Alpen unter Druck

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ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE ALPINES MUSEUM Dokumentation zur Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins 14. März 2014 bis 15. Februar 2015 ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE IM ALPENRAUM

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Erschließungsprojekte im Alpenraum – Dokumentation zur Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins

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AUSSTELLUNG

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE IM ALPENRAUMWelchen Preis wollen wir für unsere Energieversorgungund einen nahezu unbegrenzten Tourismus bezahlen?Was bedeuten die Alpen für uns und was bedeutet die Realisierung der aktuellen Erschließungsprojekte? Fotos,Presseartikel, Karten, Hörfunk- und Videomitschnittezeigen fast zweihundert größere Maßnahmen, die in denletzten Jahren realisiert wurden oder in Planung sind. Einbesonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf Ursachenund Mechanismen, die hinter dem zunehmenden Ausbauder Infrastruktur stehen. Sie richtet ihren Blick zudemauf den gesamten Alpenbogen und thematisiert Abhän-gigkeiten quer über politische und geografische Grenzenhinweg, aber auch unterschiedliche Wege im Umgangmit Intensivtourismus und Energiegewinnung.

Gleichzeitig zeigen historische Gemälde des Alpinen Museums, Texte aus dreihundert Jahren Alpenbegeisterungund Interviews mit Einheimischen, welchen Stellenwertund welche besondere Erlebnisqualität die Kultur- undNaturlandschaft der Alpen in unserer Gesellschaft hatund worauf wir verzichten, wenn wir sie im geplantenMaße erschließen.

Die Besucherinnen und Besucher können sich zudemüber positive Erschließungsprojekte informieren. Bücherund Medien stellen Projekte zu einer nachhaltigen Wirtschaft und zum sanften Tourismus im Alpenraumvor. Donnerstag, 13. März 2014 bis Sonntag, 15. Februar2015. Dienstag bis Freitag 13-18 Uhr, Samstag undSonntag 11-18 Uhr. Geschlossen am 18., 24.4., 24., 25., 31.12.2014 und 1.1.2015

In Kooperation mit den Münchner KammerspielenSzenische LesungELFRIEDE JELINEK. „IN DEN ALPEN“Das Stück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek behandelt, ausgehend vom Bergbahnunglück in Kaprunim November 2000, das komplexe Verhältnis von Kultur,Technik und Natur. Die Welt des modernen Massentouris-mus ist für Jelinek ein beliebig nutzbarer Freizeitpark,geprägt von der Gier nach Profitmaximierung. Dem gegenüber stellt sie die Frühgeschichte des Alpinismus,als die Berge noch als Naturereignis gefeiert wurden, allerdings als elitäres Erlebnis einer Minderheit unterAusgrenzung der Massen. Die Erschließung der Alpenmündet für Jelinek im „Unrettbaren, aufgebaut auf Größenwahn, Ehrgeiz und […] Ausbeutung von solchen,die ‚nicht dazugehören‘".Termin und Aufführungsort noch offen

Für alle Veranstaltungen wird um eine Anmeldung gebeten: [email protected]; Tel. +49 89 21 12 24 0

Im Anschluss an die Veranstaltungen lädt der Alpenvereinzum Austausch bei Brot und Wein.

FÜHRUNGEN UND VERMITTLUNG

WASSER IN DEN ALPEN In der Sonderausstellung erkunden wir, wie Wassernutzungund Wasserverbrauch die Alpenlandschaft und den Natur-raum verändern. Anschließend gehen wir in Experimentendem Element Wasser auf den Grund und erstellen eineWasser-Panoramakarte der Alpen. Für Kinder von 7-12 Jahren, 2 Stunden, € 65 zzgl. € 1 Material pro Person

ZUKUNFT SCHÖNE ALPEN. WO SOLL ES HINGEHEN?Mit der Frage, wie der historisch gewachsene Kultur- undNaturraum Alpen von uns wahrgenommen und erlebt wird,schauen wir uns die Erschließungsprojekte im Alpenrauman. Was bedeuten Zerstörung und Bewahrung für uns,wie können wir die Zukunft der Alpen mitgestalten? Für Jugendliche ab 13 Jahren, 2 Stunden, € 65

EXPERTENFÜHRUNGEN zu verschiedenen Themen derAusstellung. Termine werden bekannt gegeben.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.alpenverein.de und [email protected]

Alpines Museum des DAVPraterinsel 5, 80538 München, Tel. +49 89 211 22 40,email: [email protected], www.alpines-museum.de

Bildnachweis: Foto aus der Serie BergWerk. Lois Hechenblaikner (Titel);

fiktive Montage des OeAV über eine geplante Windkraftanlage am Sattel-

berg (Brennerberge); Bau des Pumpspeicherkraftwerkes Muttsee, Glarner

Alpen. Alpines Museum des DAV, 2013; Lastenträger. Postkarte, um

1900. Archiv des DAV; Triassic Parc auf der Steinplatte (Tirol). Alpines

Museum des DAV, 2013; Still aus dem Film "Schnee" von August Pflug-

felder, 2012; Karte des Alpenbogens. Eurac Research Bolzano/Bozen,

Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement; Albrecht

von Haller. Les Alpes / Die Alpen. Bern 1795. Bibliothek des DAV; Ski-

erschließung des Piz Val Gronda (Samnaungruppe). Josef Essl, 2013;

Schnupftabakdose mit Gletscherminiatur, um 1800. Alpines Museum

des DAV

Veranstaltungsreihe und Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTEIM ALPENRAUM

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MLesung und Gesprächsrunde„DIE ALPEN IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR“– KONSTRUKTION, WAHRNEHMUNG UND MEDIALISIE-RUNG DER ALPEN IN LITERATUR UND KUNSTDer von Johann Georg Lughofer herausgegebene Sammelband betrachtet Lebenswelt und Topographieder Alpen aus der Perspektive der deutschsprachigen Literatur. Im Mittelpunkt steht der Mythos Berg alsGrundlage nationaler und subversiver Identitäten. Überdie Konstruktion der Alpen als „locus amoenus“, als romantische Gegenwelt zu Stadt und Meer, über ihre Bedeutung als Rückzugs- und Schutzgebiet sowie überdie Auswirkungen des Tourismus und der Alpenvermark-tung auf Kultur und Natur sprechen und diskutieren dieGermanisten Wolfgang Hackl (Universität Innsbruck)und Johann Georg Lughofer (Universität Ljubljana).Mittwoch, 24. September 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Lesung und GesprächsrundeJÜRGEN GOLDSTEIN. „DIE ENTDECKUNG DER NATUR.ETAPPEN EINER ERFAHRUNGSGESCHICHTE“Naturwahrnehmung und -erfahrung waren lange Zeit eineGeschichte der Natureroberung und Kolonialisierung, dieimmer auch die Gestaltung von Naturräumen zum Ziel hatte.In der künstlerischen Verarbeitung dieser Wahrnehmungs-und Erschließungsgeschichte stand von Beginn an daswahrnehmende Individuum im Mittelpunkt. Dem widmetsich der Philosoph und Autor Jürgen Goldstein (Universi-tät Koblenz-Landau) in seinem Buch „Die Entdeckung derNatur“. Im Gespräch mit Ute Mings, Bayerischer Rundfunk,beleuchtet Goldstein anhand bedeutsamer literarischerWegmarken (Petrarca, Goethe, Handke, u.a.) die Entwicklung der menschlichen Naturbetrachtung.Mittwoch, 22. Oktober 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

PodiumsdiskussionVISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT DER ALPENDas Bild der Alpen ist vielgestaltig, genauso wie die Vor-stellungen über ihre zukünftige Entwicklung. Dabei istdie Zukunft der Alpen auch stark von den gesellschaft-lichen Rahmenbedingungen abhängig. Und auch die Positionen der Naturschutzverbände sind nicht immerdeckungsgleich. Wie wird sich die Gesellschaft in denkommenden 50 Jahren verändern und welche Auswir-kungen haben diese Veränderungen auf die Zukunft derAlpen?Mit: Prof. Dr. Niko Paech, Volkswirtschaftler, Uni Oldenburg; Prof. Dr.

Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings; Erwin

Rothgang, Präsident CIPRA Deutschland; Prof. Hubert Weiger, Vorsitzen-

der BUND; Josef Klenner, Präsident DAV; Robert Renzler, Generalsekretär

OeAV. Moderation:

Dr. Georg Bayerle, Bayerischer Rundfunk

Donnerstag, 15. Mai 2014, 19.30 Uhr. Eintritt frei

Lesung MICHAEL HAMPE. „TUNGUSKA ODER DAS ENDE DERNATUR“„Die Vorstellung, Natur sei etwas Seiendes, das demMenschen oder der Gesellschaft gegenüberstehe, führtin die Irre“, schreibt der Philosoph und Autor MichaelHampe (ETH Zürich). Er hinterfragt in seinen Büchernund Aufsätzen die Naturideologien, die auch den Erzäh-lungen der Erschließungs- und Naturschutzgeschichteim Alpenraum zu Grunde liegen. In „Tunguska oder DasEnde der Natur“ versucht Hampe, anhand eines fiktivenStreitgesprächs vierer Wissenschaftler, dem Rätsel desNaturbegriffs auf den Grund zu gehen.Donnerstag, 26. Juni 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Fachworkshop DIE TOURISMUSENTWICKLUNG IN DEN ALPENZiel des Workshops ist es, einen Impuls für die Umsetzungvon nachhaltigen Alternativen für den Alpentourismus inBayern jenseits harter Erschließungsmaßnahmen undFunparktourismus zu setzen.Mittwoch, 23. Juli 2014

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AUSSTELLUNG

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE IM ALPENRAUMWelchen Preis wollen wir für unsere Energieversorgungund einen nahezu unbegrenzten Tourismus bezahlen?Was bedeuten die Alpen für uns und was bedeutet die Realisierung der aktuellen Erschließungsprojekte? Fotos,Presseartikel, Karten, Hörfunk- und Videomitschnittezeigen fast zweihundert größere Maßnahmen, die in denletzten Jahren realisiert wurden oder in Planung sind. Einbesonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf Ursachenund Mechanismen, die hinter dem zunehmenden Ausbauder Infrastruktur stehen. Sie richtet ihren Blick zudemauf den gesamten Alpenbogen und thematisiert Abhän-gigkeiten quer über politische und geografische Grenzenhinweg, aber auch unterschiedliche Wege im Umgangmit Intensivtourismus und Energiegewinnung.

Gleichzeitig zeigen historische Gemälde des Alpinen Museums, Texte aus dreihundert Jahren Alpenbegeisterungund Interviews mit Einheimischen, welchen Stellenwertund welche besondere Erlebnisqualität die Kultur- undNaturlandschaft der Alpen in unserer Gesellschaft hatund worauf wir verzichten, wenn wir sie im geplantenMaße erschließen.

Die Besucherinnen und Besucher können sich zudemüber positive Erschließungsprojekte informieren. Bücherund Medien stellen Projekte zu einer nachhaltigen Wirtschaft und zum sanften Tourismus im Alpenraumvor. Donnerstag, 13. März 2014 bis Sonntag, 15. Februar2015. Dienstag bis Freitag 13-18 Uhr, Samstag undSonntag 11-18 Uhr. Geschlossen am 18., 24.4., 24., 25., 31.12.2014 und 1.1.2015

In Kooperation mit den Münchner KammerspielenSzenische LesungELFRIEDE JELINEK. „IN DEN ALPEN“Das Stück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek behandelt, ausgehend vom Bergbahnunglück in Kaprunim November 2000, das komplexe Verhältnis von Kultur,Technik und Natur. Die Welt des modernen Massentouris-mus ist für Jelinek ein beliebig nutzbarer Freizeitpark,geprägt von der Gier nach Profitmaximierung. Dem gegenüber stellt sie die Frühgeschichte des Alpinismus,als die Berge noch als Naturereignis gefeiert wurden, allerdings als elitäres Erlebnis einer Minderheit unterAusgrenzung der Massen. Die Erschließung der Alpenmündet für Jelinek im „Unrettbaren, aufgebaut auf Größenwahn, Ehrgeiz und […] Ausbeutung von solchen,die ‚nicht dazugehören‘".Termin und Aufführungsort noch offen

Für alle Veranstaltungen wird um eine Anmeldung gebeten: [email protected]; Tel. +49 89 21 12 24 0

Im Anschluss an die Veranstaltungen lädt der Alpenvereinzum Austausch bei Brot und Wein.

FÜHRUNGEN UND VERMITTLUNG

WASSER IN DEN ALPEN In der Sonderausstellung erkunden wir, wie Wassernutzungund Wasserverbrauch die Alpenlandschaft und den Natur-raum verändern. Anschließend gehen wir in Experimentendem Element Wasser auf den Grund und erstellen eineWasser-Panoramakarte der Alpen. Für Kinder von 7-12 Jahren, 2 Stunden, € 65 zzgl. € 1 Material pro Person

ZUKUNFT SCHÖNE ALPEN. WO SOLL ES HINGEHEN?Mit der Frage, wie der historisch gewachsene Kultur- undNaturraum Alpen von uns wahrgenommen und erlebt wird,schauen wir uns die Erschließungsprojekte im Alpenrauman. Was bedeuten Zerstörung und Bewahrung für uns,wie können wir die Zukunft der Alpen mitgestalten? Für Jugendliche ab 13 Jahren, 2 Stunden, € 65

EXPERTENFÜHRUNGEN zu verschiedenen Themen derAusstellung. Termine werden bekannt gegeben.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.alpenverein.de und [email protected]

Alpines Museum des DAVPraterinsel 5, 80538 München, Tel. +49 89 211 22 40,email: [email protected], www.alpines-museum.de

Bildnachweis: Foto aus der Serie BergWerk. Lois Hechenblaikner (Titel);

fiktive Montage des OeAV über eine geplante Windkraftanlage am Sattel-

berg (Brennerberge); Bau des Pumpspeicherkraftwerkes Muttsee, Glarner

Alpen. Alpines Museum des DAV, 2013; Lastenträger. Postkarte, um

1900. Archiv des DAV; Triassic Parc auf der Steinplatte (Tirol). Alpines

Museum des DAV, 2013; Still aus dem Film "Schnee" von August Pflug-

felder, 2012; Karte des Alpenbogens. Eurac Research Bolzano/Bozen,

Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement; Albrecht

von Haller. Les Alpes / Die Alpen. Bern 1795. Bibliothek des DAV; Ski-

erschließung des Piz Val Gronda (Samnaungruppe). Josef Essl, 2013;

Schnupftabakdose mit Gletscherminiatur, um 1800. Alpines Museum

des DAV

Veranstaltungsreihe und Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTEIM ALPENRAUM

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Lesung und Gesprächsrunde„DIE ALPEN IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR“– KONSTRUKTION, WAHRNEHMUNG UND MEDIALISIE-RUNG DER ALPEN IN LITERATUR UND KUNSTDer von Johann Georg Lughofer herausgegebene Sammelband betrachtet Lebenswelt und Topographieder Alpen aus der Perspektive der deutschsprachigen Literatur. Im Mittelpunkt steht der Mythos Berg alsGrundlage nationaler und subversiver Identitäten. Überdie Konstruktion der Alpen als „locus amoenus“, als romantische Gegenwelt zu Stadt und Meer, über ihre Bedeutung als Rückzugs- und Schutzgebiet sowie überdie Auswirkungen des Tourismus und der Alpenvermark-tung auf Kultur und Natur sprechen und diskutieren dieGermanisten Wolfgang Hackl (Universität Innsbruck)und Johann Georg Lughofer (Universität Ljubljana).Mittwoch, 24. September 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Lesung und GesprächsrundeJÜRGEN GOLDSTEIN. „DIE ENTDECKUNG DER NATUR.ETAPPEN EINER ERFAHRUNGSGESCHICHTE“Naturwahrnehmung und -erfahrung waren lange Zeit eineGeschichte der Natureroberung und Kolonialisierung, dieimmer auch die Gestaltung von Naturräumen zum Ziel hatte.In der künstlerischen Verarbeitung dieser Wahrnehmungs-und Erschließungsgeschichte stand von Beginn an daswahrnehmende Individuum im Mittelpunkt. Dem widmetsich der Philosoph und Autor Jürgen Goldstein (Universi-tät Koblenz-Landau) in seinem Buch „Die Entdeckung derNatur“. Im Gespräch mit Ute Mings, Bayerischer Rundfunk,beleuchtet Goldstein anhand bedeutsamer literarischerWegmarken (Petrarca, Goethe, Handke, u.a.) die Entwicklung der menschlichen Naturbetrachtung.Mittwoch, 22. Oktober 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

PodiumsdiskussionVISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT DER ALPENDas Bild der Alpen ist vielgestaltig, genauso wie die Vor-stellungen über ihre zukünftige Entwicklung. Dabei istdie Zukunft der Alpen auch stark von den gesellschaft-lichen Rahmenbedingungen abhängig. Und auch die Positionen der Naturschutzverbände sind nicht immerdeckungsgleich. Wie wird sich die Gesellschaft in denkommenden 50 Jahren verändern und welche Auswir-kungen haben diese Veränderungen auf die Zukunft derAlpen?Mit: Prof. Dr. Niko Paech, Volkswirtschaftler, Uni Oldenburg; Prof. Dr.

Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings; Erwin

Rothgang, Präsident CIPRA Deutschland; Prof. Hubert Weiger, Vorsitzen-

der BUND; Josef Klenner, Präsident DAV; Robert Renzler, Generalsekretär

OeAV. Moderation:

Dr. Georg Bayerle, Bayerischer Rundfunk

Donnerstag, 15. Mai 2014, 19.30 Uhr. Eintritt frei

Lesung MICHAEL HAMPE. „TUNGUSKA ODER DAS ENDE DERNATUR“„Die Vorstellung, Natur sei etwas Seiendes, das demMenschen oder der Gesellschaft gegenüberstehe, führtin die Irre“, schreibt der Philosoph und Autor MichaelHampe (ETH Zürich). Er hinterfragt in seinen Büchernund Aufsätzen die Naturideologien, die auch den Erzäh-lungen der Erschließungs- und Naturschutzgeschichteim Alpenraum zu Grunde liegen. In „Tunguska oder DasEnde der Natur“ versucht Hampe, anhand eines fiktivenStreitgesprächs vierer Wissenschaftler, dem Rätsel desNaturbegriffs auf den Grund zu gehen.Donnerstag, 26. Juni 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Fachworkshop DIE TOURISMUSENTWICKLUNG IN DEN ALPENZiel des Workshops ist es, einen Impuls für die Umsetzungvon nachhaltigen Alternativen für den Alpentourismus inBayern jenseits harter Erschließungsmaßnahmen undFunparktourismus zu setzen.Mittwoch, 23. Juli 2014

folder_final_sonderfarbe hks7_zweizeiler_2_Layout 1 09.10.13 15:08 Seite 1

AUSSTELLUNG

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE IM ALPENRAUMWelchen Preis wollen wir für unsere Energieversorgungund einen nahezu unbegrenzten Tourismus bezahlen?Was bedeuten die Alpen für uns und was bedeutet die Realisierung der aktuellen Erschließungsprojekte? Fotos,Presseartikel, Karten, Hörfunk- und Videomitschnittezeigen fast zweihundert größere Maßnahmen, die in denletzten Jahren realisiert wurden oder in Planung sind. Einbesonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf Ursachenund Mechanismen, die hinter dem zunehmenden Ausbauder Infrastruktur stehen. Sie richtet ihren Blick zudemauf den gesamten Alpenbogen und thematisiert Abhän-gigkeiten quer über politische und geografische Grenzenhinweg, aber auch unterschiedliche Wege im Umgangmit Intensivtourismus und Energiegewinnung.

Gleichzeitig zeigen historische Gemälde des Alpinen Museums, Texte aus dreihundert Jahren Alpenbegeisterungund Interviews mit Einheimischen, welchen Stellenwertund welche besondere Erlebnisqualität die Kultur- undNaturlandschaft der Alpen in unserer Gesellschaft hatund worauf wir verzichten, wenn wir sie im geplantenMaße erschließen.

Die Besucherinnen und Besucher können sich zudemüber positive Erschließungsprojekte informieren. Bücherund Medien stellen Projekte zu einer nachhaltigen Wirtschaft und zum sanften Tourismus im Alpenraumvor. Donnerstag, 13. März 2014 bis Sonntag, 15. Februar2015. Dienstag bis Freitag 13-18 Uhr, Samstag undSonntag 11-18 Uhr. Geschlossen am 18., 24.4., 24., 25., 31.12.2014 und 1.1.2015

In Kooperation mit den Münchner KammerspielenSzenische LesungELFRIEDE JELINEK. „IN DEN ALPEN“Das Stück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek behandelt, ausgehend vom Bergbahnunglück in Kaprunim November 2000, das komplexe Verhältnis von Kultur,Technik und Natur. Die Welt des modernen Massentouris-mus ist für Jelinek ein beliebig nutzbarer Freizeitpark,geprägt von der Gier nach Profitmaximierung. Dem gegenüber stellt sie die Frühgeschichte des Alpinismus,als die Berge noch als Naturereignis gefeiert wurden, allerdings als elitäres Erlebnis einer Minderheit unterAusgrenzung der Massen. Die Erschließung der Alpenmündet für Jelinek im „Unrettbaren, aufgebaut auf Größenwahn, Ehrgeiz und […] Ausbeutung von solchen,die ‚nicht dazugehören‘".Termin und Aufführungsort noch offen

Für alle Veranstaltungen wird um eine Anmeldung gebeten: [email protected]; Tel. +49 89 21 12 24 0

Im Anschluss an die Veranstaltungen lädt der Alpenvereinzum Austausch bei Brot und Wein.

FÜHRUNGEN UND VERMITTLUNG

WASSER IN DEN ALPEN In der Sonderausstellung erkunden wir, wie Wassernutzungund Wasserverbrauch die Alpenlandschaft und den Natur-raum verändern. Anschließend gehen wir in Experimentendem Element Wasser auf den Grund und erstellen eineWasser-Panoramakarte der Alpen. Für Kinder von 7-12 Jahren, 2 Stunden, € 65 zzgl. € 1 Material pro Person

ZUKUNFT SCHÖNE ALPEN. WO SOLL ES HINGEHEN?Mit der Frage, wie der historisch gewachsene Kultur- undNaturraum Alpen von uns wahrgenommen und erlebt wird,schauen wir uns die Erschließungsprojekte im Alpenrauman. Was bedeuten Zerstörung und Bewahrung für uns,wie können wir die Zukunft der Alpen mitgestalten? Für Jugendliche ab 13 Jahren, 2 Stunden, € 65

EXPERTENFÜHRUNGEN zu verschiedenen Themen derAusstellung. Termine werden bekannt gegeben.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.alpenverein.de und [email protected]

Alpines Museum des DAVPraterinsel 5, 80538 München, Tel. +49 89 211 22 40,email: [email protected], www.alpines-museum.de

Bildnachweis: Foto aus der Serie BergWerk. Lois Hechenblaikner (Titel);

fiktive Montage des OeAV über eine geplante Windkraftanlage am Sattel-

berg (Brennerberge); Bau des Pumpspeicherkraftwerkes Muttsee, Glarner

Alpen. Alpines Museum des DAV, 2013; Lastenträger. Postkarte, um

1900. Archiv des DAV; Triassic Parc auf der Steinplatte (Tirol). Alpines

Museum des DAV, 2013; Still aus dem Film "Schnee" von August Pflug-

felder, 2012; Karte des Alpenbogens. Eurac Research Bolzano/Bozen,

Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement; Albrecht

von Haller. Les Alpes / Die Alpen. Bern 1795. Bibliothek des DAV; Ski-

erschließung des Piz Val Gronda (Samnaungruppe). Josef Essl, 2013;

Schnupftabakdose mit Gletscherminiatur, um 1800. Alpines Museum

des DAV

Veranstaltungsreihe und Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTEIM ALPENRAUM

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Lesung und Gesprächsrunde„DIE ALPEN IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR“– KONSTRUKTION, WAHRNEHMUNG UND MEDIALISIE-RUNG DER ALPEN IN LITERATUR UND KUNSTDer von Johann Georg Lughofer herausgegebene Sammelband betrachtet Lebenswelt und Topographieder Alpen aus der Perspektive der deutschsprachigen Literatur. Im Mittelpunkt steht der Mythos Berg alsGrundlage nationaler und subversiver Identitäten. Überdie Konstruktion der Alpen als „locus amoenus“, als romantische Gegenwelt zu Stadt und Meer, über ihre Bedeutung als Rückzugs- und Schutzgebiet sowie überdie Auswirkungen des Tourismus und der Alpenvermark-tung auf Kultur und Natur sprechen und diskutieren dieGermanisten Wolfgang Hackl (Universität Innsbruck)und Johann Georg Lughofer (Universität Ljubljana).Mittwoch, 24. September 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Lesung und GesprächsrundeJÜRGEN GOLDSTEIN. „DIE ENTDECKUNG DER NATUR.ETAPPEN EINER ERFAHRUNGSGESCHICHTE“Naturwahrnehmung und -erfahrung waren lange Zeit eineGeschichte der Natureroberung und Kolonialisierung, dieimmer auch die Gestaltung von Naturräumen zum Ziel hatte.In der künstlerischen Verarbeitung dieser Wahrnehmungs-und Erschließungsgeschichte stand von Beginn an daswahrnehmende Individuum im Mittelpunkt. Dem widmetsich der Philosoph und Autor Jürgen Goldstein (Universi-tät Koblenz-Landau) in seinem Buch „Die Entdeckung derNatur“. Im Gespräch mit Ute Mings, Bayerischer Rundfunk,beleuchtet Goldstein anhand bedeutsamer literarischerWegmarken (Petrarca, Goethe, Handke, u.a.) die Entwicklung der menschlichen Naturbetrachtung.Mittwoch, 22. Oktober 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

PodiumsdiskussionVISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT DER ALPENDas Bild der Alpen ist vielgestaltig, genauso wie die Vor-stellungen über ihre zukünftige Entwicklung. Dabei istdie Zukunft der Alpen auch stark von den gesellschaft-lichen Rahmenbedingungen abhängig. Und auch die Positionen der Naturschutzverbände sind nicht immerdeckungsgleich. Wie wird sich die Gesellschaft in denkommenden 50 Jahren verändern und welche Auswir-kungen haben diese Veränderungen auf die Zukunft derAlpen?Mit: Prof. Dr. Niko Paech, Volkswirtschaftler, Uni Oldenburg; Prof. Dr.

Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings; Erwin

Rothgang, Präsident CIPRA Deutschland; Prof. Hubert Weiger, Vorsitzen-

der BUND; Josef Klenner, Präsident DAV; Robert Renzler, Generalsekretär

OeAV. Moderation:

Dr. Georg Bayerle, Bayerischer Rundfunk

Donnerstag, 15. Mai 2014, 19.30 Uhr. Eintritt frei

Lesung MICHAEL HAMPE. „TUNGUSKA ODER DAS ENDE DERNATUR“„Die Vorstellung, Natur sei etwas Seiendes, das demMenschen oder der Gesellschaft gegenüberstehe, führtin die Irre“, schreibt der Philosoph und Autor MichaelHampe (ETH Zürich). Er hinterfragt in seinen Büchernund Aufsätzen die Naturideologien, die auch den Erzäh-lungen der Erschließungs- und Naturschutzgeschichteim Alpenraum zu Grunde liegen. In „Tunguska oder DasEnde der Natur“ versucht Hampe, anhand eines fiktivenStreitgesprächs vierer Wissenschaftler, dem Rätsel desNaturbegriffs auf den Grund zu gehen.Donnerstag, 26. Juni 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Fachworkshop DIE TOURISMUSENTWICKLUNG IN DEN ALPENZiel des Workshops ist es, einen Impuls für die Umsetzungvon nachhaltigen Alternativen für den Alpentourismus inBayern jenseits harter Erschließungsmaßnahmen undFunparktourismus zu setzen.Mittwoch, 23. Juli 2014

folder_final_sonderfarbe hks7_zweizeiler_2_Layout 1 09.10.13 15:08 Seite 1

AUSSTELLUNG

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE IM ALPENRAUMWelchen Preis wollen wir für unsere Energieversorgungund einen nahezu unbegrenzten Tourismus bezahlen?Was bedeuten die Alpen für uns und was bedeutet die Realisierung der aktuellen Erschließungsprojekte? Fotos,Presseartikel, Karten, Hörfunk- und Videomitschnittezeigen fast zweihundert größere Maßnahmen, die in denletzten Jahren realisiert wurden oder in Planung sind. Einbesonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf Ursachenund Mechanismen, die hinter dem zunehmenden Ausbauder Infrastruktur stehen. Sie richtet ihren Blick zudemauf den gesamten Alpenbogen und thematisiert Abhän-gigkeiten quer über politische und geografische Grenzenhinweg, aber auch unterschiedliche Wege im Umgangmit Intensivtourismus und Energiegewinnung.

Gleichzeitig zeigen historische Gemälde des Alpinen Museums, Texte aus dreihundert Jahren Alpenbegeisterungund Interviews mit Einheimischen, welchen Stellenwertund welche besondere Erlebnisqualität die Kultur- undNaturlandschaft der Alpen in unserer Gesellschaft hatund worauf wir verzichten, wenn wir sie im geplantenMaße erschließen.

Die Besucherinnen und Besucher können sich zudemüber positive Erschließungsprojekte informieren. Bücherund Medien stellen Projekte zu einer nachhaltigen Wirtschaft und zum sanften Tourismus im Alpenraumvor. Donnerstag, 13. März 2014 bis Sonntag, 15. Februar2015. Dienstag bis Freitag 13-18 Uhr, Samstag undSonntag 11-18 Uhr. Geschlossen am 18., 24.4., 24., 25., 31.12.2014 und 1.1.2015

In Kooperation mit den Münchner KammerspielenSzenische LesungELFRIEDE JELINEK. „IN DEN ALPEN“Das Stück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek behandelt, ausgehend vom Bergbahnunglück in Kaprunim November 2000, das komplexe Verhältnis von Kultur,Technik und Natur. Die Welt des modernen Massentouris-mus ist für Jelinek ein beliebig nutzbarer Freizeitpark,geprägt von der Gier nach Profitmaximierung. Dem gegenüber stellt sie die Frühgeschichte des Alpinismus,als die Berge noch als Naturereignis gefeiert wurden, allerdings als elitäres Erlebnis einer Minderheit unterAusgrenzung der Massen. Die Erschließung der Alpenmündet für Jelinek im „Unrettbaren, aufgebaut auf Größenwahn, Ehrgeiz und […] Ausbeutung von solchen,die ‚nicht dazugehören‘".Termin und Aufführungsort noch offen

Für alle Veranstaltungen wird um eine Anmeldung gebeten: [email protected]; Tel. +49 89 21 12 24 0

Im Anschluss an die Veranstaltungen lädt der Alpenvereinzum Austausch bei Brot und Wein.

FÜHRUNGEN UND VERMITTLUNG

WASSER IN DEN ALPEN In der Sonderausstellung erkunden wir, wie Wassernutzungund Wasserverbrauch die Alpenlandschaft und den Natur-raum verändern. Anschließend gehen wir in Experimentendem Element Wasser auf den Grund und erstellen eineWasser-Panoramakarte der Alpen. Für Kinder von 7-12 Jahren, 2 Stunden, € 65 zzgl. € 1 Material pro Person

ZUKUNFT SCHÖNE ALPEN. WO SOLL ES HINGEHEN?Mit der Frage, wie der historisch gewachsene Kultur- undNaturraum Alpen von uns wahrgenommen und erlebt wird,schauen wir uns die Erschließungsprojekte im Alpenrauman. Was bedeuten Zerstörung und Bewahrung für uns,wie können wir die Zukunft der Alpen mitgestalten? Für Jugendliche ab 13 Jahren, 2 Stunden, € 65

EXPERTENFÜHRUNGEN zu verschiedenen Themen derAusstellung. Termine werden bekannt gegeben.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.alpenverein.de und [email protected]

Alpines Museum des DAVPraterinsel 5, 80538 München, Tel. +49 89 211 22 40,email: [email protected], www.alpines-museum.de

Bildnachweis: Foto aus der Serie BergWerk. Lois Hechenblaikner (Titel);

fiktive Montage des OeAV über eine geplante Windkraftanlage am Sattel-

berg (Brennerberge); Bau des Pumpspeicherkraftwerkes Muttsee, Glarner

Alpen. Alpines Museum des DAV, 2013; Lastenträger. Postkarte, um

1900. Archiv des DAV; Triassic Parc auf der Steinplatte (Tirol). Alpines

Museum des DAV, 2013; Still aus dem Film "Schnee" von August Pflug-

felder, 2012; Karte des Alpenbogens. Eurac Research Bolzano/Bozen,

Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement; Albrecht

von Haller. Les Alpes / Die Alpen. Bern 1795. Bibliothek des DAV; Ski-

erschließung des Piz Val Gronda (Samnaungruppe). Josef Essl, 2013;

Schnupftabakdose mit Gletscherminiatur, um 1800. Alpines Museum

des DAV

Veranstaltungsreihe und Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins

ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTEIM ALPENRAUM

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MLesung und Gesprächsrunde„DIE ALPEN IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR“– KONSTRUKTION, WAHRNEHMUNG UND MEDIALISIE-RUNG DER ALPEN IN LITERATUR UND KUNSTDer von Johann Georg Lughofer herausgegebene Sammelband betrachtet Lebenswelt und Topographieder Alpen aus der Perspektive der deutschsprachigen Literatur. Im Mittelpunkt steht der Mythos Berg alsGrundlage nationaler und subversiver Identitäten. Überdie Konstruktion der Alpen als „locus amoenus“, als romantische Gegenwelt zu Stadt und Meer, über ihre Bedeutung als Rückzugs- und Schutzgebiet sowie überdie Auswirkungen des Tourismus und der Alpenvermark-tung auf Kultur und Natur sprechen und diskutieren dieGermanisten Wolfgang Hackl (Universität Innsbruck)und Johann Georg Lughofer (Universität Ljubljana).Mittwoch, 24. September 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Lesung und GesprächsrundeJÜRGEN GOLDSTEIN. „DIE ENTDECKUNG DER NATUR.ETAPPEN EINER ERFAHRUNGSGESCHICHTE“Naturwahrnehmung und -erfahrung waren lange Zeit eineGeschichte der Natureroberung und Kolonialisierung, dieimmer auch die Gestaltung von Naturräumen zum Ziel hatte.In der künstlerischen Verarbeitung dieser Wahrnehmungs-und Erschließungsgeschichte stand von Beginn an daswahrnehmende Individuum im Mittelpunkt. Dem widmetsich der Philosoph und Autor Jürgen Goldstein (Universi-tät Koblenz-Landau) in seinem Buch „Die Entdeckung derNatur“. Im Gespräch mit Ute Mings, Bayerischer Rundfunk,beleuchtet Goldstein anhand bedeutsamer literarischerWegmarken (Petrarca, Goethe, Handke, u.a.) die Entwicklung der menschlichen Naturbetrachtung.Mittwoch, 22. Oktober 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

PodiumsdiskussionVISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT DER ALPENDas Bild der Alpen ist vielgestaltig, genauso wie die Vor-stellungen über ihre zukünftige Entwicklung. Dabei istdie Zukunft der Alpen auch stark von den gesellschaft-lichen Rahmenbedingungen abhängig. Und auch die Positionen der Naturschutzverbände sind nicht immerdeckungsgleich. Wie wird sich die Gesellschaft in denkommenden 50 Jahren verändern und welche Auswir-kungen haben diese Veränderungen auf die Zukunft derAlpen?Mit: Prof. Dr. Niko Paech, Volkswirtschaftler, Uni Oldenburg; Prof. Dr.

Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings; Erwin

Rothgang, Präsident CIPRA Deutschland; Prof. Hubert Weiger, Vorsitzen-

der BUND; Josef Klenner, Präsident DAV; Robert Renzler, Generalsekretär

OeAV. Moderation:

Dr. Georg Bayerle, Bayerischer Rundfunk

Donnerstag, 15. Mai 2014, 19.30 Uhr. Eintritt frei

Lesung MICHAEL HAMPE. „TUNGUSKA ODER DAS ENDE DERNATUR“„Die Vorstellung, Natur sei etwas Seiendes, das demMenschen oder der Gesellschaft gegenüberstehe, führtin die Irre“, schreibt der Philosoph und Autor MichaelHampe (ETH Zürich). Er hinterfragt in seinen Büchernund Aufsätzen die Naturideologien, die auch den Erzäh-lungen der Erschließungs- und Naturschutzgeschichteim Alpenraum zu Grunde liegen. In „Tunguska oder DasEnde der Natur“ versucht Hampe, anhand eines fiktivenStreitgesprächs vierer Wissenschaftler, dem Rätsel desNaturbegriffs auf den Grund zu gehen.Donnerstag, 26. Juni 2014, 19.30 Uhr. Eintritt € 8, für Alpenvereinsmitglieder € 5

Fachworkshop DIE TOURISMUSENTWICKLUNG IN DEN ALPENZiel des Workshops ist es, einen Impuls für die Umsetzungvon nachhaltigen Alternativen für den Alpentourismus inBayern jenseits harter Erschließungsmaßnahmen undFunparktourismus zu setzen.Mittwoch, 23. Juli 2014

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Dokumentation zur Ausstellung im Alpinen Museumdes Deutschen Alpenvereins14. März 2014 bis 15. Februar 2015

ALPEN UNTER DRUCK.ERSCHLIESSUNGSPROJEKTEIM ALPENRAUM

Page 2: Alpen unter Druck
Page 3: Alpen unter Druck

INHALT

Übersichtskarten

Einleitung

Alpentourismus

Energie

Die Alpen – Ein europaweites Anliegen

Erschließungsprojekte in Deutschland

Erschließungsprojekte in Österreich

Erschließungsprojekte in Südtirol

Erschließungsprojekte in Italien

Erschließungsprojekte in der Schweiz

Erschließungsprojekte in Slowenien

Erschließungsprojekte in Frankreich

Alternativen

Impressum

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Vom Menschen überformtes Hochgebirge: Skigebiete und Wasserkraftgewinnung (Stauseen, Wasserableitungen) im Stubai- und Ötztal. Tobias Hipp, 2014

SKIGEBIETSERSCHLIEßUNGEN UND WASSERKRAFTNUTZUNG IM HOCHGEBIRGE AM BEISPIEL STUBAI- UND ÖTZTAL

Page 5: Alpen unter Druck

Vom Menschen überformtes Hochgebirge: Skigebiete und Wasserkraftgewinnung (Stauseen, Wasserableitungen) im Stubai- und Ötztal. Tobias Hipp, 2014

SKIGEBIETSERSCHLIESSUNGEN

Skigebietsgrenzen aktuell

Mögliche Skigebietsgrenzen in Zukunft

WASSERKRAFTNUTZUNG

Stausee aktuell

Stausee Projekt

Unterirdische Wasserzuleitungen: aktuell

Unterirdische Wasserzuleitungen: Projekt

Durch Wasserkraft regulierte Flüsse: aktuell

Durch Wasserkraft regulierte Flüsse: Projekt

0 5 Kilometer

Page 6: Alpen unter Druck

DAS „HERAUSRAGENDE“ DER ALPENDie Alpen ragen heraus aus Europa – durch ihre Höhe, ihreSchroffheit und die eisigen klimatischen Bedingungen in ihrenGletscherregionen. Das machte sie sperrig und wirtschaftlichuninteressant im Vergleich zu den Ebenen. In vielen Regionenfand die Industrialisierung nur verzögert und wenig ausgeprägtstatt. Bis heute widersetzen sich große Teile der Alpen dem technischen Zugriff.

So überdauerten Räume einer kaum erschlossenen Natur mitvom Menschen nur extensiv genutzten Landschaften. Unterhalbder hochalpinen Gebiete halten sich traditionelle Produktions-weisen der Landwirtschaft, die in den anderen Regionen Mitteleuropas schon längst verschwunden sind. Fels- und Gebirgsformationen, unterschiedliche Klima- und Vegetations-zonen, Wildnis, wenig berührtes Gelände und damit verzahnteAlmen haben Natur- und Kulturlandschaften von außergewöhn-licher Schönheit und überbordender Artenvielfalt ausgebildet.

DER TOURISMUSMit der Aufklärung und beginnenden Industrialisierung wurdendie Alpen als faszinierender Gegenpol zu unserer Zivilisationentdeckt. Es entstand der moderne Tourismus, an dessen Ent-wicklung und Erschließung – oder sollte man sagen „Erfindung“?– die Alpenvereine maßgeblich beteiligt waren. Das Spektrumreicht von den Alpen als „Fluchtort“ vor den komplexen undhohen Ansprüchen der modernen Gesellschaft über einen Ortder Regeneration und Erholung bis zu den Alpen als Raum derKontemplation, der Gefahr und des Abenteuers.

DIE ENERGIEWegen ihres Reliefs sind die Alpen idealer Produktionsort vonelektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen. Viel Wasser aus Niederschlägen, Abflüssen aus benachbarten Tälern und aus dem „ewigen“ Eis lässt sich technisch relativ einfach in gewaltigen Stauseen in den Hochtälern speichern. Millionen von Kubikmetern Wasser können in Kraftwerken verstromt und weiter abwärts – in früher reißenden, nun kanalisierten und gestauten Bächen und Flüssen – mehrmals „nachverstromt“werden.

ALPEN UNTER DRUCKDie Alpen ragen heraus. Deshalb sind sie ein Hotspot des mo-dernen Tourismus und ein Raum mit großen Energieressourcen.Ohne unsere Achtsamkeit und Gegenwehr werden der Wett-bewerbsdruck im Tourismus und der wachsende Bedarf nacherneuerbarer Energie dafür sorgen, dass der Druck auf den Naturraum Alpen, aber auch auf unsere „Berge im Kopf“, weiterzunimmt.

Die Alpen ragen heraus. Sie könnten auch eingeebnet werden:biologisch, energetisch, hydrologisch, journalistisch, kulturell,ökologisch, technisch, touristisch und symbolisch. Als Touristen,Bergsteiger, Naturliebhaber und als Konsumenten von Energiesind wir selbst daran beteiligt. Wir sollten uns diese „heraus-ragenden“ Alpen nicht nehmen (lassen).

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Interview mit David Lama, Spitzenkletterer Innsbruck, 2014►

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ZUR AUSSTELLUNGDie Ausstellung wurde gemeinsam erarbeitet vom Deutschen Alpenverein und den anderen Alpenvereinen des Alpenbogens.Unser Ziel ist es, den übersteigerten Raum- und Ressourcen-verbrauch in den Alpen und seine Konsequenzen zu themati-sieren. Dies möchten wir als wichtigen Punkt in die aktuellenDiskussionen zum Tourismus, zur Energiewende und zur weiteren Entwicklung unserer Gesellschaft einbringen.

Die gezeigten Erschließungsmaßnahmen sind weit von einemvollständigen Überblick entfernt. Es werden vor allem solcheProjekte mit einem besonders großen Landschaftsverbrauchdargestellt und solche, die beispielhaft für aktuelle Entwicklungenstehen. Sie wurden in den letzten Jahren realisiert oder befindensich in der Umsetzung beziehungsweise Planung. Die Ausstellungkonzentriert sich auf die Themen Intensivtourismus und Energie-gewinnung. Sie betreffen insbesondere die Berg- und Gipfel-regionen, auf die die Alpenvereine traditionell ihr besonderesAugenmerk richten.

Daneben gibt es weitere große Problemfelder im Alpenraum, die in dieser Ausstellung nicht vertieft werden können. Dazu gehören die überall wachsende Mobilität und der steigende Verkehr entlang der großen Transitachsen, aber auch der weitereAusbau von Alm- und Forststraßen. Ein wiederum anderesThema ist der enorme Entwicklungsdruck auf die Großstädte am Alpenrand sowie die Zersiedlung rund um die inneralpinenBallungsräume wie im Inntal und bei Grenoble. Demgegenüberstehen fehlende wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspek-tiven in anderen Regionen, die zu einer Entsiedlung ganzer Tälerführen, beispielsweise in den West- und Südalpen.

Oft sind die Erschließungsprojekte den Alpenvereinen nur unzu-länglich bekannt. Die Planungen ändern sich zudem schnell. Inder Ausstellung wird der aktuelle Wissensstand wiedergegeben;das Datum der letzten Recherche ist vermerkt.

An der Ausstellung beteiligt waren neben den Alpenvereinen die Dachverbände Club Arc Alpin und die Internationale Alpen-schutzkommission CIPRA sowie CIPRA Deutschland. An der Konzeption arbeiteten zudem maßgeblich mit der Verein zumSchutz der Bergwelt und die Gesellschaft für ökologische For-schung. Zahlreiche weitere Umwelt- und Naturschutzverbände,Bürgerinitiativen und sonstige Engagierte brachten ihr Wissenvon vor Ort ein, gaben Auskünfte, sammelten Materialien undDokumente, fotografierten, redigierten Texte und stellten weitereKontakte her. Ohne sie wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen. Die vollständige Übersicht ist im Impressum der Ausstellung zu finden.

Interview mit Sonja Hölzer, Naturpark Nadelfluhkette, 2014►

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DIE ERSCHLIEßUNG DER ALPEN DURCH SKIGEBIETE UND WASSERKRAFTNUTZUNG 1954

Page 9: Alpen unter Druck

DIE ERSCHLIESSUNG DER ALPEN 1954 BIS HEUTE

Lina Riedmiller. Catharina Stolz. Quellen: „Mit Auto und Ski in die Alpen“ (ADAC), 1954 und ADAC Skiatlas 2012 (Ski); Tirol Atlas, 2007 (Wasserkraft), Kartengrundlage ESRI Basecamp 2012, Schumerung Swisstopo 2013

Der Alpenraum umfasst rund 190.000 Quadratkilometer (lt. Definition derAlpenkonvention, 1991). Er ist Teil der Staatsgebiete von Slowenien, Italien, Österreich, Deutschland. Liechtenstein, Frankreich und Monaco. Insgesamt leben hier 14 Millionen Menschen (2007).

Wasserkraftwerksanlagen und die skitouristische Infrastruktur haben den Alpenraum massiv geprägt und umgestaltet. Dies macht ein Vergleich mit dem Ausbau im Jahr 1954 deutlich:

SKITOURISMUS

1954 2012105 Skigebiete rund 450 Skigebiete570 Pistenkilometer 25.000 Pistenkilometer5 Pistenkilometer/ 55 Pistenkilometer/Skigebiet im Durchschnitt Skigebiet im Durchschnitt

WASSERKRAFT*1954 2006214 Wasserkraftwerke 499 Wasserkraftwerke12 Gigawatt Leistung gesamt 40.6 Gigawatt Leistung gesamt

* ab 10 Megawatt Leistung

DIE ERSCHLIESSUNG DER ALPEN 1954

SKIGEBIETEPisten (km) 0-95 > 95-250 > 250-650

WASSERKRAFTAusbauleistung 0-160 > 160-500 > 500-3000

Page 10: Alpen unter Druck

DIE ERSCHLIEßUNG DER ALPEN DURCH SKIGEBIETE UND WASSERKRAFTNUTZUNG HEUTE

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DIE ERSCHLIESSUNG DER ALPEN BIS HEUTE

SKIGEBIETE 2012Pisten (km) 0-95 > 95-250 > 250-650

WASSERKRAFT 2006Ausbauleistung 0-160 > 160-500 > 500-3000

WASSERKRAFT in Planung

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Die Alpen haben als Tourismusregion weltweite Strahlkraft. Mit 7,3 Millionen Gästebetten, geschätzten 60 Millionen Tages-touristen, 95 Millionen Mehrtagestouristen und 464 MillionenÜbernachtungen pro Jahr sind sie eine der bedeutendsten Ferienregionen der Welt. Die Ursprünge des Alpentourismusgehen bis in das frühe 18. Jahrhundert zurück. Lange lag derSchwerpunkt auf der Sommersaison. Erst nach dem ZweitenWeltkrieg verlagerte er sich in vielen Regionen der Alpen auf den Winter.

Der demografische Wandel – Stichwort: alternde Gesellschaft –,die Globalisierung des Reisens (Fern- und Flugreisen), die Zunahme des Tagestourismus, doch auch höhere Ansprüche,neue Freizeittrends und die Folgen des Klimawandels – in denAlpen in Form von steigender Schneeunsicherheit – veränderndas Reiseverhalten der Menschen. Das führt zu einem enormenKonkurrenzdruck unter den Anbietern touristischer Dienstleis-tungen in den Alpen. Die Infrastruktur wird ausgebaut und dieAngebotspalette gleichzeitig aufgefächert.

Verstärkt werden Kunden auf dem internationalen Markt undneue Zielgruppen angesprochen. Neben der Ausweitung massen-touristischer Angebote kommen Unterkünfte und Infrastrukturenfür hochpreisigen Luxusurlaub hinzu, mit großen Resorts, Golf-plätzen, gestylten Berghütten und neuen Skigebieten. Dies alles,einschließlich des ausufernden Zweitwohnungsbaus, belastetnicht nur Gemeindestrukturen und Ortsbilder. Vielmehr gehtdamit auch ein zusätzlicher Druck auf den Raum einher. Betroffensind oft gerade Berge und Täler, die noch eine hohe landschaftlicheQualität haben.

Die größten Investitionen werden noch immer für den Skitouris-mus getätigt, aber die Technisierung des Sommers zieht nach. Zu den Resultaten zählen die Inszenierung von „Erlebnisbergen“mit „Höhen-Events“ wie „Flying-Fox“, spektakulären Aussichts-plattformen, Downhill-Parks oder einem „Triassic-Park“ auf derGipfelstation. Disneyland lässt grüßen.

SKITOURISMUS

Entwicklung des Stubaier Gletscherskigebiets, 1972 bis heute. Tobias Hipp, 2012 (auf Grundlage der Angaben auf der Homepage der Wintersport Tirol AG & CO StubaierBergbahnen KG, www.stubaier-gletscher.com)

Ab den 1950er Jahren entwickelte sich der Skisport zum Mas-senphänomen, seit den späten 1960er Jahren fand der Ausbauder Skigebiete im Rekordtempo statt. 1957 gab es gerade einmal358 Bergbahnen und -lifte in Österreich und 1969 bereits 1.940,die 68 Millionen Personen jährlich beförderten. Heute hat Öster-reich mehr als 3.000 Seilbahn- und Liftanlagen und eine jährlicheBeförderung von 630 Millionen Personen (2006), 95 Prozentdavon im Winter. Im gesamten Alpenraum gibt es heute mehr als 900 Skigebiete.

Die Infrastrukturen des Skitourismus haben die betroffenen Regionen und Landschaften stark geprägt. Mit Skigebietserwei-terungen und -zusammenschlüssen in bisher naturbelassenenRäumen setzt sich diese Entwicklung fort.

Doch die Anzahl der Skifahrer stagniert. Das zeigen die „SkierDays“, die die Anzahl der Gäste erfassen, die an einem Tag einSkigebiet nutzen. Der Grund für die zahlreichen Kapazitäts-steigerungen, Neuerschließungen und Skigebietsverbindungenist die starke Konkurrenz der Skigebiete untereinander. Miteinem größeren Angebot von Pistenkilometern erhofft man sicheinen Wettbewerbsvorteil in einem stagnierenden Markt.

Entwicklung der Anzahl der Skier Days und Beförderungen (jeweils in Mio.) in Österreich von 2000/2001 bis 2012/2013. Wirtschaftsbericht der Seilbahnen – Trends Winter 2012/2013 (Manova GmbH, www.wko.at)

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Die Alpen haben als Tourismusregion weltweite Strahlkraft. Mit 7,3 Millionen Gästebetten, geschätzten 60 Millionen Tages-touristen, 95 Millionen Mehrtagestouristen und 464 MillionenÜbernachtungen pro Jahr sind sie eine der bedeutendsten Ferienregionen der Welt. Die Ursprünge des Alpentourismusgehen bis in das frühe 18. Jahrhundert zurück. Lange lag derSchwerpunkt auf der Sommersaison. Erst nach dem ZweitenWeltkrieg verlagerte er sich in vielen Regionen der Alpen auf den Winter.

Der demografische Wandel – Stichwort: alternde Gesellschaft –,die Globalisierung des Reisens (Fern- und Flugreisen), die Zunahme des Tagestourismus, doch auch höhere Ansprüche,neue Freizeittrends und die Folgen des Klimawandels – in denAlpen in Form von steigender Schneeunsicherheit – veränderndas Reiseverhalten der Menschen. Das führt zu einem enormenKonkurrenzdruck unter den Anbietern touristischer Dienstleis-tungen in den Alpen. Die Infrastruktur wird ausgebaut und dieAngebotspalette gleichzeitig aufgefächert.

Verstärkt werden Kunden auf dem internationalen Markt undneue Zielgruppen angesprochen. Neben der Ausweitung massen-touristischer Angebote kommen Unterkünfte und Infrastrukturenfür hochpreisigen Luxusurlaub hinzu, mit großen Resorts, Golf-plätzen, gestylten Berghütten und neuen Skigebieten. Dies alles,einschließlich des ausufernden Zweitwohnungsbaus, belastetnicht nur Gemeindestrukturen und Ortsbilder. Vielmehr gehtdamit auch ein zusätzlicher Druck auf den Raum einher. Betroffensind oft gerade Berge und Täler, die noch eine hohe landschaftlicheQualität haben.

Die größten Investitionen werden noch immer für den Skitouris-mus getätigt, aber die Technisierung des Sommers zieht nach. Zu den Resultaten zählen die Inszenierung von „Erlebnisbergen“mit „Höhen-Events“ wie „Flying-Fox“, spektakulären Aussichts-plattformen, Downhill-Parks oder einem „Triassic-Park“ auf derGipfelstation. Disneyland lässt grüßen.

SKITOURISMUS

Entwicklung des Stubaier Gletscherskigebiets, 1972 bis heute. Tobias Hipp, 2012 (auf Grundlage der Angaben auf der Homepage der Wintersport Tirol AG & CO StubaierBergbahnen KG, www.stubaier-gletscher.com)

Ab den 1950er Jahren entwickelte sich der Skisport zum Mas-senphänomen, seit den späten 1960er Jahren fand der Ausbauder Skigebiete im Rekordtempo statt. 1957 gab es gerade einmal358 Bergbahnen und -lifte in Österreich und 1969 bereits 1.940,die 68 Millionen Personen jährlich beförderten. Heute hat Öster-reich mehr als 3.000 Seilbahn- und Liftanlagen und eine jährlicheBeförderung von 630 Millionen Personen (2006), 95 Prozentdavon im Winter. Im gesamten Alpenraum gibt es heute mehr als 900 Skigebiete.

Die Infrastrukturen des Skitourismus haben die betroffenen Regionen und Landschaften stark geprägt. Mit Skigebietserwei-terungen und -zusammenschlüssen in bisher naturbelassenenRäumen setzt sich diese Entwicklung fort.

Doch die Anzahl der Skifahrer stagniert. Das zeigen die „SkierDays“, die die Anzahl der Gäste erfassen, die an einem Tag einSkigebiet nutzen. Der Grund für die zahlreichen Kapazitäts-steigerungen, Neuerschließungen und Skigebietsverbindungenist die starke Konkurrenz der Skigebiete untereinander. Miteinem größeren Angebot von Pistenkilometern erhofft man sicheinen Wettbewerbsvorteil in einem stagnierenden Markt.

Entwicklung der Anzahl der Skier Days und Beförderungen (jeweils in Mio.) in Österreich von 2000/2001 bis 2012/2013. Wirtschaftsbericht der Seilbahnen – Trends Winter 2012/2013 (Manova GmbH, www.wko.at)

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Die Alpen haben als Tourismusregion weltweite Strahlkraft. Mit 7,3 Millionen Gästebetten, geschätzten 60 Millionen Tages-touristen, 95 Millionen Mehrtagestouristen und 464 MillionenÜbernachtungen pro Jahr sind sie eine der bedeutendsten Ferienregionen der Welt. Die Ursprünge des Alpentourismusgehen bis in das frühe 18. Jahrhundert zurück. Lange lag derSchwerpunkt auf der Sommersaison. Erst nach dem ZweitenWeltkrieg verlagerte er sich in vielen Regionen der Alpen auf den Winter.

Der demografische Wandel – Stichwort: alternde Gesellschaft –,die Globalisierung des Reisens (Fern- und Flugreisen), die Zunahme des Tagestourismus, doch auch höhere Ansprüche,neue Freizeittrends und die Folgen des Klimawandels – in denAlpen in Form von steigender Schneeunsicherheit – veränderndas Reiseverhalten der Menschen. Das führt zu einem enormenKonkurrenzdruck unter den Anbietern touristischer Dienstleis-tungen in den Alpen. Die Infrastruktur wird ausgebaut und dieAngebotspalette gleichzeitig aufgefächert.

Verstärkt werden Kunden auf dem internationalen Markt undneue Zielgruppen angesprochen. Neben der Ausweitung massen-touristischer Angebote kommen Unterkünfte und Infrastrukturenfür hochpreisigen Luxusurlaub hinzu, mit großen Resorts, Golf-plätzen, gestylten Berghütten und neuen Skigebieten. Dies alles,einschließlich des ausufernden Zweitwohnungsbaus, belastetnicht nur Gemeindestrukturen und Ortsbilder. Vielmehr gehtdamit auch ein zusätzlicher Druck auf den Raum einher. Betroffensind oft gerade Berge und Täler, die noch eine hohe landschaftlicheQualität haben.

Die größten Investitionen werden noch immer für den Skitouris-mus getätigt, aber die Technisierung des Sommers zieht nach. Zu den Resultaten zählen die Inszenierung von „Erlebnisbergen“mit „Höhen-Events“ wie „Flying-Fox“, spektakulären Aussichts-plattformen, Downhill-Parks oder einem „Triassic-Park“ auf derGipfelstation. Disneyland lässt grüßen.

SKITOURISMUS

Entwicklung des Stubaier Gletscherskigebiets, 1972 bis heute. Tobias Hipp, 2012 (auf Grundlage der Angaben auf der Homepage der Wintersport Tirol AG & CO StubaierBergbahnen KG, www.stubaier-gletscher.com)

Ab den 1950er Jahren entwickelte sich der Skisport zum Mas-senphänomen, seit den späten 1960er Jahren fand der Ausbauder Skigebiete im Rekordtempo statt. 1957 gab es gerade einmal358 Bergbahnen und -lifte in Österreich und 1969 bereits 1.940,die 68 Millionen Personen jährlich beförderten. Heute hat Öster-reich mehr als 3.000 Seilbahn- und Liftanlagen und eine jährlicheBeförderung von 630 Millionen Personen (2006), 95 Prozentdavon im Winter. Im gesamten Alpenraum gibt es heute mehr als 900 Skigebiete.

Die Infrastrukturen des Skitourismus haben die betroffenen Regionen und Landschaften stark geprägt. Mit Skigebietserwei-terungen und -zusammenschlüssen in bisher naturbelassenenRäumen setzt sich diese Entwicklung fort.

Doch die Anzahl der Skifahrer stagniert. Das zeigen die „SkierDays“, die die Anzahl der Gäste erfassen, die an einem Tag einSkigebiet nutzen. Der Grund für die zahlreichen Kapazitäts-steigerungen, Neuerschließungen und Skigebietsverbindungenist die starke Konkurrenz der Skigebiete untereinander. Miteinem größeren Angebot von Pistenkilometern erhofft man sicheinen Wettbewerbsvorteil in einem stagnierenden Markt.

Entwicklung der Anzahl der Skier Days und Beförderungen (jeweils in Mio.) in Österreich von 2000/2001 bis 2012/2013. Wirtschaftsbericht der Seilbahnen – Trends Winter 2012/2013 (Manova GmbH, www.wko.at)

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Auch Orte mit einer ausgeglichenen Sommer- und Winteraus-lastung suchen ihr Heil in neuen Liften, neuen Beschneiungs-anlagen und zusätzlichen Pistenkilometern. Die Investitionen,nicht selten staatlich subventioniert, treiben die Spirale weiteran. Großevents auf den Berggipfeln und im Gletscherskigebietwerden zum Nonplusultra eines erfolgreichen Skigebietes.

Die Trends im Skitourismus werden heute von den großen Tourismuszentren diktiert. Die Lobby der Hersteller und Betreiberder technischen Infrastruktur (künstliche Beschneiung, Seilbahn-und Liftanlagen, Pistengastronomie) ist besonders einflussreich.Um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten und die Attraktivitätzu steigern, werden hohe Investitionen getätigt. Allein Ischgl will2013 und 2014 70 Millionen Euro für Bau und Erneuerung seinerSkianlagen ausgeben. Seit dem Jahr 2000 haben die SeilbahnenÖsterreichs rund sechs Milliarden Euro in ihre Infrastruktur investiert.

Zu den Gewinnern zählen wenige Ski-Hotspots in den Alpen undgroße Unternehmensgruppen. Zu den großen Skigebietsbetreibernin Österreich gehören die Schultz Unternehmensgruppe, dieSchröcksnadel Firmengruppe und in den bayerischen Skige-bieten die Schörghuber Unternehmensgruppe. Die Compagniedes Alpes, 1989 gegründet, ist der größte Skigebietsbetreiberder Welt und gehört zu 42 Prozent dem französischen Staats-unternehmen Caisse des Dépôts et Consignations. Vom Ausbauder Skigebiete profitieren auch Bauunternehmen, die Lift- und Beschneiungsbranche sowie große Planungsbüros.

Aber das Geschäft mit den Skigebieten lohnt sich nicht für alle.Kommunen verschulden sich oder geben ihr Skigebiet an Inves-toren ab – mit der Folge, dass sie nicht mehr über Qualität undQuantität der Maßnahmen entscheiden können. Vor allem mitt-lere, kleine und niedrig gelegene Skigebiete stehen unter starkemKonkurrenzdruck, um mit den „großen“ und hoch gelegenen mithalten zu können. Öffentliche Subventionen machen die Ausbaumaßnahmen noch möglich, verzögern aber die dringendbenötigte neue Ausrichtung des Tourismus vor Ort.

Verlierer dieser Entwicklung sind zahlreiche Alpengemeinden,die sich auf diesen Wettlauf einlassen – und natürlich die Natur.Eine Investitionsspirale entsteht, die nur durch politische Maß-nahmen wie einen Ausbaustopp oder ein Verbot der Erschließungneuer Räume durchbrochen werden könnte.

Skigebiete und Beschneiung in den Staaten des Alpenbogens*. Seilbahnen Schweiz:Saisonbilanz der Schweizer Skigebiete, Winter 2012/2013; Seilbahnen Schweiz: Faktenund Zahlen zur Schweizer Seilbahnbranche 2012; Slovenian Tourist Board 2008; 2013International Report on Snow & Mountain Tourism, Laurant Vanat, 2013; ODIT France,2009: Les chiffres clés du tourisme de montagne en France

Übersicht wichtiger Faktoren des Skitourismus und der Beschneiung ausgewählterLänder im Alpenraum: Anzahl der Skigebiete, Gesamtfläche der Skigebiete, Pistenfläche,beschneite Pistenfläche und Skier Days.

*ohne Liechtenstein

Anzahl

Skigebiete

Gesamtfläche der

Skigebiete (km )

Pistenfläche

(ha) Beschneite Pistenfläche

Skier Days

(Millionen)

Deutsche Alpen 42 k.A. 3.700 17 % (613 ha) 6

Österreich 255 790 25.400 67 % (17.000 ha) 53

Schweiz 230 840 22.300 39 % (8.580 ha) 28

Frankreich 204 1.618 25.000 23 % (5.300 ha) 56

Italien 200 750 22.500 70 % (15.750 ha) 27

Slowenien 52 k.A. 1.200 75 % (900 ha) 1,4

Liechtenstein 1 k.A. 138 43 % (60 ha) k.A.

ALPEN 984 k.A. 100.238 ha 48 % (48.203 ha) 171,4 *

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Auch Orte mit einer ausgeglichenen Sommer- und Winteraus-lastung suchen ihr Heil in neuen Liften, neuen Beschneiungs-anlagen und zusätzlichen Pistenkilometern. Die Investitionen,nicht selten staatlich subventioniert, treiben die Spirale weiteran. Großevents auf den Berggipfeln und im Gletscherskigebietwerden zum Nonplusultra eines erfolgreichen Skigebietes.

Die Trends im Skitourismus werden heute von den großen Tourismuszentren diktiert. Die Lobby der Hersteller und Betreiberder technischen Infrastruktur (künstliche Beschneiung, Seilbahn-und Liftanlagen, Pistengastronomie) ist besonders einflussreich.Um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten und die Attraktivitätzu steigern, werden hohe Investitionen getätigt. Allein Ischgl will2013 und 2014 70 Millionen Euro für Bau und Erneuerung seinerSkianlagen ausgeben. Seit dem Jahr 2000 haben die SeilbahnenÖsterreichs rund sechs Milliarden Euro in ihre Infrastruktur investiert.

Zu den Gewinnern zählen wenige Ski-Hotspots in den Alpen undgroße Unternehmensgruppen. Zu den großen Skigebietsbetreibernin Österreich gehören die Schultz Unternehmensgruppe, dieSchröcksnadel Firmengruppe und in den bayerischen Skige-bieten die Schörghuber Unternehmensgruppe. Die Compagniedes Alpes, 1989 gegründet, ist der größte Skigebietsbetreiberder Welt und gehört zu 42 Prozent dem französischen Staats-unternehmen Caisse des Dépôts et Consignations. Vom Ausbauder Skigebiete profitieren auch Bauunternehmen, die Lift- und Beschneiungsbranche sowie große Planungsbüros.

Aber das Geschäft mit den Skigebieten lohnt sich nicht für alle.Kommunen verschulden sich oder geben ihr Skigebiet an Inves-toren ab – mit der Folge, dass sie nicht mehr über Qualität undQuantität der Maßnahmen entscheiden können. Vor allem mitt-lere, kleine und niedrig gelegene Skigebiete stehen unter starkemKonkurrenzdruck, um mit den „großen“ und hoch gelegenen mithalten zu können. Öffentliche Subventionen machen die Ausbaumaßnahmen noch möglich, verzögern aber die dringendbenötigte neue Ausrichtung des Tourismus vor Ort.

Verlierer dieser Entwicklung sind zahlreiche Alpengemeinden,die sich auf diesen Wettlauf einlassen – und natürlich die Natur.Eine Investitionsspirale entsteht, die nur durch politische Maß-nahmen wie einen Ausbaustopp oder ein Verbot der Erschließungneuer Räume durchbrochen werden könnte.

Skigebiete und Beschneiung in den Staaten des Alpenbogens*. Seilbahnen Schweiz:Saisonbilanz der Schweizer Skigebiete, Winter 2012/2013; Seilbahnen Schweiz: Faktenund Zahlen zur Schweizer Seilbahnbranche 2012; Slovenian Tourist Board 2008; 2013International Report on Snow & Mountain Tourism, Laurant Vanat, 2013; ODIT France,2009: Les chiffres clés du tourisme de montagne en France

Übersicht wichtiger Faktoren des Skitourismus und der Beschneiung ausgewählterLänder im Alpenraum: Anzahl der Skigebiete, Gesamtfläche der Skigebiete, Pistenfläche,beschneite Pistenfläche und Skier Days.

*ohne Liechtenstein

Anzahl

Skigebiete

Gesamtfläche der

Skigebiete (km )

Pistenfläche

(ha) Beschneite Pistenfläche

Skier Days

(Millionen)

Deutsche Alpen 42 k.A. 3.700 17 % (613 ha) 6

Österreich 255 790 25.400 67 % (17.000 ha) 53

Schweiz 230 840 22.300 39 % (8.580 ha) 28

Frankreich 204 1.618 25.000 23 % (5.300 ha) 56

Italien 200 750 22.500 70 % (15.750 ha) 27

Slowenien 52 k.A. 1.200 75 % (900 ha) 1,4

Liechtenstein 1 k.A. 138 43 % (60 ha) k.A.

ALPEN 984 k.A. 100.238 ha 48 % (48.203 ha) 171,4 *

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Auch Orte mit einer ausgeglichenen Sommer- und Winteraus-lastung suchen ihr Heil in neuen Liften, neuen Beschneiungs-anlagen und zusätzlichen Pistenkilometern. Die Investitionen,nicht selten staatlich subventioniert, treiben die Spirale weiteran. Großevents auf den Berggipfeln und im Gletscherskigebietwerden zum Nonplusultra eines erfolgreichen Skigebietes.

Die Trends im Skitourismus werden heute von den großen Tourismuszentren diktiert. Die Lobby der Hersteller und Betreiberder technischen Infrastruktur (künstliche Beschneiung, Seilbahn-und Liftanlagen, Pistengastronomie) ist besonders einflussreich.Um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten und die Attraktivitätzu steigern, werden hohe Investitionen getätigt. Allein Ischgl will2013 und 2014 70 Millionen Euro für Bau und Erneuerung seinerSkianlagen ausgeben. Seit dem Jahr 2000 haben die SeilbahnenÖsterreichs rund sechs Milliarden Euro in ihre Infrastruktur investiert.

Zu den Gewinnern zählen wenige Ski-Hotspots in den Alpen undgroße Unternehmensgruppen. Zu den großen Skigebietsbetreibernin Österreich gehören die Schultz Unternehmensgruppe, dieSchröcksnadel Firmengruppe und in den bayerischen Skige-bieten die Schörghuber Unternehmensgruppe. Die Compagniedes Alpes, 1989 gegründet, ist der größte Skigebietsbetreiberder Welt und gehört zu 42 Prozent dem französischen Staats-unternehmen Caisse des Dépôts et Consignations. Vom Ausbauder Skigebiete profitieren auch Bauunternehmen, die Lift- und Beschneiungsbranche sowie große Planungsbüros.

Aber das Geschäft mit den Skigebieten lohnt sich nicht für alle.Kommunen verschulden sich oder geben ihr Skigebiet an Inves-toren ab – mit der Folge, dass sie nicht mehr über Qualität undQuantität der Maßnahmen entscheiden können. Vor allem mitt-lere, kleine und niedrig gelegene Skigebiete stehen unter starkemKonkurrenzdruck, um mit den „großen“ und hoch gelegenen mithalten zu können. Öffentliche Subventionen machen die Ausbaumaßnahmen noch möglich, verzögern aber die dringendbenötigte neue Ausrichtung des Tourismus vor Ort.

Verlierer dieser Entwicklung sind zahlreiche Alpengemeinden,die sich auf diesen Wettlauf einlassen – und natürlich die Natur.Eine Investitionsspirale entsteht, die nur durch politische Maß-nahmen wie einen Ausbaustopp oder ein Verbot der Erschließungneuer Räume durchbrochen werden könnte.

Skigebiete und Beschneiung in den Staaten des Alpenbogens*. Seilbahnen Schweiz:Saisonbilanz der Schweizer Skigebiete, Winter 2012/2013; Seilbahnen Schweiz: Faktenund Zahlen zur Schweizer Seilbahnbranche 2012; Slovenian Tourist Board 2008; 2013International Report on Snow & Mountain Tourism, Laurant Vanat, 2013; ODIT France,2009: Les chiffres clés du tourisme de montagne en France

Übersicht wichtiger Faktoren des Skitourismus und der Beschneiung ausgewählterLänder im Alpenraum: Anzahl der Skigebiete, Gesamtfläche der Skigebiete, Pistenfläche,beschneite Pistenfläche und Skier Days.

*ohne Liechtenstein

Anzahl

Skigebiete

Gesamtfläche der

Skigebiete (km )

Pistenfläche

(ha) Beschneite Pistenfläche

Skier Days

(Millionen)

Deutsche Alpen 42 k.A. 3.700 17 % (613 ha) 6

Österreich 255 790 25.400 67 % (17.000 ha) 53

Schweiz 230 840 22.300 39 % (8.580 ha) 28

Frankreich 204 1.618 25.000 23 % (5.300 ha) 56

Italien 200 750 22.500 70 % (15.750 ha) 27

Slowenien 52 k.A. 1.200 75 % (900 ha) 1,4

Liechtenstein 1 k.A. 138 43 % (60 ha) k.A.

ALPEN 984 k.A. 100.238 ha 48 % (48.203 ha) 171,4 *

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KÜNSTLICHER SCHNEEKaum etwas veraltet so schnell wie die Datenlage zum Beschnei-ungsausbau in den Alpen. 2012 haben die Tiroler Skigebiete 40 Millionen Euro in Schneekanonen und Schneelanzen investiertund ebenso viel 2013. Allein in Tirol – hier werden mehr als 75 Prozent der Pisten beschneit – sind 10.000 davon im Einsatz,in ganz Österreich (Beschneiung knapp 70 Prozent) 25.000.

In Frankreich hat sich in den letzten 15 Jahren die beschneitePistenfläche mehr als verdreifacht. Aktuell liegt der Anteil derbeschneibaren Pistenfläche zwischen 17 Prozent in den bayeri-schen Alpen, rund vierzig Prozent in der Schweiz, knapp siebzigProzent in Österreich und mehr als neunzig Prozent in Südtirol.Die Folgen des Klimawandels werden diese Situation weiter verschärfen.

Die Erwärmung hat in den letzten Jahrzehnten bereits zu einemdeutlichen Rückgang der Schneedecke unterhalb einer Höhe von1.300 Metern geführt. Die prognostizierte weitere Erwärmung imAlpenraum von 1,4 bis 3,8 Grad Celsius (Meteo Schweiz, 2013)bis 2060 wird für eine weitere Abnahme der Schneedecke in den Alpen sorgen. Dies führt zu einer Verkürzung der Skisaisondurch Schneemangel in der für den Skitourismus wirtschaftlichbedeutsamen Frühwinterperiode mit den Weihnachtsferien (November, Dezember) und vermehrt zu Wärmeperioden imHochwinter (Januar, Februar).

Die Gewährleistung von „Schneesicherheit“ – das heißt in derZeit vom 1. Dezember bis 15. April muss an mindestens 100 Tagenund in einer Dicke von etwa 30–50 cm Schnee liegen – und einfrüher Saisonbeginn zählen für Skigebiete und Seilbahnunter-nehmen zur Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg.

Dieser massive Ausbau der künstlichen Beschneiung hat gravierende ökologische Auswirkungen. Unumstritten ist derstarke Eingriff in Vegetation und Landschaft durch den Bau großer Speicherbecken und der Infrastruktur für Schneekanonenund große Beschneiungsanlagen mit in Gräben verlegten Rohr-systemen für Wasser- und Stromleitungen, Pumpstationen undZapfstellen entlang der Pisten. Damit einher geht fast immer eine intensive Planierung des Geländes, da Bodenwellen sichschlechter beschneien lassen. Je höher ein Skigebiet liegt, destogrößer sind die Vegetations- und Bodenschäden durch Bau undBetrieb und desto schwieriger gestalten sich Rekultivierungs-maßnahmen.

Vegetationsschäden durch planierte und beschneite Pisten in Val Thorens und Les Menuires. Der Boden der Pisten ist bei diesen Beispielen so verdichtet, dass er kein Wasser mehr aufnehmen kann. Carmen de Jong, 2011 und 2012

Beschneiungsanlagen benötigen große Mengen an Wasser undEnergie. Für die Erzeugung von einem Kubikmeter Kunstschneewerden 400–500 Liter Wasser sowie im Mittel vier KilowattstundenStrom benötigt. Nur für die Grundbeschneiung der bayerischenSkigebiete (d.h. eine Schneehöhe von 30 cm auf 600 ha Pisten-fläche) benötigte man bereits 2008 circa 900.000 KubikmeterWasser und 7,2 Millionen Kilowattstunden Strom. Dies entsprichtder jährlichen Stromversorgung von 2.300 Zwei-Personen-Haushalten und dem jährlichen Wasserverbrauch von 14.000Personen (Bayerisches Landesamt für Umwelt). Inzwischendürfte diese Zahl noch weiter angestiegen sein. Während derWintermonate wird in der Regel mehrmals nachbeschneit – oft laufen die Schneekanonen über längere Zeit. Das erhöht denWasser- und Stromerbrauch erheblich. Wenn die Nachbeschnei-ungen eingerechnet werden, kann die Spanne bis 22 MillionenKilowattstunden Strom steigen, was 7.000 Zwei-Personen-Haushalten entspricht. Bis 2012 ist die beschneite Pistenflächeum knapp 20 Prozent angestiegen, der Wasser- und Energie-verbrauch dürfte sich entsprechend gesteigert haben. Für dieSchneeproduktion im gesamten Alpenraum muss man pro Saisonmit einer Wassermenge von 100–150 Millionen Kubikmeternrechnen. Zum Vergleich: Der jährliche Wasserverbrauch derStadt München beträgt 108 Millionen Kubikmeter (2012).

Entwicklung der künstlichen Beschneiung in Frankreich. ODIT France 2009, Neige deculture: Etat des lieux et impacts environnementaux – Note socio-économique

Die Beschneiung wurde in allen Alpenländern im letzten Jahrzehnt verstärkt ausgebaut.Die Grafik zeigt am Beispiel Frankreichs, wie sich die beschneite Pistenfläche seit 1995mehr als verdreifacht hat. Proportional dazu stieg die für die Beschneiung benötigteWassermenge an.

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KÜNSTLICHER SCHNEEKaum etwas veraltet so schnell wie die Datenlage zum Beschnei-ungsausbau in den Alpen. 2012 haben die Tiroler Skigebiete 40 Millionen Euro in Schneekanonen und Schneelanzen investiertund ebenso viel 2013. Allein in Tirol – hier werden mehr als 75 Prozent der Pisten beschneit – sind 10.000 davon im Einsatz,in ganz Österreich (Beschneiung knapp 70 Prozent) 25.000.

In Frankreich hat sich in den letzten 15 Jahren die beschneitePistenfläche mehr als verdreifacht. Aktuell liegt der Anteil derbeschneibaren Pistenfläche zwischen 17 Prozent in den bayeri-schen Alpen, rund vierzig Prozent in der Schweiz, knapp siebzigProzent in Österreich und mehr als neunzig Prozent in Südtirol.Die Folgen des Klimawandels werden diese Situation weiter verschärfen.

Die Erwärmung hat in den letzten Jahrzehnten bereits zu einemdeutlichen Rückgang der Schneedecke unterhalb einer Höhe von1.300 Metern geführt. Die prognostizierte weitere Erwärmung imAlpenraum von 1,4 bis 3,8 Grad Celsius (Meteo Schweiz, 2013)bis 2060 wird für eine weitere Abnahme der Schneedecke in den Alpen sorgen. Dies führt zu einer Verkürzung der Skisaisondurch Schneemangel in der für den Skitourismus wirtschaftlichbedeutsamen Frühwinterperiode mit den Weihnachtsferien (November, Dezember) und vermehrt zu Wärmeperioden imHochwinter (Januar, Februar).

Die Gewährleistung von „Schneesicherheit“ – das heißt in derZeit vom 1. Dezember bis 15. April muss an mindestens 100 Tagenund in einer Dicke von etwa 30–50 cm Schnee liegen – und einfrüher Saisonbeginn zählen für Skigebiete und Seilbahnunter-nehmen zur Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg.

Dieser massive Ausbau der künstlichen Beschneiung hat gravierende ökologische Auswirkungen. Unumstritten ist derstarke Eingriff in Vegetation und Landschaft durch den Bau großer Speicherbecken und der Infrastruktur für Schneekanonenund große Beschneiungsanlagen mit in Gräben verlegten Rohr-systemen für Wasser- und Stromleitungen, Pumpstationen undZapfstellen entlang der Pisten. Damit einher geht fast immer eine intensive Planierung des Geländes, da Bodenwellen sichschlechter beschneien lassen. Je höher ein Skigebiet liegt, destogrößer sind die Vegetations- und Bodenschäden durch Bau undBetrieb und desto schwieriger gestalten sich Rekultivierungs-maßnahmen.

Vegetationsschäden durch planierte und beschneite Pisten in Val Thorens und Les Menuires. Der Boden der Pisten ist bei diesen Beispielen so verdichtet, dass er kein Wasser mehr aufnehmen kann. Carmen de Jong, 2011 und 2012

Beschneiungsanlagen benötigen große Mengen an Wasser undEnergie. Für die Erzeugung von einem Kubikmeter Kunstschneewerden 400–500 Liter Wasser sowie im Mittel vier KilowattstundenStrom benötigt. Nur für die Grundbeschneiung der bayerischenSkigebiete (d.h. eine Schneehöhe von 30 cm auf 600 ha Pisten-fläche) benötigte man bereits 2008 circa 900.000 KubikmeterWasser und 7,2 Millionen Kilowattstunden Strom. Dies entsprichtder jährlichen Stromversorgung von 2.300 Zwei-Personen-Haushalten und dem jährlichen Wasserverbrauch von 14.000Personen (Bayerisches Landesamt für Umwelt). Inzwischendürfte diese Zahl noch weiter angestiegen sein. Während derWintermonate wird in der Regel mehrmals nachbeschneit – oft laufen die Schneekanonen über längere Zeit. Das erhöht denWasser- und Stromerbrauch erheblich. Wenn die Nachbeschnei-ungen eingerechnet werden, kann die Spanne bis 22 MillionenKilowattstunden Strom steigen, was 7.000 Zwei-Personen-Haushalten entspricht. Bis 2012 ist die beschneite Pistenflächeum knapp 20 Prozent angestiegen, der Wasser- und Energie-verbrauch dürfte sich entsprechend gesteigert haben. Für dieSchneeproduktion im gesamten Alpenraum muss man pro Saisonmit einer Wassermenge von 100–150 Millionen Kubikmeternrechnen. Zum Vergleich: Der jährliche Wasserverbrauch derStadt München beträgt 108 Millionen Kubikmeter (2012).

Entwicklung der künstlichen Beschneiung in Frankreich. ODIT France 2009, Neige deculture: Etat des lieux et impacts environnementaux – Note socio-économique

Die Beschneiung wurde in allen Alpenländern im letzten Jahrzehnt verstärkt ausgebaut.Die Grafik zeigt am Beispiel Frankreichs, wie sich die beschneite Pistenfläche seit 1995mehr als verdreifacht hat. Proportional dazu stieg die für die Beschneiung benötigteWassermenge an.

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KÜNSTLICHER SCHNEEKaum etwas veraltet so schnell wie die Datenlage zum Beschnei-ungsausbau in den Alpen. 2012 haben die Tiroler Skigebiete 40 Millionen Euro in Schneekanonen und Schneelanzen investiertund ebenso viel 2013. Allein in Tirol – hier werden mehr als 75 Prozent der Pisten beschneit – sind 10.000 davon im Einsatz,in ganz Österreich (Beschneiung knapp 70 Prozent) 25.000.

In Frankreich hat sich in den letzten 15 Jahren die beschneitePistenfläche mehr als verdreifacht. Aktuell liegt der Anteil derbeschneibaren Pistenfläche zwischen 17 Prozent in den bayeri-schen Alpen, rund vierzig Prozent in der Schweiz, knapp siebzigProzent in Österreich und mehr als neunzig Prozent in Südtirol.Die Folgen des Klimawandels werden diese Situation weiter verschärfen.

Die Erwärmung hat in den letzten Jahrzehnten bereits zu einemdeutlichen Rückgang der Schneedecke unterhalb einer Höhe von1.300 Metern geführt. Die prognostizierte weitere Erwärmung imAlpenraum von 1,4 bis 3,8 Grad Celsius (Meteo Schweiz, 2013)bis 2060 wird für eine weitere Abnahme der Schneedecke in den Alpen sorgen. Dies führt zu einer Verkürzung der Skisaisondurch Schneemangel in der für den Skitourismus wirtschaftlichbedeutsamen Frühwinterperiode mit den Weihnachtsferien (November, Dezember) und vermehrt zu Wärmeperioden imHochwinter (Januar, Februar).

Die Gewährleistung von „Schneesicherheit“ – das heißt in derZeit vom 1. Dezember bis 15. April muss an mindestens 100 Tagenund in einer Dicke von etwa 30–50 cm Schnee liegen – und einfrüher Saisonbeginn zählen für Skigebiete und Seilbahnunter-nehmen zur Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg.

Dieser massive Ausbau der künstlichen Beschneiung hat gravierende ökologische Auswirkungen. Unumstritten ist derstarke Eingriff in Vegetation und Landschaft durch den Bau großer Speicherbecken und der Infrastruktur für Schneekanonenund große Beschneiungsanlagen mit in Gräben verlegten Rohr-systemen für Wasser- und Stromleitungen, Pumpstationen undZapfstellen entlang der Pisten. Damit einher geht fast immer eine intensive Planierung des Geländes, da Bodenwellen sichschlechter beschneien lassen. Je höher ein Skigebiet liegt, destogrößer sind die Vegetations- und Bodenschäden durch Bau undBetrieb und desto schwieriger gestalten sich Rekultivierungs-maßnahmen.

Vegetationsschäden durch planierte und beschneite Pisten in Val Thorens und Les Menuires. Der Boden der Pisten ist bei diesen Beispielen so verdichtet, dass er kein Wasser mehr aufnehmen kann. Carmen de Jong, 2011 und 2012

Beschneiungsanlagen benötigen große Mengen an Wasser undEnergie. Für die Erzeugung von einem Kubikmeter Kunstschneewerden 400–500 Liter Wasser sowie im Mittel vier KilowattstundenStrom benötigt. Nur für die Grundbeschneiung der bayerischenSkigebiete (d.h. eine Schneehöhe von 30 cm auf 600 ha Pisten-fläche) benötigte man bereits 2008 circa 900.000 KubikmeterWasser und 7,2 Millionen Kilowattstunden Strom. Dies entsprichtder jährlichen Stromversorgung von 2.300 Zwei-Personen-Haushalten und dem jährlichen Wasserverbrauch von 14.000Personen (Bayerisches Landesamt für Umwelt). Inzwischendürfte diese Zahl noch weiter angestiegen sein. Während derWintermonate wird in der Regel mehrmals nachbeschneit – oft laufen die Schneekanonen über längere Zeit. Das erhöht denWasser- und Stromerbrauch erheblich. Wenn die Nachbeschnei-ungen eingerechnet werden, kann die Spanne bis 22 MillionenKilowattstunden Strom steigen, was 7.000 Zwei-Personen-Haushalten entspricht. Bis 2012 ist die beschneite Pistenflächeum knapp 20 Prozent angestiegen, der Wasser- und Energie-verbrauch dürfte sich entsprechend gesteigert haben. Für dieSchneeproduktion im gesamten Alpenraum muss man pro Saisonmit einer Wassermenge von 100–150 Millionen Kubikmeternrechnen. Zum Vergleich: Der jährliche Wasserverbrauch derStadt München beträgt 108 Millionen Kubikmeter (2012).

Entwicklung der künstlichen Beschneiung in Frankreich. ODIT France 2009, Neige deculture: Etat des lieux et impacts environnementaux – Note socio-économique

Die Beschneiung wurde in allen Alpenländern im letzten Jahrzehnt verstärkt ausgebaut.Die Grafik zeigt am Beispiel Frankreichs, wie sich die beschneite Pistenfläche seit 1995mehr als verdreifacht hat. Proportional dazu stieg die für die Beschneiung benötigteWassermenge an.

Page 19: Alpen unter Druck

Fehlender Schnee im Skigebiet Brauneck/Lenggries. Alpines Museum des DAV, Januar 2014

Kandahar-Abfahrt bei Garmisch-Partenkirchen vor der Absage des Ski-Weltcups EndeJanuar 2014. Axel Doering (Gesellschaft für ökologische Forschung), 13. Januar 2014

Speicherbecken und hoher Wasserbedarf verändern den Wasser-haushalt ganzer Gebiete, örtlich kann der Bedarf an Beschnei-wasser zu Konkurrenz mit dem Trinkwasser führen, Lärm undLicht verändern die Nacht, Wildtiere werden erheblich gestört. DieBeschneiungsinfrastrukturen und planierten Skipisten bestimmeninsbesondere im Sommer das Bild der alpinen Landschaft.

Austrocknen eines Feuchtgebietes in Val Thorens durch Anlage eines Speicherbeckens.Carmen de Jong, 2010 auf Grundlage von Google Earth

Verbauung eines Baches in Val Thorens. Carmen de Jong, Mai 2013

Doch auch Kunstschnee schmilzt. Es herrscht heute auch mittenin der Saison Tauwetter, selbst Schneekanonen garantierenkeine zuverlässige Schneesicherheit mehr. Die optimalen Einsatz-bedingungen einer Schneekanone liegen bei -11 Grad Celsius, die es immer seltener gibt. Wenn es wärmer ist, müssen mehrStrom und Wasser für die Schneeerzeugung aufgewendet werden. Die Kosten der Beschneiung wachsen vielen Winter-sportdestinationen über den Kopf. Öffentliche Fördergelder, die in die Beschneiung gesteckt werden, verstärken die Abhängig-keit vom Skitourismus und führen nicht automatisch zu höherenUmsätzen im Winter.

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Fehlender Schnee im Skigebiet Brauneck/Lenggries. Alpines Museum des DAV, Januar 2014

Kandahar-Abfahrt bei Garmisch-Partenkirchen vor der Absage des Ski-Weltcups EndeJanuar 2014. Axel Doering (Gesellschaft für ökologische Forschung), 13. Januar 2014

Speicherbecken und hoher Wasserbedarf verändern den Wasser-haushalt ganzer Gebiete, örtlich kann der Bedarf an Beschnei-wasser zu Konkurrenz mit dem Trinkwasser führen, Lärm undLicht verändern die Nacht, Wildtiere werden erheblich gestört. DieBeschneiungsinfrastrukturen und planierten Skipisten bestimmeninsbesondere im Sommer das Bild der alpinen Landschaft.

Austrocknen eines Feuchtgebietes in Val Thorens durch Anlage eines Speicherbeckens.Carmen de Jong, 2010 auf Grundlage von Google Earth

Verbauung eines Baches in Val Thorens. Carmen de Jong, Mai 2013

Doch auch Kunstschnee schmilzt. Es herrscht heute auch mittenin der Saison Tauwetter, selbst Schneekanonen garantierenkeine zuverlässige Schneesicherheit mehr. Die optimalen Einsatz-bedingungen einer Schneekanone liegen bei -11 Grad Celsius, die es immer seltener gibt. Wenn es wärmer ist, müssen mehrStrom und Wasser für die Schneeerzeugung aufgewendet werden. Die Kosten der Beschneiung wachsen vielen Winter-sportdestinationen über den Kopf. Öffentliche Fördergelder, die in die Beschneiung gesteckt werden, verstärken die Abhängig-keit vom Skitourismus und führen nicht automatisch zu höherenUmsätzen im Winter.

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Fehlender Schnee im Skigebiet Brauneck/Lenggries. Alpines Museum des DAV, Januar 2014

Kandahar-Abfahrt bei Garmisch-Partenkirchen vor der Absage des Ski-Weltcups EndeJanuar 2014. Axel Doering (Gesellschaft für ökologische Forschung), 13. Januar 2014

Speicherbecken und hoher Wasserbedarf verändern den Wasser-haushalt ganzer Gebiete, örtlich kann der Bedarf an Beschnei-wasser zu Konkurrenz mit dem Trinkwasser führen, Lärm undLicht verändern die Nacht, Wildtiere werden erheblich gestört. DieBeschneiungsinfrastrukturen und planierten Skipisten bestimmeninsbesondere im Sommer das Bild der alpinen Landschaft.

Austrocknen eines Feuchtgebietes in Val Thorens durch Anlage eines Speicherbeckens.Carmen de Jong, 2010 auf Grundlage von Google Earth

Verbauung eines Baches in Val Thorens. Carmen de Jong, Mai 2013

Doch auch Kunstschnee schmilzt. Es herrscht heute auch mittenin der Saison Tauwetter, selbst Schneekanonen garantierenkeine zuverlässige Schneesicherheit mehr. Die optimalen Einsatz-bedingungen einer Schneekanone liegen bei -11 Grad Celsius, die es immer seltener gibt. Wenn es wärmer ist, müssen mehrStrom und Wasser für die Schneeerzeugung aufgewendet werden. Die Kosten der Beschneiung wachsen vielen Winter-sportdestinationen über den Kopf. Öffentliche Fördergelder, die in die Beschneiung gesteckt werden, verstärken die Abhängig-keit vom Skitourismus und führen nicht automatisch zu höherenUmsätzen im Winter.

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NATURNAHER TOURISMUSDer Spagat zwischen Alpenschutz, Übernutzung und Entleerungin den Alpen wird immer größer. Neben dem Intensivtourismushat es schon immer Formen des Tourismus gegeben, die nach-haltig mit Bodenressourcen, Wasser, Energie und Landschaftumgegangen sind. Es gibt heute vielfältige Initiativen, die einenachhaltige Ausrichtung des Tourismus unterstützen und Modell-projekte durchführen. Beispielhaft genannt sei das Gemeinde-netzwerk Allianz in den Alpen, das sich unter anderem demAusbau eines umweltfreundlichen Tourismus in Verbindung mitNaturschutz und Landschaftspflege verschrieben hat. National-und Naturparks fördern mit umfangreichen Aktionsprogrammenauch den naturnahen Tourismus. Die Initiative Bergsteigerdörferdes Oesterreichischen Alpenvereins will durch die Förderungeines nachhaltigen Alpintourismus ohne Hotelgroßprojekte und skitechnische Anlagen den beteiligten Dörfern eine Alternativezu einer Ausrichtung auf den Massentourismus anbieten.

Diese Initiativen allein vermögen jedoch die Erschließungsspira-len beim weiteren Ausbau der großen Tourismusdestinationennicht zu stoppen. Nötig wären alpenweite Regelungen undRaumordnungskonzepte, wie diese in der Alpenkonvention vorgegeben sind. Öffentliche Förderungen sollten ausschließlichin Projekte gehen, die keinen weiteren Landschaftsverbrauchnach sich ziehen sowie natur- und ressourcenschonend angelegt sind.

Bestimmend bleiben jedoch letztendlich auch die Touristinnenund Touristen. Wir alle sind gefordert, die Mittel für den nach-haltigen und naturnahen Tourismus zu nutzen: auf öffentlicheund sanfte Verkehrsmittel umsteigen, Anbieter wählen, die ressourcenschonend arbeiten und Reiseorte aussuchen, die sich einem rücksichtsvollen Umgang mit Natur und Landschaftverschrieben haben.

Page 22: Alpen unter Druck

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KLIMAWANDELDer Klimawandel ist eine Tatsache. Die Temperaturen im Alpen-raum steigen besonders schnell. Die wesentliche Ursache ist das Treibhausgas Kohlendioxid, das weltweit beim Verbrennenvon Kohle, Erdöl und Erdgas aus fossilen Quellen entsteht. Esreichert sich in der Atmosphäre und den Ozeanen an. Zur Erd-erwärmung kommt es, da die Treibhausgase einen Teil der Sonnenenergie auf der Erde zurückhalten.

Temperaturanstieg in der Schweiz im Vergleich zur Nordhalbkugel. M. Rebetez/M. Reinhard, 2007. In: Spiegel online, 27.6.2007

In Rio de Janeiro verpflichtete sich die Weltgemeinschaft 1992 in der Klimarahmenkonvention, „die Stabilisierung der Treib-hausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zuerreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung desKlimasystems verhindert wird“. Heute geht man davon aus, dassdazu die Erderwärmung nicht über 2° Celsius betragen darf. Dasist nur möglich, wenn der Ausstoß der Treibhausgase dramatischreduziert wird. Die fossilen Energien müssen dafür durch sogenannte erneuerbare Energien ersetzt werden.

Fossile Energien sind gespeicherte Sonnenenergie in der Erd-kruste. Biomasse wurde über Millionen von Jahren abgelagert,chemisch verändert und konzentriert sowie geologisch einge-schlossen. Herausgekommen sind Gas, Öl und Kohle. Erneuer-bare Energien dagegen nutzen im Wesentlichen die direkteEinstrahlung der Sonne in ihrer verfügbaren Form: Photovoltaik,Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie.

Mit Wasserkraft aus Speicherseen kann man den Strom be-darfsgerecht erzeugen. Strom aus Kleinwasserkraft, Windkraftund Photovoltaik muss hingegen direkt verbraucht werden. Eine Speicherung ist nur mit Verlust möglich, zum Beispiel inBatterien und Pump- oder Druckluftspeicherkraftwerken. Damitist Strom auch verfügbar, wenn gerade kein Wind weht oderkeine Sonne scheint. Zeitliche Unabhängigkeit sichert auch Methangas aus Bioenergie oder synthetisch hergestellt ausStrom.

Das größte deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen (www.insuedthueringen.de)

Das 2003 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk hat eine Leistung von 1.060 Megawatt, eine Speicherkapazität von 8,5 Gigawatt und ein Fassungsvermögenvon 12 Millionen Kubikmetern Wasser. Nach 8 Stunden Volllast ist es so leer wie aufdem Bild. Der Wall des Oberbeckens besteht aus dem Aushub des Gipfels.

DIE ENERGIEWENDENach den dramatischen Ereignissen von Fukushima 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, in Deutschland mittelfristigauf die Stromversorgung aus der Atomenergie zu verzichten.Einen Atomausstieg bereitet auch die Schweiz vor, Frankreichwill seinen Anteil an Atomenergie herunterfahren. Österreich,Slowenien und Italien gewinnen keinen Strom aus Atomkraft.

Wegen des Klimawandels sollte die Atomenergie nicht durchfossile Energien ersetzt werden. Deshalb ruht die ganze Hoffnung,mit dem Atomausstieg nicht dem Klima zu schaden, auf den erneuerbaren Energien. „Energiewende“ bedeutet also nicht nureine Abkehr von der Atomkraft, sondern auch die Pflicht zueinem beschleunigten Umstieg auf die erneuerbaren Energie-quellen.

Stromerzeugung in Deutschland 2012. Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-schaft e.V., Energiebilanzen 12/2013 (www.bdew.de)

Von den erneuerbaren Energien kommen 8 Prozent aus Windkraft und 4,2 Prozent ausPhotovoltaik. Die erneuerbare Energie aus Biomasse und die Wasserkraft können kaummehr gesteigert werden. Wenn in Deutschland die Kernenergie für die Stromerzeugungbis 2022 wegfällt, dann müssen, bei gleichbleibendem Stromverbrauch, zusätzlich 15,8 Prozent aus Wind und Sonne erzeugt werden. Um zu einer CO2-freien Strom-produktion zu kommen, müssen dann noch fast 60 Prozent aus fossilen Energien durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

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KLIMAWANDELDer Klimawandel ist eine Tatsache. Die Temperaturen im Alpen-raum steigen besonders schnell. Die wesentliche Ursache ist das Treibhausgas Kohlendioxid, das weltweit beim Verbrennenvon Kohle, Erdöl und Erdgas aus fossilen Quellen entsteht. Esreichert sich in der Atmosphäre und den Ozeanen an. Zur Erd-erwärmung kommt es, da die Treibhausgase einen Teil der Sonnenenergie auf der Erde zurückhalten.

Temperaturanstieg in der Schweiz im Vergleich zur Nordhalbkugel. M. Rebetez/M. Reinhard, 2007. In: Spiegel online, 27.6.2007

In Rio de Janeiro verpflichtete sich die Weltgemeinschaft 1992 in der Klimarahmenkonvention, „die Stabilisierung der Treib-hausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zuerreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung desKlimasystems verhindert wird“. Heute geht man davon aus, dassdazu die Erderwärmung nicht über 2° Celsius betragen darf. Dasist nur möglich, wenn der Ausstoß der Treibhausgase dramatischreduziert wird. Die fossilen Energien müssen dafür durch sogenannte erneuerbare Energien ersetzt werden.

Fossile Energien sind gespeicherte Sonnenenergie in der Erd-kruste. Biomasse wurde über Millionen von Jahren abgelagert,chemisch verändert und konzentriert sowie geologisch einge-schlossen. Herausgekommen sind Gas, Öl und Kohle. Erneuer-bare Energien dagegen nutzen im Wesentlichen die direkteEinstrahlung der Sonne in ihrer verfügbaren Form: Photovoltaik,Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie.

Mit Wasserkraft aus Speicherseen kann man den Strom be-darfsgerecht erzeugen. Strom aus Kleinwasserkraft, Windkraftund Photovoltaik muss hingegen direkt verbraucht werden. Eine Speicherung ist nur mit Verlust möglich, zum Beispiel inBatterien und Pump- oder Druckluftspeicherkraftwerken. Damitist Strom auch verfügbar, wenn gerade kein Wind weht oderkeine Sonne scheint. Zeitliche Unabhängigkeit sichert auch Methangas aus Bioenergie oder synthetisch hergestellt ausStrom.

Das größte deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen (www.insuedthueringen.de)

Das 2003 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk hat eine Leistung von 1.060 Megawatt, eine Speicherkapazität von 8,5 Gigawatt und ein Fassungsvermögenvon 12 Millionen Kubikmetern Wasser. Nach 8 Stunden Volllast ist es so leer wie aufdem Bild. Der Wall des Oberbeckens besteht aus dem Aushub des Gipfels.

DIE ENERGIEWENDENach den dramatischen Ereignissen von Fukushima 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, in Deutschland mittelfristigauf die Stromversorgung aus der Atomenergie zu verzichten.Einen Atomausstieg bereitet auch die Schweiz vor, Frankreichwill seinen Anteil an Atomenergie herunterfahren. Österreich,Slowenien und Italien gewinnen keinen Strom aus Atomkraft.

Wegen des Klimawandels sollte die Atomenergie nicht durchfossile Energien ersetzt werden. Deshalb ruht die ganze Hoffnung,mit dem Atomausstieg nicht dem Klima zu schaden, auf den erneuerbaren Energien. „Energiewende“ bedeutet also nicht nureine Abkehr von der Atomkraft, sondern auch die Pflicht zueinem beschleunigten Umstieg auf die erneuerbaren Energie-quellen.

Stromerzeugung in Deutschland 2012. Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-schaft e.V., Energiebilanzen 12/2013 (www.bdew.de)

Von den erneuerbaren Energien kommen 8 Prozent aus Windkraft und 4,2 Prozent ausPhotovoltaik. Die erneuerbare Energie aus Biomasse und die Wasserkraft können kaummehr gesteigert werden. Wenn in Deutschland die Kernenergie für die Stromerzeugungbis 2022 wegfällt, dann müssen, bei gleichbleibendem Stromverbrauch, zusätzlich 15,8 Prozent aus Wind und Sonne erzeugt werden. Um zu einer CO2-freien Strom-produktion zu kommen, müssen dann noch fast 60 Prozent aus fossilen Energien durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

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KLIMAWANDELDer Klimawandel ist eine Tatsache. Die Temperaturen im Alpen-raum steigen besonders schnell. Die wesentliche Ursache ist das Treibhausgas Kohlendioxid, das weltweit beim Verbrennenvon Kohle, Erdöl und Erdgas aus fossilen Quellen entsteht. Esreichert sich in der Atmosphäre und den Ozeanen an. Zur Erd-erwärmung kommt es, da die Treibhausgase einen Teil der Sonnenenergie auf der Erde zurückhalten.

Temperaturanstieg in der Schweiz im Vergleich zur Nordhalbkugel. M. Rebetez/M. Reinhard, 2007. In: Spiegel online, 27.6.2007

In Rio de Janeiro verpflichtete sich die Weltgemeinschaft 1992 in der Klimarahmenkonvention, „die Stabilisierung der Treib-hausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zuerreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung desKlimasystems verhindert wird“. Heute geht man davon aus, dassdazu die Erderwärmung nicht über 2° Celsius betragen darf. Dasist nur möglich, wenn der Ausstoß der Treibhausgase dramatischreduziert wird. Die fossilen Energien müssen dafür durch sogenannte erneuerbare Energien ersetzt werden.

Fossile Energien sind gespeicherte Sonnenenergie in der Erd-kruste. Biomasse wurde über Millionen von Jahren abgelagert,chemisch verändert und konzentriert sowie geologisch einge-schlossen. Herausgekommen sind Gas, Öl und Kohle. Erneuer-bare Energien dagegen nutzen im Wesentlichen die direkteEinstrahlung der Sonne in ihrer verfügbaren Form: Photovoltaik,Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie.

Mit Wasserkraft aus Speicherseen kann man den Strom be-darfsgerecht erzeugen. Strom aus Kleinwasserkraft, Windkraftund Photovoltaik muss hingegen direkt verbraucht werden. Eine Speicherung ist nur mit Verlust möglich, zum Beispiel inBatterien und Pump- oder Druckluftspeicherkraftwerken. Damitist Strom auch verfügbar, wenn gerade kein Wind weht oderkeine Sonne scheint. Zeitliche Unabhängigkeit sichert auch Methangas aus Bioenergie oder synthetisch hergestellt ausStrom.

Das größte deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen (www.insuedthueringen.de)

Das 2003 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk hat eine Leistung von 1.060 Megawatt, eine Speicherkapazität von 8,5 Gigawatt und ein Fassungsvermögenvon 12 Millionen Kubikmetern Wasser. Nach 8 Stunden Volllast ist es so leer wie aufdem Bild. Der Wall des Oberbeckens besteht aus dem Aushub des Gipfels.

DIE ENERGIEWENDENach den dramatischen Ereignissen von Fukushima 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, in Deutschland mittelfristigauf die Stromversorgung aus der Atomenergie zu verzichten.Einen Atomausstieg bereitet auch die Schweiz vor, Frankreichwill seinen Anteil an Atomenergie herunterfahren. Österreich,Slowenien und Italien gewinnen keinen Strom aus Atomkraft.

Wegen des Klimawandels sollte die Atomenergie nicht durchfossile Energien ersetzt werden. Deshalb ruht die ganze Hoffnung,mit dem Atomausstieg nicht dem Klima zu schaden, auf den erneuerbaren Energien. „Energiewende“ bedeutet also nicht nureine Abkehr von der Atomkraft, sondern auch die Pflicht zueinem beschleunigten Umstieg auf die erneuerbaren Energie-quellen.

Stromerzeugung in Deutschland 2012. Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-schaft e.V., Energiebilanzen 12/2013 (www.bdew.de)

Von den erneuerbaren Energien kommen 8 Prozent aus Windkraft und 4,2 Prozent ausPhotovoltaik. Die erneuerbare Energie aus Biomasse und die Wasserkraft können kaummehr gesteigert werden. Wenn in Deutschland die Kernenergie für die Stromerzeugungbis 2022 wegfällt, dann müssen, bei gleichbleibendem Stromverbrauch, zusätzlich 15,8 Prozent aus Wind und Sonne erzeugt werden. Um zu einer CO2-freien Strom-produktion zu kommen, müssen dann noch fast 60 Prozent aus fossilen Energien durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

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KLIMAWANDELDer Klimawandel ist eine Tatsache. Die Temperaturen im Alpen-raum steigen besonders schnell. Die wesentliche Ursache ist das Treibhausgas Kohlendioxid, das weltweit beim Verbrennenvon Kohle, Erdöl und Erdgas aus fossilen Quellen entsteht. Esreichert sich in der Atmosphäre und den Ozeanen an. Zur Erd-erwärmung kommt es, da die Treibhausgase einen Teil der Sonnenenergie auf der Erde zurückhalten.

Temperaturanstieg in der Schweiz im Vergleich zur Nordhalbkugel. M. Rebetez/M. Reinhard, 2007. In: Spiegel online, 27.6.2007

In Rio de Janeiro verpflichtete sich die Weltgemeinschaft 1992 in der Klimarahmenkonvention, „die Stabilisierung der Treib-hausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zuerreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung desKlimasystems verhindert wird“. Heute geht man davon aus, dassdazu die Erderwärmung nicht über 2° Celsius betragen darf. Dasist nur möglich, wenn der Ausstoß der Treibhausgase dramatischreduziert wird. Die fossilen Energien müssen dafür durch sogenannte erneuerbare Energien ersetzt werden.

Fossile Energien sind gespeicherte Sonnenenergie in der Erd-kruste. Biomasse wurde über Millionen von Jahren abgelagert,chemisch verändert und konzentriert sowie geologisch einge-schlossen. Herausgekommen sind Gas, Öl und Kohle. Erneuer-bare Energien dagegen nutzen im Wesentlichen die direkteEinstrahlung der Sonne in ihrer verfügbaren Form: Photovoltaik,Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie.

Mit Wasserkraft aus Speicherseen kann man den Strom be-darfsgerecht erzeugen. Strom aus Kleinwasserkraft, Windkraftund Photovoltaik muss hingegen direkt verbraucht werden. Eine Speicherung ist nur mit Verlust möglich, zum Beispiel inBatterien und Pump- oder Druckluftspeicherkraftwerken. Damitist Strom auch verfügbar, wenn gerade kein Wind weht oderkeine Sonne scheint. Zeitliche Unabhängigkeit sichert auch Methangas aus Bioenergie oder synthetisch hergestellt ausStrom.

Das größte deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen (www.insuedthueringen.de)

Das 2003 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk hat eine Leistung von 1.060 Megawatt, eine Speicherkapazität von 8,5 Gigawatt und ein Fassungsvermögenvon 12 Millionen Kubikmetern Wasser. Nach 8 Stunden Volllast ist es so leer wie aufdem Bild. Der Wall des Oberbeckens besteht aus dem Aushub des Gipfels.

DIE ENERGIEWENDENach den dramatischen Ereignissen von Fukushima 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, in Deutschland mittelfristigauf die Stromversorgung aus der Atomenergie zu verzichten.Einen Atomausstieg bereitet auch die Schweiz vor, Frankreichwill seinen Anteil an Atomenergie herunterfahren. Österreich,Slowenien und Italien gewinnen keinen Strom aus Atomkraft.

Wegen des Klimawandels sollte die Atomenergie nicht durchfossile Energien ersetzt werden. Deshalb ruht die ganze Hoffnung,mit dem Atomausstieg nicht dem Klima zu schaden, auf den erneuerbaren Energien. „Energiewende“ bedeutet also nicht nureine Abkehr von der Atomkraft, sondern auch die Pflicht zueinem beschleunigten Umstieg auf die erneuerbaren Energie-quellen.

Stromerzeugung in Deutschland 2012. Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-schaft e.V., Energiebilanzen 12/2013 (www.bdew.de)

Von den erneuerbaren Energien kommen 8 Prozent aus Windkraft und 4,2 Prozent ausPhotovoltaik. Die erneuerbare Energie aus Biomasse und die Wasserkraft können kaummehr gesteigert werden. Wenn in Deutschland die Kernenergie für die Stromerzeugungbis 2022 wegfällt, dann müssen, bei gleichbleibendem Stromverbrauch, zusätzlich 15,8 Prozent aus Wind und Sonne erzeugt werden. Um zu einer CO2-freien Strom-produktion zu kommen, müssen dann noch fast 60 Prozent aus fossilen Energien durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

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KLIMAWANDELDer Klimawandel ist eine Tatsache. Die Temperaturen im Alpen-raum steigen besonders schnell. Die wesentliche Ursache ist das Treibhausgas Kohlendioxid, das weltweit beim Verbrennenvon Kohle, Erdöl und Erdgas aus fossilen Quellen entsteht. Esreichert sich in der Atmosphäre und den Ozeanen an. Zur Erd-erwärmung kommt es, da die Treibhausgase einen Teil der Sonnenenergie auf der Erde zurückhalten.

Temperaturanstieg in der Schweiz im Vergleich zur Nordhalbkugel. M. Rebetez/M. Reinhard, 2007. In: Spiegel online, 27.6.2007

In Rio de Janeiro verpflichtete sich die Weltgemeinschaft 1992 in der Klimarahmenkonvention, „die Stabilisierung der Treib-hausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zuerreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung desKlimasystems verhindert wird“. Heute geht man davon aus, dassdazu die Erderwärmung nicht über 2° Celsius betragen darf. Dasist nur möglich, wenn der Ausstoß der Treibhausgase dramatischreduziert wird. Die fossilen Energien müssen dafür durch sogenannte erneuerbare Energien ersetzt werden.

Fossile Energien sind gespeicherte Sonnenenergie in der Erd-kruste. Biomasse wurde über Millionen von Jahren abgelagert,chemisch verändert und konzentriert sowie geologisch einge-schlossen. Herausgekommen sind Gas, Öl und Kohle. Erneuer-bare Energien dagegen nutzen im Wesentlichen die direkteEinstrahlung der Sonne in ihrer verfügbaren Form: Photovoltaik,Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie.

Mit Wasserkraft aus Speicherseen kann man den Strom be-darfsgerecht erzeugen. Strom aus Kleinwasserkraft, Windkraftund Photovoltaik muss hingegen direkt verbraucht werden. Eine Speicherung ist nur mit Verlust möglich, zum Beispiel inBatterien und Pump- oder Druckluftspeicherkraftwerken. Damitist Strom auch verfügbar, wenn gerade kein Wind weht oderkeine Sonne scheint. Zeitliche Unabhängigkeit sichert auch Methangas aus Bioenergie oder synthetisch hergestellt ausStrom.

Das größte deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen (www.insuedthueringen.de)

Das 2003 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk hat eine Leistung von 1.060 Megawatt, eine Speicherkapazität von 8,5 Gigawatt und ein Fassungsvermögenvon 12 Millionen Kubikmetern Wasser. Nach 8 Stunden Volllast ist es so leer wie aufdem Bild. Der Wall des Oberbeckens besteht aus dem Aushub des Gipfels.

DIE ENERGIEWENDENach den dramatischen Ereignissen von Fukushima 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, in Deutschland mittelfristigauf die Stromversorgung aus der Atomenergie zu verzichten.Einen Atomausstieg bereitet auch die Schweiz vor, Frankreichwill seinen Anteil an Atomenergie herunterfahren. Österreich,Slowenien und Italien gewinnen keinen Strom aus Atomkraft.

Wegen des Klimawandels sollte die Atomenergie nicht durchfossile Energien ersetzt werden. Deshalb ruht die ganze Hoffnung,mit dem Atomausstieg nicht dem Klima zu schaden, auf den erneuerbaren Energien. „Energiewende“ bedeutet also nicht nureine Abkehr von der Atomkraft, sondern auch die Pflicht zueinem beschleunigten Umstieg auf die erneuerbaren Energie-quellen.

Stromerzeugung in Deutschland 2012. Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-schaft e.V., Energiebilanzen 12/2013 (www.bdew.de)

Von den erneuerbaren Energien kommen 8 Prozent aus Windkraft und 4,2 Prozent ausPhotovoltaik. Die erneuerbare Energie aus Biomasse und die Wasserkraft können kaummehr gesteigert werden. Wenn in Deutschland die Kernenergie für die Stromerzeugungbis 2022 wegfällt, dann müssen, bei gleichbleibendem Stromverbrauch, zusätzlich 15,8 Prozent aus Wind und Sonne erzeugt werden. Um zu einer CO2-freien Strom-produktion zu kommen, müssen dann noch fast 60 Prozent aus fossilen Energien durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

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DER RAUMVERBRAUCH DER ERNEUERBAREN ENERGIENUm den Klimawandel zu begrenzen und gleichzeitig den Ausstiegaus der Atomenergie zu realisieren, muss so viel wie möglichder bereitgestellten Endenergie durch erneuerbare Energien er-setzt werden. Endenergie, das ist neben Strom auch der Verkehr,die Raumwärme und das Warmwasser in den Haushalten sowiedie Wärme für industrielle Prozesse.

Struktur des Endenergieverbrauchs in Deutschland 2012. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.; Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien, Statistik; Berechnungen des IFO-Instituts

Der Strom macht mit 20,8 Prozent nur ein Fünftel der Endenergie aus. Der überwiegendeTeil der Endenergie kommt mit 84,6 Prozent aus fossilen Energien. In einer CO2-freienZukunft müsste alles, was auf der Abbildung grau ist, durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

Die erneuerbaren Energien aus Biomasse, Wasserkraft undWindkraft, die einen wesentlichen Teil der fossilen und atomar erzeugten Endenergie ersetzen müssen, können hauptsächlichin landwirtschaftlich genutzten bzw. in bisher industriell nichtoder wenig dominierten Räumen „geerntet“ werden. Das sindzum Beispiel Naturparks – oft wichtige Erholungsgebieteim Umgriff von Ballungsgebieten.

Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch 2012. Arbeitsgemeinschaftder Energiebilanzen e.V., Februar 2013 (www.erneuerbare-energien.de)

Am Endenergieverbrauch im Jahr 2012 war die Photovoltaik mit 1,1 Prozent, die Windenergie mit 1,8 Prozent beteiligt. Für diese 1,8 Prozent haben sich 2012 circa22.000 Windräder gedreht. Für einen CO2-freien Endenergieverbrauch müssen abernoch weitere 87,4 Prozent durch erneuerbare Energien ersetzt werden, die jetzt ausfossilen und atomaren Energieträgern kommen – wenn der Endenergieverbrauch nichtdrastisch zurückgeht.

Damit nicht aus allen diesen Räumen industriell überformte„Energielandschaften“ werden, ruhen große Hoffnungen darauf,dass die Wende zu den erneuerbaren Energien auch eine Wendezu einem radikal geringeren Verbrauch von Energie sein wird:Energieeffizienz und Energiesparen, das ist die dritte Seite der„Energiewende“.

DIE ALPEN ALS RAUM DER ENERGIEGEWINNUNGUnsere Sorge des verstärkten Gebrauchs und Verbrauchs vonLandschaftsräumen gilt insbesondere auch dem Alpenraum mitseiner empfindlichen Ökologie und seiner herausragenden land-schaftlichen Schönheit. Für die Produktion von Energie aus Was-serkraft ist er – bedingt durch seine Topografie – hervorragendgeeignet. Die Wasserkraft ist bis heute die einzige erneuerbareEnergiequelle, die mit konventionellen Energiesystemen ökono-misch konkurrenzfähig ist. Der wirtschaftliche Druck, diese auchzu nutzen, ist dementsprechend hoch. Gleichzeitig ist die Nut-zung der Wasserkraft durch den Bau von Speicherseen äußerstraumintensiv. Anders ausgedrückt: „Wasserkraft ist zwar erneu-erbar, aber die betroffene alpine Landschaft ist es nicht“ (MarioBroggi, Präsident CIPRA International 1983-1992).

Wasserkraft im Zillertal. Österreichischer Versuchssenderverband Landesverband Tirol – OE 7 (www.oe7.oevsv.at)

Wasserkraft besteht nicht nur aus Speicherseen, sondern auch aus Wasserableitungenaus vielen Geländekammern, die eigentlich in andere Täler entwässern. Den Bächendort bleibt nur noch eine „Restwassermenge“.

Der massive Bau von Wasserkraftanlagen im Zuge der Energie-wende wäre für den Alpenraum besonders dramatisch, denn bereits im heutigen Zustand ist der Großteil der Landschaftenund alpinen Flüsse durch Wasserkraftnutzung überprägt. VieleHochtäler wurden für Speicherseen geflutet. Über ein weitrei-chendes Netz von Ableitungen werden ganze Serien von Gelände-kammern entwässert. Die meisten der Alpenflüsse wurden fürdie Wasserkraftnutzung reguliert und weisen kein natürlichesAbflussmuster mehr auf.

Gesamt: 2496 TWh

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DER RAUMVERBRAUCH DER ERNEUERBAREN ENERGIENUm den Klimawandel zu begrenzen und gleichzeitig den Ausstiegaus der Atomenergie zu realisieren, muss so viel wie möglichder bereitgestellten Endenergie durch erneuerbare Energien er-setzt werden. Endenergie, das ist neben Strom auch der Verkehr,die Raumwärme und das Warmwasser in den Haushalten sowiedie Wärme für industrielle Prozesse.

Struktur des Endenergieverbrauchs in Deutschland 2012. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.; Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien, Statistik; Berechnungen des IFO-Instituts

Der Strom macht mit 20,8 Prozent nur ein Fünftel der Endenergie aus. Der überwiegendeTeil der Endenergie kommt mit 84,6 Prozent aus fossilen Energien. In einer CO2-freienZukunft müsste alles, was auf der Abbildung grau ist, durch erneuerbare Energien ersetzt oder eingespart werden.

Die erneuerbaren Energien aus Biomasse, Wasserkraft undWindkraft, die einen wesentlichen Teil der fossilen und atomar erzeugten Endenergie ersetzen müssen, können hauptsächlichin landwirtschaftlich genutzten bzw. in bisher industriell nichtoder wenig dominierten Räumen „geerntet“ werden. Das sindzum Beispiel Naturparks – oft wichtige Erholungsgebieteim Umgriff von Ballungsgebieten.

Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch 2012. Arbeitsgemeinschaftder Energiebilanzen e.V., Februar 2013 (www.erneuerbare-energien.de)

Am Endenergieverbrauch im Jahr 2012 war die Photovoltaik mit 1,1 Prozent, die Windenergie mit 1,8 Prozent beteiligt. Für diese 1,8 Prozent haben sich 2012 circa22.000 Windräder gedreht. Für einen CO2-freien Endenergieverbrauch müssen abernoch weitere 87,4 Prozent durch erneuerbare Energien ersetzt werden, die jetzt ausfossilen und atomaren Energieträgern kommen – wenn der Endenergieverbrauch nichtdrastisch zurückgeht.

Damit nicht aus allen diesen Räumen industriell überformte„Energielandschaften“ werden, ruhen große Hoffnungen darauf,dass die Wende zu den erneuerbaren Energien auch eine Wendezu einem radikal geringeren Verbrauch von Energie sein wird:Energieeffizienz und Energiesparen, das ist die dritte Seite der„Energiewende“.

DIE ALPEN ALS RAUM DER ENERGIEGEWINNUNGUnsere Sorge des verstärkten Gebrauchs und Verbrauchs vonLandschaftsräumen gilt insbesondere auch dem Alpenraum mitseiner empfindlichen Ökologie und seiner herausragenden land-schaftlichen Schönheit. Für die Produktion von Energie aus Was-serkraft ist er – bedingt durch seine Topografie – hervorragendgeeignet. Die Wasserkraft ist bis heute die einzige erneuerbareEnergiequelle, die mit konventionellen Energiesystemen ökono-misch konkurrenzfähig ist. Der wirtschaftliche Druck, diese auchzu nutzen, ist dementsprechend hoch. Gleichzeitig ist die Nut-zung der Wasserkraft durch den Bau von Speicherseen äußerstraumintensiv. Anders ausgedrückt: „Wasserkraft ist zwar erneu-erbar, aber die betroffene alpine Landschaft ist es nicht“ (MarioBroggi, Präsident CIPRA International 1983-1992).

Wasserkraft im Zillertal. Österreichischer Versuchssenderverband Landesverband Tirol – OE 7 (www.oe7.oevsv.at)

Wasserkraft besteht nicht nur aus Speicherseen, sondern auch aus Wasserableitungenaus vielen Geländekammern, die eigentlich in andere Täler entwässern. Den Bächendort bleibt nur noch eine „Restwassermenge“.

Der massive Bau von Wasserkraftanlagen im Zuge der Energie-wende wäre für den Alpenraum besonders dramatisch, denn bereits im heutigen Zustand ist der Großteil der Landschaftenund alpinen Flüsse durch Wasserkraftnutzung überprägt. VieleHochtäler wurden für Speicherseen geflutet. Über ein weitrei-chendes Netz von Ableitungen werden ganze Serien von Gelände-kammern entwässert. Die meisten der Alpenflüsse wurden fürdie Wasserkraftnutzung reguliert und weisen kein natürlichesAbflussmuster mehr auf.

Gesamt: 2496 TWh

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Endenergie und Stromproduktion im Alpenland Schweiz. Bundesamt für Energie,Schweiz (www.bfe.admin.ch), Zusammenstellung Rudi Erlacher

Der Strom macht mit 24,1 Prozent nur ein Viertel des Endenergieverbrauchs derSchweiz aus. Dieser wird, wie in den anderen Industrieländern, im Wesentlichen aus fossilen Quellen (66,8 Prozent) bestritten. Der Anteil der Wasserkraft an der Strom-produktion betrug 2012 in der Schweiz 58,7 Prozent. Damit wird dort über die Hälfte des Stroms aus Wasserkraft erzeugt. Die andere Hälfte stammt im Wesentlichen ausder Atomkraft. Im Jahr 2012 hat die Schweiz mit der Wasserkraft also 14,2 Prozent desEndenergieverbrauchs abgedeckt.

Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) hat im Jahr 2004 einen „Optionenbericht“ zur weiteren Nutzung der Wasserressourcenin Tirol vorgelegt: Von den 11,4 Terrawattstunden elektrischerEnergie, die in Tirol bei voller Nutzung pro Jahr gewonnen werdenkönnten, wurden 2004 lediglich 5,4 Terrawattstunden genutzt. Ineiner Langfristperspektive will die TIWAG weitere 3,3 Terrawatt-stunden pro Jahr einer Nutzung zuführen. Das wäre eine Stei-gerung um über 60 Prozent!

Schlegeis-Staumauer (Zillertaler Alpen). Josef Essl

Ableitung am Alpeiner Bach (Stubaier Alpen). Josef Essl, 2011

Aber auch die Kleinwasserkraft, die mit der Energiewende in denAlpen gerade eine Renaissance erlebt, muss stark hinterfragtwerden. Sie liefert nur einen unbedeutenden energetischen Beitrag. Auch ist ihre Leistung sehr unstet – so instabil wie dasWetter, welches das Abflussverhalten der Gebirgsbäche bestimmt.Dagegen stehen die gewässerökologischen Folgen und die land-schaftlichen Auswirkungen in keinem Verhältnis, wenn zum Bei-spiel durch Schluchten nur noch eine Restwassermenge rinnt.

Für die Windkraft und die Photovoltaik ist das Gebirge wenig geeignet. Die wenigen Orte mit einigermaßen stabilen Windver-hältnissen sind visuell oft extrem exponiert. Für die Photovoltaiksind die Täler häufig zu schattig, Solarparke an sonnenexponier-ten Einhängen landschaftlich wiederum sehr dominant.

DIE ALPEN ALS „GRÜNE BATTERIE“?Pumpspeicher sind Stromspeicher. Sie funktionieren wie gigantische wiederaufladbare Batterien. Dazu nutzen sie wieSpeicherkraftwerke die Wasserkraft. In Zeiten von Stromüber-schuss wird Wasser von einem Unterbecken in ein Oberbeckengepumpt. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die hochgepumpteWassermenge wieder abgelassen und verstromt werden.

In Zukunft wird es viel überschüssigen Strom aus unsteterWindkraft und Solarenergie geben, der gespeichert werdenmuss. Pumpspeicher benötigen dazu einen möglichst großenHöhenunterschied. Deshalb spricht man schon heute von denAlpen als der „Grünen Batterie Europas“. Bereits jetzt sind alleinim bayerischen Alpenraum fünf zusätzliche Pumpspeicherkraft-werke geplant. Die größte hochalpine Baumaßnahme in denAlpen ist momentan der Bau des PumpspeicherkraftwerkesMuttsee in den Glarner Alpen (Schweiz).

Wasserkraft

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Kernkraft

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Endenergie und Stromproduktion im Alpenland Schweiz. Bundesamt für Energie,Schweiz (www.bfe.admin.ch), Zusammenstellung Rudi Erlacher

Der Strom macht mit 24,1 Prozent nur ein Viertel des Endenergieverbrauchs derSchweiz aus. Dieser wird, wie in den anderen Industrieländern, im Wesentlichen aus fossilen Quellen (66,8 Prozent) bestritten. Der Anteil der Wasserkraft an der Strom-produktion betrug 2012 in der Schweiz 58,7 Prozent. Damit wird dort über die Hälfte des Stroms aus Wasserkraft erzeugt. Die andere Hälfte stammt im Wesentlichen ausder Atomkraft. Im Jahr 2012 hat die Schweiz mit der Wasserkraft also 14,2 Prozent desEndenergieverbrauchs abgedeckt.

Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) hat im Jahr 2004 einen „Optionenbericht“ zur weiteren Nutzung der Wasserressourcenin Tirol vorgelegt: Von den 11,4 Terrawattstunden elektrischerEnergie, die in Tirol bei voller Nutzung pro Jahr gewonnen werdenkönnten, wurden 2004 lediglich 5,4 Terrawattstunden genutzt. Ineiner Langfristperspektive will die TIWAG weitere 3,3 Terrawatt-stunden pro Jahr einer Nutzung zuführen. Das wäre eine Stei-gerung um über 60 Prozent!

Schlegeis-Staumauer (Zillertaler Alpen). Josef Essl

Ableitung am Alpeiner Bach (Stubaier Alpen). Josef Essl, 2011

Aber auch die Kleinwasserkraft, die mit der Energiewende in denAlpen gerade eine Renaissance erlebt, muss stark hinterfragtwerden. Sie liefert nur einen unbedeutenden energetischen Beitrag. Auch ist ihre Leistung sehr unstet – so instabil wie dasWetter, welches das Abflussverhalten der Gebirgsbäche bestimmt.Dagegen stehen die gewässerökologischen Folgen und die land-schaftlichen Auswirkungen in keinem Verhältnis, wenn zum Bei-spiel durch Schluchten nur noch eine Restwassermenge rinnt.

Für die Windkraft und die Photovoltaik ist das Gebirge wenig geeignet. Die wenigen Orte mit einigermaßen stabilen Windver-hältnissen sind visuell oft extrem exponiert. Für die Photovoltaiksind die Täler häufig zu schattig, Solarparke an sonnenexponier-ten Einhängen landschaftlich wiederum sehr dominant.

DIE ALPEN ALS „GRÜNE BATTERIE“?Pumpspeicher sind Stromspeicher. Sie funktionieren wie gigantische wiederaufladbare Batterien. Dazu nutzen sie wieSpeicherkraftwerke die Wasserkraft. In Zeiten von Stromüber-schuss wird Wasser von einem Unterbecken in ein Oberbeckengepumpt. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die hochgepumpteWassermenge wieder abgelassen und verstromt werden.

In Zukunft wird es viel überschüssigen Strom aus unsteterWindkraft und Solarenergie geben, der gespeichert werdenmuss. Pumpspeicher benötigen dazu einen möglichst großenHöhenunterschied. Deshalb spricht man schon heute von denAlpen als der „Grünen Batterie Europas“. Bereits jetzt sind alleinim bayerischen Alpenraum fünf zusätzliche Pumpspeicherkraft-werke geplant. Die größte hochalpine Baumaßnahme in denAlpen ist momentan der Bau des PumpspeicherkraftwerkesMuttsee in den Glarner Alpen (Schweiz).

Wasserkraft

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Kernkraft

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Pumpspeicher im Alpenraum. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie(www.bmwi.de)

Im Frühjahr 2012 unterzeichneten die zuständigen Minister Deutschlands, Österreichsund der Schweiz eine gemeinsame Initiative zum weiteren Ausbau der Pumpspeicher im Alpenraum.

DAS ANDERE POTENZIAL DER ALPENDie Alpen und ihre Bedeutung für Europa haben sich mit derEnergiewende nicht geändert. Gerade wenn nun ein neues, „nach-haltiges“ Energiesystem verstärkt die Räume industrialisierenwird, wächst die Bedeutung des Alpenraums als ökologischerund ästhetischer Ausgleichsraum. Gerade wenn der Alpenraumvermehrt in den Fokus industrieller Energiegewinnung gerät,muss er besonders in Schutz genommen werden. Europa blickt auf die Alpen, aus den Alpen blickt man auf Europa. Dem „anderen Potenzial der Alpen“ wird nur ein nachhaltiges Systemder erneuerbaren Energien gerecht werden, das beide Perspek-tiven in einem Konzept der Energiewende für Europa integriert.

Der Schutz von Natur und Landschaft beim Ausbau der erneuer-baren Energien gegen den Klimawandel bedeutet in erster Linie,dass jede eingesparte Gigawattstunde eine Megadosis gerettetenRaumes ist. Der Schutz von Natur und Landschaft in der Energie-wende heißt aber auch, dass man nicht bei den etablierten Tech-niken der erneuerbaren Energien stehen bleibt, sondern darüberhinausgeht. So müssen für die „alternativen“ Energien auch „alternative“ Speicher entwickelt werden: Mechanische oder hydraulische Schwerkraftsysteme, Druckluftspeicherkraftwerkeund chemische Speichermöglichkeiten (Batterien) sind Alternati-ven zu Pumpspeichern. Vorhandene Alternativen der Energie-speicherung müssen in Erwägung gezogen und zur technischenReife gebracht werden.

Die Durchsetzung von natur- und landschaftsverträglichen Tech-niken gegen die Eigendynamik der Märkte und von politischenKonzepten wird aber nur gelingen, wenn die betroffenen Bürgersich gegen etablierte Techniken zur Wehr setzen.

Visualisierung des Pumpspeichers am Jochberg (Oberbecken), rechts unten die verlegte Jocher Alm. Süddeutsche Zeitung, 25.10.2013

Eine moderne Gesellschaft, die sich in der Energiewende ihre„unverfügten“ Räume bewahren will, eine Gesellschaft, die Vorsorge trifft, dass die Alpen nicht im ungebremsten Energie-verbrauch untergehen, muss sich selbst kritisch prüfen.

Die Wahl zwischen „Raum oder Energie“ ist auch eine Frage desLebensstils, denn wenig erschlossene Räume sowie die Naturund die Landschaften darin gehören zweifellos zu einem „gutenLeben“. Was nutzt zum Beispiel eine „alternative“ Bewegungs-energie, wenn es keine „alternative“ Welt zur industriellen mehrgibt, die aufzusuchen sich lohnen würde? Eine Ökonomie, diestrukturell auf Wachstum gepolt ist, muss Grenzen der räumlichenExpansion bei der Produktion von erneuerbarer Energie undderen Speicherung hinnehmen. Wir alle müssen das akzeptieren– und darauf hinarbeiten.

Die Lösung des Problems könnte auch ein Versprechen sein:

„Wir verzichten auf ein Mehr an Strom, um ein Mehr an Umweltzu erhalten. Ein Mehr an Leben womöglich.“ (Gerhard Matzig, Süddeutsche Zeitung, 18.2.2014)

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Pumpspeicher im Alpenraum. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie(www.bmwi.de)

Im Frühjahr 2012 unterzeichneten die zuständigen Minister Deutschlands, Österreichsund der Schweiz eine gemeinsame Initiative zum weiteren Ausbau der Pumpspeicher im Alpenraum.

DAS ANDERE POTENZIAL DER ALPENDie Alpen und ihre Bedeutung für Europa haben sich mit derEnergiewende nicht geändert. Gerade wenn nun ein neues, „nach-haltiges“ Energiesystem verstärkt die Räume industrialisierenwird, wächst die Bedeutung des Alpenraums als ökologischerund ästhetischer Ausgleichsraum. Gerade wenn der Alpenraumvermehrt in den Fokus industrieller Energiegewinnung gerät,muss er besonders in Schutz genommen werden. Europa blickt auf die Alpen, aus den Alpen blickt man auf Europa. Dem „anderen Potenzial der Alpen“ wird nur ein nachhaltiges Systemder erneuerbaren Energien gerecht werden, das beide Perspek-tiven in einem Konzept der Energiewende für Europa integriert.

Der Schutz von Natur und Landschaft beim Ausbau der erneuer-baren Energien gegen den Klimawandel bedeutet in erster Linie,dass jede eingesparte Gigawattstunde eine Megadosis gerettetenRaumes ist. Der Schutz von Natur und Landschaft in der Energie-wende heißt aber auch, dass man nicht bei den etablierten Tech-niken der erneuerbaren Energien stehen bleibt, sondern darüberhinausgeht. So müssen für die „alternativen“ Energien auch „alternative“ Speicher entwickelt werden: Mechanische oder hydraulische Schwerkraftsysteme, Druckluftspeicherkraftwerkeund chemische Speichermöglichkeiten (Batterien) sind Alternati-ven zu Pumpspeichern. Vorhandene Alternativen der Energie-speicherung müssen in Erwägung gezogen und zur technischenReife gebracht werden.

Die Durchsetzung von natur- und landschaftsverträglichen Tech-niken gegen die Eigendynamik der Märkte und von politischenKonzepten wird aber nur gelingen, wenn die betroffenen Bürgersich gegen etablierte Techniken zur Wehr setzen.

Visualisierung des Pumpspeichers am Jochberg (Oberbecken), rechts unten die verlegte Jocher Alm. Süddeutsche Zeitung, 25.10.2013

Eine moderne Gesellschaft, die sich in der Energiewende ihre„unverfügten“ Räume bewahren will, eine Gesellschaft, die Vorsorge trifft, dass die Alpen nicht im ungebremsten Energie-verbrauch untergehen, muss sich selbst kritisch prüfen.

Die Wahl zwischen „Raum oder Energie“ ist auch eine Frage desLebensstils, denn wenig erschlossene Räume sowie die Naturund die Landschaften darin gehören zweifellos zu einem „gutenLeben“. Was nutzt zum Beispiel eine „alternative“ Bewegungs-energie, wenn es keine „alternative“ Welt zur industriellen mehrgibt, die aufzusuchen sich lohnen würde? Eine Ökonomie, diestrukturell auf Wachstum gepolt ist, muss Grenzen der räumlichenExpansion bei der Produktion von erneuerbarer Energie undderen Speicherung hinnehmen. Wir alle müssen das akzeptieren– und darauf hinarbeiten.

Die Lösung des Problems könnte auch ein Versprechen sein:

„Wir verzichten auf ein Mehr an Strom, um ein Mehr an Umweltzu erhalten. Ein Mehr an Leben womöglich.“ (Gerhard Matzig, Süddeutsche Zeitung, 18.2.2014)

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DIE ALPENKONVENTIONDass die Alpen und ihre Landschaften einen hohen Wert dar-stellen, ist breiter Konsens in unserer Gesellschaft. Diesen Geistprägt auch die Alpenkonvention, die 1995 in Kraft trat. Alle achtAlpenstaaten und die Europäische Union vereinbarten darinGrundsätze zum Schutz und zur gemeinsamen nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes. Die Wirksamkeit der Alpenkon-vention hat jedoch Grenzen. Vor allem massive wirtschaftlicheInteressen sorgen dafür, dass Regelungen in allen Unterzeich-nerstaaten immer wieder ausgehebelt werden.

ALPENWEITES ENGAGEMENTEin bedeutender Faktor beim Schutz von Natur und Landschaftund für die nachhaltige Entwicklung in den Alpen ist das außer-ordentlich große private Engagement in Vereinen und Organisa-tionen. Viele von ihnen sind Mitglied in der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA (Commission Internationale pourla Protection des Alpes), die gemeinsame Positionen erarbeitetund die Anliegen der Verbände gegenüber der Politik und Wirt-schaft vertritt. In zahlreichen Projekten vernetzt sie Menschenund Akteure im Alpenraum und zeigt mit Best-Practice-BeispielenLösungen von Herausforderungen und Problemen auf.

Auch die Alpenvereine setzen sich für den Natur- und Land-schaftsschutz ein, zum Teil schon seit über hundert Jahren. Im Fokus steht auch bei ihnen die nachhaltige Entwicklung desAlpenraumes. Schwerpunkt ist darüber hinaus das Bewahrenvon noch nicht erschlossenem Gelände. Deshalb fordern sie unteranderem die konsequente Umsetzung der Alpenkonvention sowieeine Raumordnung und -entwicklung auch auf europäischerEbene.

Für eine alpenweite Zusammenarbeit haben sich die Alpenvereineim Club Arc Alpin zusammengeschlossen. Der Club Arc Alpin koordiniert und vertritt die Verbände auf internationaler Ebene.Einer seiner Schwerpunkte sind der Naturschutz und die alpineRaumordnung.

EINE ZUKUNFT FÜR DIE ALPENIn der Präambel der Alpenkonvention verpflichten sich die Alpenstaaten im Bereich Naturschutz und Landschaftspflegedazu,

„[...] Natur und Landschaft so zu schützen, zu pflegen und, so-weit erforderlich, wiederherzustellen, dass die Funktionsfähig-keit der Ökosysteme, die Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelteinschließlich ihrer Lebensräume, die Regenerationsfähigkeitund nachhaltige Leistungsfähigkeit der Naturgüter sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Natur und Landschaft in ihrer Gesamtheit dauerhaft gesichert werden [...].“

Es ist zu hoffen, dass wir alle als Mitglieder unserer Gesellschaftdiese Grundsätze nicht nur in unser Bewusstsein aufnehmen,sondern Teil unseres Handelns werden lassen.

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DIE ALPENKONVENTIONDass die Alpen und ihre Landschaften einen hohen Wert dar-stellen, ist breiter Konsens in unserer Gesellschaft. Diesen Geistprägt auch die Alpenkonvention, die 1995 in Kraft trat. Alle achtAlpenstaaten und die Europäische Union vereinbarten darinGrundsätze zum Schutz und zur gemeinsamen nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes. Die Wirksamkeit der Alpenkon-vention hat jedoch Grenzen. Vor allem massive wirtschaftlicheInteressen sorgen dafür, dass Regelungen in allen Unterzeich-nerstaaten immer wieder ausgehebelt werden.

ALPENWEITES ENGAGEMENTEin bedeutender Faktor beim Schutz von Natur und Landschaftund für die nachhaltige Entwicklung in den Alpen ist das außer-ordentlich große private Engagement in Vereinen und Organisa-tionen. Viele von ihnen sind Mitglied in der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA (Commission Internationale pourla Protection des Alpes), die gemeinsame Positionen erarbeitetund die Anliegen der Verbände gegenüber der Politik und Wirt-schaft vertritt. In zahlreichen Projekten vernetzt sie Menschenund Akteure im Alpenraum und zeigt mit Best-Practice-BeispielenLösungen von Herausforderungen und Problemen auf.

Auch die Alpenvereine setzen sich für den Natur- und Land-schaftsschutz ein, zum Teil schon seit über hundert Jahren. Im Fokus steht auch bei ihnen die nachhaltige Entwicklung desAlpenraumes. Schwerpunkt ist darüber hinaus das Bewahrenvon noch nicht erschlossenem Gelände. Deshalb fordern sie unteranderem die konsequente Umsetzung der Alpenkonvention sowieeine Raumordnung und -entwicklung auch auf europäischerEbene.

Für eine alpenweite Zusammenarbeit haben sich die Alpenvereineim Club Arc Alpin zusammengeschlossen. Der Club Arc Alpin koordiniert und vertritt die Verbände auf internationaler Ebene.Einer seiner Schwerpunkte sind der Naturschutz und die alpineRaumordnung.

EINE ZUKUNFT FÜR DIE ALPENIn der Präambel der Alpenkonvention verpflichten sich die Alpenstaaten im Bereich Naturschutz und Landschaftspflegedazu,

„[...] Natur und Landschaft so zu schützen, zu pflegen und, so-weit erforderlich, wiederherzustellen, dass die Funktionsfähig-keit der Ökosysteme, die Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelteinschließlich ihrer Lebensräume, die Regenerationsfähigkeitund nachhaltige Leistungsfähigkeit der Naturgüter sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Natur und Landschaft in ihrer Gesamtheit dauerhaft gesichert werden [...].“

Es ist zu hoffen, dass wir alle als Mitglieder unserer Gesellschaftdiese Grundsätze nicht nur in unser Bewusstsein aufnehmen,sondern Teil unseres Handelns werden lassen.

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DIE ALPENKONVENTIONDass die Alpen und ihre Landschaften einen hohen Wert dar-stellen, ist breiter Konsens in unserer Gesellschaft. Diesen Geistprägt auch die Alpenkonvention, die 1995 in Kraft trat. Alle achtAlpenstaaten und die Europäische Union vereinbarten darinGrundsätze zum Schutz und zur gemeinsamen nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes. Die Wirksamkeit der Alpenkon-vention hat jedoch Grenzen. Vor allem massive wirtschaftlicheInteressen sorgen dafür, dass Regelungen in allen Unterzeich-nerstaaten immer wieder ausgehebelt werden.

ALPENWEITES ENGAGEMENTEin bedeutender Faktor beim Schutz von Natur und Landschaftund für die nachhaltige Entwicklung in den Alpen ist das außer-ordentlich große private Engagement in Vereinen und Organisa-tionen. Viele von ihnen sind Mitglied in der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA (Commission Internationale pourla Protection des Alpes), die gemeinsame Positionen erarbeitetund die Anliegen der Verbände gegenüber der Politik und Wirt-schaft vertritt. In zahlreichen Projekten vernetzt sie Menschenund Akteure im Alpenraum und zeigt mit Best-Practice-BeispielenLösungen von Herausforderungen und Problemen auf.

Auch die Alpenvereine setzen sich für den Natur- und Land-schaftsschutz ein, zum Teil schon seit über hundert Jahren. Im Fokus steht auch bei ihnen die nachhaltige Entwicklung desAlpenraumes. Schwerpunkt ist darüber hinaus das Bewahrenvon noch nicht erschlossenem Gelände. Deshalb fordern sie unteranderem die konsequente Umsetzung der Alpenkonvention sowieeine Raumordnung und -entwicklung auch auf europäischerEbene.

Für eine alpenweite Zusammenarbeit haben sich die Alpenvereineim Club Arc Alpin zusammengeschlossen. Der Club Arc Alpin koordiniert und vertritt die Verbände auf internationaler Ebene.Einer seiner Schwerpunkte sind der Naturschutz und die alpineRaumordnung.

EINE ZUKUNFT FÜR DIE ALPENIn der Präambel der Alpenkonvention verpflichten sich die Alpenstaaten im Bereich Naturschutz und Landschaftspflegedazu,

„[...] Natur und Landschaft so zu schützen, zu pflegen und, so-weit erforderlich, wiederherzustellen, dass die Funktionsfähig-keit der Ökosysteme, die Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelteinschließlich ihrer Lebensräume, die Regenerationsfähigkeitund nachhaltige Leistungsfähigkeit der Naturgüter sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Natur und Landschaft in ihrer Gesamtheit dauerhaft gesichert werden [...].“

Es ist zu hoffen, dass wir alle als Mitglieder unserer Gesellschaftdiese Grundsätze nicht nur in unser Bewusstsein aufnehmen,sondern Teil unseres Handelns werden lassen.

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Die Alpen sind geografisch nur ein kleiner Landesteil im Süden, spielen aber im Selbstverständnis der Bundesrepublik und insbesondere Bayerns eine großeRolle. Vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass sich die Bevölkerung – aberauch die Politik – der besonderen Schutzwürdigkeit dieses Raumes immer bewusst war. Mit dem Alpenplan von 1972 wurde ein alpenweit einmaliges Instrument geschaffen, das beinahe die Hälfte der Fläche des bayerischen Alpenraums vor der Erschließung mit großen Infrastrukturprojekten bewahrtund für die naturnahe Erholung sichert. Diesen Schutz gilt es auch in der Zukunftin vollem Umfang zu erhalten.

TOURISMUSDie im Vergleich zu anderen Alpenländern niedrig gelegenen Skigebiete in denbayerischen und Allgäuer Alpen sind für die Folgen des Klimawandels besondersanfällig. Zudem stehen Räume für Skigebietserweiterungen praktisch nicht zurVerfügung. Doch auch hier ist der Erschließungsdruck hoch. Weitere Skige-bietserschließungen und der ungebremste Ausbau von Beschneiungsanlagenführen in eine Sackgasse. Unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch,dass der Seilbahnbau und die Errichtung von Anlagen für künstliche Beschnei-ung in Kleinstskigebieten nach wie vor durch die öffentliche Hand mit bis zu 35 Prozent der Investitionssumme gefördert werden.

Die Tourismusregionen in den deutschen Alpen müssen andere Wege gehen, alsden großen Skidestinationen in Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreichnachzueifern. Diese Strategie verfolgt ein Teil der Tourismusorte im bayerischenAlpenraum schon seit Langem. Ausdruck davon ist ein relativ ausgeglichenesVerhältnis von Sommer- und Wintertourismus. Diese Voraussetzungen solltenbei der weiteren touristischen Entwicklung berücksichtigt und genutzt werden.Projekte für sanften Tourismus wie etwa die Initiative Bergsteigerdörfer solltendeshalb auch in der öffentlichen Förderung größeren Niederschlag finden.

Der Deutsche Alpenverein spricht sich deutlich gegen eine Erweiterung der Erschließungsgrenzen in den Skigebieten aus. Auch in erschlossenen Bereichenist bei touristischen Baumaßnahmen zur Qualitätssteigerung besondere Rück-sichtnahme auf Natur und Landschaft wichtig. Höchst kritisch sieht der DeutscheAlpenverein die Tendenzen zur Aufweichung der Schutzvorschriften des Alpen-plans. Deshalb lehnt er auch die geplante Verbindung der Skigebiete Grasgehrenund Balderschwang, die am Riedberger Horn die am stärksten unter Schutz gestellte Zone C tangieren würde, sehr deutlich ab.

ENERGIEGEWINNUNGFür die Rolle des deutschen Alpenanteils bei der Energiewende fehlt derzeitnoch eine tragfähige, übergreifende Planung, die die regionalen Unterschiede inDeutschland berücksichtigt und für einen fairen Ausgleich der Interessen zumErhalt von Landschaft und biologischer Vielfalt sowie zum Umweltschutz sorgt.Der Deutsche Alpenverein fordert zudem und in allererster Linie Maßnahmen zurEnergieeinsparung und Effizienzsteigerung. Unumgängliche neu zu errichtendeAnlagen zur Energiegewinnung und -speicherung dürfen allenfalls in bereitsvorbelasteten Räumen und mit größtmöglicher Rücksicht auf Natur- und Land-schaft erbaut werden.

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Die Alpen sind geografisch nur ein kleiner Landesteil im Süden, spielen aber im Selbstverständnis der Bundesrepublik und insbesondere Bayerns eine großeRolle. Vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass sich die Bevölkerung – aberauch die Politik – der besonderen Schutzwürdigkeit dieses Raumes immer bewusst war. Mit dem Alpenplan von 1972 wurde ein alpenweit einmaliges Instrument geschaffen, das beinahe die Hälfte der Fläche des bayerischen Alpenraums vor der Erschließung mit großen Infrastrukturprojekten bewahrtund für die naturnahe Erholung sichert. Diesen Schutz gilt es auch in der Zukunftin vollem Umfang zu erhalten.

TOURISMUSDie im Vergleich zu anderen Alpenländern niedrig gelegenen Skigebiete in denbayerischen und Allgäuer Alpen sind für die Folgen des Klimawandels besondersanfällig. Zudem stehen Räume für Skigebietserweiterungen praktisch nicht zurVerfügung. Doch auch hier ist der Erschließungsdruck hoch. Weitere Skige-bietserschließungen und der ungebremste Ausbau von Beschneiungsanlagenführen in eine Sackgasse. Unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch,dass der Seilbahnbau und die Errichtung von Anlagen für künstliche Beschnei-ung in Kleinstskigebieten nach wie vor durch die öffentliche Hand mit bis zu 35 Prozent der Investitionssumme gefördert werden.

Die Tourismusregionen in den deutschen Alpen müssen andere Wege gehen, alsden großen Skidestinationen in Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreichnachzueifern. Diese Strategie verfolgt ein Teil der Tourismusorte im bayerischenAlpenraum schon seit Langem. Ausdruck davon ist ein relativ ausgeglichenesVerhältnis von Sommer- und Wintertourismus. Diese Voraussetzungen solltenbei der weiteren touristischen Entwicklung berücksichtigt und genutzt werden.Projekte für sanften Tourismus wie etwa die Initiative Bergsteigerdörfer solltendeshalb auch in der öffentlichen Förderung größeren Niederschlag finden.

Der Deutsche Alpenverein spricht sich deutlich gegen eine Erweiterung der Erschließungsgrenzen in den Skigebieten aus. Auch in erschlossenen Bereichenist bei touristischen Baumaßnahmen zur Qualitätssteigerung besondere Rück-sichtnahme auf Natur und Landschaft wichtig. Höchst kritisch sieht der DeutscheAlpenverein die Tendenzen zur Aufweichung der Schutzvorschriften des Alpen-plans. Deshalb lehnt er auch die geplante Verbindung der Skigebiete Grasgehrenund Balderschwang, die am Riedberger Horn die am stärksten unter Schutz gestellte Zone C tangieren würde, sehr deutlich ab.

ENERGIEGEWINNUNGFür die Rolle des deutschen Alpenanteils bei der Energiewende fehlt derzeitnoch eine tragfähige, übergreifende Planung, die die regionalen Unterschiede inDeutschland berücksichtigt und für einen fairen Ausgleich der Interessen zumErhalt von Landschaft und biologischer Vielfalt sowie zum Umweltschutz sorgt.Der Deutsche Alpenverein fordert zudem und in allererster Linie Maßnahmen zurEnergieeinsparung und Effizienzsteigerung. Unumgängliche neu zu errichtendeAnlagen zur Energiegewinnung und -speicherung dürfen allenfalls in bereitsvorbelasteten Räumen und mit größtmöglicher Rücksicht auf Natur- und Land-schaft erbaut werden.

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AUSBAU DES SKIGEBIETS JENNERSchönau am Königssee/Berchtesgadener Land

Seit 2008 wird das Skigebiet Jenner massiv ausgebaut. Bereits realisiert wurdeein Speicherbecken mit 48.000 Kubikmetern Fassungsvermögen sowie die Beschneiung der Talabfahrt, obwohl das Skigebiet Jenner sehr niedrig gelegenist (610-1.800 m ü.d.M.). 2013 entstand ein Trainingszentrum des DeutschenSkiverbandes mit Vierersessellift, neuer Piste, Boardercross- und Buckelbereich.Dafür wurden mehr als drei Hektar Schutz- und Bergwald gerodet und Forst-straßen verbreitert. Der Zugang in den Nationalpark Berchtesgaden über den Königsweg war für einen Winter gesperrt.

Weitere Planungen sehen einen Neubau der Jennerbahn vor sowie die Umge-staltung des Jenners in einen „Erlebnisberg“ für eine weitere Ausweitung desSommertourismus. Zu den Maßnahmen gehören ein Höhenweg mit Aussichts-plattformen, die teilweise auf dem Gelände des Nationalparks liegen, und einekombinierte Mountainbikestrecke/Winterrodelbahn.

Bauherr/Betreiber: Berchtesgadener Bergbahn AG

Stand: Februar 2014

TEILWEISEREALISIERT

WEITERER AUSBAU IN PLANUNG

Terrain für die neue Piste des Deutschen Skizentrumsnach den Rodungsarbeiten. Paul Grafwallner, Mai 2013

Lifttrasse für den neuen Vierersessellift. Paul Grafwallner, Juni 2013

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Baustelle für das Speicherbecken am Jenner, im Hintergrund der Untersberg. Paul Grafwallner, August 2008

Verlegung von Schneileitungen im Almgelände für diePistenerweiterungen. Paul Grafwallner, August 2013

Bau des Speicherbeckens am Jenner, im Hintergrundder Watzmann. Paul Grafwallner, Oktober 2008

Page 38: Alpen unter Druck

TIMEZONE BIKEPARK HOCHRIESSamerberg/Rosenheim

Der Bikepark mit zwei Kilometern Singletrails führt von der Hochriesbahn- Mittelstation bis zur Talstation der Seilbahn. Modellierte Bodenwellen, Sprüngeund Holzrampen sollen die sommerliche Auslastung der Hochriesbahn verbessern.

Bauherr/Betreiber: Bikepark Hochries-Samerberg

Stand: Dezember 2013

REALISIERT

Umbauten für steilste Kurven im Bergwald. Lina Riedmiller, September 2013

Stark ausgefahrene Waldwege. Lina Riedmiller, September 2013

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SOMMERRODELBAHN HOCHECKOberaudorf/Rosenheim

Die Sommerrodelbahn im Skigebiet Hocheck soll die Auslastung der Sesselbahn Hocheck im Sommer verbessern.

Bauherr/Betreiber: Hocheck Bergbahnen GmbH & Co. KG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2003

Die Stahlträger für die Sommerrodelbahn am Hocheck.Mountain Wilderness Deutschland, Frühling 2011

Page 40: Alpen unter Druck

AUSBAU DES SKIGEBIETS SUDELFELDBayrischzell/Miesbach

Das Skigebiet Sudelfeld soll umfassend ausgebaut werden. Für eine flächendeckende Beschneiung sind folgende Maßnahmen geplant: - 250 neue Schneekanonen- 15.000 Quadratmeter großes Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen

von 175.000 Kubikmeter Wasser- 72 Hektar Beschneiungsfläche statt wie bisher 20 Hektar- Neuverlegung von 17 Kilometern Druckleitungen

Der geplante Ausbau des Sudelfeldes ist der bisher größte Umbau eines deutschen Skigebietes. Das Speicherbecken für die Beschneiung soll mehr als dreimal so groß werden wie das der benachbarten Skigebiete Brauneck undSpitzingsee. Ein weiteres Aufschaukeln der Erschließungsspirale ist zu erwarten.Gleichzeitig ist der Bau der Beschneiungsanlagen wegen der geringen Höhe desSkigebietes (800-1.563 m) vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung besondersfragwürdig. Der Ausbau der Beschneiung soll ca. 9 Millionen Euro kosten, der Freistaat Bayern hat zugesagt, die Maßnahme mit bis zu 35 Prozent zu bezuschussen.

Die Ausbaumaßnahme wurde durch den scheidenden Landrat Josef Kreidl imApril 2014 genehmigt. Seitdem laufen die Bauarbeiten. Der Bund Naturschutzund der Deutsche Alpenverein haben Klage eingereicht. Einer einstweiligen Verfügung auf Stopp der Baumaßnahmen wurde nicht stattgegeben. Gegen diesen Bescheid werden Bund Naturschutz und der Deutsche Alpenverein Beschwerde einlegen.

Bauherr/Betreiber: Vereinigte Liftbetriebe Sudelfeld GbR

Stand: Juni 2014

IM BAU SEIT APRIL 2014

Standort des zukünftigen Speicherbeckens auf der Walleralm. Foto: Axel Doering (Gesellschaft für ökologische Forschung) 2012 und 23.5.2014

19.8.14

Der bayerische Verwaltungsge-

richtshof hat die Beschwerde des

DAV und des Bund Naturschutz zu-

rückgewiesen. Am Sudelfeld kann

weiter gebaut werden.

AUSBAU DES SKIGEBIETS SUDELFELDBayrischzell/Miesbach

Das Skigebiet Sudelfeld soll umfassend ausgebaut werden. Für eine flächendeckende Beschneiung sind folgende Maßnahmen geplant: - 250 neue Schneekanonen- 15.000 Quadratmeter großes Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen

von 175.000 Kubikmeter Wasser- 72 Hektar Beschneiungsfläche statt wie bisher 20 Hektar- Neuverlegung von 17 Kilometern Druckleitungen

Der geplante Ausbau des Sudelfeldes ist der bisher größte Umbau eines deutschen Skigebietes. Das Speicherbecken für die Beschneiung soll mehr als dreimal so groß werden wie das der benachbarten Skigebiete Brauneck undSpitzingsee. Ein weiteres Aufschaukeln der Erschließungsspirale ist zu erwarten.Gleichzeitig ist der Bau der Beschneiungsanlagen wegen der geringen Höhe desSkigebietes (800-1.563 m) vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung besondersfragwürdig. Der Ausbau der Beschneiung soll ca. 9 Millionen Euro kosten, der Freistaat Bayern hat zugesagt, die Maßnahme mit bis zu 35 Prozent zu bezuschussen.

Die Ausbaumaßnahme wurde durch den scheidenden Landrat Josef Kreidl imApril 2014 genehmigt. Seitdem laufen die Bauarbeiten. Der Bund Naturschutzund der Deutsche Alpenverein haben Klage eingereicht. Einer einstweiligen Verfügung auf Stopp der Baumaßnahmen wurde nicht stattgegeben. Gegen diesen Bescheid werden Bund Naturschutz und der Deutsche Alpenverein Beschwerde einlegen.

Bauherr/Betreiber: Vereinigte Liftbetriebe Sudelfeld GbR

Stand: Juni 2014

IM BAU SEIT APRIL 2014

Standort des zukünftigen Speicherbeckens auf der Walleralm. Foto: Axel Doering (Gesellschaft für ökologische Forschung) 2012 und 23.5.2014

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interview mit Harald gmeiner, geschäftsführer Alpenregion tegernsee-schliersee, 2014►

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AUSBAU DES SKIGEBIETS SPITZINGSEEHauptgebiet Stümpfling und Sutten auf der Westseite des Spitzingsees/Miesbach

Nachdem die Spitzingseebahnen im Frühjahr 2003 Insolvenz anmelden mussten,wurden sie von der Unternehmensgruppe Schörghuber (Immobilien, Brauereien,Lachszucht, Hotels) übernommen. Schörghuber gehört auch das größte Hotel amSpitzingsee, das Arabella-Sheraton.

2004 ging die neue Stümpflingbahn, 2005 die neue Sesselbahn Sutten-Expressin Betrieb. Gleich im folgenden Jahr wurde eine umfassende Beschneiung fürdie Sutten-Abfahrt ins Tegernseer Tal sowie den Osthang in Betrieb genommen.Das Wasser hierfür liefert ein neues Speicherbecken mit 42.000 KubikmeternFassungsvermögen. 2009 wurden Flutlichter auf der Stümpfling-Abfahrt installiert, um das Skifahren auch nachts möglich zu machen, ein Jahr späterder alte Tellerlift auf den Rosskopf durch einen Sessellift ersetzt. Er erschließtnun die vier Kilometer lange Grünsee-Abfahrt.

Bauherr/Betreiber: Alpenbahnen Spitzingsee GmbH. Anteilseigner ist dieSchörghuber-Unternehmensgruppe

Stand: Januar 2014

REALISIERT 2004–2009

Verlegen einer Schneileitung. Oswald Baumeister (Gesellschaft für ökologische Forschung), Juli 2007

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Bau des Speicherbeckens. Oswald Baumeister (Gesellschaft für ökologische Forschung), Juni 2006,0ktober 2006, Juli 2009

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AUSBAU DES SKIGEBIETS BRAUNECKLenggries/Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach

Der Neubau eines Speicherbeckens mit einem Fassungsvermögen von hundert-tausend Kubikmetern Wasser in geologisch labilem Gelände hatte neben starkerGeländemodellierung eine Pistenverlegung und Rodung von Bergwald zur Folge.Da Quellen nur ungenügend vorhanden sind, wird das Speicherbecken zur Beschneiung über Druckleitungen aus dem Tal gespeist.

Bauherr/Betreiber: Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2012/2013

Das Speicherbecken am Brauneck im Bau. Franz Speer,Winter 2012

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FREIZEITARENA BRAUNECK: JAUDENHANG-FLITZER, HOCHSEILGARTEN, BIKEPARKLenggries/Bad Tölz

Für die Inszenierung des Vergnügungsparks „Freizeitarena Brauneck“ wurdensukzessive an den Talhängen des Brauneck eine Sommerrodelbahn mit 1,6 Kilometern Länge, ein Bikepark und ein Hochseilgarten, der größte Oberbayerns,gebaut. Bullcarts, das sind Dreiräder für unwegsames Gelände, versprechenVergnügen an den Skihängen im Sommer, verursachen jedoch eine maximaleBelastung der Wege und Grasnarbe.

Bauherr/Betreiber: Verein „Freizeitarena Brauneck zur Förderung des Braun-eck-Gebiets in Lenggries als Freizeit-, Erholungs- und Wirtschaftsstandort“

Stand: Dezember 2013

REALISIERT

Bikepark. Lina Riedmiller, September 2013

Zieleinlauf der Sommerrodelbahn. Lina Riedmiller,September 2013

Page 46: Alpen unter Druck

AUSBAU DES FUNPARKS UND DER SOMMERRODELBAHNBLOMBERGBlomberg/Bad Tölz

Die „längste Sommerrodelbahn Deutschlands“ am Blomberg wurde schon 1971gebaut, erfuhr jedoch vor fünf Jahren eine Renovierung. In diesem Zuge wurdedas Gebiet um ein Kleintiergehege, Bungee-Trampolin und eine Kartbahn fürKinder erweitert.

Bauherr/Betreiber: Blombergbahn Bad Tölz/SEBA Seilbahnbau Gmbh & Co. KG Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2008

BERGWELT KARWENDEL, DAS „FERNROHR“Mittenwald/Garmisch-Partenkirchen

Die eigenwillige Architektur des auskragenden „Fernrohrs“, das zu einer Naturinformationseinrichtung mit Ausstellungsbetrieb neben der Bergstation der Karwendelbahn gehört, ist kilometerweit sichtbar.

Die meisten Naturschutzverbände sehen das „Fernrohr“ inzwischen sehr kritisch. In erster Linie dient es nicht der Information über das Karwendel, sondern einer besseren Auslastung der Bergbahn im Sommer. Um möglichstjedem Bürger und Touristen kostengünstig ohne Ticketkauf Informationen zurBergwelt nahezubringen, wäre ein Standort im Tal zielführender gewesen.

Bauherr/Betreiber: Bergwelt Karwendel gGmbH

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2004–2008

Die Gipfelstation der Karwendelbahn mit demNaturerlebniszentrum im „Fernrohr“. Rudi Erlacher,Herbst 2008

Georg Sojer. Neulich im Karwendelgebirg‘, 2008

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BERGWELT KARWENDEL, DAS „FERNROHR“Mittenwald/Garmisch-Partenkirchen

Die eigenwillige Architektur des auskragenden „Fernrohrs“, das zu einer Naturinformationseinrichtung mit Ausstellungsbetrieb neben der Bergstation der Karwendelbahn gehört, ist kilometerweit sichtbar.

Die meisten Naturschutzverbände sehen das „Fernrohr“ inzwischen sehr kritisch. In erster Linie dient es nicht der Information über das Karwendel, sondern einer besseren Auslastung der Bergbahn im Sommer. Um möglichstjedem Bürger und Touristen kostengünstig ohne Ticketkauf Informationen zurBergwelt nahezubringen, wäre ein Standort im Tal zielführender gewesen.

Bauherr/Betreiber: Bergwelt Karwendel gGmbH

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2004–2008

Die Gipfelstation der Karwendelbahn mit demNaturerlebniszentrum im „Fernrohr“. Rudi Erlacher,Herbst 2008

Georg Sojer. Neulich im Karwendelgebirg‘, 2008

Page 48: Alpen unter Druck

AUSBAU DER SKIGEBIETE GARMISCH-PARTENKIRCHEN Garmisch-Partenkirchen, im gleichnamigen Landkreis

AUSBAU DES SKIGEBIETSDer Betreiber der Skigebiete Garmisch-Partenkirchen fasste im Jahr 2006 seine drei Skigebiete Hausberg, Kreuzeck und Alpspitze zum sogenannten Skigebiet Garmisch-Classic zusammen. Diese Skigebiete rund um Garmisch-Partenkirchen wurden in den letzten elf Jahren massiv ausgebaut, im Besonderenzur Ski-Weltmeisterschaft 2011. Vor allem die Eingriffe im Kreuzeck- und Hausberg-Gebiet waren massiv.

Für den Aus- und Neubau der Kandahar-Strecken in Kombination mit dem Neubau der Liftanlagen wurden mehr als zwanzig Hektar Bergwald und Almwiesenfläche gerodet und planiert. Der Ausbau des Tröglhangs und die Verbreiterung der sogenannten FIS-Schneise von 16 auf 39 Meter Pistenbreite unddie damit verbundenen Erdarbeiten führten zu massiven Erosionserscheinungenund einer zunehmenden Hanglabilität.

Als Grundlage für die Vollbeschneiung des gesamten Gebiets wurde 2007 am Hausberg ein zweites Beschneiungsbecken mit circa 65.000 Kubikmetern Fassungsvermögen gebaut. 2009 erhielt die Hornabfahrt eine künstliche Beschneiung, 2010 wurde dann die Beschneiungsanlage am Gudiberg massiverweitert.

Die umfangreichen Investitionen in die Skigebiete für die Ski-Weltmeisterschaft2011 führten zu einer erheblichen Verschuldung der Gemeinde. Dies bekam dieBevölkerung durch den Verkauf von Sozialwohnungen unmittelbar zu spüren.

ALPSPIX UND FLYING FOXDer Bau der Aussichtsplattform AlpspiX an der Bergstation der Alpspitzbahn imJahr 2010 war die erste ihrer Art in Bayern. Es handelt sich um zwei 24 Meterlange und 13 Meter über den Berg auskragende Stahlstege. Ein Flying Fox miteiner Länge von mehr als 1.600 Metern konnte verhindert werden. Dieser waraufgrund seines Störpotenzials für den nahen Lebensraum der geschütztenAuer- und Schneehühner noch weit umstrittener.

Bauherr/Betreiber: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, bis 2011 die GemeindeGarmisch-Partenkirchen für die Pisten am Hausberg, Kreuzeck und Gudiberg

Stand: Dezember 2013

STETER AUS-UND NEUBAU

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Verbreiterung der Piste am Tröglhang. Axel Doering(Gesellschaft für ökologische Forschung) 2007, 2008, 2009

Der Aushub des Speicherbeckens wurde auf den zukünftigen Pisten des Tröglhangs aufgebracht unddamit das Terrain erheblich verändert.

Page 50: Alpen unter Druck

Bau des Speicherbeckens am Hausberg. Sylvia Hamberger (Gesellschaft für ökologische Forschung),Mai 2007, Juli 2007, Oktober 2007, September 2013

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WEITERER AUSBAU DES GLETSCHERSKIGEBIETS AUF DER ZUGSPITZE Garmisch-Partenkirchen, im gleichnamigen Landkreis

Das Skigebiet an der Zugspitze wollte 2011 mit einer weiteren Sensation aufwarten. Die Zugspitze sollte einen fast achthundert Meter langen Tunnel mit einer Breite von zehn Metern ins Skigebiet Ehrwald erhalten. Von Ehrwald wieder hinauf auf die Zugspitze war eine Seilbahn auf das Wetterwandeck geplant.

Die Tunnelpläne „ruhen“, der bisherige Schlepplift auf das Wetterwandeckwurde aber in der Saison 2012/2013 durch eine Sechsersesselanlage ersetzt.

Bauherr/Betreiber: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

Stand: Dezember 2013

TUNNEL NACH EHRWALD NICHT

REALISIERT

KAPAZITÄTSERWEITERUNG ZUM

WETTERWANDECK REALISIERT2013

Page 52: Alpen unter Druck

BEWERBUNGEN ZU DEN OLYMPISCHEN WINTERSPIELEN 2018 UND 2022München mit weiteren Austragungsorten, unter anderen Garmisch-Partenkirchen

OLYMPISCHE WINTERSPIELE 20182007/2008 beschlossen die Städte München und Garmisch-Partenkirchen, derFreistaat Bayern, der Landkreis Berchtesgadener Land und der Deutsche Olympische Sportbund, sich für die Olympischen Winterspiele 2018 zu bewerben.Geplant waren drei Standorte mit den Eiswettbewerben in München, denSchneesportarten in Garmisch-Partenkirchen und unter anderem den Bob- und Rodelwettbewerben in Schönau am Königssee. Die Bewerber betonten, dass sie besonderen Wert auf umwelt- und naturverträgliche Spiele legten.Dazu sollten vorhandene Sportanlagen genutzt und zusätzlich benötigte Flächennach den Spielen rückgebaut werden. Durch neue Gebäude im Nullenergie-standard, Kompensation von Emissionen, Regionalentwicklungsmaßnahmenund Bildungsprojekte sollten die Spiele in Bayern zum klimaneutralen Vorzeige-projekt werden.

Unter anderem sah jedoch der Großteil der bayerischen Naturschutzverbändedie Durchführung der Spiele sehr kritisch. So sollten die Biathlon- und Lang-laufwettkämpfe ursprünglich in Oberammergau ausgetragen werden. Dies hätteeine komplette Neuerschließung bedeutet. Als Ausweichfläche wurde das GutSchwaiganger bei Ohlstadt gewählt. Auch hier wären ökologisch wertvolle Flächen planiert und überbaut worden. Befürchtet wurden außerdem weitereUm- und Ausbaumaßnahmen an der Kandahar-Abfahrt und ein enormer Aufwand,um die Schneesicherheit zu garantieren. Politischen Schaden richtete zudem dieintransparente Informationspolitik der Bewerbungsgesellschaft gegenüber denGarmischer Grundbesitzern an.

Der Deutsche Alpenverein hatte die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele2018 grundsätzlich unterstützt. Bedingungen waren, dass mögliche OlympischeWinterspiele so natur- und landschaftsverträglich wie möglich vorbereitet unddurchgeführt werden und im Zuge der Olympiabewerbung Projekte initiiert undverbindlich umgesetzt würden, die einen Mehrwert für den Natur- und Umwelt-schutz im bayerischen Alpenraum mit sich gebracht hätten.

Im Juli 2011 vergab das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Winter-spiele 2018 an Pyeongchang in Südkorea.

OLYMPISCHE WINTERSPIELE 2022Zwei Jahre später wurden vor der Einreichung der Bewerbung Ratsbegehren mitBürgerentscheiden in München, Garmisch-Partenkirchen und den LandkreisenTraunstein und Berchtesgaden durchgeführt.

Die Bürger entschieden sich an allen Standorten gegen die Durchführung derOlympischen Winterspiele. Argumente waren neben gefürchteten Eingriffen in

OLYMPISCHE WINTERSPIELE

2018, KEIN ZUSCHLAG

ZUR BEWERBUNG

OLYMPISCHE WINTERSPIELE

2022, BÜRGERENTSCHEIDE

VERHINDERTEN BEWERBUNGEN

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Natur und Landschaft vor allem die hohe Verschuldung und die Erhöhung derLebenshaltungs- und Mietkosten, die Verträge mit dem IOC, die diesem weitgehende Rechte eingeräumt hätten, sowie Menschenrechtsverletzungen bei den Bauarbeiten, Naturzerstörungen und der Kostenanstieg im Vorfeld derWinterspiele in Sotschi 2014.

Der Deutsche Alpenverein entschied sich auf seiner Hauptversammlung im November 2013 nach einer intensiven Diskussion mit einer Mehrheit von siebzigProzent gegen Olympische Winterspiele in München und in den BayerischenAlpen. Schon zwei Wochen vorher hatte sich die Jugend des Deutschen Alpen-vereins auf ihrem Bundesjugendleitertag ebenso klar gegen eine Bewerbungausgesprochen.

Stand: Dezember 2013

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SKIGEBIETSVERBUND OBERJOCH MIT SCHATTWALD/ZÖBLENOberjoch/Oberallgäu und Tannheim/Tirol (Österreich)

Geplant ist ein länderübergreifender Verbund der Skigebiete Oberjoch undSchattwald/Zöblen. Dafür wurde ein Wildschutzgebiet außer Kraft gesetzt.

Bauherr/Betreiber: Tannheimer Bergbahnen und Bergbahnen Hindelang-Oberjoch GmbH & Co. KG

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2010

IN PLANUNG, RUHTMOMENTAN

SKIGEBIETSVERBUND GRASGEHREN UND BALDERSCHWANGObermaiselstein und Balderschwang/Oberallgäu

Die zwei kleinen Skigebiete Grasgehren und Balderschwang sollen zur gegen-seitigen Attraktivitätssteigerung verbunden werden. Besondere Bedeutung besitzt das Projekt, da es die Zone C des Bayerischen Alpenplans durchschneidenwürde. Für die unter Zone C ausgewiesenen Gebiete besteht bisher ein absolutesErschließungsverbot. Eine Durchführung des Projektes wäre ein Präzedenzfall.Zudem ist durch die Planung der Verbindungstrasse ein bedeutender Lebens-raum von Raufußhühnern betroffen. Das Riedberger Horn ist ein beliebter undhistorisch bedeutender Skitourenberg. Im Rahmen des Projektes „Skiberg-steigen umweltfreundlich“ wurden differenzierte Lenkungsmaßnahmen zumSchutz der Raufußhühner erarbeitet. Eine Erschließung in diesem sensiblen Bereich wäre vor diesem Hintergrund ein schwerer Schlag für den Naturschutzund den Bergsport.

Bauherr/Betreiber: Bergbahn- und Skilift Balderschwang Betriebs GmbH & Co. KG und Grasgehrenlifte Betriebs GmbH

Stand: Dezember 2013

Postkarte vom Riedberger Horn, um 1930. Archiv desDeutschen Alpenvereins, München

Das Riedberger Horn. Manfred Scheuermann, Februar 2009Dank des Alpenplans ist das Riedberger Horn bisher nicht erschlossen und heute im gleichen Zustand wie 1930

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IN PLANUNG, RUHTMOMENTAN

SKIGEBIETSVERBUND GRASGEHREN UND BALDERSCHWANGObermaiselstein und Balderschwang/Oberallgäu

Die zwei kleinen Skigebiete Grasgehren und Balderschwang sollen zur gegen-seitigen Attraktivitätssteigerung verbunden werden. Besondere Bedeutung besitzt das Projekt, da es die Zone C des Bayerischen Alpenplans durchschneidenwürde. Für die unter Zone C ausgewiesenen Gebiete besteht bisher ein absolutesErschließungsverbot. Eine Durchführung des Projektes wäre ein Präzedenzfall.Zudem ist durch die Planung der Verbindungstrasse ein bedeutender Lebens-raum von Raufußhühnern betroffen. Das Riedberger Horn ist ein beliebter undhistorisch bedeutender Skitourenberg. Im Rahmen des Projektes „Skiberg-steigen umweltfreundlich“ wurden differenzierte Lenkungsmaßnahmen zumSchutz der Raufußhühner erarbeitet. Eine Erschließung in diesem sensiblen Bereich wäre vor diesem Hintergrund ein schwerer Schlag für den Naturschutzund den Bergsport.

Bauherr/Betreiber: Bergbahn- und Skilift Balderschwang Betriebs GmbH & Co. KG und Grasgehrenlifte Betriebs GmbH

Stand: Dezember 2013

Postkarte vom Riedberger Horn, um 1930. Archiv desDeutschen Alpenvereins, München

Das Riedberger Horn. Manfred Scheuermann, Februar 2009Dank des Alpenplans ist das Riedberger Horn bisher nicht erschlossen und heute im gleichen Zustand wie 1930

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ERWEITERUNG DER BESCHNEIUNG AM NEBELHORNOberstdorf/Oberallgäu

2008 wurden die Beschneiungsanlagen im Bereich der Station Höfatsblick-Seealpe sowie der Bau eines Speicherbeckens mit knapp fünfzigtausend Kubikmetern Fassungsvermögen für die Beschneiungsanlage im Bereich derSeealpe gebaut. Der Deutsche Alpenverein sprach sich nicht grundsätzlichgegen den Bau eines Speicherbeckens aus, setzte sich jedoch aus landschafts-ästhetischen Gründen für eine andere Platzwahl ein, da die Wälle am Becken-rand bis zu neun Meter hoch werden sollten. Dieses Anliegen hat der Betreiberberücksichtigt.

Bauherr/Betreiber: Nebelhornbahn AG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2008

Blick auf das Speicherbecken an der Mittelstation Seealpe. Friederike Kaiser, Juli 2013

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SKIGEBIET FELLHORN, KANZELWANDOberstdorf/Oberallgäu; Riezlern/Kleinwalsertal (Österreich)

Im Rahmen des umfassenden Ausbaus im Skigebiet von 2004 bis 2008 wurden folgende Baumaßnahmen realisiert: - Bau des Speicherbeckens „Riezler Alpe“ unterhalb der Kanzelwand-Bergstation

mit mehr als fünfzigtausend Kubikmetern Fassungsvermögen. Dazu wurden mehr als sechs Kilometer Leitungen für 120 Schneekanonen verlegt

- Bau einer modernen Seilbahn mit 94 Kabinen. Inbetriebnahme mit Beginn der Skisaison 2006/2007

- Neubau des Panoramarestaurants an der Bergstation Kanzelwand, 2004- Neubau der Sechsersesselbahn Zwerenalpe sowie gleichzeitiger Ausbau der

Skiabfahrt im Bereich unterhalb des Adlerhorstes, 2003

Bauherr/Betreiber: Bergbahnen Kleinwalsertal Oberstdorf AG/Fellhornbahn AG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2004–2008

Das Speicherbecken Riezler Alpe im Bau und nach derFertigstellung. Andreas Riedmiller, Juni und Oktober2008

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GLÄSERNER PANORAMAAUFZUG MIT GEOPLATTFORM AM WALMENDINGER HORNMittelberg/Kleinwalsertal (Österreich)

Ein gläserner Aufzug für Ausblicke in die Allgäuer Bergwelt verbindet die Berg-station des Sesselliftes mit der circa sechzig Meter höher gelegenen Bergstationder Gondelbahn und der dort neu entstandenen Umweltbildungseinrichtung.

Bauherr/Betreiber: Kleinwalsertaler Bergbahn AG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2006

Blick auf die Aussichtsplattform. Mountain WildernessDeutschland, November 2011

PANORAMABAHN IFENKleinwalsertal/Gemeinde Mittelberg (Österreich)

Die Region Gottesacker, Hochifen und Schwarzwassertal ist aus geologischerund hydrologischer Sicht einmalig. Es handelt sich um eine der großartigstenKarstlandschaften der Alpen […]. Diese Landschaft ist extrem wertvoll, verletzlichund schützenswert […].“ (Prof. Dr. Nico Goldscheider, Hydrogeologe an der Universität Karlsruhe)

Eine talüberspannende Panoramabahn sollte die Skigebiete Walmendingerhornund Hoher Ifen zum „Skiraum Kleinwalsertal“ verbinden. Das Projekt liegt imSchutzgebiet und Großraumbiotop Ifen-Gottesacker-Schwarzwassertal. Der Anteil des deutschen Areals genießt als EU-Vogelschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet den höchsten Schutzstatus.

Für die Integration in ein Verbundskigebiet waren neben der talüberspannendenPanoramabahn unter anderem folgende Maßnahmen geplant:

- Runderneuerung der Ifenbahn von der Auenhütte zum Alpboard mit bergseitiger Zwischenstation bei der Ifenhütte

- Beschneiungsanlage im Gebiet Ifen, das bislang eines der letzten Naturschneegebiete im Alpenraum ist

- Restaurant mit 200 Innen- und 250 Terrassenplätzen im Bereich des Alpboards- Ausbau des Parkplatzes Ifen-Talstation auf 1.000 Plätze- Bau einer Zufahrtsstraße zum Alpboard

In einer Volksabstimmung am 21. Oktober 2012 stimmten 55 Prozent der Bevölkerung (Wahlbeteiligung 74 Prozent) gegen die Panoramabahn Ifen.

Bauherr/Betreiber: Bergbahnen Oberstdorf-Kleinwalsertal/KleinwalsertalerBergbahn AG

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNGSEIT 2011,

VORERST GESTOPPT

Protestaktion am Ifen. Andreas Riedmiller, Juli 2012

daten zu klein

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PANORAMABAHN IFENKleinwalsertal/Gemeinde Mittelberg (Österreich)

Die Region Gottesacker, Hochifen und Schwarzwassertal ist aus geologischerund hydrologischer Sicht einmalig. Es handelt sich um eine der großartigstenKarstlandschaften der Alpen […]. Diese Landschaft ist extrem wertvoll, verletzlichund schützenswert […].“ (Prof. Dr. Nico Goldscheider, Hydrogeologe an der Universität Karlsruhe)

Eine talüberspannende Panoramabahn sollte die Skigebiete Walmendingerhornund Hoher Ifen zum „Skiraum Kleinwalsertal“ verbinden. Das Projekt liegt imSchutzgebiet und Großraumbiotop Ifen-Gottesacker-Schwarzwassertal. Der Anteil des deutschen Areals genießt als EU-Vogelschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet den höchsten Schutzstatus.

Für die Integration in ein Verbundskigebiet waren neben der talüberspannendenPanoramabahn unter anderem folgende Maßnahmen geplant:

- Runderneuerung der Ifenbahn von der Auenhütte zum Alpboard mit bergseitiger Zwischenstation bei der Ifenhütte

- Beschneiungsanlage im Gebiet Ifen, das bislang eines der letzten Naturschneegebiete im Alpenraum ist

- Restaurant mit 200 Innen- und 250 Terrassenplätzen im Bereich des Alpboards- Ausbau des Parkplatzes Ifen-Talstation auf 1.000 Plätze- Bau einer Zufahrtsstraße zum Alpboard

In einer Volksabstimmung am 21. Oktober 2012 stimmten 55 Prozent der Bevölkerung (Wahlbeteiligung 74 Prozent) gegen die Panoramabahn Ifen.

Bauherr/Betreiber: Bergbahnen Oberstdorf-Kleinwalsertal/KleinwalsertalerBergbahn AG

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNGSEIT 2011,

VORERST GESTOPPT

Protestaktion am Ifen. Andreas Riedmiller, Juli 2012

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PANORAMABAHN IFENKleinwalsertal/Gemeinde Mittelberg (Österreich)

Die Region Gottesacker, Hochifen und Schwarzwassertal ist aus geologischerund hydrologischer Sicht einmalig. Es handelt sich um eine der großartigstenKarstlandschaften der Alpen […]. Diese Landschaft ist extrem wertvoll, verletzlichund schützenswert […].“ (Prof. Dr. Nico Goldscheider, Hydrogeologe an der Universität Karlsruhe)

Eine talüberspannende Panoramabahn sollte die Skigebiete Walmendingerhornund Hoher Ifen zum „Skiraum Kleinwalsertal“ verbinden. Das Projekt liegt imSchutzgebiet und Großraumbiotop Ifen-Gottesacker-Schwarzwassertal. Der Anteil des deutschen Areals genießt als EU-Vogelschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet den höchsten Schutzstatus.

Für die Integration in ein Verbundskigebiet waren neben der talüberspannendenPanoramabahn unter anderem folgende Maßnahmen geplant:

- Runderneuerung der Ifenbahn von der Auenhütte zum Alpboard mit bergseitiger Zwischenstation bei der Ifenhütte

- Beschneiungsanlage im Gebiet Ifen, das bislang eines der letzten Naturschneegebiete im Alpenraum ist

- Restaurant mit 200 Innen- und 250 Terrassenplätzen im Bereich des Alpboards- Ausbau des Parkplatzes Ifen-Talstation auf 1.000 Plätze- Bau einer Zufahrtsstraße zum Alpboard

In einer Volksabstimmung am 21. Oktober 2012 stimmten 55 Prozent der Bevölkerung (Wahlbeteiligung 74 Prozent) gegen die Panoramabahn Ifen.

Bauherr/Betreiber: Bergbahnen Oberstdorf-Kleinwalsertal/KleinwalsertalerBergbahn AG

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNGSEIT 2011,

VORERST GESTOPPT

Protestaktion am Ifen. Andreas Riedmiller, Juli 2012

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HÖrBeitrAg: interVieWs mit einHeimisCHen Aus Dem KleinWAlsertAl Zur pAnorAmABAHn Am iFen, 2014.

Karl Kessler, stellvertretender obmann landschaftsschutz Kleinwalsertal; Andreas Haid, Bürgermeister Kleinwalsertal;

Anne riedler, Vorstand Kleinwalsertal tourismus; ulrike riezler, Hotelbesitzerin im Kleinwalsertal;

10:18 minuten

FilmBeitrAg: ► KleinWAlsertAler BergBAHnen

imagefilm zur panoramabahn ifen (www.das-hoechste.de), aufgerufen am 05.03.2014

4:53 minuten

https://www.youtube.com/watch?v=uYaCpz4bAri

pAnorAmABAHn iFen Kleinwalsertal/gemeinde mittelberg (Österreich)

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FilmBeitrAg: ► streit um Den riCHtigen tourismus im KleinWAlsertAl

Antonia Berneike (Bayerischer rundfunk. Quer), 2011

5:26 minuten

https://www.youtube.com/watch?v=yY5vvr_b4um

Page 62: Alpen unter Druck

ALPINE COASTER UND KLETTERWALD, ALPSEE BERGWELTImmenstadt/Oberallgäu

Deutschlands längste Ganzjahresrodelbahn hat eine Länge von circa 3 Kilometernund eine Höhendifferenz von 355 Metern. Wie üblich erfolgt der Transport bergaufvia Seilbahn. Große Fangnetze seitlich der Bahn und eine Trägerkonstruktion fürdie Schienen (z. B. 430°-Kreisel) sind weithin sichtbar. Neben dem Alpine Coasterwurde der Kletterwald „Bärenfalle“ eingerichtet.

Bauherr/Betreiber: Alpsee Bergwelt GmbH & Co.KG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2006

Der Alpine Coaster mit Fangnetzen. Mountain WildernessDeutschland, Oktober 2011

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„ALLGÄU-DORF“ FÜSSENFüssen/Ostallgäu

Das „Allgäu-Dorf“ vor den Toren von Füssen am Forggensee und in Sichtweite vonSchloss Neuschwanstein sollte das Allgäu vom Bodensee bis zum Forggensee„spiegeln“. Auf einer Fläche von mehr als sieben Hektar wäre ein Feriendorf mitHotel, Erlebnisgastronomie und Handwerksbetrieben in Häusern in „traditionellerStilrichtung“ gebaut worden.

Die Ziele des „Allgäu-Dorfs“ waren ehrgeizig: 450.000 Besucher erwartete manjedes Jahr. Die Kritiker befürchteten eine Bauerntheaterkulisse mitten in einerhöchst beeindruckenden Kulturlandschaft, zu der unter anderem das unmittelbarbenachbarte Schloss Neuschwanstein und das Kloster St. Mang zählen.

Bauherr/Betreiber: Geisler & Trimmel Holding, Krongut Bornstedt GmbH in einergemeinsamen Projektentwicklungsfirma

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2005,

2013 ABGELEHNT VOM

GEMEINDERAT SCHWANGAU

Page 64: Alpen unter Druck

KLEINSTWASSERKRAFTWERK HINTERSEE Ramsau, Geotop Hintersee/Bad Reichenhall

Am Abfluss des Hintersees, einem wegen seiner einzigartigen landschaftlichenSchönheit vom Bayerischen Umweltministerium ausgezeichneten Geotop, soll in direkter Nachbarschaft zum Nationalpark Berchtesgaden eine Kleinstwasser-kraftanlage errichtet werden. Die Leistung würde bei weniger als fünfzig Kilowattstunden liegen. Gängige größere Wasserkraftanlagen wie zum Beispieldas Praterkraftwerk vor dem Alpinen Museum haben zum Vergleich eine Turbinenleistung von 2.500 Kilowattstunden.

Mit der geplanten Anlage würde die Restwassermenge des Abflusses aus demHintersee von bis zu tausend Litern je nach Wasserstand auf achtzig beziehungs-weise fünf Liter reduziert. Die Durchlässigkeit für Fische und Fischnährtiere sollerst nach dem Bau geprüft werden. Die Fische wandern vom Hintersee in denBach zum Laichen. Allein die deutliche Reduktion der Restwassermenge könntedies unmöglich machen.

Das Geotop Zauberwald rund um das Projektgebiet ist wegen seiner landschaft-lichen Schönheit mit dem Siegel des Umweltministeriums „Bayerns schönsteGeotope“ ausgezeichnet.

Bauherr/Betreiber: Wasserkraft Hintersee GbR

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2011

Das DAV-Naturschutzlehrteam im Zauberwald. Steffen Reich, September 2012

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KLEINSTWASSERKRAFTWERK AM EYBACHSchöllang-Oberstdorf/Oberallgäu

Auf 1,2 Kilometern Länge soll nahezu das ganze Wasser des Bachs in ein Druckrohr abgeleitet werden. Eine Grundlast, also eine Mindestdurchflussmengedes Wassers, ist durch die starken Pegelschwankungen jedoch nicht gegeben.Die Auswirkungen auf Natur und Landschaft sind im Verhältnis zum Energieertragunverhältnismäßig groß.

Zudem würde die Restwassermenge zwischen durchschnittlich 160 Litern und10 Litern pro Sekunde im Jahresverlauf schwanken, der Bach dadurch zu einemRinnsal.

Bauherr: Karl Müller, Privatinvestor

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNGSEIT 2012

Page 66: Alpen unter Druck

KLEINSTWASSERKRAFTWERK AN DER STILLACHOberstdorf/Oberallgäu

Die Stillach ist eines der letzten fast unberührten Fließgewässer Bayerns. Private Investoren planten das Kleinstwasserkraftwerk im NaturschutzgebietAllgäuer Hochalpen, im Jahr 2009 wurde das Projekt durch die Regierung vonSchwaben abgelehnt.

Bauherr/Betreiber: Investorengruppe Kraftwerk Buchrain

Stand: Dezember 2013

2009 VON DER REGIERUNG

VON SCHWABEN ABGELEHNT

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PUMPSPEICHERKRAFTWERK AM JOCHBERG Jochberg/Gemeinde Wallgau/Garmisch-Partenkichen

Ein Zusammenschluss aus kommunalen Energieversorgern will im Bereich derJocher Alm an der Südseite des Jochbergs ein Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von mindestens zwei Millionen Kubikmetern Wasser bauen.Als Unterbecken würde der Walchensee im Tal fungieren. Das geplante Speicher-becken würde einen erheblichen Landschaftseingriff darstellen, darüber hinauseine traditionsreiche, sehr beliebte Wandergegend vor den Toren Münchensmassiv beeinträchtigen.

Mehrere Naturschutzverbände protestieren heftig, es gründete sich eine sehraktive Bürgerinitiative. Aufgrund der Proteste und der noch nicht klaren Positionder bayerischen Staatsregierung stellte das Planungskonsortium die weiterenPlanungen im Herbst 2013 vorläufig ein. Im November 2013 besuchte die bayerische Energieministerin Ilse Aigner die Jachenau. Die weitere Politik desFreistaates ist noch unklar. Bereits für 2013 wurde eine Studie zu den Pump-speicherpotenzialen in den bayerischen Alpen angekündigt, die bis heute nichtveröffentlicht wurde.

Bauherr/Betreiber: Energieallianz Bayern GmbH & Co. KG

Stand: Januar 2013

IN PLANUNG SEIT 2013

Blick vom Jochberg auf die Jocher Alm, die als Standortdes Oberbeckens des geplanten Pumpspeicherkraft-werkes vorgesehen ist. Georg Hohenester, Sommer 2007

PUMPSPEICHERKRAFTWERK AM JOCHBERG Jochberg/Gemeinde Wallgau/Garmisch-Partenkichen

Ein Zusammenschluss aus kommunalen Energieversorgern will im Bereich derJocher Alm an der Südseite des Jochbergs ein Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von mindestens zwei Millionen Kubikmetern Wasser bauen.Als Unterbecken würde der Walchensee im Tal fungieren. Das geplante Speicher-becken würde einen erheblichen Landschaftseingriff darstellen, darüber hinauseine traditionsreiche, sehr beliebte Wandergegend vor den Toren Münchensmassiv beeinträchtigen.

Mehrere Naturschutzverbände protestieren heftig, es gründete sich eine sehraktive Bürgerinitiative. Aufgrund der Proteste und der noch nicht klaren Positionder bayerischen Staatsregierung stellte das Planungskonsortium die weiterenPlanungen im Herbst 2013 vorläufig ein. Im November 2013 besuchte die bayerische Energieministerin Ilse Aigner die Jachenau. Die weitere Politik desFreistaates ist noch unklar. Bereits für 2013 wurde eine Studie zu den Pump-speicherpotenzialen in den bayerischen Alpen angekündigt, die bis heute nichtveröffentlicht wurde.

Bauherr/Betreiber: Energieallianz Bayern GmbH & Co. KG

Stand: Januar 2013

IN PLANUNG SEIT 2013

Blick vom Jochberg auf die Jocher Alm, die als Standortdes Oberbeckens des geplanten Pumpspeicherkraft-werkes vorgesehen ist. Georg Hohenester, Sommer 2007

PUMPSPEICHERKRAFTWERK AM JOCHBERG Jochberg/Gemeinde Wallgau/Garmisch-Partenkichen

Ein Zusammenschluss aus kommunalen Energieversorgern will im Bereich derJocher Alm an der Südseite des Jochbergs ein Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von mindestens zwei Millionen Kubikmetern Wasser bauen.Als Unterbecken würde der Walchensee im Tal fungieren. Das geplante Speicher-becken würde einen erheblichen Landschaftseingriff darstellen, darüber hinauseine traditionsreiche, sehr beliebte Wandergegend vor den Toren Münchensmassiv beeinträchtigen.

Mehrere Naturschutzverbände protestieren heftig, es gründete sich eine sehraktive Bürgerinitiative. Aufgrund der Proteste und der noch nicht klaren Positionder bayerischen Staatsregierung stellte das Planungskonsortium die weiterenPlanungen im Herbst 2013 vorläufig ein. Im November 2013 besuchte die bayerische Energieministerin Ilse Aigner die Jachenau. Die weitere Politik desFreistaates ist noch unklar. Bereits für 2013 wurde eine Studie zu den Pump-speicherpotenzialen in den bayerischen Alpen angekündigt, die bis heute nichtveröffentlicht wurde.

Bauherr/Betreiber: Energieallianz Bayern GmbH & Co. KG

Stand: Januar 2013

IN PLANUNG SEIT 2013

Blick vom Jochberg auf die Jocher Alm, die als Standortdes Oberbeckens des geplanten Pumpspeicherkraft-werkes vorgesehen ist. Georg Hohenester, Sommer 2007

„Alle Münchner Kinder fangen am Jochberg das Berg-steigen an.“ 40 Jahre Wandern am Jochberg in dem Bergbuchklassiker „Münchner Hausberge“. 1965 (1. Aus-gabe). Bibliothek des Deutschen Alpenvereins, München

5.9.14

Stopp des Pumpspeichers am Joch-berg durch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner: Jochberg.„Das ist ein Ausflugsberg“

PUMPSPEICHERKRAFTWERK AM JOCHBERG Jochberg/Gemeinde Wallgau/Garmisch-Partenkichen

Ein Zusammenschluss aus kommunalen Energieversorgern will im Bereich derJocher Alm an der Südseite des Jochbergs ein Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von mindestens zwei Millionen Kubikmetern Wasser bauen.Als Unterbecken würde der Walchensee im Tal fungieren. Das geplante Speicher-becken würde einen erheblichen Landschaftseingriff darstellen, darüber hinauseine traditionsreiche, sehr beliebte Wandergegend vor den Toren Münchensmassiv beeinträchtigen.

Mehrere Naturschutzverbände protestieren heftig, es gründete sich eine sehraktive Bürgerinitiative. Aufgrund der Proteste und der noch nicht klaren Positionder bayerischen Staatsregierung stellte das Planungskonsortium die weiterenPlanungen im Herbst 2013 vorläufig ein. Im November 2013 besuchte die bayerische Energieministerin Ilse Aigner die Jachenau. Die weitere Politik desFreistaates ist noch unklar. Bereits für 2013 wurde eine Studie zu den Pump-speicherpotenzialen in den bayerischen Alpen angekündigt, die bis heute nichtveröffentlicht wurde.

Bauherr/Betreiber: Energieallianz Bayern GmbH & Co. KG

Stand: Januar 2013

IN PLANUNG SEIT 2013

Blick vom Jochberg auf die Jocher Alm, die als Standortdes Oberbeckens des geplanten Pumpspeicherkraft-werkes vorgesehen ist. Georg Hohenester, Sommer 2007

Page 68: Alpen unter Druck

IN PLANUNG SEIT 2011

Poschberg vom Zwiesel aus gesehen. Peter Dürk,Sommer 2013

Für die Probebohrungen wurde eine breite Straße gebaut. Steffen Reich, Herbst 2012

PUMPSPEICHERKRAFTWERK POSCHBERG IM LATTENGEBIRGEBad Reichenhall/Berchtesgadener Land

Das Pumpspeicherkraftwerk mit zwei Speicherbecken ist im Lattengebirge, zwei Kilometer südlich der Stadtgrenze Bad Reichenhalls geplant, das Fassungsvermögen der Speicherbecken soll jeweils zwei Millionen Kubikmeterbetragen. Das Kraftwerk soll ausschließlich den Energiebedarf der Lechstahl-werke in Meitingen/Schwaben sichern. Ein lukrativer Synergieeffekt entstündedurch den Abbau von zwanzig Millionen Tonnen Dolomitgestein, der im Bereichder Baustelle für das Kraftwerk anfiele. Das Gestein kann zur Stahlherstellung in den Lechstahlwerken benötigt werden.

Die Rodung von circa zehn Hektar Schutzwald und die starken Eingriffe in dieTopologie des Berges stellen ein geologisches Risiko für die Sicherheit der StadtBad Reichenhall dar. Der zusätzliche Schwerlastverkehr - die Umgehungsstraßestößt schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenze - und die erforderliche 380-Kilovolt-Leitung durch das Stadtgebiet würden eine enorme Belastung für den KurortBad Reichenhall darstellen.

Das Raumordnungsverfahren für den Bau des Pumpspeicherkraftwerkes wurdemehrfach angekündigt, aber noch nicht eröffnet.

Bauherr/Betreiber: Max Aicher Unternehmensgruppe

Stand: Dezember 2013

PUMPSPEICHERKRAFTWERK EINÖDENEinöden bei Flintsbach/Rosenheim

Geplant sind der Bau eines Kraftwerks und eines Speichersees sowie einesOberbeckens auf dem Falkenberg. Schon im Stadium der Vorplanung erhielt derBrunnen für die anliegenden Anwesen eine neue Fassung, da die Veränderungdes Grundwasserpegels durch den Eingriff unklar ist.

Bauherr/Betreiber: Pumpspeicherwerk Einöden GmbH und Projektpartner

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2006

Projektgebiet für das Unterbecken. Catharina Stolz,Sommer 2013

Standort für das Oberbecken am Falkenberg. Catharina Stolz, Sommer 2013

5.9.14

Durch bayerische Wirtschafts-

ministerin Ilse Aigner vorerst

gestoppt.Es sollen keine neuen

Pumpspeicherkraftwerke in Bayern

geplant werden.

IN PLANUNG SEIT 2011

Poschberg vom Zwiesel aus gesehen. Peter Dürk,Sommer 2013

Für die Probebohrungen wurde eine breite Straße gebaut. Steffen Reich, Herbst 2012

PUMPSPEICHERKRAFTWERK POSCHBERG IM LATTENGEBIRGEBad Reichenhall/Berchtesgadener Land

Das Pumpspeicherkraftwerk mit zwei Speicherbecken ist im Lattengebirge, zwei Kilometer südlich der Stadtgrenze Bad Reichenhalls geplant, das Fassungsvermögen der Speicherbecken soll jeweils zwei Millionen Kubikmeterbetragen. Das Kraftwerk soll ausschließlich den Energiebedarf der Lechstahl-werke in Meitingen/Schwaben sichern. Ein lukrativer Synergieeffekt entstündedurch den Abbau von zwanzig Millionen Tonnen Dolomitgestein, der im Bereichder Baustelle für das Kraftwerk anfiele. Das Gestein kann zur Stahlherstellung in den Lechstahlwerken benötigt werden.

Die Rodung von circa zehn Hektar Schutzwald und die starken Eingriffe in dieTopologie des Berges stellen ein geologisches Risiko für die Sicherheit der StadtBad Reichenhall dar. Der zusätzliche Schwerlastverkehr - die Umgehungsstraßestößt schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenze - und die erforderliche 380-Kilovolt-Leitung durch das Stadtgebiet würden eine enorme Belastung für den KurortBad Reichenhall darstellen.

Das Raumordnungsverfahren für den Bau des Pumpspeicherkraftwerkes wurdemehrfach angekündigt, aber noch nicht eröffnet.

Bauherr/Betreiber: Max Aicher Unternehmensgruppe

Stand: Dezember 2013

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PUMPSPEICHERKRAFTWERK EINÖDENEinöden bei Flintsbach/Rosenheim

Geplant sind der Bau eines Kraftwerks und eines Speichersees sowie einesOberbeckens auf dem Falkenberg. Schon im Stadium der Vorplanung erhielt derBrunnen für die anliegenden Anwesen eine neue Fassung, da die Veränderungdes Grundwasserpegels durch den Eingriff unklar ist.

Bauherr/Betreiber: Pumpspeicherwerk Einöden GmbH und Projektpartner

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2006

Projektgebiet für das Unterbecken. Catharina Stolz,Sommer 2013

Standort für das Oberbecken am Falkenberg. Catharina Stolz, Sommer 2013 5.9.14

Durch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner vorerst gestoppt.

Page 70: Alpen unter Druck

IN PLANUNG SEIT 2012

PUMPSPEICHERKRAFTWERK SAALACHSEESchneizlreuth/Berchtesgadener Land

Die derzeit geplanten Varianten sehen ein Oberbecken im Lattengebirge bei der Anthauptenalm unter dem Vogelspitz oder am Prechelkopf auf der anderenTalseite vor. Als Unterbecken kommen der Saalachsee oder Standorte in denFeuchtgebieten der Saalach infrage.

Bauherr/Betreiber: Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH

Stand: Dezember 2013

5.9.14

Durch Wirtschaftsministerin Ilse

Aigner vorerst gestoppt.

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PUMPSPEICHERKRAFTWERK IM OBERALLGÄU: RETTENBERG ODER ROTTACHSEERettenberg, Gereute/Oberallgäu

Die Allgäuer Überland GmbH sucht geeignete Standorte für den Bau einesPumpspeicherkraftwerks im Oberallgäu. Mögliche Standorte sind der Breitenstein(Rettenberg) oder das Gebiet Rottachsee (Oy-Mittelberg). Am Breitenstein würdeein Pumpspeicherkraftwerk entstehen, das mit einer Leistung von 60 Megawattbis zu 30.000 Haushalte mit Energie versorgen soll. Das Ober- und Unterbeckensollen bei einem Höhenunterschied von 460 Metern für ein Fassungsvermögenvon bis zu 380.000 Kubikmetern Wasser ausgelegt werden.

Auch der Bau eines Oberbeckens auf dem Hügel Ellegg mit dem Rottachsee alsUnterbecken ist angedacht. Die Fallhöhe würde 150 bis 250 Meter betragen, dieTrassenlänge der Rohre circa drei Kilometer. Am Rottachsee wären Seespiegel-schwankungen von bis zu zwanzig Zentimetern zu erwarten.

Bauherr/Betreiber: Allgäuer Überlandwerk GmbH

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2013

5.9.14

Durch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner vorerst gestoppt.

Page 72: Alpen unter Druck

Auch in Österreich kommt der Druck von allen Seiten: Die touristische Wachstum-spirale schraubt sich in schwindelerregende Höhen – in bisher unerschlossenealpine Landschaften, in bergübergreifende Fusionen höher gelegener Skigebieteund in größere Beschneiungsanlagen. Dabei bringen ständig neue Erschließungs-projekte den alpinen Raum und seine Bewohner in immer größere Bedrängnis.Die Betreiber der Skigebiete erkennen weder gesetzliche noch naturräumlicheGrenzen an. Dramatisch deutlich wurde das an der Erschließung des Piz ValGronda, der im letzten Jahr nach dreißigjährigem Tauziehen mit einer zwei-spurigen Pendelbahn bezwungen wurde. Mit mehreren selten vorkommendenPflanzen und Tieren ist die Region im österreichisch-schweizerischen Grenzbe-reich nahe der Heidelberger Hütte eine der Kandidatinnen für eine Unterschutz-stellung nach den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien der Europäischen Union.

Von den zukünftigen Schutzgebieten schwenkt der Blick zu den bestehenden.Gleich in mehreren Bundesländern bläst die Skiindustrie zu deren Angriff. Da in vielen Schutzgebieten die Errichtung von Seilbahnen für die Personen-beförderung verboten ist, fordern Bauherren und Projektbetreiber von Skige-bietszusammenschlüssen die Aufhebung bestehender Schutzgebiete. MehrereRuhe- und Naturschutzgebiete sind von dieser Lobby-Einflussnahme betroffen.

REGENERATIVE ENERGIEDie langjährige Forderung von Umweltaktivistinnen und -aktivisten nach ver-stärkter Nutzung von regenerativen Energiequellen wird heute von der Mehrheitder Bevölkerung getragen. Nicht zuletzt aufgrund der begünstigten Einspeisetarifenach dem Ökostromgesetz wird sie in Projekte gegossen. Bislang kaum genutzteRäume erscheinen dabei besonders interessant. Daher wurde mit der „Energie-wende“ auch der Startschuss für die Wind- und Wasserkraftnutzung in unbe-rührten, sensiblen Naturräumen – häufig auch in Schutzgebieten – gegeben.

Die Erschließung der alpinen Landschaft durch Windkraftanlagen hat in der Alpenrepublik eine ungeahnte Dynamik erfahren. In den Jahren 2012 und 2013sind in Österreich 258 Windkraftanlagen mit insgesamt 714,8 Megawatt neu installierter Leistung hinzugekommen. Die Windkraft als erneuerbarer Energie-träger kann ihren Part in der zukünftigen Stromversorgung Österreichs leisten,er wird aber auch zukünftig nur sehr bescheiden sein können. Deshalb gibt die überörtliche Raumordnung verschiedener Bundesländer unter (leider teilsunzureichender) Beteiligung der Öffentlichkeit transparente Verfahren vor. AusSicht des Oesterreichischen Alpenvereins ist es zwingend notwendig, dabeiAspekte des Natur- und Landschaftsschutzes sowie der naturnahen Erholungund des sanften Alpintourismus umfassend zu berücksichtigen. Außerdemmüssen Ausschlusszonen definiert werden.

Kern der Tabuzonen, auch für die Wasserkraft, müssen auf jeden Fall die gesetzlichen Natur- und Landschaftsschutzgebiete bleiben. Auch Höhenlagen von über 2.000 Metern über dem Meer, die sogenannten Alpinzonen, sollten ausgeschlossen bleiben. Diese dürfen einer Interessenabwägung nicht zu-gänglich sein. Eine österreichweite Ausweisung von Gebieten, in denen die Errichtung technischer Anlagen nicht zulässig ist, ist dringend erforderlich.

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Auch in Österreich kommt der Druck von allen Seiten: Die touristische Wachstum-spirale schraubt sich in schwindelerregende Höhen – in bisher unerschlossenealpine Landschaften, in bergübergreifende Fusionen höher gelegener Skigebieteund in größere Beschneiungsanlagen. Dabei bringen ständig neue Erschließungs-projekte den alpinen Raum und seine Bewohner in immer größere Bedrängnis.Die Betreiber der Skigebiete erkennen weder gesetzliche noch naturräumlicheGrenzen an. Dramatisch deutlich wurde das an der Erschließung des Piz ValGronda, der im letzten Jahr nach dreißigjährigem Tauziehen mit einer zwei-spurigen Pendelbahn bezwungen wurde. Mit mehreren selten vorkommendenPflanzen und Tieren ist die Region im österreichisch-schweizerischen Grenzbe-reich nahe der Heidelberger Hütte eine der Kandidatinnen für eine Unterschutz-stellung nach den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien der Europäischen Union.

Von den zukünftigen Schutzgebieten schwenkt der Blick zu den bestehenden.Gleich in mehreren Bundesländern bläst die Skiindustrie zu deren Angriff. Da in vielen Schutzgebieten die Errichtung von Seilbahnen für die Personen-beförderung verboten ist, fordern Bauherren und Projektbetreiber von Skige-bietszusammenschlüssen die Aufhebung bestehender Schutzgebiete. MehrereRuhe- und Naturschutzgebiete sind von dieser Lobby-Einflussnahme betroffen.

REGENERATIVE ENERGIEDie langjährige Forderung von Umweltaktivistinnen und -aktivisten nach ver-stärkter Nutzung von regenerativen Energiequellen wird heute von der Mehrheitder Bevölkerung getragen. Nicht zuletzt aufgrund der begünstigten Einspeisetarifenach dem Ökostromgesetz wird sie in Projekte gegossen. Bislang kaum genutzteRäume erscheinen dabei besonders interessant. Daher wurde mit der „Energie-wende“ auch der Startschuss für die Wind- und Wasserkraftnutzung in unbe-rührten, sensiblen Naturräumen – häufig auch in Schutzgebieten – gegeben.

Die Erschließung der alpinen Landschaft durch Windkraftanlagen hat in der Alpenrepublik eine ungeahnte Dynamik erfahren. In den Jahren 2012 und 2013sind in Österreich 258 Windkraftanlagen mit insgesamt 714,8 Megawatt neu installierter Leistung hinzugekommen. Die Windkraft als erneuerbarer Energie-träger kann ihren Part in der zukünftigen Stromversorgung Österreichs leisten,er wird aber auch zukünftig nur sehr bescheiden sein können. Deshalb gibt die überörtliche Raumordnung verschiedener Bundesländer unter (leider teilsunzureichender) Beteiligung der Öffentlichkeit transparente Verfahren vor. AusSicht des Oesterreichischen Alpenvereins ist es zwingend notwendig, dabeiAspekte des Natur- und Landschaftsschutzes sowie der naturnahen Erholungund des sanften Alpintourismus umfassend zu berücksichtigen. Außerdemmüssen Ausschlusszonen definiert werden.

Kern der Tabuzonen, auch für die Wasserkraft, müssen auf jeden Fall die gesetzlichen Natur- und Landschaftsschutzgebiete bleiben. Auch Höhenlagen von über 2.000 Metern über dem Meer, die sogenannten Alpinzonen, sollten ausgeschlossen bleiben. Diese dürfen einer Interessenabwägung nicht zu-gänglich sein. Eine österreichweite Ausweisung von Gebieten, in denen die Errichtung technischer Anlagen nicht zulässig ist, ist dringend erforderlich.

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Page 74: Alpen unter Druck

SKIGEBIETSZUSAMMENSCHLUSS WURZERALM–HÖSSGebirgsgruppe Warscheneck/Oberösterreich

Warscheneck-Nord ist Oberösterreichs zweitgrößtes Naturschutzgebiet und eineder bedeutendsten Karstlandschaften Europas. Vorder- und Hinterstoder sollennun über Pisten verbunden und das Skigebiet Wurzeralm mit einer Gondelbahnüber das geschützte Warscheneckplateau an Höss angebunden werden. DasNaturschutzgebiet würde dadurch zerschnitten werden.

Bauherr/Betreiber: Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG. Das Land Ober-österreich ist Miteigentümer, der österreichische Skiverbandspräsident PeterSchröcksnadel Mehrheitseigner.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

Oberes Filzmoos auf der Wurzeralm. Franz Maier, Juni 2013

Haller Mauer vom Warscheneck aus gesehen. Franz Maier, August 2012

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SKIGEBIET MÖLLTALER GLETSCHER: ERWEITERUNG, BAU EINER TALABFAHRT DURCH DAS NATURSCHUTZGEBIET KLEINFRAGANT UND VERBINDUNG MIT DEM SKIGEBIETSPORTGASTEINFlattach/Kärnten

Mit dem Neubau des Sessellifts Alteck auf die bisher unerschlossene Klein-zirknitzscharte wurden zwanzig Kilometer neue Pistenfläche erschlossen. Diesentspricht einer Vergrößerung des Skigebiets um vierzig Prozent.

Bei der Planung des Skigebietes am Mölltaler Gletscher Mitte der 1980er Jahresetzten sich der Oesterreichische Alpenverein und weitere Naturschutzverbändevehement gegen die Erschließung durch eine Gondel im NaturschutzgebietKleinfragant ein. Als Variante wurde deshalb eine Stollenbahn als Zubringer auf den Gletscher gebaut. Die Schultz Unternehmensgruppe als Betreiber desSkigebiets hat im Februar 2013 dem Kärntner Umweltbeirat Pläne für eine Talabfahrt durch das jahrzehntelange Tabugebiet vorgelegt.

Ähnlich dem Chaletdorf in Kals, aber noch größer, plant die Schultz Unterneh-mensgruppe zudem in Flattach einen Hoteldorfkomplex mit 900 Betten. Von derGenehmigung für die Talabfahrt macht sie den Hotelbau abhängig. Derzeit lässtdie Schultz Unternehmensgruppe ihre Muskeln spielen und fordert von der Politik die Aufhebung des Schutzgebiets. Die Unternehmensgruppe möchte nichtnur eine Skipiste bauen, sondern diese auch noch beschneien.

Momentan vom Tisch ist eine Tunnelbahn von Gastein auf den Mölltaler Gletscher.Dieser würde durch die Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern sowie ein Natura-2000-Gebiet führen. Eine Genehmigung hätte die Aberkennung des Gütesiegels für Nationalparks zur Folge. Einem Artikel des ÖsterreichischenRundfunks Kärnten ist zu entnehmen, dass der Baumagnat STRABAG und dieSchultz Unternehmensgruppe im Falle eines Tunnelbaus die desolaten Gebäudeim Zentrum von Gastein übernehmen und sanieren würden.

Bauherr/Betreiber: Mölltaler Gletscherbahnen GmbH & Co. KG

Stand: Februar 2014

ERWEITERUNG REALISIERT

2011

TALABFAHRT IN PLANUNG;

ZUSAMMENSCHLUSS MIT

SPORTGASTEIN IN PLANUNG

Beschneiung und Skilauf Anfang Oktober. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Page 76: Alpen unter Druck

Das Speicherbecken für die neuen Beschneiungsanlagen.Friederike Kaiser, Oktober 2013

Panorama von der Saustellscharte in Richtung Naturschutzgebiet Kleinfragant. Erich Auer, Februar 2014

Blick von der Saustellscharte Richtung Norden. Erich Auer, Februar 2014

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KALS AM GROSSGLOCKNER: CHALETDORF UND AUSBAU DES SKIGEBIETESKals am Großglockner/Osttirol

Der Alpenverein vergibt nach bestimmten Gütekriterien das Siegel „Bergsteiger-dorf“. Auch Kals gehörte zu den heute zwanzig Bergsteigerdörfern. Durch denAusbau der Feriensiedlung Schultz („Dorf im Dorf“) wurde das Gütesiegel nunaberkannt. Die 540 Betten des Gradonna-Resorts, die weitere skitechnische Erschließung und Erweiterung des Skigebietes waren hierfür ausschlaggebend.Das bislang beschauliche Kals wird sich mit dieser neuen touristischen Infrastruktur stark verändern.

Noch vor dem Bau des „Dorfes im Dorf“ wurde das Skigebiet Kals mit dem Skigebiet Matrei verbunden. Hierfür erfolgten mehrere Pistenneubauten, eineTalabfahrt und der Bau eines weithin sichtbaren Gipfelrestaurants. Die Genehmigungen hierfür wurden ohne Umweltverträglichkeitsprüfung erteilt. Dies kritisierte unter anderem der Oesterreichische Alpenverein vehement, derjedoch nicht berechtigt war Beschwerde einzulegen. Der Landesumweltanwaltwurde durch eine politische Weisung daran gehindert, das Verfahren weiter zubegleiten.

Bauherr/Betreiber: Schultz Unternehmensgruppe

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2011

Blick auf den Südosthang mit dem Gradonna-Resort.Friederike Kaiser, September 2013

Postkarte von Kals mit Blick auf den unverbauten Südosthang. Archiv des Deutschen Alpenvereins, München, 1978

Page 78: Alpen unter Druck

Kirche St. Georg bei Kals, noch ohne Seilbahnbauten.Josef Essl, August 2007

Lawinenverbauung und Speicherbecken für die Skigebietsverbindung. Friederike Kaiser, September 2013

Kirche St. Georg mit Seilbahn bei Kals. Josef Essl, Januar 2012

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SKIGEBIETSVERBINDUNG HEUTAL–WINKLMOOSALMUnken im Salzburger Land (Österreich) und Winklmoosalm im Landkreis Traunstein (Deutschland)

Der Zusammenschluss der Skilifte im Unkener Heutal über die Finsterbachalmund das Dürrnbachhorn zur Winklmoosalm ist seit vier Jahrzehnten im Visierder Skigebietsbetreiber. Ziel ist ein Verbundskigebiet Rossalm–Scheibelberg–Steinplatte.

Während der letzten vierzig Jahre variierten die Anbindungsideen. Als „Minimallösung“ wären eine neue Sesselbahn direkt von der Bergstation derneuen Winklmoosalm-Bahn quer über die Winklmoosalm zum Dürrnbachhornsowie eine Skiliftverbindung von den Heutalliften hinunter zur Finsterbachalmund hinauf zum Dürrbachhorn notwendig. Diese Erschließung wäre nach demjahrzehntelangen Widerstand zahlreicher Naturschutzverbände ein Präzedenzfall.

In die Medien kommen aber auch immer wieder weitere Erschließungspläne,so eine komplette Neuerschließung auf das Sonntagshorn oder das Peitingköpfl.Unter anderem scheiterten diese Pläne bisher an dem größten Grundbesitzer vorOrt, den Bayerischen Saalforsten, die für einen Wintersport ohne Skischaukelnund sanften Tourismus eintreten.

Bauherr/Betreiber: An den Planungen sind sowohl die Gemeinde Unken als auchder Mehrheitseigner der Unkener Skilifte, Matthäus Unseld, interessiert.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT CA. 1973

Page 80: Alpen unter Druck

Skitourengeher am Sonntagshorn mit Blick auf dasDürrnbachhorn. Manfred Scheuermann, Winter 2009

Blick vom Sonntagshorn auf die Heutallifte. Thomas Zanker, Winter 2012

Birkhühner überfliegen das Dürrnbachhorn. Dieser Hang wäre von der Erschließung betroffen. Thomas Zanker, Winter 2012

Das Heutal im Frühjahr mit Blick auf die Liftanlagen. Im Hintergrund der Kamm zum Dürrnbachhorn. Thomas Zanker, Frühling 2013

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TRIASSIC PARK UND TRIASSIC BEACH IM SKIGEBIET STEINPLATTEWaidring/Tirol

Ganzjahres-Berg-Event: Zur Auslastung der Seilbahn im Sommer wurde nebeneinem Informationszentrum und einem Themenweg mit Infotafeln über die Triaszeit auch der „höchstgelegene Sandstrand der Alpen“ angelegt. Eine auskra-gende Stahlplattform sorgt zudem für eine bessere Aussicht am Berg, und seit2012 „badet“ ein zehn Meter langer Dinosaurier aus Plastik im Speicherbeckendes Skigebiets, der zu Klängen von Nena auf Knopfdruck aus den Fluten auftaucht.Der Park wurde von der Europäischen Union im Rahmen des Programms Leader+ gefördert.

Bauherr/Betreiber: Steinplatte Aufschließungs-GmbH & Co. KG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2002

Für alle attraktiv: der Triassic Park. Friederike Kaiser, September 2013

Page 82: Alpen unter Druck

„Badegäste“ auf 1.800 Höhenmetern. Friederike Kaiser, September 2013

Und noch ein Dino, hier im Latschenfeld.Friederike Kaiser, September 2013

Gute Aussicht mit Edelstahl. Friederike Kaiser, September 2013

Speicherbecken im Winter – im Sommer taucht aus diesen Fluten der Wasserdino auf. Friederike Kaiser, September 2013

Überformte Skigebietslandschaft, ’schöngemacht’ mit Triassic Park und Triassic Beach. Friederike Kaiser, September 2013

Page 83: Alpen unter Druck

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VERBINDUNG DER SKIGEBIETE SPIELJOCHBAHN UND HOCHFÜGEN, ZUBRINGER INS UNTERE INNTALSchwaz und Weer im Inntal, Hochfügen, Fügenberg im Zillertal/alle Tirol

Schon lange wird auf der westlichen Seite des Zillertales der Zusammenschlussder Skigebiete vom Inntal über Hochfügen, den Penken und den Lämmerbichlbis in die Gemeinde Tux diskutiert.

Im Januar 2003 wurde das Skiverbindungsprojekt Weer–Weerberg–Hochfügenöffentlich gemacht. Für die Realisierung dieses Projektes würde die GemeindeWeer einen eigenen Autobahnzubringer von der A12 benötigen. In weiterer Folge ist eine Seilbahn von Weer über Weerberg bis unter den Gipfel des Gilfertgeplant. Weitere fünf Liftanlagen würden die gesamten freien Hänge oberhalb der Nonsalm erschließen. Diese Planungen ruhen momentan.

Ganz aktuell soll jetzt das Terrain der Spieljochbahn erweitert werden. Eine neue Sesselbahn mit zwei Kilometern Länge und Abfahrttrasse ist von der Verbindungsstraße nach Hochfügen bis auf den Metzenjochgrat geplant. Dieswäre für die Betreiber der Seilbahnen ein weiterer Schritt zu einer Verbindungnach Hochfügen und zur Kellerjochbahn nach Schwaz. Die Landesregierung hatdazu eine Umweltverträglichkeitsprüfung angeordnet, die Fügener Bergbahnen Beschwerde eingelegt.

Die geplante Erweiterung würde bedeuten, dass der Bereich unterhalb des Metzenjochs komplett verbaut werden müsste, da der Hang stark lawinen-gefährdet ist. Im straßennahen Teil der geplanten Abfahrt müsste zudemSchutzwald in erheblichem Umfang gerodet werden. In der Folge sind auchdort Lawinenverbauungen nötig. Für einen Parkplatz, eine Wendeschleife oderÄhnliches an der Straße nach Hochfügen fehlt in dem steilen Gelände der Platz.Auch hier sind wahrscheinlich erhebliche Terrainveränderungen die Folge. Aufjeden Fall würde mit dieser Neuerschließung eine der spektakulärsten Alm-rauschfelder des Zillertales zerstört. Besucher kommen im Juni von weit her auf die Geolsalm, um das rote Blütenmeer zu erleben. Auch die beliebtestenSkitouren im Hochfügener Gebiet dürften nach dieser Erschließung nicht mehrattraktiv sein.

Bauherr/Betreiber: Fügen Bergbahn GmbH & Co. KG u. a.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

2.4.14

Am 3.3. urteilte das Bundes­

verwaltungsgericht, dass die

Erweiterung des Skigebietes

Spieljochbahn UVP­Pflichtig ist.

Damit ist das Projekt erst ein­

mal gestoppt. Quelle: OeAV

VERBINDUNG DER SKIGEBIETE SPIELJOCHBAHN UND HOCHFÜGEN, ZUBRINGER INS UNTERE INNTALSchwaz und Weer im Inntal, Hochfügen, Fügenberg im Zillertal/alle Tirol

Schon lange wird auf der westlichen Seite des Zillertales der Zusammenschlussder Skigebiete vom Inntal über Hochfügen, den Penken und den Lämmerbichlbis in die Gemeinde Tux diskutiert.

Im Januar 2003 wurde das Skiverbindungsprojekt Weer–Weerberg–Hochfügenöffentlich gemacht. Für die Realisierung dieses Projektes würde die GemeindeWeer einen eigenen Autobahnzubringer von der A12 benötigen. In weiterer Folge ist eine Seilbahn von Weer über Weerberg bis unter den Gipfel des Gilfertgeplant. Weitere fünf Liftanlagen würden die gesamten freien Hänge oberhalb der Nonsalm erschließen. Diese Planungen ruhen momentan.

Ganz aktuell soll jetzt das Terrain der Spieljochbahn erweitert werden. Eine neue Sesselbahn mit zwei Kilometern Länge und Abfahrttrasse ist von der Verbindungsstraße nach Hochfügen bis auf den Metzenjochgrat geplant. Dieswäre für die Betreiber der Seilbahnen ein weiterer Schritt zu einer Verbindungnach Hochfügen und zur Kellerjochbahn nach Schwaz. Die Landesregierung hatdazu eine Umweltverträglichkeitsprüfung angeordnet, die Fügener Bergbahnen Beschwerde eingelegt.

Die geplante Erweiterung würde bedeuten, dass der Bereich unterhalb des Metzenjochs komplett verbaut werden müsste, da der Hang stark lawinen-gefährdet ist. Im straßennahen Teil der geplanten Abfahrt müsste zudemSchutzwald in erheblichem Umfang gerodet werden. In der Folge sind auchdort Lawinenverbauungen nötig. Für einen Parkplatz, eine Wendeschleife oderÄhnliches an der Straße nach Hochfügen fehlt in dem steilen Gelände der Platz.Auch hier sind wahrscheinlich erhebliche Terrainveränderungen die Folge. Aufjeden Fall würde mit dieser Neuerschließung eine der spektakulärsten Alm-rauschfelder des Zillertales zerstört. Besucher kommen im Juni von weit her auf die Geolsalm, um das rote Blütenmeer zu erleben. Auch die beliebtestenSkitouren im Hochfügener Gebiet dürften nach dieser Erschließung nicht mehrattraktiv sein.

Bauherr/Betreiber: Fügen Bergbahn GmbH & Co. KG u. a.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

VERBINDUNG DER SKIGEBIETE SPIELJOCHBAHN UND HOCHFÜGEN, ZUBRINGER INS UNTERE INNTALSchwaz und Weer im Inntal, Hochfügen, Fügenberg im Zillertal/alle Tirol

Schon lange wird auf der westlichen Seite des Zillertales der Zusammenschlussder Skigebiete vom Inntal über Hochfügen, den Penken und den Lämmerbichlbis in die Gemeinde Tux diskutiert.

Im Januar 2003 wurde das Skiverbindungsprojekt Weer–Weerberg–Hochfügenöffentlich gemacht. Für die Realisierung dieses Projektes würde die GemeindeWeer einen eigenen Autobahnzubringer von der A12 benötigen. In weiterer Folge ist eine Seilbahn von Weer über Weerberg bis unter den Gipfel des Gilfertgeplant. Weitere fünf Liftanlagen würden die gesamten freien Hänge oberhalb der Nonsalm erschließen. Diese Planungen ruhen momentan.

Ganz aktuell soll jetzt das Terrain der Spieljochbahn erweitert werden. Eine neue Sesselbahn mit zwei Kilometern Länge und Abfahrttrasse ist von der Verbindungsstraße nach Hochfügen bis auf den Metzenjochgrat geplant. Dieswäre für die Betreiber der Seilbahnen ein weiterer Schritt zu einer Verbindungnach Hochfügen und zur Kellerjochbahn nach Schwaz. Die Landesregierung hatdazu eine Umweltverträglichkeitsprüfung angeordnet, die Fügener Bergbahnen Beschwerde eingelegt.

Die geplante Erweiterung würde bedeuten, dass der Bereich unterhalb des Metzenjochs komplett verbaut werden müsste, da der Hang stark lawinen-gefährdet ist. Im straßennahen Teil der geplanten Abfahrt müsste zudemSchutzwald in erheblichem Umfang gerodet werden. In der Folge sind auchdort Lawinenverbauungen nötig. Für einen Parkplatz, eine Wendeschleife oderÄhnliches an der Straße nach Hochfügen fehlt in dem steilen Gelände der Platz.Auch hier sind wahrscheinlich erhebliche Terrainveränderungen die Folge. Aufjeden Fall würde mit dieser Neuerschließung eine der spektakulärsten Alm-rauschfelder des Zillertales zerstört. Besucher kommen im Juni von weit her auf die Geolsalm, um das rote Blütenmeer zu erleben. Auch die beliebtestenSkitouren im Hochfügener Gebiet dürften nach dieser Erschließung nicht mehrattraktiv sein.

Bauherr/Betreiber: Fügen Bergbahn GmbH & Co. KG u. a.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

Page 84: Alpen unter Druck

Nonsalm mit Kamm des Kleingilfert. Georg Gruber, Kerrin Lessel (Mountain Wilderness Österreich), Herbst 2013

Blick vom Spieljochgipfel nach Süden, Teil des FügenerSkitourengebietes. Georg Gruber, Kerrin Lessel (Mountain Wilderness Österreich), März 2014

Hang unterhalb des Metzenjochs. Hier müssten aufwendige Lawinenverbauungen für das zukünftigeSkigebiet installiert werden. Georg Gruber, Kerrin Lessel(Mountain Wilderness Österreich), März 2014

Das Gebiet rund um die neu zu erschließende Geolsalm.Georg Gruber, Kerrin Lessel (Mountain WildernessÖsterreich), März 2014

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ZUSAMMENSCHLUSS DES SKIGEBIETS KITZBÜHELMIT DER SKIWELT BRIXENTALKitzbüheler Alpen/Tirol

Mit der Inbetriebnahme der Ki-West-Gondel auf den Gampenkogel im Aschautalwurde eine indirekte Verbindung geschaffen. Nun kann über eine schnelle Skibusverbindung die Bahn Pengelstein I in Kirchberg erreicht werden und dieRegion sich „drittgrösstes Skigebiet Europas“ nennen. Eine direkte Anschluss-bahn ist seit Langem im Gespräch.

Bauherr/Betreiber: Bergbahn Kitzbühel

Stand: Dezember 2013

REALISIERT

Page 86: Alpen unter Druck

AUSSICHTSPLATTFORM ADLERHORST UND SKYGLIDER AN DER GIPFELSTATION DER ROFANSEILBAHNGschöllkopf, Rofangebirge oberhalb von Maurach/Tirol

Die Aussichtsplattform Adlerhorst als große Stahlkonstruktion am Gipfel desGschöllkopfes soll das „Nest“ des touristischen Themenweges „Adlerweg“ darstellen. Als weiteres Event können vom Gipfel des Gschöllkopfes bis zur Gipfelstation der Rofanseilbahn bis zu vier Personen im sogenannten Skygliderbäuchlings in einer adlerähnlichen Hängevorrichtung zuerst 200 Meter bergaufgezogen werden, bevor sie mit bis zu 85 km/h an einem Stahlseil talwärts gleiten. Neben der optischen Beeinträchtigung stören die lauten Schreie derNutzer des Skygliders die Tierwelt sowie Wanderer und Gäste der unweit gelegenen Erfurter Hütte.

Bauherr/Betreiber: Rofan Seilbahn AG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2007

Der überdimensionale „Adlerhorst“: außen „künstlerischeGestaltung“, innen verzinktes Stahlblech. Friederike Kaiser, Juni 2013

Gschöllkopf noch „ohne Geschmacksverstärker“. Photo Löbl, Bad Tölz, um 1970. Archiv des DeutschenAlpenvereins, München

Gschöllkopf mit Skyglider - Protestaktion von MountainWilderness gegen Skyglider und „Adlerhorst“. Mountain Wilderness Deutschland

Page 87: Alpen unter Druck

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ZUSAMMENSCHLUSS AXAMER LIZUM–SCHLICK 2000Axams und Fulpmes/Tirol

Touristikern und Seilbahnbetreibern stehen die Kalkkögel für den Zusammen-schluss von Schlick 2000 im Süden mit der Axamer Lizum im Norden seit Jahrenim Weg. Die Pläne reichen von einer Untertunnelung der Kalkkögel bis zu einerSeilbahnverbindung durch den schroffen Kalkstock. 1983 wurden die Kalkkögelzum Ruhegebiet ernannt, womit eigentlich alle Pläne vom Tisch sein sollten.

2011 gründete sich jedoch die Arbeitsgemeinschaft „Brückenschlag“ aus Tourismus- und Planungsverbänden sowie den jeweiligen Bergbahnbetreibern.Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist die „sinnvolle Weiterentwicklung des Skigroß-raumes Mutters, Axams und Stubai“ und damit einen Zusammenschluss durchdas Gebiet der Kalkkögel.

Bauherr/Betreiber: Arbeitsgemeinschaft Brückenschlag

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Die Kalkkögel von Salfains. Josef Essl, 2007

Hier will die Arbeitsgemeinschaft Brückenschlag eineVerbindung schaffen. Josef Essl, 2012

30.4.14

Studie zur Verbindung der Skige­biete Muttertal – Axamer Lizum und Axamer Lizum – Schlick 2000 veröffentlicht.

ZUSAMMENSCHLUSS AXAMER LIZUM–SCHLICK 2000Axams und Fulpmes/Tirol

Touristikern und Seilbahnbetreibern stehen die Kalkkögel für den Zusammen-schluss von Schlick 2000 im Süden mit der Axamer Lizum im Norden seit Jahrenim Weg. Die Pläne reichen von einer Untertunnelung der Kalkkögel bis zu einerSeilbahnverbindung durch den schroffen Kalkstock. 1983 wurden die Kalkkögelzum Ruhegebiet ernannt, womit eigentlich alle Pläne vom Tisch sein sollten.

2011 gründete sich jedoch die Arbeitsgemeinschaft „Brückenschlag“ aus Tourismus- und Planungsverbänden sowie den jeweiligen Bergbahnbetreibern.Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist die „sinnvolle Weiterentwicklung des Skigroß-raumes Mutters, Axams und Stubai“ und damit einen Zusammenschluss durchdas Gebiet der Kalkkögel.

Bauherr/Betreiber: Arbeitsgemeinschaft Brückenschlag

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Die Kalkkögel von Salfains. Josef Essl, 2007

Hier will die Arbeitsgemeinschaft Brückenschlag eineVerbindung schaffen. Josef Essl, 2012

Page 88: Alpen unter Druck

SKIGEBIET KÜHTAI: ERSCHLIESSUNG DES PIRCHKOGELS/DER FELDRINGER BÖDEN UND ZUSAMMENSCHLUSS MIT DEM SKIGEBIET „HOCHÖTZ-BALBACH“ ÜBER DEN OCHSENGARTENSilz/Tirol

Die Tiroler Landesregierung lehnte die geplanten Seilbahnen auf den Pirchkogelund das Schafjoch aufgrund der massiven Eingriffe sowie der damit verbundenenZerstörung des Biosphärenreservates Gossenköllesee 2001 ab. Auch die geplanteSeilbahn von Silz auf das Faltergartenköpfl wurde seitens der Tiroler Landes-regierung abgelehnt, da dies eine Neuerschließung darstellen würde und dieTalböden um Silz den hohen europäischen Schutzgebietsstatus Natura 2000 führen.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom Winter 2011 sind die Plänejedoch nicht ad acta gelegt.

Bauherr/Betreiber: Gemeinde Silz (Bahn auf das Faltergartenköpfl); Bergbahnen Kühtai (Erschließung des Pirchkogels)

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

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BESCHNEIUNG KONTINUIERLICH

IM BAU

ZUSAMMENSCHLUSS IN PLANUNG

NOTWEG LINKER

FERNERKOGEL REALISIERT 2006/2007

VERBINDUNG UND AUSBAU DER SKIGEBIETE PITZTAL UND SÖLDENSt. Leonhard/Pitztal, Sölden/Ötztal; Tirol

Die Pitztaler Gletscherbahn AG plant seit 2001 eine Talabfahrt vom Mittelbergfernerüber das Grießtal nach Mittelberg. Zusätzlich soll eine Verbindung zum SöldenerGletscherskigebiet am Rettenbach- und Tiefenbachferner gebaut werden. Hierzuhat die schwarz-grüne Regierung in ihrem Koalitionspapier jedoch maximaleine Überspannung des Mittelbergferners in Aussicht gestellt. Da dies für dieBergbahnen nicht attraktiv ist, ruht die Planung momentan.

Realisiert wurde bislang ein „Notweg“ als Talabfahrt für das GletscherskigebietPitztal am Linken Fernerkogel. Der Oesterreichische Alpenverein vermutet, dassdies jedoch nur der künftige Bauhilfsweg für die Verbindung des Söldener- undPitztaler Gletscherskigebiets sein wird.

Zusätzlich bieten die Pitztaler Gletscherbahnen eine neue Superlative mit einemCafé auf 3.440 Höhenmetern. Es bietet damit Backwaren aus der höchstgelegenenKonditorei Österreichs an.

Beide Skigebiete bauen auch die Beschneiung aus. Im Söldener Gletscherski-gebiet wurde das größte Speicherbecken der Alpen mit 450.000 KubikmeternFassungsvermögen auf einer Höhe von 2.900 Metern über dem Meer erbaut.

Bauherr/Betreiber: Pitztaler Gletscherbahn AG, Ötztaler Gletscherbahn GmbH & Co KG

Stand: Dezember 2013

Die „Notabfahrt“ vom Gletscherskigebiet Pitztal: Der Mittelbergferner vor dem Bau der Notabfahrt (2000)und mit der gebauten Notabfahrt (2009). Gerhard Rohrmoser, Oswald Baumeister (Gesellschaftfür ökologische Forschung)

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BESCHNEIUNG KONTINUIERLICH

IM BAU

ZUSAMMENSCHLUSS IN PLANUNG

NOTWEG LINKER

FERNERKOGEL REALISIERT 2006/2007

VERBINDUNG UND AUSBAU DER SKIGEBIETE PITZTAL UND SÖLDENSt. Leonhard/Pitztal, Sölden/Ötztal; Tirol

Die Pitztaler Gletscherbahn AG plant seit 2001 eine Talabfahrt vom Mittelbergfernerüber das Grießtal nach Mittelberg. Zusätzlich soll eine Verbindung zum SöldenerGletscherskigebiet am Rettenbach- und Tiefenbachferner gebaut werden. Hierzuhat die schwarz-grüne Regierung in ihrem Koalitionspapier jedoch maximaleine Überspannung des Mittelbergferners in Aussicht gestellt. Da dies für dieBergbahnen nicht attraktiv ist, ruht die Planung momentan.

Realisiert wurde bislang ein „Notweg“ als Talabfahrt für das GletscherskigebietPitztal am Linken Fernerkogel. Der Oesterreichische Alpenverein vermutet, dassdies jedoch nur der künftige Bauhilfsweg für die Verbindung des Söldener- undPitztaler Gletscherskigebiets sein wird.

Zusätzlich bieten die Pitztaler Gletscherbahnen eine neue Superlative mit einemCafé auf 3.440 Höhenmetern. Es bietet damit Backwaren aus der höchstgelegenenKonditorei Österreichs an.

Beide Skigebiete bauen auch die Beschneiung aus. Im Söldener Gletscherski-gebiet wurde das größte Speicherbecken der Alpen mit 450.000 KubikmeternFassungsvermögen auf einer Höhe von 2.900 Metern über dem Meer erbaut.

Bauherr/Betreiber: Pitztaler Gletscherbahn AG, Ötztaler Gletscherbahn GmbH & Co KG

Stand: Dezember 2013

Die „Notabfahrt“ vom Gletscherskigebiet Pitztal: Der Mittelbergferner vor dem Bau der Notabfahrt (2000)und mit der gebauten Notabfahrt (2009). Gerhard Rohrmoser, Oswald Baumeister (Gesellschaftfür ökologische Forschung)

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Die „Notabfahrt“. Oswald Baumeister (Gesellschaft fürökologische Forschung), 2009

Das neue Café Wildspitze auf 3.440 Metern mit der erweiterten Wildspitzbahn. Tobias Hipp, 2012Das Café verfügt sogar über eine eigene Konditorei.Sahnetorten können wegen der Höhe nur bei Hochdruckwetterlagen hergestellt werden.

Speicherbecken im Söldener Gletscherskigebiet.Oswald Baumeister (Gesellschaft für ökologischeForschung), Oktober 2010

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Das 2012 neu erschlossene Daunjoch ermöglicht diebesonders steile Piste Daunhill für ein skifahrerischanspruchsvolleres Publikum. Friederike Kaiser, September 2013

Neumodellierung des Terrains an der Station Gamsgartenmit Beschneiungsanlagen und Speicherbecken. Die Vegetation ist zerstört. Friederike Kaiser, September 2013

Skigebiet im Sommer: Folien zur Gletscherabdeckung an der Station Eisgrat. Friederike Kaiser, September 2013

Die Beschneiung auch im Gletschervorfeld (2.700 m ü.d.M.) ermöglicht eine gesicherte Saison ab Oktober. Friederike Kaiser, September 2013

AUSBAU DES STUBAIER GLETSCHERSKIGEBIETS: ERSCHLIESSUNG DER DAUNSCHARTE/DAUNKOPF,BAU EINER ZWEITEN TALABFAHRT Stubaital/Tirol

Der neue Gletscherlift Daunscharte erschließt zwei neue Pisten am Daunferner.Die Erschließung des Daunkopfs erfolgte durch den Bau der VierersesselbahnDaunjoch und die Piste Daunhill. Außerdem ist eine zweite Talabfahrt unterhalbder Dresdner Hütte zur Talstation geplant, und damit durch die letzte noch nichtdurch Pisten geprägte Geländekammer des Skigebiets.

Eine zusätzliche Attraktivität soll das Skigebiet, auch im Sommer, durch Bautenund Installationen wie eine Aussichtsplattform am Großen Isidor auf 3.210 MeternHöhe beziehungsweise eine Kapelle auf 3.170 Metern Höhe am Schaufeljoch erhalten. Die zerstörte und kaum noch zu regenerierende Landschaft im Bereichder Skipisten sowie die überall sichtbare technische Infrastruktur und die Vorbereitungen für die Skisaison lassen solche Bemühungen absurd erscheinen.

Der Stubaier Gletscher ist das größte Gletscherskigebiet Österreichs. Seit derGründung der Wintersport Tirol AG & Co Stubaier Bergbahnen KG 1968, demdann folgenden Bau der Gletscherstraße nach Mutterberg und der Eröffnung der Gletscherbahn auf das Eisgrat 1973 finden kontinuierlich Ausbaumaßnahmen statt.

Bauherr/Betreiber: Wintersport Tirol AG & Co. Stubaier Bergbahnen KG

Stand: Dezember 2013

ERSCHLIESSUNGDAUNKOPF

REALISIERT 2012

DAUNSCHARTE REALISIERT 2008

ZWEITE TALABFAHRTIN PLANUNG

Blick von der Terrasse der Dresdner Hütte auf denFernauferner im Sommer. Friederike Kaiser, September 2013

Postkarte von der Dresdner Hütte, im Hintergrund dernoch unerschlossene Fernauferner, um 1950. Archiv des Deutschen Alpenvereins, München

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Das 2012 neu erschlossene Daunjoch ermöglicht diebesonders steile Piste Daunhill für ein skifahrerischanspruchsvolleres Publikum. Friederike Kaiser, September 2013

Neumodellierung des Terrains an der Station Gamsgartenmit Beschneiungsanlagen und Speicherbecken. Die Vegetation ist zerstört. Friederike Kaiser, September 2013

Skigebiet im Sommer: Folien zur Gletscherabdeckung an der Station Eisgrat. Friederike Kaiser, September 2013

Die Beschneiung auch im Gletschervorfeld (2.700 m ü.d.M.) ermöglicht eine gesicherte Saison ab Oktober. Friederike Kaiser, September 2013

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AUSBAU DES GLETSCHERSKIGEBIETS KAUNERTAL: ERSCHLIESSUNG DER WEISSSEESPITZE, VERBINDUNG MIT DEM LANGTAUFERER TALKaunertal/Tirol; Langtauferer Tal/Südtirol

Für die von Tiroler Seite stark forcierte Verbindung des Kaunertaler Gletscher-skigebiets (Tirol) mit dem Langtauferer Tal (Südtirol) ist eine Verbindung überdas Karlesjoch zum Skigebiet Maseben in der Gemeinde Graun geplant. Für das bisher wenig erschlossene Langtauferer Tal hätte der Anschluss an dasGletscherskigebiet eine touristische Neuorientierung zur Folge. Zu befürchten ist ein Investitionsschub mit zahlreichen Neubauten und Verkehrslawinen.

Die Kaunertaler Gletscherbahnen GmbH legte im Juni 2013 ein neues Konzeptzur Verbindung von Langtaufers zum Kaunertaler Gletscher vor. Eine Kosten-schätzung der Gemeinde Graun im Langtauferer Tal ergab jedoch wesentlich höhere Kosten als bisher angenommen. Daraufhin lehnte der Gemeinderat dieAnbindung vorerst ab. Um das kleine Skigebiet Haider Alm zu retten, das seitJahren verschuldet ist, wird stattdessen eine Verbindung der beiden kleinenSkigebiete Schöneben und Haider Alm im Langtauferer Tal diskutiert.

Schon seit Beginn der Realisierung des Kaunertaler Gletscherskigebiets im Jahr1980 war eine Erweiterung auf das Gebiet um die Weißseespitze vorgesehen.Dies würde die Neuerschließung eines circa 280 Hektar großen Areals(Gepatschferner) bedeuten und den Bau einer Bergstation auf dem Gipfel des Weißseeferners in 3.526 Metern Höhe. Diese Erweiterung ist bereits imRaumordnungsprogramm der Tiroler Landesregierung enthalten. Die Planungenruhen jedoch, da eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor einer Erschließungvorgeschrieben ist.

Bauherr/Betreiber: Kaunertaler Gletscherbahnen GmbH

Stand: Dezember 2013

AUSBAU IN PLANUNG SEIT 1980

VERBINDUNG MIT DEM

LANGTAUFERER TAL VORERST

ABGELEHNT, HERBST 2013

Talschluss des Langtauferer Tals mit Blick auf das neuzu erschließende Melagtal und auf die Gletscher. Judith Egger, Oktober 2013

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Noch ohne Skizirkus. Blick zur Weißseespitze vomLangtauferer Tal aus. Judith Egger, Oktober 2013

Das Skigebiet Maseben mit der Mittelstation, das mitdem Kaunertaler Skigebiet verbunden und ausgebautwürde. Judith Egger, Oktober 2013

Skigebiet Kaunertal mit Blick auf die Weißseespitze undden Weißseeferner. Im vorderen Bereich ist der Gletschermit Folien abgedeckt. Sylvia Hamberger (Gesellschaft fürökologische Forschung), September 2013

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SKIGEBIET SERFAUS–FISS–LADIS: ZUSAMMENSCHLUSS MITSEE, ERWEITERUNG INS URGTAL, SOMMER-FUNPARK FISSSerfaus, Fiss und Ladis im Inntal, See im Paznauntal/alle Tirol

Die Nachbarskigebiete der Gemeinde See im Paznauntal und die Silvretta-Ski-Arena in Ischgl konnten in den letzten Jahren mit Großinvestitionen in Modernisierungen und neue Aufstiegshilfen ihre Transportkapazitäten weiter erhöhen. Aufgrund des ständigen Konkurrenzkampfes bietet sich für das kleineSkigebiet See ein Skigebietszusammenschluss mit Serfaus, Fiss und Ladisoberhalb des Inntals an. Hierbei wäre das gesamte Einzugsgebiet der bisherskitechnisch noch unerschlossenen Kübelgrube betroffen und damit das unmittelbare Umfeld der Ascher Hütte der DAV-Sektion Pfaffenhofen-Asch.

Des Weiteren ist eine Bahn von Pfunds durch das Urgtal nach Fiss oder Ladis inPlanung. Das unerschlossene Urgtal mit einer Fläche von 14 Quadratkilometernist ein ökologisch äußerst bedeutsames Gebiet. Hier kommen noch das bedrohteSchneehuhn sowie Birkhühner und Seeadler vor. Das Urgtal ist aufgrund seinerunmittelbaren Nähe zum dicht besiedelten Tiroler Oberland auch als Rückzugs-gebiet für Tiere schützenswert.

Auch als Vergnügungspark, der eine ganzjährige Auslastung der Seilbahn garantiert, nimmt das Skigebiet Serfaus–Fiss–Ladis mit dem bereits 2007 realisierten Funpark Fiss eine traurige Vorreiterrolle ein. Der „Fisser Flitzer“(Sommerrodelbahn mit 45 km/h), der „Fisser Flieger“ (Skyglider mit 80 km/h),die Seilrutsche „Skyswing“, ein Riesensprungturm, und eine Tubing-Bahn befinden sich rund um die 1.820 Meter hoch gelegene Möseralm.

Bauherr/Betreiber: Fisser Bergbahnen GmbH, Komperdell Bergbahnen Serfaus,Bergbahnen See

Stand: Januar 2014

FUNPARK REALISIERT2007

ERWEITERUNG UND

ZUSAMMENSCHLUSS IN PLANUNG

Betroffen von einem Skigebietszusammenschluss mitSee: Die Umgebung der Ascher Hütte. Pedro Gerstberger,August 2009

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August, 30 Grad und Hemdsärmel –der Schnee-Erlebnispark. Alpines Museum des DAV, Juni 2012

Auch der Blankasee und das Moor bei der Ascher Hütte(Kübelgrube) fallen in den Bereich des Ausbaus. Pedro Gerstberger, August 2009

Abwechslung auf der Möseralm. Alpines Museum des DAV, Juni 2012

Page 98: Alpen unter Druck

SKIGEBIETSVERBINDUNG ST. ANTON–KAPPLKappl im Paznauntal und St. Anton, Arlberg/Tirol

Im Januar 2014 beantragten die Arlberger Bergbahnen und die BergbahnenKappl die schon lange ins Auge gefasste Verbindung der beiden Skigebiete„Rendl“ und „Dias Alpe“ im Paznauntal. Einzigartig ist, dass das Projekt zurGänze außerhalb der für Tirol verordneten Skigebietsgrenzen liegt.

Das Projekt sieht die Verbindung der beiden Skigebiete mit zwei neuen Bahnanlagen und drei neuen Pistenanlagen vor. Vor allem der bisher unversehrte Landschaftsraum im hinteren Malfontal würde dem naturnahenTourismus durch die Seilbahn und den Straßenbau verloren gehen.

Bauherr/Betreiber: Arlberger Bergbahn AG, Bergbahnen Kappl GmbH & Co. KG

Stand: Februar 2014

IN PLANUNGSEIT 2004/2005

Blick ins Malfontal. Josef Essl, 2000

Lageskizze der geplanten Skigebietsverbindung. Datengrundlage: Google Earth, Bearbeitung Lina Riedmiller, Oktober 2013

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SKIGEBIET ISCHGL: ERSCHLIESSUNG DES PIZ VAL GRONDAGemeinde Ischgl/Paznauntal in Tirol

Der österreichisch-schweizerische Grenzberg Piz Val Gronda (2.812 Meter)wurde von Ischgl aus mit einer Skipiste und einer gigantoman anmutendenSeilbahn erschlossen.

Der Piz Val Gronda weist eine außergewöhnliche Vielfalt geschützter und gefährdeter Pflanzenarten auf. Außerdem leben hier geschützte Vogelarten wieSteinhuhn, Alpenschneehuhn, Steinadler und Bartgeier. Das Gelände ist zudemder EU zur Nachmeldung als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) gemeldet. Auchgeologisch ist der Piz Val Gronda eine Besonderheit:

„Das Zusammentreffen dieser geologischen (Schuppenzone mit viel Gips) und geomorphologischen Besonderheiten ([...] Einsturztrichter, periglaziale Erscheinungsformen [mit] Permafrost, verschiedene Formen von Massenbewegungen) ist in dieser Form [...] einzigartig für die Ostalpen [...].“Prof. Dr. Karl Krainer, Universität Innsbruck

Zusätzlich erscheint die Erschließung des Piz Val Gronda auch im Verhältnis des bereits bestehenden Skigebiets Ischgl mit 238 Pistenkilometern völlig unverhältnismäßig. Es wurde lediglich eine neue Piste in der Länge von drei Kilometern hinzugewonnen. Landschaftsprägend im negativsten Sinne sindzudem die neunzig Meter hohen Stützen der Seilbahn.

Durch die Erschließung ist auch der Verlust einer hochalpinen, bisher nicht erschlossenen Landschaft, die ebenso von Wanderern und Skitourengehern geschätzt wurde, zu beklagen. Neben der einzigartigen Naturlandschaft wird der naturnahe Tourismus mit der Heidelberger Hütte als prominentem Wander-und Skitourenstützpunkt von den massentouristischen Begleiterscheinungenbetroffen sein.

Mit der Ratifizierung des Tourismusprotokolls der Alpenkonvention hat sich derStaat Österreich verpflichtet, in Gebieten mit starker touristischer Nutzung einausgewogenes Verhältnis zwischen intensiven und extensiven Tourismusformenanzustreben. Die Genehmigung zur Erschließung des Piz Val Gronda zeigt, wiewenig Durchsetzungskraft die bisherigen länderübergreifenden Regelungenhaben.

Seit der Eröffnung der Seilbahn wirbt Ischgl mit einem neuen „Eldorado“ fürFreerider. Auf Antrag des Club Arc Alpin setzt sich im April 2014 der Über-prüfungsausschuss der Alpenkonvention mit der Frage auseinander, ob die Erschließung des Piz Val Gronda konventionskonform ist. An diesem Fall wirdsich erweisen, ob die Alpenkonvention das Papier wert ist, auf dem sie steht.

Bauherr/Betreiber: Silvretta Seilbahn AG

Stand: Februar 2014

REALISIERT2013

Page 100: Alpen unter Druck

Der Bau der Liftanlagen. Josef Essl, Sommer 2013

Das Gebiet um den Piz Val Gronda vor dem Bau derSkianlagen. Josef Essl, August 2011

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SKIGEBIETSERWEITERUNG WARTH/LECH/SCHRÖCKENLech am Arlberg/Vorarlberg

Auf fast zwei Kilometern Länge können mit der Verbindungsbahn „Auenjet“ proStunde 1.500 Personen vom Skigebiet Lech/Zürs in das Gebiet Warth/Schöckentransportiert werden. Durch diese Verbindung entstand das größte SkigebietVorarlbergs mit 340 Pistenkilometern und 94 Liften und Bahnen. Der Oester-reichische Alpenverein leistete wegen der erheblichen Flächenbeanspruchungerbitterten Widerstand.

Aufgrund einer Beschwerde hat die Europäische Kommission im Januar 2013ein Überprüfungsverfahren eingeleitet und Österreich ersucht zu erklären,warum für die Genehmigung des Skigebietszusammenschlusses keine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde.

Bauherr/Betreiber: Ski Arlberg, Pool West Lech-Oberlech-Zürs GesbR

Stand: Februar 2014

REALISIERTWINTERSAISON 2013/2014

Blick über das Auenfeld. Lina Riedmiller, Herbst 2013

Blick über das Auenfeld. Lina Riedmiller, November 2013

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WEITERE ERLEBNISINSTALLATIONEN

ALPINE COASTER UND FLYING FOX, GOLMLatschau im Montafon/VorarlbergRealisiert (2008)Ein weiterer Alpine Coaster mit bis zu sechs Metern Höhe, vierundvierzig Jumps,einem 360°-Kreisel und fünfzehn 180°-Kreiseln. Der Flying Fox überquert nichtnur Almwiesen, sondern auch den Latschauer Stausee.Bauherr/Betreiber: Illwerke Seilbahnen Betriebs GmbH

ALPINE COASTER IMSTHochimst, Lechtaler Alpen/TirolRealisiert (2003)Die Bobs fahren auf diesem Alpine Coaster – einem der ersten in den Alpen – aufbis zu sechs Meter auskragenden Schienen über 3,5 Kilometer den Berg hinab.Bauherr/Betreiber: Imster Bergbahnen GmbH & Co. KG

AUSSICHTSPLATTFORM, HÄNGEBRÜCKE UND DOWNHILLROLLERAUF DEM STUBNERKOGELStubnerkogel, Hohe Tauern/Bundesland SalzburgRealisiert (2011)Die Aussichtsplattform „Glocknerblick“ am Stubnerkogel lockt zusätzlich miteiner 140 Meter langen Hängebrücke. Durch Größe, auffällige Form und schrilleFarbe ist sie weithin sichtbar und inszeniert mit durchsichtigem Fallschutz denTiefblick.Bauherr/Betreiber: Gasteiner Bergbahnen Aktiengesellschaft

AUSSICHTSPLATTFORM DACHSTEIN SKYWALK, HÄNGEBRÜCKEUND DIE „TREPPE INS NICHTS“ Hunerkogel im Dachsteingebirge/Bundesland SalzburgRealisiert (2005 und 2013)Eine weitere Aussichtsplattform auf 2.700 Metern Höhe, insgesamt 17 Meter langund direkt an der Dachstein-Bergstation. Seit Juli 2013 ergänzt um die höchst-gelegene Hängebrücke Österreichs sowie die 100 Meter lange „Treppe in Nichts“.Wem das noch nicht genügt, der/die fährt mit der neuen Panoramagondel aufsDachsteinmassiv.Bauherr/Betreiber: Planai-Hochwurzen-Bahnen GmbH

AUSSICHTSPLATTFORM „5FINGERS“ Krippenstein, Dachstein/Bundesland SalzburgRealisiert (2006)Fünf Stege à vier Meter Länge bilden die Aussichtsplattform am 2.108 Meterhohen Krippenstein mit einem Blick auf den Hallstätter See. Auf jedem Eisenstegkann der Besucher eine persönliche Landschaftsinszenierung gestalten. Die„5fingers“ sind für eine optimale Inszenierung bis Mitternacht beleuchtet.Bauherr/Betreiber: Dachstein Tourismus AG

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„GOLDEN-GATE-BRÜCKE DER ALPEN“ IM BAUMWIPFELWEGSaalbach-Hinterglemm/Bundesland SalzburgRealisiert (2010)Die „Golden Gate“ ist ein Rundweg in Baumwipfeln mit einer zweihundert Meterlangen Hängebrücke in circa vierzig Metern Höhe. Bauherr/Betreiber: Glemmtaler Baumwipfelweg GmbH

ERLEBNISBERG WURBAUERKOGELWurbauerkogel, Nationalparkgemeinde Rosenau/OberösterreichRealisiert (2004/2005)Besonders kritisch ist die Errichtung des 21 Meter hohen Aussichtsturms im Nationalpark.Bauherr/Betreiber: Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, Nationalpark OÖKalkalpen Service GmbH

HÄNGEBRÜCKE HOLZGAUHolzgau, Lechtaler Alpen/TirolRealisiert (2011)„Die längste und spektakulärste Fußgänger-Hängebrücke Österreichs“ über-spannt die Höhenbachtalschlucht und wird in der Nacht mit LED-Technologiebeleuchtet (Länge 200 m, Breite 5 m, Höhe 110 m). Die Beleuchtung kann vorallem auf dämmerungs- und nachtaktive Wildtiere, Vögel, Insekten und Fledermäuse negative Auswirkungen haben. Das Projekt wurde mit Geldern aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung kofinanziert.Bauherr/Betreiber: Tourismusverband Ortsgruppe Holzgau (Hauptinitiator), Gemeinde Holzgau (Bauträger) und Agrargemeinschaft Innerer Aufschlag (finanzielle Unterstützung)

KIRCHTURM AUF DER BUCHENSTEINWANDSt. Jakob/TirolIn Planung (seit 2012)Die Tiroler Gemeinde St. Jakob will eine begehbare Skulptur in Form einesKreuzes auf dem Gipfel Buchensteinwand an der Bergbahn Pillersee errichten.Das Jakobskreuz soll eine Höhe von dreißig Metern erreichen und auf vier stattzwei Armen Gäste für einen inszenierten Tiefblick aufnehmen.Bauherr/Betreiber: Bergbahn Pillersee GmbH

Page 104: Alpen unter Druck

WASSERKRAFTWERK SCHWARZE SULMDeutschlandsberg/Steiermark

Auf der steirischen Seite der Koralpe sollen der Seebach und die Schwarze Sulmzur Energiegewinnung genutzt werden. Durch die Reduktion der Wassermengenach der Ableitung des Wassers für die Turbinen käme es zu einer permanentenAbsenkung der mittleren jährlichen Wasserführung und damit zu einer erheblichenBeeinflussung von Flora und Fauna (z. B. Flusskrebse, Wasseramsel). Das Projektgebiet ist nach FFH-Richtlinie prioritärer Lebensraum und damit ein imSchutzgebiet ganz besonders zu schützender Bereich. Schwarze und WeißeSulm sind in den betroffenen Abschnitten herausragende Schluchtstrecken inÖsterreich.

Das Land Steiermark erteilte Anfang September 2013 die Baubewilligung. Darauflegte der bis Dezember amtierende österreichische Umweltminister NikolausBerlakovich Amtsbeschwerde ein. Diese richtete sich gegen eine Herabstufungder Wasserqualität der Sulm, die eine Baubewilligung überhaupt erst ermög-lichte. Mitte November forderte die EU-Kommission den Staat Österreich auf, dieBewilligung nochmals zu prüfen.

Bauherr/Betreiber: Sulmkraft GmbH i.G.

Stand: Januar 2014

IN PLANUNGSEIT 2013

Schluchtstrecke der Schwarzen Sulm. Martin Engelboden

Demonstrationen gegen den Verbau der SchwarzenSulm. Walter Postl, Frühling 2013

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WASSERKRAFTPROJEKT RANEBURGRaneburg/Matrei, Kraftwerk Tauernbach Gruben

In Osttirol am Tauernbach sollte der Ausbau eines Kraftwerkes erfolgen. SeitJahren fordern Naturschützerinnen und Naturschützer die Unterschutzstellungder Isel und ihrer Seitenbäche.

Bauherr/Betreiber: Tiroler Wasserkraft AG

Stand: November 2013

PLANUNG WIRD VORERST NICHT

WEITER VERFOLGT

Hier war eine Talsperre geplant. W. Retter (InitiativeWasser Osttirol)

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WASSERKRAFTWERK OBERE ISELVirgental/Gemeinden Prägraten und Virgen (Osttirol)

Die Isel entspringt in den Hohen Tauern und nimmt auf ihrem Weg 48 Gewässerauf. Besonders beeindruckend sind die Iselkatarakte, die mehrstufigen Umbalfälle in Prägraten. Im gesamten Verlauf gibt es keine künstlichen Hindernisse, und vor allem Regenbogenforellen sowie die stark geschützte Deutsche Tamariske fühlen sich an und in der Isel wohl.

Nach derzeitigem Stand der Planungen soll im Talschluss des Virgentals flussabwärts der Umbalfälle ein Tagesspeicher mit einem Fassungsvermögenvon circa 120.000 Kubikmetern gebaut werden. Etwa sechzig Prozent des Gletscherwassers würden dort gesammelt und zu Spitzenverbrauchszeiten übereinen etwa dreizehn Kilometer langen Tunnel bis zur Turbine in Mitteldorf laufen,hier fängt ein zweites Becken den Schwall auf, bevor das Wasser wieder in dieIsel geleitet wird.

Die Isel ist Tirols einziger Nationalparkfluss und ein besonders beliebtes Gewässer für Wildwasserkanuten. Die Forderung, dass auch die Isel zum Natura-2000-Schutzgebiet wird, wurde bis heute nicht erhört. Stattdessen verschwinden dokumentierte Deutsche Tamarisken, die unter Schutz stehen.Möglicherweise werden diese von Befürwortern des Wasserkraftwerkes entfernt, um weniger Gründe für eine Unterschutzstellung des Gebiets zu liefern.

Die Pläne der Gemeinden Prägraten und Virgen, das Wasser der Isel energie-wirtschaftlich zu nutzen, durchkreuzte bisher die Europäische Union, die schonzum wiederholten Mal die Unterschutzstellung der Isel forderte.

Bauherr/Betreiber: Firma INFRA Project Development GmbH mit den GemeindenPrägraten und Virgen

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2012

Protest der Kanuten: Fackelfahrt. Wolfgang Retter,Sommer 2005

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WASSERKRAFTWERK OBERE ISELVirgental/Gemeinden Prägraten und Virgen (Osttirol)

Die Isel entspringt in den Hohen Tauern und nimmt auf ihrem Weg 48 Gewässerauf. Besonders beeindruckend sind die Iselkatarakte, die mehrstufigen Umbalfälle in Prägraten. Im gesamten Verlauf gibt es keine künstlichen Hindernisse, und vor allem Regenbogenforellen sowie die stark geschützte Deutsche Tamariske fühlen sich an und in der Isel wohl.

Nach derzeitigem Stand der Planungen soll im Talschluss des Virgentals flussabwärts der Umbalfälle ein Tagesspeicher mit einem Fassungsvermögenvon circa 120.000 Kubikmetern gebaut werden. Etwa sechzig Prozent des Gletscherwassers würden dort gesammelt und zu Spitzenverbrauchszeiten übereinen etwa dreizehn Kilometer langen Tunnel bis zur Turbine in Mitteldorf laufen,hier fängt ein zweites Becken den Schwall auf, bevor das Wasser wieder in dieIsel geleitet wird.

Die Isel ist Tirols einziger Nationalparkfluss und ein besonders beliebtes Gewässer für Wildwasserkanuten. Die Forderung, dass auch die Isel zum Natura-2000-Schutzgebiet wird, wurde bis heute nicht erhört. Stattdessen verschwinden dokumentierte Deutsche Tamarisken, die unter Schutz stehen.Möglicherweise werden diese von Befürwortern des Wasserkraftwerkes entfernt, um weniger Gründe für eine Unterschutzstellung des Gebiets zu liefern.

Die Pläne der Gemeinden Prägraten und Virgen, das Wasser der Isel energie-wirtschaftlich zu nutzen, durchkreuzte bisher die Europäische Union, die schonzum wiederholten Mal die Unterschutzstellung der Isel forderte.

Bauherr/Betreiber: Firma INFRA Project Development GmbH mit den GemeindenPrägraten und Virgen

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2012

Protest der Kanuten: Fackelfahrt. Wolfgang Retter,Sommer 2005

Page 108: Alpen unter Druck

WINDPARK AM SATTELBERGGemeinde Brenner (Wipptal)/Südtirol (Italien); Gemeinde Obernberg, Tirol (Österreich)

Der Sattelberg am Alpenhauptkamm soll Standort für 19 Windkraftanlagen mit einer Leistung von je 2.000 Kilowattstunden sein. Die Anlage könnte 32.000 Haushalte versorgen. Auf einigen Sichtachsen werden die Anlagenwegen der sehr exponierten Lage über achtzig Kilometer weit sichtbar sein.

Der geplante Standort stellt einen Lebensraum für geschützte Vogelarten wieSteinadler, Schneehuhn, Birkhuhn und Steinhuhn dar. Diese können durch Lärmund Beschattung in ihrem Brutverhalten gestört werden.

Die großen Dimensionen der Anlagen und das hohe Gewicht der bis zu fünfzigTonnen schweren Anlagenteile erfordern kilometerlange Zufahrtsinfrastrukturenmit Geländeeinschnitten sowie massive Stützmauern. Die benötigten Wirtschafts-wege sollen auf 4,5 Metern Breite ausgebaut werden.

In Landschaftschutzgebiet Nößlachjoch–Obernberger See–Tribulaune gelegen,ist das Obernberger Tal ein äußerst beliebtes Gebiet für Skitourengeher. DerObernberger See ist auch im Sommer ein Magnet für Erholungssuchende. DieOrtschaften haben sich ihren ursprünglichen Charakter weitgehend bewahrt und bieten gute Voraussetzungen für einen sanften Tourismus im Sommer undWinter.

Die Abteilungen Umweltschutz und Raumplanung der Landesregierung Tirol stehen dem Projekt sehr kritisch gegenüber. Momentan ist es beim Staatsrat in Rom anhängig.

Bauherr/Betreiber: Leitwind AG

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2010

Fiktive Montage über eine geplante Windkraftanlageam Sattelberg. Oesterreichischer Alpenverein

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Skitourengeher protestieren gegen den das Windkraftprojekt am Sattelberg. Manfred Scheuermann, Februar 2012

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AUSBAU DER KRAFTWERKSGRUPPE SELLRAIN-SILZKühtai, Tirol

Die Kapazitäten der 1977 bis 1981 erbauten Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz soll durch den Bau eines weiteren Speicherbeckens vergrößert werden. Zu denbereits vorhandenen Stauseen Längental und Finstertal soll ein weiterer im Längental mit 31 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen hinzukommen.

Um für das neue Speicherbecken genügend Wasser zu bekommen, sollen Bächein vier weiteren Tälern des mittleren Ötztals und des Stubais abgeleitet werden.Zusammen mit den bereits vorhandenen Ableitungen für Sellrain-Silz gäbe esdamit im gesamten Ruhegebiet Stubaier Alpen nur mehr einen einzigen Wasserlauf, der energiewirtschaftlich nicht genutzt wird.

Bauherr/Betreiber: Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG)

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

Das Längental mit einer beeindruckenden Hochmoor-ebene soll für ein neues Speicherbecken geflutet werden.Friederike Kaiser, September 2013

Film- unD HÖrBeitrAg: Bestehende Wasserableitungen im Kühtai/tirol für die Kraftwerksgruppe sellrain-silz, tiroler umweltanwaltschaft, november 2010

AUSBAU DER KRAFTWERKSGRUPPE SELLRAIN-SILZKühtai, Tirol

Die Kapazitäten der 1977 bis 1981 erbauten Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz soll durch den Bau eines weiteren Speicherbeckens vergrößert werden. Zu denbereits vorhandenen Stauseen Längental und Finstertal soll ein weiterer im Längental mit 31 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen hinzukommen.

Um für das neue Speicherbecken genügend Wasser zu bekommen, sollen Bächein vier weiteren Tälern des mittleren Ötztals und des Stubais abgeleitet werden.Zusammen mit den bereits vorhandenen Ableitungen für Sellrain-Silz gäbe esdamit im gesamten Ruhegebiet Stubaier Alpen nur mehr einen einzigen Wasserlauf, der energiewirtschaftlich nicht genutzt wird.

Bauherr/Betreiber: Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG)

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

Das Längental mit einer beeindruckenden Hochmoor-ebene soll für ein neues Speicherbecken geflutet werden.Friederike Kaiser, September 2013

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Ableitung des Wasserfalls oberhalb der Hinteren Sulztalalm und Ableitung des Fischbaches an der Amberger Hütte. Friederike Kaiser, September 2013

Geplante Ableitung des Bachlaufes im Winnebachtal.Friederike Kaiser, September 2013.

Der Finstertalspeicher in unmittelbarer Nähe des Längentals. Friederike Kaiser, September 2013

Der Finstertalspeicher in unmittelbarer Nähe des Längentals. Friederike Kaiser, September 2013

Der vorhandene Speicher Längental mit einem vonzwei Kraftwerken. Friederike Kaiser, September 2013

Page 112: Alpen unter Druck

AUSBAU DES SPEICHERKRAFTWERKS KAUNERTALKaunertal/Platzertal, Tirol

Der Ausbau des bestehenden Speicherkraftwerks Kaunertal zu einer Kraft-werksgruppe mit einem zusätzlichen Speicher und einer zusätzlichen Oberstufeals Pumpspeicherkraftwerk ist als größtes Kraftwerksprojekt der Tiroler Was-serkraft AG (TIWAG) geplant. Im Juli 2012 wurde die Umweltverträglichkeitsprü-fung eingeleitet. Vorangegangen war die langjährige Suche nach geeignetenRäumen für ein Oberbecken zum Kaunertalspeicher. Standorte im Rofental, imTaschachtal und am Fernergrieß wurden aus verschiedenen Gründen verworfen.

Der nun geplante Speicher im Platzertal würde 42 Millionen Kubikmeter Wasserfassen und mit einem 120 Meter hohen Damm einen Teil des Tals fluten. Er sollals Oberbecken für den bestehenden Gepatschstausee dienen, der zusätzlichmit Wasser aus dem benachbarten Ötztal gespeist werden soll. Durch die ge-planten Wasserableitungen und die damit verbundene Sorge einer Wasserver-knappung im Ötztal fühlen sich viele der dortigen Landwirte unter Druck gesetzt.Die Gurgler und die Venter Ache würden im Sommer bis zu achtzig Prozent ihrerWassermenge einbüßen.

Gegen die Planungen hat sich vor Ort die Bürgerinitiative „Lebenswertes Kaunertal“ gegründet. Die Alpenvereine und weitere Naturschutzverbände wie der WWF sprechen sich nicht generell gegen den Ausbau der Wasserkraftaus. Der Ausbau des Kaunertalkraftwerkes sprengt jedoch den ökologischenwie auch den sozial verträglichen Rahmen, zum Beispiel durch die massivenWasserableitungen.

Bauherr/Betreiber: Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG)

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Protest der Initiative Lebenswertes Kaunertal. Alpines Museum des DAV, September 2013

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Das intakte Platzertal würde zum Stausee. Alpines Museum des DAV, September 2013

Die Venter Ache im Visier der Kraftwerksbauer. Alpines Museum des DAV, September 2013

Page 114: Alpen unter Druck

Südtirol spielt innerhalb Italiens eine Sonderrolle. Bedingt durch die Geschichte,hat Südtirol in verschiedenen Bereichen primäre Gesetzgebungsbefugnis, unteranderem im Bereich des Landschafts- und Naturschutzes sowie der Raum-ordnung.

SKI UND FUNTrotz mangelnder Schneesicherheit, hoher Energiekosten für die Beschneiungund allgemein stagnierender Skifahrerzahlen setzen Skigebietsbetreiber weiterauf Ausbau und Anlagenerneuerung. Der Ausbau der Skigebiete wird stark subventioniert. Das Land fördert zum Beispiel Seilbahnen zur Erschließung vonOrtschaften mit bis zu 90 Prozent, andere Seilbahnen mit bis zu 45 Prozent undSkilifte mit 50 Prozent. Auch die Errichtung von Beschneiungsanlagen wird mitbis zu 30 Prozent gefördert. Die Betreiber von Aufstiegsanlagen bieten zudemzunehmend Fun- und Actionangebote für den Sommer.

ENERGIEAls Gebirgsland eignet sich Südtirol gut zur Wasserkraftnutzung. Trotz einer sehrhohen Dichte an Wasserableitungen werden nach wie vor neue Projekte zurWasserkraftnutzung zur Genehmigung vorgelegt. Am Rambach, dem einzigenverbliebenen unverbauten Talfluss, soll ebenfalls ein Wasserkraftwerk entstehen.

Eine untergeordnete Rolle spielt hingegen die Errichtung von Windkraftanlagen.Das größte konkrete Projekt, der Windpark Sattelberg, wird derzeit gerichtlichblockiert. An mehreren Orten finden Windmessungen statt, um das Potenzial fürdie Errichtung weiterer Anlagen zu erheben.

ALM- UND FORSTSTRASSENBAUTrotz eines hohen Erschließungsgrades – circa neunzig Prozent der SüdtirolerAlmen haben eine Straßenzufahrt) bleibt der Druck auf die Erschließung derletzten noch unerschlossenen Almen hoch. Folgewirkungen sind neben der Lebensraumzerschneidung oftmals die Intensivierung der Bewirtschaftung unddie Schaffung neuer touristischer Infrastrukturen unter dem Deckmantel derlandwirtschaftlichen Nutzung. Auch der Bau von Forst- und Almwegen wird mitbis zu achtzig Prozent durch EU-Programme und Landesmittel gefördert.

MANGELHAFTES LANDESRAUMORDNUNGSGESETZSüdtirols Landesraumordnungsgesetz gewährleistet den sorgsamen Umgangmit den Ressourcen Boden und Landschaft nur unzureichend. Die Zersiedelungsowie das Bauen im landwirtschaftlichen und alpinen Grünland haben in denletzten dreißig Jahren rasant zugenommen. Selbst in Landschaftsschutzgebietenkonnten praktisch uneingeschränkt touristische Infrastrukturen entstehen. Ineinigen Südtiroler Gemeinden beträgt der Anteil der Zweitwohnsitze über dreißigProzent.

MÖGLICHKEITEN DER NATURSCHUTZVERBÄNDEDer Dachverband für Natur- und Umweltschutz Südtirol ist der größte Natur-schutzverband in Südtirol, der Alpenverein Südtirol ist der Verein mit der höchsten Mitgliederzahl (derzeit rund 60.000).

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Südtirol spielt innerhalb Italiens eine Sonderrolle. Bedingt durch die Geschichte,hat Südtirol in verschiedenen Bereichen primäre Gesetzgebungsbefugnis, unteranderem im Bereich des Landschafts- und Naturschutzes sowie der Raum-ordnung.

SKI UND FUNTrotz mangelnder Schneesicherheit, hoher Energiekosten für die Beschneiungund allgemein stagnierender Skifahrerzahlen setzen Skigebietsbetreiber weiterauf Ausbau und Anlagenerneuerung. Der Ausbau der Skigebiete wird stark subventioniert. Das Land fördert zum Beispiel Seilbahnen zur Erschließung vonOrtschaften mit bis zu 90 Prozent, andere Seilbahnen mit bis zu 45 Prozent undSkilifte mit 50 Prozent. Auch die Errichtung von Beschneiungsanlagen wird mitbis zu 30 Prozent gefördert. Die Betreiber von Aufstiegsanlagen bieten zudemzunehmend Fun- und Actionangebote für den Sommer.

ENERGIEAls Gebirgsland eignet sich Südtirol gut zur Wasserkraftnutzung. Trotz einer sehrhohen Dichte an Wasserableitungen werden nach wie vor neue Projekte zurWasserkraftnutzung zur Genehmigung vorgelegt. Am Rambach, dem einzigenverbliebenen unverbauten Talfluss, soll ebenfalls ein Wasserkraftwerk entstehen.

Eine untergeordnete Rolle spielt hingegen die Errichtung von Windkraftanlagen.Das größte konkrete Projekt, der Windpark Sattelberg, wird derzeit gerichtlichblockiert. An mehreren Orten finden Windmessungen statt, um das Potenzial fürdie Errichtung weiterer Anlagen zu erheben.

ALM- UND FORSTSTRASSENBAUTrotz eines hohen Erschließungsgrades – circa neunzig Prozent der SüdtirolerAlmen haben eine Straßenzufahrt) bleibt der Druck auf die Erschließung derletzten noch unerschlossenen Almen hoch. Folgewirkungen sind neben der Lebensraumzerschneidung oftmals die Intensivierung der Bewirtschaftung unddie Schaffung neuer touristischer Infrastrukturen unter dem Deckmantel derlandwirtschaftlichen Nutzung. Auch der Bau von Forst- und Almwegen wird mitbis zu achtzig Prozent durch EU-Programme und Landesmittel gefördert.

MANGELHAFTES LANDESRAUMORDNUNGSGESETZSüdtirols Landesraumordnungsgesetz gewährleistet den sorgsamen Umgangmit den Ressourcen Boden und Landschaft nur unzureichend. Die Zersiedelungsowie das Bauen im landwirtschaftlichen und alpinen Grünland haben in denletzten dreißig Jahren rasant zugenommen. Selbst in Landschaftsschutzgebietenkonnten praktisch uneingeschränkt touristische Infrastrukturen entstehen. Ineinigen Südtiroler Gemeinden beträgt der Anteil der Zweitwohnsitze über dreißigProzent.

MÖGLICHKEITEN DER NATURSCHUTZVERBÄNDEDer Dachverband für Natur- und Umweltschutz Südtirol ist der größte Natur-schutzverband in Südtirol, der Alpenverein Südtirol ist der Verein mit der höchsten Mitgliederzahl (derzeit rund 60.000).

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Page 116: Alpen unter Druck

Die Möglichkeiten des Dachverbandes, aus der Sicht von Natur- und Umwelt-schutz kritische Projekte zu verhindern oder naturverträglichere Lösungen zuerzielen, sind stark eingeschränkt. Er setzt daher vor allem auf Informations-und Aufklärungsarbeit und ist in einigen umweltrelevanten Gremien mit Stimm-recht vertreten. Ein großes Problem besteht darin, dass sogar Fachgutachten für die Politik keinen bindenden, sondern lediglich beratenden Charakter haben.In der Folge setzt sich diese häufig über negative Entscheidungen der Fach-gremien (z. B. UVP-Beirat) hinweg. Rechtliche Schritte gegen Projekte könnennur mit Unterstützung von national tätigen und anerkannten Umweltschutz-organisationen, wie etwa dem WWF Italien, in die Wege geleitet werden.

Die Aufgabe des Dachverbandes sowie seiner Mitgliedsgruppen und -vereine ist es, der Natur eine Stimme zu verleihen und die Bürger für Umweltthemen zusensibilisieren sowie Lösungsansätze vorzuschlagen. Ein wichtiges Anliegen istes, die Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung zu verbessern und zu erreichen,dass Fachgutachten von den politischen Vertretern auch respektiert werden.

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SKIGEBIETSVERBINDUNG HELM-ROTWAND FÜR EINE VERBINDUNG SEXTEN-SILLIANSexten/Provinz Bozen

Die aufwendige Verbindung der beiden kleinen Skigebiete (zwei neue Pisten undzwei neue Liftanlagen) durch die Neuerschließung einer großen, landschaftlichreizvollen und ökologisch sehr wertvollen Geländekammer ist Voraussetzung für die seit Langem geplante Verbindung von Sexten in Südtirol und Sillian inOsttirol über den Karnischen Höhenkamm hinweg. Hiervon wären auch der Karnische Höhenweg und die Sillianer Hütte stark betroffen.

Das Erschließungsprojekt wurde bereits 2010 durch die Sextner Dolomiten AGeingereicht. Das Gutachten des Beirates für die Umweltverträglichkeitsprüfungfiel negativ aus. Die Landesregierung genehmigte das Vorhaben dennoch.

WWF Italia und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz Südtirol legtenWiderspruch ein. Das Bozener Verwaltungsgericht nahm die Beschwerde der Umweltverbände an und verordnete die Aussetzung der angefochtenen Beschlüsse. Eine vom Gericht beauftragte Gutachterin bemängelte insbesondere,dass entscheidende Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen nicht mitgeplantwurden. Die Landesregierung änderte daraufhin ihre Beschlüsse ab, 2012wurde ein zweites Projekt zur Verbindung der beiden Skigebiete der Umwelt-verträglichkeitsprüfung unterzogen.

Der Verlauf der geplanten Pisten und Aufstiegsanlagen ändert sich gegenüberdem ersten Projekt nicht wesentlich. Einzig auf die Querung eines als potenziellgefährlich eingestuften Baches wurde verzichtet und stattdessen die Verbindungzur nächsten Piste mittels Umlaufbahn hergestellt. Das Gutachten des UVP-Beiratsfiel diesmal mehrheitlich positiv aus. Die Landesregierung änderte zum Teil vorher getroffene Beschlüsse ab, um diesem zweiten Projekt die Genehmigungzu erteilen. Die getroffenen Beschlüsse wurden erneut angefochten, ein Baustoppverhängt und die gerichtliche Entscheidung auf Dezember 2013 vertagt. Ungeachtet dessen lief das Genehmigungsverfahren weiter.

Schließlich stellte die Gemeinde Sexten am 7. August 2013 die Baugenehmigungaus. Am Freitag, den 9. August legten der WWF Italia und der Dachverband fürNatur- und Umweltschutz ein drittes Mal Widerspruch ein, der Anhörungstermindazu wurde auf Montag, den 12. August festgelegt. Am Wochenende dazwischenließ die Sextner Dolomiten AG jedoch bereits die Flächen für die zukünftigen Pisten roden. Bei der Verhandlung vor dem Bozener Verwaltungsgericht am 24. September 2013 blieb der Baustopp bestehen. Die Hauptverhandlung fandam 4. Dezember 2013 statt. Aufgrund der Bewertung neuer Fakten vertagte dasGericht die Hauptverhandlung auf Februar 2014.

Bauherr: Sextner Dolomiten AG

Stand: Dezember 2013

IM BAU15.4.14

Dem Einspruch gegen die Verbin-dung Helm – Rotwand durch die Naturschutzverbände Südtirol wurde nicht stattgegeben. Die Verbindung wird wohl schnellst-möglich ausgeführt.

Quelle: Judith Egger, AVS

SKIGEBIETSVERBINDUNG HELM-ROTWAND FÜR EINE VERBINDUNG SEXTEN-SILLIANSexten/Provinz Bozen

Die aufwendige Verbindung der beiden kleinen Skigebiete (zwei neue Pisten undzwei neue Liftanlagen) durch die Neuerschließung einer großen, landschaftlichreizvollen und ökologisch sehr wertvollen Geländekammer ist Voraussetzung für die seit Langem geplante Verbindung von Sexten in Südtirol und Sillian inOsttirol über den Karnischen Höhenkamm hinweg. Hiervon wären auch der Karnische Höhenweg und die Sillianer Hütte stark betroffen.

Das Erschließungsprojekt wurde bereits 2010 durch die Sextner Dolomiten AGeingereicht. Das Gutachten des Beirates für die Umweltverträglichkeitsprüfungfiel negativ aus. Die Landesregierung genehmigte das Vorhaben dennoch.

WWF Italia und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz Südtirol legtenWiderspruch ein. Das Bozener Verwaltungsgericht nahm die Beschwerde der Umweltverbände an und verordnete die Aussetzung der angefochtenen Beschlüsse. Eine vom Gericht beauftragte Gutachterin bemängelte insbesondere,dass entscheidende Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen nicht mitgeplantwurden. Die Landesregierung änderte daraufhin ihre Beschlüsse ab, 2012wurde ein zweites Projekt zur Verbindung der beiden Skigebiete der Umwelt-verträglichkeitsprüfung unterzogen.

Der Verlauf der geplanten Pisten und Aufstiegsanlagen ändert sich gegenüberdem ersten Projekt nicht wesentlich. Einzig auf die Querung eines als potenziellgefährlich eingestuften Baches wurde verzichtet und stattdessen die Verbindungzur nächsten Piste mittels Umlaufbahn hergestellt. Das Gutachten des UVP-Beiratsfiel diesmal mehrheitlich positiv aus. Die Landesregierung änderte zum Teil vorher getroffene Beschlüsse ab, um diesem zweiten Projekt die Genehmigungzu erteilen. Die getroffenen Beschlüsse wurden erneut angefochten, ein Baustoppverhängt und die gerichtliche Entscheidung auf Dezember 2013 vertagt. Ungeachtet dessen lief das Genehmigungsverfahren weiter.

Schließlich stellte die Gemeinde Sexten am 7. August 2013 die Baugenehmigungaus. Am Freitag, den 9. August legten der WWF Italia und der Dachverband fürNatur- und Umweltschutz ein drittes Mal Widerspruch ein, der Anhörungstermindazu wurde auf Montag, den 12. August festgelegt. Am Wochenende dazwischenließ die Sextner Dolomiten AG jedoch bereits die Flächen für die zukünftigen Pisten roden. Bei der Verhandlung vor dem Bozener Verwaltungsgericht am 24. September 2013 blieb der Baustopp bestehen. Die Hauptverhandlung fandam 4. Dezember 2013 statt. Aufgrund der Bewertung neuer Fakten vertagte dasGericht die Hauptverhandlung auf Februar 2014.

Bauherr: Sextner Dolomiten AG

Stand: Dezember 2013

IM BAU

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Rodungs- und Bauarbeiten für die Piste Helm-Rotwand.Hanspeter Stauder (Initiative Lebenswertes Sexten),September 2013

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AUSBAU DES SKIGEBIETES KRONPLATZTalorte Bruneck, Percha, Olang, St. Vigil/Provinz Bozen

WINTERTOURISMUSIm ohnehin hoch erschlossenen Gebiet Kronplatz erfolgte 2011 eine kompletteNeuerschließung des Nordosthangs durch eine sieben Kilometer lange Talabfahrtmit einer Achterkabinenbahn, welche direkt vom eigens errichteten BahnhofPercha aus ins Skigebiet führt. Der Verzicht auf Parkplätze, außer für das Betriebspersonal, war Auflage für die Genehmigung des Projektes, das durchdie innovative Verbindung von öffentlichem Nahverkehr und Skitourismus überzeugen sollte. Trotzdem sind nun Parkflächen für Besucher in Planung.

Des Weiteren wurde die Lorenzi-Piste mit einer Gesamtfläche von 6,6 Hektarneu realisiert. Hierzu wurde in großem Umfang Bergwald gerodet. Für die Wintersaison 2012/2013 wurde neben der Piste Pre da Peres ein neues Speicherbecken errichtet. Nun wirbt der Kronplatz mit einer Vollbeschneiung.

SOMMERTOURISMUS Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Skigebiets Kronplatz wurde im Jahr2003 eine „Friedensglocke“ auf 2.275 Metern installiert. Sie wiegt 18,1 Tonnenund misst 3 Meter im Durchmesser. Die Gesamthöhe des Glockenturms mit beheiztem Gipfelrelief beträgt 21,8 Meter.

Der 2008 realisierte Flying Fox St. Vigil erreicht als Seilrutsche eine Höhe vonhundert Metern, hat eine Länge von drei Kilometern und überwindet vierhundertHöhenmeter auf der rasanten Fahrt ins Tal.

Bauherr/Betreiber: Kronplatz Seilbahn AG

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2003–2013

FilmBeitrAg: rieDZAK. ein Film üBer Die BAuArBeiten Am KronplAtZ,

ZAK multimedia, hochgeladen auf Youtube am 14.12.2011

3:53 minuten

https://www.youtube.com/watch?v=uQwl2mailp4

Page 120: Alpen unter Druck

SKIGEBIETSVERBINDUNG GITSCHBERG-JOCHTALMühlbach/Provinz Bozen

Die lifttechnische Verbindung durch ein landschaftlich und ökologisch wertvollesGebiet ist seit 2011 in Betrieb. Für die Verlängerung der Skipiste wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. Diese fiel negativ aus. Trotzdem genehmigte die Südtiroler Landesregierung das Projekt im Herbst 2013.

Bauherr/Betreiber: Gitschberg Jochtal AG

Stand Dezember 2013

VERBINDUNG REALISIERT

SEIT 2011, VERLÄNGERUNG

DER SKIPISTE IN BAU

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ALMERSCHLIESSUNG ANTERSASCSt. Martin in Thurn/Provinz Bozen

Die Alm liegt im Naturpark und Natura-2000-Gebiet und ist Teil des UNESCO-Welterbes Dolomiten. Die Erschließung mittels Forst- und Almstraße sollte inzwei Baulosen erfolgen. Im Jahr 2010 wurde das erste Baulos bis zur Natur-parkgrenze fertiggestellt. Von den Arbeiten erfuhren Öffentlichkeit und Umwelt-verbände erst, als die Bagger bereits im Einsatz waren. Der Beschluss derLandesregierung zur Genehmigung des Straßenbaus wurde vom WWF Italia undvom Dachverband für Natur- und Umweltschutz angefochten, die Bauarbeitenausgesetzt. Das Gericht erklärte 2011 den Bau des ersten Teilstücks für zulässig,schloss sich jedoch in Bezug auf das zweite Teilstück den Argumenten der Umweltverbände an.

2012 wurde ein Variantenprojekt zur Erschließung des zweiten Teilabschnittseingereicht. Die Landesregierung erteilte Ende 2013 in einer ihrer letzten Sitzungen der Legislaturperiode die Genehmigung für den Bau der Almstraße, obwohl alle Fachgutachten negativ waren. Sie bewerten den Bau der geplantenZufahrt durchgehend als ökologisch inakzeptabel beziehungsweise nicht erforderlich. Ein Gutachter kommt außerdem zum Schluss, dass sich die Almaufgrund ihrer Beschaffenheit nicht für die Beweidung mit Rindern, sondern nurals Schafweide eignet. Damit fehlt das Hauptargument für die Wegerschließung.

Projektierung und Bauausführung: Forstinspektorat Bruneck

Stand: Januar 2014

BAULOS 1 REALISIERT 2010

BAULOS 2 IN PLANUNG

Page 122: Alpen unter Druck

Augenscheintermin. Besuch der Alm Antersasc durchNaturschützer. Archiv des Alpenvereins Südtirol, August 2010

Page 123: Alpen unter Druck

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ILLEGALER WEGEBAU AUF DIE DICKERALMGemeinde Naturns/Provinz Bozen

Die Baukommission der Gemeinde Naturns sprach sich im Februar 2002 für die Errichtung eines Lkw-tauglichen Fahrweges mit einer Länge von gut 3 Kilometern und einer Breite von 3,5 Metern zur Dickeralm aus. Die Straßesollte durch ein Gebiet von hohem landschaftlichen Wert im Naturpark Texelgruppe sowie ein Natura-2000-Gebiet führen. Dagegen gab es erbitterte Gegenwehr des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.

Von 2002 bis 2010 wurde ein Kampf mit Gutachten und Gegengutachten, Genehmigungen und Verboten geführt, der von der Gemeindeebene wegschlussendlich bis vor den Staatsrat in Rom ging. Im November 2010 erteilte der Staatsrat die Genehmigung zum Straßenbau.

Das acht Jahre währende Kräftemessen schadete der Glaubwürdigkeit naturschutzrechtlicher Instrumente wie dem europäischen Schutzgebietsstatus Natura 2000. Neben der Alm wurden durch die Lkw-taugliche Straße auch 160 Hektar Hochwald, der Schutzwaldstatus hatte, erschlossen.

Antragsteller/Bauherr: Meliorierungskonsortium Fuchsberg (2002)

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2004–2011

Proteste am geplanten Weg. Alpenverein Südtirol, 2004

Weg während des Baus. Alpenverein Südtirol, 2004

Gelände der Dickeralm mit Almgebäuden. Alpenverein Südtirol, 2004

Page 124: Alpen unter Druck

ERLEBNISINSTALLATIONEN

ALPIN-BOB MERANHafling/Provinz BozenRealisiert (2006)Der Alpin-Bob am Piffinger Köpfl mit 1,1 Kilometern Abfahrt ist die längsteSchienenrodelbahn Italiens. Streckenweise erreicht die Schienenkonstruktioneine Höhe von zwölf Metern.Bauherr/Betreiber: Bergbahnen Meran 2000/Tourismusverein Hafling, Vöran,Meran 2000

ALPINE COASTER GARDONÈLatemar Predazzo/Provinz BozenRealisiertDer ganzjährig befahrbare Alpine Coaster hat eine Länge von 980 Metern.

ALPINE COASTER KLAUSBERGSteinhaus im Ahrntal/Provinz BozenRealisiert (2011)Diese längste Alpen-Achterbahn Italiens ist, wie üblich, eine Stahlrohrkonstruktion,die sich nur ungenügend in die Landschaft integriert.Bauherr/Betreiber: Klausberg Seilbahnen AG

FUN-BOB HAUNOLDInnichen/Provinz BozenRealisiert 2003Auf der ersten Sommerrodelbahn Südtirols mit einer Länge von 1.739 Meternwerden 314 Höhenmeter überwunden.Bauherr/Betreiber: Sextner Dolomiten AG

MOUNTAINCARTS IN LADURNS UND AUF DER PLOSELadurns im Pflerschtal/Provinz Bozen; Plose bei Brixen/Provinz BozenRealisiert (2012)Auf 6,5 Kilometern wird die Strecke von der Ladurner Alm bis zum Parkplatz auf Wiesen und Forststraßen zurückgelegt. Das grobstollig bereifte Dreirad wird für den Bergwanderer auch als knieschonende „Abstiegsmöglichkeit“ vom Berg beworben. Auch auf der Plose wird ein Forstweg zur Abfahrt von der Bergstation genutzt. Bauherr/Betreiber: Sportservice Erwin Stricker/Bergbahnen Ladurns

ZIPLINE IM WALDHOCHSEILGARTEN OBEREGGENObereggen/Provinz BozenRealisiert (2012)Ein weiterer Hochseilgarten mit Flying Fox im beschaulichen Gebiet Karersee. Bauherr/Betreiber: Energie- und Fernwärme Obereggen Genossenschaft

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WINDPARK JOCHTALMühlbach/Provinz Bozen

Projektiert werden vier Windkraftanlagen mit jeweils zwei Megawatt Leistungam Valler Jöchl im Skigebiet Jochtal. Die Umweltverträglichkeitsprüfung wurdenoch nicht durchgeführt.

Antragsteller: Jochtal AG Vals

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Page 126: Alpen unter Druck

PUMPSPEICHERKRAFTWERK LEIFERS/DEUTSCHNOFENLeifers und Deutschnofen/Provinz Bozen

Am geplanten Standort soll das Pumpspeicherkraftwerk bei einer Fallhöhe vonmehr als 1.000 Metern 4.300 Megawattstunden Strom erzeugen.

Im Zuge des europaweiten Ausbaus der überregionalen Netze ist nach letztenInformationen zudem geplant, eine leistungsstärkere Stromtrasse mit 380 Kilovolt nach Inbetriebnahme des Pumpspeicherkraftwerks über den Brenner zu führen. Die erzeugte Energie würde nicht der lokalen oder regionalenBevölkerung zugutekommen, sondern für den europäischen Markt produziert.

Bauherr/Betreiber: South Tyrol Energy GmbH

Ein ähnliches Projekt wurde 2013 vom Unternehmer Andrea Repetto vorgestellt,betroffen wären diesmal die Gemeinden Branzoll und Aldein. Von politischerSeite kam jedoch die Stellungnahme, dass ein solches Projekt derzeit wedersinnvoll noch rentabel sei.

Stand: Januar 2014

IN PLANUNG (SEIT2010), DERZEIT

FEHLEN INVESTOREN

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KRAFTWERKSBAU ACHENRAINSCHLUCHTRatschings/Provinz Bozen

Eine Bürgerbefragung im Jahr 2012 erzielte eine große Mehrheit für den Kraftwerksbau im Naturdenkmal Achenrainschlucht. Die Unterschutzstellung der naturbelassenen Schlucht wurde damit aufgehoben.

Die Konzession der Wasserableitung erhielt die Rienz AG.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Page 128: Alpen unter Druck

KRAFTWERK RAMBACHTaufers im Münstertal, Mals/Provinz Bozen

Geplant ist die Errichtung eines Kraftwerks mit maximal drei Megawatt Leistungam letzten noch nicht für die Stromgewinnung genutzten Talfluss Südtirols. Inzwei Bürgerbefragungen, die 2012/2013 in den Anrainergemeinden Mals undTaufers im Münstertal durchgeführt wurden, sprach sich die Mehrheit der Bevölkerung für das Kraftwerk aus. Nun bemühen sich mehrere Gemeinden um Stromkonzessionen.

Sogar nach Angabe der Projektanten kann der geringe Wasserabfluss des Rambaches im Winter dazu führen, dass das Kraftwerk bis zu drei Monate abgeschaltet werden muss, um ökologischen Schaden zu verhindern.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT ÜBER ZEHN

JAHREN, POSITIVER ENTSCHEID

BEI BÜRGERBEFRAGUNG

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Die italienischen Alpenregionen sind durch große Gegensätze zwischen dichtbesiedelten und stark durch die Menschen genutzten Landschaften sowie fastmenschenleeren Räumen geprägt. Skigebietsinfrastrukturen und der drängendeEnergiebedarf verleiben sich Landschaft und Kämme mehr und mehr ein.

Die weitreichendsten Projekte konzentrieren sich auf Südtirol, doch auch in denanderen Regionen der italienischen Alpen wird zusätzlicher Raum durch Aus-weitungen und Verbindungen von Skigebieten erschlossen. Dies betrifft geradeauch kleine Skigebiete, die selbst angesichts dieser zusätzlichen Maßnahmenlangfristig nur wenige Überlebenschancen haben. Eine „touristische Inwertset-zung“ auf ihre negativste Weise zeigt sich zudem, wenn Schutzgebiete für Besuchermassen attraktiv gemacht werden sollen, so auf der Sella-Hochebene,auf der ein 3,6 Hektar großer Parkplatz eingerichtet werden soll.

Die Wasserkraft wird in Italien bereits sehr stark genutzt. Trotzdem bedrohenzusätzliche Kleinwasserkraftwerke, Bach- und Flussableitungen die Schutz-gebiete und die letzten frei fließenden Gewässer.

Positive Signale sind hingegen die Erfahrungen mit Parks und Schutzgebieten.Sie führen zur Aufwertung der Regionen und der dort hergestellten Produkte.

Der Club Alpino Italiano engagiert sich für einen weniger raumgreifenden Tourismus. Nach Möglichkeit möchte er Großplanungen verhindern und sprichtsich dafür aus, alte Strukturen wiederzubeleben statt neue zu bauen. Er wendetsich gegen neue Straßen und Seilbahnen in Gebieten über 1.600 Metern überdem Meer und gegen Skigebietsausbauten in niedriger gelegenen Gebieten.Kleine Skigebiete, die ihre touristischen Angebote umgestalten wollen, unter-stützt er.

Grundsätzlich bejaht der Club Alpino Italiano die erneuerbaren Energien, fordertjedoch in erster Linie einen sparsameren Umgang mit der Energie sowie dieNutzung erneuerbarer Energie in bewohnten Gebieten, beispielsweise durchPhotovoltaikanlagen auf Dächern. Insbesondere in Schutzgebieten müssen Kosten und Nutzen sowie der Eingriff in die Natur sorgsam abgewogen werden.

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Die italienischen Alpenregionen sind durch große Gegensätze zwischen dichtbesiedelten und stark durch die Menschen genutzten Landschaften sowie fastmenschenleeren Räumen geprägt. Skigebietsinfrastrukturen und der drängendeEnergiebedarf verleiben sich Landschaft und Kämme mehr und mehr ein.

Die weitreichendsten Projekte konzentrieren sich auf Südtirol, doch auch in denanderen Regionen der italienischen Alpen wird zusätzlicher Raum durch Aus-weitungen und Verbindungen von Skigebieten erschlossen. Dies betrifft geradeauch kleine Skigebiete, die selbst angesichts dieser zusätzlichen Maßnahmenlangfristig nur wenige Überlebenschancen haben. Eine „touristische Inwertset-zung“ auf ihre negativste Weise zeigt sich zudem, wenn Schutzgebiete für Besuchermassen attraktiv gemacht werden sollen, so auf der Sella-Hochebene,auf der ein 3,6 Hektar großer Parkplatz eingerichtet werden soll.

Die Wasserkraft wird in Italien bereits sehr stark genutzt. Trotzdem bedrohenzusätzliche Kleinwasserkraftwerke, Bach- und Flussableitungen die Schutz-gebiete und die letzten frei fließenden Gewässer.

Positive Signale sind hingegen die Erfahrungen mit Parks und Schutzgebieten.Sie führen zur Aufwertung der Regionen und der dort hergestellten Produkte.

Der Club Alpino Italiano engagiert sich für einen weniger raumgreifenden Tourismus. Nach Möglichkeit möchte er Großplanungen verhindern und sprichtsich dafür aus, alte Strukturen wiederzubeleben statt neue zu bauen. Er wendetsich gegen neue Straßen und Seilbahnen in Gebieten über 1.600 Metern überdem Meer und gegen Skigebietsausbauten in niedriger gelegenen Gebieten.Kleine Skigebiete, die ihre touristischen Angebote umgestalten wollen, unter-stützt er.

Grundsätzlich bejaht der Club Alpino Italiano die erneuerbaren Energien, fordertjedoch in erster Linie einen sparsameren Umgang mit der Energie sowie dieNutzung erneuerbarer Energie in bewohnten Gebieten, beispielsweise durchPhotovoltaikanlagen auf Dächern. Insbesondere in Schutzgebieten müssen Kosten und Nutzen sowie der Eingriff in die Natur sorgsam abgewogen werden.

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JÄHRLICH STATTFINDENDE MOTORRADRALLYE IN DEN KARNISCHEN ALPENSauris/Udine

Auf der bis zu zweihundert Kilometer langen Rennstrecke gingen im Jahr 2012an einem Wochenende 470 Enduros an den Start, um die Parcours in zweiSchwierigkeiten und Längen zu meistern. Unter diesem Rennen leiden lärmempfindliche Tiere. Viele Kilometer Bergwege werden überdies beschädigt.

Stand: Dezember 2013

SEIT 2010 JÄHRLICH

STATTFINDENDESEVENT

Motorradrallye in den Karnischen Alpen. Club Alpino Italiano

Schäden durch die Motorradrallye. Club Alpino Italiano

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ZUSAMMENSCHLUSS ZWEIER KLEINSTSKIGEBIETE AM MONTE COSTON Monte Coston bei Arsiero/Veneto

Trotz massiver Proteste wird seit sechs Jahren in einem sensiblen Karstgebietder Zusammenschluss zweier Kleinstskigebiete forciert.

Stand: Dezember 2013

STÜCKWEISE REALISIERT

SEIT 2008

Monte Coston. Club Alpino Italiano

Bauarbeiten für die Skigebietsverbindung. Club Alpino Italiano

Page 134: Alpen unter Druck

BAU EINES RASTPLATZES MIT KRIEGSMUSEUM FÜR 850 PKWS UND 50 CAMPER IM NATURA-2000-GEBIETHochebene des Sella bei Enego/Veneto

Mit dem Bau eines Museums mit Rastplatz und Informationsbüro soll die historisch bedeutsame Hochebene im Natura-2000-Gebiet aufgewertet werden.Diese Maßnahmen würden jedoch 3,6 Hektar Fläche neu erschließen, die bisherdurch eine extensive Landwirtschaft genutzt wird. Ein wertvoller Bestand an Floraund Fauna wäre betroffen.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Die Hochebene Marcésina. Club Alpino Italiano, September 2012

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AUSBAU DES SKIGEBIETS FOLGARIA FIORENTINI Folgaria/Autonome Provinz Trento

Geplant sind der Bau von drei neuen Liftanlagen sowie von vier neuen Pisten in einer nicht schneesicheren Höhenlage von 1.200 bis 1.700 Höhenmetern. Die Erweiterung soll mit fünfzig Millionen Euro von der Autonomen Provinz Trentokofinanziert werden.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Page 136: Alpen unter Druck

ZUSAMMENSCHLUSS VON MADONNA DI CAMPIGLIO FOLGÀRIDA-MARILLÉVA MIT PINZOLO UND AUSBAUPinzolo/Autonome Provinz Trento

In Pinzolo werden bis Herbst 2014 drei neue Pisten mit Komplettbeschneiungentstehen; trotz defizitärer Lage ist ein weiterer Ausbau in Planung. Das Gebietbefindet sich im Herzen des Parco Naturale Provinciale Adamello Brenta, waseine derart intensive touristische Erschließung eigentlich ausschließt.

Stand: Dezember 2013

ZUSAMMENSCHLUSS

ZUR SKIAREA CAMPIGLIO2011/2012

WEITERER AUSBAU IN PLANUNG

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BAU EINER SPORTANLAGE IN EINEM FEUCHTGEBIET IN DER VALLE BREMBANAValle Brembana/Lombardia

Der Bau eines Sportplatzes mit Zufahrtstraße und Gebäuden würde in der ValleBrembana ein Feuchtgebiet von überregionaler Bedeutung zerstören.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Der Sumpf-Stendelwurz, eine Orchidee, gehört zu den gefährdeten Pflanzen, die in der Valle Brembanavorkommen. Club Alpino Italiano, Juli 2013

Schilf im Feuchtgebiet. Club Alpino Italiano, Juli 2013

Die Valle Brembana. Club Alpino Italiano

Page 138: Alpen unter Druck

BAU EINER NEUEN SEILBAHN ZUM PUNTA HELBRONNER/MONT BLANCLa Palud bei Courmayeur/Autonome Region Aosta

Die neue Seilbahn führt parallel zur Trasse der alten Bahn vom Talort La Palud überden Mont Fréty und das Rifugio Torino zur Punta Helbronner auf 3.452 Metern.Von dort führt die Kleinkabinenbahn Vallée Blanche auf über fünf Kilometern(seit 1958) über den Glacier Géant zur Aiguille du Midi, die ebenfalls von Chamonixper Gondel (seit 1955) erschlossen wird. Gegenüber der alten Seilbahn auf diePunta Helbronner wird die Beförderungskapazität von zweihundert auf neunhundert Personen pro Stunde erhöht. Zudem nehmen die neuen Seilbahn-stationen sehr viel mehr Raum ein.

Bauherr/Betreiber: Funivie Monte Bianco S.p.A.

Stand: Dezember 2013

IM BAU SEIT 2012

Die alte und die neue Talstation der Seilbahn auf diePunta Helbronner. Friederike Kaiser, Oktober 2013

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Bautafel für die neue Seilbahn. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Eine neue Trasse für die neue Seilbahn. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Die Baustelle der neuen Mittelstation auf dem MontFréty (2.172 m). Manfred Scheuermann, Juli 2013

Baustelle der neuen Bergstation. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Page 140: Alpen unter Druck

KIESABBAUPLÄNE, HOCHWASSERSCHUTZ UND ATOMKRAFTWERK AM TAGLIAMENTOSpilimbergo am Tagliamento/Region Friaul-Julisch-Venetien

Der Tagliamento bildet die größte heute noch erhaltene Wildflusslandschaft inden Alpen. Etwa 150 Quadratkilometer aus Auwäldern, Kiesflächen und Wasserfasst das weitgehend intakte, in seiner Dynamik wenig gestörte Ökosystem desTagliamento. Im Mittellauf ist der Tagliamento als Europäisches Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Schutzgebiet (Greto del Tagliamento) ausgewiesen. Für den Tagliamento gilt damit das Verschlechterungsgebot nach der FFH-Richtlinie und nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

Trotzdem wurde der Tagliamento 2005 von Kiesabbauplänen in gigantischemAusmaß bedroht. Mit der Begründung, dies sei als Hochwasserschutz nötig,sollten bei Spilimbergo ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und entgegen der EU-Richtlinien drei große Rückhaltebecken (ca. 30 Mio. m3) mit einer Gesamtfläche von 8,5 Quadratkilometern entstehen. Die Kiesflächen solltenBauunternehmen kostenfrei zum Abbau zur Verfügung gestellt werden – alsEntgegenkommen für eine finanzielle Wahlkampfunterstützung Silvio Berlusconisund seiner Partei „Forza Italia“.

Eine alpenweite Initiative von Wissenschaftlern, Verbänden, Organisationensowie der lokalen Bevölkerung entwickelte Alternativen zum geplanten Hoch-wasserschutz und konnte schließlich auch die Verhinderung des Kiesabbausdurchsetzen.

Im Jahr 2010 schlug Ministerpräsident Berlusconi das Städtchen Spilimbergoam Tagliamento als Standort für das erste Atomkraftwerk Italiens vor. Er stießwiederum auf alpenweiten Widerstand. Weitere Planungen sind momentan nichtbekannt.

Stand: März 2014

PLANUNGENRUHEN

Der Tagliamento, Blick vom Monte Ragogna flussaufwärts, im Hintergrund die Karnischen Alpen. Norbert Müller, August 2006

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BAU EINES KLEINWASSERKRAFTWERKS IN DER VALLE DEL MISParco Nazionale Dolomiti Bellunesi/Belluno

Die Valle del Mis liegt im Nationalpark Dolomiti Bellunesi. Trotzdem ist der Baueines Kleinwasserkraftwerkes geplant. Der Bau würde jedoch einen starken Eingriff in die Landschaft bei äußerst geringem energetischen Potenzialbedeuten.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

„Giù le mani dalla Valle del Mis“ – Hände weg vomValle del Mis. Bewohner des Tales demonstrierengegen den Bau des Wasserkraftwerkes. Club Alpino Italiano, 2012

Page 142: Alpen unter Druck

WASSERKRAFTNUTZUNG DER FLÜSSE IM VELTLINValtellina/Lombardia

Das Wasser des Roasco in der Valle Grosina soll durch eine Pipeline zu einemneuen Wasserkraftwerk geführt werden. Die Restwassermengen würden nahezu ein Trockenfallen des Flusses bedeuten.

Mit ihren zahlreichen Wasserkraftwerken in der ganzen Bergregion des Veltlinsproduzieren die Mailänder Kraftwerke 46 Prozent des Stroms in der Lombardei.Dazu beanspruchen sie neunzig Prozent der Oberflächengewässer.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

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TOURISMUSIm Vergleich mit den Nachbarländern dürfte der Wintersporttourismus in derSchweiz vom Klimawandel weniger negativ betroffen werden, da die Skigebietein den Schweizer Alpen im Durchschnitt höher liegen. Die Nachfrage wird sichauf hoch gelegene und große Skigebiete konzentrieren. Deshalb werden auchim Schweizer Alpenraum Infrastrukturen in bisher unerschlossenen alpinenLandschaften errichtet. Investiert wird auch hier in die Erschließungen und Fusionen höher gelegener Skigebiete und in größere Beschneiungsanlagen,teils mit öffentlichen Fördergeldern. Auf der anderen Seite kommt es zu „Marktaustritten“, das heißt zur Stilllegung von sehr kleinen Skigebieten.

Der Schweizer Bundesrat will den Tourismus mit einer sogenannten Wachs-tumsstrategie fördern. Zwei Drittel der befragten Seilbahnunternehmen unter-stützen die Förderung des Sommertourismus, da dies eine zusätzliche Renditeerzielt. Deshalb konkurriert man unter den Tourismusorten und Bahnbetreibernum die attraktivsten Erlebnisinstallationen wie Aussichtsplattformen, Hänge-brücken für den Adrenalinkick etc. Im Wintertourismus geht es um einen Verdrängungswettbewerb, da die Anzahl der Skifahrer rückläufig ist.

NACHHALTIGE ENERGIEGEWINNUNG UND NATUR- UND LANDSCHAFTSSCHUTZIm Jahre 2011 fällten Regierung und Parlament einen Grundsatzentscheid füreinen schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie. Das Schweizer Energiesystemsoll bis ins Jahr 2050 sukzessive umgebaut werden. Die Energiewende könnte je nach Umsetzung zu einem großen Druck auf die alpinen Landschaften führen:Die letzten frei fließenden Bäche sollen genutzt, Speicherseen gebaut und unzählige Windparks erstellt werden. Die gesetzlichen Anpassungen sind jedocherst in Vernehmlassung, also noch nicht rechtskräftig. Insgesamt zeichnet sicheine Schwächung der Anliegen von Natur- und Landschaftsschutz ab. Proble-matisch sind insbesondere Kraftwerksprojekte in Schutzgebieten oder staatlichsubventionierte Kleinwasserkraftwerke in bisher unberührten Bachabschnitten.

Der Schweizer Alpen-Club und die Umweltverbände stellen sich klar hinter dieEnergiewende, wehren sich aber dagegen, dass dafür die letzten unerschlosse-nen Landschaften und Gewässer „geopfert“ werden. Sie setzen sich deshalb für Energieeffizienz, für den Einsatz anderer erneuerbarer Energien (z.B. Solar-anlagen auf Dächern oder an Fassaden, Erd- und Fernwärme etc.) und für energetische Gebäudesanierungen ein.

MITWIRKUNGSMÖGLICHKEIT DER NATURSCHUTZVERBÄNDEDie Schweiz hat das Verbandsbeschwerderecht 1966 eingeführt, zuerst imNatur- und Heimatschutzgesetz (NHG), später im Umweltschutzgesetz (USG).Zurzeit sind dreißig Organisationen beschwerdeberechtigt. Das Beschwerde-recht ist aber kein Vetorecht. Dessen präventive Wirkung beziehungsweise seinGebrauch kann dazu verhelfen, dass bei Bauvorhaben die geltenden Gesetzeeingehalten werden. Natur- und Heimatschutz ist grundsätzlich Aufgabe derKantone. Die Schweiz kennt zwar ein Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) und weitere nationale Inventare (Biotopgebiete),deren Erhaltung unterliegt aber im Einzelfall einer mehr oder weniger strengenInteressenabwägung. Nur der Schweizerische Nationalpark im Engadin sowieMoore und Moorlandschaften von nationaler Bedeutung sind praktisch absolutgeschützt.

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TOURISMUSIm Vergleich mit den Nachbarländern dürfte der Wintersporttourismus in derSchweiz vom Klimawandel weniger negativ betroffen werden, da die Skigebietein den Schweizer Alpen im Durchschnitt höher liegen. Die Nachfrage wird sichauf hoch gelegene und große Skigebiete konzentrieren. Deshalb werden auchim Schweizer Alpenraum Infrastrukturen in bisher unerschlossenen alpinenLandschaften errichtet. Investiert wird auch hier in die Erschließungen und Fusionen höher gelegener Skigebiete und in größere Beschneiungsanlagen,teils mit öffentlichen Fördergeldern. Auf der anderen Seite kommt es zu „Marktaustritten“, das heißt zur Stilllegung von sehr kleinen Skigebieten.

Der Schweizer Bundesrat will den Tourismus mit einer sogenannten Wachs-tumsstrategie fördern. Zwei Drittel der befragten Seilbahnunternehmen unter-stützen die Förderung des Sommertourismus, da dies eine zusätzliche Renditeerzielt. Deshalb konkurriert man unter den Tourismusorten und Bahnbetreibernum die attraktivsten Erlebnisinstallationen wie Aussichtsplattformen, Hänge-brücken für den Adrenalinkick etc. Im Wintertourismus geht es um einen Verdrängungswettbewerb, da die Anzahl der Skifahrer rückläufig ist.

NACHHALTIGE ENERGIEGEWINNUNG UND NATUR- UND LANDSCHAFTSSCHUTZIm Jahre 2011 fällten Regierung und Parlament einen Grundsatzentscheid füreinen schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie. Das Schweizer Energiesystemsoll bis ins Jahr 2050 sukzessive umgebaut werden. Die Energiewende könnte je nach Umsetzung zu einem großen Druck auf die alpinen Landschaften führen:Die letzten frei fließenden Bäche sollen genutzt, Speicherseen gebaut und unzählige Windparks erstellt werden. Die gesetzlichen Anpassungen sind jedocherst in Vernehmlassung, also noch nicht rechtskräftig. Insgesamt zeichnet sicheine Schwächung der Anliegen von Natur- und Landschaftsschutz ab. Proble-matisch sind insbesondere Kraftwerksprojekte in Schutzgebieten oder staatlichsubventionierte Kleinwasserkraftwerke in bisher unberührten Bachabschnitten.

Der Schweizer Alpen-Club und die Umweltverbände stellen sich klar hinter dieEnergiewende, wehren sich aber dagegen, dass dafür die letzten unerschlosse-nen Landschaften und Gewässer „geopfert“ werden. Sie setzen sich deshalb für Energieeffizienz, für den Einsatz anderer erneuerbarer Energien (z.B. Solar-anlagen auf Dächern oder an Fassaden, Erd- und Fernwärme etc.) und für energetische Gebäudesanierungen ein.

MITWIRKUNGSMÖGLICHKEIT DER NATURSCHUTZVERBÄNDEDie Schweiz hat das Verbandsbeschwerderecht 1966 eingeführt, zuerst imNatur- und Heimatschutzgesetz (NHG), später im Umweltschutzgesetz (USG).Zurzeit sind dreißig Organisationen beschwerdeberechtigt. Das Beschwerde-recht ist aber kein Vetorecht. Dessen präventive Wirkung beziehungsweise seinGebrauch kann dazu verhelfen, dass bei Bauvorhaben die geltenden Gesetzeeingehalten werden. Natur- und Heimatschutz ist grundsätzlich Aufgabe derKantone. Die Schweiz kennt zwar ein Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) und weitere nationale Inventare (Biotopgebiete),deren Erhaltung unterliegt aber im Einzelfall einer mehr oder weniger strengenInteressenabwägung. Nur der Schweizerische Nationalpark im Engadin sowieMoore und Moorlandschaften von nationaler Bedeutung sind praktisch absolutgeschützt.

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In manchen Fällen können bei Infrastrukturprojekten im Laufe der VerfahrenKonsens- und Kompromisslösungen zwischen den Bauherren, Behörden undden beschwerdeberechtigten Verbänden gefunden werden. Dadurch werden dieProjekte in der Regel redimensioniert, verbessert und die Ersatzmaßnahmengeregelt, jedoch nicht verhindert. Gesetzeswidrige Projekte können teilweiseerst auf gerichtlichem Weg gestoppt werden.

SCHUTZ UND NUTZUNG: HERAUSFORDERUNGEN FÜR DEN SCHWEIZER ALPEN-CLUBDer Schweizer Alpen-Club engagiert sich für ein Nebeneinander von Schutz und Nutzung. Dabei setzt er sich sowohl für eine umwelt- und naturverträglicheNutzung der Gebirgswelt als auch für den Erhalt der unerschlossenen alpinenLandschaften ein. Gleichzeitig ist ihm die Aufrechterhaltung des weitgehendfreien Zugangs zur Gebirgswelt ein Anliegen. Aus diesen Gründen setzt sich der SAC sowohl mit seinem Verbandsbeschwerderecht im Bereich Landschafts-schutz als auch bei Themen des freien Zugangs für verhältnismäßige und nachvollziehbare Lösungen ein.

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SKIGEBIETSVERBINDUNG AROSA-LENZERHEIDEArosa/Graubünden, Lenzerheide/Graubünden

Die Bergbahnunternehmen der Skigebietsregionen Arosa und Lenzerheide planten schon seit den 1970er Jahren eine Verbindung ihrer Skigebiete. DerSchweizer Alpen-Club konnte gemeinsam mit anderen Verbänden immerhin erreichen, dass das Projekt statt mit einer Erschließung des Urdentals (Lebensräume des vom Aussterben bedrohten Steinhuhns) lediglich mit einerDirektüberspannung realisiert wurde. Bei der Ausweisung von Wildruhezonenals Kompensation für die Erschließungsmaßnahmen konnte erreicht werden,dass durch Korridore beliebte Variantenabfahrten ins Tal erhalten blieben. Trotzdem bleibt die Direktüberspannung ein massiver Landschaftseingriff.

Mit der Verbindung der beiden Skigebiete einher ging der Bau einer Doppel-pendelbahn zwischen Hörnli und Urdenfürggli, zwei neuen Sechsersesselbahnensowie einer Vierersesselbahn, um die entsprechenden Anschlüsse an die neueSeilbahn zu ermöglichen.

Die Verbindung der Skigebiete Arosa und Lenzerheide fördert insbesondere denTagestourismus, da das Skigebiet Lenzerheide einen leichteren Zugang zum Gebiet Arosa ermöglicht. Eine Stärkung des gesamten Tourismus durch höhereÜbernachtungszahlen ist nicht zu erwarten.

Bauherr/Betreiber: Die Bergbahnunternehmen der Skigebietsregionen Arosaund Lenzerheide

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2012/2013

Bau der neuen Gipfelstation Urdenfürggli. Matthias Rapp, 2013

Das Urdental und seine Steinhühner bleiben verschont.Pro Natura Graubünden

Page 148: Alpen unter Druck

SKIGEBIETSVERBINDUNG CORVIGLIA–CORVATSCH UND AUSBAU DES SKIGEBIETES CORVIGLIASt. Moritz/Graubünden

Die Bergbahnen Engadin planen schon seit 2009 für die FIS 2017 einen Ausbauihrer Skigebiete. Kern ist die Erschließung des Hahnensees, um eine Verbindungder Skigebiete Corviglia und Corvatsch zu erreichen. Pro Natura Graubünden,WWF Graubünden und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz lehnen die Erschließung ab und fordern eine Veröffentlichung des Gutachtens der unab-hängigen Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission.

Der Hahnensee ist Teil der national geschützten Oberengadiner Seenlandschaftund Berninagruppe. Die Erschließung würde zudem mehrere Flachmoore undein Hochmoor regionaler Bedeutung tangieren.

Weitere Projekte sind der Ersatz der 1972 errichteten Signalbahn mit einer Verlängerung der Trasse und Ausweitung der Pistenfläche sowie ein Ausbau der Beschneiung im Skigebiet Corviglia. Dazu wird ein riesiges Speicherbeckenmit 400.000 Kubikmetern Fassungsvermögen gebaut und das Wasser der ganzen umgebenden Geländekammer abgepumpt.

Bauherr/Betreiber: Engadin St. Moritz Mountains AG

Stand: September 2014

SKIGEBIETSVERBINDUNG

NICHT GENEHMIGT

AUSBAU WIRD REALISIERT

Hahnenseegebiet mit Blick auf St. Moritz. StiftungLandschaftsschutz Schweiz

Bau des neuen Speicherbeckens am Lej Alv. FreiderikeKaiser, August 2014

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SKIGEBIET FLUMSERBERGFlumserberg/St. Gallen

Die Bergbahnen Flumserberg AG setzen eine umfangreiche Erweiterung desSkigebietes in die angrenzende Geländekammer der Alp Panüöl um. Ursprünglichplanten die Bergbahnen Flumserberg AG die Erschließung des gesamten hinterenSchilstales, wo sich unter anderem die beliebte Skitour auf den Spitzmeilen befindet. Nach Einsprachen der Umweltschutzorganisationen wurde das Projektstark redimensioniert.

In einem ersten Bauabschnitt wurden eine Sechsersesselbahn und ein Verbindungsskilift zur Alp Panüöl gebaut sowie ein Bergrestaurant. Diese Anlagen wurden am 6. Dezember 2013 eröffnet. Die weiteren Planungen, wiemassive Kapazitätserweiterungen und eine umfassende Beschneiung mitneuem Speicherbecken, sind momentan aufgrund einer Einsprache gestoppt.

Hintergrund für das Projekt bildet der starke Druck des Tagestourismus von Zürich auf das Gebiet Flumserberg.

Bauherr/Betreiber: Bergbahnen Flumserberg AG

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

TEILWEISEREALISIERT

Page 150: Alpen unter Druck

Flachmoor zwischen der Alp Panüöl und dem Maschgenkamm vor der Erschließung mit einer Sesselbahn im Dezember 2013. WWF St. Gallen, Juli 2006

Geländekammer im hintersten Schilstal. Hier plantendie Flumserberg Bergbahnen einen massiven Ausbauihres Skigebietes. Markus Kummer, Februar 2014

Skitourengebiet Spitzmeilen, an das das SkigebietFlumserberg immer näher heranrückt. Dominik Siegrist, Februar 2014

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PROJEKT ANDERMATT SWISS ALPSAndermatt/Uri und Sedrun/Graubünden

Das Projekt „Andermatt Swiss Alps“ (ASA) mit Resort und Skigebiet ist momentandie größte touristische Investitionsbaustelle und Erschließungsmaßnahme inden Schweizer Alpen. Der ägyptische Investor Samih Sawiris plant seit 2006 dieErrichtung einer „Ganzjahresferiendestination“ mit einem Investitionsvolumenvon 1,8 Milliarden Schweizer Franken. Auf einer Gesamtfläche von rund 1,5 Millionen Quadratmetern soll das Resort im Endausbau 6 Hotels im 4- und 5-Sterne-Bereich, 490 Appartements in 42 Gebäuden, rund 25 Villen, Kongress-einrichtungen sowie eine Schwimmhalle und einen 18-Loch-Golfplatz umfassen.Dazu sollen die vorhandenen, relativ kleinen Skigebiete von Andermatt und Sedrun unter anderem durch eine Skigebietsverbindung zu einem der größtenSkigebiete der Zentralschweiz ausgebaut werden.

Bis Ende 2013 wurden laut Angaben der Andermatt Swiss Alps AG insgesamtrund vierhundert Millionen Franken investiert, wobei der größte Teil für den Baudes Hotels The Chedi, die ersten zwei Appartementhäuser, den Golfplatz und die Infrastrukturarbeiten ausgegeben wurden. Bisher fertiggestellt ist als einzigerGebäudekomplex das Chedi, eine monströse Hotelanlage, die die gewachsenenStrukturen des Ortes überragt. Das Sportzentrum mit Schwimmbad, auf das dieBevölkerung gehofft hatte, verzögert sich und soll erst 2017 fertig sein. DerGolfplatz aber, der nach einer Vereinbarung mit der Kommune erst nach demSportzentrum hätte eröffnet werden dürfen, ist bereits in Betrieb.

Ob alle geplanten Immobilien in Andermatt je gebaut werden, ist offen. Die Finanzierung des Gesamtprojektes ist zweifelhaft und der Verkauf der Wohnungen und Gebäude gestaltet sich schwierig. Immer wieder musste Samih Sawiris in der Vergangenheit eigene Mittel zuschießen. Die politische Situation in Ägypten, ein schwächeres Ergebnis bei Immobilien und Bau sowieWechselkurseffekte haben die finanzielle Situation von Sawiris’ Orascom Development Holding, der ursprünglich die Andermatt Swiss Alps AG gehörte,negativ beeinflusst. Die öffentliche Hand hat Sawiris bereits Steuern von rundhundert Millionen Franken erlassen. Weitere Steuergelder in Millionenhöhe sollen in den Ausbau der Ski-Infrastruktur fließen.

Exemplarisch zeigt sich in Andermatt, welchen Veränderungen und welchen Abhängigkeiten einem Großinvestor gegenüber ein Gebirgsort mit 1.545 Einwohnern (2013) ausgesetzt ist. Der Rückzug der Armee aus Andermatt unddie Frage, wie diese Lücke wirtschaftlich geschlossen werden kann, hatte zueiner Zustimmung der Bürger zu Sawiris’ Investitionsprojekt geführt.

Der Schweizer Bundesrat setzte für die Verwirklichung der Projekte in Andermattsogar ein Bundesgesetz – die Lex Koller – außer Kraft. Damit ist es auch Nicht-schweizern möglich, im Resort The Chedi und in den anderen geplanten Gebäude-komplexen Appartements, Wohnungen und Ferienhäuser zu erwerben und zuveräußern. Auch die „Zweitwohnungsinitiative“, nach der die Zweitwohnungen ineiner Kommune auf zwanzig Prozent begrenzt bleiben, soll für das AndermatterTourismusresort nicht gelten. Dies wird momentan vor Gericht verhandelt.

IN PLANUNGANDERMATT RESORT

UND SKIGEBIET SEIT 2006

IM BAU BZW. GEPLANT

WEITERE APPARTEMENTHÄUSER

UND CHALETS

FERTIGGESTELLT:

SUPERIOR HOTEL „THE CHEDI“ –

MIT APPARTEMENTHÄUSERN,

GOLFPLATZ

BAUBEGINN FÜR DIE

SKIGEBIETSVERBINDUNG

ANDERMATT–SEDRUN

VORAUSSICHTLICH IM

JAHRESVERLAUF 2014T

PROJEKT ANDERMATT SWISS ALPSAndermatt/Uri und Sedrun/Graubünden

Das Projekt „Andermatt Swiss Alps“ (ASA) mit Resort und Skigebiet ist momentandie größte touristische Investitionsbaustelle und Erschließungsmaßnahme inden Schweizer Alpen. Der ägyptische Investor Samih Sawiris plant seit 2006 dieErrichtung einer „Ganzjahresferiendestination“ mit einem Investitionsvolumenvon 1,8 Milliarden Schweizer Franken. Auf einer Gesamtfläche von rund 1,5 Millionen Quadratmetern soll das Resort im Endausbau 6 Hotels im 4- und 5-Sterne-Bereich, 490 Appartements in 42 Gebäuden, rund 25 Villen, Kongress-einrichtungen sowie eine Schwimmhalle und einen 18-Loch-Golfplatz umfassen.Dazu sollen die vorhandenen, relativ kleinen Skigebiete von Andermatt und Sedrun unter anderem durch eine Skigebietsverbindung zu einem der größtenSkigebiete der Zentralschweiz ausgebaut werden.

Bis Ende 2013 wurden laut Angaben der Andermatt Swiss Alps AG insgesamtrund vierhundert Millionen Franken investiert, wobei der größte Teil für den Baudes Hotels The Chedi, die ersten zwei Appartementhäuser, den Golfplatz und die Infrastrukturarbeiten ausgegeben wurden. Bisher fertiggestellt ist als einzigerGebäudekomplex das Chedi, eine monströse Hotelanlage, die die gewachsenenStrukturen des Ortes überragt. Das Sportzentrum mit Schwimmbad, auf das dieBevölkerung gehofft hatte, verzögert sich und soll erst 2017 fertig sein. DerGolfplatz aber, der nach einer Vereinbarung mit der Kommune erst nach demSportzentrum hätte eröffnet werden dürfen, ist bereits in Betrieb.

Ob alle geplanten Immobilien in Andermatt je gebaut werden, ist offen. Die Finanzierung des Gesamtprojektes ist zweifelhaft und der Verkauf der Wohnungen und Gebäude gestaltet sich schwierig. Immer wieder musste Samih Sawiris in der Vergangenheit eigene Mittel zuschießen. Die politische Situation in Ägypten, ein schwächeres Ergebnis bei Immobilien und Bau sowieWechselkurseffekte haben die finanzielle Situation von Sawiris’ Orascom Development Holding, der ursprünglich die Andermatt Swiss Alps AG gehörte,negativ beeinflusst. Die öffentliche Hand hat Sawiris bereits Steuern von rundhundert Millionen Franken erlassen. Weitere Steuergelder in Millionenhöhe sollen in den Ausbau der Ski-Infrastruktur fließen.

Exemplarisch zeigt sich in Andermatt, welchen Veränderungen und welchen Abhängigkeiten einem Großinvestor gegenüber ein Gebirgsort mit 1.545 Einwohnern (2013) ausgesetzt ist. Der Rückzug der Armee aus Andermatt unddie Frage, wie diese Lücke wirtschaftlich geschlossen werden kann, hatte zueiner Zustimmung der Bürger zu Sawiris’ Investitionsprojekt geführt.

Der Schweizer Bundesrat setzte für die Verwirklichung der Projekte in Andermattsogar ein Bundesgesetz – die Lex Koller – außer Kraft. Damit ist es auch Nicht-schweizern möglich, im Resort The Chedi und in den anderen geplanten Gebäude-komplexen Appartements, Wohnungen und Ferienhäuser zu erwerben und zuveräußern. Auch die „Zweitwohnungsinitiative“, nach der die Zweitwohnungen ineiner Kommune auf zwanzig Prozent begrenzt bleiben, soll für das AndermatterTourismusresort nicht gelten. Dies wird momentan vor Gericht verhandelt.

IN PLANUNGANDERMATT RESORT

UND SKIGEBIET SEIT 2006

IM BAU BZW. GEPLANT

WEITERE APPARTEMENTHÄUSER

UND CHALETS

FERTIGGESTELLT:

SUPERIOR HOTEL „THE CHEDI“ –

MIT APPARTEMENTHÄUSERN,

GOLFPLATZ

BAUBEGINN FÜR DIE

SKIGEBIETSVERBINDUNG

ANDERMATT–SEDRUN

VORAUSSICHTLICH IM

JAHRESVERLAUF 2014

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PROJEKT ANDERMATT SWISS ALPSAndermatt/Uri und Sedrun/Graubünden

Das Projekt „Andermatt Swiss Alps“ (ASA) mit Resort und Skigebiet ist momentandie größte touristische Investitionsbaustelle und Erschließungsmaßnahme inden Schweizer Alpen. Der ägyptische Investor Samih Sawiris plant seit 2006 dieErrichtung einer „Ganzjahresferiendestination“ mit einem Investitionsvolumenvon 1,8 Milliarden Schweizer Franken. Auf einer Gesamtfläche von rund 1,5 Millionen Quadratmetern soll das Resort im Endausbau 6 Hotels im 4- und 5-Sterne-Bereich, 490 Appartements in 42 Gebäuden, rund 25 Villen, Kongress-einrichtungen sowie eine Schwimmhalle und einen 18-Loch-Golfplatz umfassen.Dazu sollen die vorhandenen, relativ kleinen Skigebiete von Andermatt und Sedrun unter anderem durch eine Skigebietsverbindung zu einem der größtenSkigebiete der Zentralschweiz ausgebaut werden.

Bis Ende 2013 wurden laut Angaben der Andermatt Swiss Alps AG insgesamtrund vierhundert Millionen Franken investiert, wobei der größte Teil für den Baudes Hotels The Chedi, die ersten zwei Appartementhäuser, den Golfplatz und die Infrastrukturarbeiten ausgegeben wurden. Bisher fertiggestellt ist als einzigerGebäudekomplex das Chedi, eine monströse Hotelanlage, die die gewachsenenStrukturen des Ortes überragt. Das Sportzentrum mit Schwimmbad, auf das dieBevölkerung gehofft hatte, verzögert sich und soll erst 2017 fertig sein. DerGolfplatz aber, der nach einer Vereinbarung mit der Kommune erst nach demSportzentrum hätte eröffnet werden dürfen, ist bereits in Betrieb.

Ob alle geplanten Immobilien in Andermatt je gebaut werden, ist offen. Die Finanzierung des Gesamtprojektes ist zweifelhaft und der Verkauf der Wohnungen und Gebäude gestaltet sich schwierig. Immer wieder musste Samih Sawiris in der Vergangenheit eigene Mittel zuschießen. Die politische Situation in Ägypten, ein schwächeres Ergebnis bei Immobilien und Bau sowieWechselkurseffekte haben die finanzielle Situation von Sawiris’ Orascom Development Holding, der ursprünglich die Andermatt Swiss Alps AG gehörte,negativ beeinflusst. Die öffentliche Hand hat Sawiris bereits Steuern von rundhundert Millionen Franken erlassen. Weitere Steuergelder in Millionenhöhe sollen in den Ausbau der Ski-Infrastruktur fließen.

Exemplarisch zeigt sich in Andermatt, welchen Veränderungen und welchen Abhängigkeiten einem Großinvestor gegenüber ein Gebirgsort mit 1.545 Einwohnern (2013) ausgesetzt ist. Der Rückzug der Armee aus Andermatt unddie Frage, wie diese Lücke wirtschaftlich geschlossen werden kann, hatte zueiner Zustimmung der Bürger zu Sawiris’ Investitionsprojekt geführt.

Der Schweizer Bundesrat setzte für die Verwirklichung der Projekte in Andermattsogar ein Bundesgesetz – die Lex Koller – außer Kraft. Damit ist es auch Nicht-schweizern möglich, im Resort The Chedi und in den anderen geplanten Gebäude-komplexen Appartements, Wohnungen und Ferienhäuser zu erwerben und zuveräußern. Auch die „Zweitwohnungsinitiative“, nach der die Zweitwohnungen ineiner Kommune auf zwanzig Prozent begrenzt bleiben, soll für das AndermatterTourismusresort nicht gelten. Dies wird momentan vor Gericht verhandelt.

IN PLANUNGANDERMATT RESORT

UND SKIGEBIET SEIT 2006

IM BAU BZW. GEPLANT

WEITERE APPARTEMENTHÄUSER

UND CHALETS

FERTIGGESTELLT:

SUPERIOR HOTEL „THE CHEDI“ –

MIT APPARTEMENTHÄUSERN,

GOLFPLATZ

BAUBEGINN FÜR DIE

SKIGEBIETSVERBINDUNG

ANDERMATT–SEDRUN

VORAUSSICHTLICH IM

JAHRESVERLAUF 2014

Page 152: Alpen unter Druck

SKIGEBIETSVERBINDUNG ANDERMATT–SEDRUN Als Basis für den Skitourismus des Projektes dient die Ausweitung und Fusionder Skigebiete von Andermatt und Sedrun mit einer Neuerschließung zwischenNätschen und dem Oberalppass. Die neu entstehende Skiarena soll nach demAusbau, wenn es nach den Plänen der Andermatt Swiss Alps AG geht, insgesamt24 Gondel- und Sesselbahnen sowie Skilifte mit rund 120 Pistenkilometern umfassen. Die Umweltverbände der Schweiz und der Schweizer Alpen-Clubhaben gegen das Projekt Einsprache eingelegt. Im Januar 2013 wurde eine Vereinbarung zwischen den Verbänden sowie den Investoren, dem Kanton und den Gemeinden getroffen, in welcher eine Kompromisslösung durch eineVerkleinerung des Projektes gefunden wurde. Im Juni 2014 wurde der Ausbaudes Skigebietes bewilligt.

Das Skigebiet sollte in zwei Phasen zusammengeschlossen und ausgebaut werden. Die erste Phase bis 2015 beinhaltet Investitionen in Höhe von rund134,6 Millionen Franken. Für die zweite Phase (2016–2019) wird mit Investitionenin Höhe von rund 80,4 Millionen Franken gerechnet.

Große Projekte wie die Skiarena Andermatt-Sedrun kommen unter anderem zustande, wenn die öffentliche Hand Beiträge oder zinsgünstige Kredite gewährt.Der Bund beteiligt sich hier mit einem rückzahlbaren Darlehen in Höhe von vierzig Millionen Franken, die Kantone Uri und Graubünden bezahlen drei respektive vier Millionen Franken als Beiträge. Andere Schweizer Skigebietekritisieren den Einsatz der Steuergelder als „schweizweite, staatlich subven-tionierte Umverteilung der Skigäste“ (Markus Hasler, Direktor der BergbahnenZermatt).

Weitere Resorts sind im Bau, so in Mollens bei Crans Montana. Hier will die russische Mirax-Gruppe das Luxusresort „Aminona Luxury and Resort Village“errichten.

Bauherr/Betreiber: Andermatt Swiss Alps AG (Hauptaktionär: Samih Sawiris)

Stand: September 2014

HOMEPAGE: www.gigantismus-andermatt.ch

Umweltverbände World Wildlife Fund, Pro Natura, Mountain Wilderness, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und des Verkehrs-Club Schweiz

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Das Hotel The Chedi im Bau. Die völlig aus dem Rahmenfallenden Größenverhältnisse sind gut erkennbar. Lina Riedmiller, Frühling 2013

Das Baugelände außerhalb von Andermatt: Erst wirdverkauft, dann fertiggestellt. Sylvia Hamberger (Gesellschaft für ökologische Forschung), August 2013

Anstelle einer Viehweide – der neue Golfplatz in Andermatt. Alpines Museum des DAV, August 2013

Die Erschließungsfläche zwischen Nätschen und Oberalppass. Lina Riedmiller, Benno Steiger, 2013/2014

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HÄNGEBRÜCKE „TITLIS CLIFF WALK“ UND GLETSCHERHÖHLEAM TITLISEngelberg/Obwalden

„3020 Meter Höhe. 500 Meter Abgrund. 150 Schritte Herzklopfen. ... Zum Überqueren brauchst Du Nerven stark wie die Drahtseile, an denen die Brückehängt.“ (Werbetafel an der Seilbahnstation).

Europas höchstgelegene Hängebrücke spannt sich vom Titlis bis zur Bergstationder Sesselbahn Ice Flyer über eine Länge von etwa hundert Metern. Die nebender Bergstation gelegene begehbare Gletscherhöhle wird gekühlt, um sie mittelfristig als Touristenattraktion erhalten zu können.

Bauherr/Betreiber: Titlis Rotair AG sowie Titlis Bergbahnen

REALISIERT2012

Der Titlis Cliff Walk. Beat Gugger, Januar 2014

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Der Titlis Cliff Walk. Beat Gugger, Januar 2014

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ZUSAMMENSCHLUSS VON DREI SCHWEIZER SKIGEBIETENZUM „SCHNEEPARADIES HASLIBERG–FRUTT–TITLIS”Gemeinden Wolfenschießen und Engelberg, Gemeinde Kerns mit der Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg/Kantone Obwalden, Nidwalden, Bern und Uri

Seit 2003 ist eine Verbindung der mittelgroßen Skigebiete Engelberg-Trübsee,Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg in Planung. Nachdem mehrere Umweltverbände Einspruch erhoben hatten, wurde 2007 eine in seiner Größereduzierte Planung vorgestellt. Trotzdem ist immer noch die bisher unerschlosseneGeländekammer zwischen Engstlenalp und Trübsee mit dem Graustock betroffen.Massiv gestört würden Karstgebiete und Flachmoore, die Lebensraum für Gämsen, Steinböcke, Schneehasen und Raufußhühner bieten.

Momentan ruhen die Planungen, der Skigebietszusammenschluss ist aber weiter im Richtplan zur Raumordnung der Kantone Obwalden und Nidwaldensowie in einem touristischen Entwicklungskonzept für das Berner Oberland enthalten. Ende 2013 verschob der Schweizer Bundesrat gegen den Widerstandder Umweltorganisationen, dem Schweizer Alpen-Club sowie Vertretern ausdem lokalen, sanften Tourismus das Jagdbanngebiet Huetstock. Damit ist einweiteres Hindernis überwunden, denn in Jagdbanngebieten dürfen keine Skiliftegebaut werden.

Das Hotel Engstlenalp und Pro Natura leisten erheblichen Widerstand gegen eineErschließung. Der Schweizer Alpen-Club steht dem Projekt kritisch gegenüber.

Bauherren/Betreiber: Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG, SportbahnenMelchsee-Frutt, Sportbahnen Hasliberg-Käserstatt, Meiringen-Hasliberg-Bahnen AG

Stand: Februar 2013

IN PLANUNGSEIT 2003

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Der Engstlensee mit dem Graustock im Hintergrund.Sylvia Hamberger (Gesellschaft für ökologische Forschung), August 2013

Winteridylle auf der noch unerschlossenen Engstlenalp.Fritz Immer, 2014

Page 158: Alpen unter Druck

V-BAHN ZUM EIGERGLETSCHER UND MÄNNLICHENGrindelwald/Berner Oberland

Die Jungfraubahn Holding AG und die Gondelbahn Grindelwald Männlichen AGplanen eine neue Großkabinenbahn von Grindelwald-Grund aus, deren einer Astzur bestehenden Haltestelle Eigergletscher führen und deren zweiter Ast denMännlichen erschließen soll. Während es sich bei der Bahn auf den Männlichenum den Ersatz einer bereits vorhandenen Bahn handelt, verläuft die Bahn zurHaltestelle Eigergletscher über eine neue, höher gelegene Linienführung.

Die neue Bahn würde mit 60 Meter hohen Masten direkt unterhalb der Eiger-nordwand verlaufen. Diese bildet die Grenze zum UNESCO-Welterbe Jungfrau–Aletsch sowie zum Gebiet Berner Hochalpen, das im Bundesinventar derLandschaften und Naturdenkmäler verzeichnet ist. Außerdem ist sie ein globalesNaturmonument und von herausragender Bedeutung für die Geschichte desBergsports. Die neue Bahn würde den Blick auf den Fuß der Eigernordwand erheblich beeinträchtigen.

Das Projekt ist in der Gemeinde Grindelwald und in der Öffentlichkeit sehr umstritten. Der Schweizer Alpen-Club, Pro Natura und die Stiftung Landschafts-schutz Schweiz fordern unter anderem entlang der Eigernordwand eine alternative Linienführung und schlagen das Einholen eines Gutachtens der unabhängigen Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission vor. Mehrere Bürger engagieren sich intensiv gegen den Bau der Seilbahn. Zusätzlichzu den landschaftsästhetischen Aspekten sehen sie in der geplanten Bahn keineLösung für den rückläufigen Wintersporttourismus in der Region, eine Konkurrenzfür die historische Zahnradbahn und eine noch stärkere Belastung der Anlagenauf dem Jungfraujoch durch zunehmende Besucher. Eine schnellere Verbindungauf das Jungfraujoch würde die Übernachtungszahlen und Verweildauer in den Gemeinden Grindelwald und Wengen zudem wahrscheinlich noch mehr zurückgehen lassen.

Das Projekt wird momentan durch den Kanton geprüft, im August 2014 findet in der Gemeinde Grindelwald die Abstimmung darüber statt.

Bauherr/Betreiber: Jungfraubahn und Gondelbahn Grindelwald–Männlichen

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

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Visualisierungen des geplanten Eigerexpressesvor der Eigernordwand. Christian von Almen, Herbst 2013 (Fotos)/Januar 2014 (Visualisierungen)

Linienführung der vorhandenen Bahnen auf Jungfrauund Männlichen (gelb) sowie des geplanten Eigerexpresses (rot)

Page 160: Alpen unter Druck

ERWEITERUNG DES SKIGEBIETS SAAS FEE UND AUSSICHTS-PLATTFORM FEEKOPFSaas Fee/Wallis

Einem Bericht vom Januar 2011 zufolge, planen die Saas Fee-Bergbahnen nachvierzig Jahren erneut eine Erschließung des 3.888 m hohen Feekopfs mit einerzusätzlichen Bahn für die Erweiterung des Skigebietes auf das benachbarteFeejoch.

Bereits 1970 sahen die damaligen Luftseilbahnen Saas Fee AG eine Konzessionfür eine Seilbahn auf den Feekopf vor, um damit einen Aussichtspunkt auf denDom – den höchsten Berg der Schweiz (4.545 m) – zu schaffen. 1973 lehnte der Bundesrat eine Erschließung mit der Begründung ab, der „Charakter desHochgebirges als der letzten von der Technik noch nicht beeinträchtigtenLandschaft sei unbedingt zu erhalten“.

Nur wegen der schlechten Finanzlage der Bergbahnen Saas Fee ruht das Projektmomentan.

Bauherr/Betreiber: Saas Fee Bergbahnen AG

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG SEIT 2011

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SKIGEBIETSAUSBAU REGION ZERMATT Zermatt/Wallis (CH); Champuloc-Champlan/Aostatal (IT)

ZUSAMMENSCHLUSS DER SKIGEBIETE ZERMATT UND MONTE ROSAKnapp 350 Pistenkilometer stehen Wintersportlern im internationalen SkigebietZermatt-Cervinia bereits zur Verfügung. Nun sollen weitere 300 Kilometer hinzukommen, indem sich das Wintersportareal mit dem bisher eher bescheidenenSkigebiet Monte Rosa-Ski im Aostatal zusammenschließt. Das neue SkigebietZermatt-Monte Rosa würde sich von Zermatt über Breuil-Cervinia und Valtournenche bis nach Gressoney, Ayas und Sesia erstrecken. Es wäre, nachAussage des Zermattportals, damit das weitläufigste Skigebiet der Welt. Der Zusammenschluss soll auf der italienischen Seite zwischen Valtournenche undAyas realisiert werden, die durch einen bisher nicht skitechnisch erschlossenenBergrücken getrennt sind. Im Januar 2014 haben die beteiligten Gemeindendazu eine Machbarkeitsstudie ausgeschrieben, die die sozial-wirtschaftlichenund umwelttechnischen Folgen einer solchen Verbindung untersucht.

WEITERER AUSBAU DES SKIGEBIETESSeit Jahren möchte die Gemeinde Zermatt den Gipfelbereich des Kleinmatter-horns in eine Skisportzone umzonen, wogegen die Stiftung Landschaftsschutz,der WWF, Pro Natura, Mountain Wilderness und der Schweizer Alpen-Club Einspruch erhoben haben. Es ist zu vermuten, dass durch einen Zusammen-schluss der Skigebiete auch der Druck auf eine bessere Anbindung der Seilbahn aus Zermatt, die am Kleinmatterhorn ankommt, an die Testa Grigia, der Bergstation der Seilbahn aus dem Aostatal, wächst. Wie in den meisten Skigebieten investieren die Betreiber zudem in die Verlegung, Erneuerung undKapazitätserweiterung der Bergbahnen und Beschneiungsanlagen. 70 Prozentder Pisten sind inzwischen beschneit, wenn sie nicht auf dem Gletscher liegen.Hinzu kommt eine weitere Erschließung des Skigebiets mit Lawinensprengmasten,die inzwischen die Pisten säumen. So müssen die Lawinen nicht mehr über Helikopter gesprengt werden sondern können per Funk ausgelöst werden.

Spektakulär waren die Planungen zu einem Turm auf dem Kleinmatterhorn, dasihn zu einem Viertausender gemacht hätte. Das Projekt wurde aufgrund derzahlreichen Proteste jedoch nicht weiterverfolgt.

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSADie 42 Gebirgslandeplätze der Schweiz werden seitens des Bundes einer Prü-fung unterzogen. Das Projekt läuft seit rund 15 Jahren und kommt zu keinemAbschluss. Der Schweizer Alpen-Club forderte die Aufhebung des Gebirgslande-platzes Monte Rosa. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes und das Gut-achten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission stützen dieseForderung. Der rege Heliskiing-Betrieb sei nicht mehr mit dem Schutzgebiets-status zu vereinen. Die Gemeinde Zermatt setzt sich für den Fortbestand des Gebirgslandeplatzes ein und forderte statt einer Einschränkung des Heliskiings,das nationale Schutzgebiet abzuschaffen. Es ist nun am Bundesamt für Zivilluft-fahrt, das Projekt wieder aufzunehmen und einen Kompromiss zu erwirken.

ZUSAMMENSCHLUSS DER

SKIGEBIETE ZERMATT UND

MONTE ROSA IN PLANUNG

AUSBAU WIRD REALISIERT

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSA

WIRD ÜBERPRÜFT

SKIGEBIETSAUSBAU REGION ZERMATT Zermatt/Wallis (CH); Champuloc-Champlan/Aostatal (IT)

ZUSAMMENSCHLUSS DER SKIGEBIETE ZERMATT UND MONTE ROSAKnapp 350 Pistenkilometer stehen Wintersportlern im internationalen SkigebietZermatt-Cervinia bereits zur Verfügung. Nun sollen weitere 300 Kilometer hinzukommen, indem sich das Wintersportareal mit dem bisher eher bescheidenenSkigebiet Monte Rosa-Ski im Aostatal zusammenschließt. Das neue SkigebietZermatt-Monte Rosa würde sich von Zermatt über Breuil-Cervinia und Valtournenche bis nach Gressoney, Ayas und Sesia erstrecken. Es wäre, nachAussage des Zermattportals, damit das weitläufigste Skigebiet der Welt. Der Zusammenschluss soll auf der italienischen Seite zwischen Valtournenche undAyas realisiert werden, die durch einen bisher nicht skitechnisch erschlossenenBergrücken getrennt sind. Im Januar 2014 haben die beteiligten Gemeindendazu eine Machbarkeitsstudie ausgeschrieben, die die sozial-wirtschaftlichenund umwelttechnischen Folgen einer solchen Verbindung untersucht.

WEITERER AUSBAU DES SKIGEBIETESSeit Jahren möchte die Gemeinde Zermatt den Gipfelbereich des Kleinmatter-horns in eine Skisportzone umzonen, wogegen die Stiftung Landschaftsschutz,der WWF, Pro Natura, Mountain Wilderness und der Schweizer Alpen-Club Einspruch erhoben haben. Es ist zu vermuten, dass durch einen Zusammen-schluss der Skigebiete auch der Druck auf eine bessere Anbindung der Seilbahn aus Zermatt, die am Kleinmatterhorn ankommt, an die Testa Grigia, der Bergstation der Seilbahn aus dem Aostatal, wächst. Wie in den meisten Skigebieten investieren die Betreiber zudem in die Verlegung, Erneuerung undKapazitätserweiterung der Bergbahnen und Beschneiungsanlagen. 70 Prozentder Pisten sind inzwischen beschneit, wenn sie nicht auf dem Gletscher liegen.Hinzu kommt eine weitere Erschließung des Skigebiets mit Lawinensprengmasten,die inzwischen die Pisten säumen. So müssen die Lawinen nicht mehr über Helikopter gesprengt werden sondern können per Funk ausgelöst werden.

Spektakulär waren die Planungen zu einem Turm auf dem Kleinmatterhorn, dasihn zu einem Viertausender gemacht hätte. Das Projekt wurde aufgrund derzahlreichen Proteste jedoch nicht weiterverfolgt.

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSADie 42 Gebirgslandeplätze der Schweiz werden seitens des Bundes einer Prü-fung unterzogen. Das Projekt läuft seit rund 15 Jahren und kommt zu keinemAbschluss. Der Schweizer Alpen-Club forderte die Aufhebung des Gebirgslande-platzes Monte Rosa. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes und das Gut-achten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission stützen dieseForderung. Der rege Heliskiing-Betrieb sei nicht mehr mit dem Schutzgebiets-status zu vereinen. Die Gemeinde Zermatt setzt sich für den Fortbestand des Gebirgslandeplatzes ein und forderte statt einer Einschränkung des Heliskiings,das nationale Schutzgebiet abzuschaffen. Es ist nun am Bundesamt für Zivilluft-fahrt, das Projekt wieder aufzunehmen und einen Kompromiss zu erwirken.

ZUSAMMENSCHLUSS DER

SKIGEBIETE ZERMATT UND

MONTE ROSA IN PLANUNG

AUSBAU WIRD REALISIERT

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSA

WIRD ÜBERPRÜFT

SKIGEBIETSAUSBAU REGION ZERMATT Zermatt/Wallis (CH); Champuloc-Champlan/Aostatal (IT)

ZUSAMMENSCHLUSS DER SKIGEBIETE ZERMATT UND MONTE ROSAKnapp 350 Pistenkilometer stehen Wintersportlern im internationalen SkigebietZermatt-Cervinia bereits zur Verfügung. Nun sollen weitere 300 Kilometer hinzukommen, indem sich das Wintersportareal mit dem bisher eher bescheidenenSkigebiet Monte Rosa-Ski im Aostatal zusammenschließt. Das neue SkigebietZermatt-Monte Rosa würde sich von Zermatt über Breuil-Cervinia und Valtournenche bis nach Gressoney, Ayas und Sesia erstrecken. Es wäre, nachAussage des Zermattportals, damit das weitläufigste Skigebiet der Welt. Der Zusammenschluss soll auf der italienischen Seite zwischen Valtournenche undAyas realisiert werden, die durch einen bisher nicht skitechnisch erschlossenenBergrücken getrennt sind. Im Januar 2014 haben die beteiligten Gemeindendazu eine Machbarkeitsstudie ausgeschrieben, die die sozial-wirtschaftlichenund umwelttechnischen Folgen einer solchen Verbindung untersucht.

WEITERER AUSBAU DES SKIGEBIETESSeit Jahren möchte die Gemeinde Zermatt den Gipfelbereich des Kleinmatter-horns in eine Skisportzone umzonen, wogegen die Stiftung Landschaftsschutz,der WWF, Pro Natura, Mountain Wilderness und der Schweizer Alpen-Club Einspruch erhoben haben. Es ist zu vermuten, dass durch einen Zusammen-schluss der Skigebiete auch der Druck auf eine bessere Anbindung der Seilbahn aus Zermatt, die am Kleinmatterhorn ankommt, an die Testa Grigia, der Bergstation der Seilbahn aus dem Aostatal, wächst. Wie in den meisten Skigebieten investieren die Betreiber zudem in die Verlegung, Erneuerung undKapazitätserweiterung der Bergbahnen und Beschneiungsanlagen. 70 Prozentder Pisten sind inzwischen beschneit, wenn sie nicht auf dem Gletscher liegen.Hinzu kommt eine weitere Erschließung des Skigebiets mit Lawinensprengmasten,die inzwischen die Pisten säumen. So müssen die Lawinen nicht mehr über Helikopter gesprengt werden sondern können per Funk ausgelöst werden.

Spektakulär waren die Planungen zu einem Turm auf dem Kleinmatterhorn, dasihn zu einem Viertausender gemacht hätte. Das Projekt wurde aufgrund derzahlreichen Proteste jedoch nicht weiterverfolgt.

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSADie 42 Gebirgslandeplätze der Schweiz werden seitens des Bundes einer Prü-fung unterzogen. Das Projekt läuft seit rund 15 Jahren und kommt zu keinemAbschluss. Der Schweizer Alpen-Club forderte die Aufhebung des Gebirgslande-platzes Monte Rosa. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes und das Gut-achten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission stützen dieseForderung. Der rege Heliskiing-Betrieb sei nicht mehr mit dem Schutzgebiets-status zu vereinen. Die Gemeinde Zermatt setzt sich für den Fortbestand des Gebirgslandeplatzes ein und forderte statt einer Einschränkung des Heliskiings,das nationale Schutzgebiet abzuschaffen. Es ist nun am Bundesamt für Zivilluft-fahrt, das Projekt wieder aufzunehmen und einen Kompromiss zu erwirken.

ZUSAMMENSCHLUSS DER

SKIGEBIETE ZERMATT UND

MONTE ROSA IN PLANUNG

AUSBAU WIRD REALISIERT

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSA

WIRD ÜBERPRÜFT

SKIGEBIETSAUSBAU REGION ZERMATT Zermatt/Wallis (CH); Champuloc-Champlan/Aostatal (IT)

ZUSAMMENSCHLUSS DER SKIGEBIETE ZERMATT UND MONTE ROSAKnapp 350 Pistenkilometer stehen Wintersportlern im internationalen SkigebietZermatt-Cervinia bereits zur Verfügung. Nun sollen weitere 300 Kilometer hinzukommen, indem sich das Wintersportareal mit dem bisher eher bescheidenenSkigebiet Monte Rosa-Ski im Aostatal zusammenschließt. Das neue SkigebietZermatt-Monte Rosa würde sich von Zermatt über Breuil-Cervinia und Valtournenche bis nach Gressoney, Ayas und Sesia erstrecken. Es wäre, nachAussage des Zermattportals, damit das weitläufigste Skigebiet der Welt. Der Zusammenschluss soll auf der italienischen Seite zwischen Valtournenche undAyas realisiert werden, die durch einen bisher nicht skitechnisch erschlossenenBergrücken getrennt sind. Im Januar 2014 haben die beteiligten Gemeindendazu eine Machbarkeitsstudie ausgeschrieben, die die sozial-wirtschaftlichenund umwelttechnischen Folgen einer solchen Verbindung untersucht.

WEITERER AUSBAU DES SKIGEBIETESSeit Jahren möchte die Gemeinde Zermatt den Gipfelbereich des Kleinmatter-horns in eine Skisportzone umzonen, wogegen die Stiftung Landschaftsschutz,der WWF, Pro Natura, Mountain Wilderness und der Schweizer Alpen-Club Einspruch erhoben haben. Es ist zu vermuten, dass durch einen Zusammen-schluss der Skigebiete auch der Druck auf eine bessere Anbindung der Seilbahn aus Zermatt, die am Kleinmatterhorn ankommt, an die Testa Grigia, der Bergstation der Seilbahn aus dem Aostatal, wächst. Wie in den meisten Skigebieten investieren die Betreiber zudem in die Verlegung, Erneuerung undKapazitätserweiterung der Bergbahnen und Beschneiungsanlagen. 70 Prozentder Pisten sind inzwischen beschneit, wenn sie nicht auf dem Gletscher liegen.Hinzu kommt eine weitere Erschließung des Skigebiets mit Lawinensprengmasten,die inzwischen die Pisten säumen. So müssen die Lawinen nicht mehr über Helikopter gesprengt werden sondern können per Funk ausgelöst werden.

Spektakulär waren die Planungen zu einem Turm auf dem Kleinmatterhorn, dasihn zu einem Viertausender gemacht hätte. Das Projekt wurde aufgrund derzahlreichen Proteste jedoch nicht weiterverfolgt.

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSADie 42 Gebirgslandeplätze der Schweiz werden seitens des Bundes einer Prü-fung unterzogen. Das Projekt läuft seit rund 15 Jahren und kommt zu keinemAbschluss. Der Schweizer Alpen-Club forderte die Aufhebung des Gebirgslande-platzes Monte Rosa. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes und das Gut-achten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission stützen dieseForderung. Der rege Heliskiing-Betrieb sei nicht mehr mit dem Schutzgebiets-status zu vereinen. Die Gemeinde Zermatt setzt sich für den Fortbestand des Gebirgslandeplatzes ein und forderte statt einer Einschränkung des Heliskiings,das nationale Schutzgebiet abzuschaffen. Es ist nun am Bundesamt für Zivilluft-fahrt, das Projekt wieder aufzunehmen und einen Kompromiss zu erwirken.

ZUSAMMENSCHLUSS DER

SKIGEBIETE ZERMATT UND

MONTE ROSA IN PLANUNG

AUSBAU WIRD REALISIERT

GEBIRGSLANDEPLATZ MONTE ROSA

WIRD ÜBERPRÜFT

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Die Umnutzung des Kleinmatter-horns (Gipfelzone) wird nach Einsprüchen des SAC und anderer Umweltverbände nur von 3.840 Mü.M bewilligt.

Page 162: Alpen unter Druck

WEITERER AUSBAU DER TOURISTISCHEN INFRASTRUKTURIm März 2013 stellte Zermatt Tourismus seine Strategie für die nächsten Jahrevor. Insgesamt sollen 1,2 Milliarden Franken in die Skigebiete, Sportanlagen, einattraktiveres Ortsbild und die Hotellerie investiert werden. Ein Schwerpunkt wirdauf dem Ausbau des Sommertourismus liegen, da in der Sommersaison bishernur 25 Prozent des Jahresgewinnes erwirtschaftet werden. Insbesondere sollein umfangreiches Mountainbike-Angebot hinzukommen. Dabei besteht die Gefahr, dass ein weiteres unabhängiges Wegenetz in einem sehr wertvollen undsowieso schon stark belasteten Gebiet realisiert wird.

Bauherr/Betreiber: u. a. Zermatt Bergbahnen AG

Stand: Februar 2013

Blick auf das Matterhorn vom Plan Torrette aus. Daniel Anker, Februar 2014

Blick auf die italienische Seite des Skigebiets RichtungValtournenche. Daniel Anker, Februar 2014

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Blick vom Testa Grigia auf das Kleinmatterhorn. DieseVerbindung würde bei einem Zusammenschluss desSkigebiets Zermatt-Cervinia mit Monte Rosa-Sci sicherintensiviert werden. Daniel Anker, Februar 2014

Lawinensprengmast im Skigebiet Zermatt. Alpines Museum des DAV, 2014

Funktionsgebäude und Kühlanlage für die Schnee-herstellung an der Seilbahnstation Trockener Steg. Alpines Museum des DAV, Februar 2014

Speicherbecken an der Seilbahnstation Trockener Steg.Wolfgang Zängl (Gesellschaft für ökologische Forschung),August 2013

Page 164: Alpen unter Druck

ERLEBNISINSTALLATIONEN

AUSSICHTSPLATTFORM STOCKHORNErlenbach im Simmental bzw. Oberstocken/Berner OberlandRealisiert, 2013Die beiden Aussichtsfenster am Stockhorn sollten um einen ringförmigen Balkon ergänzt werden. Die ursprünglichen Pläne für die Aussichtsplattformhätten das Landschaftsbild der bisher weitgehend unberührten Nordwand erheblich verändert.Der Schweizer Alpen-Club, Mountain Wilderness Schweiz, die Stiftung Land-schaftsschutz Schweiz und Pro Natura Bern legten Ende 2011 Einspruch gegendas Projekt ein. Nach einer Überarbeitung akzeptierten sie die Planung, die anschließend umgesetzt wurde. Bauherr: StockhornbahnenStand: Dezember 2013

AUSSICHTSPLATTFORM CONN BEI FLIMSFlims/GraubündenRealisiertZur Inszenierung der Landschaft wurde die einem Mauersegler nachempfundeneAussichtsplattform über der Rheinschlucht gebaut.

AUSSICHTSPLATTFORM IN LEUKERBADLeukerbad/WallisRealisiertDie Aussichtsplattform am Gemmi ragt trapezförmig rund zehn Meter über dieFelswand hinaus. Die zwanzig Quadratmeter große Empore bietet Platz für überein Dutzend Besucher und einen Tiefblick von neunhundert Höhenmetern.Bauherr/Betreiber: Gemmi Bahnen

REALISIERT

Die realisierte Aussichtsplattform am Stockhorn. Benno Steiner, September 2013

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GEBIRGSLANDEPLÄTZE IN DER SCHWEIZVerschiedene Standorte

Die 42 bestehenden Gebirgslandeplätze der Schweiz sind Landestellen ohne Infrastruktur außerhalb von Flugplätzen; sie liegen höher als 1.100 Meter überMeer. Der Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt legt die Gebirgslandeplätze fest, aufdenen Landungen, insbesondere zum Heliskiing, erlaubt sind. Das Bundesamt fürZivilluftfahrt ist damit beauftragt, die Gebirgslandeplätze zu überprüfen. Damit istauch der Auftrag verbunden, diese nach ihrer Naturverträglichkeit zu beurteilen.

Bisher wurde die Überprüfung erst für die Region um Zermatt umgesetzt. Hiermachte sich der Schweizer Alpen-Club für die Limitierung der Flugtätigkeiten unddie Streichung von zwei Landeplätzen stark und erzielte erste Erfolge. Es wurdefestgestellt, dass regionale wirtschaftliche Interessen weniger stark zu gewichtenseien als die Schutzinteressen von Natur und Landschaft.

Insbesondere beim Gebirgslandeplatz Monte Rosa sieht die EidgenössischeNatur- und Heimatschutzkommission den Schutz in „schwerwiegender Weise“beeinträchtigt. Die Kommission beantragte, dort nur noch Ausbildungsflüge fürHelikopterpiloten zu genehmigen; auch seien die Bewegungen auf hundert Startsund Landungen pro Jahr zu beschränken. Die Gemeinde Zermatt setzt sich für denFortbestand des Heliskiing ein und forderte dafür die Abschaffung des nationalenSchutzgebietes.

Stand: Februar 2014

WIRD ÜBERPRÜFT

Demonstration von Mountain Wilderness gegen dasHeliskiing im Aletschgebiet (Petersgrat). Katharina Conradin, April 2009

Page 166: Alpen unter Druck

WASSERKRAFTWERK AM LAGO BIANCOPontresina und Poschiavo/Graubünden

Der Lago Bianco ist ein Stausee am Berninapass zwischen dem Valposchiavound dem obersten Seitental des Engadins, dem Val Bernina. Einst bestand derSee aus zwei kleinen natürlichen Seen: dem eigentlichen Lago Bianco und demsüdlich anschließenden Lago della Scala. 1910/1911 wurden an der Süd- und an der Nordseite zwei Stauwehre errichtet, sodass sich ein Stausee mit einemVolumen von 18,6 Millionen Kubikmetern bildete. Der Stausee wird vor allem ausdem Schmelzwasser des Cambrenagletschers gespeist.

Nun soll das Gefälle zwischen dem Lago Bianco am Berninapass (2.230 Meter)und dem Lago di Poschiavo (960 Meter) direkt genutzt werden. Dazu werden diebeiden Seen durch den Bau eines rund 17,5 Kilometer langen Druckstollens aufder rechten Talseite verbunden. Diesem schließt sich ein circa drei Kilometerlanger Druckschacht an, der zur Zentrale in Camp Martin am Lago di Poschiavoführt. Dort werden Maschinengruppen mit einer Leistung von rund tausend Megawatt installiert; sie können je nach Betriebsart Wasser turbinieren oder zurück in den Lago Bianco pumpen.

Der Stromkonzern Repower hat das Projekt aufgrund der niedrigen Energiepreiseim November vergangenen Jahres vorübergehend gestoppt. Er rechnet damit,frühestens im Jahr 2019 mit dem Bau zu beginnen.

Bauherr/Betreiber: Repower AG

Stand: Februar 2014

PLANUNG MOMENTAN GESTOPPT

Der Lago Bianco. Sylvia Hamberger (Gesellschaft fürökologische Forschung), 2013

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WINDPARK SURSELVAGemeinde Lumbrein (Surselva)/Graubünden

Im Bündner Oberland soll der bisher größte Windpark der Schweiz gebaut werden. Der genaue Standort ist noch strittig. Vierzig bis sechzig Windräder mit einer Höhe von 135 m sollen 150 bis 250 Millionen Kilowattstunden Strompro Jahr erzeugen. Das ist mehr als zehn Mal so viel wie der bisher größteSchweizer Windpark am Mont Crosin im Jura. Der Windpark Surselva könnte80.000 Haushalte mit Strom versorgen und wäre auf 2.400 Metern einer derhöchstgelegenen in Europa. Viel Geld würde der Windpark auch der 380 Ein-wohner kleinen Gemeinde Lumbrein bringen: Die Betreiberfirma rechnet miteiner Million Franken Pacht pro Jahr und 10 bis 15 Arbeitsplätzen.

Allerdings ist das Projekt teilweise in einem kantonalen Landschaftsschutzgebietund in einem Areal mit Flachmooren, Schneehühnern und einem Adlerpaar vorgesehen. Auch von der Landschaftsästhetik her wäre die Windparkanlageeine große Belastung. Die karge, kaum verbaute Landschaft der Surselva besitzteine besondere Anmut. Gegen den Windpark ist eine Bürgerinitiative aktiv unddie Umweltorganisation Pro Natura fordert, dass die Windräder in der Nähe desangrenzenden Skigebietes platziert werden. Dagegen sind jedoch die Bergbahnenvon Obersaxen und Mundaun, da der Windpark das Gebiet touristisch wenigerattraktiv machen würde.

Bauherr/Betreiber: Altaventa AG

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG SEIT 2010

Page 168: Alpen unter Druck

Das Panorama vom Piz Sesner in Zukunft mit Windrädern?Friederike Kaiser, September 2013

Rücken oberhalb der Alp Nova. Geplanter Standort derWindkraftanlage. Friederike Kaiser, September 2013

Auf dem Weg zur Alp Nova. Friederike Kaiser, September 2013

Auf dem Weg zur Alp Nova. Friederike Kaiser, September 2013

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ÜBERLEITUNG LUGNEZVrin und Lumbrein, Graubünden

Das Projekt sieht vor, die Wasservorkommen im hinteren Lugnez auf dem Gebietder Gemeinde Lumnezia zu fassen und in das Ausgleichsbecken überzuleiten,das unterhalb des Stausees Zervreila liegt. Insgesamt würden rund 32 MillionenKubikmeter zusätzliches Wasser für die Kraftwerke Zervreila gewonnen. Dadurchkönnten jährlich circa achtzig Gigawattstunden Strom zusätzlich produziert werden.

Die Wasserableitungen würden eine maßgebliche Veränderung des ursprünglichenTales bedeuten, das seinen bisherigen Charakter damit verlieren würde. Die geplanten Ableitungen befinden sich zudem teilweise im Gebiet „Greina–PizMedel“, das zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung gehört, beziehungsweise in unmittelbarer Nähe davon. Für die Unterschutzstellung der Greinahochebene wurde in den 1980er Jahrenmit großer Vehemenz gekämpft. Vorher hatte es Projekte zur Aufstauung derGreinahochebene zu einem Stausee gegeben.

Mit der Fassung und Ableitung der fünf Bäche verbunden ist auch eine erheblicheReduzierung des Wasservolumens in der Vorderrheinschlucht. Der Glogn/Glenner,einer der wichtigsten und wenigen natürlichen Zuflüsse des Vorderrheins,würde auf eine Restwassermenge reduziert. Der Lebensraum für Fische, unter anderem auch für die gefährdete Seeforelle, sowie mehrere Auen undLandschaften von nationaler und kantonaler Bedeutung würden erheblich beeinträchtigt.

Die Regierung Graubünden hat das Projekt am 12. November 2013 genehmigt.Die Auswirkungen auf Natur und Landschaft seien vertretbar, die „ÜberleitungLugnez“ werde einen wesentlichen Beitrag zum angestrebten Ausbau der Wasserkraftnutzung leisten und stehe damit im Einklang mit der Energiestrategie2050 des Bundes wie auch der Energiepolitik des Kantons Graubünden. Umweltschutzorganisationen und Fischer haben Beschwerde eingereicht, wodurch der Fall ans Graubündner Kantonsgericht weitergeleitet wurde.

Bauherr/Betreiber: Kraftwerke Zervreila AG

Stand: Februar 2014

UNTER AUFLAGEN GENEHMIGT,

BESCHWERDE EINGEREICHT

Page 170: Alpen unter Druck

Zwei Täler in Zukunft ohne Bachlauf. Zusammenflussder Bäche im Ramosa- und Diesruttal. Friederike Kaiser, September 2013

Die Alpe Ramosa. Friederike Kaiser, September 2013

Bachlauf direkt unterhalb der zukünftigen Ableitung ander Alpe Ramosa. Friederike Kaiser, September 2013

Standort der geplanten Bachableitung unterhalb derAlp Cavel. Friederike Kaiser, September 2013

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Kapelle der sehr ursprünglich erhaltenen Alpe Blengias.Friederike Kaiser, September 2013

Geplante Wasserfassung unterhalb der Alpe Blengias.Friederike Kaiser, September 2013

Stelle der geplanten Wasserfassung im Diesruttal, unterhalb der Alpe Diesrut. Die Wasserfassung befändesich auf dem Gebiet des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN). Friederike Kaiser, September 2013

Die Ortschaft Puzzatsch oberhalb der Mündung derTäler Diesrut und Ramosa. Friederike Kaiser, September 2013

Page 172: Alpen unter Druck

WINDKRAFTANLAGE AM NUFENENGemeinde Obergoms/Wallis

Auf 2.465 Metern Höhe am Nufenenpass, gegenüber dem Griesgletscher undüber dem Stausee Gries, ist das höchste Windrad Europas und das zweithöchsteweltweit erbaut worden. Es liefert im Jahr mehr als drei Gigawattstunden Stromund versorgt damit 800 Haushalte. Der Mast der Anlage ist 85 Meter hoch, die Rotorblätter haben eine Länge von insgesamt 71 Metern. Im Winter wird die Anlage beheizt, um die rasche Eisbildung zu vermeiden. In den nächstenJahren sollen weitere Windräder an diesem Standort hinzukommen.

Bauherr/Betreiber: SwissWinds Development GmbH

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2011

AUSBAU IN PLANUNG

Das höchste Windrad Europas am Nufenen. Sylvia Hamberger (Gesellschaft für ökologische Forschung), 2012

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KRAFWERKE LINTH-LIMMERN, PUMPSPEICHERKRAFTWERK MUTTSEELinthal/Glarus

Bereits seit den 1960er Jahren besteht das Pumpspeicherkraftwerk Tierfehd-Limmernsee. Jetzt wird ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk vom Limmernseezum Muttsee (2.446 m) mit einer Leistung von tausend Megawatt gebaut. AmMuttsee entsteht auf einer der größten Baustellen der Schweiz momentan dielängste Staumauer Europas mit einem Kilometer Länge. Das Speicherbeckenwird 25 Millionen Kubikmeter Wasser fassen können. Zudem wird ein Stollengebaut, in dem das Wasser zum Limmernsee fallen kann.

Als „Ausgleich” wird unter anderem die Wasserfassung an der Linthschluchtrückgebaut, sodass die Linth auf 1,4 Kilometern Länge ihre ursprüngliche Wildheit zurückerhält.

Bauherr: AXPO Holding AG

Stand: Dezember 2013

IM BAU, FERTIGSTELLUNG

VORAUSSICHTLICH 2015

Page 174: Alpen unter Druck

Blick auf den Muttsee vor dem Nüschenstock. Friederike Kaiser, August 2013

Ausbau des Muttsees zum Speicherbecken. Friederike Kaiser, August 2013

Der Muttsee. Postkarte, um 1910. Gesellschaft für ökologische Forschung, München

Das Unterbecken des Pumpspeicherkraftwerks Muttsee:der Limmernstausee. Friederike Kaiser, August 2013

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WASSERKRAFTWERK OBERALETSCHNaters, Wallis/UNESCO-Weltnaturerbe Aletsch

Geplant ist der Bau einer Wasserableitung im Aletschgebiet. Am Abfluss desoberen Aletschgletschers soll das Wasser zum bereits bestehenden KraftwerkGibidum und dem Stausee unterhalb der Belalp abgeleitet werden. Die Electra-Massa AG könnte mit dem zusätzlichen Wasser hundert Gigawattstunden Stromzusätzlich produzieren.

Konsequenz wäre jedoch wahrscheinlich die Aufkündigung verschiedenerSchutzverträge für das Aletschgebiet. So gehört das Gebiet, in dem die Ableitunggeplant ist, sowohl zum UNESCO-Welterbe wie auch zum Bundesinventar derLandschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Zudem besteht ein Vertrag über die Nichtnutzung der Gewässer in diesem Gebiet, den die angrenzenden Gemeinden und der Kanton 2002 unterzeichneten und sich damitverpflichteten, über einen Zeitraum von vierzig Jahren ihre Wasserkraft nicht zu nutzen (VAEW = Vertrag für die Entschädigung vergangener Wasserzinsen).Hierfür erhielten die Gemeinden eine jährliche finanzielle Entschädigung für den entgangenen Wasserzins. Diese Entschädigung müsste zurückgezahlt werden, wenn das Kraftwerk gebaut wird.

Bauherr/Betreiber: Electra-Massa AG

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG SEIT 2012

Page 176: Alpen unter Druck

Der Gletscherabfluss des Aletsch: Ableitung geplant.Daniel Heusser (WWF)

Oberaletschgletscher, Driestgletscher und großerAletschgletscher. Die Ableitung ist unterhalb des Oberaletschgletschers (links im Bild) in der auf dem Bildgut sichtbaren Schlucht geplant. Sylvia Hamberger (Gesellschaft für ökologische Forschung), Sommer 2004

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AUSBAU DER KRAFTWERKE AN DER GRIMSELGuttannen/Bern

Die Kraftwerke Oberhasli wollten mit dem Projekt KWO Plus – der Erhöhung desGrimselsees um 23 Meter – die heutige Leistung des Kraftwerks vervielfachen.So hätte der bestehende See 75 Millionen Kubikmeter zusätzliches Wasser speichern können. Mit dieser Maßnahme hätten 220 Millionen KilowattstundenStrom pro Jahr erzeugt werden können, die auf Bedarf abrufbar gewesen wären.

Ein Teil einer geschützten Moorlandschaft von nationaler Bedeutung mit 400 Jahre alten Arvenbeständen sowie das einzigartige Gletschervorfeld desUnteraargletschers wären damit „ertrunken“. Mehrere Naturschutzverbände riefen das Verwaltungsgericht an, der Rechtsstreit dauert somit an.

Ein weiteres Vorhaben, ein Pumpspeicherkraftwerk zwischen dem Grimselseeund dem Räterichsbodensee, ist noch in Planung. Die Kraftwerke Oberhasli AGbeschloss aber im März 2013, das parallel dazu bewilligte Pumpspeicherprojektzurückzustellen, welches von den Umweltverbänden nicht bekämpft wird. Der Triftkessel, der durch den sich zurückziehenden Gletscher entstanden ist, soll zusätzlich aufgestaut und das Wasser in den Räterichsbodensee abgeleitetwerden. Dort würde es in den bestehenden Anlagen turbiniert. Der SchweizerAlpen-Club hat zu diesem Vorhaben unter mehreren Bedingungen eine positiveStellungnahme abgegeben, da es als wichtiger Beitrag zur Energiewende gesehen wird. Auch die Umweltverbände sind in die Projektplanung eingebundenund bereit zu einer Lösungsfindung.

Bauherr/Betreiber: Kraftwerke Oberhasli AG

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

Page 178: Alpen unter Druck

Triftgletscher mit Abfluss. Françoise Funk-Salami (Gesellschaft für ökologische Forschung), September 2011

Der Grimselsee mit Blick auf die Gletscherzunge des Unteraargletschers, der bei einer Erhöhung der Staumauer geflutet würde. Sylvia Hamberger (Gesellschaft für ökologische Forschung), 2002

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PUMPSPEICHERKRAFTWERK NANT DE DRANCEFinhaut/Wallis

Das Projekt Nant de Drance sieht vor, dass zwischen den bestehenden StauseenEmosson und Vieux Emosson ein Pumpspeicherkraftwerk entsteht. Das Kraftwerk soll mit 900 Megawatt Turbinenleistung jährlich rund 2.500 GigawattEnergie erzeugen. Da das Pumpwerk sowie die Leitungen unterirdisch in einerKaverne entstehen, sind die Eingriffe relativ landschaftsverträglich. Zudem wirddas Pumpspeicherkraftwerk in einer Region gebaut, die bereits von Stauseengeprägt ist. Die Schweizer Umweltverbände plädieren dafür, unter dem Begriff„Energielandschaften“ neue Projekte nach Möglichkeit in solchen Gebieten zuplatzieren und nicht bisher unerschlossene Geländekammern zu zerstören.

Ab Mitte März 2011 liefen die Arbeiten für die Wasserfassung im Lac d’Emosson.Zwei im Querschnitt rund zehn Meter hohe und rund acht Meter breite Stollenführen vom See aus zu einer Kaverne, die tief im Fels entstand. Die Arbeitenwurden im November 2011 abgeschlossen.

Bauherr/Betreiber: ALPIQ Holding AG

Stand: Februar 2013

IM BAU SEIT 2011,

VORAUSSICHTLICHE

INBETRIEBNAHME 2017

Page 180: Alpen unter Druck

Der östlichste Teil des Alpenbogens ist der slowenische Alpenraum. Das Gebietmit den höchsten Bergen sind die Julischen Alpen mit dem Triglav (2.864 mü.d.M.). Östlich der Julischen Alpen gibt es jedoch vier weitere Gebirgsregionen– die Karawanken, die Steiner Alpen und das Bacherngebirge.

Der Triglav spielt für die slowenische Nation und die slowenisch-slawische Kultur seit dem 19. Jahrhundert eine besondere Rolle. Er ist sogar Bestandteildes slowenischen Wappens. Das gesamte Gebiet im Umgriff des Berges gehörtzum Triglav-Nationalpark und unterliegt damit einem besonderen Schutz.

Einem starken Entwicklungsdruck sind alle slowenischen Berggebiete ausge-setzt. Besonders augenfällig ist dies jedoch in den Julischen Alpen. Besondersin Verbindung mit Skigebieten werden touristische Infrastrukturen ausgebaut,gleichzeitig sind diverse Wasserkraftprojekte in der Planung und Umsetzung.Auch neue Arten der Freizeitbetätigung wie Mountainbiken, Downhillbiken, dasFahren von Quads und Skidoos auf Bergwegen richtet enorme Schäden an. Dazu gehören Erosion und die Schädigung der umgebenden Vegetation. Hinzukommen Konflikte zwischen „alten“ und „neuen“ Nutzern der Wege.

Das Hauptproblem an der zunehmenden Erschließung sind das Fehlen von Regelungen, die speziell darauf Bezug nehmen, sowie der nicht vorhandeneDialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen auf nationaler, regiona-ler und lokaler Ebene.

Die Slowenen bezeichnen sich selbst als Bergnation und achten ihre Gebirgs-landschaft, in die noch verhältnismäßig wenig eingegriffen wurde, sehr. In vielen Fällen lehnen sie jedoch Regeln zugunsten des Naturschutzes ab. In denletzten Jahrzehnten konnte sich oftmals der Naturschutz durchsetzen. Eine zunehmende Verschiebung der Werte und fehlende Visionen für die Entwicklungder Gebirgsregionen sowie des ganzen Landes stellen jedoch eine ernsthafteBedrohung dar.

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Der östlichste Teil des Alpenbogens ist der slowenische Alpenraum. Das Gebietmit den höchsten Bergen sind die Julischen Alpen mit dem Triglav (2.864 mü.d.M.). Östlich der Julischen Alpen gibt es jedoch vier weitere Gebirgsregionen– die Karawanken, die Steiner Alpen und das Bacherngebirge.

Der Triglav spielt für die slowenische Nation und die slowenisch-slawische Kultur seit dem 19. Jahrhundert eine besondere Rolle. Er ist sogar Bestandteildes slowenischen Wappens. Das gesamte Gebiet im Umgriff des Berges gehörtzum Triglav-Nationalpark und unterliegt damit einem besonderen Schutz.

Einem starken Entwicklungsdruck sind alle slowenischen Berggebiete ausge-setzt. Besonders augenfällig ist dies jedoch in den Julischen Alpen. Besondersin Verbindung mit Skigebieten werden touristische Infrastrukturen ausgebaut,gleichzeitig sind diverse Wasserkraftprojekte in der Planung und Umsetzung.Auch neue Arten der Freizeitbetätigung wie Mountainbiken, Downhillbiken, dasFahren von Quads und Skidoos auf Bergwegen richtet enorme Schäden an. Dazu gehören Erosion und die Schädigung der umgebenden Vegetation. Hinzukommen Konflikte zwischen „alten“ und „neuen“ Nutzern der Wege.

Das Hauptproblem an der zunehmenden Erschließung sind das Fehlen von Regelungen, die speziell darauf Bezug nehmen, sowie der nicht vorhandeneDialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen auf nationaler, regiona-ler und lokaler Ebene.

Die Slowenen bezeichnen sich selbst als Bergnation und achten ihre Gebirgs-landschaft, in die noch verhältnismäßig wenig eingegriffen wurde, sehr. In vielen Fällen lehnen sie jedoch Regeln zugunsten des Naturschutzes ab. In denletzten Jahrzehnten konnte sich oftmals der Naturschutz durchsetzen. Eine zunehmende Verschiebung der Werte und fehlende Visionen für die Entwicklungder Gebirgsregionen sowie des ganzen Landes stellen jedoch eine ernsthafteBedrohung dar.

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Page 182: Alpen unter Druck

AUSBAU DES SKIGEBIETS VOGELBohinj/Nationalpark Triglav

Das Skigebiet Vogel wurde schon 2007 erweitert, seit 2012 sind weitere Ausbaupläne im Nationalparkgebiet im Gespräch. Durch den Ausbau wird neuesTerrain erschlossen, Rückzugsräume für Flora und Fauna gehen verloren.Zusätzlich hat das Skigebiet Vogel wohl wenig Zukunft, da es nur bis auf eineHöhe von 1.800 Metern führt und aufgrund der Lage im Nationalparkgebiet nichtkünstlich beschneit wird. Vor diesem Hintergrund wäre ein Verzicht auf weitereskitechnische Investitionen sicher sinnvoll.

Die Gemeinde Bohinj möchte aus dem Nationalparkgebiet ausgenommen werden.Sie könnte damit den Sommertourismus auf ihrem Gebiet intensivieren.

Bauherr/Betreiber: Bergbahn Žicnice Vogel Bohinj

Stand: Dezember 2013

REALISIERT 2007

WEITERER AUSBAU IN PLANUNG

Vegetationslose Skipisten unterhalb der erneuertenSesselbahn. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Skipisten direkt neben natürlicher Vegetation.Friederike Kaiser, Oktober 2013

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Bikepark. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Page 184: Alpen unter Druck

BAU EINES NEUEN SKIGEBIETS ZWISCHEN SORIŠKA PLANINAUND BOHINJSKA BISTRICABohinjska Bistrica

Für den Bereich zwischen Soriška planina und Bohinjska Bistrica gibt es Plänefür ein neues Skigebiet. Dafür müssten Bergwälder in großem Umfang gerodet werden.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

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BAU EINES LANGLAUFZENTRUMS AUF DEM POKLJUKA-PLATEAU Pokljuka-Plateau/Nationalpark Triglav

Bei dem Bau des internationalen Langlaufzentrums handelt es sich um eine ungenehmigte Bautätigkeit in einem Natura-2000-Gebiet. Geplant sind weiteretouristische Infrastrukturen, unter anderem ein Eventpark für den Sommer-tourismus.

Stand: Februar 2014

TEILWEISE REALISIERT

Das Projekt wird von der EU kofinanziert. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Überformte Landschaft als Trainingsstätte. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Die asphaltierten Trainingsflächen werden im Sommerfür Skike - Langlauf auf Rollen - genutzt. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Page 186: Alpen unter Druck

SKISCHANZEN PLANICAPlanica/Nationalpark Triglav

Zum Abschluss der Weltcup-Saison 2013/2014 sollte die Disziplin Skispringen auf einer der neuen, im Bau befindlichen Schanzen stattfinden. Die Gemeinde Planica will damit an ihre alte Tradition als bedeutendster slowenischerWintersportort anschließen. Die neuen Schanzen ersetzen kleinere, veralteteBauten. Damit sind erhebliche Eingriffe verbunden. Der Bau ist in Verzug, derWettbewerb wurde der Gemeinde Planica entzogen. Die Schanzen sollen jetzt für die FIS-Weltmeisterschaften 2017 genutzt werden.

Stand: Februar 2014

IM BAU

Verlängerung von bestehenden und Bau neuer Sprungschanzen. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Vision für die FIS-Weltmeisterschaften 2017 (Bautafel). Friederike Kaiser, Oktober 2013

Page 187: Alpen unter Druck

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NEUE FREIZEITAKTIVITÄTEN IN GESCHÜTZTEN BERGGEBIETEN

Mountainbiking, Downhillbiking, das Fahren von Skidoos und Quads in geschütztenBerggebieten nimmt rapide zu. Damit verbunden sind schwere Vegetations- undErosionsschäden auf und an den Wegen sowie erhebliche Konflikte mit anderenNutzern.

Stand: Februar 2014

Skidoo-Fahren im Pohorje. Slowenischer Alpenverein,Januar 2009

Mountainbiken bei Smrekovec. Slowenischer Alpenverein

Weg mit Erosionsschäden. Slowenischer Alpenverein,September 2008

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Page 188: Alpen unter Druck

PLANUNG EINER WASSERKRAFTKETTE AM SLOWENISCHENABSCHNITT DER MURÖsterreichisch-slowenische Grenzstrecke der Mur

Im Grenzgebiet zwischen Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbienkonnte sich im Schatten des Eisernen Vorhangs eine der letzten intakten dynamischen Flusslandschaften in Europa ungestört entwickeln: Zusammen mitihrem Nebenfluss, der Mur, bildet die Drau einen einmaligen Biotopverbund bisan die Donau, in dem bis heute zahlreiche seltene Pflanzen und Tiere wie dieZwergseeschwalbe ein Rückzugsgebiet finden.

Die Konzession für den Bau der Murkraftwerke erteilte Sloweniens Regierung2005. Es formierte sich eine grenzüberschreitende Protestbewegung. Mur-Schutzkomitee und Drau-Liga konnten den Bau verzögern. Doch die Plänesind nicht beigelegt, das „grüne Band” und seine frei fließenden Flüsse sind weiter bedroht. An der österreichisch-slowenischen Grenzstrecke der Mur sindsechs Kraftwerke geplant, dieser Flussabschnitt liegt im Natura-2000-Gebiet.

Stand: Februar 2014

GEPLANTE INBETRIEBNAHME 2026

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NEUES PUMPSPEICHERKRAFTWERK AN DER DRAU AM BERG KOZJAKBerg Kozjak/Region Koroska

Das Wasserpotenzial der Drau ist mit acht großen Kraftwerken schon fast ausgeschöpft. Für ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk werden neben einemSpeicher mit einem Fassungsvermögen von 3 Millionen Kubikmetern auch 2,4 Kilometer Druckleitungen, vor allem aber Fernleitungen (neue Stromtrassenüber Masten) über eine Länge von 21 Kilometern gebaut werden müssen.

Gegen das Kraftwerk wehrt sich schon seit Jahren der „Ökologische VereinKozjak-Dragucova” (EDKD). Im Fokus stehen dabei die geplanten Hochspannungsleitungen über unberührte Teile des Berges Kozjak. Die hundertMeter breiten Trassen (eine weite Fläche links und rechts der Leitungen mussvon höherem Bewuchs freigehalten werden) würden die Landschaft stark verändern und der lokalen Bevölkerung die Möglichkeit für Einnahmequellenaus dem Tourismus nehmen. Im Verein macht man sich für alternative Trassenstark, die aus ökonomischen Überlegungen bisher nicht berücksichtigt wurden.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG

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Page 190: Alpen unter Druck

PUMPSPEICHERKRAFTWERK AVCEAvce/Gemeinde Kanal ob Soci

Das erste und bislang einzige Pumpspeicherkraftwerk Sloweniens nutzt die Gefällestufe zwischen der Bergkuppe Kanalski Vrh und der Soca im Tal. Hierfürwurde ein Oberwasserbecken mit einem Nutzinhalt von 2,2 Millionen Kubikmeterngebaut. Das Unterbecken bildet die in diesem Bereich bereits früher aufgestauteSoca.

Bauherr/Betreiber: SENG Soške elektrarne Nova Gorica d.o.o.

Stand: Dezember 2013

REALISIERT2010

Speicherbecken für das Pumpspeicherkraftwerk Avce,angelegt in organischen Formen, durch Verwendungvon Beton, Teer und Stahl jedoch wenig naturnah. Friederike Kaiser, Oktober 2013

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AUFHEBUNG DER GESETZLICHEN UNTERSCHUTZSTELLUNGWEITER TEILE DES FLUSSES SOCAVerschiedene Projektgebiete, teilweise im Nationalpark Triglav

Im Juli 2011 ging ein Gesetzentwurf des slowenischen Wirtschaftsministeriumsin die öffentliche Anhörung. Der Vorschlag sieht unter anderem den Bau vonWasserkraftanlagen entlang des Flusses Soca/Isonzo und seiner Nebenflüssevor. Die Pläne beziehen sich auf Gebiete an der Soca, die bislang einem nationalen und internationalen Schutzstatus unterliegen. Hierzu soll das Gesetzzur Gründung der geschützten Bereiche des Flusses und seiner Nebenflüssesowie der Nature Conservation Act aufgehoben werden.

Nach der Stellungnahme der Alpenschutzkommission CIPRA-Slowenien ist dieTatsache, dass der Gesetzentwurf vom Wirtschaftsministerium eingegebenwurde, als besonders kritisch zu betrachten. Eine abwägende Gesamtschau der Chancen und Risiken eines weiteren Ausbaus der Wasserkraft an der Socawurde nicht vorgenommen. Geschädigt würden maßgeblich die diversen lokalenKleinunternehmer, die mit dem Kanutourismus ihr Geld verdienen. Aktuell ist seitFebruar 2013 auf unbestimmte Zeit die Seilbahn in das Skigebiet Kanin gesperrt,nachdem dort zwei Gondeln abgestürzt waren. Die Region ist seitdem umsomehr auf den Kanutourismus angewiesen.

Ähnliche Versuche, den oberen Teil der Soca für energetische Zwecke auszubauen,wurden in den 1970er Jahren aufgrund der starken Opposition vonseiten der Öffentlichkeit verhindert und fanden Eingang unter anderem in das Gesetz zurGründung der geschützten Bereiche der Soca.

Die Soca ist mit dem Tagliamento im Friaul einer der letzten Flüsse in Europa,der in großen Abschnitten in einem natürlichen beziehungsweise naturnahen Zustand verblieben ist. Die Soca ist ein Ökosystem von internationaler Bedeutungund großer Symbolwirkung für Slowenien.

Stand: Februar 2014

IN PLANUNG SEIT 2011

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Der Wildfluss Soca, Traum für Kanufahrer. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Kanuverleiher in Kobarid an der Soca. Friederike Kaiser, Oktober 2013

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TOURISMUSAnders als in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden in Frankreichvon Beginn an Resorts und Skigebiete außerhalb bestehender Ortschaften inden Gebirgsregionen angelegt. Seit den 1950er Jahren engagiert sich der Staat(„Plan neige“), übernimmt zum Teil den Bau und Betrieb von Skiliften undschreibt Planungskonzepte vor. 1989 wurde die Compagnie des Alpes gegründet,an welcher der französische Staat zu 42 Prozent beteiligt ist. Sie hält unter anderem Mehrheitsbeteiligungen an den Skigebieten Tignes Val d’Isère, Les Arcs, La Plagne, Peisey-Vallandry, Les Menuires, Chamonix (les GrandsMontets) und Méribel. Es entstanden eine Reihe riesiger Retortenstädte mit biszu 56.000 Betten, vorwiegend in Ferienwohnungen: die größten Skigebiete desAlpenraumes. Von Ende April bis Anfang Dezember stehen die Orte zu weitenTeilen leer.

Die meisten Skilifte sind in öffentlicher Hand und werden entweder von Körperschaften oder in Konzession von Privatunternehmen bewirtschaftet. Immobilieninvestitionen sind dagegen privat.

Die großen und mittleren Skigebiete, besonders in den höher gelegenen Nord-alpen, investieren, um die vorhandenen Skigebiete und Resorts rentabel zu machen. Neben der Verbindung von Skigebieten sind die beiden Hauptproblemeder immer weiter fortschreitende Bau von Ferienwohnungen und die künstlicheBeschneiung. Mit jedem weiteren Ausbau der Skigebiete ist auch ein Ausbau der Übernachtungskapazitäten durch neue Ferienwohnungsanlagen in den Ski-gebieten verbunden – öffentlich gefördert durch Steuerbefreiungen. Gleichzeitigwerden veraltete Immobilien sich selbst überlassen. Neben dem Landschafts-verschleiß steigen die Immobilienpreise. Dies wird einen Rückgang der franzö-sischen Wintersportler zugunsten einer reichen Klientel aus dem Ausland zurFolge haben.

Die künstliche Beschneiung in den französischen Skigebieten nimmt immermehr zu. Schneekanonen, Speicherbecken und vor allem die planierten Pistenprägen die Landschaft. Die künstliche Beschneiung führt dazu, dass Pisten inGebieten angelegt werden, wo ohne künstlichen Schnee das Skifahren niemalsmöglich gewesen wäre. Die Verbindung zwischen Val Cenis und Termignonsowie die Ausweitung des Skigebietes im Vallon de Cléry sind Beispiele dafür. In den verhältnismäßig niederschlagsarmen französischen Alpen führt der hoheWasserverbrauch der künstlichen Beschneiung in verschiedenen Gebietenimmer wieder zu Trinkwasserengpässen im Winter.

ENERGIEGEWINNUNGDie Energieerzeugung in Frankreich liegt zu weiten Teilen in der Hand des Staats-konzerns Electricité de France. Den Strom gewinnt er zum großen Teil aus Atom-kraft (74 Prozent) und nur zu einem kleinen Teil aus Wasserkraft (16 Prozent).Staatspräsident François Hollande plant, den Anteil der Nuklearenergie am französischen Strom auf fünfzig Prozent bis zum Jahr 2050 zu reduzieren. ImSeptember 2013 stellte die Regierung ihre Planungen vor: Im Alpenraum sindProjekte zur Modernisierung bestehender Wasserkraftanlagen sowie der Bauvon neuen Anlagen in Planung.

Ein spezielles Problem stellen Kleinwasserkraftwerke dar. Hier widersprechensich die europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Richtlinie für erneuerbare

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TOURISMUSAnders als in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden in Frankreichvon Beginn an Resorts und Skigebiete außerhalb bestehender Ortschaften inden Gebirgsregionen angelegt. Seit den 1950er Jahren engagiert sich der Staat(„Plan neige“), übernimmt zum Teil den Bau und Betrieb von Skiliften undschreibt Planungskonzepte vor. 1989 wurde die Compagnie des Alpes gegründet,an welcher der französische Staat zu 42 Prozent beteiligt ist. Sie hält unter anderem Mehrheitsbeteiligungen an den Skigebieten Tignes Val d’Isère, Les Arcs, La Plagne, Peisey-Vallandry, Les Menuires, Chamonix (les GrandsMontets) und Méribel. Es entstanden eine Reihe riesiger Retortenstädte mit biszu 56.000 Betten, vorwiegend in Ferienwohnungen: die größten Skigebiete desAlpenraumes. Von Ende April bis Anfang Dezember stehen die Orte zu weitenTeilen leer.

Die meisten Skilifte sind in öffentlicher Hand und werden entweder von Körperschaften oder in Konzession von Privatunternehmen bewirtschaftet. Immobilieninvestitionen sind dagegen privat.

Die großen und mittleren Skigebiete, besonders in den höher gelegenen Nord-alpen, investieren, um die vorhandenen Skigebiete und Resorts rentabel zu machen. Neben der Verbindung von Skigebieten sind die beiden Hauptproblemeder immer weiter fortschreitende Bau von Ferienwohnungen und die künstlicheBeschneiung. Mit jedem weiteren Ausbau der Skigebiete ist auch ein Ausbau der Übernachtungskapazitäten durch neue Ferienwohnungsanlagen in den Ski-gebieten verbunden – öffentlich gefördert durch Steuerbefreiungen. Gleichzeitigwerden veraltete Immobilien sich selbst überlassen. Neben dem Landschafts-verschleiß steigen die Immobilienpreise. Dies wird einen Rückgang der franzö-sischen Wintersportler zugunsten einer reichen Klientel aus dem Ausland zurFolge haben.

Die künstliche Beschneiung in den französischen Skigebieten nimmt immermehr zu. Schneekanonen, Speicherbecken und vor allem die planierten Pistenprägen die Landschaft. Die künstliche Beschneiung führt dazu, dass Pisten inGebieten angelegt werden, wo ohne künstlichen Schnee das Skifahren niemalsmöglich gewesen wäre. Die Verbindung zwischen Val Cenis und Termignonsowie die Ausweitung des Skigebietes im Vallon de Cléry sind Beispiele dafür. In den verhältnismäßig niederschlagsarmen französischen Alpen führt der hoheWasserverbrauch der künstlichen Beschneiung in verschiedenen Gebietenimmer wieder zu Trinkwasserengpässen im Winter.

ENERGIEGEWINNUNGDie Energieerzeugung in Frankreich liegt zu weiten Teilen in der Hand des Staats-konzerns Electricité de France. Den Strom gewinnt er zum großen Teil aus Atom-kraft (74 Prozent) und nur zu einem kleinen Teil aus Wasserkraft (16 Prozent).Staatspräsident François Hollande plant, den Anteil der Nuklearenergie am französischen Strom auf fünfzig Prozent bis zum Jahr 2050 zu reduzieren. ImSeptember 2013 stellte die Regierung ihre Planungen vor: Im Alpenraum sindProjekte zur Modernisierung bestehender Wasserkraftanlagen sowie der Bauvon neuen Anlagen in Planung.

Ein spezielles Problem stellen Kleinwasserkraftwerke dar. Hier widersprechensich die europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Richtlinie für erneuerbare

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SKIGEBIETSVERBUND SAINT-GERVAIS-LES-BAINS UND LES CONTAMINES-MONTJOIESaint Gervais und Les Contamines/Département Haute Savoie

Durch den Skigebietsverbund von Saint-Gervais-les-Bains und Les Contamines-Montjoie sollen der Gipfel des Mont Joly sowie das Gelände zwischen Mont Jolyund Véleray skitechnisch erschlossen werden. Dies ist die letzte unerschlosseneGeländekammer der Bergkette vom Mont d´Arbois bis zur Aiguille Croche, dieaußerdem einen Schutzstatus besitzt. Ein Sessellift soll die Skigebiete über denGrat des Mont Joly verbinden, auch werden zwei weitere Pisten mit einer Ge-samtlänge von 3.300 Metern geschaffen.

Das steile Gelände macht die Pisten und Variantenabfahrten jedoch nur für sehrgeübte Wintersportler nutzbar. Aufgrund des äußerst steilen Geländes ist zudemmit einer ausgedehnten Lawinensicherung zu rechnen. Die ohnehin stark befahrene Straße zwischen Saint Gervais und Les Contamines wird durch densteigenden Besucherandrang noch stärker belastet. Eine Erweiterung des Parkplatzes in Saint Gervais ist aufgrund mangelnden Platzes nicht möglich.

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNG

Standort der geplanten Verbindung, eingezeichnet inGoogle Earth. Lina Riedmiller, September 2013

Das Gelände zwischen dem Mont Joly und Véleray,Standort der geplanten Skiverbindung. Es handelt sichum die letzte unerschlossene Geländekammer derBergkette vom Mont d´Arbois bis zur Aiguille Croche.Laurence Mathey (Initiative Mont Joly)

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SKIGEBIETSVERBINDUNG VAL CENIS UND TERMIGNONVal Cenis und Termignon/Département Savoie

Das Skigebiet Termignon ist mit dem Skigebiet Val Cenis bislang über einenSessellift verbunden. Der Lift führt über die Bergflanke des Grand Coin bei Termignon. Dieses Areal ist Schutzgebiet, eine Abfahrt ist nur mit dem Sesselliftoder über die Forststraße möglich, im Tal hat man dann die Möglichkeit, mithilfeeines Liftes nach Val Cenis zu queren.

Im Pistenplan ist im Bereich des Schutzgebietes bereits ein „Projekt“ einge-zeichnet. Doch was wird hier projektiert? Vom Combe de Cléry soll eine Bahnauf das Joch des Cime du Laro führen. Die Verbindung von Termignon und ValCenis wäre dadurch wesentlich weniger zeitintensiv.

IN PLANUNG

Bau von steuerbefreiten Ferienwohnungen in Lanslevillard im Zusammenhang mit der neuen Skiverbindung von Val Cenis und Termignon. Vincent Neirinck, Januar 2011

Page 198: Alpen unter Druck

„PARADISKI“. DIE SKIGEBIETE LA PLAGNE UND LES ARCSPlagne Centre/Département Savoie

Die Verbindung der Skigebiete La Plagne und Les Arcs mit der weltgrößten doppelstöckigen Personenseilbahn „Vanoise Express“, die mit fast zwei Kilo-metern Länge die Vallée du Panthurin überspannt, ermöglichte den Verbund der Gebiete zu „Paradiski“.

Seitdem können etwa 2.000 Personen pro Stunde die Seilbahn nutzen und damit das Angebot beider Skigebiete. Rund 250 Skipisten mit über 425 Pisten-kilometern bedeuteten Neustrukturierung, Pistenneubau sowie die Erweiterungder Beschneiungsanlagen.

Wie in anderen großen Skigebieten auch, stehen die Wohnungen außerhalb derSkisaison leer. Viele Immobilien sind zudem in die Jahre gekommen und sindunbewohnt, andere werden neu errichtet.

Stand: Dezember 2013

KONTINUIERLICH IM BAU

Neuverlegung von Beschneiungsleitungen in Les Arcs. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Die Verbindung der Skigebiete von La Plagne und Les Arcs: Seilbahn über das Vallée du Panthurin. Friederike Kaiser, Oktober 2013

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AUSBAU DES SKIGEBIETES VIA LATTEASestriere, Sauze d´Oulx, Sansicario, Claviere/Piemont, Italien undMontgenèvre/Département Hautes-Alpes, Frankreich

Das riesige Verbundskigebiet Via Lattea erschließt von Sestriere aus weiterepiemontesische Skigebiete sowie den kleinen Ort Montgenèvre in Frankreich.

Die bestehenden 400 Pistenkilometer sollen nun durch den Zusammenschlussmit dem französischen Skigebiet Serre Chevalier auf insgesamt 650 Pisten-kilometer ausgeweitet werden. In diesem Zusammenhang soll auch der MontChaberton bei Montgenèvre erschlossen werden. Geplant ist außerdem der Baueines großen Wellnesshotels.

Unter anderem die Fédération française des clubs alpins et de montagne lehntden Pisten- und Liftbau am Mont Chaberton vehement ab. Da die Hänge starklawinengefährdet sind, müsste auch dieser Hang durch umfangreiche Verbau-ungen gesichert werden.

IN PLANUNG SEIT 2009

Protestaktion des Club Alpin Français und von Mountain Wilderness France gegen die Verbauung desMont Chaberton. Vincent Neirinck, Februar 2012

Neuerrichtung von Ferienwohnungsanlagen in Montgenèvre. Die Ausweitung von Skigebieten istimmer auch mit dem Neubau von Ferienwohnungenverbunden. Vincent Neirinck, Juli 2010

Page 200: Alpen unter Druck

AUSBAU DES SKIGEBIETS ALPE D´HUEZHuez/Département Isère

Das Skigebiet Alpe d´Huez wird, wie viele der anderen großen SkigebauteFrankreichs auch, sukzessive ausgebaut. Dazu gehört insbesondere der Bau von Anlagen für künstliche Beschneiung.

Stand: Dezember 2013

KONTINUIERLICH IM BAU

Hänge mit bereits installierten Beschneiungsanlagen,davor Appartementhäuser. Friederike Kaiser, Oktober 2013

Bauarbeiten in Alpe d´Huez. Vincent Neirinck, August 2010

Speicherbecken für den künstlichen Schnee in Alpe d´Huez. Vincent Neirinck, August 2010

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ERWEITERUNG DES SKIGEBIETS ISOLA 2000Isola 2000/Département Alpes-Maritimes

Die Skistation Isola 2000 wurde 1972 als Appartementkomplex erbaut. Nebenzahlreichen Kapazitätserhöhungen der alten Liftanlagen wurden in den letztenJahren auch neue Gipfel mit langen Sessellifttrassen erschlossen. Die Kapazi-tätserhöhung setzte sich im Bau von Ferienwohnungen fort. Der Ort erhielt den neuen Ortsteil „Hameau“, der durch eine Standseilbahn mit Isola 2000 verbunden ist. Die neuen Ferienwohnungen wiederum zogen 2012 den Bau des Sesselliftes Mene vom Talort Isola auf den Cime de Méné, einen bislang unerschlossenen Gipfel, nach sich.

Stand: März 2014

ERSCHLIESSUNG DES

CIME DE MENE 2012

Schneekanonen im Skigebiet Isola 2000. Vincent Neirinck

Page 202: Alpen unter Druck

QUADS, SKIDOOS UND HUBSCHRAUBER IN DEN FRANZÖSISCHEN ALPEN

Der Einsatz von Fahrzeugen außerhalb der öffentlichen Straßen und der privatenStraßen, die vom öffentlichen Verkehr genutzt werden, ist verboten. Trotzdemwerden, zum Beispiel in den Hautes Alpes, Quadtouren vermehrt zur Steigerungder Attraktivität des Sommertourismus angeboten.

Der Einsatz von Hubschraubern und anderen Fluggeräten für den Personen-transport zu Erholungszwecken, zum Beispiel Heliskiing, ist ebenfalls nicht erlaubt. Heliskiing ist jedoch im Wintertourismus durchaus üblich.

Stand: Dezember 2013

25.8.14

Neue Gesetzesinitiative: Im Win-

ter sollen Bergrestaurants ihre

Gäste bis 23 Uhr mit Schneemobil

befördern können. Dagegen nehmen

die Umweltverbände Stellung.

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NEUE WASSERFASSUNG FÜR DAS WASSERKRAFTWERK BOISAM MER DE GLACEChamonix/Département Haute Savoie/Region Rhône-Alpes

Der fortschreitende Gletscherrückzug des Mer de Glace oberhalb Chamonix verändert das Einzugsgebiet der bestehenden Anlage „Bois“. Seit 1850 ist derGletscher in der Länge um 150 Meter zurückgegangen und verlor durchschnitt-lich die Hälfte seiner Stärke.

Für die Wasserkraftanlage wird das Schmelzwasser in einer Wasserfassung gesammelt. Die ursprüngliche Wasserfassung auf 1.490 Metern über dem Meererwies sich angesichts des Gletscherschwundes nun als zu niedrig. Die neueFassung wurde tausend Meter höher angelegt, an einer Stelle, an welcher derGletscher derzeit eine Dicke von zweihundert Metern aufweist.

Bauherr/Betreiber: Electricité de France

Stand: Dezember 2013

REALISIERT

Page 204: Alpen unter Druck

WASSERKRAFT AM LAC MORTGebiet des Lac Mort/Département Isère/Region Rhône-Alpes

Im Gebiet Lac Mort soll die Wasserkraftnutzung liberalisiert werden. Voraus-sichtlich bis 2016 schreibt der französische Staat insgesamt zehn bestehendeWasserkraftkonzessionen mit einer Gesamtleistung von 5.244 Megawatt neuaus. EON und Vattenfall sind als Bewerber interessiert. Eine Nutzung von Wasserkraft durch mehrere Betreiber an einem Flussabschnitt kann auf einenWettkampf hinauslaufen, der oft auf Kosten der Ökologie ausgetragen wird.

IN PLANUNG

Page 205: Alpen unter Druck

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AUSBAU DER WASSERKRAFTANLAGE CENTRALE DU RONDEAUEchirolles/Département de l´Isère

Zur Effizienzsteigerung der bestehenden Wasserkraftanlage wird ein neuesSpeicherbecken durch eine weitere Talsperre am Fluss Drac projektiert.

Bauherr/Betreiber: Electricité de France

Stand: Dezember 2013

IN PLANUNGSEIT 2011

Page 206: Alpen unter Druck

Tourismus muss nicht landschafts- und naturzerstörend sein. Im Idealfall unterstützt er die Wirtschaftskraft einer Region, ohne sie zu dominieren und zu überformen. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Organisationen und Initiativen, die sich dafür einsetzen. Einige davon möchten wir Ihnen beispielhaftvorstellen.

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Tourismus muss nicht landschafts- und naturzerstörend sein. Im Idealfall unterstützt er die Wirtschaftskraft einer Region, ohne sie zu dominieren und zu überformen. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Organisationen und Initiativen, die sich dafür einsetzen. Einige davon möchten wir Ihnen beispielhaftvorstellen.

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Page 208: Alpen unter Druck

BERGSTEIGERDÖRFER

2007 gründete der Oesterreichische Alpenverein die Initiative Bergsteigerdörfer.Die Gemeinden, die daran teilnehmen, verpflichten sich, einen Tourismus imEinklang mit der Alpenkonvention zu betreiben. Pisten und Lifte dürfen nichtweiter ausgebaut werden, Hotelblocks und Appartementanlagen, die den dörflichen Charakter stören, sind nicht erlaubt.

Die Bergsteigerdörfer müssen mehrere Grundbedingungen aufweisen, um Mitglied werden zu können. Ihre Umgebung muss alpin geprägt sein, sie müssenvon Gipfeln umgeben sein, die, vom Ort aus ermittelt, mindestens 1.200 Höhen-meter messen, sie dürfen nicht mehr als 2.500 Einwohner haben, keine Großindustrie, Autobahnanbindungen und Flugplätze. Außerdem sollen sie gutmit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Zudem muss ein relevanter Gebietsanteil unter Natur- oder Landschaftsschutz stehen. Im Idealfall kommtein Bergsteigerdorf ohne künstliche Aufstiegshilfen aus. Inzwischen tragenzwanzig Orte in Österreich den Titel „Bergsteigerdorf“.

Die Einhaltung der Kriterien wird kontrolliert. Im Oktober 2011 wurde Kals amGroßglockner wegen eines überdimensionierten Hotelprojekts und dem Ausbauseines Skigebietes der Titel „Bergsteigerdorf“ aberkannt.

Der Deutsche Alpenverein möchte das Projekt Bergsteigerdörfer auf die bayerischen Alpen übertragen. Derzeit werden die Vorgehensweise und Fördermöglichkeiten geprüft.

Page 209: Alpen unter Druck

BERGSTEIGERDORF VILLGRATENTAL Osttirol/Österreich

Das Villgratental mit den Gemeinden Inner- und Außervillgraten liegt im Hochpustertal, umrahmt von den Lienzer und Südtiroler Dolomiten, den Karnischen Alpen und dem Defereggengebirge.

Bereits Ende der 1950er Jahre entschlossen sich die Gemeinden, keine Skigebiete zu bauen – frei nach dem Slogan: „Kommen Sie zu uns, wir habennichts“. Statt Hotelburgen gibt es bis heute vor allem Pensionen und Fremden-zimmer und keine Lifterschließungen. Das Villgratental mit vielen Gipfeln knapp unter der Dreitausendmetergrenze ist im Sommer Wanderparadies undim Winter Ziel vieler Skitourengeher. Dadurch kann das Tal im Sommer wie imWinter seit Jahren beständige, leicht steigende Übernachtungszahlen verzeichnen.Im Gegensatz zu vielen Orten in der Umgebung hat das Villgratental im Sommer fast doppelt so viele Übernachtungsgäste wie im Winter und wurde 2008 zum„Bergsteigerdorf“ ernannt.

Blick auf das verschneite Innervillgraten. Tourismusverband Osttirol, 2014

Der Ortsteil Lahnberg im Villgratental. Tourismusverband Osttirol, 2014

Page 210: Alpen unter Druck

Blick auf Innervillgraten. Tourismusverband Osttirol,2010

Skitourengeher im Villgratental. Hanens Grüner, 2009

Gelebte Bergbauernidylle: Almhütten in Innervillgraten.Tourismusverband Osttirol, 2012

Page 211: Alpen unter Druck

VILLNÖSSTALBozen/Südtirol

Das Villnösstal ist ein Seitental des Eisacktals. Es wurde im Jahr 2009 von derUNESCO zum Weltnaturerbe und zu einer der 199 schönsten Landschaften derWelt erklärt. Die mächtigen Zacken der Geislerspitzen bilden eine beeindruckendeKulisse für Bauernhöfe, Almen und Viehweiden.

Bereits seit den 1970er Jahren wird auf naturnahen Tourismus gesetzt. Obwohlein Skikarussell bereits geplant war, kam es nie zum Bau. 1977 erkämpfte einelandesweite Bürgerinitiative den Naturpark Puez-Geisler. Das Villnösstal locktmit beeindruckender Natur und einem durchdachten Tourismuskonzept. Dazugehören öffentliche Mobilitätsangebote. Kleinbusse bringen die Besucherinnenund Besucher zu den Ausgangspunkten der schönsten Wanderungen, im Wintergibt es einen „Rodelkurier“. Vielfältige Angebote machen einen Aufenthalt imVillnösstal attraktiv. So werden für die Gäste Kochkurse mit regionalen Spezialitäten angeboten und mit der Alpengenusskarte kann man sich gegeneine geringe Gebühr durchs Tal „kosten“. Für Kinder geht es an verschiedenenStationen mit dem „Dolomiti Ranger“ auf Entdeckungsjagd.

Das Villnösstal gehört zu der Vereinigung „Alpine Pearls“, die 29 touristisch orientierte Gemeinden im Alpenraum umfasst. Diese Gemeinden setzen insbesondere auf eine umweltfreundliche Mobilität mit einem guten Netz öffentlicher Verkehrsmittel.

Blick auf die Geislergruppe im Villnösstal. Joachim Chwaszcza, 2013

Page 212: Alpen unter Druck

DAS ENGIHUUS Kanton Graubünden/Schweiz

Das Engihuus aus dem Jahre 1517 am Dorfplatz von Valendas (Graubünden),wurde von dem Architekten Gion A. Caminada zu einem Kleinhotel mit Dorfwirt-schaft, Saal und Gasthaus ausgebaut (jetzt Gasthaus am Brunnen). Dies soll derkleinen Gemeinde eine neue Einnahmequelle ermöglichen.

In Valendas, oberhalb der Rheinschlucht gelegen, leben dreihundert Einwohner.Große Patrizierhäuser zeugen noch heute vom früheren Reichtum, doch wieviele Bergregionen ist auch Valendas von Abwanderung bedroht. Die Gemeindearbeitet deshalb aktiv an einer nachhaltigen Dorfentwicklung: Der Dorfladenwurde erhalten, das fünfhundert Jahre alte Backhaus saniert und der Dorfbrunnenaus dem Jahre 1760, der größte Holzbrunnen Europas, 2010 renoviert. Heute ister das „Wahrzeichen des Bergdorfes“. Das Türalihuus aus dem Jahre 1485 wirdvon der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“ renoviert und soll als Ferienwohnungvermietet werden.

Das größte Projekt des Dorfes ist jedoch der Um- und Neubau des fünfhundertJahre alten Engihuus zum „Gasthaus am Brunnen“. Nach den Plänen des Bündner Architekten Gion A. Caminada entstand ein Kleinhotel mit acht Betten,ein Restaurant für Einheimische und Gäste sowie ein Saal für „gute Ereignisse und Begegnungen“. Das Gasthaus am Brunnen wurde im Sommer 2014 eröffnet.

Gion A. Caminada ist bekannt für seine Bauweise, bei der er alte, regionale Bautechniken, vor allem des Holzbaues, aufgreift. Seine Entwürfe sind modernund gliedern sich trotzdem in das jeweilige Dorfambiente ein.

Stand: September 2014

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Der Dorfplatz in Valendas mit dem Engihuus (rechts)vor dem Umbau. Adrian Michael, 2011

Das oberste Stockwerk des Engihuus wurde im ur-sprünglichen Zustand belassen. Blick auf die historischeBackstube. Friederike Kaiser, September 2014

Der neue Gastraum im Gasthaus am Brunnen. Friederike Kaiser, September 2014

Page 214: Alpen unter Druck

ÖTSCHER:REICH – DIE ALPEN UND WIR

Seit 50 Jahren werden in Niederösterreich kulturhistorische Landesausstellun-gen durchgeführt. Ziel des Projektes „Niederösterreichische Landesausstellung“ist es, kulturhistorische Impulse zu setzen. Unter dem Titel „ÖTSCHER:REICH –Die Alpen und wir“ stellt die Landesausstellung im Jahr 2015 die Region um denÖtscher vor. Dabei findet die Ausstellung nicht nur im „Museum“ statt, sondernwird über 15 „Außenstationen“ mit der Natur und den Ortschaften in der Regionverbunden. Wesentlicher Teil der Ausstellung ist die sanierte Mariazellerbahnund ein Weitwanderweg rund um den Ötscher, der eigens für die Schau konzipiertwurde.

Die Ausstellungsmacher wollen jedoch nicht nur die Besonderheiten der Regionzeigen, sondern dieser auch Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Einheimischewurden zu Wanderführern ausgebildet und ein Ideenaustausch unter Wirtsleutenund Tourismusfachleuten der Region eingeführt, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze über die Ausstellungsdauer hinaus zu erreichen.

Dieses Konzept der Niederösterreichischen Landesausstellung ist einmalig. Die Gelder, die für das Kulturprojekt zur Verfügung gestellt werden, bleiben kein einmaliges Ereignis, sondern werden langfristig in die Region investiert.

Die Landesausstellung läuft vom 25. April bis zum 1. November 2015 in Frankenfels, Wienerbruck und Neubruck.

Zug der Mariazellerbahn vor der Kulisse des Ötscher.Herbert Orterer, 2004

Page 215: Alpen unter Druck

NATURPARK NAGELFLUHKETTE

Der Naturpark Nagelfluhkette wurde 2008 gegründet. Die Gesamtfläche des Naturparks beträgt über 400 Quadratkilometer und erstreckt sich zwischen dem südlichen Oberallgäu in Deutschland und dem Vorderen Bregenzerwald inÖsterreich. Er ist der erste grenzüberschreitende Naturpark zwischen Bayernund Österreich.

Die Idee zur Gründung dieses Naturparks entstand durch das Gemeindenetzwerk„Allianz in den Alpen“. Ziel ist es, die Berglandwirtschaft durch die Entwicklungnachhaltiger Tourismusangebote zu sichern. Das generelle Bestreben ist es, mit den Naturparken großräumige Vorbildlandschaften zu schaffen, in denen der Schutz der Natur mit einer nachhaltigen Landnutzung und einem naturver-träglichen Tourismus einhergeht.

Insgesamt 15 Gemeinden haben sich gemeinsam verpflichtet, das von Nagel-fluhgestein durchsetzte Gebiet zu schützen und touristisch schonend zu nutzen.Nagelfluh besteht nahezu vollständig aus unzähligen unterschiedlich großen,aber immer mehr oder weniger runden Steinen, die zu einem Konglomerat zusammengepresst wurden. Höchster Punkt ist der Hochgrat, der mit 1.834 mdie umliegenden Täler um über 1.000 m überragt.

Im Sommer gibt es für Besucher fast jeden Tag eine Wanderung mit ausgebilde-ten Naturparkführern, die Wissenswertes über Pflanzen, Geologie und Tiere derNagelfluhkette berichten. Das Motto „Erleben, Wissen, Handeln“ soll Besucherneinen sensiblen Umgang mit der Natur nahebringen.

Der Naturpark ist die Heimat vieler seltener Tiere, zum Beispiel von Auer- undBirkhuhn, von Steinadler und Weißrückenspecht. Pflanzenkenner können sichan Purpur-Enzian, Stein-Nelke und an stattlichen Weißtannen erfreuen.

Page 216: Alpen unter Druck

Seltene Steinnelken auf Nagelfluhgestein, das aufgrundseiner Beschaffenheit auch „Gottesbeton“ genanntwird. Naturpark Nagelfluhkette, 2012

Steinköpfle und Steineberg der Nagelfluhkette. Naturpark Nagelfluhkette, 2008

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ALPEN UNTER DRUCK. ERSCHLIESSUNGSPROJEKTE IM ALPENRAUMAlpines Museum des Deutschen Alpenvereins, 14. März 2014 bis 15. Februar 2015

LEITERIN ALPINES MUSEUM: Friederike Kaiser

MITGLIEDER DER PROJEKTGRUPPE: Judith Egger, Rudi Erlacher, Sylvia Fritsch, Beat Gugger, Sylvia Hamberger, Peter Haßlacher, Dr. Tobias Hipp, Andreas Kaiser, Friederike Kaiser, Lina Riedmiller, Jörg Ruckriegel, Catharina Stolz, Sabine Wimmer

RECHERCHEN: Lina Riedmiller, Catharina Stolz, Dr. Tobias Hipp, Sabine Wimmer und die Vertreter der Alpenvereine und Initiativen

WEITERE MITARBEIT: Georg Hohenester, Steffen Reich, Stefan Ritter, Manfred Scheuermann, Veronika Schulz, Martina Sepp, Sandra Tesauro, Benjamin Fünfer

LEKTORAT: Dr. Ilka Backmeister-Collacott

GESTALTUNG: Lutzenberger & Lutzenberger

AUFBAU:Irmgard Bauer, Adriano Coppola, Ulrike Gehrig, Brigid Müller

VERANSTALTUNGEN, MUSEUMSPÄDAGOGIK:Sylvia Fritsch, Andreas Kaiser, Jörg Ruckriegel, Veronika Schulz

PRESSEARBEIT: Ruth Schedlbauer

IN ZUSAMMENARBEIT MIT: Alpenverein Südtirol (Judith Egger), Büro der Alpenkonvention (Markus Reiterer),Bund Naturschutz (Axel Doering, Friedl Krönauer, Paul Grafwallner, Rita Poser),CIPRA Deutschland, CIPRA International (Prof. Dr. Dominik Siegrist), Club ArcAlpin (Veronika Schulz), Club Alpino Italiano (Marco Agnoli, Elena Tovaglieri),Deutscher Alpenverein Sektion Burghausen (Walter Kellermann), Fédérationfrançaise des clubs alpins et de montagne (Hélène Denis), Gesellschaft für ökologische Forschung (Sylvia Hamberger, York von Wittern, Dr. Wolfgang Zängl),Hotel Engstlenalp (Fritz Immer), Initiative Lebenswertes Sexten (Hanspeter Stauder), Initiative Mont Joly (Laurence Mathey), Landesausstellung Nieder-österreich (Prof. Dr. Werner Bätzing, Kurt Farasin, Birgit Schretzmayr), MountainWilderness Deutschland (Michael Pröttel), Mountain Wilderness France (VincentNeirinck), Mountain Wilderness Italia, Mountain Wilderness Österreich (GeorgGruber, Dr. Kerrin Lessel), Mountain Wilderness Schweiz (Katharina Conradin),Oesterreichischer Alpenverein (Liliana Dagostin, Peter Haßlacher), Planinskazveza Slovenije (Irena Mrak, Marijeta Svetel), Schweizer Alpen-Club (MichaelBütler, Ursula Schüpbach, Benno Steiner), Stiftung Landschaftsschutz Schweiz(Matthias Rapp, Prof. Dr. Raimund Rodewald, Anita Wyss), Verein LebenswertesKaunertal, Verein zum Schutz der Bergwelt (Dr. Klaus Lintzmeyer, Rudi Erlacher),WWF Schweiz (Kurt Eichenberger, Dani Heusser)

FILM, FOTOGRAFIE UND WEITERE UNTERSTÜTZUNG:Christian von Almen, Daniel Anker, Dr. Georg Bayerle, Prof. Gion Caminada, Martin Engelboden, Josef Essl, Oswald Fürhaupter, Dr. Pedro Gerstberger, Axel Klemmer, Adrian Michael, Walter Postl, Wolfgang Retter, Christian Riedl, Andreas Riedmiller, Franz Speer, Thomas Zanker

Wir danken dem Bayerischen Fernsehen für die Genehmigung, zahlreiche Fernsehbeiträge kostenlos für diese Ausstellung zu verwenden.

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