Amtsblatt Innsbruck

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Erscheint ci n in a l i in M vnat Bezugspreis 3 5.— jahrl. (3 i n z e l n u m m e r 3 —.6 5 Dnnsbluck S ä) r l f t l e i l u n a, : Rathaus 3. Stock Zi miner Nr. 190 Fernsprecher Nr. 6371/190 Nummer 4 April 1949 12. Jahrgang Instandsttzungsarbeitm in der Innsbrucks Altstadt Dr. Johanna Gritsch. Die Anziehungskraft der Stadt Innsbruck ist nicht nur durch die Schönheit ihrer Lage nnd der sie um- gebenden Gebirgswelt bedingt, sie bernht znm großen^ Teil anch darauf, daß sich in diesem schönen Nahmen ein Stadtbild darbietet, das mit seinen zahlreichen Baudenkmälern auch auf den historisch oder knnst- gcschichtlich uninteressierten Besucher einen starken Reiz ausübt. Zahlreiche Denkmäler, die für das Stadtbild meist von großer Bedeutung sind, wurden durch deu Krieg zerstört oder doch stark beschädigt, andere haben dnrch unzweckmäßige, wenn auch oft wohl gut gemeinte Nestaurieruugeu ihre ursprüngliche Schönheit ein- gebüßt. I n den letzten Jahren ist mit viel Schwung und Verständnis an der Instandsetzung und Pflege der Iunsbruckcr historischen Bauwerke gearbeitet worden. So hat sich das Bild der Altstadt trotz der immer noch vorhandenen bösen Baulücken vorteilhaft ver- ändert. Es ist ein großer Gewinn, daß die vielen Schaukästen, die die Lanben verunstaltet haben, ent- fernt werden konnten. Wie viel lichter nnd fremii licher wirken nnn die Bogengänge nnd wie fchön kommt nnu die Architektnr znr Geltung! Sehr er- freulich ist auch die Initiative, mit der eiue Reihe von l^eschäflslenten häßliche ^adeneinbanten entfernt nnd dnrch gnte, dem Altstadtcharakter angepaßte for- men ersetzt hat. Anch geschmackvoll gearbeitete Fir^ menzeichen treten immer mehr an die Stelle liebloser, nüchleruer l^eschäftsschilde. Beim Wiederaufbau zer störter Däuser nnd bei der ^nslandsehung beschädig ter Fassaden wurde viel Verständnis gezeigt: I u der Herzog Friedrich Straße wnrden die Häuser Nr. ltt bis 24 (von Voglsanger bis Ortncr n. Stanger) in einer Weise inslandgesetzt, die gleichermaßen dem mo dernen architektonischen Empfinden loie dem goti schen Charakter der Bauwerke entspricht. Dabei ist besonders die Instandsetzung des Trautsouhauses zn erloähnen, die mit Zuschüssen der Stadt Iuusbruck durchgeführt wurde. Man mnß sehr hoffen, daß die Privatinitiative nicht erlahmt nnd mit der Zeit alle Häuser der Altstadt einer gründlichen Erncncrung des Äußeren unterzogen werden; diese sollte sich nicht mit einer Färbelnng begnügen, die meist nur die bau- licheu uud architektonischen Schäden verdeckt, sondern wirklich versuchen, den alten Bestand einer Hansfront herauszuschälen, ihn zn erhalten nnd mit den mo- dernen Erfordernissen in Einklang zn bringen, was meist gar nicht schwierig ist. Einige solch schöner Ans- gaben harren der Lösnng in der Altstadt: Am Gast- hof „Goldener Adler" wurden unter der jetzigen Pntz- nnd Tünchschicht die Neste einer großzügigen, farbenfrohen Qnaderbemalung festgestellt, die der ausgehenden Nenaissance angehört und eine überaus beschwingte Note in das Straßenbild bringen wird, wenn — hoffentlich in nicht allzn ferner Zeit — an ihre Bloßlcgnng nnd Ncstanriernng geschritten wer- den kann. Ähnlich wie am Trantsonhans wird die Bemalung des „Kolbenturms" seiu, der sich mit seinem Bogen über die Schlosscrgasse spannt. Anch hier sind Spn- ren von Malerei gnt sichtbar. Ein besonders dankbares Objekt für eine Nesian riernng wird das Katznnghans sein, das au domi- nierender Stelle die Herzog Friedrich Straße mil fal- fcher Gotik verschandelt. Die Nückführnng dieser Fas- sade ans den strengen nnd schlichten Eharatter des Alt-^Innsbrncker Hanfes wird eine der bösesten Ban- sünden in der Altstadt beseitigen, nnd inaii kann nnr hoffen, daß es bald geschehen möge. Mit der Zeit werden sich anch die Bombenlücken in der Seilergasse schließen, nnd dann wird dieser gan-, besonders eigenartige mittelalterliche Straßcn- ;ug mit seiueu hochgetürmteu Häuscru wieder den Blick znm Stadttnrm gleich den Wänden einer Schlucht nmrahmen. Schon Heuer soll eines der zer- störteil Hänser in einfacher, aber ansprechender Form wieder erstehen.

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Ausgabe April 1949

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E r s c h e i n t c i n in a l i in M v n a tB e z u g s p r e i s 3 5.— j a h r l .(3 i n z e l n u m m e r 3 — . 6 5

DnnsbluckS ä) r l f t l e i l u n a, : R a t h a u s3 . S tock Z i m i n e r N r . 1 9 0F e r n s p r e c h e r N r . 6 3 7 1 / 1 9 0

Nummer 4 April 1949 12. Jahrgang

Instandsttzungsarbeitm in der Innsbrucks AltstadtDr. Johanna Gritsch.

Die Anziehungskraft der Stadt Innsbruck ist nichtnur durch die Schönheit ihrer Lage nnd der sie um-gebenden Gebirgswelt bedingt, sie bernht znm großen^Tei l anch darauf, daß sich in diesem schönen Nahmenein Stadtbild darbietet, das mit seinen zahlreichenBaudenkmälern auch auf den historisch oder knnst-gcschichtlich uninteressierten Besucher einen starkenReiz ausübt.

Zahlreiche Denkmäler, die für das Stadtbild meistvon großer Bedeutung sind, wurden durch deu Kriegzerstört oder doch stark beschädigt, andere haben dnrchunzweckmäßige, wenn auch oft wohl gut gemeinteNestaurieruugeu ihre ursprüngliche Schönheit ein-gebüßt.

I n den letzten Jahren ist mit viel Schwung undVerständnis an der Instandsetzung und Pflege derIunsbruckcr historischen Bauwerke gearbeitet worden.

So hat sich das Bi ld der Altstadt trotz der immernoch vorhandenen bösen Baulücken vorteilhaft ver-ändert. Es ist ein großer Gewinn, daß die vielenSchaukästen, die die Lanben verunstaltet haben, ent-fernt werden konnten. Wie viel lichter nnd f r e m i ilicher wirken nnn die Bogengänge nnd wie fchönkommt nnu die Architektnr znr Geltung! Sehr er-freulich ist auch die In i t ia t ive , mit der eiue Reihevon l^eschäflslenten häßliche ^adeneinbanten entferntnnd dnrch gnte, dem Altstadtcharakter angepaßte f o r -men ersetzt hat. Anch geschmackvoll gearbeitete Fir^menzeichen treten immer mehr an die Stelle liebloser,nüchleruer l^eschäftsschilde. Beim Wiederaufbau zerstörter Däuser nnd bei der ^nslandsehung beschädigter Fassaden wurde viel Verständnis gezeigt: I u derHerzog Friedrich Straße wnrden die Häuser Nr. lttbis 24 (von Voglsanger bis Ortncr n. Stanger) ineiner Weise inslandgesetzt, die gleichermaßen dem modernen architektonischen Empfinden loie dem gotischen Charakter der Bauwerke entspricht. Dabei istbesonders die Instandsetzung des Trautsouhauses znerloähnen, die mit Zuschüssen der Stadt Iuusbruck

durchgeführt wurde. M a n mnß sehr hoffen, daß diePrivatinit iative nicht erlahmt nnd mit der Zeit alleHäuser der Altstadt einer gründlichen Erncncrungdes Äußeren unterzogen werden; diese sollte sich nichtmit einer Färbelnng begnügen, die meist nur die bau-licheu uud architektonischen Schäden verdeckt, sondernwirklich versuchen, den alten Bestand einer Hansfrontherauszuschälen, ihn zn erhalten nnd mit den mo-dernen Erfordernissen in Einklang zn bringen, wasmeist gar nicht schwierig ist. Einige solch schöner Ans-gaben harren der Lösnng in der Altstadt: Am Gast-hof „Goldener Adler" wurden unter der jetzigenPntz- nnd Tünchschicht die Neste einer großzügigen,farbenfrohen Qnaderbemalung festgestellt, die derausgehenden Nenaissance angehört und eine überausbeschwingte Note in das Straßenbild bringen wird,wenn — hoffentlich in nicht allzn ferner Zeit — anihre Bloßlcgnng nnd Ncstanriernng geschritten wer-den kann.

Ähnlich wie am Trantsonhans wird die Bemalungdes „Kolbenturms" seiu, der sich mit seinem Bogenüber die Schlosscrgasse spannt. Anch hier sind Spn-ren von Malerei gnt sichtbar.

Ein besonders dankbares Objekt für eine Nesianriernng wird das Katznnghans sein, das au domi-nierender Stelle die Herzog Friedrich Straße mil fal-fcher Gotik verschandelt. Die Nückführnng dieser Fas-sade ans den strengen nnd schlichten Eharatter desAlt-^Innsbrncker Hanfes wird eine der bösesten Ban-sünden in der Altstadt beseitigen, nnd inaii kann nnrhoffen, daß es bald geschehen möge.

M i t der Zeit werden sich anch die Bombenlückenin der Seilergasse schließen, nnd dann wird diesergan-, besonders eigenartige mittelalterliche Straßcn-;ug mit seiueu hochgetürmteu Häuscru wieder denBlick znm Stadttnrm gleich den Wänden einerSchlucht nmrahmen. Schon Heuer soll eines der zer-störteil Hänser in einfacher, aber ansprechender Formwieder erstehen.

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Seite 2 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Nummer 4

Der Häuserring, der das mittelalterliche Inns-brück, an die einstmalige Stadtmauer gelehnt, um-schließt, ist dnrch den Krieg an zwei Stellen aufgeris-sen worden: Die große Wunde am Bnrggraben, diednrch die Zerstörnng des Damenstifts entstanden ist,schließt sich nun langsam; wir sehen mit Frende dasBauwerk höher wachsen und bedauern nur, daß sichdas Loch am Marktgraben nicht schließen will, wodas in ansprechenden Formen des 19. Jahrhundertsfassadiertc ehemalige Schnrff'sche Anwesen (Markt-graben Nr. 27) mit den schönen gotischen Bauteilenim Durchgang noch immer in Trümmern liegt. Beidieser Gelegenheit soll jedoch nicht unerwähnt blei-ben, wie sehr wir uns über den gegenüber aufgeführ-ten Neubau (Marktgraben Nr. 14) freuen, der durch

seine klaren, ruhigen, dem alten Bestand feinfühligangepaßten Formen anffnllt.

Auch für das Verschwinden von Vorbauten amBurg- und Marktgraben wollen wir dankbar sein,denn der alte Stadtkern wird, wenn dereinst allestörenden Läden entfernt sein werden, schön nnd ge-schlossen vor uns stehen. Daß sich dabei wegen desvorhandenen alten Bestandes Schwierigkeiten erge-ben, ist klar. Doch konnten bisher in einigen Lädengute Lösnngcn gefunden werden. Man muß aner-kennen, daß dabei gnter Wille der Banherrschaft undsehr viel Architcktengeschick notwendig find. Mangeltsdaran, dann entstehen Notlösungen, wie wir sie amBurggrabcn beobachten können, die das Stadtbildverunstalten nnd neben gelungenen Umbauten be-sonders häßlich wirken.

Bauliche Erneuerungen in InnsbruckOberbaurat Theodor Prachensky.

Innsbruck ist eiuc der wenigen Städte, welchetrotz zahlreicher Luftangriffe nicht total durch Bom-ben vernichtet wnrde. Es hat daher mehr als andereStädte die Verpflichtung darüber zn wachen, daß dieNeuballten sich hinsichtlich ihrer Gestalt und Durch-bildung den bestehenden Bauwerken und Straßen-zügen würdig einfügen. Der Fremde bewundert jahier nicht allein das „Goldene Dacht" als einzigartigesKleinod alter Vaukuust, sondern vielmehr eine ganzeReihe einfacher, ehrlich gestalteter Bürgerhäuser unddaneben auch solche bäuerlichen Tiroler Gepräges.Heute wäre es praktisch undenkbar und Wohl anchnicht zweckentsprechend — abgesehen von den hohenKosten nnd der Verwendung von edlem Baumaterial— so zu bauen wie es unsere Vorfahren getan haben.Die meisten dieser Gebäude sind ja seinerzeit nicht ineinem Zuge errichtet worden, sondern das Ergebniseines langsamen, sich über Jahrhunderte hinziehen-den Weiterbanens und Ergänzens, das vielleichtmehrfach dnrch vernichtende Brände unterbrochenwurde. Auch Innsbrucks Juwel, seine Altstadt,wnrde leider durch die Bombeuaugriffe in Mitleiden-schaft gezogen, sieben Hänser wnrden dabei gänzlichzerstört und über ein Dutzend erlitten schwere Schä-den. Beim Wiederanfbau ist es also eine Selbstver-ständlichkeit, das historische Gesicht und den Charak-ter der Altstadt streng zn wahren. Dies schließt nichtans, daß speziell die neuen Grundrisse nach moder-nen gesnndheitlichcn Prinzipien geplant werden. Hiezu werden anch die Ausführungen des jüngst verstor-benen Stadtphyfikus Dr. Robert Kapfercr in Nmnmer 11/12 (1948) dieses „Amtsblattes" zn beachtensein. Das Stadtbanamt Innsbrnck nnd das Landesdenkmalamt — siehe Anfsatz von Dr. Gritsch — sindeinträchtig bemüht, das alte Stadtbild zn erhaltenund womöglich den gotischen Charakter der Hänser,welche in neuerer Zeit durch Renovierungen vielfachihren alten St i l verloren haben, wieder heransznkristallisieren. Das sogenannte „Kapfererhaus" hatbereits fröhliche Urständ gefeiert und blickt freundlich

mit seinem Übcrcckerkcr in die Herzog-Friedrich--Strahe. Das gegenüberliegende altbcrühmte Traut-sonhaus war bei einem Bombenangriff gleichfalls er-heblich beschädigt worden. Anläßlich der Restaurie-rung zeigte fich, daß sich unter der alten Tünche wnn-dcrschöne Renaissance-Fresken erhalten hatten. Die-ses Haus wurde mit ganz besonderer Liebe und ver-ständnisvollem Eingehen ans den Altbestand renoviertnnd dadurch zn cincin neuen künstlerischen Kleinodder Altstadt gemacht. Das Landcsdcnkmalamt nnterLeitung des Landcskonservators Dr. Oswald Trapphat sich im Verein mit Arch. Matnella vorzüglich nmdiese Renovierung bemüht. Anch die Stadt Inns-bruck hat sich dabei finanziell fördernd beteiligt. Dasanschließende sog. Voglsangcrhans erhielt ebenfallsein ncnes originelles Freskenkleid, ein Verdienst desLandesdenkmalamtes in Znsammenarbeit mit Archi-tekt Kotck nnd Baumeister Iartschitsch. Nicht verges-sen sei schließlich der schwierige Aufbau des HausesSchlossergassc 27, welcher ebenfalls bereits im Noh-ban fertiggestellt ist. (Entwnrf nnd Ausführung dnrchdie Firma Anton Fritz.)

Die Renovierungen in der Altstadt sind beträchtlichen Tchwierigkeitcn ausgesetzt. Die meisten Hansmauern wurden einfach ans den rnnden Bachsteinen,wie man sie eben im I n n fand, ohne festen Verbandzusammengefügt. Oft fehlt sogar eine eigene Feuer-maner. Ursprünglich dürfte der Mörtel zweifellosgut gewesen sein. I m Verlanfe der Jahrhunderte —es gab ja damals noch keine Bodenisoliernng — sinddie Manern jedoch vom Grnnde heraus total durchsfeuchtet worden, fo daß der Mörtel allmählich abge-standen und faul wnrde. Die Haltbarkeit dieser Man-ern hat daher sehr gelitten nnd mau kann ruhig behanptrn, daß sich ein Hans aus Altersschwäche andas andere lehnt und stützt. An einer Stelle, wo dieBomben ein Haus aus der Mitte heraus zerstört hat-ten, kamen die Häuser rechte und link? davon sogarznm Einstürze, so daß umfangreiche nnd kostspieligePölzungcn zu ihrer Aufrechterhaltuug notwendig

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der ^afldcöhauptstadt Seite

waren. Infolge des hohen Grundwasserstandes nnd möglich sein, die Hänser teilweise zu unterkellern. Dieder verhältnismäßig niederen Lage Innsbrucks min arg verbauten unlwgienischen Innenhöfe bedürfenI n n sind die meisten Altstadlhänser nicht nnterkellerl. gleichfalls einer gründlichen Nenoviernug.Erst durch die neuen Bauverfahren N'ird es künftig

Das Vogelhaus der Stadt Innsbruck, seine Entstehungund dermalige Besetzung

Neg.Mat L. L e r ch e r.

Der prächtige städtische Park mit der Villa „Plan-ka" beherbergt, manchen Inusbrnckern nnd Besuchernunserer Stadt immer noch viel zu wenig bekannt, diegroßen Flugräumc der Tiroler Vogelwarte, eineVogelhaus-Anlage mit ganz neuartiger Gcstaltuug,die von auswärtigen Fachmännern wiederholt alseinzigartige Einrichtung anerkannt wnrdc. DiesesVogel Hans wnrdc über Anregung des seinerzeitigenVorstandes der Sparkasse der Stadt Innsbruck, HerrnHans Hörtnagl, nach den Ideen des ehemaligen ver-dienstvollen Obmannes der Tiroler Vogelwarte, desB.-B.-Ob.-Insp. Max Sandner und des Verfassersdieses Aufsatzes, durch deu Jug. Thnrner des Stadt-bauamtcs Innsbruck geschaffen. An der Stelle, wodas Vogelhaus aus der Erde wuchs, stand einst einlanggestrecktes, zur Villa Blauka gehöriges Glas-Hans, das dem Verfall Preisgegeben ward. Ob.-Insp.Max Sandncr wurde beim ersten Fliegerangriff aufInnsbrnck, am 15. Dezember 1943, vollständig ans-gebombt, übersiedelte nach Zell a. S., wo er ani25. August 1N45 einem Herzschlag erlag. Seit jenerZeit wurde die Leitung dieses Vogelhauses, bzw. derTiroler Vogelwarte dem Verfasser übertragen. Ing .Thnrncr, der Erbauer des Vogelhauses, ist bald nachder Fertigstellung desselben plötzlich gestorben.

Ein dreiteiliges, weitläufiges Vogelhaus veran-schaulicht in frischer, natürlicher Umgebung in denerwähnten Flugräumen drei Landschaftstypen, eine„Au" , ciue „Mittelgebirgs-" und eine „Hochgebirgs-landschaft". I n letzterer befindet sich neben einemkleineu Teiche (ein solcher wnrde in allen drei Vo-lieren eingebaut), ein künstlicher Wasserfall.

Die hier erstmals mit großem Erfolg versuchtenaturgemäße Unterbringung heimischer Vögel wirdnnn auch vom Priuzcu von Ncuß, der nnser Vogel-haus wiederholt besichtigte, auf seinen Landgütern inder Steiermark nachgeahmt.

Von dein Gedanken ausgehend, den Besuchcru nnreinheimische, im allgemeiueu weniger bekannte Vogelarten zn zeigen, ist die Leitnng der Tiroler Vogelwarte nach wie vor bestrebt, in den einzelnen Landschaftstypeu hauptsächlich jene Vögel znr Schau zustellen, die in freier Natur in derselben vorkommen.So werden in der „Aulandschaft" neben Rebhuhn,Wachtel, Kiebitz, Star, Grünfnßteichhnhn, Bleschuhnn. a. Lauf nnd Tumpfvögelu auch die rote und graueNachtigall (der grosser), das Blankehlchen, das Notkehlchen, die weiße nud die gelbe Bachstelze, sowie dieBartmeise vom Neusiedler See, als auch der Pirol(die Goldamsel) nnd vielleicht, falls die Erwerbunggelingt, das Haselhuhn zu sehen sein. — Durch

die angebahnte Verbindung mit dem Biologischen I n -stitnt Wilhelminenberg in Wien, werden wir dieoben aufgezählten, nns aber bis nnn zum Teil nochfehlenden Vögel im Laufe der Zeit angeliefert erhal-ten. — Als Kompensation mußten wir sechs Hauben-meisen und zwei Paar Kreuzschnäbel snr das ge-nannte Institut zu Brutversuchen beschaffen.

Eine Spitzcnleistnng war die Aufpäppclnng eiuesKuckucks, der durch den dermaligen Wärter der Schau-anlage mit viel Geschick voliercnrcif gemacht wurde.Das Kuckucksei wurde dnrch zwei Gartenrotschwänz-chen, die ihr Nest nnter einer Dachschindel einesBauernhofes am Weerbcrg angelegt hatten, in dasein hernmoagabnndicrendcs Knckncksweibchen ein E lablegte, bzw. hineinpraktizierte, erbrütet uud der sichzn einem prächtigen Männchen entwickelnde Zichsohnmühsam aufgczogcu, bis er geraume Zeit vor demSclbständigwcrden der Tiroler Vogelwarte zur wei-teren Betreuung überantwortet wurde. Eine erwäh-nenswerte Vergangenheit ,hat der in der Aulandschaftuntergebrachte Kiebitz. Er wurde in der Gegend desDorfes Patsch mit gebrochenen Flügeln von einemrevierenden Jagdhunde aufgestöbert und einen Tagspäter vom Huudebesitzcr der Tiroler Vogelwarteübergeben, bzw. im Garten der Vogelschutzstation amAhrnberg ausgesetzt. Nach einer notwendig geworde-nen Operation verheilte die Bruchstelle des Flügels-nnn fühlt sich der vor einem traurigen Ende bewahrteKiebitz recht Wohl nnd ist seinem Pfleger sehr zugetan.

I m „Mittelgebirge" sehen wir die der breitenMasse mehr bekannten Körncrfresscr, wie: die zweiprächtigen Gimpelpaare, Erlenzeisige, Distelfinken,die stets mnnteren Tannen- nnd Haubenmeisen, dieKleiber, die Feld- nnd Stcinlerche, das Singdrossel-Paar, den mittleren Bnntspecht, eine Ningdrossel,eine selten schöne Blandrossel nnd eine rote Nachligall. I n der „Hochgebirgslandschafl" sind dermalenvertreten: drei Alpenbraunellen, fünf Alpeuleinzeisige, zwei Bergfinken, ein Steinschmätzer, eiu Wasser-pieper, ein Hansrotschwanz, ein Zitronenzeisig, dreiSingdrosseln, eine Blandrossel, eine Gebirgsstelze nndfünf Kreuzschnäbel in den verschiedenen Verfärbuugs-stadien. Wir sind bemüht, das dnrch l'lberalternngeingegangene Steinhuhn zu ersetzen.

Schwere Verluste erlitt das Vogelhans dnrch denseiuerzeitigen unterirdischen Einbruch eines Wieselsin das „Hochgebirge", das ^!i der wertvollsten, nnrsehr schwer und uur allmählich wieder beschaffbarenVögel, wie z. B. des Steinrötlpaarcs, in einer Nachtvernichtete. Es ist alles in die Wege geleitet, daß wir

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Seite 4 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Nummer

in absehbarer Zeit in die Lage versetzt werden, dieeingebüßten Vogelartcn wieder zu ergänzen.

Erfolgreiche Vrnten der Kleiber, der Erlenzeisige,des Gimvelpaarcs, der Gebirgsstelzcn, der Ning-drosscln und der Singdrosseln, die vor zwei Jahrenmit drei Gelegen zehn Junge hochbrachten, sowie diejahrelange Pflege seltener, znr Käfignng sonst kanmgeeigneter Vögel beweisen trotz des Fehlens des seiner-zeitigen hochwertigen und dermalen nicht erhältlichenWeichfntters, die gnte fachgemäße Betreuung durchdie dermaligen Mitarbeiter.

Immer reger wird das Interesse der Bevölkerungfür die Vogelschau der Stadt Innsbruck, was aus denMassenbesuchen, insbesondere an Sonn- und Feier-tagen, hervorgeht. So wnrden an einem schönenFrühlingssonntag innerhalb eines Zeitraumes vonfünf Stunden zirka 800 Besucher gezählt. Ge-schlossene Klassen von Volks- und Mittelschulen un-

ter Führung der Lehrer bzw. Professoren kommen anWochentagen fallweise, um die Schüler mit den ver-schiedenen Vogelarten unserer Heimat vertraut zumachcu. Die dermaligc Leitung dieser Vogelschau hältauch von Zeit zu Zeit erläuternde Vorträge und be-antwortet alle Fragen, die aus der Mitte besondersinteressierter Besucher an dieselbe immer wieder ge-stellt werden.

Dnrch das großzügige Entgegenkommen dec> HerrnBürgermeisters der Landeshauptstadt Innsbruckwurde es möglich gemacht, daß die seit dem l i i . I n n i1937 bestehende Anlage, vielleicht als einziges Vogel-haus, die in Osterreich, bzw. Deutschland von denFliegerangriffen verschont geblieben, vor zwei Jahreneiner gründlichen Überholung unterzogen wurde, nmdiese Stätte der Kultur und Wissenschaft nicht mirfürderhin zu erhalten, sondern dieselbe zu immergrößerer Blüte zu bringen.

Innsbrucker Fremdenbeherbergungsbetriebe zum Jahresbeginn 1949I n dem Aufsatz über die Entwicklung des Fremden-

verkehrs in den Jahren 1945 bis 1948, veröffentlichtim Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Nr. 1und 2 vom Jänner nnd Febcr 1949, wurde erwähnt,daß Erhebnngcn über den Stand der Fremdenbeher-bergungsbetriebe am 1. Jänner 1949 im Gange sind.Das Ergebnis liegt nun vor.

Die Tabelle I bringt die Anzahl der Vehcrbergungs-stätten in Innsbruck uach dem Stande vom 1. Jän-ner 1949, die Tabelle I I die Zimmer- und Vctten-anzahl am gleichen Tage, beide Tabellen unter An-gabe der Gründe für den dauernden oder vorüber-gehenden Entfall der Betriebe für den gegenwärtigenFremdenverkehr.

Tabelle I.

llnzahl der Veherbungsstätten mit Stichtag vom 1. Jänner 1949.

Art derBetriebe

Hotels . . .Gasthöfe . .Pensiouen . .

Zusammen.

Anzahl derBetriebe

I.

25598

92

II .

73

18

28

davon am Stichtag außer Betrieb wegen

Vombensch.

I.

44

8

I I .

Besatzung

I.

2

1

I I .

2

2

Dauermieter

I.

1135

19

I I .

4

4

Dauerm. gemeinsam mitBesatzung od. Bombensch.

I.

32

I I .

I

1

für Fremdenuer-kehr offen

I.

1 5 >

39

I I .

5)

3

13

21

I -- Innsbruck ohne Igls.II -- Igls.

Tabelle II.

Zimmer- und Nettenanzahl mit Stichtag vom 1. Jänner 1949.I. I n n s b r u c k (ohne I g l s ) .

Betriebe

Hotels . . .Gasthöfe . .Pensionen. .

Zusammen.

Zimmer

133477472

2180

Betten

2095

1397

120

3 l>12

Bombenschaden

Zimmer

582111

5

«98

Betten

900202

8

1110

davon Entfall durch

Besatzung

Zimmer

48I

Betten

51782

.-01

Dauermieter

Zimmer

12249

,<>2

Betten

81

3,'!>,

Verbleiben fürFremdenverkehr

Zimmer

493

Betten

90229

Page 5: Amtsblatt Innsbruck

Nummer 4 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Seite 5

Betriebe

Hotels , . ,GasUi^fr , ,Pensionen . ,

Zusammen,

Zimmer

35218

188

558

esain!

Netten

3?330

II .

Vombenschaden

Himmer

Vette»

I«ls.

dlN'un ^liliali dnrli!

Besatzung

Zimmer

18«

26

214

Betten

27«

44

322

Dane»

ssimmer

70

102

,ni^>

Betten

128

I',!!

'verbleiben fiirfremde

Zimmer

1892

^12

imertehr

Vetten

158

418

Hotels . . .Gasthöfe . .Pensioneil . .

Zusammen

1686792260

2738

26591434450

4543

Innsl

582111

5

698

ruck (e insch l i eß l i ch I g l ä )

900202

1110

5284827

603

7958246

923

53122119

294

105211209

525

523511109

1143

859939187

1985

Wir können feststellen, daß seit dein Vorjahre dieZahl der für den Fremdenverkehr offenen Hotels inInnsbruck (ohne Igls) um drei, der Gasthöfe und(Gasthäuser ebenfalls uni drei zugenommen, der Pen-sionen um eine abgenommen hat; in Ig ls die Zahlder Hotels um eines, die Zahl der Pensionen umzwei zugenommen hat. Je vier Hotels und Gasthöfe inInnsbruck sind noch nicht wieder aufgebaut; zwei Ho-tels, ein Gasthof in Innsbruck, zwei Hotels in Ig lssind von der Besatzung in Anspruch genommen, neun-zehn Gaststätten, davon allerdings nur ein Hotel, inInnsbruck und vier in Ig ls von Dauermietern be-

legt; insgesamt sechs Betriebe verzeichnen einen Aus-fall durch Dauermicter gemeinsam mit Belegungdurch Besatzung oder Bombenschaden.

Ein besseres Bild des Fortschrittes im vergange-nen Jahre bringt nns Tabelle I I I , die eine Zunahmeder Zimmer in Innsbruck (ohne Ig ls) um fast RIO,der Betten uni rund 270, in Ig ls der Zimmer umüber 60, der Betten um 10N erkennen läßt.

Diese Tabelle bringt eine Gegenüberstellung je-ner Fremdenverkehrsbetriebe samt Zimmern undBetten nach dem Stande von 1939, 1948 und 1949,die zu den Stichtagen tatsächlich der Fremdenbeher-

Tabellell l.

die Hremdenbeherbergung offene Vetriebe.

HotelsGasthöfe n. Gasthäuser .Pensionen

Zusammen, . .

Innsbruck

Betriebe

Stand am

31. 12.1939

24659

!)8

1. 1.1948

12364

52

1. 1.1949

15393

57

(ohne Ig l s ) .

Zimmer

Stand am31. 12.

1939

123778556

207«

1. 1.1948

31739111

719

1. 1.1949

391493

17

901

Betten

Stand am31. 12.1939

19901452

92

3534

1. 1.1948

55672020

1. 1.1949

636902

29

1567

HotelsGasthöfe u. Gnstl)äuser ,Pensionen

Zusammen . . ,

3

43

2« ^ 18

I

53

21

g l5 .

35418

! 59

531

931868

179

1321892

242

59235

282

909

16337

113

313

22337

158

418

HotelsGasthöfe n, Gasthäuser .Pensionen

Zusammen , ,

6827

! ^ .

I n n 9 b r n cl

163915

70

2042Ki

smi t I

1591803215

2609

ftlü).

41040979

898

523511109

1143

25821487374

4443

719757133

1609

859939187

1985

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bergung dienten. Durch die Freigabe seitens der Besät-zuugsmacht, durch Freistellung von Dcmermieteru,vor allein aber durch die Wiederinstandsetzung derGaststätten, die ohne Zuhilfenahme öffentlicher Gelder seitens der Besitzer vorgenommen wurde, ist oieAnzahl der für den Fremdenverkehr verfügbaren Be-triebe, der Zimmer und Betten im Gesamt-Innsbruckgegenüber dem Vorjahre erheblich gestiegen. Mi t demStichtag 1. Jänner 1949 nahm gegenüber dem Jahre1948 zu: die Zahl der Betriebe um 11 Prozent, derZimmer um 27 Prozent, der Betten um 23 Prozent.Damit ist ein Stand erreicht, der es im allgemeinenbeim Umfang des heutigen Fremdenverkehres demGaste gestattet, sich die Gaststätte selbst auszuwählen,zum Unterschied von. den Vorjahren, iu dencu jederFremde in Innsbruck froh sciu mußte, überhaupteine Unterkunft zu finden. Durch die Wiederinstandsetzung von Hotels ersten Ranges, einiger guter Ho-tels und Gaststätten zweiten Ranges hat Innsbruckwieder Gaststätten aufzuweisen, die in jeder Hinsicht

als einwandfrei zu bezeichnen und geeignet sind, denRuf Innsbrucks als Frcmdcustadt neuerdingö zu dekräftigen. Freilich reichen die bestehenden und verfügbaren Fremdenbeherbungsstätten noch lange nichtaus, den sich wahrscheinlich steigernden Fremdenderkehr zu fassen. Doch loir sind gewiß, daß der Unternehmergeist uuscrer Gastwirte bestrebt sein wird, mitnnd ohne Wicdcraufbauhilfe des Staates die Gaststatten von allen den verschiedenartigen Kriegsschädenzu heilen uud sie so auszugestalten, daß sie den >'lnforderungen der einfachen wie auch der verwöhntenFremden entsprechen werden. Huffen wir, daß dieheute noch bestehenden Ncisecrschwcrnissc von allenStaaten zn uus uud die Devisenbeschränkungen in absehbarer Zeit so gelockert werden, daß der fremde Gastohne große Schwierigkeit in unser schönes Land ein-reisen kann. Dann wird unser Fremdenverkehr wie-der die Bedeutung erringen, die er als eine der wich-tigsten Wirtschaftsgruppen feit Jahrzehnten in Tirolschon besaß. Dr. Angerer.

Leiträ^e von Dr. Karl

Innsbruck vor hundert Jahren

März 1849 (Schluß).

15. gibt der Stadtmagistrat folgende Danksagung in dieZeitung: „Laut Anzeige des hiesigen Marschkommis-sariates haben sich die Herren Mathias Ettl, Handels-mann, Johann Flunger, Gastwirt zum goldenen Stern,Johann Lautschncr, Gastwirt, Johann Lcchlcitncr,Gastwirt zur goldenen Rose, Nikolaus Strickner, Gast-wirt zum goldenen Kreuz, und die Frau Witwe Elisa-beth Lener, Gastwirtin zum weißen Kren; in Inns-bruck, schon im vorigen Jahre unaufgefordert bereit er-klärt, verwundete und leidende Militärs auch außer derTour in das Quartier und in Verpflegung übernehmenzn wollen und bei eingetretenen Fällen mit aller Be-reitwilligkeit auch wirklich aufgenommen.

Der Ausschuß des ärztlichen Vereins für Tirol und Vor-arlberg erhält von Dr. Ernst Frh. v. Fenchtersleben, dembekannten Dichter nnd Kritiker sgcb. Wien, 1806), ausWien für die Übersendung der Vercinsstatutcn ein sehrsclnueickelhaftes Schreiben. Fcuchterslcben war bei der Be-gründung der k. t. Gesellschaft der Ärzte in Wien im Jahre1810 deren Secretar geworden, 1847 Vicedircktor des modiz.-chirurg. Studiumo nnd 1848 Untcrstaatssckrctär im Unter-richtsministerium ; er starb bereits im September 1849. Erschrieb u. a. : „Die Versammlung der Ärzte für Tirol undVorarlberg hat sich, es geschehe, was da wolle, durch ihrenZusammentritt und ihre Beschlüsse ein bleibendes Verdienstum die Interessen des ärztlichen Standes erworben. Mi twahrer Befriedigung ersah ich ans dem recht gut abgefaßtenProtokolle die Einmütigkeit der Beratenden und die sehrtüchtige Leitung der Beratung."

April 1849:

l . erlaßt Hofrat Mcnsi als Präses des Vercinsausschufscsdes Innsbruckcr Musikvcrcins einen Aufruf an die„Freunde der Tonkunst und an die Beförderer allesGemeinnützigen im Vatcrlandc". I m Anschluß aneinen früheren Aufruf des Musitvcrcinsdirektorö Dr.Gröber, der die Bedcntung des 30 Jahre bestehendenMusikvereins ausführte und zart andeutete, „wie einmäßiger, den einzelnen Gemeinden nicht fühlbarerJahresbeitrag, wenn viele Gemeinden ibn leisten, denerschöpften Kräften des Vereino-Fonds nicht nur auf-helfen, sondcru die' ganze bisher so wirksame Alistallvor dem Verfalle retten und ihre immer ausgebreiteter».-Wirksamkeit möglich machen wurde", erneuert Mcnsidie Bitte um ciuc weitere Unterstützung des Vereines;

5. wird der kais. Erlaß über die Kuudmaclmna, der Ge-setze in einem allgemeinen Rcichsgesetz- und Regie-rungsblatt (vom 1. März <8l9) im „Boten" ver-öffentlicht;

l:l. empfängt der Inualidcnfonds 1200 Gulden vonI . Maj. der Kaiserin-Mutter;

17. veranstalten die Tiroler Nationalsänger GebrüderMeister von Etams vor Antritt einer längeren .Kon-zertreise einen Abschiedsabend, von dessen Einnahmensie die Hälfte für die in der Schlacht bei Novara vcr-wnndetcn Kaiserjägcr widmen;

<!). findet eine Bcnefi'ivorstellün^ der 3?per „Martha" vonFlotow für den Sänger Friedrick Dreitzlcr statt;

:l<). wird ;u Gunsten der Schauspielerin Earoliiia Alliani

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das Stück „Friedrich von Ösirrreill', gr»a»»l mit derleeren Tasche, oder Emma von Wolfeustrin, das Hcl-dcnmädchcn von T i r o l " von F. R. ausgeführt.

Ende Apr i l werden Andeutungen über den Entwurf sindie künftige Landesverfassung bekannt. Drmnacb sollte derLandtag aus , l Abgrordnrtru, von denen dir »älfte aufdir beiden »vrlsckcu i r r ise und Vonn'l l 'r ig rntsälll, brstri'ru.Ei i i Drittel wäre ano den Hockstbrstrurrten zu wäblru. DieStädte Innsbruck »>id Tr i r iu lräfe rs je ;n>ri, dir StädtePo^cn, Feldkirch, Brcgenz und Rovereto je einen Abgcord-

nr lrn. Der Rrst halte aus der Volkswahl hervorzugehen, derdie Gcmcindewahlbestimmungcn zugrundegclcgt würden.

Eine Suelmirldung drr Poli;eidirelt io» Innsbruck, dieain 6. Apr i l im „Iittcl l igcnz B la t t " vrröffc»tliä't unirde,criuiiert an brutigc Verbältnisse: im Mil i tärspi tal zu Oiai lin Algier war am 2'». Oktober 1^l,^l rin gen'issrr Iobai i l lWal t r r grstorbrii, der nack drin fran^ösisrbr» Totruschrinano Eal irslrr l ^ i i» T i ro l stamincn sollte; rr war drrisjigIa lne alt und srinr Eltern Christian "l^allrr und Mar iaBourguoui. Nähcrc Angaben wurden gesucht.

(Forts, zu Nr . 41/12, 1948.)

5.

I m Jahre 1664 reichte das gesamte Handwerk (d. h. dieZunft) der Wundärzte, Varbierer und Bader bei der Re-gierung eine Beschwerde gegen ihren Mitmeistcr ChristofRrichart, Badcr im Ofenloch, ein. Dieser habe sich gegendie Handwcrksordnung dadurch vergangen, dasi er „das vondein Bader in Venusberg, Hans Licbl, einem allhicigengeschädigten Soldaten angelegte Band (wohl ein Verband)ohmvifsend dessen aufgelöst und denselben in seine Cnrgenommen" habe. Reichart hatte sich demnach in eine vomBader Licbl begonnene Behandlung eingemischt und die-sem einen Patienten weggenommen. Als die Regierungverlangte die für Reichart angeforderte Strafe diesem zuerlasse«, wandte sich das Baderhandwerk offenbar direktan den Landcsfürstcn, der von der Regierung einen ge-nauen Bericht du erhalten wünschte. Daraus geht nunhervor, daß der Bader Liebl „das Band nit recht vorge-nommen und des Soldaten Gesundheit pcricliticrt (d. h. ge-fährdet)", also einen ärztlichen Knnstfehler begangen habe.Außerdem sei Reichart vom früheren Vorsteher der „hic-igen Compagnia", Haus Georg Lcnner, ersucht worden,sich des tranken Soldaten anzunehmen, wobei ihm nocheigens die Schadloshaltung, wenn er vom Handwerk an-gefochten werden sollte, versprochen wurde. Die Wohl-fahrt des Soldaten fei an einer „guten Cur gelegen" undsogar die Deputierten im Landes-Defensionswesen battenbefunden, daß Reichart recht handelte. Aus diesen Grün-den habe die Regierung die Kläger abgewiesen und ver-irrte überdies die Ansicht, daß sich die Handwerksordnungweder auf Soldaten, noch Bediente des Erzherzogs er-strecke, sondern lediglich ans gemeine nnd bürgerliche Leute.Die Regierung äußerte auch dem Landcsfürsten gegenüberihre Meinung, daß das Handwerk in diesem Fall von derbegehrten Strafe ab- und zur Ruhe zu wciseu sei.

Als im Dezember 1664 das Baderhandwcrk um die Be-stätiguug seiner Freiheiten ansuchte, verlangte die Regie-rung, die sonst keine Bedenken gegen die 5,4 Punkte hatte,zweifellos iu Erinnerung au den vorangrführtcu Fall eine

Änderung dahin, daß zwar kein Meister ohne Vorwissendes andern ein Band öffnen dürfe, es wäre denn eine Ge-fahr vorhanden oder der Patient dem gemeinen Foro nichtunterworfen. ( Ibk. Staats-Arch. „ A n die fürstl. Durchl.1664", 466 ff.)

6.

Am Weihnachtstag 1663 ereignete sich zwischen 4 und5 Uhr abends in 'der Stadt zwischen zwei neugoworbenenSoldaten namens Mar t i n und Georg Hämmerte — viel-leicht zwei Brüdern — „ein gewisser Rumorhandel", beidem der gen. Mar t in einen tödlichen Stich erhielt und nachtsdarauf starb. Der Täter wurde sogleich verhaftet und eineUntersuchung eingeleitet; verschiedene Personen wurdenverhört. Es soll sich ungefähr folgeudcs ereignet haben:

Die beiden Soldaten hätten mit den Buben „geschne-pallct" ( ^ Schneeballe» geworfen). Mar t i n (der Ent-leibte) habe dabei Georg zweimal in fein Quartier geschaf-fen, was dieser jedoch nicht sogleich befolgte. Ohne vor-hergegangenem Wortwechsel oder einer ungebührlichen Re-de habe Mar t i n dem Georg dreimal über den Kopf undHals und auch die liuke Hand gchaut, ja ihm einen F in-ger abgehackt, so daß „solcher allein an der Haut noch han-gend verblieben" sei. Georg, am Kopfe übel verwundet,sei, als er das B lu t herabrinnen spürte und seine Handsah, vom Zorn ergriffen worden> habe seinen Degen ent-blößt und eine» Stoß gegen M a r t i n geführt. Dieser Stichging nach der Feststellung von vier Barbieren und Wund-ärzten durch die linke Bauchseite so tief in den Körper, daßselbst die Nieren noch berührt und verletzt wurden, wodurchder Getroffene sein Leben habe enden müssen. Ma r t i n hatvor seinem Ableben noch gebeichtet.

Die Regierung vertrat nun die Ansicht, dasi der Fallalo eine Tat der Notwehr zn betrachten sci, und äußert sichdahingehend, daß der erst achtzehnjährige Täter, der anden empfaugcncn Wunden ohnehin viele Schmerzen ge-litten habe und bereits seit zwei Wochen eingesperrt sei,wieder auf freien Fnß zn fetzen sei. ( Ibk. Staats-Arch.„An die fürstl. Durchl. 1664", :l6 ff.)

Aus der StadtbüchereiFür Kinder:

Kräutler, Erich: Bcgrabcn im Urwald dcs .5i»go. Aus dcnBerichten des Indianer-Missionärs. Innsbruck: Rauch1!»!^, !>:l Seiten.

Mumeltcr, Maria Luise: Magdalen vom Crberhof. Leip-zig-Wien: Schneider 1W5. 112 Seiten.

Pischina,er, Alois: I m Zaubcrreich der Phantasie. GroßeDichter erzählen Märchen und seltsame Bcgcbrnbritcu.Zusammengestellt von Alois Pischingcr. Bilder uud

Zeichnungen von Herta Paiu. Wirn: llbcüriltri'^1!l Seiten.

Tonnenland: Eine Gabe für Mädcbr». .»rranogrgrbrn vonMaria Luisr Thillmair-Mninrltrr. Innobrnck-Wirn:Tvrolia <!»l^. ktt Seite».

Naycr, Manfred: l'lber Wolken uud Wüsten. Salzbürg:Unser Pfad-Verlag 1948. 231 Seiten.

Thurmair, Ocorg: Rick, Josef: Das helle Tegel. Freiburg:Herder o. I . 2«? Seiten.

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Seite 8 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck Nummer 4

WöriShöffer, Sophie: Durch Urwald und Wüstensand. Fürdie Jugend neu bearbeitet von Emil Hübl. Wien: Ubcr-rcutcr 1948. 437 Seiten.

Kunst, Literatur, Theater:Schwandcr, Emi l : Die deutsche Knnstfibcl. Ein Führer

durch die Geschichte der deutschen Kunst. 99 Abbildungen.2 Tafeln. 2. vollständig neu bearbeitete Auslage. Mün-chen: Pruckmanu 1936. 96 Seiten.

Tschaitowsty, Peter Iljitsch: E. Drinker Vowcn und Bar-bara von Meck: Geliebte Freundin. Tschaikowstvs Lebenuud sein Briefwechsel mit Nadcsda von Mcck. M i l scch<Kunstdrucktafeln. München-Leipzig: List 1946. 484 S.

Der Groste Duden: Rechtschreibung der deutschen Spracheund der Fremdwörter. Mi t Unterstützung des deutschenSprachvereins < . . nach den für das Deutsche Reich,Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regelnbearbeitet von Otto Vaster unter Mitwirkung der Fach-schristleitungcn des Vibl. Inst. 11. neu bearbeitete underw. Ausl. Leipzig: Vibl. Inst. 1934. 669 Seiten.

Scherer, Wilhelm: Geschichte der deutschen Literatur. Biszur Gegenwart ergänzt von Th. Schultz. Wien: Concor-dia o. I . 735 Seiten.

Weber, Carl August: Frankreich. Herausgegeben von Weber.Dichtung der Gegenwart. München: Neismann o. I .159 Seiten.

Kainz, I^sef: Wieglcr, Paul: Josef Kainz. Ein Genius inseinen Verwandlungen. Mi t 45 Bildnissen auf 32 Ta-feln. Berlin: Deutscher Verlag 194?. 139 Seiten.

Lebensbild:Sheridan, Clare: Ich, meine Kinder und die Großmächte

der Welt. Ein Lebensbuch unserer Zeit. Leipzig: List1928. 348 Seiten.

Naturwissenschaften:Capek, Karel: Daschenke oder das Leben eines jungen Hnn-

des. Erzählt, gezeichnet, photographierr und erlebt vonCapek. Wien: Hcidrich 1948. 95 Seiten.

Cipper, Paul: Freundschaft mit Katzen. M i t 32 Vildnis-studicu nach Origiualaufnahmen von Hedda Walthcr.VcrUn: Reimer 1938. 98 Seiten.

Moerl, Anton von: Die Große Weltordnung. Band 2. Ver-fall der antiken Wissenschaft. M i t 9 Abbildungen. Ber-l in : Zsolnap 1918. 290 Seiten.

Munthe, Axel: Das Buch von San Michele. VollständigeAusgabe. Berl in: Knaur 1931. 570 Seiten.

Wells, Cric F. V.: Mi t Löwen auf Du. Mi t 27 Bildern.Stuttgart: Engelhorn 1933. 158 Seiten.

Nciscliteratur:

Vodlcy, R. C. V.: Es ruft die Sahara. Wien u. a.: Mira-bcll-Vcrlag o. I . 328 Seiten.

Gervais, A.: I m Schatten des Ma-Kuc. Als Arzt imBanne chinesischer Gcistcrwelt. Leipzig u. a.: Goldmauu1937. 25!» Seiten.

Kcllcrmann, Bernhard: Der Weg der Götter. Indien, >llein-Tibet, Slam. Mi t 49 Abbildungen nach phot. Ausnah-men. Berlin: Fischer 1929. 250 Seiten.

Tichy, Herbert: China ohne Mauer. Mi t 56 Bildern nachZeichnuugcn des Pekinger Malers Ehcu-Ehih-Nung.Wien: Seidel 1948. 200 Seiten.

Technik:

Linder, Felix: Technik im Haus. Was man in der Woh-nung, Haus und Garten selber reparieren, installierenund werken kann. Mi t Abbilduugeu. Wien: Humboldt-Verlag 1948. 151 Seiten.

Recht, Politik:

Canal, Ludwig: Universelle Politik. Innsbruck: Schlüsscl-vcrlag 19^l8. 312 Seiten.

Liber, Hans: Der Volksadvolat. Ein Hilfsbuch für jeder-mann. Wien: Orac o. I . 280 Seiten.

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Verleger, Eigentümer u. Herausgeber : Die Stadtgemeinde Innsbruck. — Verantw. Schriftleiter : Dr. Karl Schadelbauer, InnsbruckRathaus, Himmer Nr. 199. — Anzeigenuerwaltuug: Annoncen-Expedition „Nouitas", Iuusbrllck, Aiii6)straße 8/1. - Druck

und Vertriebsuerwaltung: Feliziau 9iauch, Iniläbrlick. — Druckgenehmigung Nr. 106 uom 2l, Ottober 1946.