AKtion September 2015

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Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrling/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frau – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000 /akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at Zeitwort Wie Begriffe sich wandeln können „Liberalismus“ ohne „Neo“ – das ist die Lehre von der Freiheit. Das „Neu“ fügten bedeutende Denker in den 1970er-Jahren hinzu. Was war gesche- hen? Der Liberalismus, der ausgezogen war, die Bürger zu befreien, war ihnen entglitten. Unternehmen wurden mächtig. Das Wohl der Arbei- ter war ihnen egal. Die freie Gesellschaft zerfiel in Arm und Reich. Sie brauchte dringend neue Regeln. In der Idee des Neoliberalismus sollte der Staat dafür sorgen, dass es fair zugeht. Er sollte ein Netz aufspannen für die Gescheiterten. Neoli- berale waren eigentlich die Gründer der sozialen Marktwirtschaft. Aber das ist lange her. Heute hallt das Wort nur mehr als Schimpfwort durch die Parlamente. Es bezeichnet ausgerechnet jene Menschen, die der so- zialen Marktwirtschaft den Rücken kehren wollen und allenfalls durch verhaltensoriginelle Ideen von sich reden machen. tm September 2015 Nr. 7/2015, XXIX. Jahrgang Zugestellt durch Post.at ARBEIT Zur Option: Mehr Freizeit anstatt mehr Lohn. Seite 6 KONSUMENT „Handyfallen“ - AK-Schwerpunkt auf der Herbstmesse. Seite 4 PFLEGE Fairness für Mohi-Mitarbeiterinnen. Seite 15 BILDUNG Zu wenig Geld für Sprache. Seite 12 AK-Präsident Hubert Hämmerle findet die Suche nach Schuldigen entbehrlich – „Lösungen gefragt“ GROSSE CHANCE. Von den 57.589 Lehrlingen, die 2014 zur Abschluss- prüfung antraten, haben es 10.543 nicht geschafft. Die Durchfallquo- te stieg in Jahresfrist von 17,7 auf 18,3 Prozent. In Vorarlberg liegt der Durchschnitt jetzt bei 17,9 Prozent, in Gewerbe und Handwerk scheitert jeder Fünfte (21,9 Prozent). So weit die Zahlen, die letztend- lich Landeshauptmann Markus Wallner veranlasst haben, Ende September alle Sozialpartner zum Sondergipfel über die aktuellen Herausforderungen zur Lehrlings- ausbildung. Für AK-Präsident Hubert Häm- merle ist jetzt erst einmal wichtig, dass „wir uns gemeinsam darüber klar werden: Hier liegt ein echtes Problem vor“. Schönreden lasse sich das Dilemma der Lehre längst nicht mehr. Auch die Suche nach Schuldi- gen hält der AK-Präsident für über- flüssig. „Es geht hier um junge Men- schen, denen die Zukunft geraubt wird. Da brauchen wir Lösungen.“ Von seinen Forderungen rückt Hämmerle nicht ab: „Wir fordern die Einführung eines Blum-Bonus neu, bestehend aus Qualitäts-, Zu- sätzlichkeits- und Treuebonus. Die unnütze und kontraproduktive Lehrlingskündigung muss wieder abgeschafft werden. Und die Zwi- schenprüfung zur Halbzeit der Aus- bildung muss wieder überall statt- finden.“ Seite 14 Die Lehre braucht Qualität AK-TESTER. 57 Mädchen und Buben verkosteten für die AK Vorarlberg Cornfla- kes & Co. Eine Ernährungsexpertin wertete das Frühstück aus. Seite 10 Foto: Mathis Kalte Progression muss fallen Alle Fraktionen im Vorarlberger Arbeitnehmerparlament sind sich darin einig, dass die kalte Progression beseitigt werden muss. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat Mitte Juli ei- nen „Automatismus“ zur Vermei- dung von inflationsbedingten schleichenden Steuererhöhungen angekündigt. 400 Millionen soll das kosten. Seite 7 Bundeshandelsbehörde wirft Vemma Pyramidenspiel vor – die AK Vorarlberg warnt seit 2014 vor Vertriebs- methode und hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet. VEMMA. Die AK Vorarlberg hat immer wieder eindringlich vor dem Vertrieb des Energydrinks Verve durch die US-Firma Vemma ge- warnt und zuletzt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit Sitz in Wien eingeschaltet. Jetzt hat die US-Handelsbehörde den Vertrieb von Verve mit sofortiger Wirkung gestoppt. Während Vem- ma auf der konzerneigenen Website noch eindringlich dazu aufrief, jetzt zu kaufen, hat die amerikanische Bundeshandelsbehörde (Federal Trade Commission) am Mittwoch, 26. August 2015, dem Vertrieb des Energydrink-Herstellers vorerst ei- nen Riegel vorgeschoben. Der Vor- wurf: Betreiben eines illegalen Pyra- midenspiels. Vemma hat weltweit Jugendliche akquiriert. Verlockend schien das Angebot, durch die Investition in Energydrinks von Vemma und die Weiterverbreitung der Geschäfts- idee reich zu werden. Doch die meis- ten scheiterten bei diesem System, nachdem sie ihren Freundeskreis abgeklappert hatten. Sie verloren ihr Geld. Die US-Behörde hat den Kriti- kern des Energydrink-Herstellers nun Recht gegeben. US-Behörde schiebt Vemma Riegel vor

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Das Vorarlberger Monatsmagazin für Arbeit und Konsumentenschutz

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Page 1: AKtion September 2015

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258

Betriebsreferat – 1500Info Arbeitsrecht – 2000Insolvenzrecht – 2100Sozialrecht – 2200Lehrling/Jugend – 2300Arbeitsrecht Feldkirch – 2500Familie/Frau – 2600Konsumentenschutz – 3000Steuerrecht – 3100AK Bregenz – 5000AK Dornbirn – 6000AK Bludenz – 7000

/akvorarlberg www.ak-vorarlberg.at

Zeitwort

Wie Begriffe sich wandeln können „Liberalismus“ ohne „Neo“ – das ist die Lehre von der Freiheit. Das „Neu“ fügten bedeutende Denker in den 1970er-Jahren hinzu. Was war gesche-hen? Der Liberalismus, der ausgezogen war, die Bürger zu befreien, war ihnen entglitten. Unternehmen wurden mächtig. Das Wohl der Arbei-ter war ihnen egal. Die freie Gesellschaft zerfiel in Arm und Reich. Sie brauchte dringend neue Regeln.

In der Idee des Neoliberalismus sollte der Staat dafür sorgen, dass es fair zugeht. Er sollte ein Netz aufspannen für die Gescheiterten. Neoli-berale waren eigentlich die Gründer der sozialen Marktwirtschaft. Aber das ist lange her. Heute hallt das Wort nur mehr als Schimpfwort durch die Parlamente. Es bezeichnet ausgerechnet jene Menschen, die der so-zialen Marktwirtschaft den Rücken kehren wollen und allenfalls durch verhaltensoriginelle Ideen von sich reden machen. tm

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ARBEIT Zur Option: Mehr Freizeit anstatt mehr Lohn. Seite 6KONSUMENT „Handyfallen“ - AK-Schwerpunkt auf der Herbstmesse. Seite 4PFLEGE Fairness für Mohi-Mitarbeiterinnen. Seite 15

BILDUNG Zu wenig Geld für Sprache. Seite 12

AK-Präsident Hubert Hämmerle findet die Suche nach Schuldigen entbehrlich – „Lösungen gefragt“

GROSSE CHANCE. Von den 57.589 Lehrlingen, die 2014 zur Abschluss-prüfung antraten, haben es 10.543 nicht geschafft. Die Durchfallquo-te stieg in Jahresfrist von 17,7 auf 18,3 Prozent. In Vorarlberg liegt der Durchschnitt jetzt bei 17,9 Prozent, in Gewerbe und Handwerk scheitert jeder Fünfte (21,9 Prozent).

So weit die Zahlen, die letztend-lich Landeshauptmann Markus Wallner veranlasst haben, Ende September alle Sozialpartner zum Sondergipfel über die aktuellen Herausforderungen zur Lehrlings-ausbildung.

Für AK-Präsident Hubert Häm-merle ist jetzt erst einmal wichtig, dass „wir uns gemeinsam darüber

klar werden: Hier liegt ein echtes Problem vor“. Schönreden lasse sich das Dilemma der Lehre längst nicht mehr. Auch die Suche nach Schuldi-gen hält der AK-Präsident für über-flüssig. „Es geht hier um junge Men-schen, denen die Zukunft geraubt wird. Da brauchen wir Lösungen.“

Von seinen Forderungen rückt Hämmerle nicht ab: „Wir fordern die Einführung eines Blum-Bonus neu, bestehend aus Qualitäts-, Zu-sätzlichkeits- und Treuebonus. Die unnütze und kontraproduktive Lehrlingskündigung muss wieder abgeschafft werden. Und die Zwi-schenprüfung zur Halbzeit der Aus-bildung muss wieder überall statt-finden.“ ▸ Seite 14

Die Lehre braucht Qualität

AK-TESTER. 57 Mädchen und Buben verkosteten für die AK Vorarlberg Cornfla-kes & Co. Eine Ernährungsexpertin wertete das Frühstück aus. ▸ Seite 10

Foto

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Kalte Progression muss fallenAlle Fraktionen im Vorarlberger Arbeitnehmerparlament sind sich darin einig, dass die kalte Progression beseitigt werden muss. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat Mitte Juli ei-nen „Automatismus“ zur Vermei-dung von inflationsbedingtenschleichenden Steuererhöhungen angekündigt. 400 Millionen soll das kosten. ▸ Seite 7

Bundeshandelsbehörde wirft Vemma Pyramidenspiel vor – die AK Vorarlberg warnt seit 2014 vor Vertriebs-methode und hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet.

VEMMA. Die AK Vorarlberg hat immer wieder eindringlich vor dem Vertrieb des Energydrinks Verve durch die US-Firma Vemma ge-warnt und zuletzt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit Sitz in Wien eingeschaltet. Jetzt hat die US-Handelsbehörde den

Vertrieb von Verve mit sofortiger Wirkung gestoppt. Während Vem-ma auf der konzerneigenen Website noch eindringlich dazu aufrief, jetzt zu kaufen, hat die amerikanische Bundeshandelsbehörde (Federal Trade Commission) am Mittwoch, 26. August 2015, dem Vertrieb des

Energydrink-Herstellers vorerst ei-nen Riegel vorgeschoben. Der Vor-wurf: Betreiben eines illegalen Pyra-midenspiels.

Vemma hat weltweit Jugendliche akquiriert. Verlockend schien das Angebot, durch die Investition in Energydrinks von Vemma und die

Weiterverbreitung der Geschäfts-idee reich zu werden. Doch die meis-ten scheiterten bei diesem System, nachdem sie ihren Freundeskreis abgeklappert hatten. Sie verloren ihr Geld. Die US-Behörde hat den Kriti-kern des Energydrink-Herstellers nun Recht gegeben.

US-Behörde schiebt Vemma Riegel vor

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2 Meinung September 2015

Lehrlinge so wichtig

AKtion Juni: Die Lehre darf nicht absandelnLehrlingsausbildung ist das Wich-tigste für unsere Zukunft. Ohne Lehrlinge keine Meister. Die Zwi-schenprüfung ist ein ganz wichti-ger Schritt, um zu sehen, dass die Ausbildung mit gutem Erfolg für Lehrling und Lehrherrn erfolgt. Betriebe, die nicht ausbilden, sollten 1 Promille der Lohnsumme in einen Fonds einzahlen. Diese Forderung werde ich Mitte Septem-ber im EWS einbringen.Damit kann man Qualität fördern. Ansonsten kann ich den Ausführungen von Präsident Hämmerle nur recht geben.Die Abschaffung des Blum- Bonus war der größte Fehler, den die Regierung gemacht hat.

Alfred Gajdosik, Wiener Neudorf

Die Würde behalten

AKtion Juli: WürdelosIhre Aussage „Unsere Gesellschaft definiert sich über Arbeit“ stimmt und stimmt auch wieder nicht.

Ich studierte. Vor meiner letz-ten Diplomprüfung hatte ich einen Schlaganfall mit 23 Jahren. Ohne Vorzeichen, aus unbekannten Gründen. Halbseitige Lähmungs- und Ausfallserscheinungen. Sehr eingeschränktes Gesichtsfeld, d. h. ich darf seither nicht mehr Auto fahren. Ich beendete das Studium mit einjähriger Verspätung, dann Heirat, vier Kinder. „Nur“ Hausfrau, Mitversicherung, dann Scheidung mit 45. Kein eigenes Einkommen, kein Beruf, keine Computerkennt-nisse, keine Behindertenpension, da ich nie angemeldet war, immer nur mitversichert. Ich ging auf Jobsuche, die Reaktionen waren: mit vier Kindern, ohne Auto? Zu alt, überqualifiziert usw.

Derzeit arbeite ich geringfügig

als Nachhilfelehrerin in Feldkirch, verdiene zwölf Euro die Stunde, Selbstversicherung um ca. 58 Euro. Verlier ich diesen Job, steht mir kein Arbeitslosengeld zu und keine Versicherung. Ich erhalte von meinem Ex-Mann monatlich etwas über 950 Euro, plus ca. 100 Euro als Nachhilfelehrerin. Davon muss ich leben. Meine Würde hab ich mir erhalten, auch wenn ich mir keinen Urlaub leiste, bei jedem Wetter mit dem Rad einkaufe, auch wenn ich nur einmal im Jahr essen gehe – zu meinem Geburtstag lade ich meine Kinder ein. Ich definiere mich nicht über meine Arbeit, sondern über mein Menschsein.

Eva Rield, Bregenz

Es brodelt gewaltig

Es ist wirklich haarsträubend, was sich im heutigen Zeitalter (21. Jahrhundert) so alles bzw. immer noch ereignet. Die Menschen haben überhaupt nichts aus den vielen verschiedenen Kriegen in unserer schönen Welt gelernt. Die Men-schen setzen ihre Intelligenz nicht ein und glauben andererseits, wie intelligent sie doch sind.

Die ganzen Zuwanderungsan-gelegenheiten müssten überhaupt nicht sein – sämtliche Staaten, aus welchen die Menschen flüchten, haben eine miserable Politik, un-

sinnige Gruppierungen, und leider stecken auch Geldgeschäfte hinter allen Vorkommnissen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir genü-gend Mittel zur Verfügung haben, um diesen Missständen Herr zu werden. Wir sind bereits am Limit, was uns schon vor einiger Zeit mitgeteilt wurde und immer wieder über die Medien zu vernehmen ist. (Welchen Wahrheitsgehalt haben diese Informationen?) Zudem den-ke ich, auch die Asylwerberinnen sind heimatverbunden und würden gerne in ihrer eigenen Heimat le-ben. Hier wäre entsprechende gute Politik dringendst erforderlich. Es wurde immer schon und wird nach wie vor falsche Politik gemacht! Es brodelt meiner Meinung nach ganz gewaltig und niemand reagiert und agiert entsprechend richtig.

Ingrid Grasbon, Bludenz

Leserforum

Einladung zur Telefon-SprechstundeMit AK-Präsident Hubert Hämmerle

8. September von 14 bis 15 Uhr unter 050/258-6800

„Mit Reda kond d’Lüt zemma“ ist das Motto von AK-Präsident Hubert Hämmerle. Nutzen Sie die Gelegenheit und machen Sie Ihre Fragen, Anliegen und Vorschläge zum Thema.

Stark für Sie. www.ak-vorarlberg.at

Impressum Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz ▸ Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der

Redaktion: AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, E-Mail: [email protected] ▸ Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/impressum.htm ▸ Redaktion: Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Thomas Matt, Arno Miller ▸ Infografik: Bettina Krepper, Gerhard Riezler ▸ Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.

Liebe Leser,wir freuen uns über Ihre Zuschrif-ten! Schreiben Sie uns an AK Vorarlberg, Leserforum, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, per E-Mail an [email protected] oder auf facebook.com/akvorarl- berg. Wegen der vielen Zusendun-gen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröf-fentlichen. Die Redaktion behält sich das Recht zu kürzen vor.

Leitartikel von AK-Direktor Rainer Keckeis

Asyl und Arbeitsrecht Der heimische Arbeitsmarkt ist in eine Schieflage geraten. Geringes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig starkem Zu-strom von ausländischen Arbeitskräften führt zur höchsten Arbeitslosigkeit in der zweiten Republik. Das vor allem in jenen Bereichen, in denen sowieso schon immer weniger Ar-beitsplätze angeboten werden können, bei den sogenannten

Hilfskräften. Hingegen könn-te unsere Wirtschaft durchaus mehr qualifizierte Fachkräfte aufnehmen. Tatsächlich aber findet bei uns keine kon-trollierte Zuwanderung nach dem Beispiel Kanadas, der USA oder Australiens statt. Wir werden überrannt von hilfesuchenden Menschen, die vor den Kriegswirren in ihrem Heimatland Syrien

flüchten. Ihnen Hilfe und Aufenthalt zukommen zu lassen, ist aus humanitären Gründen selbstverständlich und richtig. Nicht hinwegtäuschen dürfen wir uns aber über die Tatsache, dass damit keines unserer arbeitsmarktpolitischen Proble-me gelöst wird. Im Gegenteil: Ohne große Anstrengungen werden sich die Probleme verschärfen. Deshalb benötigen wir sofort Sprachkursangebote und Berufsschulungen in verschiedensten Sparten, um diesen Menschen eine Pers-pektive für die Zukunft zu geben. Tun wir das nicht, haben wir über Jahrzehnte hinweg tausende Mindestsicherungs-bezieher, die unsere angespannten Sozialbudgets zusätzlich belasten. Darüber hinaus brauchen wir günstigen Wohn-raum, mehr Betreuungsplätze und Schulklassen. Wenn es uns gelingt, echte Integrationsarbeit zu leisten, werden aus vorerst Hilfebedürftigen mittelfristig wertvolle Teilnehmer am Arbeitsmarkt und Beitragszahler in unser Sozialsystem. Wenn nicht, führt es unweigerlich auch für uns zu einem deutlichen Wohlstandsverlust.

▸ E-Mail: [email protected]

Wenn die Durchfallsraten 2014 nochmals größer als im Vorjahr sind, ist dieses Problem doch wirklich keine neue Erkenntnis. Auf diese Situation und auf die Zahl der Lehrab-brüche, die in gewissen Branchen über 24 % liegt, weise ich seit Jahrzehnten hin. Beide Probleme resultieren aus der gleichen Schwachstelle in der dualen Ausbildung.

Die Lehre ist der einzige Bil-dungsweg, bei dem zwischen Ausbildungsbeginn und Aus-bildungsende keine einzige verpflichtende Kontrolle über den Ausbildungsstand – den Ausbildungsfortschritt – durchgeführt werden muss.

Solange seitens der Politik und der Sozialpartner auf Bundesebene Lösungsansätze darin gesehen werden,

Jugendlichen, die bereits durchgefallen sind oder Gefahr laufen, bei der Lehrabschlussprüfung zu scheitern, Nach-hilfeangebote zu machen, wird sich die Thematik weiter verschärfen. Lösungsansätze aus meiner Sicht:1. Qualitätssicherung zur Mitte der Lehrzeit, wie das die VEM (Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie) seit 1978 macht und seither Durchfallquoten zwischen 4 % und 14 % aufweist und keine 18 %! 2. Anwerben von Lehranwärterinnen und Lehranwärtern mit dem Hinweis, dass die Ausbildungskombination von „Lehre und Matura“ im Betrieb unterstützt wird. 3. Unter dem Motto „Prävention statt Reparatur“ mehr zu tun als bisher, dass Jugendliche mit 15 Jahren mit einer weit besseren Bildungsgrundlage in eine Lehre oder eine berufs-bildende Schule aufgenommen werden können.

▸ E-Mail: [email protected]

Egon Blum war Regierungsbeauftragter für Jugendbeschäftigung

Ohne große An-strengungen werden sich die Probleme verschärfen

»

Gastkommentar von Egon Blum

Durchfallquoten bei Lehrlingen

Nachhilfeangebote sind keine Lösungsansätze.»

Neu Gemeinsam mit der Dornbirner Agentur Medienzoo hat die AK Vorarlberg in Interviews, Videos, Text und Bild alles zusammengetragen, was für den gelungenen Urlaub nötig ist. Unter der Internetadresse http://stories.ak-vorarlberg.at/urlaub erzählen Betroffene wie der Rankweiler Pensionist Johann Kerth und die Dornbirner Angestellte Barbara Zoppel ihre ganz persönlichen Geschichte. In allen Fällen konnte die AK-Konsumentenberaterin Gabriele Bertsch helfen. ÖAMTC-Sprecher Jürgen Wagner betont die Wichtigkeit von Reisestornoversicherungen, die gleich bei Buchung abge-schlossen werden sollten. ▸ Neu im Web: http://stories.ak-vorarlberg.at/urlaub

DAMIT DER TRAUMURLAUB KEIN ALBTRAUM WIRD

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Page 3: AKtion September 2015

September 2015 Politik 3

SERIE Die EU einfach erklärt – Teil 7

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Einsätze der EU im AuslandDie Präsenz der EU auf der Weltbühne ist so vielschichtig wie das internationale Geschehen selbst. Die Außenhandelspoli-tik ist derzeit in Zusammenhang mit dem umstrittenen transatlantischen Freihan-delsabkommen TTIP in aller Munde. In derEntwicklungszusammenarbeit o�enbart die EU das koloniale Erbe mancher Mitgliedsstaaten. Allerdings hat sich mit

dem Fall der Berliner Mauer am 9. Novem-ber 1989 und der damit einhergehenden Neuorganisation der Staatenwelt in Ost- und Südosteuropa der regionale Fokus der Entwicklungszusammenarbeit verändert. Die gemeinsame Außen- und Sicherheits-politik (GASP) schließlich ist ein noch vergleichsweise junges Projekt. Anfangs

überließ man dieses Handlungsfeld den einzelnen Staaten und der NATO. Aber spätestens die erste Ölkrise im Herbst 1973 führte den Europäern ihre wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von weltwei-ten Entwicklungen vor Augen. Die bereits 1970 eingerichtete „Europäische Politische Zusammenarbeit“ (EPZ) setzte erste abge-stimmte Schritte einer europäischen

Nahostpolitik. Daraus erwuchs 1993 die GASP. Militäreinsätze gelten als das letzte Mittel im Instrumentenkasten der GASP. Sie sind teuer und riskant. Die Bekämp-fung der Piraterie am Horn von Afrika etwa verschlingt ein Jahresbudget von 17,9 Mio. Euro. Vordringlich setzt die EU deshalb auf politische und wirtschaftliche Aktionen und die Diplomatie.

Federica Mogherini

Die ehemalige italienische Außenministerin arbeitet derzeit als Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik. Sie ist seit 1. November 2014 im Amt. Ihr steht der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) mit etwa 1600 Mitarbeitern zur Verfügung.

Internet: eeas.europa.eu

Seit 2003 hat die EU rund 30 Militäroperationen und zivile Missionen auf drei Kontinenten durchgeführt.Alle dienten der Krisenbewältigung. Die Bandbreite reicht von friedensstiftenden Maßnahmen in Indonesien nach dem Tsunami bis zum Schutz von Flüchtlingen in Mali und der Zentralafrikanischen Republik.

EUAM Ukraine (2014 bis …)Zivile Missionsmitglieder sollen die Ukraine bei der Reform und Reorganisation des Sicherheitssektors

unterstützen. Die Mission ist zunächst für eine Dauer von zwei Jahren beschlossen worden.

Missionsstärke: 57Internet: www.eeas.europa.eu/csdp/missions-and-

operations/euam-ukraine/index_en.htm

EUBAM Moldau-Ukraine (2005 bis …)Eine seit dem 30. November 2005 bestehende

Maßnahme der Europäischen Union zur Unter-stützung von Moldawien und der Ukraine bei der

Überwachung der gemeinsamen Grenze beider Staaten.

Missionsstärke: ca. 220Internet: www.eubam.orgEULEX Kosovo (2008 bis …)

Hilfe beim Au¢au rechtsstaatlicher Strukturen im KosovoMissionsstärke: 1611Internet: www.eulex-kosovo.eu

EUBAM Libyen (2013 bis …)Für einen Zeitraum von vorerst zwei Jahren sollen bis zu 110 Polizisten und Experten in Libyen den Behörden helfen, „kurzfristig die Grenzsicherung zu verbessern“.Missionsstärke: derzeit 17 Internet: www.eeas.europa.eu/csdp/missions-and-operations/eubam-libya/index_en.htm

EUCAP Sahel Mali (2014 bis …)Unterstützung der Sicherheitskräfte in Mali Missionsstärke: 80Internet: eeas.europa.eu/csdp/missions-and-operations/eucap-sahel-mali/index_en.htm

EUTM Mali (2013 bis …)Friedenssicherung in MaliMissionsstärke: 580 Internet: www.eutmmali.eu/

EUCAP Sahel Niger (2012 bis …)Beratung und Unterstützung dernigerianischen SicherheitskräfteMissionsstärke: 91Internet: eeas.europa.eu/csdp/missions-and-operations/eucap-sahel-niger/index_en.htm

EUSEC RD Congo (2005 bis …)Reformen des Sicherheitssektors in der

Demokratischen Republik Kongo Missionsstärke: 31

Internet: eeas.europa.eu/csdp/missions-and-operations/eusec-rd-congo/index_en.htm

EUMM Georgia(2008 bis …)

BeobachtungsmissionMissionsstärke: 257Internet: www.eumm.eu

EUFOR Althea (2004 bis …)Friedenssicherung inBosnien-Herzegowina Missionsstärke: 600Internet: www.euforbih.org

EUPOL Afghanistan(2007 bis …)

Polizeiausbildung Missionsstärke: 379

Internet: www.eupol-afg.eu

EUPOL COPPS (2006 bis …)Au¢au von Polizei und Stra§ustiz in

den palästinensischen GebietenMissionsstärke: 112

Internet: www.eupolcopps.eu

EUBAM RAFAH(2005 bis …)

GrenzüberwachungGazastreifen-Ägypten

Missionsstärke: 9Internet: www.eubam-rafah.eu

EUCAP Nestor (2012 bis …)Maritime Sicherheit am Horn von

Afrika (Dschibuti, Somalia, Seychel-len, Tansania, Jemen)

Missionsstärke: 104 (geplant 176)Internet: www.eucap-nestor.eu

EUNAVFOR Atalanta(2008 bis …)

Piratenabwehr vor Somalia Missionsstärke: ca. 1200

Internet: www.eunavfor.eu

EUTM Somalia (2010 bis …)Ausbildung somalischer Soldaten

Missionsstärke: 125Internet: eeas.europa.eu/csdp/missions-

and-operations/eutm-somalia/index_en.htm

EUFOR RCA (2014 bis 15. März 2015)Friedenssicherung in derZentralafrikanischen Republik Missionsstärke: ca. 1000Internet: eeas.europa.eu/csdp/missions-and-operations/eufor-rca/index_en.htm

EUNAM RCA (2015 bis …)Reform des Sicherheitssektors in der

Zentralafrikanischen RepublikMissionsstärke: 60

Internet: www.eeas.europa.eu/csdp/missions-and-operations/eumam-rca/index_en.htm

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zivileMissionen

militärischeEinsätze

EULEX-Einsatz im Kosovo

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AUSGESPÄHT. Über 6600 Anfra-gen zum Thema Handy und Internet erreichten 2014 die Konsumenten-schützer der AK Vorarlberg, und das Thema boomt auch heuer. Die Ursa-chen sind vielfältig und lesen sich wie ein Kriminalroman: SIM-Kar-ten-Betrug, gefakte WLAN-Knoten und gefälschte SMS, Internetbetrü-gereien, Phishing, In-App-Abzocke

Alles über App und NeppIm Internet surfen, E-Mails abrufen, die Benzinpreise checken, Musik hören, fotografie-ren, Videos drehen – das alles und noch mehr kann man mit Smartphones machen. Smart-phones sind Computer, mit denen man auch telefonieren kann. Während aber jedem User klar ist, dass er für den PC einen Virenschutz braucht, liegen Smartphones meist vollkommen ungeschützt herum. Die AK hat eine Broschüre aufgelegt: www.ak-vorarlberg.at/smartphone

Auf der Herbstmesse von 9. bis 13. September zeigt die AK an Stand 46 in Halle 5, wie leicht Handys manipuliert werden können. Sie werden staunen!

Stark für Sie.www.ak-vorarlberg.at

Smartphones & Co:Alles über App und Nepp

Konsument

SIM-Karte: Vorarlberger in Barcelona abgezocktErneut erwischte es einen Studenten – Handy geklaut, nun soll Altacher 1900 Euro zahlen – AK zieht notfalls vor Gericht – Missstand lange schon bekannt

KOSTENFALLE. Spätestens seit einem Vorarlberger 2014 in Barcelo-na das Handy gestohlen wurde und ihm wenig später eine Rechnung von 17.000 Euro ins Haus flatterte, ist das Problem reihum bekannt. Der SIM-Karten-Betrug floriert. Und der Gesetzgeber verharrt in Untätig-keit. Jetzt hat es erneut einen Vorar-lberger Studenten erwischt. Wieder landete der Fall beim Konsumenten-schutz der AK.

Der Altacher Maximilian Mül-ler studiert in Wien. In Barcelona machte er Urlaub. In der Nacht zum 19. April griff er in einer Strandbar irgendwann vergeblich nach sei-nem Handy. Es war ihm Minuten vorher geschickt aus der Hosenta-sche gezogen worden. Sowas ist är-gerlich, aber zu verschmerzen. Die

Telefonrechnung von 1900 Euro, die ihn zu Hause erwartete, sorgte freilich für große Augen. „Der Stu-dent ist SIM-Karten-Betrügern in

die Hände gefallen“, sagt AK-Kon-sumentenschützer Paul Rusching. Die nehmen die SIM-Karte aus dem geklauten Handy und wickeln dank modernster Technik in wenigen Stunden hunderte Anrufe ab. Sie lassen Mehrwertnummern anwäh-len, mit deren Betreibern sie ver-mutlich unter einer Decke stecken.

Die AK hat sich des Opfers ange-nommen. „Das Angebot des Telefon-netzbetreibers ,Drei’ von 30 Prozent Nachlass kommt nicht in Frage.

Notfalls ziehen wie vor Gericht.“ Was Rusching besonders aufbringt, ist, dass der Gesetzgeber das Pro-blem kennt, aber untätig bleibt.

ExistenzbedrohendDie AK Vorarlberg hat den Bund schon Anfang Mai 2014 zu Maßnah-men aufgefordert, die Konsumen-ten wirksam vor der neuen Art des Betrugs zu schützen. Denn „viele tausend Euro für praktisch nichts bezahlen zu müssen, kann die fi-nanzielle Existenz bedrohen“, be-tont Rusching. AK-Präsident Hubert Hämmerle erinnert an die Forde-rung der AK aus 2014: Die „Aufnah-me aller verbrauchsabhängig ver-rechneten Dienste (Sprachtelefonie, SMS und so weiter) in die Kostenbe-schränkungsverordnung“ ist seither überfällig. Auch sollen die Netzbe-treiber dafür Sorge tragen, „dass sich die Anzahl der möglichen gleichzei-tigen Verbindungen am Nutzungs-verhalten des durchschnittlichen Verbrauchers orientiert. Das heißt, es sollen maximal zwei Verbindun-gen gleichzeitig möglich sein.“

Die Einbindung aller verbrauchs- abhängig verrechneten Dienste in die KobeV war bereits im Geset-zesentwurf von 2011 vorgesehen, wurde dann aber auf ,Wunsch‘ der Wirtschaftskammer nicht in die Verordnung aufgenommen.G

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Wie der SIM-Karten-Betrug funktioniert

DiebstiehltHandy

Er entnimmtSIM-Karte Er steckt sie in die SIM-Box.

Dieses kleine Gerät kann mehrereSIM-Karten aufnehmen, um damit

massenhaft Gespräche aufzubauen.

SIM-Box klinkt sich zwischenzwei Telefonbetreiber ein.

So werden Verbindungen zukostenp ichtigen Service-

nummern hergestellt.

Die Betreiber dieserMehrwertnummernerhalten dafür vom

Telefonnetzbetreiberim Ausgangsland proMinute eine Gebühr.

Die Kosten für diese„Gespräche“ landenauf der Handyrech-

nung des Besitzers dergestohlenen SIM-Karte.

Die Betreiber der Servicenummernund die Diebe arbeiten Hand in Hand

»Die Konsumenten stehen dem SIM-Karten-Betrug weiterhin schutzlos gegenüber.

Mag. Paul RuschingAK-Konsumentenschutz

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AK-Konsumentenberater Paul Rusching und Kollegen zeigen den Messebesu-chern, was sie alles im Nu über deren Handys herausfinden können.

AK Kultur-CaféSeit 2007 lädt das AK Kultur-Café in der Zwischenhalle 4/5 am Messege-lände Dornbirn zum Chillen ein. In Kaffeehausatmosphäre erleben die Besucher eine aufregende Liveband der Extraklasse: „Southmade“ prä-sentiert ein feines Stück Musikge-schichte aus verschiedenen Jahr-zehnten. Mit Songs von Carl Perkins, Gene Vincent, Johnny Cash oder „King“ Elvis nebst Eigenkompositio-nen lässt die vierköpfige Formation jedes Konzert zu einem unvergessli-chen Erlebnis werden.

Unter dem Motto „Saloon“ präsentiert die Band „South-made“ feinste Country-Musik und auserlesenen Rock’n’Roll.

4 Konsumentenschutz September 2015

Page 5: AKtion September 2015

September 2015 Konsumentenschutz 5

Kostenfalle HandyDie größte Gefahr geht von einem Diebstahl Ihres Handys aus. Das gilt für zu Hause und erst recht im Ausland. Mit einer gestohlenen SIM-Karte lässt sich noch grö-ßerer Schaden anrichten als mit einer gestohlenen Kreditkarte. Auch wenn die Urlaubsstimmung relaxt ist – Sie sollten Ihr Handy wie Ihren Augapfel hüten!

Diebstahl und Verlust Veranlassen Sie bei Verlust oder Diebstahl Ihres Handys möglichst bei Ihrem Netzbetreiber sofort eine Sperre der SIM-Karte. Denn bis zur Sperre haften Sie als An-schlussinhaber für entstehende Kosten. Die AK-Konsumentenbe-rater empfehlen für den Fall des Falles eine polizeiliche Anzeige. Möglicherweise kann der Dieb über die von ihm angewählten Telefonnummern ausgeforscht werden.

Das richtige Netz Was viele Vorarlberger schon leidvoll im Grenzgebiet zur Schweiz oder zu Deutschland erfahren haben, dient auch als Warnung im Urlaub: Ohne manuelle Anbieterauswahl kann sich das Handy unbemerkt in un-erwünschte teure Netze einwäh-len. Ihr heimischer Netzbetreiber hat in der Regel unterschiedliche Verträge mit Netzbetreibern in einem anderen Land. Es kann daher von den Kosten her einen deutlichen Unterschied machen, in welchem Netz Sie im Ausland telefonieren. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Netzbetreiber über seinen günstigsten Partner und lassen Sie über die Verbindungs-einstellungen Ihres Handys nur dieses Netz zu.

Sprachbox abhören Zwar erreicht Sie die Mitteilung, dass Sie eine neue Nachricht in Ihrer Sprachbox erhalten haben, seit 2012 kostenlos. Diese Nachricht im Ausland abzuhö-ren kostet allerdings nach wie vor Geld, nämlich so viel wie ein Telefongespräch nach Hause.

Kostenbegrenzung Vor allem Datenverkehr im Ausland ist eine teure Angele-genheit. Seit 1. Juli 2012 sind die Kosten durch die Roa-ming-III-Verordnung sowohl für EU- als auch Drittländer gedeckelt. Bei 50 Euro (Achtung: netto, und gilt ausschließlich für Internetverkehr, zusätzlich zur Grundgebühr und zu sonsti-gen Entgelten!) ist theoretisch Schluss, bei Erreichen von 80 Prozent der Obergrenze muss dem Benutzer eine „geeignete Meldung“ übermittelt werden. Nach wie vor günstiger ist es jedenfalls, das Datenroaming im Ausland generell zu deaktivieren und das Internet, wenn möglich, nur über kostenlose WLAN-Netz-werke zu verwenden.

Prepaid-Karte als Alternative Eine vor Ort gekaufte Pre-paid-Karte ist eine Alternative, allerdings funktioniert sie nur in entsperrten Handys und lohnt sich meist nur für Urlauber, die länger bleiben oder öfter zum selben Ziel fahren, weil Gutha-ben ein Ablaufdatum haben.

Tablets funktionieren gleichBedenken Sie, dass auch Tablets vom Prinzip her wie Handys funktionieren. Haben Sie eine SIM-Karte in Ihr Tablet einge-steckt, gelten daher die gleichen Vorsichtsmaßnahmen.

▸ AK-KonsumentenberatungTelefon 050/258-3000, E-Mail konsumentenberatung@ ak-vorarlberg.at

KONSUMENTEN- TIPP

AK AUF DER HERBSTMESSE:

Wie Ihr Handy ganz einfach manipuliert werden kann

Es ist unglaublich, wie rasch sensible Daten ausgespäht werden können. Die AK zeigt es auf der Messe.

Hubert HämmerleAK-Präsident

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AK-Konsumentenberater Paul Rusching und Kollegen zeigen den Messebesu-chern, was sie alles im Nu über deren Handys herausfinden können.

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usw. Die AK Vorarlberg informiert auf der Dornbirner Herbstmesse über die gängigsten Schmähs.

Rund um den Erdball erreichbarDas Handy – oder vielmehr das Smartphone – ist für viele Menschen ein ständiger Begleiter, ohne den fast gar nichts mehr geht. Mit den kleinen Computern lässt sich alles

Mögliche anstellen, telefonieren ist mittlerweile fast zweitrangig.

Die Welt scheint mit dem klei-nen, unscheinbaren Gerät in Hän-den plötzlich ungemein klein gewor-den zu sein. Im hintersten Winkel des Urlaubslands meldet das Handy triumphierend ein freies WLAN. Und schon werden Bilder verschickt und Nachrichten ausgetauscht. Die kostenlosen Telefongespräche mit oder ohne Videoübertragung zäh-len längst zum Standard. So weit die Welt der Annehmlichkeiten.

So einfach betrügbarEs wird mit den Smartphones aber auch vieles „angestellt“: Die Palette reicht vom SIM-Karten-Betrug über gefakte WLAN-Verbindungen bis zu In-App-Abzocke. „Smartphone & Co – alles über App und Nepp“ ist deshalb das Motto am Stand der AK Vorarlberg auf der Herbstmesse von 9. bis 13. September 2015.

Die Konsumentenberater der AK stehen für Auskünfte rund ums Handy zur Verfügung, es gibt eine umfassende Info-Broschüre zum Thema gratis zum Mitnehmen so-wie ein Messequiz, bei dem tolle Sachpreise auf die Gewinner war-ten. Außerdem haben wir auf dem

Stand der AK ein gefaktes WLAN-Netz aufgebaut, mit Hilfe dessen Interessierten demonstriert werden kann, wie einfach es für Gauner ist,

an ungeschützte Passwörter oder sonstige Zugangsdaten zu kommen. Sie brauchen sich nur einzuwählen und werden so manche Überra-schung erleben.

Und weil das ein ganz schön hei-ßer Ritt ist, entlässt die AK die Be-sucher der Messe mit dem beliebten AK-Water-Belt als Gastgeschenk, an

dem alle gängigen PET-Flaschen be-festigt werden können. „Schauen Sie bei uns vorbei“, lädt AK-Präsident Hubert Hämmerle ein, „es lohnt sich ganz bestimmt.“

ABSICHERUNG. Der jüngste Fall von SIM-Karten-Betrug hat Konsum-tenberater Paul Rusching in der Wahl des AK-Messethemas bestärkt. Ein Vorarlberger wurde in Barcelona be-stohlen und übel abgezockt. Das Fo-rum für Mobilkommunikation (FMK) rät Handynutzern, die Servicenum-mer des Betreibers jederzeit bei sich

zu tragen, um schnell auf Handyver-lust reagieren zu können. Die Hotli-nenummer im Handy zu speichern bringt freilich nichts. Das Forum bie-tet deshalb kostenlose Notrufkarten im Scheckkartenformat an.

Nur mit Notfallkarte Servicenummer des Betreibers immer bei sich haben

▸ Mehr Informationen über die Notrufkarte finden Sie im Web unter http://bit.ly/1Jo8DL4

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Page 6: AKtion September 2015

6 Arbeit September 2015

Reich wird man nicht durch eigene LeistungDie Mehrheit der Österreicher fin-det: „Zu großer Reichtum einiger weniger führt zu Problemen in der Gesellschaft“ – dieser Aussagestimmen 45 Prozent der Befragten zu. Ans Reichwerden durch eigene Leistung glauben nur 18 Prozent. 43 Prozent hingegen stimmen der Aussage „Reich wird man übers Erben“ zu. Diese Daten beruhen auf einer Sonderauswertung des letzten „Household and Consump-tion Survey“ der Europäischen Zentralbank, einer Befragung von 2380 Haushalten in Österreich.

Weiberkram von Univ.-Prof. Irene Dyk-Ploss

Vergessen Die familiären Rollenmodelle von Mann und Frau haben sich verändert. Dass Männer an der Kindererziehung eben-so beteiligt sein sollen wie Frauen, bejahen mittlerweile 94 Prozent der Österreicher. Auch dass berufstätige Mütter ein ebenso herzliches Verhält-nis zu ihren Kindern haben können wie Hausfrauen, hat sich bei rund 80 Prozent der im Auftrag des Familienmi-nisteriums Befragten herum-gesprochen.

Und dennoch: Fast ein Drittel sowohl der Männer wie der Frauen hält es für die Aufgabe der Männer, Geld zu verdienen, und die der Frauen, sich um Haushalt und Familie zu kümmern. Das mag daran liegen, dass die klassische Ar-beitsteilung dem männlichen Ehrgeiz entgegenkommt, aber auch am Erfahrungshinter-grund der Frauen: Sie sehen die Probleme der eigenen (künftigen) Doppelbelastung und auch die der Müttergene-ration. Was in Vergessenheit geraten ist: die gesellschaftli-che Benachteiligung, die sozi-ale und materielle Abhängig-keit, die Unterdrückung der Frauengenerationen davor …

▸ E-Mail: [email protected]

Vor allem junge Väter interessieren sich bei Tridonic für die Möglichkeit, statt Geld mehr Urlaubstage zu erhalten.

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FREIZEIT STATT GELD. Für den ÖGB-Landesvorsitzenden Norbert Loacker ist es ein Gebot der Stunde: mehr Urlaub statt Lohn-Erhöhung. „Es gibt kein einziges stichhaltiges Argument gegen die Freizeitoption.“ Sie muss kommen. Und zwar heuer noch. Bei den anstehenden Lohn-verhandlungen wird er das Modell einfordern. Und wenn er auf taube Ohren stößt? Dann beruft sich Loa-cker auf den Chefverhandler der GPA, Karl Proyer. „Der hat vor einem Jahr schon in den VN erklärt, dass es ohne Freizeitoption keine Verhand-lungslösung geben werde.“

Berückend einfachDie Idee wirkt in der Tat auf den ersten Blick bestechend einfach: Beträgt die jährliche Ist-Lohnerhö-hung zwei Prozent, entspricht das einer Woche zusätzlicher Freizeit. Wer würde das wollen? Die Produk-tionsgewerkschaft (ProGe) hat die Stimmungslage in Vorarlberg er-fragt. Das Meinungsforschungsins-titut Edwin Berndt mit Sitz in Göfis bat 500 Erwerbstätige und zusätz-lich 828 Beschäftigte in Großbetrie-ben wie Grass, Blum, Wolford, Rondo und Hilti um Auskunft. 60 Prozent der Bevölkerung und 84 Prozent der Beschäftigten sprachen sich für die Freizeitoption aus.

Auch diese Umfrage nimmt Loa-cker mit in die Metaller-Lohnver-handlungen.

Teufel im DetailWenn er nach funktionierenden Bei-spielen gefragt wird, verweist Loa-cker auf den Lichtkonzern Zumto-bel und auf Tridonic. „Dort wird die Freizeitoption schon angewendet“. Tatsächlich haben sich Kammerrat Erich Zucalli, Betriebsratsvorsitzen-der der Angestellten der Tridonic GmbH, und sein Stellvertreter Kai Arbinger intensiv mit der Freizeitop-tion beschäftigt. Ihr Urteil fällt nicht ganz so euphorisch aus. Zucalli: „Die Freizeitoption ist ein taugliches Mit-

tel, sofern eine gute Betriebsverein-barung vorliegt.“ Denn der Teufel steckt wie immer im Detail. „Ur-sprünglich war die Freizeitoption eine Idee der Arbeitgeber.“ Das „Kind der Krise“ erblickte im Frühjahr 2013 überraschend das Licht der Welt. Die Arbeitgeber brachten das Modell der Freizeit statt KV-Erhöhung in Zucal-lis Erinnerung überrumpelnd aufs Tapet. „Sie wollten damals, dass die Option nur für die über 50-Jährigen gelten sollte. Das lehnten wir ab.“

Aus gutem Grund, wie sich rasch herausstellte. Vor allem junge Fa-milienväter erkundigten sich in der Folge nach der Freizeitoption.

2014 konnte dann erstmals jeder bei Zumtobel und Tridonic aussu-chen: Statt 2,3 Prozent Lohnerhö-hung gab es eine Woche, einen Tag und eine Stunde mehr Freizeit. „80 Leuten bei Zumtobel – 50 Angestell-ten und 30 Arbeitern – wurde die Freizeitoption zugestanden“, sagt

Kai Arbinger. Interessiert hatten sich doppelt so viele Mitarbeiter. Bei Tridonic wurde das Modell vorerst einmal kaum beworben, entspre-chend gering war die Nachfrage.

Feste SpielregelnBetriebsrat und Unternehmen haben die Spielregeln dieser neu-

en Arbeitszeitgestaltung in einer dreiseitigen Betriebsvereinbarung festgelegt. Das Angebot richtet sich jetzt vor allem an jene Arbeitneh-mer, die Beruf und Familie besser in Einklang bringen wollen, bei denen altersgerechtes Arbeiten ein Thema wird, die mehr Weiterbildung im

Sinn haben oder Freizeit ansparen wollen. Immer muss das Unterneh-men erst zustimmen. Kann man sich nicht einigen, tritt das „Team Freizeitoption“ als Schiedsrichter auf den Plan. Führungskraft, Perso-nalabteilung und Betriebsrat disku-tieren dann, bis „eine einstimmige Entscheidung vorliegt“.

Um ein dauerndes Hin und Her zu verhindern, darf der Mitarbeiter nur einmal aus dem System ausstei-gen. Wichtig ist Zucalli und Arbin-ger überhaupt, dass man die Beleg-schaft offen über Vor- und Nachteile des Modells aufklärt. Denn die rosa Brille hilft nicht weiter.

Viele wollen mehr freie Zeit statt LohnerhöhungÖGB-Chef Loacker will Freizeitoption zum Schwerpunkt bei Lohnverhandlung machen – bei Tridonic und Zumtobel haben Mitarbeiter und Betriebsrat erste Erfahrungen mit der Arbeitszeitgestaltung gemacht

Erich Zucalli: Gute Betriebsver-einbarung Voraussetzung.

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QUIZ Ihr Kind ist krank. Auf wie viel Pflegefreistellung pro Jahr haben Sie Anspruch?● Eine Woche pro Arbeitsjahr. Darüber hinaus gibt es eine zusätzliche Woche, wenn Ihr Kind noch nicht zwölf Jahre alt ist und neuerlich krank wird.● Vier Wochen pro Arbeits-jahr plus zwei Wochen, wenn Ihr Kind neuerlich erkrankt.● Pflegefreistellung gibt es nicht in jedem Unternehmen. Falls der Chef den Mitarbei-terinnen keinen Anspruch auf Pflegefreistellung gewährt, müssen sie sich Urlaub neh-men.

▸ Auflösung auf Seite 14

FALLSTRICKE. Klar ist für Erich Zucalli, „dass wir uns diese Freizeit selber kaufen“. Mit der vom ÖGB fa-vorisierten 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich hat die Frei-zeitoption nichts mehr zu tun.

Auch ist die Währung, mit der gemessen wird, nicht unbedingt vergleichbar: „Bei der jährlichen KV-Erhöhung tritt der Zinseszins in Kraft. Eine Woche, ein Tag und eine Stunde bleiben aber immer gleich viel“, sagt Kai Arbinger.

Dann erhebt sich die Frage nach den Mitarbeitern im alten Abfer-tigungssystem. Da haben manche ein Jahr Abfertigungsanspruch. „Die verzichten auf 2,3 Prozent ei-

nes Jahresgehaltes“, sagt Arbinger, „wenn sie sich für die Freizeitoption entschieden haben und dann das Unternehmen verlassen oder abge-baut werden.“ In der Elektro- und Elektronikindustrie hat man diese per 1. Mai 2014 vorerst auf fünf Jah-re abgesichert. „Wir wollten ja eine unbegrenzte Absicherung“, aber da haben sich laut Zucalli die Arbeit-geber quergelegt. „Bei Bedarf wird nachverhandelt“, heißt es jetzt in der Betriebsvereinbarung.

Die Freizeitoption wird zu guter Letzt bei denen, die unter der Höchstbemessungsgrundlage lie-gen, pensionsrelevant, gibt Zucalli zu bedenken.

„Die Freizeit zahlen wir uns selber“Zwischen bestehender und gewünschter Regelung herrscht Abstimmungsbedarf.

Es gibt kein einziges stichhaltiges Argument gegen die Freizeitoption. Sie muss kommen.

Norbert LoackerÖGB-Landesvorsitzender »

Page 7: AKtion September 2015

September 2015 Politik 7

HÖCHSTE ZEIT. Wir haben uns seit Jahren in Anträgen, Resolutionen und Aussendungen für eine Abschaffung der kalten Progression stark gemacht, damit den Beschäftigten mehr von den Lohnerhöhungen bleibt und nicht der Staat einen guten Teil davon ungerecht-fertigt abkassiert. Es ist höchste Zeit, dass diese schleichende Steuererhöhung endlich abgestellt wird! Denn nur da-durch kann die steuerliche Entlastung

der Menschen um 5,2 Milliarden Euro auch dauerhaft abgesichert und die Steuerreform entscheidend abgerundet werden. Allerdings sollte die kalte Pro-gression unserer Meinung nach nicht erst im Jahr 2017, sondern bereits 2016 abgeschafft werden. Das wurde bei den

Verhandlungen über die Steuerreform ursprünglich auch gefordert, doch von der ÖVP stur abgeblockt und verhindert! Was die Finanzierung anbelangt, so gilt für uns auch weiterhin: Wir werden uns die Steuerreform nicht selbst bezah-len! Wenn der Vorarlberger LH Wall-

ner meint, die Abschaffung der kalten Progression u. a. durch eine frühzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters finanzieren zu müssen, dann stößt er bei uns auf massiven Widerstand! Allein schon der Gedanke, dass die Frauen die Steuerentlastung zahlen sollen, ist ab-wegig und eine Zumutung. Das wird es mit uns nicht geben!▸ E-Mail: [email protected]

ZU SPÄT. Eines ist sicher: Für die kom-mende Steuerreform ist diese Maßnah-me zu spät.

Es ist typisch für diese Bundesre-gierung, dass zuerst eine Lohnsteuerer-leichterung kommt, dann wird sie aber vom Finanzminister über die kalte Pro-gression wieder eingesackt, und wenn das geschehen ist, dann will er diese sinnlosen Steuerstufen erst abschaffen. Die Progression hätte mit dieser Steuer-

reform abgeschafft gehört. Alle Frakti-onen in der AK haben sich dafür einge-setzt, nur gehört wurden sie nicht.

Und hier wieder über Gegenfinanzie-rungen zu sprechen, finden wir Freiheit-lichen komplett überzogen. Es gehört die Gruppenbesteuerung abgeschafft,

welche die Banken so bevorteilt, und es gehört in der Verwaltung gespart. Nichts anderes ist erforderlich, damit den Men-schen endlich wieder einmal die ganzen Lohnerhöhungen bleiben.

Das Ausquetschen des Mittelstan-des muss ein Ende haben, sonst rutscht

dieser an den Rand der Armutsgrenze ab. Als freiheitliche Arbeitnehmer ist es unser oberstes Ziel, diese Ausdünnung zu verhindern, sowie diejenigen, wel-che an den Rand der bzw. in die Armut gedrängt wurden, wieder ins Boot zu holen. Dazu gehören Arbeitsplätze und Steuergerechtigkeiten, welche derzeit von Bundesseite leider nicht zu erwar-ten sind.▸ E-Mail: [email protected]

NUR EIN GAG? Was uns die Tarifan-passung (die den Titel „Steuerreform“ nicht verdient) 2016 bringt, frisst die kalte Progression in den kommenden Jahren rasch wieder auf. Diese schlei-chende Steuererhöhung gehört endlich abgeschafft!

Unsere Finanzminister machen seit Jahren den Fehler, dass sie versu-chen, Geld dort zu holen, wo es eh schon knapp ist. Dieser „Fehler“ geschieht na-

türlich mit voller Absicht, weil sie ihre vermögende Klientel schonen wollen.

Die Tarifstufen im Steuersystem müssen jährlich an die Inflation ange-passt werden. Und zwar rasch, nicht erst 2017 wie im ÖVP-Vorschlag – her-umgeeiert wurde in dieser Frage nun

schon lange genug! Noch heuer muss es dafür eine Garantie geben!

Die Gegenfinanzierung kann durch eine reformierte Erbschafts- und Schen-kungssteuer mit einem Freibetrag von 500.000 Euro erfolgen, damit nur die obersten zehn Prozent einen fairen Bei-

trag zur Finanzierung leisten. Denn Er-ben ist keine Leistung! Dafür muss die ÖVP aufhören, auf Kos-ten der breiten Masse die Schutzheilige für die Millionenerb/inn/en zu spielen. Ohne seriöse Gegenfinanzierung und ohne eine Umsetzungsgarantie ist die Ankündigung der Abschaffung der kal-ten Progression ein reiner PR-Gag.▸ E-Mail: Sadettin.Demir@gemeinsam -ug.at

NICHTS GEBLIEBEN. Der Staat hat jahrelang durch die kalte Progression Milliarden eingenommen, sodass dem durchschnittlichen Arbeitnehmer von einer Lohnerhöhung nichts geblieben ist, weil hier eine höhere Steuerklasse zur Berechnung herangezogen wurde.

Kurz gesagt können wir davon ausge-hen, dass die kalte Progression als eine „schleichende Steuererhöhung“ angese-hen werden kann, dies muss umgehend

und nachhaltig abgeschafft werden. Die maßgeblichen Lohn- und Einkommens-grenzen für die Lohnsteuerberechnung müssen mit jeder Lohnerhöhung ange-passt bzw. angehoben werden, damit die Lohnsteigerung nicht vom Finanzamt abgeschöpft werden kann und die kalte

Progression de facto abgeschafft wird.Das Finanzministerium hat bisher

die kalte Progression als einen fixen Bestandteil der Einnahmen berück-sichtigt. Dies können und müssen wir abschaffen, damit den ArbeitnehmerIn-nen mehr am Monatsende bleibt.

Der fehlende Betrag kann durch Ein-sparmaßnahmen ersetzt werden, denn Österreich hat nach unserer Auffassung kein Problem auf der Einnahmenseite, sondern es ist ein Ausgabenproblem. Die Ausgabenseite muss genauestens überprüft und abgestimmt werden, in diesem Fall könnte eine Lohnerhöhung auch nachhaltig als eine reale Lohner-höhung bezeichnet werden. ▸ E-Mail: [email protected]

Fraktionsobfrau Manuela Auer

Fraktionsobmann Wolfgang Kofler

Fraktionsobmann Sadettin Demir

Fraktionsobmann Adnan Dincer

Liste Manuela Auer – FSG

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

Steuerentlastung absichern:Weg mit der kalten Progression!

Die Abschaffung der Progression ist längst überfällig

Kalte Progression abschaffen! Große Erbschaften besteuern!

„Schleichende Steuererhöhung“ gehört sofort abgeschafft

KÖRBERLGELD. 300 bis 500 Millio-nen Euro pro Jahr. Das ist das „Körberl- geld“, das sich unser Finanzminister Jahr für Jahr von den österreichischen Lohnsteuerpflichtigen holt. Ganz ohne offizielle Steuererhöhung. Einfach so, über die kalte Steuerprogression. Ar-beitnehmervertreter aller Fraktionen fordern seit Jahren in Anträgen und Resolutionen die Abschaffung dieser schleichenden Steuererhöhung. Aber:

Die Bundespolitik will auf diese „Ma-növriermasse“ nicht verzichten. Sie wäre sonst nicht mehr in der Lage, den Menschen nach einigen Jahren einen Teil des Geldes gönnerhaft und unter großem öffentlichen Getöse wieder zurückzugeben. Dieses Prozedere wird

in Österreich dann meist als „Steuerre-form“, manchmal auch als „größte Steu-erreform aller Zeiten“ bezeichnet. Wie es wirklich geht, zeigen bereits acht EU-Staaten, vor allem aber unser von der Wirtschaft gerne zitierter Nachbar Schweiz. Die Eidgenossen passen neben

dem Steuertarif gleich auch sämtliche in Schweizer Franken festgesetzte Ab-setzbeträge in vollem Umfang an die Preisentwicklung an. Das sorgt dafür, dass die Einkommen der arbeitenden Menschen stabil bleiben und auch Steu-erreformen ihre Wirkung behalten. Wenn die Politik hingegen mehr Steu-ern will, muss sie sich diese über unpo-puläre Erhöhungen holen.▸ E-Mail: [email protected]

2017 ohne kalte Progression?

Die Steuerreform schafft Spielraum, um sich wieder einmal etwas leisten zu können. Die Abschaffung der kalten Progression sichert den Effekt.

Fraktionsobmann Bernhard Heinzle

Liste AK-Präsident Hubert Hämmerle – ÖAAB/FCG

UNTERSTÜTZUNG. Die Steuerreform 2016 wurde diesen Sommer im Natio-nalrat beschlossen, als Nächstes will die ÖVP über die Abschaffung der „kalten Progression“ verhandeln. Finanzminis-ter Hans Jörg Schelling (ÖVP) kündigte einen „Automatismus“ zur Vermeidung von inflationsbedingten schleichenden Steuererhöhungen an. Mindestens 400 Millionen Euro im Jahr würde das kos-ten, so der Finanzminister. Doch der Aufwand lohne sich.

Durch den zu erarbeitenden Mecha-nismus würden die Entlastungen der aktuellen Steuerreform „dauerhaft“ in Höhe von 5,2 Milliarden Euro pro Jahr erhalten bleiben. Die ÖVP hofft auf eine Einigung mit dem Koalitionspartner SPÖ, einen Beschluss in der Causa im Jahr 2016 und eine Wirksamkeit der Re-gelung ab 2017. Die SPÖ hat Gesprächs-bereitschaft bekundet. Wir baten die Fraktionen der AK-Vollversammlung um ihre Meinung.

Die Abschaf-fung der kalten Progression entspräche einem alten Wunsch der Steuerzahler.

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Kalte Progression ausschalten: Die Schweiz zeigt, wie es geht

Page 8: AKtion September 2015

8 Magazin September 2015

Gewinnen Sie eine Gemüsekiste als AboSenden Sie die Antworten auf die drei Fragen zu dieser Ausgabe der „AKtion“ bitte bis 20. September 2015 an [email protected] oder auf einer Postkarte an AK Vorarlberg, AKtion, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, und Sie nehmen an der Verlosung für ein zehn Wo-chen dauerndes Abo einer Gemüsekiste teil. Wir wünschen Ihnen viel Glück! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gewonnen hat in der Juliausgabe Olka Klösch aus Feldkirch. Wir gratulieren!

● Frage 1: Wie viele Fragen zu Handy und Internet er-reichten die AK Vorarlberg 2014? ● Frage 2: Wie heißt die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik? ● Frage 3: Wie viele Kinder nahmen am AK-Test von Frühstückscerealien teil?

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Lärm macht krank

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Immer mehr Menschen in Vorarlberg leiden an einem Hörschaden. Vor allem junge Menschen sind betro�en. Schon jeder vierte österreichische Jugendliche hat Experten zufolge Hörprobleme. Die Dunkelzi�er dürfte weit höher liegen. Das darf man nicht kleinreden: Wenn es von der Straße brummt und Flugzeuge dröhnen, leiden Herz, Kreislauf und Gehirn. Das kann buchstäblich krank machen.Johannes Mathis leitet das Vorarlberger Landeszentrum für Hörgeschädigte. Ihm zufolge nimmt die Zahl der Patienten laufend zu: „Vor einigen Jahren waren es noch 200 Patienten, jetzt sind es schon 2000, die jährlich zu uns kommen.“ Die Steigerung liege bei fünf bis zehn Prozent jährlich.Schon weit unter einem Schalldruckpegel von 85 Dezibel kann Lärm krank machen – selbst dann, wenn der Mensch schläft.

GehörschutzSchon ab 60 Dezibel verändern sich Blutdruck oder Herzfrequenz. Betro�ene Arbeitnehmer müssen jedenfalls ab 80 Dezibel einen Gehörschutz bekommen, da sonst das Gehör geschädigt werden kann. Beim Überschreiten der 85-Dezibel-Lärmgrenze sind folgende Maßnahmen in der aufgelisteten Reihenfolge zu setzen: bauliche/technische Maßnahmen (Lärmminderung an der Quelle), organisatorische Maßnahmen (Zeit, in der Arbeitnehmer dem Lärm ausgesetzt sind, verringern) und erst zuletzt die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung. Die 85-Dezibel-Lärmgrenze darf nur überschritten werden, wenn es technisch nicht möglich ist, den Lärm zu mindern.

Lärmbelästigung in ÖsterreichAnteil der durch Lärm belästigten Bevölkerung

1,3 bis 3,1 %

3,2 bis 5,4 %

5,5 bis 8,2 %

8,3 bis 12,7 %

12,8 bis 17,4 %

Bregenz

Innsbruck

Salzburg

LinzSt. Pölten

Klagenfurt

Graz

Eisenstadt

Wien

Stichwort: Dezibel (dB)Dezibel ist die Maßeinheit für den Schalldruckpegel.Ein Unterschied von einem Dezibel entspricht ungefähr der kleinstenmit gutem Gehör gerade noch wahrgenommenen Änderung einer Lautstärke.

Lärm und seine Folgen

18016014012010080604020 dB

Tickeneiner

Armband-uhr

Störungen vonEntspannungs-phasen/Schlafmöglich

StörungkonzentrierterArbeitmöglich

Gehörer-holung beilängerenPhasen

Bei Langzeitein-wirkung Beginnder Gehör-schädigung

Zunehmender Gehörschaden

Schmerzemp�ndung

Bibliothek

RuhigesWohngebiet

Meeres-rauschen

Regen

Vorbei-fahrender

PKW

Wecker-läuten

MP3-Playermit Kop�örer

Diskothekauf der

Tanzäche

Gewitter-donner

Sireneeines

Einsatz-fahrzeuges

Starteines

Düsen-ugzeugs

Triller-pfeife

Silvester-böller

Raketen-start

Auslösungeines Airbags

Selbst-Test für Ihre OhrenDas deutsche Forum „Das gesunde Ohr“ emp�ehlt den Selbsttest,um die Regenerationsfähigkeit des eigenen Ohrs zu prüfen:Besorgen Sie sich Ohrstöpsel in der Apotheke und tragen Sie diese eine Stunde lang, z. B. beim Einkaufen oder beim Spazierengehen. Wenn Sie die Stöpsel herausnehmen und deutlich emp�nden, dass es in Ihrer Umgebung lauter ist als vorher, hat Ihr Ohr sich durch den vorübergehenden Lärmschutz etwas erholt. Je häu�ger und je länger Sie Ihr Gehör gegen unnötigen Lärm schützen, desto besser kann sich Ihr Ohr erholen.

Und wann soll man zum Ohrenarzt gehen? Wenn …… man plötzlich auf einem oder beiden Ohren wesentlich… schlechter als sonst oder gar nichts mehr hört.… man Ohrgeräusche (Rauschen, Summen, Pfeifen …)… vernimmt.… man schlechter bzw. undeutlich hört und … z. B. beim Telefonieren Hörprobleme hat.… einem laufend die Ohren wehtun.

Gönnen Sie Ihren Ohren öfter Pausen: Damit sich die Ohren nach der lauten Arbeit oder Discound Co erholen, sollte der Lärmpegel während mindestens zehn Stunden nicht über 70 dB steigen.

Achten Sie auf die ersten Anzeichen von Hörschwäche: Wenn sich Nachbarn über laute Musik oder Fernsehenbeschweren oder die Gesprächspartner alle zu leise reden, ist es höchste Zeit, zum Arzt zu gehen. Gehörschwundlässt sich mit dem Reinton-Audiometer oder mit Sprachtests messen.

Informationen zu verschiedenen Hörgeräten gibt es beim Hörgeräte-Akustiker.

Benutzen Sie unbedingt Ohrstöpsel, wenn diese vorgeschrieben sind.

Lassen Sie einmal im Jahr beim Ohrenarzt Ihre Hörfähigkeit testen.

Halten Sie sich bei Konzerten oder in der Disco möglichst nicht in der Nähe der Lautsprecher auf.

Ihr Walkman oder iPod sollte eine Schallpegelbegrenzung haben.

Fürs Hobby nur lärmarme Maschinen oder Geräte kaufen.

Im Kinderzimmer haben Zündplättchenpistolen und Trillerpfeifen nichts verloren.

Ein Silvesterkracher zu nahe am Ohr kann zu totalem Hörverlust führen.

Tipps: Was können Sie gegen Lärmbelästigung tun?

Was diesen Monat zähltMontag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

1 2 3 4 5 67 8 9 10 11 12 13

14 15 16 17 18 19 2021 22 23 24 25 26 27

28 29 30

SEPTEMBER

UMWELT Seit Monatsbeginn wer-den nur noch Pkw neu zugelassen,

die die höchste Abgasvorschrift „Euro VI“ erfül-len • TREFFPUNKT 9. bis 13. Dornbirner Herbst-messe • SCHULE Am 14. beginnt in Vorarlberg wieder die Schulzeit • LEHRE Ende September „Lehrlingsgipfel“ der Vorarlberger Sozialpartner

BESCHWINGT. Schon lange nicht mehr herzlich gelacht? Dann kom-men Sie doch am Donnerstag, 17. September 2015, um 19.30 Uhr zum Lese hof in die AK nach Feldkirch. Zwei besondere Gäste haben AK und VN zum Thema „Vorwiegend heiter“ aufs Podium gebeten, zwei Experten gewissermaßen.

Da wäre einmal Otto Hofer. Seit den 1970er-Jahren ist er durch seine Mundartdichtung und Lustenau-er Schmugglergeschichten in ganz Vorarlberg bekannt. Derzeit zieht er mit der Band „Kleaborar Bahnteifl“

durchs Land – „schräg, schrill und schwarzhumörig“.

Ihm gegenüber nimmt an die-sem Abend Günter Polanec Platz. Als langjähriger Fernsehmodera-tor hat der passionierte Journalist so einiges erlebt. Dem Lustenauer Wortwitz Hofers setzt er die Welt der Hoppalas von Bühne und The-ater entgegen. Der Musikliebhaber hat sich inzwischen selber als Kul-turveranstalter in Schloss Amberg einen Namen gemacht. Beide, Hofer und Polanec, bringen heitere Litera-tur mit und lesen daraus vor.

AK und VN laden zum heiteren Lesehof einOtto Hofer und Günter Polanec spannen den Bogen weit – Österreich ist beim Humor eine Fundgrube

Günter Polanec: Lange Erfah-rung auf und hinter der Bühne.

Otto Hofer: Lustenauer Urge-stein mit Witz und Dialekt.

AK und VN laden zum LesehofThema: „Vorwiegend heiter“Termin und Ort: 17. September 2015 ab 19.30 Uhr in der AK FeldkirchProgramm: Otto Hofer und Günter Polanec bringen Bücher und Geschichten mitModeration: Thomas MattAnmeldung: Musikalische Umrahmung durch ein Ensemble des Vorarl- berger Landeskonservatoriums. Gemütlicher Ausklang mit Umtrunk. Der Eintritt ist frei. Anmeldung bis spätestens Freitag, 11. September 2015, unter [email protected] oder Telefon 050/258-4026.

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Page 9: AKtion September 2015

September 2015 Konsumentenschutz 9

Klare Mehrheit beharrt auf Recht auf Bargeld

ALLTAGSGESCHÄFTE Geht es nach renommierten Ökonomen, sollten Münzen und Scheine abgeschafft werden

Die Diskussion war im Juni von Ökonomen angezettelt worden: Eine Welt ohne Bargeld brächte viele Vorteile – mehrere Länder sind ja bereits auf dem Weg dorthin. In Vorarlberg haben die Befürworter allerdings einen schwe-ren Stand.

VOTUM. Bargeldabschaffung als Mittel gegen Kriminalität, aber auch ein Türöffner für die totale Kontrolle der Bürger. Die AKtion stellte in ih-rer Sommerausgabe Für und Wider auf den Prüfstand ihrer Leser. Der Aufruf, uns Ihre Meinung zu schrei-ben, fand ein überwältigendes Echo. Überwältigend fiel auch der Anteil jener Zuschriften aus, die sich gegen die Abschaffung von Bargeld aus-sprechen.

Lesen Sie rechts einen kleinen Auszug an Zuschriften, die per Post, per E-Mail und auf der AK- Facebook-Seite eingangen sind – das Verhältnis von Pro und Contra aller Reaktionen ist durchaus reprä-sentativ.

Ich könnte und möchte mir das Leben ohne Bargeld gar nicht vorstellen! Wir werden auch schon so bereits genug

„entmündigt“ und kontrolliert. Wenn so ein Gesetz bei uns käme, wäre das das reinste Desaster für uns kleinen Leute.

Ingrid Borelli, Bregenz

Nein. Wenn ich jemandem für eine Gefälligkeit einen Zehn- oder Zwanzig-Euro-Schein geben möchte, müsste ich ihn dann zuvor um seine Bankverbindung fragen?

Marianne Klauser, Feldkirch

Ich würde es nicht gut finden, wenn man das Bargeld abschafft. Es gibt immer Situationen, wo man Bargeld braucht bzw. möchte. Wie sollen z.B. die Kinder ein Eis holen? Mit einer Karte bezahlen? Es ist für einige leichter, über Bargeld den Überblick zu behalten. Und was ist, wenn man kein „Buchgeld“ mehr von der Bank bekommt (siehe Griechen-land)?

Judith Lang, Facebook

Dies würde nur die Banken noch reicher machen, wenn man bedenkt, dass für jede Buchungszeile bezahlt werden muss.

Hansjörg Wagner, Röthis

Ich könnte sehr gut ohne Bargeld leben. Richard Markowski, Dornbirn

Meine Antwort ist NEIN. Ich möchte es auf keinen Fall! Anni Pelikan, Bregenz

NEIN, kein Leben ohne Bargeld, ob Münzen oder Scheine! Ich bin ein al-ter Mann und ich hoffe, dass die Menschen endlich begreifen, in welche Richtung die ganze Bevormundung durch Geldwirtschaft, Banken und auch Politik uns zwingen will: Volle Kontrolle mit allen Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.Ich will meinem Enkel 20 oder 50 Euro für ein gutes Zeugnis in die Hand drücken können oder ihm ein gutes Eis spendieren. Drum hebe ich meine paar Pensionskröten bar vom Konto ab und lasse sie der (Gast-)Wirtschaft direkt zukommen. Es gibt noch so viele Gründe für Bares, man könnte Bücher füllen. Herzliche Euros!

Roland Zanettin, Feldkirch

Eindeutig JA! Im Übrigen sei erwähnt, dass das Klauen von Bargeld im-mer noch das höchste Risiko darstellt, höher allemal als Cyberwar-An-griffe …

Joachim Nägele, E-Mail

Es wäre noch das Letzte, wenn alle, die für dieses Desaster verant-wortlich sind, über unser Geld verfügen könnten und jederzeit Zugriff

hätten. Ich habe zwar nur eine Pension, aber diese möchte ich selbst einteilen und auch mit 85 Jahren nicht überwacht werden.

Lieselotte Kozak, Dornbirn

Dann wären wir total von den Banken abhängig! Irene Carbonare-Monz, Götzis

Meine Antwort ist Nein. Für ältere Leute wird das sehr schwierig. Es sollte jeder selbst entscheiden können, wie er bezahlen will.

Edith Ferra, Bludenz

Nein! Aber: Die 1- oder 2-Cent-Münzen einsparen. Dann würden hof-fentlich die dummen „0,99-Preise“ von der Bildfläche verschwinden. Die großen Scheine (200 € und 500 €) sollten abgeschafft werden und Höchstgrenzen für Barzahlungen und Bankauszahlungen eingeführt werden. Das erschwert Steuerbetrug und Korruption/Bestechung.

Jörg Bergmeister, E-Mail

Ich finde es erschreckend, was wir mit uns machen lassen. Bargeld-los heißt: Ich gebe meine Selbstständigkeit auf und lege mein Leben und mein Einkommen, für das ja ich arbeiten muss, in fremde Hände! Fremde Hände sind Sachwalter namens Banken, denen es natürlich nur recht ist, den Menschen gläsern zu halten. Was andere Länder tun, kann uns egal sein. Wir dürfen uns von diesem Strom nicht mitreißen lassen.

Gerhard Majer, E-Mail

Bargeld ist Freiheit ! Zahlen ohne Bargeld fördert die Überwachung der Bürger durch Staat, Geheimdienste und Konzerne, steigert die Macht der Konzerne etc. noch weiter, NEIN ! Kalte Enteignung – NEIN! Bei Stromausfall oder sonstigen Störungen kann man nicht mal mehr Lebensmittel kaufen!

Anton Krasser, E-Mail

Ich kann mir ein Leben ohne Bargeld vorstellen, allerdings nur mit Grauen!!! Die Abschaffung des Bargeldes zielt genau darauf ab, auch noch den letzten Winkel des eh schon „gläsernen Menschen“ auszu-leuchten. Man könnte kein Trinkgeld mehr geben. Oder einfach so jemandem für einen geleisteten Gefallen was geben. Man könnte auch einem Bettler nichts mehr geben. Wenn man jede Kleinigkeit nur noch mit Karte vom Konto abbuchen lassen kann, hat der Staat einen Über-blick, wofür jeder sein Geld ausgibt. Und keiner soll mir sagen, dass diese Daten nicht ausgewertet würden für nächste „Maßnahmen“! Es wird dann nicht lang dauern, dass die Daten verkauft werden! Ich hoffe, dass ich eine Abschaffung des Bargeldes nicht mehr erleben muss!

Brigitte Stadelmann, 73 Jahre alt, E-Mail

Wie kann man nur auf so eine Idee kommen? Und vor allem – wer? Dann sind wir ja völlig ausgeliefert und das Geld – mit dem ja leider einige oder viele nicht so gut umgehen können – kann nicht einmal mehr erfasst (von mit den Händen fassen) werden. Wau, unsere Gesell-schaft verabschiedet sich immer mehr von der Freiheit so vieler ihrer Mitglieder!

Markus Hupp, Sozialarbeiter, E-Mail

JA, ich könnte mir das vorstellen. Rudi Schelling, Tisis

Ja. Jürgen Lantscher, Götzis

Nein. Auch in Zeiten von Kreditkarten, Onlinebanking, PayPal, Quick und PayPass, welche ich auch öfters nutze, verwende ich am meisten die Bargeldvariante – wenn möglich! Es besteht dadurch noch am meisten Bezug zum Wert einer Leistung, eines Produkts. … Ich hoffe, dass es immer eine Möglichkeit der Bargeldzahlung geben wird.

Heino Schnetzer, Höchst

Also ich möchte unbedingt beim Bargeld wie bisher bleiben, obwohl ich gelegentlich mit Bankomat zahle. Man verliert nicht so sehr die Über-sicht und macht sich nicht abhängig.

Adelheid Hladik, E-Mail

Viel „Bargeld“ über-reichte AKtion-Chefredakteur Thomas Matt in Schokolade-form Anni Fehr in Hard. Unter allen Zuschriften war das Los auf die über 80-Jährige gefal-len, die – wie sich im Gespräch herausstellte – als Betriebs-rätin bei Grass engagiert war. Sie lehnt eine bargeldlose Gesellschaft ab. „Besonders ältere Leute, die sich mit dem Kartenkrimskrams nicht auskennen, würden sich sehr schwer tun“, befürchtet Anni Fehr. „Ich hoffe, dass dieser Blödsinn nie zustande-kommt!“

DIE SÜSSE BELOHNUNG GING AN ANNI FEHR AUS HARD

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Die AKtion fragte in der letzten Ausgabe ihre Leser: Könnten Sie sich das Leben ohne Bargeld vorstellen?

Page 10: AKtion September 2015

10 Konsumentenschutz September 2015

AK-TEST: 53 Kinder eines Abenteuersportcamps durften aus 36 verschiedenen Frühstücksprodukten wählen – Ernährungsexpertin analysierte: Zuckerbomben als Start in den Tag – Verpackungsangaben halten der Realität nicht immer stand

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davon gesät-tigte Fettsäu-ren in g

Koh-lenhy-drate in g

davon Zu-cker in g

Alnatura Knusper Bär 375 2,70 1) 0,72 382 7,1 2,6 64,1 9,7 4,6 10,1 8 15 11,4 61 nein

Knusperli Crunchy Knuspermüsli und Flakes

330 2,95 1)

0,89 420 11,3 6,1 69,7 24 11,3 25,1 5,2 9 7,3 34 ja

Merkur Schoko-Beeren Knusper Müsli 500 3,79 2) 0,76 445 15 7,6 66 33 15,5 34,5 k.A. k.A. k.A. 8,6 45,5 ja

Nestle Fitness 375 3,39 2)

0,90 367 1,4 0,5 76 11,8 5,5 12,3 6,8 13 9,2 57,3 nein

Billa Schoko-Beeren-Traum 500 3,79 3) 0,76 445 15 7,6 66 33 15,5 34,5 6,5 11 8,6 45,5 ja

Kellogg‛s Tresor 375 3,29 2)

0,88 445 15 5,1 69 30 14,1 31,3 3 5 7,1 k.A. ja

Nestle Lion Cereals Karamell & Schoko 400 3,39 3)

0,85 410 7,4 3,1 75,7 28,7 13,5 30,0 5,4 10 7,5 k.A. ja

Kellogg‛s Choco Krispies Chocos 375 3,29 3)

0,88 381 2,5 1 78 29 13,6 30,3 5 9 9 k.A. ja

Crownfield Choco Rice 750 2,19 4) 0,29 388 2,5 1,1 84,2 32 15,0 33,4 3,4 6 5,4 k.A. ja

Crownfield Zimtinos 750 2,19 4) 0,29 415 9,6 8,1 72,7 24,8 11,7 25,9 6,7 12 6,2 56 ja

Crownfield Nougat Kissen 750 2,19 4) 0,29 451 15 3,5 71,6 36 16,9 37,6 3,3 5 5,7 k.A. ja

Crownfield Knusper Früchte Müsli 600 2,26 4)

0,38 445 15 7,4 66 25 11,8 26,1 5,6 9 8,7 k.A. ja

Crownfield Golden Puffs 750 2,19 4) 0,29 380 1,5 0,1 80 34 16,0 35,5 6 11 8,5 k.A. nein

Ovomaltine crisp müsli 500 4,49 5) 0,90 420 12 2,5 66 20,1 9,4 21,0 6 11 9 k.A. ja

Spar Nougat Bites 500 1,99 5)

0,40 450 16 7,4 65 39 18,3 40,7 5,6 9 8,6 k.A. nein

Knusperone Bircher Müsli 600 1,89 6)

0,32 366 8,2 1,7 57,5 12,2 5,7 12,7 9,1 18 11,1 64 ja

Knusperone Choco Krunchy 750 2,19 6) 0,29 383 4,2 0,6 75 26 12,2 27,2 k.A. k.A. k.A. 8,5 k.A. ja

Knusperone Cinnamom Chips 750 2,19 6) 0,29 398 13 6,3 62 28 13,2 29,2 k.A. k.A. k.A. 5,6 38 ja

Knusperone Honey Wheat 750 2,19 6) 0,29 373 1,4 0,4 78 39 18,3 40,7 k.A. k.A. k.A. 10 k.A. nein

Spar Choco Flakes 500 1,99 5)

0,40 393 4,1 1,8 78,3 34,7 16,3 36,2 5,8 11 7,7 k.A. ja

Spar Honey Pops 500 1,99 5)

0,40 384 1,5 0,1 80,2 33 15,5 34,5 5,8 11 9,4 k.A. nein

Kellogg‛s Smacks 375 3,29 5)

0,88 382 1,5 0,4 84 43 20,2 44,9 4 8 6 k.A. nein

Kellogg‛s Frosties 375 3,29 5)

0,88 375 0,6 0,1 87 37 17,4 38,6 2 4 4,5 k.A. nein

Alnatura Hafer Crunchy 375 2,95 1)

0,79 441 16,6 8,2 59,4 20,4 9,6 21,3 7,9 13 9,5 64 nein

Nestle Cini Minis 375 3,39 2)

0,90 418 10,1 4,2 73,4 24,8 11,7 25,9 5,2 9 5,7 k.A. ja

Nestle Nesquick 375 3,39 2)

0,90 388 4,6 1,9 74,7 25,2 11,8 26,3 6,6 12 8,6 k.A. nein

Kellogg‛s Froot Loops 375 3,29 3 0,88 391 3,5 0,9 80 25 11,8 26,1 3,5 6 8 k.A. ja

Crownfield Cornflakes Honig & Nüsse 750 2,19 4) 0,29 394 3,9 0,6 81 25 11,8 26,1 3,3 6 7,1 k.A. nein

Crownfield Frosted Flakes 750 2,19 4) 0,29 376 0,3 0,1 86,1 27,7 13,0 28,9 3,2 6 5,7 k.A. nein

Crownfield Honey Rings 600 2,19 4) 0,37 379 2,02 0,4 80,1 24,5 11,5 25,6 6,7 13 6,3 76 nein

Knusperone Choco Chips 750 2,19 6) 0,29 382 3,6 1,2 73 25 11,8 26,1 k.A. k.A. k.A. 11 34 ja

Knusperone Nugat Bits 750 2,19 6) 0,29 452 16 4,9 68 34 16,0 35,5 k.A. k.A. k.A. 7 k.A. ja

Kellogg‛s Honey Bsss Loops 375 3,29 7)

0,88 378 3,5 0,7 74 29 13,6 30,3 7 13 9 73 ja

Spar Vital Reis+Weizen Flakes 300 2,49 7) 0,83 366 1,4 0,7 71 4,6 2,2 4,8 4,6 9 15 11 nein

Spar Zimt Zauber 500 1,99 7)

0,40 435 10 4,5 76 27 12,7 28,2 5,3 9 7,7 30 ja

Nestle Cookie Crisp 375 3,39 7)

0,90 384 3,4 1,2 77,1 24,5 11,5 25,6 5,3 10 8,5 k.A. ja

Gekauft bei 1) dm 2) Merkur 3) Billa 4) Lidl 5) Interspar 6) Hofer 7) Spar 8) Berechnungsbasis: pro 100 g Cerealien werden 150 kcal aus Milch berücksichtigt

Testergebnisse Cerealien

Page 11: AKtion September 2015

September 2015 Konsumentenschutz 11

Was das Frühstück aus dem Karton (nicht) hält

Bluestar LinuxBluestar Linux ist eine neue Linux-Distribution, die auf Arch-Linux basiert. Beson-deres Augenmerk wurde bei dieser Distribution auf gute Performance und Stabilität gelegt. Die Oberfläche erin-nert an Apples OSX. Bluestar Linux kann von der Home-page des Herstellers (http://bluestarlinux.sourceforge.net/index.php) herunterge-laden werden und ist ca. 4 GB groß. Es sind eine Vielzahl von Programmen vorinstal-liert – so zum Beispiel VLC (Videoplayer), Libreoffice (Opensource Office Lösung), Firefox Browser, Mozilla Thunderbird (E-Mail Client) und viele mehr.Natürlich können die Soft-ware und das Betriebssystem ständig auf dem neuesten Stand gehalten werden. Die heruntergeladene ISO kann auch auf einem USB-Stick installiert werden, von wel-chem Sie dann booten und das System „live“ ausprobie-ren können. Wer einmal ein Linux ausprobieren will, ist mit dieser Distribution ganz sicher gut beraten.

▸ E-Mail:oliver.fink@ ak-vorarlberg.at

von Oliver Fink, Leiter der EDV-

Abteilung der AK Vorarlberg

COMPUTER-TIPP

Bearbeitungsgebühr unzulässigDas Landesgericht Innsbruck bestätigte in einem ersten der-artigen Urteil in Österreich, dass eine Kreditbearbeitungsgebühr eine „gröbliche Benachteiligung“ der Bankkunden und daher un-zulässig ist. Anlass war die Praxis der BTV, für Konsumkredite 2,5 Prozent und für hypothekarisch besicherte Verbraucherkredite 1,5 Prozent zu verlangen. Der VKI ging im Auftrag der AK Vorarl-berg dagegen rechtlich vor. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Online-Buchung: Der Vergleich lohntWer sein Lieblingsreiseziel ge-funden hat, sollte den Preis auf mehreren Online-Portalen ver-gleichen. Die AK hatte im Internet nach identischen Angeboten für eine Familie mit zwei Kindern, all-inclusive auf Gran Canaria, Kreta und in der Türkei gesucht – der Preisunterschied betrug bis zu 30 Prozent.

Autovermieter sagen mehr Transparenz zuDie fünf großen Autovermieter Avis-Budget, Enterprise, Europ-car, Hertz und Sixt haben nach Intervention von Konsumenten-schützern und EU-Kommission zugesagt, für Kunden die On-line-Buchungen, Infos über Zu-satzkosten und Tankregelungen transparenter zu gestalten.

AK-TEST: 53 Kinder eines Abenteuersportcamps durften aus 36 verschiedenen Frühstücksprodukten wählen – Ernährungsexpertin analysierte: Zuckerbomben als Start in den Tag – Verpackungsangaben halten der Realität nicht immer stand

Auch Ernährungswissenschaftlerin Angelika Stöckler war gespannt auf die Vorlieben der kleinen AK-Tester und hielt alles penibel fest.

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Was uns die Ampelfarben verratenDie Ampelfarben in der Tabelle links decken auf einen Blick Schwä-chen auf. Bei der Bewertung des Zuckergehaltes nahm die Gesund-heits- und Ernährungswissenschaftlerin Angelika Stöckler Maß an der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, wonach maximal zehn Prozent des Tagesenergiebedarfs durch Zucker ge-deckt werden sollte, davon wiederum nur ein Viertel zum Frühstück.Bezogen auf die durchschnittliche Portionsmenge von 47 g beim AK-Cerealientest mit 53 Kindern bedeutet stark erhöht, erhöht und günstig. Bei der Spalte zur Bewertung des Ballaststoffanteils steht für gering, also unvorteilhaft, für mäßig und für günstig.

Nach HerzenslustKinder durften selbst entscheiden – und zulangen

CEREALIEN. Cerealie steht für Ge-treidefrucht und in Verbindung mit dem Frühstück gelten entsprechen-de Produkte gemeinhin als gesunde Ernährung. Ein Anspruch, dem Fer-tigkompositionen aus dem Super-markt nicht in allen Details gerecht werden.

Viele der Frühstückscerealien, die mit bunten Verpackungen und oft mit coolen Spielzeugbeigaben locken, entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Zuckerbomben. Die Industrie spielt die wahre Aus-wirkung der Zusammensetzungen herunter (siehe Kästen). Vor allem die meist angegebene durchschnitt-liche Portionsgröße von 30 Gramm stellt sich als unrealistisch heraus. Auf einem Abenteuersportcamp wurden 53 Kinder zwischen 5 und 13 Jahren von der AK Vorarlberg zum Test eingeladen und aufgefor-dert, sich so viel zu nehmen, wie sie üblicherweise zu Hause verzehren. Dann wurde gewogen. „Es ging nicht um den Geschmack, sondern um die Portionsgröße und daraus abzulei-tende gesundheitliche Aspekte“, erklärt die Gesundheits- und Ernäh-rungswissenschaftlerin Angelika Stöckler. „Schon die Sechsjährigen füllten ihre Müslischalen mit durch-

schnittlich 40 Gramm. Mit zuneh-mendem Alter wächst klarerwei-se der Appetit. Dementsprechend werden auch die Portionen größer und betrugen bei unseren Zehn- jährigen bereits durchschnittlich 60 Gramm.“

Die erste Portion zähltDazu kommt, dass sich jedes fünf-te Kind mit einer zweiten Portion bediente, einige sogar mit einer dritten. Natürlich lag das auch am Angebot von 36 unterschiedlichen Sorten – deshalb kam nur die jeweils erste Portion in die Auswertung.

So oder so: Gerade die „empfoh-lenen“ Miniportionen erwecken den Anschein, der Zuckergehalt liege im unteren Bereich. Eine Portion decke zwei bis 23 Prozent der akzep-tablen Tagesmenge Zucker – „klingt eigentlich ganz gut“, sagt Stöckler, „bedenkt man allerdings, dass auch auf den ,Kinderpackungen‘ für Er-wachsene gültige Referenzwerte verwendet werden, so ergibt sich ein anderes Bild.“

Ein schneller Zuckerschub, wie ihn der Großteil der getesteten Pro-dukte auslöst, bringt kurzfristig Energie, gefolgt von einer Unterzu-ckerung, die sich mit Konzentrati-

onsproblemen, Unruhe und allge-meinem Unwohlsein bemerkbar macht.

Mit ihrer (ersten) Portion aus Cerealien und Milch nahmen die Kinder durchschnittlich 277 kcal zu sich. Das liegt im Rahmen, sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Deutliche Unterschiede gibt es je-doch beim Fettgehalt. Sehr stark va-

riiert auch der Ballaststoffgehalt der Produkte. Leider ist nur bei 14 der 36 Produkte ein Hinweis auf Voll-korngetreide zu finden, das an-haltende Sättigung, Verdauungs-unterstützung und Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bewirken würde. Dafür sorgen oft zugesetzte Farbstoffe und Aromen für intensi-ven Geschmack.

FRÜHSTÜCKSTEST. Für diesen Mittwochmorgen hatte sich die Turnhalle der Mittelschule Feld-kirch-Oberau in ein riesiges Früh-stückszimmer verwandelt. Mehr als 50 Mädchen und Buben langten herzhaft zu, nachdem Ernährungs-expertin Angelika Stöckler und Sandra Leichte von der AK-Konsu-mentenberatung fein säuberlich abgewogen und notiert hatten, was das Jungvolk da an Cornflakes und Cerealien in die Schüssel geschau-felt hatte.

Die AK Vorarlberg hatte zum großen Cornflakestest geladen. Und Mütter wie Elena Schatzmann sa-hen belustigt zu, wie da nach Her-

zenslust gelöffelt wurde. Ihre Söhne Diego (6) und Manuel (9) machten keine Ausnahme. Auch wenn sie normalerweise zum Frühstück Brot und Wurst bzw. Nutella bevorzugen.

Anders im Haushalt von Kerstin Holzer-Hertnagel. Deren siebenjäh-riger Sohn Maximilian ist der Ver-suchung der Cornflakes schon lang erlegen. Aber die Mama passt beim Einkauf auf, „vor allem auf den Zu-ckergehalt“. Zu Hause schneidet sie dann allerlei Obst hinein, denn ohne die Früchte aus dem eigenen Garten „geht bei Maximilian gar nichts“. Der pflanzt lange schon seinen eige-nen Salat an, erzählt die Mama, und der junge Mann nickt kräftig.

Der Trick mit der PortionsgrößeWundern Sie sich nicht, dass die Packungen so schnell leer sind. Denn die aufgedruckten Porti-onsangaben sind viel zu knapp bemessen. Eine Packung mit 300 g Cornflakes ergibt durch-schnittlich nur sechs statt der angeführten zehn Portionen.

Der Trick mit der MilchangabeUm ein möglichst perfektes Bild bei den auf den Frühstückspa-ckungen angegebenen Nähr-werten zu erzielen, wird die Rechnung auf den Packungen üblicherweise nicht mit Voll-milch, sondern mit Magermilch gemacht.

Page 12: AKtion September 2015

12 Bildung September 2015

SPRACHFÖRDERUNG. Jugendli-che mit nichtdeutscher Mutterspra-che bekommen in der AHS-Ober-stufe nicht alle die gleichen Möglichkeiten, wie das Landesel-ternbüro festgestellt hat.

Die Geschichte Vorarlbergs als Einwanderungsland reicht nicht nur ein paar Jahrzehnte zurück. Schon in den 1870er-Jahren wanderten aufgrund der zunehmenden Indus-trialisierung und des Baus der Arl-bergbahn beziehungsweise des Arl-bergtunnels tausende Arbeiter nach Vorarlberg ein. Heute sind es zwar nicht mehr tausende Einwanderer in so kurzer Zeit, doch das Ländle ist immer noch ein attraktives Ziel für ausländische Arbeitskräfte.

Aus aller WeltAuch in den hochtechnisierten In-dustriebetrieben heuern Arbeitneh-mer aus aller Welt an, die dann auch ihre Familien mitbringen. Das wirft für die Kinder und Jugendlichen die Notwendigkeit auf, möglichst schnell Deutsch zu lernen, um dem Unterricht folgen zu können. Oft ha-ben die Kinder dieser Arbeitskräfte schon in ihrem Heimatland höhere Schulen besucht und streben natür-lich auch in Österreich Bildung auf diesem Niveau an. Dem Unterricht in einer neuen Sprache folgen zu können, ist aber besonders am An-fang nicht leicht, weshalb besonde-re Sprachförderung nötig und auch vom Gesetzgeber ausdrücklich vor-gesehen ist. Und das in allen Schul-stufen, von der Volksschule bis in die höheren Schulen.

„Einige Eltern von AHS-Ober-stufenschülern sind an das Lan-deselternbüro herangetreten, weil ihre Kinder nicht über ausreichende Sprachkenntnisse verfügten, um dem Unterricht angemessen zu fol-gen. Als ich beim Landesschulrat mit der Bitte um Unterstützung für diese Eltern ankam, hieß es, es seien keine finanziellen Ressourcen dafür vorhanden. Es handle sich um Schu-

len, die dem Bund unterstellt seien, also habe auch dieser die Finan-zierung zu bewerkstelligen“, sagt Andrea Wiedemann, bis vor Kurzem Vorsitzende des Bereichs AHS und BMHS beim Landeselternverband Vorarlberg.

Tatsächlich gibt es eine gesetzli-che Bestimmung, wonach an öffent-lichen Schulen Sprachförderkurse eingerichtet werden können. Bun-desmittel sind vorhanden, wenigs-

tens für die AHS-Unter-stufe. Wieso das für die Oberstufe nicht gelten soll, überrascht den Leiter des AK-Bil-dungsbereichs, Gerhard Ouschan: „Als der Landeselternverband auf uns zugekommen ist, haben wir mit Simon Burtscher-Mathis von der Projektstelle ,okay. zusammen leben‘ in Dornbirn ein Konzept für die Durchführung einer solchen Maßnahme erstellt. Für uns war es wichtig, unbürokratisch und schnell eine Zwischenlösung zu fi-nanzieren, eine Dauerlösung kann das allerdings nicht sein.“

Es gibt Mittel und sie sind für 32 Vorarlberger Schüler der Unterstufe im vergangenen Schuljahr abgeru-fen worden. Der betreffende Para-graf im Schulorganisationsgesetz (§ 8e SchOG Sprachförderkurse) wird alle zwei Jahre neu verlängert und angepasst, eine Erweiterung um die AHS-Oberstufe beziehungsweise al-ler Schulen der Sekundarstufe II ist aus Ouschans Sicht unerlässlich.

Herausforderungen meistern„Sprachförderung muss im gesam-ten Regelschulwesen möglich sein und darf mittlere und höhere Schu-len nicht ausschließen. Wenn wir Unterstützungsangebote von der

Schulstufe abhängig machen, wer-den wir die Herausforderungen, die auf uns zukommen, nicht meistern können“, sagt Gerhard Ouschan.

Die Projektstelle „okay. zusam-men leben“ hat ein Konzept für den Sprachförderunterricht, von dem 19 Jugendliche aus aller Herren Länder profitieren konnten. Durchgeführt wurde er vom BFI der AK Vorarlberg.

„Bei der Planung des Konzep-tes ging es uns neben der inhalt-

Publikumsmagnet „Wissen fürs Leben“ geht mit spannenden Themen und renommierten Referenten in die Herbstrunde 2015.

Der freie Wille ist ein KraftspenderLEBENSWERT. Unter der be-währten Moderation von Franz Köb bietet die beliebte Veranstal-tungsreihe „Wissen fürs Leben“ ab kommendem Oktober wieder ei-nen attraktiven Themen-Mix.

Neben bekannten Gesichtern wie Franz Schmatz, Erwin Thoma und Joachim Bauer, die schon auf der AK-Bühne zu Gast waren, zeigt der neue Zyklus mit Wilfried Biebl und Josef Nussbaumer auch zwei neue Gesichter.

Mut zum eigenen LebenswegEinen fulminanten Auftakt ver-spricht am 2. Oktober Dr. Franz Schmatz mit seinem Vortrag „Trau dich leben!“. Er möchte Mut ma-chen, dem eigenen Lebensweg zu folgen, statt gehorsam das zu tun,

was andere wollen oder von einem erwarten.

Welche psychischen Voraus-setzungen es braucht, um eigen-verantwortlich mit innerer Stärke, also Resilienz, leben zu können, erklärt Prof. Dr. Wilfried Biebl am 12. Oktober.

Was wir von Bäumen lernen können und wie wir ihre Schön-heit, Intelligenz und Heilkraft auf unserem eigenen Lebensweg nut-zen, behandelt mit viel persönli-cher Erfahrung Dr. Erwin Thoma am 22. Oktober.

Eigenverantwortung braucht Bewusstsein und ist in besonderer Weise bei unseren Kauf-Entschei-dungen gefordert. Prof. Dr. Josef Nussbaumer klärt am 5. Novem-ber darüber auf, welches Leid wir

durch unser Konsum-Verhalten verstärken, und macht gleichzeitig Hoffnung auf eine bessere Welt.

Den krönenden Abschluss des Herbstzyklus gestaltet der renom-mierte Arzt und Neurobiologe Prof. Dr. Joachim Bauer. Er spricht über die enorme Bedeutung der Selbst-steuerung und des freien Willens, besonders im Hinblick auf die Er-ziehung unserer Kinder und im Hinblick auf unsere persönliche Gesundheit.

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr im Saal der AK Vorarlberg in Feldkirch. Der Eintritt ist frei.

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Abend-ständ-chen

land-wirtsch.Arbeit

hori-zontaleAus-dehnung

Zier-hecke,Eibe

Volks-herr-schaft

US-Schau-spieler(de ...)

Kfz-K.Radkers-burg

einige

Bogen-waffeim MA.

einOrien-tale

Speisen-beigabe(franz.)

italie-nischerNameMerans

Schlaufe

Abflussdes Atter-sees

japani-scherRing-kampf

Präpo-sition

ugs.:Gefäng-nis

einBinde-wort

nurwenig

Luft derLunge

kam-bodsch.Volks-stamm

Figur inFrischs‚Andorra‘

NamederEuropa-rakete

ge-künstelt,affektiert

franzö-sischerunbest.Artikel

anders-herum

SalzderEssig-säure

Wasser-sportler

Halbtonunter G

Ein-bildung,Täu-schung

VorläuferderOSZE

Männer-name

sehrgroßerMensch

Wortteil:stark,über-mäßig

Fäl-schung

histor.Land-schaft inArabien

Assistent

Stadt inÖster-reich

veraltet:zwei

kleinesGlieder-tier

Wett-kampf-gewinn

LehrerSamuels

Groß-stadt amRhein

aalförm.Meeres-raub-fisch

musik.:ernst

Emiratam Per-sischenGolf

kaufm.:heute

FigurvonErichKästner

einBrems-system(Abk.)

Infor-mations-samm-lung

Abk.:parexemple

ehem.schwed.Pop-gruppe

japan.Autor(Nobel-Preis)Flüssig-keits-maß(Abk.)

AusrufdesErstau-nens

Metall-siegel

englisch:nach,zu

franzö-sischeAtlantik-insel

rheini-scheWitz-figur

großerHohl-raum imFelsen

raetselstunde.com

▸ Als Lösungswort ist ein Begriff aus dem Arbeitsrecht gesucht. Auflösung Seite 14

Wissen fürs Leben: Die beliebte Veranstaltungsreihe geht in die Herbstrunde 2015.

Sprachförderung: Die AK steht Eltern zur Seite

»Das Land hatte keine finanziellen Ressourcen für die Sprachförderung zur Verfügung.

Andrea WiedemannLandeselternverband

Die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitneh-mern zeigt Herausforde-rungen der Sprachförde-rung auf.

▸ Informationen und Anmeldung unter 050/258-4026 oder [email protected]

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Page 13: AKtion September 2015

September 2015 Bildung 13

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Gesamtschule: Angstmacher oder Allheilmittel?Dr. Gertrud Nagy ist ehemalige Hauptschulleiterin und pro- movierte Erziehungswissen-schaftlerin. Seit 2007 arbeitet sie wissenschaftlich an der Jo-hannes Kepler Universität Linz. Zuletzt war sie an der Evaluie-rung der „Neuen Mittelschulen“ beteiligt. Am Dienstag, den 22. September hält sie im Saal der AK Vorarlberg in Feldkirch einen Vortrag zum Thema „Gemeinsa-me Schule – Allheilmittel oder Angstmacher?“. Sie beleuchtet den Veränderungsbedarf aus dem Blickwinkel von sozial benachtei-ligten Kindern und Jugendlichen, aber auch aus jenem von verunsi-cherten Eltern der bildungsnahen Mittelschicht. Dabei begibt sie sich auf die Suche nach Maßnah-men zur Schadensbegrenzung als grundsätzliche Vorausset-zungen für guten Unterricht in einer sozial und leistungsmäßig durchmischten Schülerschaft. Mit dem Vorarlberger Vorhaben, im Rahmen einer Modellregion die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen einzuführen, kommt Bewegung in die bildungspoliti-sche Diskussion. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist erforderlich.

Schuldiskussion Obwohl die Bildungswissen-schaftlerin Gertrud Nagy in ihrem Buch den Fokus auf städtische Haupt- und Neue Mittelschulen legt, sind ihre Befunde in der aktuellen Schuldiskussion von all-gemeinem und höchstem Interesse. Sie richtet ihr Hauptaugenmerk auf die bildungsnahe Mittelschicht, die durch eine gemeinsame Schule einen großen Quali-tätsverlust für ihre Kinder sieht. Obwohl Nagy nicht an die Umsetzung der gemeinsa-men Schule in naher Zukunft glaubt, bietet sie dennoch Lösungsansätze zur Scha-densbegrenzung an. Insge-samt ist dieses Buch allen Bildungsinteressierten zu empfehlen, wissenschaftlich und trotzdem verständlich.

Gerhard Ouschan AK-Vizedirektor

▸ E-Mail: gerhard.ouschan@ ak-vorarlberg.at

Gertrud Nagy: Die Angst der Mittelschicht

vor der Gesamtschule Edition Innsalz,

191 Seiten, Klappenbro-

schur, ISBN 978-3-

902981-37-0;

16,50 Euro

BÜCHER-TIPP

lichen und didaktischen Qualität auch wesentlich darum, dass sich die Fördermaßnahmen ohne große Umstellungen und Einschulung im normalen Schulalltag auch von Leh-rerinnen und Lehrern durchführen lassen. Einer der wichtigsten Punk-te ist sicher auch die extreme Indi-vidualisierung der Förderung. Jedes

Kind, jeder Jugendliche mit Deutsch als Zweitsprache kommt mit ande-ren Voraussetzungen in unser Land, mit anderen Lebens- und Lern-erfahrungen. Das müssen wir in je-dem Einzelfall als Ausgangslage be-rücksichtigen und vor alle anderen Fördermaßnahmen stellen“, sagt Si-mon Burtscher-Mathis von der Pro-

jektstelle „okay. zusammen leben“.Die Grundannahme bei der ge-

setzlichen Regelung der Sprachför-derkurse sei vor Jahren eine ganz andere gewesen, wie Wiedemann betont. Es sei von hier geborenen Kindern ausgegangen worden, weshalb die höheren Schulen aus-gespart blieben. Dem Zuzug von

Fachkräften und der neuen Situati-on beim Thema Flüchtlingszustrom habe der Gesetzgeber aber damals noch nicht Rechnung getragen. Des-halb seien einige Veränderungen dringend nötig.

„Wir als Landeselternverband wünschen uns, dass die Kinder und Jugendlichen den Förderunterricht nicht nur als außerordentliche Schüler zwei Jahre besuchen kön-nen, sondern so lange, bis sie dem Unterricht auf Deutsch auch wirk-lich folgen können. Außerdem wäre es für den Lernerfolg maßgeblich, dass die maximale Gruppengröße auf vier, maximal fünf Teilnehmer verringert wird. Damit kann der Fo-kus mehr auf den Einzelnen gelegt werden“, bemerkt Andrea Wiede-mann.

Die zeitliche Begrenzung des Gesetzes auf jeweils zwei Schuljah-re ist für Andrea Wiedemann eben-falls nicht nachvollziehbar. Aus ihrer Sicht müsse es ein grundsätz-liches Angebot des österreichischen Schulwesens sein, dass Kinder, die nicht ausreichend gut Deutsch sprechen, um dem Unterricht in an-gemessener Form zu folgen, es an den Schulen möglichst schnell und unabhängig von der Schulstufe oder -form lernen können.Die erfolgreichen Teilnehmer der AK-Sprachförderung für AHS-Unter- und Oberstufenschüler.

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Sprachförderung: Die AK steht Eltern zur Seite

Schüler aus aller Herren Länder profitierten vom Sprachförderungsprogramm der AK Vorarlberg, welches in Zusammenarbeit mit „okay. zusammen leben“ und dem Landeselternverband entwickelt wurde.

▸ Anmeldung unter 050/258-4026, [email protected] oder online (der QR-Code führt Sie zum On-line-Formular).

Page 14: AKtion September 2015

14 Jugend September 2015

DIE ZEIT DRÄNGT. Die jüngsten Zahlen der Wirtschaftskammer zei-gen es deutlich: Der ehemalige Ex-portschlager, die duale Ausbildung, schlingert bedrohlich. Für AK-Prä-sident Hubert Hämmerle ein klarer Fall: „Wir müssen deutlich mehr in die Qualität investieren!“

Immer schlechterDenn der Trend setzt sich fort. Von den 57.589 Lehrlingen, die 2014 zur Abschlussprüfung angetreten sind, sind 10.543 durchgefallen. Damit haben österreichweit 18 von 100 Prüflingen nicht bestanden. 2013 lag die Durchfallquote bei 17,7 Pro-

zent. Jetzt beträgt sie 18,3 Prozent. In Vorarlberg liegt der Durchschnitt bei 17,9 Prozent, in Gewerbe und Handwerk scheitert jeder Fünfte (21,9 Prozent).

So viele geben aufHinter diesen nackten Zahlen ver-bergen sich Schicksale. Jugendliche, die perspektivenlos am Arbeits-markt scheitern müssen. Zwar kann man zur Lehrabschlussprüfung mehrmals antreten. Aber Jahr für Jahr fallen mehr Lehrlinge durch, als es Wiederholungsprüfungen gibt: 2014 gab es bei über zehntau-send negativen Prüfungen nur 4730

Wiederholer. Rund sechstausend Lehrlinge haben also das Handtuch geworfen und stehen ohne abge-schlossene Berufsausbildung da. Dazu kommen noch jene, die schon viel früher aufgegeben haben.

„Diese Entwicklung dürfen wir nicht länger stillschweigend zur Kenntnis nehmen“, sagt AK-Präsi-dent Hämmerle, und er stellt Fragen: „Wir wissen bis heute nicht, wie viele Lehrlinge in der Theorie, in der Pra-xis oder im Fachgespräch scheitern.“ Dieses Zahlen müssen nun auf den Tisch. Hämmerle erwartet sich an-gesichts der Fakten das gemeinsame Bekenntnis aller Beteiligten, dass

hier ein ernstes Problem vorliegt. „Wir dürfen das Thema nicht länger schönreden.“ Auch die ewige Suche nach Schuldigen bringe die Lehre so wenig weiter wie der permanente Verweis darauf, dass in Vorarlberg die Uhren anders ticken.

Ohne Qualität keine ZukunftZwar weise Vorarlberg im Bundes-länderranking noch da und dort Spitzenwerte vor, doch längst nicht mehr durchgängig. „Wenn wir schon das Bundesland der besten Lehrlingsausbildung sein wollen, dann muss Vorarlberg hier wieder Impulse setzen.“ Hämmerle fordert

in diesem Zusammenhang drin-gend die Wiedereinführung der Zwischenprüfung zur Hälfte der Lehrzeit. Alle Partner müssten ge-meinsam an einem Strang ziehen, denn „nur wer in die Qualität der Ausbildung investiert, schafft den Jugendlichen eine Zukunft“. Die

Fehler der Vergangenheit – Abschaf-fung des Blum-Bonus, die Strei-chung der Qualitätssicherung und die Einführung der Lehrlingskün-digung – zeigten immer deutlicher ihre Wirkung.

So dürfe es auf keinen Fall wei-tergehen.

Ein guter StartJulian hat seine Konditorlehre begonnen. Zum Glück war er mit seiner Klasse bei der AK und hat dort wichtige Infos erhalten. So weiß Julian, dass ihn sein Lehrberechtigter ge- mäß dem Berufsbild für Kon- ditoren auszubilden hat und sein Ausbilder dieses mit ihm halbjährlich bespricht. Auch muss sein Lehrbetrieb die Ausbildungsvorschriften ein- halten, so darf er z. B. nicht für berufsfremde Tätigkeiten eingesetzt werden. Er hat auch erfahren, dass sein Chef ihm für die erforderliche Zeit der Berufsschule freizugeben hat. Nachdem Julian und seine Erziehungsberechtigten sei-nen Lehrvertrag in vierfacher Ausfertigung unterzeichnet haben, wird er ein Exemplar erhalten. Außerdem muss er monatliche Lohnzettel und die Lehrlingsentschädigung laut Kollektivvertrag erhalten. Auch weiß er, wie wichtig es ist, Arbeitszeitaufzeichnun-gen zu führen. Mit der Lehr-lings- und Schülerfreifahrt kann er zudem günstig mit den Öffis fahren.

▸ Information und Beratung:www. ak-basics.at

von Birgit Kaufmann, Lehr-

lingsabteilung der AK Vorarlberg

LEHRLINGS-TIPP

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Nichtbestandene LehrabschlussprüfungenAnteil in Prozent

Nach Bundesländern 201421,1

20,719,4

18,317,9

17,316,8

16,614,414,4

TirolWien

OberösterreichÖsterreichVorarlberg

NiederösterreichKärnten

SalzburgSteiermark

Burgenland

Nach Branchen 2014 (Auswahl bundesweit)

2,1

Maler/inKfz-Technik

MetalltechnikFriseur/in

Koch/KöchinTischler/in

ElektrotechnikEinzelhandel

Bürokaufmann/-frauMaurer/in

Bankkaufmann/-frau

37,527,7

25,423,923,5

20,818,3

13,413,1

12,4

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51970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2014

19,2

11,414,0

16,0 15,717,7

18,3

Hämmerle: „Lehre muss aufgewertet werden!“Die Durchfallquote bei Lehrlingen in Vorarlberg ist im Jahresabstand wieder gestiegen – fast jeder fünfte scheitert – für AK Vorarlberg ist Reform unumgänglich, es besteht akuter Handlungsbedarf.

»Diese Entwicklung dürfen wir nicht länger stillschweigend zur Kenntnis nehmen.

Hubert HämmerleAK-Präsident

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LOHNABRECHNUNG

Auflösung des Rätsels von Seite 12

Das gesuchte Lösungswort lautet: LOHNABRECHNUNG

Auflösung von Seite 6Eine Woche pro Arbeitsjahr. Darüber hinaus gibt es eine zusätzliche Woche, wenn Ihr Kind noch nicht zwölf Jahre alt ist und neuerlich krank wird.

▸ Das kleine 1x1 des Arbeits-rechts finden Sie unter quiz.ar-beiterkammer.at im Internet.

„Nicht alles mit Geld fördern“Für den Bildungssprecher der Vorarlberger Industrie, Chris-toph Hinteregger, steht fest, dass die Probleme der Lehre mit Sub-ventionen nicht gelöst werden können. Er ortet die Ursachen in der Pflichtschule. Jede Branche solle, wo gewünscht, eigenver-antwortlich finanzieren, fordert Hinteregger. Die Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie tut das schon. Sie bezahlt für die positive Absolvierung des Lehr-lingswettbewerbs eine Prämie.

Beendigung der Lehrverhältnisse in VorarlbergSeit 15 Jahren werden in Vorarlberg jedes Jahr rund 1000 Lehrverhältnisse aufgelöst. Bei etwa einem Drittel gelingt das einvernehmlich, rund ein Drittel der abgebrochenen Lehrverhältnisse zerbricht noch in der Probezeit.

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015§15a durch den Lehrberechtigten 1 §15a durch den Lehrling 1 durch den Lehrberechtigten 84 100 113 104 94 97 94 92 109 93 73 88 91 92 93 27durch den Lehrling 404 481 410 406 319 318 337 377 410 367 332 302 336 352 277 120einvernehmlich 224 222 239 257 312 341 371 403 374 296 314 346 316 304 324 150Probezeit 250 297 287 252 290 244 309 358 301 285 340 300 326 277 290 53Summe 962 1100 1049 1019 1015 1000 1111 1230 1194 1041 1059 1037 1069 1026 984 350

Schon erschöpft sich die Debatte rund um die Krise der Lehre in Schuldzuweisungen. Das aber nützt den Jugendlichen herzlich wenig.

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Page 15: AKtion September 2015

September 2015 Arbeit 15

ORGANISATOR. Wir treffen Bern-hard Humpeler auf der Baustelle eines neuen Kindergartens in Dorn-birn. Als Polier ist er für die gesamte Organisation zuständig. Termine müssen halten. Der Polier wacht auch über die Sicherheit der Leute. Ein Job, bei dem man permanent unter Strom steht.

AKtion: Der Polier, legt er eigentlich selber noch Hand an?Humpeler: Auf einer kleineren Bau stelle kann es schon noch so sein, aber normalerweise hast du die ganze Überwachung der Baustelle unter dir. Hier arbeiten beispiels-weise 22 Leute, da bleibt gar keine Zeit. Wie wird man Polier? Humpeler: Ich habe bei der Firma Schertler die Maurerlehre gemacht, bin dann gleich einmal Vorarbeiter geworden und habe dann die Bau-handwerkerschule besucht. Macht man die im Land?Humpeler: An der HTL Rankweil, die geht drei Jahre.

Gemacht, weil …Humpeler: Weil man es sowieso braucht. Die Firmen wollen, dass du die Schule machst. Danach sind Sie für Ihre Firma gleich für längere Zeit auf Großbaustellen in Wien eingesetzt gewesen. Humpeler: Ja, zuerst ein halbes Jahr am neuen Hauptbahnhof, dann eineinhalb Jahre bei einem Kran-kenhausbau. Beide Male schon als Polier. Das war schon interessant!Und nicht hängen geblieben?Humpeler: Na! Dafür bin ich zu viel Vorarlberger!Was kam danach, die nächste Groß-baustelle?Humpeler: Das war das Illspitz-kraftwerk in Feldkirch. Das war bis-her auch die spannendste Aufgabe für mich. Größe, Tiefe, die Masse … und es war in Vorarlberg!Sie geben sich also nicht mehr mit Einfamilienhäuschen ab.Humpeler: Würde ich auch ma-chen. Ist weniger Stress (lacht).Was reizt Sie an Ihrem Beruf?Humpeler: Es gibt zwei Sachen auf

dem Bau: Entweder du hast eine Riesenbaustelle oder so einen Spezi-alauftrag wie hier, alles aus Sichtbe-ton. Das sind die Königsklassen.Warum überhaupt dieser Beruf?Humpeler: (überlegt) Ich war in der Hauptschule, als meine Schwes-ter gerade gebaut hat; ich habe dort geholfen und das hat mir getaugt. Dann hatte ich noch einen Bekann-ten, der bei meiner Firma gearbeitet hat … so bin ich dazugekommen.Ist es ein Beruf, den Sie anderen be-dingungslos empfehlen würden?Humpeler: Man kann schon vor-wärtskommen. Aber es will ja keiner auf den Bau! Weil schlecht bezahlt, viele Stunden, heißt es … … und mit 40 körperlich kaputt, heißt es weiter. Stimmt das so auch?Humpeler: Es kommt immer dar-auf an, wie man mit sich selbst um-geht. Wer nur im Büro hockt, hat auch Kreuzweh. Nein, schlecht be-zahlt ist es nicht. Aber die Stunden sind es halt, die viele abschrecken.Der Mensch als Wirtschaftsfaktor: Wofür geben Sie gerne Geld aus?

Humpeler: Ich bin am Hausbauen.Da fließt alles hinein. Es sollte heu-er noch fertig werden, aber das geht sich leider nicht mehr aus.

Wegen Aufträgen wie diesem hier?Humpeler: Bei Sichtbeton dauert alles doppelt so lange. Da gibt’s na-türlich ein bisschen Zeitdruck …

Mohis endlich fair behandeln

BaupolierWirtschaft sind wir alle. Der einzelne Mensch ist die kleinste wirtschaft-liche Einheit. In dieser Reihe stellt die „AKtion“ Menschen und die Berufe vor, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Beruf: Baupolier (meist vereinfacht Polier genannt)Ausbildung: Typische Voraussetzung ist entweder Berufspraxis nach einer Lehre im Baubereich oder Berufspraxis nach einschlägigen techni-schen Schul- und FachausbildungenEinstiegsgehalt1): ����������������������� 2220,00 bis 2790,00 Euro1) Je nach Ausbildungsniveau sind große Unterschiede beim Einstiegsge-halt und natürlich in der Folge möglich.

„Wer nur im Büro hockt, hat auch Kreuzweh …“Bernhard Humpeler, 31, Baupolier aus Höchst, ist bekennender Fan von Beton – und ein schönes Beispiel dafür, wie Zufall den Berufsweg bestimmen kann.

Bernhard Humpeler (r.) ist für die Organisation der Baustelle und auch für die Sicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich.

Landesrätin Wiesflecker bittet AK um weitere Unterstützung – Mitarbeiterinnen im Mobilen Hilfsdienst fehlt jede Absicherung

FRAGE DER FAIRNESS. Sie be-suchen regelmäßig ihre überwie-gend betagten Klienten, gehen mit ihnen spazieren, hören zu, bügeln, waschen, putzen – und kämpfen seit 13 Jahren vergeblich für anstän-dige Dienstverträge. Von den 1919 Einsatzkräften der Mobilen Hilfs-dienste in Vorarlberg sind nur vier Prozent Männer. Denn „kein Mann arbeitet unter diesen Bedingungen“, sagt Obfrau Kitty Hertnagel und fügt etwas bitter hinzu: „Männer pflegen ihre Netzwerke, Frauen ihre Angehörigen“.

Gemeinsam mit Landesrätin Ka-tharina Wiesflecker war Hertnagel im Ausschuss für Sozialpolitik, Ge-sundheit und Pflege der AK zu Gast. Beide warben um Unterstützung. Denn die grüne Landesrätin schickt sich eben an, erneut für die Mohis in die Schranken zu treten. Sie hat

ihr Archiv bemüht, und tatsäch-lich stammt das erste Konzept zur Anstellung der Mohis aus dem Jahr 2003. „Jetzt müssen wir den Schritt endlich machen“, sagt Wiesflecker und geht erneut in Gespräche mit dem Gemeindeverband. Dort stieß sie bislang auf „große Zurückhaltung“.

Bedenken ausgeräumtIm Gepäck hat sie diesmal zwei Ex-pertisen der Universität Innsbruck.Einmal hat ihr Univ.-Prof. Dr. Gustav Wachter bescheinigt, dass die 51 Mohi-Vereine nicht umsatzsteuer-pflichtig werden, wenn sie die Mit-arbeiterinnen anstellen. Auch steu-errechtlich konnten alle Bedenken ausgeräumt werden.

Wiesflecker verfolgt in Sachen Pflege ambitionierte Ziele. „Wir wollen, dass künftig 80 Prozent der Pflege ambulant und nur 20 Pro-

zent stationär erfolgen.“ Dieses Ziel wäre ohne die fast 2000 Mohis völlig unerreichbar. Denn die familiären Strukturen sind kaum dazu ange-tan, pflegerische Aufgaben im Al-leingang zu bewältigen.

Die Zahl der Mohis aber schwin-det. Immer mehr werfen das Hand-tuch. Im Augenblick sind nur zwei Prozent nach dem Kollektivvertrag für private Sozial- und Gesundheits-organisationen angestellt. 65 Pro-zent erbringen ihre Dienstleistung auf Basis von Vermittlungsverträ-gen, 33 Prozent haben freie Dienst-verträge.

Absicherung fehltDass die Frauen zusammen 6,2 Mil-lionen Euro an Wertschöpfung er-bringen, beeindruckt offenbar nie-manden. Bis heute fehlt allen bis auf zwei Prozent jegliche Absicherung.

„Der Gemeindeverband sagt le-diglich: Das ist nicht finanzierbar.“ Diesem Argument begegnet Wies-flecker mit einer stufenweisen Lö-sung: „Wir würden 2016 erst einmal 50 Mohis anstellen.“ Wiesflecker hat 500.000 Euro im Landesbudget da-für reserviert. Ziehen die Gemein-den mit, stünde einer Lösung nichts im Wege.

Der sozialpolitische Ausschuss der AK Vorarlberg hat einen ent- sprechenden Antrag für bessere Arbeitsbedingungen der Mohis einstimmig beschlossen und an den Vorstand der AK weitergeleitet. AK-Präsident Hubert Hämmerle kann das Anliegen sehr gut nach-vollziehen.

Wenn Mohi-Mitarbeiterinnen bessere Arbeitsbedingungen vorfänden, wären weniger sogenannte Osthelferinnen nötig. Die Wertschöpfung bliebe in Vorarlberg.

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LR Wiesflecker: „Danke der AK für die Unterstützung.“

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1919 Einsatzkräfte waren 2014 in den 51 Mo-bilen Hilfsdiensten tätig. Angestellt sind gegenwärtig nur 48. Das Ringen um die Anstellung dauert nun schon 13 Jahre.

4556 Frauen und Männer konnten so in ihrem Zuhause betreut wer-den.

582.500 Einsatzstunden wa-ren dafür notwendig. Pro Stunde wochen-tags werden derzeit zwischen 11 und 11,50 Euro verrechnet. Würden Vollkosten an die Klienten wei-tergereicht, würde der Tarif auf 30 Euro po Stunde klettern.

▸ Mehr Informationen zum Mobi-len Hilfsdienst in Vorarlberg finden Sie unter www.mohi.at

SERIE Die kleinste wirtschaftliche Einheit: Der Mensch – Folge 8

Page 16: AKtion September 2015

16 Menschen September 2015

ZERO. Die automati-sche Lohnerhöhung im Laufe der Zeit möchte Matthias Burtscher, Industri-ellenvereinigung, ab-schaffen. Hat er sel-ber nie eine erhalten?

HERO. Das „Medail-lon for Excellence“ holte Drucktechni-ker Niklas Rusch (Offsetdruckerei Schwarzach) bei den „WorldSkills 2015“ in Sao Paulo.

TREFFPUNKT AK VORARLBERG Menschen bewegen

NEUERSCHEINUNG. Eine architektur- und kunsthis-torische Dokumentation ist es geworden. Denn das Haus Widnau 2, im 19. Jahrhun-dert auf einem einst gefrag-

ten Bauplatz vor der Feld-kircher Altstadt errichtet und 2014 abgerissen, konnte von spannenden Zeiten be-richten. Zuletzt ein Teil der AK Vorarlberg und Sitz des

ÖGB, hatte es zuvor mehre-re prominente Bewohner. Unter ihnen Vorarlbergs erste Architek tin Adelheid Gnai ger und Bundeskanz-ler Otto Ender. Die Kunst-

historikerin Mag. Dr. Ing-rid Holzschuh erzählt die Geschichte, die mit dieser Adresse verbunden ist, in ei-nem reich bebilderten Buch. Eine Fundgrube für alle his-torisch Interessierten.

▸ Die Buchpräsentation findet am 24. September um 19 Uhr in der AK-Bibliothek Feldkirch statt. Anmeldung erbeten unter 050/258-4510

GeschichtsträchtigDie AK Vorarlberg hält die Geschichte des Feldkircher Hauses Widnau 2 und ihrer Bewohner in einem neuen Buch fest.

LESELUST. Der Rekord-sommer beflügelte auch die AK-Aktion „Bade-buch“: Fast 600 Leser zogen sich mit einem Buch im Waldbad Feld-kirch auf ein schattiges Plätzchen zurück.

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ENGAGEMENT. Beim schon traditionellen Kart-Rennen der AK Vorarlberg geht es um Bestzeiten – aber eben nicht nur. Denn der Erlös der Ver-anstaltung kommt zur Gän-ze der VN-Sozialaktion „Ma hilft“ zugute. Im Vorjahr wa-ren es rund 11.000 Euro, die über 300 Arbeitnehmer aus rund 70 Vorarlberger Firmen und Institutionen mit ihrer Teilnahme für den guten Zweck hereinfuhren.

Allein schon die Teilnah-me am AK-Charity- Kart-Race bedeutet auch dieses Jahr auf jeden Fall wieder ein Gewinn für soziales Engagement in Vorarlberg. Ab sofort können sich Mannschaften anmel-den. Qualifikations- und Fi-

nalrennen finden am 17. Ok-tober auf dem Kartbahn-Treff in Feldkirch statt. Wie in den Vorjahren gibt es neben der Mannschafts- auch Einzel-wertungen für Lehrlinge, Männer und Frauen. Anmel-deschluss ist der 9. Oktober.

▸ Informationen auf www.ak-vorarlberg.at/charityrace

GewinnträchtigMit Freude Gutes tun: Das diesjährige AK- Charity-Kart-Race steigt am 17. Oktober.

Wer tritt in die Fußstap-fen des Vorjahrssieger-teams „Energienetze“?

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FESTAKT. 75 Jahre und kein bisschen müde, vehement auf Qualität bei der Berufs-ausbildung unserer Jugend zu pochen: Mit der Verlei-hung des Dr.-Toni-Russ-Prei-ses am Mittwochabend hat

das Lebenswerk von „Lehr-lingspapst“ Egon Blum eine weitere hohe Auszeichnung erfahren. Ohne seine pionier-haften Ideen und Initiativen (Stichwort Blum-Bonus) wäre die duale Ausbildung in Vor-

arlberg auf Mittelmaß ver-harrt und die Dichte an Fach-kräften weit weniger groß. Dafür zollte Prominenz aus Politik und Wirtschaft dem Geehrten Respekt und Aner-kennung. Neben VN-Heraus-

geber Eugen A. Russ und Chefredakteur Gerold Ried-mann namens der Preisstif-ter gehörten Landeshaupt-mann Markus Wallner, Landestatthalter Karlheinz Rüdisser, AK-Direktor Rai-ner Keckeis und AK-Präsi-dent Hubert Hämmerle zu den ersten Gratulanten beim Festakt auf der Bregenzer Werktstattbühne. Als ehema-liger Assistent Blums zählt Hämmerle zu dessen langjäh-rigen Wegbegleitern.

Kosmos-T heater-Gr ün-der Hubert Dragaschnig wies in seiner Laudatio auf verschiedene Rollen Egon Blums hin, als „Beweger“, als engagierten „Bürger“ und als „Mensch“ mit hohem sozia-len Anspruch. Vorgetragen in kleinen Schauspielsequen-zen, lauschten aufmerksam auch zahlreiche Mitstreiter, ehemalige Arbeitskollegen Blums und solche, die in sei-ne Fußstapfen getreten sind, darunter Kurt Lutz, Egon Küng, Otmar Mayer, Die-ter Hämmerle. Egon Blum hat sehr viel erreicht, nicht zuletzt während seiner Zeit als Regierungsbeauftragter. Sein Blick bleibt jedoch wei-terhin nach vorne gerichtet, auf die aktuellen Probleme rund um die Lehre.

Herzliche Gratulation von Laudator Hubert Dragaschnig (r.) zur Auszeichnung durch die „VN“, repräsentiert durch Eugen A. Russ und Gerold Riedmann.

Ein Vordenker und „Beweger” Mit dem Dr.-Toni-Russ-Preis 2015 ist eine Persönlichkeit ausgezeichnet worden, die sich wie keine andere in Österreich um eine solide Lehrausbildung verdient gemacht hat.

Entlehnte Bücher 2014 2015

Seit vielen Jahren im Engagement verbunden: Egon Blum und AK-Präsident Hubert Hämmerle.

Zwei von vielen Kollegen aus Blums aktiver Zeit als Lehrlingsausbildner, die gekommen waren: Alfred Niederer (Fa. Blum) und Alfons Bertsch (Hilti).

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