Andrea Himmelstoß FürthStreit mit meinem damaligen Chef entschied ich mich spontan, mich...

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FürthPorträt einer Stadt

Andrea Himmelstoß

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FürthPorträt einer Stadt

Andrea Himmelstoß

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© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbHIm Ehnried 5, 88605 MeßkirchTelefon 0 75 75 / 20 95 - [email protected] Rechte vorbehalten1. Auflage 2016

Satz: Mirjam HechtUmschlaggestaltung: Benjamin ArnoldBildbearbeitung: Simone HölschKartendesign: Mirjam Hecht, © The World of Maps (www.123vectormaps.com)Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, KemptenPrinted in GermanyISBN 978-3-8392-5235-2

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1 Eingetragene Lebenspartnerschaft ///

Claus und Lothar Oehlen begegneten sich im Quelle-Kaufhaus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2 Königin der Hautschmeichler ///

Rita Erhardt bezaubert im Laden von »Mona Lisa Dessous«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3  Volles Programm am Stadtpark ///

Christian Ilg wurde ausgezeichnet für sein Kino »Babylon«  . 19 4  U-Bahn, Skizzenbuch und rote Stiefel ///

Petra Annemarie Schleifenheimer an der Station »Stadtgrenze«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5  Ballett und Blaubeerkuchen ///

Velia Wortman fand ihr Glück im Stadttheater  . . . . . . . . . . . . . . 31 6  Sprachen im Fluss ///

Silke Kahlert übersetzt in der Vacher Kunstmühle  . . . . . . . . . . . 37 7  Das Original der Michaelis-Kirchweih ///

Georg Huber steht hinter dem Stand »Der billige Jakob«  . . . . 41 8  Rechtsanwältin putzte Rathausklinke ///

Silke Thulke-Rinne arbeitet in der Rudolf-Breitscheid-Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 9  Cappuccino vom Wunschzettel ///

Markus Reith leitet das Kaffeehaus »Samocca«  . . . . . . . . . . . . . . 4710  Nun erzählen Sie doch mal … ///

Jakob Wassermann wurde in der Alexanderstraße geboren  . . . 5311  Zwei linke Hände? Euch werd ich helfen! ///

Michael Beck arbeitet in seiner Werkstatt in der Simonstraße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5512  »Besonders schön ist das Erstaunen« ///

Rosmarie Waniek lässt am Stadtparkweiher Energie fließen  . . . 5913  Der Angler und der Büchsenschütze ///

Architekt Detlef Günter Thiel fischt am Engelhardtsteg  . . . . 6314  Kantorin dreier Gemeinden ///

Sirka Schwartz-Uppendieck spielt in der Auferstehungskirche  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6915  »Wir vervielfältigen das Wissen« ///

Mit dem »FürthWiki«-Vereinsvorstand im »Grüner-Bräu-Keller«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

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16  Die bunte Vielfalt des Lebens ///

Iris Rauhs Mosaiken zieren die Therme »Fürthermare«  . . . . . 7917  Wie in einem großen Dorf ///

Bürgermeister Markus Braun setzt im Rathaus auf Bildung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8518  »Jeder bekommt eine Medaille!« ///

Leonie Fröhlich trainiert am Main-Donau-Kanal  . . . . . . . . . . . 8719  Helfen ist geiler als geizen ///

Dagmar und Udo Schick sammeln Spenden im Sportpark Ronhof  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8920  Abiturientin und Altrocker ///

Bernd Hausner ist seit Jahrzehnten Wirt in der Gustavstraße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9521  Ein Frankenkönig auf der Durchreise ///

Karl der Große machte Rast an der heutigen Maxbrücke  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9722  Am Fluss Zenn in den Fluss kommen ///

Bruno Bradt lebt und zeichnet in der Ritzmannshofer Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9923  Wichtig sind Geschichten und Gefühle ///

Bettina Sorge hält freie Reden auf dem Friedhof  . . . . . . . . . . . 10524  »Ich war eine Woche traurig …« ///

Thomas Schier bringt vom Bahnhofplatz aus Leben in die Stadt  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11125  »Ich kann andere Frauen inspirieren« ///

Nina Thilo und ihr Fotostudio in der Unterfarrnbacher Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11726  In Würde sterben ///

Dr. Roland Martin Hanke engagiert sich für den Hospizverein  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12127  Wo die zarten Falter flogen ///

Marlene Quatro gibt ihr Lifestyle-Magazin in Fürth heraus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12528  Und ab und an den Mammutbaum besuchen … ///

Volker Zuber verlässt den Pfarrhof von St. Michael  . . . . . . . 12929  Bücher, Hunde und ein rotes Sofa ///

Andrea Jungkunz führt die Buchhandlung Jungkunz  . . . . . 133

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30  »Von klein auf vom Wasser besessen!« ///

Hans Partheimüller setzt in der Förstermühle auf Wasserkraft  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13731  Eine Fackel der Freiheit ///

Birgit Roßdeutscher entwirft Hüte in der Nürnberger Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13932  Zwischen Heinzelmann und Kühlbox ///

Danny Könnicke leitet das Rundfunkmuseum der Stadt Fürth  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14333  Schönheit tut gut ///

Monika Achilles präsentiert Design in der Schwarzmannstraße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14934  Mit der »Wilden Möhre« unterwegs ///

Marion Reinhardt lädt zur Kräuterführung am Farrnbach ein  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15335  Schleckmuscheln und Knisterkaugummi ///

Hornschuchpromenade: Christian Fischer-Silvias »Kiosk 762«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15936  Das Publikum nach Fürth zurückholen ///

Architekt Dieter Karl Ludwig genießt den Periandergarten  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16137  »Netzwerken ist extrem wichtig« ///

Petra Guttenberger lobt am Technikum den Fortschritt  . . . 16538  »Streets of London« in der Fußgängerzone ///

Richard Smerin bringt den Blues in die Schwabacher Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16739  Jeder braucht ein Dach über dem Kopf ///

Dagmar Svoboda begleitet die Fürther Wärmestube  . . . . . . . 16940  DTM-Champion aus Franken ///

Marco Wittmann fühlt sich wohl in der Benno-Strauß-Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

Karte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Bildverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

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Eingetragene LebenspartnerschaftClaus und Lothar Oehlen begegneten sich im Quelle-Kaufhaus

Dies ist die wunderbare Liebesgeschichte von zwei Menschen, die 1983 ein Paar wurden und sich im Jahr 2001 endlich offiziell das Jawort gaben. Nun gut, bei manchen dauert’s halt »a weng« länger, doch in diesem Fall durften die beiden einfach nicht heiraten. Als am 1. August 2001  dann aber das Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft in Kraft trat, war für Claus und Lothar Oeh-len alles entschieden: Am 28. Dezember 2001 traten sie zwar nicht vor einen Standesbeamten, doch vor den Notar ihres Vertrauens, der ihnen die heiß ersehnte Urkunde ausstellte. Sie waren eines der ersten schwulen Paare, über dessen Verpartnerung die Presse be-richtete. Schöner als das Amtsdeutsch klingt aber zweifellos das Wort Liebe!

Kennengelernt haben sich Claus und Lothar im ehemaligen Quelle-Kaufhaus an der Fürther Freiheit. Lothar hatte Sehnsucht nach einem Mann und fuhr in die Stadt, um sich an einschlägigen Treffpunkten, die es damals in Fürth gab, umzusehen. Mit der Roll-treppe fuhr er in die Musikabteilung. Und dort sah er Claus. Hinter einem Schallplattenstand. Locken, Schnauzer und Augen, die Lo-thar den Boden unter den Füßen wegzogen. Das war der Mann, den er lange gesucht hatte! Bevor er wusste, in wen er sich auf den ersten Blick verliebt hatte, war Claus fast wieder verschwunden – ins Qui-ckie, das Schnellrestaurant des Quelle-Kaufhauses!

Heute schaut Lothar schelmisch über seine Kaffeetasse hin-weg, und Claus lächelt wissend. Damals musste Lothar sich aller-dings schnell etwas einfallen lassen, damit ihm der hübsche junge Mann mit der tollen Figur nicht gleich wieder abhandenkam. »Ist hier noch frei?«, war eine einfache Lösung – zugegeben. Trotzdem hatte er damit Erfolg. Nicht nur der Platz am Tisch im Quickie war frei, sondern auch der Platz im Herzen und im Leben von Claus. Allerdings gab es einige Hürden zu überwinden, denn beide waren damals verheiratet. Bevor sie miteinander leben konnten, mussten sie ihren ahnungslosen Frauen reinen Wein einschenken.

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Den Männern wurde schnell klar, dass die Wahrheit durchaus problematisch sein kann. Dennoch machten beide in dieser Phase auch sehr positive Erfahrungen. Lothar erinnert sich an ein Treffen mit sei-nen Eltern, die endlich Claus und die Wahrheit kennenlernen sollten. Es gab einiges zu klären, Gerüchte mussten aus der Welt geschafft werden. Doch dann entspannte sich die Situation. »Vater schenkte einen Cognac ein, stieß mit Claus an«, erzählt Lothar. »Schließlich haben meine Eltern meinen Mann herzlich aufgenommen und bis an ihr Lebensende eine gute Beziehung zu ihm gehabt.« Mit dem neuen Leben klarzukommen, bedeutete allerdings Trennung und Schmerz. Während Lothar mit seiner Frau später ein freundschaftliches Ver-hältnis pflegte, war für Claus der Abschied ein endgültiger.

Das kleine Reihenhaus, in dem das Paar heute lebt, ist ein Idyll. Die quirlige Hundeschar, die oft gar nicht gemächlichen Wasserschild-kröten und ein Teich mit prachtvollen Fischen sorgen für Dynamik und obendrein für Arbeit. Außerdem beherbergt das Paradies ver-schiedene Wachtelarten. Geht man über die kleine Brücke zur eigen-händig gebauten Voliere mit den Virginia- und Zwergwachteln, sind die Terrierdamen gleich dabei und drücken ihre Hundenasen an das Gitter – was den Vögeln nicht sonderlich imponiert.

Seit 1997  ist Lothar im Ruhestand, und inzwischen muss auch Claus nicht mehr als Krankenpfleger arbeiten. Das heißt aber nicht,

Bei Familie Oehlen gibt es des Öfteren Wachteleier zum Frühstück

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dass sie sich nur ums traute Heim und ihren kleinen Zoo kümmern. Die beiden sind ungewöhnlich stark engagiert. Zur Wendezeit haben sie die Familie von Claus’ Bruder bei der Flucht in den Westen unter-stützt. Claus hatte seinen Bruder erst Jahre nach seiner erzwungenen Adoption in der DDR ausfindig machen können. Während der Bruder mit Frau und Kind jedoch aus Furcht vor der Stasi in die DDR zu-rückkehrte, halfen Claus und Lothar einem zunächst völlig fremden Ehepaar, das ebenfalls über Ungarn geflüchtet war und danach fast ein Jahr bei ihnen wohnte.

Beiden Männern liegt das Engagement für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften sehr am Herzen. Bereits in den 90er-Jahren en-gagierten sie sich im Rahmen der von Rechtsanwältin Maria Sabine Aug-stein vorangetriebenen Verfassungsklage für die gleichgeschlechtliche Ehe. Im Fliederlich e. V., dem SchwuLesBischen Zentrum Nürnbergs, waren sie zudem Ansprechpartner für schwule Paare. Heute engagieren sich Claus und Lothar bei der Initiative Angehörigen-Stammtisch Fran-ken für die Verbesserung der Versorgung alter Menschen. Wichtige An-stöße dazu gab sicher die Betreuung von Lothars Eltern im Altenheim, die der Sohn ebenso kritisch wie fürsorglich begleitete, sowie Claus’ Fachkenntnis. Die Qualität der Altenpflege ist für die Oehlens ein per-sönliches Anliegen. Trotz ihres Engagements kommt bei ihnen die Le-bensfreude nicht zu kurz! So gründeten sie die Fürther Fastnachtsgesellschaft Fränki-sche Kanal Flotte, die sie jahrelang als Prä-sident und erster Vorstand führten. Gehen sie heute am ehemaligen Quelle-Kaufhaus vorbei, schmunzeln sie darüber, was sich aus ihrer ersten Begegnung im Quickie entwickelt hat und wie vieles sie gemein-sam erleben konnten.

E H E M A L I G E S Q U E L L E - K A U F H A U SH E U T E W Ö H R L - F I L I A L E

F Ü R T H E R F R E I H E I T 8 – 1 09 0 7 6 2   F Ü R T H

Claus und Lothar Oehlen begegneten sich im Quelle-Kaufhaus 1

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Königin der HautschmeichlerRita Erhardt bezaubert im Laden von »Mona Lisa Dessous«

Geht es um schöne Wäsche, ist Rita Erhardts Wäscheboutique Mona Lisa in der Gustavstraße 56 eine Institution. Vom zarten BH bis zum kuscheligen Schlafanzug verwöhnt sie ihre Kundinnen mit schöner Wäsche – und vor allem mit fachkundiger Beratung. Sie nimmt mit einem Blick Maß, kennt sich aus mit Schnitten, Materialien und Far-ben. Das beeindruckt die Damen und gibt deren Partnern die gern genutzte Möglichkeit, ein Geschenk mal ganz heimlich zu kaufen.

Bevor Rita Erhardt 1989 ihr Geschäft eröffnete – damals noch in der Fürther Friedrichstraße –, fuhr sie einmal im Monat in die Nach-barstadt Nürnberg und erstand für sich selbst ein feines Dessous. Die zarten Wäschestücke für »darunter« hatten es ihr angetan. In Fürth fehlte es damals noch an dem passenden Angebot. »Doch nach einem Streit mit meinem damaligen Chef entschied ich mich spontan, mich selbstständig zu machen. Blauäugig, wie ich bin, war mir schnell klar, dass ich das fehlende Wäschegeschäft in Fürth eröffnen würde«, er-innert sich die Geschäftsfrau heute mit einem verschmitzten Lächeln. Die damals 33-Jährige kannte sich mit der Ware, den Marken und Qualitäten ja schon lange aus. Die Familie war einverstanden, ein pas-sendes Ladenlokal schnell gefunden. Sieben Jahre hatte Mona Lisa Dessous seinen Platz in der Friedrichstraße, anschließend zwölf Jahre lang in der nahen Moststraße. 2008 zog das inzwischen weithin be-kannte Geschäft in die Gustavstraße im Herzen der Fürther Altstadt. Vor der Tür steht eine einladend wirkende Sitzgruppe, die schon aus der Ferne signalisiert, dass man sich hier die Zeit für eine intensive Beratung und gern auch für einen Plausch nimmt.

»Ich bin froh, dass ich hier bin«, sagt Rita Erhardt, »der Laden passt wunderbar zu mir. Die liebevoll gepflegte Fassade harmoniert gut mit meinem Wäscheangebot. Alles ist stimmig, fühlt sich gut an. Mein Laden ist für mich wie ein Wohnzimmer. Ich habe meinen Platz gefunden.« Dennoch gibt es für sie eine ganz klare Grenze: den Fei-erabend. Daheim wird nicht über das Geschäft gesprochen. »Nicht am Wochenende. Nicht im Urlaub. Ohne die klare Trennung von

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Beruf und Privatleben könnte ich gar nicht abschalten – und das ist mir bei aller Liebe zu meinem Beruf sehr wichtig.« Dennoch hat sich die Unternehmerin in schwierigen Situationen immer auf den Rück-halt ihrer Familie und ihrer Freunde verlassen können, wofür sie sehr dankbar ist.

»Meine Kundinnen schätzen das Gefühl, etwas Besonderes zu tragen«, ist sich die Geschäftsfrau sicher. »Ich wusste schon früh, wie sich die Modelle der einzelnen Hersteller anfühlten, wie sie sich unterscheiden. Stoffe und Materialien sind sehr wichtig. Man muss heute beim Einkauf sehr aufpassen. Denn inzwischen verschwan-den auch Firmen vom Markt, die ausgezeichnete Ware anboten. Das schmerzt schon sehr.« Doch auf den Bügeln hängen dank Rita Er-hardts anspruchsvoller Auswahl edle Stoffe, bezaubernd und vor-teilhaft geschnittene Modelle. Die Farben reichen von Klassikern in Schwarz, Weiß oder Natur bis hin zu den aktuellsten Modetrends. Das Sortiment ist ein Augenschmaus, den man nur zu gern zwischen seinen Fingerspitzen und auf der Haut spüren möchte.

Wer bei Mona Lisa Dessous kauft, legt meist großen Wert auf Beratung und Qualität. Das Maßnehmen mit dem Band, der geschul-

Zarte Stoffe und schicke Farben für schöne Kurven

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te Blick und ein gutes Gespür auch für unausgesprochene Wünsche machen Rita Erhardt zur Vertrauensperson in allen Wäschefragen. Beschwingt und mit lebenslustiger Leichtigkeit sprechen oft die Ein-käuferinnen ihren Dank aus: »Sie haben mich glücklich gemacht.« Das Gefühl, dass sich jemand ihrer annimmt, sie eingehend berät, ist vielen Frauen ganz wichtig. Hier dürfen sie sogar in der Kabine blei-ben. Die verlockenden Kästen mit den Dessous bringt ihnen die Che-fin sehr gern persönlich. Und ganz selbstverständlich gehört auch der Plausch bei einem Espresso dazu, wenn die Zeit es erlaubt. »Viele meiner Kundinnen sind Freundinnen geworden. Man kommt sich oft auch privat näher.«

Im Vergleich zu den ersten Jahren ist das Sortiment deutlich gewachsen. Und auch Reparaturen werden übernommen, wenn die Wäsche bei Mona Lisa Dessous gekauft wurde. Besonders wenn ein BH neue Bügel braucht, ist dieser Service den Damen sehr willkom-men. Auch Modenschauen gehören im Frühjahr und Sommer immer dazu. »Dann kommen insbesondere meine Stammkundinnen, der harte Kern«, berichtet Rita Erhardt. »Einige freuen sich, bei diesen Anlässen Freundinnen zu treffen, die sie sonst nur selten sehen.«

Früher habe sie geplant, den Laden noch zehn Jahre in dieser Form zu führen, dann Personal einzustellen und sich langsam zu-rückzuziehen. Ist das immer noch ihr Ziel? »Nein, dieser Laden ist mein Leben. Ich habe sehr liebe Kundinnen. Natür-lich sind auch besonders anspruchsvolle darunter. Aber sie alle sind meine Mona-Lisa-Familie.«

M O N A L I S A D E S S O U SG U S TA V S T R A S S E 5 6

9 0 7 6 2   F Ü R T HW W W. M O N A L I S A - D E S S O U S . D E

Rita Erhardt bezaubert im Laden von »Mona Lisa Dessous« 2

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Volles Programm am StadtparkChristian Ilg wurde ausgezeichnet für sein Kino »Babylon«

Mit Kinobesitzer Christian Ilg plaudere ich in der Cafébar des Baby-lon über die Entwicklung des Programmkinos, das er in der Nürn-berger Straße 3 betreibt. »Wenn man alles vorher weiß, dann macht man’s nicht.« Oh  – damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Eher mit der Erfolgsstory des wunderbaren Kinos am Stadtpark, das für viele Fürther ein zweites Wohnzimmer ist. Aber ja, ein Kino zu betreiben, macht natürlich viel Arbeit, besonders in den ersten Jahren. Also fra-ge ich nach: »Wie hat sie begonnen, die Story des Babylon?«

Christian Ilg hatte eigentlich völlig andere Pläne für sein eigenes Leben; Kinobetreiber zu werden, war nicht vorgesehen. Er absolvier-te eine Lehre als Bankkaufmann, arbeitete auch ein Jahr in diesem Beruf. Dann holte er sein Abitur nach und wollte studieren. Doch so viel Lust auf die Universität hatte er am Ende doch nicht: Erst jobbte der angehende Student an der Kinokasse, dann im Keller unter dem Kino, wo es einen Raum für Konzerte gab. »Dort fing es dann an. Und zwar mit dem Raum 4, den wir ab 2005 – unabhängig vom Kino – als gute Adresse für Musikveranstaltungen etablierten. Schon im Februar des nächsten Jahres fragte unser Vermieter, ob wir auch noch das Kino übernehmen würden. Für das erste halbe Jahr überließ er meinem Barmann und mir das Kino sogar pachtfrei.« Das Fuß-ballsommermärchen des Jahres 2006 war für die jungen Unternehmer eine gute Gelegenheit, Kino und Cafébar zu renovieren. Während die Fußballer kickten, die deutsche Nationalmannschaft als Weltmeister der Herzen gefeiert wurde und die Fans unter freiem Himmel ju-belten, konzentrierte sich Christian Ilg darauf, dem Kino mit Farbe, frischen Ideen und einem individuellen Konzept einen ganz neuen und eigenständigen Charakter zu verleihen: »Der Super-Mainstream, der reine Popcorn-Film, der passt hier nicht hinein.«

2011 standen die nächsten Investitionen an. Dieses Mal ging es um die Technik. Die Filmwelt wurde auch im Babylon digital. »Und das war höchste Zeit, denn es wurde immer schwieriger, Filme zu bekommen«, so Christian Ilg. »Seit der Digitalisierung haben wir

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