Andreas Christlicher Werk Osten · 2018. 9. 24. · Patron der Berufungen und Novizen (Dokimi)...

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Rundbrief 2018/2 Christen aus der Region, die einst die Wiege des Christen- tums war, verschwinden könnten. Das Friedensgebet im Hafen von Bari, bei dem die Kirchenvertreter ihr Friedenslicht auf einen gemeinsamen Leuchter stellten, war denn auch ein eindrucksvolles Zeichen christlicher Solidarität ange- sichts der herrschenden Gleichgültigkeit gegenüber dem von Krieg, Gewalt, Zer- störung, Besatzung, Funda- mentalismus und Vertrei- bung verursachten Leiden in dieser Region. Dem fruchtbaren Austausch wie auch der Geschichte der Entfremdung zwischen Orient und Okzident in der Ära des byzantinischen Reichs von seinen Anfängen unter Kaiser Konstantin bis zum Untergang im 15. Jahrhundert ist eine sehenswerte Ausstel- lung in der Schallaburg gewidmet, wobei das Mittelmeer als Chiffre für die wechselvolle Beziehungsgeschichte steht. Auch die Rundbriefausgabe, die Sie in Händen halten, greift – neben einer Fülle weiterer Österreich betreffender Informa- tionen – dieses Thema auf und steuert mit dem Beitrag über den hl. Liborius eine durchaus originelle Perspektive bei. Es ist an dieser Stelle zu danken: Für Ihr Gebet, für Ihre Spenden, die die Unterstützung der Ostkirchen erst möglich machen, für alle Initiativen, die das geschwisterliche Mitei- nander der Kirchen in Ost und West vertiefen. Ein besonde- rer Dank gilt allen Mitarbeitern den Andreas-Petrus-Werks, denen, die sich schon viele Jahre engagieren, wie auch denen, die neu zum Team hinzugestoßen sind. Bari ist das Tor zum Orient und Wallfahrtsziel vieler orthodo- xer Christen vor allem aus Russland, die hierher kommen, um die Reliquien des hl. Bischofs Nikolaus von Myra zu vereh- ren. Es war also ein besonderes Signal an die östlichen und orientalischen Kirchen, dass Franziskus am 7. Juli zum Friedensgebet nach Bari – und nicht etwa nach Assisi – einlud. Im Hafen von Bari hatten die Patriarchen und Kirchenvertreter das offene Meer vor sich und richteten ihre Blicke nach Osten, wo einst das Evangelium von Jesus dem Christus seinen Ausgang nahm und von wo es vor allem über das Mittel- meer die städtischen Zen- tren des Römerreiches erreichte. Im Jahr 2018 ist der Blick in den Nahen Osten von Sorge erfüllt – von der Sorge, dass die Sekretariat für Österreich, 5020 Salzburg, Mönchsberg 2A, Tel. 0662/902425-10 Salzburger Landes-Hypothekenbank Kto.-Nr. 2917700, BIC: SLHYAT2S, IBAN: AT48 5500 0000 0291 7700 Andreas Petrus Werk Catholica Unio Päpstl. Werk der Kongregation für die Ostkirchen Christlicher Osten www.andreas-petrus-werk.at In diesem Rundbrief: Editorial des Nationalsekretärs (Gottfried Glaßner OSB) Michael Proházka Vizerektor im COr Eichstätt – Pfarrer Ralf Peter neu im Vorstand des Andreas-Petrus-Werks – Bonifaz Tit- tel OSB † – Priesterweihe von John Alexander Reves Von Le Mans nach St. Andrä (Liborius Lumma) Friedensgebet in Bari – Gesprächsabend zum Thema Einheit und Vielfalt auf der Schallaburg (Gottfried Glaßner OSB) Stand und Vorstellung der Hilfsprojekte des Andreas-Petrus- Werks im Libanon, in Weißrussland und in der Ukraine Kurz gefasste Berichte Liebe Freunde des Andreas-Petrus-Werks! Roma und Constantinopolis, das alte und das neue Rom, personifiziert als festlich bekleidete Frauengestalten mit Globus und Helm (links) bzw. Füllhorn und Mauerkrone (rechts). Die beiden spätantiken Elfenbeintafeln, die als Diptychon zusammengehören, repräsentieren die Einheit der römischen Welt. Für die spätmittelalterliche Zweitver- wendung im Gottesdienst – vermutlich als Buchdeckel- schmuck – wurden die Tafeln leicht überarbeitet und die Frauenfiguren laut Beischrift als Temperantia (Mäßigung) und Castitas (Keuschheit) umgedeutet. Das Diptychon ist als Leihgabe der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien bis 11. November 2018 in der Ausstellung „Byzanz & der Westen“ auf der Schalla- burg zu sehen. – © KHM-Museumsverband.

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Rundbrief 2018/2

Christen aus der Region, die einst die Wiege des Christen-tums war, verschwinden könnten. Das Friedensgebet imHafen von Bari, bei dem die Kirchenvertreter ihr Friedenslichtauf einen gemeinsamen Leuchter stellten, war denn auch eineindrucksvolles Zeichenchristlicher Solidarität ange-sichts der herrschendenGleichgültigkeit gegenüberdem von Krieg, Gewalt, Zer-störung, Besatzung, Funda-mentalismus und Vertrei-bung verursachten Leiden indieser Region.Dem fruchtbaren Austauschwie auch der Geschichteder Entfremdung zwischenOrient und Okzident in derÄra des byzantinischen

Reichs von seinen Anfängen unter Kaiser Konstantin bis zumUntergang im 15. Jahrhundert ist eine sehenswerte Ausstel-lung in der Schallaburg gewidmet, wobei das Mittelmeer alsChiffre für die wechselvolle Beziehungsgeschichte steht.Auch die Rundbriefausgabe, die Sie in Händen halten, greift– neben einer Fülle weiterer Österreich betreffender Informa-tionen – dieses Thema auf und steuert mit dem Beitrag überden hl. Liborius eine durchaus originelle Perspektive bei.Es ist an dieser Stelle zu danken: Für Ihr Gebet, für IhreSpenden, die die Unterstützung der Ostkirchen erst möglichmachen, für alle Initiativen, die das geschwisterliche Mitei-nander der Kirchen in Ost und West vertiefen. Ein besonde-rer Dank gilt allen Mitarbeitern den Andreas-Petrus-Werks,denen, die sich schon viele Jahre engagieren, wie auchdenen, die neu zum Teamhinzugestoßen sind.

Bari ist das Tor zum Orient und Wallfahrtsziel vieler orthodo-xer Christen vor allem aus Russland, die hierher kommen, umdie Reliquien des hl. Bischofs Nikolaus von Myra zu vereh-ren. Es war also ein besonderes Signal an die östlichen und

orientalischen Kirchen, dassFranziskus am 7. Juli zumFriedensgebet nach Bari –und nicht etwa nach Assisi –einlud. Im Hafen von Barihatten die Patriarchen undKirchenvertreter das offeneMeer vor sich und richtetenihre Blicke nach Osten, woeinst das Evangelium vonJesus dem Christus seinenAusgang nahm und von woes vor allem über das Mittel-meer die städtischen Zen-

tren des Römerreiches erreichte. Im Jahr 2018 ist der Blick inden Nahen Osten von Sorge erfüllt – von der Sorge, dass die

Sekretariat für Österreich, 5020 Salzburg, Mönchsberg 2A, Tel. 0662/902425-10Salzburger Landes-Hypothekenbank Kto.-Nr. 2917700, BIC: SLHYAT2S, IBAN: AT48 5500 0000 0291 7700

AndreasPetrus

WerkCatholica UnioPäpstl. Werk derKongregation fürdie Ostkirchen

ChristlicherOsten

www.andreas-petrus-werk.at

In diesem Rundbrief: • Editorial des Nationalsekretärs (Gottfried Glaßner OSB) • Michael Proházka Vizerektor im COr Eichstätt – Pfarrer Ralf

Peter neu im Vorstand des Andreas-Petrus-Werks – Bonifaz Tit-tel OSB † – Priesterweihe von John Alexander Reves

• Von Le Mans nach St. Andrä (Liborius Lumma) • Friedensgebet in Bari – Gesprächsabend zum Thema Einheit

und Vielfalt auf der Schallaburg (Gottfried Glaßner OSB) • Stand und Vorstellung der Hilfsprojekte des Andreas-Petrus-

Werks im Libanon, in Weißrussland und in der Ukraine • Kurz gefasste Berichte

Liebe Freunde des Andreas-Petrus-Werks!

Roma und Constantinopolis, das alte und das neue Rom,personifiziert als festlich bekleidete Frauengestalten mitGlobus und Helm (links) bzw. Füllhorn und Mauerkrone(rechts). Die beiden spätantiken Elfenbeintafeln, die alsDiptychon zusammengehören, repräsentieren die Einheitder römischen Welt. Für die spätmittelalterliche Zweitver-wendung im Gottesdienst – vermutlich als Buchdeckel-schmuck – wurden die Tafeln leicht überarbeitet und dieFrauenfiguren laut Beischrift als Temperantia (Mäßigung)und Castitas (Keuschheit) umgedeutet.Das Diptychon ist als Leihgabe der Antikensammlung desKunsthistorischen Museums Wien bis 11. November 2018in der Ausstellung „Byzanz & der Westen“ auf der Schalla -burg zu sehen. – © KHM-Museumsverband.

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Trauer um P. Bonifaz Tittel OSB († 28.3.2018) – Diakon John Reves in St. Barbara am 26.5.2018 zum Priester geweihtAm Morgen des 28. März 2018 ist nachlangem Leiden P. Bonifaz Tittel im 71.Lebensjahr verstorben. Er absolviertedas Schottengymnasium, wurde 1966in das Noviziat der Schottenabtei auf-genommen und legte hier 1970 dieewige Profess ab. Nach dem Theolo-giestudium in Salzburg wurde er am6.1.1972 zum Priester geweiht. Im Zugeseiner Russisch-Ausbildung verbrach-te er ein Jahr im damaligen Leningrad.

Aus dieser Zeit resultierten viele persönliche Kontakte zur russischenOrthodoxie. Von 1976 bis zu seiner Pensionierung 2009 unterrichtete erReligion und Russisch am Schottengymnasium und institutionalisierte1989 einen regelmäßigen Schüleraustausch mit einem Moskauer Gymna-sium. Das Foto entstand bei den Wiener Gedenkfeiern zum zweiten Jah-restag des ökumenischen Gipfeltreffens in Havanna (10. bis 12. Februar2018): P. Bonifaz im Gespräch mit Metropolit Hilarion (Alfejew) und P.Sebastian Hacker OSB, seinem Nachfolger als Russischlehrer.

Ein großes Fest durften dieKatholiken des byzantini-schen Ritus in Österreich fei-ern: Am Samstag, 26. Mai2018, wurde Diakon John Ale-xander Reves von ErzbischofCyril Vasil’, dem Sekretär dervatikanischen Ostkirchen-kongregation, in der ukrain.griech.-kath. Kirche St. Bar-bara in Wien zum Priester imbyzantinischen Ritus ge weiht.Die Feier war die erste öster-reichische Priesterweihe im byzantinischen Ritus seit längerer Zeit.John Alexander Reves, der Wurzeln in den USA und in der Ukraine hat,ist Leiter des Byzantinischen Gebetszentrums in Salzburg und seit Jänner2018 Mitglied im Vorstand des Andreas-Petrus-Werks. Er ist mit der Kir-chenmusikerin Mirella Reves verheiratet (auf dem Foto an der Seite desNeupriesters hinter dem Bischofsthron).

Mit Wirkung vom 1. September2018 hat mich der Bischof von Eich-stätt, Dr. Gregor Maria HankeOSB, zum Vizerektor des CollegiumOrientale ernannt. Damit gehtmein 11 Jahre dauernder Dienst alsAbt des Stiftes Geras zu Ende undich beginne eine neue Aufgabe imDienste der Einheit der Kirchen.Das Collegium Orientale in Eich-stätt ist ein katholisches Studien-kolleg, das der Ausbildung von

Priesteramtskandidaten und dem postgraduierten Studium vonKlerikern unterschiedlicher Ostkirchen dient. Es ist weltweitdas einzige Seminar, das auf alle katholische Ostkirchen sowiedie orientalischen und orthodoxen Kirchen ausgerichtet ist.Auch die Studienmöglichkeit verheirateter Priesteramtskandi-daten und Kleriker ist eine Besonderheit dieses Seminars. ImJahre 1998 gegründet, feiert es heuer sein 20-jähriges Bestehenund „beherbergt“ aktuell 48 Seminaristen aus den verschiedens-ten Ostkirchen.Meine Aufgabe besteht vor allem in der Unterstützung undBegleitung der Studenten gemeinsam mit dem Rektor, Erzpries-ter Dr. Oleskandr Petrynko, und den anderen Offizialen desHauses. Des Weiteren darf ich am Empfang und der Betreuungder verschiedenen Gäste und Repräsentanten aus den Ostkir-chen, die unser Collegium besuchen, mitwirken. Besonderswichtig ist es mir auch, die Kontakte zu ostkirchlichen Einrich-tungen wie dem Andreas-Petrus-Werk und der Wiener StiftungPro Oriente zu pflegen. Dem Andreas-Petrus-Werk bleibe ichdarüber hinaus als Mitglied im Vorstand und Referent derDiözese St. Pölten verbunden.

Archimandrit Abt em. Mag. Michael K. Proházka OPraem

Geboren 1971 inBuchen, Deutsch-land, war er nachAbschluss der Studi-engänge Fachtheolo-gie und Religionspä-dagogik in Salzburgzehn Jahre als Religi-onslehrer tätig. 2012wurde er in Salzburgdurch Erzbischof Dr.Alois Kothgasser zumPriester geweiht.Nach vier Jahren alsKooperator wurde er2016 Pfarrer inHochfilzen und Fie-

berbrunn im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg.Bereits in jungen Jahren erwachte in ihm das Interesse für dieostkirchliche Tradition der Kirche. Diesen spirituellen Reich-tum versuchte er auch in seiner Zeit als Lehrer den Schülernzu vermitteln. Längere Zeit besuchte er regelmäßig die sonn-tägliche Liturgie in der Markuskirche in Salzburg. Prägend fürsein geistliches Leben ist Literatur zu ostkirchlicher Spirituali-tät und Liturgie.

Als neuen Referenten und Mitarbeiter der ErzdiözeseSalzburg im Andreas-Petrus-Werk begrüßen wir:MMag. Ralf Peter, Pfarrer in Hochfilzen und Fieberbrunn.

Wir wünschen Archimandrit Michael Proházka OPraemfür seine neue Aufgabe im Collegium Orientale und fürsein vielfältiges ostkirchliches Wirken Gottes Segen.

Das Foto mit Erzbischof Dr. Franz Lackner OFM ent-stand am 18. Mai 2018 auf dem Salzburger Mönchs-berg. Pfarrer Ralf Peter nahm als designierter Nachfol-ger von Pfarrer Matthias Oberascher in der Funktion desDiözesanreferenten erstmals an der jeweils am Freitagvor Pfingsten tagenden Nationalkonferenz des Andreas-Petrus-Werks teil. Seit August 2018 ist er auch offiziellals Diözesanreferent bestellt.Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch PfarrerMatthias Oberascher für seine langjährige engagierteMitarbeit und die Pflege intensiver Kontakte mit den inder Erzdiözese vertretenen Ostkirchen. Durch Vorträgeund Gottesdienste hat er vielen Gläubigen die Schönheitder byzantinischen Liturgie und den spirituellen Reich-tum der Ostkirchen erschlossen.

Bereits 2004, bevor er 2007 zum 75. Abt des Stiftes Gerasgewählt wurde, hat Archimandrit Michael im Collegium Ori-entale als Vizerektor „ausgeholfen“. Der Rat der Ärzte, „indie zweite Reihe zu treten“, und die Aussicht, seiner Liebezum Christlichen Osten so besser nachkommen zu können,haben in ihm den Entschluss reifen lassen, vor Ablauf derAmtszeit als Abt dem Ruf nach Eichstätt zu folgen.

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Möglicherweise am 9. Juni 397 – aber gesichert ist dieses Datumnicht – starb Bischof Liborius von Le Mans im Nordwesten desheutigen Frankreich, und zu jener Zeit war kaum abzusehen,welche Wirkungsgeschichte Liborius entfalten sollte.Über sein Leben und Wirken ist wenig bekannt. Möglicherweisebetrieb er während seiner fast 50-jährigen Amtszeit das, wasman heute Strukturreform nennen würde: Mittlerweile ist guterforscht, wie die Ausbreitung des Christentums vom Mittel-meerraum nach Norden zur Bildung großflächiger Diözesenund einer neuen Aufgabenverteilung zwischen Bischof, Presby-tern (Priestern) und Diakonen führte. Es kann durchaus sein,dass Liborius diese Entwicklungen mitbeeinflusste.Nicht einmal die Bedeutung des Namens Liborius ist geklärt,denn wir können nicht mehr rekonstruieren, ob es sich umeinen Namen griechischen, lateinischen oder keltischenUrsprungs handelt.

Als Liborius starb, leitete sein Nach-barbischof und Freund Martin vonTours das Begräbnis. Es findet sichaber auch die umgekehrte Variante,wonach Martin durch Liborius bestat-tet wurde. Zumindest die Spuren Mar-tins können wir besser nachverfolgen,

wir kennen unter anderem seine Heimatstadt Savaria, das heu-tige Szombathely in Westungarn. In Le Mans wurde Liboriusjedenfalls in ehrender Erinnerung behalten, darüber hinausblieb er weitgehend unbekannt – ganz anders als Martin, eineder beliebtesten Heiligengestalten der Geschichte.Wäre Karl der Große nicht gewesen, dann wäre Liborius einlokal verehrter Heiliger geblieben oder – wer weiß? – vielleichtirgendwann in Vergessenheit geraten. Doch als Karl das Chris-tentum im heutigen Norddeutschland durchsetzte, spielte dieVerehrung von Reliquien eine entscheidende und identitätsstif-tende Rolle. 799 war die Diözese Paderborn neu errichtet wor-den, 836 wurden die Gebeine des Liborius aus Le Mans nachPaderborn überführt. Eine spätere Überlieferung erzählt, einvorausfliegender Pfau habe dabei den Weg gewiesen: So wurdeder Pfau zu einem der Attribute des Liborius – neben einemBuch mit darauf liegenden Steinen, weil Liborius zum Patronbei Steinleiden avancierte.

Aus dem französischen Ortsbischof des 4. Jahrhunderts wardamit der Diözesan- und Stadtpatron von Paderborn geworden,und hier setzt die große Wirkungsgeschichte ein. Der Bund zwi-schen den Städten und Diözesen Le Mans und Paderborn über-stand die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, des Ersten unddes Zweiten Weltkrieges und besteht bis heute fort; viele Pader-borner Diözesanen wissen davon bis heute zu berichten. DasLiborifest Ende Julizieht als kirchlichesFest und zugleich alsVolksfest jährlicheine siebenstelligeBesucherzahl nachPaderborn. Liederund Gebete wurdenLiborius gewidmet,und viele Kirchen inPaderborn undUmgebung sind ihmgeweiht. Sogar derkatholische Kalen-der musste ange-passt werden: Das

Fest der Birgitta von Schweden wird in Paderborn – anders alsim Rest der katholischen Welt – erst am 24. Juli gefeiert, der 23.Juli hingegen war schon immer für Liborius reserviert. In Pader-born und dem umliegenden Westfalen ist Liborius auch eineinigermaßen bekannter Vorname. Darüber hinaus kennt mandiesen Namen noch im bayerisch-fränkischen Raum, wo er abernicht auf Liborius von Le Mans, sondern Liborius Wagner(†1631) zurückgeht.Die Mönche des Klosters Maria Schutz in St. Andrä am Zickseehaben Liborius zu einem ihrer Schutzpatrone, besonders zumPatron der Berufungen und Novizen (Dokimi) bestimmt. AbtPaisios führt diese Entscheidung auf sein Gebet zum heiligenLiborius um Berufungen für das Kloster zurück: Mittlerweilewächst die Zahl der Mönche, und die Bruderschaft etabliert sichmehr und mehr.

Liborius Lumma

Liborius als Patron eines orthodoxen Klos-ters in Österreich hat auch eine hohe symbo-lische Bedeutung: Dieses Patrozinium weistzurück in eine Zeit vor der Trennung vonOst- und Westkirche, Liborius ist eine echteökumenische Heiligengestalt. Zudem istMartin von Tours als Diözesanpatron vonEisenstadt gewissermaßen in seine pannoni-sche Heimat zurückgekehrt, und so lebt diealte Freundschaft zwischen Martin undLiborius nun in katholisch-orthodoxemGewand im Burgenland fort. Und war nichtgerade die Karolingerzeit eine Phase der dra-matischen Entfremdung zwischen westli-cher und östlicher Kirche, da es den Theolo-gen und Philosophen des Westens kaummehr gelang, das griechische Denken undbeispielsweise das Bekenntnis zur Ikonen-

verehrung, das in Konstantinopel in heftigenWirren ausdiskutiert wurde, positiv aufzu-greifen? Wenn im 21. Jahrhundert Ikonendes heiligen Liborius geschaffen und verehrtwerden und das katholische Paderborn denorthodoxen Mönchen in St. Andrä Liborius-Reliquien überlässt, dann wird hier Annähe-rung und Versöhnung zwischen zwei kultu-rellen Ausprägungen, die das Christentumin Europa angenommen hat, zeichenhafterfahrbar und persönlich vertieft.Das Foto zeigt den Eingangsbereich des Kel-lions (der Klosterzelle), wo die Gründermön-che unweit des künftigen Klosters MariaSchutz eine vorläufige Heimstätte gefundenhaben. Am 11./12. Juni 2016, dem Fest des hl.Paisios vom Berg Athos, wurde die KapelleSt. Bartholomäus geweiht.

Von Le Mans nach St. Andrä – Liborius als europäischer Heiliger

Empfehlenswert – ein Besuch im Kellion St. Bartholomäus und auf <www.orthodoxes-kloster-maria-schutz.at>

Die heiligen Bischöfe Liborius von Le Mans, Diözesanpatron vonPaderborn, und Martin von Tour, Diözesanpatron von Eisenstadt,stehen im orthodoxen Maria Schutzkloster für die völkerverbin-dende Kraft des christlichen Zeugnisses an der Wiege Europas.

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Am 6. September 2018 hat die Diözese St. Pöltengemeinsam mit der Schallaburg Kulturbetriebs-ges.m.b.H., die für die laufende Ausstellung zumThema „Byzanz & der Westen – 1000 vergesseneJahre“ verantwortlich zeichnet, zu einem ökumeni-schen Gesprächsabend in das Renaissanceschlossin der Nähe von Melk geladen. Der griech.-orth.Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn,Arsenios (Kardamakis), Abt em. Michael ProházkaOPraem und Abt em. Gregor Henckel-Donners-marck OCist beleuchteten im Podiumsgesprächjeweils von ihrer Warte aus den einhellig als vor-bildlich bezeichneten freundschaftlichen Aus-tausch zwischen den Kirchen in Österreich und dieChancen, die die Vielfalt der kirchlichen Traditio-nen bietet. Wie die Ausstellung eindrucksvoll zeige,gab es durch die Jahrhunderte zahlreiche gegenseitige Einflüsse, aberauch Leerläufe, Missverständnisse und gegenseitige Abgrenzung. Wasman daraus lernen könne, ist, dass Vielfalt kein Hindernis für die Einheit

ist. „Vielfalt ist Leben“, brachte es Altabt Michaelauf den Punkt. „Wir sollen uns über alles freuen,was uns eint, aber keine Gleichmacherei betrei-ben“, setzte Altabt Gregor hinzu.Metropolit Arsenios, der mit seinen Begleitern undweiteren Gästen zuvor im Rahmen einer Sonder-führung die Ausstellung besichtigte (auf dem Fotovor der Vitrine mit dem Seite 1 abgebildeten Dipty-chon), hob vor allem die Hilfe der Schwesterkirchebei der Gründung des orthodoxen Klosters in St.Andrä hervor, wo im Kellion St. Bartholomäus zur-zeit fünf Brüder und vier Novizen täglich um 5 Uhrfrüh zum Gebet aufstehen und um 7 Uhr die Gött-liche Liturgie feiern. Eindringlich plädierte erdafür, den Gottesdienst „auszukosten“ und in jederliturgischen Feier die Schönheit aufleuchten zu

lassen. Da können die Katholiken, die nicht selten nüchterne 35-Minu-ten-Messen erleben, etwas von den Orthodoxen lernen, pflichteten ihmseine katholischen Gesprächspartner bei.

West- und Ostkirche – Rom und Byzanz – was man voneinander lernen kann

Am Samstag, 7. Juli 2018, hat Papst Franzis-kus die Patriarchen der östlichen Kirchennach Bari eingeladen. Für den zweistündi-gen Dialog wurden die Kirchenbänke ausdem Mittelschiff der Nikolausbasilika ent-fernt. An ihrer Stelle wurde ein großer„runder Tisch" aufgestellt. Die Symbolikder Sitzordnung sprach für sich: 20 „gleich-rangige“ Sessel für den Papst und die Patri-archen, dahinter eine zweite Sesselreihefür die Assistenten, weitere vier Sitzplätzefür die Kardinäle Pietro Parolin, AngeloBecciu, Leonardo Sandri und Kurt Koch inder Ecke. Alle anderen mussten die Kirchefür das Gespräch verlassen, die Türen wur-den wie beim Konklave verschlossen.Nach der persönlichen Begrüßung stiegder Papst mit den Patriarchen zunächst indie Krypta der Basilika hinab, wo dieReliquien des hl. Bischofs von Myraruhen. Es war ein bewegender Mo -ment, als er die „einflammige Lampe"entzündete. Sie hat die Form einesSchiffs das die Kirche symbolisiert.Auf den Schultern der Nikolausbüstebefinden sich zwei Pokale, die die Kir-chen des Ostens und des Westensrepräsentieren und auf Lateinischund Griechisch das AbschiedsgebetJesu tragen, „dass alle eins seien". DiePokale sind mit unterschiedlichenÖlen gefüllt, mit denen die Verschie-denheit der Traditionen und Riten inder einen Kirche zum Ausdruckkommt, wie P. Giovanni Distante, derRektor der Nikolausbasilika, imGespräch mit den Journalisten erläu-terte.Nach dem Besuch in der Krypta fuhren die Teilnehmerdes Treffens im Kleinbus zum Hafengelände, wo mitBlick auf das offene Meer vor gut zehntausend Gläubi-gen das einstündige Friedensgebet für den Nahen Osten

stattfand. Nach dem Vaterunser entzündetejeder Kirchenvertreter ein Friedenslicht,das auf einen gemeinsamen Leuchtergestellt wurde.Papst Franziskus warnte vor einem Ver-schwinden der Christen aus dem NahenOsten. Ohne sie wäre es „nicht mehr derNahe Osten“ mit seiner reichen theologi-schen, geistlichen und künstlerischen Tra-dition. Die Wahl der Nikolausbasilika alsBegegnungsort war kein Zufall: Die Basili-ka ist im Hinblick auf die vielen Pilger ausden Ostkirchen ein Ort der praktischenÖkumene.Die Teilnehmerliste von Bari ist ein ein-drucksvolles Zeugnis ökumenischer Syno-dalität: Erzbischof Pizzaballa, der Ökume-nische Patriarch Bartholomaios I., dergriech.-orth. Patriarch von Alexandrien,Theodoros II., Metropolit Nektarios(Selalmadzidis) aus Jerusalem, Metro-polit Hilarion (Alfejew), MetropolitBasilios (Karayiannis) aus Zypern, derkopt.-orth. Papst-Patriarch TawadrosII., der syr.-orth. Patriarch Mor Ignati-us Aphrem II., Erzbischof Hovakim(Manukian) aus Armenien, derarmen.-apost. Katholikos von Kili-kien, Aram I., der assyr. Katholikos-Patriarch Mar Gewargis III., der maro-nit. Patriarch Kardinal Bechara Bou-tros Rai, der melkit. Metropolit vonAleppo, Jean-Clement Jeanbart, dersyr.-kath. Patriarch, Mor Ignatius You-sef III., der chald.-kath. Patriarch Kar-dinal Mar Louis Raphael Sako, derarmen.-kath. Patriarch Krikor Bedros

XX., der kopt.-kath. Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak, derevang.-luth. Bischof von Jerusalem, Sani Ibrahim Azarund Prof. Souraya Bechealany, die Generalsekretärindes Nahost-Kirchenrats.

Gottfried Glaßner OSB

Runder Tisch der Patriarchen Friedensgebet für den Orient

Oben: Papst Franziskusentzündet die „einflammigeLampe“ in der Krypta derNikolausbasilika in Bari.Unten: Auf der Fahrt zumHafengelände, Papst FranziskusSeite an Seite mit dem Ökumeni-schen Patriarchen Bartholomaios I.

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LAUFENDE PROJEKTE, für die Sie Ihre Spende durch Vermerkauf dem Zahlschein widmen können:• Sozialprojekte des St. Elisabethklosters in Minsk• Internat von Bischof Melki in Harissa, Libanon• Sozialeinrichtungen der Schwestern in Jabboulé, Libanon

LESETIPP: Das aktuelle Heft von ICO/Information ChristlicherOrient ist dem Schwerpunktland Libanon gewidmet und bieteteine Fülle von interessanten Einblicken in das faszinierendeLand und vor allem in die aktuelle Situation der Christen.

Bestellungen und weitere Informationen:ICO, Friedensplatz 2, 4020 Linz, Tel.: 0732 773148Mail: [email protected], Homepage: www.christlicher-orient.at

Liebe Leserinnen und Leser des Rundbriefs!Dank Ihrer Spenden kann das Andreas-Petrus-Werk seit Jahrendas Sozialwerk der Schwestern des St. Elisabethklosters inMinsk unterstützen. Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ dafür.Ein namhafter Betrag konnte vor kurzem auch wieder an Weih-bischof Flavien Joseph Melki überwiesen werden, der in hohemAlter auch nach seinem Rückzug aus dem syr.-kath. Patriarchatins Seminar nach Charfet immer noch für das „St. Zacharias-Heim“ in Harissa Sorge trägt und sich freut, dass sein neuerAufenthaltsort in der Nähe des Internats liegt, das im Schuljahr2017/18 von 30 Kindern bevölkert war (Foto oben).Im März und zuletzt im August 2018 berichtete er von einerAusweitung des Ange-bots der Anfang De -zember 2016 eröffne-ten Suppenküche inBeirut. Sie hat sichinzwischen zu einemBegegnungszentrumvor allem für verarmtesyrische Flüchtlinge entwickelt, die hier zweimal pro Wocheeine warme Gratis-Mahlzeit erhalten und bei der Versorgungmit Nahrungsmitteln unterstützt werden. Das Foto wurde imApril 2018 aufgenommen. Allen Spendern ein herzliches „Ver-gelt’s Gott!“Laufend treffen Hilfsansuchen aus der Ukraine ein. Das Andre-as-Petrus-Werk konnte auch hier in einzelnen Fällen helfen:Zuletzt für den Ausbau eines Kreuzweges in Zwenyhorod,gemeinsam mit der Erzdiözese Salzburg und den Benediktine-rinnen vom Nonnberg für ein Projekt der Diözese Mukachevo,aus einer privaten Großspende für ein in Kiev ins Leben geru-fenes Versöhnungsprojekt und durch Weiterleitung von Mess-stipendien z.B. an Andryj Lohin, der in Innsbruck sein Theolo-giestudium abgeschlossen und in Salzburg die Ausbildung fürKrankenseelsorger absolviert hat. Er ist mit der Leitung dernoch im Aufbau befindli-chen Krankenseelsorge inder Erzdiözese Lemberg/L’viv betraut.Der Dank aus der Ukrainekommt per „Bildpost“, diefür sich selber spricht: Derschönste Dank ist dasGebet für die Wohltäter!

In ihrem Schreiben vom 28. August 2018 erläutert Sr. JocelyneJoumaa, die Generaloberin der melkitischen griech.-kath.„Congregation Notre-Dame du bon service“ ihr Anliegen: Diemitten im Ort Jabboulé gelegenen Stallungen und Wirtschafts-gebäude mussten aufgegeben werden. Neue, großzügigerangelegte Gebäude außerhalb des Dorfes sind im Entstehen.Dabei hat sich herausgestellt, dass der bisher verwendeteGenerator zur Stromerzeugung seine Funktion nicht mehrerfüllt. Er ist durchgebrannt und muss durch ein neues leis-tungsfähigeres Gerät ersetzt werden. Die Anschaffung einesGenerators ist wegen der häufigen Stromausfälle unabdingbar.Er ist vor allem für die Bewässerung der landwirtschaftlichenNutzflächen im Einsatz.Eine funktionierende Landwirtschaft ist die Grundvorausset-zung dafür, dass die Schwestern die sozialen Einrichtungen,die sie betreuen (Waisenhäuser, Schulen) und die für die leid-geprüfte Region an der Grenze zu Syrien von großer Bedeu-tung sind, weiterführen können. Milch und Käse aus hauseige-ner Produktion und die Produkte, die auf den Feldern geerntetwerden, ermöglichen die Grundversorgung mit Nahrungsmit-teln und schaffen durch den Verkauf auch die nötige finanziel-le Basis. Zwar ist die Lage an der syrischen Grenze jetzt ruhig,aber die unsicheren politischen Verhältnisse und die sozialenSpannungen, die durch die große Anzahl an syrischen Flücht-lingen im Land ausgelöst wurden – Libanesen bleiben wegender billigeren Arbeitskräfte aus Syrien öfters arbeitslos –,haben einschneidende Auswirkungen speziell für die Privat-schulen, insofern staatliche Fördergelder gekürzt werden undimmer mehr Eltern das Schulgeld für ihre Kinder nicht aufbrin-gen können. Der Aufwand für die beiden Schulen, die von derSchwesternkongregation geführt werden, erhöht sich vorallem dadurch, dass die Zahl der Kinder, denen das Schulgelderlassen werden muss, steigt.

Das Andreas-Petrus-Werk, das schonmehrfach die Schwestern von Jab-boulé in einem Anliegen unterstützthat, möchte diesmal gemeinsam mitICO/Initiative Christlicher Orientzur zu kunftsweisenden Sicherungihrer landwirtschaftlichen Einrich-tungen beitragen.Helfen Sie mit, dass der Schwestern-gemeinschaft die wirtschaftlicheBasis für ihre vielfältige karitativeTätigkeit erhalten bleibt. Gottfried Glaßner OSB

Hilferuf aus Jabboulé in der Bekaa-Ebene, Libanon:Die Schwesterngemeinschaft „Notre-Dame du bonservice“ bittet um Unterstützung für die notwendiggewordene Verlegung des Wirtschaftsgebäudes – dieMilchproduktion und der Verkauf landwirtschaftlicherProdukte sind die unabdingbare Voraussetzung dafür,dass die Schwestern weiterhin ihrer sozial-karitativenTätigkeit nachkommen können.

Page 6: Andreas Christlicher Werk Osten · 2018. 9. 24. · Patron der Berufungen und Novizen (Dokimi) bestimmt. Abt Paisios führt diese Entscheidung auf sein Gebet zum heiligen Liborius

• Bausteinspende von Papst Franziskus für den Bau des griech.-orth. Klosters Maria Schutz in St. Andrä am Zicksee •

Anlässlich der Verabschiedung des Orthodoxengesetzes vor 50Jahren am 23. Juni 1967, an die am 27. Februar 2018 mit einerVesper in der griech.-orth. Georgskirche und einem Festakt in derDreifaltigkeitskathedrale in Gegenwart zahlreicher Repräsentan-ten der Kirchen in Österreich und darüber hinaus erinnert wurde,nahm der vatikanische „Ökumeneminister“ Kardinal Kurt Kochauch auf die Bausteinspende in der Höhe von € 100.000 Bezug,die Papst Franziskus ihm und dem Eisenstädter Bischof ÄgidiusZsifkovic für den Bau des griech.-orth. Klosters in St. Andrä amZicksee anvertraut hat. Dieses Kloster könne ein „Meilenstein aufdem Weg zur Kircheneinheit“ sein. Nachdem bereits PatriarchBartholomaios I. nach seinem Besuch in St. Andrä im November2014 eine persönliche Spende für das Kloster übergeben hatte,„möchte sich Papst Franziskus ebenfalls an der Grundsteinlegungmit einem ganz persönlichen Beitrag beteiligen“, so KardinalKoch. Wie das seit 50 Jahren bestehende Orthodoxengesetz„Grundsteincharakter für die Ökumene in Österreich“ habe, sosei auch die Spende ein „persönlicher Baustein des HeiligenVaters“ für eine Grundsteinlegung. Patriarch Bartholomaiosbedankte sich für die brüderliche Geste des Papstes. Er hob dieBedeutung des Orthodoxengesetzes für Österreich und dessenVorbildwirkung für Europa hervor: „Es ist ein sehr gutes Beispieldafür, wie Staat und Kirche zueinander stehen und interagierenkönnen.“

Im stimmungsvollen, neu als Fest-saal adaptierten Kellergewölbeder Metropolis gab es imAnschluss an den Festakt bei köst-lichen, der Fastenzeit entspre-chenden Speisen für die orthodo-xen und katholischen Gäste Gele-genheit, das geschwisterliche Mit-einander in zwanglos-herzlicherAtmosphäre zu vertiefen (das Fotozeigt Abt Michael Proházka im

Gespräch mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios).

• Emeritierungsfeier für den OstkirchenexpertenProf. Rudolf Prokschi (19. Juni 2018) – Verabschiedung von

Pro Oriente-Präsident Johann Marte (22. Juni 2018) •Dr. Rudolf Prokschi, Priester der Erzdiözese Wien, betreute seit2004 an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Wien das FachPatrologie und Ostkirchenkunde und war Vorstand des Instituts fürTheologie und Geschichte des christlichen Ostens. Zuvor lehrte eru.a. von 1998 bis 2001 an der Universität Würzburg und von2001 bis 2003 an der Dormitio-Abtei in Jerusalem sowie an derUniversität Fribourg. Durch seine Lehrtätigkeit und sein Engage-ment als ökumenischer Brückenbauer sei eine im Rahmen einerTheol. Fakultät einzigartige „ökumenische Fachpartnerschaft“ ent-standen, betonte der am Institut für Historische Theologie lehren-de rum.-orth. Ass.-Prof. Dr. Ioan Moga bei der Emeritierungsfeier.Dr. Johann Marte hat durch 17 Jahre die Stiftung Pro Oriente alsPräsident geleitet. Am 22. Juni wurde er im Rahmen eines Festaktsim Refektorium des Salvatorianer-Klosters St. Michael verabschie-det. Dr. Regina Augustin würdigte die Ära Marte, in der die Arbeitvon Pro Oriente thematisch in die Breite gewachsen sei. KardinalChristoph Schönborn überreichte ihm am Höhepunkt seiner Aus-führungen die Insignien des Komturkreuzes des päpstlichen Gre-goriusordens und wies darauf hin, dass darin eine besondereWertschätzung des Papstes für die Arbeit von Pro Oriente in derÄra des scheidenden Präsidenten zum Ausdruck komme.Angesichts des erstarkten fundamentalistischen Islam sei ihm derDialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen ein besonderes

Anliegen gewesen. Auch wenn der „ökumenische Enthusiasmus“aus der Zeit von Patriarch Athenagoras und Papst Paul VI.Geschichte ist und manche Schwierigkeiten zu bewältigen waren,habe er auch viele positive Erfahrungen machen dürfen, so Martein seiner Dankesrede. Als Beispiel nannte er die tränenreichenUmarmungen der Vertreter der neun Kirchen der syrischen Tradi-tion, die 1995 in Wien von Pro Oriente nach jahrhundertelangergegenseitiger Isolation im Meer des Islam zusammengeführt wur-den. Pro Oriente sei zu einer weithin anerkannten „Marke“ fürden ökumenischen Dialog mit den orthodoxen und orientali-schen Kirchen geworden.

• Übergabe der Filialkirche St. Pölten-Harland an dierum.-orth. Kirchengemeinde St. Pölten •

Dechant Ernst Bergmann überreichte im Rahmen eines Festaktsam 30. Juni 2018 die Schlüssel der Filialkirche in St. Pölten-Har-land an Erzbischof Serafim (Joanta), Metropolit für Deutschland,Zentral- und Nordeuropa der Rum.-orth. Kirche. Damit erhält dierum.-orth. Gemeinde von St. Pölten ein eigenes Gotteshaus –einen Ort des Gebetes, der für alle offenstehe, wie Pfarrer Catalin-Florin Soare betonte.

• Papst-Patriarch Tawadros II., Oberhaupt der Kopt.-orth. Kirche,besucht Österreich (10. bis 13. Juli 2018) •

Von Italien kommend, wo er am 7. Juli am Friedensgebet derPatriarchen in Bari teilgenommen hatte, traf Papst-Patriarch Tawa-dros II. am 10. Juli in Wien ein. Wichtige Programmpunkte warenam 11. Juli, dem Nationalfeiertag der Arabischen Republik Ägyp-ten, ein Empfang in der ägyptischen Botschaft und am Abend des12. Juli, dem Fest der Apostelfürsten Peter und Paul nach kopti-schem Kalen-der, die Weiheder koptischenKirche auf denNamen der hl.Jungfrau Mariaund des hl.Anba Moses inG r a z - P u n t i -gam. Eine ehe-malige Fabrikwar hier zueinem eindrucksvollen Gotteshaus und zum geistlichen Zentrumfür die ca. 1000 in der Steiermark lebenden kopt.-orth. Christenumgebaut worden (Foto: Bischof Wilhelm Krautwaschl bei seinerGrußadresse an Papst-Patriarch Tawadros II.).Darüber hinaus wohnte Tawadros II. der Präsentation des neuerschienenen Buchs von Adolf Baier über das Schloss Obersie-benbrunn bei und besuchte auch selbst das koptische Kloster inObersiebenbrunn. Am 11. Juli feierte er in der den Kopten über-gebenen Kirche Maria vom Siege in der Nähe des Wiener West-bahnhofes einen Gottesdienst. Ein weiterer Programmpunkt wareine Begegnung mit Kardinal Christoph Schönborn.

Kurzberichte • Termine • Veranstaltungen • Wissenswertes kurz gefasst

Salzburger Landes-Hypothekenbank Kto.-Nr. 2917700Hrsg. und Verleger: Andreas-Petrus-Werk / Catholica Unio

Sekreta riat für Österreich, Mönchsberg 2A, A-5020 Salzburg.

Für den Inhalt verantwortlich: P. Gottfried Glaßner OSB.Fotonachweis: P. Bonifaz Tittel und Festakt Orthodoxengesetz

(Claudia Schneider), Priesterweihe St. Barbara (AleksandraTerefenko-Babycz), Abt em. Michael Proházka, Kellion St.Bartholomäus, Bischof Melki, Ukraine (zur Verfügunggestellt), Ikone St. Martin (© Atelier St. Martin), GottfriedGlaßner OSB und Internet (übrige).

Redaktion und Layout: P. Gottfried Glaßner OSB.

Druck: Bubnik-Druck Ebenau.