Aktion Mai 2015

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GRIECHENLAND Innensicht der Krise. Seite 3 NUR ZU TEUER? Ältere Arbeitslose sind etwas wert. Seite 6 Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000 /akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at Zeitwort Nicht wegen der Lorbeeren Im Mai holt das Weltkriegsgedenken Vorarlberg ein. Es gab das Land gar nicht mehr, als die vierte marokkanische Gebirgsdivision hier 1945 ihre Zelte aufschlug. Dass sich General René de Hesdin überreden ließ, den 40-jährigen Dornbirner Bauern Ulrich Ilg zum Chef einer zivilen Lan- desregierung zu ernennen, hatte auch praktische Gründe: Die Menschen hungerten. Daher sollten die Bauern die Führung übernehmen. Drei Bauern also, ein Kaufmann, ein Angestellter, ein Postbeamter, ein Schlosser und ein Eisenbahner nehmen am 24. Mai 1945 im Mehl- büro der Vorarlberger Müllervereinigung die Arbeit auf. „Wir sehen voraus, dass hier keine Lorbeeren zu ernten sind“, sagt Ulrich Ilg in sei- ner ersten Rede. Was sie alle antreibt, ist einzig die Sorge um das Land. Politik bedeutet in ihrem ureigensten Kern Dienst an der Gemeinschaft. Daran erinnert uns der Mai 2015. tm Mai 2015 Nr. 4/2015, XXIX. Jahrgang Zugestellt durch Post.at ALARMIEREND. Österreich war einmal berühmt für die duale Aus- bildung. Und heute? „Heute schämt sich eine Mutter, wenn sie zugeben muss, dass ihr Kind nur eine Leh- re macht.“ Immer weniger Betriebe bilden aus. Die Zahl der Lehrlinge bricht ein. Egon Blum redet nicht nur so daher. Der ehemalige Regierungs- beauftragte für Jugendbeschäfti- gung und Lehrlingsausbildung hat dramatische Zahlen erhoben. Erschreckende Zahlen Seit 2008 haben sich bundesweit 7552 Unternehmen aus der Lehr- lingsausbildung zurückgezogen. Heute sind noch 30.570 dabei. Auch die Zahl der Lehrlinge brach richtig- gehend ein. Wahrgenommen wird das nicht, weil die offizielle Statis- tik alle Lehrlingsplätze zusammen- zählt. Dabei mussten bereits 2013 über 9300 Jugendliche in überbe- trieblichen Ausbildungszentren unterrichtet werden, weil sie keine Plätze in Unternehmen fanden. Die bereinigte Statistik der be- trieblichen Lehrlinge weist einen Schwund von 22.372 seit 2008 aus. „Das ist mehr als die Demogra- fie“, unterstreicht Blum. Tatsäch- lich verringerte sich die Zahl der 15-Jährigen im selben Zeitraum um 20.787. Auch in Vorarlberg tut der Rückgang inzwischen weh. Und die Zukunftsaussichten sind beängsti- gend: „Hilflos reden wir vom Fach- kräftemangel, dabei werden wir in den kommenden vier Jahren 30.000 Lehr-Absolventen weniger haben.“ Handlungsbedarf Dass das Jahr 2008 die Wende ins Ne- gative brachte, kommt für AK-Präsi- dent Hubert Hämmerle nicht von ungefähr. „2008 hat die Regierung gegen heftigen Protest die erleich- terte Lehrlingskündigung beschlos- sen.“ Ein Jahr später wurden die Zwi- schenprüfung in der Lehre und der Blum-Bonus abgeschafft. Seiten 4/5 „In Österreich“ keine Herkunftsgarantie Pro Kopf konsumieren Österrei- cher jedes Jahr rund sieben Liter Apfelsaft. Für den Test, den der Verein für Konsumenteninfor- mation (VKI) mit der AMA Mar- keting durchgeführt hat, wurden 20 Apfelsäfte untersucht: Zehn Direktsäfte, neun Säfte aus Kon- zentrat und ein naturtrüber Saft mit Zimtaroma. Die Ergebnisse sind durchwegs positiv. Nur die Äpfel kommen manchmal von weit her. Seiten 11/12 Quelle: WKO, Foto: Ludwig Berchtold Seit 2008 haben sich österreichweit 7552 Unterneh- men aus der Lehrlingsausbildung verabschiedet – 22.372 Lehrplätze gingen verloren. So geht die Lehre kaputt 7322 119.077 122.378 125.962 129.823 131.880 131.676 129.899 128.078 125.228 120.579 115.068 7515 7820 8001 8175 8147 8133 8240 8104 7914 7542 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Abschaffung Blum-Bonus Einführung Lehrlingskündigung Abschaffung Qualitätsprämie Zahl aller Lehrlinge in Öster- reich und in Vorarlberg Wie falsche Politik wirkt AK hat Roamingopfer 12.000 Euro erspart 2014 wurden die AK-Konsumen- tenberater 4410 mal mit Proble- men bei Handy, Internet und TV konfrontiert. Dabei geht es teil- weise um gewaltige Summen. Allein die sechs größten Fälle von Sandra Leichte umfassten 25.000 Euro. Einem Lustenauer hat der Einsatz der AK Vorarlberg 12.000 Euro erspart. Die AK fordert lange schon dringend nötige gesetzliche Nachbesserungen. Seite 8 LUSTVOLLER BILDUNGSSOMMER Alle Sommerkurse des BFI der AK in einer eigenen Beilage auf einen Blick. Vorläufiges „Aus“ für Sonntagsöffnung Für die Gewerkschaft ist mit der Urabstimmung die Sache vom Tisch. 95,9 Prozent der Wiener Handelsangestellten haben der Sonntagsöffnung eine klare Ab- sage erteilt. Auf die Frage „Wollen Sie persönlich am Sonntag arbei- ten?“ antworteten sie mit Nein. Beteiligt haben sich an der Befra- gung freilich nur 8699 Handels- angestellte, knapp ein Viertel der 37.526 Beschäftigten, die von der Gewerkschaft zur Urabstimmung eingeladen worden sind. Anlass- bezogen wird das strittige Thema spätestens rund um den Song Contest (19. bis 23. Mai) erneut diskutiert. Stark. Selbstbewusst. Kompetent. Spezifische Angebote Gesundheit Bildungsabschlüsse Potenzial und Energie Kompetenz und Leistung BILDUNGS - SOMMER 2015 M i t W e i t e r b i l d u n g z u m p e r s ö n l i c h e n E r f o l g DIE NEUEN SOMMERKURSE für Erwachsene, Kinder und Jugendliche von 22. Juni bis 11. September

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Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

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Page 1: Aktion Mai 2015

GRIECHENLANDInnensicht der Krise. Seite 3

NUR ZU TEUER? Ältere Arbeitslose sind etwas wert. Seite 6

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258

Betriebsreferat – 1500Info Arbeitsrecht – 2000Insolvenzrecht – 2100Sozialrecht – 2200Lehrlinge/Jugend – 2300Arbeitsrecht Feldkirch – 2500Familie/Frauen – 2600Konsumentenschutz – 3000Steuerrecht – 3100AK Bregenz – 5000AK Dornbirn – 6000AK Bludenz – 7000

/akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at

Zeitwort

Nicht wegen der Lorbeeren Im Mai holt das Weltkriegsgedenken Vorarlberg ein. Es gab das Land gar nicht mehr, als die vierte marokkanische Gebirgsdivision hier 1945 ihre Zelte aufschlug. Dass sich General René de Hesdin überreden ließ, den 40-jährigen Dornbirner Bauern Ulrich Ilg zum Chef einer zivilen Lan-desregierung zu ernennen, hatte auch praktische Gründe: Die Menschen hungerten. Daher sollten die Bauern die Führung übernehmen.

Drei Bauern also, ein Kaufmann, ein Angestellter, ein Postbeamter, ein Schlosser und ein Eisenbahner nehmen am 24. Mai 1945 im Mehl-büro der Vorarlberger Müllervereinigung die Arbeit auf. „Wir sehen voraus, dass hier keine Lorbeeren zu ernten sind“, sagt Ulrich Ilg in sei-ner ersten Rede. Was sie alle antreibt, ist einzig die Sorge um das Land. Politik bedeutet in ihrem ureigensten Kern Dienst an der Gemeinschaft. Daran erinnert uns der Mai 2015. tm

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ALARMIEREND. Österreich war einmal berühmt für die duale Aus-bildung. Und heute? „Heute schämt sich eine Mutter, wenn sie zugeben muss, dass ihr Kind nur eine Leh-re macht.“ Immer weniger Betriebe bilden aus. Die Zahl der Lehrlinge bricht ein. Egon Blum redet nicht nur so daher. Der ehemalige Regierungs-beauftragte für Jugendbeschäfti-gung und Lehrlingsausbildung hat dramatische Zahlen erhoben.

Erschreckende ZahlenSeit 2008 haben sich bundesweit 7552 Unternehmen aus der Lehr-lingsausbildung zurückgezogen. Heute sind noch 30.570 dabei. Auch die Zahl der Lehrlinge brach richtig-gehend ein. Wahrgenommen wird das nicht, weil die offizielle Statis-tik alle Lehrlingsplätze zusammen-zählt. Dabei mussten bereits 2013 über 9300 Jugendliche in überbe-trieblichen Ausbildungszentren unterrichtet werden, weil sie keine Plätze in Unternehmen fanden.

Die bereinigte Statistik der be-trieblichen Lehrlinge weist einen Schwund von 22.372 seit 2008 aus. „Das ist mehr als die Demogra-fie“, unterstreicht Blum. Tatsäch-lich verringerte sich die Zahl der 15-Jährigen im selben Zeitraum um 20.787. Auch in Vorarlberg tut der

Rückgang inzwischen weh. Und die Zukunftsaussichten sind beängsti-gend: „Hilflos reden wir vom Fach-kräftemangel, dabei werden wir in den kommenden vier Jahren 30.000 Lehr-Absolventen weniger haben.“

HandlungsbedarfDass das Jahr 2008 die Wende ins Ne-gative brachte, kommt für AK-Präsi-dent Hubert Hämmerle nicht von ungefähr. „2008 hat die Regierung gegen heftigen Protest die erleich-terte Lehrlingskündigung beschlos-sen.“ Ein Jahr später wurden die Zwi-schenprüfung in der Lehre und der Blum-Bonus abgeschafft.

▸ Seiten 4/5

„In Österreich“ keine Herkunftsgarantie Pro Kopf konsumieren Österrei-cher jedes Jahr rund sieben Liter Apfelsaft. Für den Test, den der Verein für Konsumenteninfor-mation (VKI) mit der AMA Mar-keting durchgeführt hat, wurden 20 Apfelsäfte untersucht: Zehn Direktsäfte, neun Säfte aus Kon-zentrat und ein naturtrüber Saft mit Zimtaroma. Die Ergebnisse sind durchwegs positiv. Nur die Äpfel kommen manchmal von weit her. ▸ Seiten 11/12

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Seit 2008 haben sich österreichweit 7552 Unterneh-men aus der Lehrlingsausbildung verabschiedet – 22.372 Lehrplätze gingen verloren.

So geht die Lehre kaputt

7322

119.077

122.378

125.962

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8175 8147 81338240

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2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Abschaffung Blum-BonusEinführung LehrlingskündigungAbschaffung Qualitätsprämie

Zahl aller Lehrlinge in Öster-reich und in Vorarlberg

Wie falsche Politik wirkt

AK hat Roamingopfer 12.000 Euro erspart2014 wurden die AK-Konsumen-tenberater 4410 mal mit Proble- men bei Handy, Internet und TV konfrontiert. Dabei geht es teil-weise um gewaltige Summen. Allein die sechs größten Fälle von Sandra Leichte umfassten 25.000 Euro. Einem Lustenauer hat der Einsatz der AK Vorarlberg 12.000 Euro erspart. Die AK fordert lange schon dringend nötige gesetzliche Nachbesserungen. ▸ Seite 8

LUSTVOLLER BILDUNGSSOMMER Alle Sommerkurse des BFI der AK in einer eigenen Beilage auf einen Blick.

Vorläufiges „Aus“ für SonntagsöffnungFür die Gewerkschaft ist mit der Urabstimmung die Sache vom Tisch. 95,9 Prozent der Wiener Handelsangestellten haben der Sonntagsöffnung eine klare Ab-sage erteilt. Auf die Frage „Wollen Sie persönlich am Sonntag arbei-ten?“ antworteten sie mit Nein. Beteiligt haben sich an der Befra-gung freilich nur 8699 Handels- angestellte, knapp ein Viertel der 37.526 Beschäftigten, die von der Gewerkschaft zur Urabstimmung eingeladen worden sind. Anlass-bezogen wird das strittige Thema spätestens rund um den Song Contest (19. bis 23. Mai) erneut diskutiert.

Stark. Selbstbewusst. Kompetent.

Spezifische AngeboteGesundheit

BildungsabschlüssePotenzial und Energie

Kompetenz und Leistung

BILDUNGS-SOMMER 2015M i t W e i t e r b i l d u n g z u m p e r s ö n l i c h e n E r f o l g

DIE NEUEN

SOMMERKURSE

für Erwachsene, Kinder

und Jugendliche

von 22. Juni bis 11. September

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2 Meinung Mai 2015

Sich dem Bildungsdiktat widersetzen

AKtion April: Liessmann: „Smartphone weg und Buch heraus“Ich gratuliere euch herzlich zur AKtion, die insgesamt eine sehr lesenswerte Zeitung ist. Beson-ders erfreulich ist es, dass die AK den momentan ernsthaftesten Bildungsexperten, Konrad Paul Liessmann, zu einem Vortrag eingeladen hat und seine Ausfüh-rungen dann schwerpunktmäßig in der Ausgabe 3/15 behandelt. Er legt seinen Finger gekonnt auf die wirklichen Wunden unserer momentanen Bildungspolitik und fordert die „schweigende Mehrheit“ auf, sich dem „Bildungsdiktat“ der Industriellenvereinigung, der Grü-nen, der Sozialdemokraten etc. zu widersetzen, deren einziges Credo darin besteht, dass „alles neu sein muss“. Liessmann weist zu Recht darauf hin, dass kein vernünftiger Mensch Dinge verändert, die funk-tionieren. Die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, der Bolog-naprozess, die Kompetenzorientie-rung und die Zentralmatura haben jedenfalls keine Verbesserung gebracht. Deshalb ist Liessmann uneingeschränkt zuzustimmen, wenn er verlangt: „Man sollte alle Bildungsreformen stoppen und auf dem aufbauen, was bis jetzt funkti-oniert.“

Wolfgang Türtscher, Bregenz

Kinder die Unterschiede selber testen lassen

Es ist sicher schwierig, in der heuti-gen schnelllebigen Zeit noch natür-liche, frische Menüs für eine ganze Familie täglich zuzubereiten. Das ist nur möglich, wenn eine Frau/Mutter nicht neben der Kinderer-ziehung arbeiten geht.

Trotzdem ist es wichtig, beson-ders Kindern ein gutes Vorbild in Bezug auf Ernährung zu sein.

Schlimm finde ich, dass es einen Markt für Kinderlebensmittel mit Fertigprodukten gibt, die nicht besonders gesund sind und zudem unnötige, unnütze Zusätze und vor allem viel Fett sowie Zucker ent-

halten. Da sollten die Konsumen-tinnen und Konsumenten, welche Kinder haben, ein besonderes Augenmerk darauf legen, Fertig-produkte für Kinder nur in kleinen Mengen oder einfach gar nicht zu kaufen.

Die Kinder, welche von ihren Eltern „natürliche Lebensmittel“ zu essen bekommen, können sich „glücklich schätzen“.

Interessant wäre, die Kinder die Unterschiede zwischen selbst zubereiteten Speisen und Geträn-ken und Fertigprodukten testen zu lassen.

Ingrid Grasbon, Bludenz

Kalte Progression wirkt unabhängig von der Steuerklasse

AKtion April: Stichwort „kalte Progression“In diesem Kurzartikel wird wie-der einmal behauptet, dass durch den jährlich höheren Lohn „die Arbeitnehmer in höhere Steuer-klassen rücken“ und dadurch die kalte Progression entsteht. Das ist so nicht richtig! Auch wenn man

durch eine Lohnerhöhung nicht in eine höhere Steuerklasse rückt, wirkt die kalte Progression, da mit jeder Lohnerhöhung auch der mitt-lere Steuersatz zunimmt, da wir ja keine Flatrate haben. Der mittlere Steuersatz ist eine bei 11.000 Euro beginnende Kurve, deren Steigung stetig abnimmt und sich ab 2016 dem 55-Prozent-Wert annähert. Die Spezialitäten des 13. und 14. Monatsgehalts sind darin nicht berücksichtigt.

Beim (mittleren) Prozent-Satz gibt es bei den Grenzsteuersätzen keine Sprünge, womit gezeigt wird, dass die Aussage mit den Steuer-klassen nicht richtig ist.

Übrigens ist die Methode der verschiedenen Steuerklassen zwar weit verbreitet, aber nicht zwingend notwendig. Genauso könnte man für den Verlauf des Prozent-Satzes eine einzige mathematische For-mel verwenden.

Dr. DI Bernd Oesterle, Hard

Einfach Danke für „Wissen fürs Leben“

Sehr geehrte Damen und Herren und liebes Team vom „Wissen fürs Leben“, es ist mir ein tiefes Bedürf-nis, mich bei Ihnen zu bedanken: Danke für die wunderbaren Vor-träge.

Danke für die beeindruckenden Vortragsredner, die Sie mir direkt überallhin senden.

Danke, dass ich entspannt und bequem dieses wertvolle Wissen so einfach genießen kann. Welch ein Segen :-)

Danke für die aktuellen The-men.

Danke für die wertschätzende Einführung.

Ein Danke an mich, dass ich Sie gefunden habe. :-))

Ein Danke an mich, dass ich den Wert erkennen darf und damit lebe.

Ich gebe Ihre Adresse oft weiter. Den einen oder anderen Redner oder Rednerin kenne ich aus Se-minaren. Schön, es nochmal zu hören. Mein Tag, mein Leben wird um vieles reicher. Danke für die Motivation und Ihre Bereitschaft, dies ins Netz zu stellen. Wünsche Ihnen allen einen Himmel voller Erdbeeren.

Susan Janet Burger, München

Leserforum

Einladung zur Telefon-SprechstundeMit AK-Präsident Hubert Hämmerle

5. Mai von 14 bis 15 Uhr unter 050/258-6800

„Mit Reda kond d’Lüt zemma“ ist das Motto von AK-Präsident Hubert Hämmerle. Nutzen Sie die Gelegenheit und machen Sie Ihre Fragen, Anliegen und Vorschläge zum Thema.

Stark für Sie. www.ak-vorarlberg.at

April 2015 Thema 9

5367 Schulversuche wurden 2012/13 an den 5804 Schulstandorten in ganz Österreich durch-geführt. Die ersten Ver-suche laufen seit mehr als 50 Jahren. An einer Schule können auch mehrere Versuche pa-rallel laufen.

5,8 % des Bruttoinlandspro-duktes wurden in

Österreich im Schuljahr 2012/2013 für Bildung ausgegeben.

80 Schüler durften im dem Jahr 1869, als das Reichsvolksschulgesetz in Kraft trat, höchstens in einer Klasse sitzen. Heute liegt die Ober-grenze bei 25. Im Schul-jahr 2012/13 saßen durchschnittlich 20,1 Kinder in insgesamt 55.604 Klassenzimmern.

»VERWERTBARES WISSEN. Im Rahmen der Reihe „Wissen fürs Le-ben“ stellte Konrad Paul Liessmann (61) sein neues Buch „Geisterstun-de – Die Praxis der Unbildung“ vor. Liessmann ist Professor an der Uni-versität Wien, Philosoph und Au-tor zahlreicher Bücher. Die AKtion sprach mit ihm über die perfekte Bildungswelt, verwertbares Wissen und darüber, wie man das Bildungs-system reformieren könnte.

AKtion: Sie nennen Ihr Buch de-zidiert eine „Streitschrift“ – Wird nicht schon genug über das österrei-chische Bildungssystem gestritten? Konrad Paul Liessmann: Ich habe den Eindruck, es wird gar nicht mehr gestritten. Es gibt ja kaum noch divergente Meinungen. Mitt-lerweile sind von der Industriellen-vereinigung über die Grünen bis zu den Sozialdemokraten alle für die Individualisierung des Unterrich-tes, die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, den Bolognaprozess, die Kompetenzorientierung, die Zentralmatura. Da herrscht große Einigkeit über die Fraktionen hin-weg. Uneinigkeit herrscht nur in der Finanzierungsfrage, niemand will wirklich in den Bildungsbereich in-vestieren.Wie würde Ihrer Meinung nach in einer perfekten Welt ein Bildungs-system aussehen?Liessmann: Wir haben keine per-fekte Welt. Ich verwehre mich da-gegen, von solchen Vorstellungen auszugehen. Das kann nur in die Irre führen. Es gibt keine perfekten Lehrer, die acht Stunden in perfek-ten Räumlichkeiten perfekte Schü-ler unterrichten. Ich möchte davon ausgehen, wie man ein Bildungs-system mit den Menschen, die wir haben, organisieren kann. Ich kann tausend Mal schreiben: ,Wir brau-chen die Besten für den Lehrberuf.‘ Solange der Lehrberuf das Image hat, das er hat, die Ausbildung der Lehramtsstudenten sich nicht ver-bessert, sondern verschlechtert,

werde ich nicht die Besten für diesen Job bekommen. Sie beklagen in Ihrem Buch, dass nur noch verwertbares Wissen vermit-telt wird. Warum?Liessmann: Ich beklage nicht, dass verwertbares Wissen vermittelt wird. Ich beklage, dass jede Form des Wissens am Kriterium der unmit-telbaren Verwertbarkeit orientiert wird. Hätten Menschen früher ihr Wissen und ihre Neugier an Krite-rien der Verwertbarkeit gemessen, hätte es keine einzige wirkliche Er-findung oder Erkenntnis gegeben. Weil verwertbar waren diese Dinge ursprünglich überhaupt nicht. Wer sich in der Dunkelheit eingerichtet hat, sieht keinen Sinn darin, mit dem Feuer zu experimentieren. Wie könnte man das Bildungssystem besser machen?Liessmann: Einer meiner Vor- schläge wäre ein sofortiger Stopp aller Bildungsreformen. Aufbauen auf dem, was man hat und was funk-tioniert. Kein vernünftiger Mensch verändert Dinge, die funktionie-ren. Wir haben in Österreich zum Beispiel ein großes Problem mit funktionalem Analphabetismus. Angeblich können 25 Prozent der Schulabgänger nicht sinnerfassend lesen. Da brauche ich wirklich kei-ne große Bildungsreform, ich muss einfach analysieren, wie die Lesedi-daktik in den Schulen derzeit aus-schaut. Vielleicht ist die falsch und man sollte zu Techniken zurück-kehren, die sich schon bewährt ha-ben, die dann abgeschafft wurden, weil irgendein Bildungsexperte die Idee hatte, Kinder sollen nicht mehr auf herkömmliche Weise Lesen ler-nen, sondern nach einer neuen, ver-meintlich fortschrittlicheren Me-thode. Man muss meiner Meinung nach nicht das System verändern, sondern die Einstellungen der han-delnden Personen. Ich muss Lehrer stärken und sie ermutigen, auch mal zu sagen: ,Stopp, Smartphone weg, Buch heraus.‘ Das ist der entschei-dende Punkt.

Liessmann: „Smartphone weg und Buch heraus“

INTERVIEW Konrad Paul Liessmann stellte bei „Wissen fürs Leben“ sein neues Buch vor

Man muss meiner Meinung nach nicht das System verändern, son-dern die Einstel-lung der handeln-den Personen.Univ.-Prof. Konrad Paul Liessmann Philosoph und Autor

Statt ihr Smartphone sollten Jugendliche auch öfter mal ein Buch in die Hand nehmen, das stärkt die Lesefähigkeit

BILDUNGSMISERE. Österreich leistet sich eines der teuersten Bil-dungssysteme der Welt. Trotzdem schneiden österreichische Schüler regelmäßig schlecht bei Schulleis-tungsuntersuchungen ab.

Bundeskanzler Werner Fay-mann möchte am 17. November die Fakten zur Schulreform präsentie-ren. Die Autonomie der Schulen und die Ganztagsschulen gehören seiner Meinung nach ausgebaut. „Seit mehr als einem Jahr liegt das

Arbeitsprogramm schon vor, bis auf einige kosmetische Veränderun-gen ist aber nicht viel passiert“, sagt Gerhard Ouschan, Bereichsleiter der AK-Bildungspolitik. Man müsse von der System-Diskussion auf die in-haltliche Ebene kommen und damit die konkreten Fragen nach den er-forderlichen Bildungszielen stellen.

Mit welchen Fähigkeiten sollen Jugendliche nach der Schule ausge-rüstet sein, was müssen sie wissen, um in der Gesellschaft von morgen

und am Arbeitsmarkt erfolgreich teilhaben zu können? Wenn wir das wissen, kann man sich darüber Ge-danken machen, wie das System der Vermittlung auszusehen hat.

„Im Großen und Ganzen sind viele Absichtserklärungen im Pro-gramm enthalten, dort, wo man konkreter wird und beispielsweise Summen genannt werden, die man investieren will, wird man genau hinschauen müssen, ob das auch passiert“, sagt Ouschan.

Bildungsausgaben des Staates steigen weiter konstant anNach den Steuern will Bundeskanzler Werner Faymann noch in diesem Jahr auch das Bildungswesen reformieren. Präsentiert soll am 17. November werden.

Zur PersonKonrad Paul Liessmann ist Pro-fessor für Methoden der Vermitt-lung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien, Essayist und Kulturpublizist, außerdem leitet er das Philosophicum Lech.

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Impressum Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz ▸ Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der

Redaktion: AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, E-Mail: [email protected] ▸ Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/impressum.htm ▸ Redaktion: Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Thomas Matt, Arno Miller ▸ Infografik: Bettina Krepper, Gerhard Riezler ▸ Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.

Liebe Leser,wir freuen uns über Ihre Zuschrif-ten! Schreiben Sie uns an AK Vorarlberg, Leserforum, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, per E-Mail an [email protected] oder auf facebook.com/akvorarl- berg. Wegen der vielen Zusendun-gen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröf-fentlichen. Die Redaktion behält sich das Recht zu kürzen vor.

Bildungsexperte Liessmann im Interview: „Niemand will wirklich in den Bildungsbereich investieren.“

Leitartikel von AK-Direktor Rainer Keckeis

Und die Politik schaut weg …Wer erinnert sich noch an Minister Bartenstein? Er war unter der schwarzblauen Regierung für den Arbeitsmarkt zuständig und massiver Kritik der SPÖ, des ÖGB und der rot dominier-ten Arbeiterkammern ausgesetzt. Warum? Weil wir damals, Mitte des letzten Jahrzehnts, die Schallmauer von 200.000 Arbeitslosen durchbrochen hatten. Er wurde als herzloser

Industrieller dargestellt, dem die Nöte der Arbeitslosen egal seien. Dies ungeachtet der Tatsache, dass er damals erheblich mehr Mittel als je zuvor für die aktive Arbeits-marktpolitik bereitstellte.

Die Kritiker von damals verharren angesichts der ka-tastrophalen Entwicklung des Arbeitsmarktes in peinlichem Schweigen. Der heute zustän-

dige Minister zeigt sich betroffen, kürzt aber die Budgetmit-tel für das AMS. Wer einen Aufschrei des ÖGB oder der SPÖ angesichts der heute mehr als 400.000 Arbeitslosen erwartet, wird enttäuscht. Brav dem Gesetz folgend, dass alles, was von der eigenen Partei kommt, bedingungslos akzeptiert werden muss, bleiben die Arbeitslosen auf der Strecke. Denn niemand will dem angehenden Kandidaten zur Bundesprä-sidentenwahl schaden. Dabei gäbe es viel zu fragen: Was will der Sozialminister in der Zuwanderungsfrage angesichts der Arbeitsmarktlage tun? Wie passen steigende Arbeitslosen-zahlen und schwindende Budgetmittel zusammen? Weshalb sinkt in Deutschland die Arbeitslosigkeit und bei uns steigt sie auf das höchste Niveau der Nachkriegszeit? Es wäre Zeit für eine Rückbesinnung auf ehemals hochgehaltene sozial-demokratische oder auch christlich-soziale Werte.

▸ E-Mail: [email protected]

Arbeit – keine Arbeit haben – Themen, die mich täglich beschäftigen. Arbeitslosigkeit macht krank, ein Zuviel an Arbeit auch. Es gibt ausgearbeitete Konzepte für eine quali-tätsvolle und existenzsichernde Beschäftigung für Langzeit-arbeitslose. Auch gibt es Modelle, die auf die Lebensphasen von Beschäftigten eingehen.

Beides scheitert an einem System, das sich mehr um Statistiken als um Menschen kümmert. Die Aussage „Wichtig und sinnvoll, aber ich kann da nichts machen“ zieht sich bis zu den höchsten Entscheidungsträgern hin. Politik, Gesundheits-, Bil-dungssysteme, AMS etc. sind vom Spargedanken hand-lungsunfähig, reagieren mit

ähnlich hilflosen Mitteln – zusätzliche Bürokratie, weitere Gesetze und Überregulierungen, die lähmen, was verändert werden könnte, ja verändert werden muss.

Wir sind alle gefordert. Jede/r von uns kann, ja muss etwas tun. Die Dinge wieder selber in die Hand nehmen, Verant-wortung übernehmen, hinschauen, sich nicht alles gefallen lassen. Nur dies wird Wirkung zeigen, unser Leben und unse-re Umwelt verändern. Dabei passieren Fehler? Ja – wir werden daraus lernen; mehr als aus der aktuellen „verwalten statt gestalten“-Mentalität. Verantwortung gibt dem Leben Sinn, macht Freude, motiviert zu neuem Tun. Machen wir den Schritt – jeder für sich und doch alle gemeinsam. Nur so wird sich was ändern. Und ganz sicher in die richtige Richtung.

▸ E-Mail: [email protected]

Jürgen Marcabruni ist Geschäftsführer der ABO gemeinnützige Projekt GmbH.

Es ist Zeit für eine Rückbesinnung auf sozialdemokrati-sche und christ-lich-soziale Werte.

»

Gastkommentar von Jürgen Marcabruni

Und jetzt alle!

Machen wir den Schritt – jeder für sich und doch alle gemeinsam.

»

Page 3: Aktion Mai 2015

Mai 2015 EU und Griechenland 3

SERIE Die EU einfach erklärt – Teil 4

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Staatsverschuldung (in Mrd. Euro)

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

195,4224,2

239,3263,3

299,7329,5

355,2

303,9 316,4 318,4

Arbeitslosenquote (in Prozent)

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

9,9 8,9 8,3 7,79,5

12,5

17,7

24,2

27,3 26,3

Internationale Hilfe (in Mrd. Euro)

1. Hilfspaket derEuroländer 2010–11(Bilaterale Kredite)

53

2. Hilfspaketder Euroländer2012–14 (EFSF)

142

andereKredite 15

Geldmarkt-papiere 14

privateGläubiger 39

IWF 32

EZB 27

Gläubigerstruktur (in Mrd. Euro)

GER FRA ITA ESP NED BEL ÖST FIN SVK Sonst.

56,5

42,437,3

24,8

11,97,2 5,8 3,7 1,5 3,6

In�ationsrate (gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 20122013 2014

3,63,2

2,9

4,2

1,2

4,7

3,3

1,5

-0,9-0,4

Staatseinnahmen Staatsausgaben (in Mrd. Euro)

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

8694

106118

125114

10898

86 85

7582

91 9589 90 88 86 82 80

322

NIEDERGANG. Seit 20 Jahren macht er Griechenland auf dem Bre-genzer Leutbühel erfahrbar. Nicht dieses umstrittene Hellas, das die Solidargemeinschaft der EU seit Mo-naten in die Zerreißprobe zwingt. Unter diesem Image seiner Heimat leidet Pyrovolikos Panagiotis (57).

Sein Griechenland ist unbe-kümmert, hell und freundlich. Dem gestressten Städter verspricht es mit ein paar blauen Stühlen, reifen Oliven und einem Glas Retsina Erlö-sung vom Alltag. Das gilt für die Bre-genzer wie für Millionen Touristen an der Ägäis gleichermaßen.

Zu Ostern in AthenSeine Heimat heißt Ikaria. Die knapp 255 Quadratkilometer gro-ße Insel liegt westlich von Samos. Ein tragischer Held gab ihr den Namen. Von Ikaros erzählt der Mythos, dass ihm mit

seinem Vater Daedalus und selbst gebastelten Flügeln die Flucht von der Insel Rhodos gelang. Aber dann wurde der Sohn übermütig. Höher und höher stieg er allen Warnungen zum Trotz, bis die Sonne seine Flü-gel verbrannte. Er stürzte ins Meer. Eine Metapher für das Griechenland von heute?

Panagiotis lächelt gequält: „Ja, das war der Grund, weshalb wir so weit gekommen sind. Alle sind zu hoch geflogen. Mit fremdem Geld. Mit Wirtschaftswachstum null. Alle haben gut gelebt. Jeder Grieche hat ein Ferienhaus, ein Boot, das beste Auto, aber kein Geld.“ Wie das funk-tioniert hat? „Mit unserer Para-Öko-nomie – niemand zahlt Steuern, die Korruption blüht.“ Es gibt kein Wort in der deutschen Sprache dafür, am ehesten trifft es noch „Schatten-wirtschaft“.

Panagiotis reiste für das ortho-doxe Osterfest nach Athen zu sei-ner 81-jährigen Mutter. Sie hat noch Glück. Ihr Mann hat über 40 Jahre lang in Amerika gearbeitet. Von dort bezieht sie ihre Pension und „kann ganz gut leben“. Ansonsten

ist es in Athen „schlimmer als frü-her“. Alle haben sie gehofft,

dass es mit der neuen Regie-rung besser wird. „Aber

jetzt glaubt die Mehrheit an den Grexit, den Aus-

tritt Griechenlands aus der Währungsunion.

Und die Leute sagen: „Schlimmer kann es

nicht mehr werden.“

„Nicht bereit“Panagiotis nennt die

Einführung des

Euro in Griechenland heute einen Fehler. „Wir waren nicht bereit, in die Eurozone zu kommen.“ Allein ein Blick auf die staatliche Verwaltung reicht ihm als Bestätigung:

Griechenland: „Das Schlimmste wären die Nazis“

▸ QR-Code führt zur AK-Seite mit allen Grafiken zum Thema EU, die bislang veröf-fentlicht wurden.

Finden EU und Griechenland noch einen Ausweg aus der Krise? Oder ist es zu spät? Pyrovolikos Panagiotis war zu Ostern in seiner Heimat.

„Beim Staat angestellt zu sein ist für viele Griechen das Größte. Grie-chenland hat gerade mal elf Millio-nen Einwohner, aber fast 800.000 Beamte, das ist ja absurd.“

Die Stunde der RechtenWie das alles weitergeht? Panagio-tis steckt sich nachdenklich eine Zigarette an, dann sagt er: „Ich be-fürchte, dass die Nazi-Partei ,Golde-ne Morgenröte‘ abkassieren wird.“ Wenn die jetzige Syriza-Regierung scheitert, „driften die Leute ganz nach rechts. Das wäre das Aller-schlimmste. Griechenland mit sei-ner Geschichte von Demokratie, und dann von Rechtsradikalen regiert …“ Mit Nachdruck dämpft Panagiotis die eben begonnene Zigarette wie-der aus.

Und doch bleibt da immer ein wenig Hoffnung. „2014 war ein Su-perjahr für den Tourismus. Das ist ja unsere einzige Einnahmequelle. Auch dieses Jahr wird gut, sagen die Prognosen. Viele Ressorts sind schon ausgebucht zwischen Juli und August.“ Dies und der enorme Stellenwert der Familie dämpfen die Wucht der erdrückenden Pro- bleme etwas ab:. Da sind die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die wach-sende Armut, die aggressive Stim-mung gegen Deutschland. Aber da ist auch das Netzwerk der Familien. Die funktionieren in Griechenland noch anders – „jeder hilft“.

Ob Griechenland der EU lang-fristig erhalten bleibt? Das getraut sich Panagiotis nicht zu sagen. „Ich weiß nur eines: Die Probleme haben wir verursacht, nicht die EU.“

Page 4: Aktion Mai 2015

4 Brennpunkt Lehre Mai 2015

»Die Lehrlings- und Fachkräftesituati-on in Österreich ist dramatisch. Aber es scheint niemanden zu kümmern.

KommR Egon BlumLehrlingsexperte

Wo sollen denn Fachkräfte herkommen, wenn die Lehre vernachlässigt wird? Dass die Lehre gerade noch mit Goldmedaillen ein wenig öffentliche Wahrnehmung erha-schen kann und in den Wahlkämpfen keiner Partei mehr einen Trop-fen Tinte wert ist, spricht Bände. Ein großes Imageproblem geht da mit der Orientierungs-losigkeit der Jugend und fehlendem staatlichem Investment eine letale Verbindung ein.

FÜNF VOR ZWÖLF. In Vorarlberg gehen die Uhren anders. Bis vor Kurzem war das jedenfalls so. „Aber heuer haben wir acht Prozent weni-ger Erstjahreslehrlinge“, sagt Egon Blum, das ist mehr als die demogra-fische Entwicklung erklären kann. Österreichweit hat sich die Zahl der Lehranfänger seit 2008 auf 21.503 praktisch halbiert.

„Schlicht furchterregend“„Die Realität in der Lehrlings-Ent-wicklung ist schlichtweg furchter-regend und dramatisch, es herrscht Notstand am Lehrstellenmarkt“, versucht der ehemalige Regierungs-beauftragte in einem Schreiben die Sozialpartner wachzurütteln.

Er ortet ein enormes Imagepro-blem der Lehre. Die Mehrzahl der Betriebe bilde zwar gut aus, „aber zu viele Unternehmen bilden schlecht aus“. Vier von zehn Lehrverhältnis-sen wurden 2013 vorzeitig aufge-löst, Tendenz steigend. Und warum? „Tausende brechen jedes Jahr die Lehre ab, weil sie schlecht infor-miert oder zu oft für berufsbildfrem-de Tätigkeiten eingesetzt werden“, sagt Blum. Die öffentliche Meinung hat ihr Urteil längst gefällt: Jugend-liche mit schlechten Zeugnissen

passen in eine Lehre, die Begabten in die weiterführenden Schulen mit Blickrichtung Universität. Da ist we-nig von Eignung und Neigungen die Rede, stattdessen führt oft elterli-ches Vorurteil Regie.

AK-Präsident Hubert Hämmerle hat mit Egon Blum viel gemeinsam. Beide sind gelernte Werkzeugma-cher und kennen die Lehre, wie sie sein sollte. Gemeinsam betonen sie, dass es fünf vor zwölf ist, wenn der Niedergang der dualen Ausbildung nach 2008 endlich gestoppt werden soll.

Der Lehrstellenschwund erfor-dere unverzügliche Maßnahmen, sagt Blum. Damit vor allem bei

Kleinbetrieben die Hemmschwel-le steigt, das Handtuch zu werfen, schlägt Blum einen „Treuebonus“ von 2000 Euro für maximal zwei Lehrlinge pro Firma und Jahr vor. Die Kosten für diese Lehrlingsför-

derung beziffert er selbst mit 61 Millionen Euro. Als weiteren Anreiz regt er unter anderem einen „Quali-tätsbonus“ von 3000 Euro nach dem zweiten Lehrjahr inklusive Qualifi-kationsnachweis an.

Diese Überprüfung der Fort-schritte zu Mitte der Lehrzeit hält auch der AK-Präsident für ganz ent-scheidend: „Dass jeder Fünfte bei der Abschlussprüfung durchfliegt, kann es wirklich nicht sein.“

FÜNF VOR ZWÖLF. In Vorarlberg gehen die Uhren anders. Bis vor Kurzem war das jedenfalls so. „Aber heuer haben wir acht Prozent weni-ger Erstjahreslehrlinge“, sagt Egon Blum, das ist mehr als die demogra-fische Entwicklung erklären kann. Österreichweit hat sich die Zahl der Lehranfänger seit 2008 auf 21.503 praktisch halbiert.

„Schlicht furchterregend“„Die Realität in der Lehrlings-Ent-wicklung ist schlichtweg furchter-regend und dramatisch, es herrscht Notstand am Lehrstellenmarkt“, versucht der ehemalige Regierungs-beauftragte in einem Schreiben die Sozialpartner wachzurütteln.

Er ortet ein enormes Imagepro-blem der Lehre. Die Mehrzahl der Betriebe bilde zwar gut aus, „aber zu viele Unternehmen bilden schlecht aus“. Vier von zehn Lehrverhältnis-sen wurden 2013 vorzeitig aufge-löst, Tendenz steigend. Und warum? „Tausende brechen jedes Jahr die Lehre ab, weil sie schlecht infor-miert oder zu oft für berufsbildfrem-de Tätigkeiten eingesetzt werden“, sagt Blum. Die öffentliche Meinung hat ihr Urteil längst gefällt: Jugend-liche mit schlechten Zeugnissen

passen in eine Lehre, die Begabten in die weiterführenden Schulen mit Blickrichtung Universität. Da ist we-nig von Eignung und Neigungen die Rede, stattdessen führt oft elterli-ches Vorurteil Regie.

AK-Präsident Hubert Hämmerle hat mit Egon Blum viel gemeinsam. Beide sind gelernte Werkzeugma-cher und kennen die Lehre, wie sie sein sollte. Gemeinsam betonen sie, dass es fünf vor zwölf ist, wenn der Niedergang der dualen Ausbildung nach 2008 endlich gestoppt werden soll.

Der Lehrstellenschwund erfor-dere unverzügliche Maßnahmen, sagt Blum. Damit vor allem bei

Kleinbetrieben die Hemmschwel-le steigt, das Handtuch zu werfen, schlägt Blum einen „Treuebonus“ von 2000 Euro für maximal zwei Lehrlinge pro Firma und Jahr vor. Die Kosten für diese Lehrlingsför-

derung beziffert er selbst mit 61 Millionen Euro. Als weiteren Anreiz regt er unter anderem einen „Quali-tätsbonus“ von 3000 Euro nach dem zweiten Lehrjahr inklusive Qualifi-kationsnachweis an.

Diese Überprüfung der Fort-schritte zu Mitte der Lehrzeit hält auch der AK-Präsident für ganz ent-scheidend: „Dass jeder Fünfte bei der Abschlussprüfung durchfliegt, kann es wirklich nicht sein.“

UMFRAGE Warum hast du dich für eine Lehre entschieden?UMFRAGE Warum gehst du ins Gymnasium?

In Richtung Kunst

Bei mir war in der Volksschule schon klar, dass ich ins Gym-nasium gehe. Meine Mutter hat gesagt: Du hast das Zeug dazu. Hier hab ich mich nun zwischen bildne-rischem Zweig im Borg und der Langform entschieden. Später möchte ich Richtung Kunst gehen. Auch das liegt ein biss-chen an der Mama: Sie ist Gra-fikerin, malt und zeichnet viel. In meinem Freundeskreis gibt es auch einen Lehrling, sie wird Bürokauffrau. Warum, weiß ich nicht. Das hab ich nie gefragt.Elena Sezer, 13 Jahre, Gymnasium Langform

Als Ziel Anwältin

Im Moment möchte ich gerne Rechtsanwältin werden. Ich finde das voll cool, wenn man Leuten aus der Patsche helfen kann. Wenn man immer weiß, welches Problem zu welchem Gesetz gehört, und sich so vor Gericht Zeit verschaffen kann, um Beweise für die Unschuld zu finden. Früher wollte ich Tierärz-tin werden, was kleine Mädchen halt so wollen. Eine Lehre war nie ein Thema. Ich tu mir ziemlich leicht in der Schule. Es war immer klar, dass ich studieren werde.Stephanie Wendel, 13 Jahre, Gymnasium Langform

Physik studieren

Ich hatte, obwohl Deutsch nicht meine Mut-tersprache ist, immer sehr gute Noten. Ab Herbst besuche ich die HTL Bregenz. Dort war auch schon ein Onkel von mir. Er sagt: Das ist zwar hart, aber eine gute Schule. Eine Lehre kommt für mich nicht in Frage. Damit verbinde ich Jobs, die mir nicht gefallen. Mein Vater hat zwar ein Malergeschäft. Da helf

Gut ausgebildete Fachkräfte wie Nadine Feuerstein sind absolute Mangelware.

»Wir müssen wieder in die Qualitätssi-cherung investieren und der Lehre ihr gutes Image zurückgeben.

Hubert HämmerlePräsident der AK Vorarlberg

Vielleicht auf ̓s Schiff

Mein Papa kocht viel und ist Hobbybäcker. Als Kind hab ich ihm viel gehol-fen. Also hab ich in einer Kondito-rei geschnuppert und dann meine Lehre bei Schnell in Feldkirch angetreten. Anstrengend ist es schon. Nach dem ersten Lehr-jahr war ich nah dran aufzu-hören. Aber diese Phase macht jeder durch. Auch eine Arbeit in einer Tierarztpraxis hätte mir Spaß gemacht, aber da fand ich keinen Lehrplatz. Eine weiter-führende Schule kam für mich nicht in Frage. Nach der Lehre möchte ich in einem Hotel oder auf einem Schiff arbeiten. Melanie Gabl, 18 Jahre, 3. Lehrjahr Konditorin

Ins Kosmetikstudio

Ich fahr aus Au einmal pro Woche in die Berufsschule nach Feldkirch, zwei Stunden ein Weg. Aber das macht mir nichts. Kosmetik hat mich immer schon interessiert. Mein Papa ist Friseur, das wäre auch eine Mög-lichkeit gewesen. Ich wollte ein-fach gleich Geld verdienen, jetzt verdiene ich rund 400 Euro und erhalte am Lehrplatz Gesundho-tel Bad Reuthe jeden Monat zehn Euro mehr. Ein eigenes Kosmetik-studio, das wäre mein Ziel.Chiara Felder, 16 Jahre, 1. Lehr-jahr Kosmetik und Fußpflege

Im Sommer in die USA

Die HTL habe ich nach dreiein-halb Jahren aufgehört. Ich bin mir sicher, dass ich bei der Lehre als Elek-trotechniker mehr mitnehme. Die Schule war doch großteils Theorie. In den vier Jahren bei Blum spielt die Praxis die Hauptrolle. Als ich noch in der HTL war, hätte ich mir nie vor-stellen können, dass man mich unmittelbar nach der Ausbildung einsetzen kann. Ich hätte damals sicher noch ein Jahr Eingewöh-

ich manchmal aus. Aber ich habe sehr viele Pläne für die Zukunft. Geld ist ein großes Thema, außer-dem möchte ich in Zürich weiter-studieren, wahrscheinlich Mathe oder Physik. Görkem Celik, 14 Jahre, ab Herbst HTL Bregenz

nung und Ausbildung im jewei-ligen Unternehmen gebraucht. Nach einer Lehre ist das anders, da machst du als vollwertiger Mitarbeiter weiter. Das Verhältnis zu den Ausbildnern ist viel per-sönlicher als zu den Lehrern. Und im Sommer geh ich einen Monat lang in unser Werk in die USA. Na-türlich spielt auch das Geld eine Rolle. Auto und meine Yamaha XT 500 müssen bezahlt werden. Max Meusburger, 20 Jahre, 2. Lehrjahr Elektrotechnik

Page 5: Aktion Mai 2015

Mai 2015 Brennpunkt Lehre 5

Wo sollen denn Fachkräfte herkommen, wenn die Lehre vernachlässigt wird?

DURCHHALTEN. Kaum jemand weiß besser als die 18-jährige Maria Kallenbach, dass eine Berufslauf-bahn Kurven und Kanten hat. Die Bludenzerin wird 2016 ihre dreiein-halbjährige Lehre als Elektronikerin bei der b2 electronic GmbH in Klaus abschließen. Bis dorthin war es ein weiter Weg.

Untypischer Weg„Zwei Jahre lang hab ich die BAKiP in Feldkirch besucht.“ Ursprünglich wollte Maria ja Kindergärtnerin wer-den. Aber sie musste sich eingeste-hen: „Das ist nicht mein Beruf.“ Weil sie als kleines Kind schon Radios und Computer zerlegt hat, „ohne sie freilich wieder zusammenzukrie-gen“, trat sie eine Lehrausbildung an. Als Elektroinstallateurin. Auf dem Bau. Ungewohntes Terrain für eine junge Frau. „Ich hab auch oft genug zu hören gekriegt, dass das Frauen nicht können.“ Nach einem Jahr sattelte sie auf Elektronik um, „weil das einfach die Zukunft ist“. Schwer? „Ja, sehr. In der Schule war das sehr schwierig für mich“, gibt sie zu. Aber inzwischen „hab ich das gut im Griff“.

Berufsschuldirektor Werner Allgäuer nickt. Er hätte gerne mehr

Jugendliche von der Sorte. Aber die Realität sieht anders aus.

Jeder fünfte Lehrling fällt heu-te bei der Lehrabschlussprüfung durch. „Viele Jugendliche, die zu uns kommen, bringen gewisse Kompe-tenzen nicht mehr mit: Wie man lernt zum Beispiel, wie man sich organisiert, Stillsitzen, Konzentra-tion, Durchhaltevermögen …“ Auch ist der Lehrstoff anspruchsvoller geworden. „Mit Auswendig-Ler-nen kommt man heute nicht mehr durch.“ Selbstständiges Denken steht im Vordergrund.

Lernen erfordert GeduldWarum sich das so dramatisch verändert hat? „Da tappen wir alle im Dunkeln.“ Gründe gibt es viele: Auch wenn es komisch klingt, aber dass die Schönschrift geopfert wur-de, hat zur Folge, dass den Kindern die Zeit fehlt, sich mit ihrer Schrift überhaupt auseinanderzusetzen. „Dann spielen die elektronischen Medien eine Rolle“, und keine gute. Aufmerksamkeitsdefizite rühren auch daher, dass Kinder von klein auf darauf trainiert werden, Ant-worten und Bestätigung auf Knopf-druck zu erhalten. Lernen aber ist bedeutend komplexer.

Lehrlingsexperte Egon Blum, der in Vorarlberg auch an der Wiege des überbetrieblichen Ausbildungs-zentrums stand, fasst das Elend in Zahlen: „Wir haben in Österreich rund 70.000 Jugendliche, die als nicht ausbildungsfähig gelten.“ So viele Menschen wohnen in Bregenz und Dornbirn zusammen.

Immer mehr scheitern, weil Ausbildung Ausdauer braucht

Gut ausgebildete Fachkräfte wie Nadine Feuerstein sind absolute Mangelware.

Gra

fik: K

EYST

ON

E, Q

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: WKO

Österreichs Lehrstellenmarkt bricht einDie Anzahl der betrieblichen Lehrlinge im 1. Lehrjahr sinkt deutlich stärker als der demogra�sche WandelAnzahl der 15-Jährigen Anzahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr

70.000

60.000

50.000

40.000

80.000

90.000

100.000

110.000

120.000

130.000

140.000

30.000

25.000

20.000

15.000

35.000

40.000

45.000

50.000

55.000

60.000

65.000

100.396

61.795

41.176

21.503

37.343

92.64086.404

130.963

1970 75 80 85 90 95 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14

33.508alle Lehrlinge (betriebliche & überbetriebliche)

nur betriebliche Lehrlinge (ab 2008)

Hintergrundinfos

48 %weiblich

52 %männlich

Grafik: AK Vorarlberg

233.450 Menschen nahmen 2013 bundesweit an Kursen des BFI teil.

Ein starker Partner

Gra

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: WKO

Lehrlinge in VorarlbergBetriebliche im 1. Lehrjahr

2005

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014-7,9 %

-6,9 %

-7,4 %

+4,8 %

+2,9 %

-7,3 %

+8,7 %2413

2624

2433

2504

2625

2431

2264

2085

Kommentar von Thomas Matt

Aufgewacht!

Natürlich kann man sagen, mit 75 Jahren sollte sich Egon Blum allmäh-lich um seine Rosen kümmern. Das tut natürlich keiner, aber hinter vorgehaltener Hand stöhnen die Politiker schon, wenn sie seinen ener-gischen Schritt herannahen hören. Weil der wieder was werden möchte? Das braucht Blum nicht. Aber weil ihm die Jugend am Herzen liegt.

Österreich wurde einmal bewundert für sein System der dualen Ausbildung. Seit Praktiker vom Zuschnitt eines Egon Blum die Bühne verlassen haben, wird das System mit Hingabe an die Wand gefahren. Dass jeder fünfte Lehrling durchfällt, ist bekannt. Und es ist offenbar allen egal. Seit die Ausbildungskontrolle zur Mitte der Lehrzeit aus Kos-tengründen abgeschafft wurde, bringen die Jugendlichen wieder drei, vier Jahre in den Firmen zu, ohne dass irgendjemand hinschaut, was die da treiben. Es gibt exzellente Ausbildungsbetriebe, gerade in Vorarlberg. Aber es gibt eben auch andere. Und ein Lehrling, der zum Putzen miss-braucht wird, wirft irgendwann das Handtuch.

Während die 798. Bildungsdebatte ganz sicher wieder im Sand ver-läuft, wird sich die Lehre eines Tages nicht mehr erholen vom gröbsten Schlag, den man ihr versetzen konnte: von unserer Gleichgültigkeit.

▸ E-Mail: [email protected]

▸ QR-Code führt zum Positionspa-pier von KommR Egon Blum, der die Lehrlingszahlen interpretiert hat. Der ehema-lige Regierungsbeauftragte ist unter Tel. 0664 / 156 85 92 für Detailauskünfte erreichbar.Fo

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Page 6: Aktion Mai 2015

6 Arbeit Mai 2015

Dem Handwerk hilft die SteuerreformGewerbe und Handwerk setzen große Hoffnungen in die Steuer-reform. Sie könnte dem Sektor ab 2016 bis zu einer Milliarde Euro mehr Umsatz bringen, zeigt eine Berechnung der KMU Forschung Austria. So ein Anschub sei auch nötig, denn 2014 hat real einen Umsatzrückgang von 0,9 Prozent gebracht. Sogar nominell, vor Be-rücksichtigung der Inflation, gab es ein Minus von 0,1 Prozent.

Weiberkram von Univ.-Prof. Irene Dyk-Ploss

Doch Vorteile Das erste Vierteljahr 2015 signalisiert eine bedenkliche Entwicklung: Die Arbeits-losenzahlen steigen in Ös-terreich kontinuierlich, und selbst Vorzeigebundesländer (wie Vorarlberg) und quali-fizierte Beschäftigte (Aka-demiker) bleiben nicht ver-schont. Besonders betroffen sind ältere und ausländische Arbeitnehmer, Leiharbeiter – und insgesamt mehr Männer als Frauen..

Ausnahmsweise sind nun üblicherweise als Nachteile gewertete Faktoren Vortei-le für die Frauen: die hohe Anzahl an Teilzeitbeschäf-tigungen und der Einsatz im Dienstleistungsbereich. Gesundheitswesen und Tourismus – mit vielen „typi-schen“ Frauenarbeitsplätzen – gehören zu den Sparten, in denen noch Jobs zur Verfü-gung stehen. Und wenn man bedenkt, welche Erfordernisse eine „alternde Gesellschaft“ im Hinblick auf Freizeitange-bote und Pflegebedarf auf-weist, liegen Frauen mit ihren Ausbildungsschwerpunkten doch nicht ganz falsch …

▸ E-Mail: [email protected]

Kein Grund zur Panik bei den PensionenKeinen Grund zur Panik bei den ASVG-Pensionen, sagt die AK zu den Behauptungen der Jungen Industrie, wonach die Pensionen nicht ausreichend durch Beiträge gedeckt seien. Das trifft auf die Selbstständigen- und Bauern-pensionen zu, nicht aber auf die ASVG-Pensionen. Laut aktuellem Gutachten (2014) der Pensions-kommission deckt der Bundes-beitrag im ASVG (ArbeiterInnen und Angestellte) 18,67 Prozent der Aufwendungen, im GSVG (Selbst-ständige) sind hingegen 50,67 Prozent und im BSVG (Bauern) 77,97 Prozent erforderlich. Damit werden nicht nur die Pensionsauf-wendungen finanziert, sondern auch Maßnahmen der beruflichen und medizinischen Rehabilitation sowie die Krankenversicherung der Pensionsbezieher.

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Steuern auf Arbeit im OECD-VergleichAnteil Steuern/Abgaben an Arbeitskosten 2014 in Prozent

Belgien

Österreich

Deutschland

Frankreich

Italien

Spanien

Dänemark

OECD

Japan

USA

Großbritan.

Australien

Schweiz

Mexiko

Neuseeland

Chile0 10 20 30 40 50 60

55,6

49,4

49,3

48,4

48,2

40,7

38,4

36,0

31,8

31,5

31,1

27,7

22,2

19,5

17,2

7,0

STEUERN

12,8 14,0 22,6

13,4 8,3 14,3

Einkommen-steuer

SozialabgabenArbeitnehmer

SozialabgabenArbeitgeber

ausgesuchte Staaten

ABGABENLAST. Österreich hält bei der Abgabenlast auf Arbeit wei-ter einen Negativrekordplatz in der OECD. Die Industrieländer-Organi-sation hat ihre aktuelle Studie zum Lohnsteuersystem ihrer Mitglieds-länder vorgelegt. Österreich liegt im Ranking der 34 Länder mit 49,4 Prozent Abgabenlast auf Platz zwei hinter Belgien (55,6 Prozent).

63 Länder im FokusLaut der Studie wies der Anteil von Steuern an den Gesamtarbeitskos-ten – der sogenannte „Steuerkeil“ – 2014 in Österreich eine Steigerung von 0,17 Prozentpunkten auf. Einen unverheirateten Angestellten ohne Kinder traf der Steuerkeil mit 49,4 Prozent. Im OECD-Schnitt lag dieser Wert bei 36,0 Prozent. Im deutsch-sprachigen OECD-Raum verzeichne-te Österreich die größte Änderung: In Deutschland und der Schweiz blieb der Wert stabil.

Bei Familien liegt die Abgaben-belastung (wegen der höheren So-zialtransfers) zwar deutlich unter jenen der Singles, im internatio-

nalen Vergleich aber trotzdem im Spitzenfeld: Ein Ehepaar mit zwei Kindern wurde 2014 im Schnitt mit 38,8 Prozent belastet, das bedeutet Platz sechs im Ranking. Der OECD-Schnitt lag hier bei 26,9 Prozent.

Insgesamt hat sich die Steuer- und Abgabenlast im vergangenen Jahr in 23 von 34 OECD-Ländern erhöht. Am massivsten fielen die Steigerungen in Irland, Finnland und den Nieder-landen aus, den größten Rückgang verzeichnet Griechenland.

Seit 2011 ist der „Steuerkeil“ im OECD-Schnitt am Steigen. Bis 2010 hingegen waren Steuer- und Abga-benlasten im OECD-Raum in der Re-gel zurückgegangen. Laut OECD ist dies aber in den meisten Fällen nicht auf Steuererhöhungen zurückzu-führen. In den meisten Ländern war die sogenannte „kalte Progression“ Grund für diesen Effekt: Die Gehäl-ter wuchsen schneller als Freibeträ-ge oder Steuergutschriften, sodass ein größerer Anteil der Einkommen steuerpflichtig wurde.

Die Steuer- und Sozialabgaben-last auf die Arbeitskosten berech-

net sich aus der Einkommensteuer sowie den Sozialversicherungsbei-trägen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber. Bartransfers wie etwa das Kinderbetreuungsgeld werden abgezogen. Pauschale Abzüge von der Steuer für Werbungskosten oder Sozialversicherungsbeiträge werden

ebenfalls berücksichtigt. Nicht ent-halten sind positive oder negative Einkünfte aus anderen Einkunfts-arten (Kapital, selbstständige Arbeit, Vermietung und Verpachtung etc.).

Bei den Abgaben auf Arbeit im SpitzenfeldSteuern auf Arbeit liegen für alleinstehende Durch-schnittsverdiener in Österreich bei 49,4 Prozent

▸ Bericht im Original auf der Home-page http://www.oecd.org/ abrufbar (in englischer Sprache)

Ältere Arbeitslose: Von wegen nur „zu teuer“2020 wird in Vorarlberg jeder vierte Erwerbstätige 50 Jahre oder älter sein – AK-Direktor Rainer Keckeis an die heimische Wirtschaft: „Berufserfahrung muss auch etwas wert sein.“

KURZSICHTIG. Dass im Durch-schnitt jeder vierte Vorarlberger Ar-beitslose über 50 Jahre alt ist, stellt der Wirtschaft ein Armutszeugnis aus. AK-Direktor Rainer Keckeis kritisiert, dass viele Unternehmen Potenziale wie langjährige Erfah-rung und Betriebstreue schlicht ig-norieren, und fordert einmal mehr ein Bonus-Malus-System, das schon einmal erfolgreich war.

Wenn Christoph Jenny aus der sozialpolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer den Missstand lapidar mit hohen Kosten zu erklä-ren sucht – vielen Unternehmern seien ältere Arbeitnehmer einfach

zu teuer –, klingt das für Rainer Ke-ckeis wie Hohn. „Zudem ist es nur die halbe Wahrheit. Auch ältere Ar-beitslose, die durchaus bereit sind,

für weniger Lohn zu arbeiten, gelan-gen nicht einmal bis zum Vorstel-lungsgespräch.“ Tatsächlich wird die demografische Entwicklung von der Wirtschaftskammer offenbar

ignoriert. Bereits für 2020 rechnet man in Vorarlberg mit rund 50.000 Erwerbspersonen im Alter von 50 und mehr Jahren. Jeder vierte Arbei-

ter, Angestellte oder Selbstständige wird 50 Jahre oder älter sein.

„Die Wirtschaft kann es sich in Wahrheit gar nicht leisten, Potenzi-ale wie langjährige Berufserfahrung

und Betriebstreue einfach brachlie-gen zu lassen.“ Doch bis dato kann Keckeis keinerlei Bereitschaft er-kennen, altersgerechte Arbeitsplät-ze zu schaffen. Deshalb fordert er erneut die Wiedereinführung eines Bonus-Malus-Systems, das zwi-schen 1996 und 2006 in Österreich nachweislich gut gegriffen hat. Bei mehr als 60 Prozent aller Neuein-stellungen in Vorarlberg kamen da-mals ältere Arbeitnehmer zum Zug, die Unternehmen wurden dafür mit Boni belohnt. Betriebe, die das Be-schäftigungsverhältnis mit langjäh-rigen Mitarbeitern auflösten, hatten mit einem Malus zu rechnen.

Die Erfahrung älterer Arbeitnehmer ist viel wert. Unternehmen können gar nicht leichtfertig darauf verzichten.

Foto

: APA

»Bonus-Malus muss kommen. Ohne Zwang wird sich die Wirtschaft dem Thema weiterhin verweigern.

Rainer KeckeisDireektor der AK-Vorarlberg

Page 7: Aktion Mai 2015

Mai 2015 Politik 7

UNHALTBAR. Der Widerstand gegen TTIP wächst – auch in Vorarlberg. Nicht nur NGOs und Interessenvertretun-gen, sondern auch immer mehr Länd-le-Gemeinden protestieren gegen das geplante transatlantische Freihandels- abkommen. Für uns ist dieser Unmut verständlich und berechtigt. Denn mit TTIP droht ein Angriff auf alles, was Gewerkschaften und Arbeiterkammern über Jahrzehnte hart erkämpft haben:

soziale Sicherheit, öffentliche Daseins-vorsorge, Arbeitsrechte und das Recht auf Mitbestimmung und Mitgestaltung in der Arbeitswelt. Auch auf den Umwelt-schutz und die nachhaltige Landwirt-schaft könnte sich TTIP negativ auswir-ken. Das dürfen wir nicht akzeptieren.

Es darf nicht sein, dass es Großkonzer-nen ermöglicht wird, ihre Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit, der sozialen Sicherheit und der Demokratie zu maxi-mieren. Wir fordern: Es darf keine Son-derklagsrecht für Konzerne geben, die es ausländischen Multis ermöglichen,

Staaten vor privaten Schiedsgerichten zu klagen, wenn Gesetze ihre Gewinne schmälern. ArbeitnehmerInnen-, Kon-sumentInnen- und Umweltschutzstan-dards dürfen nicht gesenkt und deren Verbesserung nicht behindert werden. Öffentliche Dienstleistungen müssen aus dem Anwendungsbereich von Han-delsabkommen ausgeschlossen werden!▸ E-Mail: [email protected]

ÄNGSTE. Geheime Verhandlungen und haarsträubende Voraussagen ver-unsichern die Bürger in ganz Europa. Die Angst, dass hier Machenschaften verhandelt werden, die dem Arbeitsplatz Europa schaden, geht um. Wenn man sich die Geschichte solcher Freihandels- abkommen der USA anschaut, dann haben stets die Amerikaner profitiert und meist ihren Partnern geschadet. Das Abkommen CETA aus dem Jahre

1994 mit Kanada und Mexiko spricht Bände. Der TTIP-Studie, auf welche sich die EU bezieht, ist nicht zu trauen, wurde sie ja auch von ihr bezahlt. Eine wirklich unabhängige Berechnung der Tufts-University Boston malt für Europa ein verheerendes Bild. Verlust von über

600.000 Arbeitsplätzen bis 2025, Export- rückgang in Europa um zwei Prozent, sinkende Nettoeinkünfte der Bevölke-rung von bis zu 4800 Euro pro Jahr. Vor allem im Niedriglohnbereich käme es zu massiven Verdienstverlusten. Im Ge-genzug sagen die Amerikaner den USA

Wirtschaftswachstum und über eine halbe Million neue Arbeitsplätze vor-aus. Gewinner wären in Europa nur die Börsen und die Finanzmärkte sein und die Reichen würden noch etwas reicher. Eine Konjunkturbelebung von lediglich 0,1 Prozent pro Jahr kann nicht als gro-ßer Wurf bezeichnet werden und mit den ganzen negativen Auswirkungen ist ein Abkommen TTIP nur abzulehnen.▸ E-Mail: [email protected]

ANGRIFF. TTIP ist der größte Angriff auf Demokratie und Sozialstaat seit 1945. Die Interessen ausländischer Un-ternehmen, internationaler Konzerne und des Finanzkapitals würden damit höher gestellt als unsere fundamentalen Bedürfnisse nach Mitbestimmung, so-zialem Ausgleich, gesunder Ernährung und ökologischer Nachhaltigkeit.

Freier Handel ist die Freiheit weni-ger und die Knechtschaft vieler. TTIP

ist die Freiheit des Stärkeren, sich mit aller Konsequenz gegen die Schwäche-ren durchzusetzen. Gewerkschaften, Arbeiterkammern, Gemeinden und Parlamente müssen ihre Regierungen dazu zwingen, die weitgehend geheim verlaufenden Verhandlungen zu TTIP

und ähnlichen Abkommen sofort zu stoppen. Die Alternativen liegen in ei-nem fairen Welthandel mit klaren Pri-oritäten auf sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen, in einer Wirt-schaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Menschenrech-

te, menschenwürdige Arbeit, soziale und ökologische Standards sind nicht verhandelbar! Handels- und Investiti-onspolitik haben diesen Vorrang an-zuerkennen! Jede/r kann seinen/ihren Beitrag leisten: z. B. gegen TTIP unter-schreiben oder am Pfingstsamstag an der Großdemonstration in Bregenz teil-nehmen – www.ttip-stoppen.at.▸ E-Mail: Sadettin.Demir@gemeinsam -ug.at

TRANSPARENZ. Die Diskussion um TTIP ist auf der Chlorhühnchen-Ebene nicht vernünftig zu führen. Ein ver-stärkter Freihandel über den Atlantik hinweg soll Wohlstand schaffen und sichern. Er ist auch die wirksamste Frie-densarbeit, weil niemand seine eigenen Investitionen bombardieren wird. Wor-an es noch fehlt, das sind Öffentlichkeit, transparente Verhandlungsstrukturen und klare nationale Vorgaben.

Das Abkommen darf nicht das na-tionale Entscheidungsrecht im Bereich von Gesundheit, Umwelt, Beschäfti-gung und Arbeitnehmerschutz beein-trächtigen. Die strittigen Investitions-schutzklauseln müssen dazu auf eine zukunftsträchtige Basis gestellt wer-

den, die davon ausgeht, dass es sich hier um höchstentwickelte Staaten, Märkte und Gesellschaften handelt, die nicht mehr die Unwägbarkeiten von Umstür-zen und Diktaturen kennen sollten. Ein modernes Streitschlichtungsverfahren ist dazu notwendig. Jetzt besteht die

Chance, für den Investitionsschutz und die Streitschlichtung ein neues Modell zu schaffen, das ein juristisches Ver-fahren sein muss, das rechtssicher, kos-teneffektiv, transparent und zügig ist. Blinder Antiamerikanismus hingegen ist Kleingeld für kleinliche Tagespolitik und keine Sicherung der Freiheit und des Wohlstandes in Europa für unsere Kinder und Enkel. ▸ E-Mail: [email protected]

Fraktionsobfrau Manuela Auer

Fraktionsobmann Wolfgang Kofler

Fraktionsobmann Sadettin Demir

Fraktionsobmann Adnan Dincer

Liste Manuela Auer – FSG

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

JA zu fairem Handel – NEIN zu TTIP!

An der TTIP-Front geht es nur ums Geld

Demokratie und Sozialstaat retten! TTIP stoppen!

Transparenz statt blinder Antiamerikanismus

HITZIG. Die Debatte über das transat-lantische Handels- und Investitionsab-kommen TTIP wird in Vorarlberg – und nicht nur hier – äußerst hitzig geführt. Befürworter und Gegner bekämpfen sich mit plakativen Überschriften. Die Sache muss meiner Meinung nach wesentlich differenzierter gesehen wer-den. Natürlich haben die Befürworter recht, wenn sie argumentieren, dass mehr Freihandel für Wohlstand und

Wachstum dies- und jenseits des Atlan-tiks sorgen kann. Daneben ist es nur zu verständlich, dass die Menschen in Eu-ropa solchen Plänen äußerst misstrau-isch gegenüberstehen. Schließlich sind es in erster Linie sie, die für die de-saströsen Folgen der aus Amerika nach

Europa überschwappenden Finanz- und Wirtschaftskrise zur Kasse gebe-ten werden. Dass da die Freude über einen Investorenschutz, der die hiesi-gen Volkswirtschaften erneut teuer zu stehen kommen könnte, überschaubar bleibt, ist logisch.

Wenn Wirtschaftsvertreter meinen, man müsste die Verträge nur ordent-lich verhandeln und dürfe sich halt von den Amerikanern nicht über den Tisch ziehen lassen, ist das ebenfalls korrekt, aber in Anbetracht der zuletzt gezeig-ten Performance nicht unbedingt wahr-scheinlich. Deshalb werden sich weiter-hin Gemeinden für TTIP-frei erklären – was immer das auch heißen mag.▸ E-Mail: [email protected]

TTIP: Gefährliche Verhandlungen!?

Bergkäse aus Texas statt von der Fellealpe – für die Gegner ist TTIP eine unüberschaubare Bedrohung der europäischen Lebensmittelstandards.

Fraktionsobmann Edgar Mayer

Liste AK-Präsident Hubert Hämmerle – ÖAAB/FCG

FREIHANDEL. Seit geraumer Zeit ver-handeln Amerika und Europa über ein transatlantisches Freihandelsabkom-men und sorgen für erhitzte Gemüter. Während Befürworter sich mehr Wohl-stand auf beiden Seiten des Atlantiks erwarten und von einer Win-win-Situ-ation sprechen, halten die Gegner ein solches Abkommen für eine unüber-schaubare Bedrohung der europäischen Standards. Mit Chlorhühnern und Alp- käse aus Texas werden Befürchtungen

und Ängste (bewusst) geschürt. Die größte Bedrohung geht für die Gegner aber vom angedachten Investoren-schutz aus: Unabhängige Schiedsge-richte sollen dabei für finanzielle Stra-fen sorgen, wenn z. B. neue Gesetze Investitionen gefährden.

Und während Vorarlbergs export- orientierter Industrie ein erweiterter Freihandel sehr in die Karten spielen würde, erklären sich immer mehr Ge-meinden im Ländle für TTIP-frei

Das Transatlan-tische Freihan-delsabkommen TTIP ist in Vor-arlberg ein ab-solutes Reizthe-ma.

Das Misstrauen der Menschen gegen TTIP hat einen Grund

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Page 8: Aktion Mai 2015

8 Magazin Mai 2015

Brennbare Flüssigkeiten im Haushalt und im BetriebWarum brennen Flüssigkeiten überhaupt? Sofern eine (brennbare) Flüssigkeit eine gewisse Tem-peratur erreicht, den sogenannten Flammpunkt, entstehen ausreichend Dampfmengen, welche gemeinsam mit dem Luftsauersto� und einer geeigneten Zündquelle (z. B. Feuerzeug�amme, Zünd-holz�amme, elektrostatische Au�adung, Flammen durch Feuerarbeiten etc.) brennen können. Bei höheren Temperaturen, also beim Erreichen der sogenannten Zündtemperatur, ist ein selbst-ständiges Entzünden die Folge.

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» PrivatDie Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten/Sto�en ist im Privatbereich sehr vereinzelt (wie bereits oben erwähnt)durch die Landesgesetzgebung geregelt.

» GewerblichGewerblich ist die Lagerung und Abfüllung brennbarer Flüssigkeiten durch eine bundesweite Regelung in Formeiner „Verordnung Brennbare Flüssigkeiten, VBF, BGBl. Nr. 240/1991“ sowie einzelner ArbeitnehmerInnenschutz-bestimmungen im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz, ASchG, BGBl. 450/1994 sowie der Allgemeinen Arbeit-nehmerschutzverordnung, AAV, BGBl. Nr. 218/1983 geregelt.

Lagerung Allgemein

Mögliche Gefahren im Haushalt

Flammpunkt Zündtemperatur

Beim Rasenmähenwird oft Benzin bei laufendem Motor nachgefüllt. Aber auch kurz nach dem Stillstand des Motors können sich Benzindämpfe an den heißen Ober�ächen entzünden und aufgrund der Verpu�ungzu schwersten Verbrennungen führen.

Lagerung in GaragenNachdem es sich bei Garagen um „Räume zum Abstellen von Fahrzeugen“ handelt, sollten neben dem Tankinhalt und einem Reservekanister keine weiteren Kraftsto�e gelagert werden. Benzin weist übrigens einen wesentlich niedrigeren Flammpunkt als Dieselkraftsto� auf. Auch andere Sto�e wie z. B. Lackp�e-geprodukte, Scheibenreiniger, Nitroverdünnungen, Lacke etc. sollten bzw. dürfen in Garagen nur in unerheblichen Mengen gelagert werden. Häu¢gste Brandursache in Garagen sind sogenannte Feuer-arbeiten an Fahrzeugen.

Lacke, Farben, Lasuren, Leinöl�rnis, Holzimprägnierungen, Verdünner etc.Durch das entwickelte Umweltbewusstsein ist in den letzten Jahren auf dem Gebiet der wasserlöslichen Lacke die Gefahr der Brennbarkeit minimiert worden. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch in wasserlöslichen Lacken Lösemittelanteile zwischen 6 und 15 Prozent vorhanden sein können. Durch die Verwendung von Spritzgeräten liegt dann eine sehr feine Verteilung vor, die wieder-um bei vorhandenen Zündquellen zu Explosionen führen kann. Auch bei der Entsorgung sind nicht zu vernachlässigende Gefahren gegeben. Oft wird die Entzündbarkeit von in Lösemittel getränkten Putzlappen, aber auch die Selbstentzündung von Leinölprodukten oder Naturwachsen unterschätzt. Solche Abfälle sollten in dicht verschließbaren, nicht brennbaren Behältnissen gelagert werden.Weiters sollte für eine gute Durchlüftung von Lagerräumen gesorgt werden.

Feuerstellen im Freien (z. B. „Funken“)Sehr oft werden als Brandbeschleuniger für das Anzünden von größeren Holzmengen im Freien trotz des Verbotes Benzin und Dieselgemische verwendet. Hierbei entstehen oft Dampfgemische, die schwerer als Luft sind und sich eher in Bodennähe absetzen. Beim Zündversuch kommt es oft zu folgenschweren Verbrennungen. Auch Windrichtung und Windstärke sind dabei nicht zu vernachlässigen.

Öle und Fette in der KücheFettbrände gehören zu den häu¢gsten Brandursachen im Haushalt. Dabei entzünden sich Fette bzw.Öle in der Fritteuse durch Überschreiten der Zündtemperatur. Ganz fatal wird die Angelegenheit, wenn versucht wird, Fettbrände mit Wasser zu löschen!

Desinfektions- und ReinigungsmittelWundbenzin, aber auch Alkohole in Form von Isopropylalkohol, Ethanol oder Aceton sind Inhaltssto�e von Desinfektions- und Reinigungsmitteln. Auch hier kann bei unsachgemäßer Verwendung ein Dampfgemisch entstehen, das bei Vorhandensein von Zündquellen zu Bränden und Verpu�ungen führen kann.

Beim Grillenwird oftmals, um eine bessereGlut zu erreichen, mit sogenann-ter „Sicherheits�üssigkeit“ auf Spiritusbasis (Ethanol) nachgefeu-ert. Dabei entstehen aufgrund des niedrigen Flammpunktes aus-reichend explosionsfähige Dampfmengen, welche dann zu einer gefährlichen Verpu�ung führen.

Sprays Immer mehr Sprays, die im Haushalt zum Einsatz gelangen, werden nicht mehr in Druckgas-packungen mit gefährlichen Treibmitteln wie Propan/Butan angeboten, sondern werden als Pumpsprays verkauft. Aber auch in diesen Produkten kommen oft Lösungsmittel wie z. B. Methanol, Alkohol etc. zum Einsatz. Beispiel-haft können hier Haarsprays, Scheibenenteiser, (Leder)impräg-niermittel, Cockpitsprays etc. genannt werden.

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Benzin

Aceton

Feuerzeugbenzin

Methanol

Brennspiritus

Terpentinöl

Diesel

Petroleum

Motoröl

Schmieröl

-20° C

-18° C

7° C

11° C

13° C

36° C

55° C

62° C

80° C

125° CAusgesuchte Flüssigkeiten

230° C

425° C

380° C

455° C

425° C

255° C

220° C

250° C

455° C

500° C

NEUE FALLEN. Probleme mit Han-dy, Internet und TV nehmen zu. Die Anfragen bei der AK Vorarlberg ha-ben sich seit 2012 laufend erhöht. 2014 waren es insgesamt 4410. Da-bei geht es teilweise um gewaltige Summen. So muss ein Lustenauer dank Hilfe der AK 12.000 Euro nicht bezahlen. In seiner Rechnung fand er Datenroamingkosten für vier Verbindungen ins Schweizer Netz im Ausmaß von 10.467,25 Euro netto (rund 12.000 Euro brutto) aufgelis-tet. 823,24 MB Datenvolumen soll er verbraucht haben. AK-Konsumen-tenberaterin Sandra Leichte nahm sich des Falles an.

Netz gewechselt„Das Display seines Routers lässt nicht erkennen, welches Netz ak-tuell angewählt wird.“ Der Besitzer ging davon aus, dass ihm sein öster-reichischer Mobilfunkbetreiber im Inland nur A1 anbieten würde. Der Lustenauer wurde beim Vertrags-abschluss weder auf die Gefahr von Roamingkosten hingewiesen noch auf die Möglichkeit, ausländische Netze zu deaktivieren. „Dabei soll-ten die Anbieter laut Roaming III Verordnung Artikel 58 angemes-sene Schritte unternehmen, um Kunden davor zu bewahren, dass

ihnen Gebühren berechnet wer-den“, argumentiert Sandra Leichte. Die EU-Roaming-Verordnung kam 2012 ja deshalb zustande. „Die darin festgelegte Kosten-Obergrenze von 50 Euro netto gilt für alle Kunden.“ Leichte erhielt Recht und der Kunde eine Gutschrift über den Betrag.

Kostenfalle AbosDie AK ärgert vor allem, dass man 2012 die Roamingverordnung und die Kostenbeschränkungsverord-nung beschlossen hat, die Konsu-menten aber weiterhin in andere Fallen tappen lässt. „Die 168. Voll-versammlung der AK hat den Ge-setzgeber bereits im November 2012 zum Handeln aufgefordert“, betont AK-Präsident Hubert Hämmerle. U. a. verlangt die AK, „dass Über-ziehungswarnungen an eine ausge-wählte Nummer der haftenden Per-son geschickt werden“. Funktionen wie Mehrwert-SMS dürfen nicht von vornherein freigeschaltet sein, und die Mehrwertkosten müssen auf Handyrechnungen endlich transpa-renter ausgewiesen werden.

Roamingopfer sollte 12.000 Euro zahlenAK Vorarlberg half – gesetzliche Nachbesserungen im Bereich Handy, Internet und TV dringend nötig

Gewinnen Sie eine Gemüsekiste als AboSenden Sie die Antworten auf die drei unten ste-henden Fragen zu dieser Ausgabe der „AKtion“ bis 20. Mai 2015 an [email protected] oder auf einer Postkarte an AK Vorarlberg, AKtion, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, und Sie nehmen an der Verlosung für ein zehn Wo-chen dauerndes Abo einer Gemüsekiste teil. Wir wünschen Ihnen viel Glück! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gewonnen hat in der Aprilausga-be Gerhard Reis aus Koblach. Wir gratulieren!

● Frage 1: Die Zahl der Lehranfänger hat sich in Österreich seit 2008 praktisch halbiert. Wie viele sind es jetzt? ● Frage 2: Wo hat die Caritas das neue Lerncafé eröffnet? ● Frage 3: Wie viele Österreicher verdienten 2013 weniger als 1500 Euro brutto?

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Zahlen aus 2014 von IfS und AKInstitut für Sozialdienste: Jeder vierte Klient (26 Prozent oder 816 Personen) hatte Handyschulden. Die durchschnittliche Forderungshöhe einer Handyrechnung betrug 1162 Euro.AK Vorarlberg: Die 4410 Beratungsanfragen 2014 teilten sich in die Themenbereiche TV (199), Internetprovider (712) und Telefonie (3499). Allein in den sechs größten Fällen konnte die AK-Konsumentenberate-rin Sandra Leichte Forderungen von 25.000 Euro abwenden.

▸ Der QR-Code führt zum Antrag der AK-Vollversammlung: www.ak-vorarlberg.at/schuldenfalle

Was diesen Monat zählt

FEIERTAG In vielen Ländern ist der 1. Mai als „Tag der Ar-

beit“ ein Feiertag. In der Schweiz übrigens nur in wenigen Kantonen • REISEN In diesem Monat will das Verkehrsministerium eine neue zentra-le Beschwerdestelle für Bus-, Bahn-, Schiff- und Flug reisende ins Leben rufen

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Mai 2015 Bildung 9

8000 Schüler werden in der siebten und achten Schulstufe jedes Jahr im Fach Berufsorien-tierung auf den Über-gang von der Schule in den Beruf vorberei-tet.

32 Unterrichtsstun-den stehen für den BO-Unterricht pro Schuljahr zur Verfü-gung. Über 32 weitere Stunden können die Schulen autonom entscheiden, wenn dafür ein anderes Fach „gekürzt“ wird.

»MY FUTURE. Wenn das Ende der Pflichtschulzeit naht, stehen Ju-gendliche vor einer der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens: Wel-chen Beruf will ich ergreifen? In der siebten und achten Schulstufe soll ihnen dabei im Fach Berufsorientie-rung (BO) Hilfe geleistet werden.

Dafür stehen Lehrpersonen jetzt schon verschiedene Hilfsmittel für den Unterricht zur Verfügung. Die AK Vorarlberg ergänzt und komplet-tiert dieses Sortiment nun mit der der neuen „My future“-Mappe.

„Wir fordern schon seit meh-reren Jahren, dass Jugendliche im Rahmen der Berufsorientierung die bestmögliche Begleitung in der Schule erhalten. Dabei wollten wir die Lehrpersonen unterstüt-zen. Entwickelt wurde die ,My fu-ture-‘Mappe von der AK Tirol und sie

hat uns so gut gefallen, dass wir sie für Vorarlberg adaptiert und umge-baut haben“, sagt Gerhard Ouschan, der Leiter der AK-Bildungspolitik.

PraxisgerechtUm herauszufinden, ob und wie die Mappe im realen Unterricht funktioniert, stattete die AK Vorarl-berg zwei erfahrene Lehrerinnen für Berufsorientierung damit aus. Gabriele Kröll-Maier von der Pra-xismittelschule der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg und Anette Walter von der Mittelschule Götzis prüften die Mappe im Unterricht auf Herz und Nieren und zeigten sich im Gespräch mit der AKtion begeistert.

„Die Mappe ist hervorragend konzipiert. Vorher musste der BO-Lehrer selbst recherchieren und alles zusammenkopieren. Jetzt ha-

ben wir eine sehr gute Grundmap-pe, zu der ich von Zeit zu Zeit etwas hinzufüge. Das Unterrichtsmittel erleichtert einfach alles, was ich im Unterricht umsetzen muss“, sagt Kröll-Maier.

Auch die Rückmeldungen der Eltern und Schüler sind durch die Bank positiv. „Die Kinder freuen sich immer, wenn sie eine Haus-übung für die Eltern mit nach Hause bekommen. Es sind auch Aufgaben für die Eltern oder Freunde in der Mappe, gerade wenn es um die Ein-schätzung der Stärken der Kinder geht, werden sie da in hohem Maße mit eingebunden“, erklärt Anette Walter.

WorkshopLehrerinnen und Lehrer, die mit der Mappe arbeiten wollen, wer-

den in einem kurzen Workshop im Sommer und im Herbst mit den In-halten und Arbeitsweisen vertraut gemacht und bekommen sie kosten-los in Klassenstärke zur Verfügung gestellt. Zusätzlich bekommen sie ein begleitendes Handbuch, damit Fragen, die in der täglichen Arbeit auftauchen, schnell geklärt werden können.

„Wir haben die ,My future‘-Map-pen in den letzten Monaten sehr vie-len Lehrerinnen und Lehrern prä-sentiert und es liegen uns über 2000 Bestellungen vor. Mit einem solchen Echo hätten wir wirklich nicht ge-rechnet. Die vielen positiven Rück-meldungen sind überwältigend und bestätigen uns deutlich, dass wir mit unserer Initiative auf dem rich-tigen Weg sind“, bemerkt Gerhard Ouschan stolz.

Berufsorientierung ist jetzt wichtiger denn je

UNTERRICHTSMATERIAL „My future“-Mappe unterstützt Schüler bei der Berufswahl

Die Kinder freuen sich immer, wenn sie eine Haus-übung für die Eltern mit nach Hause bekommen.Anette Walter Lehrerin für Berufsinfor-mation an der Mittel-schule Götzis

Gabriele Kröll-Maier setzt die neue „My future“-Mappe im Unterricht an der Praxismittelschule der PH Vorarlberg schon ein.

UNTERSTÜTZUNG. Christian Kompatscher ist Pflichtschul-inspektor für den Bezirk Bregenz und landesweit zuständig für den Bereich Berufsorientierung. Die AKtion sprach mit ihm über die Bedeutung der Berufsorientierung und die verschiedenen Projekte, die in diesem Zusammenhang an Pflichtschulen laufen.

AKtion: Welchen Stellenwert hat Berufsorientierung für Sie?Christian Kompatscher: Einen sehr hohen. Gott sei Dank ist durch viele Initiativen dieses Thema in seiner Bedeutung gestiegen. Ein

grundlegender Erfolg ist sicher, dass Berufsorientierung jetzt ein verpflichtendes Unterrichtsfach ist und tatsächlich nicht nur integra-tiv zu führen ist, sondern mit einer

Wochenstunde als eigenständiges Fach unterrichtet wird. Es ist eine ganz zentrale Aufgabe der Schule, die Jugendlichen bei diesem Über-

gang zu begleiten und zu unterstüt-zen. Wir haben in den vergangenen Jahren ein Projekt mit dem Namen ACHTplus aufgebaut, wo genau dieser Übergang in den Fokus ge-stellt wird: nicht nur der Übergang Schule-Beruf, sondern der nach der achten Schulstufe. Wenn Berufsorientierung so wichtig ist, ist eine Wochenstunde dann überhaupt genug?Kompatscher: Ja und nein. Der Ansatz ist für uns eigentlich ein an-derer. Die Kompetenz, die es für den

Übergang braucht, darf man nicht auf ein Fach reduzieren. Es muss uns um langfristige Kompetenzen gehen und nicht nur um Fachkom-

petenzen. Wir müssen die Jugend-lichen fit für die Zukunft machen, um Entscheidungen zu treffen und für sich selbst Ziele zu formulieren. Das ist ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen per Weisung umsetzen lässt. Im Bewusstsein der Lehrer und Lehrerinnen ist das aber schon angekommen. Wo unterscheiden sich ACHTplus und „My future“?Kompatscher: Bei ACHTplus geht es um einen langfristigen Prozess, der nicht bei der Berufsorientierung beginnt, sondern schon wesentlich früher ansetzt. Die Schule als Gan-zes, alles was im Unterricht passiert, muss Jugendliche auf den nächsten Schritt nach der achten Schulstufe vorbereiten. Es gibt Standortgesprä-che mit externen Kompetenzüber-prüfungen und viel Selbstreflexion, und da kann die ,My future‘-Mappe aus meiner Sicht viel dazu beitragen, weil sie Ideen liefert und vieles für ACHTplus nutzbar macht.

„Jugendliche fit für die Zukunft machen“ Berufsorientierung ist nicht nur ein Unterrichtsfach, sondern eine zentrale Aufgabe der Schule.

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BerufsorientierungIn der 7. und 8. Schulstufe in allen Schularten der Sekundar-stufe I ist Berufsorientierung als „verbindliche Übung“ verpflich-tend im Ausmaß von je 32 Unterrichtsstunden (entspricht einer Wochenstunde) seit dem Schuljahr 1998/99 verankert. Neben der Initiative „ACHTplus“, einer Kooperation von Land Vorarlberg, Landesschulrat und bifo, bietet die AK Vorarlberg eine ergänzende Mappe für den BO-Unterricht an.

▸ Unter diesem QR-Code finden Sie Infor-mationen zur „My future“-Mappe, eine Online-Bestellmög-lichkeit und das Anmeldeformular für den kostenlosen Basis-Work-shop, um mit der Mappe vertraut zu werden.

»Es muss uns um langfristige Kompe-tenzen gehen und nicht nur um Fach-kompetenzen.

Christian KompatscherPflichtschulinspektor

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Verbren-nungs-rück-stand

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Kern

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nervösesGe-sichts-zucken

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Alters-

ruhegeld

finanz.Unter-stützungf. Beamte

raetselstunde.com

▸ Als Lösungswort ist ein Begriff aus dem Arbeitsrecht gesucht. Auflösung Seite 15

SCHULARBEIT. In den neuen Lehrplänen der kaufmännischen Schulen, seit dem Sommersemester 2014/15 in Kraft, sind Pflichtprakti-ka für die Schüler vorgesehen. Per Erlass wurden im Jänner 2015 De-tails zur Durchführung der Pflicht-praktika verordnet. In Vorarlberg sind davon rund 600 Schüler in der zehnten Schulstufe betroffen.

Manche Schüler könnten the-oretisch aufgrund des höheren Al-ters schon in diesem Schuljahr be-

ziehungsweise in den kommenden Sommerferien Praktikumszeiten erwerben. In der Realität werden die meisten Schülerinnen und Schüler jedoch erst ab dem nächsten Schul-jahr oder in den Sommerferien 2016 auf den Arbeitsmarkt strömen. Ob genügend Praktikumsstellen vor-handen sind, die auch qualitativ den Anforderungen entsprechen, wird abzuwarten sein.

Unterrichtsfreie ZeitDas Praktikum muss facheinschlä-gig sein. An der Handelsakademie sind 300 Stunden, an der Handels-schule und im Aufbaulehrgang 150 Stunden als Dauer vorgesehen. Die Bewertung der Facheinschlägigkeit trifft die Schulleitung.

Das Pflichtpraktikum ist in der unterrichtsfreien Zeit zu erbringen und kann auch in mehreren Teilen erbracht werden. Jeder Teil muss aber mindestens eine Woche lang sein.

Neues bei PraktikaSchüler von kaufmännischen Schulen müssen seit diesem Schuljahr ein Pflichtpraktikum absolvieren.

Cornelia Franz, Sarah Stampfer, Sude Eraslan und Margaritha Matt (v.l.n.r.) macht das Lesen im neuen Lerncafé Lauterach sichtlich Spaß.

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Praktikanten haben Rechte und Pflichten, die sie kennen sollten.

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▸ Informationen zu Pflichtpraktika: Lehrlings- und Jugendabteilung, 050/258-2300 oder [email protected]

BILDUNGSGERECHT. In den fünf Lerncafés der Caritas Vorarlberg werden Kinder von acht bis 14 Jah-ren beim Lernen und bei den Haus-aufgaben unterstützt, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Zum Beispiel, wenn Eltern ihren Spröss-lingen zuhause aus sprachlicher Sicht nicht ausreichend helfen kön-nen oder kein Geld für Nachhilfe ha-ben. Rund 180 Kinder werden insge-samt von 60 Freiwilligen unterstützt und begleitet. In ganz Österreich gibt es mittlerweile 35 Lerncafés, die von der Caritas betrieben werden. Seit September 2014 existiert auch in Lauterach ein Caritas-Lerncafé.

Erfolgreiches Modell„Bei uns in Lauterach werden 20 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren von 19 Freiwilligen betreut. Damit können wir einen sehr hohen qualitativen Standard sicherstellen. Im Fall der Fälle ist dann auch mal eine Eins-zu-eins-Betreuung mög-lich, was gerade bei sonderpädago-gischem Förderbedarf sehr gut und oft auch wichtig ist“, sagt Cornelia Franz (34), die Koordinatorin des Lerncafés Lauterach.

Cornelia Franz hat schon wäh-rend ihrer Ausbildung zur Frühpä-dagogin mit einem Sprachkurs erste Kontakte zur türkischen Sprache ge-knüpft. Später hat sie Turkologie stu-diert und kann jetzt auf Eltern mit

Zuwanderungsgeschichte natürlich ganz anders eingehen, weil sie ihre Sprache spricht.

Ein großer Teil der Kinder wird von den Lehrern in das Lerncafé vermittelt, „weil in den Schulen am ehesten gesehen wird, wo Förderbe-darf besteht, und weil sie auch die Situation in den Familien besser kennen“, sagt Franz.

Ein gutes Verhältnis zu den Schulen und Lehrpersonen sei des-halb wichtig und werde auch ge-pflegt. Mindestens einmal pro Se-mester stehe man im persönlichen Kontakt mit den Lehrern und Direk-toren, um sich auszutauschen.

Die Lerncafés sind aber nicht nur eine gute Sache, sondern auch er-folgreich. 98 Prozent der Kinder er-reichen mit der Betreuung das Klas-senziel, im Schnitt verbessern sich die Noten um ein bis zwei Stufen.

„In erster Linie richtet sich das Angebot an einkommensschwache Familien oder an Adressen, wo die Situation zuhause nicht zum Lernen geeignet ist“, sagt Margaritha Matt. Sie ist für die Freiwilligenarbeit ins-gesamt und für die „youngCaritas“ zuständig.

AK bietet WeiterbildungJährlich veröffentlicht die AK Vo-rarlberg die Beträge, die private Haushalte für bezahlte Nachhilfe ausgeben. Und jedes Jahr zeigt sich,

dass immer mehr Familien sich die-se Nachhilfe gar nicht mehr leisten können.

„Auch wenn wir prinzipiell die Verantwortung für den Schulerfolg unserer Kinder bei der Schule sehen,

müssen wir jene Familien unterstüt-zen, die keine finanziellen Möglich-keiten haben, ihren Kindern zusätz-liche Lernhilfen zu organisieren“, sagt Gerhard Ouschan, Leiter der AK-Bildungspolitik. Deshalb un-

terstützt die AK Vorarlberg dieses Projekt mit kostenlosen Weiterbil-dungsmöglichkeiten für die vielen Freiwilligen, die ihre pädagogischen Fähigkeiten in den Dienst dieses be-eindruckenden Projekts stellen.

Wenn das Geld für Nachhilfe einfach fehlt: Caritas-LerncaféBemerkenswerte 98 Prozent der Kinder, die in Vor- arlberg in den Caritas-Lerncafés betreut werden, erreichen mit der Hilfe von Freiwilligen das Klassen-ziel – seit Herbst 2014 auch in Lauterach.

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Mai 2015 Jugend 11

Auflösung eines Lehrverhältnisses Während der ersten drei Mo-nate eines Lehrverhältnisses (Probezeit) kann das Lehrver-hältnis vom Lehrberechtigten oder Lehrling jederzeit ohne Angabe von Gründen aufge-löst werden. Dies muss aller-dings schriftlich erfolgen. Nach der Probezeit kann ein Lehrverhältnis einvernehm-lich aufgelöst werden. Die einvernehmliche Auflösung muss schriftlich erfolgen. Es ist auch eine Belehrung durch die Arbeiterkammer notwen-dig. Sollte keine einvernehm-liche Auflösung des Lehr-verhältnisses möglich sein, so kann ein Lehrverhältnis durch Lehrling oder Lehrbe-rechtigten – nur aufgrund eines im Berufsausbildungs-gesetz taxativ angeführten Grundes – aufgelöst werden. Lehrlinge, die vor der Ent-scheidung stehen, ihr Lehr-verhältnis aufzulösen, sollten sich aber auf jeden Fall vorher in der Lehrlings- und Jugend- abteilung beraten lassen!

▸ Information und Beratung:www. akbasics.at

von Christine Raggl, Leiterin der Lehr-

lingsabteilung der AK Vorarlberg

LEHRLINGS-TIPPJedem Lehrling

winkt „Extrageld“Schnell und ohne großen Aufwand können Lehrlinge vom Finanzamt Geld zu-rückfordern. Es rentiert sich auf jeden Fall und muss nur gemacht werden.

NEGATIVSTEUER. Verständnis-volle Mitmenschen sagen: Die Ar-beit und alles drumherum ist neu und muss erst „erlernt“ werden. Dass das Finanzamt auch Geld zu-rückzahlt – woher soll ein junger Mensch das schon wissen. Dabei macht die sogenannte Negativsteu-er bis zu 110 Euro aus. Die Negativ-steuer steht jedem Lehrling zu und ist unkompliziert zu erhalten. Doch viele Lehrlinge lassen dieses „Extra-geld“ liegen. Eltern, die eine gewisse Unbeschwertheit ihres Nachwuch-ses gut kennen, lassen nicht locker, bis er oder sie sich bei FinanzOnline angemeldet hat (oder das Formular beim zuständigen Wohnsitzfinanz-amt abholt) und den Antrag stellt. Mehr braucht es nämlich nicht.Eltern kennen das von ihrer Arbeit-nehmerveranlagung.

Negativ wird positivDer Antrag ist auf jeden Fall bares Geld wert. Denn Lehrlinge zahlen für ihre Lehrlingsentschädigung bis zu rund 1200 Euro keine Lohnsteu-

er, weshalb ein Teil der Sozialversi-cherungsbeiträge zurückerstattet wird, die sonst – bei höheren Ein-kommen – mit der Lohnsteuer gegenverrechnet wird. Für Lehr-linge ergibt sich somit finanz-technisch ein Negativ posten, der in diesem Fall sehr positiv ist.

Zusätzlich wird bei einem Ar-beitsweg von mehr als 20 Kilometer (einfache Wegstrecke) ein Pendler-zuschlag berücksichtigt. Den gibt es aber nur dann, wenn tatsächlich Fahrtkosten anfallen. Steht einem Lehrling die Pendlerpauschale zu, bringt sie eine zusätzliche Steuergut-schrift von bis zu 290 Euro pro Jahr.

Auch Eltern können profitierenFindet der Berufsschulunterricht blockweise in einem Internat statt und ist dieses mehr als 25 Kilometer vom Wohnort entfernt, wird es zu-sätzlich für die Eltern interessant. Dann können sie im Rahmen ih-rer Arbeitnehmerveranlagung die Steuerbegünstigung für die auswär-tige Berufsausbildung ihrer Kinder

geltend machen. Diese Begünsti-gung beträgt pro angefangenem Monat Schulzeit immerhin 110 Euro.

Die Lehrlingsabteilung und die Steuerrechtsexperten der AK Vorarl berg stehen Lehrlingen und Eltern für detaillierte Auskünfte zur Verfügung. Beträgt die monat-liche Lehrlingsentschädigung über 1190 Euro, sollten sich Lehrlinge auf jeden Fall bei der AK-Lehrlingsabtei-lung informieren.

▸ AK-Lehrlingsabteilung Telefon 050/258-2300; AK-Steuerrecht Telefon 050/258-3100

AK Vorarlberg berät zu PflichtpraktikaIm Mai beginnt traditionell der Großteil der Pflichtpraktika im Hotel- und Gastgewerbe. Mit „gastro kit“ hat die AK Vorarlberg eine eigene Broschüre für die Schüler aufgelegt, die es betrifft. Darin sind alle wichtigen Infor-mationen enthalten, die die Prak-tikanten wissen und beachten sollten. „gastro kit“ kann kosten-los von der AK-Webseite herun-tergeladen werden. Wer in einem anderen Bereich praktiziert, für den gelten eigene Bestimmungen. Die Lehrlings- und Jugendabtei-lung der AK Vorarlberg gibt auch hier über die Details Auskunft.

QUIZ Dürfen Sie am Arbeitsplatz E-Mail oder Telefon privat nutzen? ● Nach Arbeitsrechtsgesetz dürfen weder Firmen-PC noch Firmentelefon privat genutzt werden.● E-Mails dürfen auch privat verschickt werden, das Telefon darf privat nicht genutzt werden.● Eine maßvolle private Nutzung von Firmen-PC und Telefon ist zulässig, aber nur dann, wenn es im Betrieb kein ausdrückliches Verbot gibt.

▸ Auflösung auf Seite 15

Bis zu 110 Euro kommen als Negativsteuer zurück.

NACHWUCHS. Beim Landeslehr-lingswettbewerb der Friseure Ende März hat Maria-Chiara Meusburger den Gesamtsieg im 3. Lehrjahr er-rungen. Beginn einer Karriere mit Schere.

AKtion: Friseurin gehört zu den drei beliebtesten Lehrberufen der Mäd-chen. Warum ist das so? Maria-Chiara Meusburger: Ich denke, dass für Mädchen Schönheit, Haare, Make-up, Beauty einfach ho-hen Wert haben und sie sich kreativ austoben, sich entfalten können. Mehr als die Männer?Meusburger: Ja, schon. Wobei man sieht, die Erfolgreichen sind oft Männer. Setzen die sich eher durch? Hat es mit Ellenbogentechnik zu tun?Meusburger: (überlegt) Vielleicht, aber wahrscheinlich wollen Männer eher ein eigenes Geschäft führen. Gab es einen speziellen Grund, war-um Sie Friseurin werden? Meusburger: Ich bin eine, die ler-nen will, die ständig neu gefordert wird und nicht immer die gleiche Arbeit machen will. Wir werden jeden Tag mit neuen Herausforde-rungen konfrontiert. Jeder Kunde ist anders, jeder ein anderer Typ, man muss individuell beraten. Friseurin

ist ein sehr vielseitiger Beruf und ein Beruf, bei dem man anderen etwas Gutes tun kann. In den 75 Minuten, die ein Kunde bei uns ist, muss es ihm gut gehen. Viele kommen, weil sie Veränderung suchen.Wie frei ist man in der Kreativität? Wie viele kommen und sagen genau, was sie wollen?Meusburger: Ich würde 50-50 schätzen. Das hängt aber auch vom Salon ab. Bei uns steht Beratung sehr hoch im Kurs. Und dann gibt es – Einzelne –, die sich einfach überra-schen lassen wollen.Langhaar oder Kurzhaar? Was macht mehr Freude? Meusburger: Ich mache beides ger-ne! Die größere Herausforderung ist immer der Kurzhaarschnitt, weil man auch die Proportionen ganz ge-nau beachten muss. Und welche Frisur mussten Sie beim Lehrlingswettbewerb machen?Meusburger: Hochstecken, es musste eine tragbare Frisur sein, aber doch ausgefallen. Bei der Dame habe ich eine ganz große Masche gemacht, bei den Herren war es die Verlaufstechnik.Was heißt das für den Laien?Meusburger: Von 0 auf 100 schnei-den. Das klingt nach Autorennen!

Meusburger: Das bedeutet, unten ganz kurz und nach oben hin län-ger schneiden. Das ist die typische Herrenfrisur, die eigentlich auch am schwierigsten ist. Ist der Beruf schwer zu erlernen?Meusburger: Man muss sich be-wusst sein, dass viel Übung dahin-tersteckt und man sich etwas zeigen lassen muss. Und es braucht Ehrgeiz.Ein anspruchsvoller Job, aber schlecht bezahlt. Stimmt dieses Bild? Meusburger: Ich sehe das nicht so. Man darf nicht vergessen, dass man in diesem Beruf Trinkgeld hat. Wofür geben Sie am liebsten Geld aus? Gibt es spezielle Hobbys?Meusburger: Ehrlich gesagt, geht der größte Teil fürs Benzin drauf (lacht; sie wohnt in Schwarzenberg, der Ausbildungsbetrieb „Maischön“ ist in Bregenz). Ich gehe nicht jedes Wochenende aus, ich bin eher eine, die sparsam ist. Hobby? Natur! Wenn Sie sich ein Jahr lang nicht um Ihren Lebensunterhalt kümmern müssten, was würden Sie mit dem Geld tun?Meusburger: Auf die Seite legen, um später ein Haus zu bauen. Aber zuerst schon einen schönen Urlaub, Karibik … Und ein neues Auto kau-fen, weil meines schon sehr alt ist.

SERIE Die kleinste wirtschaftliche Einheit: Der Mensch – Folge 5

„In den 75 Minuten soll es Kunden gut gehen“Maria-Chiara Meusburger ist zielstrebig. Sie wollte immer schon Friseurin wer-den. Die Wälderin pendelt dafür jeden Tag in die Landeshauptstadt.

Die frischgebackene Landesmeisterin unter den Lehrlingen im 3. Lehrjahr, Maria-Chiara Meusburger, 20, mit ihrer Chefin.

Friseurinnen und FriseureWirtschaft sind wir alle. Der einzelne Mensch ist die kleinste wirtschaft-liche Einheit. In dieser neuen Reihe stellt die „AKtion“ Menschen und die Berufe vor, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Beruf: Friseur/in und Perückenmacher/in (Stylist/in)Ausbildung: 3 Jahre 1. Lehrjahr ������������������������������������������� 385,00 Euro2. Lehrjahr ������������������������������������������� 490,00 Euro3. Lehrjahr ������������������������������������������� 675,00 Euro Mindestlohn im 1. Berufsjahr �������������������������� 1300,00 EuroNormalwochenarbeitszeit: 40 Stunden

In Vorarlberg bestehen rund 400 Friseurbetriebe. Die Zahl der Einperso-nen-Unternehmen wächst dabei seit Jahren stetig. Etwa ein Viertel der Betriebe bildet Lehrlinge aus.

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Page 12: Aktion Mai 2015

12 Konsumentenschutz Mai 2015

Saftige ÜberraschungenFRUCHTSAFT. Bio muss nicht teurer sein. Ob man sich bei Direktsäften für ei-nen konventionell oder einen biologisch erzeugten ent-scheidet (bei Konzentraten gibt es diese Auswahl erst gar nicht), macht beim Blick auf den Preis kaum einen Unterschied. So kosten zum Beispiel „Biotrend“ von Lidl oder „Zurück zum Ursprung“ von Hofer etwa gleich viel wie herkömmlich erzeugte Säfte von Billa.

Ausgesprochen erfreulich fielen die Ergebnisse bei der Untersuchung auf Schwer-metalle und Pflanzenschutz-mittel aus. In keiner einzigen Probe konnte eine Belastung nachgewiesen werden. Auch das Schimmelpilzgift Patulin ist bei den getesteten Säften kein Thema.

Insgesamt erreichten beim Geschmack naturtrübe Apfelsäfte deutlich besse-re Ergebnisse als solche aus Konzentrat. Lediglich der

klare Apfelsaft von Pfanner konnte bei den Laien neben der naturtrüben Konkurrenz geschmacklich bestehen.

Ganz schön süßSelbstverständlich nahmen die VKI-Tester den Zuckerge-halt der Säfte unter die Lupe. Er ist für Konsumenten ein zunehmend entscheidendes Kriterium. Die Spanne reich-te bei Direktsäften von 94 Gramm (Biotrend/Lidl) bis zu 120 Gramm Zucker pro Liter (happy day). Etwas weni-ger süß sind die klaren Säfte aus Konzentrat. Zur Veran-schaulichung in Zucker-würfeln ausgedrückt würde das heißen: Wer einen Liter Apfelsaft trinkt, egal ob als Direktsaft oder aus Konzen- trat, hat gleich einmal um-gerechnet zwischen 24 und 30 Stück Würfelzucker intus. Auch wenn es sich dabei um fruchteigene Süße handelt, ändert das nichts daran, dass in einem Liter Apfelsaft un-

glaubliche 400 bis fast 500 Kilokalorien aus Zucker ste-cken!

Der ZuckerschmähUnd was ist bei Säften mit der Auslobung „kein Zucker zu-gesetzt“? Vergessen Sie diese Werbung mit einer Selbstver-ständlichkeit. Kein Apfelsaft darf „aufgezuckert“ werden.

Der Zimtschmäh „Mit Zimt veredelt“ steht auf der Flasche von „Omi’s Ap-felstrudel“. Also steckt auch echter Zimt drinnen, oder? Fehlanzeige! Der Saft wird nur mit Zimtaroma aufge-peppt.

Der „Österreich-Schmäh“„Hergestellt in Österreich“ steht bei Spar (100 % Apfel) und dem Direktsaft von „Je-den Tag“ (Zielpunkt) auf dem Karton. Geschmückt ist der Schriftzug mit einer Öster-reich-Flagge. Kommen diese Säfte aus Österreich? Nein!

Sie werden hier nur rückver-dünnt und abgefüllt. Mit ei-nem lieblichen Tal, umrahmt von Bergen, und einem Ap-felbaum mit leuchtend roten Äpfeln wirbt der „100 % Apfel“von Pfanner. Also stammt die Rohware für diesen Saft aus dem Inland? Fehlanzei-ge: Die Äpfel kommen aus verschiedenen EU-Ländern, Österreich inklusive. Nur die Verarbeitung passiert hier.

FazitEine rot-weiß-rote Fahne, eine heimatliche Idylle und ein „hergestellt in Österreich“ sagen genau nichts über die tatsächliche Herkunft ei-nes Lebensmittels aus. Auch wenn die Konsumentener-wartung in diesem Fall sicher eine ganz andere ist.

▸ Genaue Testergebnisse für sämtliche getesteten Apfel-säfte gibt es auf der Webseite www.konsument.at/apfelsaft 042015 (kostenpflichtig)

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Mehr Ertrag: Solaranlagen selbst kontrollierenEin paar Handgri�e und ein bisschen Aufmerksamkeit reichen oft aus, um den Ertrag der Solaranlage zu steigern.In Vorarlberg sind rund 25.000 Solaranlagen installiert und liefern Wärme für Warmwasser und Heizung. Neben der Überprüfung durch den Fachbetrieb alle zwei bis maximal fünf Jahre kann der Anlagenbetreiber selbst durch einfache Beobachtungen erkennen, ob die Anlage fehlerfrei läuft. Das sichert maximalen Energieertrag und geringe Energiekosten. Der Frühling ist die ideale Zeit dazu. Mängel werden oftmals jahrelang nicht erkannt, weil ein Nachheizsystem – z. B. der Kessel oder die Elektropatrone im Speicher – automatisch einspringt, wenn der solare Ertrag nicht ausreicht, und das Wasser weiterhin warm aus der Leitung läuft, so der Experte Wilhelm Schlader vom Energieinstitut.

Sechs einfache Tipps für die eigene Prüfung der Anlage

Temperaturen während des Betriebs beobachtenDer Temperaturunterschied zwischen Vor- und Rücklauf sollte zwischen 8° C und 20° C liegen. Je geringer die Temperatur im Speicher, desto geringer ist auch die Kollektor-temperatur. Die eingestellte Boilertemperatur sollte bei höchstens 60° C liegen. Höher eingestellte Temperaturen belasten die Nachheizsysteme unnötig.

Anlagendruck beobachtenJe nach Temperatur schwankt der Anlagendruck. Der vom Installateur angegebene Druck auf dem Ausgleichsgefäß sollte bei kalter Anlage höchstens um 0,5 barunterschritten werden.

Nachheizung abschaltenDas Abschalten der Nachheizung (Elektroheizung im Boiler oder Heizkessel) im Sommer verhin-dert unnötiges Au�eizen.

Ein- und Ausschaltpunkte beobachtenJe nach Einstellung der Steuerung und Platzierung derFühler besteht bei geringer Sonneneinstrahlung die Gefahr, dassdie Anlage öfter nur kurz einschaltet. Dann ist der Fachmann gefragt.

Rohrdämmungen undKollektor überprüfenFeuchtigkeitsspuren am Unterdach oder am Kollektorglas deuten auf undichte Stellen. Die Leitungen sollten ausreichend gedämmt sein. Besonders außenliegende Solarleitun-gen (z. B. auf dem Flachdach) sind oftmals bereits nach einem Sommer durch UV-Einstrahlung und Vogelbiss massiv geschädigt.

Wärmemengenzählerregelmäßig ablesenMindestens jährlich, am besten monatlich – und mit den Erträgen vergangener Jahre vergleichen. Dazu reicht schon ein Blatt Papier neben der Solarpumpe. Je nach Gebäude und Nutzung bringt eine Solaranlage jährlich zwischen 300 und 400 kWh/m² Kollektor¥äche. Beispiel: Eine typische Warmwasseranlage in einem Einfamilienhaus mit vier Personen und 8 m² Kollektor¥äche sollte jährlich rund 2500 bis 3000 kWh liefern. Dann ist sie im grünen Bereich. Ansonsten ist der Fachmann gefordert.

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Vorlauf/Rücklauf

SERIE Wie man zu Hause Energie sparen kann – Teil 4

Apfelsaft von guter Qualität gibt es schon um wenig Geld. Überraschend war für die Tester des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) jedoch der hohe Zuckergehalt.

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Fruchtsäfte sind grundsätzlich gesund. Dass sie aber auch kleine Kalorienbomben sind, ist wenig bekannt.

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Testergebnisse Apfelsaftbei gleicher Punktezahl Reihung alphabetisch

Mai 2015 Konsumentenschutz 13

Snappy Driver InstallerBei diesem kleinen Open- Source-Projekt handelt es sich um ein Programm, das Sie dabei unterstützt Ihre Treiber immer auf dem neuesten Stand zu halten. Das Beste jedoch ist, dass man das kom-plette Programm inklusive al-ler Treiber, die Sie zuvor schon heruntergeladen haben, auf einen USB-Stick kopieren kann. Mit diesem Stick kön-nen Sie dann auch ohne Inter-net alle Treiber installieren. Das ist besonders hilfreich, wenn Sie einen PC neu aufge-setzt haben und Windows für diesen noch keine Netzwerk-schnittstellentreiber finden konnte. Das Programm ist sehr einfach aufgebaut und lädt die Treiberpacks mithilfe von BitTorrent herunter. Das Programm kann frei von der Homepage des Herstellers (http://snappy-driver-instal-ler.sourceforge.net/en/index.php) heruntergeladen werden.

▸ E-Mail:oliver.fink@ ak-vorarlberg.at

von Oliver Fink, Leiter der EDV-

Abteilung der AK Vorarlberg

COMPUTER-TIPP

VKI führte seit 2011 255 MusterprozesseAuch wenn die Rechtslage noch so klar und eindeutig ist: Öster-reichische Konsumenten haben es oft nicht leicht, zu ihrem Recht zu kommen. Der Verein für Kon-sumenteninformation (VKI), mit dem die Arbeiterkammern eng zusammenarbeiten, hat nun eine aktuelle Erfolgsbilanz vorgelegt. Alleine in den vergangenen vier Jahren kamen durch Interventi-onen mehr als 55 Millionen Euro für die Konsumenten zusammen. Zwischen 2011 und 2014 wurden unter anderem 255 Musterpro-zesse angestrengt. Nicht beziffert werden können die Beträge aus gewonnenen Verbandsklagen nach dem Gesetz gegen den un-lauteren Wettbewerb beziehungs-weise nach dem Konsumenten-schutzgesetz.

Pfandleihe: Schnelles Geld kommt teuerWer kurzfristig einen finan-ziellen Engpass hat und in ein Pfandleihhaus geht, kann Wert-gegenstände in Geld einlösen. Im Westen sind Pfandleiher dünner gesät als etwa in Wien. Dort haben „Mystery Shopper“ der AK, also verdeckte Einkäufer, ihnen auf den Zahn gefühlt. Testobjekte waren eine Goldbrosche sowie ein gebrauchtes Notebook. Fazit: Das schnelle Geld kommt teuer. Im krassesten Fall ergaben die Effek-tivkosten einen Jahreszinssatz von 325,8 Prozent. Zudem sind die Geschäftsbedingungen sehr oft völlig intransparent und die Geldverleiher mit Auskünften so knausrig wie unterschiedlich in der Bewertung der Pfandgüter.

Fleischkennzeichnung ausgeweitetBisher war – als Folge des BSE- Skandals in Großbritannien – nur bei Rind- und Kalbfleisch eine Herkunftsangabe sowohl bei verpacktem als auch bei unver-packtem Fleisch verpflichtend. Diese Verpflichtung zur Her-kunftskennzeichnung wurde mit Anfang April nun auch auf frisches, gekühltes oder gefrore-nes Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch ausgeweitet. Allerdings müssen lediglich auf verpacktem Fleisch Angaben über das Land der Aufzucht und jenes der Schlachtung gegeben werden. Über das Geburtsland muss nicht informiert werden.

Es gibt allerdings Sonderre-geln. So reicht beispielsweise bei Faschiertem, das von Tieren aus mehreren Ländern stammt, die bloße Angabe, ob das Fleisch aus der EU oder aus Drittländern stammt.

Für unverpacktes Fleisch (etwa Einkauf beim Metzger), für verar-beitete Lebensmittel (z. B. Wurst) sowie für Fertiggerichte (z. B. Lasa- gne) sind hingegen keinerlei Anga-ben vorgeschrieben.

Boniflex: Es geht auch anders, sogar kostenlosSeit Wochen wirbt ein neues Unternehmen massiv für Überprüfungen von Bonitätseinträgen. Das Service ist kostenpflichtig. Es gibt Alternativen.

KREDITWÜRDIG. Die Geschäfts-idee von Boniflex ist clever. In Zeiten, da von Handynetzanbietern über Versandhäuser bis hin zur Bank die Bonität immer strenger kontrolliert wird, hat sich das Unternehmen da-rauf spezialisiert, eine Analyse über die Kreditwürdigkeit zu erstellen und sich gegebenenfalls um eine Verbes-serung des Status zu kümmern.

Diese Dienste sind allerdings nicht umsonst. Je nach Art des Ser-vices werden unterschiedlich hohe Pauschalkosten verrechnet.

Verloren im DatendschungelPrinzipiell steht jedem Konsumen-ten das Recht zu, zu erfahren, wie es um seine Kreditwürdigkeit bestellt ist. Die größte Crux für ihn ist, dass er mit höchster Wahrscheinlichkeit gar nicht weiß, wer alles über ihn einschlägige Daten gesammelt hat,

und in der Regel diese Unternehmen nicht kennt. Kreditschutzverband von 1870 (KSV), CRIF und Credit-reform sind die bekanntesten, da-neben gibt es aber eine Unzahl an Wirtschaftsauskunftsdiensten, bei denen Firmen anfragen, bevor sie mit Konsumenten (oder anderen Firmen) einen Vertrag eingehen.

Zwar sind diese Firmen gesetz-lich dazu verpflichtet, Auskunft zu erteilen, welche Daten sie über die eigene Person zusammengetragen haben. Diese Verpflichtung ist je-doch auf eine kostenlose Auskunft pro Jahr beschränkt.

Stellt sich heraus, dass die Da-ten falsch sind, hat der Konsument Anspruch darauf, dass sie korrigiert werden. Auch das ist gesetzlich ein-deutig geregelt. Problematisch wird es allerdings, wenn der Konsument will, dass zutreffende, aber benach-

teiligende Daten gelöscht werden. Auch das ist prinzipiell möglich –doch manche Wirtschaftsauskunft-dateien löschen dann sämtliche Da-ten. Der Konsument ist somit nicht „existent“, was nicht zwingend von Vorteil ist. Das Fehlen jeglicher Bo-nitätsangaben über ihn kann eine Firma, von der man etwas will, erst recht skeptisch machen.

Die Materie Bonitätsprüfung berührt eine Reihe von Fragen zum Datenschutz. Dieser ist in Österreich verhältnismäßig streng geregelt. So stehen dem Konsumenten Möglich-keiten offen, sogar kostenlos nach-teilige Daten über ihn zu eliminie-ren – doch es ist aufwendig.

▸ Musterbriefe für Anfragen oder Löschanträge in diesem Zusammen-hang finden Sie auf der Webseite der AK Vorarlberg und der ARGE Daten www.argedaten.at

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100 ProzentpunktenDIREKTSAFTSpar Natur pur Bio-Apfel naturtrüb ● ❍ ● 1,89 sehr gut (95) + + 96 2 103 + + + + + + + + + + + + + +natürlich für uns Bio-Apfelsaft naturtrüb ● ❍ ❍ 1,99 sehr gut (89) + + 107 2 50 + + + + + + + + o + + + +Zurück z. Ursprung Apfelsaft ● ❍ ● 1,79 sehr gut (88) + 95 2 99 + + + + + + + + + + + + + +Billa Apfel naturtrüb ❍ ● ● 1,69 sehr gut (82) + 107 2 96 + + + + + + + + o + + + +Jeden Tag Apfelsaft naturtrüb ❍ ❍ ❍ 0,79 gut (79) + 101 2 152 + + + + + + + + o + + +Ich bin Österreich Apfelsaft naturtrüb ❍ ❍ ● 1,89 gut (76) o 114 3 63 + + + + + + + + + + + + + +Biotrend Bio-Apfelsaft naturtrüb ● ❍ ❍ 1,69 gut (69) o 94 2 75 + + + + + + + + o + + +ja! Natürlich Milder Direktsaft Apfel ● ●2) ● 1,99 gut (68) o 109 5 51 + + + + + + + + o + + +happy day 100 % Apfel naturtrüb ❍ ❍ ❍ 1,99 durchschnittlich (50) + 120 2 160 + + + + + + + + – o3) +

Höllinger Steirischer Apfel naturtrüb ❍ ❍ ● 1,79 durchschnittlich (40) o 102 2 58 + + + + + + + + – –3) + + + +

AUS KONZENTRATSpar 100 % Apfel aus

der Steiermark ❍ ❍ ● 1,09 sehr gut (87) + + 100 3 60 + + + + + + + + + + + + +

Pfanner 100 % Apfel ❍ ❍ ❍ 1,59 sehr gut (85) + + 98 12 57 + + + + + + + + o + + + +happy day 100 % Apfel ❍ ❍ ❍ 1,67 sehr gut (83) + 97 9 84 + + + + + + + + + + + + +

Pfanner 100 % Apfel aus Österreich ❍ ● ● 1,28 sehr gut (82) + + 102 3 48 + + + + + + + + o + + +

Billa Apfel klar ❍ ● ● 1,49 sehr gut (82) + + 98 10 41 + + + + + + + + o + + +Pure fruits 100 % Apfel ❍ ❍ ❍ 0,79 sehr gut (81) + 95 5 63 + + + + + + + + + + + + +Clever 100 % Apfel ❍ ❍ ❍ 0,79 durchschnittlich (40) + + 95 8 45 + + + + + + + + – –3) + + +vitafit Apfelsaft ❍ ❍ ❍ 0,79 durchschnittlich (40) + + 95 2 70 + + + + + + + + – –3) + + +Spar 100 % Apfel ❍ ❍ ❍ 0,89 weniger zufriedenstell. (21) – –3) 96 243) 78 + + + + + + + + + + + + +MIT AROMAOmi‛s Apfelstrudel Omi’s Apfelstrudel ❍ ❍ ● 5,80 durchschnittlich (40) + + 114 2 40 + + + + + + + + – –3) + + + +

Zeichenerklärung: ● = ja ❍ = nein 1) laut Herstellerinformation 2) AMA-Biosiegel 3) führt zur Abwertung Beurteilungsnoten: sehr gut (+ +), gut (+), durchschnittlich (o), weniger zufriedenstellend (–), nicht zufriedenstellend (– –) Prozentangaben = Anteil am Endurteil Preise: Jänner 2015 ©

Der Apfelsaft-Test des VKI hat unter anderem ergeben, dass konzentrierte Säfte Bio-Produk-ten nicht unbe-dingt unterlegen sein müssen.

Page 14: Aktion Mai 2015

14 Arbeit Mai 2015

KARENZ. Zugegeben, die Mate-rie ist alles andere als einfach und transparent. Umso wichtiger ist es für Eltern, sich eingehend bera-ten zu lassen, welche Pflichten und vor allem welche Rechte sie haben, wenn nach der Geburt eines Kindes das Dienstverhältnis verändert oder aufgelöst wird.

Zwei aktuelle Fälle aus der AK-Beratung zeigen, dass es dabei rasch um sehr viel Geld gehen kann.

Für eine zweifache Mutter aus dem Unterland hat die AK Vorarl-berg über 15.000 Euro erkämpft. Ihr Arbeitgeber hatte sie während der Elternteilzeit gekündigt. Sie war in dem Textilindustriebetrieb seit Jah-ren vollzeitbeschäftigt. Nach der Geburt des zweiten Kindes nahm sie Karenz bis zur Vollendung des 2. Lebensjahres des Kindes, im An-schluss daran wurde eine vertrag-liche Karenzierung vereinbart, weil der Arbeitgeber erklärte, er habe keine Beschäftigung für sie. Als das jüngste Kind zweieinhalb Jahre alt war, begann die Frau 20 Stunden pro Woche – immer vormittags – Teilzeit zu arbeiten. So die Vereinbarung.

Vier Monate später kündigte sie der Arbeitgeber: Er brauche jemanden in Vollzeit, Teilzeit sei in ihrer Abtei-lung nicht möglich …

Besonderer Kündigungsschutz„Die Arbeitnehmerin hat sich ein-deutig in Elternteilzeit befunden“, erklärt AK-Rechtsexpertin Dr. Bri-gitte Hut terer, „sie unterlag daher ei-nem besonderen Kündigungsschutz bis zur Vollendung des 4. Lebens-jahres ihres Kindes. Der Arbeitgeber hätte sie lediglich mit Zustimmung des Gerichts kündigen können.“ Das ist das eine.

Das andere: Der Arbeitgeber hat-te die ihr zustehende „Abfertigung alt“ lediglich auf Basis des Teilzeit-lohnes abgerechnet. Der erste Fehler des Arbeitgebers. Ein zweiter die Ar-gumentation, die Elternteilzeit sei nicht vereinbart worden. Rechtlich klar ist allerdings, dass es dazu kei-ner schriftlichen Vereinbarung be-darf, wenn auf den Teilzeitwunsch eingegangen wird und für beide Seiten klar ist, dass die Teilzeitbe-schäftigung lediglich aufgrund von Betreuungspflichten verlangt wird.

Hutterer: „Schon zur Beweissiche-rung raten wird aber dringend dazu, Vereinbarungen schriftlich festzu-halten.“

Erst nach der Klage beim Lan-desgericht Feldkirch zeigte sich der Arbeitgeber einsichtig und bezahlte sämtliche Ansprüche.

Einvernehmliche LösungIm Fall einer Verkäuferin aus dem Oberland erwirkte die AK Vor arlberg

eine Nachzahlung von rund 3000 Euro. Der Ladeninhaber hatte der Frau schriftlich eine einvernehmli-che Lösung des Dienstverhältnisses während der Karenz angeboten, weil er das Geschäft schließe. In dem Schreiben stand der Passus, dass die Angestellte das Zeitausgleichgutha-ben und den Urlaub während der ge-setzlichen Karenz verbraucht habe.

Das ist rechtlich jedoch gar nicht möglich – Karenz ist Karenz.

„Leider kommt es sehr oft vor, dass solche Abrechnungen falsch oder unvollständig sind“, bedauert Dr. Brigitte Hutterer, „deshalb auch hier der dringende Rat: Überprüfen lassen!“ In der konkreten Causa hat-te der Arbeitgeber zwar den umstrit-tenen Passus gestrichen, aber die Abfertigung auf einer inzwischen überholten Basis berechnet, Son-

derzahlungen und Geld für offenen Urlaubsanspruch nicht bezahlt. Gut für die junge Mutter: Schon das umgehend an den Arbeitgeber ge-schickte Interventionsschreiben war erfolgreich.

▸ AK-Büro für Familien- und Frauenfragen: Telefon 050/258-2600, [email protected]

AK-Intervention brachte Müttern tausende EuroRund um Karenz- und Elternteilzeit-Bestimmungen herrscht sehr oft Unwissenheit. Kommt es zur Auflö-sung des Dienstverhältnisses, führen „Missverständnisse“ rasch zu gewaltigen finanziellen Nachteilen.

Familienbehilfe kommt automatischDer Antrag ans Finanzamt, um Familienbeihilfe zu bekommen, soll der Vergangenheit angehö-ren, um Familienbehilfe zu erhal-ten. Ab Mai soll das automatisch erfolgen, indem beim Finanzamt die Daten mit dem Zentralen Per-sonenstandsregister abgeglichen werden. Bei Redaktionsschluss war das nötige Gesetz allerdings noch nicht veröffentlicht. Ach-tung: Bei Geburten bis einschließ-lich 30.4.2015 muss der Antrag auf Familienbeihilfe auf jeden Fall noch selbst gestellt werden.

Nächste Info-Abende zu SchwangerschaftEine Schwangerschaft verändert vieles. Schwanger.li und Koope-rationspartner informieren an ei-nem Abend Sie und Ihn kompakt über finanzielle, arbeitsrechtliche und andere Aspekte. Die nächsten kostenlosen Info-Abende sind am 18. Mai (Festsaal der AK Feldkirch) und 20. Juli (FH Vorarlberg, Dorn-birn), jeweils um 18.30 Uhr. Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Gewerkschaftsbund feiert 70erEine Infomesse im Festsaal der AK Feldkirch vergangene Woche war der Auftakt: Groß gefeiert wird der runde Geburtstag dann im September, wenn sich die Gründung der Landesorganisati-on zum 70. Mal jährt.

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Hand anlegen an neuem ViertelGESCHICHTE. In den ersten Jahren nach dem Kriegsende war auch in Dornbirn die Wohnungsnot ei-nes der größten Probleme. So ent-stand in den 1950ern Rohrbach als Dornbirns jüngster Bezirk. Das Bild rechts ist ein wichtiges zeitge-schichtliches Dokument zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser Aufbauphase.

Das Projekt der „Kleinsiedlungs-anlage Unterer Porst“ sollte vierzig Familien ein neues Heim bieten. 1957 wurde um die Baugenehmi-gung angesucht, schon im Jahr darauf konnten die zwanzig Dop-pelhäuser bezogen werden. Das Be-sondere dieser Siedlung waren nicht nur das überraschend moderne Raumkonzept und die durchdachte Architektur, sondern auch die tätige Mithilfe aller „Siedler“.

Die Häuser wurden im Vergleich zur heutigen Zeit mit sehr einfachen Mitteln errichtet. Es stand kein Kran zur Verfügung. Alle Lasten, seien es Ziegel oder Mörteltruhen, mussten mit Schubkarren über steile Bretter-rampen hinaufgeführt werden. Ge-mauert wurde auch aus Gewichts-gründen mit 18-Zentimeter-Ziegeln. 18 der 20 Häuser wurden von der Firma Pferschy erstellt, die beiden anderen von der Firma Groß – bei-des mittlerweile „verschwundene“ Dornbirner Baufirmen.

*) Unter Mitarbeit des Dornbirner Stadtarchivars Werner Matt

In der Bildmitte Leopold Untermayer, links und rechts davon die Brüder Franz und Heinz Söllner. Alle drei arbeiteten als Maurer bei der Firma Pferschy, die 18 Häuser erstellte.

SERIE Was uns alte Berufe erzählen*) – Teil 4

»Wird man in Teilzeit gekündigt und hat ein kleines Kind, unbedingt erkun-digen, ob Elternteilzeit vorliegt.

Dr. Brigitte HuttererAK-Büro Familien- und Frauenfragen

Sauna, Sisu, Sibelius Es sind drei „S“, die Finnen wirklich wichtig sind: Sauna, Sisu und Sibelius. Die Sauna ist für die Vorzeigeeuropäer am Rande des Kontinents eine Lebenseinstellung, „Sisu“ beschreibt den Durch-haltewillen und die Zielstre-bigkeit und Jean Sibelius ist der hochverehrte Komponist des Landes.In seinem tiefgründigen Länderbericht geht Rasso Knoller unterhaltsam auf die Marotten der Finnen und auf die zahlreichen Vorurteile über sie ein. Dazu gehören die Schweigsamkeit (vor allem der Männer), die Liebe zum Kaffee, zum Mökki (Som-merhaus), zum finnischen Tango oder zu Mobiltelefo-nen. Eine Pflichtlektüre für Finnland-Fans.

Dietmar Brunner Redakteur

▸ E-Mail: dietmar.brunner@ ak-vorarlberg.at

Rasso Knoller Finnland – Ein Länderportrait; bpb-Schrif-

tenreihe Band 1217,182 Seiten, ISBN

978-3-8389-0217-3;

4,50 Euro

BÜCHER-TIPP

Page 15: Aktion Mai 2015

Mai 2015 Politik 15

Auflösung von Seite 11Eine maßvolle private Nutzung von Firmen-PC und Telefon ist zulässig, aber nur dann, wenn es im Betrieb kein ausdrückliches Verbot gibt.

▸ Das kleine 1x1 des Arbeits-rechts finden Sie unter quiz.arbeiterkammer.at im Internet.

Auflösung des Rätsels von Seite 10

Das gesuchte Lösungswort lautet: WOCHENGELD

Flächendeckende Lkw-Maut machbar„Die Landeshauptleute müssen dafür sorgen, dass sich endlich die Lkw-Unternehmen bei der Sa-nierung von Straßenschäden der Landes- und Gemeindestraßen beteiligen. Der Schwerlastverkehr verursacht die meisten Straßen-schäden. Zahlen muss aber bisher immer noch die Allgemeinheit“, sagt die Leiterin der AK Verkehrs- politik, Sylvia Leodolter. Derzeit beraten die Länder darüber, wie der enorme Sanierungsbedarf auf den 110.000 Kilometern Landes- und Gemeindestraßen und bei Brücken finanziert werden soll. Das wird in den nächsten Jahren jeweils eine dreistellige Millio-nensumme kosten.„Rund 500 Millionen Euro kann eine flächendeckende Lkw-Maut jährlich bringen“, schätzt Leodolter. Eine neue Studie des Österreichischen Instituts für Raumplanung (ÖIR) im Auftrag der AK zeigt außerdem: Lebens-mittel würden auch auf dem Land nicht spürbar teurer, weil die Transportkosten nur einen minimalen Anteil am Lebens-mittelpreis ausmachen. So würde der Liter Milch sich im Schnitt um höchstens rund 0,2 Cent verteuern: „Die flächendeckende Lkw-Maut ist machbar. Sie würde endlich dafür sorgen, dass die Kosten des Lkw-Verkehrs fairer verteilt werden.“

Viele verdienen weniger als 1500 Euro bruttoDie Statistik Austria hat im Auftrag der AK die Entwicklung seit der Krise 2009 ausgewertet. Demnach er-hielten 2013 noch immer 12.491 vollzeitbeschäftigte Vorarlberger monatlich weniger als 1500 Euro brutto.

ZIEMLICH MAGER. Sie arbeiten Vollzeit wie viele andere auch – al-lein ihr Gehalt am Ende des Monats bleibt beschämend mager: Der An-teil der Vollzeit-Niedrigeinkommen ist bundes- und vorarlbergweit noch immer hoch, obwohl die Gewerk-schaften in den vergangenen Jahren deutliche Lohn- und Gehaltserhö-hungen erkämpft haben. Deshalb fordert die AK 1500 Euro Mindest-lohn bei Vollzeit in jeder Branche. Davon sind wir freilich noch immer weit entfernt.

260.000 Österreicher darunter Beinah 260.000 österreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmer erhielten 2013 für ihre Voll-zeitarbeit monatlich weniger als 1500 Euro brutto. Davon bleiben laut Online-Rechner des Finanzminis-teriums einem Angestellten exakt 1159,08 Euro netto übrig.

260.000 Niedrigverdiener – das sind knapp zwölf Prozent der Voll-zeitbeschäftigten! Frauen (17,9 Pro-zent) sind häufiger betroffen als Männer (8,5 Prozent).

Die absolut meisten Vollzeit-Nied-rigeinkommen gibt es in Wien (rund 51.800), Oberösterreich (rund 46.500), Niederösterreich (rund 46.000) und der Steiermark (rund 38.800). In Vorarlberg waren es 6888 Frauen und 5603 Männer, die 2013 weniger als 1500 Euro brutto mo-natlich verdienten. Damit weist das westlichste Bundesland mit mehr als 13,2 Prozent den höchsten Nied-rigverdienst-Anteil in Österreich auf, wobei 22,5 Prozent der Frauen und 8,8 Prozent der Männer in Vollzeitbe-schäftigung betroffen waren.

260.000 Österreicher darunter Die Sonderauswertung für Vorarl-berg, die von der AK Oberösterreich angefertigt wurde, zeigt Details und Entwicklung des Lohngefüges. So verdienten 2009, im Jahr der großen Finanz- und Wirtschaftskrise, noch mehr als 15.000 Vorarlberger (16,5 Prozent) weniger als 1500 Euro brut-to im Monat, vier Jahre später lag der Anteil der Niedrigverdiener bei 13,2

Prozent (12.491 Menschen). Mehr als zwei Drittel der Vorarlberger Niedrig- entlohnten (knapp 8600 Personen) arbeiteten 2013 in Warenherstel-lung, Handel, Gastronomie und Bau.

Ausmaß noch weit höher Auffallend ist, dass von allen Be-schäftigten in Hotel- und Gastge-werbe 2013 noch immer 40 Prozent, also 988 Frauen und 453 Männer, so wenig verdient haben. Allerdings müsste man auch alle Teilzeitbe-schäftigten in dieser Branche mitbe-rücksichtigen, um das volle Ausmaß zu erfassen. Wie viele das genau sind, weist die Datenlage nicht aus.

Im Handel lag der betroffene Beschäftigtenanteil 2013 bei 21 Pro-zent, in absoluten Zahlen mussten sich 1757 Frauen und 868 Männer mit weniger als 1500 Euro brutto zu-frieden geben. Das freilich hat sich inzwischen gebessert: Aufgrund

lohnpolitischer Verhandlungser-folge der Gewerkschaften sind Jahr für Jahr immer weniger von niedri-ger Entlohnung betroffen. Etwa im

Handel wurde von der Gewerkschaft ein ab heuer geltendes Vollzeit- Mindestgehalt von 1500 Euro brutto erreicht.

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Vollzeitbeschäftigte mit weniger als 1500 Euro im MonatAnteile an allen lohnsteuerp�ichtigen Arbeitnehmern mit ganzjähriger Beschäftigung (nach Branchen)

Vorarlberg Österreich

Hotel / Gastgewerbe

Land- und Forstwirtschaft

sonstige Dienstleistungen

sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen

Handel

Kunst, Unterhaltung

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Grundstücks- und Wohnungswesen

Freiberu�iche Dienstleistungen

Warenherstellung

Energieversorgung

Verkehr

Information, Kommunikation

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

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WOCHENGELD

500 Millionen Euro könnte eine Lkw-Maut bringen.

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Niedriglohn: Forderungen der AKFür eine wirksame und nachhaltige Anhebung von Niedrigeinkommen ist laut AK ein ganzes Bündel an Maßnahmen notwendig.

Anhebung aller KV-Mindestlöhne und -gehälter auf 1500 EuroFaire Lohn- und Gehaltserhöhungen zur Stärkung der KaufkraftGleicher Lohn für gleiche bzw. gleichwertige Arbeit für Frauen und MännerKorrekte Einstufungen laut KollektivvertragKorrekte Bezahlung der Über- und MehrarbeitsstundenInformationspflicht bei Unterbezahlung (durch Gebietskrankenkasse und Finanzamt nach Kontrollen) sowie Abschaffung kurzer Verfallsfris-tenWirksame Umsetzung des Lohn- und Sozialdumping-Gesetzes durch verstärkte Kontrollen mit entsprechender PersonalausstattungModernisierung des Arbeitsrechts: Erweiterung des Arbeitnehmerbe-griffs – für sogenannte „Scheinselbstständige“ muss der kollektiv- vertragliche Schutz gelten.

SPARPROGRAMM. Geht es nach dem augenblicklich gültigen Bud-getvoranschlag, stünden der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Österreich bereits ab dem Jahr 2017 nur mehr 879 Millionen Euro zur Verfügung, das wäre ein Minus gegenüber dem heurigen Jahr von 220 Millionen Euro. Die aktuelle Arbeitsmarkt-analyse des zweiten Halbjahres 2014 von der AK zeigt, wie dringend mehr

Mittel benötigt würden: Denn die Zahl der Arbeitslosen steigt stark an, die Dauer der Arbeitslosigkeit erhöht sich und die materielle Lage der Arbeitslosen verschlechtert sich zusehends.

Wenn am falschen Ort gespart wirdArbeitsmarktpolitik mit dem Rotstift brächte zahl-reiche Österreicher arg in Bedrängnis.

▸ Der QR-Code führt zur Arbeitsmarktanaly-se des zweiten Halb-jahrs 2014 durch die AK Wien.

4266 Frauen und 5581 Männer waren im April beim AMS Vorarl-berg arbeitslos gemeldet.

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: APA

Page 16: Aktion Mai 2015

16 Menschen Mai 2015

TREFFPUNKT AK VORARLBERG Menschen bewegen

TOURISMUS. Der heimi-sche Tourismus kann zufrieden sein: Von November 2014 bis Feb-ruar 2015 haben 799.200 Gäste (+4,2 Prozent) 3,38 Millionen Nächtigungen (+2,2 Prozent) gebucht.

Zwei Schulklassen haben die AK in Feldkirch besucht. Einmal machte sich die 7. Klasse des Privatgym-nasiums Sacre Coeur Riedenburg in Sachen Sozialpartner-schaft schlau. Aus der Polytechnischen Schule Bregenz fuhr eine Klasse des Fachbereichs Dienstleistung ins Oberland, um mehr über die Arbeitnehmervertretung zu erfahren. Birgit Kaufmann von der Lehrlings- und Jugendabteilung machte sie mit den Aufgaben der Kammer vertraut.

SCHULKLASSEN ZU BESUCH

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DIMENSIONEN. Das nimmt man von außen ja nicht wahr. Erst wer sich staunend in den Hallen der Schwarzacher Off-setdruck verliert, bekommt eine Ahnung von der Dimen-sion des Unternehmens.

Geschäftsführer Ing. Eduard Fischer und Martin Smounig führten AK-Prä-sident Hubert Hämmerle mit spürbarem Stolz in die faszinierende Welt von Farbe und Druck. Und weil hier Le-bensmittelverpackungen im

Zentrum stehen, ging das nur mit Mantel und Haarnetz.

Das Unternehmen mit 340 Mitarbeitern investiert viel in Umweltschutz – „bis 2020 werden wir komplett ohne fossile Brennstoffe aus-kommen“ – und viel in die Jugend: Immerhin fährt der ehemalige Lehrling Niklas Rusch im August zur Berufs-weltmeisterschaft nach São Paulo. Und Kurt Vergeiner hat mit 51 noch den Gesel-lenbrief erworben. „Respekt“,

sagt Hubert Hämmerle. „Das ist lebenslanges Lernen auf den Punkt gebracht.“

Gewaltige AnlagenBei Schelling Anlagenbau verrutschen die Dimensionen dann nochmals nach oben. Die Geschäftsführer Stefan Gritsch und Wolfgang Roh-ner haben eben einen riesi-gen Auftrag an Land gezogen. Mit den gewaltigen Sägeanla-gen, die von 360 Mitarbeitern am Standort entworfen und produziert werden, stößt die Firma bereits an Raumgren-zen. Ausbau- und Umbauplä-ne stehen deshalb an. Dennis Nsereko aus Uganda freut’s. Er ist wie viele andere mit Leib und Seele in dem Schwarza-cher Unternehmen, das es nicht immer leicht hatte.

/akvorarlberg: Besuche als Bildergeschichten

Richtig groß in jeder HinsichtAK-Präsident Hubert Hämmerle auf Besuch in der Offsetdruckerei Schwarzach und bei Schelling Anlagenbau

Bei der Offsetdruckerei Schwarzach werden derzeit 24 Jugendliche ausgebildet.

Ausbildner Christian Grabher mit Marco Gasperi (Drucker im zweiten Lehrjahr).

Kurt Vergeiner (51) hat eben die Lehre absolviert.

Dennis Nsereko kam vor neun Jahren aus Uganda.

Hämmerle mit Lehrling Markus Eggenberger.

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ZERO. Die Firma ELK Haus will nach Eng-land und Deutsch-land expandieren – finanzieren sollen das die Mitarbeiter mit bis zu vier Pro-zent Lohnverzicht.

HERO. Ein Chef, der nicht gern im Mittelpunkt steht, aber auf seine Leute schaut – Peter Prantl hat Weiler Möbel neu aufgebaut und damit 70

Arbeitsplätze ge-sichert – bravo!

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VORTRAG. Als die Jobwün-sche von 200.000 Young Pro-fessionals weltweit erfragt wurden, stand das berühmte „gute Gehalt“ erst an achter Stelle. Viel wichtiger ist ih-nen Anerkennung, das gute Verhältnis zu den Kollegen, die gute Work-Life-Balance.

Wie können wir die An-forderungen der modernen Arbeitswelt meistern? Der Arbeitspsychologe und Au-tor Markus Väth packte beim

20. Treffen des Unterneh-mensnetzwerkes Betriebli-che Gesundheitsförderung

das Thema an. Er brachte Tipps mit, wie wir unsere Sozialkompetenzen in Netz-

werken ausbauen, unsere Zeit und unsere Ressourcen besser managen, Mitarbeiter (und Chefs) mit Kompetenz führen lernen. „Binden Sie ihre Mitarbeiter nicht an ei-nen Vertrag, sondern an eine Kultur“, riet Väth den Besu-chern.

Wie man die moderne Arbeitwelt meistern kann

Der Standard-Lebwenszyklus „Ausbildung –Arbeit – Rente“ muss unkoventionellen Entwürfen weichen.

Unternehmensnetzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung lud den Autor und Ar-beitspsychologen Markus Väth zum Vortrag in den Saal der AK.

▸ Der QR-Code führt zur Power-point-Präsenta-tion von Markus Väth.

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