Albert Trachsel - kunstmuseum-so.ch

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1 KUNSTMUSEUM SOLOTHURN Albert Trachsel DOKUMENTATION FÜR LEHRPERSONEN ALLER STUFEN

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KUNSTMUSEUM SOLOTHURN

Albert Trachsel

DOKUMENTATION FÜR LEHRPERSONEN ALLER STUFEN

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Impressum Kunstmuseum Solothurn 2020 Ein Kulturengagement des Lotteriefonds des Kantons Solothurn Text und Idee: Regula Straumann An der Museumskasse für CHF 10.– erhältlich

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Inhalt Vorwort 4 Kapitel 1: Organisation eines Museumsbesuches 5 Kapitel 2: Einführung 9 Kapitel 3: Methodisch-didaktische Arbeitsvorschläge 17 3.1 - Albert Trachsel, Le Sphinx, Vorlage zu Pl. 6 der Fêtes réelles 18

(Paris 1897), um 1882

- Albert Trachsel, Fête de la Fraternité, Vorlage zu Pl. 39 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882

3.2 - Albert Trachsel, Mondlandschaft, um 1895 27 3.3 - Albert Trachsel, Der Blitz, um 1905 34 - Albert Trachsel, Kosmisches Ereignis, um 1905 3.4 - Albert Trachsel, Stillleben mit Pfingstrose, Tulpe und Narzisse, 1908 44 3.5. - Albert Trachsel, Sonnenaufgang, um 1909 55 3.6 - Albert Trachsel, Selbstbildnis, 1911 63 - Ferdinand Hodler, Selbstbildnis im Malerkittel, 1914

3.7 - Albert Trachsel, Lˈîle des arbres en fleurs (Traumlandschaft), 70

um 1912–1913) Literaturverzeichnis 78

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Vorwort Albert Trachsel zählt zusammen mit seinem Freund Ferdinand Hodler zu den wichtigsten Schweizer Künstlern um 1900. Nach einem Architekturstudium am Polytechnikum der ETH Zürich lebt Trachsel einige Jahre in Paris, wo er neben seiner Arbeit bei verschiedenen Architekten auch Kurse an der Ecole des Beaux-Arts besucht. Die Zeit um 1900 ist geprägt von einem Schwanken zwischen Zukunftseuphorie und Endzeitstimmung. In kulturellen Kreisen macht sich ein Gefühl der Ohnmacht breit. Kulturschaffende suchen nach einer Gegenkultur zum bürgerlichen Leben und machen den kulturellen Verfall zum Objekt ihres Schaffens. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist vom Bewusstsein geprägt, dass eine Epoche sich endgültig dem Ende zugeneigt. Der Glaube an Naturwissenschaften und Technik herrscht vor. Die Industrialisierung verändert Sozialstrukturen, die Kirche verliert an Einfluss und der verbreitete Nationalismus schürt Konflikte.

1892 nehmen Hodler und Trachsel am ersten Salon de la Rose+Croix in Paris teil. Für den Gründer dieses esoterischen Ordens, Joséphin Péladan, der sich selbst als Zauberer bezeichnet, sind die Künstler Gleichgesinnte, die gegen die rational denkenden Naturwissenschaften, die Dekadenz des zu Ende gehenden Jahrhunderts und die Abwendung vom Glauben kämpfen. Weder Hodler noch Trachsel teilen Péladans katholisch-mystischen Ansichten bis ins Detail. Ihre damaligen Werke sind jedoch von einer zeittypischen Spiritualität geprägt. Beide Künstler suchen nach einem einzigen gestaltenden Prinzip hinter sicht- und unsichtbaren Phänomenen. Im Zentrum steht die individuelle mystische Erfahrung. Der Architekt, Dichter und Maler Trachsel hat seit den späten 1880er Jahren Kontakt zu den Pariser Symbolisten, die sein Schaffen beeinflussen. Er strebt nach Landschaftsgemälden, die zugleich Darstellung kosmischer Zusammenhänge sind. 1901 kehrt er nach Genf zurück, gibt die Architektur auf und widmet sich fortan der Malerei, dem Schreiben und seiner Sammeltätigkeit. Das Kunstmuseum Solothurn zeigt in einer grossen Einzelausstellung mit fast 100 Exponaten das vielfältige Schaffen des Künstlers. Die bunten Farben in Trachsels Arbeiten sprechen Kinder und Jugendliche an. Sie laden ein, sich mit der Klasse auf seine Traumlandschaften und andere Werke einzulassen. Die fantasievollen Architekturentwürfe der frühen Jahre bieten vielseitige Anregungen für gestalterisches Tun. Viele seiner Gemälde scheinen von innen her zu leuchten und bilden in dieser eher grauen Jahreszeit eine willkommene Abwechslung für Auge und Gemüt. Tauchen Sie mit Ihrer Schulklasse in die vielfältige Welt von Albert Trachsels Schaffen ein und kommen Sie seinem Leben auf die Spur. Ich hoffe Ihnen mit den vielseitigen methodisch-didaktischen Anregungen in dieser Dokumentation eine Grundlage für einen gelungenen Museumsbesuch zu bieten. Regula Straumann

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Kapitel 1 Organisation eines Museumsbesuches

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Allgemeine Informationen Adresse: Kunstmuseum Solothurn Werkhofstrasse 30 4500 Solothurn www.kunstmuseum-so.ch E-Mail: [email protected] Anmeldung: Klasse unbedingt anmelden. Es ist schwierig, im Museum

zu arbeiten, wenn weitere Klassen da sind. Tel: 032 624 40 00 Fax: 032 622 50 01

Öffnungszeiten Museum: Dienstag–Freitag 11–17 Uhr Samstag/Sonntag 10–17 Uhr Zusätzlich für Schulklassen: Montag 08–12, 14–17 Uhr Dienstag–Freitag 08–11 Uhr

(Anmeldung der Klasse obligatorisch. Zudem wird eine Aufsichtsperson aufgeboten, die CHF 42.- pro Stunde kostet.)

Eintritt: für Schulklassen kostenlos Vorhandene Materialien: Sitzkissen Klappstühle Unterlagen (A3) Alle anderen Materialien und Hilfsmittel muss die Lehrkraft selbst ins Museum mitbringen.

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Angebote für Lehrpersonen Neben dem vorliegenden Heft bietet das Kunstmuseum Solothurn weitere methodisch-didaktische Arbeitsgrundlagen an: Zu einzelnen Künstlern Cuno Amiet Frank Buchser Otto Frölicher Max Gubler Ferdinand Hodler Zur Kunstpädagogik im Allgemeinen Methoden der Kunstpädagogik SchülerInnen im Museum/Arbeitsmethodik Zu künstlerischen Grundfragen Thema Farbe Kunst und Material (mit Museumskoffer) Thema Form Raum und Perspektive Licht und Schatten Thema Bewegung Kubismus Zu Kunstgattungen Porträtmalerei Stilllebenmalerei Landschaftsmalerei Bildhauerkunst Zur Sammlung des Museums Meisterwerke des Kunstmuseums Solothurn Highlights der zeitgenössischen Schweizer Kunst Efeukranz und Lilienzauber: Jugendstil und Symbolismus in der Schweizer Malerei (mit Museumskoffer) Zu fächerübergreifenden Themen Kunst und Natur (mit Museumskoffer) Kunst und Bewegung (Theater spielen im Museum) Kunst und Schreiben (kreative Schreibanlässe im Museum) Kunst und Musik (Wechselwirkungen zwischen Bildender Kunst und Musik) Der Preis der einzelnen Hefte beträgt, je nach Umfang, Fr. 10.– bis Fr. 15.–. Die Hefte sind an der Museumskasse erhältlich oder können telefonisch bestellt und per Rechnung bezahlt werden. Lehrkräfte können sich zudem telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch beraten lassen. Auskunft: Kunstmuseum Solothurn (Tel: 032 624 40 00).

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Arbeiten mit Klassen im Kunstmuseum Oberste Priorität hat die Sicherheit der Kunstwerke! Die Lehrperson entscheidet, ob die Disziplin und das Verantwortungsbewusstsein ihrer Klasse einen Besuch im Museum zulassen. Die Lehrkraft soll aufgrund ihrer Erfahrung mit ihrer Klasse beurteilen, ob das Durchführen einer Übung eine Gefahr für Kunstwerke bedeutet oder ob sich dadurch andere Besucher im Museum gestört fühlen müssen. Im Kunstmuseum Solothurn darf mit vielseitigem Material gearbeitet werden, wobei die Lehrperson dafür verantwortlich ist, dass die Räumlichkeiten unbeschadet bleiben. Bitte keine die Kunstwerke gefährdenden Gegenstände (Spitziges, Nasses, Esswaren) mitnehmen. Allgemein gilt:

• keine Kunstwerke berühren

• nichts werfen

• nicht herumrennen

• sich nicht balgen

• nicht schreien

• nichts essen (Kaugummis!) Empfehlungen:

• Es ist von Vorteil, bereits im Schulzimmer die Verhaltensregeln im Museum zu erklären. Eine Wiederholung im Museum bietet sich an.

• Klasse nie unbeaufsichtigt lassen. Es ist sinnvoll, eine Begleitperson ins Museum mitzunehmen, die für die Disziplin mitverantwortlich ist.

• Sollten die Kinder immer wieder vergessen, dass Bilder nicht angefasst werden dürfen, kann man im Abstand von ca. einem Meter vor dem Bild ein Stück Malerklebband auf dem Boden befestigen. Niemand darf diese Linie überschreiten.

• Szenische Spielformen im Innern eines Sitzkreises stattfinden lassen. Dies vermindert die Gefahr für Kunstwerke.

• Praktische Arbeiten auf einer Unterlage oder einer Plastikabdeckung ausführen.

• Bitte überprüfen Sie vor jedem Besuch, ob die gewünschten Bilder hängen. Bilder im Depot werden Ihnen bei frühzeitiger Vorbestellung hochgeholt.

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Kapitel 2 Einführung

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Grundsätzliches zu den vorgeschlagenen Ideen Für einen Museumsbesuch sollten mindestens eineinhalb Stunden einberechnet werden. Die Lehrkraft entscheidet, welche Vorschläge aus den Abläufen zum Einsatz kommen. Selbstverständlich sollen nur Methoden ausgewählt werden, die für die Klasse geeignet sind und der Lehrperson entsprechen. Die Dauer der Übungen hängt stark von der Grösse und der Zusammensetzung der Gruppe ab. Bei den Vorschlägen für die Unterstufe ist auch der Kindergarten einbezogen. Die unter Varianten vorgeschlagenen Aufgabenstellungen bieten weitere Anregungen. Die Spielformen der Kunstpädagogik sind nicht Selbstzweck, sondern helfen, das Kunstwerk ganzheitlich zu erleben. Eine Spielform sollte immer mit Worten ein- und ausgeleitet werden. Das Spiel ist Mittel zur Erkenntnis, ist der Motor des nachfolgenden Prozesses in der Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk. Die methodisch-didaktischen Abläufe zu den einzelnen Kunstwerken sind immer nach dem gleichen Prinzip aufgebaut:

• Zuerst erfolgt ein spielerischer Einstieg, verbunden mit einem Rundgang durch die Sammlung.

• Dann folgt eine Auseinandersetzung mit einem einzelnen Kunstwerk, das mithilfe vielseitiger Anregungen ganzheitlich erlebt werden soll. Die Werkbetrachtung wird mit einem gemeinsamen Gespräch eingeleitet bzw. abgerundet.

• Weiterführende Aufgaben sollen die gemachten Beobachtungen und Erfahrungen vertiefen. Gestalterische Arbeiten eignen sich auch zur Umsetzung im Schulzimmer, da in der Sammlung z. B. nicht mit Wasserfarben gemalt werden darf.

• Wichtig ist auch ein gemeinsamer Abschluss, um den Museumsbesuch nochmals Revue passieren zu lassen: Was fällt den SchülerInnen bei den entstandenen Arbeiten alles auf? Welche Erkenntnisse haben sie durch die Werkbetrachtung gewonnen? Wie hat den SchülerInnen der Besuch im Kunstmuseum Solothurn gefallen?

Die Arbeitsabläufe sollen und können nach Belieben variiert und erweitert werden. Für alle Vorschläge in diesem Arbeitsheft gilt, dass es die Lehrperson auch anders machen kann. Hauptsache, der Besuch wird spannend und anregend. Eine Vor- und Nachbereitung des Besuches bietet sich an. Die Einführung ins Thema und die weitere Verarbeitung können zusätzliche Lern- und Erlebnismöglichkeiten bieten.

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Albert Trachsel Biografie und Werk

Albert Trachsel wird 1863 als jüngstes von sechs Kindern in Nidau geboren. Ein Jahr später zieht die Familie nach Genf, wo er 1879 eine Lehre bei einem Architekten beginnt und in die Ecole des Beaux-Arts eintritt. Das Architekturstudium setzt er 1881 an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule Zürich fort. Ab 1882 lässt sich Trachsel in Paris nieder, wo er die Ecole des Beaux-Arts besucht und seine Achitekturstudien bei mehreren Pariser Architekten fortführt. Nach Arbeiten für einen Architekten, welche Trachsel nach Nordfrankreich führen, reist er auch nach Spanien. Ab 1885 entstehen die ersten visionären Architekturentwürfe, die später teilweise veröffentlicht werden. Les Fêtes réelles, eine Serie von 50 utopischen Architekturdarstellungen, sollte zusammen mit zwei weiteren Graphikzyklen als Le poème erscheinen und zusammen mit seinem literarischen Pendant, Le cycle (1893 erschienen), ein mit L'harmonie betiteltes Gesamtkunstwerk bilden. Trachsel lernt Ende der 1880er-Jahre den innersten Kreis der französischen Symbolisten kennen, zu dem u. a. auch Paul Gaugin und Paul Verlaine (Varlin) gehören. Zwischen 1885 und 1890 hält sich Trachsel wohl auch in Italien auf. Mehrmals steht er für Ferdinand Hodler Modell, was dafür spricht, dass sich Trachsel immer mal wieder in Genf aufhält. Mit Hodler verbindet ihn eine lebenslange Freundschaft. 1891 präsentiert Trachsel Architekturzeichnungen in seiner ersten Ausstellung bei den Artistes Indépendants in Paris. Er ist am Abschiedsbankett für Paul Gaugin dabei, das vor dessen Abreise nach Tahiti organisiert wird. 1991 nimmt Trachsel in der Galerie Durand-Ruel am ersten Salon de la Rose+Croix des Esoterikers Sâr Péladan teil. 1893 erscheint in der symbolistischen Zeitschrift La Plume ein Artikel über Trachsel. Im selben Jahr kehrt der Künstler nach Genf zurück, um den Umbau des Château de la Boissière zu leiten. Trachsel wird Mitglied der Gruppe Humanistes, die vom Künstler Barthélemy Menn ins Leben gerufen worden ist. In seinem Unterricht verbindet Menn Selbstbeobachtung und Erforschung des Unbewussten mit einem vergleichenden Studium der Körperproportionen und der Anatomie. 1895 macht Trachsel Entwürfe für die Schweizerische Landesausstellung in Genf und schreibt seine ersten Essays, unter anderem über zeitgenössische Schweizer Kunst. 1896 entwirft der Künstler die Dekoration für das an der Schweizerischen Landesausstellung aufgeführte chinesische Schattentheater Le Sapajou. 1901 gibt er die Architektur auf und kehrt endgültig nach Genf zurück. Er will sich fortan v. a. der Malerei, der Dichtung, zeitgenössischen Schriften und seiner Sammeltätigkeit widmen. Er versucht sich erstmals in der Aquarelltechnik und bringt sich autodidaktisch die Ölmalerei bei. Trachsel findet rasch erste Sammler, wie z. B. Oscar Miller und Josef Müller aus Solothurn oder Richard Kissling aus Zürich. Ab 1903 bereist er die Schweiz zu Fuss und fertigt Aquarelle von seinen Eindrücken an. Auch eine Deutschlandreise fällt in dieses Jahr. Zwischen 1905 und 1914 entstehen seine Paysages de rêve (Traumlandschaften), die zu seinem malerischen Hauptwerk zählen und zeitgleich mit seinen fantastischen Erzählungen entstehen. In diesen Landschaftsdarstellungen wird das Naturvorbild

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ins mystisch Visionäre überhöht. Die Traumlandschaften sind imaginäre Umsetzungen von Seelenlandschaften. Daneben malt er Stillleben, schreibt Dramen und Erzählungen. Nach 1915 beschränkt er sich auf Aquarelle der Umgebung von Genf ohne jeglichen Bezug zu seinen imaginären Welten. 1926 erkrankt Trachsel und kann in der Folge nicht malen. In der Kunsthalle Bern wird 1929 eine Retrospektive des Künstlers gezeigt, welche anschliessend grösstenteils vom Musée d’art et d’histoire in Genf übernommen wird. Am 26. Januar erleidet Trachsel einen Herzinfarkt und verstirbt am selben Tag. Trachsel ist einer der originellsten und vielseitigsten Künstler der Schweiz. Er hinterlässt ein reiches Gesamtwerk, das Architektur, Malerei und Literatur umfasst. Die Gedankenwelt des Pariser Symbolismus beeinflusst sein Schaffen. Seine frühen utopischen Architekturentwürfe verwandeln die Tempelbauten und Kultstätten seiner Vorbilder in kosmische Idealräume, die auf die Bildwelten von Wassily Kandinsky und Paul Klee einwirken. Trachsels Hauptwerke, wie beispielsweise Der Blitz (um 1905) der Josef Müller-Stiftung, basieren auf bis zu zehn Jahren früher entstandenen Aquarellen. Diese Bilder besitzen eine strahlende Farbigkeit, die alle Spektralfarben von tiefstem Blau bis zu hellstem Gelb umfasst. Die Serie der Traumlandschaften muss im Zusammenhang mit gleichzeitigen Theaterstücken und Erzählungen gesehen werden. Das Nebeneinander von ungegenständlichen, rein ornamentalen und naturhaften Elementen macht den einmaligen Reiz der Traumlandschaften wie der Novellen aus. Nach 1910 entsteht eine Serie von kargen Blumen- und Früchtestillleben. Deren Motive leben von einem übersinnlichen, von innen heraus glänzenden Licht. Ferdinand Hodler und Albert Trachsel: Eine Künstlerfreundschaft Zwischen 1872/73 und 1910 erscheint Trachsel auf verschiedenen Zeichnungen, Gemälden und Karrikaturen von Hodler als Modell und Motiv. Beide Künstler sind in Genf zu unterschiedlichen Zeiten Schüler des an der Ecole de dessin unterrichtenden Lehrers und Künstlers Barthélemy Menn. Beide verehren ihren Lehrer sehr. Hodler äussert, dass er Menn alles zu verdanken habe, und Trachsel beschreibt Menn als grossen Maler und genialen Pädagogen. Menn lehrt, dass ein Kunstwerk denselben Gesetzmässigkeiten zu folgen hat, nach denen auch der menschliche Körper gegliedert ist. Die Studenten sollen sich die Symmetrie des Skeletts und die Proportionen der einzelnen Gliedmassen in Bezug zum ganzen Körper einprägen. Menn folgt weitgehend der Auffassung des französischen Kunsttheoretikers Charles Blanc (1813–1882), der den Menschen als ideale Verkörperung architektonischer Gesetze beschreibt. Trachsel profitiert vom grossen Wissen Menns als er sich der Gruppe Les Humanistes anschliesst, in der Fragen zur Philosophie, Kunst, Wissenschaft und Soziologie diskutiert werden. Schriftliche Zeugnisse, Gegenstände und Fotografien liefern Einblick in den möglichen Ablauf der Treffen der Humanistes, an denen Körper vermessen, sphärische Modelle studiert und Papierfiguren gebaut werden. Trachsel fertigt beispielsweise eine zweiteilige, zusammensteckbare Figur seines Kollegen Valentin Baud-Bovy an. Es gibt auch Studienblätter von Trachsel, auf denen er Körperproportionen als Massstab für die Einteilung verschiedener

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Stockwerke eines Gebäudes überträgt; ein Versuch Bauwerke zu schaffen, die vom menschlichen Individuum ausgehen und auf dessen Bedürfnisse abgestimmt sind. Trachsel interessiert sich nicht nur für die klassische Architekturtheorie, bei welcher das Studium der griechisch-römischen Antike und der italienischen Renaissance im Zentrum stehen, sondern auch für die Epochen der Romantik und der Gotik oder die Bauwerke aussereuropäischer Kulturen. Auch Hodler besucht Kurse zu den Themen „Le symbolisme dans lˊart“ und „Lˊart égyptien“. Die Symbolik und Ästhetik

aussereuropäischer Kulturen geben dem Schaffen beider Künstler wichtige Impulse. Der Maler und der Architekt haben sich wohl zu Beginn der 1880er-Jahre in Genf kennengelernt. Sie verkehren in denselben Cafés und Restaurants, in denen oft auch der symbolistische Dichter Louis Duchosal anwesend ist. Albert Trachsel geht sehr kreativ mit der architektonischen Formsprache um. Seine utopischen Bauwerke nehmen in gewisser Weise auch die surrealen Gemälde von Giorgio de Chirico (1888–1978) vorweg, die mit ihren stillen und leeren Stadträumen auffallen. Trachsel sucht in seinen architektonischen Federzeichnungen die Verbindung zwischen dem alltäglichen Kleinen und dem universalen Grossen. Als Inspirationsquelle dienen ihm wiederum ägyptische Bauten und Skulpturen. Er versucht, ausgehend von der Verbindung Mensch und Bauwerk, eine unsichtbare Ordnung aufzudecken, während Ferdinand Hodler die Bewegung und Gestik der Figur zum Ausgangspunkt seiner symbolistischen Bildfindungen macht. Hodler löst seine Figuren aus dem naturalistischen Bildraum und konzentriert sich auf deren Reihung und Wiederholung (parallelistische Kompostionen). Unter Parallelismus versteht Hodler „alle Arten von Wiederholung der Form in Verbindung mit

Wiederholungen von Farben.“ (F. Hodler, „De l’oeuvre“, 1908, in Blome/Güdel 2017, S. 243) Trachsel verfügt in Paris über gute Kontakte zur symbolistischen künstlerischen Avantgarde, welche ihm 1891 auch die Teilnahme am Salon des Indépendants und 1892 am ersten Salon de la Rose+Croix ermöglicht. Dort ist er der einzige Architekt, der sich mit seinen utopischen Traumlandschaften auf eine mystische, am Ideal des Gesamtkunstwerkes orientierte Kunst bezieht. Auch Hodler ist an dieser Ausstellung mit seinem Gemälde Die enttäuschten Seelen vertreten. Die Aquarelle von Trachsel sind um Hodlers Gemälde gruppiert. Die Werke der beiden Künstler versuchen, menschliche Gefühlszustände durch die Berufung auf ein architektonisches Ordnungssystem zum Ausdruck zu bringen. Die Symmetrie ist bei Trachsel ein wichtiges Gestaltungselement, das wohl durch das Studium von Hodlers Parallelismus angeregt ist. Sinn für ornamentale Verzierungen 1897 gelingt es Trachsel das Album Fêtes réelles zu veröffentlichen. Er erhält positiven Rückmeldungen aus Fachkreisen. Nun beginnen sich auch Privatpersonen wie beispielsweise der Solothurner Papierfabrikant Oscar Miller (1862-1934) für Trachsels Arbeiten zu interessieren. Mit Die Welle kauft er eines der ersten Ölgemälde des Künstlers, auf dem ein weibliches Wesen mit schlangenförmigem Körper das Motiv der Welle personifiziert. Auf dem vorausgehenden Aquarell kombiniert Trachsel Bleistiftlinien, Aquarellfarben und Goldpartikel. Das Zusammenfügen von organischen und funktionalen Formen, die Verwendung neuer

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Techniken, und das Erfinden von einfallsreichen Motiven machen Trachsel zu einem wichtigen Vertreter des Schweizer Jugendstils. Während Trachsel nach fantasievollen, überirdischen Kreaturen sucht, findet Hodler seine Motive in unterschiedlich posierenden, realen Menschen. Er lässt seine Modelle immer wieder andere Körperhaltungen einnehmen, bis er zwischen der Wiedergabe der Körperformen und der Stilisierung der Umrisslinien zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gelangt. Hodlers Liniensprache erinnert an das Prinzip der Arabeske, die durch ornamentale Stilisierung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion vermittelt. Beiden Künstlern gemeinsam ist jedoch das Interesse an einer Formensprache, bei der die Raum- und Schattenwirkung weitgehend fehlt. Trachsel vergleicht in einem von ihm verfassten Zeitungsartikel zur Hodler-Retrospektive im Kunsthaus Zürich Hodlers arabeske Kompositionselemente mit der Säulenhalle eines Marmortempels. Beide Künstler suchen im stabilen und ausgewogenen Wesen der Architektur einen sakralen Moment. Zusammenfassung aus dem Katalog zur Ausstellung Albert Trachsel (1863–1929) – Eine Retrospektive, Kunstmuseum Solothurn/Scheidegger & Spiess, 2020

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Zu den Begriffen Jugendstil und Symbolismus

Die Kunst um 1900 wird allgemein unter den Begriffen Jugendstil und Symbolismus gesammelt. Jugendstil und Symbolismus sind eine Gegenreaktion auf die formauflösende Kunst des Impressionismus, der Alltagsmotive im Spiel von Schatten und Licht, Farbe und Form umzusetzen versuchte. Der Begriff Jugendstil bezieht sich dabei vor allem auf eine Stilrichtung, während der Symbolismus eine breite Kunstauffassung oder eine Geistesströmung bezeichnet. Eine solche Strömung beeinflusst neben der Kunst auch Literatur und Musik. Art Nouveau in Frankreich, Liberty in Italien, Sezessionsstil in Österreich, Jugendstil in Deutschland bezeichnen eigentlich einen Dekorationsstil, der im Kunstgewerbe einflussreicher ist als in der Malerei. Die neuen Formen des Jugendstils traten auch zuerst in der angewandten Kunst und im Kunsthandwerk in Erscheinung. Die Künstler um 1900 wollten die Grenzen zwischen den Künsten und zwischen Kunst und Kunsthandwerk aufheben. Mit dem Einbezug des Kunstgewerbes und der Architektur durchdrang der Jugendstil die Alltagswelt und galt als der moderne europäische Stil schlechthin. Der Jugendstil verzichtet zugunsten von Linie, Form und Fläche weitgehend auf räumliche Illusion und plastische Wirkung. Er baut auf fliessenden, ununterbrochenen Linien auf, betont das Ornamentale und bevorzugt die Verwendung von pflanzlichen, florealen Formen. Wichtige Bedeutung für den Jugendstil haben die Farbholzschnitte der Japaner Hokusai und Hiroshige, die auf Linie, Fläche und Farbe beruhen und Ende des 19. Jahrhunderts ungeheuren Einfluss auf die Malerei des Westens gewinnen. Die Jahrhundertwende von 1900 ist wie jede End- und Übergangsphase von der gedanklichen Auseinandersetzung mit Zeit und Vergänglichkeit geprägt. Da ist einerseits das Bewusstsein einer zu Ende gehenden Epoche, oft ausgedrückt in Symbolen der Vergänglichkeit oder mit Bildern des Herbstes. Andererseits besteht das Ahnen eines Neuanfangs von etwas Nachfolgendem, das bereits den Begriff Jugendstil in sich enthält: Neues Leben erwacht, die Jugend wird zum Thema, der Frühling wird oft die ins Bild umgesetzte Jahreszeit. Die Jugendstilkünstler, für welche die Natur die wichtigste Quelle ihrer Motivwelt ist, träumen sozusagen vom irdischen Paradies. Der Jugendstil fand eine überaus rasche Verbreitung, klang aber auch ebenso schnell wieder ab. Er war ein Übergangsphänomen, das den Boden für die Kunst des 20. Jahrhunderts, für den Expressionismus und die Abstraktion, bereitete. Im Symbolismus soll das Bild nicht mehr wie im Impressionismus oder Realismus eine wirkliche Szene beschreiben, sondern die tiefere Bedeutung der Natur erfassen bzw. den geheimnisvollen Sinn der Dinge wiedergeben. Träume, Visionen, Emotionen werden die bevorzugten Themen. Alles Vernunftsmässige, Nachvollzieh- und Nachweisbare wird zugunsten des Geheimnisses und der Fantasie zurückgewiesen. Oft geht diese Verschlüsselung gar so weit, dass die Bildinhalte nicht mehr erklärbar sind. Schlüsseltext für den Symbolismus sind Gedichte aus Die Blumen des Bösen (1857 –1868) von Charles Baudelaire. Dort ist die Erfahrung einer tiefen Verunsicherung des Individuums zentral. Diese Verunsicherung ist oft auch Thema der Kunstwerke

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aus dieser Zeit. Besonders die Themen des Unterbewussten, Verdrängten, die vor und parallel zu Freuds Definition der Psychoanalyse die Maler faszinieren, tauchen immer wieder auf. Die künstlerischen Ausdrucksformen und Themen der symbolistischen Maler spannen den Bogen von den spätimpressionistischen, symbolisch aufgeladenen Alpenlandschaften Giovanni Segantinis über die romantisch geprägten Malereien Arnold Böcklins mit ihren antiken Mythen zum Werk Ferdinand Hodlers, das stark von religiösen Inhalten geprägt ist. In der Zeit des Symbolismus sind also verschieden Stilrichtungen möglich.

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Kapitel 3 Methodisch-didaktische Arbeitsvorschläge

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Albert Trachsel, Le Sphinx, Vorlage zu Pl. 6 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882 Albert Trachsel, Fête de la Fraternité, Vorlage zu Pl. 39 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882 An der linken Längswand des ersten Saals der Ausstellung hängen 18 aquarellierte Zeichnungen zu den Architekturfantasien der Fêtes réelles. Viele davon konnten bereits 1892 am ersten Rosenkreuzer-Salon in Paris bewundert werden, in dem auch die Schweizer Künstler Ferdinand Hodler und Félix Vallotton ausstellten. Trachsel war damals jedoch der einzige Architekt, der am Salon teilnahm. Bereits dort fanden seine visionären Architekturentwürfe, vor allem unter den Symbolisten, grosse Anerkennung. Die ersten Zeichnungen fertigte Trachsel bereits 1885 an. Das Album Le Poème erschien mit 50 Heliogravüren dieser Architekturfantasien jedoch erst 1897 (Heliogravüre: älteres Verfahren zur Herstellung von Ätzungen auf Kupferplatten für den Tiefdruck mithilfe der Fotografie). Das Album ist in der Vitrine gleich rechts neben dem Eingang zum ersten Saal zu sehen. Dank eines daneben angebrachten Touchscreens kann es elektronisch durchgeblättert werden. Auffallend bei diesen Zeichnungen ist die Verbindung zwischen Architektur und Mensch bzw. Architektur und Kreatur wie beispielsweise einer Sphinx. Den Menschen findet man oft als thronende Skulptur, wie z. B. auf dem Blatt Fête de la Fraternité (Fest der Brüderlichkeit). Die Gebäude erinnern an Tempelanlagen oder Kultstätten fremder Völker, z. B. der Ägypter. Die Ästhetik und Symbolik aussereuropäischer Kulturen geben Trachsels Schaffen wichtige Impulse. Interessant ist auch der Vergleich seiner Gebäude mit der Anatomie des Menschen bzw. den Proportionen des menschlichen Körpers. Beim Künstler und Lehrer Barthélemy Menn in Genf lernte er, dass ein Kunstwerk denselben Gesetzmässigkeiten zu folgen hat, nach denen auch der menschliche Körper gegliedert ist. Menn war der Auffassung, dass der Mensch die ideale Verkörperung architektonischer Gesetze sei. So ist es beispielsweise interessant, dass die Gesamtanlage bei Fête de la Fraternité wie eine sitzende Figur mit vor sich ausgestreckten Beinen aussieht. Sehenswert sind in diesem Zusammenhang auch die Studienblätter von Trachsel, die über der oben erwähnten Vitrine hängen und auf denen er Körperproportionen als Massstab für die Einteilung verschiedener Stockwerke eines Gebäudes nimmt. Es handelt sich um einen Versuch, Bauwerke zu schaffen, die vom menschlichen Individuum ausgehen und auf dessen Bedürfnisse abgestimmt sind. An der rechten Längswand werden reale Genfer Projekte vorgestellt, denen sich Albert Trachsel zur selben Zeit als (Innen-)Architekt gewidmet hat. Nur wenige von diesen wurden jedoch verwirklicht. Auch hier beeindrucken Trachsels Fantasie, Verspieltheit, Vielfalt, seine subtile Farbgebung und sein Interesse am Gesamtkunstwerk.

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Albert Trachsel, Le Sphinx, Vorlage zu Pl. 6 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882 Albert Trachsel, Fête de la Fraternité, Vorlage zu Pl. 39 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882 Themen: Architektur Visionäre Architekturentwürfe Symbolismus Alltägliches und Monumentales Hang zum Gesamtkunstwerk Fantasie Impulse aussereuropäischer Kulturen Verbindung Mensch und Bauwerk

Studium des menschlichen Körpers → Anwendung dieser Gesetzmässigkeiten bei Architekturentwürfen Suche nach unsichtbarer Ordnung Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Architekturentwürfe Alle Stufen: Porträt von Albert Trachsel Gemeinsam das Bildnis des jungen Albert Trachsel betrachten, das Ferdinand Hodler 1896 von ihm gezeichnet hat. Auf die Künstlerfreundschaft zwischen den beiden eingehen (siehe Einführung S: 12/13). Erwähnen, dass Trachsel damals auch als Architekt gearbeitet hat. Allenfalls mit den beiden Selbstporträts von Trachsel vergleichen, die im dritten Saal hängen. Variante alle Stufen: Lieblingsgebäude Zweiergruppen bilden. Jede Gruppe wählt im ersten Ausstellungssaal eine Zeichnung von Trachsel, bei der sie die Architektur anspricht. Anschliessend werden die Lieblingsgebäude bzw. Innenräume und Brunnen gegenseitig vorgestellt und die Wahl begründet. Variante alle Stufen: Körper vermessen Zweiergruppen bilden. Unterlagen, Papier, Bleistifte und Messbänder verteilen. SchülerInnen vermessen einander und notieren ihre Resultate. Anschliessend versuchen sie ihre Daten in einer Skizze umzusetzen. Ältere Kinder können auch auf die Körperproportionen eingehen. Was könnte diese Aufgabe mit den Bildern im ersten Saal zu tun haben? Schülerskizzen mit Trachsels Studienblättern vergleichen, die über der rechts vom Eingang stehenden Vitrine hängen. Auf ihnen hat er Körperproportionen als Massstab für die Einteilung verschiedener Stockwerke eines Gebäudes genommen. Es handelt sich um einen Versuch, Bauwerke zu schaffen,

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die vom menschlichen Individuum ausgehen und auf dessen Bedürfnisse abgestimmt sind. Darüber diskutieren, ob es Sinn macht, beim Bauen vermehrt von den Neigungen der Menschen auszugehen. Welche Bedürfnisse haben die Kinder und Jugendlichen diesbezüglich? Mittel- und Oberstufe: Zeichnung von Leonardo da Vinci, um 1490 Trachsels Studien mit der Zeichnung von Leonardo da Vinci vergleichen (siehe Arbeitsblatt Zeichnung von Leonardo da Vinci, um 1490). Als vitruvianischer Mensch (lat. homo vitruvianus, auch: Vitruvianische Figur) wird eine Darstellung des Mannes nach den vom antiken Architekten und Ingenieur Vitruv(ius) formulierten und idealisierten Proportionen bezeichnet. Das berühmteste Beispiel ist eine 34,4 cm × 24,5 cm große Zeichnung von Leonardo da Vinci, die um 1490 entstand. Es handelt sich um eine Skizze mit Notizen aus einem seiner Tagebücher, die einen Mann mit ausgestreckten Extremitäten in zwei überlagerten Positionen zeigt. Mit den Fingerspitzen und den Sohlen berührt die Figur ein sie umgebendes Quadrat (homo ad quadratum) bzw. einen Kreis (homo ad circulum). Die Studie zeigt, wie sehr Leonardo an Körperbau und -proportionen interessiert war und sich auch selbst immer wieder darstellte, und ist bis heute nicht nur ein Symbol für die Ästhetik der Renaissance, sondern eines der berühmtesten und am meisten vervielfältigten Bildmotive (aus: Wikipedia). 2) Bildbetrachtung/Gegenüberstellung Albert Trachsel, Le Sphinx, Vorlage zu Pl. 6 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882 Albert Trachsel, Fête de la Fraternité, Vorlage zu Pl. 39 der Fêtes réelles (Paris 1897), um 1882 Folgende Fragen könnten gestellt werden:

• Was fällt euch bei dieser Zeichnung alles auf?

• Womit ist es gemalt?

• Man merkt, dass Trachsel gelernter Architekt ist. Weshalb?

• Woran erinnert dieses Gebäude?

• Wovon hat sich Trachsel anregen lassen (aussereuropäischen Kulturen)?

• Aus welchen Elementen ist das Bauwerk zusammengesetzt?

• Wo wurde dieses Gebäude gebaut?

• Wofür könnte man diese Anlage brauchen?

• Wie steht es mit der Verbindung Mensch, Tier und Bauwerk?

• Bei welcher der beiden Zeichnungen merkt man, dass sich Trachsel mit dem menschlichen Körper auseinandergesetzt hat? Weshalb?

• Oberstufe: Was versteht man unter utopischen bzw. visionären Architekturentwürfen?

3) Weiterführende Aufgaben Alle Stufen: Fantasievolle Architekturentwürfe Sich von Bildern von Bauten aussereuropäischer Kulturen oder Science-Fiction-Film- Stills anregen lassen und selber visionäre Bauten zeichnen oder dreidimensional gestalten.

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Variante alle Stufen: Verbindung Mensch und Bauwerk Architektonische Bauten entwerfen, die vom menschlichen Körper angeregt sind oder einem menschlichen Körper ähneln. Auch Mischformen von Mensch, Tier und Gebäude sind denkbar. Variante alle Stufen: Menschliche Bedürfnisse Anlagen entwerfen, die bestimmten menschlichen Bedürfnissen entsprechen. Z. B. könnte man mit Kindergarten- und Unterstufenkindern einen utopischen Spielplatz oder ein visionäres Schulhaus kreieren oder mit Jugendlichen die perfekte Lounge-Anlage zum „Chillen“. Variante alle Stufen: vom Alltäglichen zum Monumentalen Ein Gebäude aus der Umgebung skizzieren und daraus ein fantastisches Gebäude entwerfen. Variante alle Stufen: Zeichnung von Leonardo da Vinci, um 1490 Ausgehend von Leonardo da Vincis Zeichnung (siehe Arbeitsblatt Zeichnung von Leonardo da Vinci, um 1430) selber eine ideale Frau oder einen idealen Mann entwerfen. Variante alle Stufen: Reihum-Geschichte Gemeinsam eine Geschichte zu Trachsels Bild Le Sphinx erfinden. Beispielsweise kann man einen Gegenstand herumreichen. Wer den Gegenstand in der Hand hält, hat das Wort. Variante alle Stufen: Visuelle – Konkrete Poesie SchülerInnen wählen einen Begriff, der für sie zur Zeichnung Le Sphinx passt und den sie graphisch darstellen möchten. Ziel: Die Bedeutung des Wortes soll bereits im Schriftbild bzw. in der Form des Textes deutlich gemacht werden. Z. B. kann folgendermassen vorgegangen werden:

• Nur diesen Begriff verwenden

• Ein A4 – Blatt wird mit Wörtern und kurzen Sätzen, die einem zu diesem Begriff in den Sinn kommen, beschrieben. Auf der Rückseite wird eine dem Begriff entsprechende Figur skizziert und dann ausgeschnitten.

• Zuerst eine passende Form entwerfen, deren Umrisse dann mit einem dem Begriff entsprechenden Text gefüllt werden.

Beispiel: Die Trichter

Zwei Trichter wandeln durch die Nacht. Durch ihres Rumpfs verengten Schacht

fliesst weisses Mondlicht still und heiter

auf ihren Wald- weg u.s. w.

(Quelle: Christian Morgenstern, Gesammelte Werke, Piper-Verlag, München. 1965) Weitere Beispiele siehe Arbeitsblatt Figurengedichte.

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Mittel- und Oberstufe: Zukünftige Tempelanlage Religiöse Themen und Spiritualität waren für die Symbolisten wichtig. Wie stellen sich die SchülerInnen zukünftige Anlagen in Europa vor, in denen Spiritualität gelebt werden kann? Solche Bauten entwerfen. Variante Mittel- und Oberstufe: Reihum-Geschichte schreiben Maximal 10 SchülerInnen nennen ohne langes Nachdenken ein Wort, das ihnen zur Zeichnung von Trachsel in den Sinn kommt. Alle schreiben mit. Aus den genannten Wörtern schreibt jeder für sich eine Geschichte. Alle Wörter müssen vorkommen. Variante Mittel und Oberstufe: Perspektivenwechsel SchülerInnen sollen einen Text aus einer von ihnen gewählten Perspektive schreiben: z. B. aus der Sicht der Sphinx oder der grossen Treppe. Variante Mittel- und Oberstufe: Detektivgeschichte Zum Titel “Die Sphinx“ soll ein spannender Kurzkrimi erfunden werden. Die SchülerInnen sollen sich zuerst überlegen, welche Personen beteiligt sind und wie sie sich verhalten. Dazu können sie sich an den Fragen auf dem Arbeitsblatt Detektivgeschichte orientieren.

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Arbeitsblatt Zeichnung von Leonardo da Vinci, um 1490

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Arbeitsblatt Figurengedichte

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Arbeitsblatt Detektivgeschichte Versuche die folgenden Fragen in Stichworten auf den unteren Linien zu beantworten, bevor du mit dem Schreiben deines Kurzkrimis beginnst:

• Damit eine Detektivgeschichte entstehen kann, muss jemand eine kriminelle Handlung vollziehen, welche aufgeklärt werden soll. Welche kriminelle Tat passt zum Bild von Albert Trachsel?

• Wer soll der Täter/die Täterin sein und was hat er/sie verbrochen?

• Wer ist das Opfer?

• Welche Rolle spielt die Sphinx?

• Was hat den Täter/die Täterin zu dieser Tat verleitet?

• Wie kommt der Inspektor/die Inspektorin dieser Tat auf die Spur?

• Was tragen die anderen Figuren zur Klärung des Falles bei?

• Welche typischen Eigenschaften besitzen deine Figuren und wie kannst du diese Charaktereigenschaften überzeugend in den Text einbauen?

• Was passiert neben der Handlung des Kriminalfalls? Verlieben sich z. B. bestimmte Personen ineinander? Ist Eifersucht im Spiel? Handelt es sich um ein Missverständnis?

Überlege zuerst, wie die Geschichte beginnen soll. Z. B. könnte sie mit einer spannenden Schilderung des Verbrechens oder dessen Folgen anfangen. Auch ein Konflikt zwischen den beteiligten Personen könnte interessant sein. Schreibe deine Detektivgeschichte auf ein separates Blatt. Nachdem du einen guten Einstieg verfasst hast, musst du überlegen, wie die Geschichte weitergehen und enden soll. Variante: Du arbeitest mit jemandem zusammen. Nachdem ihr den Krimianfang geschrieben habt, tauscht ihr eure Blätter und schreibt das Ende des jeweiligen Kurzkrimis. ___________________________________________________________________

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Albert Trachsel, Mondlandschaft, um 1895 Im zweiten Saal der Ausstellung hängen frühe Aquarelle und Studien zu späteren Ölgemälden, wie Die Welle (1902) und Der Blitz (um 1905) sehr stimmig nebeneinander. Motive wie Berge, Mondlicht, Naturphänomene, Wasser- bzw. Unterwasserwelt kommen vor. Immer wieder lassen sich in diesem Raum auch die Einflüsse von japanischen Holzschnitten erkennen, die um die Jahrhundertwende viele westliche Künstler faszinierten. Vertraut und doch ganz fremd strahlt uns der Berg auf dem Blatt Mondlandschaft mit seinen hellen Flanken entgegen. Handelt es sich bei den weiss blendenden Stellen um Schnee oder nur um stark beleuchtete Stellen des Mondlichts? Jedoch scheint das Licht des Mondes mit seinem kleinen Strahlenkranz die rechte Berghälfte nicht richtig zu erreichen. Der grosse Hell-Dunkel-Kontrast macht das Bild geheimnisvoll, lässt den Berg jedoch auch beinahe etwas bedrohlich aussehen. Albert Trachsel hat die Blau-Grün-Töne subtil abgestuft und lässt das Weiss des Papiers hell hervorleuchten. Die Aquarellfarben fliessen geschmeidig ineinander und lassen den Übergang zwischen Berg und Tal gleitend erscheinen. Unwichtig, ob im Vordergrund eine nächtliche Landschaft im Nebel oder ein Gewässer schlummert. Eine solche oder ähnliche Vollmondnacht haben wir alle in unserer Erinnerung. Es handelt sich also um eine Stimmungslandschaft, die beim Betrachter Gefühle auslösen soll.

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Albert Trachsel, Mondlandschaft, um 1895 Themen: Aquarelle Studien Symbolismus Stimmungslandschaft Japanischer Holzschnitt Mond Naturphänomene Berge Nebel Wasser Harmonie Spannung Hell-Dunkel-Kontrast Licht durch das Weiss des Papiers Farbauftrag/Farbfluss Pinselstrich Räumlichkeit Kunst und Schreiben Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Aquarelle Alle Stufen: Lieblingsaquarell Alle SchülerInnen wählen ihr Lieblingsaquarell in diesem Saal aus und stellen es gegenseitig vor. Beschreiben, was sie daran anspricht, was ihnen besonders auffällt und welchen Titel sie diesem Bild geben würden. Variante alle Stufen: Wortbeschreibungen Auf einer Karteikarte im Postkartenformat werden Worte geschrieben, welche die Dinge in der Landschaft benennen, und zwar ungefähr an der Stelle, an der sie im Bild dargestellt sind. Dreiergruppe bilden. Jede Gruppe bekommt eine andere Beschreibung. Die SchülerInnen suchen das passende Werk und legen ihre Karte davor auf den Boden. Variante alle Stufen: Musik hören Vor dem Aquarell Mondlandschaft (um 1895) drei verschiedene Musikstücke anspielen, z. B. aus der Filmmusik Genesis von Bruno Coulais. Hinweis: Geeignet sind instrumentale Stücke aus Film, Klassik oder Jazz. Welches Musikstück passt am besten zur Stimmung auf dem Bild? Weshalb? Worauf haben die SchülerInnen gehört? Instrumente, Rhythmus, Tempo u. a.? Wichtig: Musikempfinden ist etwas Persönliches. Es gibt kein Richtig oder Falsch.

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Mittel- und Oberstufe: Wortbeschreibungen zeichnerisch umsetzten Unterlagen, weisse Karteikarten und Bleistifte verteilen. Schülerinnen suchen sich ein Bild in der Ausstellung, das ihnen gefällt. Worte, welche die Dinge im Bild benennen, mit Bleistift auf die Postkarten schreiben und zwar ungefähr an derjenigen Stelle, an der sie im Bild dargestellt sind. Postkarten einsammeln, mischen und neu verteilen. Mit Farbstiften wird passend zu den Begriffen eine kleine Zeichnung gestaltet, wobei die Worte nach und nach ausradiert werden. Am Schluss die Zeichnungen mit den Originalen vergleichen. Variante Mittel- und Oberstufe: Landschaften verschlüsseln Zweiergruppen bilden. Die Gruppen schauen sich zuerst die Ausstellung an und entscheiden sich dann für eine Landschaft, die sie anspricht. Danach sollen sie auf einen Notizzettel drei Aussagen oder Sätze zum ausgewählten Werk aufschreiben, welche typisch für dieses Bild sind, aber nicht zu viel verraten. Zuerst ein Beispiel gemeinsam machen. Alle Aussagezettel einsammeln, mischen und verteilen. Diejenigen, die ihren eigenen Zettel bekommen, können ihn tauschen. Finden alle das passende Werk? Welche Aussagen helfen, ein Bild zu entlarven, welche sind zu allgemein? Im Plenum austauschen, was den SchülerInnen in der Ausstellung alles aufgefallen ist. Variante Mittel- und Oberstufe: Gedichte Lehrperson kopiert im Vorfeld die Arbeitsblätter Gedichte 1/2 und schneidet die Gedichte auseinander (je nach Klassengrösse sogar in einzelne Strophen unterteilen). Zweiergruppen bilden. Gemeinsamer Rundgang durch die Ausstellung. Welches Bild passt zu welchen Zeilen? Wenn die SchülerInnen fündig geworden sind, legen sie ihren Ausschnitt vor dem Bild auf den Boden und lesen das Gedicht auf einem zweiten Rundgang der Klasse vor. 2) Bildbesprechung Auf folgende Fragen kann eingegangen werden:

• Was ist das für eine Landschaft?

• Mond oder Sonne? Woran erkennt man das?

• Wie hat er das Mondlicht dargestellt?

• Was erkennt man im Vordergrund?

• Was entdeckt man im Mittelgrund?

• Mit welcher Technik ist das Bild gemalt?

• Wie hat er die Farbe aufgetragen?

• Wie ist Trachsel mit dem weissen Papier umgegangen?

• Wie hat er Licht und Schatten verteilt?

• Warum wirkt diese Landschaft nicht so räumlich?

• Löst diese Landschaft positive oder negative Gefühle aus? Weshalb?

• Welcher Titel würde zu diesem Bild passen?

• Wo würdet ihr es zu Hause aufhängen?

• Warum kann man bei dieser Arbeit von einer Stimmungslandschaft sprechen?

• Weshalb erinnert dieses Blatt an japanische Holzschnitte?

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3) Weiterführende Aufgaben Alle Stufen: Thema Mond Ein eigenes Bild zum Thema Mond malen. Variante alle Stufen: Warmes Mondlicht Wenn z. B. der Blutmond scheint, wirken die Farben der Landschaft ganz anders. Eine Zeichnung mit warmem Mondlicht malen. Variante alle Stufen: Aquarellieren Anstatt teures Material kaufen zu müssen, kann man das Zeichnungspapier mit einem Schwamm nass machen und Wasserfarben mit einem breiten Pinsel über das Blatt “fliessen“ lassen. Variante alle Stufen: Zu Musik malen Beispielsweise zu Claire de Lune, von Claude Debussy. Variante alle Stufen: Tageszeit ändern Wie sieht diese Landschaft bei Tag aus. Was kann man alles erkennen? Welches Wetter herrscht? Variante alle Stufen: Linolschnitt/Holzschnitt Das Aquarell als Linolschnitt oder Holzschnitt umsetzen. Variante alle Stufen. Phantasiereise (Meditation) Auf einem grossen Blatt notiert die Lehrkraft folgende drei Begriffe: Berg, Nacht und Vollmond. Die SchülerInnen sollen es sich bequem machen und können die Augen schliessen. Die Lehrkraft kann folgende Anregungen geben:

• Wir machen jetzt gemeinsam eine Phantasiereise.

• Stell dir vor, du stehst in einer Vollmondnacht in einer Berglandschaft.

• Der Mond strahlt hell.

• Die Nacht taucht die Landschaft in geheimnisvolles Blau.

• Die Hell-Dunkel-Kontraste sind stark.

• Weder Pflanzen noch Bäume sind zu erkennen.

• Keine Menschenseele ist unterwegs.

• Ein Berg ragt wie ein Riese vor dir auf.

• Seine Flanken fallen steil herab und leuchten weiss.

• Wie fühlst du dich auf deinem einsamen Spaziergang?

• Wohin gehst du?

• Was passiert auf deiner Wanderung?

• Triffst du andere Leute, Tiere oder Fabelwesen?

• Was sagst du zu ihnen? An dieser Stelle könnte man auch noch passende Musik einblenden, z.B. die Filmmusik von The Piano (Michael Nyman) oder GENESIS (Bruno Coulais) und folgende Anstösse machen:

• Ich lasse jetzt ein Musikstück laufen.

• Lausche den Klängen und folge deiner Phantasie. Nach einigen Minuten das Musikstück langsam ausblenden:

• Jetzt ist unsere Phantasiereise zu Ende.

• Setze dich langsam auf.

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• Schreibe einen Text. Er könnte so beginnen: „Eines Nachts ...“

• Im Text braucht nicht alles vorzukommen, was du phantasiert hast. Variante Mittel- und Oberstufe: Märchen Zuerst gemeinsam sammeln, was das Typische an europäischen Volksmärchen ist:

• Der Text beginnt oft mit dem Satz “Es war einmal ...“

• Ausgangslage gekennzeichnet durch Mangel oder Notlage

• Schema: Schwierigkeiten und ihre Bewältigung (Kampf/Sieg, Aufgabe/Lösung)

• Wiederholungen der Handlungen in drei Abläufen, oft mit einer Steigerung der Geschehnisse verbunden

• Magische Zahlen wie z. B. 3, 5, 7 und 9 kommen häufig vor

• Inhalt: wesentlichste menschliche Verhaltensweisen

• Mögliche Themen: Schein und Sein, Situation kippt ins Gegenteil, Sieg des Kleinen bzw. Schwachen über das Grosse bzw. Mächtige, Selbstschädigung, paradoxe Geschehnisse

• Gegensatzpaare wie: gut und böse, schön und hässlich usw.

• Alle wichtigen Figuren beziehen sich auf den Held bzw. die Heldin → Identifikation mit Märchengestalten

• Gegner und Helfer gehören häufig der aussermenschlichen Welt an

• Unterscheidung der Dinge in Alltagsgegenstände und Zauberdinge

• Vorliebe für klare Dinge: reine Farben (mit Vorliebe Rot, Weiss und Schwarz), Metalle, Mineralien, Kontraste, Formeln, Verbote, Tests, Lohn, Strafe u. a.)

• Gutes Ende (Schluss: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“)

(Quelle: Max Lüthi. Märchen, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1979)

Anschliessend soll ein Märchen ausgehend vom Werk Mondlandschaft (um 1895) oder zu einem anderen Aquarell aus dem zweiten Ausstellungssaal verfasst werden. Variante Mittel- oder Oberstufe: Märchenlotterie Alle erhalten drei verschieden farbige Kärtchen. Auf dem gelben notieren die SchülerInnen eine besondere Märchenfigur, auf dem roten einen Ort und auf dem blauen einen Schicksalsschlag. Wichtig: Die Dinge sollen passend zum Aquarell von Albert Trachsel erfunden werden! Die Kärtchen werden in drei Behältern gesammelt, gemischt und neu gezogen. Ausgehend von den jeweiligen drei Stichworten schreiben die Kinder ein Märchen. Zusatzaufgabe: In einem vierten Behälter befinden sich verschiedene “Zauber-gegenstände“, die ebenfalls gezogen und in das Märchen eingebaut werden müssen. Mittel- und Oberstufe: Mondgedichte Ausgehend von einem Mondgedicht ein Werk gestalten. Es kann auch dreidimensional umgesetzt werden. Variante Mittel- und Oberstufe: Gedichte schreiben Vorgehen zu Elfchen, Haiku oder Formkopie siehe bei Ablauf zu Albert Trachsel, Lˈîle des arbres en fleur (Traumlandschaft), um 1912–1913.

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Arbeitsblatt Gedichte 1 Mondnacht Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

Zaubernacht Mondbeglänzte Zaubernacht, Die den Sinn gefangen hält, Wundervolle Märchenwelt, steig auf in der alten Pracht! Ludwig Tieck Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch. Franz Grillparzer

Wolken

Am nächtigen Himmel Ein Drängen und Dehnen, Wolkengewimmel In hastigem Sehnen,

In lautloser Hast — Von welchem Zug Gebietend erfasst? — Gleitet ihr Flug,

Es schwankt gigantisch Im Mondesglanz Auf meiner Seele Ihr Schattentanz,

Wogende Bilder, Kaum noch begonnen, Wachsen sie wilder, Sind sie zerronnen,

Ein loses Schweifen ... Ein Halb-Verstehn ... Ein Flüchtig-Ergreifen ... Ein Weiterwehn ...

Ein lautloses Gleiten, Ledig der Schwere, Durch aller Weiten Blauende Leere.

Hugo von Hofmannsthal

Es war In einer schönen Nacht,

da hab ich mir was ausgedacht.

Keinen hats gestört,

niemand hats gehört.

Niemand hats gesehn,

keiner kanns verstehn. Elisabeth Borchers

Drei Hasen tanzen im Mondschein im Wiesenwinkel am See; Der eine ist ein Löwe, der andre eine Möwe, der dritte ist ein Reh. Christian Morgenstern

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Arbeitsblatt Gedichte 2 Mondlicht

Wie liegt im Mondenlichte Begraben nun die Welt; Wie selig ist der Friede, Der sie umfangen hält! Die Winde müssen schweigen, So sanft ist dieser Schein; Sie säuseln nur und weben Und schlafen endlich ein. Und was in Tagesgluten Zur Blüte nicht erwacht, Es öffnet seine Kelche Und duftet in die Nacht. Wie bin ich solchen Friedens Seit lange nicht gewohnt! Sei du in meinem Leben Der liebevolle Mond!

Theodor Storm

Mondschein

Wie eine seltne Gegend ist dein Herz, Wo Masken, die mit Bergamasken schreiten, Zum Tanze spielen voll geheimem Schmerz Im Truggewand, mit dem sie bunt sich kleiden. Obgleich in weichem Ton sie singen, wie Der Liebe Sieg dem Lebensglück sich eine, So glauben doch nicht an die Freude sie, Und ihr Gesang fliesst hin im Mondenscheine. Im kalten Mondenschein, des trübe Pracht Die Vögel träumen lässt auf ihren Zweigen, Und der die Wasserstrahlen weinen macht, Die schlank aus weissen Marmorschalen steigen.

Paul Verlaine

Mond Baum Abendruh Mond Traum Augen zu Mond Wolke Silberlicht Mond Mond Rede nicht Max Kruse

Winter

Über den Bergrücken läuft eine Gänsehaut. Die Bergnase schnupft den Rotz hoch. Der Hügelfuss zieht sich die Stiefel über. Der Flussarm schlüpft in die wollenen Ärmel. Nur die Landzunge kümmert sich nicht um die Kälte und leckt das Eis vom gefrorenen See. Hans Manz

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Albert Trachsel, Der Blitz, um 1905 Das Gemälde Der Blitz ist das grösste Werk, das auf die von Albert Trachsel in den symbolistischen Kreisen in Paris gemachten Erfahrungen zurückgeht. Die Idee dazu stammt aus den 1890er Jahren. Es ist jedoch erst nach seiner Rückkehr in die Schweiz in Genf entstanden. Im zweiten Saal sind zwei wunderbare Aquarelle zu diesem Thema zu bewundern. Die Personifikation eines kosmischen Ereignisses wie der “Blitz“ entspricht ähnlichen geistigen Voraussetzungen, wie sie im ersten Rosenkreuzer Salon, an dem Trachsel seine visionären Architekturzeichnungen ausgestellt hatte, diskutiert wurden. In sogenannten “Stimmungsbildern“ versuchten die teilnehmenden Künstler geistige Zustände, wie beispielsweise hier Faszination und Erschrecken bei einem Naturereignis, darzustellen. Das gekrönte Frauenprofil mit seinem wallenden, langen Haar hebt sich mit seinen zarten Farbtönen vom in kraftvolle Farbstreifen gegliederten Hintergrund ab. Der schlangenartig gewundene Körper des Mischwesens löst sich auf der rechten Seite in ornamentale Zackenlinien auf, die an einen Blitz erinnern. Das Blitz-Wesen scheint mehr in einem Fluss zu schwimmen, als durch den Himmel auf die Erde niederzurasen.

Albert Trachsel, Kosmisches Ereignis, um 1905 Im Zentrum des Gemäldes, das von Albert Trachsel leicht nach oben links gesetzt wurde, scheinen gleich mehrere Dinge aus dem Weltall aufeinanderzutreffen: Die hell gleissende Sonne, der blass scheinende Vollmond und ein rot züngelnder Schweif sind in leuchtenden Farben übereinandergelegt. Die Sonne scheint mit ihrem Strahlenkranz weit ins Universum, über die Bildränder hinaus. Im hellen Lichtkegel des Modes entdeckt man weitere Planeten, die um die Sonne kreisen. Ein rätselhaftes Bild. Soll der rote Schweif den Blutmond darstellen? Er entsteht nur dann, wenn Sonne, Erde und Mond in einer Linie stehen. Dabei tritt der Mond in den Kernschatten der Erde ein und wird rot beleuchtet. Oder ist der rote Schweif doch eher symbolistisch zu verstehen, als Zeichen für die Erregtheit eines Menschen, falls er Zeuge dieses einmaligen Naturereignisses wird? Der Mann im Mond bzw. das Gesicht in der runden Mondfläche sieht den Dingen, die da im Kosmos passieren, auf jeden Fall entspannt entgegen. Der Künstler hat die Ölfarben in grösstenteils zarten Pastellfarben aufgetragen. Nur das dunkle Blau des Weltalls und das feurige Rot des züngelnden Lichtes stechen heraus.

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Albert Trachsel, Der Blitz, um 1905 Albert Trachsel, Kosmisches Ereignis, um 1905 Themen: Symbolismus Personifizierte Naturphänomene Mischwesen/Fabelwesen Kosmos/Weltall Sonne Mond Planeten Blutmond Spektralfarben Pastellfarben Hell-Dunkel-Kontrast Farbauftrag Pinselstrich Bildaufbau Spannung Licht durch Farbe Licht durch Strahlen Räumlichkeit Kunst und Schreiben Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Kosmische Ereignisse Alle Stufen: Brainstorming Auf einem grossen Papier werden mit dicken Filzstiften alle Dinge gezeichnet oder in Worten aufgeschrieben, die den SchülerInnen zum Thema Kosmos/Weltall in den Sinn kommen. Alle wählen nun etwas Skizziertes oder einen Begriff auf dem Plakat und schneiden es/ihn mit einer Schere aus. Gemeinsam durch die Ausstellung gehen und schauen, ob der Ausschnitt zu einem Kunstwerk von Albert Trachsel passt. Wenn man fündig geworden ist, den Ausschnitt vor dem Kunstwerk auf den Boden legen. Variante alle Stufen: Sonne, Mond, Sterne, Erde, Blitz/Donner Klasse in fünf Gruppen teilen. Jede Gruppe sammelt im Vorfeld Informationen zu einem der obigen Themen und schreibt eine kurze Zusammenfassung. Auf einem gemeinsamen Gang durch die Ausstellung sucht jede Gruppe ein Kunstwerk, vor welchem sie ihre Recherchen der Klasse vortragen können. Auch begründen, warum dieses Kunstwerk am besten zum Thema passt.

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Variante alle Stufen: Blutmond Mit der Klasse besprechen, was ein Blutmond ist und wie er zustande kommt (siehe Arbeitsblatt Blutmond). Gemeinsam Wörter auf einem grossen Papier aufschreiben, welche sich auf Blutmond reimen (Mond, wohnt, schont, klont, thront, bewohnt, geklont, betont, gewohnt, vertont, belohnt, verschont, entlohnt, unbewohnt). In Kleingruppen ein Reimgedicht zum Titel Blutmond verfassen und einander vortragen. Anschliessend dazu ein passendes Kunstwerk von Albert Trachsel suchen. Variante alle Stufen: Musik hören Vor dem Gemälde Kosmisches Ereignis (um 1905) drei verschiedene Musikstücke anspielen, z. B. aus der Filmmusik Genesis von Bruno Coulais oder Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny von Shigeru Umebayashi. Hinweis: Geeignet sind instrumentale Stücke aus Film, Klassik oder Jazz. Welches Musikstück passt am besten zur Stimmung auf dem Bild? Weshalb? Worauf haben die SchülerInnen geachtet? Instrumente, Rhythmus, Tempo u. a.? Wichtig: Musikempfinden ist etwas Persönliches. Es gibt nicht richtig oder falsch. Variante alle Stufen: Naturgeräusche hören SchülerInnen legen sich im dritten Saal auf den Boden. Wenn sie möchten, dürfen sie auch die Augen schliessen. Lehrperson spielt verschiedene Naturgeräusche vor. Danach sollen sich die SchülerInnen notieren, was sie alles gehört haben und ein Geräusch auswählen (z. B. Gewitter), welches sie einem Kunstwerk von Trachsel zuordnen. Beobachtungen austauschen und Wahl begründen. Variante alle Stufen: Fabelwesen Mit der Klasse besprechen, welche Fabelwesen sie kennen. Woher kennen sie diese Fabelwesen (Mythologie, Märchen, Science Fiction, Comic, Game, Film)? Unterlagen, Papier und Bleistifte verteilen. Gemeinsam durch die Ausstellung gehen, solche Mischwesen auf den Arbeiten von Albert Trachsel suchen und sie abzeichnen. Woher nimmt Albert Trachsel die Ideen für seine Fantasiewesen? 2) Bildbesprechung Auf folgende Fragen kann eingegangen werden:

• Was fällt euch an diesem Gemälde alles auf?

• Um was für ein Naturereignis geht es hier? Woran erkennt man das?

• Wie hat Trachsel dieses Phänomen dargestellt?

• Was erkennt man im Vordergrund?

• Was entdeckt man im Hintergrund?

• Warum wirkt das Gemalte nicht so räumlich?

• Mit welcher Technik ist das Bild gemalt?

• Was für Farbtöne kommen vor?

• Wie hat er die Farbe aufgetragen?

• Wie hat er das Licht dargestellt?

• Löst das Bild bei euch positive oder negative Gefühle aus? Weshalb?

• Was ist das für ein Fabelwesen?

• Was könnte es darstellen?

• Welche Mischwesen kennt ihr sonst noch?

• Welcher Titel würde zu diesem Bild passen?

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• Wo würdet ihr es zu Hause aufhängen?

3) Weiterführende Aufgaben Unter- und Mittelstufe: Naturphänomene vertonen Mithilfe von Orff-Instrumenten gemeinsam einen aufkommenden und abflauenden Sturm musikalisch umsetzen. Variante Unter- und Mittelstufe: Gedicht vertonen Gewitter Der Himmel ist blau Der Himmel wird grau Wind fegt herbei Vogelgeschrei Wolken fast schwarz Lauf, weiße Katz! Blitz durch die Stille Donnergebrülle! Zwei Tropfen im Staub Dann Prasseln auf Laub Regenwand Verschwommenes Land Blitze tollen Donner rollen Es plitschert und platscht Es trommelt und klatscht Es rauscht und klopft Es braust und tropft Eine Stunde lang Herrlich bang Dann Donner schon fern Kaum noch zu hör’n Regen ganz fein Luft frisch und rein Himmel noch grau Himmel bald blau! Erwin Moser Variante Unter- und Mittelstufe: Chiffontücher Lehrperson lässt in der Turnhalle oder im Singsaal leise passende Musik zu einem aufkommenden und abflauenden Gewitter laufen (z. B. Filmmusik Jenseits der Stille von Niki Reiser). Währenddessen beschreibt die Lehrperson mit Stimme, Körper und Chiffontuch den Verlauf eines Sturmes. Jedes Kind bekommt im Voraus ein farbiges Chiffontuch und macht mit seinem Körper die Bewegungen im Raum mit.

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Alle Stufen: Naturphänomene personifizieren SchülerInnen sollen z. B. den Donner, eine Sternschnuppe, einen Meteoriten oder auch Hagel, einen Taifun, ein Erdbeben u. a. gestalterisch als Mischwesen umsetzen. Variante alle Stufen: Fabelwesen In Zweiergruppen eine Geschichte zu einem Fabelwesen erfinden oder ein neues Mischwesen gestalten. Variante alle Stufen. Klappspiel Unterlagen, A4-Blätter und Bleistifte verteilen. Einen Kreis bilden. Kopf eines Fabelwesens malen, nach hinten falten und dort, wo der Hals aufhört zwei Striche auf dem leeren Papier machen. Dann Blatt nach rechts weitergegeben. Auf dem neuen Blatt den Oberkörper zeichnen. Dito weitermachen, bis der Unterkörper und die Füsse des Mischwesens auch gezeichnet sind. Danach Papier auseinanderfalten und farbig gestalten (eventuell Form des Fabelwesens noch etwas verändern/anpassen).

Mittel- und Oberstufe: Bedeutung Fabelwesen Welche Bedeutung bzw. Beschreibung passt zu welchem Fabelwesen (siehe Arbeitsblatt Fabelwesen)? Variante Mittel- und Oberstufe: Dadaistisches Gedicht Kleingruppen bilden. Jede Gruppe erhält eine wissenschaftliche Zeitschrift oder eine Kopie eines naturwissenschaftlichen Texts. Wie auf dem Arbeitsblatt Dadaistisches Gedicht vorgehen. Die Gedichte können auch noch gestalterisch umgesetzt werden.

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Arbeitsblatt Blutmond (siehe auch: www.vollmond-info.de)

Als Blutmond oder Kupfermond wird umgangssprachlich ein faszinierendes Himmelsphänomen bezeichnet. Dabei färbt sich der Vollmond während einer totalen Mondfinsternis leuchtend rot. Die Färbung gibt nicht nur Aufschluss über die Qualität der Erdatmosphäre, sondern galt in früheren Zeiten auch als Omen für Katastrophen und Krankheiten. 2019 war der Blutmond bereits zweimal am Himmel über Europa zu sehen, aber sein erneutes Erscheinen wird erst 2022 stattfinden.

Was ist der Blutmond?

Ein roter Mond ist eine besondere Art der Mondfinsternis. Er entsteht nur dann, wenn Sonne, Erde und Mond in einer Linie stehen. Dabei tritt der Mond in den Kernschatten der Erde ein und wird rot beleuchtet. Dieses Phänomen tritt alle paar Jahre auf und ist dann in der Regel für etwa eine Stunde zu beobachten. Dafür ist keine besondere Schutzbrille wie bei einer Sonnenfinsternis notwendig. Damit ein roter Mond während einer Mondfinsternis entsteht, müssen aber einige Bedingungen erfüllt werden.

Wie entsteht ein Blutmond?

Ein roter Mond entsteht, wenn der Mond während einer Mondfinsternis komplett in den Kernschatten der Erde eintritt. Bei einer totalen Mondfinsternis steht er im Kernschatten, der Umbra, der Erde. Dabei steht die Erde zwischen der Sonne und dem Mond und die Sonnenstrahlen werden durch die Erdatmosphäre gefiltert. Dadurch erreichen den Mond nur noch die langwelligen roten Lichtstrahlen und er nimmt eine rote Färbung an.

Welche Bedingungen müssen für einen Blutmond erfüllt werden?

Nicht bei jeder Mondfinsternis entsteht ein Blutmond. Dies liegt an dem Neigungswinkel, in dem die Umlaufbahn des Mondes zu der Umlaufbahn der Erde steht. Während einer Mondfinsternis nähern sich die Umlaufbahnen an. Damit ein Blutmond entstehen kann, müssen sich die Umlaufbahnen komplett überschneiden. Dann geht der Mond in den Kernschatten der Erde ein und ihn erreichen nur noch die langwelligen roten Lichtstrahlen von der Sonne. Für dieses Phänomen müssen Sonne, Erde und Mond auf einer Achse liegen.

Das sagt der Blutmond über die Erdatmosphäre aus

Die Färbung des Mondes bei diesem Phänomen ist von der Qualität der Erdatmosphäre abhängig. Diese Färbung wird mit der Danjon-Skala gemessen. Je heller der rote Ton ist, desto weniger Verunreinigungen gibt es in der Erdatmosphäre. Bei einer stark verunreinigten Atmosphäre wird der Mond dunkler, bis er kaum noch zu erkennen ist. Diese Fälle haben Wissenschaftler mehrfach bei einer Mondfinsternis nach Vulkanausbrüchen beobachtet. So gibt das Phänomen des roten Mondes Aufschluss über die Qualität der Erdatmosphäre.

Die Bedeutung des Blutmondes

Das Himmelsphänomen des roten Mondes ruft seit vielen Jahrhunderten eine besondere Faszination hervor. Das rote Leuchten des Mondes regt die Fantasie der Menschen an. In der Vergangenheit galt der rote Mond als Omen für Katastrophen, Kriege und Krankheiten. Historische Aufzeichnungen bringen ihn bereits in der Antike mit dem Tod von Königen in Verbindung. Auch heute sprechen viele dem roten Mond einen Einfluss auf die Stimmungen oder den Schlaf der Menschen zu. Wissenschaftlich erwiesen ist jedoch keines dieser Phänomene.

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Arbeitsblatt Fabelwesen

Welche Beschreibung passt zu welchem Fabelwesen? Schreibe die Zahlen und die dazu passenden Buchstaben auf.

1) Elfen a) plumpes, unheimlich übernatürliches Wesen

2) Incubus b) Mensch mit magischen Fähigkeiten

3) Flaschengeist c) blutsaugende Nachtgestalt, wiederbelebter Leichnam

4) Riese d) menschengestaltige, kleinwüchsige Fabelwesen

5) Sandmann e) Mittelwesen, das häufig Menschen erschreckt, bedroht oder Schaden zufügt

6) Troll f) Wesen aus menschlichem Oberkörper und Pferderumpf

7) Vampir g) menschenähnliches, besonders grosses Wesen

8) Yeti h) auch Albe, Elben oder Alfen genannt; heterogene Gruppe Naturgeister

9) Zauberer i) Fabelwesen mit stark wirkendem Schlafsand

10) Zombie j) Mischwesen aus Löwenkörper und Menschenkopf

11) Zwerg k) schlangenähnliches Mischwesen

12) Dämon l) nachtaktiver Dämon, verursacht Alb-träume

13) Irrlicht m) Mischwesen aus Frauen- und Fischkörper

14) Kentaur n) Gorgone mit sterblicher Natur, von Perseus enthaupt

15) Meerjungfrau o) in Gefäss gefangen, erfüllt dem Befreier Wünsche

16) Minotaurus p) geflügeltes Pferd

17) Sphinx q) Mischwesen, eigentlich „Ziege“

18) Werwolf r) tibetischer Schneemensch, zweibeinig und behaart

19) Drache s) von den Toten wieder auferstanden und zum Leben erweckt

20) Einhorn t) führt Menschen im Moor durch Leuchten in die Irre

21) Pegasus u) Mischwesen mit menschlichem Körper und Stierkopf

22) Medusa v) mythischer Vogel, verbrennt am Ende seines Lebens

23) Nymphe w) vielköpfiges schlangenähnliches Ungeheuer

24) Chimäre x) weiblicher Naturgeist, wohltätige Gottheit niederen Ranges

25) Hydra y) ein Mensch, der sich bei Vollmond in einen Wolf verwandelt

26) Phönix z) Pferde- oder Ziegengestalt mit geradem Horn auf Stirnmitte

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Arbeitsblatt Fabelwesen (Lösungen)

Folgende Beschreibungen passen zu den Fabelwesen.

1) Elfen h) auch Albe, Elben oder Alfen genannt; heterogene Gruppe Naturgeister

2) Incubus l) nachtaktiver Dämon, verursacht Alb-träume

3) Flaschengeist o) in Gefäss gefangen, erfüllt dem Befreier Wünsche

4) Riese g) menschenähnliches, besonders grosses Wesen

5) Sandmann i) Fabelwesen mit stark wirkendem Schlafsand

6) Troll a) plumpes, unheimlich übernatürliches Wesen

7) Vampir c) blutsaugende Nachtgestalt, wiederbelebter Leichnam

8) Yeti r) tibetischer Schneemensch, zweibeinig und behaart

9) Zauberer b) Mensch mit magischen Fähigkeiten

10) Zombie s) von den Toten wieder auferstanden und zum Leben erweckt

11) Zwerg d) menschengestaltige, kleinwüchsige Fabelwesen

12) Dämon e) Mittelwesen, das häufig Menschen erschreckt, bedroht oder Schaden zufügt

13) Irrlicht t) führt Menschen im Moor durch Leuchten in die Irre

14) Kentaur f) Wesen aus menschlichem Oberkörper und Pferderumpf

15) Meerjungfrau m) Mischwesen aus Frauen- und Fischkörper

16) Minotaurus u) Mischwesen mit menschlichem Körper und Stierkopf

17) Sphinx j) Mischwesen aus Löwenkörper und Menschenkopf

18) Werwolf y) ein Mensch, der sich bei Vollmond in einen Wolf verwandelt

19) Drache k) schlangenähnliches Mischwesen

20) Einhorn z) Pferde- oder Ziegengestalt mit geradem Horn auf Stirnmitte

21) Pegasus p) geflügeltes Pferd

22) Medusa n) Gorgone mit sterblicher Natur, von Perseus enthaupt

23) Nymphe x) weiblicher Naturgeist, wohltätige Gottheit niederen Ranges

24) Chimäre q) Mischwesen, eigentlich „Ziege“

25) Hydra w) vielköpfiges schlangenähnliches Ungeheuer

26) Phönix v) mythischer Vogel, verbrennt am Ende seines Lebens

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Arbeitsblatt Dadaistisches Gedicht Um ein dadaistisches Gedicht zu machen, gab Tristan Tzara, der ein wichtiger Vertreter des Dadaismus war, folgende Anweisungen:

• Nehmt eine wissenschaftliche Zeitschrift

• Nehmt eine Schere

• Sucht Artikel zu einem der folgenden Themen: Weltall, Sonne, Mond, Sterne, Planeten u. a.

• Wählt einen Artikel oder einen Abschnitt von der Länge aus, die ihr eurem Gedicht zu geben beabsichtigt

• Schneidet den Artikel aus

• Schneidet dann sorgfältig jedes Wort dieses Artikels aus und gebt die einzelnen Wörter in eine Tüte

• Schüttelt leicht

• Nehmt dann einen Schnipsel nach dem anderen heraus

• Schreibt die Wörter gewissenhaft ab in der Reihenfolge, in der sie aus der Tüte gekommen sind, oder klebt sie in derselben Reihenfolge untereinander auf ein weisses Blatt

• Das Gedicht wird euch ähneln

• Und damit seid ihr ein unendlich origineller Schriftsteller mit einer charmanten, wenn auch von den Leuten unverstandenen Sensibilität

Hinweis: Das kursiv Geschriebene sind Ergänzungen von R. Straumann

___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ (Quelle: Tristan Tzara, 7 Dada Manifeste, Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg, 1984)

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Albert Trachsel, Stillleben mit Pfingstrose, Tulpe und Narzisse, 1908 Ab 1908 malt Albert Trachsel auch karge Blumen- und Früchtestillleben. In einer schmalen, hohen Vase sind drei einzelne Blumen eingestellt, die auf den ersten Blick gar nicht zusammen zu passen scheinen. Pfingstrose, Tulpe und Narzisse sind in ihrem Aussehen so unterschiedlich wie in ihrer Symbolik. So philosophierte bereits Goethe treffend: „Das Äussere einer Pflanze ist nur die Hälfte der Wirklichkeit.“ Die rosa Pfingstrose steht für die Liebe. Im Christentum ist sie als Marienblume ohne Dornen bekannt, die Heil, Geborgenheit und mütterliche Liebe spendet. Die weisse Tulpe steht für ewige Liebe, die Narzisse für Eitelkeit und Eigenliebe oder an Ostern für Kraft und Wiedergeburt. Ob Trachsel sie aufgrund ihrer Symbolik oder aus rein malerischen Überlegungen zusammen arrangiert hat, lässt sich nicht belegen. Vermutlich versuchte er aber auch in seinen Stillleben visionäre Themen wie Licht bzw. Erleuchtung umzusetzen. Interessant ist auch, dass die gewählte bräunliche Porzellanvase wie ein Baumstamm aussieht und mit ihren grünen Verzierungen an Pflanzliches erinnern. Die horizontal fliessenden, ununterbrochenen grünen Linien sind typisch für den Jugendstil und scheinen auf den ersten Blick die richtigen Blumenstängel darzustellen. Hier ist also nicht alles, wie es scheint, und Trachsel sucht unsere Augen zu täuschen. Auch stimmt die Perspektive nicht. Wir sehen die Vase und die Tischkante von vorne, während wir gleichzeitig von oben auf die Tischfläche blicken. Auffallend ist auch die Farbigkeit des Hintergrundes: Der blassviolette Hintergrund bildet einen spannungsvollen Farbkontrast zum ziegelroten Tischtuch und zum leuchtenden Zitronengelb der Narzisse. Alles scheint stark zu duften und die Blütenköpfe scheinen über die Vase hinaus Richtung Licht zu streben. Das Gefühl von Bewegung wird durch den lebendigen Pinselstrich auf Tisch und Wand noch verstärkt.

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Albert Trachsel, Stillleben mit Pfingstrose, Tulpe und Narzisse, 1908 Themen: Stillleben Symbolismus Jugendstil Harmonie Symmetrie Spannung Dynamik Farbkontraste Licht durch Farbe Farbauftrag Pinselstrich Räumlichkeit Trompe-l’œil (Augentäuschung) Kunst und Schreiben Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Stillleben Unter- und Mittelstufe: Puzzle Abbildung von Stillleben mit Pfingstrose, Tulpe und Narzisse vergrössern und davon eine Farblaserkopie auf dickeres Papier drucken. Kopie in einzelne Puzzleteile zerschneiden und in ein Couvert legen. Alle nehmen ein Puzzleteil und suchen das passende Kunstwerk in der Sammlung. Vor dem Gemälde von Albert Trachsel kann das Puzzle wieder zusammengesetzt werden. Variante Unter- und Mittelstufe: Tastspiel In einem zugedeckten Korb nimmt die Lehrperson Gegenstände mit, die zu den Blumen- und Früchtestillleben von Trachsel passen. Einen grossen Kreis bilden. Reihum greifen die SchülerInnen unter das Tuch, nehmen einen Gegenstand in die Hand und versuchen ihn zu beschreiben (Form, Temperatur, Material u. a.). Finden sie nur durch das Tasten heraus, worum es sich handelt? Wenn alle dran waren, können die SchülerInnen ein passendes Kunstwerk zu ihrem Gegenstand suchen. Wenn sie fündig geworden sind, den Gegenstand unter dem Kunstwerk auf den Boden legen. Alle Stufen: Bunter Blumenstrauss Alle bringen je eine Blume ins Museum mit. Gemeinsam durch die Ausstellung gehen und ein passendes Kunstwerk zur Pflanze suchen. Dabei kann man vom Geruch, der Farbe, der Form oder der symbolischen Bedeutung der Blume ausgehen. Wenn die SchülerInnen fündig geworden sind, die Blume vor dem Kunstwerk auf den Boden legen. Auf einem zweiten Rundgang werden die Kunstwerke einander vorgestellt und die Wahl begründet.

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Alle Stufen: Düfte erraten und zuordnen Die Lehrperson füllt leere Döschen mit Watte und träufelt verschiedene Duftessenzen hinein (z. B. Blumendüfte wie Maiglöckchen, Lavendel, Rosen etc., Baumdüfte oder Fruchtaromen wie Zitrone, Pfirsich u. a.). Die Filmdosen werden reihum gegeben. Die Kinder versuchen, die verschiedenen Düfte zu erraten. Man kann nicht mehr als drei Düfte nacheinander wahrnehmen. Zum Neutralisieren des Geruchsinns kann eine Dose mit Kaffeebohnen herumgereicht werden. Als Hilfestellung können die Döschen nummeriert und den passenden Stichwortkarten oder Abbildungen zugeordnet werden. Danach werden Zweiergruppen gebildet. Jede Gruppe erhält ein Duftdöschen, das sie einem passenden Werk zuweisen soll. Die Zuordnung soll möglichst individuell vorgenommen werden, z. B. passt der Zitronenduft zu einer Landschaftsdarstellung mit frischen Farben, die einen an das Licht des Südens erinnert. Auf einem gemeinsamen Rundgang begründen die SchülerInnen ihre Zuordnungen. Mittel- und Oberstufe: Blumensymbolik Vorlagen Blumensymbolik 1/2 auf dickes Papier kopieren. Rechtecke auseinanderschneiden und in zwei Couverts verteilen (Blumen/Bedeutung). In der Ausstellung die beiden Couvertinhalte in der Kreismitte so auslegen, dass die Blumennamen auf der einen und deren Bedeutungen auf der anderen Seite liegen. Welche Bedeutungen gehören zu welchen Blumen? SchülerInnen sollen die passenden Rechtecke einander zuordnen. Dreiergruppen bilden. Jede Gruppe wählt eine Blume, von der sie denkt, dass sie auf einem Kunstwerk zu finden ist. Gemeinsam mit der Klasse durch die Räumlichkeiten gehen und entsprechende Bilder suchen. Wenn man fündig geworden ist, das Kärtchen vor dem Gemälde auf den Boden legen. Variante Mittel- und Oberstufe: Steckbrief Lehrperson verfasst einen Steckbrief zum Gemälde Lˈîle des arbres en fleur in drei

bis fünf Sätzen. Je nach Klassengrösse etwa sechs Mal kopieren, sodass im Museum Kleingruppen gebildet werden können, die das passende Bild in der Ausstellung suchen sollen. Variante Mittel- und Oberstufe: Detail Unterlagen, Bleistifte, Farbstifte und weisse Karteikarten verteilen. Jeder zeichnet ein interessantes Detail aus einer Arbeit von Albert Trachsel mit Bleistift auf eine Karteikarte. Die Karten werden eingesammelt, gemischt und neu verteilt. Nun sollen die SchülerInnen mit Farbstiften etwas aus der Fantasie passend zum Detail auf der Karte malen. Anschliessend kann mit den Originalen verglichen werden. 2) Bildbetrachtung Folgende Fragen könnten gestellt werden:

• Was sind das für Blumen?

• Welche Bedeutung haben diese Blumen?

• Was fällt euch an diesem Blumenstrauss alles auf?

• Der Künstler versucht uns zu täuschen. Wo sieht man das?

• Woran erinnert die Blumenvase?

• An welche Jahreszeit erinnert dieses Stillleben (Frühling)?

• Worauf steht die Blumenvase?

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• Was sieht man im Hintergrund?

• Was könnte das für ein Raum sein?

• Woher scheint das Licht?

• Woran liegt es, dass alles nicht sehr räumlich wirkt (Schattenwurf nur angedeutet)?

• Was stimmt mit der Perspektive nicht (Tischfläche kippt uns entgegen)?

• Wie steht es mit der Symmetrie des Bildes?

• Was für Farben kommen vor?

• Wie hat Albert Trachsel die Farben aufgetragen (Pinselstrich)?

• Weshalb scheint das Bild von innen her zu leuchten?

• Wie hat er das Licht dargestellt (durch helle Farben)?

• Welche Gefühle löst diese Stillleben aus?

• Welche Eigenschaftswörter passen zu diesem Blumenstillleben?

• Welchen Titel würdet ihr diesem Gemälde geben?

• In welchen Raum bei euch zu Hause würdet ihr das Bild aufhängen? Weshalb?

3) Weiterführende Aufgaben Alle Stufen: Stillleben von Trachsel verändern

• Gleicher Hintergrund, jedoch Vase mit anderen Blumen gefüllt

• Derselbe Hintergrund, gleiche Blumen, jedoch eine andere Vasenform

• Gleiche Vase, dieselben Blumen, aber anderer Hintergrund

• Farbigkeit ändern

• Andere Farbkontraste (Rot-Grün, Gelb-Violett, Blau-Orange, Weiss-Schwarz)

• In derselben Farbskala ein Früchtestillleben malen

• Tageszeit ändern

• Jahreszeit ändern (dementsprechend andere Pflanzen wählen)

• Einen symmetrischen, harmonisch arrangierten Blumenstrauss malen

• Einen asymmetrischen, unharmonisch arrangierten Blumenstrauss malen

• Lichtverhältnisse samt Schattenwurf ändern Variante alle Stufen: Blumenstillleben Galerie Ausgehend von Trachsels Blumenstillleben Vaseninhalt und Farbigkeit ändern. Schauen wie man die Zeichnungen am besten arrangieren kann (z. B. in einer langen Reihe nebeneinander, mit und ohne Abstand, blockweise, wandfüllend, auf weisser Wand oder farbigem Papier usw.). Variante alle Stufen: Spiel Blumengeschenk Alle bringen eine Schnittblume in die Schule. So entsteht ein grosser bunter Blumenstrauss. Welche Blume passt zu welchem Schüler? A wählt eine Blume und überreicht sie B, indem er seine Wahl begründet. Darauf achten, dass sich SchülerInnen nicht auf Äusserlichkeiten wie z. B. Kleiderfarben beziehen. Sie sollen auf Eigenschaften der MitschülerInnen eingehen. Bespielsweise: Ich schenke dir diese Sonnenblume, weil du immer aufgestellt und guter Laune bist. Variante alle Stufen: Lieblingsblume Schülerinnen setzen ihre Lieblingsblume gestalterisch um. Mithilfe von Draht, Krepppapier, Zeitungspapier, Kleister und Farbe kann dies auch dreidimensional sein. Klassenarbeit: Aus Papiermaschee eine grosse Vase gestalten, in der alle Blumen der SchülerInnen arrangiert werden.

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Variante alle Stufen: Blumengedichte Blumengedichte (Siehe Arbeitsblatt Blumengedichte 1–4) auf dickeres Papier kopieren, ausschneiden, in Kreismitte verteilen. Alle wählen ein Blumengedicht, das ihnen gefällt und malen ein Bild dazu. Variante Mittel- und Oberstufe: Gedicht Ringsum Ausgehend vom Gedicht Ringsum von M.B. Hermann selber eine Formkopie zu diesem Gedicht schreiben. Hinweis: Lehrperson kann auch ein anderes Gedicht wählen. Es eignen sich v. a. zeitgenössische, kurze Gedichte. Ringsum Mittendrin

Ein kleines Blümchen Eine grosse Blüte auf schlankem Grün, aus sattem Gelb so zärtlich stehts im Raum. So kraftvoll wächst sie im Nichts. Ringsum beginnts zu blühn. Mittendrin beginnt sie zu glühn.

M.B. Hermann R. Straumann

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Vorlage Blumensymbolik 1

Bedeutungen der Blumen in unseren Kulturkreisen.

Blumenart Bedeutung

Rote Rose Romantische Liebe

Gelbe Rose Freundschaft, aber auch Missgunst, Eifersucht oder gar Untreue

Weisse Rosen Unschuld und Reinheit, aber auch Symbol für das Leben nach dem Tod

Orange Rosen Wärme und Geborgenheit

Weisse Chrysanthemen Zeichen für Liebe über den Tod hinaus

Bunte Chrysanthemen Unbeschwertheit und Lebensfreude

Weisse Tulpen Ewige Liebe

Schwarze Tulpen Tiefe Leidenschaft

Gelbe Tulpen Sympathie zum Gegenüber

Orange Tulpen Faszination des Gegenübers

Rosa Tulpen Anfang einer Liebesbeziehung

Rote Tulpe Tiefe Liebe

Akelei Tugend, Demut und Erlösung, aber auch Manneskraft

Anemone Erwartung, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit

Amaryllis Stolz und Schönheit, aber auch Freundschaft und Zuneigung

Calla Früher: ewiges Leben, Heute: Bewunderung des Gegenübers

Dahlie Dankbarkeit und Nächstenliebe

Edelweiss Schönheit und Lieblichkeit, aber auch Verbundenheit zu den Alpen

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Vorlage Blumensymbolik 2

Bedeutungen der Blumen in unseren Kulturkreisen.

Enzian Liebesbeweis, der für Treue und Schönheit steht

Flieder Beginnende Liebe, aber auch Hinterfragen von Treue

Gerbera Strahlendes Gemüt

Gladiole Kraft und Sieg, aber auch Stolz und Überheblichkeit

Hortensie Bewunderung und Schönheit, aber auch Eitelkeit

Hibiskus Bewunderung und romantische Gefühle

Iris Ultimatives Zeichen für Treue

Jasmin Kompliment mit der Aussage „Du bist bezaubernd“

Kamille Heilung,Trost und Zeichen der Hoffnung

Krokus Hoffnung, Lebensfreude und Jugend

Weisse Lilie Echte Liebe, Reinheit und Unschuld

Margerite Natürlichkeit und unverfälschtes Glück

Narzisse Eitelkeit und Eigenliebe, an Ostern: Kraft und Wiedergeburt

Nelke Renaissance: Liebe und Ehe, ab der Französischen Revolution: Widerstand und Solidarität, 60er-Jahre: Spiessigkeit

Orchidee Überragende Schönheit, aber auch Verspieltheit

Sonnenblume Fröhlichkeit und Wärme

Veilchen Bescheidenheit und Unschuld, aber auch für Verschwiegenheit

Vergissmeinnicht Wunsch, in Erinnerung zu bleiben/Liebe, Treue und Zusammengehörigkeit

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Arbeitsblatt Blumengedichte 1

ANEMONE

Erschütterer −: Anemone, die Erde ist kalt, ist nichts, da murmelt deine Krone ein Wort des Glaubens, des Lichts.

Der Erde ohne Güte, der nur die Macht gerät, ward deine leise Blüte so schweigend hingesät.

Erschütterer −: Anemone, du trägst den Glauben, das Licht, den einst der Sommer als Krone aus großen Blüten flicht.

Gottfried Benn

Er ist's Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süsse, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. — Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's! Dich hab' ich vernommen! Eduard Mörike

Der Frühling Der Frühling ist die schönste Zeit Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit im goldnen Sonnenschein. Annette von Droste-Hülshoff

Die blaue Blume Ich suche die blaue Blume, Ich suche und finde sie nie, Mir träumt, dass in der Blume Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe Durch Länder, Städt und Au’n, Ob nirgends in der Runde Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange, Hab lang gehofft, vertraut, Doch ach, noch nirgends hab ich Die blaue Blum geschaut. Joseph von Eichendorff

Die Tulpe

Dunkel war alles und Nacht. In der Erde tief die Zwiebel schlief, die braune.

Was ist das für ein Gemunkel, was ist das für ein Geraune, dachte die Zwiebel, plötzlich erwacht.

Was singen die Vögel da droben und jauchzen und toben? Von Neugier gepackt, hat die Zwiebel einen langen Hals gemacht und um sich geblickt mit einem hübschen Tulpengesicht.

Da hat ihr der Frühling entgegengelacht.

Josef Guggenmos

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Arbeitsblatt Blumengedichte 2

Schneeglöckchen

S’ war doch wie ein leises Singen in dem Garten heute Nacht, wie wenn laue Lüfte gingen: „Süße Glöcklein, nun erwacht, denn die warme Zeit wir bringen, eh’s noch jemand hat gedacht.“– s’ war kein Singen, ’s war ein Küssen, rührt‘ die stillen Glöcklein sacht, dass sie alle tönen müssen von der künft’gen bunten Pracht. Ach, sie konnten’s nicht erwarten, aber weiß vom letzten Schnee war noch immer Feld und Garten, und sie sanken um vor Weh. So schon manche Dichter streckten sangesmüde sich hinab, und der Frühling, den sie weckten, rauschet über ihrem Grab.

Joseph von Eichendorff

Schöner Frühling

Schöner Frühling, komm doch wieder, lieber Frühling, komm doch bald, bring uns Blumen, Laub und Lieder, schmücke wieder Feld und Wald.

Auf die Berge möcht ich fliegen, möchte sehn ein grünes Tal, möcht in Gras und Blumen liegen und mich freun am Sonnenstrahl.

Möchte hören die Schalmeien und der Herden Glockenklang, möchte freuen mich im Freien, an der Vögel süßem Sang.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Frühlingsnacht

Übern Garten durch die Lüfte hört ich Wandervögel ziehn, das bedeutet Frühlingsdüfte, unten fängt’s schon an zu blühn.

Jauchzen möcht ich, möchte weinen, ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen’s, und in Träumen rauscht’s der Hain, und die Nachtigallen schlagen’s: Sie ist deine, sie ist dein!

Joseph von Eichendorff

Der Frühling

Mit duftenden Veilchen komm ich gezogen, auf holzbraunen Käfern komm ich gebrummt, mit singenden Schwalben komm ich geflogen, auf goldenen Bienen komm ich gesummt. Jedermann fragt sich, wie das geschah: Auf einmal bin ich da!

Mascha Kaleko

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Arbeitsblatt Blumengedichte 3 von Monika Minder

Erster Blumenduft

Wie erster Blumenduft so zag Streift die Sonne diesen Tag. Wie ein sanfter Hauch so neu Wie ein Kinderblick so scheu. Morgenstunden und ein neues Jahr Blumen rot und gelb ganz nah. Wie verflogen ist die dunkle Nacht Wenn der Frühlingszauber sich entfacht.

Dein Herz ist wie die Blume

Dein Herz ist wie die Blume, die blühend auf der Wiese steht, die heute herrlich in den Himmel duftet und morgen sich vom Wind verweht. Dein Herz ist wie ein lichter Stern der seine Heimat sucht die heute ihm noch fern doch morgen ihm zu Füssen steht.

Blümchen, Blümchen komm Blümchen, Blümchen komm Bienchen, Bienchen summ Frühling, Frühling komm Fliege, Fliege brumm. Surrt uns um den Kopf herum Summ, summ, summ brumm, brumm, brumm Bienchen und Fliegen summt herum.

Wenn der Sommermohn

Wenn der Sommermohn Die Welt verzaubert Und der Tageslohn Dein Herz erfreut, Dann kehrt der schönste Sonnenschein Grüssend in dein neues Lebensjahr herein. Wünsche für die Lebensreise Wünsche für den neuen Morgen Liebe schenken möcht ich leise und dir nehmen alle Sorgen.

Schneeglöckchen

Ein wenig weiss noch im grünen Klee, So blinzelt der letzte Schnee. Aber horch, das leise Singen, Wenn die ersten Glöcklein klingen. Sieh, wie sie sich strecken Und den Frühling wecken

Im Frühling Im Frühling summt der Wind, Das weiss doch jedes Kind. Das Gras wird grün, Die Blumen bunt, Und wenn dann noch das Bienchen brummt, Dann wird die Welt ganz kunterbunt.

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Arbeitsblatt Blumengedichte 4 von Monika Minder

Blühen und Vergehen

Jenes erhabene Gefühl, das uns nährt. Liebe voller heisserfüllter Wogen Zwischen Himmel und betrogen. Mal süsser Blumenduft Mal Blitz und Donner in der Luft. Mildes Lächeln, deine Hand Launen und ein Pfand. Nebeldünste, die verwehen Liebe will doch immer blühen und vergehen.

Ein heller Märzentag Ein heller Märzentag Vögel fröhlich singen Wie weit die Lust wohl reichen mag Wenn Blumen aus der Erde dringen. Zärtliche Gedanken fliegen Zu den Schmetterlingen, die leise Sich im Himmel wiegen Und eifrig über Blumen kreisen.

Kleine Blumen

Kleine Blumen blau und weiss Verzaubern eine Wiese. Es ist still und heiss, Der Sommer schenkt uns leise Lieder.

Ich bin der Frühling Ich bin farbig, ich bin bunt, Weil ich der Frühling bin. Frühlinge sind grün, gelb, rot, eben bunt, Das ist vielleicht ein Ding.

Frühling kommt bald Die Blätter werden langsam grün. Die Fliegen surren Keck und kühn, Und auch die Tauben gurren. Sogar die Schneeglöckchen läuten. Das hat bestimmt etwas zu bedeuten.

Die Tulpe kommt Jetzt kommt die Zwiebel aus dem Boden, Die wir im Herbst gesetzt haben. Sie macht einen langen Hals und einen Bogen, Bis zum Himmel da oben.

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Albert Trachsel, Sonnenaufgang, um 1909

Bei Albert Trachsel hat das Licht symbolischen Charakter oder besser symbolistischen Charakter. Der Künstler ist tief im Symbolismus der Jahrhundertwende verwurzelt. Die Theorie des Symbolismus verlangte von Landschaftsbildern, dass sie aus der reinen Vorstellung entstehen und sich nicht direkt an der Natur inspirieren. Trachsels Landschaftsbilder aus dieser Zeit entsprechen dieser Forderung vollumfänglich. Auch bei Sonnenaufgang von 1909 ist unwichtig, um welchen Berg es sich handelt. Es ist eine erfundene Landschaft, die einen Seelenzustand widerspiegeln soll. Die ungewöhnliche Farb- und die überirdisch wirkende Lichtgebung stiess beim damaligen Publikum oft auf Unverständnis. In zarten, fein abgestuften Pastellfarben scheint das Bild von innen her zu leuchten. Das Licht ist in den Farben enthalten und strahlt schon wie im Mittelalter aus dem Bild heraus. Diese Leuchtkraft wirkt unmittelbar auf den Betrachter, zieht ihn in Bann, macht das Bild aber auch rätselhaft. Zusätzlich fallen die strahlenförmig angelegten Pinselstriche am Himmel auf, welche die Fähigkeit des Lichtes, sich in alle Richtungen auszudehnen, unterstreichen und gut zum Thema Sonnenaufgang passen. Der Vordergrund liegt noch im Dunkel der Nacht mit ihren farbigen Schatten, während die Hügel und Berge im Hintergrund bereits im gleissenden Morgenlicht erstrahlen. Das Bild ist auf einen Blau-Gelb-Klang abgestimmt, wobei mit Ausnahme des Vordergrundes die Farben wie aquarelliert wirken. Dadurch, dass die Bildmotive nicht harmonisch eingemittet, sondern nach links unten verschoben sind, gewinnt das Bild an Spannung. Der Himmel wirkt riesig und die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne scheinen über den Bildrand in den Kosmos bzw. das Jenseits zu reichen. Naturalistische Formen etwas von Bäumen und Felsen lassen sich im Vordergrund entdecken, während die Hügel und Berge im Hintergrund mit dem Dunst der Morgensonne zu verschmelzen scheinen. Die Vieldeutigkeit der Interpretation wie auch die dazu gehörende Unwissenheit zählen zu den zentralen Anliegen des Symbolismus.

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Albert Trachsel, Sonnenaufgang, um 1909 Themen: Licht durch Farbe Licht durch Strahlen Pastellfarben Farbauftrag Pinselstrich Landschaftsdarstellungen Seelenlandschaften Symbolismus Fantasie Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Licht Unter- und Mittelstufe: Tastspiel In einem abgedeckten Korb bringt die Lehrperson Gegenstände mit, welche zum Thema Licht passen. Reihum fassen die SchülerInnen nach einem Gegenstand und versuchen zu erraten, worum es sich handelt. Anschliessend wird auf einem gemeinsamen Rundgang durch die Sammlung nach passenden Kunstwerken gesucht. Mittel- und Oberstufe: Brainstorming Wie könnte Licht auf einem Bild dargestellt sein? Stichworte mit dicken Filzstiften auf einem grossen Papier sammeln. Variante Mittel- und Oberstufe: Aussagen zuordnen Lehrperson vergrössert im Voraus Arbeitsblatt Aussagen zum Thema Licht 1/2 auf A3-Format, kopiert es auf dickeres Papier und schneidet es in Streifen. Alle bekommen eine Aussage, die sie auf einem gemeinsamen Rundgang durch die Sammlung einem Kunstwerk zuordnen. Wenn sie fündig werden, sollen sie den Streifen vor dem Kunstwerk auf den Boden legen. Auf einem zweiten Rundgang Aussagen vorlesen und Wahl begründen. Die Lehrperson ergänzt Werkbetrachtung mit geeigneten Fragen und Informationen. Oberstufe: Text lesen Lehrperson kopiert im Vorfeld das Arbeitsblatt Das Licht in der Malerei. Kopien verteilen, Text lesen und besprechen. Unterlagen und Bleistifte verteilen. Anschliessend sollen Schülerinnen durch die Sammlung gehen, passende Kunstwerke suchen und Namen der Künstler sowie deren Titel und Entstehungsjahr notieren.

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2) Bildbetrachtung Folgende Fragen könnten gestellt werden:

• Was sieht man im Vordergrund?

• Was erkennt man im Hintergrund?

• Welche Tageszeit könnte es sein?

• Was für Farben kommen vor?

• Wie hat Albert Trachsel die Farben aufgetragen (Pinselstrich)?

• Weshalb scheint das Bild von innen her zu leuchten?

• Wie hat er das Licht dargestellt (durch helle Farben)?

• Wie ist das Verhältnis zwischen Hell und Dunkel?

• Was fällt euch beim Himmel auf?

• Wo befindet sich dieser Berg?

• Welche Eigenschaftsworte passen zu dieser Landschaft?

• Welche Gefühle löst diese Landschaft aus?

• Was versteht man wohl unter dem Begriff Seelenlandschaft?

• Welchen Titel würdet ihr diesem Gemälde geben?

• In welchen Raum bei euch zu Hause würdet ihr das Bild aufhängen? Weshalb?

3) Weiterführende Aufgaben Alle Stufen: Sonnenauf- und Sonnenuntergänge sammeln Bilder und Fotos von Sonnenauf- und Sonnenuntergängen sammeln. Gemeinsam mit der Klasse nach verschiedenen Kriterien sortieren. Welche Gefühle und Stimmungen lösen Sonnenauf- und Sonnenuntergänge aus? Was symbolisieren sie? Diskutieren, weshalb Bilder von Sonnenauf- und Sonnenuntergängen kitschig wirken können. Variante alle Stufen: Sonnenuntergang Das Bild von Trachsel als Sonnenuntergang malen. Variante alle Stufen: Sonnenaufgang SchülerInnen malen einen eigenen Sonnenaufgang oder machen Fotos von Sonnenaufgängen. Variante alle Stufen: Licht mit offenen und geschlossenen Augen wahrnehmen SchülerInnen sollen sich auf eine Wiese legen und den Himmel eine Weile beobachten. Was verändert sich alles? Anschliessend sollen sie die Augen schliessen. Welche Farben und Formen sehen sie nun? Was hören sie für Geräusche? Was fühlen sie auf ihrer Haut? Wie riecht es um sie herum? Mittel- und Oberstufe: Gedicht Anschliessend an die oben stehende Aufgabe sollen SchülerInnen das Gedicht von Arno Holz (siehe Arbeitsblatt Gedicht von Arno Holz) lesen. Stimmt es mit ihren Erfahrungen überein? Falls nicht, sollen sie versuchen, in eigenen Sätzen ihre Beobachtungen und Empfindungen zu beschreiben.

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Variante Mittel- und Oberstufe: Gedichte gestalterisch umsetzten Lies das Gedicht Mählich durchbrechende Sonne (siehe Arbeitsblatt Gedicht von Arno Holz). Wähle einen Abschnitt, der dich anspricht und mache eine gestalterische Arbeit (z. B. Zeichnung, Gemälde, Fotoserie, Video, Tonaufnahme, Musikkomposition etc.) dazu. Variante Mittel- und Oberstufe: Phänomen Licht Wie entsteht Licht? Was hat Licht mit unserer Wahrnehmung zu tun? Wie verändern sich Farben durch das Licht? SchülerInnen sollen diesen Fragen zu den naturwissenschaftlichen Aspekten des Lichtes im Internet oder in der Bibliothek auf die Spur kommen und eine Zusammenfassung dazu schreiben. Variante Mittel- und Oberstufe: Licht beobachten Beobachte an mehreren Tagen das Licht in der Landschaft. Es sagt etwas über das Wetter, die Tages- und die Jahreszeit aus. Beschreibe diese Eindrücke mit Worten, zeichne oder fotografiere sie. Du kannst über mehrere Wochen auch eine Art Tagebuch dazu führen. Bringe deine Resultate, sobald wie möglich ins Kunstmuseum mit, und vergleiche sie mit den Landschaftsbildern der Sammlung. Variante Mittel- und Oberstufe: Lichtexperimente SchülerInnen versuchen mit Gegenständen, die sie zu Hause haben (z. B. Sonnenbrillen, farbige Folien, Lupen, Kaleidoskope, Prismen, Spiegel, Diaprojektor, Beamer etc.), eigene Lichtexperimente durchzuführen und zu dokumentieren. Hier fünf Experimente zum Nachmachen:

• Reflexion des Lichts

Halte ein Glas Wasser ohne zu zittern vor eine Kerzenflamme. Das Auge soll

etwas unterhalb der Wasseroberfläche bleiben, worauf nach einigem

Probieren auf einem schwarzen Hintergrund ganz deutlich ein umgekehrtes

Bild der Kerze erscheint. Das Bild entsteht durch Reflexion der schrägen

Strahlen, die die Oberfläche des Wassers treffen ohne sie zu durchdringen.

Quelle: Oberdorfer, S.125

• Farbige Schatten (Sehen)

Lasse zwei Lampen (verschiedenfarbig oder mit Folien) von verschiedenen

Richtungen auf Objekt scheinen. Einzeln zeigt sich normaler Schatten. Bei

beiden zugleich siehst du verschieden getönte Schatten.

Quellen: Treitz, S.249, Kikoin, S.107

• Positive Geister (Sehen)

Schließe 2 Minuten die Augen, damit die Sehzellen empfindsam werden.

Dann die Augen kurz auf und wieder zu machen. Du siehst das ganze Zimmer

mehrere Sekunden lang Schwarz-Weiss (durch die geschlossenen Lider).

Wenn das gesehene Objekt in Bewegung war, ist es eingefroren. Bewegst du

den Kopf, so wandert es mit.

Quellen: Treitz, S.251, Lanners, S.145

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• Negative Geister (Sehen)

Fixiere unbewegt einen Gegenstand, dann guck auf weisse Wand. Du siehst

das Negativ, da die gegenfarbigen Teile der Sehnerven empfindlicher wurden.

Quelle: Treitz, S.252

• Das Blaue vom Himmel (Streuung)

Ein paar Tropfen Milch in ein Glas Wasser geben und beleuchten. Schaut man

durch das Glas auf die Lichtquelle, so sieht man eine gelb-rötliche Farbe,

schaut man seitlich drauf, so ist es bläulich.

Quellen: Wittmann1, S.150; Treitz, S.237, Calvani

Variante Mittel- und Oberstufe: Quiz lösen Siehe Arbeitsblatt Quiz zum Thema Licht. Variante Mittel- und Oberstufe: Mythologische Geschichten SchülerInnen sollen mythologische Geschichten zum Thema Licht suchen und lesen. Danach sollen sie folgende Frage beantworten und ihre Gedanken dazu aufschreiben: Warum ist das Licht für Menschen seit jeher essenziell und treibt sie um?

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Arbeitsblatt Aussagen zum Thema Licht 1 Licht kann durch Glanz sichtbar gemacht werden.

Licht kann durch die Darstellung einer Lichtquelle (z. B. Lampe) ins Bild gebracht werden. Licht kann durch einen Lichtkegel sichtbar gemacht werden. Licht kann durch die Sonne sichtbar gemacht werden. Licht kann durch den Mond sichtbar gemacht werden. Licht kann durch Sterne sichtbar gemacht werden. Licht kann durch Wasserspiegelung sichtbar gemacht werden. Licht erkennt man an Schatten. Licht wird durch weisse Flecken dargestellt. Licht kann durch weisse Farbe sichtbar gemacht werden. Licht wird durch helle Tupfen dargestellt. Licht kann durch helle Striche dargestellt werden. Licht kann durch Hell-Dunkel sichtbar gemacht werden. Licht kann durch einen dunklen Hintergrund sichtbar gemacht werden. Licht kann durch starke Gegensätze sichtbar gemacht werden. Licht kann durch Flimmern sichtbar gemacht werden.

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Arbeitsblatt Aussagen zum Thema Licht 2

Licht kann durch Schimmern des Glases sichtbar gemacht werden. Licht kann durch leuchtende Wolken sichtbar gemacht werden. Licht wird mit kräftigen Farben sichtbar gemacht. Licht erkennt man an Reflexen. Licht kann durch Strahlen sichtbar gemacht werden. Licht kann durch helle Farben sichtbar gemacht werden. Licht kann durch leuchtende Farben sichtbar gemacht werden. Licht kann sich spiegeln.

Licht kann für etwas Göttliches stehen. Licht kann für Verheissung stehen. Licht kann auf das Jenseits verweisen. Licht kann durch Blattgold dargestellt werden. Licht kann warm sein. Licht kann kalt sein. Licht kann etwas Geheimnisvolles haben. Licht kann durch das Durchschimmern des weissen Papiers / der hellen Leinwand sichtbar gemacht werden.

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Arbeitsblatt Das Licht in der Malerei In der Geschichte der Malerei wird – wenn es um die Darstellung des Lichtes geht – zwischen Leuchten und Beleuchten, zwischen Leuchtlicht (auch Eigenlicht genannt) und Beleuchtungslicht unterschieden. Finde zu den Kurztexten je ein Beispiel in der Sammlung. Schreibe den Namen des Künstlers, den Titel und das Entstehungsjahr hinzu. Im Mittelalter finden wir kein Beleuchtungslicht, das heisst wir finden kein Licht das von aussen auf die Gegenstände fällt und sie Schatten werfen lässt. Wie aus sich selbst heraus, scheinen die Bilder zu leuchten. Der goldene Heiligenschein oder auch der Goldgrund sind sichtbare Quellen dieses Lichtes, das nach aussen leuchtet und so die Heiligkeit der dargestellten Szenen und Personen nach aussen scheinen lässt. Durch das Standortlicht, das heisst den Kerzenschein in der dunklen Kirche, wird die Leuchtkraft, der Glanz des Goldes noch verstärkt. Die Helligkeit, der goldene Glanz, ist ein Sinnbild für Gott, der das Licht schuf und selber das Licht verkörpert. Künstler:___________________________________________________________ Titel und Entstehungsjahr:_______________________________________________ Mit Beginn der Renaissance wird aus dem Eigenlicht des Mittelalters das Beleuchtungslicht, das von aussen auf die dargestellten Szenen fällt. Die Künstler beginnen das Naturlicht zu studieren und in ihren Bildern wiederzugeben. Sie zeigen, wie es auf die Gegenstände fällt, sie beleuchtet, Schatten erzeugt und Farbtöne verändert. Eine wirklichkeitsnahe Darstellung von Raum und Licht hält so Einzug in die Kunst. Künstler:___________________________________________________________ Titel und Entstehungsjahr:_______________________________________________ Im Barock, das heisst im 17. Jahrhundert, bevorzugen die Künstler das bewegte Wechselspiel zwischen Licht und Schatten. Dazu arbeiten sie mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten. Das Licht fällt fast wie ein Scheinwerfer auf die Szene und dient einerseits einer effektvollen Inszenierung der Bildinhalte, kann andererseits aber auch die innere Dramatik eines Geschehens herausarbeiten. Künstler:___________________________________________________________ Titel und Entstehungsjahr:_______________________________________________ In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnen die Impressionisten das Licht als Phänomen zu untersuchen. Den Künstlern dieser Zeit geht es um das Einfangen des flüchtigen Eindrucks der Wirkung von Licht auf die Atmosphäre. Sie zeigen zum Beispiel das Flirren der Luft an einem Frühlings- oder Sommertag. Dazu studieren sie die Erkenntnisse der Naturwissenschaften über das Licht und die Farben und setzen diese in ihren Bildern konsequent ein. Die meist ungemischten Farben werden in Punkten oder kurzen Pinselstrichen nebeneinander gesetzt. Künstler:___________________________________________________________ Titel und Entstehungsjahr:_______________________________________________ Mit der Moderne schliesslich wird durch gezielt eingesetzte Farbwirkungen das Licht zum Thema der Bilder gemacht. Wieder kommt eine Form von Eigenlicht oder Leuchtlicht zum Zug. Die Schatten verschwinden aus den Bildern. Die Farbe wird selber zum Licht. Durch Komplementärkontrast wird das Leuchtlicht hervorgehoben. Die Formen werden einfacher und die Tiefenwirkung der Dinge wird vernachlässigt. Künstler:___________________________________________________________ Titel und Entstehungsjahr:_______________________________________________

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Albert Trachsel, Selbstbildnis, 1911 Albert Trachsel hat nur sehr wenige Selbstbildnisse gemalt. In seiner Frontalität und Symmetrie ist das Selbstbildnis klar von den Selbstbildnissen Ferdinand Hodlers beeinflusst, mit dem Trachsel eng befreundet war. Ganz anders als Hodler behandelt Trachsel jedoch das Licht. Als Hintergrund wählt er ein leuchtendes, fast phosphoreszierendes Grün, das dem Bild visionären Charakter verleiht. Trachsel steht uns wie ein Prophet, ein Seher gegenüber, dem die Möglichkeit gegeben ist, Erfahrungen auf anderen Ebenen zu machen und in Tiefen zu blicken, die nicht jedem offen stehen. Auffallend ist auch der Farbkontrast zum violett-bläulichen Veston, der die Figur zusätzlich zum Leuchten bringt. Sein Gesicht wirkt ernst. Die Gesichtszüge sind gleichmässig ausgeleuchtet, und sein Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet.

Ferdinand Hodler, Selbstbildnis im Malerkittel, 1914

Während Trachsel sich in einer bürgerlichen, mit dem Schmuckamulett auf dem feinen Tuch beinahe festlichen Kleidung zeigt, malt sich Hodler in einem schlichten, weissen Hemd im Malerkittel. Dies unterstreicht seine Berufung als Künstler. Auffallend ist die unterschiedliche malerische Umsetzung von Gesicht, Oberkörper und Hintergrund, wie man es bei den Figurenbildnissen von Hodler häufig beobachten kann. Während das Gesicht sehr sorgfältig gemalt ist, um den Ausdruck bzw. die Stimmung gut einzufangen, stellt er den Oberkörper sowie den Hintergrund mit grosszügigen Pinselstrichen dar. Hodler befindet sich vor einer hellen, leeren Wand, vor der das Antlitz des Künstlers gut zur Geltung kommt. Der Kopf ist leicht zur Seite gedreht, das Kinn und der Hals nach vorne gerückt. Der kritische Blick ist auf den Betrachter bzw. das Spiegelbild des Malers gerichtet. Die Stirn liegt in Falten, was dem Gesicht zusätzlich einen zweifelnden Ausdruck verleiht. Interessant ist auch die Lichtführung. Von oben rechts fällt das Licht auf Stirn, Nase, Schnauz und Bart, während die linke Gesichtspartie verschattet ist. Herausfordernd blickt Hodler seinem Gegenüber in die Augen. Es ist auffallend, dass Hodler immer dann Selbstbildnisse malte, wenn er sich in einer schwierigen Lebenssituation befand. 1914 lag seine Geliebte Valentine Godé-Darel im Sterben und im gleichen Jahr brach der erste Weltkrieg aus. Vielleicht beschäftigte ihn auch die Frage, wie es nach dem Höhepunkt seiner Karriere und der nachlassenden Energie im Alter künstlerisch weitergehen soll.

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Albert Trachsel, Selbstbildnis, 1911 Ferdinand Hodler, Selbstbildnis im Malerkittel, 1914

Themen: Selbstporträts Sich als Maler abbilden (seit Renaissance üblich) Brustbildnis Farbkontrast Symbolismus Licht/Schatten Pinselführung Auflösung der Bildfläche Mimik Gestik Selbstbildnisse zur Selbstbefragung Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Selbstporträts Unter- und Mittelstufe: Steckbrief zu Trachsels Selbstbildnis von 1911 Lehrperson verfasst im Vorfeld einen Steckbrief in drei bis fünf Sätzen. Zweiergruppen bilden. Jede Gruppe erhält einen Steckbrief. Gemeinsam durch die Ausstellung gehen und das entsprechende Gemälde suchen. Alle Stufen: Porträtaufnahme von sich selbst mitbringen und einem Kunstwerk zuordnen Gemeinsam durch die Ausstellung gehen. Wenn die SchülerInnen fündig geworden sind, das Foto vor dem jeweiligen Kunstwerk auf den Boden legen. Bei einem zweiten Rundgang werden die ausgewählten Bilder gemeinsam angeschaut und die Schülerinnen begründen ihre Wahl. Hinweis: Das Empfinden von Stimmungen und Gefühlen ist sehr persönlich. Daher gibt es bei der Zuordnung kein Richtig oder Falsch. Wenn der Gemütsausdruck unklar ist, liegt dies oft daran, dass der Ausdruck der Augen nicht mit demjenigen des Mundes übereinstimmt. Dann ist es hilfreich, auf der Fotografie mit der Hand den Mund oder die Augen abzudecken. So wird der Unterschied sichtbar. Auch Farben und Formen können Stimmungen ausdrücken. So können die Fotos also nicht nur Figurenbildern, sondern auch Landschaftsgemälden oder abstrakten Bildern zugeordnet werden. Variante alle Stufen: Porträtaufnahmen sortieren Lehrperson sammelt Selbstbildnisse von KünstlerInnen oder Brustbildnisse von Leuten aus Zeitschriften. Mit der Klasse einen grossen Kreis vor Trachsels Selbstbildnis, von 1911 bilden. Bildnisse in der Kreismitte verteilen. Nach welchen Kriterien könnte man die Bilder sortieren? Unterschiedliche Kriterien ausprobieren. Weshalb sind einige Bilder schwer einzuordnen (da der Mund und die Augen nicht

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dieselbe Stimmung ausdrücken)? Welches Bild passt am besten zum Selbstporträt von Albert Trachsel? Die Wahl begründen. 2) Bildbetrachtung Folgende Fragen könnten gestellt werden werden:

• Um was für ein Bildnis handelt es sich (Selbstporträt, Brustbildnis, Ganzkörperbildnis)?

• Wie ist der Körper ausgerichtet?

• Wie steht es mit Licht und Schatten?

• Was fällt bezüglich der Farbigkeit auf?

• Welcher Farbkontrast kommt vor (Gelb-Violett)?

• Wie ist der Pinselstrich?

• Was für Kleidung trägt der Mann?

• Was war damals in Mode?

• Beschreibt seine Frisur?

• Wie ist sein Gesichtsausdruck?

• Was für Eigenschaftsworte passen zu seiner Stimmung?

• Welchen Beruf könnte er aufgrund seines Aussehens haben?

• Wie alt schätzt ihr ihn auf diesem Selbstporträt?

• Was fällt euch beim Hintergrund auf?

• Wie hat Trachsel dieses Selbstporträt gemalt (aus dem Gedächtnis, mit einer schwarz-weissen Fotovorlage, anhand eines Spiegels)?

• Was fasziniert euch an diesem Bild? 3) Vergleich mit Ferdinand Hodlers Selbstbildnis im Malerkittel von 1914 Alle Stufen: Ähnlichkeiten und Unterschiede herausarbeiten Hinweis: Dieses Bild hängt nicht in den Sammlungsräumlichkeiten. Es müsste also mit einer Farblaserkopie gearbeitet werden. Die beiden Künstler waren eng miteinander befreundet und kannten viele Arbeiten voneinander. Was wollten die beiden Künstler mit ihren jeweiligen Selbstporträts wohl ausdrücken? Welches Selbstbildnis spricht die SchülerInnen eher an? Weshalb? 4) Weiterführende Aufgaben Alle Stufen: Montagsmaler SchülerInnen sollen versuchen, den Gesichtsausdruck von Albert Trachsel oder Ferdinand Hodler nachzumachen. Welche Eigenschaftswörter passen zu ihrem Blick? Welchen Beruf könnten diese Männer haben? A sucht nach einer passenden Körperhaltung. Wenn A sie gefunden hat, bewegt sich A nicht mehr (freeze). Die MitschülerInnen versuchen den Beruf zu erraten. Variante alle Stufen: Innerer Monolog SchülerInnen sollen sich überlegen und allenfalls notieren, worüber der Künstler nachdenken könnte. Danach schlüpfen sie in die Rolle von Trachsel oder Hodler, nehmen ihre Körperhaltung sowie ihren Gesichtsausdruck ein und tragen den inneren Monolog laut vor.

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Variante alle Stufen: konventionelles Selbstporträt Mithilfe von Fotos oder einem Spiegel selber ein Selbstporträt gestalten. Variante alle Stufen: Porträt mit persönlichen Attributen zeichnen Welche Dinge zeichnen die Persönlichkeit der einzelnen Schülerinnen aus? Bei Trachsel ist es das Schmuckamulett, bei Hodler der Malerkittel. Dem mitgebrachten Gegenstand entsprechend eine Körperhaltung einnehmen. Davon ein Selfie machen, das nachher malerisch umgesetzt wird. Variante alle Stufen: das eigene Gesicht in verschiedenen Stimmungen skizzieren SchülerInnen sollen ein A4-Blatt in etwa 8 gleich grosse Rechtecke unterteilen. Für kleinere Kinder muss eine Vorlage kopiert werden. Anhand eines Spiegels werden verschiedene Stimmungen mit Hilfe des Gesichtsausdrucks dargestellt und mit Bleistift festgehalten. Wichtig ist, dass nicht radiert wird. Die Skizzen sollen spontan und schnell entstehen. Die älteren Kinder können die passenden Eigenschaftswörter dazu schreiben. Variante alle Stufen: ungewöhnliche Selbstporträts SchülerInnen sollen ein A4-Blatt in etwa 8 gleich grosse Rechtecke unterteilen. Für kleinere Kinder muss eine Vorlage kopiert werden. Nun werden die 8 Felder mit folgenden Dingen gefüllt: 1. Vornamen mit verzierten Buchstaben schreiben, 2. Geburtsdatum mit verzierten Zahlen schreiben, 3. Sternzeichen entwerfen, 4. Farbe mischen, die am besten zum eigenen Charakter passt, 5. Form zeichnen, die am besten zu einem passt, 6. Element (Wasser, Erde, Luft, Feuer) malen, das am besten zu einem passt, 7. Tier zeichnen, das zum eigenen Wesen passt, 8. Malen, wie man als Skulptur aussehen würde. Auch überlegen, aus welchem Material diese Plastik sein müsste (Papier, Ton, Gips, Stein, Holz, Metall). Variante alle Stufen: expressive Farbgebung wählen Trachsel hat sein Porträt in strahlenden Kontrastfarben (Hellgrün-Violett) gemalt. Hodler hat für sein Selbstbildnis erdige Farbe mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten gewählt. Welche Farben passen zu den unruhigen, gefurchten Gesichtszügen des bärtigen Künstlers? Welche zu seinem fragenden Blick und seinen forschenden Augen? Passt der helle Hintergrund oder wäre ein anderer Raum angebracht? Vielleicht sieht man noch etwas aus seinem Atelier, und sein Malerkittel könnte Flecken haben. Schülerinnen sollen Farbigkeit und Hintergrund der Gemütsverfassung des Künstlers anpassen. Die Farbgebung muss nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Variante: Ein Selbstporträt mit starken Kontrastfarben malen (Rot-Grün, Blau-Orange, Gelb-Violett, Weiss-Schwarz). Mittel- und Oberstufe: Arbeitsblatt, Vermutungen zu einem Portät anstellen SchülerInnen erhalten Unterlage, Bleistift und Arbeitsblatt. Alle sollen sich eine eigene Figur auf einem Kunstwerk suchen, welche sie interessiert und die sie anschliessend darstellen wollen. Mutmassungen zu dieser Figur auf das Arbeitsblatt schreiben. Auf der Rückseite können Skizzen gezeichnet und weitere Gedanken aufgeschrieben werden. SchülerInnen sollen auch Gestik und Mimik der Figur übernehmen: Wie fühlt sich das an? Welche Gedanken gehen einem in dieser Körperhaltung durch den Kopf? Wie sähe die Figur fünf Minuten später aus? Was würde sie tun, resp. wie würde sie sich bewegen? Wie könnte sich die Szene weiterentwickeln? Auf einem gemeinsamen Rundgang lassen die SchülerInnen ihre Figuren mittels Theaterspiel lebendig werden. Dazu haben sie folgende Möglichkeiten:

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• Innerer Monolog: SchülerIn kopiert Gestik und Mimik der Figur, friert ein und äussert das, was die Figur in diesem Moment denken könnte und bestimmt Anfang und Schluss selbst.

• Abgebildete Person lebendig werden lassen: Gestik und Mimik der Figur übernehmen, einfrieren und auf ein Zeichen der Lehrperson die Szene einen Moment lang weiterspielen (mit oder ohne Sprache), bis erneut das Zeichen ertönt. Wichtig: Laut und deutlich sprechen. Tipps geben, wie man die Handlung interessant machen könnte, z. B. Unerwartetes geschehen lassen. Lehrperson oder MitschülerInnen können den Spielenden auch Fragen stellen, welche sie als Figur beantworten.

Variante Mittel- und Oberstufe: Lebenslauf erfinden Ausgehend von Trachsels oder Hodlers Selbstporträt frei einen möglichen Lebenslauf schreiben. Variante Mittel- und Oberstufe: Fiktives Interview Interview-Fragen erfinden und sie als Albert Trachsel oder Ferdinand Hodler beantworten.

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Arbeitsblatt Vermutungen zu einem Porträt anstellen Versucht die folgenden Fragen zu beantworten und schreibt eure Gedanken auf. 1) Wer ist die abgebildete Person (Beruf etc.)? __________________________ ___________________________________________________________________ 2) Wie alt ist sie? __________________________________________________ 3) Wo befindet sie sich? _____________________________________________ ___________________________________________________________________ 4) Was tut sie in diesem Moment? _____________________________________ ___________________________________________________________________ 5) Was wird sie in einer halben Stunde tun? _____________________________ ___________________________________________________________________ 6) Welchen Ausdruck haben ihre Augen? _______________________________ ___________________________________________________________________ 7) In welcher Stimmung ist sie abgebildet? ______________________________ ___________________________________________________________________ 8) Was denkt sie gerade? ___________________________________________ ___________________________________________________________________ 9) Was macht sie gern? _____________________________________________ ___________________________________________________________________ 10) Was hasst sie? _________________________________________________ ___________________________________________________________________ 11) Wie lebt sie (Wohnung, Familie)? ___________________________________ __________________________________________________________________

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Albert Trachsel, Lˈîle des arbres en fleurs (Traumlandschaft), um

1912–1913 Zwischen 1905 und 1914 entsteht Albert Trachsel malerisches Hauptwerk: Eine Serie von Traumlandschaften. Das sind Landschaftsschöpfungen, die der reinen Vorstellungskraft entspringen und sich nicht direkt an der Natur inspirieren. Es handelt sich um gänzlich erfundene Landschaften, die einen Seelenzustand widerspiegeln sollen. Ganz dem Symbolismus entsprechend, versucht Trachsel in ihnen die Wirklichkeit zu verschlüsseln und Unsichtbares sichtbar zu machen. Das Nebeneinander von ungegenständlichen, rein ornamentalen und naturhaften Elementen macht den Reiz seiner Traumlandschaften aus. Gleichzeitig schreibt er Novellen, Theaterstücke und Märchen für Erwachsene, welche die gleichen Charakteristika aufweisen. Seine Traumlandschaften sind in der schweizerischen Malerei nach 1900 einzigartig, werden jedoch vom Publikum oft nicht verstanden. Unter einem bunten Regenbogen liegt eine paradiesische Insel mitten im Meer und erinnert an einen Traum. Die Farbgebung ist ungewöhnlich und das Licht wirkt überirdisch. In zarten, feinst abgestuften Spektralfarben scheint das Bild von innen her zu leuchten. Trachsel versuchte hier, Licht durch Farbe zu zeigen. Die Insel in der Mitte als innere Vision vereinigt alle Farben der kosmischen Umgebung in sich. Die Vieldeutigkeit der Interpretation, die der Fantasie des Betrachters freien Lauf lässt, gehört zum zentralen Anliegen des Symbolismus und setzt einen Gegenpol zu den rationalen Definitionen eines technisierten Zeitalters. Die blühenden Bäume von Lˈîle des arbres en fleurs kann man nicht richtig erkennen, aber dafür schon fast

riechen, so üppig und farbenprächtig sind sie dargestellt. Die Helligkeit des Bildes und der Regenbogen lassen auf eine positive Stimmung schliessen. Doch das dunkle Gewässer im Vordergrund wirkt tief und unergründlich. Man weiss nicht genau, was sich unter der Oberfläche verbirgt. Vielleicht verhält es sich mit der Absicht des Künstlers ähnlich, und er versucht uns auf eine falsche Spur zu bringen? Der Pinselstrich des Wassers und des Meeres ist nämlich ziemlich bewegt, während der Farbauftrag des Regenbogens am Himmel ausgeglichen wirkt. Die Form der Insel erinnert an den Rücken eines schwimmenden Tieres, etwa einer Wasserschildkröte. Es handelt sich wohl nicht um eine richtige Insel, sondern um eine Art Sehnsuchtsort.

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Albert Trachsel, Lˈîle des arbres en fleurs (Traumlandschaft), um

1912–1913 Themen: Landschaftsdarstellungen Symbolismus Seelenlandschaften Fantasie Licht durch Farbe Spektralfarben Farbauftrag Pinselstrich Räumlichkeit Kunst und Schreiben Zielgruppe: Alle Stufen Ablauf:

1) Einstieg zum Thema Traumlandschaften Unter- und Mittelstufe: Puzzle Abbildung von Lˈîle des arbres en fleurs vergrössern und davon eine Farblaserkopie

auf dickeres Papier drucken. Kopie in einzelne Puzzleteile zerschneiden und in ein Couvert legen. Alle nehmen ein Puzzleteil und suchen das passende Kunstwerk in der Sammlung. Vor dem Gemälde von Albert Trachsel kann das Puzzle wieder zusammengesetzt werden. Alle Stufen: Bunter Blumenstrauss Alle bringen je eine Blume ins Museum mit. Gemeinsam durch die Ausstellung gehen und ein passendes Kunstwerk zur Pflanze suchen. Dabei kann man vom Geruch, der Farbe, der Form oder der symbolischen Bedeutung der Blume ausgehen. Wenn die SchülerInnen fündig geworden sind, die Blume vor dem Kunstwerk auf den Boden legen. Auf einem zweiten Rundgang werden die Kunstwerke einander vorgestellt und die Wahl begründet. Variante alle Stufen: Düfte erraten und zuordnen Die Lehrperson füllt leere Döschen mit Watte und träufelt verschiedene Duftessenzen hinein (z. B. Blumendüfte wie Maiglöckchen, Lavendel, Rosen etc., Baumdüfte oder Fruchtaromen wie Zitrone, Pfirsich u. a.). Die Filmdosen werden reihum gegeben. Die Kinder versuchen, die verschiedenen Düfte zu erraten. Man kann nicht mehr als drei Düfte nacheinander wahrnehmen. Zum Neutralisieren des Geruchsinns kann eine Dose mit Kaffeebohnen herumgereicht werden. Als Hilfestellung können die Döschen nummeriert und den passenden Stichwortkarten oder Abbildungen zugeordnet werden. Danach werden Zweiergruppen gebildet. Jede Gruppe erhält ein Duftdöschen, das sie einem passenden Werk zuweisen soll. Die Zuordnung soll möglichst individuell vorgenommen werden, z. B. passt der Zitronenduft zu einer

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Landschaftsdarstellung mit frischen Farben, die einen an das Licht des Südens erinnert. Auf einem gemeinsamen Rundgang begründen die SchülerInnen ihre Zuordnungen. Variante alle Stufen: Traumlandschaft malen Unterlagen, weisse Karteikarten im Postkartenformat und Farbstifte oder Neocolor-Kreiden verteilen. Alle malen eine eigene Traumlandschaft, welche am Schluss in der Kreismitte ausgelegt wird. Die SchülerInnen wählen eine Traumlandschaft von jemand anderem. Gemeinsam durch die Ausstellung gehen und die Karteikarten vor einem passenden Kunstwerk auf den Boden legen. Variante alle Stufen: Optische Spielereien Lehrperson nimmt verschiedene optische Gegenstände wie z. B. Kaleidoskope, Prismen etc. ins Museum mit. Im Kreis probieren die SchülerInnen diese Dinge aus. Auf einem gemeinsamen Rundgang suchen sie Kunstwerke, zu welchen die optischen Gegenstände passen könnten und begründen ihre Wahl. Mittel- und Oberstufe: Blumensymbolik Vorlagen Blumensymbolik 1/2 (siehe Ablauf Stillleben mit Pfingstrose, Tulpe und Narzisse) auf dickes Papier kopieren. Rechtecke auseinanderschneiden und in zwei Couverts verteilen (Blumen/Bedeutung). In der Ausstellung die beiden Couvertinhalte in der Kreismitte so auslegen, dass die Blumennamen auf der einen und deren Bedeutungen auf der anderen Seite liegen. Welche Bedeutungen gehören zu welchen Blumen? SchülerInnen sollen die passenden Rechtecke einander zuordnen. Dreiergruppen bilden. Jede Gruppe wählt eine Blume, von der sie denkt, dass sie auf einem Kunstwerk zu finden ist. Gemeinsam mit der Klasse durch die Räumlichkeiten gehen und entsprechende Bilder suchen. Wenn man fündig geworden ist, das Kärtchen vor dem Gemälde auf den Boden legen. Variante Mittel- und Oberstufe: Steckbrief Lehrperson verfasst einen Steckbrief zum Gemälde Lˈîle des arbres en fleur in drei

bis fünf Sätzen. Je nach Klassengrösse etwa sechs Mal kopieren, sodass im Museum Kleingruppen gebildet werden können, die das passende Bild in der Ausstellung suchen sollen. Variante Mittel- und Oberstufe: Detail Unterlagen, Bleistifte, Farbstifte und weisse Karteikarten verteilen. Jeder zeichnet ein interessantes Detail aus einer Arbeit von Albert Trachsel mit Bleistift auf eine Karteikarte. Die Karten werden eingesammelt, gemischt und neu verteilt. Nun sollen die SchülerInnen mit Farbstiften etwas aus der Fantasie passend zum Detail auf der Karte malen. Anschliessend kann mit den Originalen verglichen werden. 2) Bildbetrachtung Folgende Fragen könnten gestellt werden:

• Wo befindet sich diese Insel?

• Was wächst auf dieser Insel?

• Was ist das für ein Ort?

• Woran erinnert der Himmel?

• Was für Farben kommen vor?

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• Wie hat Albert Trachsel die Farben aufgetragen (Pinselstrich)?

• Weshalb scheint das Bild von innen her zu leuchten?

• Wie hat er das Licht dargestellt (durch helle Farben)?

• Welche Gefühle löst diese Landschaft aus?

• Welche Eigenschaftswörter passen zu dieser Traumlandschaft?

• Weshalb passen auch negative Adjektive zu dieser Landschaft?

• Woran erinnert die seltsame Form der Insel?

• Was versteht man wohl unter dem Begriff Seelenlandschaft?

• Welchen Titel würdet ihr diesem Gemälde geben?

• In welchen Raum bei euch zu Hause würdet ihr das Bild aufhängen? Weshalb?

• Wie würde eure Traumlandschaft aussehen?

3) Weiterführende Aufgaben Alle Stufen: Vorlage als Inspiration für eigene Landschaften Ausgehend vom Gemälde Lˈîle des arbres en fleurs eigenes gestalterisches

Arbeiten. Folgende Anregungen können von der Lehrperson gegeben werden:

• Tageszeit ändern

• Jahreszeit ändern

• Schwarz-weisse Umsetzung mit Graustufen, z. B. mit Transparent- und schwarzem

Zeichnungspapier, welche übereinandergelegt und ausgeschnitten/gerissen werden

• Die blühenden Bäume auf der Insel durch etwas anderes ersetzen

• Aus der Insel ein Tier gestalten

• Etwas aus dem dunklen Untergrund herauskommen bzw. herauswachen lassen

• Einen eigenen Sehnsuchtsort bzw. eine eigene Seelenlandschaft entwerfen

• Trachsels Traumlandschaft aus farbigem Seiden- oder Transparentpapier nachlegen

und auf die Rückseite eines selbstgemachten Passepartouts kleben. Am Schluss

kann das Bild mit einem durchsichtigen Faden ans Fenster gehängt werden. Durch

das Licht verändert sich die Farbstimmung.

• Postkarten oder Farblaserkopien verteilen. Diese auf A4-Papiere kleben und auf allen

vier Seiten über die Bildränder hinaus weitergestalten

Variante alle Stufen: Elfchen Beim Elfchen handelt es sich um eine lyrische Textform. Es wird nach einem bestimmten Verfahren durchgeführt und unterliegt fixen Regeln. Ein Elfchen besteht aus 11 Wörtern:

• 1. Zeile: 1 Wort

• 2. Zeile: 2 Wörter

• 3. Zeile: 3 Wörter

• 4. Zeile: 4 Wörter

• 5. Zeile: 1 Wort

Wichtig: Pro Zeile soll eine Sinneinheit abgeschlossen werden, damit der Text nicht Zeilen übergreifend gelesen wird. Die erste Zeile bestimmt jeweils das Thema, z. B. ein Oberbegriff, ein Gefühl, ein Gedanke, eine Farbe u. a. Die nächsten drei Zeilen werden mithilfe von Anregungen und passenden Fragen ausgefüllt. Die letzte Zeile soll mit einem besonderen Wort abschliessen. Die Wahl dieses Schlusswortes muss

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sorgfältig getroffen werden. Es kann sich dabei um einen zusammenfassenden Begriff handeln oder um ein Wort, das eine überraschende Wende in den Text bringt. Zum Bild von Albert Trachsel könnte z. B. ein Jahreszeiten-Elfchen oder ein Südsee-Elfchen entstehen: Frühling Inselrücken alles blüht buntes Fell es riecht berrauschend wie ein Tier Blütenstaub in der Luft aus dem Wasser empor Atemnot Luftspiegelung Mittel- Und Oberstufe: Holzschnitt Einen Holzschnitt nach Albert Trachsels Bildvorlage umsetzen. Variante Mittel- und Oberstufe: Gedicht Vielleicht morgen Ausgehend vom Gedicht Vielleicht morgen selber ein Bild malen, oder eine Formkopie zu diesem Gedicht schreiben. Vielleicht morgen (Herkunft unbekannt) Vielleich gestern (Regula Straumann) Vielleicht Vielleicht springen wir morgen schwammen wir gestern auf den Mond, im kühlen Meer, rutschen den tauchten unter Regenbogen herunter, Wellen durch, bauen einen bauten einen Schneemann mitten Regenbogen mitten im grünen Klee im farbigen Nichts und schmücken und schmückten ihn mit Heckenrosen ihn mit Schaumkronen vielleicht sind wir vielleicht wurden wir morgen wieder zu gestern wieder zu Hause. Kindern.

Variante Mittel- oder Oberstufe: Haiku Das Haiku ist ein Naturgedicht. Es stammt aus Japan und hat dort bereits eine lange Tradition. Durch ein Haiku soll die Natur fassbar und deren Einmaligkeit deutlich gemacht werden. Das Haiku hat eine festgelegte Form. Es besteht aus drei Zeilen, von denen die erste und dritte Zeile aus je 5 Silben und die zweite Zeile aus 7 Silben besteht. Insgesamt hat ein Haiku also 17 Silben. Es soll sich nicht reimen und keine reine Bildbeschreibung sein. Es soll offen formuliert sein und einem die Möglichkeit zum Weiterdenken und Weiterfühlen bieten. Ausserdem soll in einem Haiku die Jahres- oder die Tageszeit durch passende Worte erkennbar werden. So weisen z. B. die Wörter „bunte Blüten“ auf den Frühling hin. Die SchülerInnen sollen zuerst Assoziationswörter zum gewählten Thema notieren und deren Silben mit farbigen Strichen trennen. Wichtig: Die Suche nach treffenden Ausdrücken und bestmöglichen Formulierungen ist in der verdichteten Sprache unumgänglich und muss mit der Klasse besprochen bzw. geübt werden. Insel bricht aus Meer Himmel leuchtet hell Der Regenbogen ist bunt Müde Bäume blühen auf Wellen kräuseln sich Frühling liegt in Luft

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Arbeitsblatt Gedicht von Arno Holz

Mählich durchbrechende Sonne

Schönes, grünes, weiches

Gras.

Drin liege ich.

Inmitten goldgelber

Butterblumen!

Über mir ... warm ... der Himmel:

Ein weites, schütteres,

lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig zitterndes

Weiss, das mir die

Augen langsam ... ganz ... langsam

schließt.

Wehende ... Luft ... kaum merklich ein Duft, ein

zartes … Summen.

Nun bin ich fern

von jeder Welt, ein sanftes Rot erfüllt mich ganz,

und deutlich … spüre ich … wie die

Sonne mir durchs Blut

rinnt.

Minutenlang.

Versunken alles … Nur noch

ich.

Selig!

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Arbeitsblatt Quiz zum Thema Licht Kreuze die richtigen Antworten an. Hinweis: Bei drei Fragen können auch beide Antworten richtig sein.

1. Kann der Mensch ohne Licht existieren?

A) Ja, aber nicht lange.

B) Nein, denn Licht ist Leben.

2. Was sind Spektralfarben?

A) Die sieben ungemischten, reinen Farben verschiedener Wellenlänge,

die bei der spektralen Zerlegung von Licht entstehen und die nicht

weiter zerlegbar sind.

B) Die Farben, welche im Regenbogen vorkommen.

3. Was ist Licht?

A) Eine Welle, ähnlich wie Schall.

B) Ein Strom von Teilchen.

4. Wann redet man bei einem Gemälde von Eigenlicht?

A) Wenn Figuren und Gegenstände auf einem Bild keine Schatten werfen,

also kein Licht von aussen auf die Szene fällt, sondern die Bildwelt als

solche durch ihre Farben leuchtet.

B) Wenn die Figuren sich selbst mit einer Lichtquelle, wie z. B. einer Kerze

beleuchten.

5. Wann redet man von symbolistischen Landschaften?

A) Wenn es in einer Landschaftsdarstellung viele Symbole bzw. Zeichen

wie z. B. ein Wegkreuz, kegelförmige Lichtstrahlen u. a. gibt.

B) Wenn es sich um eine erfundene Landschaft handelt, die einen

Seelenzustand wiederspiegelt, wie z. B. bei Trachsels Gemälde.

6. Wie wird das Licht bei Albert Trachsels Gemälde ins Bild gebracht?

A) Hier wird das Licht durch die Leuchtkraft der Farben ins Bild gebracht.

B) Die Sonne strahlt von ausserhalb des Bildes auf die Landschaft.

7. Was ist der Unterschied zwischen einem Körperschatten und einem

Schlagschatten?

A) Keiner, beides ist dasselbe.

B) Schatten, die Körperteile machen und den Körper dreidimensional

erscheinen lassen, nennt man Körperschatten. Der Schatten, der den

Körper mit seiner Umgebung verbindet, nennt man Schlagschatten.

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Arbeitsblatt Lösungen Quiz zum Thema Licht

1. A) Ja, aber nicht lange. B) Nein, denn Licht ist Leben.

2. A) Die sieben ungemischten, reinen Farben verschiedener Wellenlänge,

die bei der spektralen Zerlegung von Licht entstehen und die nicht weiter

zerlegbar sind. B) Die Farben, welche im Regenbogen vorkommen.

3. A) Eine Welle, ähnlich wie Schall B) Ein Strom von Teilchen.

Es klingt paradox: Ein Lichtstrahl besteht einerseits aus einem Strom von

Teilchen (den Photonen), vergleichbar mit einer Ladung Schrotkugeln, die

von einem Gewehr abgeschossen wird. Andererseits verhält sich dieser

Photonen-Strom im Ganzen ähnlich wie eine Schallwelle: So können sich

etwa unter bestimmten Bedingungen zwei Lichtstrahlen, genau wie zwei

Schallwellen, gegenseitig auslöschen und Dunkelheit bzw. Stille

erzeugen, während zwei Ladungen Schrotkugeln sich immer zu einer

doppelten Ladung addieren. Physiker sprechen aufgrund dieser

doppelten Natur des Lichts vom Welle-Teilchen-Dualismus.

4. A) Wenn Figuren und Gegenstände auf einem Bild keine Schatten

werfen, also kein Licht von aussen auf die Szene fällt, sondern die

Bildwelt als solche durch ihre Farben leuchtet.

5. B) Wenn es sich um eine erfundene Landschaft handelt, die einen

Seelenzustand wiederspiegelt, wie z. B. bei Trachsels Gemälde.

6. A) Hier wird das Licht durch die Leuchtkraft der Farben ins Bild gebracht.

7. B) Schatten, die Körperteile machen und den Körper dreidimensional

erscheinen lässt, nennt man Körperschatten. Der Schatten, der den

Körper mit seiner Umgebung verbindet, nennt man Schlagschatten.

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Literaturverzeichnis

• Peter Vignau-Wilberg, Gemälde und Skulpturen, Museum der Stadt Solothurn, SIK Zürich 1973

• Kunstmuseum Solothurn, Dübi-Müller-Stiftung/Josef Müller-Stiftung, SIK Zürich 1981

• Tristan Tzara, 7 Dada Manifeste, Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg 1984

• Ute Andresen, Dieter Wiesmüller, Im Mondlicht wächst das Gras, Gedichte für Kinder und alle im Haus, Ravensburger Buchverlag 1996

• Dokumentation für Lehrkräfte, Efeukranz und Lilienzauber, Kunstmuseum Solothurn 2000

• Dokumentation für Lehrpersonen, Licht und Schatten, Kunstmuseum Solothurn 2004

• Christoph Vögele, Katharina Ammann, Christian Müller, Kunstmuseum Solothurn, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich 2005

• B. Klein/R. Schnell, Schreiben & Gestalten, Auer Verlag GmbH 2005

• Dokumentation für Lehrpersonen, Kunst und Schreiben, Kunstmuseum Solothurn 2006

• Dokumentation für Lehrpersonen, Porträtmalerei, Kunstmuseum Solothurn 2009

• Dokumentation für Lehrpersonen, Landschaftsmalerei, Kunstmuseum Solothurn 2011

• Dokumentation für Lehrpersonen, Ferdinand Hodler, Kunstmuseum Solothurn 2014

• Regula Straumann/Francesca Sanna, Die Sammlungsschlange, Kunstmuseum Solothurn 2016

• Christoph Vögele, Albert Trachsel 1863 –1929, Eine Retrospektive, Kunstmuseum Solothurn/Scheidegger & Spiess 2020