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ALTBAU GESTALTE(N) Wissen wie man Altes bewahrt und saniert

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ALTBAU

GESTALTE(N)

Wissen wie man Altes bewahrt und saniert

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GESTALTE(N) www.noe-gestalten.at

Alte Ortskerne und historische Gebäude sind in ihrer Schönheitein wesentlicher Bestandteil dessen, was für uns "Heimat" ausmacht, was unsere Identität prägt. Mit diesem kulturellenErbe wollen wir ganz besonders sorgsam umgehen.

Grundlage für die Bewahrung der gewachsenen Strukturen istdie Sanierung der alten Bausubstanz. Dabei geht es einerseitsum die Erhaltung des überlieferten Ortsbilds, andererseits umIdentitätsstiftung und Vorbildwirkung für die künftige Gestaltungdes baulichen Umfelds

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner

Gibt es für unsere Vergangenheit eine Zukunft?Historische Bausubstanz ist Geschichte zum Angreifen, ist Trägerin von Überliefertem, erzählt von fernen Zeiten und wird dadurch für die Menschen bedeutungsvoll. Denn eine Stadtohne alte Häuser ist wie ein Mensch ohne Gedächtnis.

Altbauten stehen heute vielfach vor der Herausforderung, dem geänderten Nutzungsverhalten der Bewohner und deren wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden. Nur dadurch kannihr Fortbestand gesichert werden. Mit dieser Broschüre möchtenwir Ihnen Wissenswertes rund um das Thema Sanierung vermitteln und damit einem alten Gebäude vielleicht die Chancegeben, wieder in neuem Glanz zu erstrahlen.

Baudirektor Dipl.-Ing. Walter Steinacker

Referatsleiterin Dipl.-Ing. Petra Eichlinger

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I N H A L T

(01) Sanieren macht Sinn! (02) Denkmalschutz(03) Vom Planungs- zum Baubeginn(04) Vom Baubeginn zur Baufertigstellung(05) Altbau Unterscheidung -1900(06) Bauzustandsanalyse(07) Sanierung im historischen Altbau(08) Sanierung im modernen Altbau(09) Barrierefreiheit(10) Ökologisches Bauen(11) Wärmedämmung und ihre bautechnischen Voraussetzungen(12) Begriffserklärungen(13) Baurechtliches(14) Bauberatung von Niederösterreich GESTALTE(N)

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ALTBAU Wissen wie man Altes bewahrt und saniert

ALTBAU, Neuauflage, August 2017

Ein Service des Amtes der NÖ Landesregierung

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ERHALT UND MODERNISIERUNG HISTORISCH WERTVOLLER BAUSUBSTANZ

Es muss nicht immer der Neubau sein der mit Qualitätund Modernität punktet. Vielfach findet gerade der unvergleichliche und nicht reproduzierbare Charme alterBausubstanz besonderen Anklang bei seinen Bewohnern.Der besondere Ausdruck historischer Gebäude wirktaber nicht nur nach innen. Die oft recht aufwändig gestalteten Fassaden stellen unverzichtbare Elementedes Erscheinungsbildes von Niederösterreich dar.Viele Bestandsobjekte entsprechen heute nicht mehr denAnforderungen, die zeitgemäßes Wohnen an sie stellt.Daraus ergibt sich in vielen Fällen der dringende Wunschder Eigentumer ihre vier Wände einer umfassenden Sanierung zu unterziehen. Doch ist es nicht nur der Wunsch nach „adäquatem Woh-nen“ der antreibt, sondern auch die in die Jahre gekom-mene Haustechnik und die oftmals schlechte thermischeQualität der Gebäudehulle die hohe Heizkosten verursacht.Somit ist der Wunsch aus Alt Neu zu machen schnell ge-boren.Dabei ist es gerade bei der Sanierung von Objekten mehrals wichtig strukturiert und vorausschauend an die Arbeitzu gehen. Grundlage dafur ist es den Bestand von Grundauf zu analysieren, notwendige Maßnahmen zu definierenund ein Gesamtsanierungskonzept zu erstellen, denn nurdann ist gewährleistet, dass die getroffenen Maßnahmenein zufriedenstellendes Ergebnis liefern werden.

Jeder kennt den Ausspruch „Zeit ist Geld“. Bei der Sanierung gilt vielmehr „Zeit ist Qualität“.

SANIEREN ALTER BAUSUBSTANZ IST GELEBTERUMWELTSCHUTZ

Diese höchst interessante Erkenntnis lieferte die Studie„Bauen 2020“ der Donau Universität Krems. Aus diesergeht hervor, dass der energetisch optimierte Neubau denVorsprung bestehender Objekte nicht ausgleichen kann.Hintergrund dafur ist die Feststellung, dass die Gesamt-energiebilanz des Neubaus im Vergleich zum gebautenBestand um den „Sockelbetrag der Umweltfolgen derGebäudeerrichtung“ entsprechend größer ist. Das heißt,die Errichtung wirkt sich auf die Umweltfolgen erheblichaus. Laut dieser Studie sogar um das 10 bis 30-fache des jährlichen Gebäudebetriebs. Damit wird klar, was furein energietechnisches Potenzial in alter Bausubstanz schlummert. Sanieren zahlt sich weitblickend gedachtalso aus und macht Sinn.

(01) SANIEREN MACHT SINN!

„Brandlhof“ Radlbrunn, Foto: Roland Meingast

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ERHALT UND MODERNISIERUNG HISTORISCH WERTVOLLER BAUSUBSTANZ

Es muss nicht immer der Neubau sein der mit Qualitätund Modernität punktet. Vielfach findet gerade der unvergleichliche und nicht reproduzierbare Charme alterBausubstanz besonderen Anklang bei seinen Bewohnern.Der besondere Ausdruck historischer Gebäude wirktaber nicht nur nach innen. Die oft recht aufwändig gestalteten Fassaden stellen unverzichtbare Elementedes Erscheinungsbildes von Niederösterreich dar.Viele Bestandsobjekte entsprechen heute nicht mehr denAnforderungen, die zeitgemäßes Wohnen an sie stellt.Daraus ergibt sich in vielen Fällen der dringende Wunschder Eigentumer ihre vier Wände einer umfassenden Sanierung zu unterziehen. Doch ist es nicht nur der Wunsch nach „adäquatem Woh-nen“ der antreibt, sondern auch die in die Jahre gekom-mene Haustechnik und die oftmals schlechte thermischeQualität der Gebäudehulle die hohe Heizkosten verursacht.Somit ist der Wunsch aus Alt Neu zu machen schnell ge-boren.Dabei ist es gerade bei der Sanierung von Objekten mehrals wichtig strukturiert und vorausschauend an die Arbeitzu gehen. Grundlage dafur ist es den Bestand von Grundauf zu analysieren, notwendige Maßnahmen zu definierenund ein Gesamtsanierungskonzept zu erstellen, denn nurdann ist gewährleistet, dass die getroffenen Maßnahmenein zufriedenstellendes Ergebnis liefern werden.

Jeder kennt den Ausspruch „Zeit ist Geld“. Bei der Sanierung gilt vielmehr „Zeit ist Qualität“.

SANIEREN ALTER BAUSUBSTANZ IST GELEBTERUMWELTSCHUTZ

Diese höchst interessante Erkenntnis lieferte die Studie„Bauen 2020“ der Donau Universität Krems. Aus diesergeht hervor, dass der energetisch optimierte Neubau denVorsprung bestehender Objekte nicht ausgleichen kann.Hintergrund dafur ist die Feststellung, dass die Gesamt-energiebilanz des Neubaus im Vergleich zum gebautenBestand um den „Sockelbetrag der Umweltfolgen derGebäudeerrichtung“ entsprechend größer ist. Das heißt,die Errichtung wirkt sich auf die Umweltfolgen erheblichaus. Laut dieser Studie sogar um das 10 bis 30-fache des jährlichen Gebäudebetriebs. Damit wird klar, was furein energietechnisches Potenzial in alter Bausubstanz schlummert. Sanieren zahlt sich weitblickend gedachtalso aus und macht Sinn.

(01) SANIEREN MACHT SINN!

„Brandlhof“ Radlbrunn, Foto: Roland Meingast

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Ziel des Denkmalschutzes ist es, Denkmäler zu „beschüt-zen“ und dauerhaft zu erhalten. Ein Gedanke der dabei verfolgt wird ist, ein lebendiges Bild der Baukunst undLebensweise vergangener Zeiten zu bewahren um gebautes kulturelles Erbe auch für zukünftige Generationenwahrnehmbar und erlebbar zu machen.

WARUM ÜBERHAUPT DENKMALSCHUTZ?

Denkmalschutz bedeutet die Bewahrung beweglicher undunbeweglicher Objekte von geschichtlicher, künstlerischeroder sonstiger kultureller Bedeutung vor Veränderung,Zerstörung oder widerrechtlicher Verbringung ins Ausland aufgrund des Denkmalschutzgesetzes (BGBl. Nr. 533/1923 idF BGBl. I Nr. 170/1999).

Alte Bausubstanz ist eine wichtige und wenn sie zerstörtwird, unwiederbringliche Ressource. Sie ist nicht nur Geschichtsbezug einer Gesellschaft, sondern trägt auchwesentlich zur Lebensqualität bewohnter Räume bei.Wird sie zerstört gehen diese Qualitäten dauerhaft verloren.Daher hat sich der österreichische Gesetzgeber entschieden,reglementierend einzugreifen. Der in Österreich denkmalgeschützte Anteil der Gesamt-baumasse beträgt 2 %. Dies ist im europäischen Vergleichein sehr niedriger Wert.

Ob ein Gebäude unter Denkmalschutz steht kann man an dieser Weiß/Blauen Tafel erkennen, im Grundbuchnachlesen, beim Bundesdenkmalamt erfragen oder imInternet im Denkmalverzeichnis unter www.bda.at recherchieren. Sollte sich ein Objekt nicht in dieser Daten-bank befinden ist es trotzdem ratsam mit dem Bundedenk-malamt Kontakt aufzunehmen, da es im Anlassfall zu

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(02) DENKMALSCHUTZ

„Piwetzhaus“ Stein an der Donau

einer bauhistorischen, kulturhistorischen und historischenUntersuchung und gegebenenfalls zu einer Unterschutz-stellung gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz kommen kann.

Das Bundesdenkmalamt hat für jedes BundeslandAußenstellen, die sogenannten Landeskonservatorate.

Landeskonservatorat für NiederösterreichA-3500 Krems, Hoher Markt 11, GozzoburgTelefon: +43 1 53 415E-Mail: [email protected]

Steht ein Gebäude, oder auch nur ein Teil unterDenkmalschutz, ist vor jeder geplanten VeränderungKontakt mit dem Bundesdenkmalamt aufzunehmen!

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UMBAU EINES DENKMALGESCHÜTZTEN HERRENHAUSES IN WEIDLING

(VORBILDLICH)

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Gewinner der Goldenen Kelle 2011Planer: BÜRO DREER2

Das ehemalige Herrenhaus reicht in seiner Bau-substanz bis in die erste Hälfte des 16.Jahrhundertszurück und belegt mit seiner Seltenheit und Lage im Ortskern die historische Entwicklung Weidlingsüber ein halbes Jahrhundert. Das hakenförmige Anwesen wird bis heute als Wohnstätte für mehrere Generationen genutzt undhat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche baulicheAdaptierungen erfahren.Ziel des Umbaus war eine sensible aber auch zeit-gemäße Umgestaltung des Erdgeschoßes und der Ausbau des bis dato ungenutzten Dachraumes. Die Lage des Objektes inmitten des WeidlingerOrtszentrums ( Kirche, Pfarre, Amtshaus, Kinder-garten, Schule, Naherholung Weidlingbach) und seiner ortsbildprägenden Wirkung forderten eine behutsame und zurückhaltende Ausgestaltung der neu hinzugefügten Dachzone.Straßen - und gartenseitig geplante Gauben erweitern den nutzbaren Raum des Dachgeschoßes,Dachflächenfenster sorgen für die notwendige Belichtung der geplanten Aufenthaltsräume.Im Zuge der Neueindeckung bzw. Sanierung desDachstuhls wurde die gesamte Dachfläche inklusiveGaupen einheitlich, mit dem Stil des Gebäudes entsprechenden Strangfalzziegel eingedeckt.

Fotos: Kurt Kuball

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(03) VOM PLANUNGS- ZUM BAUBEGINN

Wenn die Entscheidung für eine Sanierung gefallen ist, ist es wichtig alle für das geplante Bauvorhaben relevan-ten Grundlagen zu erheben und zu sammeln. Eine opti-male Unterstützung in dieser 1. Phase ist dieBauberatung von NÖ gestalten, ein firmenunabhängiges Informations-und Orientierungsgespräch.Neben wichtigen Rechtsgrundlagen wie Flächenwidmungs-plan, Bebauungsplan und Grundbuchsauszug muss abgeklärt werden, ob das Gesamtobjekt oder Teile davonmöglicherweise unter Denkmalschutz stehen. Im Archiv der Baubehörde können sich Pläne des Bestands-objektes befinden, die aufwändige Neuvermessungen erleichtern bzw. ersparen können. Auch altes Fotomaterial kann wichtige Aufschlüsse überBaumängel der Vergangenheit geben und die Planungder Sanierungsmaßnahmen erleichtern.Eine wichtige Quelle kann auch das Grundbuch sein, ausdem Vorbesitzverhältnisse oder einstmalige Nutzungenentnommen werden können, die mitunter recht auf-schlussreich sein können.

Ist der Rahmen der generell angedachten baulichenMaßnahmen definiert, muss ein Investitionsplan erstelltwerden um Überblick über die zur Verfügung stehendenfinanziellen Mittel und die mögliche Gesamtinvestitions-summe bekommen zu können.

Sobald die geplanten baulichen Maßnahmen und die zurVerfügung stehenden Mittel definiert sind, kann ein Pla-ner beauftragt werden der eine tiefergehende und fachmänni-sche Untersuchung der Bausubstanz vornimmt. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für den Umfangder Sanierungsmaßnahmen und den Entwurf für architektonische Veränderungen. Sind alle Vorfragen geklärt und der Entwurf mit dem Bauherrn abgestimmt,können die Kosten geschätzt und in einer Kostenberechnunggenauer erfasst werden.

Sobald der Planer die Einreichunterlagen zur Genehmigungbei der Baubehörde und bei denkmalgeschützten Objektenauch beim Bundesdenkmalamt eingereicht hat kann paralleldazu mit der Ausführungs-und Detailplanung sowie im Hinblick auf die Beauftragungen der Firmen mit derErstellung der Leistungsbeschreibungen und Ausschrei-bungsunterlagen begonnen werden.Empfehlenswert ist auch die Durchführung einer Beweis-sicherung vor Baubeginn. Darunter versteht man eine Foto-dokumentation der angrenzenden Gebäude um eventuellbereits bestehende Mängel an Nachbargebäuden erfassenzu können.

Der Baubeginn muss bei der Baubehörde (§26 der NÖ BO2014) angezeigt werden.

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DIESES ORGANIGRAMM BEZIEHT SICH AUF EIN KONKRETES BAUVORHABEN UND ERHEBT KEINEN ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT

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(04) VOM BAUBEGINN ZUR BAUFERTIGSTELLUNG

Wenn auf der Baustelle gleichzeitig oder aufeinanderfol-gendmindestens ein Arbeitnehmer mehrerer Unter-nehmen tätig ist, muss gemäß demBaustellenkoordinations-gesetz vom 1. Juli 1999 ein Koordinator für den Sicher-heits- und Gesundheitsschutz bestellt werden. Gemäßden geplanten Baumaßnahmen muss dieser die möglichenGefahren bedenken und die entsprechenden Schutz-maßnahmen treffen. Das grafische Instrument hierfürbezeichnet man als SIGE-Plan.

Ratsam aber nicht verpflichtend ist der Abschluss einerBauherrnversicherung sowie, wie bereits erwähnt, dieDurchführung einer Beweissicherung.

Sobald eine rechtskräftige Baugenehmigung und auch dieGenehmigungen für etwaige Beanspruchung von öffentli-chem Gut vorliegen kann mit dem Bau begonnen werden.

Empfehlenswert für einen reibungslosen Planungs- und Bauablauf ist die Erstellung eines Bauzeitplans in dem die gesamte Abwicklung (Planungsschritte,Firmen-beauftragungen, usw.) grafisch und übersichtlich dargestellt wird. Parallel dazu sollte auch eine permanenteKostenkontrolle erfolgen.

Sofern der Planer auch mit der Abwicklung des Baus be-auftragt wurde, hat er damit die örtliche Bauleitung überund kontrolliert die technisch, zeitlich und kostenrichtigeAusführung der Leistungen. Zudem prüft der Planer dieeingelangten Rechnungen auf ihre Richtigkeit und gibtsie für die Bezahlung durch den Bauherrn frei.Vor Zahlung der Schlussrechnung sollten möglichst allenoch vorhandenen Mängel behoben werden.Ratsam ist zudem auch die Vereinbarung eines Haftungs-rücklasses, der als Sicherstellung dafür dient, sollte der Auftragnehmer die ihm aus der Gewährleistungobliegenden Pflichten nicht erfüllen.

Sind die Arbeiten abgeschlossen, ist dies der Behörde mit einer Fertigstellungsanzeige (§ 30 der NÖ BO 2014) bekannt zu geben.

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Foto: Kurt Kuball

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DIESES ORGANIGRAMM BEZIEHT SICH AUF EIN KONKRETES BAUVORHABEN UND ERHEBT KEINEN ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT

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(05) ALTBAU UNTERSCHEIDUNG -1900

SANIERUNG HISTORISCHER ALTBAUTEN(BAUJAHR VOR 1910)

Beitrag von Roland Meingast

Noch immer wenig bekannt ist, dass es bei der Altbau-sanierung im doppelten Wortsinn einen fundamentalentechnischen Unterschied zu beachten gibt. Noch vor derBauzustandsanalyse sollte man daher als allererstes herausfinden ob das Gebäude, oder der Gebäudeteil, denman sanieren möchte, vor 1900 oder nach 1910 gebautwurde. Denn in der Zeit nach dieser Jahrhundertwendesetzte sich rasch eine neue Technik durch, nämlich die Fundamentabdichtung, anfangs nur mit einer LageTeerpappe.

Abdichtung oder nicht Abdichtung?In den Jahren und Jahrhunderten vor 1900 gab es dagegenpraktisch nie eine Feuchtesperre (Abdichtung) zwischendem Fundament und den darauf gebauten Mauern der Häuser. Wir ziehen daher hier die technische Grenze zwischen den „modernen“ und den „historischen“ Altbauten.

Anders aber nicht unbedingt schlechter!Die historischen Altbauten haben deswegen keinenschweren Mangel, man muss nur mit anderen, für diesevorindustrielle technische Situation geeigneten Sanierungstechniken und Baumaterialien vorgehen. Man kann nicht einfach 1:1 die bewährten und bekanntenSanierungsmaßnahmen für moderne Altbauten auch im historischen Bestand anwenden. Den Unterschied zu ignorieren kann zu erheblichen Bauschäden führen. Aus diesem Unwissen stammt leiderauch das verbreitete Vorurteil: „Was wollt‘s denn mit soana alt‘n Hüttn, die kann man eh nur wegreißen!“

Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießenNatürlich wäre es technisch das Einfachste, nachträglicheine passende Fundamentabdichtung einzubauen. Aberbei Wohngebäuden ist das erfahrungsgemäß in den mei-sten Fällen weder wirtschaftlich vertretbar noch tech-nisch möglich. In der Vortragsreihe von NiederösterreichGESTALTE(N) und fallweise in Einzelberatungen werdenmögliche kostengünstige aber fachgerechte Lösungenfür diesen kritischen Bereich besprochen. Grundsatzdabei ist die Diffusionsoffenheit aller Aufbauten. Dasheißt also, statt aufwändig zu versuchen die Feuchte ab-zusperren, wird der Feuchte - Nachschub durch gezielteSanierungsarbeiten nur möglichst stark gedrosselt.Gleichzeitig wird das bestmögliche Abtrocknen des Mauer-

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werks durch die historischen „Originalersatzteile“, näm-lich Kalk- oder Lehmputzmörtel wiederhergestellt. Spe-ziell die unzähligen historischen Lehmhäuser desWeinviertels wurden und werden ja leider mit modernenBaumaterialien und -techniken häufig eher „kaputtsa-niert“. Zement- oder Kalkzement-Außenputze z.B. behinderndie Verdunstung von Restfeuchte weit mehr als die originalen Lehm- oder Kalkputze und sie sind auch weithärter und starrer, so dass sie sich z.B. mit der Zeit sogarvon der Fassade lösen können. Der Grund: In früherer Zeit war es nicht üblich Häuserfrostfrei zu fundamentierten und so bewegen sich diesealten Gebäude im Jahreslauf immer ein bisschen. Das kleinteilige Ziegelmauerwerk mit dem elastischenLehm- oder Kalkmörtel macht das jahrhundertelangschadlos mit. Abgesehen von harmlosen feinen Haarris-sen passiert nichts. Erst wenn unbedacht Drainagen ent-lang der Fundamente gegraben und mit Schotter gefülltwerden, ist das Risiko groß, dass es zu schweren Set-zungsschäden durch abwechselnde Austrocknung undBewässerung des Bodens unter den flachen Fundamentenkommt. Erfahrungsgemäß sind über 90% aller angelegtenDrainagen im historischen Altbau im günstigsten Fall

nutzlos. Häufig sind nämlich Feuchte und Schimmel eine Folge von Versalzung, besonders in ehemaligen Stallbauten.Alle teuren Maßnahmen gegen „aufsteigende Feuchte“würden hier wirkungslos bleiben, wenn es die möglicher-weise gar nicht gibt, sondern Versalzung und damit hygroskopische Feuchte aus der Luft die Ursache ist.

Daher ist eine systematische Bauzustandsanalyse sowichtig um die Ursachen der Mängel zu finden. Da gibt esz.B. oft Regenfallrohre, die scheinbar sauber im Bodenverschwinden. Gräbt man aber auf, entdeckt man oft eindesolates, altes Betonrohr, das schon seit vielen Jahrenheimlich die Hausecke von unten bewässert.

Abhilfe können auch ganz einfache Maßnahmen (immeram besten entlang der, aus der Bauzustandsanalyse abgeleiteten Sanierungscheckliste) schaffen. z.B. beistarkem Regen vors Haus gehen und schauen, ob dasWasser vom Dach auch wirklich, wie bisher geglaubt indie Dachrinne fließt? Dachrinnen mit funktionierendenAbläufen, die das Regenwasser vollständig mindestensetliche Meter vom Haus weg bringen, gehören zu denwichtigsten und wirkungsvollsten Sanierungsmaßnahmen.

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(06) BAUZUSTANDSANALYSE

Beitrag von BM Franz Mayer, Roland Meingast

Die Bauzustands-Analyse ist ein Instrument, für die Beurteilung des Zustandes von Gebäuden. Es soll einHilfsinstrument für die strukturierte Sichtbarmachungvon Gebäuden aller Art sein. Vor Sanierungsarbeiten sollten die Bauherren bzw. die Bauwilligen sich selbst einBild von ihren zu sanierenden oder instand zu setzendenGebäuden machen. Jedes Gebäude hat seine spezifischenProblemfelder bzw. seine Eigenheiten. Mit dieser Auflistung von Problembereichen kann jederLaie sein Objekt nach optisch sichtbaren Schwachstellenbzw. nach ihrem Zustand beurteilen. Ein besonderes Augen-merk ist auf die Reihenfolge des Sanierungsablaufes zulegen. Jeder Bauherr sollte mit offenen Augen den nach-stehenden Ablauf mit seinen Worten dokumentieren.

Diese Checkliste ist ein Hilfsinstrument für das Gesprächmit einem Fachmann über die notwendigen Sanierungenihres Objektes. Sie ersetzt aber nicht eine fachkundigeAnalyse der Problemstellung vor Ort.

Die BAUZUSTANDSANALYSE sollte für folgende Bereicheangewendet werden:

Diese Auflistung stellt eine chronologische Reihenfolgedar, in welcher die Bereiche begutachtet und auch in An-griff genommen werden sollten. Es macht zum Beispiel wenigSinn die Heizungsanlage zu erneuern, bevor das Gebäudewärmetechnisch saniert wurde. Die Heizungsanlage wärevermutlich überdimensioniert und würde unnötig viel Energie verbrauchen und einen schlechten Wirkungsgradaufweisen. Daher sollte jeder Sanierungsmaßnahme einGesamtsanierungskonzept zu Grunde liegen, um alle Einzel-maßnahmen optimal aufeinander abstimmen zu könnenund das bestmögliche aus seinem Objekt und der getätigtenInvestition herausholen zu können.

Daher beginnt die Bauzustands-Analyse immer mit dem Dach!

01) DACH02) FUNDAMENT03) KELLERMAUERWERK04) KANAL05) AUSSENMAUERWERK06) FENSTER UND TÜREN07) PUTZ08) DECKEN UND FUSSBÖDEN09) BALKON10) ELEKTROINSTALLATIONEN11) SANITÄRINSTALLATIONEN12) HEIZUNG13) LÜFTUNG

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DAS DACH

Ist der Dachstuhl in Ordnung? Wenn von außen statt einesgeraden Dachfirsts eine wellenförmige Firstlinie zu sehenist, dann weist das auf Schäden im Dachstuhl hin.Ein wichtiger Bauteil ist der waagrechte Bundtram. DieserQuerbalken stammt aus der Zeit bevor ein moderner „Betonkranz“ dem Dachstuhl Halt gab. Sie liegen meistknapp über der obersten Geschoßdecke im Dachboden.Sie verhindern das langsame Auseinanderschieben desDaches aber nur solange, als diese Balken die gegenüber-liegenden Mauerbänke zuverlässig miteinander verbinden. Oft lockern sich die Verbindungsklammern inden dunklen Ecken unbemerkt im Laufe vieler Jahrzehnte.Daher rechtzeitig kontrollieren. Den Zimmermeister zuRat ziehen, für Reparaturen oder wenn so ein „Trumm“ bei einem Umbau oder Dachausbau im Weg wäre, dannkeinesfalls ersatzlos absägen!Ein Dachausbau lohnt sich bei den meist schmalen,niedrigen Dachstühlen der historischen Altbauten vomPreis/Leistungsverhältnis her eher nicht. Ein modernerZubau kann da sinnvoller sein.

DAS DACH BESTEHT AUS:

a) HolzkonstruktionDie zimmermannsmäßige Holzkonstruktion des Hauptge-spärres inklusive der Sparren und Latten soll auf möglichenSchimmelbefall oder Modrigkeit hin untersucht werden.

SANIERUNGS-TIPP:Die Haltbarkeit einer Dachkonstruktion verlängert sich um Jahrzehnte, wenn der Dachraum ständig belüftet ist.

b) VerblechungDie Dachrinnen und Abläufe sowie die Verblechungen (Kamineinfassung, Ortgangverblechungen, usw.) sind aufihren Zustand hin zu überprüfen.

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c) DacheindeckungAus welchem Material besteht die Dacheindeckung? Wie istder optische Zustand der Dacheindeckung ? Sind eventuellLöcher in der Dacheindeckung sichtbar?

SANIERUNGS-TIPP:Auch die Lebensdauer einer Dachdeckung verlängert sich,wenn der Dachraum permanent belüftet ist. Zudem solltenmindestens einmal im Jahr die Dachrinnen von Laub undMoos gereinigt werden und die Rinnen sowie Ablaufrohreauf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden.

d) RauchfangDer Rauchfang mit dem dazugehörigen Kaminkopf ist mei-stens in einem sanierungsbedürftigen Zustand, d.h. der Ver-putz fällt ab und die Abdeckungen sind abgewittert.

SANIERUNGS-TIPP:Vor der Sanierung des Rauchfanges sollte unbedingt derRauchfangkehrer kontaktiert werden, um zu klären, ob dieDimension des Querschnittes noch der aktuellen Heizquelleentspricht. Tut er dies nicht besteht Versottungsgefahr.

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DAS FUNDAMENT

Für die Fundamentsanierung ist Fachwissen erforderlich,jedoch kann bei der Erstbeurteilung natürlich von einemLaien festgestellt werden, wie tief das Fundament ist undaus welchem Material es besteht. Bei dieser Untersuchungsollte darauf geachtet werden, ob eine Horizontalabdich-tung vorhanden ist. Fundamente können aus unter-schiedlichsten Materialien bestehen wie z.B. Kalkstein,Findlingen, Granitstein oder in jüngerer Zeit aus Beton.Die historischen bzw. sehr alten Gebäude haben oftmalssehr geringe Fundamenttiefen. Wird der Bereich unterhalb des Fundamentes (Druckkegel),der zur Lastabtragung dient untergraben, kann dies schnell zu massiven Schäden am Gebäude führen!

Hier ist die Lage der Horizontalabdichtung sehrschön erkennbar und zwar am Unterschied zwischen feuchtem und trockenemMauerwerk.

Auch können die alten Kalkmörtel der Naturstein-fundamente nach 100 Jahren ausgelaugt, Lehmmörtelkann ausgeschwemmt worden sein. Typische, miteinanderkorrespondierende, schräge Risse in den Außenwändensignalisieren z.B. ein vom Haus wegkippendes Außen-mauereck.Für die Auswahl der angemessenen Methode zur Funda-ment-sanierung ist jedenfalls Verständnis und bautechni-sches wie auch statisches Fachwissen nötig.Je nach Schadensgrad genügt das Ausmauern schadhafterFundamentstellen mit Trasskalkmörtel, bei schwer-wiegenderen Schäden muss z.B. mit abschnittsweisemUnterfangen gearbeitet werden. Bei Fundamenten sollte zudem auch geprüft werden, obeine Horizontalabdichtung vorhanden ist. Bei Steinfunda-menten die nicht horizontal abgedichtet werden können,sollte zwischen Gelände und Sockelputz mind. eine 3 cmbreite Verdunstungsfuge hergestellt werden. Außerdemsollte in einer Höhe von ca. 30 cm zusätzlich eine Putz-fuge ausgebildet werden. Dieser Streifen ist als War-tungszone zu betrachten, hier muss in regelmäßigenAbständen Putz instand gesetzt werden.

SANIERUNGS-TIPP:Die Abdichtung darf auf keinen Fall überputzt werden, dader Putz Feuchtigkeit wie ein Docht an der Abdichtungvorbei nach oben leiten würde. Eine Unterbrechungim Putz mittels einer Fuge verhindert, dass aufsteigendeFeuchtigkeit weiter nach oben gelangen kann

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SANIERUNGS-TIPP:Die Abdichtung darf auf keinen Fall überputz werden, dader Putz Feuchtigkeit wie ein Docht an der Abdichtungvorbei nach oben leiten würde. Eine Unterbrechungim Putz mittels einer Fuge verhindert, dass aufsteigendeFeuchtigkeit weiter nach oben gelangen kann

Vertikale Abdichtung im Außenbereich

SANIERUNGS-TIPP:Nach durchgeführten Arbeiten im Fundamentbereichdarf der Arbeitsgraben nicht mit Schotter, sondern nurmit bindigem Bodenmaterial (Lehm/Löss) hinterfülltwerden. Das Material sollte lageweise(ca. 20cm) und gutverdichtet, mit einem leichten Gefälle vom Gebäude wegeingebracht werden. Dies verhindert, dass sich Nieder-schlagswässer wie in einem Burggraben um das Hausherum sammeln würden.

DAS KELLERMAUERWERK

Alte Gebäude sind meistens nicht unterkellert bzw. weisennur Teilkeller auf. Diese Keller sind meistens mit Steinengemauert und mit Ziegelgewölben ausgelegt. Hier ist eswichtig zu überprüfen, ob Risse und Sprünge vorhandensind. In historischen Kellern war üblicherweise kein Innen-putz vorhanden. Später als die Keller verputzt wurden entstanden oftmals Feuchtigkeitsschäden. Die ständigeBelüftung der vorhandenen Erdkeller ist daher ein Muss,wird aber meistens vernachlässigt. Aus diesem Grundkommt es immer wieder zu Feuchtigkeitsschäden.

SANIERUNGS-TIPP:Kellermauerwerk aus Stein sollte nicht verputzt werden.Weitaus besser wäre lediglich die Fugen mit Mörtel zu verschließen. Bei Ziegelmauerwerk kann ein Verputz aufgebracht werden, sofern außen vertikal und horizontal ab-gedichtet wurde. Wenn nicht sollte auf Verputz verzichtetwerden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die Kellerräume ständigzu be- und entlüften, speziell in den Wintermonaten, da indieser Zeit die Luftfeuchtigkeit gering ist. In den Sommermonaten sollten die Kellerfenster daher geschlossen bleiben,da sonst von außen hohe Luftfeuchtigkeit eingebracht wirdund die Bildung von Kondensatfeuchte begünstigt wird.

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DER KANAL

Dem Kanal wird bei einer Sanierung vordergründig keinerBedeutung beigemessen, da er unsichtbar ist und ange-nommen wird, dass alles funktioniert. Vor einer General-sanierung muss der Kanal von einer Fachfirma begutachtetwerden. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten ist esbereits möglich auch sehr klein dimensionierte Kanäle mitKameras zu befahren. Es sollte aber bei einer Befahrungdas Stück vom Gebäude bis zur öffentlichen Kanalanlagenicht vergessen werden. Dasselbe gilt auch für die Regen-wasserkanäle mit den Abfallrohren. Wenn der Kanal nichtan das öffentliche Ortsnetz angeschlossen ist sind die Senk-gruben auf Dichtheit zu prüfen. Sollten Sickerschächte für das Regenwasser vorhanden sein, sind sie ebenfallsauf Funktionstüchtigkeit zu prüfen.

SANIERUNGS-TIPP:Bei einer Sanierung sollten die Kanalleitungen zur Gänzegetauscht werden, da die Dichtheit speziell bei denMuffen durch den Materialverschleiß der Dichtungen nichtgegeben ist. Ein genaueres Bild über den Zustand kannmit einer Kanalkamera erhoben werden.

DAS AUSSENMAUERWERK

Im historischen Altbau findet man als AußenmauerwerkNatursteine, Ziegel, Lehmmauerwerk und fallweise Holzvor, ab den 50er Jahren kleinformatige Ziegeln, Schlak-kensteine und ab der 70iger Jahre Hochlochziegel, Gasbe-ton und Blähtonsteine. Wenn die Außenwände horizontalabgedichtet sind, kann ein Vollwärmeschutzverbund-system aufgebracht werden. Wenn nicht, ist aus bauphysi-kalischen Gründen von einem Vollwärmeschutzverbund-system dringend abzuraten. Der nicht im Fundament horizontal abgedichtete Altbau muss in der Regel ständigFeuchte durch Wasserdampfdiffusion über die Außen-wände an die vorbeistreichende Außenluft abgeben kön-nen. Durch die Aufbringung eines Vollwärmeschutzeswird dieser Effekt unterbunden - Feuchteschäden sindlangfristig die Folge.

SANIERUNGS-TIPP:Für die Trockenlegung von feuchten Mauern sieht die Ö-Norm B3355 drei verschiedene Verfahren vor – dasmechanische Verfahren, das Injektionsverfahren und dasElektrophysikalische Verfahren. Diese Verfahren sind in derRegel aber recht aufwändig und kostenintensiv. Alternativdazu kann man bei Drosselung des Feuchtenachschubesund gleichzeitiger Austrocknungsmöglichkeit für das Mauer-werk sowie unter Gewährleistung der Diffusionsoffenheitein zufriedenstellendes Sanierungsergebnis erzielen.

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Versalzenes MauerwerkHäufig kommt in ehemaligen Stallungen „Saliter“ vor. Das sind wattige Ausblühungen, die auf hohen Gehalt bauschädlicher Salze hinweisen.

SANIERUNGS-TIPP:Hier kann es wirtschaftlich sinnvoller sein solcheWände abzutragen und zu ersetzen als sie aufwändigzu sanieren, denn „Sanierputze“ sind auf solchem Mauerwerk nur eine Lösung auf Zeit und müssen regelmäßig erneuert werden. Deswegen muss manaber nicht gleich an einen Vollabbruch des Gebäudesdenken, sondern nur jene Mauerwerksteile austauschen, die zu stark belastet sind.

DIE FENSTER UND TÜREN

Im Altbau wurden früher Kastenfenster mit nach außenaufschlagenden Flügeln ausgeführt. In den 50er Jahrenwurden diese Kastenfenster teilweise gegen Verbundfen-ster und in der Jetztzeit gegen Isolierglasfenster ge-tauscht. Bei der Erstbeurteilung sind meistens derAnstrich und auch der Beschlag in einem sanierungsbe-dürftigen Zustand. Auch die Proportion und dadurch dietechnische Funktionsfähigkeit der Fenster-und Türkon-struktionen spielen eine sehr große Rolle. Wird ein Vollwärmeschutz geplant, dann sind die Fensterzu tauschen bzw. die bestehenden zumindest an die Außenkante des Mauerwerkes zu setzen. Die modernenFenster haben sehr hohe Dichtheitswerte und sind dahernur bedingt für Altbauten geeignet, die über keine Horizontal-abdichtung verfügen, da kein Luftwechsel stattfinden kann.

SANIERUNGS-TIPP:Ziel sollte sein, die ursprüngliche Leistungsfähigkeit deshistorischen Kastenfensters durch eine Fenstersanierungwiederzuerlangen. Bei Einzelfenstern kann die Ergänzungeiner raumseitigen zweiten Fensterebene eine gute Lösungdarstellen. Das moderne Isolierglasfenster gewährleistetdann die thermische Verbesserung, das optische Erschei-nungsbild des alten Fensters bleibt aber bestehen. Dieskann bei alten Kastenfenstern auch mit dem Austauschdes Innenflügels erreicht werden.

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DER PUTZ

Die Putzschichte am Mauerwerk ist ein wichtiger Faktorbei der Beurteilung des statischen Gefüges eines Objektes. Der Fachmann kann aufgrund der Rissbildungfeststellen, ob das Gebäude statische Probleme durchSetzungen hat bzw. ob Probleme der Standfestigkeit vorliegen. Hier ist empfehlenswert, bevor noch der Putzentfernt wird, Bilder anzufertigen oder einen Fachmannzu Rate zu ziehen. Die verwendeten Materialien von Außenputzen haben sichin den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Bis um die Jahrhundertwende wurden ausschließlichKalkputze mit geriebener oder geglätteter Oberflächeverwendet. In der Nachkriegszeit wurde bereits mit Kalk-zementmörtel verputzt und seit den 70er Jahren sind häufig Vollwärmeschutzfassaden anzutreffen.

SANIERUNGS-TIPP:An historischem Mauerwerk sollten nur Kalkputze ausgeführt werden, da sie sehr elastisch und wasser-dampfoffen sind. Außerdem dürfen diese Putze nur mit Kalk oder Mineralfarben gefärbelt werden, da sonst die Diffusionsfähigkeit eingeschränkt wird. Der Sockelputz ist immer als Wartungszone zu betrachten, hier muss in regelmäßigen Abständen der Putz instand gesetzt werden. Es sollte mindestens eine 3 cm breite Verdunstungsfuge,zwischen Gelände und Sockelputz hergestellt werden. Außerdem sollte in einer Höhe von ca. 30 cm zusätzlich eine ca. 1 cm breite Fuge ausgebildet werden. An der Innenseite sollte ebenfalls eine Verdunstungsfuge von 3 cm über der Fußbodenoberkante ausgeführt werden.

Traditionelle ländliche Gebäude wurden immer der Kontur folgend verputzt. Das ist sparsam, ergibt die wenigsten Spannungen im Putz und ist daher am Dauerhaftesten. Mit den Jahrhunderten neigten sich die Bauten auch gerne ein wenig aus der Senkrechten. Zusammen mit den gerundeten Ecken sollte man das mit den Original - Materialien, also mit Kalk- oder Lehmputzen wieder so herstellen. Ein Fehler wäre es, aufwändig zu versuchen normgerechte Ebenflächigkeit und lotrechte, scharfe Kanten herzustellen. Das kann aufgrund der daraus sich ergebenden unterschiedlichenPutzstärken zu vermehrter Rissbildung führen und wider-spricht zudem dem charakteristischen Erscheinungsbildalter Bausubstanz.

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SONDERFALL – HAUSSCHWAMM

Bei Objekten ohne Unterkellerung und ohne Horizontal-abdichtung sollte besonders auf die Gefahr von Haus-schwamm geachtet werden. Die sichtbaren Zeichen fürHausschwamm sind vermodertes, würfelig gebrochenesHolz. Sollten solche Anzeichen sichtbar werden ist unbedingt eine fachkundige Person zu Rate zu ziehen.Auch das Institut für angewandte Mikrobiologie / BOKUin Wien kann Auskunft geben. Für eine nachhaltige Entfernung dürfen nicht nur diebefallenen Stellen sondern das ganze Haus untersuchtwerden. Geschieht dies nicht können nach der SanierungReste des Hauschwammes wieder aktiv werden undorganisches Material vor allem Holz befallen und in sehrkurzer Zeit zerstören.

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DIE DECKEN UND FUSSBÖDEN

Die Art der vorhandenen Decken ist nur von einemFachmann genau zu bestimmen. Als Laie kann man nurfeststellen z.B. durch Klopfen, ob eine massive Deckeoder eine Holzdecke vorhanden ist.Bei Wohnhäusern vor der Jahrhundertwende wurdenfast ausschließlich Holzdecken in Form von Dippel-baumdecken oder Tramdecken verwendet. Sofern dieAuflagerköpfe noch in Ordnung sind, sind diese Deckenimmer noch funktionstüchtig.

SANIERUNGS-TIPP:Wichtig für diese Decken ist, dass die vorhandeneLehmschichte nicht entfernt, sondern wenn notwendig,erneuert wird. Dachbodenseitig kann zur wärmetech-nischen Verbesserung eine diffusionsoffene Wärme-dämmung aufgebracht werden.Die Oberfläche von Holzböden sollte auf keinen Fallversiegelt, sondern geölt werden. In die Hohlräumeder Unterkonstruktion sollte ein Schüttdämmmaterialeingebracht werden, dass keine Feuchtigkeit aufnimmt.

ACHTUNG!Der Hausschwamm ist eine der größten Gefahren im Altbau!

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DER BALKON

Balkone im historischen Altbau waren meist als Holz- bzw.Gusseisenkonstruktionen ausgeführt. In den 60er Jahren begann das Zeitalter der auskragendenStahlbetonplatten. Durch die dadurch entstehende Wärmebrücke kommt es im Inneren immer wieder zubauphysikalischen Problemen durch Kondensat- unddamit Schimmelbildung.

SANIERUNGS-TIPP:Bei einer wärmetechnischen Verbesserung der Außenhülle sollte man daher überlegen, entweder den Balkon restlos zu entfernen oder einzuhausen und in die beheizte Gebäudehülle zu integrieren.

DIE ELEKTROINSTALLATION

Vor einer Sanierung sollte ein Blick in den bestehendenZählerkasten geworfen werden. Sind noch Schraubsicherungen vorhanden so kann daraufgeschlossen werden, dass es sich um ein veraltetes Leitungssystem ohne Erdung handelt. Im Zuge einer Generalsanierung sollte dieses natürlichkomplett erneuert werden.

SANIERUNGS-TIPP:Sollten sie bezüglich der Elektroinstallation unsichersein gibt ein Elektroattest konkret Aufschluss ob diese noch dem Stand der Technik entspricht

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DIE SANITÄRINSTALLATIONEN

Oftmals sind Altbauten noch mit Wasserleitungen aus Blei ausgestattet. Da der Konsum von Wassermit erhöhten Bleiwerten gesundheitsschädlich ist, sollten im Zuge einer Generalsanierung alle Wasser-leitungen ausgetauscht werden.Dabei könnte auch die Trennung von Nutz- und Trink-wasser angedacht werden.

DIE HEIZUNG

Die Heizung erfolgte bei Altbauten mit Einzelöfen. Bau-physikalisch hatte dies den Vorteil, dass sie durch dieVerbrennung Frischluft ansaugten und Schadluft abführtenund damit ein ständiger Luftwechsel und Feuchteab-transport gegeben war. Nachteilig war natürlich die notwendige permanente Betreuung.

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SANIERUNGS-TIPP:Die Heizsysteme bei Altbauten bzw. bei historischenGebäuden sollten auf Niedertemperatur umgestellt werden. Demnach werden heute vielfach Wand- undFußbodenheizungen eingebaut. Das Prinzip einer solchen Wärmestrahlung ist, dass nicht die Raumluft erwärmt wird, sondern die umgebende Gebäudehülleund damit eine gleichmäßige Wärmeverteilung an allen Außenwänden gewährleistet ist.Strahlungswärme erzeugt beim Menschen ein hohes Gefühl von Behaglichkeit.

DIE LÜFTUNG

Bei alter Bausubstanz war Lüften nicht notwendig, dadurch die Beheizung, durch die Kastenfenster und nicht zu dichte Gebäudehülle ein ausreichender Luftaustausch vorhanden war. Bei den heutigen dicht auszuführendenGebäuden ist zur Gewährleistung des erforderlichenLuftwechsels eine kontrollierte Lüftungsanlage fast unerlässlich, denn durch die luftdichte Bauweise kommt es sehr rasch zu Schadstoffkonzentrationen, die das Wohlbefinden und die Gesundheit sehr stark negativ beeinflussen können.

SANIERUNGS-TIPP:Alte Kamine können zu Installationsschächten für neue Haustechnik wie kontrollierte Lüftungsanlagenverwendet werden. Wer keine haustechnischen Maßnahmen setzenmöchte kann einen nicht genutzten Kaminstrang, auchzur passiven Lüftung nutzen, da durch den Kamineffekteine Luftzirkulation stattfinden kann.

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(07) SANIERUNG IM HISTORISCHEN ALTBAU

Beitrag von Roland Meingast

THERMISCHE SANIERUNG, ABER WIE?Ein Vollwärmeschutz auf historischen Fassaden würdemehr zur Entstellung des Gebäudes beitragen als die dicksten Putzlagen. Aber noch schwerer spricht einetechnische Eigenheit dieser Altbauten dagegen: Der nichtim Fundament horizontal abgedichtete Altbau muss inder Regel ständig Restfeuchte über die Sockelzone an dievorbeistreichende Außenluft abgeben können. Bekommter einen dichten Kunststoff-Mantel aufgeklebt, beginntdie Restfeuchte deutlich weiter aufzusteigen und Schädenzu verursachen (abplatzender Innenputz).

Dagegen sind kapillar feuchteleitfähige Innendämmungenein geeignetes Mittel den hohen Heizenergieverbrauchz.B. von Steinmauern markant zu verringern. Wichtig istjedoch, dass solche Innendämmplatten immer hohlraumfreiverlegt werden. In Frage kommen dafür je nach technischer

Situation Mineralschaumplatten, Schilfdämmplatten oderHolzweichfaserdämmplatten. Im erdberührten Bodenaufbau hat sich rein mineralischesPerlit als Dämmstoff am besten bewährt. Bei der obersten Geschoßdecke sind wirksame Wärme-dämmmaßnahmen zur deutlichen Reduktion des Wärme-verlustes zum Dachraum zu setzen.

Beheizung: Technisch und gesundheitlich optimal sind insolchen Altbauten Wandheizungen unter Putz, z.B. aufder Innendämmung der Außenwände. Das Heizungs-warmwasser für diese Zentralheizung wird tendenziellam günstigsten mit Biomasse wie Pellets erzeugt. Wegendes, im Vergleich zum modernen Niedrigstenergie undPassivhaus doch relativ hohen verbleibenden Heizener-gieverbrauchs wird der Einsatz von Wärmepumpen oderteilsolarer Raumheizung hier eher nicht wirtschaftlichsinnvoll sein.

AUSREICHEND FRISCHLUFT?Der ausreichende Luftwechsel (ca. 0,5 mal pro Stunde)ist im historischen Altbau nicht nur wegen der Gesundheitnotwendig, sondern zugleich auch zum Abtransport dergeringen, aber ständig anfallenden Feuchte. Die altenEinzelöfen bewirkten das mehr oder weniger ausreichendin der Heizperiode nebenbei. Um die Innenraumluftfeuchte im gesundheitlich optimalenBereich von 40 – 60% zu halten gibt es heute einfache,feuchtegesteuerte Lüftungsgeräte am Markt, die z.B. indie Außenwand und einen stillgelegten Kaminschachteingebaut werden können und so Tag und Nacht für gutesRaumklima sorgen.

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Planer: BÜRO DREER2

Durch die veränderten Nutzungsbedingungen derneuen Besitzer wurde eine Umgestaltung des Wohn-traktes angestrebt. Der L-förmig angelegte Hof istzur öffentlichen Strasse hin geschlossen, und öffnetsich mit den Wohn-, und Aufenthaltsräumen zumgrünen Innenhofbereich. Die Form des bestehendenAltbaus wird belassen, lediglich der Kern des Wohn-teils wird verändert und in Bezug auf Funktion undOrganisation auf die Bedürfnisse der Bewohner undderen zukünftigen Gäste angepasst. Eine bestehende,4 m hohe Autowerkstatt wird durch eine Treppe mit der angrenzenden Wohnküche verbunden undzum urban anmutenden, loftartigen Wohnraum umfunktioniert. Eine witterungsgeschützte Terrasse,unterhalb des angrenzenden, offenen Scheunen-traktes, verbindet das Wohnloft mit dem von Nach-barn uneinsehbaren, atriumartigen Innenhof.

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Fotos: Bruno Klomfar

UMBAU EINES EHEMALIGEN BAUERNHOFES IM WEINVIERTEL

(VORBILDLICH)

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UMBAU UND ERWEITERUNG EINER JAHRHUNDERTWENDE-VILLA IN REICHENAU AN DER RAX

(VORBILDLICH)

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Eine typische Jahrhundertwende-Villa in Reichenau an der Rax sollte erweitert und an heutige Bedürfnisse angepasst werden

Planer: atelier fürtner-tonn

Aus Respekt vor dem Altbau wurden die gefordertenneuen Flächen in einem eigenständigen modernenZubau zusammengefasst. Es entstand ein ovaler,weißer Solitär, das neue transparente Stiegenhausdient als „Gelenk“ und „Abstandhalter“ zwischenalter und neuer Architektur.Um den für den Neubau wichtigen direkten Gartenzugang zu gewährleisten, wurde eine „Split-Level-Lösung“ erarbeitet. Das bedeutet, dass im Übergangzwischen Alt- und Neubau nur jeweils ein halberTreppenlauf zu bewältigen ist.Das in Ziegelmauerwerk errichtete Oval ist im Erdge-schoß loftartig und offen strukturiert, Wohnbereich,Lesezone und Arbeits-Erker gehen ineinander über. Eine gestockte Sichtbetonwand und der schwarzeGussasphaltboden kontrastieren mit feinen Oberflächen.Durch die fächerartige, teilweise offene, teilweise geschlossene Holztramdecke entstehen spannendeunterschiedliche Raumhöhen.Elternschlafzimmer samt großzügigem Bad undSauna befinden sich im Obergeschoss. Die umlaufendangeordneten schmalen Fensterschlitze präsentierenfast posterartig die großartige Landschaft. Raffinierte Einbauschränke trennen die offenen vonden intimeren Bereichen.Im filigran wirkenden Stiegenhaus wurde auch für einen später einzubauenden Kleinaufzug Flächenvorgesehen.

Fotos: Franz Zwickl

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UMBAU IN EBERSBRUNN (VORBILDLICH)

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Planer: Baumeister Günther Werner

Der Wohntrakt des ehemaligen Wirtschaftsgebäudesdessen Baujahr mit ca.1850 angenommen wird,wurde einer Generalsanierung unterzogen. Um einzeitgemäßes Wohnen zu ermöglichen, wurden großzügige Verglasungen in den Innenhof gerichtet.Bedingung dafür war jedoch die Erhaltung des imOriginalzustand vorhandenen zwei-seitigen Arkaden-ganges. Die Gebäudesubstanz wurde thermisch sosaniert, dass die Beheizung mit einer Wärmepumpemöglich wurde. Um die Fassadenputzstrukturen soweit als möglich erhalten zu können, wurde auf wärmedämmende Maßnahmen an den Fassadenweitestgehend verzichtet. Stattdessen wurden sowohlder erdberührte Fußboden wie auch die oberste Geschoßdecke zum unbeheizten Dachraum hin thermisch verbessert. Großer Wert wurde auch aufeine großzügige und transparente Raumaufteilunggelegt. Der Kachelofen inmitten des Wohnbereichessorgt für Behaglichkeit.

Fotos: BM Günther Werner

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BAUJUWEL IM HERZEN DER WACHAU (VORBILDLICH)

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Planer: Baumeister Winfried Schmelz, MAS

Mit viel Liebe zum Detail verwirklichte sich der Baumeister Winfried Schmelz seinen Traum voneinem angenehmen Lebens- und Arbeitsraum mit mediterranem Flair im Herzen der Wachau.So schuf er sich durch umfangreiche Um- und Zu-bauarbeiten seines Elternhauses, einem ehemaligenWinzerhof dessen Kreuzgewölbe aus dem 16.Jhdt.stammen, ein ansehnliches Wohn- und Atelierhausmit angeschlossenem Naturgarten und Teich. Dabei blieb die historische Bausubstanz weitgehenderhalten. Im Wohntrakt wurden die ursprünglichnordseitig orientierten Räume nach Süden geöffnetund hofseitig um eine mit Glasdach gedeckten Terrasse und Wintergarten erweitert. Die bestehende Dachstuhlkonstruktion wurde gehoben und im dadurch neu geschaffenen Dach-geschoß Schlafräume mit Badezimmer ausgebaut.Eine bestehende Garage wurde erweitert und zueinem Bürotrakt umgestaltet.Zusätzlicher Stauraum wurde in gartenseitigen Nebengebäuden geschaffen.Sämtliche Umbauarbeiten wurden mit baubiologi-schen Materialien durchgeführt. Im Wohntrakt wurden neue Kastenfenster, Fußbodenbeläge ausalten Ziegelpflaster und Schiffböden eingebaut.Als Innenputz wurden Kalk-Trassmörtel (auch auf den Dachschrägen) bzw. teilweise Lehmputze verwendet.Zur Beheizung aller Räume wurde eine Grundwasser-Wärmepumpenanlage mit Niedertemperatur Fuß-boden- und Wanderwärmung installiert.Getrennte Wohneinheiten für zwei Generationen und der Arbeitsplatz im Haus spart Betriebskostenund bringt viele Annehmlichkeiten mit sich.

Fotos: BM Winfried Schmelz

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BERNHARDSMÜHLE IN HOFSTETTEN (VORBILDLICH)

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Planer: Newman & CO

Die die im 18. Jahrhundert barockisierte alteMühle, wurde 2007-2008 saniert. Die Fassade war in einem sehr schlechten Zustand.Sie wurde mit Sumpfkalkputz saniert, die Volutenauf Kalkbasis wieder hergestellt. Innen fehlte es fast an allem – zentrale Heizung,elektrische Verkabelungen, Sanitärräume, Boden-beläge usw. Es erfolgten die Wärmedämmung des Dachbodensund der Einbau einer Hackschnitzelheizung. Die bestehenden Böden und Holzkastenfensterwurden fachmännisch saniert, das Dach komplettneu eingedeckt.

Fotos: Rita Newman

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(08) SANIERUNG IM MODERNEN ALTBAU

Beitrag von DI Thomas Zelger, BO-Österreichisches Institut für Baubiologie und-ökologie

ZUKUNFTSFÄHIG MODERNISIEREN: SANIEREN MIT PASSIVHAUSKOMPONENTEN

Was haben alle davon?

Wenn auch künftige Generationen noch lebenswerte Bedingungen vorfinden sollen, führt an einer Begrenzungdes Klimahausgasausstoßes wie auch der Verlangsamungdes Ressourcenverbrauchs kein Weg vorbei.

Das heißt unter anderem: Die Umweltnutzung darf 2 Tonnen CO2-Äquivalent pro Mensch und Jahr im Jahr2050 nicht überschreiten, damit die Aufheizung derErde bis 2050 auf 2°C gegenüber vorindustrieller Zeitbeschränkt bleibt. Dies würde wahrscheinlich die Möglichkeit eröffnen, irgendwie mit dem Klimawandelfertig zu werden. Bis 2100 muss der Ausstoß weiter auf1 Tonne pro Mensch und Jahr sinken.

Heute emittiert jede Österreicherin, bzw. jeder Öster-reicher im Durchschnitt ca. 12 to CO2e pro Jahr (inkl.ökologischem Rucksack der Import- und Exportgüter -ohne Rucksack 10 to).

Einer der ganz großen Emissionsquellen ist der Gebäu-depark. Für dessen Beheizung wird in gemäßigten undkalten Klimazonen ein wesentlicher Anteil der insge-samt aufgebrachten Energie verbraucht. Meist handeltes sich dabei um fossile Quellen wie Erdöl und Erdgas,je nach Land auch um Holz.

Auf dem Weg zu einem energieautarken (bzw. energie-autonomen) Österreich 2050 nimmt die hochwertigeSanierung des Gebäudebestandes eine entscheidendeRolle ein. Insgesamt wird eine Reduktion des derzeitigenHeizenergieverbrauchs um ca. 70 % gefordert. Dabei ist in Zukunft nicht nur die Sanierung mit Passivhaus-komponenten relevant, sondern auch die Integrationvon energiegewinnenden Systemen.

Durch die regionale Wertschöpfung (lokal vorhandeneEnergieträger, Baustoffe, Tätigkeiten) wird im Vergleichzu den derzeitig hohen Kosten für den Import von fossilen Energieträgern auch wirtschaftlich ein solidesFundament geschaffen.

Was ist der Passivhausstandard? Was ist „deep renovation“?

Die Sanierung von Bestandsgebäuden zum Passivhaus-standard, bzw. die Sanierung mit Passivhauskompo-nenten kann zu Einsparungen des Heizenergiebedarfsvon 75 bis 90% führen. Konventionelle Sanierungenrealisieren meist nicht die Hälfte dieses Potentials.Zudem sind nicht optimiert sanierte Komponenten biszum nächsten Sanierungszyklus für eine hochwertigeSanierung verloren und zementieren einen suboptimalenZustand für viele Jahre und Jahrzehnte ein. Die Sanie-rung mit Passivhauskomponenten garantiert langfristigbeheizbare Gebäude, Unabhängigkeit von fossilen Importen, bauphysikalische Sicherheit und hohen Kom-fort. Und dies bei nur geringfügig höheren Investitions-kosten, wenn die Ertüchtigung in den üblichenErneuerungs-zyklen durchgeführt wird. Über den Le-benszyklus der Maßnahmen ist eine Sanierung mit

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Passivkomponenten sogar viel wirtschaftlicher als einekonventionelle Sanierung, ökologisch ist sie allemal.

In Passivhäusern können alle Energiedienstleistungenwie warme, wohltemperierte Räume, Warmwasser, frische Raumluft, belichtete und beleuchtete Räume imVergleich zu konventionellen Gebäuden mit sehr geringerFremdenergie bedient werden. Der noch vorhandeneaber sehr geringe Fremdenergiebedarf wird nach Möglichkeit durch erneuerbare Energieträger wie Sonne,Wind, Grundwasser bzw. Holz gedeckt.

Der Passivhausstandard ist der derzeit energieeffizien-teste und zukunftsicherste Bau- und Sanierungsstandard.Das dies funktioniert wurde schon in tausenden von Gebäuden in Österreich und weltweit unter Beweis gestellt.

Das Prinzip

Im Winter ist es vernünftiger, sich im Freien richtigwarm anzuziehen. Eine dicke Daunenjacke, dazu Woll-handschuhe, Haube, Schal, warme Schuhe etc., dennim kurzärmligen Leiberl wird’s schnell kalt. Viele alteHäuser haben oft nicht einmal solch ein Leiberl an undbenötigen sehr viel Energie um im Winter warm zu bleiben.Packt man so ein Haus besonders warm ein, kann esfast zur Gänze mit den sowieso vorhandenen Personen-und Geräteabwärmen beheizt werden.

Wenn man dies schafft, kann man gemäß europäischerEnergieeffizienzrichtlinie vom 28.2.2012 auch „deep renovation“ dazu sagen (Bezeichnung für thermischeGebäudesanierung mit mindestens 80% Energieeffizienz-verbesserung).

Wann geht’s?

Der optimale Zeitpunkt ist, wenn die Sanierungsmaß-nahmen bei ohnehin anfallenden Renovierungsarbeitendurchgeführt werden (z.B. muss bei einer Putzerneu-erung der Fassade ohnehin ein Gerüst aufgestellt werden, die Fassade muss gereinigt und neu gestrichenwerden). Werden diese Sanierungsmaßnahmen gleichmit Passivhauskomponenten durchgeführt kann eineoptimale Wirtschaftlichkeit erzielt werden.

Der Leitsatz muss daher lauten: „Wenn sanieren, dannrichtig. “Oder in den Worten des „Passivhauserfinders“Wolfgang Feist: „Wenn schon, denn schon“, denn konventionelle Sanierungen sind nur eine halbe Sache:Mit etwas wenig mehr Aufwand führt die Sanierung mitPassivhauskomponenten zu einem zukunftsträchtigenHaus. Wenn mit ökologischen und regional verfügbarenBaumaterialien durchgeführt, umso mehr.

Der bei einer Sanierung mit Passivhauskomponentenangestrebte energetische Standard, wird ungefähr demab 2020 geforderten Neubaustandard entsprechen.Daher ist eine solche Sanierung zukunftsträchtig, dennVerkaufs- und Vermietungswert steigen und sind lang-fristig wertgesichert.

Die Mehrkosten für Passivhauskomponenten liegen vorallem in der Realisierung der Komfortlüftung und denhochwertigen Fenstern. Die Erhöhung der Dämmstärkenauf Passivhausniveau ist hingegen mit nur geringenMehrkosten verbunden, da fast nur die Dämmstoffkostenansteigen, die im Vergleich zu sowieso anfallenden Material- und Arbeitskosten einen geringen Anteil an den Gesamtkosten (z.B. für Gerüst, Reinigung alteFassade, Außenputz, Kleber, Anker etc.) haben.

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Daher ist es am wirtschaftlichsten, Passivhaussanie-rungsmaßnahmen dann in Angriff zu nehmen, wennohnehin Sanierungsmaßnahmen notwendig sind.

Wichtig dabei ist ein GESAMTKONZEPT, dass festlegtwelches Ziel durch die zu setzenden Einzelmaßnahmenerreicht werden kann/soll. Dadurch können die Einzel-maßnahmen optimal aufeinander abgestimmt undetappenweise umgesetzt werden.

BEISPIELE:• Wenn der Anstrich der Außenwand erneuert werden• muss, kann die Fassade gleich in Passivhausstärke • gedämmt werden (20 bis 30cm Dämmstärke)• Wenn das Dach neu eingedeckt werden muss, kann• aufgedoppelt und in vernünftiger Stärke (30 bis 40cm• Dämmstärke) gedämmt werden.• Wenn die Fenster marod sind und getauscht werden• müssen, können Passivhausfenster in der Dämmebene• platziert werden. Sind die Rahmen noch in Ordnung, • kann die alte Verglasung gegen eine zeitgemäße • 3-Scheibenverglasung getauscht werden• Müssen erdberührte Keller- oder Wohnhauswände• feuchtesaniert werden, können auf der Vertikal-• Abdichtung mindestens 20cm Wärmedämmung • aufgebracht werden.

Neben der hochwertigen Gebäudehülle ist eine bedarfs-gerecht gesteuerte Komfortlüftung mit hochwirksamerWärmerückgewinnung erforderlich. Diese sichert denerforderlichen Luftaustausch und die Raumluftqualität.Aus Messungen weiß man, dass die Raumluftqualitätohne Komfortlüftung in sehr vielen Fällen sehr schlechtist. Eine Lüftungsanlage arbeitet effizient mit einer luftdichten Gebäudehülle. Undichte Gebäudehüllen sindnicht nur ein Komfortproblem, sondern eine der Haupt-ursachen für Schäden am Bauwerk. Typische Problemeeiner konventionellen Sanierung wie Schimmelbildung

(dichte Fenster und damit Raumluftfeuchten im Winterdeutlich über 40%, Wärmebrücken) vermeidet einehochwertige Sanierung daher in zweierlei Art und Weise:

1. Die Oberflächentemperatur der Wände ist durch den1. höheren Wärmeschutz und die bewusste Reduzierung1. der Wärmebrücken deutlich höher. 2. Die Raumluftfeuchten liegen bei bedarfsgerechter1. Komfortlüftung der Räume im Hochwinter 1. meist unter 40 %.

Die hohen Oberflächentemperaturen eröffnen auch eineneue Flexibilität der Möblierung, Schränke oder Sofaskönnen auch an die Außenwand gestellt werden.

Was habe ich davon?

Hohe Qualität, Zukunftssicherheit und behagliches Wohnen verbindet sich im Passivhausstandard mit demwirtschaftlichen Optimum.

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Die Modernisierung mit Passivhauskomponenten bringt eine Reihe von Vorteilen:

• Behagliches Wohnen• Garantierte Frischluft, komfortabel und temperiert• durch eine kontrollierte Wohnraumlüftung • eingebracht. Bei gleichzeitig minimierten Lüftungs-• wärmeverlusten.• Hohe Oberflächentemperaturen der Umfassungs-• flächen, trockene Wände an der Oberfläche und im• Bauteilinneren. Damit kann eine deutliche • Verbesserung der bauphysikalischen Sicherheit • hinsichtlich Kondensatausfall und Schimmelbildung• hinter Möbeln an Außenwänden erreicht werden.• Dadurch hohe Flexibilität beim Einrichten • von Räumen: Außenecken sind unproblematisch • Keine halben Sachen: nicht öfters „halb“ sanieren,• sondern einmal richtig. Dieses „Einmal“ kann durchaus• in mehreren Etappen umgesetzt werden. Wichtig ist• ein Gesamtkonzept!• Reduktion des Heizwärmebedarfs um 75 bis 90%• Hohe Sicherheit gegenüber zukünftigen Energiepreis-• schwankungen, kein „Stress“ bei Erhöhung von• Heizöl-, Erdgas- oder Stromerhöhungen.• Optimale Voraussetzung, um ein Bestandsgebäude• durch Solar- oder Photovoltaikpaneele in ein Plus-• energiegebäude, in ein CO2-neutrales oder gar CO2-• absorbierendes Gebäude zu transformieren.

Der spürbarste Vorteil liegt aber an den angenehmhohen Oberflächentemperaturen der umschließendenWände und der guten Raumluftqualität!

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SANIERUNGS-TIPPS:

1)Zubauten, Aufstockung Einhausungen von Balkonenkönnen das Gebäude kompakter machen und dadurchTransmissionswärmeverluste vermindern.

2)Verminderung der Wirkung von konstruktiven Wärme-brücken (Wandaußenecken, Übergänge Kellerdecke-Mauerwerk,etc.) durch entsprechende Dämmmaßnahmen!

3)Luftdichtheit kann, da der Innenputz meist nicht durchgängig vorhanden ist (oft nicht bis zur Rohdecke heruntergezogen), durch den Bestands-Außenputz besser gesichert werden.

4)Hohe Luftdichtigkeit an Anschlüssen, Durchdringungen(z.B. Kamin) und Leitungsdurchführungen sicherstellen!

5)Nutzung von stillgelegten Kaminen für Integration von Lüftungsrohren.

6)Verbesserung der Tageslichtnutzung und Erhöhung vonsolaren Gewinnen durch Vergrößerung und Erweiterungvon Fensterflächen

7)Durch zentrale Aufstellung und kurze Wege auf möglichst niedrige Wärmeverluste bei Brauchwasser-bereitung und –verteilung achten!

8)Stromsparende Haustechnik, Haushaltsgeräte und Beleuchtung wählen.

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(09) GRENZENLOS … LEBEN OHNE BARRIEREN Barrierefreiheit in den eigenen vier Wänden ist nicht nurim Neubau ein Thema. Auch bei Adaptierungen im Bestand sollten die Voraussetzungen für ein zukunftsge-rechtes Umfeld geschaffen werden, denn niemand kannmit Sicherheit sagen, wie sich sein Leben entwickelnwird, welche Überraschungen es bereit hält und in wel-chen Lebensumständen man sich in einigen Jahren wiederfindenwird. Trotzdem wird vielfach so geplant, als würde der Istzustand auch in vielen Jahren noch Gültigkeit haben.Viel zu selten wird Wert auf flexible Grundrisse und anpassbare Räume also lebensgerechte Planung gelegt.Werden mögliche Veränderungen der Lebensumständeder späteren Bewohner schon während der Planung undAusführung berücksichtigt, sind Adaptierungen mit relativgeringem Aufwand möglich.

Besonders wichtig hierbei sind:BARRIERE-/SCHWELLENFREIE ZUGÄNGEDies beginnt bereits beim Parkplatz. Dieser sollte beiBedarf auf 3,5 m Breite vergrößert werden können, umdas Aus- und Einsteigen sowie das Aus- und Einladen zu erleichtern.Der Weg vom Parkplatz zur Haustür sollte möglichst ebenoder nur leicht geneigt sein und kein Quergefälle auf-weisen. Rampen sollten mindestens 120 cm breit undmaximal 10 m lang sein. Das Gefälle darf 6% nicht über-schreiten. Ein überdachter Eingangsbereich macht dasHeimkommen angenehmer und sicherer.Zugänge, Durchgänge und Übergänge sollten im gesamtenWohnraum stufenlos und eben sein. Lässt sich ein Niveauunterschied, zum Beispiel durch den Türanschlagbei Eingangstüren nicht vermeiden, so sollte dieseSchwelle nicht größer als 2cm sein.

AUSREICHEND BEWEGUNGSRAUM IN DEN WOHNBEREICHENIn jenen Bereichen in denen man sich umdrehen und manövrieren können muss, sollte ein Bewegungsraummit einem Kreis von 150cm Durchmesser vorgesehenwerden. Das entspricht der Fläche, die ein Rollstuhl zumWenden benötigt.Daher macht es Sinn darauf zu achten, nicht nur bei derGrundrisslösung sondern auch bei der Ausstattung aufden notwendigen Platzbedarf zu achten, denn auch Heiz-körper oder Möbelstücke können den Bewegungsraumeinschränken.

TÜRLICHTEN VON 80 BZW. 90 CMHaben alle Türen eine Durchgangsbreite von mindestens80cm ist sichergestellt, dass alle Wohnbereiche und alledamit verbundenen Einrichtungen erreicht werden können. Um das Durchfahren mit einem Rollstuhl odereiner Gehhilfe zu erleichtern, wäre eine Durchgangslichtevon 90 cm noch vorteilhafter. Zu groß sollten die Türenaber auch nicht werden, da der Kraftaufwand für die Be-dienung höher wird. Damit man beim Öffnen der Türe dienotwendige Manövrierfläche für eine Gehhilfe oder einenRollstuhl gewährleisten kann, sollte der Türöffner von Innenecken oder ähnlichen Hindernissen einen Mindest-abstand von 50 cm aufweisen.

BEDIENELEMENTE WIE LICHTSCHALTER, STECKDOSEN, ETC.Wenn diese Installationseinrichtungen in einer Höhe zwischen 80 und 110cm angebracht werden, sind sie vonallen Bewohnern gut erreichbar. Steckdosen sollten 40cmvom Fußbodenentfernt sein. Auch bei der Positionierung von Heizkörperventilen, Post- und Sicherungskästen oder ähnlichem sollte darauf geachtet werden, dass alle

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Bedienelemente mindestens 50cm von Raumecken entfernt sind um ein komfortables Erreichen möglich zu machen.

TREPPENStiegen sind für ältere Personen und für Menschen diesich mit Krücken fortbewegen müssen die wohl größteHürde. Auch wenn die niederösterreichische Bauordnungdies für Ein- und Zweifamilienhäuser nicht vorschreibtmacht es Sinn bei der Planung der Stiege folgendes zubeachten. Die Treppe sollte eine Breite von 120 cm aufweisen und beidseitig mit einem griffsicheren Hand-laufausgestattet sein.Für eine sichere und bequeme Benutzung sollten dieStufen max. 16 cm hoch und 30 cm tief sein und ein geschlossenes Stufenprofil aufweisen.Wer sich für eine gerade einläufige Treppe entschiedenhat, kann später einmal sehr einfach einen Treppenliftnachrüsten.

ENTSPRECHENDE GESTALTUNG DER SANITÄRBEREICHEBarrierefreiheit kann auch in kleinen Bädern sicherge-stellt werden. Wichtig dabei ist es, den entsprechendenBewegungsraum von 150 cm Durchmesser zu berück-sichtigen. Bodengleiche Duschen erleichtern den Alltagund erhöhen den Bewegungsraum. Bereits bei der Planungvon Sanitärbereichen macht es Sinn diverse Variantendurchzudenken und entsprechende Installationen so einzuplanen, dass sie bei späteren Umbaumaßnahmen nicht völlig neu verlegt werden müssen, wenn z.B. eineBadewanne zu einer Dusche umgebaut werden soll.Wichtig ist auch die Position möglicher Haltegriffe zu planen, um hier im Vorfeld entsprechend stabile Wandunterkonstruktionen vorzusehen. Waschbecken solltenunterfahrbar sein und Spiegel sollten so angebrachtwerden, dass man sie auch im Sitzen benützen kann.

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anpassbare Sanitärräume, Zusammenlegung von Bad und WC

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FLEXIBLES RAUMKONZEPTEin gut vorausgeplanter Grundriss kann rasch an sichverändernde Bedürfnisse angepasst werden. So machtes z.B. Sinn das WC so zu planen, dass es mit einem Ab-stellraum kombinierbar ist. Durch entsprechende Vorin-stallationen und eine Trennwand die leicht entfernbar istkann daraus ein barrierefreies WC mit Dusche entstehen.

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Sehr praktisch kann auch ein „multifunktionaler Raum“ im Erdgeschoss sein. Dieser kann je nach Anforderung Kin-der-/Gäste-/Krankenzimmer, Büro, Hauswirtschaftsraum,Jugendwohnung oder Abstellraum sein und es in mehr-geschossigen Wohneinheiten ermöglichen, bei Bedarf aufeiner Ebene, schwellenlos zu kochen zu wohnen und zuschlafen.

In Gebäuden mit mehreren Geschoßen sollte die Möglich-keit für den späteren Einbau eines Liftes ein entsprechen-der Liftschacht vorgesehen werden. Dieser wird bis erbenötigt wird mit entfernbaren Decken ausgestattet. Dieentstehenden Räume können als Abstellraum, Speis oderSchrankraum genutzt werden.

Anpassbare Sanitärräume, Zusammenlegung von Abstellraum und WC

LEERVERROHRUNGENUm sich im Alter das Leben zu erleichtern macht es Sinnsich auf technische Entwicklungen in der Hausauto-matisierung vorzubereiten und entsprechende Leerver-rohrungen für die technischen Komponenten für Türen,Fenstern, Sonnenschutz, Aufzug, Treppenlift, Multime-diageräte, Bett mit Notruf, etc. vorzusehen.

Barrierefreies Wohnen ist mehr als nur vorrausschauendesWohnen, es ist Lebensqualität und bietet Komfort in allenLebenslagen. Vor allem dann, wenn es darum geht in allenLebenslagen und in jedem Alter ein eigenständiges Lebenin seinen vier Wänden führen zu können.

Siehe Broschüre: BARRIERE:FREI – Handbuch für Barrierefreies WohnenBundesministerium für Arbeit, Soziales und KonsumentenschutzTelefon: +43 1 71100 – 86 25 25E-Mail: [email protected]

„Barrierefreiheit steht für Mobilität, Selbständigkeit und Lebensqualität“

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Beitrag von Roland Meingast

AB WANN GILT EIN HAUS ALS "ÖKOLOGISCH"? WELCHE STANDARDS GIBT ES, UM DIE ÖKOLOGISCHEBAUWEISE ZU MESSEN? Der Passivhausstandard ist heute die Grundvoraussetzung,da er die höchste Stufe der Effizienz beim Energieverbrauchdarstellt.Das allein genügt aber nicht, denn dieser hohe technischeStandard lässt sich genauso mit ökologisch eher unproble-matischen Baumaterialien erreichen. Daher ist ein weiteresGrundkriterium notwendig.Nämlich, dass die verwendeten Baustoffe nachhaltig sind,also im Vergleich zu konventionellen Materialien wenig CO2und Schadstoffe bei der Herstellung verursachen, wenigEnergie für die Herstellung brauchen und nach dem „Lebensende“ keinen Sondermüll darstellen sondern wiederverwendbar oder recyclebar sind. Die Baustoffe sollen nachwachsen und auch in Zukunft in Europa reichlich verfügbar sein.

Der Klima:aktiv „Kriterienkatalog Wohnbau Gold“ ist z.B.solch ein Standard für Gebäude. (www.klimaaktiv.at)Wenn ein Haus diesen anspruchsvollen Katalog erfülltkönnte man es als „ökologisch“ bezeichnen.

WIE SIEHTS MIT DEM UMWELTBEWUSSTSEIN IN NÖ AUS? WORAUF WIRD WERT GELEGT, WAS WIRD VERNACHLÄSSIGT? Die Energiekennzahl ist recht gut bekannt und es wird zu Recht Wert darauf gelegt dass das Haus zumindestNiedrigenergiestandard erreicht. Aber bei der Wahl derBaustoffe ist der Kenntnisstand gering und die Tendenzzum „Greenwashing“ seitens der Hersteller groß. Den alten Spruch „Jeder Kramer lobt seine Ware“müsste man hier zeitgemäß ergänzen mit „…seine Wareals ökologisch“. Ein weiteres Problem ist, dass oft die Investition anstatt in höhere ökologische Baumaterial-Qualität zugunstender Quantität = Hausgröße, Garage etc. ausfällt.Dennoch hat das Bewusstsein für ökologische Qualität inden letzten Jahren stark zugenommen.

ZU WELCHEN BAUSTOFFEN RATEN SIE FÜR EIN ÖKOLOGISCHES UND NACHHALTIGES BAUEN?Zu möglichst nachhaltigen Baustoffen (siehe oben). Ratgibt es z.B. bei der Umweltberatung (www.umweltbera-tung.at) oder kostenpflichtig beim Österr. Institut fürBaubiologie in Wien (www.ibo.at)

WAS SIND ABSOLUTE UMWELTSÜNDEN BEIM HAUSBAUEN?Nur nach der Mindestvorschrift an Energieeffizienz zubauen, also nach der Bauordnung und das auch nochmangelhaft, sodass es leider oft zu hohen Heizenergie-verlusten kommt, was ökologisch und ökonomisch eineDauer-Misere wird.Z.B. die weitverbreiteten Dämmstoffe mit ihren hoch-giftigen Flammschutzmitteln verwenden.

(10) ÖKOLOGISCHES BAUEN

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WAS KANN BEIM HAUSBAUEN NIE ÖKOLOGISCH WERDEN? UND WIE KANN MAN HIER TROTZDEM SO ÖKOLOGISCHWIE NUR MÖGLICH VORGEHEN? Dass Landschaft verbraucht wird und mehr Verkehr entsteht. Trotzdem kann man z.B. möglichst wenigBodenfläche wasserdicht versiegeln (asphaltieren), mankann auch z.B. Gründächer statt harter Dachdeckungenausführen, kann die Artenvielfalt in einem naturnahenGarten ums Haus fördern.

WAS KANN MAN AN EINEM BESTEHENDEN HAUS VERÄNDERN, DAMIT ES ÖKOLOGISCHER UND NACHHALTIGER WIRD? Man kann den Wärmedämmstandard verbessern; kanndann erneuerbare Energie wie solare Warmwasserbe-reitung oder teilsolare Raumheizung sinnvoll einsetzen.Man kann z.B. bei der Erneuerung der Einrichtung auf hochproblematische Kunststoffe wie PVC verzichten.

WÄRMEDÄMMUNG UND IHRE BAUTECHNISCHEN VORAUSSETZUNGEN

Grundsätzlich ist jede Dämmmaßnahme als ökologischsinnvoll zu bewerten, da dadurch viel Energie eingespartwerden kann. Gerade in der Sanierung alter Bausubstanzist das Energieeinsparungspotenzial mitunter enorm.Doch geht es bei der Auswahl des richtigen Dämmstoffesnicht allein um rein technische Werte sondern auch umdie ökologischen Aspekte des gewählten Dämmstoffes.Denn bei ökologischen Dämmstoffen sind die Umwelt-belastungen und der Energiebedarf bei der Herstellunggering, die Entsorgung ist unproblematisch und sie könnenmitunter sogar wiederverwendet werden.

DÄMMSTOFFE

Künstliche Dämmstoffe• Mineralwolle• Steinwolle• Polystyrol („Styropor“)• Mineralschaumplatte• Schaumglas

Künstliche Dämmstoffe aus Polystyrol und Schaumglasfinden vor allem dort Ihre Anwendung, wo permanent mitFeuchtigkeit zu rechnen ist und die Dämmstoffe großenBelastungen ausgesetzt sind. Somit werden sie klassisch unter Fundamentplatten, beierdberührenden Bauteilen, im Sockelbereich, Balkonenund Flachdächern, etc. eingesetzt.Ist die mögliche Dämmstoffstärke durch bauliche Vorgabenstark begrenzt können Hochleistungsdämmmaterialien wieVakuumdämmplatten zum Einsatzkommen.

(11)WÄRMEDÄMMUNG

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Natürliche Dämmstoffe• Zellulose• Schafwolle• Hanf/Flachs• Stroh• Schilfdämmplatten• Holzweichfaserplatte

Die Wärmedämmwirkung von natürlichen Dämmstoffenentspricht im Allgemeinen der von künstlichen Dämmstof-fen, da nicht das Material der Dämmung sondern die vonihm eingeschlossene Luft dämmt. Der Schutz vor sommer-licher Überwärmung ist bei den meisten natürlichenDämmstoffen auf Grund ihres höheren Raumgewichtes(mehr Masse) besser und Wohnräume bleiben kühler. Dieses „Mehr“ an Masse kommt auch dem Schallschutz zugute. Im Gegensatz zu vielen künstlichen Dämmstoffensind die meisten natürlichen Dämmstoffe sorptionsfähig.Sie können daher, ohne dabei Schaden zu nehmen, Feuch-tigkeit aufnehmen und wieder abgeben.

Dämmung – außen Der außenliegende Vollwärmeschutz Ist grundsätzlichüberall dort möglich, wo das Außenmauerwerk aus-reichend trocken, d.h. nicht durch Feuchtigkeit belastet ist.Der größte Vorteil der Außendämmung ist, dass sie wie einwärmender Pullover nahezu lückenlos um das gesamteGebäude gezogen werden kann. Besonders wichtig hierbeiist, die Fenster richtig in die Dämmebene einzubinden.

Das neue Fenster ist zumindest außenbündig und somitdirekt im Anschluss an die Dämmebene zu versetzen.Sitzt das Fenster sogar in der Dämmebene, stellt daseine noch bessere wärmetechnisch Situation dar. Die Montage der Fenster ist jedoch bautechnisch auf-wändiger und damit kostenintensiver.

Dämmung – innenKann an der Außenseite wegen einer nicht vorhandenenhorizontalen Abdichtung oder auf Grund einer reich gestalteten historisch wertvollen Fassade keine Wärme-dämmung angebracht werden, hat man die Möglichkeitan der Innenseite zu dämmen. Diese Maßnahme ist natürlich aufwändiger und vor allem bauphysikalischsehr heikel. Es kann hier sehr leicht zu Wärmebrückenund bei schlechter Verarbeitung zu Kondensations-problemen kommen.

WICHTIG!Jeder geplante Wandaufbau muss daher bauphysikalisch berechnet werden

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Es werden 3 Arten von Innendämmsystemen unterschieden:• Systeme mit DampfbremseAuf der Dämmkonstruktion wird raumseitig, um das Ein-dringen von Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft zu verhin-dern, eine dampfdichte Ebene hergestellt.• Systeme mit dampfdiffusionsdichten DämmstoffenBei diesen Systemen bilden die Dämmplatten selbst diedampfdichte Ebene.• Systeme mit dampfdiffusionsoffenen DämmstoffenHier kommen Dämmstoffe, die kapillar leitfähig sind zumEinsatz. Sie können Feuchtigkeit aufnehmen und wiederabgeben, wodurch es zu keinen ungünstig hohen Feuch-tigkeitskonzentrationen kommt.

WELCHE BAUSTOFFE SIND EMPFEHLENSWERT?

Das ist eine heikle Frage, weil sie leicht für eine bloße Ansichtssache gehalten wird. Der Begriff „Graue Energie“ ist ein guter, weil objektiverMaßstab für eine Bewertung von Baustoffen. Graue Energieist die Energie, die zur Gewinnung, Herstellung und Trans-port eines Baustoffs aufgewendet werden muss. Allein bisein Haus fertiggestellt ist muss bereits eine enorme MengeEnergie aufgewendet werden. An die denkt man selbst inder Bauforschung heute noch immer viel zu wenig.

Ein herausragend positives Beispiel für einen technischvielseitigen Baustoff ist Holz, das in Österreich nachhaltigproduziert wird. Bei den mineralischen Baustoffen erfordertLehm z.B. als Verputz nur einen kleinen Bruchteil der Herstellungsenergie gegenüber allen vergleichbaren konventionellen Materialien. Die nachwachsenden Dämm-stoffe, wie z.B. Zellulose, Holzweichfaser, Stroh, oder Flachsschneiden auch sehr gut ab.Baustoffe wie Zement und Kalk dagegen, die nicht nureinen hohen Energieaufwand für die Herstellung brauchen,

sondern dabei auch noch zusätzlich viel fossiles CO2 freisetzen sollten nur sparsam dort eingesetzt werden wo sie praktisch unverzichtbar sind, z.B. als Beton für Fundamente. Die meisten bekannten Baustoffe liegen zwischen diesenExtremen, da kann man sich von persönlichen Vorlieben leiten lässt.

WIE ÖKOLOGISCH SIND BAUSTOFFE DIE ALS SOLCHE ANGEBOTEN WERDEN?

Praktisch alle Hersteller versuchen ihr Angebot für Bauenund Wohnen mit Schlagworten wie „umweltfreundlich“,„energieeffizient“ usw. zu vermarkten. Fundierte Produktprüfungen von unabhängigen Prüf- oder Zertifizierungsstellen sind aber eine Seltenheit. Bei Eigendeklarationen von Herstellern wäre das Interessanteste oft das, was nicht drinnen steht. Denn welche Marketingabteilung würde es freiwillig zulassen, dass sich eine Produktbeschreibung womöglich wie der Beipackzettel eines Medikaments,oder wie eine Zigarettenschachtel liest? z.B. etwa wäre zu lesen: „Dieser Spannteppich beeinträchtigt ihr Innenraum-klima“, oder: „Dieser Wärmedämmstoff enthält hochgiftige Flammschutzmittel und gibt im Brandfall giftige Gase ab“. Bei Baustoffen und Einrichtung bestehen keine Verpflichtungen auf derartige negativeWirkungen hinzuweisen.

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(12) BEGRIFFSERKLÄRUNGEN außen abnehmend sein. Sollte dies nicht gewährleistetwerden können, muss an der Innenseite eine Dampf-bremse angebracht werden, um zu verhindern, dass sichFeuchtigkeit innerhalb eines Bauteils ansammelt und zuBauschäden führt.

RaumklimaWir verbringen ca.90% unserer Zeit in Innenräumen,daher ist es immens wichtig, dass diese Räume unsereGesundheit und Wohlbefinden fördern. In den vergangenJahren sind unsere Gebäude immer dichter geworden,was dazu führt, dass die von unseren „4 Wänden“ umschlossene Luft nicht automatisch in dem Maße ausge-tauscht bzw.erneuert wird wie es notwendig wäre. Diesführt dazu, dass anfallende Schadstoffe und verbrauchteLuft nicht ausreichend abtransportiert werden. Im gelindesten Fall ist dadurch nur unser Wohlbefinden,im schlechtesten Fall unsere Gesundheit beeinträchtigt.Es zeichnet sich daher ab, dass es künftig ohne raumluft-technische Anlagen nicht mehr gehen wird, da Luft-schadstoffe in Wohnräumen unteranderem auch für deszunehmende Auftreten von Allergien verantwortlich gemacht werden, unter denen mittlerweile 50% der Europäer leiden.

Eine wichtige Rolle spielen natürlich auch die uns in denInnenräumen umgebenden Materialien. Hier sollte daraufgeachtet werden das diese möglichst keine Schadstoffe an die Raumluft abgeben wie es z.B. bei Teppichen, Tapeten, Böden, Möbeln oft der Fall ist. Bei Innenputzenwäre es z.B. ratsam leistungsfähige mineralische Putzezu verwenden, da diese den Feuchteausgleich in Innen-räumen am besten schaffen.

OI3-Index Der Ökoindex3 ist ein Maß für die ökologische Qualität derGebäudehülle und der Zwischendecken eines Gebäudes.Berechnet wird er durch die Anteile an der für die Herstel-lung benötigter nicht erneuerbarer Primärenergie, denUmweltauswirkungen (globalen Erwärmung) durch Treib-gase und durch das Säurebildungspotential AP der Bau-stoffe. Je niedriger der OI3-Wert ist, desto wenigerbelastet das Gebäude die Umwelt.

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK]Die Funktion eines Dämmstoffes, möglichst wenig Wärmeabzuleiten, wird mit der sogenannten WärmeleitzahlLambda (λ) angegeben. Je kleiner dieser Wert ist, destobesser dämmt ein Material.Bei üblichen Dämmmaterialien liegt die Wärmeleitfähig-keit in der Regel zwischen 0,035 und 0,045 W/mK.

Wärmedurchgangskoeffizient U-Wert [W/mK]Der Wärmedurchgangskoeffizient ist ein Maß für den Wärmestromdurchgang durch einen Bauteil, d.h. seinenWärmeverlust. Er wird im Wesentlichen durch die Wärme-leitfähigkeit λ und Stärke der verwendeten Baumaterialienberechnet. Je kleiner der U-Wert eines Bauteils ist, destogeringer sind die Wärmeverluste.

Dampfdiffusionswiderstand µDieser Wert µ [mü-Wert] gibt an, wie schwer es Wasser-dampf hat, sich durch diesen Bauteil hindurch bewegen zukönnen. Höhere Werte geben einen stärkeren Wiederstandan. Damit der Abtransport von Luftfeuchtigkeit ungehin-dert erfolgen kann, sollte dieser Wert von innen nach

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SchimmelSchimmel kann bei zu hoher relativer Luftfeuchtigkeitentstehen und ist auch ohne Licht lebensfähig. Er kommtbei Temperaturen zwischen 0-40 Grad Celsius vor und bereits 60 % relative Luftfeuchtigkeit genügen um zu über-leben und weiterzuwachsen.Schimmel benötigt zum Leben neben Feuchtigkeit auchnoch Nahrung. Er lebt von organischen Materialien wieStaub, Holz, Textilien, Tapeten, Dispersion, etc.Daher ist es wichtig in kritischen Bereichen nur Materia-lien mit mineralischen Bestandteilen wie Kalkanstriche,Mineral- und Silikatfarben zu verwenden.

Luftdichtheit = QualitätDie Luftdichtigkeit ist Grundvoraussetzung für einen kontrollierbaren Energiehaushalt eines Gebäudes. Dennnur wenn ein Gebäude annähernd luftdicht ist, können unerwünschte Energieverluste verhindert werden. DesWeiteren kann dadurch das ungewollte Eindringen vonfeuchter und warmer Luft, die daraus resultierende Bildung von Tauwasser in Konstruktionen und der Ein-trag von Luftschadstoffen vermieden werden. Die luft-dichte Ebene liegt im Normalfall an derGebäudeinnenseite und stellt die Funktion von Lüftungs-anlagen und die Dämm-wirkung von Außenbauteilen si-cher.

KomfortlüftungWährend der Heizperiode geht vor allem durch Fenster-lüftung sehr viel Energie verloren. Die Luft in geschlossenen Räumen reichert sich aber sehrschnell mit Luftschadstoffen, zu viel Feuchtigkeit und verbrauchter Luft an. Der CO2-Gehalt der Luft steigt und man fühlt sich unwohl, dass kann bis hin zu Kopf-schmerzen gehen.Eine automatische, eventuell mitCO2-Sensor ausgestattete Komfortlüftung mit Wärme-rückgewinnung hilft Energie zu sparen, verbessert die Raumluftqualität und leistet damit einen wichtigenBeitrag für Wohlbefinden und Gesundheit.

WinddichtWährend die Luftdichtigkeit an der Gebäude Innenseitehergestellt wird, muss die äußere Gebäudehülle winddichtsein. Das bedeutet, dass die außerhalb der luftdichtenEbene liegende Wärmedämmung bei Wind nicht mit Luftdurchspült werden darf, denn dies würde zu einem dramatischen Verlust der Wärmedämmeigenschaft führen.Daher müssen die Anschlüsse bei Durchdringungen wieFenstern oder Türen genauso winddicht ausgeführt werden, wie der Übergang zwischen Außenputz und derUnterspannbahn welche die Winddichtebene im Dach-bereich darstellt.

ThermografieDie Thermografie ist ein bildgebendes Verfahren, mit demInfrarotstrahlungen sichtbar gemacht werden können. Da-durch lassen sich Fehler in der Bauausführung relativ ein-deutig nachweisen. AussagekräftigeWärmebildaufnahmen können nur im Winter vor Sonnen-aufgang gemacht werden, denn nur dann ist die Tempera-turdifferenz zwischen Raum- und Außentemperatur großgenug und die Ergebnisse werden nicht durch von derSonne aufgeheizte Flächen verfälscht.

„Atmende Wände“- gibt es nicht!Der Begriff atmende Wand lässt vermuten, dass es einenLuftaustausch durch die Wand hindurch nach Außen gibt,doch genau das darf nicht der Fall sein. Wände solltenluftdicht sein. Was Wände, wenn sie aus hygroskopischenBaustoffen bestehen, allerdings können ist, in Abhängig-keit ihrer Stoffeigenschaften und dem Umgebungsklima,Feuchtigkeit aufnehmen. Diese Eigenschaft kann der Ver-besserung des Raumklimas dienen, da dadurch kurzfristigextreme Schwankungen der Luftfeuchtigkeit ausgeglichenwerden können.Interessant dabei ist, dass diese Prozesse in den oberen1,5 cm des Wandmaterials stattfinden.

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LuftfeuchtigkeitDie % Werte, die wir dafür gebrauchen sind Angaben überdie relative Luftfeuchtigkeit. Das heißt es wird angegeben,zu wie viel % der maximalen Sättigung die Luft bei be-stimmter Temperatur und bestimmtem Druck mit Wasser-molekülen angereichert ist. Durch reine Veränderung der Temperatur oder des Luftdruckes kann sich der Wertder relativen Luftfeuchtigkeit rasch verändern.

Aufsteigende FeuchtigkeitUnter aufsteigender Feuchtigkeit, versteht man jeneFeuchte die kapillar in Baustoffen transportiert wird. DieseArt der Feuchtigkeit ist hauptsächlich in Bauteilen anzu-treffen die schlecht oder gar nicht gegen das Eindringenvon Feuchtigkeit abgedichtet sind.Dies betrifft vor allem Gebäude die vor 1900 errichtetwurden, denn diese Gebäude haben in den meisten Fällennoch keine horizontale Abdichtung. Bei Gebäuden späte-ren Datums sind oft Baumängel, wie zum Beispiel Putzedie über die Abdichtungseben geführt wurden, Schuld an Bauschäden durch Feuchtigkeit. Anzumerken ist, dass lediglich in ca. 10% der Schadensfälle aufsteigende Feuchtigkeit die Ursache ist.Viel öfter handelt es sich umKondensations- oder hygroskopische Feuchte!

KondensationsfeuchteSie tritt überall dort auf, wo warme feuchte Luft auf „kalte“Oberflächen trifft. Am bekanntesten ist dieses Phänomenvom Spiegel im Badezimmer, der nach dem Duschen beschlägt. Genau derselbe Prozess kann sich an der Ober-fläche oder innerhalb von Bauteilen abspielen und in Folgezu Bauschäden und Pilzbefall führen.

Hygroskopische FeuchteIst Feuchte, die (Bau)Stoffe auf Grund ihrer hygrophilen(feuchtigkeitsliebenden) Eigenschaften aus der Luft auf-nehmen. Günstige Luftentfeuchter arbeiten nach diesemPrinzip. Sie enthalten Salze, welche die Feuchtigkeit ausder Luft aufnehmen und binden. Genau dasselbe kannpassieren, wenn Mauerwerk versalzen ist. Ursache kannzum Beispiel die Vornutzung als Stall oder eine Belastungdurch Streusalze entlang von Verkehrswegen sein.

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Was und wie gebaut werden darf ist für jedes Grundstückgenau geregelt. Hierbei maßgeblich relevant sind dreiRechtsmaterien. Und zwar das NÖ Raumordnungsgesetz,die NÖ Bauordnung und die NÖ Bautechnikverordnung.Alle drei Rechtsmaterien können im Internet unterwww.ris.bka.gv.at nachgelesen werden.Einige wichtige Inhalte dieser Rechtsvorschriften werdenin unserer Baurechtsbroschüre behandelt, welche einengrundlegenden Einblick in die sehr komplexe Thematikdes Baurechtes geben soll.

In Bezug auf Umbau- bzw. Renovierungsvorhaben seiaber erwähnt, dass für Gebäude, die einer größeren Renovierung unterzogen werden, ein Energieausweis zu erstellen ist.

Definition laut NÖ BO 2014 – Größere Renovierung

Maßnahmen zur Verbesserung der Gesamtenergieeffizienzan einem Gebäude, wenn mehr als 25 % der Gebäude-hülle betroffen sind, wobei die Gebäudehülle die gesamteaus den Außenabmessungen berechnete Oberflächeeines Gebäudes oder -teiles darstellt, die das festgelegtekonditionierte Brutto-Volumen umschließt. Der Energieausweis kann Aufschluss über den IST-Zustandeines Gebäudes geben und muss die nach der Renovierunggeplante Energiekennzahl abbilden.

Die OIB Richtlinie 6 [www.oib.at] fordert für Gebäude nach einer Renovierung, welche den oben angeführten Bestimmungen unterliegen, folgende Werte für wärme-übertragende Bauteile.

(13) BAURECHTLICHES

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Allgemeine Anforderungen an wärmeübertragende Bauteile laut OIB Richtlinie 6:

Anforderungen an den Heizwärmebedarf bei größerer Renovierung von Wohngebäuden

In Abhängigkeit der Geometrie [charakteristischeLänge lc] und bezogen auf das Referenzklima gemäßOIB Leitfaden ist für Gebäude, die einer größeren Renovierung unterzogen werden, nachzuweisen, dassder für das jeweilige Objekt geforderte Heizwärme-bedarf nicht überschritten wird. Dieser Grenzwertist für jedes Gebäude, das renoviert wird, gemäß OIBRichtlinie 6 zu berechnen.

Die charakteristische Länge [lc] ist ein Maß für dieKompaktheit eines Gebäudes und stellt das Verhältnisvon Bruttovolumen zu umschließender Oberfläche dar.D.h. das Ergebnis der Division Bruttovolumen durchOberfläche ist die charakteristische Länge [lc = V/A].

Von dieser Regelung ausgenommen sind gemäß NÖ Bauordnung 2014 Gebäude, die als Teil eines aus-gewiesenen Umfelds [z.B. Schutzzone] oder aufgrundihres besonderen architektonischen oder historischenWertes offiziell geschützt [Denkmalschutz] sind.

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WÄNDE gegen Außenluft

WÄNDE gegen unbeheizte oder nicht ausgebaute Dachräume

WÄNDE gegen unbeheizte, frostfrei zu haltende Gebäudeteile(ausgenommen Dachräume) sowie gegen Garagen

WÄNDE erdberührt

WÄNDE (Trennwände) zwischen Wohn- oder Betriebseinheitenoder konditionierten Treppenhäusern

WÄNDE gegen andere Bauwerke an Grundstücks- bzw. Bauplatzgrenzen

WÄNDE kleinflächig gegen Außenluft (z.B. bei Gaupen), die 2% der Wände des gesamten Gebäudes gegen Außenluft nicht überschreiten, sofern die ÖNORM B 8110-2 (Kondensatfreiheit)eingehalten wird

FENSTER, FENSTERTÜREN, VERGLASTE TÜREN jeweils in Wohngebäuden (WG) gegen Außenluft

FENSTER, FENSTERTÜREN, VERGLASTE TÜREN jeweils in Nicht-Wohngebäuden (NWG) gegen Außenluft

sonstige TRANSPARENTE BAUTEILE vertikal gegen Außenluft

sonstige TRANSPARENTE BAUTEILE horizontal oder in Schrägen gegen Außenluft

sonstige TRANSPARENTE BAUTEILE vertikal gegen unbeheizteGebäudeteile

DACHFLÄCHENFENSTER gegen Außenluft

TÜREN unverglast, gegen Außenluft

TÜREN unverglast, gegen unbeheizte Gebäudeteile

TORE Rolltore, Sektionaltore u. dgl. gegen Außenluft

DECKEN und DACHSCHRÄGEN jeweils gegen Außenluft undgegen Dachräume (durchlüftet oder ungedämmt)

DECKEN gegen unbeheizte Gebäudeteile

DECKEN gegen getrennte Wohn- und Betriebseinheiten

DECKEN über Außenluft (z.B. über Durchfahrten, Parkdecks)

DECKEN gegen Garagen

BÖDEN erdberührt

0,35

0,35

0,60

0,40

0,90

0,50

0,70

1,40

1,70

1,70

2,00

2,50

1,70

1,70

2,50

2,50

0,20

0,40

0,90

0,20

0,30

0,40

BAUTEIL U-Wert (W/m2K)

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50 ALTBAU

WIR BERATEN SIE GERNEBauen bedeutet mehr, als die elementaren Bedürfnissedes Menschen nach Behausung zu befriedigen. Architekturist nicht nur Ausdruck des geistigen und kreativen Potentials unserer Gesellschaft. Sie stellt auch einen derwichtigsten Kulturgüter unseres Landes dar.

Altes wird oft leichtfertig geopfert oder durch unsensibleEingriffe in seiner architektonischen Wirkung zerstört.Daher hat sich „Niederösterreich GESTALTE(N)“ zur Aufgabe gemacht, über Sanierungs- und Adaptierungs-möglichkeiten alter Bausubstanz zu informieren, umdiese für die Nachwelt zu erhalten.Das Service der Bauberatung stellt eine Entscheidungs-hilfe im Umgang mit Ihrem persönlichen Objekt dar undsoll Sie bei der Beurteilung des Potentials auf Verände-rung und Abschätzung der bautechnischen Machbarkeitunterstützen. Aber auch für zukünftige Bauherrn, dieeinen Neubau planen, ist die Bauberatung ein passendesInstrument sich Wissenswertes anzueignen um eineerste Perspektive, Ideen hinsichtlich der Situierung amGrundstück und der Gestaltung des Gebäudes sowie derbaurechtlichen Grundlagen zu bekommen.

Die Bauberatung bietet Ihnen:Die Bauberatung versteht sich als ein Informations- und Orientierungsgespräch und wird durch firmenunab-hängige Architekten und Baumeister durchgeführt, umden breitgefächerten Anforderungen gerecht zu werden.Die Beratungen finden vor Ort statt. Die Inhalte werden inForm von Entwurfsskizzen und einer schriftlichen Zusam-menfassung an den Beratungswerber weitergegeben.

(14) BAUBERATUNG VON NIEDERÖSTERREICH GESTALTE(N)

Kostenbeitrag des Beratungswerbersbeträgt EUR 90,-

Voraussetzung:Aus rechtlichen Gründen muss der Beratungswerber Eigentümer der Liegenschaft sein bzw. muss eine schriftliche Genehmigung des rechtmäßigen Eigentümersvorliegen. Alle 2 Jahre dürfen Sie das Service der Bau-beratung in Anspruch nehmen.

Bauberatungen für Gemeinden:„Niederösterreich GESTALTE(N)“ stellt den Gemeindenneben Beratungen zu baulichen Themen wie z.B. der Adaptierungen bestehender öffentlicher Bauwerke, Neu-bauten, Siedlungserweiterungen bis hin zu Informationenüber die Durchführung von Architekturwettbewerbenauch Landschaftsarchitektinnen und Landschafts-architekten als Ansprechpartner für Gestaltungsfragenzur Verfügung.In diesen Beratungsgesprächen können sich Gemeindenüber Grünkonzepte für Schulen, Kindergärten, Außenan-lagen öffentlicher Gebäude, Platzgestaltung bis zu Straßenbegleitplanungen und vielem mehr informieren.

Sie haben Interesse an einer Bauberatung?

Dann wenden Sie sich bitte an die Servicehotline 02742 / 9005 - 15656, melden sichüber unsere Homepage www.noe-gestalten.at an,oder schreiben ein E-Mail an [email protected]

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IMPRESSUM

Medieninhaber, Eigentumer, Herausgeber:Amt der NÖ LandesregierungNiederösterreich GESTALTE(N) Landhausplatz 1/13, 3109 St.PöltenTelefon 02742/9005 –15656www.noe-gestalten.at

ALTBAU, Neuauflage, August 2017

Fur den Inhalt verantwortlich: DI Petra EichlingerFotos: Roland Meingast, Kurt Kuball, Manfred Koscak , Inge Lafer, Francis Hüttner, Bruno Klomfar, Franz Zwickl, Günther Werner, Winfried Schmelz, Rita Newman, ArchivGestaltung: hvkw

Ein Service des Amtes der NÖ Landesregierung

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GESTALTE(N)

www.noe.gv.atwww.noe-gestalten.at

Die Broschüre ALTBAUWissenswertes wie man Altes bewahrt und saniert, finden Sie in dieser Broschüre.Dabei werden Begriffe wie Bauzustandsanalyseerklärt, Beiträge über die Sanierung historischer und zeitgenössischer Altbauten sowie über ökologisches Bauen gebracht, Baurechtliches erörtert und verwirklichte Beispiele gezeigt.