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Andreas Reinstaller Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, WIFO Bildung: das Bottleneck für Innovation in Österreich? Club Research 08.10.2009

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Andreas ReinstallerÖsterreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, WIFO

Bildung: das Bottleneck für Innovation in Österreich?

Club Research 08.10.2009

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Zentrale Herausforderungen für die Wettbewerbsfähigkeit

Österreichs Österreich hat den wirtschaftlichen und

technologischen Aufholprozess beendet und zählt heute zu den wohlhabendsten Ländern der EU

Wissen und Humanressourcen sind in zunehmendem Maße die Hauptstützen des Wachstums

Damit werdenQualität der Ausbildung und Verfügbarkeit

Hochqualifizierter (abnehmende Bedeutung berufsorientierter Ausbildungsformen)

Exzellenz in der Forschung

zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren

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Die Bedeutung von Ausbildung und Qualifikation im Wachstumsprozeß

Produktivität: Höhere Partizipation an tertiärer Ausbildung führt ursächlich zu höherem Effizienzwachstum, u.a. über den Kanal der Komplementarität zwischen Investitionen in tertiäre Ausbildung und Investitionen in Forschung und Entwicklung (Aghion et al., 2005);

Technologieadoption: Humankapital fördert Wirtschaftswachstum, indem es die Adoption neuer Technologien erleichtert (Ciccone und Papaioannu, 2008) bzw. beschleunigt (Benhabib und Spiegel, 1994).

Arbeitsnachfragedeterminanten: Firmen, die fortgeschrittene Technologie einsetzen, fragen überwiegend hochqualizierte MitarbeiterInnen nach. Organisatorischer Wandel, Technologie und Humankapital sind in modernen Unternehmen komplementär und führen zu abnehmender Nachfrage nach niedrig qualifizierten MitarbeiterInnen (Caroli und van Reenen, 2001).

Humankapital im Aufholprozeß: Während eine breite, berufsbezogene Ausbildung auf Sekundärebene für eine Volkswirtschaft im Aufholprozess effizient ist, gewinnt tertiäre Ausbildung im Wachstumsprozess einer Volkswirtschaft nahe der technologischen Grenze zunehmend an Bedeutung (Aghion – Meghir – Vandenbussche, 2006).

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Wirkung wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit auf Innovation und

Wachstum Quantität

Es besteht ein positiver und signifikanter Zusammenhang zwischen F&E-Ausgaben und dem Qualifikationsstand der Bevölkerung gemessen in durchschnittlichen Ausbildungsjahren (Falk – Unterlass 2006).

F&E-Subventionserhöhungen ohne entsprechende Erhöhung der Zahl der ForscherInnen führten zu ForscherInnen-Lohnerhöhungen statt steigender F&E-Aktivitäten (Romer, 2000).

Qualität Die Qualität der (universitären) Forschung führt zu Spillovers, die radikale

Innovation und damit in mittlerer Frist auch Strukturwandel nachhaltig fördern;

sie beeinflusst zusätzlich Ansiedlungsentscheidungen von Unternehmensforschungszentren (Abramovsky-Harrison-Simpson, 2007), die F&E-Ausgaben und die Patentanmeldung von Unternehmen im Einzugsbereich von Universitäten (Jaffe, 1989).

In wissenschaftsnahen Branchen führt die Präsenz herausragender WissenschafterInnen zu Unternehmensneugründungen. Dabei zählt die physische Präsenz der WissenschafterInnen, nicht die von ihnen losgelöste Diffusion ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse. Herausragende WissenschafterInnen desselben Fachs konzentrieren sich zudem geographisch (Darby − Zucker, 2007).

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Motive der Standortwahl forschungsaktiver multinationaler

Unternehmen

Quelle: Thursby-Thursby, 2006

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Strukturanalyse: Branchen mit hoher Ausbildungsintensität

BEL DNK

DEU

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ESP

FRA

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NLD AUT

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FIN SWE

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J PN

USA

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Anteil a n der Wertschöpfung in %

BIP

pro

Ko

pf zu

KK

S (

EU

25 =

100)

Q: Eurostat, Ameco; EU KLEMS; WIFO Berechnungen (M. Peneder)

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Konsequenz des Strukturwandels

Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften (Matura oder höher) ist zwischen 1990 und 2004 um 50% gestiegen

Nachfrage nach Personen mit mittleren Qualifikationen (Berufsschule, Lehre) ist im selben Zeitraum um 3% gestiegen

Nachfrage an Geringqualifizierten (Pflichtschulabschluss) ist um 26% zurückgegangen

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Ausgaben der Unternehmen für F&E, Zahl der ForscherInnen und S&E

AbsolventInnen

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Zusammensetzung des F&E Personals, Sachgütererzeugung 2002-2007

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Zusammensetzung des F&E Personals, Dienstleistungsbranche 2002-2007

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Breite: einige Indikatoren

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Spitze: einige Indikatoren

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Schlussfolgerungen I

Das österreichische Bildungssystem schöpft sein Potential weder in der Spitze noch in der Breite aus;

Breite i.S. innovationsrelevanter Fähigkeiten der Erwerbsbevölkerung:

Ausbildung im Sekundarbereich ist insgesamt zu stark berufsbezogen ausgerichtet;

es aktiviert das Potential von Schulkindern mit Migrationshintergrund nicht ausreichend

es fördert zu wenig die instrumentelle Motivation von Mädchen technische Studien zu belegen

Das System ist sozial selektiv

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Schlussfolgerungen II

Spitze i.S. der Personen die direkt in F&E und Innovation eingebunden sind:

Geringe Beteiligung an tertiärer Ausbildung durch geringe Zahl von Menschen, die Hochschulreife erlangen & hohe Zahl von StudienabbrecherInnen

Im Bereich der wissenschaftlichen Forschung gibt es einige in der Weltspitze angesiedelte Bereiche, doch in weiten Bereichen kann wissenschaftliche Forschung nicht als exzellent eingestuft werden.

Laufbahnmodel an Universitäten ist wenig geeignet Exzellenz zu fördern und benachteiligt auch Frauen

Frauen in universitären Spitzenpositionen sind dementsprechend auch selten

Die Defizite im Bereich hoch Qualifizierter können bzw. konnten nicht durch Zuwanderung beseitigt werden: In Österreich herrscht insgesamt ein „brain drain“

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Ist Bildung also der Flaschenhals für Innovation in Österreich?

Sie droht es auf alle Fälle zu werden: Österreich wird nur einen Platz unter den Innovationsspitzenreitern einnehmen können, wenn das Bildungssystem vom primären bis in den tertiären Bereich modernisiert wird.

Das System sollte durchgehend meritokratisch ausgerichtet werden

Die Heiligen Kühe der Bildungspolitik (=NEIN zur gemeinsamen Schule der 10-14 Jährigen; = NEIN zu Studienplatzbewirtschaftung und Studiengebühren) sollten endlich am Altar der Vernunft geopfert werden; oder zumindest sollte frei von pavlov‘schen Reflexen darüber diskutiert werden können.

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Dem Vortrag zugrunde liegende Studien

Janger J., Reinstaller A. (2009). Innovation: Anreize, Inputfaktoren und Output im Spiegel der österreichischen Wirtschaftsstruktur. WIFO Monatsberichte 8/2009, S. 603-618

Janger J. (2009). Report 1: Rahmenbedingungen. Teilbericht der Systemevaluierung der österreichischen Forschungsförderung und – finanzierung im Auftrag des BMVIT und des BMWFJ.

Reinstaller A., Unterlass F., Prean N. (2008). Gibt es ein österreichisches Paradoxon in Österreich? Die Beziehung zwischen Wissenschaft und ihrer industriellen Nutzung. WIFO-Studie im Rahmen des österreichischen Forschungsdialoges im Auftrag des BMWF, Wien

Bock-Schappelwein J., Bremberger C., Huber P. (2008). Zuwanderung von Hochqualifizierten nach Österreich. WIFO-Studie im Rahmen des österreichischen Forschungsdialoges im Auftrag des BMWF, Wien

Peneder M.(2008). Was bleibt vom Österreich-Paradoxon? Wachstum und Strukturwandel in der Wissensökonomie. WIFO-Studie im Rahmen des österreichischen Forschungsdialoges im Auftrag des BMWF, Wien

Hölzl W. (2006). Definition von Exzellenz für das Hochschulwesen. WIFO-Studie im Auftrag des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Wien