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    Analyse des Mobilittsverhaltens Innsbrucker

    Studierender beim Wintersport: Eine statistischeAnalyse

    Diplomarbeit

    zur Erlangung des akademischen Grades

    eines Magisters der Sozial- undWirtschaftswissenschaften

    betreut von Herrn

    em. O. Univ.-Prof.

    Dr. Gerhard Marinell

    Institut fr Statistik

    Fakultt fr Volkswirtschaft und Statistik

    eingereicht an der

    Fakultt fr Betriebswirtschaft

    der Universitt Innsbruck

    von

    Emanuel Alois AICHNER

    Innsbruck, Dezember 2012

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    Inhaltsverzeichnis

    1 Vorwort 1

    2 Die Forschungsfrage und empirische Durchfhrung 42.1 Forschungsgeleitete Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

    2.2 Methodik und empirische Durchfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien 93.1 Wahl von Freizeitdestinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93.2 Modelle mikrokonomischer Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    3.2.1 Erklrungsmodell der Besuchsfrequenz kalifornischer Skigebiete 143.2.2 Entscheidungsmodelle bei der Wahl schottischer Skigebiete . . 15

    3.3 Modelle verhaltenswissenschaftlicher Entscheidungstheorie . . . . . . 163.3.1 Analyse der Einflussfaktoren bei der Skigebietswahl nach der

    Means-End Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.3.2 Analyse der Destinationswahl auf Basis der Skilled-Consumption

    Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183.4 Marktsegmentierungsstudien bei Wintersportdestinationen . . . . . . 21

    3.4.1 Kundensegmentierung am Beispiel finnischer Skigebiete . . . . 223.4.2 Kundensegmentierung am Beispiel sterreichischer, italieni-

    scher, deutscher und Schweizer Skigebiete . . . . . . . . . . . 233.4.3 Kundensegmentierung am Beispiel griechischer Skigebiete . . 263.4.4 Segmentierung basierend auf dem Besitz eines Saisonpasses . . 283.4.5 Segmentierung sdkoreanischer Studierender beim Wintersport 293.4.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

    3.5 Freizeitmobilitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

    3.5.1 Begriffklrung, Eingrenzung und Charakteristika . . . . . . . . 333.5.2 Stellung ffentlicher Verkehrsmittel im Vergleich zum motori-

    sierten Individualverkehr im Kontext der Freizeitmobilitt . . 343.5.3 Einflussvariablen bei der Wahl von Verkehrsmitteln bei Frei-

    zeitdestinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373.5.4 Erfolgsfaktoren fr die Schaffung einer ffentlichen Verkehrs-

    dienstleistung im Freizeittourismus . . . . . . . . . . . . . . . 383.5.5 Wahlexperimente zur Analyse der Mobilittsprferenzen bei

    der Anreise zu einer Bergsportdestination . . . . . . . . . . . . 403.5.6 Freizeitmobilitt bei der Sportausbung am Beispiel des geo-

    grafischen Raumes Innsbruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

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    Inhaltsverzeichnis

    3.6 Wintersport in Tirol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463.6.1 Skigebiete und Kartenverbunde . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

    3.6.2 PNV-Angebote zur Anreise zu Nortiroler Skigebieten . . . . 483.6.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

    4 Theoretischer Hintergrund empirischer Arbeit 554.1 Skalierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

    4.1.1 Nominalskalierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564.1.2 Ordinalskalierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564.1.3 Metrische Skalierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

    4.2 Stichprobe und Grundgesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 574.2.1 Grundgesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

    4.2.2 Stichprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 574.3 Online-Erhebungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604.3.1 bersicht und Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604.3.2 Vor- und Nachteile gegenber klassischen Verfahren . . . . . . 624.3.3 Stichprobenziehung mit Hilfe von Online-Instrumenten . . . . 644.3.4 Weitere Verzerrungsrisiken bei Online-Erhebungen . . . . . . . 68

    4.4 Der Chi-Quadrat-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 704.5 Testverfahren fr ordinal skalierte Daten . . . . . . . . . . . . . . . . 77

    4.5.1 Kruskal-Wallis H-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 784.5.2 Mann-Whitney U-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

    4.6 McNemar-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

    4.7 Die Faktorenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

    5 Deskriptive Analyse der Daten 965.1 Wintersportausbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

    5.1.1 Wintersportarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965.1.2 Aktivittsausbung im Wintersportgebiet . . . . . . . . . . . 975.1.3 Gruppenerlebnis Wintersportausbung . . . . . . . . . . . . . 985.1.4 Besitz von Saisonkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

    5.2 Mobilittsverhalten bei der Anreise zu einem Skigebiet . . . . . . . . 1045.2.1 Mobilittsverhalten allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

    5.2.2 Modal Split bei der Anreise zu Skigebieten . . . . . . . . . . . 1065.3 Potential zustzlicher Skibusverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . 1075.3.1 Bedrfnis nach zustzlichen Skibusverbindungen . . . . . . . . 1075.3.2 Zahlungsbereitschaft fr eine Skibusdienstleistung . . . . . . . 1085.3.3 Einstellung gegenber Skibusangeboten . . . . . . . . . . . . . 109

    5.4 Entscheidungskriterien der Skigebietswahl . . . . . . . . . . . . . . . 110

    6 Induktive Analyse der Daten 1126.1 Reprsentativittsprfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1126.2 Unterschiede in der Wintersportausbung . . . . . . . . . . . . . . . 113

    6.2.1 Skilled Consumption Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

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    Inhaltsverzeichnis

    6.2.2 Unterschiede bei Besitz einer Saisonkarte . . . . . . . . . . . . 1176.3 ber die Rolle des MIV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

    6.3.1 Unterschiede in der Verfgbarkeit eines PKWs in Abhngig-keit zur berwiegend ausgebten Sportart . . . . . . . . . . . 125

    6.3.2 Unterschiede in der maximalen Anreisebereitschaft zu Skige-bieten, abhngig von der Verfgbarkeit eines PKWs . . . . . . 126

    6.3.3 Unterschiede in der Mobilittsausbung bezglich Wohnform . 1286.4 Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

    6.4.1 Unterschiede in der berwiegenden Anreiseart . . . . . . . . . 1366.4.2 Einfluss der Verfgbarkeit eines Autos auf die berwiegende

    Anreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1416.4.3 Unterschiede zwischen dem Ausgangspunkt und der berwie-

    genden Verkehrsmittelwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1436.4.4 Unterschiede in der Inanspruchnahme von Mitfahrbrsen . . . 1456.4.5 Unterschiede im Bedrfnis nach zustzlichen Skibusverbin-

    dungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1466.5 Kundenzufriedenheit mit Skibusverbindungen . . . . . . . . . . . . . 150

    6.5.1 Unterschiede zwischen den Verbindungen hinsichtlich der Zu-friedenheit mit der Fahrfrequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

    6.5.2 Unterschiede zwischen den Verbindungen hinsichtlich der Zu-friedenheit mit der frhest mglichen Anreisezeit . . . . . . . 153

    6.5.3 Unterschiede zwischen den Verbindungen hinsichtlich der Zu-friedenheit mit der letzt mglichen Rckfahrzeit . . . . . . . . 153

    6.5.4 Unterschiede zwischen den Verbindungen hinsichtlich der Zu-friedenheit mit der Fahrtdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156

    6.6 Unterschiede im Wahlexperiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1586.6.1 Einfluss des Einkommens auf das Wahlverhalten . . . . . . . . 1596.6.2 Einfluss der berwiegenden Anreiseart auf das Wahlverhalten 1626.6.3 Einfluss der Verfgbarkeit eines PKWs auf das Wahlverhalten 1666.6.4 Effekt der Fahrzeitreduktion auf das Wahlverhalten . . . . . . 1706.6.5 Effekt des Gratisangebotes auf das Wahlverhalten . . . . . . . 177

    6.7 Unterschiede bezglich soziodemografischer Einflussvariablen . . . . 1846.7.1 Einfluss der Variable Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

    6.7.2 Einfluss der Variable Nationalitt . . . . . . . . . . . . . . . . 1916.8 Faktorenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

    7 Zusammenfassung und Resmee 204

    Abbildungsverzeichnis 208

    Tabellenverzeichnis 214

    Anhang 220

    Literaturverzeichnis 256

    I

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    1 Vorwort

    Wo Mensch und Berg sich begegnen, ereignen sich groe Dinge,

    die sich im Gedrnge der Straen nicht verwirklichen lassen.

    (William Blake)

    Mobilitt und Transport ist eine bedeutsame Komponente im Leistungserstellungs-

    prozess der Freizeit- und Tourismusdienstleistungsbranche, welche magebliche Aus-

    wirkungen auf die Nachhaltigkeit von Tourismusdienstleistungen hat. Untersuchun-

    gen von Gssling (2002) zeigen, dass der Faktor Transport mit Abstand am meis-

    ten zu dem von dieser Branche verursachten Energieverbrauch und den emittierten

    Treibhausgasen beisteuert (Gssling, 2002, S.292). Vor allem im Wintersportbe-

    reich ist der Faktor Transport ein wesentlicher und energieintensiver. Als Beispiel fr

    besonders energieintensive Wintersportausbung sei das Heliskiing genannt, fr das

    pro Tourist allein 1 300 MJ an Energie aufgewandt werden muss. Dies entspricht in

    etwa dem 130-fachen Energieverbrauch eines Museumsbesuches (Gssling, 2002,

    S.292). Auch wenn Heliskiing kein verbreitetes Phnomen in Nordtirol darstellt, so

    ist der motorisierte, straengebundene Individualverkehr ein bedeutsamer Brenn-

    punkt gegenwrtiger und vor allem zuknftiger Bemhungen um Nachhaltigkeit in

    der Alpenregion. Untersuchungen in der Schweiz zeigen, dass 55% aller Fahrten auf

    alpenquerenden Straen einen touristischen Hintergrund haben und weitere 29%

    Prozent in Zusammenhang mit Freizeitzwecken stehen (Alpenkonvention, 2007,

    S.68). In Tirol wirkt sich der Freizeit- und Urlaubsverkehr spr- und messbar auf die

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    1 Vorwort

    Verkehrslage an Tiroler Bundesstraen an Samstagen aus. Vor allem in den Win-

    termonaten treten dort besonders ausgeprgte, wintersportbedingte Belastungsspit-

    zen auf (Alpenkonvention, 2007, S.70). Da zuknftige Trends darauf schlieen

    lassen, dass der Bedarf nach freizeit- und tourismusbedingter Mobilitt weiter zu-

    nehmen wird und damit auch die implizierten lokalen Belastungen an Gerusch-,

    Feinstaub- und Treibhausgasemissionen, kommt die Alpenkonvention zur folgenden

    Empfehlung: Manahmen mssen ergriffen werden, um die Nutzung des ffentlichen

    Verkehrs sowohl bei der An- und Abreise als auch fr Aktivitten am Urlaubsort zu

    steigern (Alpenkonvention, 2007, S.70).

    Mit der nachfolgenden Arbeit soll ein Beitrag geleistet werden, um ausgehend von

    der Gruppe der Studierenden der LFU-Innsbruck, ein besseres Verstndnis hinsicht-

    lich der Mobilittsprferenzen bei der Ausbung von Wintersport zu entwickeln.

    Dies beinhaltet einerseits eine Analyse der Aktivittsausbung von Wintersport an

    sich, eine Analyse der Einflussfaktoren und Determinanten der Destinationswahl

    von Wintersportgebieten als auch das Erforschen der Kundenzufriedenheit bezg-

    lich bereits vorhander ffentlicher Nahverkehrsangebote zur Anreise zu Wintersport-

    gebieten, von Innsbruck ausgehend. Des Weiteren werden Anreizmechanismen zur

    Nachfragesteigerung von ffentlichen Nahverkehrsangeboten zur Anreise in Skige-

    biete erforscht als auch das Potential einer Angebotsausweitung des ffentlichen

    Nahverkehrsangebotes zu zustzlichen Wintersportdestinationen analysiert.

    In Kapitel 3 werden auf Basis der facheinschlgigen Literatur relevante Modelle und

    Konzeptualisierungen vorgestellt, welche durch ein Literature Review relevanter Stu-dien zum Themengebiet bereichert werden. Neben den Aspekten der Destinations-

    wahl widmet sich dieses Kapitel dem Begriff Freizeitmobilitt und der Bedeutung

    des ffentlichen Personennahverkehrs im Kontext der Freizeitmobilitt. Abgerundet

    wird der theoretische Teil der Arbeit mit einer Zustandsanalyse des Winterportange-

    botes in Nordtirol und des damit in Verbindung stehenden Angebotes an ffentlichen

    Personenverkehrsdienstleistungen.

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    1 Vorwort

    Das Kapitel 4 widmet sich der methodischen, statistischen Grundlagenliteratur, auf

    Basis derer die Arbeit durchgefhrt wurde. Dies umfasst einerseits theoretisches Hin-

    tergrundwissen bezglich Datenerhebung und der im Rahmen dieser Arbeit durch-

    gefhrten statistischen Testverfahren.

    In Kapitel 5 werden die erhobenen Daten mittels deskriptiver Verfahren aufbereitet,

    wobei vier thematische Schwerpunkte gesetzt werden: Die Beschreibung der Win-

    tersportausbung im Allgemeinen, Modal Split1 und Mobilittsprferenzen bei der

    Anreise zu Skigebieten, das Potential einer Ausweitung des ffentlichen Personenver-

    kehrsangebotes zu zustzlichen Destinationen und die Analyse der Entscheidungs-

    kriterien bei der Destinationswahl eines Skigebietes.

    Mittels praktisch angewandter, interferenzstatistischer Verfahren werden in Kapitel

    6 Unterschiede in der Grundgesamtheit der Studierenden der LFU- Innsbruck hin-

    sichtlich der Wintersportausbung, der Kundenzufriedenheit zu bestehenden Skibus-

    verbindungen und der Mobilittsprferenzen zur Anreise in ein Wintersportgebiet

    erforscht. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer Faktorenanalyse der Wahlkrite-

    rien bei der Destinationswahl eines Skigebietes.

    1Der Modal Split beschreibt die Aufteilung des Verkehrsaufkommens auf die unterschiedlichen

    Verkehrsmittel

    3

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    2 Die Forschungsfrage und

    empirische Durchfhrung

    2.1 Forschungsgeleitete Fragestellungen

    Im empirischen Teil der Arbeit soll, basierend auf den aus der wissenschaftlichen

    Literatur erarbeiten theoretischen Grundlagen die folgende Forschungsfrage beant-

    wortet werden:

    Wie lassen sich die Mobilittsprferenzen Innsbrucker Studierender bei der

    Ausbung von Wintersport charakterisieren?

    Dazu werden die folgenden Teilaspekte untersucht:

    Welche Unterschiede in der Wintersportausbung gibt es unter den

    Studierenden der LFU-Innsbruck?

    Welche Unterschiede lassen sich hinsichtlich des Mobilittsverhaltens bei der

    Ausbung von Wintersport feststellen?

    Welche Rolle nimmt der ffentliche Personennahverkehr (PNV) im

    Verhltnis zum motorisierten Individualverkehr (MIV) bei der Ausbung von

    Wintersport unter Innsbrucker Studierenden ein?

    Gbe es Potenzial einer Ausweitung an PNV-Dienstleistungen zu weiteren

    Wintersportdestinationen?

    4

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    2 Die Forschungsfrage und empirische Durchfhrung

    Sind Manahmen, welche eine qualititative Verbesserung ffentlicher

    Verkehrsdienstleistungen implizieren, dazu geeignet, eine Anreizwirkung zu

    entfalten und die Verkehrsmittelwahl zu Gunsten von PNV-Angeboten zur

    Anreise in ein Wintersportgebiet positiv zu beeinflussen?

    Welche Unterschiede gibt es in der Beurteilung vorhandener

    PNV-Angebote zu Wintersportdestinationen und welche

    Optimierungspotentiale lassen sich diesbezglich feststellen?

    Welche Wahlkriterien bei der Destinationswahl von Winterportgebieten sind

    bedeutsam und wie lassen sich diese systematisieren?

    2.2 Methodik und empirische Durchfhrung

    Im Rahmen der Studie wurde eine Online-Befragung im Untersuchungszeitraum vom

    09.05.2012 bis zum 08.06.2012 unter Studierenden der Universitt Innsbruck durch-

    gefhrt. Technisch wurde der Fragebogen mit der Webapplikation soscisurvey.de

    umgesetzt. Ausgesandt wurde die Einladung, an der Umfrage teilzunehmen, ber

    den Newsletter Sozialwissenschaftliche Umfragen der LFU-Innsbruck. Der Newslet-

    ter ist prinzipiell allen Studierenden der LFU-Innsbruck zugnglich, ein Opting-

    out ist mglich. Im Untersuchungszeitraum wurde der Fragebogen von 786 Perso-

    nen aufgerufen, von diesen Personen wurden 544 Fragebgen komplett beantwortet

    (n=544), das entspricht einer Rcklaufquote von 69.21 %. Dies liegt innerhalb der in

    der Methodenliteratur angegebenen Bandbreite an Rcklaufquoten fr vergleichbare

    Umfragen, die mit zwischen 50 - 80 % fr Umfragen unter Studierenden angegeben

    wird (Maurer & Jandura, 2009, S.66). Auch der zeitliche Verlauf des Rcklaufs

    deckt sich mit Erfahrungswerten vergleichbarer Erhebungen der Methodenliteratur

    (Baur & Florian, 2009, S.120f.). Whrend der ersten 24 Stunden trafen bereits

    63.47 % aller Beobachtungen ein, die 90 % Schwelle wurde in weniger als 5 Tagen

    durchbrochen, am 15. Tag der laufenden Umfrage betrug die kumulierte Rcklauf-

    5

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    2 Die Forschungsfrage und empirische Durchfhrung

    quote 98.12 %.

    Da aber bei der technischen Umsetzung, abgesehen von bestimmten Filterfragen,keine Pflichtfelder vorgegeben wurden, besteht das Problem von Antwortausfllen

    (missing values) bei einigen Antworten. Hierbei wurde das Datenset um Beobach-

    tungen bereinigt, bei denen der Anteilswert an fehlenden Antworten bei grer als 5

    % lag. Dadurch wurde das Datenset aufn=531 Beobachtungen reduziert. In Tabelle

    2.1 ist die Verteilung von Beobachtungen mit fehlenden Antwortwerten in Prozent

    aller abgefragten Antwortwerte ersichtlich.

    Tabelle 2.1: Nonresponse: Anzahl der Beobachtungen mit fehlende Antwortwerten

    in Prozent

    fehlende Antwortwerte Hufigkeiten

    (Absolut) (Relativ in % )

    0 40 7.53

    1 280 52.73

    2 158 29.76

    3 21 3.95

    4 21 3.95

    5 11 2.07

    6 0 0.00

    Summe 531 100,00

    Der Fragebogen wurde vom Autor auf Basis der in Kapitel 3 zusammengefassten

    theoretischen Grundlagen erarbeitet und gliedert sich in 5 Teile:

    1.Teil: Im 1. Teil wurden allgemeinere Fragen gestellt, welche unter anderem zu-

    nchst Fragen zur ausgebten Sportart, zum Fahrknnen und zur Besuchsfre-

    quenz beinhalten.

    2.Teil: Im 2. Teil wurden Fragen gestellt, welche sich spezifisch mit dem Themenbe-

    reich Bedarf und Bedrfnis nach Skibusverbindungen zu Wintersportgebieten

    6

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    2 Die Forschungsfrage und empirische Durchfhrung

    auseinandersetzen.

    3.Teil: Im 3. Teil wurden Fragen zum tatschlichen Mobilittsverhalten in der Win-tersaison 2011/12 gestellt.

    4. Teil: Im 4. Teil wurden die Entscheidungskriterien bei der Wahl der Winter-

    sportdestination abgefragt.

    5. Teil: Im 5. und letzten Teil wurden soziodemographische Daten erhoben.

    Fr die Fragestellungen im 2. Teil des Fragebogens wurde im Speziellen auf die Stu-

    dien von Kelly et al. (2007) und Reilly et al. (2010) Bezug genommen und

    ein vereinfachtes Wahlexperiment durchgefhrt. Im Unterschied zu Reilly et al.

    (2010) wurden allen Probanden 3 Szenarien prsentiert, die sich nur in den Auspr-

    gungen der Attribute des Verkehrsmittles Skibus voneinander unterschieden. Ziel

    dieses Teiles ist es, die Sensitivitt der Befragten bezglich ihres Wahlverhaltens zu

    erforschen, dahingehend wie sie auf eine Vernderung in den Attributen Fahrkosten

    und Fahrdauer reagieren, ceteris paribus.

    Die im 4. Teil abgefragten Kriterien bei der Wahl des Skigebietes bieten die Grund-

    lage fr eine Faktorenanalyse der Entscheidungsmotive aller Befragten.

    Um die Ausschpfungsrate zu maximieren, war es das Ziel, einen mglichst anspre-

    chenden, bersichtlichen, kurzweiligen und verstndlichen Fragebogen zu erstellen.

    Dies wurde einerseits durch eine komplexe Filterfhrung operationalisiert, die sicher-

    stellte, dass kein Teilnehmender eine nicht kontextrelevante Frage angezeigt bekam.

    Groer Wert wurde auf ein intensives Pretesting des Fragebogens gelegt, insgesamt

    wurden 3 Pretestrunden durchgefhrt.

    Durch diese Vorgehensweise wurde weiters versucht die Anzahl an Interviewabbr-

    chen mglichst gering zu halten. Wie in Abbildung 2.1 ersichtlich, konnte dieses Ziel

    weitgehend erreicht werden.

    Weiters wurden als Incentive zur Teilnahme unter allen Teilnehmenden 5 Amazon.at

    Gutscheine im Wert von 20 e verlost.

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    2 Die Forschungsfrage und empirische Durchfhrung

    Abbildung 2.1: Ausschpfungsrate der Online-Umfrage

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    3 Zugrundeliegende Theorien und

    Studien

    3.1 Wahl von Freizeitdestinationen

    Die Nachfrage nach Freizeit- und Tourismusdienstleistungen unterscheidet sich in

    der Nachfrage zu anderen Produkten vor allem darin, dass ein Standortwechsel mit

    der Inanspruchnahme der Dienstleistung verbunden ist. Hierbei ist die Komponente

    Transport eine wesentliche, die es zu bercksichtigen gilt.

    Insgesamt ist der Reisentscheidungsprozess ein komplexer Ablauf. Eine allgemein

    anerkannte Tourismustheorie, welche allen Disziplinen der Wissenschaften gerecht

    wird und als vollstndig bezeichnet werden kann, hat sich noch nicht herausbilden

    knnen (Kulinat, 2007, S.99).

    Unter diesem Aspekt ist auch das von Kulinat (2007) vorgestellte Modell nicht

    als umfassende und vollstndige Theorie der Reisentscheidungsfindung aufzufassen,sondern als Systematisierung wesentlicher Einflussfaktoren, die bei der Reisentschei-

    dungsfindung mit einwirken.

    Die dargestellten Einflussfaktoren lassen sich in 3 wesentliche Bereiche einteilen:

    Interne Einflussfaktoren

    Externe Einflussfaktoren

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Abbildung 3.1: Rumliche Einflussfaktoren zur Reisentscheidung nach Kulinat (Ku-

    linat, 2007, S.108)

    Erfahrungswissen

    Internen Faktoren: Diese beziehen sich auf die Bildung von individuellen Bildern

    und Vorstellungen hinsichtlich von Reiseentscheidungen: Ausgehend von indi-

    viduellen Motiven bilden sich Reisemotivationen. Bei den Motiven handelt es

    sich um [...]die Gesamtheit der individuellen Beweggrnde[,...] die dem Reisen

    zugrunde liegen (Kulinat, 2007, S.98). Wird nun ein Motiv Ausgangspunkt

    fr eine Aktivitt, kann man von der Aktivierung eines Motivs sprechen. Dies

    wird als Motivation bezeichnet. In der Frage, wie das Bedrfnis befriedigt wird,

    tragen Gedankenkonstrukte dazu bei, den komplexen Entscheidungsprozess

    zu beschleunigen. Diese Gedankenkonstrukte werden als Image subsumiert:

    Ein Image gibt die subjektiven Ansichten (Wissen und gefhlsmige Wer-

    tungen) sowie die Vorstellung von einem Gegenstand[...] wieder (Kulinat,

    2007, S.106).

    Externe Einflussfaktoren: Diese spielen bei der Prgung von Images und bei der

    Bildung von Motivation eine ganz entscheidende Rolle. Kulinat (2007) dif-

    ferenziert hierbei rumlich zwischen Einflussfaktoren des Quellgebietes / Her-

    kunftsraumes und des Zielraumes / Destination.

    10

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Wesentliche Faktoren des Herkunftsraumes umfassen unter anderem (Kulinat,

    2007, S.108):

    soziale Milieus, Lebensstile, Konsumverhalten, Einstellungen

    demographische Faktoren: Alter, Familienzyklus[,...]

    soziokonomische Faktoren: Einkommen, Bildung, Urlaubsanspruch[,...]

    siedlungsgeographische Faktoren: Urbanisierungsgrad, Wohnformen,

    Wohnumfeldqualitt[,...]

    Verkehrstechnik: Verkehrsmittel, Reisekosten, Reisedauer[,...]

    Kommunikationstechnik: Internet[,...]

    Tourismustrends, Tourismuswerbung

    Tourismuspolitik: Europischer Binnenmarkt, Osterweiterung

    Landschaftsgegensatz

    Als Einflussfaktoren des Zielraumes werden angefhrt (Kulinat, 2007, S.108 f.):

    politische Stabilitt

    freier Reise- und Devisenmarkt

    naturrumliche Potenziale[,...]

    gebaute Umwelt (Infrastruktur-Potenziale), z. B. Siedlungsstruktur,

    Unterknfte[,...]

    Regionalkultur, z. B. Baudenkmler, Museen, Brauchtum

    Landschaftsgegensatz

    Tourismusdienstleistungen, z. B. Einrichtungen, Service,

    Qualittskriterien[,...]

    Tourismuspolitik

    11

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Bei wiederholten Entscheidungen ist die gewonnene Erfahrung ein wesentlicher Ein-

    flussfaktor. Je erfahrener die Reisenden sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie

    sich von Gewohnheiten leiten lassen. Zusammenfassend lsst sich feststellen, dass

    die einzelnen Einflussfaktoren je nach Kontext und Art (Raum- und Zeitbezug)

    der Reise unterschiedlich stark relevant sind. Fr Entscheidungen im Kontext der

    tglichen Freizeitreise ist beispielsweise anzunehmen, dass der Faktor Landschafts-

    gegensatz eine geringere Bedeutung spielt, whrend er bei Urlaubsreisen vermutlich

    eine bedeutendere Rolle einnimmt.

    Konu et al. (2011) stellen im Rahmen ihrer Segmentierungsstudie finnischer Win-

    tertsportler ein weiteres Modell zur Destinationswahl vor, das activities-mediated

    destination choice model nach Pearce (2005), und adaptieren es, indem sie es dem

    Kontext der Destinationswahl bei Wintersportgebieten anpassen. Es ist dem Modell

    von Kulinat (2007) hnlich insofern, dass ebenso zwischen internen und externen

    Einflussfaktoren unterschieden wird (Pearce, 2005, S.105). Durch das Abgleichen

    der internen Einflussfaktoren mit den externen steht eine Auswahl an Destinatio-

    nen zur Wahl. Diese erste Auswahl wird auf Grund von individuellen Restriktionen

    weiter eingegrenzt. Eine bedeutende Restriktion kann in diesem Zusammenhang das

    Fehlen eines Mobilittsangebotes darstellen, das die Anreise zu einer Destination

    verhindert.

    Basierend auf den beiden vorgestellten Modellen soll in einem nchsten Schritt ein

    berblick ber den aktuellen Stand des wissenschaftlichen Diskurses bezglich der

    Reisentscheidungsfindung bei der Wahl einer Wintersportdestination gegeben wer-den. Vorhandene wissenschaftliche Studien bezglich der Entscheidungskriterien bei

    der Wahl von Skigebieten unterscheiden sich einerseits in ihren zugrundeliegenden

    wissenschaftlichen Methoden und Anstzen, ihrer Untersuchungsregion und ihrem

    Untersuchungsgegenstand voneinander.

    Ein Ansatz sind Entscheidungsmodelle, die auf mikrokonomischen Theorien beru-

    hen, welchen die Annahme zugrundeliegt, dass Individuen rational handeln, indem

    12

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Abbildung 3.2: Entscheidungsmodell der Destinationswahl eines Skigebietes basie-rend auf dem Modell von Pearce (2005) (Konu et al., 2011, S.

    1098)

    sie aus einem Angebot aus verschiedenen Alternativen dasjenige whlen, welches ih-

    ren persnlichen Nutzen optimiert. Mathematisch ausdrcken lsst sich dies durch

    eine Nutzenfunktion, welche durch eine zu bestimmende Anzahl von Variablen be-

    einflusst wird. Dabei wird versucht, die Koeffi

    zienten der unabhngigen Variablen,welche die Nutzenfunktion beinflussen, zu schtzen. Kulinat (2007) gibt hierbei

    aber zu bedenken, dass mikrokonomische Theorien [...] den Tourismusmarkt nicht

    hinreichend abbilden, wenn sie nicht in der Lage sind, qualitative Merkmale mit

    einzubeziehen (Kulinat, 2007, S.97).

    Auf einem anderen Ansatz basieren konzeptionelle Modelle der verhaltenswissen-

    schaftlichen Entscheidungstheorie. Nach den Modellen von Kulinat (2007) Pear-

    13

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    ce (2005) sind darunter die internen Entscheidungsfaktoren zu verstehen, welche

    die mageblichen Motive und Motivationen subsumieren, die der Reisentscheidung

    zu Grunde liegen.

    Segmentierungsstudien zur Kundenanalyse von Wintersportdestinationen bieten einen

    weiteren Ansatzpunkt zur Informationsgewinnung bezglich relevanter Faktoren des

    Herkunftsraumes in der Destinationswahl. Dazu gehren im Besonderen soziodemo-

    graphische und konomische Faktoren, Lebensstile und Einstellungen.

    3.2 Modelle mikrokonomischer Theorien

    3.2.1 Erklrungsmodell der Besuchsfrequenz kalifornischer

    Skigebiete

    Johnston & Elsner (1972) analysieren an Hand eines analytischen Regressions-

    modelles Unterschiede in der Besuchsfrequenz einzelner kalifornischer Skigebiete. DieBesuchsfrequenz als abhngige Variable wird hierbei durch erklrende, unabhngige

    Variablen, welche vornehmlich auf Kostenaspekte und der Leistungsattribute ein-

    zelner Skigebiete abzielen, beschrieben. Die unabhngigen, erklrenden Variablen

    umfassen:

    Preis des Tagesticket

    Liftkapazitt

    Saisondauer

    Konkurrenzangebot an Liftkapazitt im Umkreis von 30 Minuten Anreisezeit

    Dummy-Variablen fr Konkurrenz und regionale Zugehrigkeit

    Alle Variablen, die keine Dummy-Variablen sind, weisen die von den Autoren erwar-

    teten Vorzeichen auf und sind auf einem Niveau von = 0.05 signifikant. Der Preis

    14

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    des Tagestickets hat einen negativen Einfluss auf die Besuchshufigkeit. Die Sai-

    sonsdauer als auch die Liftkapazitt des Skigebietes haben einen positiven Einfluss

    auf die Besuchshufigkeit (Johnston & Elsner, 1972, S.47).

    Differenzierter ist die Variable Konkurrenzangebot an Liftkapazitt zu beurteilen.

    Grundstzlich ergnzen Skigebiete im Umkreis das Angebot und haben einen posi-

    tiven Einfluss. Wenn allerdings das Skigebiet nicht ber die grte Liftkapazitt in

    der Region verfgt, hat dies negative Auswirkungen auf die erwartete Besuchshu-

    figkeit. Es ist also von Vorteil, das grte Skigebiet im regionalen Umkreis zu sein

    (Johnston & Elsner, 1972, S.46).

    3.2.2 Entscheidungsmodelle bei der Wahl schottischer

    Skigebiete

    Riddington et al. (2000) modellieren die Entscheidungskriterien von Winter-

    sportlern bei der Wahl von Skigebieten in Schottland. Dabei whlen sie wie John-

    ston & Elsner (1972) einen konometrischen Ansatz. Der Nutzen des einzelnen

    Skifahrers als abhngige Variable wird durch die folgenden unabngigen Variablen

    des Modells beschrieben:

    Gesamtausgaben im Skigebiet pro Besucher

    Schwierigkeit der Skipisten (Prozentsatz schwarzer und roter Pisten zu allen

    Pisten)

    Distanz (Skigebiet - Wohnort des einzelnen Besuchers)

    Unterkunft (Anzahl an Gstebetten im Einzugsgebiet)

    Schneehhe

    Die Skigste wurden in 2 Segmente aufgeteilt: Zum einen in Tagesgste und ber-

    nachtungsgste. Die erklrenden Variablen unterscheiden dabei fr beide Segmente

    wie folgt (Riddington et al., 2000, S. 1016 f.):

    15

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Die Unterkunft ist nicht relevant fr Tagesgste.

    Die Distanz ist nicht relevant fr Gste, die bernachten. Bei denTagesgsten spielt sie eine schwach signifikante Rolle.

    Die Schneehhe ist nicht relevant fr bernachtungsgste, bei den

    Tagesgsten spielt sie eine wichtige Rolle.

    Die Kostensensitivitt ist fr beide Gruppen signifikant, bei Tagesgsten ist

    sie ausgeprgter.

    Der Schwierigkeitsgrad der Skipisten wirkt sich positiv auf beide Gruppen

    aus, bei den Tagesgsten spielt sie eine gewichtigere Rolle.

    Die Bestimmtheitsmae fr die Gruppe der Tagesgste betrgt R2= 49.7 % und fr

    die bernachtungsgste R2= 35.5 % (Riddington et al., 2000, S.1016).

    Auf Grund spezifischer lokaler Gegebenheiten sind verallgemeinerbare Schlsse je-

    doch schwierig zu treffen. So gab es zum Zeitpunkt der Untersuchung nur rund 5

    verschiedene Skigebiete in Schottland und somit nur eine sehr begrenzte Auswahl,die mit der Situation in Nordtirol nicht vergleichbar ist.

    3.3 Modelle verhaltenswissenschaftlicher

    Entscheidungstheorie

    3.3.1 Analyse der Einflussfaktoren bei der Skigebietswahl

    nach der Means-End Theorie

    Klenosky & Gengler (1993) analysieren die Destinationswahl bei Skigebieten

    auf Basis der Means-End Theorie. Bei der Means-End Theorie werden Gedankenzu-

    sammenhnge zwischen den konkreten Produktausprgungen einer Dienstleistung

    oder eines Produktes mit den abstrakteren und deshalb eher im verborgenen lie-

    16

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    genden Motiven der Individuen kontextualisiert. Die Kette wird dabei von den Pro-

    dukteigenschaften und Attributen (Means) hin zu den persnlichen Werten und

    Seinszustnden der Individuen gesponnen. Das Bindeglied dazwischen sind die Kon-

    sequenzen der Konsumierung von Produkten und Dienstleistungen, welche hin zu

    den gewnschten Seinszustnden der Individuen fhren und von den jeweiligen per-

    snlichen Wertvorstellungen abhngig sind (Klenosky & Gengler, 1993, S.363

    f.).

    Abbildung 3.3: Means-End Theorie: Zusammenhnge

    Bezogen auf die Wahl eines Skigebietes, bedeutet dies, dass die Means den beob-

    achtbaren Produktattributen entsprechen. Im konkreten Fall wren solche Produk-

    tattribute beispielsweise die Anzahl an Pistenkilometern, Anzahl an Liften oder der

    Schwierigkeitsgrad der Skipisten. Die Konsequenzen ergeben sich aus den erwar-

    teten Kosten oder Nutzen der Produktattribute und Produkteigenschaften fr die

    jeweiligen Individuen. Diese fhren schlielich zu den Ends, also den persnlichen

    Motiven und Wertvorstellungen der Konsumenten. Grundlegender Gedanke des Mo-

    delles ist also, dass Konsumenten Produkte und Dienstleistungen mit beobachtbaren

    Eigenschaften whlen, um damit gewnschte Konsequenzen zu erzielen, beziehungs-

    weise ungewnschte Konsequenzen zu vermeiden. Die Vorteilhaftigkeit der Konse-

    quenz bzw. die Abneigung dagegen entspringt den persnlichen Wertvorstellungen

    der Konsumenten, die schlussendlich am Ende der Wertehierarchie stehen (Kleno-

    sky & Gengler, 1993, S.363 f.).

    Um hin von den konkreten Eigenschaften zu den abstrakten Wertvorstellungen zu

    kommen, wird die Technik des Ladderings angewandt. Dabei werden die Interview-

    ten durch gezieltes Nachfragen dazu gebracht, ihre Motive immer weiter zu abstra-

    hieren, um schlielich zu den Means vorzustoen (Klenosky & Gengler, 1993,

    S.365).

    17

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Im Bezug auf Wintersportler wurde diese Technik von Klenosky & Gengler

    (1993) erstmals im Jahr 1991 mit 90 Probanden durchgefhrt. Alle Probanden wa-

    ren Skifahrer, ber 22 Jahre alt und verbrachten in den der Untersuchung vorange-

    gangenen 5 Jahren zumindest 2 Skiausflgen mit bernachtung.

    Insgesamt kamen die Autoren zum Ergebnis, dass die folgenden zugrundeliegenden

    Wertvorstellungen, Means, eine bedeutende Rolle spielen und mit den folgenden

    Attributen in Zusammenhang stehen (Klenosky & Gengler, 1993, S.373 ff.):

    Zugehrigkeitsgefhl

    Konsequenz: soziale Atmosphre

    Attribute: freundliche Leute, Entertainment

    Spa - Aufregung, Leistungsgedanke

    Konsequenz: Vielfalt, Auswahl, Herausforderung

    Attribute: Schwierigkeitsgrad, Beschaffenheit der Abfahrten

    Sicherheit

    Attribute: Schneebedingungen, Pistenprparierung

    3.3.2 Analyse der Destinationswahl auf Basis der

    Skilled-Consumption Theorie

    Richard (1996) analysiert die Motivationen fr die Wahl von Skidestinationen auf

    Basis des Skilled-Consumption Ansatzes. Der Skilled-Consumption Ansatz basiertauf einer verhaltenspyschologischen Perspektive der touristischen Motivationsfor-

    schung. Der Ansatz geht davon aus, dass eines der grundlegenden Motive der Nach-

    frage von Freizeitdienstleistungen das Befriedigen von Stimuli ist.

    Bei den Freizeitaktivitten wird dabei zwischen Low-Skill und High-Skill Aktivit-

    ten unterschieden. Whrend die Low-Skill Aktivitten nur zeitlich begrenzt stimu-

    lierend wirken, also der marginale Grenznutzen einer wiederholten Ausbung schnell

    18

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Abbildung 3.4: Hierarchical Value Map (Klenosky & Gengler, 1993, S. 372)

    absinkt, wirken High-Skill Aktivitten nachhaltig stimulierend.

    Richard (1996) stuft Skifahren als eine High-Skill Aktivitt ein und geht davon

    aus, dass das Knnen eine fr die Ausbungshufigkeit und die Destinationswahl

    magebliche Determinante ist.

    Bezglich des Einflusses des Knnens auf die Hufigkeit der Ausbung brachte die

    empirische Untersuchung die folgenden Resultate zum Vorschein:

    Die Wahrscheinlichkeit wiederholt in einem Jahr auf Skiurlaub zu fahren, ist

    fr fortgeschrittene Fahrer 2 Mal so hoch als wie fr Leicht-Fortgeschrittene,

    im Schnitt sind es 3 Skiurlaube mit 4 oder mehr bernachtungen.

    Fortgeschrittene Skifahrer verbringen einen lngeren Skiurlaub als

    Leicht-Fortgeschrittene oder Anfnger.

    Die Anzahl an jhrlichen Skiurlauben variiert mit dem Alter, je lter desto

    19

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    mehr Skiurlaube werden jhrlich verbracht.

    Fortgeschrittene Skifahrer reisen wahrscheinlicher mit greren Gruppen.

    Bei der Analyse der mageblichen Kriterien fr die Destinationswahl spielen vor al-

    lem die Schneebedingungen eine magebliche Rolle, gefolgt von Vielfalt der Skipisten.

    Erst an dritter Stelle folgt der Faktor Gesamtkosten des Urlaubs. Am unwichtigsten

    schnitten die Faktoren Skikartenpreise, Sehenswrdigkeitenund sonstige Freizeitein-

    richtungen ab.

    Analysiert wurde weiters der Einfluss des Faktors Knnen auf die Kriterien zurDestinationswahl:

    Anfnger und leicht Fortgeschrittene legen neben Attributen, welche in

    direktem Zusammenhang mit der reinen Sportausbung stehen, auch auf

    sonstige Austattungsmerkmale Wert und auch auf den Kostenfaktor.

    Je hher das fahrerische Knnen ist, desto wichtiger werden Faktoren

    empfunden, welche alleinig mit den Attributen der Sportausbung in

    Zusammenhang stehen, die sonstigen Faktoren treten zunehmend in den

    Hintergrund. Der Faktor Vielfalt der Skipisten ist bei Fortgeschrittenen eher

    prsent als bei Anfngern und leicht Fortgeschrittenen.

    Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass das Knnen einen Einfluss auf die

    Ausbungshufigkeit und die Wahl des Skigebietes hat: Je hher das Knnen, desto

    lnger dauern die Skiurlaube, desto fter werden im Jahr Skiurlaube verbracht und

    desto eher sind erfahrene Skifahrer bei der Wahl von Skidestinationen darauf fo-

    kussiert optimale und fordernde Bedingungen zur Sportausbung vorzufinden. Die

    analysierten Ergebnisse sind konsistent mit den implizierten Schlussfolgerungen der

    Skilled-Consumption Theorie.

    20

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    3.4 Marktsegmentierungsstudien bei

    Wintersportdestinationen

    Bei der Kundensegementierung wird versucht einen heterogenen Kundenmarkt in

    Untergruppen einzuteilen, welche hinsichtlich ihrer Bedrfnisse mglichst homogen

    sind, sich aber gleichzeitig zu anderen Untergruppen mglichst stark abgrenzen las-

    sen. Ziel der Segmentierung ist, Produkte und Dienstleistungen auf die Wnsche

    und Bedrfnisse dieser Untergruppen abzustimmen und die Marketinginstrumen-

    te gezielt zur Kommunikation mit diesen einzusetzen, womit eine hohe Effizienz in

    der Marktbearbeitung sichergestellt werden soll. Diese drckt sich in einer hohen

    Kundenzufriedenheit, einer hohen Loyalitt und in hohen Marktanteilen und Um-

    stzen im jeweiligen Marktsegment aus (Hallerbach, 2007, S.172f.). Dabei kann

    die Auswahl der Kundensegmente nach den folgenden Kriterien erfolgen:

    Attraktivitt: Wie gro ist das Marktsegment und welche Potentiale bietet es?

    Adquatheit: Kann das Unternehmen mit seinem Leistungsprofil berhaupt

    die Bedrfnisse und Anforderungen der Zielgruppe erfllen?

    Wettbewerbsposition: Wo steht das eigene Unternehmen im Wettbewerb und

    bedienen vielleicht schon andere Konkurrenten die gewhlten Teilmrkte

    erfolgreich? (Schweitzer & Mller-Peters, 2001 zit. n. Hallerbach,

    2007, S.172).

    Bei der Marktsegmentierung kann man zwischen zwei grundlegenden Anstzen un-

    terscheiden: Einerseits einer Segmentierung nach marktunspezifischen Merkmalen,

    wie beispielsweise nach soziodemografischen, andererseits nach marktspezifischen

    Merkmalen, wie produktbezogene Einstellungen, Motive und Ansprche. Auf Grund

    der zunehmenden Heterogenisierung der Absatzmrkte kommt der marktspezifischen

    Segmentierung eine immer bedeutendere Rolle zu, im Speziellen auch im Kontext

    des Freizeittourismus:

    Es kann also nicht mehr von den Reisenden und ihren verschiedenen soziodemografi-

    schen Merkmalen ausgegangen werden, sondern die Segmentierung muss sich genau

    21

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    auf die Einstellungen, Motive und Ansprche beziehen, die das Entscheidungsverhal-

    ten in dem Teilmarkt bestimmen, in dem der touristische Leistungstrger aktiv ist

    (Hallerbach, 2007, S.174 f.).

    Wenn die Segmentierungskriterien auf Basis derer man die Segmentierung vorneh-

    men mchte schon bekannt sind, man also schon ber ausreichend Informationen

    ber die zu analysierende Grundgesamtheit verfgt, spricht man von einer a priori

    Segmentierung. Von einer posthoc Segmentierung spricht man im Falle dessen, dass

    man ber nicht gengend Informationen verfgt (Tsiotsou, 2006, S.16). Ein nach-

    folgender Literature Review bezglich relevanter Segmentierungsstudien im Bereichdes Wintersports soll Aufschluss darber geben, welche Methoden und Verfahren

    angewandt wurden und zu welchen Schlussfolgerungen die Autoren gelangten.

    3.4.1 Kundensegmentierung am Beispiel finnischer Skigebiete

    Konu et al. (2011) segmentieren finnische Skigste nach den fr sie relevanten At-

    tributen der Destinationswahl. Basierend auf einer Hauptkomponentenanalyse iden-tifizierten sie zunchst 4 Faktoren, die mageblich fr die Unterschiede in der Des-

    tinationswahl sind: Der wichtigste Faktor ist der Zustand der Skipisten, gefolgt vom

    Zustand der Langlaufloipen, dem Faktor Restaurants und Aprs Ski, und dem Well-

    nessangebot (Konu et al., 2011, S.1101).

    Auf Basis einer nachfolgenden Clusteranalyse (k-means)1 identifizieren Konu et al. 6

    Kundensegmente, welche sich vor allem in ihren Prferenzen bezglich Zustand der

    Abfahrtsskipisten und Zustand der Langlaufloipen unterscheiden. Die hohe Bedeu-

    tung des Langlaufens bei der Wahl eines Skigebietes in Finnland ist bemerkenswert,

    Konu et al. bezeichnen dies als ein finnisches Spezifikum. Durch die Clusteranalyse

    wurden die folgenden 6 Kundensegmente identifiziert (Konu et al., 2011, S.1102f.):

    1Die k-means Clusteranalyse ist ein nicht hierarchisches Verfahren der Clusteranalyse, bei dem,

    ausgehend von einer Anfangslsung, durch einen Fusionsalgorithmus die Objekte denjenigen

    Clustern zugeordnet werden, zu dessen Zentroid der Abstand minimal ist. (Bortz & Schuster,

    2010, S.461)

    22

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Passive Touristen

    Sportbegeisterte

    Langlufer

    Alpinskifahrer

    Entspannungssuchende

    Alles auer Alpinskifahren

    Bei der Unterscheidung zwischen den einzelnen Segmenten fllt auf, dass die jnge-ren Altersgruppen unter 31 Jahren besonders hufig den Passiv-Touristen und den

    Entspannungssuchenden zuordenbar sind. Die Befragten ber 51 Jahre hingegen

    sind besonders hufig den Langlufern und dem Segment Alles auer Alpinskifah-

    ren zuordenbar. Bezglich mglichen Geschlechterunterschieden scheinen Mnner

    tendenziell eher zum Alpinskifahren zu tendieren und sprechen eher auf den Faktor

    Restaurants und Aprs Ski an, whrend Frauen eher zum Langlaufen neigen.

    3.4.2 Kundensegmentierung am Beispiel sterreichischer,

    italienischer, deutscher und Schweizer Skigebiete

    Matzler et al. (2008) konzentrieren sich auf die Einflussgren hinsichtlich der

    Kundenzufriedenheit beim Besuch von Skigebieten im alpinen Raum. Dabei wur-

    den innerhalb einer 3 monatigen Zeitspanne in 51 Skigebieten der Schweiz, Itali-

    ens, Deutschlands und sterreichs die Zufriedenheit bezglich diverser Attribute

    erhoben. Mittels einer Hauptkomponentenanalyse wurden zunchst 5 Faktoren ge-

    wonnen, die 60.7 % der gesamten Varianz erklren. Die 5 identifizierten Faktoren

    sind:

    1. Qualitt und Sicherheit der Skipisten

    2. Restaurant & Bar

    23

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    3. Vielfalt der Skipisten und Sportanlagen

    4. Wartezeit

    5. Angestellte

    In Folge wurde getestet, inwiefern sich Unterschiede im Einfluss der 5 Faktoren

    auf die Kundenzufriedenheit feststellen lassen. Dahingehend wurden die folgenden

    Merkmale herangezogen:

    1. Persnliche Eigenschaften:

    Geschlecht der Besucher

    Altersklasse der Besucher

    2. Situationsspezifische Eigenschaften

    Besuchsfrequenz: 1-maliger Besucher oder regelmiger Besucher

    3. Produktbezogene Eigenschaften

    Schwierigkeitsgrad des Skigebietes

    Zusammenfassend kamen Matzler et al. (2008) zu dem folgenden Ergebnis (Matz-

    ler et al., 2008, S. 408 ff.):

    1. Einfluss des Alters:

    Das Alter hat nur zwischen den Altersklassen Jung (12-34 Jahre) und

    der Altersklasse Mittel (35-49) einen signifikanten Einfluss auf die 5

    erklrenden Faktoren. Keine signifikanten Unterschied gibt es im

    Vergleich mit der Altersgruppe Alt (50+ Jahre).

    Hochsignifikante Unterschiede (p < 0.01) zwischen der Altersklasse

    Jung und der Altersklasse Mittel gibt es beim Faktor Qualitt und

    Sicherheit der Skipisten. Dieser Faktor ist der Altersklasse Mittel

    wichtiger als der Altersklasse Jung. Der Faktor Restaurants und Bars

    24

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    scheint der Altersklasse Jung wichtiger zu sein als der Altersklasse

    Mittel, jedoch nur bei einem Signifikanzniveau von = 0.1 (p < 0.1).

    2. Einfluss des Geschlechts:

    Das Geschlecht hat auf die Faktoren Qualitt und Sicherheit der

    Skipisten und auf den Faktor Restaurant & Bar einen signifikanten

    Einfluss.

    Fr Mnner scheint die Qualitt und Sicherheit der Skipisten eine

    wichtigere Rolle zu spielen (p < 0.01), Frauen hingegen scheint derFaktor Restaurant und Bar wichtiger zu sein (p < 0.05).

    3. Einfluss der Besuchsfrequenz

    Regelmige Besucher legen mehr Wert auf die Vielfalt der Skipisten

    und Sportanlagen (p < 0.05) und weniger Wert auf den Faktor

    Restaurant und Bar (p < 0.05).

    4. Einfluss des Schwierigkeitsgrades des Skigebietes

    Fr Besucher von Skigebieten, welche als anspruchsvoll klassifiziert

    werden, gibt es hinsichtlich den Faktoren Vielfalt der Skipisten und

    Sportanlagen, Skilifte und Angestellte signifikante Unterschiede.

    Besucher fahrerisch anspruchsvoller Skigebiete legen mehr Wert auf die

    Vielfalt der Skipisten und Sportanlagen (p < 0.05) und Wartezeiten (p

    < 0.01). Der Faktor Angestellte (p < 0.001) spielt fr sie eine signifikantgeringere Bedeutung als fr Besucher von als leicht eingestuften

    Skigebieten.

    25

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Abbildung 3.5: Unterschiede in den Treibern der Kundenzufriedenheit bei der Ski-

    gebietswahl nach Matzler (Matzler et al., 2008, S.411)

    3.4.3 Kundensegmentierung am Beispiel griechischer

    Skigebiete

    Tsiotsou (2006) segmentieren Besucher zweier griechischer Skigebiete auf Basis der

    Besuchsfrequenz an Hand einer A priori - Segmentierung. Entsprechend wurden die

    Besucher klassifiziert in:

    Wchentliche Besucher

    Monatliche Besucher

    Die berprften zugrundeliegenden Hypothesen basieren einerseits auf den Annah-

    men, dass die Kundenzufriedenheit, die Erfahrung und das Einkommen geeignete

    Segmentierungsvariablen darstellen. Diesbezglich wurde erwartet, dass die Besuchs-

    frequenz positiv mit den Variablen Einkommen, Erfahrung, Kundenzufriedenheit

    korreliert:

    H1: Konsumenten, welche ber ein hheres Einkommen verfgen, besuchen

    26

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Skigebiete hufiger.

    H2: Konsumenten mit mehr Skierfahrung besuchen Skigebiete hufiger.

    H3: Zufriedene Konsumenten besuchen Skigebiete hufiger.

    H4: Die Variablen Einkommen, Skierfahrung und Kundenzufriedenheit sind

    geeignet, um die Besucher zu differenzieren.

    Die Untersuchung kam zum Ergebnis, dass H1 H4 durch die untersuchte Stichpro-

    be besttigt werden knnen. H2 und H3 hingegen treffen nicht zu. Weiters wird

    angemerkt, dass die Merkmalsausprgung Zufriedenheit nur knapp unter dem Si-

    gnifikanzniveau liegt (p = 0.048). Folgende Schlussfolgerungen werden aus den Er-

    gebnissen gezogen: In den zwei untersuchten griechischen Skigebieten ist es der Fall,

    dass Erfahrung und Kundenzufriedenheit negativ mit der Besuchsfrequenz korre-

    lieren. In Folge dessen sind die wchentlichen Besucher und Personen, welche ber

    wenig Skierfahrung verfgen unzufriedener mit dem Leistungsangebot als die mo-

    natlichen Besucher. Die monatlichen Besucher hingegen verfgen ber ein geringeres

    Einkommen (Besttigung von H1 ).

    Als Erklrung dieser berraschenden Erkenntnisse wird angefhrt, dass Skifahren in

    Griechenland eine relativ neue Sportart ist, die sich erst in der breiten Bevlkerung

    etablieren muss und berwiegend von jngeren Personen ausgebt wird (66 % der

    Befragten waren unter 30 Jahre alt). Diese verfgen ber ein geringeres Einkommen

    als der Durchschnitt der Gesamtbevlkerung. Gleichzeitig ist die Wintersportaus-

    bung mit relativ hohen Kosten verbunden. Daraus folgt, dass die jngere Personen-gruppe auf Grund von Budgetrestriktionen in der Gruppe der monatlichen Besucher

    relativ berreprsentiert ist. Unter den monatlichen Besuchern befinden sich folg-

    lich eher ltere Besucher und Besucherinnen, welche ber relativ wenig Skierfahrung

    verfgen und relativ unzufrieden sind, dafr allerdings ber ein hohes Einkommen

    verfgen.

    Wegen der spezifischen Situation des griechischen Skimarktes, der Konzentration

    27

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    auf nur 2 untersuchte Skigebiete und der Stichprobengre von 200 Befragten wird

    weiters dazu geraten, Generalisierungen der dargestellten Ergebnisse sehr bedacht

    zu treffen. Es wird empfohlen, eine umfangreichere Stichprobengre zu whlen und

    die Untersuchung in anderen Regionen zu wiederholen, um Vergleiche ziehen zu

    knnen. Im brigen wird die Frage in den Raum gestellt, welche Charakteristika

    die Produktdienstleistung aufweisen sollte, um Besucher von Skigebieten zufrieden

    stellen zu knnen.

    3.4.4 Segmentierung basierend auf dem Besitz eines

    Saisonpasses

    Perdue (2002) analysiert die Effekte der Einfhrung eines ermigten Saisonskar-

    tenprogrammes in Colorado im Jahre 1998. Dabei wurde unter anderem untersucht,

    welche wesentlichen Unterschiede zwischen den Kundensegmenten der Skipassinha-

    ber und der Kufer von Tagestickets im Hinblick auf ihr Fahrknnen, den Entschei-

    dungskriterien der Destinationswahl und hinsichtlich soziodemographischer Merk-

    malen bestehen.

    Skipassbesitzer lassen sich folgendermaen beschreiben:

    Skipassbesitzer sind jung, mnnlich, im Fahrknnen eher fortgeschritten und

    besitzen selbst eine Skiausrstung.

    Skipassbesitzer konnten im Durchschnitt mehr als 2 Mal so viele Skitage

    vorweisen im Vergleich zu Kufern von Tagestickets.

    Bei den Faktoren zur Wahl eines Skigebietes waren den Skipassbesitzern die

    Faktoren Beschaffenheit des Terrains und Schneebedingungen signifikant

    wichtiger als den Kufern von Tagestickets.

    Skifahrer, welche nicht im Besitz einer Saisonskarte sind, lassen sich folgendermaen

    beschreiben:

    28

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Kufer von Tagestickets bewerteten die Faktoren Essen & Trinken,

    Freundlichkeit des Liftpersonals, Unterkunft und Familienfreundlichkeit

    hher als die Inhaber von Saisonskarten.

    Der Faktor Skikartenpreis wurde ebenfalls als wichtiger eingestuft, im

    Vergleich zu den Besitzern von Saisonskarten. Der Unterschied ist hierbei

    jedoch nicht statistisch signifikant.

    3.4.5 Segmentierung sdkoreanischer Studierender beim

    Wintersport

    Won & Sunhwan (2009) analysieren die Auswahlkriterien bei der Skigebietswahl

    von sdkoreanischen Studierenden 5 unterschiedlicher Universitten Seouls. Metho-

    disch basiert die Arbeit auf einer Conjoint-Analyse2 und einer Clusteranalyse.

    Die Szenarios der Conjoint-Analyse basieren auf 5 Faktoren:

    Schneequalitt: Angabe auf einer 5-teiligen Skala

    Vielfalt an Skipisten: Anzahl an Skipisten

    Tgliche Ausgaben: Preisangabe, inklusive Liftpreise und Essenspreise

    Anreisedauer: Zeitangabe 1 - 3 Stunden

    Anstehzeit am Lift: Zeitangabe in Minuten

    Die empirische Untersuchung wurde an 250 Studierenden durchgefhrt, dabei betrugdas Durchschnittsalter 22.6 Jahre. Insgesamt berwog der Anteil an mnnlichen

    Teilnehmern mit 67.3 %.

    2Die Conjoint-Analyse ist ein dekompositionelles Verfahren, bei dem analysiert wird, welche Kom-

    ponenten wie stark Einfluss auf den Gesamtnutzwert haben. Dabei wird auf die Bewertung von

    Produktbndel, die aus einer Kombination unterschiedlicher, untersuchungsrelevanter Attribute

    gebildet werden, zurckgegriffen (Backhaus et al., 2003, S.544).

    29

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Rang Faktor relative Wichtigkeit

    1 Schneequalitt 33.6 %2 Anstehzeit Lift 17.8 %

    3 Anreisedauer 16.9 %

    4 Tgliche Ausgaben 16.3%

    5 Vielfalt an Skipisten 15.4 %

    Tabelle 3.1: Faktoren bei der Skigebietswahl sdkoreanischer Studierender

    Sportart Anzahl Unterschiede

    Skifahrer 103 Schneequalitt signifikant wichtiger als

    Snowboardern, 2. Rang: Wartezeit beim

    Lift, Anreisedauer signifikant unwichtiger

    Snowboarder 44 Schneequalitt wichtig aber nicht so wich-

    tig wie den Skifahrern, 2. Rang: Anreise-

    dauer, Bedeutung der Faktoren ausgegli-

    chener, Vielfalt am unwichtigsten

    Tabelle 3.2: Unterschiede zwischen Skifahrern und Snowboadern

    Won & Sunhwan (2009) kamen zum Ergebnis, dass der Faktor Schneequalitt mit

    Abstand der wichtigste Einflussfaktor ist. Er ist etwa zweimal so wichtig als der

    nchstgereihte Faktor, die Anstehzeit beim Lift (Won & Sunhwan, 2009, S.22).

    Im Anschluss wurden die Untergruppen Skifahrer und Snowboarder gebildet undauf signifikante Unterschiede in der relativen Wichtigkeit der einzelnen Faktoren

    hin getestet, die Unterschiede werden in Tabelle 3.2 genauer erlutert (Won &

    Sunhwan, 2009, S. 22ff.).

    Neben der Unterscheidung zwischen Skifahrern und Snowboarden wurden, basierend

    auf einer Clusteranalyse, 4 unterschiedliche Segmente ermittelt. Diese unterscheiden

    sich hinsichtlich der Bedeutung der 5 Einflussfaktoren folgendermaen (Won &

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Sunhwan, 2009, S.23f.):

    1. Spa und Sicherheit: Schneequalitt ist diesem Segment bedeutend wichtigerals alle nachfolgenden Faktoren; 39.5% gehren diesem Segment an.

    2. Vielfalt: Die Anzahl an Pisten ist diesem Segment besonders wichtig; 22.4%

    gehren diesem Segment an.

    3. Kostenbewusst: Die Kosten und Ausgaben sind diesem Segment besonders

    bedeutsam; 13.7 % gehren diesem Segment an.

    4. Zeitbewusst: Bei diesem Segment dominieren die Anreisedauer und Wartezeit

    bei den Liften alle anderen Kriterien; 24.4% gehren diesem Segment an.

    Hierbei ist anzumerken, dass das Segment der Kostenbewussten am kleinsten aus-

    fllt und das Segment Spa und Sicherheit mit Abstand am grten ist. Eine post

    hoc durchgefhrte ANOVA-Analyse offenbart, dass die Attribute Fahrknnen und

    Anzahl an jhrlichen Skitagen einen signifikanten Einfluss auf die Zugehrigkeit zu

    einem Cluster haben und sich auf Grund dessen zur Beschreibung der Segmente

    eignen (Won & Sunhwan, 2009, S.24).

    3.4.6 Zusammenfassung

    Ausgangspunkt fr die Analyse der Entscheidungskriterien bei der Destinationswahl

    eines Skigebietes ist es zu verstehen, nach welchen Faktoren die Anreiseentscheidung

    getroff

    en wird. Diese Entscheidung basiert auf einer Vielzahl von Faktoren und In-terdependenzen. Zwei Anstze, diese Entscheidung zu systematisieren, sind mit den

    Modellen nach Kulinat (2007) und Pearce (2005) prsentiert worden. Im Rah-

    men der Literaturanalyse fllt auf, dass das Entscheidungsverhalten bei der Wahl

    von Skigebieten auf Grund lokaler und spezifischer Gegebenheiten schwer verallge-

    meinbar ist. Analysen, basierend auf mikrkonomischen Theorien, wie Riddington

    et al. (2000) und Johnston & Elsner (1972) greifen hierbei zu kurz, ihr Aussa-

    gegehalt ist nicht spezifisch genug.

    31

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Bezglich der Zusammenhnge zwischen den von Kulinat (2007) beschriebenen

    Means-End Beziehungen und der Attribute des Zielraumes (Einzugsgebiet eines

    Skiressorts) geben Klenosky & Gengler (1993) Einblicke, whrend Richard

    (1996) den Einfluss des Fahrknnens auf die relative Wichtigkeit von Auswahlkri-

    terien analysiert. Wie dargestellt, gibt es in der wissenschaftlichen Literatur einige

    Marktsegmentierungsstudien, welche sich mit dem Thema Wahlkriterien bei Ski-

    destinationen beschftigen. Gemeinsam haben diese, dass sie auf Grund spezifischer

    lokaler Gegebenheiten und genau abgegrenzter untersuchter Grundgesamtheiten kei-

    nen Anspruch auf Generalisierbarkeit erheben. Sie liefern dennoch Input und gebenzahlreiche Anhaltspunkte. Fr den empirischen Teil der Arbeit werden auf Grund

    dessen die folgenden Schlsse gezogen:

    Die Analyse von Richard (1996), basierend auf der Skilled-Consumption Theo-

    rie, zeigt, dass das sportliche Knnen einen Einfluss auf die Wahlkriterien bei der

    Destinationswahl haben kann.

    Die Arbeit von Matzler et al. (2008) zeigt, dass die Merkmale Alter, Geschlecht,

    Besuchsfrequenz und Schwierigkeitsgrad des Terrains mgliche Unterschiedsmerk-

    male darstellen knnen. Des Weiteren geben die Studien von Won & Sunhwan

    (2009) und Konu et al. (2011) Aufschluss ber mgliche Entscheidungsfaktoren

    der Destinationswahl.

    Klenosky & Gengler (1993) zeigen, basierend auf der Means-End Theorie, in

    welcher Abhngigkeit die einzelnen Entscheidungsfaktoren (Attribute der Entschei-

    dungsfindung) zu tiefer gehenden Motiven und Einstellungen stehen und wie diese

    kausal interpretiert werden knnen.

    Die Ausfhrungen von Tsiotsou (2006) zeigen, dass Einkommen, Knnen und

    Kundenzufriedenheit Unterschiedsmerkmale darstellen knnen.

    Der Besitz einer Saisonkarte kann ein Differenzierungsmerkmal sein, wie von Per-

    due (2002) beschrieben wird. Unterschiede knnen sich daraus auf die Besuchsfre-

    quenz und die Kriterien der Destinationswahl ableiten.

    32

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    3.5 Freizeitmobilitt

    3.5.1 Begriffklrung, Eingrenzung und Charakteristika

    Der BegriffFreizeitmobilitt kann nach den Dimensionen Zeit und Rumlichkeit sys-

    tematisiert werden. Bezglich der Dimension Zeit wird dabei unterschieden zwischen

    der Frequenz und der Gesamtdauer. Bei der rumlichen Dimension ist entscheidend,

    ob sich die Person in der fr sie gewohnten alltglichen Umgebung fortbewegt oder

    gezielt die alltgliche rumliche Umgebung verlsst, mit dem Ziel der Freizeitaus-

    bung. Basierend auf den Dimensionen Zeit und Rumlichkeit knnen die in Abbil-

    dung 3.6 ersichtlichen Arten von Freizeitverkehr unterschieden werden:

    Abbildung 3.6: Systematisierung der Freizeitmobilitt nach Lanzendorf (Lanzen-

    dorf, 2001, S.37)

    Im Rahmen der Analyse der Mobilitt Innsbrucker Studierender beim Wintersport

    wird davon ausgegangen, dass diese Form der Mobilitt sich in die Kategorie Tages-

    ausflugsverkehr einordnen lsst. Dieser charakterisiert sich dadurch, dass die Person

    ber die Grenzen des alltglichen Umfeldes hinaus mobil ist und andererseits noch

    am selben Tag wieder nach Hause zurckkehrt. Zwar ist die Abgrenzung zwischen

    Tagesausflugsverkehr und Kurzreise bezglich der Dauer nicht ganz eindeutig, aber

    in weiterer Folge wird davon ausgegangen, dass die berwiegende Anzahl an An-

    und Rckreisen von in Innsbruck ansssigen Studierenden zum Zwecke der Winter-

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    sportausbung in Nordtiroler Skigebieten am selben Tag abgewickelt wird.

    3.5.2 Stellung ffentlicher Verkehrsmittel im Vergleich zum

    motorisierten Individualverkehr im Kontext der

    Freizeitmobilitt

    In Abbildung 3.7 ist ersichtlich, dass Bewohner der Stadt Innsbruck bei der Sportaus-

    bung nur einen geringen Anteil von 10% aller zurckgelegten Wege mittels dem

    PNV zurcklegen. Die eher geringe Bedeutung der ffentlichen Verkehrsmittel

    (PNV) im Bereich der Freizeitmobilitt, vor allem bei der Sportausbung, ist

    hierbei keine Eigenheit des geographischen Raumes Innsbruck, sondern lsst sich

    durch andere Studien in anderen geographischen Rumen nachvollziehen (Gronau

    & Kagermeier, 2007, S.127 f.).

    Abbildung 3.7: Modal Split nach Aktivittsausbung, gemessen an zurckgelegten

    Wegen der Einwohner Innsbrucks (IMAD, 2003, S.54; HERVORH.

    D. A.)

    Gronau & Kagermeier (2007) analysieren die Motive des Wahlverhaltens zwi-

    schen dem motorisierten Individualverkehr (MIV) und dem ffentlichen Nahverkehr

    34

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    (PNV) auf Basis einer nachfrageorientierten Sichtweise. Dabei versuchen sie den

    impliziten Entscheidungsprozess bei der Wahl des Verkehrsmittels im Kontext des

    Freizeitverkehrs aufzuzeigen, um in Folge dessen Mglichkeiten zu analysieren und

    zu zeigen, wie dieser beeinflusst werden kann.

    Dazu wird zunchst festgestellt, dass die Wahrnehmung des PNV im Kontext

    des Freizeitbegriffs eine wichtige Rolle spielt. Auerdem zeigt sich, dass der PNV

    relativ zum MIV weniger mit dem Freizeitbegriff assoziiert wird, wie in Abbildung

    3.8 ersichtlich ist.

    Abbildung 3.8: Assoziation unterschiedlicher Verkehrsmittel hinsichtlich des Frei-

    zeitbegriffes (Fastenmeier et al.,2001, zit. n. Gronau Ka-

    germeier, 2007, S.129)

    Basierend auf vorangegangenen empirischen Studien kommen Gronau & Kager-

    meier (2007) zum Schluss, dass 2 Dimensionen einen bedeutenden Einfluss auf die

    Bewertung von Verkehrsmitteln im Kontext der Freizeitmobilitt haben. Diese zwei

    Dimensionen sind einerseits der Faktor Funktionalitt und andererseits der Faktor

    Erlebnisqualitt (Gronau & Kagermeier, 2007, S.129).

    Die Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen lassen sich bezglich ihrer

    Einstellung zu Verkehrsmittelwahl und Freizeitgestaltung in unterschiedliche Mo-

    bilittstypen zusammenfassen. Die Wahrnehmung der relativen Wichtigkeit der Di-

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    mensionen Funktionalitt und Erlebnisqualitt variiert dabei je nach Mobilittstyp.

    Die Faktoren Erlebnisqualitt und Funktionalitt stehen in der folgenden Relationzu den Verkehrsmitteln :

    Erlebnisdimension: Sie steht in Relation zu der dem Verkehrsmittel innewohnen-

    den Erlebnisqualitt. Dabei wird die Wahl des Verkehrsmittel nicht nur als

    reines Mittel zum Zweck der Zielerreichung angesehen, vielmehr wird die An-

    reise selbst als befriedigendes Erlebnis wahrgenommen (Lanzendorf, 2001,

    S.46).

    Funktionalittsdimension: Sie steht in Relation zu den Nutzungsqualitten und

    beinhaltet beispielsweise die folgenden Aspekte: Preis, Flexibilitt, Transport-

    zeiten und Praktikabilitt (Lanzendorf, 2001, S.162).

    Insgesamt lsst sich erkennen, dass der Funktionalittsaspekt bei der berwiegenden

    Mehrheit der Mobilittstypen einen hheren Einfluss auf die Wahl des Verkehrsmit-

    tels hat als die Erlebniskomponente. In der Wahrnehmung der unterschiedlichen

    Verkehrsalternativen bezglich der beiden Dimensionen fllt auf, dass alle Mobili-

    ttstypen ffentliche Verkehrsmittel gegenber dem motorisierten Individualverkehr

    als unterlegen ansehen, hinsichtlich der wichtigen Funktionalittsdimension (Gro-

    nau & Kagermeier, 2007, S.129).

    Dieses relativ schlechte Abschneiden erklrt wiederum die Affinit zum PKW, wel-

    che bei allen Mobilittstypen gegeben ist, allerdings in unterschiedlich starker Aus-

    prgungen. Hier liegt aber auch ein erfolgsversprechender Ansatzpunkt, um ver-mehrt Personen zur Inanspruchnahme ffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen: Die

    Wahrnehmung ffentlicher Verkehrsmittel hinsichtlich der Funktionalittsdimension

    ist der entscheidende Ansatzpunkt. Um die Wahl des ffentlichen Verkehrsmittels

    dem motorisierten Individualverkehr als gleichwertige Alternative gegenberzustel-

    len, bedarf es demnach einer besseren Bewertung ffentlicher Verkehrsmittel hin-

    sichtlich der Funktionalittsaspekte. Dickinson & Dickinson (2006) sehen hierbei

    ein wesentliches Dilemma des ffentlichen Verkehrs: Durch eine bereits in der Ge-

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    sellschaft gefestigte und verbreitete Wahrnehmung wird das Bild eines hinsichtlich

    Funktionalittskriterien mangelhaften ffentlichen Verkehrs erzeugt und reprodu-

    ziert (Dickinson & Dickinson, 2006, S.202).

    3.5.3 Einflussvariablen bei der Wahl von Verkehrsmitteln bei

    Freizeitdestinationen

    Kelly et al. (2007) stellen fest, dass die Wahl des Verkehrsmittels neben den

    pernlichen Eigenschaften der Reisenden noch von einer Anzahl weiterer abhngig

    ist, welche in einem komplexen Wirkungszusammenhang miteinander stehen. Sie tei-

    len die Einflussfaktoren bei der Wahl eines Verkehrsmittels in die folgenden Klassen

    ein (Kelly et al., 2007, S. 298 ff.):

    (I) Attribute der verfgbaren Verkehrsmittel

    (II) Attribute der Destination

    (III) Individuelle Eigenschaften des Reisenden

    (IV) Eigenschaften und Besonderheiten der Reise

    ad (I) Hierzu zhlen die funktionalen Attribute des Verkehrsmittels wie Reisezeit,

    Kosten, Frequenz, Flexibilitt, Komfort und Sicherheit. Die Kategorie deckt

    sich im Wesentlichen mit der von Gronau & Kagermeier (2007) und Lan-

    zendorf (2001) beschriebenen funktionalen Einfussdimension.

    ad (II) Die jeweiligen lokalen und destinationsspezifischen Bedingungen spielen bei

    der Wahl des Verkehrsmittels eine wichtige Rolle: Dies sind vor allem verkehrs-

    bezogene Attribute wie Parkplatzkapazitt, Parkverbote als auch Parkgebh-

    ren und des weiteren auch die Distanz zwischen den einzelnen Sttten und

    Einrichtungen vor Ort.

    ad (III) Die individuellen Eigenschaften der Reisenden haben einen bedeutenden

    Einfluss auf die Wahrnehmung und die Wahl des Verkehrsmittels. Hierbei

    37

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    spielen soziodemographische Faktoren genauso eine Rolle wie generelle Rei-

    semotive, persnliche Einstellungen und berzeugungen, situative Faktoren

    als auch bereits gesammeltes Erfahrungswissen.

    ad (IV) Mgliche Einflussfaktoren sind hierbei die Gre und Zusammensetzung

    der Reisegruppe, Dauer des Aufenthaltes, Reisezweck, Transportabilitt der

    Ausrstung, die zum Zwecke der Aktivittsausbung mitgenommen werden

    muss.

    3.5.4 Erfolgsfaktoren fr die Schaffung einer ffentlichen

    Verkehrsdienstleistung im Freizeittourismus

    Bezglich der Etablierung ffentlicher Verkehrsdienstleistungen im Kontext des Frei-

    zeitverkehrs haben Gronau & Kagermeier (2007) ein Referenzgerst entwickelt,

    welches die Erfolgsfaktoren bei der Schaffung einer ffentlichen Verkehrsdienstleis-

    tung und ihre zeitlichen Interdependenzen beschreibt (Gronau & Kagermeier,

    2007, S.131 ff.):

    1. Identifizierung der Zielgruppe

    2. Definition des Einzugsgebietes

    3. Konkurrenzanalyse: Stellung MIV relativ zum PNV

    4. Qualitt des Leistungsangebotes

    5. Marktkommunikation und Marketing

    ad. 1. Je nach Zielgruppe kann die Akzeptanz und Affinitt bezglich ffentlicher

    Verkehrsmittel unterschiedlich sein. Eine Grundakzeptanz gegenber ffentli-

    chen Verkehrsmitteln sollte vorhanden sein.

    ad. 2. Innerhalb des relevanten Einzugsgebietes soll eine mglichst homogene Qua-

    litt sichergestellt werden, von der Haustr des potentiellen Kunden bis hin

    38

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    zur Zieldestination und wieder retour.

    ad. 3. Die Erreichbarkeit einer Destination per PKW hat einen mageblichen Ein-fluss auf die Inanspruchnahme ffentlicher Verkehrsdienstleistungen. Restrik-

    tionen wie Fahrverbote und kostenpflichtige Parkplatzabgaben frdern die

    Nutzung ffentlicher Verkehrsmittel. Manahmen, welche jedoch dahin abzie-

    len, Individualverkehr unattraktiver zu gestalten, sind nur schwer ffentlich

    durchsetzbar (Dickinson & Dickinson, 2006, S.200).

    ad. 4. Die Qualitt des Leistungsangebotes ist zwar wichtig, aber nur wenn die

    zuvor genannten Erfolgskriterien gnstig beurteilt werden knnen, hat ein

    Angebot Erfolgspotential. Eine Perspektive, welche alleinig die Aspekte des

    Leistungerstellungsangebotes einschliet, deckt nur einen Bruchteil der Er-

    folgsfaktoren ab (Gronau & Kagermeier, 2007, S.134).

    ad. 5. Intensive, kreative und nachhaltige Marktkommunikation ist ein wichtiger

    Erfolgsfaktor. Oftmals werden Marketingmanahmen auf zu kurze Dauer an-

    gelegt. Die bentigte Zeit, um gengend Bewusstsein fr die Transportdienst-leistung zu erzeugen, wird vielfach unterschtzt. Dies beruht darauf, dass Be-

    ntzer die Dienstleistung nur gelegentlich in Anspruch nehmen und nicht tg-

    lich, wie diverse Fallbeispiele zeigen. Erst mit einer zeitlichen Verzgerung von

    mehreren Saisonen kann das volle Nachfragepotential ausgeschpft werden.

    Erfolgsversprechende Mglichkeiten der Vermarktung stehen im Bereich von

    Marketingkooperationen des Transportdienstleisters mit den Freizeitdienstleis-

    tern. Vor allem auch besteht gegenber einem solchen Angebot eine hhere Ak-

    zeptanz von Seiten von Personen, die prinzipiell auch einen PKW zur Anreise

    zur Verfgung htten (Gronau & Kagermeier, 2007, S. 132 ff.).

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    3.5.5 Wahlexperimente zur Analyse der Mobilittsprferenzen

    bei der Anreise zu einer Bergsportdestination

    Kelly et al. (2007) und Reilly et al. (2010) analysieren das Wahlverhalten

    zwischen ffentlichen Verkehrsmitteln und dem motorisierten Individualverkehr bei

    Nah- und Fernreisenden3 am Beispiel der Destination Whistler Mountain, British

    Columbia - Kanada. Whrend Kelly et al. (2007) das Wahlverhalten bei Sommer-

    reisenden untersuchen und dementsprechend Sommerbesucher als Grundgesamtheit

    definieren, untersuchen Reilly et al. (2010) die Grundgesamtheit der Winter-sportler4. Die Untersuchungen von Reilly et al. (2010) und Kelly et al. (2007)

    basieren auf derselben methodischen Vorgehensweise, was die direkte Vergleichbar-

    keit der Resultate zulsst.

    Bei beiden Studien wurden die Daten in einem zweiteiligen Prozess gewonnen: Zu-

    nchst wurde ein Pool aus zufllig ausgewhlten Besuchern gewonnen. Im Zuge

    dieser Umfrage wurden Kontaktadressen und grundlegende Informationen zu Sozio-

    demographie und Mobilittsverhalten gewonnen. In einer nachfolgenden Onlineum-

    frage wurden anschlieend umfassende Antworten zu soziodemographischen Fragen,

    Verhaltens- und Einstellungsfragen abgefragt. Hauptbestandteil der Onlineumfra-

    ge war jeweils ein Discrete-Choice-Experiment, basierend auf orthogonal fraktional

    faktoriellem Design.5 Es wurden jedem Teilnehmer 4 Anreiseszenarien vorgelegt. In

    jedem der vorgestellten Szenarios hatte der Proband die Mglichkeit, zwischen 4 An-

    reisealternativen zu whlen: Dem Mietauto, dem eigenen PKW, der Anreise per Zug

    oder der Anreise per Bus. Als Ausweichoption konnte angegeben werden, die Anreise

    3Als Nahreisende wurden Personen mit Wohnsitz in den Regionen British Columbia, Alberta,

    Washington & Oregon definiert. Als Fernreisende wurden Befragte definiert, die zum Zeitpunkt

    der Befragung in anderen Gebieten wohnhaft waren.4Wintersportler umfasst hierbei Snowboarder und Skifahrer.5Orthogonal fraktional faktorielles Design stellt sicher, dass die Schtzwerte des Maximum-

    Likelihood Modelles nicht korrelieren, weshalb die Attributausprgungen im Experiment als

    statistisch unabhngig voneinander zu beurteilen sind (Mangham et al., 2009, S.154).

    40

  • 7/23/2019 Analyse des Mobilittsverhaltens Innsbrucker Studierender beim Wintersport: Eine statistische Analyse

    45/267

    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    nicht zu unternehmen. Je nach Szenario unterschieden sich die einzelnen Attribu-

    te der Anreisealternativen. Durch die unterschiedliche Ausgestaltung der Attribute

    pro Verkehrsmittel wurden verschiedene Szenarien gebildet. Je nach Szenario wurde

    die Anreise durch den PNV mehr oder weniger attraktiver gestaltet, whrend die

    Anreise per MIV mehr oder weniger unattraktiver ausgestaltet wurde.

    Unter Zuhilfenahme von Maximum-Likelihood Methoden6 wurden die Auswirkungen

    der Attributsausprgungen auf die Wahrscheinlichkeit der Wahl eines spezifischen

    Verkehrsmittels analysiert. Unterschiede zwischen Kurz- und Langstreckenreisenden

    wurden an Hand von 2-Test und t-Test analysiert.

    Geringfgige Unterschiede zwischen beiden Studien gibt es in der sprachlichen Be-

    schreibung der Attributausprgungen und des angewandten Layouts des Onlinefra-

    gebogens. Des Weiteren wurden von Reilly et al. (2010) als zustzliches Attri-

    but die Straenbedingungen mit aufgenommen, basierend auf der Empfehlung von

    Kelly et al. (2007), zustzliche externe Faktoren im Versuchsdesign zu berck-

    sichtigen. Ein Vergleich beider Fragebgen ist in Abbildung 3.9 ersichtlich.

    Die Ergebnisse der beiden Studien lassen erkennen, dass es bedeutsame Unterschiede

    zwischen dem Wahlverhalten von Sommer- und Winterreisenden gibt, wie in Tabelle

    3.3 ersichtlich ist. Whrend Kelly et al. (2007) bei Sommerreisenden zahlreiche

    Attribute mit signifikantem Einfluss auf die Wahl zwischen MIV und PNV iden-

    tifizieren konnten, kamen Reilly et al. (2010) zur Erkenntnis, dass kein einziges

    Attribut einen signifikanten Einfluss auf die Wahl hatte, einzig allein die jeweiligen

    Interzepte, die fr das jeweilige Verkehrsmittel stehen, hatten einen signifikanten

    Einfluss. Dies bedeutet, dass die Mglichkeit, ein spezifisches Verkehrsmittel ntzen

    zu knnen, den Untersuchungsteilnehmer wichtiger war als die damit verbundenen

    Attribute. Daraus kann geschlossen werden, dass gleichgltig wie sehr einzelne At-

    tribute dahingehend abgendert werden, um die Wahl einzelner Verkehrsmittel be-

    6Die Maximum-Likelihood Methode ist ein Verfahren zur Parameterschtzung, bei der die Para-

    meter so geschtzt werden, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens maximiert wird, basie-

    rend aus den Ausgangsdaten der Stichprobe (Bortz & Schuster, 2010, S.583).

    41

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    (a) Beispiel eines Auswahlszenarios, Kelly et al. (2007)

    (b) Beispiel eines Auswahlszenarios, Reilly et al. (2010)

    Abbildung 3.9: Aufbau der Discrete-Choice Experimente zur Ermittlung der Reise-

    prferenzen am Beispiel der Destination Whistler Mountain

    42

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    sonders vorteilhaft erscheinen zu lassen, dies keinerlei signifikanten Einfluss auf das

    angegebene Wahlverhalten der Befragten hat. Dies wrde etwa der Mentalittshal-

    tung: einmal PKW-Ntzer - immer PKW-Ntzer entsprechen. Das impliziert, dass

    Strategien zur Verlagerung der Wahl weg vom MIV hin zum PNV wenig erfolgsver-

    sprechend sind, da die Mehrheit der Winterreisenden nicht dahingehend beeinflusst

    werden kann, gleichgltig wie attraktiv die ffentlichen Verkehrsmittel dargestellt

    werden.

    Reilly et al. (2010) untersucht weiters die Unterschiede zwischen Fernreisenden

    und Nahreisenden in ihrem Wahlverhalten beim Discrete-Choice-Experiment. Fern-

    reisende neigen eher dazu, das Verkehrsmittel je nach Szenario zu wechseln. 60%

    der Fernreisenden nderten zumindest einmal ihr Wahlverhalten, whrend diese Be-

    reitschaft bei den Nahreisenden viel geringer ausfiel (29%). Unter einem Szenario,

    das die ffentlichen Verkehrsmittel besonders vorteilhaft erscheinen lsst, wrde ei-

    ne berraschend hohe Anzahl an Nahreisenden eher daheim bleiben (22%) und die

    berwiegende Mehrheit (49.1%) dennoch den motorisierten Individualverkehr wh-

    len, whrend unter den Fernreisenden die Mehrheit (50.2%) die ffentlichen Ver-

    kehrsmittel ntzen wrden und nur (3.2%) die Reise nicht antreten wrden. Auf

    Grund dessen lsst sich ableiten, dass sich tendenziell eher die Fernreisenden in der

    Wahl des Transportmittels beinflussen lassen, auch wenn sich kein einziges signifikan-

    tes Attribut identifizieren lie, welches das Wahlverhalten dahingehend beeinflussen

    konnte (Reilly et al., 2010, S.71f.).

    Insgesamt kommen Reilly et al. (2010) zum Fazit, dass Skifahrer und Snowboar-der, welche zur Destination Whistler Mountain anreisen, in der Wahl der prferierten

    Anreiseart eine klare Prferenz fr den MIV aufweisen, wobei diese Prferenz bei

    den Nahreisenden besonders stark ausgeprgt ist. Dies unterscheidet die Winterrei-

    senden gegenber den Sommerreisenden der Destination Whistler Mountain, welche

    aufgeschlossener gegenber dem PNV sind, wie Kelly et al. (2007) zeigen.

    Gleichzeitig stellen Reilly et al. (2010) aber fest, dass sie nicht den Anspruch

    43

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    3 Zugrundeliegende Theorien und Studien

    Tabelle3.3:Signifikante

    AttributederStudienvonK

    elly

    et

    al.

    (2007)undReilly

    et

    al.

    (2010)im

    Detail

    Publikation

    Variable

    Koeffizient

    (Fern-

    reisende)

    Koe

    ffizient

    (Na

    hreisende)

    Beschreibung

    Kelly

    et

    al.

    (2007)

    AnreisezeitMIV

    -0.110

    -0.4

    15**a

    NimmtdieAnreisezeitperMIVzu,steigtdieInanspruchnah

    medes

    PNV.

    Parkgebhren

    -0.356***

    -0.1

    12

    ErhhensichdiePark

    gebhren,steigtdieInanspruchnahmed

    esP-

    NV.

    TreibstoffkostenMIV

    -0.172***

    -0.2

    13

    ErhhensichdieTreibstoffkostenfrdenMIV,steigtdieInanspruch-

    nahmedesPNV.

    DistanzzurBushalt

    estelle

    -0.096**

    -0.2

    94**

    NimmtdieAnreisezeitperBusab,steigtdieWahrscheinlichkeitder

    Inanspruchnahmedes

    PNV.

    FahrkostenBus

    -0.789***

    -1.4

    53***

    SinkendieFahrpreise

    desBusessteigtdieWahrscheinlichkeit

    derIn-

    anspruchnahmdesPNV.

    FrequenzBusb

    -0.099***

    -0.1

    48**

    WirddieFrequenzde

    rBusverbindungenverbessert,steigtdie

    Wahr-

    scheinlichkeitderInanspruchnahmedesPNV.

    DistanzBushalteste

    lle

    0.167*

    0.42

    2*

    LiegtdieBushaltestelleimNahbereichderWohnadresse,erhhtsich

    dieWahrscheinlichkeitderInanspruchnahmedesPNV.

    AnreisedauerZug

    -0.089**

    -0.3

    10**

    NimmtdieAnreisedauerperZugab,steigtdieWahrscheinlichkeitder

    Inanspruchnahmedes

    PNV.

    FahrkostenZug

    -0.835***

    -1.1

    89***

    SinkendieFahrkostendesZuges,steigtdieWahrscheinlichk

    eitder

    Inanspruchnahmedes

    PNV.

    Reilly

    et

    al.

    (2010)

    InterzeptPrivat-PK

    W

    1.268***

    k.A.

    DasVerkehrsmittelperseistentscheidungsrelevant,unabhngigvon

    dendamitassoziiertenAttributsausprgungen.

    InterzeptMiet-PKW

    1.587***

    k.A.

    InterzeptBus

    2.621***

    k.A.

    InterzeptZug

    2.461***

    k.A.

    a

    *p96'.3

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    253/267

    337(69)0'88+67988+6792

    HAUPTSAISON: ab Saisonbeginn der Muttereralm Bergbahnen

    !!%$''#&!"&!!%$'%$%.&+!#&+!!%$'$%%&!&&$%&&$$'$&&&$%$!!$%&$-$%($$'&&$%"!!!%&'&&$%"&$'&&$%'&&$$$!! an'&&$%'&&$$$!