gelingen,

    dieses Stück zu spielen?

    Nun, die Antwort lautet eindeutig nein. Dieses fiktive und extreme Beispiel soll zeigen,dass es unmöglich ist für einen “einjährigen” Akkordeonschüler, solch ein Stück zuspielen. Das ist die falsche Vorgehensweise. Die Strategie der kleinen Schritte ist zu

    empfehlen.

    Übrigens zum Thema Notenkauf möchte ich noch etwas anmerken: Du solltest dabei nichtnur auf den Titel achten, also auf das Was, sondern vielmehr auf das Wie. Wie sind dieNoten gesetzt. Wie klingen sie nachher. Sind sie harmonisch interessant, haben siemusikalischen Biss? Ein schöner Song, den Du aus dem Radio kennst und den Du gernemagst, kann recht simpel gesetzt sein. Er klingt - selbst wenn er einwandfrei auf demInstrument vorgetragen wird - fade und langweilig, während umgekehrt ein schlichterTitel sehr schön oder pfiffig gesetzt sein kann. Ein komponiertes Stück hübsch für ein

    bestimmtes Instrument oder für ein Orchester anzupassen, ist die Aufgabe des Arrangeurs.Mit etwas Übung kannst Du es aus den Noten ersehen. Du brauchst dieses Stück also nichterst auf dem Instrument anzuspielen.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    20/62

    Aus dem Gesagten geht hervor, dass es - zumindest für den Anfänger - besser ist, beimNotenkauf einen erfahrenen Spieler zur Hand zu haben. Oder sich vom Verkäufer beratenzu lassen. Dann sollte es aber eine gute Beratung sein.

    Versuchen, das “Musikalische Bild” zufinden und auszudrücken!Der Begriff “Musikalisches Bild” stammt von dem bekannten Musikpädagogen Neuhaus,der viele große Meister am Instrument unterrichtet hat. Aber auch bereits der Anfängersollte sich Gedanken darum machen, was das “Musikalische Bild” eines Musikstückes ist,

    damit er es richtig und gut klingend vortragen kann.

    In einem einfach Satz ausgedrückt beinhaltet der Begriff “Musikalisches Bild”: wie mussdas Stück richtig klingen, welche Vorstellung hatte der Komponist von der Wirkung desStückes, welche musikalische Idee kommt darin zum Ausdruck. Die Noten müssen ja inrichtiger Weise in Musik umgesetzt werden.

    Nun stehen zwar in den Noten schon allerlei Hinweise zum musikalischen Vortrag wie p,f-Zeichen, die Tempobezeichnungen, Angaben zur Spielweise wie grazioso usw. Und

    dennoch genügen all diese Hilfen nicht. Der Spieler kann aus diesen Hinweisen zwar vielentnehmen, er muss sich aber dennoch in das Stück hineinversetzen um eben das“Musikalische Bild” herauszuarbeiten. Das ist seine Arbeit als Künstler.

    Man sollte diesen Begriff aber - so meine ich - weit verstehen. Im Extremfall kann auchein schönes Übungsstück ein musikalisches Bild in sich tragen. Tonleiterübungen wohlnicht gerade, aber es gibt ja Etüden, die durchaus hübsch klingen. Und auch ein Anfängerist schon ein ganz bisschen ein Künstler und sollte sich mit diesen Dingenauseinandersetzen.

     

    Harmonielehre lernen!Harmonielehre ist ein Grundlagenfach für jeden Musikschüler, egal welches Instrument ererlernt. Es ist ein faszinierend logisch aufgebautes System. Im Grunde ist Musizieren ein

    Praktiker-Gebiet, damit meine ich, es kommt darauf an, was man spielen KANN und nichtwas man WEIß. Jemand könnte des Lesens unkundig sein und dennoch alsAkkordeonspieler ein ausgezeichneter Könner sein. Dennoch sollte man seine praktischenKenntnisse auf eine gut fundierte Basis stellen.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    21/62

    Neben anderen Gebieten der Musik, z.B. Rhythmik, Formenlehre usw. stellt dieHarmonielehre ein besonders wichtiges Fach für den Musiker dar. Von einem gewissenPunkt an ist sie sogar Voraussetzung für die Weiterentwicklung der praktischenFähigkeiten, also des eigentlichen Spielens. Zum Improvisieren sind Harmonielehre-Kenntnisse auf jeden Fall nötig, aber auch zum Spielen nach lediglich einer

    Melodiestimme.

    Im Grunde gehört in den normalen Akkordeonunterricht auch die Harmonielehre. Ichweiß aber, dass Musiklehrer oft keine oder zu wenig Harmonielehre lehren. Dann solltesich der Akkordeonschüler selbst darum kümmern. Ich habe gesehen, dass sogarVolkshochschulen Kurse in Harmonielehre anbieten. Oder man erwirbt autodidaktisch,also auf eigene Faust, mit einem Lehrbuch die nötigen Kenntnisse. Vor allem gewisseAkkordverbindungen und Kadenzen sollte man sich aneignen, und zwar in denwichtigsten Tonarten. Ganz wichtig ist auch, dass man den Quarten- und Quintenzirkel

    auswendig vorwärts und rückwärts weiß. Am besten ist es, die Harmonielehre aufgeteilt inkleine Lehrbausteine in den Musikunterricht einzubauen.

    Man kann seinen Musiklehrer auch gezielt auf diesen Punkt hin ansprechen. Ich habe aberauch schon Fälle erlebt, in denen eine Reaktion ausblieb bzw. verschleppt wurde.

    Nicht zu viele Stücke auf einmal üben!In meiner Akkordeonschüler-Zeit habe ich manchmal folgendes gemacht: Ich fing einStück zu üben an, habe aber nach einigen Tagen die Geduld verloren. Ich beherrschtedieses Musikstück lediglich zur Hälfte. Es wurde mir einfach zu langweilig, immer dasgleiche zu üben. Daher besorgte ich mir neue Noten und fing ein zweites Stück an zuüben. Mit dem erging es mir aber nicht besser als mit dem ersten. Und so hatte ich nacheiniger Zeit vier oder fünf Musikstücke in Arbeit. Dass dabei nichts Vernünftiges

    herauskommen kann, ist offensichtlich.

    Man darf also nicht zu früh ein neues Stück beginnen. Das alte muss erst zu Ende geübtsein. Erst dann nimmt man sich neue Noten vor, zumal man ja auch dann die bereitsgeübten Stücke weiterhin spielen soll, einmal um sie zur Vortragsreife auszubauen,andererseits um sie nicht zu verlernen.

    Richtet man sich nicht nach diesem Leitsatz, kann das zur Folge haben, dass man nicht einStück richtig spielen kann. Mir selbst ist es so ergangen. Ich spielte bereits seit drei Jahren

    Akkordeon, als ich von Verwandten, die uns besuchten, gefragt wurde: “Spiel uns dochmal was vor. Du hast ja schon längere Zeit Akkordeonunterricht.” Ich suchte meinschönstes Stück heraus, aber da ich es nie zu Ende geübt hatte, konnte ich es natürlichnicht gut vorspielen.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    22/62

    Nun ist es nicht so, dass man immer nur ein Stück üben soll, zur Abwechslung kann auchmal ein zweites hinzukommen, denn nach längeren Übungsphasen an ein und demselbenStück ist ein Notenwechsel ganz angenehm, oder - wie schon gesagt - bereits geübteStücke wiederholen.

    Sehr lange Musikstücke sollte man nach Abschnitten, die meistens schon in dem Stückangegeben sind, unterteilen.

    Die oben dargestellte Vorgehensweise bringt mehr, als wenn man sich verzettelt. Dukommst dadurch schneller voran.

     

    Zusammenspiel mit anderenInstrumenten üben!

    Nach Möglichkeit sollte man relativ früh das Zusammenspiel mit anderen Instrumentenüben. In einer kleinen Band zum Beispiel oder als Duo zusammen mit einer Geige, einemSaxophon oder einem elektronischen Keyboard. Das Spielen in einer Gruppe hat aufvielen Ebenen Vorteile:

    1. Es bringt viel Spaß und motiviert dadurch, Dein Spielen zu verbessern.

    2. Man lernt musikalisch eine ganze Menge: Takt halten, auf den Gesamtklang achten, denrichtigen Rhythmus nehmen, usw.

    3. Man ist in einer Gruppe und kann dort Freunde finden.

    4. Man lernt etwas über die Instrumente der anderen Spieler.

    5. Die Übungstreffen stellen eine zusätzliche Übung dar.

    6. Du hast erste Erfahrungen im Gruppenspiel. Das ist von Vorteil, falls Du Dir spätereinmal mit einer Band Geld dazuverdienen möchtest.

    Ich empfehle eine eher kleine Gruppe, ein Duo, Trio oder Quartett. Das ist überschaubar,relativ einfach zu organisieren. Wenn Du selbst eine solche Gruppe gründen möchtest, somusst Du natürlich darauf achten, dass zumindest ein Bandmitglied musikalisch

    fortgeschritten ist und die Gruppe richtig aufbauen und leiten kann.

    Eine andere Möglichkeit ist, Dich einem größeren Orchester anzuschließen. In einigenStädten gibt es z.B. Volkshochschulorchester. Allerdings musst Du für die Teilnahme an

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    23/62

    solchen größeren Orchestern bereits einigermaßen gut spielen können.

     

    Was ist beim Umblättern der Noten zubeachten ?

    Das Problem ist: Wie kann ich umblättern, ohne mein Spiel zu unterbrechen? Es gibt dreiMöglichkeiten:

    1. Die eleganteste Möglichkeit ist, das Stück ganz ohne Noten, also auswendig zu spielen.Das Herumhantieren mit den Noten zu vermeiden ist gewiss einer der Gründe, warumBerufssolisten oft ohne Noten spielen. Manchmal ist das Auswendigspielen sogarunabdingbar, z. B. in einem Konzert. Es wäre für den Solisten unmöglich, einenschwierigen Notensatz zu spielen und gleichzeitig umzublättern.

    2. Es reicht jedoch, wenn man die Takte vor und nach dem Seitenumbruch auswendigkann, so dass man mit der linken Hand (eventuell mit der rechten, je nach Notensatz)schnell umblättern kann. Werden gerade an der Stelle des Umblätterns beide Hände starkgefordert, muss man so viele Takte auswendig spielen, bis eine geeignete Stelle kommt.

    3. Man kopiert sich die Blätter (eventuell verkleinert, so dass zwei Seiten auf ein DIN A 4- Blatt Querformat passen) und vermeidet dann jegliches Blättern. Das ist allerdingsabhängig von der Länge des Notenpultes und nur bis zu einer bestimmten Seitenanzahlmöglich. Auch sind die Noten durch die meistens erforderliche Verkleinerung sehrzusammengeschrumpft. Aber Vortragsstücke müssen ja gut beherrscht werden, so dass derverkleinerte Notensatz zur Orientierung ausreicht.

    Man sollte bereits beim Notenkauf darauf achten, dass man vernünftig gesetzte Notenbekommt. Oft gibt es für bekannte Stücke verschiedene Notenausgaben. Im Druckbildsind manchmal erhebliche Unterschiede. Ich habe schon oft festgestellt, dass es ein Liedsowohl auf zwei Seiten als auch auf drei Seiten gedruckt gab.

    Eine andere Möglichkeit, ein Umblättern zu vermeiden, ist, das Musikstück zu verkürzen.Oft befindet sich auf der dritten Seite ein Teil des Liedes, der lediglich wiederholt wird. Erist also genau so oder ganz ähnlich schon auf den ersten beiden Seiten enthalten. Hier

    genügt es also den ersten Teil beim Wiederholen ein wenig abzuändern (in Gedanken),schon passt das Stück auf zwei Seiten.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    24/62

    Mit Herz UND Verstand üben!Ich möchte das Üben am Akkordeon mit der Erledigung der Schul-Hausaufgabenvergleichen. Man kann seine Hausaufgaben sehr sorgfältig machen. Man kann voll bei derSache sein, im Schulbuch vorkommende unbekannte Wörter im Lexikon nachschlagen,

    alles sauber ins Heft schreiben. Hat man etwas nicht vollständig verstanden, geht man zuseinem Schulfreund, um sich zu dort zu schlau zu machen.

    Man kann aber auch die Aufgaben auf die Schnelle machen, sie ins Heft schmieren und zuden Themen, die man nicht richtig verstanden hat, schreibt man irgend etwas hin, ohnesicher zu sein, dass es richtig ist.

    Man sollte beim Üben einmal verstandesmäßig dabei sein, man sollte aber auch mit demHerzen dabei sein. Damit meine ich: motiviert, ganz bei der Sache sein, auch mit seinem

    Wollen und Fühlen, motiviert sein, Interesse haben. Man muss den Übungsstoff wirklichkönnen wollen.

    Üben ist eine geistige Tätigkeit, erfordert höchste Konzentration. Man sollte dabeiverstandesmäßig darauf achten, dass man keine Fehler macht, dass man alles richtig spielt.Man sollte auch gefühlsmäßig dabei sein, denn Musik ist Gefühl, spricht das Gefühl an.

    Beim Üben muss man oft die gleichen Bewegungsabläufe wiederholen, was dazu verführt,dass man gedankenlos übt, in Gedanken ganz woanders ist. Das sollte vermieden werden.

    Daher: Üben ist nicht gleich Üben, man kann es gut oder schlecht machen. Richtig übenheißt, mit Herz und Verstand üben.

     

    Ein Stück auch mal ruhen lassen!

    Nach intensivem Üben kann der Zeitpunkt kommen, an dem man ein Stück einfach nichtmehr sehen kann. Das ist spätestens der Moment, an dem man das Musikstück eine Zeitlang ruhen lassen sollte. Man spielt es drei oder vier Tage nicht mehr. Du wirst sehen, dasses nach dieser Unterbrechung viel besser geht. Die Übungsanstrengungen wirkensozusagen nachträglich in Dir. Das ist tatsächlich ein seltsames Gefühl. Während desÜbens merkt man kaum Fortschritte und dann plötzlich - nachdem man es einige Tagebeiseite gelegt hat, fällt den Fingern das Spielen bedeutend leichter. Ich habe mich schonoft darüber gewundert.

    Ein Ruhenlassen hat aber nur Sinn, wenn man das Stück vorher wirklich intensiv geübthat. Wenn Du allerdings die Noten auch nach mehrfachem längeren Üben nichtbeherrscht, wird wahrscheinlich der Schwierigkeitsgrad des Stückes zu hoch sein.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    25/62

    TÄGLICH Üben!

    Bei jedem Üben - so auch beim Akkordeonspielen - ist es wichtig, dass man es täglichmacht. Erst durch die regelmäßige Wiederholung des Übungsstoffes wird dieTrainingswirkung erzielt. Psychologen haben längst erforscht, dass man durchregelmäßiges Üben schneller voran kommt als wenn man unregelmäßig übt, obwohl dieGesamtzahl an Stunden höher ist. Regelmäßig üben heißt täglich üben, möglichst auchsonntags.

    Das Übungspensum muss zum festen Tagesprogramm gehören. Es ist dann eineGewohnheitssache. Ja, das ist der richtige Ausdruck: üben muss zur Gewohnheit werden.

    Es darf kein Tag vergehen, ohne dass nicht eine oder zwei Stunden am Akkordeonverbracht werden. Daher ist es empfehlenswert, täglich eine bestimmte Zeit für dieMusikübungen einzuplanen. Im Idealfall sollte dieses tägliche Üben zu einem Bedürfniswerden. Nach einer Urlaubsreise z.B., während der ich keine Gelegenheit zumAkkordeonspielen habe, verspüre ich ein echtes Bedürfnis Akkordeon zu spielen. Sobaldich zu Hause nach der Reise angekommen bin, gehe ich ans Instrument und spiele ersteinmal eine ganze Weile.

    Und was macht man, wenn man einmal keine Lust zum Üben hat? Dann übt man

    trotzdem! Vorher kann man sich noch den Leitsatz durchlesen “Was macht man, wennman keine Lust zum Üben hat?” Man darf kleinen Lustlosigkeiten nicht sofort nachgeben,weder beim Akkordeonspielen noch auf anderen Gebieten. Das ist eine Frage derDisziplin. Wenn man wirklich in der geschilderten Weise bei der Sache bleibt, stellt sichder Erfolg gewiss ein.

     

    Täglich zu einer FESTEN Zeit üben!Wie wichtig regelmäßiges, d.h. tägliches, Üben ist, habe ich im Leitsatz 30 dargelegt. Fürdie praktische Durchführung dieses Leitsatzes ist es empfehlenswert, jeden Tag zu einerbestimmten Zeit zu üben. Für die Übungswirkung ist es egal, zu welcher Tageszeit manseine Übungen durchführt. Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch, dass es günstig ist,sich dafür eine bestimmte Tageszeit einzuplanen, z. B. von 14.00 bis 15.00 Uhr, gleichnach dem Mittagessen. So kann man sein Übungspensum nicht einfach vergessen. Auch

    kann einem nicht so leicht etwas dazwischen kommen. Und man kann besser planen.

    Mit meinem Freund Dieter wollte ich mich einmal verabreden, um gemeinsam in unsereStädtische Bücherei zu gehen. Ich sagte: “Lass uns heute Nachmittag um halb drei

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    26/62

    losgehen. Ich hole Dich ab.” “Um halb drei kann ich nicht”, antwortete er. “Weißt Du, ichübe jeden Tag von zwei bis drei Uhr Akkordeon. Lass uns um drei Uhr gehen.” “Wieso”,sagte ich, “Du kannst doch später üben. Das hat doch nun wirklich Zeit.” “Nein”, warseine Antwort, “ich verschiebe meine Übungsstunde grundsätzlich nicht. Aufgeschoben istaufgehoben.”

    Damals fand ich seine Antwort etwas pedantisch. Heute weiß ich, dass es klug von ihmwar, nicht sofort seinen Tagesplan zu verschieben. Es war ein Zeichen von Disziplin undPflichterfüllung. Soweit ich mich erinnere, sah er das Üben aber nicht nur als Pflicht an,sondern es brachte ihm meistens sogar Spaß.

     

    Je schneller ein Stück gespielt werden soll,um so langsamer muss man es üben

    Und um so länger, müsste ich der Genauigkeit halber hinzufügen. Insbesondere fürschnelle Notenläufe trifft dieses zu. Nur durch ganz langsames üben, Finger für Finger,erzielt man die nötige Sicherheit.

    Übst Du zu schnell, dauert es zum einen länger, denn jeder “Verpatzer” muss durch zweirichtige Griffe ausgeglichen werden (siehe auch Lehrsatz “Langsamkeit ist Trumpf”), zumanderen bleibt Dein Spiel unsicher, so dass beim Vortrag ständig die Gefahr besteht, dassDu dich verspielst.

    Auf anderen Gebieten ist es ebenso. Denke z.B. an eine Balletttänzerin oder an eineakrobatische Zirkusvorführung. Je leichter sie aussieht, um so schwieriger ist sie oft. Denndiese Leichtigkeit und Geläufigkeit beim Vorführen muss erarbeitet werden. EineBalletttänzerin, die ihre Schritte und Sprünge noch nicht genügend geübt hat, wird

    holperig wirken, es fehlt der Fluss in ihren Bewegungen.

    Zurück zum Akkordeonspiel: auch dort ist Dir vielleicht schon einmal beim Beobachteneines Musikers aufgefallen mit welcher Geläufigkeit - die manchmal geradezu beiläufigaussieht - er einen Notenlauf auf das Instrument bringt. Mit großer Geschwindigkeitperlen seine Finger über das Instrument, als wäre es nichts, als wäre es ganz einfach. Aberlass Dich nicht täuschen. Gerade in dieses Fällen kannst Du sicher sein, dass besondersviel Übungsarbeit dahinter steckt.

    Je schneller ein Stück gespielt werden soll, um so sicherer musst Du sein. Du hast ja keineZeit zum Überlegen. Die Notenläufe müssen so fest im Muskelgedächtnis eingeprägt sein,dass sie geradezu mechanisch ablaufen.

     

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    27/62

     

    ALLE Angaben in den Noten beachten!

    In meiner Lernpraxis ist es oft vorgekommen, dass ich Angaben in den Noten einfach

    übersehen habe. Bei diesen Angaben handelte es sich hauptsächlich um Angaben zummusikalischen Vortrag, also z.B. Zeichen wie pp, diminuendo, Fermate u.s.w. Ich habespäter festgestellt, dass es nicht nur mir so ergangen ist, sondern dass viele Musikschülerdiese Angaben nicht vollständig beachten. In den Noten sind zwar nicht alle Angabeenthalten, die man zum musikalischen Vortrag braucht, denn der Spieler hat ja noch einenerheblichen Spielraum zur Interpretation. Beachte hierzu auch meine Ausführungen imLeitsatz “Das Musikalische Bild umsetzen”. Aber die Angaben, die gegeben werden,sollten beachtet und auch umgesetzt werden.

    Beim Anfänger ist es nun so, dass er schon sehr viel damit zu tun hat, die Noten überhauptrichtig zu entziffern und in Musik umzusetzen. Er ist beinahe überfordert, wenn er alles100prozentig von Anfang an beachten soll. Aber nachdem die ersten Hürden eines Stückesgenommen sind, sollte man beginnen, die musikalische Vortragsweise auszuarbeiten. Dazugehört es, die entsprechenden Angaben in den Noten umzusetzen. Ich empfehle dazu, dieNoten SYSTEMATISCH auf diese Angaben hin zu prüfen, damit keine übersehen werden.

    Wenn solche Zeichen angegeben sind, so sollen sie auch berücksichtigt werden. Es stehtmehr in den Noten drin, als man auf einen flüchtigen Blick hin meinen könnte.

     

    Mental Üben 

    So seltsam es klingt: Man kann tatsächlich nur im Kopf üben, also ohne das Instrument.Dabei musst du dir beispielsweise einen Fingerlauf in Gedanken bildlich vorstellen. Vordeinem geistigen Auge musst du sehen, wie du eine schwierige Phase eines Musikstücksexakt und langsam spielst – so als würdest du mit einem realen Musikinstrument üben.Das funktioniert wirklich. Auch Sportler wenden diese Methode an. Sie stellen sich vor,wie sie etwa beim Stabhochsprung oder beim Turnen die Übung exakt und richtigdurchführen. Ich habe mir erlaubt, hier einen Text aus Wikipedia einzufügen, der dasmentale Üben erklärt:

     „Mentales Üben bedeutet Üben im Kopf und kann z.B. von Sportlern oder Musikernangewandt werden. Dabei führt der Übende den zu erlernenden Bewegungsablauf in allenEinzelheiten ausschließlich im Kopf aus. Auch durch das innerliche Verbalisieren

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    28/62

    einzelner Bewegungsabschnitte oder durch Beobachtung bei anderen Personen (z.B.“Abgucken” von Bewegungen bei Profi-Tennisspielern) können Bewegungen erlernt oderverbessert werden. Mentales Üben kann auch zur Bewältigung von Lampenfiebereingesetzt werden, indem die Vorspielsituation visualisiert und somit psychisch vorbereitetwird. Außerdem wurde auch eine allgemeine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeitbeobachtet.

    Angewandt wird diese Art des Übens schon lange, selbst berühmte Musiker (z.B. WalterGieseking und Arthur Rubinstein) berichten darüber. Mittlerweile liegen auchwissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirksamkeit des mentales Übens vor, wie z.B.eine Studie aus dem Jahr 2009.“

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    29/62

     

    Teil 2

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    30/62

    Leitsätze zur

    richtigen Motivation

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    31/62

    Sich selbst motivieren!Man wird kein guter Musiker von heute auf morgen. Das Erlernen eines Instruments ist

    langwierig und mit viel Üben verbunden. Daher ist die Selbstmotivation von großerBedeutung. Wie viele Schüler geben vorzeitig ihren Unterricht auf, weil sie keine Lustmehr haben! Dabei gibt es Hilfsmittel und Methoden, das Interesse am Akkordeonspielenaufrecht zu erhalten.

    Das Erlernen des Akkordeonspielens ist eine typische Langzeit-Aufgabe. Man kann nichteinen Kursus von einigen Wochen oder Monaten besuchen mit dem Ergebnis, dass manein fertiger Akkordeonspieler ist. Es gibt keine fertigen Spieler. Es gibt nur Anfänger undFortgeschrittene. Das Akkordeon ist ein so forderndes Instrument, dass man niemals fertig

    ist. Sicherlich gibt es hervorragende Musiker, große Könner am Instrument, aber auch siehaben nie zu Ende gelernt, auch sie können sich immer noch weiter vervollkommnen.

    Ich vergleiche das Erlernen eines Instruments gerne mit dem Erlernen einer Fremdsprache.Von Sonderfällen abgesehen - totale zweisprachige Erziehung - ist es auch hier kaummöglich, völlig perfekt zu werden. Der Akzent wird wahrscheinlich immer bleiben. Auchwird es - selbst nach jahrelangem Aufenthalt im fremden Land - immer noch eine MengeWörter und Ausdrücke geben, die man nicht kennt.

    Ich ziehe den Vergleich zur Fremdsprache, um klarzumachen, dass das Erlernen desAkkordeonspielens viele Jahre dauert, dass es ein Prozess ist, eine Entwicklung, in der esHochs und Tiefs gibt. Bei solchen Langzeit-Aufgaben fällt der Motivation eineentscheidende Rolle zu. Man braucht viel Willensstärke und Energie, um bei der Sache zubleiben. Darum solltest Du Dich ganz bewusst motivieren. Dass Du Dir dieses Praxis-Handbuch besorgt hast, zeigt, dass Du auf dem richtigen Weg bist. In diesen Lehrsätzenfindest Du manche Anregung, wie Du das Üben abwechslungsreich gestalten kannst.

    Geduld haben !

    Viele Menschen haben zu wenig Geduld. Das ist eine recht weit verbreitete Schwäche.Zum Üben am Akkordeon braucht man viel Geduld; es ist ein ideales Geduldstraining.

    Man sollte sich dieses bewusst machen, damit man nicht vorzeitig aufhört, ein Stück zu

    Ende zu üben. Es lohnt sich aber, die nötige Geduld aufzubringen, denn es ist nur eineFrage der Zeit, wann sie Früchte bringt. Viele erwachsene Akkordeonspieler sagen:“Früher hatte ich oft keine Lust zum Üben, aber ich habe trotzdem meine Übungsaufgabengemacht. Heute bin ich dankbar dafür, denn Akkordeonspielen ist ein wundervolles

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    32/62

    Hobby. Außerdem verdiene ich mir damit noch Geld dazu.”

    Ich kann mich gut an meine eigene Ungeduld beim Üben erinnern. Diese habe ich oft alsquälend empfunden. Man sollte aus diesem Grunde auch keine zu schwierigen Stückespielen, also Stücke die über dem eigenen Niveau liegen. Das führt zur Enttäuschung.Man übt und übt und schafft es doch nicht, dieses Stück einwandfrei zu spielen.

    Ich vergleiche das Erlernen eines Instrumentes mit dem Erlernen einer Fremdsprache.Auch dafür ist jahrelanges Training nötig. Ich und meine Familie verbrachten früher zweiJahre in Frankreich. Dazu mussten wir Französisch lernen. Wenn ich meinte, dass ichschon ganz gut sprechen könnte, kam prompt eine Situation, in der ich sprachlich nichtsverstand. Die Leute sprachen z.B. sehr schnell oder in einer Mundart und ich hatte dasGefühl: Das schaffst Du nie, gut Französisch zu sprechen.

    Man wird eine Fremdsprache - wenn man als Erwachsener beginnt, sie zu erlernen -

    niemals absolut perfekt beherrschen. Immer wird ein Akzent bleiben, immer wird esWörter geben, deren Bedeutung man nicht kennt. Nur in wenigen besonders gelagertenFällen mag es hiervon Ausnahmen geben. Genauso ist es auch beim Akkordeon. Denabsolut perfekten Spieler gibt es nicht. Es gibt zwar exzellente, herausragende Solisten.Aber im Grunde ist das Akkordeon ein Instrument, dessen Erlernen niemals einenEndpunkt erreicht. Nach oben hin ist alles offen.

    Stichwort: LektüreBücher sollten auf jeden Fall den Musikunterricht begleiten. Natürlich kann man jedeMenge Bücher über das Musizieren lesen, ohne dass man in der Lage ist, auch nur eineinziges Lied zu spielen. Akkordeonspielen ist eben ein praktisches Fach. Man weiss esnicht, sondern man kann es. Dennoch rundet das Lesen geeigneter Bücher das Erlerneneines Instrumentes ab. Es gibt einem eine ganze Menge Hintergrundwissen. Aus den

    Biographien bekannter Musiker kann man entnehmen, wie sie selbst geübt haben; es sindoft allerlei Ratschläge darin enthalten. Siehe dazu auch meinen gesonderten Leitsatz “LiesBiographien bekannter Musiker”.

    Es gibt viele verschiedene Richtungen an Lektüre, zum Beispiel Fachbücher überMusikgeschichte, Harmonielehre, Rhythmik, Formenlehre usw. Dann gibt es die bereitserwähnten Biographien, dann Lexika mehr oder weniger spezialisiert usw. Ich empfehle -ohne hier genaue Titel zu nennen - folgende Bücher nach einige Monaten desMusikunterrichtes anzuschaffen:

    1. ein Musiklexikon,dieses ist wichtig, um zum Beispiel bestimmte Ausdrücke zum musikalischen Vortrag inden Noten nachzuschlagen. Wer vergessen hat, was “diminuendo” bedeutet, wird in dem

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    33/62

    Lexikon eine Antwort finden. Es sollte aber auch prägnante Angaben zu den wichtigstenKomponisten beinhalten.

    2. ein Buch zum Thema “Grundlagen der Musiklehre”,das nach und nach durchgearbeitet wird. Wichtig sind dabei die Kapital über Akkord- undHarmonielehre. Gut wäre es, wenn praxisorientierte Notenbeispiele in dem Band enthalten

    sind.

    Auf dem Büchermarkt erscheinen jährlich zigtausend neue Titel. Davon bilden Bücher mitMusikthemen natürlich nur einen sehr kleinen Teil. Dennoch: wenn man diese großeAnzahl an neu erscheinenden und bereits vorhandenen Bücher bedenkt, ist es meinesErachtens recht bescheiden, was es an Titeln zum Thema Musiklehre gibt.

    Gezielt ein Repertoire aufbauen!Gezielt ein Repertoire aufbauen, d.h. nicht dieses oder jenes Stück ein bisschen spielen,sondern ein schönes Stück richtig gut draufhaben (vielleicht sogar auswendig), so dassman es stets sicher vorspielen kann. So sollte man Stück für Stück sein Repertoire auf-und ausbauen. Und damit sollte man relativ früh anfangen. Nicht in der erstenUnterrichtsstunden, aber doch schon in einem frühen Stadium.

    In den ersten Monaten sind die zu erlernenden Musikstücke noch nicht zum Vortragengeeignet. Sobald Du aber ein wirklich schönes Stück hast solltest Du Dir sagen: “DiesesLied nehme ich in mein Repertoire auf.” Das bedeutet zum einen, dass Du es besondersgut können musst, zum anderen, dass Du es in Abständen immer wieder spielst. Mannennt das “Repertoire spielen”. So baust Du Dir nach und nach eine Sammlung gutklingender Musikstücke auf, die Du wahrscheinlich zum Teil auswendig kannst. Dukannst so überall, wo sich Gelegenheit findet, Dich ans Instrument setzen und losspielen.

    Jeder Solist sowie jeder Unterhaltungsmusiker spielen Repertoire. Das heißt, sie haben einfest umrissenes Programm, das sie beherrschen. Sie versuchen, die einzelnen Stückeimmer weiter zu verbessern, auszubauen, Verzierungen und gut klingende Einschübehineinzubringen. Dabei werden die Stücke immer wohlklingender und der Musiker immerroutinierter.

    Doch kommen wir noch einmal zurück zum Anfänger. Ich halte es für gut, relativ früh mitdem Aufbau eines Repertoires zu beginnen, da es sonst sein kann, dass der Spieler nichtEIN Stück richtig beherrscht. Wird er von Freunden gefragt: “Du kannst doch Akkordeon

    spielen, spiel uns doch mal was vor”, so wird er oft nichts richtig vortragen können.

     

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    34/62

     

    Was macht man, wenn man überhauptkeine Lust zum Üben hat?“

    Man übt trotzdem! Kleinen Lustlosigkeiten darf nicht ohne weiteres nachgegeben werden.Das ist nicht nur beim Akkordeonspielen so, sondern auch auf anderen Gebieten. Hier sindein paar Gedanken, die Dir den Entschluss zum Üben erleichtern sollen:

    Du solltest Dir klarmachen: Du hast jetzt schon so und so viele Wochen/ Monate/JahreAkkordeonunterricht genommen. Du hast Dich einmal dafür entschieden und es einebeträchtliche Zeit lang ausgeübt und darum wirst Du es auch heute tun und wieder DeinÜbungspensum absolvieren. Auch wenn Du keine Lust hast. Etwas anfangen und es dannnicht konsequent fortführen ist der Anfang vom Ende. Es wäre schade um die bereitsaufgebrachte Mühe und das bereits investierte Geld für die Musikausbildung!

    Du musst ja nicht gerade heute etwas besonders Schwieriges üben. Nimm Dir doch DeineLieblingsstücke vor. Das ist zwar kein ideales üben (Üben ist nicht Spielen), aber in soeinem Ausnahmefall wie heute, an dem man überhaupt keine Lust hat, kann man dasschon mal so machen.

    Und noch etwas: Weil Du heute keine Lust hattest und trotzdem geübt hast, erlaubst DuDir selbst eine Belohnung: vielleicht ins Kino gehen oder etwas Besonderes naschen. Dashast Du Dir verdient, denn Du hast Dich selbst überwunden, Du hast Dich für dieDisziplin entschieden, und so etwas sollte belohnt werden.

    Eventuell helfen auch die Lehrsätze über “Meditatives Üben” oder “Übung hat einen Wertan sich”.

    Jedes Können muss durch Üben erarbeitetwerden!

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    35/62

    Biographien und Arbeiten bedeutender Künstler verraten uns, dass ihre Meisterwerkekeineswegs aus dem Handgelenk entstanden, sondern das Ergebnis endloser Tage undNächte, bzw. langen Übens waren.

    Wie die folgende Anekdote zeigt, gilt dieses auch für Musiker: Als ein Verehrer demberühmten Geiger Fritz Kreisler das Kompliment machte: “Ich würde mein Leben

    hingeben, um so zu spielen wie Sie!” entgegnete der Virtuose: “Das habe ich getan!”

    Ohne Üben geht es nicht, denn Üben ist die Brücke zwischen Wissen und Können. DenUnterschied sieht man deutlich an z.B. einem Studenten, der zwar nach seinem Studiumviel weiß, aber oft nicht viel kann. Können ist angewandtes Wissen. Wer gut Akkordeonspielen kann, ist ein Könner. Über das Akkordeonspielen zu lesen, nützt nicht viel. Selbstwenn man hundert Bücher darüber läse, könnte man nicht ein einziges Lied spielen. Nurdurch Üben kommt man zum Können.

    Wissen ist meistens leichter zu erlangen als Können. Leider erhält - zumindest inDeutschland - das Wissen, sogenanntes Bücherwissen, zu viel Anerkennung. Wissen alleinhat oft nicht viel Wert. Der Spruch “Wissen ist Macht” müsste besser heißen “Können istMacht”. Was gefragt ist, sind Könner, in unserem Fall: Könner am Instrument.

    Leider ist “üben” in unserer Gesellschaft verpönt. Dabei erzeugt üben Ausdauer,Beharrlichkeit, Geduld, Durchhaltevermögen. All dies sind wertvolle Eigenschaften, dieviel mehr die Stufen zum Erfolg bilden als Wissen, Intelligenz, Stärke. Der Wert derÜbung müsste in unserer Gesellschaft wiederentdeckt werden.

    Der Weg ist das Ziel!Das Ziel, ein guter Akkordeonspieler zu werden, ist für die meisten Schüler ein Fernziel.Es besteht die Gefahr, dass dieses Ziel aus den Augen verloren wird, dass man nicht die

    nötige Ausdauer aufbringt, es zu erreichen.

    Das Ziel = ein guter Akkordeonspieler werden, der Weg = Üben. Der Leitsatz “Der Wegist das Ziel” bedeutet: Bemühe Dich um das richtige Üben, dann stellt sich der Erfolg, dasZiel, von ganz alleine ein.

    Der Spruch “Der Weg ist das Ziel”, bedeutet also, dass man sich - zusätzlich zu demEndziel - Unterziele setzt und dass man sich mehr um den Weg zu diesem Ziel kümmert.Der Weg dorthin ist das Üben.

    Konkret heißt das: Bemühe Dich, am Üben Spaß zu haben, versuche, Freude an derBeschäftigung mit musikalischen Dingen zu finden, mit allem, was mit dem Akkordeonzu tun hat.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    36/62

    Leicht ist man verleitet, sein Augenmerk nur auf das Endziel zu richten und dabei denAugenblick nicht genügend zu beachten. Dabei entgeht einem leicht etwas, zum Beispielmit Freude festzustellen, dass man Fortschritte gemacht hat, dass man ein Übungsstücketzt einwandfrei spielen kann. All die vielen Einzelheiten auf dem Weg zum Hauptziel,

    die den langen Weg dorthin interessant machen, können verloren gehen, wenn man dieses

    Endziel zu sehr fixiert. Die Freude liegt im Tun selbst.

    Nach “Auftrittsmöglichkeiten” suchen! 

    Eine wichtige Aufgabe des Musizierens besteht gewiss darin, dem Musiker Erbauung und

    Entspannung zu geben. Doch genau so wichtig ist für ihn, Befriedigung aus demVorspielen für andere, für Zuhörer, zu finden. Daher ist es empfehlenswert, bereits frühnach geeigneten Vorspielmöglichkeiten zu suchen. Ein professionelles Engagementkommt für den Akkordeonschüler meistens nicht infrage, da er noch nicht gut genugspielen kann oder ein zu kleines Repertoire hat. Aber es gibt eine Reihe anderer Live-Auftrittsmöglichkeiten. Als Anregung können folgende Gelegenheiten dienen: 

    - ein Ständchen zu Omas Geburtstag  - Weihnachtslieder am Weihnachtsabend

      - Teilnahme an Schüler-Vorspielveranstaltungen u. s. w.

    Die Vorbereitung für einen echten Live-Auftritt ist sehr motivierend und bringt mehr Spaßals das normale Üben.

    Ich sollte früher einmal während der Weihnachtsfeier im Betrieb meines Vaters einigeWeihnachtslieder spielen. Ich wusste einige Wochen vor dem Termin Bescheid, hatte alsogenug Zeit zum Üben. Wie viel Spaß hatte ich mit einem mal am Üben. Ich wollte jaEindruck machen auf der Weihnachtsfeier. So übte ich Tag für Tag, viel mehr als ich es

    sonst tat. Als es dann soweit war, habe ich die Lieder bestens vorgetragen. Alle habenmitgesungen. Danach ging die Weihnachtsfeier mit anderen Programmpunkten weiter.Aber für mich war dieses Vorspielen ein wirklich wichtiges Ereignis, das meinem weiterenÜben viel Aufschwung gab.

    Überlege einmal selbst, wo für dich solche Auftrittsmöglichkeiten bestehen. Ein solcherAuftritt hat neben den musikalischen auch noch andere, persönlichkeitsbildende Vorteile.Du verlierst die Angst, dich vor ein Publikum zu stellen und gewöhnst dich schon früh anein entsprechendes Auftreten.

     

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    37/62

    CDs mit guter Akkordeonmusik hören!Das Hören guter CDs mit Akkordeonmusik ist motivierend. Gebe Dich ruhig ganzbewusst der Vorstellung hin, dass Du eines Tages auch so spielen wirst, wie der Solist aufder CD.

    Auch kann man eine Menge lernen, wenn man sein eigenes Spiel mit der professionellenVersion vergleicht, sofern die entsprechenden Titel auf CD erhältlich sind. Das trifft fürklassische Stücke ebenso zu wie für Stücke der sogenannten Unterhaltungsmusik. Ichhabe schon an anderer Stelle beschrieben, wie beeindruckt ich war, als ich zum ersten mal- zufällig – ein bekanntes Musikstück von einer CD hörte. Ich selbst hatte damals diesesStück längere Zeit geübt und es - wie ich meinte - auch ganz gut hinbekommen. Erst durchdas Hören dieser CD stellte ich fest, was mir noch am musikalischen Vortrag fehlte.

    An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es auch schlecht eingespieltePlatten gibt. Das betrifft aber hauptsächlich Akkordeonmusik mit Bandbegleitung. Mankann nämlich in Deutschland so gut wie keine CDs mit reiner Akkordeonmusik kaufen.Ich habe mich längere Zeit systematisch danach erkundigt, weil ich es kaum glaubenkonnte. Das ist eine wahre Marktlücke. Da ich selbst vorrangig vor älterem Publikumspiele, weiß ich, dass es zum Beispiel viele Menschen der ältere Generation gibt, die sehrgerne Akkordeonmusik hören, insbesondere die alten Schlager-Evergreens von früher.Aber auch moderne Stücke können sehr gut auf dem Akkordeon klingen. In Frankreich istdas zum Beispiel anders: dort sind etliche CDs mit Akkordeonmusik erhältlich.

    Im Grunde ist es erstaunlich: man spielt so oft selbst Akkordeon und wenn man dann maleine Platte auflegt, soll es auch noch Akkordeonmusik sein. Aber so ist das eben. MeinFrau hat sich neulich folgendermaßen geäußert: “Nun höre ich schon immer dein Spielen,dann leg doch wenigstens was anderes auf”.

    Baue Dir eine eigene kleine Plattensammlung mit Akkordeonmusik auf.

    Akkordeon-Live-Musik hören!Das Hören von Akkordeon-Live-Musik kann sehr motivierend wirken. Ich selbst habe denGenuss von vorgetragener Akkordeonmusik oft geradezu als Erlebnis empfunden. Essollte sich dabei aber um gekonntes Spiel handeln, nicht um schlechte Straßenmusiker. Es

    gibt diverse andere Möglichkeiten wie

    - Barmusik- Musik in Cafés und Restaurants

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    38/62

    - Akkordeonmusik von Freunden vorgetragen

    Bei anderen Leuten habe ich ebenfalls beobachten können, wie beeindruckend Live-Musikauf sie wirkt. Viele Menschen haben noch nie gut vorgetragen Live-Musik gehört. Beimersten mal sind sie oft beeindruckt. Ein echtes Instrument wirkt durch seine Vibrationen,Schwingungen und Obertöne ganz anders auf den Zuhörer als Musikkonserven. Einerseits

    sind sie verwöhnt, da sie an ausgefeilte Fertigkompositionen gewöhnt sind, die oft mit vieltechnischem Aufwand hergestellt werden. Andererseits sind die gleichen Leute von einemschlichten Akkordeon, auf dem in ansprechender Weise etwas dargeboten wird, aus ganzanderen Gründen begeistert.

    Live-Musik ist in der heutigen Zeit der Musikkonserven (= CDs) etwas Besonderes. AlsMusikausübender hast Du aber das Recht und die Pflicht, dieses Besondere ab und an zugenießen. Hinzu kommt, dass etwa ein Konzertbesuch in vielerlei Hinsicht interessant undlehrreich ist.

     

    Falsche Vorstellungen ablegen! - Teil IAls ich mit dem Erlernen des Akkordeonspielens begann, hatte ich die Vorstellung, dass

    ich in einigen Jahren Musikstücke sofort vom Blatt abspielen könnte. Im Laufe der Zeitlernte ich, dass kaum ein Musiker in der Lage ist, Stücke in Vortragsqualität sofortvorzuspielen. Wenn es sich auch nur um einen halbwegs anspruchsvollen Notensatzhandelt, muss er das Stück einüben. Zumindest muss er es sich ansehen und anspielen. Beieinem routinierten Profi wird das relativ schnell gehen.

    So ist es undenkbar, dass ein Musiker z.B. ein anspruchsvolles Stück sofort einwandfreivom Blatt spielt. Ein solches Werk muss erarbeitet werden, denn es sind zu viele Aspektebeim Vortrag zu beachten.

    Es ist gut für den Musikschüler, sich zeitig von solchen irrigen Vorstellungen zu befreien,um spätere Enttäuschungen zu vermeiden. Mir selbst wurde nach und nach klar, dassAkkordeonspielen ganz anders “funktioniert” als ich es mir vorgestellt hatte. MeinMusiklehrer hatte mir damals nichts über diese Dinge gesagt. Ich habe im Laufe der Zeita auch so mitbekommen, wie das Erlernen des Akkordeonspiels vor sich geht. Ich hätte es

    allerdings begrüßt - so sage ich im nachhinein - wenn man mir darüber einiges gesagthätte. Nun, du hast dir ja dieses Büchlein zum richtigen Üben besorgt, in dem duaufgeklärt wirst.

    Auch in verschiedenen anderen Punkten, auf die ich hier im einzelnen nicht eingehen will,hatte ich falsche Vorstellungen. über diese Dinge aufklären heißt gleichzeitig motivieren.Das, wovon man die Zusammenhänge versteht, macht man lieber. Man erkennt, wo es

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    39/62

    lang geht.

    “Träumen” oder Visualisieren!Es ist durchaus in Ordnung, wenn Du Dir ab und zu vorstellst, wie Du dein Instrumentbeherrscht, wie Du bewundert wirst und wie Du schwierige Stücke mit eleganterLeichtigkeit aus den Händen perlen lässt.

    Die Psychologen nennen dieses Träumen Visualisieren, also das geistige, bildlicheVorstellen. Dieses Visualisieren motiviert Dich und macht Dich empfänglich fürsämtliches Gedankengut, das Dein musikalisches Können voranbringt. Ja, der Gedanke,

    ein guter Akkordeonspieler zu sein, sollte dich sogar ganz und gar erfüllen. Er sollte deinLeitgedanke sein. Gebe dich oft diesen Träumen hin. Als Folge dieses Visualisierens wirstdu in vielen Dingen automatisch das tun, was dich deinem geistigen, inneren Bild näherbringt.

    Dieses Träumen wirkt ähnlich wie Affirmationen, also bejahende, aufbauendeÄußerungen, die man ich täglich formelhaft sagt. Ich halte es für wichtig, dass irgendwotief in dir das sichere Wissen vorhanden ist, dass du eines Tages ein guterAkkordeonspieler sein wirst, unabhängig davon, ob du dein Musizieren als Beruf ausübst

    oder nicht. Dieses Wissen braucht nicht begründbar sein, es ist einfach da, absolut undohne Bedingungen oder Einschränkungen.

    Dieses tiefe, innere Wissen wird dir immer wieder eine Stütze sein auf dem langen, vielGeduld und Ausdauer erfordernden Weg zum Endziel. Du kannst dir dann zum Beispielsagen: “Heute fiel mir das Üben schwer, aber ich spüre, ja ich weiß sogar, dass ich einesTages alle diese Titel mit Leichtigkeit spielen werde”.

    Vielen bekannte Persönlichkeiten, die von einer großen Idee erfüllt waren, ist es ähnlich

    ergangen. Sie wussten in ihrem Inneren, dass sie eines Tages Erfolg haben würden. Siewussten nicht, wann das geschehen würde, und sie wussten nicht wie es kommen würde.Nur von ihrem Endziel waren sie überzeugt. Diese Überzeugung war Triebfeder undKraftquell auf dem Weg voran.

    Playback-Musik zu Hilfe nehmen!Playback-Musik ist die Begleitmusik, zu der man die Melodiestimme spielt. Das Spielenzu Playback-Musik ist ein gutes Training und stellt eine Abwechslung dar. Es zwingt -

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    40/62

    ähnlich wie ein Metronom - den Takt strikt einzuhalten. Aber es macht mehr Spaß miteiner Playback-CD zu üben als mit einem Metronom.

    Als ich zum ersten mal zu einer Playback-CD gespielt habe, war ich überrascht, wie gutdas klingt. Es war tatsächlich so, als ob ein ganzes Orchester nebenher spielt. Da esheutzutage technisch diese Möglichkeit gibt, sollte man sie ruhig in sein

    Übungsprogramm einbauen.

    Außer CDs gibt es auch Disketten mit Playback-Musik. Diese haben den Vorteil, dass sie -in Verbindung mit einem entsprechenden Abspielgerät - langsamer oder schnellerwidergegeben werden können.

    Lies Biographien berühmter Musiker!Das Lesen von Biographien ist ganz allgemein eine lohnenswerte Lektüre. Man kann vieldaraus lernen. Ich halte Biographien sogar für das Beste, was man lesen kann. DieBeschäftigung mit dem Leben berühmter Männer und Frauen kann einem viel bringen. Esist auch kein langweiliger Lesestoff. Im Gegenteil: manche Biographie ist spannender alsein Krimi.

    Musikschüler werden insbesondere durch das Lesen von Musikerbiographien motiviert.Darin sind viele Begebenheiten aus dem wegen der vielen Konzertreisen interessantenLebensläufen enthalten.

    Arthur Rubinstein, ein in den USA ansässiger Solist, der insbesondere wegen seinerhervorragenden Chopin-Interpretationen berühmt war, sagte einmal sinngemäß: “Ichverspiele mich oft, das ist doch nicht weiter schlimm. Mit all meinen verspielten Notenkönnte ich allein schon eine ganze Tournee bestreiten”. Und er hatte ja recht. Denn seinRuhm basierte überwiegend nicht auf seinem technischen Können sondern auf seinen

    einfühlsamen Interpretationen. (Beachte hierzu den Leitsatz “Verspielen ja – steckenbleiben nein”.)

    Oder Claudio Arau, ein argentinischer Solist von Weltruhm: er konnte bereits als jungerSchüler alle Inventionen von Bach auswendig spielen und das in jeder gewünschtenTonart!

    Ich hoffe, dass ich mit diesen beiden Beispielen das Interessen für Biographien - nicht nurvon Solisten sondern auch von Komponisten - wecken konnte. Gerade auch bekannte

    Komponisten haben ein interessantes und oft tragisches Leben gehabt.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    41/62

    Das eigene Spiel aufnehmen!Ein Geschenktipp fürs nächste Weihnachtsfest: Schenke deinen Eltern eine von dir selbstgebrannte und bespielte CD mit hübschen Melodien! Das würde ihnen bestimmt gut

    gefallen. Und für dich wäre die Aufnahme der Musikstücke eine zusätzliche Übung. Ambesten suchst du ein paar Stücke nach ihrem Geschmack aus. Dann ist das einindividuelles Geschenk, das ihnen sicher viel Freude bereiten wird.

    Sein eigenes Spiel von einer Kassette oder Diskette zu hören, ist sehr lehrreich. Probierees selbst einmal aus. Du kannst spielerische Schwächen viel leichter feststellen, wenn du -bequem in einem Sessel sitzend - dir deine selbst eingespielten Titel anhörst. Für solcheAufnahmen sind digitale Instrumente besonders gut geeignet, haben sie doch Anschlüsse,um eine direkte Aufnahme zu ermöglichen.

    Von besonders gut gelungenen Stücken kann man sich so eine eigene kleine CD machen,die man zur Unterhaltung durchaus auch Freunden und Bekannten vorspielen kann.

    Falsche Vorstellungen ablegen! - Teil IIEine falsche Vorstellung, die manche Schüler haben, ist die, dass sie sich bereits nacheinigen Jahren Akkordeonunterrichts in der Lage sind, sich ans Instrument zu setzen undohne Noten Lieder zu spielen. Dieses ist jedoch eine Illusion!

    Ohne Noten läuft normalerweise nichts. Wenn man Musiker ohne Noten spielen sieht, sohaben sie vorher die Lieder nach Noten eingeübt und spielen sie dann auswendig vor. EinSpielen ganz ohne Noten, also lediglich nach dem Gehör, ist nur unter bestimmtenVoraussetzungen möglich: langjährige routinierte Spielpraxis, ein gutes Gehör und gute

    Kenntnisse in Harmonielehre. Und wenn das so Gespielte auch noch pfiffig klingen sollmit musikalischem Biss, so gibt es nur wenige Musiker, die das können.

    Ich selbst war früher auch der Meinung, dass ich nach einigen Jahren wohl so weit seinwürde, ohne Noten zu spielen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wieso ich auf dieseirrige Vorstellung kam. Im Laufe der Jahre, in denen ich mich mit dem Erlernen desAkkordeonspiels beschäftigte, bekam ich mit, was wirklich am Instrument machbar istund was nicht. Es gibt natürlich immer wieder besondere Spezialbegabungen beiMusikern. Das ist aber nicht der Normalfall.

  • 8/19/2019 Akkordeon Spielen Lernen - So Übst Du Richtig - Gerd Moritzen

    42/62

    Denke dran: mit Musik kannst Du Geldverdienen!

    Böse Zungen behaupten ja, dass Geld das beste Motivationsmittel ist. Ich glaube zwar,

    dass gerade zum Erlernen eines Instrumentes wie dem Akkordeon eine MengeEnthusiasmus gehört (siehe auch Leitsatz “Sei ein Enthusiast”), aber immerhin: mankönnte später das Akkordeonspielen zum Haupt- oder Nebenberuf machen.

    Wenn man jede Stunde, die man mit dem Erlernen des Akkordeonspiels beschäftigt ist,notieren würde und zwar angefangen als Kind bis hin zum Erwachsenen, dann käme einebeträchtliche Zahl zusammen. Es ist ein Zeitraum, der sich ohne weiteres über zwanzigJahre erstrecken kann. Wenn man nun jede Stunde mit einem bestimmten“Verrechnungssatz” berechnen würde und noch die Kosten für Unterrichtsgebühren,

    Noten, Instrument usw. hinzuzählt, dann käme eine große Summe zusammen. DieseAusbildungskosten sind viel höher als in anderen Berufen. Insofern müssten Musikereinen besonders hohen Stundenlohn haben.

    Nun ist das Akkordeonspielen ja nicht nur eine Berufstätigkeit sondern auch ein Hobby.Es dient der persönlichen Erbauung, Entspannung, Erholung, man macht es zur eigenenFreude und zur Freude anderer. Dieses Ziel haben wohl die meisten Akkordeonschüler imAuge.

    Es ist gut zu wissen, dass die Mühen und der Fleiß nicht umsonst gewesen sind und dassn