„Laboratoriumsdiagnostik parasitärer Infektionen ... · Begriffsdefinitionen • Parasit sensu...
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„Laboratoriumsdiagnostik parasitärer Infektionen – Darmparasiten“
H. Auer
[email protected] www.parasitenberatung.at
Begriffsdefinitionen
• Infestation: – Eindringen, Etablieren, Immunreaktion
• Infektion: – Eindringen, Etablieren, Immunreaktion,
Vermehrung
• Krankheit: – Klinische Manifestation einer Infestation oder
Infektion
Begriffsdefinitionen
• Parasit sensu lato
• Ein Parasit ist ein „Organismus“, der durch Energieraub in oder an einem anderen Organismus, dem Wirt, existiert
• Beispiele: – Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten s. str.
Begriffsdefinitionen • Parasit sensu stricto
• Ein Parasit ist ein ein- oder mehrzelliger,
heterotropher, eukaryoter Organismus, der durch Energieraub in oder an einem anderen Organismus, dem Wirt, existiert
• Beispiele: Protozoen („Einzeller“), Helminthen („Würmer“), Arthropoden (Gliederfüßer: Insekten, Milben + Zecken)
Endo-, Ektoparasiten
• Endoparasiten – durch Körperöffnungen – perkutan aktiv – perkutan passiv
• Ektoparasiten – durch Kontakt mit anderen Menschen – Tieren – Vegetation – Oder durch (besonders olfaktorische) Anlockung
Parasiten verlassen den Wirt
• durch Körperöffnungen • durch Vektoren • durch engen Kontakt mit neuem Wirt
• aktiv durch Integument
• durch Gefressenwerden
Wirte
• Endwirt • Zwischenwirt • Paratenischer Wirt = Sammelwirt
• Transportwirt • Vektor = Überträger
• Hauptwirt • Nebenwirt • Fehlwirt
Diagnostik von Parasitosen
Anamnestische Daten • Geographische Anamnese
• Familienanamnese • Verhaltensanamnese: • Baden in Süßwasser • Konsum von nicht garem Fleisch,
Fisch, Krabben, Schnecken • Berufliche Exposition • (Regelmäßiger) Kontakt zu Haustieren • Schwangerschaft • Antiparasitäre Chemoprophylaxe/Chemotherapie • Immunsuppression
Diagnostik von Parasitosen Klinische Daten
• Fieber, Fiebertyp • Müdigkeit, Leistungsabfall, Gewichtsverlust • Inappetenz, Heißhunger, Übelkeit, Erbrechen,
(blutig-schleimiger) Durchfall, Anzahl der Darmentleerungen
• Hämaturie, dunkler Harn, Miktionsbeschwerden
• Fluor genitalis
Diagnostik von Parasitosen Klinische Daten
• Exantheme, Pruritus, furunkulöse oder ulzeröse Hautveränderungen
• Neurologische Symptomatik • Augenveränderungen • Muskel-, Gelenksschmerzen • Atembeschwedren, rezidivierende Bronchitis • (Hepato-)splenomegalie • Lymphadenopathie • Immunschwäche/-suppression
Diagnostik von Parasitosen Radiologische Daten
• Nachweis von Zysten oder anderen pathologischen Gewebe- oder Organ-veränderungen mittels bildgebender Verfahren
Diagnostik von Parasitosen Labordiagnostische Daten
• Differentialblutbild: – Anämie – Leukozytose – Leukopenie – Eosinophilie
• Immunglobuline: – Hypergammaglobulinämie – IgM-Erhöhung – IgG-Erhöhung – IgE-Erhöhung
Darmparasiten
• Auffinden von „Würmern in der Toilette
• Blutiger, schleimiger Durchfall: Amöbenruhr, Balantidenruhr, Darmbilharziose
• Durchfall ohne Blut: Lambliose, Kryptosporidiose, Sarkosporidiose, intestinaler Wurmbefall
• Inappetenz, Heißhunger, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation: (Extra-) intestinaler Protozoen- und/oder Wurmbefall
Artenspektrum
• Taenia saginata – Proglottiden, Strobila
• Taenia solium – Proglottiden, Strobila
• Enterobius vermicularis – adulte Weibchen
• Ascaris lumbricoides – adulte Männchen und Weibchen
• verschiedene Fliegenspezies – Larven
Taenia solium und T. saginata
• Taenia solium • Vorkommen:
– Weltweit; – V.a. Osteuropa, Indien,
China, Afrika, Mittel- u. Südamerika
• Organlokalisation: – Dünndarm (Adulttier) – 50 Mio – Haut, ZNS (Finne): – 50.000 – 100.000
Zystizerkose-Tote
• Taenia saginata • Vorkommen: • Weltweit • v. a. Türkei, Afrika
• Organlokalisation:
– Dünndarm (Adulttier) – 0,01 – 10 % (Europa)
Untersuchungsmethoden Stuhl (und Harn)
• Stuhl: – Stuhlausstrich – Anreicherungsverfahren
• Flotationsmethoden – Zucker, ZnSO4
• Sedimentationsverfahren – Telemann – MIFC – SAF
• Harn: – Sediment
Untersuchungsmethoden Flotationsverfahren
• Reagenzien: • Gesättigte Kochsalz-, Zinksulfat- oder Zuckerlösung • Procedere: • Die Stuhlprobe wird in gesättigter Salz- oder Zuckerlösung gut
suspendiert, gesiebt (z. B. Wundgaze) und einige Minuten stehen gelassen. Einige Minuten später wird von der Oberfläche der Suspension mit einer Metallöse Material entnommen, auf einen Objektträger gebracht und mikroskopiert.
• Vorteil: • Diese Methode ist ohne großen apparativen Aufwand und schnell
durchführbar. • Nachteil: • Diese Methode eignet sich ausschließlich zum Nachweis von
leichten Eiern, insbesondere von Nematoden, z. B. von Ancylostoma, Necator, Enterobius, Ascaris. Für den Nachweis großer Wurmeier, von Wurmlarven und von Protozoenzysten ist diese Methode nicht geeignet.
Untersuchungsmethoden Sedimentationsverfahren (Telemann)
• Reagenzien: • Verdünnte Salzsäure (1 HCl konz. + 2-3 Teile Wasser), Äther • Procedere: • Die Stuhlprobe wird mit etwa 7 ml verdünnter Salzsäure gut
suspendiert, gesiebt (z. B. Wundgaze) und nach Zugabe von etwa 7 ml Äther und einem Schüttelvorgang zentrifugiert (5 Minuten bei ca. 2000 Umdrehungen in einer üblichen Laborzentrifuge). Nach Abgießen von 3 Schichten des Pfropfs werden aus dem Bodensatz Proben mittels Pipette oder Öse auf einen Objektträger gebracht und mikroskopiert.
• Vorteil: • Diese Methode ist für die Anreicherung von Wurmeiern und -larven
geeignet. • Nachteil: • Diese Methode ist für die Anreicherung von Protozoenzysten nicht
geeignet.
Untersuchungsmethoden Sedimentationsverfahren (MIFC)
• Reagenzien: • Stammlösung I: Lugol`sche Lösung; Stammlösung II: Merthiolat-Tinktur,
Formaldehydlösung, Glyzerin, aqua dest., Äther • Procedere: • Die Stuhlprobe wird mit etwa 10 ml frischer MIF-Lösung (1 Teil
Stammlösung I + 15 Teile Stammlöung II) suspendiert, gesiebt und nach Zugabe von etwa 10 ml Äther und einem Schüttelvorgang zentrifugiert (5 Minuten bei ca. 2000 Umdrehungen in einer üblichen Laborzentrifuge). Nach Abgießen von 3 Schichten des Pfropfs werden aus dem Bodensatz Proben mittels Pipette oder Öse auf einen Objektträger gebracht und mikroskopiert.
• Vorteil: • Diese Methode ist für die Anreicherung von Wurmeiern, -larven und von
Protozoenzysten geeignet. • Nachteil: • Merthiolat ist eine hoch toxische organische Quecksilberverbindung. • Literatur: • Sapero & Lawless (1953), Blagg et al. (1955).
Untersuchungsmethoden Sedimentationsverfahren (SAF)
• Reagenzien: • SAF-Stammlösung: Natriumazetat, Eisessig, Formaldehyd, aqua dest. • Procedere: • Die Stuhlprobe wird in SAF-Stammlösung suspendiert, gesiebt und zentrifugiert (1
Minute bei ca. 2000 Umdrehungen in einer üblichen Laborzentrifuge). Der Überstand wird abgesaugt und es wird erneut SAF-Lösung oder NaCl physiol. zugegeben; dieser Vorgang sollte 1 – 3 mal wiederholt werden. Anschließend werden einige ml Äther zugegeben und es muß abermals zentrifugiert werden (3 Minuten bei ca. 2000 Umdrehungen in einer üblichen Laborzentrifuge). Nach Abgießen von 3 Schichten des Pfropfs werden aus dem Bodensatz Proben mittels einer Pipette oder einer Öse auf einen Objektträger gebracht und mikroskopiert.
• Vorteil: • Diese Methode ist für die Anreicherung von Wurmeiern, -larven und von
Protozoenzysten geeignet. • Nachteil: • Wurmeier werden nicht abgetötet. • Literatur: • Marti & Escher (1990)
Egeleier (trematode eggs)
S. mansoni (ca. 120 µm)
S. japonicum (90 µm)
Opisthorchis felineus Clonorchis sinensis
20-35 µm 20-35 m
ca. 70 µm
S. haematobium (ca. 120 µm)
Fadenwurm-Eier (roundworm eggs)
Trichuris trichiura
Enterobius vermicularis
Ascaris lumbricoides
ca. 60 µm
Hakenwurm
Amoebose • Erreger:
– Entamoeba histolytica • Verbreitung:
– Weltweit, v. a. Tropen, Subtropen • Häufigkeit:
– 500 Mio Infizierte (E. dispar) – 50 Mio mit invasiver Amoebose – 5 Mio Amöbenleberabszess – 100.000 Todesfälle
• Infektionsquelle: – Wasser, Vegetabilien u. a. Nahrungsmittel
Amöbenruhr
• IZ: Tage bis Monate • Symptome: • Asymptomatisch bis schwere blutig-
schleimige Durchfälle • Kolitis, Amöbenruhr, Bauchkrämpfe • Amöbom
Amöbenruhr (Diagnostik)
• Anamnese
• Symptomatik
• Nachweis von vegetativen Formen („Magna“) bzw. Zysten In Stuhl, Blut, Schleim
Entamoeba histolytica Vegetative Formen (Trophozoiten)
Invasive Form:Größe: 22 – 60 µm Nichtinvasive Form: 15 – 22 µm
Klinik (ALA)
• Inkubation: – 1 Woche bis Jahre
• Symptome: – Fieber, Abdominale oder thorakale Schmerzen
• Labor: – Leukozytose, BSG erh., CRP erh
• DD: pyogener Abszess
Giardia lamblia
• Inkubation: • 1 – 4 Wochen • Symptomatik: • klin. inappararent bis
schwere Diarrhoen • Bauchschmerzen • meist selbstlimitierend
Diagnostik
Nachweis der Giardien im (frischen) Stuhl (SAF-, MIFC--Anreicherung, Heidenhain-Färbung) Kopro-Antigen-Nachweis
Cryptosporidium hominis, C. parvum
• Historie: • 1976 erstmals als humanpathogen beschrieben • Größe:
– 4 x 20 µm • Verbreitung:
– Weltweit: – Industriestaaten: 0,2 % – Durchfallpatienten: 2 % – HIV + Durchfälle: 14 – 24 % – Ausbrüche: Milwaukee 1993: 400.000
Bedeutung serologischer Tests bei Darmparasiten
• Entamoeba histolytica – Anamnese – Klinik – Labor – Sonographie
• Runde/ovale RF, solitär, re Lela, echoarm mit dorsaler Schallverstärkung
– Serologie • Sensitivität: Fast 100 %
– (Koprologie)
Molekularbiologische Tests (PCR)
• Giardia lamblia • Entamoeba histolytica – E. dispar • Cryptosporidium hominis – C. parvum • Microsporidien:
– Enterocytozoon bineusi – Encephalitozoon cuniculi – E. intestinalis
• Taenia saginata – T. solium • Strongyloides stercoralis