Andre Huter (Hrsg.): Weltenwandler - Die Anthologie

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Leseprobe: Andre Huter (Hrsg.): Weltenwandler - Die Anthologie, Taschenbuch, 102 Seiten, 10,50 Euro. Lassen Sie sich in die Fantasie der vielen Geschichten ziehen, die überwiegend aus den Köpfen junger Autoren stammen. Seien Sie dabei, wenn Ihnen Pauline Freytag einen Sternenrausch verpasst, Ann-Helena Schlüter den Halt zu Gott bietet, Sylvia Mitter-Pilotek eine Apfelplage beschert und viele andere Autoren Ihnen ermöglichen, ein Weltenwandler zu werden. Sie werden erstaunt sein, wie Sie als Wandler dieser Geschichten auf die verschiedensten Gründe reisen, in Kulturen entführt werden und die Welt aus den Augen eines Vogels betrachten dürfen. So zahlreich verschieden die Autoren sind, so zahlreich und verschieden sind auch die Geschichten, in den Sie wandeln werden. Seien es Geschichten aus dem Leben oder auch phantasievolle Texte, Sie werden es nicht bereuen, dieses Buch Ihr Eigen zu nennen.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da-ten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titelillustration: © Ilario80 – Fotolia.comLektorat und Satz: Raphael Milker

1. Auflage 2013ISBN: 978-3-86196-218-2

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt.

Copyright (©) 2013 by Papierfresserchens MTM-Verlag GbRSonnenbichlstraße 39, D- 88149 Nonnenhorn

www.papierfresserchen.de [email protected]

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André Huter (Hrsg.)

Weltenwandler

Die Anthologie

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Pauline Freytag:Sternenrausch 8

Ann-Helena Schlüter:Gegangen 11

André Huter:Narzissenmädchen 18

Silvia Mitter-Pilotek:Die Apfelplage 25

Elke Gottmann:Die Sicherheit der Himmelsnadel 30

André Huter:Und er nannte mich Fränklin 33

Maren Heumann:Fallen 37

Elke Gottmann:Ein Traum von Welt 40

Anwee OʼConnor:Hope und Jason Seligman 43

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Elke Gottmann:„Danke“, sagte das Licht 46

Jennifer Trummp, Nadja Wunderling & Stephanie Müller:Tanz des Lebens 48

Peter Schmitt:Deadrynn 50

Ingrid Frank:„Scheiß Araber ...“ 54

Tatjana Flade:Das Herz der Ratte 58

Marco Waas:Luftige Mittagspause 61

Madeleine Bathon:Die Rückkehr 63

Constanze Budde:Kein Kimono zum Skateboarden 69

Caroline Kehl:Das Wesen des Autors 77

Carolin Grotjahn:Das Land der Weltenwandler 86

Postskriptum 94

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Vorwort

„Die Leidenschaft zur Literatur kommt mir immer mehr abhanden.“ Das war der Satz von Buchautorin Rahel Ab-ebe, als sie mir erklärte, dass sie den Reiz an der Literatur verlor.

Rahel Abebe hat mich damals durch ihr literarisches Schaffen motiviert, mit mehr Selbstbewusstsein an mei-ne eigenen Werke zu gehen. Aus diesem Grund ist diese Anthologie ihr gewidmet, um ihr die Schönheit der Litera-tur wieder nahezubringen. Es gibt Momente im Leben, in denen man sich auf das Wesentliche konzentrieren muss, um etwas Bodenständiges aufzubauen. Doch es gibt auch Momente im Leben, in denen man einfach mal abtauchen möchte in eine andere Welt. Mit diesem Buch wird man Wandler verschiedener Welten.

Vor allem freut es mich, dass sich an dieser Anthologie so viele junge Autoren beteiligt haben. Dies bestätigt das Potenzial, das in Kindern und Jugendlichen steckt, und so ist es mir eine große Freude, diese Veröffentlichung als Vorsitzender des Kreisjugendwerks der AWO Fürth-Land in den Händen zu halten.

André HuterHerausgeber und Vorsitzender des Kreisjugendwerks der AWO Fürth-LandNürnberg, November 2012

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Sternenrausch

Pauline Freytag

Etienne lag auf der warmen Motorhaube seines Autos. Es tickte und surrte noch leise unter ihm. Er war gerade erst angekommen und fühlte sich doch so, als wäre er schon ewig hier. Über ihm breitete sich der schwarze, wei-te Himmel aus, im Umkreis von hundert Kilometern gab es nicht ein einziges künstliches Licht. Es gab nichts, was diese Schönheit störte.

Er faltete seine Hände über dem Bauch und studierte die Sterne über sich. Mit einem Lächeln dachte er an seine Kindheit zurück, an seinen Bruder und das Baumhaus im Garten.

Dort lagen sie auf dem Dach, umgeben vom Rascheln der Blätter, das ihnen vorkam wie ein Konzert. Nur der Licht-schein aus dem Wohnzimmer erinnerte sie daran, dass sie noch auf dieser Welt verweilten.

„Kannst du sie hören?“, fragte Philippe.„Wen?“„Die Sterne!“Etienne strengte sich an, hörte einzelne Grashüpfer

zirpen, seine Mutter in der Küche ein Lied summen, den Strom in einer entfernten Straßenlaterne surren. Er hör-te ihr persönliches Blätterkonzert im Takt seines eigenen Herzschlags. „Ja“, sagte er, und hoffte, dass der Bruder die Lüge nicht bemerkte.

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Doch Philippe konnte er nichts vormachen. Er drehte den Kopf zu ihm, grinste schief und zwinkerte. „Irgend-wann hörst du sie doch“, sagte er, und sie spielten ihr Spiel weiter, jedem Stern einen Namen zu geben, eine gute Eigenschaft.

„Käsekuchen“, sagte Philippe und zeigte mit seinem dün-nen Arm in den Himmel. Kindergekicher mischte sich in die Geräuschkulisse der Nacht.

„Du kannst einen Stern doch nicht Käsekuchen nennen!“, protestierte Etienne.

„Wenn du den da drüben nach Helena benennen kannst, dann kann ich den hier auch Käsekuchen nennen. Zumin-dest, bis ich auch eine Freundin habe!“

„Okay. Ein Kompromiss: Käsekuchen mit Kirschen drin!“„Abgemacht.“Sie setzten sich auf, gaben sich die Hand wie zwei alte

Geschäftsfreunde und nickten sich zufrieden zu. Ganz so, wie die Mutter es ihnen beigebracht hatte. Dann legten sie sich wieder ausgestreckt auf das kühle Holz.

„Prügeln ist was für Dummköpfe“, sagte die Mutter im-mer, wenn sie sich stritten. Also spielten sie Kompromis-se. Warum sollten sie sich auch prügeln? Sie waren gleich, keiner konnte der Stärkere sein. Erst als sie älter wurden, merkten sie, dass sie nicht exakt gleich waren. Etienne hat-te Helena, Philippe den Herzschmerz. Und er durfte zum Schluss nicht mal mehr Käsekuchen mit Kirschen essen.

„Ich mache Schluss mit Helena, du isst keinen Kuchen mehr und wir hören uns die Sterne gemeinsam an.“ Philip-pe setzte sich auf, sie gaben sich die Hand und nickten sich zufrieden zu. Doch sie kicherten nur noch selten.

Etienne hörte nichts. Jedes Mal, wenn er mit Philippe hier rausfuhr, fragte der Bruder schwach: „Kannst du sie hören?“

Er log. „Ja.“

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Es war auch ein Kompromiss. Weil Prügeln was für Dummköpfe ist. Etienne hörte die Sterne nicht, er hörte nicht, wie der Bruder von ihm ging. Sah nur sein schiefes Lächeln, ein letztes Zwinkern.

„Irgendwann hörst du sie doch“, hatte Philippe gesagt. Etienne strengte sich weiter an. Er fuhr hier raus, ins Nichts der Welt, mitten in der Nacht.

Eine Sternschnuppe wanderte den Himmel entlang, Etienne streckte die Hand danach aus, fuhr ihre Bahn mit dem Finger nach, als könnte er den Weg bestimmen.

„Philippe.“Erst jetzt, ohne den Bruder, auf der warmen Motorhau-

be, hörte er die Sterne und nickte dem Himmel zufrieden zu.

Es hörte sich wie Kindergekicher an.

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Gegangen

Ann-Helena Schlüter

Eine Stimme ließ ihn in sein Herz sehen. Es war das Herz eines Menschen, hilflos und nicht in der Lage, andere Men-schenherzen zu bewegen oder zu verändern.

„Nun, ich kann es auch nicht“, sagte die Stimme.„Aber mein Kopf tut weh“, sagte er. „Denn ich weiß nicht

mehr, durch welche Tür ich gehen soll.“Gott half ihm auf. „Ich kenne den Weg.“„Wirklich? Ich suche die Wahrheit“, sagte er und kam

sich vor wie Alice im Wunderland. „Gibt es nur eine Tür?“, fragte er. Er wartete auf Gottes Stimme, die ihn wirklich beruhigte wie eine kleine Melodie. Sie war, als säßen sie zusammen auf einem sonnendurchfluteten Marktplatz in einem Dorf weit ab. Seine Stimme war die Tür. Wie konnte diese Stimme lauter sein als das Getöse der Dämonen, die ihn vernichten wollten?

Er schlief ein. Als er aufwachte, war Gott immer noch da. Er sah ihn freundlich an, obwohl es schien, als wäre er auf einem Schlachtfeld gewesen. Seine Kleidung war zerrissen. „Was hast du gemacht?“ Er staunte und rieb sich die Au-gen.

Gott zeigte hinter sich. Ein großes Feld lag in der Ferne im Nebel. Dämonen keiften laut-stumm und gesichtslos. Eine unsichtbare Wand schien sie von ihm fernzuhalten. Träumte er? War er sie wirklich los? Sie hatten versucht,