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Sommer 2003/Nr. 22 Die NC-Parade Die Studizeitung Potsdams Der BErnd Der BErnd Der BErnd Der BErnd Der BErnd alternativ alternativ alternativ alternativ alternativ Dank AStA weiterhin kostenlos! Antiamerikanismus Rülpsen für den Frieden Ersti-Reiseführer Potsdam - Statt der Wissenschaft Geliebtes Golm!

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Sommer 2003/Nr. 22

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Die NC-Parade

Die Studizeitung Potsdams

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Dank AStA weiterhin kostenlos!

AntiamerikanismusRülpsen für den FriedenErsti-Reiseführer

Potsdam -Statt der Wissenschaft

Geliebtes Golm!

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Hausmitteilung Inhaltsverzeichnis

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Endlich hat auch Potsdam seine Alternativuni. Doch Kenner wissen: Ohne Alternativbernd wäre siewohl nicht komplett. Diese klaffende Lücke kann zum Glück gefüllt werden und so kann ja dieAlternativuni nur noch ein Erfolg werden!

Bei dem derzeit üblichen Bildungsabbau fragt sich jedoch mancher, warum in Potsdam überhauptnoch eine Universität betrieben wird. Die Antwort ist einfach: Damit das Kaufland weiterhin genü-gend billige studentische Arbeitskräfte hat und, damit der Potsdamer Wohnungsmarkt mit seinenhohen Mietpreisen nicht zusammenbricht. Was sich in Potsdamer Wohnungen derzeit für Szenenabspielen, erfährt man auf Seite 32.

Der TEuro hat wieder zugeschlagen. So kostet es den Käufer mehr, eine Einwegflasche in der Müllton-ne zu versenken als eine Pfandflasche, die Preise für das Studentenwerk steigen, wie auf Seite 15beschrieben und das Rauchen wird teurer. Doch mit etwas Kreativität findet sich fast immer aucheine sparsamere Lösung, wie manches Beispiel belegt. Die Gegner der Legalisierung von Hanf wissenbereits: Tabaksteuer wird nicht auf´s Kiffen erhoben! Und Dank AStA bleibt der bernd auch weiterhinkostenlos!

Zuletzt sei noch für alle eingegangenen Leserreaktionen gedankt. Neben der positiven Resonanz ausder Uni-Verwaltung, der Uni-Bibliothek und dem Landtag freuen wir uns natürlich vor allem überBriefe und Artikel von Studierenden. Also gleich an [email protected] geschrieben!

Die nächste Ausgabe erscheint Anfang Juni und ist endlich die lange angekündigte INGE!

Die Redaktion

Alternativuni oder eine Alternative zur Uni? 4Studentische Interessenvertretung 6Ruck-Zuck-Studium 7Chaostage III 9Diebstahl am Sprachenzentrum 10Zu Hause bei Gott 10Anspruch und Realität Teil II 11Wir sind hier nicht mehr in der Schule 13Neuer Gebührenschauplatz: Studentenwerke 15Zukunftsmusik? 16Studierendenparlament abschaffen? 18Wunschmusik 19Der AKAS 20Kennen Sie GATS? 21Der Schläfer 22Anti-Amerikanismus 24Rülpsen für den Frieden 26Rechtfertigungshilfe für Germanisten 28Studentisches Ungeziefer 29Geliebtes Golm IV 30Matratzenmann und Couchboy 32Potsdamer Ansichten 36Bernd-Kulturreport 42Leserbriefe 48Bernd-Ratgeber 49Die Bernd-Kochseite 51Was die Sterne sagen 51Impressum 52

Drittmittel für Studierendenprojekte: 2 820385354

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Irgendwann kommt jeder dahinter: Die Uni istein Sauhaufen. Die Frage, die man sich darauf-hin unweigerlich stellt ist: Lebt man in diesemSauhaufen und beginnt sogar sich darin wohlzu fühlen, arrangiert man sich mit der Situati-on und engagiert sich womöglich noch in irgend-welchen Arbeitskreisen für eine Verbesserungder Studiensituation, oder flüchtet manschnellstmöglich, da jede Alternative zur Unibesser ist als die Uni selbst?In fast jeder Ausgabe deru m h e r s c h w i r r e n d e nStudienzeitungen gibt esArtikel von Studenten, diedie prekäre Situation an derUniversität beklagen. Vieleversuchen dies durch Gal-genhumor, Zynismus odereinfach nur hilfloses Weh-klagen zu ertragen. Und essind immer wieder diesel-ben Mängel, es ist immerwieder das gleiche Lied:überfüllte Vorlesungssäle,in denen sich die Studen-ten stapeln und wo die Luftirgendwann so dünn wirdwie im Himalaja, weil dieBelüftungsanlagen vollendsausgelastet sind. Seminar-räume, die nicht mehr 30sondern 130 Menschen be-herbergen, zusammenge-pfercht wie Vieh und mehr damit beschäftigt,nicht erdrückt zu werden als dem Unterricht zufolgen. Ist so Lernen möglich? fragen sich vie-le. Nein, ist es natürlich nicht. Nicht nur, dassder Motivationsfaktor in solchen Situationen beiNull liegt und sich somit auch der Unterrichtnur schleppend dahin ziehen kann, sondern auchder jähe Kampf mit 129 weiteren Kommilitonenum einen Semesterordner mit dem heiligen Le-sestoff, dem man hinterher rennt, weil die lie-ben Mitmenschen das Material für den Eigenbe-darf entfernt haben, anstatt es zu kopieren, oderden Hefter mal eben für eine Woche mit nachHause nehmen, weil der Rückweg wohl zu weitwar.Ist es also das, was man für sein Geld bekommt?

Kontakt zu anderen Menschen über gemeinsaminhalierte Luft und Schweißbäder? Und einBelastungs-EKG gratis, nachdem man die Mate-rialschlacht überstanden hat?Menschen, die in höchstem Maße zu Selbstzer-störung neigen, mögen sich in solch einem Bio-top wohl fühlen, doch das, so bezweifle ich, sinddie wenigsten in diesem Club.

Um das Problem einmal ingrößere Bahnen zu lenken:Die oft zitierte PISA Studiebewirkte zumindest, dass dieohnehin schon dagewesenen Klagen über dieMängel im Bildungssystemnun ins Licht der Öffentlich-keit gerückt wurden und diePolitiker nicht länger mitOhropax in den Ohren die-sen Bereich überhören konn-ten. So wurde unter demSchein fieberhafter Bemü-hungen nach schnellen Re-formen Ausschau gehalten.Angefangen von BachelorStudiengängen bis hin zurÜberlegung, das Uni Systemdurch Module noch mehr zuverschulen. In Deutschlandwird jetzt sogar in den Aus-bau von Ganztagsschulen in-vestiert – nebenbei bemerkt:

Es wird zu wenig Geld hineingesteckt. Des wei-teren heißt Ganztagsbetreuung in deren Ver-ständnis bis 13 Uhr und das hat nichts mehr miteiner Ganztagsbetreuung zu tun, denn jeder wirdwissen, dass der Unterricht, auch in den Grund-schulen, bis 13 Uhr geht. In ihrer Konsequenzsind die Reformen bei näherem betrachten einHaufen Scheiße. Zur Beseitigung der Problemesollte lieber mit den Akteuren vor Ort zusam-mengearbeitet werden, doch das ist natürlichzu anstrengend und richtige Reformen sowieso!Es reicht ja, wenn man so tut als ob. Den ent-stehenden Scherbenhaufen im Bildungswesenkönnen andere zusammen fegen, wenn es so-weit ist (haben wir nicht schon den Ausnahme-zustand?!).

So gibt man sich auch den Anschein, bleiben wirbei den Universitäten, um mehr Internationali-tät bemüht zu sein – bei gleichzeitiger Kürzungund Streichung von wichtigen Geldern. Ein ganzeinfaches Beispiel, in dem es um Fremdsprachengeht, denn es wird ja gemeinhin erwartet, dassjeder Student mindestens eine, wenn nicht sogarzwei Fremdsprachen beherrscht: Man kommt alsoauf die glorreiche Idee, ausländische Dozenteneinzuladen, nicht nur um das Lehrangebot ab-wechslungsreicher zu gestalten, sondern auch umder Sprache wegen, die ins Studium integriertwerden soll (wenn mannicht gerade Anglistik stu-diert). Was passiert? KeinGeld vorhanden! Heißtalso, ein Student belegtneben dem StudiumSprachkurse oder geht aufReisen. Beides ist mit Geldverbunden, selbst dieSprachkurse im Sprachen-zentrum sollen bald ko-stenpflichtig werden,wenn man dem AStA Glau-ben schenken will. Oh, ichvergaß die letzte Varian-te: Der Student kommt aus dem Studium undspricht keine Sprachen mehr außer der eigenen,da das gute Schulenglisch auch schon ein paarJährchen zurückliegt. Damit hat er auf dem in-

Alternativuni oder eineAlternative zur Uni?

ternationalen Arbeitsmarkt die besten Chancen.Etwas überspitzt formuliert fragt man sich dann:Wer ist eigentlich dümmer? Die Politiker, dieimmer noch denken, sie könnten ihre Miss-wirtschaft nun über die Erhöhung sämtlicherBeiträge von der Studentenschaft einfahren undscheinbar Freude daran haben, in Zukunft eineGeneration voller Deppen heran zu ziehen oderdie Studenten, die das mit sich machen las-sen???Money for nothing – diejenigen, die noch nichtim Unibetrieb versumpft sind, werden schleu-

nigst reißaus nehmen,denn Alternativen gibtes zu dem Sauhaufenwahrlich genug. Alle an-deren werden, engagiertwie sie sind, in großenScharen zu den Projekt-tagen der Alternativunierscheinen, sich infor-mieren lassen (wie dasim einzelnen aussiehtmit den Bachelor Studi-engängen, Modulenusw.) und vor allem:neue Konzepte diskutie-

ren damit wir in Zukunft nicht mehr für Schei-ße Geld zahlen!

Mandy Fox

Für´s Tierspuren-Lesenlernen braucht mankeine Uni

Bildungsalternative

Die Frau Wanka, die ergänzt,ihr Mitleid wäre unbegrenzt.Doch Kürzen ist das hehre ZielMan muß die Mittel konzentrieren.Die Bildung kostet viel zu viel.Protest darf da nicht irritieren.

Doch manche sind nicht zu belehren,die AU* würd es schon bringen.Wär´erst im Landtag von zu hören,gäb´s ein Konzept in diesen Dingen.

Denn wichtig, tönt von runden Tischen,ist es, aktiv sich einzumischen.Erfolg allein bleibt zu erhoffen,der Ausgang der Aktion ist offen.

*Alternativuni

Andreas

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- ein Zimmer in einer WG,

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Da ist es dann doch passiert. Eine Art Kultur-schock. Unlängst wieder mal beobachtet. Es pas-siert immer wieder. Passierte. Wird passieren.Überall an allen Standorten, zuhause und un-terwegs.Beobachtet auf der Fachschaftsfahrt der Biolo-gen. Die Biologen sind in meinem Sprachge-brauch auch die Chemiker und die Ernährungs-wissenschaftler. Vielleicht ein wenig ungenau,wenn man nur ersteres erwähnt, aber irgendwieweiß trotzdem jeder Bescheid. Jedenfalls umzurück zu „den Biologen“ zu kommen. Eine Grup-pe enthusiastischer Fachschaftsrataktiver, vol-ler Erwartung und Tatendrang. Und ein paarandere, die aus anderen Gründen mit dabei wa-ren.Und dann der Zusammenprall dieser beiden Kul-turen. Für die einen ist Engagement und politi-scher Gestaltungswille (und auch Frust über daswas passiert) wichtiger Bestandteil des Studen-tenlebens. Und dann die andere Fraktion (gutgut ich übertreibe ein wenig...) sieht keineChance zur Veränderung. Die machen eh wassie wollen. Alternativuni ist unsinnig. Das Zu-sammentreffen von zwei unterschiedlichenLebenskulturen. Ein Kulturschock.Und bei den Aktiven der Zweifel. Haben dieanderen nicht vielleicht wirklich recht? Ist al-les, was wir tun, wirklich nicht so sinnig? Wie-so regen wir uns eigentlich drüber auf? Diese,ewig wiederkehrenden Zweifel werden dann be-kämpft und mit der Vergegenwärtigung dessen,was bisher schon erreicht wurde, und mit derÜberlegung, was wäre, wenn niemand die Fach-schaftsarbeit übernehmen würde, mal schnellund mal weniger schnell wieder niedergerun-gen.Hat man nicht dort die Studienordnung sinn-voll umgestaltet? Bei Problemen schlichtendeingegriffen? Den Zusammenhalt seiner Studie-renden gestärkt? Der Unterschied zwischen dem„politischen“ und dem unpolitischen oder bes-ser „nur auf eigene Weiterbildung zentrierten“Studierenden ist groß. Die „politischen“ sindklein in der Anzahl. Groß in der Wirkung. InFachschaftsräte kommt eigentlich fast jeder, dersich ernsthaft für diese Arbeit interessiert. Esist eigentlich... wenn man es genau nimmt, istes eigentlich nicht wirklich ein Problem in das

höchste Gremium der Studierendenschaft, dasStudierendenparlament, oder auch in die “Re-gierung“, den AStA zu kommen. Auch die Gre-mien der akademischen Selbstverwaltung, wieInstituts- und Fakultätsräte, dem Senat, oderdie zahlreichen Kommissionen, stehen den In-teressierten ziemlich offen.Wenn man dann mal zusammenzählt und her-ausbekommt, dass man selbst mit Stellvertreter-posten auf vielleicht insgesamt 150 Postenkommt, und dann aber doch trotz der 15000Studierenden ein Problem hat, diese Posten allezu besetzen, so dass viele Leute gleich mehrereAufgaben übernehmen müssen, zeigt dies dasder Teil der „politischen“ Studierenden doch (inPotsdam) ziemlich klein ist. Überall in Deutsch-land ist der Anteil klein. Aber so klein, und dasbestätigen allerlei Studienortwechsler aus(West)Universitäten wie Göttingen, Hamburgoder Berlin, wie in Potsdam, ist es doch eigent-lich nicht normal. Unangenehm anormal. Pots-dam wirke in diesem Sinne wie tot. Doch derSchein trügt.Auch wenn es nicht so spektakuläre Gruppie-rungen wie „Sozialistische undogmatische Ma-thematiker“ wie an anderen Universitäten gibt,ist das Potsdamer System, in dem die Fach-schaftsarbeit unabhängig von politischen Grup-pierungen ist, und Einzelpersonen sich zurWahl stellen, sehr effizient. Politische Graben-kämpfe zwischen “verfeindeten“ Hochschul-gruppen kommen auf Fachschaftsebene praktischnicht vor. Auch was höhere Politik angeht, istzwar alles irgendwie ruhig und beschaulich, unddurch großes Vertrauen in die Fähigkeit der ein-zelnen Aufgabenträger ein wenig unkoordiniert,aber dennoch sind es irgendwie immer die glei-chen wenigen Leute, die die Arbeit gut, aberauch ein wenig überlastet machen. Irgendwel-che Wege aus dem Dilemma? Irgendwie sind jaalle ein wenig unzufrieden. Die einen, weil dieanderen nicht auch so wie sie selbst, sind. Dieanderen, weil ihnen dieses ganze sinnlose sichengagieren einfach nervig ist.Die wohl einzige Möglichkeit wäre wohl den Grup-pen zu raten: Ignoriert einfach die anderen. Daswäre wohl das beste. Wer sich um mehr als sichselbst kümmern will, sollte nicht erwarten, dasser dafür von anderen Dank oder gar Unterstüt-

zung widerfahren würde. Die meisten interessiertes nicht, was die Aktiven machen.Das ist harte Realität aber man tut wirklich gutdaran, die Zielgruppe seines Aktionswillens starkeinzuschränken. Und die „Unpolitischen“ sollteneinfach die anderen ihre Sache machen lassen.Wenn sie wirklich nichts bewegen können, dannwerden die auch nichts verschlechtern können,und damit ist jegliches Aufregen ja sinnlos.

Zum Abschluss noch eine interessante Beobach-

Gedanken zum Auftakt 1:Studentische Interessenvertretung

tung: Vielleicht 80% aller, die je irgendeine überdas direkte Studium hinausgehende ehrenamt-liche Aufgabe übernommen haben, kann manschnell kennen lernen, indem man nur einpaar wenige Veranstaltungen wie Festakte, be-sondere Vorträge, oder die auch sehr familiä-ren Demonstrationen für mehr Geld für Bildung,die ja sogelegentlich stattfinden, besucht.

sk

Ruck-Zuck-StudiumMöglichkeiten an einer Alternativ-Universität

Schnell studieren? Das ist eine komplizierte Sa-che. Meine Studienordnung legt diesem hehrenAnspruch jedenfalls die dicksten Steine in denWeg! Hier ein paar Seminarscheine, dort einigeReferate, dazu noch Klausuren, Testate, Beleg-arbeiten, Exkursionen, Zwischenprüfungen, Exa-mina und Praktika. Und als wäre das nicht schongenug, verlangt sie auch noch die eigenhändigeVerfassung einer Diplomarbeit. Und wenn’s malnicht klappt, geht’s wieder zurück auf Los. Dannheißt es Wiederholungsklausur, noch mal Semi-nar und so weiter…So ist der hurtige Wechsel der Studienhalbjahrevon Sommersemester und Wintersemester daseinzige, was meinem Studium eine gewisse Dy-namik verleiht. Also wie immer. Gut Ding willWeile haben. Leider sehen nahe Verwandte, wiemeine Eltern, die Situation in einem anderenLicht. In ihrer verzerrten Wahrnehmung gebensie sich dem Wahn hin, ein Studium sei in einerim Voraus überschaubaren Zeitspanne abzuschlie-ßen. Eigentlich könnte man dazu ja sagen: KeinProblem! Durch ihr hohes Alter verschließt sichihnen eben der Zugang zur Realität. Abhilfe kannschließlich auch durch tröstende Ansprache wie„Ich brauch nur noch diesen oder jenen Scheinund die Magisterarbeit, dann hab ich den Ab-schluß in der Tasche.“ und „Ich bin praktisch fer-tig, das Prüfungsamt muß lediglich noch ein paarbürokratische Kleinigkeiten regeln.“ oder „DieDiplomurkunde muß im Grunde nur noch unter-schrieben werden, aber der Dekan ist seit zweiJahren im Urlaub.“ geschaffen werden.Doch nicht immer reicht die Plausibilität logi-scher Aussagen, um den ebenso mißtrauischenwie unberechtigten Argwohn der geliebten Er-zeuger im harmonischen Zwiegespräch zu zer-

Den Potsdamer Hochschulsport kann man nichtmit Geld bezahlen

streuen. Dann kommen die üblichen (natürlichnur freundschaftlich-anspornend gemeinten)Hinweise „Du bist nicht mehr unser Sohn!“ und„Wir überschreiben Deine Erbschaft sofort ei-nem SOS-Kinderdorf in Afghanistan!“ und letzt-endlich „Wir rackern uns nicht den Buckelkrumm, damit asoziales Pack wie Du später vonder Stütze leben kann!“. In diesem Falle stehtman vor einem Dilemma. Einerseits hat manemotional einfühlsam und in langer Beweiskettelogischer Argumentverknüpfungen die Realitätobjektiv dargestellt und hätte allein schon ausdiesem Grund bei allen anderen Menschen ei-nen Anspruch auf kooperatives Verhalten. An-dererseits nützt es nichts, diesem Anspruchdurch Drohungen Nachdruck verleihen zu wol-len („Dann wechsele ich das Studienfach undfange noch mal von vorn an!“). So etwas wür-de die Situation nur weiter zuspitzen.In dieser Situation hat es sich bewährt, aufDeeskalation zu setzen und den forciertenStudienabschluß unter Aufbietung aller men-schenmöglichen Anstrengungen zu versprechen,

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wohlwissend, daß diese Notlüge das Problemnur in die Zukunft verlagern und nicht endgül-tig lösen kann. Doch erstmal ist dadurch wiederein Semester gewonnen und der Rücken frei fürerneute Versuche, die Forderungen der Prüfungs-ordnung und die Resultate des persönlichenLeistungspotentials in Einklang zu bringen.Doch jetzt aufgepaßt!! All diese Mühe muß nichtsein! Dieser ganze Streß kann einem erspartbleiben! Leider bin ich erst jetzt auf die Lösungdes Problems gekommen. Oder besser gesagt dieLösung des Problems ist per Email zu mir ge-kommen. Um einen Abschluß zu machen, kannman schließlich auch den Weg der Fern-Uni wäh-len. Unten abgedruckt ist die Mail, welche meinLeben verändern und alle meine Probleme lö-sen wird. Ein Anruf reicht aus, allem Studien-leid ein Ende zu machen! Keine Prüfungsord-nung, keine Klausuren, keine Prüfungen! Undalles in kürzester Zeit…

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Stefan Hartung

Sommersemester 2003, philosophische Fakultät,Studiengang Anglistik/ Amerikanistik in Potsdam,ein Semesterbeginn mit innovativen Verbesse-rungen…a) keine Neueinschreibungenb) keine Einschreibelisten im Institutc) Einschreibung für das Sprachenzentrumonline

….und stagnativen Konfrontationspunktena) zu kleine Räumeb) zu wenig Angebotec) keine Räumed) keine Angebote (weil is’ nich’)e) Einschreibelisten, bzw. sogenannte Vor-merklisten oder „Anstelllisten“ (Christians) imNebenfach Medienwissenschaft ( die sich abernach Fachschaftsrats-Einsatz in Luft auflösen)f) Immer noch zu viele Studenten, die sichimmer noch zur Zwischenprüfung durchkämpfenwollen

Die Online-Einschreibung im Sprachenzentrumging nicht ganz reibungslos über die Bühne.Ab neun Uhr konnte man die Kurse am 01.04.buchen.9:36 war alles im Bereich A/A ausgebucht.Das Buchen funktionierte nicht überall, manchebekamen Anmeldebestätigungen, aber die Lehr-kraft wusste nicht bescheid, manche konnten sich

nur mit fremden oder ausgedachten Namen undMatrikelnummern anmelden, usw.Ansonsten ganz praktisch, vermeidet frühes,ewigwährendes Anstehen.

Wie im letzten Semester bleibt das „Platz-Quetsch-Problem“ bestehen. Aber einige Do-zenten haben sich bereits im Vorfeld darauf vor-bereitet.Das Proseminar „Voices from the Gap“ verlangtein Entry-Exam, während des Semesters einenvon zwei Tests (zu Büchern) bestehen, ein Re-ferat und eine Hausarbeit (für LNW)… Anderewollen einfach zwei Klausuren oder wollen meh-rere Hausarbeiten geschrieben haben.Generell wird wie immer um jeden Platz ge-kämpft, wer zuerst kommt, sitzt zuerst und grö-ßere Chancen im Kurs bleiben zu dürfen (Do-zenten-Motto: Alle ohne Tisch und Stuhl dür-fen wieder gehen).

Mal sehen, wie das Semester weiter verläuft.Vielleicht klappt’s ja mit der Zwischenprüfungim nächsten Jahr.

P.S.: Es gibt auch dauerhafte belobigungs-würdige Punkte in Golm. Zu loben seien dieArbeitskräfte im Copy-Shop. Immer freundlich,immer hilfsbereit. +++++

Désiré Arnold

Chaostage IIIEine verschlimmbesserte Version?

Wie die nächste

Inge aussieht,kannst Du mitentscheiden.Einfach Texte an:[email protected] in die gelbenBernd-Kästen („Zettelei“)

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Nachdem im letzten Berndberichtet wurde, dass imWintersemester mehrereAutoscheiben vor demSprachenzentrum am ParkBabelsberg eingeschlagenund Taschen geraubt wur-den, gehen die Überfälleauf die Uni weiter.Am Abend des 21. Febru-ar brachen unbekannteTäter über ein möglicher-weise vorbereitetesToilettenfenster imUntergeschoss desSprachenzentrums ein, in-dem sie die Gitter abris-sen. Dabei blieben sie un-gestört, da dasLehrpersonal schon Feier-abend hatte und derWachdienst noch nicht inReichweite war. Die Tätergingen direkt insObergeschoss, wo sie ziel-gerichtet alle Türen mitGewalt aufbrachen unddann mehrere Computer, Scanner und Video-geräte aus dem Computerpool und Videoraummitnahmen. Ein Strafantrag wurde selbstver-ständlich gestellt, jedoch hat die Polizei dasStrafverfahren Anfang April schon wieder ein-gestellt, da sich keine Hinweise auf die Täterermitteln ließen.Durch interne Umschichtungen zum Ausgleich

der mangelnden Gerätekonnte die folgende Ein-schreibewoche ohnegrößere Probleme abge-wickelt werden, jedochhängt eine Neu-beschaffung der nunfehlenden Geräte vonden der Universität zu-gewiesenen Sachmittelab. Wie es um diese Mit-tel steht, wissen mitt-lerweile alle Studenten.Die Leitung desSprachenzentrums rea-gierte inzwischen aufdie mangelnde Sicher-heit, indem ein elektro-nisches Sicherheitssy-stem installiert wurdeund ein Notfalltelefonnun bereit steht.Des weiteren ist es not-wendig, dass dasLehrpersonal sowie dieStudentenschaft amPark Babelsberg deutlich

stärker ihre Aufmerksamkeit auf möglicherweiseverdächtige Personen lenkt. Wir Studis müssenselbst darauf achten, dass Fenster und Türen nachdem Unterricht geschlossen werden, sonst wer-den wir bald komplett auf technische Lehrmittel-unterstützung verzichten müssen. Jammern hilftda wenig.

Ulrike Hennings

Diebstahl am Sprachenzentrumoder warum es unserer Uni immer schlechter geht

Die Idylle trügt!

Anspruch und Realität Teil II

Wenigstensein Fortschrittläßt sich hiererkennen!

Geht es euch auch so, dass ihr in der ZeitungLebensläufe von anderen lest und euch danachganz klein fühlt? Ihr schaut euch auch schon garnicht mehr die Stellenanzeigen an, weil ihr euchfür zu unterqualifiziert haltet (nur um dann zuhören, dass ihr für einfache Aufgaben zu über-qualifiziert seid) ? Es geht um das Verhältnisvon Anspruch seitens der Berufswelt – der soge-nannten Arbeitswelt- und meine studentischeRealität. Hier wird ein Anspruch gestellt, der zueinem starken Druck auf die Studenten führt.Fehler machen wird nicht gerne gesehen. Daskriegt man auch sehr schnell zu hören, wenn manmit 24 Jahren schon 2 Studien angefangen hatund dass man dann schon „zu alt“ ist. Dabei liegtes doch in der Natur des Menschen, Fehler zumachen, daraus zu lernen, sich auszuprobierenund seine Erfahrungen zu machen – wie soll dasauch anders möglich sein als durch Experimen-tieren (also durch schon von vorneherein einkal-kuliertes Fehlermachen)? Bei den Ansprüchen inder Berufswelt denke ich z.B. an Interviews mitFührungspersönlichkeiten aus dem akademischenNachwuchs, aber auch an Musterlebensläufe, wie

man seine Karriere planen soll und an die An-sprüche, die Personalchefs von Unternehmenim Hinblick and die High Potentials stellen.Dabei entsteht das Idealbild, wie der studenti-sche Absolvent zu sein hat: 22 Jahre, Prädi-kats-Wirtschaftswissenschaftler mit Top-Abiturund kaufmännischer Lehre, Auslandspraktikaund Auslandssemester, Nebenjob im Bundes-

Nachdem Hovannes & Co. vom studentischenBibellesekreis meine Neugier geweckt hatten,wollte ich mal auf Besuch ins Haus Gottes. Woso viel über den Kerl geredet wird – manchebehaupten ja sogar, daß er eigentlich eine Frauist. Obwohl ich selbst niemanden kenne, derihn schon mal persönlich gesehen hat. Wahr-scheinlich nicht mal Hovannes.

Das Haus ist übrigens nicht schwer zu finden,immerhin hat der Typ massenhaft Häuser undsoll ja überhaupt der größte Haus- und Grund-besitzer Deutschlands sein. Immobilien-Gottquasi.Konkret umsehen wollte ich mich in derNikolaikirche am Alten Markt. Das ist für micham nächsten dran und auf dem Rückweg kann

ich noch schnell zur FH-Mensa und ein Alterna-tiv-Essen verputzen.Jedem der Gott hier mal besucht hat fällt als er-stes wahrscheinlich sofort die verkehrsgünstigeLage auf. Fußläufig zu mehreren Bus- und Stra-ßenbahnlinien, selbst bis zur S-Bahn nach Ber-lin hat Gott es nicht weit. Dazu gleich um dieEcke Studentenwerk, Gastronomie, Landes-bibliothek, Theater und Einkaufsmeile. Dafür keinKlingelschild oder Postkasten an der Tür; allessehr dezent und zurückhaltend. Daß Gott hierwirklich wohnt, kann man nicht erkennen. Mußder sich verstecken? Hat er doch eigentlich garnicht nötig!Nun aber rein in die gute Stube! Doch was heißthier Stube? – So groß wie das Haus von außenaussieht, ist es nämlich auch von innen. Zwarnicht sonderlich gemütlich eingerichtet, aber dasist ja eh Geschmackssache. Aber, das riesige Kreuzmitten im Raum finde ich schon etwas übertrie-ben. Daran kann man echt erkennen, daß Religi-on praktisch sein Leben ist. Ich würde mir dasnicht in die Bude stellen. Dafür gibt’s jede Men-ge Platz für Besuch, ich schätze mal, ein paarhundert Leute gehen schon in die Wohnung rein.Man sieht auch sofort, daß Gott ein cooler Typist und ständig Leute zu Besuch hat. Die ganzen

Bänke braucht er sicher nicht für sich alleine.Im großen und ganzen bezweifle ich aber, daßGott wirklich oft zu Hause ist oder überhauptirgendwann mal hier gewohnt hat. Höchstensvielleicht früher. Es gibt nämlich keine Einrich-tungsgegenstände, die auf kürzliche Nutzunghinweisen. Zum Teil kann man sagen, es gibtnicht einmal Einrichtungsgegenstände. OhneFernseher und Radio muß Gott wenigstens kei-ne Rundfunkgebühren bezahlen. Bin mir na-türlich auch nicht sicher, ob man Radio Vatikanin Potsdam überhaupt reinbekommt. Könnte erja mal mit Satellitenschüssel versuchen, diegibt’s jetzt schon relativ billig beim MediaMarkt. Na vielleicht glotzt er, wenn er zu Hauseist, ja auch eher die ganzen Bilder an seinenWänden an. Die sind schon ziemlich beeindruk-kend, gemessen an meiner Raufasertapete.So gesamt betrachtet ist die Wohnung für je-manden alleine nicht der totale Hit. Für eineWG wäre das schon eher was. Vielleicht kannGott ja noch Mitbewohner gebrauchen. Dannwäre Gott praktisch auch bei mir zu Hause. Ichhäng ihm mal einen Zettel hin, das Studenten-werk schmeißt mich im September sowieso raus.

Der BERND-Religions-Praxis-BerichtZu Hause bei Gott

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man erfüllen, aber zu welchem Preis denn? Ichhätte die Geschäftsführerin von MTV gerne ge-fragt, was sie nach 22:00 noch so macht: wasbleibt denn noch außerhalb des Berufslebensübrig? Wo ist das Leben denn nur hin vor lauterArbeit? Und ich bin mir sicher, dass es in demTagesablauf-Beispiel keine Rolle spielte, dassobiger Tag ein Wochentag war. Nicht von irgend-wo entstand von Chuck Berry das Lied vom „Toomuch monkey business“. Der Druck führt dochdazu, dass typische Krankheiten, die mit demBerufsleben zu tun haben, stark angestiegensind: die Zahl der Depressionen, Psychosen unddie durch Stress (als Folge von Zeitdruck ) aus-gelösten Krankheiten. Natürlich kann man die-se erhöhte Zahl auch als völlig individuelle Pro-bleme und Modernitätskrankheiten hinstellen,aber ich neige zu der Ansicht, dass man ebennicht einfach wie mit einer Schere bestimmteZustände aus dem gesellschaftlichen Netz aus-schneiden, auf ein weit entferntes Tablett stel-len und dann als „Individuelle Probleme“ prä-sentieren kann (völlig losgelöst von dem gesell-schaftlichen Zusammenhang). Ich zumindesthabe da meine Zweifel. Ich war mal Werksstudentbei Bayer. Die Leute, die da seit 20 Jahren imSchichtdienst schwerste körperliche Arbeit ver-richten, die sehen fertig aus, weil sie fertig sind.Und fast alle meiner Freunde, die nach dem Ab-itur eine Lehre gemacht haben, schulen sich jetztum, wenn sie ausgelernt haben. Warum? Weilsie sagen, dass der Job für 2-3 Jahre o.k. ist(und man dann ruhig als Working Class schönüber die Studenten lästern kann), aber einenauf lange Sicht den Körper kaputt macht. Wirlanden in vielleicht 100 Jahren auf dem Mars –und dann sehe ich noch gestern Bauarbeiter,die nur mit dem bloßem Hammer die Pflaster-steinen gerade schlagen, damit in 2 Jahren dieStraße fertig ist? (Wie der Tagesablauf eines Bau-arbeiters im Vergleich aussieht, wäre auch nocheine interessante Frage). Man hört es ja immerwieder gerne (*bauchpinsel*), dass die Univer-sitäten die Führungspersönlichkeiten von mor-gen ausbilden. Die Tagesabläufe von Top-Mana-gern, Chef-Unternehmensberatern, Betriebslei-tern, Sony-Konzernchefs haben oft eines gemein-sam: ihre Freizeit ist knapp bemessen. Diese Leu-te lachen einen bei einer durchschnittlich 60Stunden-Woche doch aus, wenn man sie nacheiner 40 Stunden Woche fragt. Oder wie siehtso ein Wochenplan eines frischgebackenen 27-jährigen karrierewütigen Top-Trainee-Consultantaus? Wahrscheinlich so wie diese Werbung fürdiese frischgebackenen 27-jährigenkarrierewütigen Top-Trainee-Consultants: von

tag und PC- und Sprachkursen nebst universi-tärem Engagement. Lustig, oder, wenn man dasmit sich selbst vergleicht - stimmt doch über-haupt nicht überein. Gar nicht lustig, wenn dasspäter auch der Personalchef der Wunschfirmafeststellt. Wenn doch klar ist, dass der Anspruchschon von vorneherein nicht zu erfüllen ist,warum wird dann der Maßstab so unerträglichhoch gelegt? Folge dieses Anspruchs an dieStudenten sind viele der heutigen Probleme,Sorgen und nervlichen Krisen als Student: Stu-denten hören kurz vor Ende des Studiums vonder hohen Arbeitslosigkeit als zukünftige Gei-steswissenschaftler – ohne dass dies an der Unithematisiert wurde – und wechseln oder bre-chen ab. Studenten denken sich alles möglicheaus, nur um in ihrem Lebenslauf zu vertuschen,das sie ein Semester nichts gemacht haben,machen schon vor ihrem ersten Semester dreiAuslandspraktika – und sie sind trotzdem im-mer auf der Planung nach mehr Aufbaustudium,mehr Sprachkursen, mehr Qualifikation, mehrBescheinigungen, mehr Zusatzqualifikationenund haben schon teilweise mit 23 in mehr Städ-ten gelebt, praktimutiert und studiert, als ihreEltern in ihrem gesamten Leben. Wenn man esdenn endlich geschafft und noch einen Jobbekommen hat, dann ist der Druck nicht weg,sondern nur noch größer. Warum machen Men-schen freiwillig Überstunden – etwa völlig un-abhängig von der Tatsache, dass es eine enor-me Konkurrenz um den Arbeitsmarkt um diewenigen Stellen gibt, wo arbeitslose Geistes-wissenschaftler, Juristen, Journalisten, Magi-ster-Absolventen bereit stehen? Gehen die Men-schen wirklich so gerne arbeiten, dass sie aucharbeiten, wenn sie krank sind? Oder arbeitendie Absolventen in so „ supergeilen Jobs“? Soeinen supergeilen Job könnte ich mir persön-lich bei irgendwas mit Musik vorstellen. Vorkurzem las ich ein Interview mit der Presse-chefin von MTV Deutschland. Sie sollte mal er-zählen, wie ihr Tagesablauf aussieht. So gerneich den Job haben würde, so ungern bin ichbereit, 25 Jahre lang „um 8:30 ins Büro zu kom-men, den ersten Kaffee zu trinken , E-Mails zuchecken, dann nach München wegen einer Prä-sentation zu fliegen, um mich dann in Ham-burg mit Programmchef zu treffen und um 22:00nach Hause zu fahren.“ Könnt ihr euch vorstel-len, pro Tag über 10 Stunden zu arbeiten, undsich dann noch hinzustellen und lauthals hin-auszusingen, dass einem das Spaß macht? Ichweiß nicht. Klar, das ist eine interessante Ar-beit, klar, das ist mit Anforderungen verbun-den, natürlich, diesen Anforderungsdruck kann

Zu Unrecht wird die Uni bei Studiums-Motivations-krisen und eventuell daraus resultierenden Ab-brechern völlig raus aus der Verantwortung ge-nommen. Das falsche Fach gewählt zu haben, dieLust am Studium verloren zu haben – das allessind völlig individuelle Schicksale, wofür die Uniwirklich nichts kann – tatsächlich? Wenn teil-weise die wirklich elementarsten Sachen, die ein-fach zu sinnvollen Studiumsorganisation notwen-digerweise dazugehören, nicht klappen – undwenn man dann in einer Werbebroschüre vom wis-senschaftlichen Nachwuchs und günstigenStudienbedingungen liest – dann ist das nichtok.Wie soll man seinen Stundenplan im Voraus pla-nen, wenn man nur per Zufall (bzw. perRestriktionenerfüllung) in die Seminare rein-kommt (in Anglistik und bei den Historikernscheint das ja tatsächlich die Regel zu sein, inbestimmten BWL-Vertiefungen ist das schon so)– wie soll man sein Studium planen, wenn manteilweise echt hinterher sein muss, wenn manUni-Leute per E-mail was fragt ? Wie soll manvernünftig studieren, wenn in Kopierhochzeitenin der Hauptbibliothek in Griebnitzsee 2 von 4Kopierern kaputt sind und 15 Leute vor einemnoch kopieren wollen? Lustigerweise hat die Bi-bliothek in Griebnitzsee dafür am Freitag nach-mittags schon um 16:00 zu – gut so, finden umdiese Zeit doch die meisten Seminare statt.

Als ich während des Zivildienstes überlegt hat-te, zu studieren, statt Schule irgendwann „Unizu haben“ habe ich mir so eine Art Leistungskurs

Wir sind hier nicht mehr inder Schule

Kopf auf, Skript rein und bitte nachGebrauch entfernen

Diese Lehramts! - Teil 2010 Die Alternativschule

außen Hochglanz und von innen Schwerstarbeit.Und liest man nicht sogar in der Jungen Karrierevereinzelt von jungen akademischen Führungs-persönlichkeiten, die mit 30 nicht nurausgepowert sind, mal eine Pause brauchen –sondern kaputt und am Ende sind.

Gut, teilweise helfen solche drastischen Beispie-le immer ganz gut. Ich wollte einfach nur mal

versuchen zu zeigen, was einen so erwartet alsStudent – dabei kann es gut sein, dass mir Feh-ler unterlaufen sind – die Freiheit zum Fehler-machen nehme ich mir gerne heraus – und freuemich, wenn mir da Leute weiterhelfen können.Der Herr, die Dame, empfehle mich, schönenTag noch.

Jan Röhlk

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Sozialwissenschaften auf höherem Diskussions-niveau vorgestellt – aber dass die Realität soaussieht, dass ich in VWL, BWL und Jura Skrip-te und Bücher hingeknallt bekomme, die ichbis in drei Monaten auswendig lernen muss, dassdie Unterlagen nur eines Politik-Seminars denUmfang meiner Abi-Unterlagen in meinem zwei-jährigen Grundkurs Philosophie um das dreifa-che übersteigen, dass die Seminare oft aus Re-ferat und 2 Dozentenfragen bestehen –das alles konnte ich vorher nicht wissen.Dass die Abbrecherquoten und Studienzeiten sohoch sind, liegt doch nicht nur daran, dass dieLeute faul sind oder es nicht auf Kappe kriegen–Erfahrungen wie mit einer allgemein gehalte-nen Prüfungsordnung zu Lehrstühlen andererFakultäten zu machen und diese um Konkreti-sierung der Leistungsanforderungen zu fragenund dann zu hören, dass man das ja in demspeziellen Fall nicht weiß und doch seine Fa-kultät fragen sollte – leider ist man genau vondieser zu der anderen geschickt worden - so ge-schehen bei mir in Köln – das macht man genauzweimal und am Ende macht man es dann ein-fach so wie man denkt (und es einem ältereStudenten sagen) und hofft, dass das schon sostimmt. Ich konnte echt nicht mehr, als ich ineiner Uni-Zeitungsausgabe gelesen hatte, dassjetzt der Zusammenhang zwischen fehlender Be-ratung und Abbrecherquoten auch von der Unistärker thematisiert würde, weil man festgestellthätte, dass die Quoten dort am höchsten sind,wo am wenigsten Information ist – wie jetzt?

Natürlich kann man nicht nur „die Uni“ für allesverantwortlich machen – aber hey, die Wahr-heit liegt doch in der Nuance - und deshalbkann die Uni auch nicht „die Studenten“ füralles verantwortlich machen? Man kann aus derBeobachtung, dass die Wirtschaftswissenschaft-ler in Köln im Durchschnitt 12 Semester stu-dieren, schließen, dass die meisten faul sind –man kann aber auch darauf hinweisen, dass teil-weise die Vorlesungen nur einmal im Jahr an-geboten werden – und dass das Recht auf dieWiederholungsklausur eine Farce ist, denn einNichtbestehen mit Recht auf Wiederholung hörtsich toll an, bedeutet aber, dass man eine imWS geschriebene (und nicht bestandene) Klau-sur im Anschluss an das folgende SS noch malschreiben kann – wenn die Vorlesung im SS an-geboten wird. Sonst kann es vorkommen, dassman erst wieder im nächsten WS die Klausurschreiben kann – d.h. wenn man im Januar 1999durch eine Klausur durchgefallen ist, kann eseinem im schlechtesten (leider nicht unreali-

stischen) Fall passieren, dass man die gleicheKlausur erst wieder im Januar 2000 schreibenkann - dass die Leute dann automatisch längerstudieren müssen, liegt doch (für mich) auf derHand – wer im dritten Semester durch eine Klau-sur durchfällt, kann sie dann erst tatsächlich imfünften Semester wiederholen - „schuld“ für dielängere Studienzeit ist da aber nicht der Stu-dent, oder?

Neben dem Fachwissen ist die entscheidendeQualifikation für Sozialwissenschaftler die Fä-higkeit des eigenständigen wissenschaftlichenArbeitens – das legendäre wissenschaftliche Ar-beiten – d.h. Zeitpläne und Gliederungen auf-stellen – und die auch einhalten zu können,Literaturrecherche machen zu können – ohne imStoff unterzugehen, Zusammenfassungen undThesenpapiere schreiben und Referate halten zukönnen – und nicht nach einer Stunde durchGewalt unterbrochen werden zu müssen, nach-dem man sogar den Professor mit der 150stenFolie erschlagen hat. Aber dass muss einem docherst mal einer zeigen – und warum geschiehtdiese doch so entscheidende Vermittlung immernur – wenn überhaupt noch - über Tutorien?Warum zeigen das einem nicht mal viel intensi-ver die Leute, die doch von Beruf Wissenschaft-ler sind? Es ist doch erstaunlich, dass fast jederso eine Geschichte aus eigener negativerImprovisationserfahrung zu erzählen weiß nachdem Motto „ als ich meine erste Hausarbeit ander Uni schrieb und dann merkte, dass das wasganz anderes als in der Schule ist“. Klar, manlernt das schon meistens irgendwie. Meistens,irgendwie. Es ist doch wirklich eine Gabe – wennman es den kann (seufz) – sich in kurzer Zeitvöllig selbständig in neue Wissensgebiete ein-arbeiten zu können, dass dann auch noch dar-stellen und diskutieren kann.

Wenn man aber so wie in den Wirtschaftswis-senschaften bald nur noch mit Skripten über-häuft wird, die man einfach stur in sich reinlernen muss – nach dem Motto „Kopf auf, Skriptrein und bitte nach Gebrauch entfernen“ – dannfragt man sich doch, was das alles mit eigenerwissenschaftlicher Kreativität zu tun haben soll.

Gut, dass man hin und wieder darin erinnert wird,dass „wir hier nicht mehr in der Schule sind“ –teilweise ist es auch schwer zu unterscheiden,was?

Jan Röhlk

Neuer Gebührenschauplatz:Studentenwerke

Als das Bundesverfassungsgericht im Märzbeschloss, dass Rückmeldegebühren in der Höhe,wie sie seit 2001 in Brandenburg erhoben wer-den, verfassungswidrig sind und damit einer Rück-erstattung dieser Gebühren auch in Brandenburgden Weg geebnet hat, hatte die hiesigeHochschulministerin Johanna Wanka schon eineneue Idee, wie Studierende zu schröpfen seien.Die Studentenwerke sind die Sozialämter der Stu-dierenden. Weil Studierende studieren, nicht Geldverdienen, und also auf Zahlungen von den El-tern oder das BAföG angewiesen sind – weder dieeinen noch das andere freilich in Höhe des gel-tenden Sozialhilfesatzes – haben die Bundeslän-der Studentenwerke eingerichtet. Diese Anstal-ten des öffentlichen Rechtes sollen Studieren-den preiswerten Wohnraum zur Verfügung stel-len und ihnen ermöglichen, preiswert, ausrei-chend und gesund hochschulnah warme Mahlzei-ten zu erhalten (Dass nur 40% der StudierendenMensaessen kaufen liegt sowohl daran, dass nichtan allen Studienstandorten Mensen bestehen alsauch an der Unmöglichkeit, in den bestehendenMensen alle Studierenden nach Bedarf zu versor-gen.) .Ebenso haben sie die Pflege sozialer und kultu-reller Belange der Studierenden als Aufgabe. Zu-dem verwalten sie das BAföG, bearbeiten dieAnträge und zahlen die Gelder aus1 . Um dieseAufgaben zu erfüllen, sind sie freilich auf Zu-schüsse des jeweiligen Bundeslandes, genauer ausdem Hochschulhaushalt des zuständigenWissenschafts- oder Bildungsministeriums, ange-wiesen. Anteilig sollen sich die Studentenwerkeaber auch durch Beiträge finanzieren, die jederImmatrikulierte jedes Semester an sein Studen-tenwerk abzuführen hat. An sich schon eine ei-genwillige Konstruktion, gleich als ob Sozialhil-feempfänger (natürlich von ihrer Sozialhilfe) re-gelmäßig einen Beitrag ans Sozialamt zahlten,damit dieses arbeiten kann. In der Bedarfsbe-rechnung für Unterhalt bzw. BAföG tauchen dieStudentenwerksbeiträge allerdings nicht auf, derBAföG-Anspruch steigt also auch nicht, wenndiese Beiträge steigen.Geleitet werden die Studentenwerke von Ge-schäftsführern, im Falle der BrandenburgischenStudentenwerke Potsdam (zuständig für die dreiPotsdamer Hochschulen, die FH Brandenburg unddie TFH Wildau) und Frankfurt/Oder (EUV Frank-

furt/Oder, TU Cottbus, FH Lausitz und FH Ebers-walde) handelt es sich um Geschäftsführerin-nen. Außerdem gibt es für jedes Studentenwerkeinen Verwaltungsrat, dessen Zusammensetzungund genaue Aufgaben von der Landesregierunggeregelt werden. In Brandenburg stellen Ver-treter der Studierenden die Hälfte der Mitglie-der, die andere Hälfte setzt sich aus von denSenaten gewählten Vertretern der Hochschu-len und einer Person des öffentlichen Lebens,die von den übrigen Mitgliedern des Verwal-tungsrates bestimmt wird. Außerdem gibt es inBrandenburg die eigenartige und seltene Rege-lung, dass den Vorsitz des Verwaltungsrates eineProfessorin oder ein Professor innehaben muss– wohl aus Angst, Studierende könnten sonst,wie anderswo üblich, diese Position besetzenund sie politisch nutzen.Wie in allen sozialen Bereichen werden auchdie Zuschüsse für das Studentenwerk von Jahrzu Jahr weniger. Die vollmundigen Versprechenund Versicherungen aller Ministerpräsidentenund Fachminister zum Trotze, erhalten nichtnur die Hochschulen regelmäßig weniger Geld(weil bei den Zuweisungen weder ein Inflations-ausgleich noch eine adäquate Aufstockung beiwachsenden Studierendenzahlen stattfindet),im gesamten Hochschulbereich werden sogarZuweisungen gestrichen, so z.B. bei den Stu-dentenwerken. So muss das größere der bei-den, das Studentenwerk Potsdam, bereits imlaufenden Haushaltjahr auf 470.000 Euro derbisher 3,1 Millionen Euro Landeszuschüsse ver-zichten, Frankfurt/Oder geht es ähnlich. Zukünf-tig sollen trotz steigender Studierendenzahlen

dem letztengebühren-freien Professor

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jährlich 1 Mio. Euro bei den Studentenwerkengespart werden. Welche Auswirkungen hat das?Im Wintersemester 1997/98 zahlten die Stu-dierenden für das preiswerteste Mensaessen inPotsdam 1,-DM, der Beitrag fürs Studentenwerklag bei 15,- DM fürs Semester und mehr als 15%der Studierenden wohnten in Wohnheimen desStudentenwerkes. Diese Eckwerte waren das Er-gebnis der Förderung der Studentenwerke durchdas Land Brandenburg. Offensichtlich war dieLandesregierung damals der Ansicht, der sozia-le Status der Studierenden mache eine Förde-rung nötig, die eben diese Eckwerte hervor-bringt.Im Sommersemester 2003 zahlen die Studieren-den für das preiswerteste Mensaessen in Pots-dam 1,- Euro, der Beitrag fürs Studentenwerkliegt bei 25,- Euro fürs Semester und gerade10% der Studierenden wohnen in Wohnheimendes Studentenwerkes. Der Rückgang derVersorgungsquote mit Wohnheimplätzen ist be-gründet zum einen durch den Wegfall von Plät-zen in Folge von Sanierungen alter Heime, zumanderen durch fehlende Neubauten, für die beisteigenden Studierendenzahlen das Geld von derLandesregierung ausbleibt.Auf der letzten Sitzung des Verwaltungsratesdes Studentenwerkes Potsdam forderte die Ge-schäftsführerin zum Ausgleich der wegfallen-den Zuschüsse weitere Preis- und Gebührener-höhungen. Nun sollen bereits zum Winterseme-ster 2003/04 die Essenspreise um durchschnitt-lich 50 ct, alle Wohnheimmieten pauschal um10,- Euro und der Semesterbeitrages auf 40 Euroerhöht werden. Diese Zahlen vergleichen, heißtsich fragen: Was hat sich denn Großartiges ver-ändert seit 1997? Gab es eine Inflation, die sostark war, dass sie solche Preisangleichungennötig machte? Hat sich die soziale Lage der Stu-dierenden schlagartig deutlich verbessert, wo-durch weniger Zuschüsse notwendig sind? Zwei-mal: Nein! Ausschlaggebend sind ganz offen-

sichtlich andere Gründe und der Sparwille derRegierung nur ein Vorwand – erst vor wenigenWochen z.B. stand ja in allen Zeitungen, dassdie neuen Großhubschrauber für Jörg Schönbohmangekommen sind.Der Potsdamer Verwaltungsrat beschloss die Er-höhungen übrigens mit nur drei Gegenstimmen(und damit bei Zustimmung mindestens einesstudentischen Vertreters) und machte sich so zumwillfährigen Handlanger einer verfehlten Hoch-schulpolitik. Nach Auskunft eines Mitarbeitersder Hochschulministerin Wanka, der für die “be-ratende” Teilnahme an den Sitzungen des Ver-waltungsrates bezahlt wird, wäre bei einer Ab-lehnung dieser neuerlichen Erhöhungen durchden Verwaltungsrat die Geschäftsführerin desStudentenwerkes durch die Ministerin verpflich-tet worden, ihren Haushalt auszugleichen, in-dem sie die gleichen Erhöhungen allein be-schließt. Der Verwaltungsrat ist damit nicht nurzu einer Runde Frühstücksdirektoren abqualifi-ziert worden, er hatte hier auch den “Schwar-zen Peter” zugeschoben bekommen und ihn be-reitwillig angenommen.

Die Sache wird fortgsetzt...

Andreas Schackert

Der Autor ist studentischer Vertreter für die UniPotsdam im Verwaltungsrat des StudentenwerkesPotsdam

P.S. Auch der Verwaltungsrat des Studentenwer-kes Frankfurt/Oder beschloss auf seiner Sitzungim April Erhöhungen: alle Wohnheimmieten um10 Euro, der Semesterbeitrag von 25 Euro auf50 Euro. Essenspreiserhöhungen wurden auf daskommende Jahr verschoben.

1 Die BAföG-Verwaltung erfolgt im Auftrage desBundes, der dafür auch bezahlt.

Die Universität hat ein Problem. Viele brechenihr Studium vor dem Abschluß ab, viele teureSeminare werden ohne nachgewiesene Leistun-gen besucht und auch der Ottonormalstudentmit Abschluß studiert nach Ansicht der politi-schen Führung viel zu lange.Im Zuge der sogenannten Internationalisierungwill man nun die Studienfächer reformieren undallem Anschein nach endlich auch Schülern mitin der PISA-Studie nachgewiesenen Defiziten

eine angemessene Hochschulbildung anbieten.Doch was bringt der viel gepriesene Bachelor?Bisher beruft man sich in deren Schaffung gera-de mal auf andere Universitäten wie Greifswald,die allerdings nur in der Bachelor-Testphase lau-fen. Und inzwischen weiß man auch, daß zwarder deutsche Magister, nicht aber der „interna-tionale“ Bachelor in Britannien anerkannt wird.Blickt man in die Geschichte zurück, findet manden Bachelor bereits in der Universität der frü-

Zukunftsmusik?

hen Neuzeit. Damals war das eine Art allgemei-nes Grundstudium, von dem aus man sich im Ma-gister-Hauptstudium je nach finanziellen Mög-lichkeiten für die günstigen geistlichen und phi-losophischen Bereiche oder Richtung Medizin undJura spezialisierte.Heute soll der Bachelor vor allem den Vorteil brin-gen, daß die Studierenden ihr Studium schneller,innerhalb von drei Jahren, abschließen. Die da-für aufgebaute Modularisierung kennt ja bereitsin Ansätzen, wer eine Vorlesung und das dazuge-hörige Seminar für einen einzigen gemeinsamenLeistungsschein besucht. Neu allerdings ist diesogenannte Clusterbildung. Das heißt, daß mankünftig die Leute, mit denen man das Studiumbeginnt, während der gesamten Studiendauer inallen Pflichtseminaren und sicher auch manchemWahlkurs hat. Studienverzögerungen mit einemRückfall hinter die Leistungen des Clusters wer-den nur in Ausnahmefällen akzeptiert, was einberufliches, hochschulpolitisches oder ehrenamt-liches Engagement neben dem Studium erschwe-ren dürfte. Von Vorteil ist dafür, daß die Univer-sität zur Aufrechterhaltung eines strafferen Stu-diums künftig immerhin auch die nötigen Kurseregelmäßig anbieten muß.Interessantes Detail, was leider nicht allein aufden Bachelor beschränkt bleibt, ist das neuePunktesystem. Genau genommen handelt es sichhier um ein Doppelsystem. Zum einen erhält manmit Studienbeginn ein Kreditpunkte-Guthaben,das man im Laufe des Studiums ausgibt. Heutigegängige Praxis, daß man einen Kurs besucht undsich dann aber nach dem Vortragen eines Refera-tes am Semesterende doch entscheidet, keineHausarbeit dazu zu schreiben und das Seminarnur ganz egoistisch als Erweiterung des eigenenHorizontes abzubuchen, geht dann nicht mehrso oft. Gerade, wenn man bereits in einem Kursden erstrebten Leistungsnachweis aus irgendei-nem Grunde nicht erhalten konnte. Sind dieKreditpunkte ausgegeben, kann man sich keinePrüfung mehr leisten und muß die Universitätohne Abschluß verlassen. Gleichzeitig erhält manLeistungspunkte, die in allem die Voraussetzungfür die Zulassung der Prüfung sind.Der Bachelor gilt als abgeschlossener Studien-gang. Trotzdem ist es möglich, diesen mit vierweiteren Semestern zu einem Master auszubau-en. Die Organisatoren des Masters würden es ei-gentlich lieber sehen, wenn man sich mit demBachelor, wie er dieses Semester erstmalig fürdie Europäischen Medienwissenschaften erreichtwird, zuerst auf dem Arbeitsmarkt probiert. Da-bei sollte man aber auch beachten, daß der Ma-

ster nur dann nicht alsZweitstudium gilt, wenner direkt in Anschluß anden Bachelor an dersel-ben Universität belegtwird. Was als Zweit-studium gilt, wird demStudierenden natürlichmit nicht unbeträchtli-chen Studiengebührenberechnet.Bleibt bei den neuenStudienabschlüssen, dielangfristig Magister,Lehramt und Diplom ver-drängen sollen, eigent-lich nur die Frage, wasman damit anfangenkann. In einer Senats-kommission ist bereitsdie Diskussion entbrannt,welchen Stand dennwohl ein Bachelor-Medi-ziner gegenüber dem Di-plom-Mediziner hätte.Wozu braucht esBachelor-Architektenund was darf einBachelor-Lehrer unter-richten? Sicher bietetauch der Bachelor einigeMöglichkeiten und einumfangreiches Ausbil-dungsprogramm. Ob esam Ende aber nicht dasStudium für Arme an ei-ner Art von Hochschuleist, die mehr den Charak-ter einer üblichen Schu-le besitzt, ist sehr strittig. Angesichts der oh-nehin hohen Abbrecherquote unter den Studie-renden ist diese stark selektive Studienformkaum als Fortschritt zu betrachten, dem pro-gnostizierten Mangel an Akademikern wird mandamit kaum entgegentreten. Wie man inDeutschland dann den wirtschaftlichen Auf-schwung erreichen will, wenn man kaum denzunehmenden Bedarf an Fachkräften deckenkann (die Bodenschätze in Deutschland sindinternational wohl kaum ein Ansiedlungsgrundfür Unternehmen), kann der unbedarfte Beob-achter im Gegensatz zu unserer politischen Füh-rung wohl nur schwer nachvollziehen.

Andreas Kellner

Bald istSchlussmit derLangzeit-studiererei!

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Das Studierendenparlament (StuPa) wird jedesJahr (demnächst wieder) gewählt. Wahlberech-tigt (aktiv und passiv) ist jeder Studierende.Um die insgesamt 27 Sitze buhlen zuvor zahl-reiche Parteien (an der Uni Gruppierungen ge-nannt) wie die im letzten Jahr sehr erfolgrei-che offene linke liste (oll). Wer dann, meist miteiner oder mehreren anderen Parteien zusam-men eine Mehrheit zusammenbekommt, stelltdann so etwas wie eine Regierungskoalition undwählt dann auch eine Regierung, was hier derAStA ist. Die Fachminister sind die Referenten.Der Ministerpräsident wäre dann der Vorsitzen-de des AStA (zur Zeit Lina Weiss), welcher zu-gleich noch ein Referat übernehmen muss. Undalles wäre gut und schön, und der Vergleich mitdem großen Vorbild perfekt, wenn dann auchso etwas wie eine leistungsgerechte Entlohnung,und Rentenansprüche hinzukommen würden.Die Praxis sieht da anders aus.Die Referenten bekommen lediglich eineAufwandsentschädigung, und verlängern durchihr Engagement meist ihre Studienzeit um einbis zwei Semester. Es ist bewundernswert, dasssich jedes Jahr Leute finden, die den Willenhaben, so etwas zu tun. Die bereit sind, Kultur-veranstaltungen zu organisieren, anstatt ihreHausarbeiten zu machen. Die sich mit Rektorund Ministerium rumärgern, obwohl sie auf derWiese liegend für eine Prüfung lernen sollten.

Neben dem Studierendenparlament gibt es nochein weiteres wichtiges Gremium, die Versamm-lung der Fachschaften (VeFa). Zur VeFa schik-ken alle Fachschaftsräte der Universität ein bisdrei Vertreter (je nach Anzahl ihrer Studieren-den). Sie stellt damit im Gegensatz zum

Gedanken zum Auftakt 2Studierendenparlament abschaffen?Versammlung der Fachschaften stärken?

Studentenparlament, in welchem die Leute, diein Griebnitzsee/Babelsberg studieren (ohneInformatik), etwa 70% aller Mitglieder stellen,eine besser und gerechter durchmischtes Gremi-um dar. Aufgrund von bisherigen Satzungsregelnist der Einfluss der VeFa jedoch zur Zeit gering.Eine Tatsache, die sehr schade ist, denn geradein dem Zusammentreffen der Fachschaftsaktivenund dem Erfahrungsaustausch und demInformationsabgleich liegt ein großes Potenzial.Das Studierendenparlaments hat in der Praxisim wesentlichen zwei Aufgaben: Zum einen wähltes einmal im Jahr den AStA. Und dannkontrolliert es den AStA und befindet über sämt-liche Einzelausgaben von AStA oder Fachschaftsräten über 1500 EUR.Und ansonsten wird dort, vor allem um die Zeitzu füllen, oft so etwas wie politisches Theatergespielt. Links gegen Rechts. Vernunft gegenIntuition. Opposition gegen Regierung. Die kon-struktive Zusammenarbeit, bleibt im großen undganzen auf der Strecke.So dass bei Fachschaftlern schon sinngemäßgrassiert „Gut, dass diese Leute, die auf politi-sche Ränke- und Profilierungsspiele stehen, ihreKraft dort vergeuden, dann stören sie wenig-stens nicht bei der Fachschaftsarbeit“. Leider wirddurch das Verständnis von Teilung in Regierungund Opposition die Aufgabe der Kontrolle nurunzureichend durchführbar. Die Regierung ten-diert dazu die unstimmigen Punkte zu vertu-schen, und am Ende ist es eh egal, weil man jaden Referenten die politische Entlastung gebenkann, selbst unter massiver berechtigter Kritik der Opposition (bis hin zum Verdacht auf Verun-treuung). Und die Opposition bekommt eben diebenötigte Einsicht in den AStA nur schwerlich,

und muss die Erfahrung machen, dass oft, selbstberechtigte Kritik, aus politischen Gründen ein-fach ignoriert wird.

So ist festzustellen, dass die Struk-tur der studentischen Selbstver-waltung zwar irgendwie funktio-niert, aber sehr viele Schwachstel-len hat. Dies wirft natürlich dieFrage auf, inwieweit man dasSystem verändern könnte, damites besser funktioniert. Möglichkei-ten dazu gibt dazu natürlich vie-le. Eine soll hier vorgestellt wer-den. Was macht man mit einemGremium, was nicht wirklich funk-tioniert? Es ändern? Das ist meistsehr mühsam, und oft nicht gera-de erfolgreich. Kleine Änderungensorgen für große Widerstände vondenen, die es schon immer nachder alten Methode gemacht haben.Besser ist es, gleich radikalervorzugehen. Nehmen wir mal an,wir würden das StuPa ganzabschaffen.Wer würde es vermissen?Die Kontrolle des AStA könnteauch die VeFa übernehmen. Dashätte sogar den Vorteil, dass eseine wirkliche Kontrolle darstellenwürde, da die meistenFachschaftler unabhängig von demzum kontrollierenden AStA sind.Die Beschlüsse über die höhereGeldausgaben, oder Fragen, inwelche Richtung sich die Univer-sität entwickeln soll, könntenebenso dort behandelt werden.Diskutiert werden diese Fragen inder VeFa sowieso. Den AStA könnte man direktwählen lassen. Verschiedene Teams würden sichdem Wahlvolk zur Wahl stellen.Der Vorteil wäre, dass man als Wähler auch sieht,zu was die Stimme führt und man nicht nur wiebisher Wahlmänner installiert (StuPa). Parteienwären nach dem Abschaffen des StuPa zwar ei-gentlich überflüssig, würden aber als Interessens-vertreter dennoch weiterexistieren. Sie würdennicht, wie es zur Zeit passiert, auf den letztenDrücker versuchen, irgendwelche geeigneten Leu-te zu finden,die bereit sind, in den AStA zugehen. Sondern man müsste vorher gute, geeignete Kan-didaten finden. Als weiterer Vorteil wären jetzt

27 Leute, die sonst im StuPa ihre Zeit vertun,in der Lage in dieser Zeit sinnvolleres Engage-ment leisten zu können.

Sicher gibt es einige Punkte, die genau über-dacht werden müssen, und sicher auch einigeNachteile, wie unter Umständen die fehlendeRealisierungsmöglichkeit von Großprojektendurch einen von der Mehrheit der Studierendenzwar gewollten, aber von der VeFa mehrheit-lich abgelehnten AStA. Aber wenn mit intelli-genter Aufgabenumverteilung (wie der Abschaf-fung des StuPa) mehr direkte Demokratie mög-lich, mehr Transparenz und Kontrolle geschaf-fen, ein anderes Gremium gestärkt, Arbeits-kapazitäten freigesetzt, und die Strukturen ver-einfacht werden können, dann sollte man aufjeden Fall über eine Reform nachdenken.

sk

„Politische Rechte entstehen nicht im Parlament, sie werden ihm vielmehr von außen aufge-zwungen. Und selbst ihre Kodifizierung als Gesetz war lange Zeit keine Garantie für ihreSicherheit. Sie existieren nicht, weil die Legislative sie auf ein Blatt Papier schrieb, sondernerst, wenn sie der Bevölkerung in Fleisch und Blut übergegangen sind und jeder Versuch, sieaußer Kraft zu setzen, gewaltsamen Widerstand hervorruft“

Rudolf Rocker „ Anarcho-Syndicalism“

Vorwärts, StudentenLied des Internationalen Studentenbundes

1.Vorwärts, Studenten! Die Wissenschaft wer-de nimmer der Menschheit Geißel und Fluch.Vorwärts im Zeichen der rollenden Erde, hö-her die Fackel und höher das Buch!Krieg sei verbannt, Herzen entbrannt. Fackelund Schulbuch erleuchten jedes Land.Lerne Student! Lehre Student!Kämpfe für Frieden und Glück, Student!

2.Wollen die Gesetze des Weltraum enthüllen,geben dem Leben den Reichtum zurück.Wollen die Sehnsucht der Jugend erfüllen,Sehnsucht auf Leben und Zukunft und Glück. Von Kontinent zu Kontinent...

3.Über den Gräbern der Opfer der Schlachtenist uns die weltweite Freundschaft erblüht.Wenn wir den Krieg durch den Frieden ent-machten, liebt uns die Zukunft und leuchtetund glüht.Von Kontinent zu Kontinent...

Worte: Lew OschaninWeise: Wano Muradeli

Die Alternativunihymne?

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Peru, Russland, Venezuela, Slowakei, Brasilien,Sachsen. Aus diesen fernen Ländern setzt sichdas Team des Arbeitskreis Ausländische Studie-rende e.V. zusammen. Sie haben es sich zur Auf-gabe gemacht, die Eingewöhnung anderer aus-ländischer Studenten, vor allem Vollzeit-studenten, zu erleichtern.So bietet der AKASBeratungssprechstunden in Griebnitzsee und imStudienkolleg an. Hier sollen Fragen derJobsuche, Krankenkasse oder Visa-Angelegen-heiten geklärt werden. Im Land der Stempel undBelege ist dies selbst für die Beratenden oftherausfordernd und verlangt hier und da fastdetektivisches Geschick. Aber die Erinnerungenan die eigenen Erfahrungen bei der Ankunft inDeutschland erzeugen immer wieder Mitgefühlund somit Motivation die Probleme schnell undkreativ zu lösen.Um dieses Kernstück des Vereins ranken sichverschiedene Projekte, wie etwa der obligatori-

sche Kinoabend zur Integration ausländischerStudenten ins deutsche Studenten-Vorabend-Pro-gramm. So wurde in diesem Durchlauf die Trilo-gie der Farben von dem polnischen Regisseur K.Kieslowski gezeigt.Außerdem wurde das sogenannte „Schulprojekt“initiiert. Die Idee ist, ausländische Studentenan Potsdamer Schulen zu vermitteln, um dortvor Schülern der fünften bis zwölften Klasse Vor-träge über die eigene Heimat zu halten. Dadurchsollen den Schülern andere Kulturen näher ge-bracht werden, um so eine größere Toleranz ge-genüber Ausländern zu erzeugen. Darüber hin-aus hoffen wir mit den abwechslungsreichenvideo- und fotogestützten Vorträgen sogar eineallgemeine Offenheit und Neugier für fremdeKulturkreise zu schaffen. Die bereits durchge-führten Durchgänge wurden begeistert angenom-men, so dass das Projekt weitergeführt und ver-größert wird. In naher Zukunft wird außerdem ein Konzept

Studentische Initiativen vorgestelltDer AKAS umgesetzt werden, was das gemeinsame Lernen

erleichtern soll. Es ist geplant, Lerngruppen fürausländische Studierende zu organisieren, um sodie Wahrscheinlichkeit eines Erfolges in den Klau-suren und Prüfungen deutlich zu erhöhen. EinTutor soll dann die Schnittstelle zwischen Grup-pe und Professor darstellen. Um aufgeworfeneFragen, die sich in den Mantel der Unlösbarkeitgehüllt haben, an den Fachmann weiterzuleiten.Der dann wiederum die Hilfestellungen über denTutor in die Gruppe zurückfließen lässt.

Viele weitere Ideen sind Ge-genstand der regelmäßigenTreffen des AKAS, aber überungelegte Eier zu reden,wäre nur lautes Denken undkein Tatsachenbericht. FallsIhr trotzdem mehr über dieominösen Eier wissen wolltoder selbst über welchenbrütet, seid Ihr herzlich zur Mitarbeit eingela-den. Unterstützung ist immer sehr willkommen!

Dörte Felsing

Auch alsUrlaubslandhat DeutschlandAnziehungskraft

Am 01. und 02. März fand im Hauptgebäude derUniversität in Griebnitzsee, der von Mitgliedernder attac-Hochschulgruppe Potsdam organisier-te Regionalkongress Ost zum Thema GATS statt.Das GATS (General Agreement on Trade in Ser-vice) ist ein Handelsabkommen unter dem Dachder WTO (World Trade Organisation), das die in-ternationale Liberalisierung und den grenzüber-schreitenden Austausch von Dienstleistungen al-ler Art vorantreiben soll.Verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen,darunter die Gewerkschaften, aber auchglobalisierungskritische Bewegungen wie Attac,befürchten durch dieses Abkommen nachteiligeEntwicklungen: von verstärktem Arbeitsplatzab-bau bis hin zu Unterversorgung in fundamenta-len Bereichen, wie z.B. der Bereitstellung vonTrinkwasser. Obwohl das GATS bereits seit 1995 existiert,scheint außer ein paar Aktiven niemand so rich-tig Notiz davon zu nehmen.Ziel des Kongresses war es deswegen auch, In-teressierten die Möglichkeit zu geben, sich in denangebotenen Referatsgruppen zu informieren undin Arbeitsgemeinschaften Wege zu finden, umdem Thema GATS breiteres öffentliches Interessezukommen zu lassen.Dazu konnten sich die angereisten Teilnehmer inArbeitsgruppen Handwerkszeug von Rhetorik undStandorganisation bis hin zu Aktionsformen wieAufführung von Straßentheater aneignen.

Neben dem Informations- und Aktionsprogrammtagsüber wurde den Teilnehmern auch eine Abend-veranstaltung mit Filmvorführung und Party im

Kennen Sie GATS?Über die Regionalkonferenz der attac-Hochschulgruppe Potsdam in Griebnitzsee

Al Globe geboten.Von der Unterkunft bis zur Verpflegung zwischenden Veranstaltungen war alles durchorganisiert.Nach einem ausgiebigen Frühstück und einerletzten „heißen Phase“ der Betriebsamkeitwurden Sonntagmittag die Ergebnisse der Ar-beitsgruppen präsentiert.Es wurde eine Mailingliste erstellt um weiter inKontakt zu bleiben und um sich nach der er-folgreichen Veranstaltung über weitere gemein-same Aktionen auszutauschen und das Netz-werk auszubauen.

Am 07. April fand vor dem Ausschuss für Wirt-schaft und Arbeit des Bundestages eine öffent-liche Anhörung, zum Thema „Die Verhandlun-gen über das internationale Dienstleistungsab-kommen (GATS) –Chancen und Risiken für Wirt-

Page 12: alternativ Der BErndstud.astaup.de/~bernd/archiv/bernd22.pdfDer Bernd (s5) Der Bernd No 22 (s4) N 22 Irgendwann kommt jeder dahinter: Die Uni ist ein Sauhaufen. Die Frage, die man

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schaft und Beschäftigung in Deutschland statt.“Vertreter mehrerer Interessenverbände und Or-ganisationen, darunter auch Attac Deutschlandlieferten dazu schriftliche Stellungnahmen ab.Aktive globalisierungskritischerHochschulgruppen waren temporär im Publikumvertreten.

IR

Die Attac-Hochschulgruppe Potsdam ist [email protected] per Email zu errei-chen.

Weitere Informationen zum GATS im Internet:www.attac.de/gats/www.gats.dewww.gatswatch.orgwww.wto.org

Wir schreiben das Jahr 87 v. WWIII und ganzBagdad ist von den Amerikanern besetzt. GanzBagdad? Nein, ein kleiner Bauernhof in der Nähevon Kerbela leistet den Truppen von G.W. Bushjunior erbitterten Widerstand... Zumindest er-weckte das den Eindruck, als man irgendwo zwi-schen dem dritten und dem siebten Kriegstagdie Bilder auf CNN betrachtete.Mich erstaunte es sowieso, dass der Ami-Propa-ganda-Sender Szenen von einem von sechs US-Panzern umstellten Bauernhof zeigte, die abso-lut nicht mit der Lage klarkamen, dass sich dieirakische Bevölkerung anscheinend lieber in denHäusern verschanzt, um dort mit Schrotflintender drohenden invasorischen Kommerzialisierungentgegenzutreten, als dass sie sich den Befrei-ern des despotischen Bösen weinend in die Armefallen lassen, um nach einem Hamburger odereiner Coke zu fragen...Aber egal, bin ja nun froh, dass der Krieg daist. Nun werden sicherlich einige ganz wuschigund fragen sich, wie ich das mit meinen Gewis-sen vereinbaren kann... Krieg ist doch nie einegute Sache... Bla...Bla...Bla.... Krieg ist eineganz tolle Sache... Vorausgesetzt, man hat ihnnicht vor der eigenen Haustür, sondern lebt in

Introducing the EnemyDer Schläfer

Für unsereSicherheitist gesorgt!

einem Industriestaat, und - Allah sei Dank - ichlebe in einem!Mein Name tut nix zur Sache. Im Grunde läuft esnur darauf hinaus, dass ich an dieser Uni nurstudiere, um mich einigermaßen gut zu tarnen– und was soll ich sagen – es klappt!Wenn ich gefragt werde, was ich studiere, mussich insgeheim ein wenig grinsen und irgendwoin den Winkeln meines Gehirns schlägt einSchelm vor Freude Purzelbäume, da er wiederseiner kreativen Energie freien Lauf lassen kann.Aber was will ich eigentlich... Hier über einThema schreiben, was vielleicht hundertzwanzigProzent des „Bernd“ ausmacht?...Die westliche Propaganda unserer manipulati-ven Medien? Sich jetzt mit Verschwörungs-theorien zu brüsten wäre etwas platt, und dashabe ich auch gar nicht vor. Sonst wäre ich schonlängst in Hollywood und würde Drehbücher füreine Sendung schreiben, in der zwei FBI Agen-ten nach grünen Männchen suchen.Ich bin nur ein ganz kleines unbedeutendes Lichtund wenn ich tot bin, wird die Welt sich den-noch weiterdrehen. Das trifft auch auf diejeni-gen zu, welche grad diese Zeilen lesen.Aber warum schreibe ich trotzdem über denKrieg? Ist der Krieg nicht eigentlich eine - füruns Industrieländler - positive Sache? Nicht dassich mir wünsche, dass Menschen an Giftgas elen-dig verrecken, Kinder in Fetzen gerissen werdenund die Leichen ihrer Väter auf den Schlachtfel-dern vor sich hinfaulen. Dennoch kann ich esnicht befürworten, dass man so ein langes Taraum die Ausführung eines Krieges macht. Immerdieses Hin und Her, diese politischen langatmi-gen Entscheidungen, diese Lichterketten undDemos, auf die die Kids eh nur gehen, damit siewas erleben oder schulfrei haben. Man kannnicht mehr fernsehen, Zeitung lesen oder gareinkaufen, ohne dass einem diese elende Pro-paganda um die Ohren gehauen wird. Saddam

hier, Sauro... Saddam da. Man muss ja im Grundefroh sein, dass er einen etwas längeren Schnauz-bart hat, als ein österreichischer Gesell vor 70Jahren... Wenn´s nach den Amis geht.Was wollen die eigentlich von uns konsum-trächtigen Industrieländern? Amerika will denKrieg und hat ihn bekommen. Im Grunde war derKrieg schon beschlossene Sache. Da halfen auchkeine „Give peace a chance“-Songs von kleinenTeenies, deren Eltern bei diesem Evergreen derpazifistischen achtundsechziger Bewegung ge-zeugt wurden. „John Lennon? – Hat der nichtletztens bei Stefan Raab gesungen?“ Ok, ok ...ich war auch auf einer Demo... Eigentlich wollteich ein Fußballspiel sehen, Irak- USA – Deutsch-land, – interessanterweise hatte der Irak beider-seits gewonnen. Naja, das Fußballspiel ging inden Massen der Menschen unter, welche sich mitdem letzten Funken Naivität erhofften, mit Trans-parenten und Trillerpfeifen gegen eine globaleRüstungsindustrie zu gewinnen. Zumal ja Deutsch-land eh schon kategorisch gegen den Krieg war,bezweifele ich eine Effektivität eines solchenAktionismus. Na gut, man ist jung und ideali-stisch und meint die Welt noch verändern zu kön-nen.Aber was ist der Vorteil am Krieg? Bei meinerVorbereitung für einen meiner „Anschläge“ hatteich genügend Zeit darüber nachzudenken. JederKrieg hatte bis jetzt in der Geschichte der Men-schen, bzw. in der westlichen Welt, die Folge,dass es nach dem Konflikt zu einem erheblichenWirtschaftswunder führte. Klar, Amerika hat größ-tenteils Exporte in der Rüstungsindustrie. Dabeifällt doch extrem auf, dass es bei jedem Präsi-denten aus dem „Lande der Tapferen“, immer einKrieg nach der Wahl war. Und immer wieder gabes danach eine Konjunkturbelebung. Allein wasdie Amis vor dem Krieg kauften, um gegenBioangriffe geschützt zu sein, dürfte die Bau-markt-Branche ein wenig angeheizt haben. Pla-stikfolie und Klebeband gegen biologische Kei-me. Das ist ungefähr genauso eine Verar... Verir-rung, wie das Abwaschen der radioaktiven Strah-lung gemäß Handbuch der Bundeswehr. Aber dieAmis konsumieren - und nur das zählt. Wenn wirhier auch mal kaufen würden, dann gäbe es auchmehr Jobs und Servicebedarf, was wiederum mehrGeld freigibt und was wiederum mehr Arbeits-plätze bedeutet.... Ach ja... nach dem Krieg geht’suns allen besser, würde ich mal behaupten. Wardas nicht nach dem Golfkrieg auch so? Was wa-ren wir nicht alle begeistert von den neuen Märk-ten ... Die Konjunktur überrollte einen förmlichmit Mobilanbietern, Internetmärkten und weiß-der-Geier-was. Dass dieses Konjunkturrad über die

westliche Achse lief ist ja bekannt. Ups, hab´ ja vergessen, dass Deutschland ge-gen den Krieg ist. Heißt das, dass unsere ame-rikanischen Freunde uns nicht an dem großenKuchen des Wirtschaftswunders teilhaben las-sen? Dürfen wir nur wieder den Dreck wegma-chen und für Reparationen zahlen? Wer weiß,was da noch kommt, jetzt, wo die Amerikanerden Deutschen gegenüber verschlossen sind.Kommt ein neues „Altes Europa“? Muss ich michwappnen gegen aufkeimende Kunst und Kultureiner franco-germanischen Kultur? Darf ich nichtmehr ins Kino gehen mit den niedrigen Erwar-tungen eines guten schlechten US-Filmes mitwenig Anspruch, schön schnulzig, und wenn’sgeht auch mit patriotischem Happy-End? Mussich nun doch noch Französisch lernen und meinGehirn abstrakte und unvollendete Werke mitüberpotentiellem Interpretationswert ertragen?Ich hoffe nicht! Hatte mich doch so schön dar-an gewöhnt.Nun meinen doch einige, dass die Achse desBösen ja eigentlich im Westen liegt. Ich habedamit kein Problem. Habt ihr damit ein Pro-blem? Wenn ja, fragt euch mal, was geschehenwürde, wenn ihr aus dem Studium rauskommtund keinen Job findet. In diesem System einehaarige Angelegenheit. Ohne Job biste aufge-schmissen. Auswandern? Klar immer, ich haltemir die Option offen, eine kleine Insel irgend-wo in den pazifischen Weiten zu suchen, dortvon radioaktiv verseuchten Bananen zu lebenund in einem kitschigen Sonnenuntergang eineMutantenmöwe zu beobachten. Fern von derKonsumträchtigkeit des Westens und der Ab-hängigkeit der Südhalbkugel. Was mich daraufbringt, dass die Südhalbkugel ja in den näch-sten 87 Jahren einen Aufstand proben wird.Die können ja auch nicht ewig für die Indu-strieländer arbeiten. Aber das ist ein anderesThema.Die großen Zusammenhänge, das ist es, waseinem zu denken gibt. Und sie zeigen einem,dass die Menschen alle steuerbar sind. MeinenBekannten hat ein Polizist ganz misstrauischangesehen, als dieser ganz harmlos im Zug saß.Nur weil er Araber ist? Gut, er ist Schauspie-ler... und hat schon mal einen Attentäter dar-gestellt. Aber interessant, wie man eine eth-nische Gruppe zu einem Feindbild machen kann.Faszinierend. Angst macht die Menschen gefü-gig und jedes Mal wenn ich den Fernseher an-schalte, laufen in den großen Unterhaltungs-sendern Nachrichten, bei denen man denkenkönnte, dass das „morgen“ ein ferner Traum

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ist. Verreckt man nicht an BSE ist es die Schwei-nepest, ist es nicht die Schweinepest, dann istes Anthrax, ist es kein Anthrax, dann ist es diegute alte Grippe, wenn es nicht die Grippe ist,dann ist es SARS, dieses fernöstliche „Schwere-Atemnot –Röchel-Syndrom“. Und wenn das al-les nix bringt, müsse wir ma´ wieder ´n ordent-lichen Krieg führen! Ich bin im Moment eherdavon überzeugt, dass wir jämmerlich an derdeutschen Musikindustrie verrecken werden. Ins-besondere an den „bohlenistischen Anschlägen“durch Superstars. Wie gesagt, ich hoffe der Kriegändert was, kann es nämlich nicht mehr hören,weder die nervende Presse, noch dieses schein-heilige Betroffenheitsgehabe, noch diesesfalschsingende, von einer Zucchini quergefickteEichhörnchen. Egal. Der Krieg dauerte auf je-den Fall nicht allzu lang. Der Golfkrieg hat auchnicht lange gedauert. Und Attentate wird’s hierwohl auch nicht geben. Die paar hundert le-benden Sprengsätze aus dem Hause Osama, wer-

den wohl primär in den USA eingesetzt. Malehrlich. Als junger, ehrgeiziger Terrorist nimmtman lieber ein paar Amerikaner mit samt ihrenPrunkbauten ins Jenseits und erhöht somit auchdas globale Bildungsniveau, als sich an ein paarfrierenden „Krauts“ zu vergreifen, die sich ehgegen einen bewaffneten Konflikt entschiedenhaben. Zumal es nach meiner Meinung nichtschaden könne, das Kanzleramt nach einem Frei-flieger neu aufzubauen. Jedes Mal, wenn ichvorbeifahre, erinnert es mich unweigerlich aneinen Fehlgriff in den Legokasten.Nun ja. Mal sehen, was die nächsten Monatebringen. Und solange ich mein Geld vom ScheichAl-Harma jeden Monat überwiesen bekomme undmeine Tarnung stabil bleibt, muss ich mir umnichts Sorgen machen. Bin ja größtenteils harm-los. O-Mi

Heutzutage ist es schick, amerikanophob zu sein.Zumindest in Europa. Natürlich auch im NahenOsten, aber da das dort schon fast Tradition ist,soll das jetzt nicht interessieren. Es ist ja auchin Ordnung, amerikanophob zu sein. Immerhinmögen die da drüben ja auch nicht die altenEuropäer. Dass so eine Denkweise kindisch ist,soll mal nicht erwähnt werden, denn wir fühlenuns gerade endlich mal richtig pazifistisch undintellektuell überlegen..Von Februar bis Ende April besuchte ich meinenFreund in San Francisco. Ich habe Bushs Kriegs-rede live im Fernsehen gesehen. Ich habe täg-lich von meiner Mutter Emails bekommen, indenen sie mich anbettelte, nicht nach Hausezurückzufliegen, solange es Krieg sei. Ich sahdie Studenten der University of California inBerkeley, die T-Shirts mit ‘War is not the Answer’-Aufdrucken trugen. In San Francisco gab es un-zählige ‘No war on Iraq’- Schilder. In Mendocinowehte die amerikanische Flagge zusammen miteiner Peace-Flagge am gleichen Mast und kei-ner empfand das als Widerspruch.

Jeden Morgen wenn ich aufstand, riss ich einBlatt des ‘The curious language of George W.Bush’- Kalenders ab. Und meine zukünftigeSchwiegermutter tat ein Stockwerk höher das

Anti-Antiamerikanismus

Seit dem 11.09.01 sind wir alle Amerikaner

gleiche. Und jeden Tag saß sie vor dem Fernse-her - stundenlang. Und schaute CNN. Und fluch-te auf George W. und seinen Krieg, hatte so gro-ße Angst und fragte mich so oft, ob die Europä-er die Amerikaner hassen.Und ich beruhigte sie guten Gewissens und sag-te ihr, dass die Europäer einen Unterschied zwi-schen George W. und dem Land und seinen Leu-ten machen. Sagte ihr, dass die Europäer nichtschwarz-weiß denken, sondern kritisch hinter-fragen.Und dann kam ich nach Deutschland zurück underlitt einen Schock. Es war hier verdammt kalt.Nicht nur klimatisch sondern auch menschlich.Aber was soll’s. Zumindest sind wir Dichter undDenker, auch wenn’s uns an freundlichen Um-gangsformen mangelt. Doch die Dichter und Den-ker scheinen heutzutage nur noch zu dichtenund nicht mehr zu denken.Die Medien spielen nur zu gern das Lied vombösen imperialistischen Amiland. Nichts wirddafür getan, um zu zeigen, dass George W. unddie Amerikaner nicht unbedingt ein und dassel-be sind. Ein Buch, das im Original ‘Bush at War’heißt, wird in Deutschland unter dem Titel ‘Ame-rika im Krieg’ veröffentlicht. Übrigens eines dervielen Bücher, wo Amerikaner ihre eigene Poli-tik kritisieren.

Wie viele Europäer wissen denn eigentlich, wieschlecht die Nachrichten-Situation in den USAist? Die Medien dort berichten alles andere alsobjektiv. Die Menschen wurden regelrecht zumKrieg hingeführt. Und dies nicht etwa, indem manihnen Macht, Erdöl und Kolonialherrschaft ver-sprach, sondern weil man ihr Mitleid und ihreAngst schürte. Europas Politik wurde mit der Ap-peasement-Politik Englands zu Hitler-Zeitengleichgesetzt, die damals ein großer Fehler war.Ob der Weg Amerikas richtig oder falsch war, sollhier nicht diskutiert werden. Fest steht jedoch,dass das amerikanische Volk nie für den Krieggewesen wäre, wenn man ihnen gesagt hätte,dass es Bush nur ums Erdöl geht. Die Amerikanersind ein friedliches Volk - genau wie die Deut-schen. Aber Propaganda kann viel erreichen. Über-all.Trotz der ziemlich einstimmigen Kriegs-propaganda, war immer noch ein erstaunlich gro-ßer Teil der Amerikaner gegen den Irakkrieg undBush. Es ist wirklich eine große Willens-anstrengung, sich all der täglichen Beschallungentgegenzustellen und nicht von einer tödlichenMischung von Angst und Mitleid gepackt zu wer-den. Ich habe es am eigenen Leib erfahren.Die Amerikaner mögen den Irak-Krieg zu Unrechtgeführt haben. Aber die deutschen Medien set-zen Bush und die Amerikaner zu Unrecht auf diegleiche Stufe. Wir werfen den AmerikanernSchwarz-Weiss-Denken vor, sind aber keinen Deutbesser, wenn wir die Amerikaner und ihre hohenTiere in den gleichen Topf werfen. Mal ehrlich -wären wir gern mit Stoiber gleichgesetzt wor-den, wenn er ganz knapp (oder nicht so knapp)den Wahlsieg errungen hätte?Natürlich gibt es in Amerika den bornierten kriegs-durstigen Klischee-Ami. Aber es gibt auch so vieleGegenbeispiele, die deutlich überwiegen. Z.B. gabes eine Radiosendung, in der man FrankreichsLebensstil hochleben ließ und es gab Frauen-zeitschriften, die rieten, wie frau französischeraussehen könne. Und das kam nicht von unge-fähr, sondern eben weil man Frankreichs Positionschätzte. Klar, es gab auch bitterböse Artikelgegen Frankreich oder auch Deutschland. Abergibt es nicht in jedem Land engstirnige Idioten?Die europäische Presse greift sich diese amerika-nischen Idioten heraus und präsentiert sie alsNormalität. Da war z.B. der Bericht im Spiegel(Nr. 17/03), laut dem ein US-Gesandter in Brüs-sel sagte, dass man den Dollar-Kurs bewusstschwächen wolle, um es für Europa schwierigerzu machen, in die USA zu exportieren, währendamerikanische Güter in Europa billiger werdenwürden und den US-Absatz ankurbeln. Ja, das ist

undiplomatisch und schlicht europafeindlich.Aber solche Äußerungen gelangen nicht in dieamerikanische Presse, denn dann würden dieAmerikaner wirklich an ihrer Regierung zwei-feln. Statt dessen berieselt man sie nur mitBildern von antiamerikanischen Demonstratio-nen oder Nachrichten von in Brand gestecktenamerikanischen Firmen in Europa.Und klar, das läßt Europa nicht gerade verständ-nisvoll erscheinen. Und unsere Medien machen’snicht anders. Die europafeindlichen Äußerun-gen werden überdimensional groß präsentiert,während man froh sein kann, wenn die positi-ven Dinge überhaupt erwähnt werden. Ein schö-ne Spirale des gegenseitigen Miss- und Unver-ständnisses. Nicht viel anders als in einer totalverzwickten Liebesbeziehung.Einer meiner Französisch-Dozenten macht kei-nen Hehl aus seinen Antiamerikanismus. Es isteine Sache, sich von Amerikas Außenpolitik zudistanzieren. Es ist eine andere Sache, die ganzeamerikanische Kultur und Sprache als minder-wertig, konsumorientiert, intolerant und impe-rialistisch darzustellen. Immer und immer wie-der. Die Amerikaner haben uns nie gezwungen,uns ihre ach so kitschigen und künstlerischwertlosen Hollywoodfilme anzusehen. Madon-na oder Eminem sind kein Zwang. So wie frühereinmal alles Französische chic war, ist nun ebenvieles Amerikanische cool. Das hat nichts mitdem Kampf der Kulturen zu tun sondern ist derLauf der Dinge. Wer das nicht gut findet, kannimmer noch Hollywoodfilme privat boykottie-ren und französische Kunstfilme bewundern.Doch die Indoktrination von Studenten ist si-cherlich der falsche Weg.Mein Freund ist Amerikaner. Ich habe noch nieeinen Menschen getroffen, der offener undunvereingenommener als Jack ist. Jemand, der

Wandlerin zwischen den Welten

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alles hinterfragt und der sich von niemandeneine Meinung einreden lässt. Ein überzeugterLiberaler und Bush-Gegner, der aber sein Landnicht weniger liebt, nur weil Bush durch einenäußerst zweifelhaften Wahlsieg an die Macht kamund seither das Image der USA systematisch rui-niert. Ich weiß, wie weh es Jack tun wird, nachDeutschland zu kommen und all diese Abnei-gung gegen sein Heimatland und vielleicht auchgegen sich zu spüren.. In Amerika traf ich keineinziges Mal auf Leute, die mir aufgrund meinerNationalität negativ entgegentraten. KeineHitlergrüße und keine ‘axe-of-weasels’-Sprüche.Und das in einer Zeit, wo Deutschland wahrhaf-tig nicht sehr beliebt in den USA war - zumin-dest offiziell. Ich kann nur hoffen, dass ich Jack

das gleiche bieten kann, wenn er hierher kommt.Zum Glück weiß ich ja nun schon, dass ich ihnauf keinen Fall hinter dem Studentenwerk her-umführen darf, wo groß und breit ein Graffiti ander Wand thront, auf dem ‘Fuck the USA’ steht -und zwar mit der Konföderiertenflagge im Hin-tergrund.Niemand hat das Recht unqualifiziert über Men-schen anderer Nationen zu urteilen. Keine Nati-on hat das Recht, sich für klüger und besser alsandere zu halten. Und damit meine ich nichtdie obersten Regierenden - die machen sowiesowas sie wollen - sondern die kleinen Leute. Weres dennoch tut, ist ein Rassist.

Djamila Vilcsko

Der Krieg ist aus. Das weiß ich schon deutlichlänger als US-Präsident Bush. Das verdanke ichdem Jugend-Musiksender Viva. Pünktlich mitBeginn des Irakkriegs war auf Viva oben rechtsim Bild wie von Geisterhand ein Peace-Zeichenerschienen. Es blieb dort auch, als der Wider-stand gegen die alliierten Truppen nur noch ausder täglichen Märchenstunde von IraksInformationsminister und friendly Fire bestand.Wenige Stunden vor dem Fall Bagdads ignorier-ten die Amerikaner sogar frech die Aufforde-rung eines PDS-Sonderparteitags, sofort abzu-ziehen. An diesem Abend dachte ich, Viva seiumgefallen. Kein Peace-Zeichen. Doch Süßekorrigierte mich. „Es läuft Werbung. Da blen-den sie das Peace-Zeichen nie ein.“Das fand ich einleuchtend. Während es gilt, CDs,

Rülpsen für den FriedenDie Tobias Kaufmann Kolumne

Sandsturm über Bagdad - Wersind SaddamsHintermänner?

Klamotten und Soft-Drinks an den Teeny zu brin-gen, hat der Frieden Sendepause. Denn die Auf-merksamkeit der Pisa-Generation hat dann dem„Fanta-Kultgruß“ zu gelten: Ein gerülpstes„Helloooo!“, das, auf Satellitenanlagen prakti-ziert, Außerirdische anlockt und neuerdings perSMS verschickt werden kann. Man kann es ge-mein finden, dass Werbemanager ihre jungenKunden für so dämlich halten. Aber sind die nichtselbst daran schuld? Kann man junge Menschenbemitleiden, die sich auf die Frage, warum siegegen den Krieg seien, freiwillig im Fernsehenmit der Befürchtung zitieren lassen, der Irakkönne sich aus Rache mit Israel verbünden undDeutschland angreifen?Wenige Tage später war das Peace-Zeichen obenrechts genauso plötzlich verschwunden, wie eserschienen war. Der Krieg war aus. Selbst beiViva konnte ich auf telefonische Nachfrage nichtgenau erfahren, wann genau und warum dasZeichen verschwand. „Na ja, so irgendwann,nachdem Bagdad dann gefallen war“, sagt eineSprecherin. In echt war der Krieg zwar noch nichtso richtig vorbei, es starben weiter Menschen,aber Viva hatte offenbar gemeinsam mit demPublikum beschlossen, dass sich das Friedens-zeichen aufgrund der Fakten an der Front erle-digt hatte. So rein erlebnismäßig. In dieser Hin-sicht hat der vom Taschengeld abhängige Teilunserer Gesellschaft übrigens eine erstaunlicheWesensgleichheit mit unserer Regierung vorzu-weisen. Vor dem Schießen waren jene, die die-ses Land der Arbeitslosen so vielversprechend

voranbringen, gnadenlos gegen den Krieg. Nach-dem er doch begonnen hatte, waren sie für einmöglichst schnelles Ende und danach ließen siees sich nicht nehmen, dem Sieger fröhlich zu gra-tulieren. Natürlich nicht, ohne ih-ren Teil vom Wiederaufbaukucheneinzufordern. Das erinnert in sei-ner Schizophrenie und Dreistigkeitwohltuend an unsere Jugend. Vonder Ahnung gepeinigt, dass siewahrscheinlich selbst mit zwei frei-willigen und einer gesetzlichenAltersvorsorge sowie einemRentenbeitrag von 64,6 Prozenterst mit 89 das Pensionsalter er-reichen dürfte, hatte diese vorwenigen Jahren in einer Allens-bach-Umfrage folgendes gefordert:Weniger Staat. Mehr Sozialleistun-gen. Zu merken, dass das ungefährso logisch ist, wie Tour de Franceohne Doping, kann man nicht ver-langen von einer Generation, dieDemos, Demokratie, Kirche und Bü-cher deutlich blöder findet alsKernenergie, Handies und Unternehmer.Denkt noch irgendwer an dieses Lied von HerbertGrönemeyer? Der sang: Kinder an die Macht! Unddenkt inzwischen sicher selbst: Lieber nicht. DieJugend von heute ist auch nicht mehr das, wassie mal war. Früher war die Jugend von heutefrech, muckte gegen Konventionen auf, hörte lautMusik und trug grauenhafte Klamotten. Heute istdie Jugend von heute brav, muckt nur auf, wenndie Fruchtzwerge alle sind und falls sie doch mas-senweise demonstrieren geht, dann wenigstensim Einklang mit der Regierung Zugegeben: Siehört noch immer laut Musik und trägt grauen-hafte Klamotten. Oder wie soll man Oberteile

sonst bezeichnen, die so eng sind, dass mansie nichtmal zur legalen Ruhigstellung von ab-zuschiebenden Asylbewerbern auf dem Frank-furter Flughafen verwenden dürfte?

Wohin das voreilige Entfernenvon Peace-Zeichen bei Viva füh-ren kann, hat der 1. Mai in Ber-lin gezeigt. Die jungen Leute, diedort abseits der bescheiden be-suchten Demos ihre Rucksäckemit den „No War!“-Aufnähernzum Transport von Pflasterstei-nen nutzen, hatten viel Spaß da-bei, den Alten die Party zuvermiesen. „Ich versteh esnicht“, stammelte die Organisa-torin eines friedlichen Kreuz-berger Straßenfestes, das amspäten Abend doch noch zu ei-ner zünftigen Straßenschlachtführte. „Erst demonstrieren diehier gegen den Krieg und dannbrechen sie ihn selbst vomZaun.“ Dabei gibt es da garnichts zu verstehen. Ein Polizei-

sprecher hat es mit einem einzigen Begriff aufden Punkt gebracht. Bei den Steineschmeißerndes 1. Mai habe es sich nicht um Autonomeoder sonstwie politisch motivierte Randalierergehandelt, sondern zumeist um „erlebnis-orientierte Jugendliche“. Deshalb war auch dasGeprügel der Polizei im Grunde eine spießigeReaktion. Tipp fürs nächste Jahr: Ein gerülpstes„Helloooo!“ aus dem Lautsprecherwagen undFanta für alle aus dem Wasserwerfer könnte dieSituation ganz erlebnisorientiert entschärfen.

Tobias Kaufmann

Bernd ist die Kurzform für den Namen Bernhard.Bernhard von Clairvaux war Mönch des Zisterzienserordens. Er lebte 1091- 1153.1174 wurde er von Papst Alexander II heilig gesprochen.Heute gilt er als Patron für Buch- und Pressewesen.

Désiré Arnold

Deine Version für „Der Bernd“ könnte H-I-E-R stehen…schreib an [email protected] !!!

Warum heißt der BerndBerndBerndBerndBerndeigentlich Bernd?

Enter

Den EQ,wie hoch er sein mag -formatieren.

Alles was sie anbieten -bedenkenloskopieren.

Andersdenkende - bearbeiten.Kontrolldateien - einfügen.

Terroristen, wie Viren -löschen.

Unbekannter Autor -gefunden Stud.-Wohnhm.Breite Str. 1

Page 15: alternativ Der BErndstud.astaup.de/~bernd/archiv/bernd22.pdfDer Bernd (s5) Der Bernd No 22 (s4) N 22 Irgendwann kommt jeder dahinter: Die Uni ist ein Sauhaufen. Die Frage, die man

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„Was, du studierst Germanistik? – willst du spä-ter Taxi fahren? – ach so, Lehramt, na dann vielSpaß im Berufsleben...“Germanistik-Studenten stehen, wie ich es erle-be, unter einem ziemlichen Rechtfertigungs-druck. Die Anschuldigungspalette reicht von:„Das ist doch alles brotlose Kunst“ über „reinesLaberfach – naja, wer sonst nichts kann...“ bishin zu: „Glaubst du wirklich, du kannst mit Goe-the noch jemanden hinterm Ofen hervorlocken?“– letzteres wird LA-Studenten gern entgegen-geschleudert.

Aufgrund all dieser Unverständnis signalisieren-den Einwände halte ich es für wichtig, das ge-sellschaftlich gängige Germanisten-Bild einwenig zurecht zu rücken.Es ist keineswegs so, daß Geisteswissenschaft-ler allgemein und Germanisten im besonderen„faule Säcke“ sind, „Saisonarbeiter“ oder gar„Laber-Heinis“. Sicher gibt es in den Anfangs-semestern bei Teilen der Studierenden Tenden-zen, ernsthafter häuslicher Arbeit aus dem Wegzu gehen, aber letztlich gilt hier sicher, wie inallen Studiengängen: Nur durch kontinuierlichesAufarbeiten des behandelten Stoffes stellt sicheine langfristige eigene Zufriedenheit ein – unddie Erkenntnis, gemeinsam mit der Mehrzahl derKommilitonen ausreichend Literatur gestemmtund Sprachwissenschaft bezwungen zu haben,um auf dem laufenden zu sein.Daß die Germanistik in Bezug auf „feste“ Kennt-nisse, die zu einem bestimmten Punkt erwor-ben sein müssen, anders, vielleicht lockererverfährt als etwa Naturwissenschaften, darfmeiner Ansicht nach nicht als Schwachpunktoder als Fehlorganisation des Studiengangs ge-sehen werden, sondern vielmehr als Eigenart,mit der dem Charakter aller Geisteswissenschaf-ten Respekt gezollt wird: Wo keine „meßbaren“Ergebnisse oder gar wirtschaftlicher „Profit“ er-zielt werden können, wo es nur bedingt um Ex-aktheit oder Berechenbarkeit geht, da ist es nurangemessen, den formalen Rahmen des Studi-ums nicht übermächtig werden zu lassen.

Wichtiger scheint mir, daß den individuellenGedanken der einzelnen Studenten ein gewis-ser Raum zugestanden wird, in dem langfristigKlarheit darüber entstehen kann, in welcher

Kleine Rechtfertigungshilfefür Germanisten

Form man das erworbene Wissen mit eigenenErfahrungen, Ethos und Moralvorstellungen inEinklang bringt. Nur so – durch häufige festi-gende Reflexion – kann aus einem geisteswis-senschaftlichen Studium eine gewinn- undfruchtbringende Germanisten-Persönlichkeit ent-stehen, die in der Lage ist, anderen zumindesteinen Teil der eigenen Begeisterung zu vermit-teln.Nach diesen großen Worten über hehre Idealeeines Sprachstudiums möchte ich mit einigen –hoffentlich auch ein wenig unterhaltsamen –Beispielen aus der Praxis dieses Plädoyer für dieAnerkennung der Germanistik als „Vollwert-Stu-dium“ bekräftigen und beschließen.

a) Welcher Studiengang bietet eine derart breitangelegte Mischung aus Sprache, Geschichte,Kultur und Religion wie die Germanistik? – Wenndies auch alles Bereiche sein mögen, die wenigWirtschaftlichkeit, eindeutigen „Nutzen“ undProfit versprechen; ist es nicht gerade deshalbumso wichtiger, sie zu pflegen? Schließlich istdas Leben nun einmal nicht komplett berechen-bar – da wo exakte Wissenschaften an ihre Gren-zen stoßen, fängt Kultur, fängt Literatur, fängtKunst an. Oder, bei mangelnder Ausbildung derÄsthetik und der Empfänglichkeit für Schönes:Barbarei, Hochmut, Neid oder ähnliches.b) Den Damen der Schöpfung sei gesagt: EinGermanist ist keineswegs ein Faulenzer, Tauge-nichts oder Klugschwätzer ohne Aussicht auf Ein-und Auskommen. Vielmehr wissen wir Germani-sten Bescheid über ritterliche Bewährung,Frauenlob und Minnesang und kennen alle mög-lichen Katastrophen und Tragödien, die das Le-ben bereithalten kann – und zwar aus der Handnamhafter Autoren wie Goethe, Mann, Lessingoder Heine. Bei plötzlichen Gefühlswallungensind wir zumindest nicht allein, Werther leidetmit uns an grimmig-kalten Novembertagen, beimFrühlingserwachen entsinnen wir uns EduardMörikes – und alles ist gleich doppelt so schön:Jede Blüte, jeder Vogelgesang wird Poesie. Undwenn wir euch dann einen romantischen Vier-zeiler ins Ohr raunen – was kann es Schöneresgeben?c) Wer ein Semester lang den „Mythos Salome“studiert hat, der wird so schnell keiner FemmeFatale auf den Leim gehen – andernfalls weiß

er, worauf er sich einläßt – Literaturkenntnisgleich Menschenkenntnis gleich Weltkenntnis.d) Was die Sprachwissenschaft angeht: Ich haltees für dringend notwendig, daß es Menschen gibt,die der allgemeinen Sprachsimplifizierung und –verdummung entgegenwirken. Und so ziehen wirbei einer harschen Begegnung mit einemKreuzberger Proleten kurz die Augenbrauen hochund denken uns: Dieser arme Wurm ist des„elaborierten Sprach-Codes“ nicht mächtig, ge-hört folglich der Unterschicht an – und mit ei-nem beiläufig ausgesprochenen: „Dein Begehrtangiert mich nur peripher...“ ziehen wir von dan-nen und überlassen ihn seiner Sprachlosigkeit.und schließliche) Wer jemals die schlichtweg großartigen Über-setzungen der griechischen Sagen von GustavSchwab studiert hat, der sieht die Welt mit ganz

anderen Augen:Das Ajax, mit dem wir morgens die WG-Toiletteschrubben, das Hercules-Rad, auf dem wir zurUni radeln, der Mars-Riegel, den wir in der Pauseverzehren, ja auch der Paris-Urlaub, den wirmit unserer Freundin Helena planen – all daserhält plötzlich eine viel tiefere Bedeutung.Also, liebe Freunde und Leidensgenossen derGermanistik: Nur munter weiterstudiert, wasIhr tut, ist gut und richtig, auf den schnödenProfit wird sowieso viel zu oft geschielt.

Säume nicht, Dich zu erdreisten,Wenn die Menge zaudernd schweift,alles kann der Edle leisten,der versteht und rasch ergreift.(aus Faust II)

Jakob Volz

Es gibt sie also doch, die studentischen Ratten-schwänze, die eigentlich den Rattenfänger vonHameln benötigen, um den Rest der getreuenStudenten von ihrer Pest zu befreien.Ich habe es vorher nicht wahrhaben wollen unddachte, die wie Nebelschwaden durch das UniGebäude schwebenden Gerüchte sind eben das,was Gerüchte meistens sind: Lügen oder Halb-wahrheiten. Nun musste ich es mit eigenen Au-gen sehen, diese feine studentische Solidaritätund es war einfach entsetzlich! Studenten kon-trollieren Studenten und leisten dabei hervorra-gende Arbeit. Diese zwei studentischen Helfers-helfer des Professors, der die Macht und seinunbändiges Vertrauen in die Hände dieser zweiAufpass-Wauwaus gelegt hat (und in die seineruntertänigen Sekretärin). Wie sich dieses Dreier-Gespann vor den Klausur-bereiten Studenten auf-baute und sie wie Vieh durch den Vorlesungssaaltrieb, ganz nach ihrem Gutdünken. So lange bisihnen jeder „gut“ saß. Immer eine Reihe freilas-sen, damit die willfährigen Schergen auf ihrenKontrollgängen auch wirklich alles im Blickfeldhaben und ungehindert zwischen den Reihen hinund her laufen können. Penibel wird darauf ge-achtet, dass jeder nur einen Stift auf dem Pult zuliegen hat, alles andere bedeutet potentielleSpick-Gefahr. Verwunderlich bei dieser Manie, dasssie keine abgesegneten eigenen Exemplare zumVerteilen mitgebracht haben. Aber das würde wohl

Studentisches Ungeziefer - was tun, wenn Spray‘s nichtmehr helfen? - Ein Erlebnisbericht!

Beim Kahlschlagerwischtes immer dieFalschen!

den `Studenten-kontrollieren-Studenten-Etat´überschreiten.Anfangs, beim Austeilen der Klausuren, versu-chen sie noch, sich mit einem ‘Viel Glück´ ein-zuschleimen und betteln mit ihren kleinen stu-dentisch-durchtriebenen Äuglein die sagen wol-len: „Wir können doch nichts dafür, wir wurdengezwungen! Ist das nicht ungerecht?!“um Gnade.Ja, wirklich arme Kreaturen.Zu bedauern. Sie müssen ein-fach nur vergessen haben,dass man als Mensch selb-ständig denken kann, ein ei-genes Gedankengut hat, übereine gewisse Rebellions-fähigkeit verfügt und auch zueinem nicht unerheblichenMaße selbst Entscheidungentreffen kann. Abgesehen voneinem großen, im Hirn ver-ankerten Werte-Katalog, indem man auch ab und anblättern kann. Sie hattenwirklich keine Wahl!Womit nur, wurden die klei-nen Häschen erpresst?? Ichmeine, das ist ja wirklich traurig. Hat etwa derböse Professor gesagt: „Wenn ihr das nichtmacht, seid ihr nicht mehr meine Lieblinge. Also

Page 16: alternativ Der BErndstud.astaup.de/~bernd/archiv/bernd22.pdfDer Bernd (s5) Der Bernd No 22 (s4) N 22 Irgendwann kommt jeder dahinter: Die Uni ist ein Sauhaufen. Die Frage, die man

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geht und bewacht die ungestüme Meute.“ Diesrief bei den Süßen sicherlich panische Angsthervor, dass ihr lieber Papa ihnen seine Liebeentzieht. Der ödipale Effekt, der daraufhin beidieser Erziehungsmaßnahme auftrat, trieb siezu jener Tat und verdient das Beileid aller.Verdient das Beileid aller? Nein, so leicht kannman das nicht unter den Tisch kehren. Das kannnicht die Entschuldigung für den Verrat an denArtgenossen sein.Mit einem herrischen Blick marschierten siedurch die Reihen und warteten wie Aasgeier auf

ihre Beute. Welcher Mutation der Natur sind dieseRattenschwänze nur entsprungen?Das nächste Mal, soviel ist gewiss, nehme icheine Flöte mit!

Weitere Vorschläge, hilfreiche Tipps der Bekämp-fung, oder auch Kommentare von Tierliebhabern,die für eine Unterstützung plädieren könnenunter www.weltzelt.com in der Psychosofa Ru-brik abgegeben werden! Und beim bernd!

MOX

... Sie gingen zusammen die alte Mensa- Treppehinunter und liefen über den Rasen. Niemandsagte etwas. Tina fragte sich: Wieso erzählt ermir das? Das hätte ich nicht gedacht. Wie er-kläre ich ihm das nur? Wie sage ich ihm, dassich die Geschichte besser kenne, als er denkt....?Irgendwie hatte sie ein komisches Gefühl. Siewusste nicht, wo es herkommt, aber sie solltees bald erfahren...Achim wusste nicht, ob es richtig war, Tina alldas zu erzählen, aber er wollte nicht, dass auchsie vorher von dem bösen Gerücht erfährt. Be-kanntlicherweise glaubt man ja meist dem, deres als Erstes erzählt. Und somit hätte er sichnicht einmal verteidigen können. Dafür ist sieals Freundin viel zu wichtig für ihn.Während ihres Spazierganges und während sieüberlegten, wohin man gehen könnte, um eini-germaßen ungestört erzählen könne, gingen siean einem der Studentenwohnheime vorbei, diedem Campus noch mehr gemütliche Atmosphä-re schenkten. „Hey- hier wohnt doch Maria- eine

Geliebtes Golm IVDer große Uni-Roman zum mitschreiben

Von außenwirken dieGolmer Wohn-heime kleiner

Freundin von mir. Wollen wir sie mal besuchen?Warst Du schon mal in einem dieser Zimmer?“Achim schüttelte den Kopf. „Na dann los! Viel-leicht haben wir ja Glück und sie ist zu Hause.Hast Du Lust?“ Achim war sich nicht sicher. Wennman sich das Haus so ansieht, dachte er, hatman eigentlich gar keine Lust, da reinzugehen.„Aber du wolltest mir doch noch was erzählen,Tina!“ „Ja ja, später! Das hat noch Zeit. Na kommschon.“ Sie nahm Achim an die Hand und zerrteihn in das Gebäude. Hier ist es relativ dunkel.Links und rechts lange Flure. Dazwischen wardann eine Treppe, die zu den Wohnfluren undZimmern führte. Als Achim das alles sah, mussteer grinsen. „Was ist los?“, fragte Tina. „Ach ir-gendwie erinnert mich hier alles an mein Feri-enlager damals. Genau die gleiche Treppe, ge-nau die gleichen Wände und riechen tut´ s hierauch so!“Als sie im zweiten Stock angekommen waren,gingen sie in einen großen Flur, der besät warvon großen Postern und kleinen Zetteln als„Gedankenstütze“ für die Mitbewohner. Auf ei-nem Zettel stand sogar, dass Männer hier nur imSitzen pinkeln dürften.Tina ging direkt auf eine Tür am Ende des Gan-ges zu. „Hier wohnt sie!“ Sie klopfte erst leiseund hörte, ob sich drinnen etwas regte. Dannklopfte sie noch mal, etwas lauter. Nichts. Nurdas Geräusch der Heizung war zu hören. „Ichwürde sagen, wir haben Pech gehabt! Scheintnicht da zu sein!“ Also machten sie auf demAbsatz kehrt und gingen den Flur wieder zur Trep-pe entlang. Plötzlich stand ein Mädchen vor ih-nen. Ziemlich groß, schlank, blond und brauneAugen. „Maria- wir wollten Dich grad besuchen.Ich dachte schon, Du bist wieder nicht da.“, riefTina aufgeregt. „Hey schön Dich mal wieder zu

sehen. Du meldest Dich auch gar nicht mehr.“Die Beiden fielen sich um den Hals. „Ach übri-gens- das ist Achim. Ein guter Freund von mir!“Achim stand da und grinste freundlich. „Na dannkommt erst mal rein. Ich mach uns was zu trin-ken.“Vom Inneren des Raumes war Achim mehr alsüberrascht. Was man aus den Zimmern alles ma-chen kann. Eine Mischung aus Wohnzimmer,Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Küche. Und dasalles auf kleinstem Raum. An den Wänden hin-gen Poster und Postkarten. Maria hatte aus demkleinen Zimmer eine Art „Ansichtskarte“ gemacht.Es war kaum ein Stück weiße Wand zu sehen.Über ihrem Bett hingen Bilder. Sicher von zuHause. „Du ich muss mal auf´ s Klo.“, sagte Achim.„Ja die dritte Tür rechts.“Als Achim am Klo ankam, war er mehr als ge-schockt. Abgesehen von dem Geruch war allesanders, als er sich vorstellte. Die Türen warenkaum verschließbar und es tummelten sich Silber-fische überall. Das war mehr als eklig, aber man-ches muss eben sein.In der Zwischenzeit saßen Tina und Maria im Zim-mer. „Ich weiß, wer es ist, Tina!“ „Wer wer ist?“,fragte Tina daraufhin. „Na der Spanner vomStudentendorf Steinstücken.“ Tina war überrascht.Sie wusste zwar nicht, ob sie Achim glauben soll-te; so gut kannten sie sich ja doch nicht. Undzutrauen würde sie ihm so was eigentlich auchnicht, aber die Gewissheit, dass er es sein könn-te, machte ihr Angst.Maria und sie hatten die letzten paar Wochendamit verbracht, denjenigen ausfindig zu machen,der das Studentendorf in Angst und Schreckenversetzte. Sie versuchten der Wahrheit näher zukommen, aber es war schier unmöglich, den Men-schen zu finden. Sie hatten das Gefühl, sie jag-ten einem Phantom hinterher.„Du glaubst doch nicht.....ich meine....denkst du,es ist Achim?“„Ach Quatsch! Der kann doch keiner Fliege waszu Leide tun. Nein, nein, nein!“„Also wer ist es? Und woher weißt du, dass es

der Richtige ist?“Achim kam derweil aus der Toilette und warfroh, nicht noch einmal gehen zu müssen. Erwar neugierig. Er wollte wissen, wie dann dieKüche und das Bad aussehen müssen. Er öffne-te die Tür, an der ein Poster mit Kochlöffel hing.„Das kann ja nur die Küche sein.“ Drinnen be-fand sich alles, was in eine Küche gehörte. Töp-fe, Kaffeemaschine, Radio, Toaster, Herd undein Tisch. „Na wenigstens ist hier alles eini-germaßen in Ordnung.“Sein nächster Weg führte ihn ins Bad. Hier ver-tieften sich seine Erinnerungen an das Ferien-lager. Zehn Waschbecken aneinandergereiht undeine Gemeinschaftsdusche. Es war zwar nichtdas Non- Plus- Ultra, aber er fand es irgendwienett.Während Maria die Getränke zubereitete, erklär-te sie Tina ihr Erfolgserlebnis. Kurz bevor siefertig war, kam Achim wieder ins Zimmer. „Nawie war` s? Is eklig, oder?“, fragte Maria ihn.„Na ja...sagen wir mal... gewöhnungsbedürftig.“Tina war enttäuscht, weil sie nun immer nochnicht wusste, wer Mister X war. Maria hatte im-mer die Angewohnheit, alles genau erzählenzu müssen und nicht zum Punkt zu kommen.Aber nach Maria´ s Erzählungen zufolge konntesie sich schon denken, wer es war... Das müsstesie Achim erzählen. Aber sie entschloss sich,das mit ihm alleine zu klären. „Du Süße...wirhaben noch was vor. Sei nicht böse. Wir hauenjetzt ab ja? Wir beide hören voneinander.“ Sienahm ihre Tasche und zog Achim raus.„Wieso denn so überstürzt?“, fragte er.„Es wird Zeit, dass auch du die Wahrheit er-fährst...!“Sie gingen zum Imbiss. Er lag am Eingang desCampus. Die Atmosphäre dort ist sehr entspanntund man kann sich in Ruhe unterhalten. Nach-dem sie einen Cappuccino getrunken hatten,fragte Achim: „Du wolltest doch was loswer-den, oder?“

....

Du weißt, wie es weitergeht?Dann her damit an:

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Wie alles begannKnut Bunt und Franz Vogel – wie konnte dasnur geschehen? Welcher tragikomische Wink desSchicksals brachte es fertig, diese vollkommenunterschiedlichen Menschen, dies Ying und Yanghumanoider Daseinsformen, die Null und Zehnauf der Richterskala in einer 70 m² Wohnungzusammen zu ferchen? Wir nehmen uns dieserFrage an, werden versuchen die Wahrheit alsunseren Weg der Reflexion zu betrachten undnur dann einen der märchenhaft mystischenSchleichpfade im schummrig’ Dunklen zu betre-ten, wenn es der Unterhaltung dienlich seinkönnte. Im Anfangsstadium des Jahres 2002 truges sich zu, dass der verlockende Schrei der Frei-heit, der verführerische Augenaufschlag der Un-abhängigkeit und die absolute Unkenntnis dereigenen Verantwortungsfähigkeit sowohl desKnuts als auch Franzens Stimmenbänder syn-chron in Schwingung versetzten, woraufhin sichdie folgende verhängnisvolle aber wohl geformteIdee Ausdruck verschaffte: „Ey, lass uns dochzusammenziehen!“ Diese zusammenschweißen-de Formel schuf augenblicklich ein unerschüt-terliches Gegengewicht zu allen elterlichen Be-denken, Warnungen und Weltuntergangsvorher-sagen. Knut und Franz saßen nun in einem Boot,doch bevor sie den heimatlichen Hafen endgül-tig verlassen konnten, mussten sie erst einmalhinaus auf die stürmischen Meere des Wohnungs-marktes, wollten sie nicht mit Sack und Packunter Brückenpfeiler 17 ihr Dasein fristen. Un-endliche Qualen und Hindernisse stellten sichunseren beiden Helden in den Weg. Sage undschreibe eine Wohnung mussten sie besichti-gen, bevor Vater Staat in Gestalt desBundesvermögensamtes Hilfestellung leisteteund ihnen eine Parzelle in einem kommunistischangelegten Kubus in der Architektengasse zurVerfügung stellte. Die Ausstattung dieser Be-hausung beansprucht keine umfassende Erklä-rung: Einmal nichts mit ohne Alles! KeineNassstrecke, kein Herd, kein Ausblick, dafürmagenverdrehende Strukturtapeten, eine Bade-wanne mit Sandpapierboden und Speisereste vondie Malers vom letzten Jahr. Diese Umständeschockten die beiden Hauptdarsteller unsererGeschichte jedoch keineswegs. Die Aufgabenwurden zur schnelleren Bewerkstelligung gerechtverteilt: Franz fuhr seine Oma besuchen und Knutsuchte mit Malerrolle und 20 Litern Farbe die

Matratzenman & CouchboyDer Jungesellen-Rundbrief

Innenwände der Zimmer heim. Nachdem Franzpünktlich zum letzten Pinselstrich wieder er-schien, stellte sich ihnen anschließend die Fra-ge, welches Möbelstück denn nun symbolträch-tig als Erstes über die Schwelle getragen wer-den sollte. Höhere Mächte nahmen ihnen dieseEntscheidung allerdings mit aller Entschlossen-heit aus den Händen, denn Mutter Bunt hattein einem unaufmerksamen Moment schon Aldi-Klobürste „Putzi“ neben dem Porzellansesselplatziert. Daraufhin platzierten auch Knut undFranz, und zwar einen Zusatzartikel in der WG-Ordnung mit folgendem Wortlaut: „Individuen,die in ihrem Genom mindestens die Hälfte allerErbinformationen eines der ständigen WG-Mit-glieder tragen, werden nur noch auf schriftlicheAnfrage oder mit Geld in der Tasche in die Woh-nung gelassen.“ Somit ergriffen unsere beidenHelden wieder das Zepter in der Architekten-gasse 5c, vierter Stock links, und schalten undwalten seither nach ihrem Gutdünken. Und wennsie noch nicht ausgezogen sind, dann überwei-sen sie noch immer monatlich auch ihren letz-ten Cent an die Bundeskasse in Trier. Begegnungen in der Architektengasse 5c: FrauMüllerDas Schicksal meinte es gut mit Knut und Franz,denn schon bald nach ihrem Einzug stellten un-sere beiden Junggesellen fest, dass der Alters-durchschnitt in ihrem Aufgang bei ungefähr 97Jahren liegen muss. Auf dieser Linie bewegensich auch Knut und Franz’ direkte Nachbarn. FrauMüller, die gut genährte Gebieterin über HerrnMüller, ausgestattet mit einwandfreiem Zahner-satz, der sich in ihrem Lächeln überdeutlich ma-nifestiert, traf nur wenige Tage nach dem Ein-zug auf Franz, den sie mehr oder weniger zufälligauf der Treppe erwischte. Franz hatte es eilig,seine Hand ruhte bereits auf dem Türknauf sei-ner Wohnungstür. Doch weder diese Geste nochein karger Wortschatz halfen: Kurze Zeit späterstand er im Badezimmer der Müller, Schlafzim-mer und Küche folgten und was Franz hier sah,war an Sauberkeit und Ordnung nur mit einemOperations-Saal zu vergleichen. Die Küche warmit einem alten Küchenschrank aus den Siebzi-gern ausgestattet, glänzte allerdings wie die Zäh-ne von Frau M., Schlafzimmer und Bad spotte-ten jedem Staubkorn – die Wohnung war sterilund Frau Müller präsentierte sie dem geschock-

ten Jüngling mit dämonischem Stolz. Franz sahnun in ihrem artifiziellen Zahnersatzgrinsen denfratzenhaften Ausdruck einer Psychopatin, die ihreUmwelt mit einem pathologischen Sauberkeits-wahn terrorisierte. Doch wer dachte, dass FrauMüller hier Mitgefühl zeigte, sah sich alsbald bit-ter getäuscht: Ohne dass Franz auch nur etwasProduktives zu einem Dialog beisteuerte, verrietFrau Müller ihr Alter (etwa 74), um dabei nocheinmal zu ihrer Waffe, dem verzerrten Zahnersatz-grinsen zu greifen. Franz stammelte ein paar Ab-schiedsworte und verschwand hyperventilierendhinter seiner rettenden Wohnungstür.Einige Zeit später trug es sich zu, dass Knut undFranz vergaßen die Treppe zu putzen, wie es FrauMüller auf einem Kalender zwischen den beidenWohnungstüren am Stromzählkasten in aller Deut-lichkeit vermerkt hatte, obwohl sie „B. & N.“ fürBunt und Vogel schrieb (Wie sich später heraus-stellte dachte sie, dass Franz’ Nachname Noacksei. Offenbar hatte sie die falsche Stasi-Akte zurHand als sie den Plan erstellte.). Franz verlor dasStreichholzspiel gegen Knut und musste nun beiMüllers klingeln, um nach dem weiterenVerfahrensweg zu fragen. Welch Wärme strömtedurch Franz’ Körper als Herr Müller die Tür öffne-te, doch als Franz sein Anliegen vortrug, gab sichHerr Müller ahnungslos und holte sein Frau. AlleWärme, alles Wohlbehagen wurde wie von einemeiskalten Polarwind weggeblasen, als Franz mitansehen musste, wie Frau Müller mit einem BHbewaffnet und einem Handtuch über dem Kopfaus dem Badezimmer kam. Franz vergaß für diefolgenden fünf Minuten, dass er ein Junge war,

denn dieser Anblick sorgte dafür, dass die Pro-duktion von Testosteron noch für die kommen-den Wochen eingestellt wurde. Glücklicherwei-se konnte man sich schnell einigen und Franzkonnte schon bald hinter seiner Wohnungstürverschwinden. „Die Treppe“, sagte er sich, „ver-gesse ich nie wieder.“ Das Appartement im Portrait: Die FlurDer Flur erleidet in vielen Haushalten oft eineäußerst zwiespältige Situation. Zum einen stellter das Zentrum jeder Wohnung dar. Man betrittihn als Erstes und erreicht durch ihn nicht sel-ten die Mehrzahl der Räume. Dennoch wird erin der Ausstattung sehr stiefmütterlich behan-delt. Eine Kommode, eine Garderobe, eventuellnoch ein Schrank – so sieht der Durchschnitts-korridor in deutschen Haushalten aus.Knut und Franz allerdings haben für den mit-teleuropäischen Flur eine Lanze gebrochen.„Seine hohe Funktionalität wird bei uns nichtkrampfhaft kaschiert“, so Knut Bunt, „sondernin ihrer ganzen Schlichtheit hervorgehoben.“Ein einfacher Läufer in sanftem Rot verkündetdas Motto der Wohngemeinschaft schon beimEintritt: „Mit Ausnahme von männlichen Besu-chern ist hier jeder willkommen.“ Knut und Franzsind der festen Überzeugung, dass der Genussdes Wohnungseingangsbereiches falsch überlie-fert wurde: „Die Flur - ein Ort der Begegnungund des ersten Kontaktes“, unterstreicht Franzdie Funktion des Entrées. Der erste Blick beimBetreten der Flures gilt der Garderobe. Gästesollen sich schnell heimisch fühlen, weshalb

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sie sich ihres Gewandes komfortabel und prak-tisch entledigen können, wobei Knut und Franzhier nach alter Etikette gern hilfreich zur Seitestehen. Der geschmackvolle vierarmige Metall-page hat jederzeit alles fest im Griff. Maßgeb-lich zur hohen Funktionalität trägt auch diePinnwand im mediterranen Korklook bei: DieTafel informiert Bewohner und Besucher überdie geplanten Meetings und Verabredungen. Ineiner Zeit überdimensionaler Abstinenz zeigteauch die Flur Knut und Franz die Grenzen ihrerBelastbarkeit auf:Mit einem Akt derVerzweiflung über-gab sie den Glas-schirm des Decken-strahlers vollendsder Erdanziehungs-kraft. Glücklicher-weise befandensich alle Mitbewoh-ner in ihren Zim-mern, als sie ihremUnmut Luft mach-te. Knut und Franzwussten das Zei-chen zu deuten: DieFlur fühlte sich ein-sam, da sich dieAnzahl der Besu-cher zuletzt sehr inGrenzen hielt. Knutversuchte einen Er-klärungsansatz: „Eslief in letzter Zeitlängst nicht allesoptimal, aber wirsind gewillt, es derFlur recht zu ma-chen.“ Geschichten aus der Architektengasse 5c –„Black men walking“Einst trug es sich zu, dass Knut auf dem Weg indie Küche mitbekam, wie sich vor der Haustürdrei Nachbarn versammelt hatten und ein mun-teres Gespräch führten. Die Neugierde der Ju-gend (die ja im Alter noch einmal wiederkehrt)setzte sich in ihm durch, so dass er sein Ohr andie Wohnungstür legte. Eine gewisse Frau Mül-ler ließ dabei folgenden Satz verlauten: „Seit-dem die beiden Herren eingezogen sind, laufenhier ständig dunkle Gestalten umher.“ Knut er-zählte Franz, was sich im Hausflur zugetragenhatte und beide steckten ihre Köpfe zusammen.

Intendierte Frau Müller mit der Nominalgruppe„dunkle Gestalten“ eine kriminelle Komponen-te, kriminell, Kriminalität, mehrere Gestalten –also organisierte Kriminalität? Knut und FranzensWohnung ein Konspirationszentrum, ein Waffen-umschlagplatz, eine Zelle des organisierten Ver-brechens? Gedanken, die unseren beiden Hel-den unerhört gut gefielen und die sie alsförderungswürdig erachteten. Die abstrusenPhantasien einer Rentnerin könnten als Nähr-boden dienen, wenn man es nur verstehe sie

hin und wieder mitkleinen, unauffälli-gen, fast unschein-baren Hinweisreizenanzuregen. Kaumauszudenken, wel-ches konkrete BildKnut und Franz beiden Bewohnern derArchitektengasse 5ch e r v o r b r i n g e nmöchten, allein dieEinbildungskraft vonMenschen, die auf-grund mangelnderDistraktion, das Un-bedeutende, das Be-langlose, das Trivia-le zum Gegenstandihres Lebens ge-macht haben, würdegenügen, um diewunder l ichsten,groteskesten ja bisauf das herrlichsteausgeschmücktenMärchen im Geisteirgendwo zwischenVerstand und Erfin-dungsgabe scharf an

der Grenze zur Paranoia entstehen zu lassen. Zu-nächst benötigte man eine kleine Vorjustierung.Es war völlig ausgeschlossen, dass Knut und Franzzwei kleine Räder in einem großen Netzwerk seinsollten, zwei Handlanger oder Gauner, die nichtzuviel wissen durften. Nein, für Knut und Franzkam nur eines in Frage: Sie sollten diejenigensein, die das Netzwerk an seinen äußersten En-den spannten, diejenigen, die per Knopfdruckdie komplexe Räderei in Bewegung brachten,diejenigen die emporragten und die mit der Wi-derlichkeit, mit dem Ekel und der Unmensch-lichkeit des Geschäfts nichts mehr im Schildehaben, diejenigen, deren Hände sauber waren,

diejenigen, in denen sich all der Charme derMännerwelt manifestierte, diejenigen, bei denenFrauen auch nur beim Anblick zerflossen, dieje-nigen, die seit Jahren von Geheimdiensten allerWelt gesucht und doch nie gefunden wurden. Seit-dem merken unsere beiden Helden, wie es in denKöpfen der Mitbewohner arbeitet, wenn sie ih-nen im Hausflur begegnen. Das Haushaltsgerät des Monats – Die Topf-bürsteIn zufälliger Abfolge wählen wir jeden Monat dasbeliebteste Haushaltsgerät unserer kleinen Zwei-Mann-Kommune. Diese Auszeichnung erhält dasGerät, welches sich in diesem vierwöchigen Zeit-raum auf besondere Art und Weise ausgezeichnethat, hervorstach (Messer sind hier klar im Vor-teil!) oder in beträchtlichem Maße unser Lebenveränderte. An der Entscheidungsfindung ist eineabsolut unabhängige, bestechliche, zweiköpfigeJury beteiligt, die in einem komplizierten Zufalls-verfahren den jeweiligen Sieger ermittelt.Die Entscheidung ist gefallen, das Haushaltsge-rät des Monats ist die Topfbürste. Die Stilett-Topf-bürste konnte zwar erst in der Mitte des Zweitenaus ihrem Modelvertrag im real,-Regal heraus-gekauft werden, glänzte aber in den verbleiben-den zwei Wochen durch hervorragenden Einsatzund Leistung. Kein Hindernis war ihr zu verkru-stet, kein Abgrund zu keimig. Des weiteren schaff-te sie es, den Schokopudding-Kochtopf-Konfliktfriedvoll und unblutig zu beenden, sodass beideSeiten, WG-Bewohner wie auch Kochtöpfe, nunin Harmonie zusammen leben. Einige borstige Ei-genschaften gefielen besonders: So steht sie inSachen Kratzbürstigkeit Nachbarin Müller in nichts

BERND BERND BERND BERND BERND Dir Deine Meinung!

Mehr als Brot und Spiele!

nach, liegt mit dem ergonomisch geformtenGriff gut in der Hand und bringt durch ihre volleHaarpracht zudem ein wenig weibliche Eleganzin die Wohngemeinschaft. Da sie auch im Zu-sammenspiel mit Putzlappen und Spülmittelglänzte, verwischte sie die letzten Zweifel underreichte auch in punkto Teamfähigkeit die vollePunktzahl. In der Kampfabstimmung sichertesich die Bürste mit einigem Abstand die Spit-zenposition. Gewaltigen Sympathieverlustmusste hingegen die Mikrowelle verkraften. Alshaushoher Favorit in den Monat gestartet, ließsie eine Salamipizza in Flammen aufgehen undraubte Knut mit gezielten Kohlenmonoxid-Aus-stößen zwei kostbare Lebensjahre, wodurch siein der Haushaltshierarchie einen lawinenarti-gen Absturz erlebte. Liebe Grüße - Knut und Franz

Der nachdenkliche Gedanke über den Tellerrand

„über den eigenen Tellerrand schauen“

Was sieht man da?

Wahrscheinlich als erstes andere Teller.

Flache, tiefe, große, bunte, einfarbige,kleine, eckige, runde, heile, zerbrochene.

Was sieht man da?

Alle Teller stehen in einem Regal.

„über den Regalrand schauen“

Was sieht man da?

Wer was sieht, kann es mir ja mal mailen.(an [email protected] mit betreff „Regal“) – alle anderen können den Rand halten – hahaha.

Jan Röhlk03/2003

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Begonnen hatten die Veranstaltungenzum „Tag von Potsdam“ und dessen70. Jahrestag am 21. März 2003 schonfrüher. So zeigte das Filmmuseumbereits am Dienstag zuvor die Chro-nologie des Abrisses derGarnisionkirche, auf die sich inzwi-schen die Geschichte des „Tages vonPotsdam“ reduziert. Auch diesmalstanden Aktivisten vor der Tür desFilmmuseums, sie verteilten diesmalaber nur kritische Flugblätter, welchedie Besucher gerne annahmen, stattdie Zuschauer davon abhalten zu wol-len, sich eine eigene Meinung zu bil-den.Der Film selbst war eine interessante Mischungaus Originaldokumenten und Zeitzeugen-interviews. So wurde beispielsweise ein Abriß-lehrfilm des Baukombinates am ObjektGarnisionkirche herangezogen und auch die fil-misch dargestellten Aufbaupläne eines soziali-stischen Potsdams an Stelle der historischenbarocken Innenstadt gezeigt, für welche dieheutige westliche Burgstraße bereits damals alssteingewordenes Zeugnis und Vorbild galt.Die Kommentare der Zeitzeugen waren dabei dasKontrastprogramm. Alles sei von oben vorbe-stimmt, hieß es. Das Gebäude sei übermäßigpolitisiert worden. Widerstand gegen den Abrißhätte man durch Desinformation unterdrückt.Gegner in Entscheidungsfunktion mußten umihre politische Karriere fürchten. Aber heute seidas ja alles viel demokratischer und unter heu-tigen Umständen würde man kein Gebäude we-gen politischer Entscheidungen abreißen.Viele der Kommentare erinnerten ein wenig andie Diskussion und Entscheidungsfindung zumAbriß des Palastes der Republik zu Berlin. Ob-wohl der Film in mehr oder weniger bunten Far-ben die Vergangenheit und die Gegenwart desehemaligen Kirchenstandortes in der BreitenStraße schilderte, verzichtete man auf die letz-te Konsequenz, die offene Werbung für einenWiederaufbau der Kirche.Einen weiteren Hinweis auf den Tag von Pots-dam erhielt man dann am 20. März, gleich nachder Demonstration anläßlich des Kriegsbeginns

Der Tag von Potsdam –ein Resumé

im Irak. Hier gab man nach Abschluß der Veran-staltung auf dem Platz der Einheit allen Teil-nehmern die Möglichkeit, auch persönlichen Stel-lungnahmen über die vorhandene Lautsprecher-technik Gehör zu verschaffen. Auf die Demon-stration gegen den Wiederaufbau derGarnisionkirche am 21. März wurde bei dieserGelegenheit hingewiesen: „Kommt morgen allezu unserer Demonstration gegen den Wiederauf-bau der Garnisionskirche. Das ist da, wo Hitlerund Bismarck... na, ihr wißt schon...“ Was denn,Bismarck jetzt auch? Das wußten die meistenTeilnehmer noch nicht.Und so kam er dann, der 70. Jahrestag des „Ta-ges von Potsdam“. Die schlimmsten Befürchtun-gen, Unmengen von Nazis könnten den Tag (wie-der) für ihre Sicht auf die Welt inszenieren, er-füllten sich nicht. Nur ein Polizeihubschrauberdrehte den gesamten Tag einsam seine Rundenam blauen Potsdamer Himmel. Tatsächlich: Eswar erschreckend ruhig in Potsdam. Nichts erin-nerte an die eine oder andere Art des Geden-kens. Nur eine Schülergruppe und ein Troß vonMedienvertretern erhielt vom Landtagspräsiden-ten Knoblich eine politische Stadtrundführung.Erst der Nachmittag brachte Bewegung in dieSache: Der lange angekündigte und von links-orientierten Gruppen durchgeführte Demonstra-tionszug gegen den Wiederaufbau derGarnisionkirche machte sich auf den Weg undwer schon mal an einer DKP- oder PDS-Veran-staltung teilgenommen hat, wurde vom ver-

gleichsweise geringen Alter der Teilnehmer über-rascht.Höhepunkt des Tages wurde aber eine Veranstal-tung aus der Vortragsreihe „Mythos Potsdam“, diemonatlich im Alten Rathaus stattfindet. Hier er-fuhr man vom Referenten Dr. Martin Sabrow, wiees zur Karriere dieses politischen Symbols, derGarnisionkirche, kam.So war diese Kirche eigentlich nicht mehr als einProvisorium für die Eröffnung des Reichstags. Unddas nicht allein aus dem Aspekt, daß ja in Berlindas Reichstagsgebäude unter rätselhaften Um-ständen unbrauchbar geworden war. Denn der NS-Führung ging es darum, sich in Potsdam mit demkonservativen Bürgertum zu verbünden, das Stadt-schloß schwebte der Führung als geeigneter Ortzur Selbstdarstellung vor. Doch das Schloß botnicht den nötigen Platz. Auch der Marstall, heu-te Filmmuseum, konnte nicht den gesamtenReichstag fassen.Die eigentliche Eröffnung des Reichstags fanddeshalb nun doch in Berlin, in der Krolloper statt.Ein herber Schlag für die Demokratie in Deutsch-land, denn die erwartungsgemäß ergebnislose na-tionalsozialistische Veranstaltung brachte es ge-rade mal zu der dem Parlamentarismus spotten-den Redewendung „Red´ keine Opern“. Doch inPotsdam ging es um mehr, als um irgendeine Ver-anstaltung. Wenn man am 21. März den Reichs-tag eröffnet, so das Kalkül, kann man sich in derTradition des ersten deutschen Reichstags in derFrankfurter Paulskirche darstellen und damit wei-tere Zustimmung erringen. Und als ein Potsda-mer Stadt-Abgeordneter auf der Suche nach ge-eigneten Räumen die Garnisionkirche vorschlug,wurde dies von den Veranstaltern umgehend auf-gegriffen. Daß es Widerstand aus der Kirchenge-meinde und vom Intendanten der Garnisionkirchegab, konnte nicht davon abhalten, am 21. März1933 eine große Inszenierung in Potsdams Stra-ßen durchzuführen. Alle Kirchenglocken der Stadtläuteten für zwanzig Minuten, die Schulen hat-ten geschlossen und die Veranstalter achtetensehr darauf, daß nichts dem Zufall überlassenblieb. Allein die vielen Fahnen über den Dächernwaren echte Bekenntnisse Potsdams. Und bezeich-nender Weise waren die meisten Fahnen dieschwarz-weiß-roten des alten Reiches. Auchschwarz-weiße, also in den alten Preußenfarben,fanden sich noch. Auch das ein Hinweis darauf,daß das konservative Bürgertum versuchte, dieneue Regierung für sich einzunehmen, statt um-gekehrt. Das sah die nationalsozialistische Re-gierung natürlich anders. Über das Radio solltedas ganze Reich an dieser Inszenierung teilha-

ben und der „Bewegung“ Sympathien bringen.Quellen berichten jedoch, daß selbst Augen-zeugen nicht unbedingt bis zum Schluß der Ver-anstaltung abwarteten, bevor sie sich wiederihrem Tagewerk zuwandten. Im Innenraum derKirche traf sich nun also der Reichstag, an demnatürlich die kommunistischen Abgeordneten,soweit sie noch frei waren und lebten, sowiedie meisten Sozialdemokraten nicht teilnahmen.Wieder vor der Kirche angekommen, entstanddas bekannte Foto mit der Verbeugung Hitlersvor Hindenburg. Dieses hatte in der Propagan-da des dritten Reiches aber keine Bedeutung,war es doch ein Schnappschuß, der wenige Au-genblicke nach dem eigentlichen symbolischenHandschlag entstand, der noch einige Male neugestellt wurde. (Das Bild mit dem Soldaten imHintergrund ist das echte vor derGarnisionkirche, die anderen mit dem Hand-schlag zwischen Hitler und Hindenburg wurdennachträglich in Berlin aufgenommen)Wie aus der Geschichte bekannt ist, konnte dasBürgertum die Regierung nicht für sich einneh-men. Potsdam und die Garnisionkirche bliebenjedoch politisch aufgeladen und so war die Bom-bardierung der Stadt durchaus eben sosehr auchein politischer Akt. Die Garnisionkirche brann-te dabei nieder. Während sich nach dem Kriegim Turm die Heilig-Kreuz-Gemeinde niederließ,erste Glocken anbrachte und Zwischendeckeneinzog, blieb von außen der Gesamteindruckeiner Ruine. Und so ging es auch der DDR-Füh-rung und mit ihr Walter Ulbricht darum, dasGebäude aus der Stadt zu entfernen. Potsdamsolle schließlich eine repräsentative sozialisti-sche Bezirksstadt sein, was brauche es da diealten Mauern? Die herabstürzenden Trümmer desKirchturms behinderten den Verkehr auf derBreiten Straße, hieß es. Die dringend nötigeHauptversorgungstrasse der Fernwärme sollteendlich verlegt werden und hätte bei Umge-hung des Turms unnötige Kosten verursacht.Außerdem brauchte Potsdam ein modernes Re-chenzentrum dringender als eine Kirche. Am(vorläufigen?) Ende stand daher also die Spren-gung der Kirche. Inzwischen ist dieGarnisionkirche jedoch wieder ins Gespräch ge-kommen. Obwohl Dr. Sabrow sich als Historikerversteht und deshalb ungern bestehende De-batten kommentiert, zeichnete er ein Bild derBefürworter und Gegener des Wiederaufbaus.Die Befürworter fanden sich in den 80er Jah-ren in militärischen Kreisen der Alt-BRD zu-sammen. Auch in der Alt-BRD galt dieGarnisionkirche als politischer Bau, wurde je-

Bald wieder zurück: Die Garnisionkirche

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doch, dem Selbstverständnis der Zeit entspre-chend, als Symbol für den Mißbrauch und dieVerführung des deutschen Volkes allgemeindurch die Nationalsozialisten verstanden. Fürden Wiederaufbau sprächen also die viel älte-ren preußischen Traditionen, nicht der am 21.März 1933 vollzogene Bruch. Um die Gegner desWiederaufbaus zu beschreiben, sparte sichSabrow jegliche Kommentare und las von derenInternet-Seite vor. Die in diesen Kreisen ganzeigene Sprechweise, die sichtlich nicht derSabrows entsprach, sicherte ihm einen Lacherin dem stark überfüllten Saal. Mit einer ange-regten Diskussion endete der Vortag. Es ist nichtdeutlich geworden, wie nun Sabrow zu dem Wie-deraufbau der Kirche in seiner Funktion als

Dringender Bedarf an möbilierten Zimmernzur wohnlichen Unterbringung von Studen-ten der Landeshochschule Potsdam (470)

Die Landeshochschule in Potsdam wird am 15.Oktober 1948 eröffnet. Zur wohnlichen Unter-bringung der hier eintreffenden Studenten wer-

Presserundschau

Anzeige

den etwa 225 möbilierte Zimmer mit Schlafge-legenheiten dringend benötigt.Es ergeht hiermit an die Bevölkerung der StadtPotsdam und des Ortsteiles Babelsberg der drin-gende Aufruf, wo irgend möglich, durch freiwil-lige Zurverfügungstellung möbilierter Zimmerhelfend mitzuwirken.

Damit soll jede zwangsläufige Erfassung des be-nötigten Wohnraumes durch die WohnungsämterPotsdams vermieden werden.Der Rat der Stadt Potsdam erwartet von allen nochaufnahmefähigen Haushalten des Stadtgebietesund des Ortsteiles Babelsberg, daß sie diesemAufruf folge leisten. Es wird gebeten, die vonbetr. Haushalten freiwillig bereitgestelltenmöbilierten Zimmer dem HauptwohnungsamtPotsdam, Margaretenstraße36, baldigst, späte-stens jedoch bis zum 5. Oktober 1948, unter Nen-

nung der Anschrift auf einer Postkarte unterdem Stichwort „Studenten-Unterkunft“ be-kanntzugeben.Die Namen der sich an dieser Aktion beteilig-ten Haushalte, die sich wohnlich freiwillig ein-schränken, werden in der Potsdamer Tagespressenach dem 15. Oktober 1948 an bevorzugterStelle öffentlich gewürdigt.

Rat der Stadt Potsdam (Hauptwohnungsamt)

Märkische Volksstimme, 22.09.48

Da studiert man schon in Potsdam aber so richtigAhnung von seiner nächsten Umgebung hat mantrotzdem nicht. Sanssou-was? bekommen danndie Eltern zu hören, die von ihrem Stammhalternicht nur einen günstigen Aufenthalt ohne Ho-telkosten erwarten, sondern auch, endlich malso einen teuren Reiseführer zu ersetzen. Deshalbhat sich bernd entschlossen, einen Reiseführerwiederzugeben, an dem sich die eigeneBesichtigungstour orientieren kann. Sollte mandie eine oder andere Sehenswürdigkeit nicht so-fort finden; einfach imnächsten Jahr noch malnachsehen.

Ein Ausflug nach PotsdamWer als Fremder in Berlinsich müde gelaufen in derendlosen Reihe seinerbelebten Straßen, wersich satt gesehen hat ander Pracht und dem Glanzseiner Läden und Schau-fenster, für den ist es ei-ner Erholung, der ruhigenHavelstadt Potsdam, derSommerresidenz unsersKaisers, einen Besuchabzustatten. Sie ist einePerle unsers märkischenLandes mit ihrem Kranzebewaldeter Höhen, grü-ner Gärten und weiter Seen, mit ihren Türmenund Schlössern. Fast sechzigmal an einem Tagefahren Eisenbahnzüge in kurzer Zeit von Berlinhierher, und Tausende von Fremden benutzen anschönen Sonntagen im Sommer diese Gelegen-

Potsdamer Reiseführerheit, um alle Herrlichkeiten zu sehen, die Na-tur und Kunst hier in reicher Fülle für Herz undGeist gespendet haben.

a. Von Wannsee nach der Pfaueninsel undNikolskoe.So schicken wir uns zu einem Besuche Pots-dams an. Aber wir fahren auf der Einsenbahnnur bis Station Wannsee. Vor uns liegt die gro-ße Fläche des Wannsees und an seinen Ufernprächtige Landhäuser, aus dem dichten Grün

herrlicher Gärten her-vorschauend. EinDampfschiff nimmt unsauf und trägt unsschnell über den Spie-gel des Sees, den Ruder-und Segelboote bele-ben. Wir steuern demHavelflusse zu, von demder See nur eine mäch-tige Ausbuchtung ist,und kaum biegen wirum die hohe Ecke desbewaldeten Ufers, dawinkt uns die grünePfaueninsel entgegen.Indem das Schiff ihremUfer folgt, gedenken wirim Geist der edlen Kö-nigin Luise, die hier ander Seite ihres gelieb-

ten Gemahls und im Kreise ihrer Kinder dieglücklichsten Tage verlebte.Schon fährt das Schiff durch die schmale Stelledes Zuflusses, wo eine Fähre nach der Insel hin-überführt; da breitet sich vor uns eine neue

Stadthistoriker steht. Sicher ist, daß es nie mehrals eine Kopie alter Architektur sein kann, diein der Breiten Straße entsteht. Den Teilnehmerndie Meinungsfindung zum Wiederaufbau abzu-nehmen, war auch nicht Ziel dieser Veranstal-tung.Die offene Auseinandersetzung mit der Thema-tik anläßlich des „Tages von Potsdam“ war lan-ge nötig, mit diesem einen Tag ist es aber nochlange nicht getan. Alles in allem hat man dieanläßlich des 70. Jahrestages gute Gelegenheitzur ausführlichen, vielseitigen und umfassendenDiskussion jedoch verpaßt.

Andreas Kellner

Da der bernd nicht regelmäßig erscheint, bitten wir um Verständnis, wenn die wiedergegebenenArtikel nicht immer brandaktuell sind.

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große Wasserfläche aus, und von oben her zurlinken Hand winkt aus dem Grün des Waldes derschlanke Turm eines Kirchleins. Es ist die Peter-und Paulskirche bei Nikolskoe. Wir steigen zuihr hinauf, betreten die Vorhalle und genießeneinen lieblichen Blick über die waldumrahmteWasserfläche und die Pfaueninsel. In der Gruftder Kirche ruht der eiserne Prinz Friedrich Karl,dessen Heldenname unvergänglich mit den glor-

reichen Taten unsrer Zeit verbunden ist, an derSeite seiner Eltern, die ihm im Tode vorausge-gangen.

b. Babelsberg.Doch das Schiff trägt uns weiter an dem schat-tigen Moorlake vorüber nach Sakrow, wo eineVerengung des Flusses den Eingang zu dem ei-gentlichen Gebiet von Potsdam bildet. Schontauchen die Türme der Stadt jenseits des voruns liegenden Jungfernsees auf. An der weit-hin sichtbaren Heilandskirche vorüber fahren wir,die Höhen des Glienicker Parkes zur Linken, diekaiserliche Matrosenstation mit ihrem nordi-schen Holzhäusern zur Rechten, der GlienickerBrücke zu, die mit steinernen Bogen den brei-ten Fluß überspannt. Kaum haben wir sie pas-siert, da öffnet sich unseren Augen ein neuesBild. Und wem klopft nicht das Herz freudig,wenn er bei dem Namen Babelsberg sich dahinwendet, wo oben über grünem Plan das SchloßKaiser Wilhelms I. mit seinen Zinnen und Tür-men herabgrüßt? In weihevoller Stimmung be-treten wir den sauber gehaltenen Hauptweg und

kommen bald zum Schlosse, um uns an dem groß-artigen Blick über die Havel und den Jungfern-see zu erfreuen, bevor wir das Innere betreten.Hier erinnert alles an den ehrwürdigen Kaiser;andächtig schreiten wir durch geweihte Räume,durch die Zimmer der Kaiserin Augusta, dasSchlafzimmer Kaiser Wilhelms mit seiner einfa-chen Einrichtung; wir treten in sein Arbeitszim-mer und sehen die vielen kleinen Erinnerungenan ihn, die Gegenstände des täglichen Gebrauchs,die seine Hand noch selbst geordnet; wir be-wundern die Bilder und Kunstwerke, auf denensein Auge geruht. Das Schloß und der Park sindvon ihm selbst angelegt worden, als er noch Prinzvon Preußen war, und auch als König und Kaiserkehrte er alljährlich hierher zurück und kümmertesich persönlich um alle neuen Anlagen und Ver-änderungen.

c. Das Potsdamer Stadtschloß.Jetzt setzen wir unsre Fahrt über die breite Flä-che der Havel fort und fahren nach der StadtPotsdam hinüber. Wir gehen über die neueSandsteinbrücke und gelangen durch herrlicheAnlagen zum Stadtschloß. Dieses ist der groß-artigste Bau der ganzen Stadt. Von seinen Fen-stern aus schaut die Kaiserin mit den Prinzenden militärischen Schauspielen zu, die bei fest-lichen Gelegenheiten hier abgehalten werden.Es ist der große freie Platz vor dem Schlosse derÜbungsplatz des ersten Garderegiments, auf demKönig Friedrich Wilhelm I. seine Riesengarde undder alte Fritz seine „Potsdamer Wachtparade“ ex-erzieren ließ, um mit ihr unsterbliche Siege zuerringen. Das größte militärische Schauspiel aberentfaltet sich hier, wenn der Kaiser im Frühjahrdie Parade über die ganze Potsdamer Garnisionabnimmt, wenn Tausende von Zuschauern her-beiströmen, um den Kaiser und die kaiserlicheFamilie zu sehen, um das Auge an der Pracht derbunten Uniformen, dem Parademarsch der Ba-taillone und dem Schwadron, und das Ohr andem Klange schmetternder Fanfaren und kriege-rischer Marschmusik zu weiden. Mit Recht hatKaiser Wilhelm im Jahre 1885 hier seinem Vor-fahren, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.,ein Denkmal gesetzt.

d. Die Garnisionkirche.Während wir dieses betrachten, wird unser Ohrgefesselt durch die Klänge des Chorals: „Lobeden Herren“, der wie von der Höhe des Himmelsherabtönt. Es ist das Glockenspiel auf dem Turmeder nahen Garnisionkirche, die zu jeder Stunde

die Melodie: „Lobe den Herren“, zu jeder halbenStunde: „Üb´ immer Treu und Redlichkeit“ spielt.Wir wenden uns nun durch die Breite Straße die-ser Kirche zu. Hier ruhen in ihrer Gruft unter derKanzel der Erbauer der Kirche, Friedrich WilhelmI., und sein großer Sohn. Wen erfüllte nicht an-dächtige Bewunderung, wenn er hier vor densterblichen Überresten des großen Königs steht?Selbst Napoleon I., der schadenfrohe Feind derPreußen, ward ergriffen, als er nach der Schlachtbei Jena 1806 hier verweilte. – Auch das Schiff

der Kirche ist eine Stätte reicher patriotischerErinnerungen; an seinen Pfeilern und Emporensind die in den Kriegen 1813 – 15, 1864, 1866und 1870 – 71 eroberten feindlichen Fahnen undStandarten angebracht.Unser Weg führt uns weiter. Über den Kanal kom-men wir zu dem großen Militär-Waisenhause, ei-ner Anstalt, die der Sorge König Friedrich Wil-helms I. für seine Soldatenkinder ihren Ursprungverdankt. Gegen 700 elternlose Waisen findenhier, in Kompagnien eingeteilt, Erziehung undUnterricht.e. Sanssouci.Von dort gelangen wir an das Brandenburger Torund bald darauf an den Eingang von Sanssouci.Bevor wir zum Schlosse emporsteigen, wendenwir uns rechts der im Grünen versteckten Friedens-kirche zu. In dem marmorreichen Hauptschiff ruhtder Erbauer des Gotteshauses, Friedrich WilhelmIV., an der Seite seiner Gemahlin Elisabeth. Indem von Säulen getragenen Vorhofe öffnet sichder Eingang zu dem Mausoleum Kaiser Friedrichs.Tausende besuchen im Sommer voller Andacht dieRuhestätte des königlichen Dulders, dessenMarmorbild auf dem gewaltigen Marmor-sarkophage in der Mitte des runden Kuppelbauesliegt. In der selben Kapelle ruhen auch die imKindesalter gestorbenen Söhne des Kaisers, PrinzSigismund und Prinz Waldemar.

Aus der Ruhestätte der Toten treten wir wiederhinaus und wenden uns dem Schlosse Sanssou-ci zu. Solange die Geschichte vom alten Fritzerzählt, wird auch der Name seines Sommer-schlößchens unvergessen sein. Hier vor seinemkleinen Schloß lustwandelte oder saß er, umsich zu erholen von der schweren Arbeit seinesköniglichen Berufes, hier sollte die Stätte sein,wo er selbst „ohne Sorge“ ruhen wollte. Hierauf dem Lehnstuhl am Fenster seines Wohn-zimmers hauchte er am 17. August 1786 sei-nen großen Geist aus, und die Uhr, die im Au-genblick seines Todes stehengeblieben sein soll,zeigt noch jetzt die Sterbestunde 2 Uhr 20 Mi-nuten. (...)

f. Das Neue PalaisNun steigen wir die Terrassen hinunter. Auf ei-nem breiten, fast eine halbe Stunde langenWege erreichen wir das Neue Palais, einen ge-waltigen Bau, den Friedrich II. nach dem Sie-benjährigen Kriege in roten Ziegelsteinen er-bauen ließ. Hier wurde am 18. Oktober 1831Kaiser Friedrich geboren, hier starb er auch nachschweren Leiden am 15. Juni 1888.Unser Kaiser Wilhelm hat eine besondere Vor-liebe für den Ort, wo er selbst die schönen Tageseiner Kindheit verlebt, und hat deshalb dasNeue Palais zum regelmäßigen Sommeraufent-halt für sich und seine Familie erwählt. Wennder Frühling seinen Einzug in den Park von Sans-souci gehalten, dann siedelt die kaiserliche Fa-milie hierher über und bleibt mit Ausnahme ei-ner Unterbrechung in der heißen sommerlichenZeit hier, bis der Winter gegen Weihnacht diealten Eichen und Buchen des Parkes mit glit-zerndem Reif bedeckt. So ist auch das NeuePalais im Parke von Sanssouci jedem Deutscheneine bekannte, verehrungswürdige Stätte.Zum Schlusse besteigen wir den Pfingstberg undhalten von hoher Warte aus noch einmal Um-schau auf die vor uns im breiten Tale liegendeStadt, auf die Schlösser und Gärten, die wirbesucht, auf die weiten Wasserflächen derHavelseen mit der Menge von großen Kähnenund kleinen Booten, auf die endlosen Wald-flächen bis dahin, wo in der Ferne die Türmevon Spandau auftauchen und ein dicker Rauchund eine Dunstschicht am nordöstlichen Hori-zont die Lage der Riesenstadt Berlin andeutet.

Ferdinand Hirts Deutsches Lesebuch, Jander undPetrick nach Angaben von Prof. Dr. Knoll

In Potsdamsind Touristenfast immerwillikommen!

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Bernd-Kulturreport

Überall das Funkeln und Glitzern etlicher Leucht-reklamen und elektrischer Sonnen, gefüllte Omi-busse auf den Straßen, unermüdliches Ratternvon den Gleisen der nahen Stadtbahn und etli-che Menschen zwischen den oft mehrere Ge-schosse hohen Häuserzeilen. Ein ganz norma-les Wochenende in Berlin. Nun hat die pulsie-rende Spreemetropole für die Besucher aus Pots-dam wieder eine weitere Attraktion: DasMuseumsinselfestival.Schon im vergangenen Jahr hat sich gezeigt,welche Anziehung diese Veranstaltung auf dieMenschen hat. Die Widmung an der Stirnseiteder Alten Nationalgalerie ist nun mehr als einEtikett für das Gebäude sondern gleichsam Pro-gramm auf der Bühne vor dem Haus.

Bereits in der S-Bahn ist zu merken, daß vielean diesem Abend das selbe Ziel haben. Nichtjeder muß den Interpreten auch unbedingt se-hen und so sind die Straßen und Wiesen um dasVeranstaltungsgelände ebenfalls gut gefüllt,Fahrräder stapeln sich in Hecken, Fahrradstän-dern und um Bäume. Endlich beginnt auf derBühne die Musik. Heute treten Element of Crimeauf und ziehen gleich von Anfang an den Teil-nehmer in seinen Bann. Die zahlenden Besu-cher fanden kaum noch Platz zum Stehen unddie Menge wurde eins mit der Musik. Kaum eineGruppe, die derart viele bekannte und gute Lie-der vorzuweisen hat. Tiefsinnige Anspielungen

und mitreißende Melodien sind das Markenzei-chen der Herren, die sich im Musikstil der Knefverstehen und ihn doch schon überboten ha-ben. Der Applaus nach dem eigentlichen Vor-tragsteil will nicht mehr abbrechen, die Zu-gabenteile dauern entsprechend für sich nochweit über eine Stunde. Selten sind die Musikerund die Zuhörer derart verbunden.Vor der Absperrung des Veranstaltungsgeländeshaben sich noch hunderte Zuhörer gefunden,viele genießen aus der Entfernung neben derMusik auch den Blick von der Grünanlage aufdie Kulisse der umgebenden Gebäude und inden nächtlichen Sternenhimmel über Berlin.Niemand würde auf die Idee kommen, früherdas Konzert zu verlassen. Als dann doch einEnde abzusehen ist, strömen die Menschen be-schwingt in die warme Sommernacht, entlangin die vielen, noch immer hell erleuchteten Stra-ßen Berlins und in hinaus die Vororte. Schönzu wissen, daß sich Veranstaltungen wie dieseauch in diesem Jahr vor der Nationalgalerie wie-derholen werden. Ein Besuch ist jedem zu ra-ten.

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Museumsinselfestival

Sie heißt Marguerite und hatte am 2. März Ge-burtstag - sie wurde neun. Seitdem ihr Vaterverstarb und ihre Mutter die Familie verließ, lebtsie mit ihrem 74-jährigen Großvater Goudma undihrer Tante Josephine (28) in Oundougou, einerkleinen Ortschaft im Herzen Burkina Fasos(Westafrika). Ebenfalls in Burkina Faso lebt inder 7-köpfigen Großfamilie Sawadogo der 11-jährige Siguian, der mit seinem Zwillingsbrudergerade schreiben lernt.Für diese zwei Kinder haben die Besucher des1. Golm Drin Musikfestivals (1.G.D.), das in Golmam 17. Januar 2003 stattfand, für ein Jahr langdie Patenschaft übernommen.

1. Golm Drin spendet 500 Euro Schulgeldfür Kinder in Burkina Faso

Fast 1000 Besucher, hauptsächlich Studenten,fanden an jenem kalten Januar-Freitag den Wegnach Golm, wo das Haus 5 für sie seine Pfortenöffnete. Neben den vielen Informationsständen,dem Büchermarkt und dem sorgfältig ausgewähl-ten gastronomischen Angebot (breite Biersorten-und Cocktailauswahl, Golmer Wintersuppe etc.)sicherten die Musikband BUNTE BRISE (BeatlesCover) und die weit bekannten LokalmatadoreRUFFIANS, gefolgt von einer Aftershow-Partymit DJ Little Foodbros den Erfolg des Abends.Trotz des geringen Eintrittsgeldes (3 Euro) undder besonders studentenfreundlichen Preise istes der Organisationstruppe gelungen, eines der

angestrebten Ziele zu erreichen: die Patenschafts-übernahme für zwei Kinder aus Burkina Faso. Das1.G.D. hat außerdem einen wichtigen Beitrag zurBereicherung des kulturellen Angebots imUniversitätsstandort Golm, Uni Potsdam, gelei-stet und zu einem multikulturellen Zusammen-treffen von StudentInnen und auch Nicht-StudentInnen geführt.Dieses winterliche Musikfestival, organisiert vonder Studenteninitiative ‚Intertandem’ und derGolmer Musikband Dream Diver und unterstütztvom AstA, wird nun am Anfang jedes kommen-den Jahres stattfinden. Ohne die großzügigeUnterstützung des von Herrn Dr. Pohl geleitetenDezernates 5: Hausverwaltung, des AkademischenAuslandsamtes und der in Golm ansässigen stu-

dentischen Freizeiteinrichtungen HimmeLEInund Bohne wäre dieses gemütliche und sehrpositive Live-Musikfestival nicht realisierbargewesen. Danke für Ihre Hilfe! Vor allem aberdanken Ihnen die Kinder aus Burkina Faso:Marguerite und Siguian. Dieses Mal sind es bloßzwei Kinder, also nur ein Tröpfchen auf den hei-ßen Stein, wie viele von Euch sich denken kön-nen. Aber immerhin. Es ist ein Tröpfchen.Marguerite malt sehr gern. Sie hat zu ihremneunten Geburtstag Wasserfarben und Malpapiervon Euch allen geschenkt bekommen, damit siedie Welt nicht mehr schwarz-weiß malen muss.

Luixhi

Es gibt Ereignisse, die sehnsüchtig erwartet wer-den, wie z.B. die Veröffentlichung von Madonnasneuem Album, das Finale der „Superstars“ oderGerhard Schröders Regierungserklärung und diedann, man möchte fast sagen - erwartungsge-mäß - enttäuschen.Und es gibt Ereignisse, denen entgegengefiebertwird, von denen man bis vor einiger Zeit gar nichtwusste dass es sie überhaupt gibt.Wie die auf mittlerweile fünf Personen angewach-sene finnische Band Elãkelãiset, die am 23. Aprilden Lindenpark bis zum Berstenfüllte und ihr neues Album „Humppaelämää“vorstellte.Die Einzigartigkeit der Band spricht sich wohl im-mer weiter herum, denn der Lindenpark war die-ses Jahr noch voller als beim letzten Konzert undder Merchandising-Stand musste in das Foyer ver-bannt werden. Die 40 minütige Verspätung, mitder Elãkelãiset ihr Programm begannen, war nachden ersten paar Takten vergessen und das Publi-kum konnte nicht mehr still halten. Mit schrägenPolkaversionen von Klassikern wie „Breaking thelaw“, „Dancing with myself“, „Born to lose“ undetlichen anderen Stücken aus Rock und Pop, be-geisterten sie die Fans, welche aus den verschie-densten musikalischen Richtungen kamen, vonder ersten Minute an.Sogar die Wende-Ballade „Wind of Change“ vonden schon länger leider stachellosen Scorpionswird mit finnischem Text und Polkarhythmus inder Interpretation von Kristian Voutilainen(Drums), Martti Varis (Bass), Lassi Kinnunen (Ak-

In Humppa we trust!Am 23. April feierten Elãkelãiset imLindenpark den guten Geschmack

kordeon), Onni Varis (Orgel,Git.) und Petteri Halonen(Keyboard), die sich alle auchsingend betätigen, richtigtanzbar.

Auch auf bewährteShoweinlagen, wie dem„Beherrschen“ der Tastenin-strumente mit den Füßen,wurde nicht verzichtet.Erstaunlicherweise störtensolche Noiseattacken denGrundrhythmus des Stückesund die Begeisterung desPublikums kaum.Die auf mittlerweile über ein Dutzend Veröf-fentlichungen – welche nie die Atmosphäre derKonzerte einfangen können - zurückblickendeBand brachte das Publikum inklusive zweier Zu-gaben insgesamt gut zwei Stunden lang zumSchwitzen.Dennoch war der Auftritt eigentlich viel zu frühzu Ende.Aber umso größer ist ja dann auch die Vorfreu-de aufs nächste Mal.

IR

Elãkelãiset im Netz:www.humppa.com

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Als ich zum SS 2003 an die Uni Potsdam ge-wechselt bin, fielen mir in Griebnitzsee rechtbald die Plakate mit dem Totenkopf auf, diebesonders an der S-Bahn Haltestelle den Ein-druck machen, als hätten die Verkehrsbetriebeein neues Totenkopf-Logo gewählt. Tatsächlichhabe ich es auch geschafft, den NIL Club unterdem Neuen Palais zu finden und ich war sehrbegeistert: ein kleiner und feiner Laden, wo instudentischer Selbstorganisation verschiedeneKulturveranstaltungen gemacht werden. Einedavon veranstaltet einmal im Monat Tobias undCrew im NIL: hauptsächlich am 2. Donnerstagim Monat wird gerockt zu Rock – und das toll-ste ist: nicht nur vom Band wird aufgelegt, son-dern geplant ist evt. immer vorher ein Live-Kon-zert. Das Ganze lief bisher unter dem Namen„Punk`n`Roll“, wird aber voraussichtlich in „Letit rock“ umbenannt werden – gut so, wie ichmeine. Ganz im Gegensatz zu meinen früherenAktivistentagen in einem Jugendzentrum inLeverkusen, wo wir die Veranstaltungen sounderground gemacht haben, daß wir teilweiseselber nicht mehr wußten, wann was ist, gebensich die NIL-Leute große Mühe, im Voraus vielWerbung zu machen, zu plakatieren, zu mund-propagieren und Flyer zu verteilen – und amAbend der Veranstaltung wird Wert darauf ge-legt, alles –Theke, Auf- und Abbau, Bier trin-ken – selbst zu machen.Ich bin mir sicher, dass da interessierte Leutemit Handkuß (nun ja, vielleicht reicht ja auchein freundlicher Händedruck) gerne gesehenwerden. Um euch einen Eindruck zu machen,habe ich mit Tobias ein kleines Email-Interviewgemacht.

Hier wir gehen...danke schon mal für Koopera-tion im Voraus.

1. Sagen wir mal, Geld und Zeit spielen keineRolle – wo würdest du leben? Was würdest duda machen?Hi erstmal, prima das ich ein Interview abge-ben darf, mal sehen worauf das alles rausläuft –ich bin mal gespannt....Zu Deiner Frage, ichwürde am liebsten 1970 in Berlin oder Ham-burg leben, um den ganzen Tag Flipper und Fuß-ball zu spielen und an Mofas rumzuschrauben,Abends tät ich dann auf die Gasse gehen. Bornto late!

2. Erzähl doch mal, was du hier in Potsdam somachst – ich habe gehört, du studierst Alltags-wissenschaften? Klar, Riesen-Scherz jetzt, also,wie lange bist du denn schon in Potsdam undwie gefällst dir denn hier – rein privat und reinstudientechnisch?Potsdam (speziell Babelsberg) ist seit fast 3 Jah-ren mein zu Hause geworden. Mir gefällt es hiergut, ja studieren kann man hier, und wenn ichdieses nicht betreibe dann genieße ich das Le-ben hier, wie Fußball (schon wieder), die paarClubs in Potsdam besuchen und die Nähe zuBerlin, da kennt man ja immer jemanden.

3. Seit wann machst du DJ im NIL – was istdenn NIL genau und wie kamst überhaupt dazu,dich da zu engagieren?Schon bevor ich nach P-dam gezogen bin, warich mal auf Besuch hier bei einem meiner frühe-ren Schulfreunde, da war ich natürlich im ClubNIL. Das Musik auflegen habe ich vor 15 Mona-ten dort begonnen, das war so eine spontaneIdee zwischen ein paar Kumpels und mir.

4. Wie sieht dein DJ-Programm so aus – spielstdu dein persönliche Favoriten (die da wären...)?Was war denn ein absoluter Höhepunkt (und Tief-punkt) in deiner DJ-Karriere?Das Programm wird meinst recht situativ ent-schieden, ich verlasse mich gerne mal auf denAlkohol im Blut, oder auf ein nettes Lächelneiner Gogo - Tänzerin. Meine derzeitige Lieblings-band sind Matrugada – vorallem sind es aberOldschool Sachen die mir besonders Freude be-reiten. Mein Höhepunkt bei der Arbeit ist stetsder, wenn die Tanzfläche schön voll ist – derTiefpunkt jener, wenn ich daraufhin ein Lieb-lingslied meinerseits zum Besten geben möchteund mir das Volk den Rücken kehrt.

5. „Ich finde euren Verein super und will da auchMitglied werden“ – wie kommt man mit euch inKontakt?Jeder der studiert kann sich bei uns einbringen,ein Studentenklub bringt eine Reihe von Aufga-ben mit sich, Kontakt ist sehr leicht durch un-sere Homepage via mail möglich: www.planet-nil.de, ein Besuch lohnt sich immer.

6. Ok, vielleicht noch 4 Stichwörter-Brainstorming...deine persönliche spontane Mei-nung zu folgenden Sachen ist gefragt:

a) Kein Alkohol ist auch keine Lösung?

Neben Drogen (wie Alkohol) wirkt sich auch Sexauf das zentrale Nervensystem betäubend aus.

b) Die beste Band der Welt ist auf jeden Fall ausXXXEnglandXXX, denn da kommt (en) XXX theClash XXX her.

c) Steht die Abkürzung DJ wirklich für Disk-Jok-key?Hier kann ich Dir leider keine Antwort geben, damir nicht mal bekannt ist was ein Disk Jockey

ist, and what the hell is a DJ else ?

d) Lindenstraße oder Colt für alle Fälle?

Einen Colt um die Lindenstrasse aus dem Pro-gramm zu schießen

e) KISS oder AC/DC (Junge, mach da bloß kei-nen Fehler)?

Kiss Platz 2, da AC/DC eine großartige Band ist(natürlich mit Bon Scott).

Jan Röhlk

Ein Gespräch mit NIL-Aktivist Tobias (DJ HÖRI)Kleine Nachtmusik

Hiermit möchte die BERND-Redaktion darauf hin-weisen, dass wir das Bild der Anzeige von birdshirt nur nach einer intensiven Diskussion in denvorliegenden BERND aufgenommen haben. DerAStA, Eure studentische Vertretung, machte unsdarauf aufmerksam, dass das Bild frauenfeindlichsei. Unsere Redaktion hat abgestimmt, ob derMangadame noch etwas mehr angezogen werdensollte oder nicht. Unsere männlichen Redakteureüberließen die Entscheidung uns Redakteurinnenund wie Ihr sehen könnt, fanden wir nichtsschlimmes an dem Bildchen. Ganz im Gegenteil,wir fanden den Wirbel darum eher lächerlich. Esist auf dem Bild klar und deutlich erkennbar, dasses sich um eine Mangafigur handelt. Zeichentrick-figuren sind in etwa so real wie Barbie und Ken,Miss Piggy oder der Gilb. Eine Frau mit gesundemSelbstbewusstsein, wird sich wohl kaum mitBarbie oder Miss Piggy identifizieren und folg-lich kann sie sich auch nicht angegriffen fühlen.Wir sind eine Zeitung für Studenten. Studentensind erwachsen, intelligent und hoffentlich fä-

hig sich eine eigene Meinung zu bilden. DieRechte der Frau sind unumstritten wichtig undwert verteidigt und vorangebracht zu werden.Und genau deshalb sollte man den Feminismusund die Gleichberechtigung nicht durch Über-treibungen lächerlich machen.Wir bitten Euch, uns Eure Meinungen zu demThema zu schicken. Der nächste BERND wirdeine INGE und sich somit stärker mit Frauen-themen befassen. Dort soll dann die ganzeGleichberechtigungsdebatte verstärkt diskutiertwerden und wir würden uns freuen, wenn wirauch Meinungen von außerhalb unserer Redak-tion abdrucken könnten. Also haltet ab Mitte/Ende Juni die Augen offen nach der INGE, derattraktiven sexy Schwester des BERNDs.

PS: Die Mangadame öffnet übrigens nicht denReißverschluss ihres Kleides, sondern sieschließt ihn. Wer anderes denkt, sollte sich aufschmutzige Gedanken filzen lassen.

DV

Gleichstellungsbeauftragte für Mangafrauen?

in die „Zettelei“-Briefkästen(vor der Mensa Griebnitzsee, Mensa NPoder Haus 5 in Golm)

Und Deine Meinung? Schreib an: [email protected]

oder reinhauen:

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Obwohl Arkadi Gaidars Roman „Timur und seinTrupp“ Pflichtlektüre an ostdeutschen Schulenwar, wissen viele nicht mehr, was sie an diesemstimmungsvollen Sommerroman haben. Oder wases mit der „Timurhilfe“ auf sich hat. Aus die-sem Grunde erfolgt nun die Buchvorstellungdieses Klassikers im bernd.

Es ist Hochsommer und Shenja (13) lebt alleinmit ihrer älteren Schwester Olga (18) in derMoskauer Wohnung. Die Mutter, wahrscheinlichgerade beim Arbeitseinsatz in den Bergen,kommt nicht zur Sprache. Der Vater ist Oberstder Roten Armee, die gerade im Großen Vater-ländischen Krieg kämpft. Doch wenn er schonnicht persönlich vor Ort sein kann, bedenkt erseine Kinder doch mit Telegrammen. Geradeschlägt er vor, seine Kinder könnten doch denRest der Ferien auf der Datsche in einem Kur-ort, nicht weit vor Moskau, verbringen. Als äl-tere Schwester hat natürlich Olga das Sagen undbestimmt, daß sie schon mal mit dem Gepäckvorfährt. Shenja soll vorher noch die Wohnungputzen. Da bleibt der nichts anderes übrig, alssich ärgerlich das bunte Kopftuch in den Nak-ken zu schieben und den Anweisungen zu fol-gen.Nachdem sie singend die Fenster im dritten Stockgeputzt hatte, wohin sich schon die Passantenvon der Straße umblickten, auch der Boden war

geputzt und der Staub gewischt, bricht auchShenja endlich auf. Gerade noch hat sie denvorletzten Zug bekommen, während Olga bereitserste nähere Kontakte auf der Datsche knüpft.Doch auch im zweigeschossigen Schuppen hin-ter der Datsche tut sich einiges. Da verlaufenFäden in alle Himmelsrichtungen und die bis ebennoch gehißte kleine rote Fahne ist plötzlich ver-schwunden. Aber Olga ist genug mit sich selbstbeschäftigt, um genauer wahrzunehmen, washier passiert. Ärgerlich und besorgt nimmt sienur wahr, daß ihre Schwester nicht aus dem letz-ten Zug aus Moskau steigt, auf den sie am Bahn-hof gewartet hat.

Shenja ist noch durch den Ort gezogen, hat denvielen Kinder beim Spielen zugesehen, das länd-liche Leben betrachtet und dabei die Zeit ver-gessen. Inzwischen ist es finster und sie hatsich verlaufen. Nachdem ein großer Hund sieohnehin hindert, vor oder zurück zu gehen,schläft sie irgendwo ein. Als sie aufwacht, istsie zugedeckt und hat sogar ein weiches Leder-kissen unter dem Kopf. Auch ein Zettel findetsich: Von einem Timur.Natürlich gelingt es Shenja, herauszufinden, werTimur ist. Er und sein Trupp haben ihr Haupt-quartier in dem Schuppen hinter ihrer Datsche.Durch die Fäden ist die Zentrale mit jedem ein-zelnen Mitglied des Trupps verbunden. Olga sagtsie davon besser nichts. Die steht einer Jugend-bande skeptisch gegenüber. Denn da könne janichts Gutes herauskommen!In Timurs Trupp fühlt man sich ungerecht ge-scholten. Sie alle sind doch Jungkommunisten!Und als solche kann ihr Handeln gar nicht bös-willig sein! Das müßten doch andereJungkommunisten wie Olga erkennen! Und wennnicht die Offiziere die Anweisungen bekommenhätten, Jugendliche sofort wieder nach Hausezu schicken; sie alle würden bereits freiwillig ander Front für die Heimat kämpfen! So bleibtihnen nichts anderes übrig als den Lastwagen-kolonnen, die oft mit lautstarker Musik durchden Ort brausen, und den überfüllten Zügen Rich-tung Front hinterher zu winken. Und auch da-heim gibt es ja zu tun. Der rote Stern, wie ihnTimur auf sein blaues Sporthemd genäht hatte,markiert auch die Tore zu Höfen, von denenRotarmisten eingezogen wurden. Diese Höfe ste-hen unter besonderem Schutz seines Trupps. Im

Ort sind das beinahe alle Höfe. Aber eben nichtjeder Hof konnte Soldaten entsenden. Diese brau-chen dann nicht mit der geheimnisvollen Hilferechnen. Jugendliche können so ungerecht undgrausam sein!Für „verdiente“ Leute werden jedoch, ohne erstgebeten zu werden, aus Timurs Trupp Brigadeneingeteilt, die unerkannt Hilfe leisten und damitdie vorgenommene Arbeit bereits erledigt haben,bevor sich die Leute ans Werk machen konnten.Doch wer kann das nur gewesen sein, fragen dieBetroffenen. Die Jugendlichen, die in den Bäu-men klettern und Äpfel stehlen, doch bestimmtnicht! - ...Aber das ist doch Kwakins Bande! DaßTimurs Trupp nichts mit denen zu tun hat, unter-scheidet wohl niemand? Kwakins Bande beach-tet indessen nicht mal die Zeichen von TimursTrupp, den roten Stern an den Toren. Das kann

BuchvorstellungTimur und sein Trupp

durch die Jungkommunisten nicht hingenom-men werden. Und so kommt es noch zum ent-scheidenden Konflikt. Auch Shenja hat bald ihreSorgen, denn die Schwester droht, sollte siesich weiterhin mit ihrem Timur, einem „Ban-denführer“, abgeben, reisen sie beide wiedernach Moskau ab. Bitten und Tränen helfen hiernicht. Doch auch am Hoftor bei Olga und Shenjabefindet sich ein roter Stern, denn der Vaterist ja Oberst! Und so naht Hilfe.

Sollte sich in den unergründlichen Beständender Unibibliothek ein Exemplar von „Timur undsein Trupp“ finden, kann die Lektüre nur emp-fohlen werden. Zur Not bestimmt immer nochdie Nachfrage das Angebot.

a

Mit vielen Bernds ausgezeichnet, gab es im Märzden Film „Das Leben des David Gale“ zu sehen.U.a. mit Kate Winslet, Kevin Spacey, Laura Linney,etc.Kernthema : TodesstrafeHauptlocation: Texas, USA

David Gale, alias Kevin Spacey, wird eines Mor-des beschuldigt. Hat er es getan oder nicht?Kate Winslet, Reporterin, versucht dieses zu er-gründen. Gale beteuert seine Unschuld und hatnoch drei Tage um den Beweis dafür heranzu-schaffen. Kate Winslet soll ihn quasi unterstüt-zen. Über Rückblenden wird das Leben und Schick-sal des Universitätsprofessor Gale erzählt. Er ar-beitete für eine Gruppe, die sich gegen die To-desstrafe aussprach. Die Regierung würde nichtobjektiv in allen Fällen entscheiden.David Gale wurde während seiner Universitäts-zeit der Vergewaltigung beschuldigt und war da-mit gebranntmarkt für jedwede weitere Karriere.Kate Winslet führt Interviews mit ihm und wirddurch die Erzählungen Gales überzeugt, er sagedie Wahrheit.15 Minuten vor der Hinrichtung, sie hat den Be-weis. Sie hat ein Video des Mordes. Schafft sie esnoch bis zum Gefängnis? Natürlich nicht….Sie wird von ihrem kaputten Auto und einemmysteriösen Mann aufgehalten.

Pünktlich nach der Hinrichtung trifft sie im Ge-fängnis ein. Und ihr und dem Publikum wird

klar….alles war geplant.Das Video des Mordes zeigt, wie sich das Opferselbst umbringt. Nach dem Eintreten des Todeskommt Gale ins Bild und fragt den Kameramann,ob er alles aufgenommen ist.David Gale stirbt unschuldig in der Todeszelle.Aber stirbt für seine Sache. ( Die Organisation,die sich gegen die Todesstrafe gestellt hatte).Opfer/ Selbstmörder war eine Freundin/ Kolle-gin/ Mitstreiterin. Sie war an krebs erkrankt,und musste „sowieso“ sterben.Und der mysteriöse Mann…..Freund/Mann derSelbstmörderin.Sehr sehr spannender Film.

5 Bernds – sehr gut

DA

KinoreportDas Leben des David Gale

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Was will uns Jan Roehlks Artikel sagen? Dassman besser Student bleiben sollte, denn nachdem Studium muss man richtig arbeiten? Oderdass die tollen Firmen, ihre Ansprüche an ‘highpotentials’ oder ‘karrierewütige Top-Trainee-Consultants’ herunterschrauben sollen, so dassjeder Durchschnittsstudi eine Chance hat? Undnicht nur das! Nein, diese ‘high potentials’ inden ‘supergeilen’ Jobs sollen dann gefälligstauch einen normalen 9-5 Arbeitstag haben.Mal ehrlich...klingt das nicht alles ein bisschennaiv? Klar, ist es fies und gemein, dass man nurdie richtig tollen Jobs ergattert, wenn man zuden Besten zählt und außerdem bereit ist, mehrals 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Aber wiemir meine Mama von Kindesbeinen an einge-bläut hat: ‘Entweder du kriegst den Teddybärenoder die Modelleisenbahn. Beides können wiruns nicht leisten.’ Entweder man hat die Frei-zeit oder den supergeilen Job und die viele Koh-le. Glaubt hier tatsächlich jemand, dass es tat-sächlich Jobs gibt, wo es alles gibt?Die Firmen stellen doch gerade diese hohenAnsprüche, weil sich immer wieder Leute fin-den, die dem tatsächlich gerecht werden undnicht etwas, weil uns die Stellenangebote inder FAZ deprimieren sollen. Und was ist mit denStudenten, die tatsächlich diesen Ansprüchengerecht werden? Sind das Streber? Verrückte?Ich habe ‘ne Freundin, die hat ihr Abi mit 1,0gemacht, hat Publizistik, Slavistik und Politik-wissenschaften in einem Wahnsinnstempo stu-diert, Sprachkurse belegt und last but not leastauch ein Praktikum im Europäischen Parlamentin Brüssel gemacht. Es gibt Menschen, die schüt-

teln die schwierigsten Leistungen nicht nur ein-fach aus dem Ärmel, sondern sind auch bereitfür ihren Erfolg hart zu arbeiten. Weil sie ihreArbeit lieben und sich dafür begeistern. Warumsollen diese Menschen dann nicht auch die super-geilen Jobs bekommen dürfen? Die, die nicht soviel arbeiten wollen, sollen sich dann aber nichtüber die ungerechte Welt beschweren.Übrigens kann ich nichts schlimmes daran fin-den, wenn viele Leute mit 23 in mehr Städtengelebt und ‘praktimutiert’ haben, als ihre Elternim gesamten Leben zusammen. Die Welt ist of-fener geworden und Veränderung schadet nichtsondern hält fit. Ich habe in Frankreich gear-beitet, in England studiert, in Dresden mit ei-nem Architekturstudium angefangen und es ab-gebrochen und zu Englisch und Französischgewechselt, nur um dann zu guter Letzt nochmitten im Hauptstudium nach Potsdam zu wech-seln. Und momentan bin ich schon eifrig dabei,einen Arbeitsaufenthalt in den USA zu planen.Und wisst Ihr was? Es macht verdammt viel Spaßund nebenbei sieht mein Lebenslauf sehr be-achtlich aus. Trotz Studienwechsel.Mag sein, dass die Firmen ihre Ansprüche an‘High Potentials’ überdenken müssen. Doch daswerden sie erst tun, wenn ihre Ansprüche tat-sächlich unerfüllbar sind. Bis dieser Zeitpunkteintritt, sollten wir Studenten entweder unsereAnsprüche an den Wunschberuf herunterschrau-ben oder unsere Ansprüche an unsere Leistun-gen nach oben.

DV

Leserbriefe:Highpotentials - es kann nur einige geben

Sehr geehrter Herr Bernd!In der letzten Ausgabe habe ich Ihren Artikelzum Bibellesekreis gefunden. Mich freut darannicht nur, daß der BERND seine Themenvielfaltnoch erweitert hat, sondern insbesondere, daßendlich dieses zentrale studentische Thema vondem wichtigsten und größten Organ derStudentenpresse an der Universität Potsdamaufgegriffen wurde. Religion im Allgemeinen undkatholisches Christentum im Speziellen ist jabesonders heutzutage von geradezu dramati-

scher Aktualität. Besonderer Ausdruck dessen istdarum auch die thematische Behandlung nichtnur im universitären Alltag, sondern auch durchdie Berichterstattung in den studentischen Me-dien. Darum wünsche ich Ihnen und dem ge-samten Redaktionsteam bei Ihrer christlichenArbeit weiterhin viel Erfolg und himmlischenBeistand. Möge Gott Sie segnen!

Stefan aus Babelsberg

Lieber Stefan, natürlich bin ich mir meinesMissionsauftrags wohl bewußt. Nicht umsonstwurden bei mir redaktionsintern alle Abläufe undStrukturen nach biblischem Vorbild ausgerichtet.Beispielsweise kleide ich meine Befehle an die miruntergebenen Schreiberlinge in den rhetorisch-eu-phemistischen Ausdruck „Gebote“. Auch sonst ver-suche ich mein Auftreten möglichst gottgleich zugestalten und fordere tägliche Anbetung durchmeine Redakteure ein, mit Hinweis auf meinen zubesänftigenden Zorn und möglicher daraus resul-

tierender Strafen. Denn es gibt keine Studizeitungneben mir (erst recht nicht über mir!!). Und Dusollst auch keine anderen Periodika lesen nebenmir! Darum sind gesegnet die, welche die Augenverschließen vor dem publizistischen Blendwerkdes Teufels, das an einigen Fakultäten wie Un-kraut wuchert.

Möge ich Dich begleiten auf allen Deinen We-gen…Dein BERND

Im Namen des Herrn

Der BerndBerndBerndBerndBernd-Ratgeber:ZEIK Dich!

Emailadresse verzweifelt gesucht? Sich darübergeärgert, dass Leute auf Emails nicht antworten?Oder Liebesbrief geschrieben, und schon immermal wissen gewollt, ob die Email überhaupt be-reits gelesen wurde?Für Studenten an der Uni Potsdam ist dank derZEIK eine Lösung existent. Schon seit vielen Jah-ren, aber ohne großes Interesse der Öffentlich-keit. Der BERND berichtet exklusiv und stellt dasKnowhow zur Verfügung. Es gab mal eine Zeit,wo alle Studenten sich einen Account von derZEIK holten. Eine sinnvolle Sache, doch im Rah-men der Heranführung an Web und Email imKinderalter, leider immer mehr abnehmend. Dar-aus resultiert das chronische NichtInformiertSeinvieler Komilitonen - einfach viele der wichtigen,die Uni, das Leben hier, und überhaupt betref-fenden Informationen bekommt man eben nurüber diese schönen [email protected] Adressen. Mit der freien Infoliste desAStAs auf der man sich auch ohne ZEIK Adresseeintragen kann ist ein erster Schritt in die richti-ge Richtung getan (siehe www.asta.unipotsdam.de).Doch zurück zum Thema:Du kennst Vornamen und Studienfach, und willstNachnamen und Emailadresse rausfinden?www.uni-potsdam.de -> Einrichtungen -> ZentraleEinrichtungen -> ZEIK -> Service und Dienste ->Internetdienste -> Email und nach unten scrollenund in das Eingabefeld den Vornamen eingeben.Bis vor einiger Zeit war es noch möglich auchdirekt nach Studienfächern zu suchen, doch wur-de dann die Mindestlänge der Suchbegriffe auf

vier Buchstaben festgelegt- und die Abkürzungen derStudiengänge bestehenaus einem Buchstabenweniger. Du hast diem e i n n a m e @ r z . u n i -potsdam.de Adresse undwillst wissen, wann siezuletzt abgerufen wurde,wann zuletzt eine neueEmail eingetroffen ist, vonwelchem Rechner zuletztsich eingeloggt wurde,oder was für ein Name zuder Emailadresse gehört?

Kein Problem. Windowsbenutzer: START-> Ausführen -> „telnet rz.uni-potsdam.de“ Ge-ben dann ihr Login ein: meinname Und danndas Passwort: (das gleiche, was im Webmaileroder wenn ihr zum Abrufen POP3 verwendeteingegeben werden muss). Nun. Ist alles ganzeinfach: Man nutzt den finger Befehl... fingermeinname ...und bekommt die gewünschten Informationen.Ach ja: Diese beiden Methoden stehen welt-weit fast allen Internetnutzern zur Verfügung,um an diese Infos, über Deinen ZEIK Accountzu kommen. Zu Bemerken ist auch, dass ausSicherheitsgründen sehr viele andere Universi-täten den „finger“-Dienst abgeschaltet haben.

sk

Hightech fürhigh potentials

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Nicht jeder kommt in den Bafög- Genuss undbraucht dennoch Geld, aber wie rankommen?Hier einige Tipps:

· www.ebay.de : Alles lässt sich verkaufen undfast alles wird gekauft. Habt ihr nicht irgend-was zuviel? Bücher, Klamotten, Spielzeug, etc ?Keine dauerhafte Geldquelle!

· Sportwetten! Spielt doch mal Oddset. Mantippt drei Spiele (Fußball, Eishockey, etc), ent-weder Mannschaft A, unentschieden oder Mann-schaft B. Nach den Spielen: Alle drei Tipps rich-tig? Dann werden die drei Quoten multipliziertund dann noch mal mit dem Einsatzbetrag.Unsichere, risikoreiche Geldeinnahme.Eine Bekannte von mir hat so schon mehrere1000 Euro gewonnen (ja, bei einem Einsatz vonum die 500 Euro … ).

· Plasmaspende beim DRK, einmal pro Wochemöglich und man bekommt 16 Euro.

· Pflegedienste. Schon mal daran gedacht sichsozial zu engagieren? Soziale Kontaktfähigkeitund Teamfähigkeit zu fördern? Am besten ihrhabt praktische Erfahrung, durch Zivildienst,Praktikum im Krankenhaus, was auch immer.(manchmal kann man auch während des Arbei-tens die Qualifikation erlangen) Es gibt in Ber-lin viele Pflegedienste, die noch Unterstützungsuchen, auf 325 oder 400 Euro Basis. Ihr brauchtbloß ab und zu mal in die Zitty zu gucken (oder

vergleichbares anderes Stadtmagazin von Ber-lin). Es gibt zudem Zeitarbeitsfirmen, die sichauf die Vermittlung von Pflegekräften speziali-siert haben und ihre Arbeiter in Krankenhäuserund Pflegeheimen einsetzen, u.a. Medirent, NoraGmbH, oder Rent-a-nurse. Man verdient so zwi-schen 7 und 10 Euro pro Stunde und hat mei-stens gut zu tun. Viele Pflegeeinrichtungen bu-chen dann ihre „Lieblinge“, wenn sie mit derArbeit zufrieden waren.Ich selbst arbeite bei einer Sozialstation imBereich der Hauskrankenpflege.

· Erfahrung in der Gastronomie? Versuch’s dochmal unter www.alex-gastro.de, dort kann mansich online für Service und Küche bewerben- undda ruft auch wirklich einer zurück. Wie schade,dass ich schon einen Job habe.

Die neue „Campus und Karriere“ vom Stern emp-fiehlt noch einiges mehr (ab Seite 24).Hier meine Lieblingstipps:„Disneyland Paris, Erdbeerernte in Finnland“ oderauch nur Chambermaid in Weymouth:www.arbeitsamt.de/hst/international/jobs_praktika_aupair

„Marktforschung“: Interviewertätigkeit, einfacheine Email an [email protected], dann be-kommt man einen Link mit Infos zugeschickt.

„Psychotest“, man finde sie an den SchwarzenBretter. Ich hab auch schon sehr oft welche ge-sehen, mit Stundenlohn von 5-15 Euro (ganzoft aber nur für Rechtshänder….wie gemein fürdie Linkshänder- wir sind eine immer noch starkbenachteiligte Studierendengruppe -> sieheSeminartische, kaum ein Tisch für Linksschreiber(es geht auch so, aber man darf es ja mal be-merken).

Und wenn alles nicht hilft, wie wär’s mit nemAntrag für einen Bildungskredit? Anstatt, über-haupt oder dazu zum Bafög? Zu finden unterwww.bundesverwaltungsamt.de . Man kann esnatürlich auch über die etlichen Stiftungen ver-suchen.Schreibt doch mal von eurem Job- Erlebnissen(auch gerne an den Bernd).

Désiré Arnold

Gute Jobs- schlechte Jobs

Was die Sterne sagen:

Auch die Alternativuni wird sich in einer ArtAlternativmensa um alternative Verköstigungs-formen ihrer Besucher kümmern. Allerdings läßtsich eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen,wenn man erfährt, daß es mitnichten darum gehtwie man denn nun die Ziege koscher über derKüchenspüle schächtet. Im Gegenteil: Wer diePflanze nur als Sättigungsbeilage versteht, wirdnicht mal durch ein fleischhaltiges Alternatives-sen mit den Veranstaltern versöhnt. Denn hiergibt es nur Vegetarisches. Als Entgegenkommenkann aber hierbei bereits gelten, daß man nichtsvöllig neues aus Soja, Mais & Co. schafft sondernetwas möglichst ähnliches zum tierischen Origi-nal. Wie wäre es zum Beispiel mal mit geröstetenWürstchen? Ohne Fleisch. Aus Erbsen:

Geröstete Erbswürstchen250g Erbsen1 EiSemmelmehl

250g getrocknete grüneoder gelbe Erbsen zu Muskochen. Durch ein Siebstreichen, abschmecken undmit einem ganzen Ei verrüh-ren. Soviel Semmelmehl zu-geben, bis sich Würstchenformen lassen. In Ei undSemmelmehl panieren undim Ölbad ausbacken.

Na, das klingt doch schonganz lecker und ist schnellmal zubereitet! Da machtdas Essen wieder Spaß!Wen das aber doch nichtüberzeugte, der sollte beimBesuch der Alternativunibesser nicht die gefüllte Brotbüchsedaheim vergessen.

Die BerndBerndBerndBerndBernd-Kochseite:

Krebs:Liebe: Der Frühling ist da! Gemeinhin ist damitdie Vorstellung gefühlsmäßigen Erwachens undsexuellen Erblühens verbunden. Weil in derLebenswirklichkeit der Krebse glückverheißendeImaginationen Utopie-Charakter haben, gestal-tet sich auch dieser Frühling wieder gemäß dergenerellen Vorwärtsbewegung der Krebse – imemotionalen Rückwärtsgang. Dieser beginnt imApril gemächlich, um zu Beginn des Sommers aufHöchstgeschwindigkeit zu beschleunigen.Geld: Freundliche Aussichten für das Frühjahr!Finanziell bleibt den Krebsen der bisherige mit-telschwere Würgegriff von Studentenwerk undUni-Verwaltung erhalten. Die zu erwartenden Er-höhungen von Mensapreisen, Wohnheimmieten,Semesterbeiträgen, Rückmeldegebühren, Semtix-Preis und Unisportbeitrag stehen erst für dasWintersemester an. So lebt es sich noch ein klei-nes Weilchen auf großem Fuße und es bleibt Zeit,die Überquerung der Armutsgrenze zu planen.Gesundheit: Reformen im Gesundheitssystembringen die Loslösung vom Solidarsystem auf denWeg. Damit liegen Krebse mit ihrem vielen ge-sundheitlichen Beschwerden nicht mehr auf denTaschen der anderen Tierkreiszeichen. Die Folge:das schlechte Gewissen der Krebse wird entlastet

und die daraus resultierenden psychosomati-schen Beschwerden klingen ab. Natürlich wirddavon kein Krebs komplett gesund, aber es freutaus Umverteilungsgründen die in derHackordnung der Nahrungskette ganz oben re-sidierende Könige der Tiere, Ihre Exzellenzen,die Löwen.

Waage:Schon mal Pfannkuchen gewendet? Nein?Dann wird’s aber höchste Zeit!

Stier:Der Frühling ist da und was machst du? Sitzt indeinem Erdloch und verpasst wirklich alles! Abin den Bugapark zum Blumen pflücken!

Schuetze:Ein Blick in deine Küche verrät dir, dass du malwieder abwaschen solltest!Tu es, solange sich die Kleinstlebewesen nochmit Wasser töten lassen.

Wassermann:Sport ist zwar gut für dich, aber du solltest esnicht übertreiben. Nur weil Aerobic, Bodystylingund Selbstverteidigung in diesem Semester noch

StudentischeHilfskräftefinden sichin fast allenBranchen

Hat bei derAlternativuninix zu lachen

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keinen studentischen Beitrag verlangen, heißtdas nicht, dass du wegen dauerhaften Prellun-gen, Zerrungen und blauen Flecken den Weg zuwichtigen Seminaren scheuen solltest.Tipp Nr.1: Wenn du diesem Rat nicht folgst,versuche zumindest nie, an einem Montagmor-gen zu einem Sportarzt zu kommen. Du wirstdich vor pensionierten Fußballamateuren kaumretten können.Tipp Nr.2: Wärmflaschen bei Rossmann habeneinen ganz entzückenden Fleece-Bezug und eig-nen sich so auch als FreundInersatz.

Widder:Diese ruhigen, in sich gezogenen Kontinuitäts-und Naturliebhaber sollten umgehend ihre Stu-dienfächer so wählen bzw. wechseln, dass ih-nen der Anblick toter Baumstümpfe amGriebnitzsee und Neuen Palais erspart bleibt.Wo waren die grünen Alternativ-Studis, die sichvoller Inbrunst an Bäume ketten und Gebäude-planern trotzen??? Und überhaupt, brauchen wirwirklich so dringend ein zweites MTV-Spektakelund damit mehr Fressbuden anstelle von ehe-mals so stolzen Schattenspendern?

Fische:Kopf hoch. Nur weil dich alle Kassiererinnen insämtlichen Mensen für zu alt halten und dir des-halb immer dein Essen unfreiwilligerweise in Re-kordzeit abkühlt während du deinen Ausweis her-auskramst und der mindestens 30jährige Philo-sophiestudent mit einem strahlenden Lächelndavonkommt, musst du dich nicht auch als Lang-zeitstudent fühlen. Es gibt Schlimmeres! ZumBeispiel das Schicksal aller Wassermänner in die-sem Semester.

Steinbock:Dein Perfektionismus hat dich zu sehr im Griff.Mach mal Pause - reicht es denn nicht auch, nurzwei Hausarbeiten während der Vorlesungszeitzu schreiben? Deine Praktikumswünsche für denSommer werden wahr.In der Liebe sieht es rosig aus, auch wenn deinSchatz weit weg ist. Du weißt ja, dass Treueallerspätestens zu Weihnachten belohnt wird.Und nebenbei hast du jetzt mehr Zeit für dieUni...Vorsicht! Mars und Venus stehen in heißer Op-position. Dies bewirkt leider, dass dir Mitte Junisämtliche Tiefkühlpizzen beim Aufbacken ver-brennen. Auf Pasta oder Mensa ausweichen!

Loewe:Reingefallen: 25% Rabatt auf alle Rabatte? Wennman Rabatte um 25% senkt, wird der Fahrpreisfür die Bahnfahrt nach Hause natürlich nochteurer.

Jungfrau:Es ist Wassermelonen-Zeit. Der Bernd prophe-zeit dir ein neues Projekt, welches du mit gro-ßem Ehrgeiz/Elan angehen wirst: Das Melonen-brüten! Und der bernd wird dich mit Ruhm undEhre überhäufen, wenn diese dann genausoschmecken, wie die sonnengereiften Melonen!

Skorpion:“Es geht um die Wurst“ dachtest du dir, als dudie zwei kämpfenden Hunde beobachtest unddamit unweigerlich auf dich schließt:Jaja, Langzeitstudieren ist out, die Konkurrenzschläft nicht!

ImpressumDer BernD ist die Studizeitung PotsdamsAn Ausgabe 22 haben mitgearbeitet: SönkeKlinger (sk), Andreas Kellner (a), Ulrike Hen-nings, Jan Röhlk, Djamila Vilcsko (DV), TobiasKaufmann, Ike Reiter (IR), Stefan Hartung,Andreas Schackert, Mandy Fox (MOX), DésiréArnold (DA), O-Mi, Luixhi, David Blum, FranzVoigt, Franz Vogel, Knut Bunt, Jakob Volz, DörteFelsing,Werbung: Andreas Kellner, Ulrike Hennings,Désiré ArnoldLayout: Ike Reiter

Photos: Andreas Kellner, UCI (S. 47), Ike Reiter(S. 21), David Blum, Frank Voigt (S.32, 34)Auflage: 2500 handverlesene ExemplareDer Bernd erscheint mit Unterstützung desAllgemeinen Studierendenausschusses derUniversität Potsdam (AStA).Ein Dankeschön an alle Werbepartner, die dasErscheinen erst möglich gemacht haben.Kontakt: [email protected] nächste Bernd ist eine Inge underscheint Ende Juni/Anfang Juli 2003.

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