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Der Freiheits- kämpfer Organ der Kämpfer für Österreichs Freiheit 64. Jahrgang – Nr. 44 – Juni 2015 Angelus Steinwender Franziskanerprovinzial im Widerstand 70 Jahre Kriegsende – Gedenken Stele vor dem Wiener Straflandesgericht Dollfuß- Gedenken Wie alljährlich versammeln wir uns auch heuer am Samstag, den 25. Juli 2015, 10h, am Hietzinger Friedhof zum Gedenken an die Ermordung von Bundes- kanzler Dr. Engelbert Dollfuß so wie der drei Offiziere Biedermann, Huth und Raschke. Wir treffen uns um 9:45 Uhr beim Eingang Maxingstraße, Autobusstation. Zu erreichen entweder von der Station U4-Hietzing und weiter mit Autobus 58B oder von der Schnellbahnstation Meidling mit Autobus 8A in Richtung ORF-Zentrum. Stele für Justifizierte Foto: MH

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DerFreiheits -kämpferOrgan der Kämpfer für

Österreichs Freiheit64. Jahrgang – Nr. 44 – Juni 2015

Angelus SteinwenderFranziskanerprovinzial im Widerstand

70 Jahre Kriegsende – Gedenken

Stele vor dem Wiener Straflandesgericht

Dollfuß-Gedenken

Wie alljährlich versammelnwir uns auch heuer am

Samstag, den 25. Juli 2015, 10h,

am Hietzinger Friedhof

zum Gedenken an die Ermordung von Bundes-

kanzler Dr. Engelbert Dollfuß so wie der drei Offiziere Biedermann, Huth und

Raschke.

Wir treffen uns um 9:45 Uhrbeim Eingang Maxingstraße,Autobusstation. Zu erreichen

entweder von der Station U4-Hietzing und weiter mit Autobus 58B oder

von der SchnellbahnstationMeidling mit Autobus 8A in Richtung ORF-Zentrum.

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I m großen Schwurgerichts-saal, der bis auf den letztenPlatz gefüllt war, begrüßte

LGSt-Präsident Forsthuber alleerschienenen Persönlichkeitenund die große Anzahl von An-gehörigen und Freunden derhingerichteten Opfer. Er er-zählte auch teilweise die Gene-se dieser Stele. Im Anschlussdaran durfte Bundesobmann Dr.Kastelic für die Arbeitsgemein-schaft der NS-Opferverbändeund WiderstandskämpferInnenÖsterreichs folgende Wort andie Teilnehmer richten:

Die in der Arbeitsgemein-schaft der NS-Opferverbändeund Widerstandskämpfer Ös-terreichs zusammengeschlosse-nen Organisationen, das sinddie Sozialdemokratischen Frei-heitskämpfer mit ProfessorHannes Schwantner, der KZ-Verband mit Dr. Winfried Gar-scha, der bedauerlicherweiseheute aus Gesundheitsgründennicht anwesend sein kann, unddie ÖVP Kameraschaft der po-litisch Verfolgten, die auchdurch das Opferfürsorgegesetzzur Vertretung der Interessender Opfer und deren Hinter-bliebenen berufen sind, dankenaus vollem Herzen ihnen HerrBundeskanzler und ihrem Teamund Ihnen Herr Bundesministerfür Justiz und ihren Mitarbei-tern, dass diese Stele heute er-öffnet werden kann. Anlässlichder großen Zahl von Bespre-chungen zur Errichtung der am13. März 2013 eingeweihten na-tionalen Gedenkstätte in derGruppe 40 am Wiener Zentral-friedhof wurde auch die Idee ge-

boren, für die hunderten poli-tischen Opfer der NS-Mörder-justiz ein sichtbares Gedenk-zeichen zu schaffen. Die Zahl369 zeigt die Anzahl der Wo-chen, in der das NS Regime inWien wütete. Wenn auch die Ge-nese der Stele vor dem Landes-gerichtsgebäude etwas holprigwar, so sind wir doch sehr dank-bar, nunmehr den Erfolg der Be-mühungen vor uns sehen zu kön-nen.

Die mehr als 500 000 Opferder NS-Zeit gliedern sich in ver-schiedenen Gruppen. Ich be-ginne mit den zigtausenden ausAbstammungsgründen ermor-deten Mitbewohner unseresLandes. Ich denke an die tau-senden aus politischen, religiö-sen oder auch persönlichenGründen in Konzentrationsla-ger Inhaftierten. Ich denke aberauch an die gefallenen Soldatendes Krieges, die Opfer der Bom-bardierung unserer Heimat undich denke besonders heute undhier und die in diesem Gefäng-nis durch das Fallbeil hinge-richteten Frauen und Männern.Diese unterscheiden sich ganzwesentlich von den anderen Op-fergruppen, sie waren auch Tä-ter. Nicht Täter im Sinne der Ver-brechen der NS-Zeit wo viele,leider viel zu viele Österreiche-rinnen und Österreicher alsBürger des Deutschen Reichesselbst Gräueltaten vollbrachten,diese guthießen oder anordne-ten. Ich spreche von den hierzum Tode gekommenen Män-nern und Frauen, die Täter indem Sinn waren, dass sie dieOkkupation Österreichs und das

Auslöschen unserer Heimatnicht widerstandslos zur Kennt-nis nahmen. Sie waren Täter,weil sie in Wort und Taten undauch schriftlich alles unter-nommen haben um dem Hitler-regime Schaden zuzufügen oderfür die Zukunft nach dem zu er-wartenden Untergang der NS-Herrschaft ein demokratischesÖsterreich vorzufinden. Es zeigtbei allen ein enormes Maß vonZivilcourage, dass sie auch imWissen um die härtesten Stra-fen, die es geben kann, weiteragiert haben und trotzdem fürdie Befreiung Österreichs tätigwaren. Die Moskauer Deklara-tion, die am 31. Oktober be-schlossen und am 1. November1943 veröffentlicht wurde, wardiesen Tätern nicht bekannt, dasie teilweise schon vor dieserund in weiterer Folge auch nachdieser Deklaration agierten.

Diese Deklaration mit der Be-dingung, dass die BeurteilungÖsterreichs nach Ende des Krie-ges von der Mitarbeit der ös-terreichischen Bevölkerung ander Befreiung abhängig und ge-prägt sein wird, wurde von die-sen Tätern voll erfüllt und wirsind froh, dass auch durch dasOpfer der hier hingerichtetenFrauen und Männern ein we-sentlicher Beitrag zur Beurtei-lung des Widerstandes geleistetworden ist.

Meine sehr geehrten Damenund Herren, die Vertreter derOpferverbände verneigen sichin tiefer Ehrfurcht vor demhöchsten Opfer, das die hierHingerichteten durch die Hin-gabe ihres Lebens bringenkonnten und danken der Öster-reichischen Bundesregierungfür die Schaffung dieser Ge-

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Stele vor dem Wiener Straflandesgericht Wie bereits in den vorhergehenden Nummern berichtetwerden konnte, ist es den Opferverbänden gelungen, dieErrichtung einer besonderen Gedenkstätte für die durchdie NS-Unrechtsjustiz im Wiener Straflandesgericht hin-gerichteten Frauen und Männer zu erhalten. Am 21. Aprilwar es dann soweit und in einem feierlichen Festakt wur-de die Stele übergeben.

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denkstele, die nicht nur für dieHinterbliebenen eine Erinne-rung an ihre verstorbenen Lie-ben ist, sondern auch für Ös-terreicher und die Besucher un-serer Stadt ein Zeichen darstellt,dass viele Männer und Frauenihr Bestes und somit auch ihrLeben gegeben haben, damitwieder ein freies Österreichnach 1945 in der demokrati-schen Form, in der wir heute le-ben, entstehen konnte.

Die WiderstandskämpferinKäthe Sasso erzählte in bewe-genden Worten ihre persön-

lichen Erlebnisse in diesem Ge-fangenenhaus und ihre Kon-takte zu den später Hingerich-teten. Kardinal Schönborn er-innerte in seinen Gedenkwor-ten besonders an die seligeSchwester Restituta Kafka undStadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny, Bundesminister Dr.Josef Ostermayer und Bundes-minister Dr. Wolfgang Brand-stetter führten in ihren Wortendes Gedenkens die großen Leis-tungen und den Mut aus. Ab-schließend sprach Bundes-kanzler Dr. Werner Faymanndie offizielle Eröffnung aus und

betonte die Zivilcourage undden Einsatz der hier Hinge-richteten.

Im Anschluss daran legtendie Ehrengäste im ehemaligenHinrichtungsraum einen Kranzder Bundesregierung nieder undübergaben vor dem Gebäude of-fiziell die von der KünstlerinEva Schlegel entworfene Stelemit der Lichtprojektion 3 6 9.Alle Anwesenden legten weißeund rote Nelken bei der Stelenieder.

Ein besonderer Dank für dieMöglichkeit der Errichtung die-ser Stele gebührt dem Team im

Bundeskanzleramt mit Dr. Ger-hard Schmid an der Spitze, denMitarbeiterinnen und Mitarbei-tern im Justizministerium, denVertretern der Stadt Wien undinsbesondere der VOEST, diedas Material für die Stele zurVerfügung stellte.

Somit ist für jeden Bewoh-ner Wiens und alle Besucher ausdem In- und Ausland ersichtlich,welche Leistungen auch die ös-terreichische Bevölkerung zurBefreiung von der NS-Diktaturgeleistet hat.

GK

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Präsentation der Zeittafeln vor dem Wiener Straflandesgericht

E ine wesentliche Tafel be-trifft auch die Opfer derNS-Unrechtsjustiz, wo

unter dem Begriff 369-Wochennäher darauf eingegangen wird.Wir verweisen auch auf unse-ren Bericht in der Nr. 43/2014des Freiheitskämpfers. Nach derBegrüßung durch den Präsi-denten des Landesgerichtesdurfte auch BundesobmannKastelic Worte des Gedenkenssprechen.

Bei den Gesprächen undVerhandlungen über die Schaf-fung und Gestaltung der natio-nalen Gedenkstätte in der Grup-pe 40 des Wr. Zentralfriedhofes,die am 11.März 2013 feierlicheröffnet worden war, ist auchder Gedanke geboren worden,vor dem Wr. Straflandesgericht

eine Gedenkeinrichtung für dievielen Opfer von Widerstands-kämpfern zu schaffen. Alle Be-teiligten waren einhellig dieserMeinung.

Ich bin daher als Sprecherder ARGE der NS-Opferver-bände sehr dankbar, dass diesnoch heuer erfolgen wird.

Die Geschichte der Rechts-sprechung in der Josefstadt

weist in 2 Tafeln besonders aufdie hunderten in den Jahren derOkkupation unserer Heimat Ös-terreich hier in Wien hinge-richteten Widerstandskämpfe-rinnen und -kämpfer hin.

Das Symbol 369 bezeichnetdie Anzahl der Wochen in denen

Wien durch die NS-Herrschaftmit allem Schrecken beherrschtwurde.

Die Tafel in der Weihestät-te im ehemaligen Hinrich-tungsraum führt die Namen von619 Frauen und Männern an,die als politische Opfer ermor-det worden waren. Angeblichfehlen aber noch einige Namenund die 43 Todeskandidaten,

die am 15. April 1945 inStein/Donau hingemetzelt wor-den sind, scheinen nicht auf.

Auch in Graz und in Ge-fängnissen des Altreiches wur-den Österreicher hingerichtet.

Heute will ich einige Eck-punkte darstellen:

Bei den über 600 in diesemHaus hingerichteten Opfern wa-ren verschiedene Beweggründefür die Gegnerschaft zum NS-Regime vorhanden.

Einige arbeiteten gegen dieOkkupanten ihrer Heimat Ös-terreich, andere waren nur ge-gen das NS-Regime eingestellt.So waren Gegner: Kommunis-ten, revolutionäre Sozialisten,

Der Bundesminister für Justiz Dr. Wolfgang Brandstetterund der Präsident des Landesgerichtes für StrafsachenWien, Mag. Friedrich Forsthuber, hatten zur feierlichenPräsentation dieser Zeittafeln am Montag, den 26. Jän-ner 2015, eingeladen. Vorerst wurden die am Gerichts-gebäude angebrachten Zeittafeln erläutert, worauf dieJustizgeschichte des Gebäudes und die Rechtssituationenseit ihrer Entwicklung dargestellt sind.

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Konservative, Legitimisten,Frauen und Männer aus re-ligiösen Gründen, Gegnerdes Militärdienstes, Men-schen mit persönlicher Ab-neigung gegen das Regime.

Sie sehen daher, meineDamen und Herren, dass dieGegnerschaft zum NS-Staatflächendeckend alle Weltan-schauungen und alle Gesell-schaftsschichten umfasste.

Die ersten aus politischenGründen in Wien hingerich-teten Personen waren am30.6.1942 10 Eisenbahneraus St. Veit/Glan mit Maximi-lian Zitter an der Spitze, dieals Kommunisten im Unter-grund „Rote Hilfe“ leistetenund den Bahnverkehr sabotier-ten.

Überhaupt muss klar darge-stellt werden, dass Kommunis-ten und radikale Sozialisten diemeisten Hingerichteten stellen.

Die letzte Hinrichtung vonWiderstandskämpfern fand imLandesgericht am 22.März1945 statt. Diesmal waren es 6Männer um Kaplan Dr. Hein-rich Maier von den katholisch-konservativen Gegnern des NS-Regimes.

Der älteste Mann war derpensionierte Gendarmeriein-spektor Franz Heger, Jg. 1869,also 75 Jahre alt, der am21.11.1944 wegen „Verun-glimpfung des Führers und Ver-fassung von Schmähschriften“sterben musste.

Der jüngste Mann war derForstfacharbeiter Janez Oraze,Jg. 1925, also knapp über 17Jahre alt, der als junger Kärnt-ner Slowene wegen Unterstüt-zung und Zusammenarbeit mitden Partisanen am 24. April1943 starb.

Die älteste Frau war dieMetallarbeiterin Anna Muzik,Jg. 1891. Sie wurde als leiten-des Mitglied des Leitungsappa-rates der illegalen KPÖ undwegen Verbreitung kommunis-tischer Flugschriften am23.9.1943 ermordet.

Die jüngste Frau war dieSchneiderin Anni Gräf, Jg.1925, Mitglied der KPÖ und inder „Roten Hilfe“ tätig, Siestarb wegen Erstellung und Ver-breitung von Flugschriften fürWehrmachtsangehörige am11.1.1944 unter dem Fallbeil.

Viele Opfer mussten jahre-lang in Gefängnissen der Ge-stapo, in Anstalten im soge-nannten Altreich und in Wienund NÖ ausharren, bis sie ihreVerfahren mit den Todesurtei-len ereilten und auch die War-tezeit bis zur Hinrichtung dau-erte oft Monate. HauptmannKarl Burian wurde am 13. Okt-ober 1938 verhaftet, erst am 9.Dezember 1943 verurteilt undam 13. März 1944 hingerich-tet.

So war unser Vater Dr. Ja-kob Kastelic am 23.Juli 1940von der Gestapo verhaftet undzuerst in Wien und dann indeutschen Gefängnissen inhaf-tiert worden. Am 1. März 1944wurde er zum Tod verurteiltund am 2. August 1944 hinge-richtet.

Ein Beispiel für die Willkürder Urteile stellt der Fall desDipl.Ing. Alfred Miegl dar. BeimVolksgerichtsprozess am 3.März 1944 forderte der Staats-anwalt lebenslängliche Haft,das Gericht verurteilte Mieglaber zum Tod und er wurde am10. Mai 1944 geköpft.

Leider haben in der NS-Zeitschuldig gewordene Richteraber nach 1945 weiterhin in derJustiz tätig sein können.

Die Menschen mit verschie-denen Weltanschauungen wa-ren aber auch bereit, mit an-sonsten politischen Gegnern ge-gen das NS-Regime zu agieren.

So spannt sich der Bogenvom Lehrling Friedrich Lachnet,zu Hilfsarbeitern wie LeopoldWeis, von Facharbeitern wieElektromonteur Friedrich He-drich zu Angestellten wie DI Al-fred Miegl, von Lehrern wie Jo-hann Otto Haas zu Militärs wieKarl Burian, von Hausfrauen wieMaria Skrabal zu Beamten wieDr. Karl Lederer, bis zu Pries-tern wie Karl Roman Scholz undDr. Heinrich Maier sowie derSchwester Restituta Helene Kaf-ka, die einzige im DeutschenReich hingerichtete Nonne.

Diese Zeit des blutigen NS-Terrors in Wien muss denHinterbliebenen und deren Kin-dern und Kindeskindern zumGedenken und auch eindring-lich den nachfolgenden Gene-rationen dargestellt werden.

Die beiden Tafeln an derFront des Gerichtsgebäudessind ein wesentlicher Beitrag zudieser Aufgabe.

Danke!

Die Bundesminister fürKunst und Kultur, Verfas-sung und Medien Dr. JosefOstermayer und der Bundes-minister für Justiz Dr. Wolf-gang Brandstetter verwie-sen auf die Bedeutung derDarstellung der Justizge-schichte und gingen insbe-sondere auch auf die Situ-ation während der NS-Zeitein.

Am folgenden Tag ver-anstaltete Mag. Forsthuberim großen Schwurge-richtssaal des Landesge-richts für Strafsachen Wien

ein Symposium über die amVortag präsentierten Zeittafeln,wobei Sektionschef in Ruhe Dr.Roland Miklau über die Ab-schaffung der Todesstrafe refe-rierte, Mag. Friedrich Forsthu-ber die Baugeschichte und dieGerichtsorganisation von 1839-1873 darlegte und Professor Dr.Hans Hautmann als Historikerdie Justiz während der 1. Re-publik behandelte. Dr. UrsulaSchwarz vom Dokumenta-tionsarchiv des Österreichi-schen Widerstandes ging imDetail auf das Thema 369-Wo-chen und die NS-Zeit ein undDr. Winfried Garscha von derzentralen ForschungsstelleNachkriegsjustiz referierte überdie Justiz und Urteile für dieNS-Täter. Nikolaus Tsekas, derLeiter von Neustart Wien, re-ferierte über die Diversion undder Sektionschef im Bundes-ministerium für Justiz, Mag.Christian Pilnacek, gab einenBericht über das Jahr 2008 understellte einen Ausblick.

Unser Dank gilt insbeson-dere dem Präsidenten des Straf-landesgerichtes, Mag. FriedrichForsthuber, für seinen Einsatzzur Schaffung dieser geschicht-lich wertvollen Zeittafeln sowiedie große Anzahl von Veran-staltungen, die sich auch insbe-sondere mit dem österreichi-schen Widerstand beschäftig-ten.

GK

Seite 4 Der Freiheitskämpfer

Die am Gerichtsgebäude an-gebrachten Zeittafeln

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D er spätere Pater Ange-lus wurde am 14. März1895 unter dem Na-

men Eduard Steinwender imweststeirischen WallfahrtsortMaria Lankowitz als Sohn ei-nes Bergarbeiters geboren.

Im Alter von 18 Jahren trater in den Franziskanerorden einund bekam den OrdensnamenAngelus. Im Jahr 1920 wurde erzum Priester geweiht. Danebenstudierte er an der UniversitätGraz Theologie und wurde 1924zum Doktor promoviert.

Vier Jahre später übernahmer das Amt des Guardians imGrazer Franziskanerkloster. Inden folgenden Jahren übernahmP. Angelus nacheinander dieLeitung der Franziskanerklös-ter in St. Pölten und schließlichin Wien. Daneben engagierte

sich P. Angelus in diesen be-wegten Jahren auch politisch:er wurde Mitglied der Vater-ländischen Front und wirkte alsSeelsorger bei den Ostmärki-schen Sturmscharen. Über den1934 von den Nationalsozialis-ten ermordeten BundeskanzlerDr. Engelbert Dollfuß sagteSteinwender: „Großes hat dervon Statur aus kleine Dollfußfür Österreich getan. Er hat ...die Liebe zu Österreich geweckt...“

Den deutschen Einmarscham 11. März 1938 beschrieb P.Angelus Steinwender so: „DieRavag spielte noch einmal dieBundeshymne. ... Und dannüberstürzten sich die Ereignisse.In der Nacht noch wurde einenationalsozialistische Regierunggebildet. Am kommenden Tage

hängten die nationalso-zialistischen Flaggen,die Anhänger erschie-nen in Uniform und mitder Armbinde, die deut-schen Truppen mar-schierten ein und mit ih-nen der Führer Hitler.“

Der Provinzial derösterreichischen Fran-ziskaner, P. PelagiusKlemencic, gab an dieMitbrüder die Anwei-sung heraus: „Wir müs-sen die staatlicheObrigkeit ... anerkennenund ihr Gehorsam leis-ten. Auf der Kanzel istalles sorgfältig zu vermeiden,was irgendwie als Polemik ...an dem gegenwärtigen Systemaufgefasst werden kann.“ Aufdiese Weise suchte man Verfol-gungen durch die neuen Macht-haber möglichst zu vermeiden.

Im Juli 1939 wurde P. An-gelus Steinwender als Nachfol-ger von P. Pelagius zum Pro-vinzialminister der österreichi-schen Franziskanerprovinz ge-wählt und damit zum verant-wortlichen Ordenoberen vonrund 120 Patres und Brüdern,die in der Nachfolge des Hl.Franz von Assisi an der Donauund in den Alpen wirkten.

In dieser Zeit unterstützte P.Angelus schon die Antifaschis-tische Freiheitsbewegung Ös-terreichs (AFÖ), in der auch seinMitbruder P. Kapistran Pieller,der Kärntner Weltpriester An-ton Granig und der ehemaligeKärntner LandtagsabgeordneteKarl Krumpl engagiert waren.Im Jahr 1941 stieß zu ihnen derjunge, aus der Steiermark stam-mende Wehrmachts-Unteroffi-zier Eduard Pumpernig.

Von den Genannten warEduard Pumpernig der einzige,der die Herrschaft der Natio-

nalsozialisten überleben sollte.Er sollte von 1957 bis zu sei-nem Tod 1992 Landesobmannder ÖVP-Kameradschaft derPolitisch Verfolgten in derSteiermark und 1959 stellver-tretender Obmann des Kurato-riums der Kameradschaft wer-den. 1986/87 war er sogar Ob-mann des Kuratoriums. Von1974 bis 1985 war er Mitglieddes Österrreichischen Bundes-rates, zuletzt sogar Vorsitzen-der des Bundesrates.

Wie den Gestapo-Berichtenzu entnehmen ist, stand Pum-pernig mit legitimistischenWiderstandsgruppen in Ver-bindung, für die er im WienerFranziskanerkloser Flugblätterdruckte.

Am 6. Juli 1943 erschienenBeamte der Gestapo im Bürovon P. Angelus im Wiener Fran-ziskanerkloster und verhaftetenihn. Einige Wochen später wur-den auch seine Mitbrüder P. Ka-pistran Pieller und der Laien-bruder Frater Benno verhaftet.Nach und nach wurden imSommer 1943 13 Mitglieder derAFÖ verhaftet. Die Anklage-schrift warf P. Angelus Stein-wender vor, einen Vervielfälti-

Angelus Steinwender – Franziskanerprovinzial im WiderstandMeist waren die Priester, die im Widerstand gegen denNationalsozialismus ihr Leben hingaben, priesterliche Ein-zelkämpfer. Und selbst jene, die einer Gemeinschaft an-gehörten, hatten unter ihren Mitbrüdern kaum Mitstrei-ter. Anders war es im Fall des Franziskaners Kapistran Piel-ler, dem in der zurückliegenden Nummer des „Freiheits-kämpfers“ ein Beitrag gewidmet war: Mit ihm ging seinMitbruder und Ordensoberer Angelus Steinwender in denTod.

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Einmalige Zuwendung an Unterhaltsrentenbezieher

Die Opferfürsorgekommission hat in ihrer Sitzung vom28.4.2015 die Empfehlung ausgesprochen, aus Anlass desGedenkjahres 2015 allen Opfern und Hinterbliebenen, diemit Stichtag 1. Mai 2015 in Bezug einer einkommensab-hängigen Unterhaltsrente stehen, pro Person eine einmali-ge Zuwendung in Höhe von € 1.000,– zu gewähren. DieseZuwendung ist eine höchstpersönliche Leistung und gebührtnur den berechtigten Personen. Sie wird von amtswegen aus-bezahlt, es ist somit kein Antrag erforderlich.

Wir freuen uns, dass diese einmalige Zuwendung eineAnerkennung der Leistungen der Opfer und Hinterbliebenenist. GK

Pater Dr. Eduard (Angelus) Steinwen-der (14. 3. 1895 – † 15. 4. 1945)

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gungsapparat und eine Schreib-maschine für die Herstellungder Flugblätter zur Verfügunggestellt zu haben.

Es gehört zu den ironischenWendungen der Weltgeschich-te, dass der Prozess gegen dieMitglieder der AFÖ vor dem 5.Senat des Volksgerichtshofesausgerechnet am 20. Juli 1944hätte stattfinden sollen – demTag, an dem Oberst Claus GrafSchenk von Stauffenberg seinAttentat auf Adolf Hitler aus-führte. Das Chaos in den Stun-den nach Bekanntwerden desAttentats führte zu einer Ver-schiebung des Prozesses auf den11. August. Am Tag der Ur-

teilsverkündung war der Saal imJustizpalast bis auf den letztenPlatz gefüllt. Der Anblick desRichters, Staatsanwalts und derVertreter der Partei „war schonso, dass man klein gewordenist“, erzählte ein Zeitzeuge. DasUrteil warf den 13 Angeklagtenvor, einer „Organisation mithabsburgisch-separatistischenZielen“ anzugehören. P. Ange-lus Steinwender (den das Ge-richt natürlich mit seinem welt-lichen Namen Dr. Eduard Stein-wender nannte) und fünf weite-re Mitangeklagte wurden wegen„Vorbereitung zum Hochverrat“zum Tode verurteilt. Die übri-gen erhielten hohe Haftstrafen.

Nach der Urteilsverkün-dung wurden die zum Tode Ver-urteilten in die Todeszellen imWiener Landesgericht gebracht.Obwohl es mehrfach Gnaden-gesuche für die zum Tode ver-urteilten Franziskaner – unteranderem auch vom Wiener Erz-bischof Theodor Kardinal In-nitzer – gab, wurden P. Angelusund sein Mitbruder P. Kapistrannicht begnadigt. Sie wurdenaber zunächst auch noch nichtgetötet.

Als die Rote Armee vor denToren Wiens stand und die Be-freiung der gefangenen Wider-standskämpfer in der Luft hing,wurden P. Angelus und P. Ka-

pistran zusammen mit 44 wei-teren zum Tode verurteilten Ge-fangenen in der Nacht vom 4.auf den 5. April 1945 auf einenTodesmarsch von Wien überStockerau und Maissau nachStein geschickt. Dort verfügtedie SS am 15. April die Hin-richtung der aus Wien ange-kommenen Gefangenen. Siewurden im Hof der Strafanstalterschossen.

P. Angelus Steinwender undsein franziskanischer Mitbru-der P. Kapistran fanden ihreletzte Ruhestätte in einem Mas-sengrab in Stein.

Ralf Siebenbürger

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W ie alljährlich feier-te die „ÖVP-Ka-meradschaft der

politisch Verfolgten und Be-kenner für Österreich“ auchheuer (am 9. März 2015) einenGedenk-Gottesdienst in derWiener Michaelerkirche. Nachder Begrüßung durch den Ob-mann der „ÖVP-Kamerad-schaft der politisch Verfolgtenund Bekenner für Österreich“,KR Dr. Gerhard Kastelic, zele-brierte Pfarrer P. Dr. Peter VanMeijl SD diesen Gedenk-Got-tesdienst für all jene Kamera-dinnen und Kameraden, die fürÖsterreich ihr Leben hingege-ben haben.

Nach dem Gedenk-Gottes-dienst führte Pfarrer P. Dr. Pe-

ter Van Meijl die Kameradin-nen und Kameraden wie auchdie Vertreter der ÖVP in dieTurmkapelle zum dortigen„Dachauer Kreuz“, welchesüberlebende Österreicher inDachau errichtet und späternach Wien gebracht hatten.Auch befindet sich ein Denk-mal des ermordeten Bundes-kanzlers Dr. Engelbert Dollfußin der Turmkapelle.

Anschließend begaben sichdie Kameradinnen und Kame-raden zum Wiener Albertina-platz, wo die Gedenkveranstal-

tung der ÖVP des 1. Bezirksbeim ehemaligen Philipphofstattfand. Die ÖVP Innere Stadterinnerte des 70. Jahrestagesder Zerstörung des Philippho-fes und an die Opfer des Krie-ges. Kurz vor dem Ende desZweiten Weltkriegs wurde derPhilipphof am 12. März 1945bei einem Bombenangriff derAlliierten zerstört, knapp 300Menschen wurden im Luft-schutzkeller unter den Trüm-mern begraben. Nur ein Teil derOpfer wurde geborgen.

MH

Alljährlicher Gedenk-Gottesdienst in der Wiener Michaelerkirche

„Dachauer Kreuz“ in derTurmkapelle der Wiener Mi-chaelerkirche im Andenkenan die im KZ Dachau ermor-deten Österreicher

Pfarrer P. Dr. Peter Van Meijl SDS mit Kameradinnen und Kameraden und Vertretern der ÖVP (MMag. Markus Figl undKlubobmann KR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger) in der Turmkapelleder Wiener Michaelerkirche

Gedenken des BundesheeresAm 8. April 2015 fand bei der Gedenktafel am Spitz vor

dem Floridsdorfer Amtshaus in Wien eine Kranzniederle-gung durch den Militärkommandanten von Wien, BrigadierMag. Kurt Wagner, und dem Bezirksvorsteher Georg Pa-pai statt. Die Opferverbände waren eingeladen daran teil-zunehmen und wir konnten der Widerstandskämpfer MajorKarl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleut-nant Rudolf Raschke, die vor 70 Jahren, am 8. April 1945ermordet worden sind, in würdevoller Form gedenken. GK

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Gedenken der Schulen fürdie NS-Opfer

Am 11. März 2015 veranstalteten die Arbeitsgemeinschaftder NS-Opferverbände und das Dokumentationsarchiv des ös-terreichischen Widerstandes die traditionellen Gedenken an-lässlich der Annexion durch Hitler-Deutschland im März 1938.Zu diesen Veranstaltungen waren jeweils auch Schüler gekom-men, die sich in der Schule mit diesem Thema befassten und mitihren Texten und Lesungen wesentlich zur Gestaltung dieser Ver-anstaltungen beitrugen.

Begonnen wurde um 9:00 Uhr beim Amtshaus Floridsdorf beider Gedenkstätte für Biedermann-Huth-Raschke mit der Begrüßungdurch einen Vertreter der Sozialdemokratischen Freiheitskämpferund einer Ansprache von Mag. Stephan Roth vom Dokumenta-tionsarchiv. Schüler und Schülerinnen des GRG 21 „Bertha von Sutt-

ner-Schulschiff“, unter derLeitung von Mag. BernhardGolob, berichteten von ihreneigenen Arbeiten zur Aufar-beitung der NS-Zeit.

Um 10:30 Uhr in der Wei-hestätte im LandesgerichtWien sprach Dr. Kastelic dieBegrüßungsworte für die Ar-

beitsgemeinschaft,Dr. Winfried Gar-scha vom Dokumen-tationsarchiv erläu-terte in sehr an-schaulichen Wortendie Ereignisse in die-sem Raum und unterder Leitung vonMag. Gerold Krötererzählten Schülerund Schülerinnendes BRG 1 „Schot-

tenbastei“ über ihr Schulpro-jekt „vertriebene Schüler desBRG 1 1938“.

Schließlich um 12:00 Uhr,in der Gedenkstätte für dieOpfer der Gestapo Wien inder Salztorgasse 6, begrüßteDr. Garscha die Erschienenenund der wissenschaftliche

Leiter des Dokumentationsarchivs erläuterte den zahlreich anwe-senden Schülerinnen und Schülern des G 19 „Gymnasiumstraße“die Ereignisse der Jahre 1938 bis 1945. Unter der Leitung von Mag.Martin Krist lasen die Schülerinnen und Schüler aus Reinhold Eck-felds Buch „Letzte Monate in Wien“.

Wir erachten die Zusammenarbeit mit den Wiener Schulen alseine wesentliche Aufgabe zur Information und Weiterbildung derJugend.

GK

Gedenken in Stein/DonauAm 12. April führte dieArbeitsgemeinschaft eineGedenkfahrt nach Ha-dersdorf am Kamp undStein an der Donau durch.

Das Gedenken in Ha-dersdorf war als Veranstal-tung der ARGE geplant, je-doch musste ich zu meinemBedauern feststellen, dassdurch den Redner Mag.Wolfgang Mahrer, Gemein-derat der Kommunisten undLinkssozialisten im Krem-ser Stadtgemeinderat,eine Werbeveranstal-tung für die KPÖ undfür Russland gemachtwurde. Unter diesenVorausse tzungenwird es der ÖVP Ka-meradschaft nichtmehr möglich sein,eine solche Veran-staltung mitzutragen.

Seit 2 Jahren ist nicht mehr die Arbeitsgemeinschaft Ver-anstalter der Gedenkkundgebungen am Friedhof in Stein undvor und im Strafgefangenenhaus, sondern lädt die Stadt Kremsein. Heuer war besonders die Enthüllung eines Denkmalesfür die vielen ermordeten polnischen Gefangenen vorgese-hen, sodass auch eine große Delegation aus Polen und ander Spitze der polnische Botschafter in Österreich teilnah-men und Ansprachen hielten. Bundesobmann Kastelic konn-te als Vertreter der ARGE vor dem Gefangenenhaus mit ei-ner kurzen Ansprache auf die besondere Situation der 43 imGefangenenhaus ermordeten und bereits in Wien zum Todeverurteilten Opfer eingehen. Er betrachtete das Wechselbadzwischen Strafe, Hoffnungslosigkeit, Hoffnungsschimmer,Leidensweg nach Stein und dann die Ermordung.

GK

Kranzniederlegung

Das neue Polendenkmal

Dr. Garscha, Dr. Gerhard Kastelic (ARGE), Botschafter Jerzy MARGANSKI und Bürgermeister Dr. Reinhard Resch

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Seite 8 Der Freiheitskämpfer

Beim Zwischenstopp in der Neutorgasse 2/Concordiaplatz,wo sich eine Gedenktafel für Dr. Hans Zimmerl und ande-re Mitglieder der Österreichischen Freiheitsbewegung Grup-

pe Scholz befindet, sprach Bundesobmann Dr. Kastelic Wortedes Gedenkens. Er stellte Dr. Johann Zimmerl, Rechtsanwalts-anwärter geboren am 1.9.1912, vor, der in der österreichischenFreiheitsbewegung Stellvertreter des Leiters Karl Roman Scholzwar. Er wurde am 22. Juli 1940 verhaftet, erst im Gestapoge-fängnis am Morzinplatz verhört und dann in deutsche Gefäng-

nisse wie Krefeld, Anrath und Duisburg gebracht. Am 1. März1944 wurde er als einer von insgesamt 11 Männern zum Tode ver-urteilt und am 10. Mai 1944 im Wiener Landesgericht hinge-richtet. Von den zusammengeschlossenen Gruppen Scholz-Kas-

telic-Lederer wurden schließlich 9 Funktionäre hingerichtet und5 sind in der Haft gestorben. Von der Gestapo sind über 300 Per-sonen erfasst worden, die aber wegen erklärtem Platzmangel nichtalle verhaftet worden sind. Sie sind insgesamt mehr als 362 Jah-re im Gefängnis gewesen.

Der nächste Zwischenstopp fand am Hof am Eingang zu al-ten Hauptfeuerwache statt, wo in Vertretung von Prof. Harry Ko-pietz, dem 1. Präsidenten des Wiener Landtages, der stellvertre-tende Personalvertretungsobmann der Wiener Feuerwehr Wortedes Gedenkens an die Anwesenden richtete.

Die Abschlusskundgebung fand mit dem Präsidenten desösterreichischen Gewerkschaftsbundes, Erich Foglar, statt, deran die Bildung der ersten demokratischen Wiener Gemeinde-verwaltung nach dem Sturz des NS-Regimes am 13. April 1945erinnerte und darstellte, dass bereits zwei Tage später die Grün-dung des ÖGB erfolgt ist.

Neben ehemaligen Opfern, Angehörigen und Mitgliedern derOpferorganisationen nahmen Abordnungen von Schülern ver-schiedener Schulen an diesem Gedenkmarsch teil. Es ist von we-sentlicher Bedeutung, dass gerade den jungen Menschen die Ge-schichte unserer Heimat Österreich sehr bildhaft nahe gebrachtwird.

GK

Gedenkmarsch für die letzten Opfer des NS-Regimes – 70 Jahre Befreiung

Gedenken am Wiener WestbahnhofAm 1. April dieses Jahres legten Vertreter der Opferver-

bände zum Gedenken an den sogenannten Prominententran-sport mit 150 gefangenen ehemaligen politischen Funktio-nären sowie rassisch Verfolgten einen Kranz nieder.

GK

Prof. Schwantner, Dr. Norbert Kastelic, Dr. Winfried Garscha

Am 13. April 2015 veranstaltete die Arbeitsgemeinschaftder NS-Opferverbände und Widerstandskämpfer Öster-reichs einen Gedenkmarsch, der um 13:00 Uhr bei derFörstergasse 7 im 2. Bezirk begann. Bei der Gedenktafelfür die letzten ermordeten Juden durch NS-Schergen spra-chen der Generalsekretär der israelitischen Kultusge-meinde, Mag. Raimund Fastenbauer, und der ZeitzeugeWalter Kaliwoda.

Gedenktafel für Dr. Zimmerl

Dr. Gerhard Kastelic Vertreter der Opferverbände

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Seite 9Der Freiheitskämpfer

D ie Keimzelle der Ge-sellschaft ist die Fami-lie. Seit einigen Jahr-

zehnten wird in verschiedenenLändern versucht, die Natur derFamilie als Keimzelle der Ge-sellschaft durch Gesetze zu re-lativieren. Die Gesetzgeber inden verschiedensten Ländernunternehmen es,die Institutionder Familie im-mer mehr den diversen Wün-schen und Welt-anschauungenanzupassen unddie natürliche Fa-milie aufzulösen.Kinder sind dieunschuld igenOpfer solch willkürlicher Fa-milienkonstruktionen.

Kinder haben kein Rechtmehr auf einen natürlichen Va-ter, eine natürliche Mutter undeine natürliche Familie. Unge-borene Kinder haben de factonicht einmal ein Recht auf Le-ben. Eine öffentliche Diskus-sion über das Wesen der Fami-lie gibt es nicht.

Fortpflanzungsmedizin-rechts-Änderungsgesetz2015 (FMedRÄG 2015)

Mit dem Fortpflanzungs-medizinrechts-Änderungsge-setz 2015 (FMedRÄG 2015) ist

die Institution der Familie inÖsterreich durch den Gesetz-geber weiter relativiert worden.

Das Wohl des Kindes spieltbei den Fragen des Fortpflan-zungsmedizinrechts absolut kei-ne Rolle mehr.

Durch das FMedRÄG 2015werden solche Dinge wie Ei-

zel lspende,Samenspen-de, künstlicheBefruchtungund Präim-plantationsdi-agnostik kon-stitutiv für denBegriff derF a m i l i e .Durch dasF M e d R Ä G

2015 werden neue Fakten überdas Wesen der Familie ge-schaffen. Die biologische Mut-ter ist von nun an nicht mehrautomatisch die Mutter ihres ei-genen Kindes und ein Kindkann 3 oder 4 Eltern haben (bio-logische Eltern, soziale Elternusw.).

Die Zustände für Kinderwerden immer schlimmer

Der Kommerzialisierungvon Kinderleben (künstlicheBefruchtung etc.), Müttern (Ei-zellspende etc.) und Vätern (Sa-menspende etc.) wird Tür undTor geöffnet.

Die Familie ist von nun annichts Natürliches mehr und El-ternschaft hat nichts mehr mitder natürlichen Fortpflanzungzu tun.

Familienkonstrukte, die vonNatur her gar nicht zur Fort-pflanzung befähigt sind, habenvon nun an ein Recht auf Kin-der, während die betreffendenKinder nur mehr eine Ware fürdie Interessen nicht-natürlicher„Eltern“ sind.

Die Bedürfnisse verschiede-ner Interessensgruppen sindwichtiger als das Kindeswohl.

Kinder selbst sind nur mehreine Ware, die man bei Bedarfeinfordern oder aber auch weg-werfen kann (Abtreibung). Kin-der sind nicht mehr GeschöpfeGottes, sondern Geschöpfe derMedizin und der bloßen Will-kür.

Die für die Entwicklung derKinder wichtigen Beziehungenzur eigenen Mutter und zum ei-genen Vater werden kontinu-ierlich gestört.

Gemäß der UN-Kinder-rechtskonvention hätten Kinderdas Recht auf eine Familie, el-terliche Fürsorge und ein si-cheres Zuhause (Artikel 9) unddas Recht auf Betreuung beiBehinderung (Artikel 10). Zwarwurde die UN-Kinderrechts-konvention 1990 von Österreichunterzeichnet, aber mit demFMedRÄG 2015 wird sie fak-tisch wieder abgeschafft, indem

man den Begriff der Familieeinfach abänderte.

In eingetragenen Partner-schaften etwa kann schwerlichvon „Vater“ und „Mutter“ ge-sprochen werden. Daher wer-den „Vater“ und „Mutter“sprachlich ersetzt durch Termi-ni wie „Elter 1“ und „Elter 2“oder „Elternteil 1“ und „El-ternteil 2“. Söhne und Töchterkönnten in Zukunft als Kind 1,Kind 2, Kind 3 usw. bezeichnetwerden.

In Wirklichkeit braucht einKind Mutter und Vater undnicht „Elter 1“ und „Elter 2“.Aber dem Gesetzgeber ist dasKindeswohl gleichgültig.

Das „Institut für medizini-sche Anthropologie und Bioe-thik“ (IMABE) beispielsweisemachte in einer Stellungnahmefolgende 4 Einwände gegen dasFMedRÄG 20151:1. Kinder haben ein Recht auf

Vater und Mutter – nicht um-gekehrt

2. Eizellspende: Gesundheits-risiken für Frauen

3. Präimplantationsdiagnostikkann Krankheit nicht ver-hindern. Sie ist ein Instru-ment der Selektion und Dis-kriminierung.

4. Eine breite gesellschaftspo-litische Debatte ist nötig –und sie braucht Zeit!

MH1 http://www.parlament.gv.at/

PAKT/VHG/XXV/SNME/SNME_02282/imfname_375428.pdf

Transformation der FamilieDer Gesetzgeber relativiert das Wesen der Familie – ZumFortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz 2015(FMedRÄG 2015)

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Ausstellung am Wiener Heldenplatz „41 Tage“

Am 18. April 2015 fand die Eröffnung der Ausstellung „41 Tage Kriegsende 1945 – Verdichtung der Gewalt“ statt.Es ist es wert, diese Ausstellung zu besuchen, an einer öf-fentlichen Führung teilzunehmen oder weiterführende Infor-mation und Veranstaltungen zu besuchen. Näheres darüberkann aus dem Internet erfragt werden, die Ausstellung ist bis 9. Juli 2015 zugänglich. GK

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Seite 10 Der Freiheitskämpfer

D ie Sozialistische Links-Partei (SLP) rief zu ei-ner Protestkundgebung

gegen diese Dollfuß-Veranstal-tung auf, obwohl EngelbertDollfuß einer der wenigen Poli-tiker seiner Zeit war, der nichtbereit war, mit Hitler zu koope-rieren.

Im Aufruf der SLP zu die-ser Protestkundgebung hieß esunter anderem:

„Gerade heute erleben wir,ähnlich wie in der Wirtschafts-krise Ende der 1920er Jahre,wieder massive Entdemokrati-sierung, verbunden mit Angrif-fen auf Lebensstandards, Löhneund erkämpfte Rechte. Banken,Konzerne und ihre politischenVertreterInnen setzen immermehr auf autoritäre Maßnahmen,um ihre Herrschaft zu sichern,wie gerade jetzt in Griechenland.Auch in Österreich werden sozi-ale Rechte abgebaut, Löhne ge-kürzt und Jobs gestrichen.“ 2

Statt sich an die Verant-wortlichen für den Weltschmerz

der Sozialistischen LinksPartei(SLP) zu wenden, richtet sichdie SLP in denunziatorischerAbsicht gegen Engelbert Doll-fuß, gegen den oben genanntenVortrag und gegen den Veran-stalter dieses Dollfuß-Vortrags.

Einerseits beklagt die SLPeine „massive Entdemokrati-sierung“, andererseits gehört eszum Selbstverständnis der So-zialistischen LinksPartei (SLP),die Schuld für die „Entdemo-kratisierung“ bei den anderenzu suchen und diese anderen da-für zu verfolgen. Die SLP ver-stärkt also nur die von ihr be-klagte „Entdemokratisierung“;das ist ein nicht ganz ungefähr-licher Selbstbetrug bzw. Betrug.

Warum macht die Sozialis-tische LinksPartei (SLP) aus-gerechnet die Katholisch-Ös-terreichische LandsmannschaftStarhemberg dafür mitverant-wortlich, dass etwa „in Öster-reich soziale Rechte abgebaut,Löhne gekürzt und Jobs gestri-chen“ werden, wo doch die

K.Ö.L. Starhemberg nicht imgeringsten dafür verantwortlichist?

In Bezug auf das Selbstver-ständnis der K.Ö.L. Starhem-berg heißt es auf deren Home-page:

„Wir bekennen uns zum katholischen Glauben und treten für eine stete Verlebendi-gung des katholischen Gedan-kengutes ein“ und: „wir beken-nen uns zu einem unabhängigenösterreichischen Staat und ei-nem österreichischen Patrio-tismus…“ 3

Katholischer Glaube undPatriotismus sind also die Be-

stimmungen, die von den „Anti-faschisten“ ins Visier genom-men werden. Die ewig gestri-gen Propagandaparolen derSLP richten sich gegen Heimatund Glaube.

In Ermangelung real exis-tierender Nazis bei katholi-schen Farbstudenten wird derNazi-Begriff beliebig ausge-dehnt, um gläubige Katholikenund Patrioten für „Rechts“ (ge-meint ist damit meist: „Nazis“)erklären und verfolgen zu kön-nen.

Es scheint einen dringendenBedarf zu geben, Menschen zuNazis zu stempeln, weil mit

dem „Kampf gegen Rechts“wohl auch Steuergelder zu lu-krieren sein dürften.

Während man zur Zeit desNationalsozialismus den Anti-faschismus mit seinem Lebenbezahlte, bedeutet er heutzuta-ge nichts als Opportunismus.

Unter dem Vorwand derWeltoffenheit steigt die Mei-nungsdiktatur

Dass in Österreich die Ver-folgung von Christen wieder zu-nimmt, davon zeugen bei-spielsweise zunehmende Über-griffe nihilistischer Gruppie-rungen gegen Mitglieder ka-tholischer Studentenverbindun-

Protestkundgebung gegen Dollfuß-Veranstaltung in WienUnter dem Vorwand der Toleranz steigt die Intoleranz

Am 13. April 2015 fand in Wien eine Veranstaltung über Engelbert Dollfuß statt. DieKatholisch-Österreichische Landsmannschaft Starhemberg lud zu folgendem Vortrag:„Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und der österreichische Ständestaat“. Referent warder Historiker Dr. Albert Pethö, von dem im „Freiheitskämpfer“ ein zweiteiliger Arti-kel über das Corps Ottonia veröffentlicht wurde.1 Das Corps Ottonia wurde von KarlBurian gegründet, der wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus am13. März 1944 hingerichtet wurde.

Protestkundgebung gegen Dollfuß-Veranstaltung in Wien

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Wie die Tiroler Tageszeitung1

vom 19.04.2015 berichtet, wird dasBefreiungsdenkmal in Innsbruck umdie Namen von weiteren 16 Opferndes katholisch-konservativen Wider-stands gegen den Nationalsozia-lismus erweitert. Diese Erweiterungist allerdings noch nicht erfolgt, eingenauer Termin dafür scheint nochnicht festzustehen.

Die Namen der 16 Opfer des ka-tholisch-konservativen Widerstands

zwischen 1938 bis 1945 sind demBuch von Gisela Hormayr „Die Zu-kunft wird unser Sterben einmal an-ders beleuchten“ entnommen.

Bisher waren am Befreiungs-denkmal auf dem Eduard-Wallnö-fer-Platz die Namen von 107 NS-Opfern angebracht, die in Tirol ih-ren Widerstand gegen den Natio-nalsozialismus mit dem Leben be-zahlten. Das Befreiungsdenkmalwurde 1948 von Franzosen und Ti-rolern errichtet, aber nie einge-weiht.

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gen wie etwa des Österreichi-schen Cartellverbands (ÖCV)und des Mittelschüler-Kartell-Verbands (MKV). Wir berichte-ten über solche (mitunter sehrgewalttätigen) Übergriffe gegenkatholisch Korporierte im Frei-heitskämpfer Nr. 38.4

Unter dem Vorwand derWeltoffenheit, der Toleranz unddes „Antifaschismus“ werden

der katholische Glaube, der Pa-triotismus und alles andere, wasnicht nihilistisch ist, zur Ziel-scheibe. Der Nihilismus ist ge-gen die Institution der Familie,gegen die Heimat, gegen dieKultur und gegen die Kirche ge-richtet. Das sind alles Formender Einheit von Individuen: Fa-milie, Staat und Religion (aberauch Korporationen). Diese For-

men der Einheit von Individuensind für katholische Studenten-verbindungen konstitutiv, für diestets gut organisierten anar-chistischen und nihilistischenGruppierungen ein rotes Tuch.

Alles Ethischeund Christliche, dasMenschen verbindet,wird der Verfolgunganheimgestellt.

Nihilistische Gruppierun-gen bringen dasjenige hervor(Intoleranz, Borniertheit, Hassetc.), was sie angeblich be-kämpfen wollen.

MH

Seite 11Der Freiheitskämpfer

1 http://www.tt.com/panorama/9906551-91/erinnern-an-den-tiroler-widerstand.csp

In Kärnten wurde am26.04.2015 in Zell/Sele einDenkmal für die Wider-standskämpfer und NS-Op-fer aus dem Ort eingeweiht.In einem Marmor-Monu-ment sind die Namen der Op-fer eingemeißelt. Univ.-Prof.Dr. Peter Gstettner (vomMauthausen-Komitee Kärn-ten/Koroška) hielt die An-sprache bei der Einweihung.Wir dürfen hier dankens-werterweise seine Ansprachewiedergeben:

Auch das Schweigen war eindeutsches Schweigen

Sehr geehrte Damen und Herrn,spoštovane kolegice in kolegi!

Dass ich gebeten worden bin,hier bei der Denkmaleinweihungzu sprechen, verdankt sich nebenanderem auch dem Umstand,dass ich von Beginn an die Pro-jekte der Initiative „Hlipovčnik-Bunker“ begleiten durfte. – Dassdiese Ansprache in Deutsch ge-halten wird, verweist u.a. auf fol-genden Sachverhalt: Die NS-Op-

fer von Zell/Sele wurden in einerZeit hingerichtet bzw. kamen ineinem KZ um, als die deutschenund österreichischen Nazis mitihren „Blutrichtern“ und SS-Schergen über Leben und Todentschieden. In deutscher Spra-che wurden die Urteile ausge-stellt, in deutscher Sprache wur-de den Hingerichteten das Le-bensrecht und die Ehre aber-kannt- „Sie sind für immer ehr-los“, hieß es im Todesurteil. AufDeutsch mussten die KZ-Häft-linge ihre Nummer sagen, wennsie beim Appell aufgerufen wur-

den. Wenn sie das nicht sofort er-lernten, konnte das ihren Tod be-deuten. Und wenn sie ihre Num-mer auf Deutsch sagen konnten,ihr Überleben für diesen Tag. DieNazis hatten ihnen ihren Namengeraubt, längst bevor sie ihnendas Leben raubten.

Auch wenn manche Kolla-borateure slowenisch oder kro-atisch gesprochen haben, die Tä-tersprache war Deutsch. Das isteine Tatsache. Sie ist nicht re-lativierbar, auch wenn wir heu-te von einem Nazi-Unrechtstaatsprechen und wenn die Verur-

Ansprache bei der Einweihung des Denkmals für die NS-Opfer von Zell/Sele am 26. April 2015

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Befreiungsdenkmalauf dem Eduard-

Wallnöfer-Platz inInnsbruck

Erinnern an den katholisch-konservativen Tiroler Widerstand

1 Siehe „Freiheitskämpfer“ Nr. 36 und 37.2 https://www.facebook.com/events/1587736771483995/3 http://www.koel-starhemberg.at/%C3%BCber-uns.html4 Siehe „Freiheitskämpfer“ Nr. 38, Seite 11.

Page 12: Angelus Steinwender Franziskanerprovinzial im Widerstand ...€¦ · Der Freiheits - kämpfer Organ der Kämpfer für Österreichs Freiheit 64. Jahrgang – Nr. 44 – Juni 2015 Angelus

teilten als „rehabilitiert“ gelten.Die Aufhebung der Unrechtsur-teile der damaligen Nazi-Juris-ten geschah in Österreich erstvor 5 ½ Jahren. Dies ändertenichts an dem Umstand, dass dieWiederherstellung der Ehre derHingerichteten Jahrzehnte langkein Anliegen des deutschspra-chigen Kärntens war. Lieber tot-schweigen als erinnern, war dasMotto.

Auch das Schweigen über dieNazi-Verbrechen in Kärnten ge-schah in deutscher Sprache. Eswar ein deutsches Schweigen,ein beredtes Schweigen, das baldzum deutschen Vergessen wur-de. Slowenisch waren Trauer undVerzweiflung; geflüstert und ge-stammelt waren die sloweni-schen Gebete und Fürbitten, amheimatlichen Herd und in derKirche. In Deutsch wurde da-für über etwas Anderes sehrwohl gesprochen, nämlich dar-über, ob die Täter vielleicht nichtauch „Opfer“ gewesen wären,zumindest „Opfer von Verfol-gung“ nach 1945. Wir kennendas alle, weil es öffentlich ge-schah: Am Ulrichsberg wurdeja schon seit Jahren vom „Op-fergang der Weltkriegsteilneh-mer“ und von den Kriegs-handlungen jener SS-Soldatengesprochen, die angeblich da-mals schon für ein „vereintesEuropa“ gekämpft haben.

So kam es, dass die Täter-gesellschaft ihre „Helden“ auf

einer Unzahl von Kriegerdenk-mälern verewigte. Im Gegenzugwurden die NS-Opfer aus demGedächtnis verdrängt, um sieschließlich ganz vergessen zumachen. Folglich war es nichtopportun, ihnen offizielle Denk-mäler zu setzen. Die Schicksaleund die Namen der NS-Opfersollten auf diese Weise aus derdeutsch-kärntner Heimatge-schichte verschwinden; dies ge-schah absichtsvoll oder nicht,vielleicht war es auch dem kol-lektiven Unbewussten geschul-det. Jedenfalls wurden damit ge-nau die Menschen aus dem Ge-schichtsbewusstsein eliminiert,die die wahren Helden und Hel-dinnen waren; sie hatten sichnicht mit den Nationalsozialis-ten arrangiert, sie waren keineMitläufer und keine Mittäter, siewaren auch keine Karrieristen,die eine Position im Naziappa-rat haben wollten. Sie wareneben im Widerstand. In dieser

Zeit der brutalsten Kriegsver-brechen der Nazi-Deutschen re-präsentierten sie die Hoffnungauf die kommende Befreiung.Dafür setzten sie das Kostbar-ste ein, was Menschen haben:ihr Leben. Sie gaben es hin füreine Zukunft in Freiheit.

Dass die Befreiung im Früh-jahr 1945 auch am KärntnerHorizont herauf dämmerte, ver-dankt auch das „DeutscheKärnten“ diesen mutigen Män-nern und Frauen. Deshalb istder heutige Tag nicht nur einGedenktag unter vielen, die der-zeit überall in Österreich be-gangen werden. Für uns, für dieKärntner Mehrheitsbevölkerungvor allem, soll die heutige Denk-maleinweihung auch ein Denk-Anlass sein, eingedenk der Zeit,in der die Mehrheit auf der Sei-te der absoluten Macht und Un-menschlichkeit stand und bei derAuslöschung aller menschlichenWerte mitwirkte.

Mit den Langzeitfolgen die-ser verkehrten Welt, in der dieradikale Umwertung allermenschlichen Werte geschah,sind wir permanent konfrontiert:Der Mensch hat sich vomMenschsein immer weiter ent-fernt. Und ist das menschlicheZusammenleben einmal sogrundlegend zerstört, lässt sichdas nur mehr schwer wieder gutmachen. Die Zeit jedenfalls heiltkeine Wunden. So fanden Hassund Gewalt in vielerlei GestaltFortsetzung bis in die heutigenTage. – Ein Denkmal wird dar-an so viel oder so wenig ändernwie ein Grabmal. Vielleicht kannaber – das ist unsere Hoffnung– die lebendige Erinnerung andie Menschen, die durch ihrHandeln dem Krieg und Terrordie Stirn boten, unserem eige-nen Handeln Orientierung ge-ben und uns zukunftsfähig ma-chen im eigenen Widerstand ge-gen Unrecht und Gewalt.

Ich danke für ihre Aufmerk-samkeit. Hvala lepa

Zum Redner: Univ.-Prof. i.R.Dr. Peter Gstettner war von1981 bis 2004 Professor fürErziehungswissenschaft ander Universität Klagenfurtund gründete 1994 das Maut-hausen Komitee Kärnten.

Seite 12 Der Freiheitskämpfer

Impressum:

Medieninhaber und Herausgeber:Kuratorium der ÖVP Kamerad schaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, 1080 Wien, Laudongasse 16Tel: 01/406 11 44Fax: 01/401 43-350Schriftleitung: Dr. Michael Höfler

Fotos: Archiv, Michael Höfler, privat, www.fotolia.at, Franzis-kanerprovinz Austria. Bund Sozialdemokratischer Freiheits-kämpfer/innen, Ivan Filipovic,wikimedia, www.eduard-wallnoe-fer-platz.at, https://familiefa-milienrecht.wordpress.com

Satz/Umbruch: Tanja Pichler,1070 Wien, Kaiserstraße 94

Druck: Druckerei Lischkar,Migazziplatz 4, 1120 Wien

Offenlegung

Medieninhaber: ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Ös-terreich (Kuratorium) Vereinsgegenstand: Zweck des Vereines ist insbesondereauch die Pflege und Festigung der Kameradschaft aller, die für Österreichs Freiheitgekämpft oder im Kampf gegen den Nationalsozialismus Leid und Verfolgung er-litten haben, die Pflege der pietätvollen Erinnerung an Kameraden, die für Öster-reich ihr Leben hingegeben haben, sowie Kampf gegen jede Diktatur, Klassen- undRassenhass für Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde undBekenntnis zu Österreichs Unabhängigkeit und seiner historischen Stellung inEuropa. Der Verein ist ein der ÖVP nahestehender Verband (§ 1 Abs. 3 der Statu-ten). Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder bei Behörden und anderen Orga-nisationen, nimmt Einfluss auf legistische und soziale Maßnahmen für die Opferdes NS-Regimes, unterstützt deren Ansprüche und informiert nachfolgende Ge-nerationen. Der Verein nominiert weiters gem. § 17 Abs. 2 des Opferfürsorgege-setzes (OFG) BGBl 185/1947, idgF Vertreter in die beim Bundesministerium fürsoziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz bestehende Opferfür-sorgekommission, seine Landesverbände gem. § 11 c) OFG Mitglieder in die beidem jeweiligen Amt der Landesregierung gebildete Rentenkommission. Dem Vorstand gehören an: Obmann KomR. Dr. Gerhard Kastelic, Obleute-Stv. Matthias Denifl, BR a.D. BezR Dr. Franz Eduard Kühnel und Mag. Wolfgang Schwarz,Schriftführer RA Mag. Dr. Marcus Zimmerbauer, Schriftf.Stv. Mag. Dr. MichaelHöfler, Kassier: Mag. Franz Stabler, Kassier Stv. Doris Neumayer. GrundlegendeAufgabe der Zeitschrift ist neben dem Bericht über die Aktivitäten des Vereinesdie Weitergabe von Information an die Öffentlichkeit und vor allem an die jüngereGeneration über beweiskräftige Tatsachenberichte, sowie Beistellung von Akten,Dokumenten und sonstigen stichhaltigen Unterlagen, die geeignet sind, den gro-ßen Anteil Österreichs am Befreiungskampf Europas unwiderleglich zu erweisen.

UrlaubssperreDas Sekretariat der Bundesleitung und der Landesleitung Wienist vom 6. Juli 2015 bis einschließlich 31. August 2015geschlossen. Dringende Anfragen bitte schriftlich oder telefo-nisch unter 01/4061144. Ein Journaldienst wird für die Weiter-leitung und Bearbeitung sorgen. Ab September 2015 ist unserSekretariat Wien 8, Laudongasse 16, 1. Stock wieder jedenMittwoch von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

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