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Akute Herzbeschwerden? Wissen, worauf es ankommt

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Akute Herzbeschwerden?Wissen, worauf es ankommt

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InhaltNotfallsituation Herzinfarkt 4 Wie erkennen Sie einen Kreislaufstillstand? 9 Angina pectoris 10 Wenn Ihr Herz geschwächt ist 12 Notfall? So rufen Sie den Rettungsdienst 14 Erste Hilfe kann jeder leisten 15 Leben retten ist einfach 16 AED („Laiendefibrillator“) 21 Im Notfall Kontakt per Knopfdruck 22 Zum Schluss … 23

Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. oder der anerkannten Lehrmeinung. Unsere Broschüre wurde von einem Team aus Ärzten, Kranken-schwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern für Sie verfasst.

Alle Personenbezeichnungen in diesem Druckstück beziehen sich auf alle Geschlechter (m/w/d). Um unsere Druckstücke einfacher lesbar zu machen, werden jedoch nicht immer alle Geschlechter genannt.

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Liebe Lesende,

wer einen Führerschein machen möchte, muss einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Zur Anwendung kommt dieses Wissen zum Glück fast nie.

Wer chronisch krank ist, sollte ebenfalls auf Notfälle vorbereitet sein – und dieses Wissen hoffentlich auch nie anwenden müssen.

In dieser Broschüre finden Sie Informatio nen zu Ihrer Sicherheit, die nicht nur für Sie selbst, sondern auch für Ihre Ange hörigen wichtig sein können.

Lesen Sie alles in Ruhe durch und bitten Sie auch Ihren Partner, Familienmit glieder und vielleicht auch enge Freunde darum. Auf die-se Weise sind Sie alle bestens informiert und wissen im Fall der Fälle, was zu tun ist.

Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns bitte an oder kontaktieren Sie direkt Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihr KKH Versorgungsteam

Wenn das Herz in Not gerät

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Das Herz ist unser einziger Muskel, der ein Leben lang ununter brochen arbeitet. Es pumpt Blut zu allen Organen des Körpers, um sie mit Sauerstoff und Nährstoffen zu ver-sorgen. Für diese Arbeit benötigt auch die Herz mus kulatur sauerstoffreiches Blut, das sie über die Herzkranzgefäße erhält.

Bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK) sind die Herzkranzgefäße durch Ab-lagerungen eingeengt. Ein vollständiger

Verschluss eines solchen Gefäßes, z. B. durch ein kleines Blutgerinnsel, führt dazu, dass die zugehörige Mus-kulatur nicht mehr versorgt wird. Kann dieser Zustand nicht innerhalb kurzer Zeit rückgängig gemacht werden, ster-ben die Herzmuskelzellen ab. Dieses Ereignis bezeichnet man als Herzinfarkt (siehe Abbildung unten). Durch die geschädigten Muskelzellen kann es zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstö-rungen oder zum Pumpversagen des Herzens kommen.

Notfallsituation HerzinfarktWie Sie die Symptome eines Herzinfarkts richtig deuten und wie Sie im Ernstfall handeln müssen.

PlaquePlaque

Blut- gerinnsel

Herzkranzgefäße

abgestorbenes Gewebe (Infarkt)

frischer Verschluss durch Blutgerinnsel

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Die Anzeichen eines Herzinfarkts können so vielfältig sein, dass oft-mals nicht an eine akute Notfallsitua-tion gedacht wird. Typisch sind die folgenden Beschwerden:

óó starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die eventuell in Nacken, Hals, Kiefer, Schulterblätter, Arme oder Oberbauch ausstrahlen

óó starkes Engegefühl oder heftiger Druck hinter dem Brustbein

óó stärkere Luftnot, Übelkeit, Erbrechen

óó blass-graue Gesichtshaut óó Schweißausbrüche mit kaltem

Schweiß óó Todesangstóó Beschwerden, die im Ruhezustand

auftretenóó anhaltende Beschwerden, obwohl

Sie eine körperliche Belastung, wie z. B. Treppensteigen, beendet haben

óó anhaltende Beschwerden, obwohl Sie Ihr Notfallmedikament, etwa Ihr Nitro-Präparat, genommen haben

Ein Herz-Notfall kann auch untypisch verlaufen, z. B. bei Frauen, älteren Menschen und Diabetikern. Insbeson-dere bei Diabetikern können Schmer-zen völlig ausbleiben. Denn durch die Zuckerkrankheit können Nervenfasern, die Schmerzreize an das Gehirn wei-terleiten, geschädigt sein.

Manche Menschen empfinden ihre Beschwerden auch eher im Bauch, verbunden mit Übelkeit oder Erbrechen. Dabei ist es nicht immer leicht, eine vorübergehende, kurze Verschlechterung der KHK von einer ernsthaften Notfallsituation zu unterscheiden. Die Übergänge sind oft fließend.

Nahezu alle geben aber an, dass es ihnen „ganz plötzlich sehr schlecht“ gegangen sei.

(Patientenleitlinie NVL Chronische KHK 2019)

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Bei Verdacht auf Herzinfarkt

Rufen Sie bitte sofort den Rettungs-dienst (Rufnummer 112, siehe auch Seite 14), wenn bei Ihnen die ge- nannten Beschwerden einzeln oder in Kombination auftreten. Bleiben Sie bis zum Eintreffen des Rettungs- dienstes ruhig sitzen oder liegen!

óó Verlieren Sie auch nachts oder am Wochenende keine Zeit, den Rettungsdienst zu alarmieren.

óó Verständigen Sie nicht den Haus-arzt oder warten gar auf ihn.

óó Informieren Sie auch Ihre Ange-hörigen darüber, dass in solchen Situationen sofort der Rettungs-dienst hinzugezogen werden muss.

óó Lassen Sie sich nicht von Ihren Angehörigen in die Klinik bringen und fahren Sie natürlich auch nicht selbst mit dem Auto dorthin.

Bis Hilfe kommt:óó Versuchen Sie, ruhig zu bleiben,óó nehmen Sie Ihr Notfallmedikament

ein,óó befreien Sie sich von beengender

Kleidung,óó öffnen Sie die Wohnungs- oder

Haustür, wenn Sie alleine zu Hause sind.

Es geht um jede Minute! Je schneller Sie behandelt werden, desto besser.

Als KHK -Patient sollten Sie immer die Möglichkeit haben, Hilfe zu holen. Programmieren Sie sich die wichtigs-ten Rufnummern im Festnetztelefon und/oder Handy ein. Für das Festnetz gibt es Telefone mit großen, program-mierbaren Notruftasten, die z. B. von älteren Menschen gut bedient werden können.

Wenn Ihr Arzt Ihnen ein Nitropräpa-rat (als Kapsel oder Spray) verordnet hat, führen Sie dies stets mit sich und wenden Sie es so an, wie Ihr Arzt es Ihnen empfohlen hat.

Tipp

Tragen Sie immer eine aktuelle Medikamentenliste bei sich; so haben Sie alle wichtigen Informationen für den Notarzt stets bereit.

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Herzinfarkt bei Frauen

Deutlich weniger Frauen als Männer sind von einer KHK und einem Herz-infarkt betroffen. Kommt es jedoch zu einem Herzinfarkt, haben Männer die besseren Überlebenschancen, obwohl die Behandlung bei beiden Geschlechtern gleich wirksam ist. Der Grund hierfür ist nach Angaben der Deutschen Herzstiftung, dass Frauen mit einem Herzinfarkt im Schnitt 40 Minuten später in die Klinik kommen als Männer. In einer Notsituation, in der jede Minute kost-bar ist, kann solch eine Verzögerung fatale Folgen haben.

Vorsorge für den Notfall

Erzählen Sie Ihren Verwandten, Freunden und Kollegen, dass bei Ihrer Krankheit ein Notfall auf-treten kann, und informieren Sie sie darüber, was in diesem Fall zu tun ist. Empfehlen Sie Ihren/Ihrem Angehörigen, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen.

Die Gründe für diese Zeitdifferenz sind vielschichtig. Einer der wichtigs-ten ist, dass Frauen ihr Herzinfarkt-risiko oft viel zu niedrig einschätzen und auch bei typischen Zeichen gar nicht an einen Herzinfarkt denken. Dazu kommt, dass sich bei vielen Frauen ein Herzinfarkt nicht in „typi-scher“ Weise äußert. So sind bei ihnen Schmerzen oft nicht so stark ausge-prägt. Eine weitere Ursache könnte sein, dass Frauen niemandem „zur Last fallen“ wollen oder meinen, noch scheinbar wichtige Dinge, z. B. im Haushalt, erledigen zu müssen.

Scheuen Sie sich nicht. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt ist sofortiges Handeln wichtiger als Rücksichtnah-me oder gar Haushaltsaufgaben.

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Die Behandlung bei einem Herzinfarkt

Je schneller ein Patient mit einem Herzinfarkt in eine Klinik kommt, des-to größer sind die Chancen, dass die von der Sauerstoffversorgung abge-schnittenen Herzmuskelzellen noch gerettet werden. Ohne Sauerstoff überleben sie nur wenige Stunden. Das durch ein Gerinnsel verschlossene Herzkranzgefäß muss also möglichst schnell wieder durchgängig gemacht werden.

Hierfür wird meistens eine sogenann-te Ballondilatation durchgeführt. Das verschlossene Gefäß wird dabei über einen Herzkatheter mithilfe eines kleinen Ballons aufgedehnt und ggf.

zur Stabilisierung mit einem Stent versehen. Zusätzlich können Medi-kamente eingesetzt werden, die das Blutgerinnsel auflösen.

Wenn eine Ballondilatation nicht angezeigt ist, z. B. weil die Engstellen ungünstig liegen, kann eine Bypass-Operation vorgenommen werden. Dabei werden verengte Blutgefäße mit körpereigenen oder künstlichen Adern umgangen.

Nur in besonderen Situationen wer-den ausschließlich gerinnungshem-mende Medikamente zum Auflösen des Blutgerinnsels gegeben.

Welcher dieser Behandlungswege gewählt wird, hängt von der individu-ellen Situation ab.

Aorta

linke Herz-kranzarterie

rechte Herz-kranzarterie

Katheterspitze im Herzkranzgefäß

Aorta

KatheterFührungsdraht

Einsetzen eines Stents

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Bei einem Kreislaufstillstand wird der Körper nicht mehr ausreichend mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt. Bereits nach wenigen Minuten besteht die Gefahr, dass bleibende Hirnschäden entstehen.

Folgende Anzeichen weisen auf einen Kreislauf stillstand hin:

óó Bewusstlosigkeit (der Betroffene reagiert nicht auf Ansprache)

óó fehlende oder unnormale Atmung (z. B. nur gelegent liche, langsame, geräuschvolle oder schnappende Atemzüge)

Bei Verdacht auf Kreislaufstillstand müssen sofort Wiederbelebungs-maßnahmen begonnen werden(siehe Seite 16). Unverzüglich eingeleitet können sie die Überlebensraten nach einem beobachteten Kreislaufstill-stand verdoppeln oder verdreifachen.

Wie erkennen Sie einen Kreislaufstillstand?

Aufgrund eines Herzinfarktes kann es innerhalb kurzer Zeit zu einem Kreislaufstillstand kommen, da das Herz kein Blut mehr zu den Orga-nen pumpt. In so einem Ernstfall muss sofort gehandelt werden.

Gar nichts zu tun, ist ein größe-rer Fehler, als etwas nicht ganz richtig zu tun!

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Angina pectoris bedeutet wörtlich übersetzt „Enge in der Brust“ und beschreibt ein anfallsartiges Enge-gefühl oder Schmerzen in der Brust.Diese Schmerzen entstehen, wenn

der Herzmuskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Vor allem die Unterscheidung zwischen einer

„stabilen“ und einer „instabilen“ Angi-na pectoris ist dabei von Bedeutung.

Angina pectoris Ein Herzinfarkt muss nicht aus heiterem Himmel kommen. Oftmals treten Wochen oder Monate vorher Angina-pectoris-Beschwerden auf, ohne dass Betroffene einen Arzt aufsuchen.

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Stabile Angina pectoris

Eine stabile Angina pectoris tritt ziemlich zuverlässig bei Überschrei-tung einer bestimmten Belastungs-grenze auf. Betroffene können dabei relativ gut einschätzen, wie viele Treppen sie beispielsweise an einem Stück steigen können und auf wel-chem Absatz eine Pause eingelegt werden muss, damit keine Angina pectoris auftritt bzw. die bestehen-den Schmerzen wieder nachlassen.Fachleute sprechen von einer stabi-len Angina pectoris, wenn:

óó die Schmerzen hinter dem Brust-bein nur kurz andauern (etwa 1 bis 20 Minuten);

óó die Beschwerden unter körperlicher oder psychischer Belastung (Stress) auftreten;

óó sich die Beschwerden in Ruhe wie-der bessern (innerhalb von 5 bis 30 Minuten);

óó die Beschwerden innerhalb von 5 bis 10 Minuten abnehmen, sobald das Medikament Nitroglycerin ein-genommen wird (zum Beispiel als Nitro-Spray oder Nitro-Kapsel). (Patientenleitlinie NVL Chronische KHK 2019)

Instabile Angina pectoris

Kommt es hingegen zu einer instabi-len Angina pectoris, ist diese immer als Notfall zu betrachten.

Nach der Patientenleitlinie NVL Chro-nische KHK 2019 liegt eine instabile Angina pectoris vor, wenn:

óó ein Anfall erstmals auftritt; óó die Anfälle in Ruhe auftreten; óó sich die Anfälle häufen; óó die Anfälle zunehmend länger

andauern; óó die Anfälle zunehmend stärker

werden.

Darüber hinaus wird auch von einer instabilen Angina pectoris gespro-chen, wenn ein Anfall schon bei leichter Belastung auftritt. Die instabile Angina pectoris ist sehr häufig Vorbote eines unmittelbar bevorstehenden Herzinfarktes. Rufen Sie daher sofort den Rettungs-dienst (Rufnummer 112)!

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Sammelt sich in Ihrem Körper aufgrund Ihrer Herzinsuffizienz zunehmend Wasser an, können Sie in eine Notfall- situation geraten. Diese zunehmenden Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme), z. B. in den Beinen (geschwollene Unterschenkel) oder in der Lunge (Atemnot), verschlechtern Ihr Allge-meinbefinden deutlich. Sie fühlen sich müde und erschöpft, das Atmen fällt Ihnen schwer, besonders nachts, wenn Sie flach im Bett liegen oder die Zahl der Kissen in Ihrem Rücken nicht mehr ausreicht. Diese Situation entwickelt sich meist über mehrere Tage.

Deshalb ist eine tägliche Gewichts-kontrolle, immer zur gleichen Tageszeit, für Sie besonders wichtig. So können Sie eine stärkere Wasseransammlung rechtzeitig erkennen.

Informieren Sie umgehend Ihren Hausarzt, wenn Sie

óó innerhalb von 24 Stunden mehr als 1 kg oder

óó in einer Woche mehr als 2,5 kg an Gewicht zugenommen haben.

Wenn Ihr Herz geschwächt istWasseransammlungen, Herzrhythmusstörungen, Luftnot – es ist wichtig, die Zeichen einer Herzinsuffi zienz zu kennen und rechtzeitig zu handeln.

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Ihr Hausarzt kann Ihre Medikamente anpassen oder mit Ihnen besprechen, ob und wie Sie selbst die Dosierung der Wassertabletten kurzzeitig an-passen können.

Informieren Sie Ihren Hausarzt auch bei den folgenden Anzeichen umge-hend, wenn Sie diese das erste Mal bei sich bemerken oder sie sich verschlim-mert haben:

óó Sie sind kurzatmig (besonders bei Belastung), können nachts nicht mehr flach liegen oder benötigen mehr Kopfkissen als gewöhnlich oder müssen aufrecht sitzen, um besser Luft holen zu können.

óó Ihre Knöchel oder Unterschenkel sind geschwollen oder Ihr Bauch- umfang nimmt zu.

óó Sie müssen seltener Wasser lassen.óó Ihre Belastbarkeit im Alltag lässt

nach. Sie sind schneller erschöpft und fühlen sich zunehmend müde und abgeschlagen.

óó Beim Aufstehen wird Ihnen schwin-delig oder schwarz vor Augen.

óó Sie sind unruhig oder verwirrt.óó Sie bemerken Herzrasen oder Ihr

Herz schlägt für einige Minuten oder länger unregelmäßig.

óó Sie haben Schmerzen oder ein Enge-gefühl in der Brust.

óó Sie müssen trotz der regelmäßigen Einnahme Ihrer Medikamente weiterhin häufig husten.

óó Sie haben Fieber mit einer Tempe ra-tur über 38,5°C.

óó Sie haben Grippe oder einen Infekt der Atemwege.

óó Sie haben wässrigen Durchfall oder Erbrechen.

Wenn Sie Ihren Hausarzt nicht errei-chen können, informieren Sie seinen Vertreter. Ist auch dieser nicht erreich-bar, wenden Sie sich an den hausärztli-chen Notdienst.

Telefonnummer des hausärztlichen Notdienstes: 116117 bundesweit!

Rufen Sie sofort den Notarzt unter 112 an, wenn bei Ihnen folgende Beschwerden auftreten:

óó heftige Luftnot,óó Röcheln oder brodelnde Atmung,óó plötzlich einsetzende starke

Schmerzen in der Brust,óó anhaltender heftiger Schwindel, der

sich nach dem Hinsetzen nicht wieder gibt oder sogar zu Ohnmacht geführt hat.

Denken Sie daran, die von Ihrem Arzt verordneten Medi kamente regelmäßig einzuneh men. Sie erhöhen damit Ihre Lebenserwar-tung, verbessern Ihre Lebens-qualität und beugen einem Entgleisen Ihrer Herzinsuffizienz wirksam vor.

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Notfall? So rufen Sie den Rettungsdienst

óó WER ruft an?óó WO ist der Notfall?

Genaue Adresse, Stockwerk, Telefonnummer

óó WAS ist geschehen? Z. B. Person nicht erweckbar

Notfall? So rufen Sie den Rettungsdienst

Rufen Sie bei Beschwerden sofort die Notrufnummer 112 an und beantworten Sie dem Rettungsdienst folgende Fragen.

óó WELCHE Art der Beschwer den?óó WIE VIELE betroffene

Personen?óó WARTEN Sie immer auf Rückfragen

der Notrufleitstelle.

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Erste Hilfe kann jeder leistenWir zeigen Ihnen, wie Sie im Notfall handeln und Menschenleben retten können.

Übersicht mit Basismaßnahmen zur Wiederbelebung Erwachsener

Mit freundlicher Hilfe der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Keine Reaktion und/oder unnormale Atmung?

Wählen Sie den Notruf 112.

Starten Sie die Herz-Lungen-Wiederbelebung mit 30 Herzdruckmassagen.

Wer es sich zutraut, beatmet 2-mal.

Wiederholen Sie die letzten beiden Schritte solange, bis der Rettungsdienst eintrifft oder ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED, siehe Seite 21) zur Verfügung steht und Sprachanweisungen gibt, die Herzdruckmassage

zu pausieren.

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Wenn eine Person reglos am Boden liegt und nicht erweckbar ist:

1. Prüfen Sie, ob die Person reagiert.

2. Atemwege freimachen.

Atemwege freimachen:

óó Drücken Sie das Kinn nach oben, sodass der Kopf leicht überstreckt wird.

Sofort weitermachen mit ...

Bewusstsein prüfen:

óó Sprechen Sie den Betroffenen an.

óó Rütteln Sie leicht an dessen Schultern.

Sofort weitermachen mit ...

Leben retten ist einfachAm wichtigsten ist, dass Sie im Notfall schnell aktiv werden!

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Atmung prüfen (nicht länger als 10 Sekunden – zählen Sie mit!):

óó Beobachten Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt.óó Hören Sie am Mund nach Atemgeräuschen.óó Fühlen Sie nach einem Luftstrom an Ihrer Wange.óó Entscheiden Sie, ob die Atmung normal, unnormal oder nicht

vor handen ist.óó Verwechseln Sie gelegentliche, langsame oder geräuschvolle

Atem züge nicht mit normaler Atmung.óó Wenn Sie nach 10 Sekunden Zweifel haben, ob die Atmung normal ist,

dann handeln Sie so, als sei sie nicht normal!

„Betroffener ist nicht erweckbar und atmet nicht oder nicht normal“.

óó Rufen Sie um Hilfe.óó Wählen Sie den Notruf 112 oder beauftragen Sie einen anderen

Ersthelfer damit.óó Stellen Sie das Telefon auf „Freisprechen“, sodass die Rettungs-

leitstelle Sie über das Telefon anleiten kann, Erste Hilfe zu leisten.óó Beauftragen Sie einen Anwesenden, einen ggf. vorhandenen

AED (Automatisierter Externer Defibrillator) zu holen.óó Verlassen Sie den Betroffenen nur, wenn es keine andere

Möglichkeit gibt.

3. Atmung prüfen.

4. Rufen Sie um Hilfe.

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Beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung:

Die Herzdruckmassageóó Bei der Herzdruckmassage muss der Betroffene auf dem Rücken

sowie auf einem festen Untergrund liegen.óó Knien Sie sich neben den Betroffenen.óó Entfernen Sie die Kleidung an der Brust, wenn nötig durch Zerschneiden.

Wichtig:

óó Drücken Sie schnell (100 bis 120-mal/Min., das entspricht ca. 2-mal pro Sekunde).

óó Drücken Sie insgesamt 30-mal.

óó Achten Sie möglichst darauf, dass Sie nicht auf Rippen, Oberbauch oder auf das untere Ende des Brustbeins drücken.

5. Legen Sie einen Handballen auf die Mitte der Brust (untere Hälfte des Brustbeins).

6. Legen Sie den zweiten Handballen auf den ersten und verschränken Sie die Finger.

7. Positionieren Sie Ihre Schultern senkrecht über dem Brustkorb des Patienten. Strecken Sie die Arme, drücken Sie 5 bis 6 cm tief.

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Wenn Sie geübt sind und sich imstande fühlen zu beatmen:

óó Kombinieren Sie die Herzdruckmassage und Beatmung.

Wichtig:Ansonsten führen Sie nur die Herzdruckmassage durch: Eine auf die Herzdruckmassage beschränkte Wiederbelebung ist besser als keine!

Die Beatmung:

óó Nachdem Sie 30-mal gedrückt haben, wird 2-mal beatmet.

óó Überstrecken Sie hierfür den Hals des Betroffenen und drücken Sie die Nasenflügel zusammen.

8. Beatmen Sie über den Mund.

Zusätzliche Hinweise:

óó Gleichmäßig in den Mund beatmen, während Sie mit Ihren Lippen den Mund fest umschließen.

óó Gelingt das Beatmen nicht, wird nach 2 Beatmungsversuchen trotzdem 30-mal gedrückt.

Eine effektive Beatmung erkennt man am Heben des Brustkorbes (ca. 1 Sekunde). Beobachten Sie, wie sich der Brustkorb anschließend wieder senkt. Wiederholen Sie die Beatmung.Unterbrechen Sie die Herzdruckmassage nicht länger als 10 Sekunden.

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Steht Ihnen ein AED (Automatisierter Externer Defibrillator) zur Verfügung, setzen Sie ihn ein:

óó Schalten Sie den Defibrillator ein.óó Der Defibrillator spricht zu Ihnen.óó Folgen Sie den Sprachanweisungen.

Eine Unterbrechung der Herzdruckmassage erfolgt nur nach Aufforderung des Gerätes.

9. Einsatz des AED.

Ist kein AED verfügbar?

óó In jedem Fall führen Sie die Herzdruckmassage und die Beatmung solange durch, bis Sie vom Rettungsdienst abgelöst werden.

óó Wenn Sie erschöpft sind, wechseln Sie sich möglichst mit einem zweiten Helfer ab oder machen Sie eine Pause, wenn Ihre eigene Gesund-heit gefährdet ist.

Wacht der Patient auf, beobachten Sie ihn. Der Zustand kann sich jederzeit wieder verschlechtern, sodass ein erneuter Beginn der Herzdruckmassage und ggf. Beatmung notwendig wird.

Weitere Informationen: grc-org.de/downloads/GRC-Leitlinien-2015-Kurzdarstellung.pdf

Textinhalte in diesem Kapitel mit freundlicher Genehmigung der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

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Ein AED kann eine lebensbedrohli-che Form der Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern) erkennen und ggf. durch einen Stromstoß (Defibrillation) beheben. Er soll bei einem Kreislauf-stillstand unverzüglich eingesetzt werden. Denn: Je schneller bei Kam-merflimmern defibrilliert wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Genau wie bei den Maßnahmen zur Wiederbelebung geht es um jede Minute!

AED sind für den Einsatz durch Laien vorgesehen. Nach dem Einschalten gibt der AED Sprachanweisungen, die den Ersthelfer genau anleiten. Scheuen Sie sich nicht, einen AED einzusetzen.

Diese Laiendefibrillatoren werden zunehmend im öffentlichen Bereich, z. B. in Bahnhöfen, Flughäfen und öffentlichen Einrichtungen, bereit-gestellt.

An diesem Hinweisschild erkennen Sie einen AED:

AED („Laiendefibrillator“)Der AED (Automatisierter Externer Defibrillator) ist ein elektrisches Gerät, das bei einem Kreislaufstillstand eingesetzt wird.

Tipp

Besuchen Sie, auch als Ange-höriger eines Herzkranken, einen Erste-Hilfe-Kurs. Diese werden von Rettungsdiensten, z. B. der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. oder dem DRK, angeboten.

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Viele Menschen haben Angst vor einem Notfall – vor allem, wenn sie allein leben. Es gibt jedoch auch für Alleinstehende verschiedene Möglich-keiten, im Notfall abgesichert zu sein.

Das Telefon ist die wichtigste Grund-ausstattung. Über Kurzwahl oder Nottasten können Sie schnell Hilfe holen und müssen dafür nur ein oder zwei Knöpfe drücken. Vor allem neben dem üblichen Sitzplatz, am Bett und auch im Bad ist ein Telefon sinnvoll.

Durch einen Sturz können Sie in die Lage geraten, dass Sie das Telefon nicht mehr bedienen können. Für diese Fälle sind Hausnotrufsysteme eine gute Lösung:

óó Bei aktiven Systemen kann über einen Sender, der am Körper, z. B. am Handgelenk, getragen wird, ein Notruf über das Telefon ausgelöst werden. Die Notrufzentrale ist rund um die Uhr besetzt. Die Mitarbeiter nehmen über eine Gegensprech-anlage am Telefon Kontakt auf. Je nach Absprache und Situation werden zunächst Verwandte oder Nachbarn kontaktiert, um nach

dem Rechten zu sehen. Alternativ verständigt die Notrufzentrale direkt den Rettungsdienst.

óó Bei passiven Systemen wird mit der Notrufzentrale vereinbart, dass sich der Hausnotrufteilnehmer selbst regelmäßig, z. B. morgens und abends per Knopfdruck, meldet. Bleibt eine Meldung aus, nimmt die Notrufzentrale ihrerseits Kontakt auf und leitet ggf. Maßnahmen wie bei den aktiven Systemen ein.

Im Notfall Kontakt per KnopfdruckNotrufsysteme bieten sehr gute Möglichkeiten für eine schnelle Hilfe im Notfall.

Info

Für Pflegebedürftige über-nimmt die Pflegekasse in vielen Fällen die Kosten für ein Haus-notrufsystem.

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Akute Herzbeschwerden? Wir hof-fen, dass Sie nie in diese Situation kommen. Wenn es doch einmal dazu kommen sollte, ist es gut, wenn Sie vorbereitet sind. Die Informationen in dieser Broschüre können Ihnen

Sicherheit geben und helfen, in einer Notfallsituation die richtigen Maß-nahmen zu ergreifen. Dies gilt auch für Angehörige bzw. Freunde. Jeder ist erleichtert, wenn er weiß, was in einer Notfallsituation zu tun ist.

Zum Schluss …Im Notfall zählt jede Sekunde. Seien Sie gut darauf vorbereitet.

Die Handlungsanleitungen in dieser Broschüre können jedoch keinen Arztbesuch und selbstverständlich auch keinen Anruf beim Rettungs-dienst ersetzen.

Wenn Sie noch Fragen haben, sprechen Sie uns einfach an.

Alles Gute für Sie wünscht IhnenIhr KKH Versorgungsteam

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KKH Kaufmännische Krankenkasse30125 [email protected]

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