AKUELLES KÖPFERAUCHEN & NORMENSCHALL...tik, der konstruktive Schallschutz sowie der Schallschutz...

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KÖPFERAUCHEN & NORMENSCHALL AKUSTIK UND BRAND- SCHUTZ IM HOLZ- UND INNEN- AUSBAU Kurze Vorgeschichte: In einem städtischen Hallenbad in Nordrhein- Westfalen wurde aufgrund eines defekten Saunaofens Brandalarm ausgelöst. Eine Sprachmeldung forderte die Besucher mehrmals auf, das Hallenbad zu verlassen, doch keiner ging. Ein erschrecken- des Beispiel, das DI Andreas Simon von Graner + Partner Ingenieure aus Bergisch Gladbach/DE beim vierten Forum HolzBauSpezial im schwäbischen Kneipp-Kurort nannte. „Der eigentliche Brandherd – ein durchgeschmortes Kabel – bot keinen weiteren Grund zur Sorge und war schnell ausgetauscht. Was dem Badbetreiber jedoch gro- ßes Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, dass kein einziger Badegast den Hallenbadbereich verlassen hatte. Die Ursache dafür war schnell gefunden. Die Sprachalarmierung war aufgrund der schlechten Akustik bei vollem Badbetrieb einfach nicht wahrzuneh- men“, berichtete Simon. Dieses und ähnliche „Sorgenkinder“ demonstrierten den rund 250 Teilnehmern des zweitägigen Forums, dass Akustik und Brandschutz eng miteinander verknüpft werden müssen. Holzbauteile und Holz- werkstoffe werden in öffentlichen wie privaten Bauten sehr gezielt zur Gestaltung der Raumakustik genutzt. Schnell ergeben sich da- mit auch Fragen zum Brandschutz. Zu beiden Bereichen gab es daher Information. „Wir behandeln dieses Thema zum zweiten Mal und der deutliche Zuwachs an Teilnehmern zeigt, dass wir mit unse- rem Programm genau richtig liegen“, freute sich Gastgeber Univ.- Prof. Uwe Germerott von der Berner Fachhochschule in Biel/CH. Sein Team organisierte hochkarätige Referenten, die auf zwei Blö- cke aufgeteilt wurden. Aus den Fachgebieten Akustik und Schall- schutz standen die tiefen Frequenzen in der Raum- und Bauakus- tik, der konstruktive Schallschutz sowie der Schallschutz bei Sanierungen und die Innenraumgestaltung mit dem Fokus auf schall- technischen Anforderungen im Vordergrund. Beim Brandschutz wurde den Themen Bemessung, Innenraumbekleidungen und dem konstruktiven Brandschutz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. F Fotografie: Birgit Koller, Roth Architekten T Text: Birgit Koller Planungsverlauf wie Stille-Post-Spielen Wenn es um den Schall- und Brandschutz im Holzbau geht, haben Bauherren, Nutzer und ausführende Unternehmen häufig unter- schiedliche Erwartungen an den jeweiligen Vertragspartner. Fach- planer übergeben die Aufgaben an Fachunternehmen, die sich untereinander kaum in interdisziplinärem Austausch und intensiver Kommunikation üben: „Hier ergibt sich das Dilemma. Ich verglei- che den Verlauf einer baulichen Umsetzung gerne mit dem Stille- Post-Spielen. Auftrag und Ergebnis stimmen oft nicht überein, weil die einzelnen Fachunternehmen über zu wenig Kenntnis der jeweils anderen Disziplin verfügen“, informierte Dr. Normen Langner von Bauperformance, Frankfurt/DE. Er plädierte am ersten Veranstal- tungstag für mehr Qualitätsbewusstsein und nicht bloß ein „Check- listen abarbeiten“. Einem Bauschadensbericht der Bundesregierung entnahm Langner, dass unter anderem 33 % der Mängel bei Schall- und Brandschutz auf die Planung zurückzuführen seien. Stolze 59 % der Fehler passieren bei der Ausführung. Koexistenz der Normen bestimmt Baustelle Die gleichzeitige Geltung nationaler und europäischer Normen für geregelte Bauprodukte macht die Arbeit am Bau nicht einfacher. DI Helmut Zeitter vom Ingenieurbüro Wagner Zeitter aus Wiesba- den/DE präsentierte einen Weg durchs Normenlabyrinth. Für ihn stellt die europäische Baustoffklassifizierung nach DIN EN 13501 eine sinnvolle Ergänzung zur nationalen DIN 4102 dar. „In der EU- Norm werden über das Brandverhalten der Baustoffe hinaus auch Brandnebenerscheinungen, wie Rauchentwicklung und brennen- des Abtropfen, erfasst und geregelt. Das System weist deshalb ein umfangreicheres Spektrum an Klassen und Kombinationen auf. Im deutschen Regelwerk fehlt diese Übersicht“, informierte Zeitter. Trotz der oft verwirrenden Normenthematik wurden im Rahmen der Fach- veranstaltung zahlreiche Projekte präsentiert, die einen gelungenen Schall- und Brandschutz vorweisen. Je mehr der Holzbau in die Höhe wächst, umso wichtiger werden Schall- und Brandschutz. Was dabei zu beachten ist und woran aktuell geforscht wird, erfuhren die Teilnehmer beim vierten Forum HolzBauSpezial von 13. bis 14. März in Bad Wörishofen/DE. Normen und Berechnungen als Planungsgrundlagen standen dabei im Vordergrund. n AKTUELLES 56 n HolzBauSpezial

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KÖPFERAUCHEN& NORMENSCHALLAKUSTIKUND BRAND-SCHUTZ IM HOLZ- UND INNEN-AUSBAU

Kurze Vorgeschichte: In einem städtischen Hallenbad in Nordrhein-Westfalen wurde aufgrund eines defekten Saunaofens Brandalarm ausgelöst. Eine Sprachmeldung forderte die Besucher mehrmals auf, das Hallenbad zu verlassen, doch keiner ging. Ein erschrecken-des Beispiel, das DI Andreas Simon von Graner + Partner Ingenieure aus Bergisch Gladbach/DE beim vierten Forum HolzBauSpezial im schwäbischen Kneipp-Kurort nannte. „Der eigentliche Brandherd – ein durchgeschmortes Kabel – bot keinen weiteren Grund zur Sorge und war schnell ausgetauscht. Was dem Badbetreiber jedoch gro-ßes Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, dass kein einziger Badegast den Hallenbadbereich verlassen hatte. Die Ursache dafür war schnell gefunden. Die Sprachalarmierung war aufgrund der schlechten Akustik bei vollem Badbetrieb einfach nicht wahrzuneh-men“, berichtete Simon.

Dieses und ähnliche „Sorgenkinder“ demonstrierten den rund 250 Teilnehmern des zweitägigen Forums, dass Akustik und Brandschutz eng miteinander verknüpft werden müssen. Holzbauteile und Holz-werkstoffe werden in öffentlichen wie privaten Bauten sehr gezielt zur Gestaltung der Raumakustik genutzt. Schnell ergeben sich da-mit auch Fragen zum Brandschutz. Zu beiden Bereichen gab es daher Information. „Wir behandeln dieses Thema zum zweiten Mal und der deutliche Zuwachs an Teilnehmern zeigt, dass wir mit unse-rem Programm genau richtig liegen“, freute sich Gastgeber Univ.-Prof. Uwe Germerott von der Berner Fachhochschule in Biel/CH. Sein Team organisierte hochkarätige Referenten, die auf zwei Blö-cke aufgeteilt wurden. Aus den Fachgebieten Akustik und Schall-schutz standen die tiefen Frequenzen in der Raum- und Bauakus-tik, der konstruktive Schallschutz sowie der Schallschutz bei Sanierungen und die Innenraumgestaltung mit dem Fokus auf schall-technischen Anforderungen im Vordergrund. Beim Brandschutz wurde den Themen Bemessung, Innenraumbekleidungen und dem konstruktiven Brandschutz besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

F Fotografie: Birgit Koller, Roth Architekten T Text: Birgit Koller

Planungsverlauf wie Stille-Post-SpielenWenn es um den Schall- und Brandschutz im Holzbau geht, haben Bauherren, Nutzer und ausführende Unternehmen häufig unter-schiedliche Erwartungen an den jeweiligen Vertragspartner. Fach-planer übergeben die Aufgaben an Fachunternehmen, die sich unterei nander kaum in interdisziplinärem Austausch und intensiver Kommunikation üben: „Hier ergibt sich das Dilemma. Ich verglei-che den Verlauf einer baulichen Umsetzung gerne mit dem Stille-Post-Spielen. Auftrag und Ergebnis stimmen oft nicht überein, weil die einzelnen Fachunternehmen über zu wenig Kenntnis der jeweils anderen Disziplin verfügen“, informierte Dr. Normen Langner von Bauperformance, Frankfurt/DE. Er plädierte am ersten Veranstal-tungstag für mehr Qualitätsbewusstsein und nicht bloß ein „Check-listen abarbeiten“. Einem Bauschadensbericht der Bundesregierung entnahm Langner, dass unter anderem 33 % der Mängel bei Schall- und Brandschutz auf die Planung zurückzuführen seien. Stolze 59 % der Fehler passieren bei der Ausführung.

Koexistenz der Normen bestimmt BaustelleDie gleichzeitige Geltung nationaler und europäischer Normen für geregelte Bauprodukte macht die Arbeit am Bau nicht einfacher. DI Helmut Zeitter vom Ingenieurbüro Wagner Zeitter aus Wiesba-den/DE präsentierte einen Weg durchs Normenlabyrinth. Für ihn stellt die europäische Baustoffklassifizierung nach DIN EN 13501 eine sinnvolle Ergänzung zur nationalen DIN 4102 dar. „In der EU-Norm werden über das Brandverhalten der Baustoffe hinaus auch Brandnebenerscheinungen, wie Rauchentwicklung und brennen-des Abtropfen, erfasst und geregelt. Das System weist deshalb ein umfangreicheres Spektrum an Klassen und Kombinationen auf. Im deutschen Regelwerk fehlt diese Übersicht“, informierte Zeitter. Trotz der oft verwirrenden Normenthematik wurden im Rahmen der Fach-veranstaltung zahlreiche Projekte präsentiert, die einen gelungenen Schall- und Brandschutz vorweisen.

Je mehr der Holzbau in die Höhe wächst, umso wichtiger werden Schall- und Brandschutz. Was dabei zu beachtenist und woran aktuell geforscht wird, erfuhren die Teilnehmer beim vierten Forum HolzBauSpezial von 13. bis 14. März in Bad Wörishofen/DE. Normen und Berechnungen alsPlanungsgrundlagen standen dabei im Vordergrund.

n AKTUELLES

56 n HolzBauSpezial

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KÖPFERAUCHEN& NORMENSCHALL

Neuer Konzertsaal für L´AquilaDas neue „Auditorium del Parco“ in L´Aquila (siehe Bericht S. 28 bis 33) ist ein Zeichen des Aufbruchs für die 2009 von einem Erd-beben stark zerstörte Stadt. Architekt Renzo Piano konzipierte das Konzerthaus als einen auf der Kante stehenden Würfel aus Tannen-holz. Materialwahl, Geometrie und Orientierung des Auditoriums stell-ten Akustiker Jürgen Reinhold und sein Team von Müller-BBM aus Planegg bei München vor eine komplexe Aufgabe. „Zur Schallstreu-ung und Schaffung eines weichen Klangbildes wurden Ausfräsun-gen in den Holzbeplankungen an Wänden und Decken ausgebildet. Sie erfüllen die gleiche Aufgabe wie Stuck, Dekor und Figuren in vielen alten Opernhäusern“, erzählte Reinhold. Das neue Konzert-haus wurde im Oktober 2012 für 240 Besucher eröffnet. e

ANDREAS SIMON VON GRANER+PARTNER

HELMUT ZEITTER VON INGE-NIEURBÜRO WAGNER ZEITTER

DR. NORMEN LANGER VON BAUPERFORMANCE

GASTGEBER PROF. UWE GER-MEROTT VON DER FH BIEL

BESSERE AKUSTIK NACH GRUNDLEGENDER SANIE-

RUNG: DAS SCHAUSPIELHAUS IN STUTTGART

HOLZFASER-WDVS HABEN GUTES BRANDVERHALTEN

Mehr als 700 Mio. m2 Fassadenfläche wurden in Deutschland bereits gedämmt. Den größten Teil der Dämmarbeiten hat die Bauwirtschaft allerdings noch vor sich. Für sie stellt sich bei jedem Projekt erneut die Frage, wie ein Optimum an winterlichem Wärme-, sommerlichem Hitze- sowie Feuchte-, Schall- und Brandschutz zu erzielen ist. Holz-faserdämmstoffe und Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) auf Holz-faserbasis bieten sich aufgrund ihrer bemerkenswerten bauphysi-kalischen Eigenschaften für Gebäude geringer Höhe (Gebäude, bei denen die Oberkante des Fußbodens im obersten Aufenthaltsraum nicht höher als 7 m über dem mittleren Geländeniveau liegt) als öko-logische Alternative zu herkömmlichen Produkten und Systemen an. „Bei korrekter Bauausführung lässt das Brandverhalten holzfaser-gedämmter Konstruktionen nichts zu wünschen übrig, wie sich in Brandversuchen an Materialprüfanstalten immer wieder zeigt: Viele Holzfaser-WDVS zeichnen sich durch eine Feuerwiderstandsdauer von 90 min aus“, sagt Dr. Ing. Tobias Wiegand, Geschäftsführer des Verbandes Holzfaser Dämmstoffe (VHD), Wuppertal. Voraussetzung sei natürlich eine bauliche Zulassung des Dämmsystems. Darüber-hinaus diene die kontinuierliche Eigen- und Fremdüberwachung aller Komponenten nachhaltig der Sicherheit der Hausbewohner, infor-miert der VHD. „Mit Wärmedämmmaßnahmen lässt sich der Gesamt-energieverbrauch aller 38 Mio. Privathaushalte effizient und nach-haltig reduzieren. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Fassade, welcher in ungedämmtem Zustand ein Anteil von durchschnittlich 30 % an den Transmissionswärmeverlusten eines Gebäudes zuzu-schreiben ist", weiß Wiegand. e

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