Amtsblatt Innsbruck

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Erscheint c i « in a I i in M » n a l Bezugspreis 5 '>. jährl. Einzelnummer 5 . (> 5 Anngbruck S ch r i f t l e i t u n g - Rathaus ^. Stock Zimmer Nr. 190 Fernsprecker Nr. 0^71/190 Nummer 10 Oktober 1950 13. Jahrgang Prof. Josef Pembaur ö. I. gestorben. Der siebente Shrenringträger der Stadt Innsbruck, der bekannte Pianist und Musik- Professor ^ o s e f P e m b a u r d. >^., ist am 13. Oktober 1950 in seinem Münchner lf)eim, Olimstraße 13, verschieden. Die Bedeutung der Familie P em b a u r ist in Innsbruck' längst allbekannt, il)re Verdienste sind mehrfach gewürdigt worden. Sine Straße erinnert an ^osef Pembaur d. Zl., der ein I?dealtgplls des vielseitig gebildeten Musikers, dem ?nns^ brucpe'r Musikverein 43 salire vorstand) der Shrenring der Stadt wurde bereits vor 17 fahren dem Sohne verliehen, der zumeist ferne seiner Heimat lebend, ein gefeierter Interpret Qiszt'scher Musik war. Schon als Zwanzigjähriger gab er im ^ahre 1895 ,in Innsbruck sein erstes /Konzert, ^ahr für ^ahr kehrte er in den Serien in seine Vaterstadt zurült und erfreute sie immer wieder durch Proben seiner Meisterschaft. Srwähnt sei einzig das große Konzert anläßlich der Eröffnung des Musikvereinshauses im ^lpril 1912, das der Künstler mit Beethovens spassionata einleitete. Seit 1921 führte ^osef Pembaur eine Iusbildungsklasse an der Akademie der Tonkunst in München, nachdem er zuvor ein Jahrzehnt lang am leipziger Konservatorium gelehrt hatte. 3lm Nachmittag des 17. Ok-- tober wurde der ^ünfundsiebzigjährige im Münchner Mordfriedhof zur letzten I5uhe ge- bettet. Das Begräbnis des Meisters, woran besonders seine Schüler rege Teilnahme zeigten, vollzog sich in würdevollem Rahmen. Sin Dertreter des bairischen Kultusminister riums und der «Vürgermeister der Stadt München, v. Miller, sowie eine Vertretung der 'Münchner Philharmoniker waren erschienen. Unter den ^rauerciästen befanden sich auch l!.andeaamtsdircktor l!>ofrat Dr. Stoll für das ll.and Hirol und Magistratadirektor Dr. 7Nan gutsch, der für den Bürgermeister der Stadt Innsbruck einen mit den Darbender Vater- stadt geschmückien /5ranz nllf das frische Grab legte. Auch das Rektorat der Universität ^nnobrucl-' hat seinem Ehrenmitglied die lekte (Fhre erwiesen. Sine größere ^ahl von ^imo brllckcr freunden, Schülerinnen und Schülern war eigens zum -Begräbnis nach /München gekommen. Der <?rauergottcodienst von Seite der Stadtgemcinde I?nnsbrucl-' fand am 2?. Oktober in der St.-Jakobs-Pfarrkirche in I?nnsbrucl-' statt. ^oscf Pelnbaur d. ?., der im lieben unzähligen Menschen durch seine Musik Freude spendete, wird in ^nnobrucl-' ebenso unvergeßlich bleiben, wie sein Wahlspruch gültig i ^ S rst d i e S e e I c, dan n d i c /5 un st. " _. ^. .^ . ^ „ ,^ Dr. Anton Melzer/ Vurgermelster.

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Ausgabe Oktober 1950

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Nummer 10 Oktober 1950 13. Jahrgang

Prof. Josef Pembaur ö. I . gestorben.Der siebente Shrenringträger der Stadt Innsbruck, der bekannte Pianist und Musik-

Professor ^ose f P e m b a u r d. > ., ist am 13. Oktober 1950 in seinem Münchner lf)eim,Olimstraße 13, verschieden. Die Bedeutung der Familie P em b a u r ist in Innsbruck' längstallbekannt, il)re Verdienste sind mehrfach gewürdigt worden. Sine Straße erinnert an^osef Pembaur d. Zl., der ein I?dealtgplls des vielseitig gebildeten Musikers, dem ?nns^brucpe'r Musikverein 43 salire vorstand) der Shrenring der Stadt wurde bereits vor17 fahren dem Sohne verliehen, der zumeist ferne seiner Heimat lebend, ein gefeierterInterpret Qiszt'scher Musik war. Schon als Zwanzigjähriger gab er im ^ahre 1895 ,inInnsbruck sein erstes /Konzert, ^ahr für ^ahr kehrte er in den Serien in seine Vaterstadtzurült und erfreute sie immer wieder durch Proben seiner Meisterschaft. Srwähnt sei einzigdas große Konzert anläßlich der Eröffnung des Musikvereinshauses im ^lpril 1912, dasder Künstler mit Beethovens spassionata einleitete. Seit 1921 führte ^osef Pembaur eineIusbildungsklasse an der Akademie der Tonkunst in München, nachdem er zuvor einJahrzehnt lang am leipziger Konservatorium gelehrt hatte. 3lm Nachmittag des 17. Ok--tober wurde der ^ünfundsiebzigjährige im Münchner Mordfriedhof zur letzten I5uhe ge-bettet. Das Begräbnis des Meisters, woran besonders seine Schüler rege Teilnahmezeigten, vollzog sich in würdevollem Rahmen. Sin Dertreter des bairischen Kultusministerriums und der «Vürgermeister der Stadt München, v. Miller, sowie eine Vertretung der'Münchner Philharmoniker waren erschienen. Unter den ^rauerciästen befanden sich auchl!.andeaamtsdircktor l!>ofrat Dr. Stol l für das ll.and Hirol und Magistratadirektor Dr. 7Nangutsch, der für den Bürgermeister der Stadt Innsbruck einen mit den Darbender Vater-stadt geschmückien /5ranz nllf das frische Grab legte. Auch das Rektorat der Universität^nnobrucl-' hat seinem Ehrenmitglied die lekte (Fhre erwiesen. Sine größere ^ahl von ^imobrllckcr freunden, Schülerinnen und Schülern war eigens zum -Begräbnis nach /Münchengekommen. Der <?rauergottcodienst von Seite der Stadtgemcinde I?nnsbrucl-' fand am2?. Oktober in der St.-Jakobs-Pfarrkirche in I?nnsbrucl-' statt.

^oscf Pelnbaur d. ?., der im lieben unzähligen Menschen durch seine Musik Freudespendete, wird in ^nnobrucl-' ebenso unvergeßlich bleiben, wie sein Wahlspruch gültig i^ S rst d i e S e e I c, dan n d i c /5 un st. " _. ^. .^ . ^ „ ,^

Dr. Anton Melzer/ Vurgermelster.

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Seite 2 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Nummer 10

Schwimmunterricht fur Volks und Hauptschuler.Dr. Wilhelm Trentinaglia

Erstmals im Schuljahr 1948/49 wurde vom Stadtschulamt in größerem Umfang der Versuch untcrnommen, den Nichtschwimmern in den Volks- und Haupt-schulen Gelegenheit zu bieten, unter fachkundiger An-leitung die Grundbegriffe des Schwimmcns zu erler-nen. Erstklassige Fachkräfte der beiden großen Inns-bruckcr Schwimmvcreine (Tiroler Wasscrsportverein1919 und Schwimmklub Innsbruck) stellten sich iu denletzten Schulwochen in uneigennütziger Weise Zur Ver-fügung, um das immer noch zu große Heer der Nicht-schwimmer Zu verringern und auf diese Weise dennassen Tod, der leider alljährlich immer wieder zahl-reiche Opfer fordert, zu bekämpfen. I m Schwimmbad„Höttingeran" wurde an Tagen mit entsprechenderWitterung in großen Gruppen Schwimmunterrichterteilt, ohne daß damals im Einzelnen festgehaltenwurden 'wäre, wer den Unterricht mit Erfolg besuchthat, das heißt, wer tatsächlich das Schwimmen erleruthatte.

Gestützt aus die hiebci gewonnenen Erfahrungen,wurde in Entsprechimg einer im Gemeinderat gegebenen Anregung die Idee des Schwimmunterrichtesauch im Schuljahr 1949/50 wiederum ansgegriffen undzunächst durch Rundfrage einmal festgestellt, ob inElternkreisen überhaupt ausreichendes Interesse hic-für bestehe. Die Tatsache, daß sich insgesamt 3200Volks- und Hauptschülcr für die Teilnahme amSchwimmunterricht mit Wissen ihrer Eltern gemeldethatten, bestätigte das Bedürfnis und die Notwendig-keit dieses Unterrichtes.

Um einen intensiveren und damit erfolgreicherenUnterricht zu gewährleisten, wurde dieser im Gegen-satz zu 1949 iu die Sommerserien verlegt. Diese Maß-nahme bot den unschätzbaren Vorteil, daß die Schul-kinder nicht tagelang von einem Unterrichtstag ausden anderen warten mußten und so der Gefahr aus-gesetzt wurden, das einmal Gelernte bis Zum nächstenMale wieder zu vergessen, sondern jeden Tag auf demam vorhergehenden Tag Gelernten ausbauen konnten.

Die Organisation des Schwimmunterrichtes zeigtenun folgendes Bi ld:

Da es von vornherein ausgeschlossen erschien, ! 200Kindern in der verhältnismäßig kurzcu znr Verfügungstehenden Zeit das Schwimmen beizubringen und einMassennnterricht, der eine Einzclbetreuung von schwächercn Schülern verhindert hätte, als nicht zweckmäßigerachtet wurde, beschloß man, zunächst einmal die größeren Kinder des Unterrichtes teilhaftig werdenzu lassen. Entgegenkonuncnderweisc stellten dieBesitzer der Schwimmbäder Hö'ttingerau, Schön-ruh und Büchsenhausen ihre Anstalten zu gün-stigen Bedingungen zur Verfügung, währendals viertes Bad noch das Schwimmbecken imstädtischen Iugcndhort Kaisergarten cinbczogenwurde. Wiederum trat das Stadtschulamt auden „Tiroler Wasscrsportverein 1919" und dru„Schwimmklub Innsbruck" mit dem Ersuchen heran,dnrch Mitarbeit von geprüften Schwimmlehrern denUnterricht überhanpt zu ermöglichen. Ohne Zögern

erklärten sich die beiden Vereine bereit, ihren Teil zumGelingen des im Interesse der Gesundheit unsererSchuljugend liegenden Vorhabens beizutragen. Sonahmen sich denn zwei staatlich geprüfte Schwimmlehrer des Tiroler Wassersportvercins im Schwimm-bad Höttingcrau, je zwei Schwimmlehrer desSchwimmklubs Iunsbrnck in den Bädern Schöuruhund Büchscnhauscn und ein Schwimmlehrer desselbenVereines im Kaisergarten den ganzen Sommer hin-durch mit unermüdlicher Geduld und großem Eiserder schwimmunknndigen Schuljugend an.

Da von Seiten der beiden Schwimmvereiue aus-drücklich die Bedingung gestellt worden war, daßeigene Lehrkräfte die Organisation und disziplinärcAufsicht des Unterrichtes übernehmen müßten, damitdie Schwimmlehrer beim Unterricht selbst nicht abgelenkt würden, meldeten sich nach Nundfrage unter derInusbruckcr Lehrerschaft vier sportbegeisterte Jung-lehrer, die mit größter Gewissenhaftigkeit ihrer gewißnicht immer leichten Aufgabe oblageu. Doch der Er-folg rechtfertigte die Mühen: Vs ereignete sich währendder ganzeir Dauer der Schwimmkurse nicht ein ciuziger Unfall.

Um eine möglichst gleichmäßige Teilnahme desSchwimmunterrichtes zu gewährleisten, ließ dasStadtschulamt iu deu letzten, Schultageu für die viervorgesehenen Schwimmkurse Teilnehmerkarten an dieSchülerinnen und Schüler, die sich sür den SchwimmUnterricht gemeldet hatten, verteile::, wobei als Normalbeteiligung 50 Kinder Pro Schwimmbad nndKurs angenommen wurden. Es sei hier gleich vermerkt, daß diese Zahl in den Bädern Höttingerau uudSchöuruh teilweise stark erhöht werden konnte. DieInhaber dieser Karten hatten sich dann nur jeweilsnach Aufruf der betreffenden ^arbe in dei: Tageszei-tungen in dei: gleichfalls für die einzelnen Schulenbestimmten Schwimmanstalten zu melden.

Es wurden abwechselnd Kurse für Knaben uudMädchen geführt uud zwar!

1. Kurs vom 13. bis 24. Ju l i für Knaben der Haupt-schule Pradl uud der Volksschulen Dreiheili-gen, Mariahilf, Haspingerstraße und St. Ni-kolaus ;

2. .Airs vom 25. Ju l i bis 5. August für Mädcheu derHauptschulc Wilteu uud der Volksschulen Hötting, Fischcrstraßc, Pradl und Mühlau;

Z.Kurs vom 7. August bis l9. Angnst für Knabender Hauptschulen Leopoldstraße und Höttingsowie der Volksschulen Gismstraße, Pradl undHötting;

4. Kurs vom 21. August bis 2. September für Mäd-chen der Hauplschuleu Höttiug und Pradlsowie der Volksschulen Dreiheiligeu, Mariahilf und St. Nikolaus.

I n der Praxis ergab sich dauu eine leichte Verschiebung unter den einzelnen Schulen und schwimmaustalteu, da v^vschu'drin' >iindcr infolge von >

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Nummer 10 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Seite 3

heit, Abwesenheit in der Sommerfrische oder aussonstigen l^rüudeu an dein fiir sie bestimmten Kursnicht teilnehmen tonnten, Doch bewährte sich hiebetwieder die Organisationsgabe der init der Betrennngbeauftragtell vier Lehrer, die dafür sorgten, das; dievorgesehenen Teilnehmerzahlen trotzdem erreicht, teilweise sogar überschritten werden tonnten.

Der Unterricht fand an allen Wochentagen vormittags in der Zeit von ft bis l 1 Uhr stall.

Das zn Beginn der Knrse änßcrst günstige BadeWetter verschlechterte sich im Lanfe des Angnst etwas,was sich in einem gewissen ^lachlassen der Besucherzahlan den kühleren Tagen auswirkte. Doch tonnten trot)dem sämtliche Kurse programmgemäß nnd erfolgreichgeführt werden.

Da die Möglichkeit schwererer Unfälle von v o r n -herein nicht ausgeschlossen werden tonnte, wnrden alleEltern, die ihre Kinder zum Schwimmunterricht cntsandten, in einem Merkblatt ans das Bestehen einerNnfallverfichcrnng aufmerksam gemacht, es jedoch voll-kommen freigestellt, sich dieser anzuschließen. Wie großdas Vertrauen i l l die einwandfreie Fnhrnng derSchwimmknrse war, beweist die Tatsache, daß sich nurinsgesamt 70 Schülerinnen und Schüler der mit der„Ersten allgemeinen Unfall und Schadensvcrsiche-rungsanstalt" abgeschlossenen Unfallversicherung an-schlössen.

Über den Erfolg des Schwimmunterrichtes sollennachstehende Zahlen Aufschluß geben:

Von insgesamt 708 Teilnehmern konnte 655 Kna-ben und Mädchen, das sind ca. 80 Prozent, auf derTeilnehmerkarte bestätigt werden, daß sie die abschließende Schwimmftrüfung m i t E r f o l g bestandenhatten. 132 Teilnehmer erreichten das Lehrziel nicht,wobei aber betont werden muh, daß am Mißerfolgteilweise mangelnde Teilnahme, Wasserscheu und I n -teresselosigkeit der Kinder eine nicht geringe Rolle,spielten, da bei einigermaßen gntem Wil len dasSchwimmen fast von jedermann erlernt werden kann.E in nachahmenswertes Beispiel hiefür lieferte einMädchen schwächlicher Konstitntion, das ursprünglichals ziemlich hoffnungsloser Fal l angeschen wurde.

'»lach eifrigem Besuch von insgesamt d r e i Kursentonnte es stolz die Teilnehmerkarte, ans der derSchwimmlehrer das Bestehen der Schwimmprüfungbestätigt hatte, nach Hanse tragen. Zehn Teilnehmerschieden vor Beendigung der Kurse wegen Krankheit,Abreise und dergleichen ans.

Vorstehende Zahlen beweisen einerseits die Notwen-digkeit eines geregelten Schwimmnnterrichles, anderer-seits berechtigt der Erfolg zum weiteren Ausbau die-ser (Kiurichtnng in den folgenden Jahren. Als Endzielbesteht der Wnnsch, daß kein Kind die Volks- oderHauptschule verläßt, das des Tchwimmens unkundig ist.

Znm Schlnß noch einige Worte über die finanzielleSeite:

AnsgelMd von der Erwägnng, daß es allenSchnlkindern ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lageder Eltern ermöglicht werden soll, am Schwimm-

. nnterricht teilzunehmen, erfolgte der gesamte Unter-richt vollkommen kostenlos, das heißt, die gesamtenAnslagcn wnrdcn von der Stadtgemcindc Innsbruckgetragen. Lediglich den Versicherungsbeitrag von 4.30Schilling bezahlten die El tern, die ihr Kind für dieVersicherung anmeldeten, selbst.

Die gesamten Kosten, die die Vergütung für dieBenützung der Schwimmbäder, die Entlohnung derSchwimmlehrer und der aufsichtführcndcn Lehrer um-faßt, beliefen sich auf 9723.90 Schilling. Faßt mannnr die Schulkinder ins Ange, die das Schwimmenerlernt hatten, ergibt sich ein Betrag von ca. 17.—Schilling pro Kind, den die Stadtgcmeinde Innsbruckauswarf, um einem ihrer heranwachsenden Bürgerdie Kunst des Schwimmcns beizubringen. Wenn manbedenkt, daß mit diesen 17.— Schill ing ein Menschvor der Gefahr des Ertrinkungstodes bewahrt er-scheint, darf diese Ausgabe Wohl als vollauf gerechtfer-tigt angesehen werden.

Es darf noch der sicheren Erwartung Raum gege-ben wcrdcm^ daß cmch in den folgenden Jahren dieStadtgemcinde Innsbruck für einen weiteren Ausbaudes Schwimmunterrichtes die nötigen M i t te l bereit-stellen werde.

Gemeinderatssitzung.I n einer Sitzung des Gcmeinderates am 22. Sep-

tember 1950 berichtete der Vorsitzende Bgm. Dr . Me lzcr znnächst über die weitere Behandlung von Auträgen, die in früheren Sitzungen eingebracht wurden:Z u einem Antrage der GR. Oberhammer nnd Gen.erklärte das städtische Gesundheitsamt in einer Stel-lungnahme, daß nnter den gegenwärtigen Verhält-nissen ein Haltungsturnen für die Schulkinder nichteingeführt werden kann. Das Bnndesministerinm fürVerkehr und staatliche Betriebe hatte anf einen Antragdes S t R . Thoma nnd 'Gen. mitgeteilt, daß die Banarbeiten am Innsbrncker Hanptbahnhofe weitestgehcnd gefördert werden, ohne daß für das nächste Jahreine bestimmte Znsage gemacht werden kann. DieDirektion der Innsbrucker Verkehrsbetriebe hatte anseinen Antrag der G N . Obcrhammer und ^öen. erklärt,daß es in der nächsten Zeil ans technischen nnd sinan

zicllen Erwägungen nicht möglich ist, den Autobus-Verkehr vom Wittenberg bis zur Sia/angcrsicdlüugauszudehnen.

Es folgten Anträge der Gemeinderäte: GR. Schöpfund Geu. stellten den Dringlichkeitsantrag, den Nestvon 1.5 Mil l ionen Schilling der im ordentlichen Haus-haltsplan vorgesehenen Summe vou 3 Mil l ionenSchilling znr Erweiterung der Volksloohnnngsbanlenin der Nordketteustraße ;n verwenden. Der Gemeindc-rat stimmte der Dringlichkeit zn, der Antrag wnrdcdem Finanzansschuß zngewiesen.

Anf Grnnd eines Antrages des Bgm. Stellvertre-ters Flockinger und Gen. wnrde beschlossen, für die Er-richtung einer gedeckten Tribüne ein vom Tiroler Fnßballverband angebotenes Darlehen von 300.000.- -Schilling anzunehmen.

Einen Antrag des S lR . GamPer nnd Gen., bei der

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Französischen Mission erneut Schritte um Freigabevon Wohnungen zu unternahmen, nahm der Bürgermeister selbst in Bearbeitung.

Der Direktion der Stadtwerte wurde ein Antragdes S M . Kotter und Gen. zugewiesen, die Direktionauf die mangelhafte Beleuchtung des westlichen Teilesdes linken Innufers aufmerksam zu machen und znbeauftragen, daß dort eine den Fricdensverhältnissenentsprechende Beleuchtung geschaffen werde.

Ein Antrag des S M . Kotier und Gen. um einestärkere Polizeiüberwachung des Gebietes von Ost-hötting und St. Nikolaus wurde der Magistratsdiret-tion, ein weiterer Antrag des S M . Kotter und Gen.der eiue Rattenvertilgung großen Umfanges in St.Nikolaus zum Ziele hatte, dem Finanzausschuß zuge-wiesen.

Auf eine Anfrage des GR. Obenseldner umrißBgm.-Stello. Flöckinger den bereits ausgearbeitetenPlan für ciu großes Freischwimmbad, das 4000 Per-sonen fassen soll.

S M . Dipl.-iIng. Rauch beantragte mehrere Nach-tragskreditc, von denen einer in der Höhe von 1 Mi l l .Schilling, die dein Lande vertraglich für das Landcs-theater gezahlt werden müssen, eine längere Aus-sprache über die Dheatcrfrage in: allgemeinen auslöste.S M . Kotter schlug vor, nnr über den Teilbetrag von600.000 Schilling für die abgelaufene Spielzeit1949/50 abzustimmen, die übrigen 400.000 Schillingaber in den Haushaltsplan 1951 aufzunehmen, weildiese Summe die Spielzeit 1950/51 betrifft.

Schließlich wurden alle Nachtragskredite mit Mehr-heit bewilligt. Fiir das Theater wurde den: Betrag von000.000 Schilling ebenfalls mit Mehrheit, dem Be-trag von 400.000 Schilling gegen die Stimmen desS M . Kotier und der WdÜ.-Fraktion zugestimmt.

Ein weiterer Beschluß betraf einen Überbrückungs-kredit des Wiener Dorotheunis für die Fortsetzung derBauten des Mühlaucr Wasser- und Elektrizitätswer-kes.

Bgm.-Stellv. Flöckinger trug eine Reihe von An-trägen des Bauausschusses, welche Ansuchen in Bau-angelcgenhciten betrasen, vor, die zustimmend erledigtwurden.

Anträge des Nechtsausschusses wurden durch GR.Dr. Angerer erläutert uud ebenfalls angenommen.

Sie betrafen den Daucrmietvertrag für das Iuns-brncker Wohnrecht nnd eine Schlachtviehmarkt- nndFleischmarktordnung der Landeshauptstadt Innsbruck.

Der Gemeindcrat stimmte ferner auf Verlangen derLandesregierung einer geringfügigen Änderung deram 9. Juni 1950 beschlossenen Verkehrsregelung fürdie Anichstraße zu, die nun in beiden Fahrtrichtungenfür den Verkehr mit Krafträdern und Lastkraftwagen,diese mit mehr als 2 to Gesamtgewicht, gesperrt wird.

Den Beschluß des Gemcinderates vom 9. I n n i 1950i'lber die Vergnügungssteuer hatte die Landesregie-rung nnr bis 31. August genehmigt. Es wnrde be-schlossen, die Genehmigung der Verlängerung überdiese Zeit bei der Landesregierung einzuholen.

Der Gemeinderat stimmte dem Vertrage über dieVerpachtung der Villa Blanka an das Land sowieeiner Grundüberlassung zur Errichtung einer Landes-fcnerwehrschule zu.

Einem Minderheitsantrag des S M . Kotter, fiir dieInstandsetzung des Daches der Kirche in St. Nikolauseine Subvention zu bewilligen, wurde mit knapperMehrheit zugestimmt.

Der Gemeindcrat faßte einen Beschluß über denVerkauf eines Grundstückes an die Ercditanftalt-Bank-vcreiu.

Es folgte eiuc längere Aussprache über den Bericht1948 des Obersten Rechnungshofes. S M . Gampernahm ausführlich Stellung zum Hochhaus-Cafe, zumTausch der Häuser Adamgasse 18 — Muscumstr. 16 so-wie zum Personalaufwand und erklärte im Namen, derWdU.-Fraktion, daß diese die vom Obersten Rech-nungshofe gemachten Beanstandungen und Ausset-zungen über die Gebarung und Verwaltung der Hoheitsverwaltung und der Stadtwcrke als völlig be-gründet ansehe und die dazu abgegebenen Stellung-nahmen ablehne. Die S M . Dr. (breiter und Klapp-,holz nahmen zu den Ausführungen des S M . GamperStellung und erklärten, für die seinerzeit gefaßten Be-schlüsse die volle Verantwortung zu tragen.

Die Sitzung schloß nach sechsstündiger Dauer.I n einer weiteren Sitzung am 5. Oktober 1950

beschloß der Gemcindcrat einstimmig, bei der ErstenÖsterreichischen Sparkasse ein Darlehen von 4 Mi l l .Schilling sür die Fortsetzung des Baues des MühlauerWerkes aufzunehmen.

Dokumente unserer ZeitBei der feierlichen Verabschiedung des französischen

Hochkommissars für Österreich S. Exe. General Em.Bcthonart in der Innsbrucker Hofburg hielt Bürger-meister Dr. A. Melzer am 25. September 1950 sol-lende Ansprache:

Herr General!

Es liegt nuu mehr als fünf Jahre zurück, daß ichan Sie, Herr General, an dem Tage, als Sie imNamen der französischen Republik das Oberkommandoüber die französischen Vesatzuugstruppcn in Osterreichund die Leitung der Militärregierung in den österrei-chischen Ländern Tirol und Vorarlberg übernahmen,

im Riesensaal der Hofburg meine ersten Begrüßungs-worte richten konnte. Ich habe damals daraus hinge-wiesen, daß Innsbruck der historische Boden ist, derdurch die Ausrufung der Volisabslimmuug Hitler be-wog, iu Österreich einzumarschieren. Ich habe daraushingewiesen, daß hier in Innsbruck das letzte Kapiteldes Dramas Osterreich geschrieben und das erste Ka-pitel eines neuen Dramas, des Dramas Europa begouneu wurde. Ich habe damals meiner ÜberzeugungAusdruck gegeben, daß es ein steiler uud beschwerlicherWeg sei, der uns dorthin führen sollte, wohin wir sireben. Aber ich konnte mit berechtigtem Selbstvertraueudarauf hinweisen, d^ß wir Tiroler, ein Volk nullen in

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den Bergen, steile und beschwerliche Wege gewohntsind.

Wenn ich ini Geiste auf diese 5 vergangenen Jahrezurückblicke, nud meine damaligen Worte iu Eriniu'rnng rufe, so darf ich mit Befriedigung feststellen, das;mein damaliges Selbstvertrauen und dav Vertrauenans nnser Volk gerechtfertigt war. Ich denke zurück andie Berge von Schult nnd von Trümmern, an dieübermenschliche Anstrengung, die oft nötig war, nurnm das tägliche Brot zu beschaffen, an die Stnrzflntcnvon Schwierigkeiten, in deren Strndel wir oft zu ver-sinken drohten. Ich möchte beinahe die Worte aus demAlten Testament zitieren, das; Nur mit der einen Handdas Schwert, mit der anderen die Kelle halten muß-ten.

Dies alles liegt nun hinter nns. Stein auf Steinwurde wieder neu gelegt, heute gehört Innsbruck un-bestritten zu jenen Städten, die im Wiederaufbau, amweitesten fortgeschritten sind. Aber wir haben nicht nurnncrmüdlich anfgebaut, wir haben auch die fünfschwersten Jahre lang den Frieden im Innern be-wahrt. I n all diesen 5) Jahren war kein Streik, keineUnrnhe in unserer Stadt oder in unserem Lande zuverzeichnen. Wenn Sie nun scheiden, Herr General, sokönnen Sie mit dem Bewußtsein scheiden, daß ausder Wüste, die Sie iu unserer Stadt betraten, frucht-bares Land geworden ist.

Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß dasVerständnis der französischen Besatzung 'für unsereBorgen und Nöten immer mehr zugenommen hat unddaß die französische Besatzung immer mehr den Willenund das Bedürfnis zeigte, uns Zu helfen und unsereBeschwerden zn mildern, wenn sie schon wegen derallgemeinen Weltlage nicht beseitigt werden konnten.Ich möchte keineswegs verhehlen, daß ich oft vor ver-zweifelten Situationen stand, wenn ich die Interessender mir anvertrautcu Bevölkerung nnd die Wünschennd Befehle der Besatzungstrichven in gleicher Weiseberücksichtigen sollte. Aber hentc können Sie, Herr(General, mit dem Bewußtsein scheiden, daß die fran-zösische Besatzung von den vier Besatzungen in Öster-reich als die loyalste bezeichnet wird. Wenn ich auchnicht verschweigen kann, daß die Lasten, die uns dieBesatzung bringt, noch immer nncndlich drücken unddaß dieser Drnck ans den einzelnen nm so größer undempfindlicher wird, je geringer die Zahl derer ist, dienoch davon betroffen werden, so darf ich doch auchnicht verschweigen, von welch aufrichtiger Gesinnungnnter Ihrer obersten Lcitnng die Versuche getragenwaren, unsere Bedürfnisse zn berücksichtigen. Die französische Besatzung, die Ihrem Befehle unterstand, istdie einzige in Österreich, die seit mehr als vier Iahrcn, seit dein 2l>. Jänner 194l>, grnndsätzlich undkonsequent keine neueu Beschlagnahmnngen vorge-nommen hat. Aber die Stadt Innsbrnck hat nochanßerdem den Dan? dafür zn sagen, daß Sie, HerrGeneral, schon vor zwei Jalireu l Mill ion Schillingals Weihnachtsgabe zum Wiederaufbau und zurSchaffung von Wohnnngen widmeten nnd wenn Sie,Herr General, nnn in Ihre Heimat ziehen, so bleibtein steinerner Zenge hier znrück, ein gewaltiger Hänserblock in unserer Stadt, der in gemeinschaftlicherZusammenarbeit zwischen der Stadt Innsbruck und

der französische!! Mission Wolmnngen geschaffen hat,nm die Zahl der beschlagnahmten Wohnnngen zn ver-mindern. Nicht die Höhe des Geldbetrages ist hier wich-tig nnd nicht die Zahl der Wohnnngen, die geschaffenwurden, so sehr sie uns eine Erleichterung boten, wich-tig nnd von unverfänglicher Bedeutung ist vorallein, daß dies das erste Beispiel einer konstruktivennud fruchtbaren Idee in ganz Osterreich war. DieseArt, die Lasten der Besatzung zu verringeru, ist wohldie einzige, die erfolgversprechend ist, weil sie uus vorallem das l^efühl und die Überzeugung der Gleichbe-rechtigung gibt, lind wenn Nur nnn, Herr General,Abschied nehmen, so bin ich überzeugt, daß uus IhreErfahrung, Ihre Kenntnis nnd das Wissen um unsereAnstrengungen und nnserc Nöte in schwerster Zeitanch in Znkunft Ihre Hilfe und Ihre Unterstützungfür den Fortschritt unserer gleichberechtigten Mitarbeitsichern werden. Kein Wort ist von solcher Vcdentungals das Ihre, Herr General, wenn Sie in Ihrer Hei-mat, sagen werden, daß Frankreich sich selbst und demFrieden der ganzen Menschheit dient, wenn es unsereInteressen, die ihm derzeit anvertraut sind, mit derKraft und Würde einer wahrhaft großen Nation an-erkennt nnd schützt. Vor allem können Sie darauf hin-weisen, daß für die vielen Probleme, die die Welt imGroßen so unfruchtbar beschäftigen, hier in einemkleinen Kreis eine fruchtbare Lösung begonnen wurde.

Zum Andenken an diese Stnnde und an den lang-jährigen Aufenthalt in Innsbruck bitte ich Sie, einensilbernen Wappcncngcl der Stadt Innsbruck entge-gegen zunehmen. Er ist nicht nur ein Sinnbild derHauptstadt der französischen Zone in Österreich, er istanch in Frankreich kein Unbekannter, er wnrde mitdem großen Preis in Paris ausgezeichnet. Nnd somöchte ich wünschen, daß der Engel, der nnser altes,ehrwürdiges Wappen hält und schützt, in Ihrer Hei-mat die Erinnerung an Österreich, an Tirol nnd anInnsbruck wachrufen möge.

Und wenn ich meine Abschicdsworte schließe, möchteich dieselben Worte gebrauchen, und Awar heute mitmehr Berechtigung als vor fünf Jahren, die ich beiIhrer Ankunft an Sie, Herr General, richtete. Ichhabe damals gesagt: „ Ich bin überzeugt, daß wir mitIhrer Hilfe und dnrch unsere Arbeit das wieder er-reichen werden, was wir alle ersehnen und erstreben:eine freundliche, gastfreie Stadt Innsbruck, die wie einEdelstein zwischen den Bergen eingebettet liegt, einglückliches Land Tirol und ein freies, glückliches, selb-ständiges Österreich!"

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Die Wasenmeisterei in InnsbruckAon Wilhelm Eppacher

Draußen am Stadtrande lGeneral-Lcker-Straße Rr. 1jbefindet sich die allgemein wenig deachtete jedoch wicht un-interessante städtische Anstalt der Wasenmeisterei. Organi-satorisch untersteht sie der Magistratsabteilung V I I I , Ve-terinäramt, die Durchführung der Geschäfte obliegt einemeigenen Wasenmeister.

Aber das Wesen der Wasenmeisterei oder Abdeckerei inalten Zeiten erzählt uns Bruno pokornu, einiges in einemsehr ansprechenden Aufsah, erschienen im Tiroler Anzeiger1936 Rr. 44, unter dem Titel „Abdecker und Abtreiber imalten Innsbruck". Auch Konrad ßischnaler überliefert unsin seiner Innsbrucker Chronik, Rand IV, Seite 142 meh-rere historische Daten über das Wesen und Werden derAnstalt. Hast unbekannt dürfte den meisten Innsbruckernjedoch die Geschichte der Wasenmeifterei-Anstalt, wie siegegenwärtig besteht, sein.

Vor dem 12. März 1842 stand das Abdeckerhaus — imVolksmlmd auch hundsmsisterei oder kurzwegs Schintereibenannt — in der Innstraße. Mi t diesem Zeitpunkt mußte siewegen Straßenerweiterung, die im Gebiete von St. Niko-laus durchgeführt wurde, verschwinden. I n der ßolgezeitwurde das Häuschen, das wir heute als Rummer 29 derSebastian-Scheel-Straße bezeichnen sehemals Kapuziner-gas>e42), für die „6chinter"-Zwecke verwendet. Seine Ein-richtung muß mehr als primitiv gewesen sein, denn eswurden in veterinär-polizeilicher Hinsicht wiederholt Kla-gen über Mängel geführt- aber der Kamin spie meistensRauch aus, so daß in der Innsbrucker Bevölkerung die Be-zeichnung „Rauchhäusl" dafür in Verwendung kam. Erst-mcils öffentliche Mehrbeachtung erfuhr die Wasenmeistereiim Jahre 1890, als vom Gemeinderat eine sorgfältig aus-gearbeitete W a se n m e i st e r e i - O r d n u n g beschlos-sen wurde, wodurch die Anstalt endlich eine rechtliche Be-gründung erfuhr. M i t Beschluß des Gemeinderates vom12. Oktober 1900 wurde auch die Besorgung des Wasen-meister-Dienstes in Willen, das damals noch eine selbstän-dige Gemeinde war, durch den städtischen Wasenmeister ge-gen eine jährliche Entschädigung von 400 Kronen übernom-men. Dm Jahre 1902 schritt die Stadtgemeinde zum Bauedes Landhauses Reichenali Rr. 2, heute General-Eccker-Straße Rr. 1. Die Wasenmeisterei fand darinnen ihr heim.Ende Juli 1902 konnte der damalige Wasenmeister Alm ein-ziehen und den Betrieb zeitgemäß erneuern. Beachtenswerterscheint sin, auch heute noch vorhandenes, in deutscher unditalienischer Sprache am 13. März 190? abgefaßtes Rund-schreiben der k. k. Statthalter«! für Tirol und Vorarlberg,worin die früher gehandhabten Methoden zum Hangen,zum Transport und zur Tötung der Tiere als nicht ent-sprechend hingestellt und neue Richtlinien für die Behand-lung der Tiere, vom Standpunkt des Tierschutzes ausge-hend, aufgestellt wurden. I n der Gemeinderatsihung vom22. März 1912 wurde mitgeteilt, daß die bisherige Wasen-meisterei der haubitzendiuision als Abikation für Militär»schlächterci zu überlassen sei. c5s wurden sofort 25,000 Kro-nen für die Errichtung einer neuen Wasenmeisterei am Si l l -spitz, heute Matthias-Schmid-Straße Rr. 14, genehmigt.An dieser Stelle verblieb sie bis 1918.

Aber Antrag der Schlachthofkommission beschloß der Ge-meindorat am 11. Apri l letztgenannten Jahres, die bis-herige Art der Kadaververtilgung durch V e r g r a b e naufzulassen und dadurch die Tätigkeit des Wasenmeisterszum größten Teil einzustellen. Er selbst wurde der eben

nouerrichleten Tierkörper-Verwertungsstelle im Rahmen desstädtischen Schlachthofes zur Dienstleistung zugeteilt. Erst1927, also neun Jahre nach Auflassung, schritt die Stadt«gemeinde doch wieder zur Wiedererrichtung einer eigenenWasenmeisterei, wie sich eine solche in früheren Zeiten jaauch bewährt hatte. Es erfolgte die Bestellung eines neuenMeisters, der den Netrieb nun wieder in dem eigens fürdiesen Zweck erbauten Objekt einzurichten hatte. I n denletzten 23 Jahren kamen Veränderungen nicht mehr vor.

Am dem Leser zur furzen geschichtlichen Darlegung aucheinen Einblick in das Tätigkeitsfeld der Wasenmeisterei zugeben, werden hier noch Auszüge aus zwei zeitlich ziem«lich auseinander liegenden Jahresberichten vorgelegt.

I m J a h r e 1909 wurden vom Wasenmeister vernich-tet beziehungsweise verscharrt' die Kadaver von 12 StückGroßvieh, 108 Hunde, 5 Katzen, 1 Hirsch, 10 Gemsen,89 Stück Geflügel sowie ein §aß Gurken, 60 I<^ Käse und5500 !<x zieischteile. Lingefangen wurden 100 Hunde, da«von 64 nach erfolgter Versteuerung wieder frei gegeben.

I m J a h r e 1946 wurden 140 Hunde und 2? Katzenvertilgt- von den K a d a v e r n 11 Rinder, 20 Kälber,8 Schafe, 2 Merkel' Rindsinnereien 5208 Stück' Pferde«innereien 21 Stück' ferner 50 Schafslebern, 2 Kalbslebern,1 Schweinsdarm- 3354 Stück Rindsfleisch sdavon 700 kxSurfleisch, 2580 K3 Rindsfleisch und 74 K3 Rindsknochen),58 K3 Kalbfleisch, 28 I<8 Pferdefleisch, 8 kx Ziegen«fleisch, 220 kx Würste und 9315 I<si Trächtigkeiten und Ab<fälle,' von K o n f i s k a t e n durch das städtische Markt-amt 47.843 Stück amerikanische Konserven (davon 39.037Stück Fleischkonserven, 7399 Stock Sojabohnen, 1407 Stückzischkonseruenj, 3098 lxz? Salzheringe, 2425 I<3 Kürbismark,562 kx Eierpuluer und 9 Kx Schokolade. Von diesen Kada«uern und Konfiskaten wurden, da nicht infektiös, abgege-ben! 9910 !<x für Hundefutter' an die §ischzucht-Ansta!t inLeutasch 30.528 Stück Konserven, 2739 kx Hutterfleisch und544 K^ Salzherings) an die ßuchsfarm in Laus 4263 1 ^§utterf!eisch, 1004 Stück Konserven und 200 K^ Salzherings'an das Landgut Reichenau 2425 I<^ Kürbismark, 208 kxEierpulver und 98 Stück Konserven- schließlich wurde derZirkus Krone mit 461 I<8 Hutterfleifch beliefert.

Es dürfte auch die Mitteilung von Interesse sein, wo dieVerscharrungen erfolgen. Zufolge Erklärung des derzeit!«gen Wasenmeisters wurden die Verscharrungen in den rund70 Jahren vor 1942 in der Rahe der Reichenauer-Siedlungvorgenommen. I n der Zeit zwischen 1942 und 1945 wurdeder Sillspih als Verscharrungsplatz verwendet lind seitherwerden die Verscharrungen ciuf dem Mullplatz in der Roß«au vorgenommen.

Jedwede Tötung der anfallenden Tiere wird bereits seitJahren mittels Bolzenschußapparat durchgeführt, ein Ver«fahren, das den modernen Grundfähen des TierschutzesRechnung trägt.

Wer die Wasenmoisterei gesucht, wird zur Aberzeugunggelangen, daß der Betrieb, wie er derzeit besteht, einigerErweiterung bedarf, ja vielmehr dringend nötig hat, dennauch für den Menschen gefahrdrohende Infektionskrank«heiten, wie Milzbrand, Rauschbrund oder Rotz bei Rin<dorn beziehungsweise Pferden können, wie uns die nichtallzu ferne Vergangenheit lehrt, in irgendeinem Winke! desumfangreichen Stadtgebietes jederzeit auftreten, und da»her soll die Wasenmcisterei voll einsatzfähig sein.

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Nummer 10 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Seite 7

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Oktober 1850:

2. bcri(!>le< der „vote" über Proben von Seide ans demSternbachischen Besitz in Miihlan: „Diese Seide wurdeim Baron v. Oleriüiach scheu Gurten in Mühlau nnr uer>suchsweise gezogen, du sich dort noch ein paar sehr großeund hübsche Maulbeerbäume befinden. Von 600 bis700 Raupen wurden sechzehn niedliche Strähne schmuk-ker Seide gewonnen, non denen sich bereits ein Musterim ßerdinandeum befindet. Anstreitig mlisi in früherenJahren der Seidenbau in Mühlau im größeren Mast-stabe betrieben worden sein, da sich daselbst noch meh-rere, einige Kuß im Umfange messende Wurzelstöcke desweiften Maulbeerbaumes befinden, aus denen zahlreicheWurzelgeschosso wuchern, die als hocken den Dienst einessogenannten lebendigen Zaunes vertreten. Räch Aussageälterer Dorfbewohner sollen die Seidenbäume im Jahre1809 non den Bauern zu Lagerholz umgehauen wordensein) ein paar davon weiter vom Wege stehende bliebenverschont, mit deren Laub obenbesagter Seidenbauuer-stich norgonommen wurde. Da der Seidenbau an dasgute Fortkommen der Maulbeerbäume als einzige Be-dingung gebunden ist, die Bäume aber in der Gegendvon Mühlau üppig gedeihen, so würde der Versuch desSeidenbaues in größerem Amfange in unserer Gegendgewist interessant sein und bei grösterem betriebe sicherlohnend werden. 6s freut uns daher ungemein zu er-fahren, das; mehrere gröstere Güterbesiher sich bereitsan die Anpflanzung von Seidenbäumen machen, um somanche Bodenstrecke, die sonst wegen Unfruchtbarkeit totund verloren liegt, mit der Zeit recht einträglich zu ma-chen,' durch Versuche im grösieren Maßstäbe wird derRuhen des Seidenbaumes erst recht ersichtlich, und die-ser dann zur weiteren Ausdehnung dieses in unsererGegend neuen srwerbszweiges die geeignete Aneife-rung werden."

3. zeigt Dr. Tschan im „Voten" an, daß er „im OktoberStaroperationen vornehme und für die Unterkunft aus-wärtiger Patienten gesorgt habe." Cr wohnte in derMuseumstraste im Crhard'schen Backhause.

Z. trifft Kaiser ßranz Joses mittags ein Uhr in Innsbruckein. Die Strecke von St. Johann nach Innsbruck hatteer in der unglaublich kurzen Zeit von sechs Stundenzurückgelegt. I n Mühlau und bei der Kettenbrücke warenEhrenpforten errichtet, bei denen die Wiltener Schüt»zenkompanie unter Hauptmann R. v. Mör! aufgestelltwar. Der Bürgermeister und Bürgeruusschust empfingenden Kaiser an der Studlgrenze. „Als der Kanonendon-ner der auf dem Suggen aufgestellten Batterie die An-kunft 6r . Majestät verkündete, maren die Schützenkom-pcmien von Rum, Arzl, Mühlau, pradl. Mutters undRatters noch im Anmärsche begriffen. Rur der höttin-ger Kchützenkompanie und jenen beiden, welche sichans den im Jahre 1tt46 >wohl 1tt4tt!j an die italienischeGrenze gezogenen, noch hier befindlichen Schützen derInnsbrucker Kompanien gebildet hatten, gelang es vomjenseitigen Innufer herüber mit ^h^onschwingen undVivatruf unter dem sich der Donner der Mnhlschedl'schenBergkanonen aus den höhe» von Büchsenhuule» mischte,Se. Majestät zu begrüsten, als höchstdemjelbeii an derGrenze des Stadtgebietes vom Bürgermeister in kurzerAnrede die Gefühle der Bürgerschuft ausgesprochen wur»den. 6e. Majestät erwiderten dieselben mit gnädigenWorten und fuhren unter Kanonendonner und Glocken»

gelante dui'ch das nun von allen Seiten zuströmendeVolk nach der Hosburg, in deren Rahe die in Paradeausgerückte Division des städtischen Schützenkorps mitihrer glänzenden Musikbande und die Schuljugend mitihren ßnhnen sich zum Empfange aufgestellt hatten. DioEhrenkompanie am Burgtor gab das Kaiserjägerregi.ment." Später begab sich der Kaiser nochmals auf denRennplatz, um dort das Defilee der Schützenkoinpanienabzunehmen. Anschüestond besuchte er den ErzherzogRainer im Gasthof zur goldenen Sonne. Abends ginger in das festlich beleuchtete Cheater, worauf die Stadt»gemeinde durch eine Abteilung des städtischen Schützen»korps und der Wiltener Schützen einen Fackelzug mitSerenade veranstaltete.

6. sindet bei schlechtem Netter eine ßeldmesse und Revueauf der Alfiswieso statt'- das vorgesehene taktische Ria»növer unterbleibt des starken Regens wegen. Bei derRückkehr besuchte der Kaiser die städtische Schieststätteund besah sich die Beste des ßreischießens, das die Stadtanlästlich seiner Anwesenheit gab. Räch dem großenEmpfang der Behörden am Mittag besuchte der Kaiserdie beiden Militärspitäler, deren Reinlichkeit er lobte.„ M i t herzlicher Teilnahme befragte er mehrere Krankeum ihren Zustand und es war überraschend, den jugend-lichen Monarchen fließend böhmisch, polnisch, italienischund ungarisch sprechen Zu hören." Das Fest auf demBerg Isel mußte des Regens wegen unterbleiben.Abends fand eine große Tafel statt und nachher erschiender Kaiser wieder im Theater, wo der Zauberschleiergegeben wurde.

7. besucht der Kaiser vormittags die Mil i tär- und Gen-darmeriekasernen und läßt einzelne Züge exerzieren undbajonettfechten. Im Strafarbeitshause Mirnusvereins-haus) wurden neun Häftlinge zur Begnadigung empfoh-len) der Kaiser befiehlt dem Oberlandesgericht unver-züglich Bericht darüber zu erstatten. Anschließend besahsich der Kaiser alle Krankensäle nnd Lokalitäten desStadtspitales, wo er „mit der unserm Kaiserhause an-gestammten Leutseligkeit mit den Kranken sprach unddie Reinlichkeit und Einrichtung dieser Anstalt belobte".Räch einem Gang durch das Rationalmuseum wurde dieSsiinnfabrik von Ganah! und Rhomberg besichtigt, woder Kaiser in der mit der Spinnerei vereinten Gewehr»sabrik Probeschüsse mit Pistolen dieser Fabrik abgab.Ruch einer Reihe von Audienzen und einer großen Tafel,zu der auch die Deputierten der Stadt Trient zugezogenwurden, fuhr der Kaiser auf den Berg-Isel, wo dasKuiserjüger-Regiment ein großes ßost verunstultete. Erbeteiligte sich dort auch am ßestschießen. „Als die Däm»merung einbrach, begannen allmählich die farbigen La»lernen in den Bauingruppen zu schimmern und vor denßenstern dos Schützenhanses leuchtete der Wahlspruch:..Viriku5 nnit iV. I n der Mitte .der Schioßstälto amdunklen Bergrande erschien der Ramenszug des Kaisersin Brillantfeuer und zugleich begann von drei Seitenauf den Hügeln lind im Walde ein lang andauerndesplänklerfeuer. Griechische Heuer verbreiteten eine ma-gische Belenchtung über das Ganze, die VolkshlMneertönte lind der stürmische Jubel der Menge währte nochlange fort, als sich Ke. Majestät schon in den schöndekorierten Saal des Schlitzenhauses begeben hatten.Allmählich sai) man von der höhe unten in Ni l ten undin der Stadt lange Reihen von ßenstern sich erhellen

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und die Menschen masse, dio das ßest auf dem Vergase!versammelt hatte, strömte nun der Stadt Zu, in welcheSZ. Majestät durch die nun festlich beleuchteten Straftenund unter dem Vivatrufe des Volkes in die Hofburgzurückfuhren."

8. begibt sich der Kaiser morgens zur Landeshauptschieß-stätte, wo er vom Bürgermeister, der Schützennorstehungund dem Magistrat empfangen wird,' nachdem er selbstmehrere Schüsse abgegeben hatte, verließ er „die alteschlechtgebaute Schießstätte mit der huldvollen Zusiche-rung eines namhaften Beitrages zum Bau einer neuender Landeshauptstadt würdigen Schießstätte". Am neunAhr hielt der Kaiser große Revue über die am Saggenaufgestellten Truppen und um zwölf Ahr sehte er seineReise nach Reutte fort.

9. amnestiert der Kaiser mit einem aus Reutte an dasOberlandesgerichts-Präsidium erlassenen Handbillet dieneun zur Begnadigung vorgeschlagenen Sträflinge.

11. wird die Ernennung des Assessors des Brünner 3andes-gevichtes, Dr. Karl Beidtl, zum ordentlichen Professordes gerichtlichen Verfahrens des Handels- und Wechsel-rechtes an der Innsbrucker Aniversität bekannt.

14. wird der Dekanats-Pfarrverwefer B. Kometer vom Bür-gerausschuß zum Stadtpfarrer ernannt. Lrster Magi-stratsrat wird der Bezirksgerichts-Adjunkt in Schwaz,Nallnöfer, Sekretär der bisherige MagistratsaktuarWierer und Aktuar der Konzeptpraktikant Kahung.

15. beginnt das Studienjahr an der Aniversität. Die erstendrei Tage waren zur Aufnahme der Studenten be»stimmt. Räch dieser ßrist konnte der akademische Senatdie Aufnahme aus besonders rücksichtswürdigen Grün»den noch binnen acht Tagen bewilligen.

- erhält Aniu.-Prof. Dr. Josef Böhm Mathematik! dieErlaubnis zur kinnahme und zum Tragen der königl.dänischen Verdienst-Medaille.

16. meldet der „Bote", daß der seit 182« berühmte Inns«brucksr Athlet Karl Rappo labgebildet in K. ßischnalers,Innsbrucker Chronik, IV, 344) auf der Michaelismessein Leipzig im „ Ikc l l t rc ac^a^mi^uc von Charles undFrancois Rappo" mit seiner zahlreichen Gesellschaftunter großem Zudrange des Publikums seine Produk-tionen, „eine wahre Hochschule gumnastischer Kunst, inwelcher alle Branchen vertreten sind", ausführe.

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Verleger, Eigentümer u. Herausgeber i Die Stadtgemeinde Innsbruck. — Verantw. Schriftleiter ! Vr. «ar l ^chndelbaner, InnsbruckRathaus, Zimmer Nr. 190. — Anzeigenverwalwng: Annoncen-Expcdition „Älouitas", Innsbruck, Anichslrasze «/I. — Druck

und Vertriebsverwaltung: Felizian Rauch, Innsbruck. — Druckgenehmigung Nr. 106 vom 21, Ottober 194«